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FACHHANDEL - · PDF fileWie Team und Bauen+Leben die Baywa-Standorte in NRW fit machen wollen. 12 baustoffmarkt 3/2014 ner fest. Von vormals über 40 Standorten

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sb. – Vorbehaltlich der

Zustimmung des Bundes-

kartellamtes übernimmt

die neu gegründete

Bauen + Leben Team

Baucenter GmbH zum

1. Juni dieses Jahres

26 Baywa-Standorte in Nordrhein-Westfalen. Aus Sicht des Münchener Konzerns ist der

Verkauf eine nachvollziehbare Entscheidung: Man hat es offensichtlich nicht geschafft, die Marke

nachhaltig in Westdeutsch land zu positionieren. Der neue Betreiber will es besser machen.

F A C H H A N D E L

Bauen+Leben-Standort in Krefeld,

Team Baucenter in Süderbrarup.

FOTOS: BAUSTOFFMARKT/SB, BAUEN + LEBEN

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Iwer Jensen ist voll des Lobes für seineneuen Partner. „Was die Bauen + LebenGruppe in Nordrhein-Westfalen leistet, isteine beachtliche Erfolgsstory“, sagt derVorstand der Team AG. Von Süderbrarupaus, der Ort liegt rund 40 km südöstlichvon Flensburg, lenken Jensen und sein Vor-standskollege Kevin Lorenzen ein Unter-nehmen mit zuletzt rund 1,8 Mrd. EURJahresumsatz und 2 000 Mitarbeitern. Davon sind 1300 in der Sparte Bau (rund350 Mio. EUR Jahresumsatz) beschäf-tigt. Team betreibt aktuell 34 Fachhan -delsstandorte in Bremen, Niedersachsen,Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie sechs Obi-Märkte. ZweitesGeschäftsfeld der Gruppe ist Energiehan-del. Erklärte Ziele unter anderem: Wachs-tum und Expansion.

„Gewisser Kontakt“ vorhanden

Bereits 2011 hatte das Unternehmen ei-nen Baywa-Standort in Kiel gekauft. Seither bestand ein „gewisser Kontakt“nach München, der sich im vergangenenJahr wieder intensivierte, wie Jensen berichtet. Nach „harten Verhandlungen“wurden die Verträge am 10. Februar un-terschrieben: Neuer Betreiber von 26 Bay-wa-Niederlassungen in Nordrhein- West -falen ab 1. Juni dieses Jahres wird, Zu -stimmung der Kartellbehörde vorausge-setzt, die Bauen + Leben Team BaucenterGmbH. An der Gesellschaft ist die TeamAG mit 70 %, die Bauen + Leben GmbH(Düsseldorf, Geschäftsführer Patrick No-wak) mit 30 % beteiligt. Was auf den ersten Blick nach klarerMachtverteilung aussieht, entpuppt sichbei näherer Betrachtung als Partnerschaftauf Augenhöhe. „Alleine hätten wir denSchritt nach Nordrhein-Westfalen nicht gemacht“, betont Jensen. Auf der Suchenach einem strategischen Partner habeman die Bauen + Leben Gruppe „kennen-und schätzen gelernt“. Ausschlaggebend,

so Jensen, sei die Dienstleistungsfunktionder Systemzentrale in Krefeld (Bauen + Le-ben Service GmbH), die unter anderemEinkauf, Marketing, EDV und Personalsteuern soll. „Das können wir nicht vonSüderbrarup aus leisten“, sagt Jensen,„wir brauchen dafür die Zentrale in NRW.“Geplant ist, dass Bauen + Leben Team Bau-center Gesellschafter der Eurobaustoff unddes Zentrallagers Westfalen (Bergkamen)wird. Den Kunden werden sich die 26 Stand orteab Frühsommer unter dem Label „Bau-en + Leben“ präsentieren. „Team kennt inNRW niemand“, begründet Jensen dieEntscheidung. Zudem sei es „für uns nichtwichtig, dass überall unser Name drauf-steht“. Der Zeitplan sieht vor, dass alle Niederlassungen innerhalb von vier Wo-chen nach Übernahme im Juni umgeflaggtsind. Die operative Verantwortung über-nimmt Wolfgang Zink als Geschäfts -führer. Die Bauen + Leben Gruppe ist über-

zeugt davon, die Standorte mit einem„Maßnahmenbündel“ langfristig rentabelmachen zu können, meint Rolf Bühner,Geschäftsführer der Krefelder Systemzen-trale: „Zum Einen werden wir die operati-ven Einheiten, sprich den Verkauf vor Ortund im Gesamten stärken, die Verantwor-tung dorthin übertragen, aber auch ein-fordern. Darüber hinaus werden wir diesehr erfolgreichen Organisationsprozesseund Abläufe der Bauen + Leben Servicekonsequent durch- und umsetzen.“ Mansei bereits in der Region tätig, so Bühner,kenne die Kundenbedürfnisse. „Wir set-zen alles daran, den Kundenkontakt zuforcieren um dadurch zielgenaue, bedarfs-gerechte, durch die Verkaufsverantwortli-chen bestimmte Sortimente zu führen.“Sowohl Team als auch Bauen + Leben be-tonen, alle 26 Standorte erhalten zu wol-len. Baywa habe in den vergangenen Jah-ren „die Hausaufgaben erledigt“ und dasStandortnetz in NRW arrondiert, stellt Büh-

Strategische Partner (v. l.): Patrick Nowak (Bauen + Leben, Düsseldorf), Iwer Jensen (Team-Vorstand),

Wolfgang Zink (operativer Geschäftsführer), Rolf Bühner (Bauen + Leben Service). FOTO: BAUEN + LEBEN

Gemeinsam sind sie starkWie Team und Bauen + Leben die Baywa-Standorte in NRW fit machen wollen

Page 3: FACHHANDEL -  · PDF fileWie Team und Bauen+Leben die Baywa-Standorte in NRW fit machen wollen. 12 baustoffmarkt 3/2014 ner fest. Von vormals über 40 Standorten

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ner fest. Von vormals über 40 Standortenwürden nun 26 an Bauen + Leben über -geben: „Dieses Paket ist ausgewogen undes ergänzt zudem ideal unser bisherigesStandortnetz.“ Auch Jensen will Kontinui-tät. Alle Standorte sollen nach „genauerBetrachtung“ erhalten bleiben und nachMöglichkeit ausgebaut werden. „Wir wer-den die Mannschaften dazu motivieren, Eigenverantwortung zu übernehmen“,sagt der Team-Vorstand. Die vormals mit-telständischen Strukturen sollen wieder -belebt werden. Dieser Prozess könne zweibis drei Jahre dauern. Wichtig sei, dassein Standort erfolgreich ist, nicht wie vielUmsatz er macht. Die rund 440 Baywa-Mitarbeiter scheintman mitnehmen zu können. Unmittelbarnach der Vertragsunterzeichnung gab esbereits eine Versammlung, zu der die neuen Betreiber eingeladen waren. Bühnerberichtet: „Im Vorfeld hatten wir keineVorstellung, wie die Mitarbeiter auf dieneue Situation reagieren würden. Wirhofften, dass die räumliche Nähe der In -vestoren und deren mittelständische Prä-gung hilfreich für uns sein könnten. Diedurchweg, mit wenigen Ausnahmen, sehr

positive Resonanz hat uns ehrlich gesagtüberrascht und macht uns sehr zuversicht-lich.“ Und Baywa? Den Süddeutschen ist es of-fensichtlich nicht gelungen, dauerhaft imWesten Fuß zu fassen. „Nachhaltig pro -fitabel zu sein ist das unternehmerischeZiel für alle Kernsegmente der Baywa.Im Baustoffhandel ist diese Profitabilität regional sehr unterschiedlich ausgeprägt,was sich vor allem in der VertriebsregionNordrhein-Westfalen als problematisch er-

wies“, kommentiert VorstandsvorsitzenderKlaus Josef Lutz. „Hier hat sich heraus-gestellt, dass sich die ursprünglichen Er-wartungen nicht realisieren lassen. Des-halb haben wir uns entschieden, die Bau-stoffbetriebe in NRW in die Hand eines leistungsfähigen, in der Region veranker-ten Partners zu geben, um so zum Erhaltdes Baustoffhandels vor Ort und damit zurSicherung von Arbeitsplätzen beizutra-gen.“ Spartenleiter Robert Zellmeier erwartet„insgesamt eine deutliche Entlastung“(siehe unser Interview). Der Verkauf sei unabhängig von den sonstigen Baustoff-aktivitäten zu sehen. Der Baustoffbereichals solcher stehe nicht zur Disposition, betont Lutz. Vielmehr profitiere der Bau-stoffhandel in den Stammgebieten wieBayern, Baden-Württemberg und Sachsenvon der Bekanntheit der Marke aufgrundder großen Verbreitung der weiteren Ge-schäftssegmente Agrar und Energie sowieden daraus resultierenden Cross-Selling- Effekten. In den genannten Ländern ver -füge das Unternehmen zudem über eine„in Jahrzehnten gewachsene Reputationim Baustoff-Fachhandel“. ■

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sb. – Herr Zellmeier, was hat konkretden Ausschlag für den Verkauf derNRW-Standorte gegeben?

Ausschlaggebend für den Verkauf derStandorte war die Gesamtentwicklungunserer Vertriebsregion in NRW. Es hatsich herausgestellt, dass sich die ur-sprünglichen Erwartungen bezüglichProfitabilität hier nicht erfüllen lassen.Der Baustoffhandel hat seine eigenenGesetze und die regionale Verankerungspielt dabei eine nicht unerhebliche Rol-le. Die Baywa konnte hier nicht auf derBekanntheit ihres Namens und der damitverbundenen Reputation aufsetzen, wiedies in den Baywa-Kernregionen der Fallist. Der Baustoffbereich als solcher stehtaber nicht zur Disposition, das hat dasBaywa-Management im Zusammenhangmit dem Verkauf der NRW-Standorteausdrücklich betont. Und lassen Sie michbei der Gelegenheit eines klar stellen,um die leidige Geschichte um eine ent-sprechende Falschmeldung ein für alle

Mal aus der Welt zu schaffen: Wir werdenuns nicht aus dem Baustoffhandel zurück-ziehen, sondern in unseren Kernregionenauch weiterhin als starker Partner vor Ortsein.

Erst der Rückzug aus Norddeutschland,jetzt aus dem Westen – warum hat esBaywa nicht geschafft, im Baustoffhan-del zur nationalen Marke zu werden?

Es war nie das erklärte Ziel der Baywa, imBaustoffhandel deutschlandweit zu einernationalen Marke zu werden. Der Plan wares, das Vertriebsgebiet über das Bestehen-de hinaus auf ausgewählte baustarke Re-gionen auszudehnen, indem man Opportu-nitäten nutzte, die sich aus dem strukturel-len Wandel im mittelständischen Baustoff-handel ergaben. Dies führte ab 2005 inmehreren Schritten zur Expansion in NRW.Die Aktivitäten im Norden haben eine ganzandere Geschichte und sind deshalb nichtvergleichbar: Die RBZ Kiel war keine Akqui-sition, sondern kam 1996 als Franchise-

Drei Fragen…… an Robert Zellmeier, Baywa-Spartenleiter

partner zur Baywa und war später bis2011 eine Baywa-Niederlassung.

Wie wollen Sie die fehlenden Umsät-ze kompensieren?

Die Umsatzgröße allein ist nicht unbe-dingt entscheidend. Wichtiger ist, wie esauf der Ergebnisseite aussieht. Und hiererwarten wir durch diesen Schritt für denBereich Baustoffe insgesamt eine deutli-che Entlastung. Auf Ebene des Ergebnis-ses vor Zinsen und Steuern rechnen wirvon 2015 an mit einer Verbesserung von7 bis 9 Mio. EUR. Insgesamt gilt also fürden gesamten Baustoffbereich, langfri-stig profitabel zu sein. Das ist eine Her-ausforderung, der wir uns in allen Kern-regionen stellen müssen.

INFO

Die Bauen+Leben Gruppe ist eine Alli-anz selbstständiger mittelständischer

Baustoff-Fachhändler und Gesellschafterder Eurobaustoff (derzeit 25 Standortein NRW, zwei in Sachsen). Die Gruppe er-reicht nach eigenen Angaben einen Au-ßenumsatz von rund 129 Mio. EUR undbeschäftigt regional aktuell 360 Mitar-beiter. Aufgabe sei die Zentralisierungder Leistungen; Bauen+Leben sei kein„Bonus-Additionsverein“.

FOTO

: BA

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