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Modul 261 Theorie und Praxis gemeinwesen- und raumbezogener Sozialer Arbeit Settlement Bewegung (1899-1920 J. Adams / Nachbarschaftshäuser) Die ersten Anhaltspunkte, welche die Stadt zu einem Handlungsfeld der Sozialen Arbeit machen, reichen zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Entstehungszeit der professionellen Sozialen Arbeit. Damals entstanden in England und in den USA konzeptionell-methodische Ansätze, die als eine methodische Reaktion Sozialer Arbeit auf die sozialen Probleme im Zuge der Industrialisierung in den Großstädten. Ausschlaggebend waren die wachsende Armut und die schlechte Versorgungslage in einzelnen Quartieren sowie die Identifizierung der Notwendigkeit einer besseren Bildung der dort lebenden Menschen. Vor diesem Hintergrund entstanden in den Arbeiter- und Armutsquartieren englischer, amerikanischer und deutscher Städte seitens gut situierter und an der Demokratisierung der Stadtgesellschaft interessierter Bürgerinnen und Bürger verschiedene Initiativen. (Bsp. Toynbee Hall, London 1883, Samuel und Henrietta Barnett : das Leid der Armen teilen, Begegnung der Klassen, die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten durch die Erziehung der Armen und die Einsicht der Gebildeten mildern) Die „Settlers“, die Pioniere der stadtteilbezogenen Sozialarbeit, zogen „in die proletarischen Wohngebiete der großen Städte, um dort durch soziale, erzieherische und volksbildnerische Tätigkeit die Lage der Bewohner zu verbessern und Selbsthilfeinitiativen zu unterstützen“ . Damit wollten sie sozialreformerisch die Forderungen der politischen Arbeiterbewegungen nach einer Umwälzung der Gesellschaft antworten, andererseits aber auch die Kluft zwischen den sozialen Klassen überwinden. Zudem wollten sie ihr Bemühen um einen sozialreformerischen Ausbau der kommunalen Versorgung und der staatlichen Sozialgesetzgebung auf den empirischen Boden einer genauen Kenntnis der (Lebens-)Bedingungen und des sozialen Elends stellen. Jane Addams gründete 1889 in Chicago das bekannte Settlement Hull House, dessen Aktivitäten zur Entwicklung der Stadt beitrugen. Hull House als ein Verbindungsort für viele Menschen aus unterschiedlichsten Schichten und verschiedensten Professionen, die gemeinsam versuchten Theorie, Wissenschaft, soziale und politische Utopie und Praxis miteinander zu verbinden. Das vordringliche Ziel der Settler war es, die Menschen in den Elendsquartieren zu unterstützen sowie die sozialen Missstände mithilfe von Sozial- und

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Modul 261

Theorie und Praxis gemeinwesen- und raumbezogener Sozialer Arbeit

Settlement Bewegung (1899-1920 J. Adams / Nachbarschaftshäuser)

Die ersten Anhaltspunkte, welche die Stadt zu einem Handlungsfeld der Sozialen Arbeit machen, reichen zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Entstehungszeit der professionellen Sozialen Arbeit. Damals entstanden in England und in den USA konzeptionell-methodische Ansätze, die als eine methodische Reaktion Sozialer Arbeit auf die sozialen Probleme im Zuge der Industrialisierung in den Großstädten. Ausschlaggebend waren die wachsende Armut und die schlechte Versorgungslage in einzelnen Quartieren sowie die Identifizierung der Notwendigkeit einer besseren Bildung der dort lebenden Menschen. Vor diesem Hintergrund entstanden in den Arbeiter- und Armutsquartieren englischer, amerikanischer und deutscher Städte seitens gut situierter und an der Demokratisierung der Stadtgesellschaft interessierter Bürgerinnen und Bürger verschiedene Initiativen. (Bsp. Toynbee Hall, London 1883, Samuel und Henrietta Barnett : das Leid der Armen teilen, Begegnung der Klassen, die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten durch die Erziehung der Armen und die Einsicht der Gebildeten mildern)

Die „Settlers“, die Pioniere der stadtteilbezogenen Sozialarbeit, zogen „in die proletarischen Wohngebiete der großen Städte, um dort durch soziale, erzieherische und volksbildnerische Tätigkeit die Lage der Bewohner zu verbessern und Selbsthilfeinitiativen zu unterstützen“ . Damit wollten sie sozialreformerisch die Forderungen der politischen Arbeiterbewegungen nach einer Umwälzung der Gesellschaft antworten, andererseits aber auch die Kluft zwischen den sozialen Klassen überwinden. Zudem wollten sie ihr Bemühen um einen sozialreformerischen Ausbau der kommunalen Versorgung und der staatlichen Sozialgesetzgebung auf den empirischen Boden einer genauen Kenntnis der (Lebens-)Bedingungen und des sozialen Elends stellen.

Jane Addams gründete 1889 in Chicago das bekannte Settlement Hull House, dessen Aktivitäten zur Entwicklung der Stadt beitrugen. Hull House als ein Verbindungsort für viele Menschen aus unterschiedlichsten Schichten und verschiedensten Professionen, die gemeinsam versuchten Theorie, Wissenschaft, soziale und politische Utopie und Praxis miteinander zu verbinden. Das vordringliche Ziel der Settler war es, die Menschen in den Elendsquartieren zu unterstützen sowie die sozialen Missstände mithilfe von Sozial- und Stadtforschung sichtbar und öffentlich zu machen, um sozialgesetzliche Reformen auf unterschiedlichen Ebenen zu erwirken. Die praktischen Tätigkeiten im Hull House umfassten ein breites Spektrum an Aktivitäten gestützt auf die eigene Forschungstätigkeit:

Auf dem Individuellen und familiären Niveau: existenzielle Überlebensbedürfnisse (Essen und Kleiderverteilung, Unterbringung von geflohenen Prostituierten, Hilfe bei Geburten). Beratungsangebote: Immigranten, Arbeitslosigkeit, politische Flüchtlinge, Alleinerziehende

Auf der Gruppenebene: Bildungs- und Kulturveranstaltungen, die Bildung von sognannten „Klubs“ (Koch-, Näh-, Erziehungs- und Einbürgerungskurse, Selbsthilfegruppen, Ausstellungen, Theater, Universitätskurse etc.)

Auf der lokalen Gemeinwesenebene: Hilfen beim Bau öffentlicher Bäder, Organisation der Müllabfuhr und lokale Gesundheitsdienste

Auf der organisationellen Ebene: die Gründung von Genossenschaften und Gewerkschaften (Frauengewerkschaften), Treffpunktangebote für Arbeitslose sowie Streikende

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Auf politischer Ebene: verschiedene sozialpolitischen Vorstöße und politische Initiativen auf lokaler bis nationale und internationale Ebenen

Verbindungen zur Stadtentwicklung lagen einerseits im Einsatz für die Verbesserung der Infrastruktur, wie z.B. Wasserleitungen oder die Müllabfuhr, andererseits lagen sie in der Nachbarschaftsforschung („friendly research“) und der damit verbundenen Problematisierung der die sichtbaren sozialen Probleme rahmenden gesellschaftlich-strukturellen Ursachen. Daher verschob sich der Fokus der Aufmerksamkeit im Laufe der Zeit von der Nachbarschaft und der praktischen Quartierentwicklung im engeren Sinne immer mehr hin zur Öffentlichkeitsarbeit und einer über das Quartier hinausgehenden (Sozial-)Politik.

Hull House bot aber auch Anarchisten und politischen Flüchtlingen Schutz und Obdach. Jane Addams war der Meinung, dass man erst durch ein willkürfreies Gerichtsverfahren (welches durch den ersten Weltkrieg und die damit verbundene Feindlichkeit gegen Immigranten aus den Ostländern nicht vorhanden war) die Anarchisten den Sinn eines funktionierenden Rechtsstaates näherbringen kann. Dies führte zu Polizeirazzien, Verleumdungen und öffentliche Diffamierungen gegen Hull-house und Jane Addams.

Hull House; Professionelle Grundhaltung

Ressourcenorientierung Lernbereitschaft / keine vorgefertigten Lösungen Gegenseitiges Lernen / symmetrische Beziehung Verbindung von individueller Hilfe und politischen Aktionen

Zur Zukunft sozialer Arbeit: Silvia Staub-Bernasconi

Soziale muss sich in seiner vielfältigen Ausprägung auf verschiedenen sozialen Ebenen bewegen.

Beispiel „Hull House“

1. Hilfe an Ort und Stelle: größte Chance auf umfassende Hilfe Vorort, wo die Problembetroffen leben

2. Hilfe auf materielle Ebene (Müllabfuhr, Arbeit), ideelle Ebene (Bildung, Wissen), kompetenzmässige Ebene (Beratung, Förderung), beziehungsmässige Ausstattung (soziale Vernetzung von Individuen, Familien etc.). Befasst sich mit Machtproblematiken (menschengemachter Hunger, Krieg, Flucht) und mit menschengerechten Kriterien des Zusammenlebens (Schaffung von Gesetzen, Aushandlung von Verträgen).

3. Hilfe an einzelne, Familien, Kleingruppen als Basis und Voraussetzung für Aktivitäten auf anderen sozialen Ebenen.

4. Arbeit in und mit Gemeinwesen als älteste Sozialarbeitertradition schafft Voraussetzung für eine bessere gesellschaftliche Teilhabe von Individuen (Kritik an die GWA; Sie sei nicht Eizellfallorientiert ist nicht gerechtfertigt).

Fazit Staub-Bernasconi: Soziale Arbeit ist keine „Pflasterverteil“ oder „Feuerwehrarbeit“ und Gruppenarbeit oder Gemeinwesenarbeit heißt nicht nur Spielen und Spielplätze planen. Es braucht eine ganzheitliche und vollumfängliche Betrachtung der sozialen Probleme auf allen Ebenen. Bei jedem Problem muss als erster Schritt darüber nachgedacht werden, auf welcher sozialen Ebene das Problem von wem definiert wurde, mit welchen weiteren Ebenen das Problem verknüpft ist und erst dann im Teamprozess muss entschieden werden, mit welchen Sozialen Ebenen und Teilsystemen man arbeiten will.

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„Darum plädiere ich für globales grenzüberschreitendes Denken und zugleich lokales, begrenztes, schwerpunktmäßiges Handeln. Die Kurzformel für das entsprechende Berufsbild heißt „spezialisierte Generalistin/spezialisiertet Generalist“.

Community Organizing (Alinsky):

Die Theorien und Methoden, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Kontext von Wieder- bzw. Neuaufbau und „Re-Education“ unter dem Begriff „Gemeinwesenarbeit“ rezipiert wurden, orientierten sich im deutschsprachigem Raum vorwiegend an den Theorie- und Methodenentwicklungen der „Community Organization“ (und kaum an die eigenen Vorkriegstradition).

In den 1920er- und 1930er-Jahren wurde in der USA eine Diskussion darüber angestoßen, wie das Gemeindeleben in den Städten demokratisch erneuert werden kann. Die Idee war, die lokalen Führungspersönlichkeiten innerhalb der jeweiligen Nachbarschaft selbst zu rekrutieren und zum Aufbau lokaler Selbsthilfeorganisationen zu befähigen. Doch blieb dabei die ernüchternde Erkenntnis nicht aus, dass ökonomische Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Rassendiskriminierung durch offiziell unterstützte Partizipationsprogramme und durch Selbsthilfeaktionen auf lokaler Ebene allein noch nicht aufhebbar sind, was sowohl bei den Betroffenen als auch bei den angestellten Sozialarbeitenden zunehmend zu einer politischen Radikalisierung führt. Daraufhin wechselten die GemeinwesenarbeiterInnen ihren Modus von der pädagogischen Arbeit mit Kleingruppen hin zum Organisieren von Massenprotesten („social actions“). Dies wiederum löste bei den Stadtverwaltungen und bei der bürgerlichen Presse harsche Reaktionen aus. In der Folge kam es nicht nur zu einer drastischen Kürzung der Mittel, sondern auch zu einer fortlaufenden Einschränkung der legalen Partizipationsmöglichkeiten.

Inspiriert durch Saul D. Alinsky wurde mit dem Ansatz der Community Organization als „radikaldemokratische“ Bewegung versucht, die Armen durch effektive wirtschaftliche und soziale Selbsthilfe zu einem kommunalpolitischen Machtfaktor zu machen. Alinsky distanzierte sich mit seinem Ansatz ganz bewusst von der wohlfahrtsstaatlichen Sozialarbeit und den staatlichen Förderprogrammen. Diesen warf er vor, die Menschen zu bevormunden und nur zu beruhigen, anstatt wirklich etwas gegen das Elend zu unternehmen. Seine „Anleitung zum Mächtigsein entwickelte er ab 1939 aus Praxiserfahrungen in der „Back of the Yards“- Bewegung im Stadtteil Woodlawn/Chicago, wo er einer Reihe von Streiks und Boykotten anleitete, um die Lebensbedingungen in den Slums zu verbessern sowie „Machtlosigkeit“ und Apathie (Teilnahmlosigkeit) durch den Aufbau von Bürgerorganisation punktuell zu überwinden. Um benachteiligten Menschen das Recht auf Selbstbestimmung in der Gesellschaft zu ermöglichen, setzte er auf den Aufbau von Bürgerorganisationen, in denen Menschen zusammengebracht werden und sich organisieren.

Dadurch erst können Menschen mächtig genug werden, um ihre Interessen gegenüber anderen Akteuren in der Stadt unüberhörbar zu vertreten und auch durchzusetzen. Die Pointe dieses Ansatzes bestand vor allem darin, durch gezielte konfliktorientierte Taktiken und Aktionen zivilen Ungehorsams lokalen politischen Druck zu erzeugen, mit dem Ziel, konkrete einzelne soziale Verbesserungen zu erwirken. Gleichzeitig schärfte dieses Vorgehen bei den Betroffenen ein politisches Bewusstsein, was im Sinne einer politischen Bildung durchaus als eine Voraussetzung für eine längerfristige gesellschaftliche Veränderung gesehen werden kann. Andererseits waren diese Erfolge in ihrer Reichweite limitiert, so dass sie nur eine sehr begrenzte Wirkung entfalten konnten. Damit lassen sich rückblickend zwei hauptsächliche Entwicklungslinien von Community Organizing in den USA nachzeichnen, auf welche in der deutschsprachigen Fachliteratur der Sozialen Arbeit später unter dem Begriff Gemeinwesenarbeit (GWA) Bezug genommen wurde: zum einen die eher „integrativ-partizipativen“ Ansätze im Kontext von staatlichen Programmen und Sozialarbeit,

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zum anderen die mehr „konfliktorientierten“ Ansätze im Kontext sozialer Bewegungen und der Gewerkschaften.

Regeln der Macht-Taktik

1. Macht ist nicht nur das, was du hast. Sondern auch das, was der Gegner glaubt, dass du hast

2. Niemals den Erfahrungsbereich der eigenen Leute verlassen.3. Wann immer es möglich ist, den Erfahrungsbereich des Gegners verlassen.4. Denn Gegner zwingen nach seinen eigenen Gesetzen und Regeln zu handeln, weil

er diesen nie gerecht werden kann.5. Spott ist die stärkste Waffe (Gegner wird wütend und macht Fehler).6. Die gewählte Taktik muss deinen Anhängern Spaß machen.7. Eine Taktik, die über einen zu langen Zeitraum angewandt wird, verläuft sich. (immer

etwas Neues ausprobieren)8. Der Druck muss durch verschiedene Taktiken und Aktionen aufrecht gehalten werden

und darf niemals nachlassen.9. Manchmal haben bloße Drohungen eine abschreckendere Wirkung als die geplante

Sache selbst.10. Wichtigste Voraussetzung für jede Taktik: Die Strategie muss so entwickelt werden,

dass damit ein konstanter Druck auf den Gegner ausgeübt werden kann.11. Wenn Du einen negativen hart genug drückst, wird er sich durchsetzen und zu einem

positiven werden. (Bsp. Gewalt von der Gegenseite kann dir Sympathiepunkte bringen, weil die Öffentlichkeit sich zum Unterlegenen hingezogen fühlt; Gandhi)

12. Für jeden Angriff (Problem) muss man auch eine konstruktive Alternative (Lösung) bereithalten. (Wenn der Gegner sie fragt, wie würden sie denn dieses Problem lösen, muss man in der Lage sein eine pragmatische Lösung zu bieten, sonst gewinnt der Gegner)

13. Wähle eine Zielscheibe (Person) aus, halte es fest, personalisiere und polarisiere es.

Die eigentliche Aktion besteh in der Reaktion des Gegners Ein richtig gereizter und in seinen Reaktionen gelenkter Gegner wird zu unserer

größten Stärke Taktiken erfordern, dass man sich mit der Aktion fortbewegt

Beispiele

Ghetto Rochester (frühere Sklavenkolonie); Die weiße Bevölkerung akzeptiert die Schwarze nicht als ebenbürtige Bürger (Starke Diskriminierungen) → 100 Karten für ein Symphonie Orchester in Rochester kaufen, welche in der Regel nur von der weißen Bevölkerung (Oberschicht) besucht wird. Die einhundert Schwarzen sollten vorher jede Menge Bohnen essen. (P.S Die Folgen sind vorhersehbar)

Der Demokrat Johnson Goldwater versprach während seiner Wahlkampagne, das Woodlawn-Ghetto bei der Entwicklung stark zu unterstützen. Nach den Abstimmungen sah er keinen Grund mehr seine Versprechungen einzulösen, da der politische Druck nicht mehr vorhanden war (keine Alternative) → Der O`Hare Flughafen wurde als Zielscheibe gewählt. Viele Passagiere gehen nach einer Landung direkt aufs WC. Die Aktivisten wollten alle Toiletten auf eine legale Weise besetzen. Die Androhung dieser Taktik zwang die Stadtverwaltung zu einer Verhandlung mit den Bertoffenen Parteien.

Hochschule einer sehr fundamentalistisch protestantischen Kirche; sehr strenge Regeln für die Schüler, kaum Freiheiten außer Kaugummi kauen. → 300 Studenten kauen jeweils zwei Packungen Kaugummi und spucken diese auf das Campusgelände.

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Ein Kaufhaus stellte keine schwarzen Mitarbeiter an und wenn, dann nur für die niedrigsten Arbeiten → 3000 Schwarze sollten an einem freien Tag (wo die meisten Umsätze generiert werden) dieses Kaufhaus belagern, das Personal des Kaufhauses ständig in Beschlag nehmen und bis zum Ladenschluss dort verweilen. Jeder Weiße würde sofort wieder umkehren. Die Schwarzen sollten ihre ganzen Bestellungen nach Hause liefern lassen und die danach zurückweisen. Der Zustelldienst würde lahmgelegt werden und weiter erhebliche Kosten verursachen. Das Kaufhaus stellte über Nacht 186 neue Mitarbeiter ein und zum ersten mal arbeiteten Schwarze im Verkauf und Büro.

Taktiken und Techniken von Community Organizing

Issues: Anlässe, welche es ermöglichen, die BewohnerInnen für die Lösung von Probemen zu aktivieren.

- Die Eigeninteressen der Betroffenen müsssen angesprochen werden ("die Menschen

wütend machen")

- Diese Wut kann selten über den Appell an Moralprinzipien hervorgerufen werden,

sondern über die eigene Betroffenheit.

- In der CO wird zwischen "Concerns" (allgemeine Probleme) und "Issues"

unterschieden.

Concerns: abstrakt und unspezifisch. Einzelne oder Gruppen sind dadurch schwer

zu mobilisieren. Concerns beschreiben eher allgemeine Problematiken, während

Issues konkret eine bestimmte Gruppe Betroffener anspricht.

Issues: Konkrete Einzelprobleme, deren Ursachen von Betroffenen erkannt werden.

Lösungsmöglichkeiten sind über organisiertes Handeln denkbar.

- Um Macht zu gewinnen, muss die Organisation Siege zu verbuchen haben. Es ist

dabei sekundär, ob es sich um grössere oder kleinere Issues handelt. Die Beteiligten

müssen spüren, dass sie durch ihre Eigeninitiative etwas bewirken können. Siege

vermitteln das Gefühl der eigenen Macht.

- Organizers gewinnen Issues nicht selber, sondern vermitteln den Betroffenen

Strategien, dies selber zu tun. Es gilt dabei nicht primär möglichst viele Leute von

Beginn an zu mobilisieren, sondern vor allem die Richtigen. Eine sehr wichtige Rolle

ist diese des Leaders. Dieser hat die Fähigkeit, Betroffene zu mobilisieren und gilt

nach aussen (Öffentlichkeit / Medien) als Kopf der Organisation.

- Vorgang:

- Zuerst erkundgen sich die Organizers bei formellen FunktionsträgerInnen (z.B.

Priester , PastorInnen, LehrerInnen, etc.) über potenzielle informelle Leader

Personen, welche einen natürlichen Einfluss auf einen gewissen Personenkreis

besitzen und welche eventuell an einer Zusammenarbeit interessiert wären. Es ist

sehr wichtig bei diesem Schritt die richtigen Personen identifizieren zu können und

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nicht möglichst viele (vor allem Personen, welche grossen Respekt und Ansehen in

der jeweiligen Community besitzen / interessant sind vor allem Namen, welche von

verschiedenen formellen Funktionsträgern genannt werden).

- Die Mitgliedergewinnung beginnt mit Interviews an der Haustüre (Door-Knocking)

3 Schritte:

- Fishing (Suche nach Issues) Durch die Ermittlung der Issues an den

Haustürgesprächen werden Problematiken der Betroffenen gesammelt. Es gilt

abzuwägen, für welche Issues weitere Personen gewonnen werden können.

Ausserdem muss die Bekämpfung dieser Issues erfolgsversprechend sein.

Kontrollfragen, ob es sich um ein Issue handelt (und nicht um einen Concern):1. Können Personen für die Bekämpfung dieser Problematik mobilisiert werden?2. Ist es spezifisch?3. Lässt sich etwas dagegen unternehmen?

- Selling Interesse an ergründeten Issues werden verkauft. Z.B. "eine Menge Leute

in der Nachbarschaft ärgern sich über die Autos, die bei uns in der Strasse auf dem

Gehsteig parken. Ihre Nachbarin, Frau X sagte mir, dass Sie ebenfalls daran

interessiert sind, dass etwas dagegen geschieht. Wir treffen uns nächste Woche, um

gemeinsam zu überlegen, was wir tun können. Hätten Sie ebenfalls Zeit zu kommen"

- Pushing Erneuter Verkauf der Issues, nun mittels bereits bestehender

Interessensgruppierung und bereits konkretisiertem Vorgehen.

Z.B. Wir haben am Dienstag um 19.30 im Gemeindesaal der Kirche ein Treffen mit

Herrn X von der Stadtverwaltung wegen den vielen Autos, die in unserer Strasse

immer auf dem Gehweg parken. Wir würden uns freuen, wenn Sie auch die Zeit

hätten zu kommen um zu besprechen, was wir tun können.

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Positive Seiten der Macht:

- Macht gibt die Möglichkeit etwas zu erreichen. Sie ist nicht gleichzusetzen mit Gewalt. Macht ist eine Stärke um soziale, politische und wirtschaftliche Veränderungen herbeirufen zu können. Macht ist notwendig, um Probleme erfolgreich zu bekämpfen.

- Laut Martin Luther King liegt das Problem darin, dass die Macht in Amerika ungleich verteilt ist.

- Community Organizing zielt darauf ab, den Leuten zu Macht zu verhelfen, welche keine Stärke haben. Es geht davon aus, dass eine Auseinandersetzung nur fruchtbar sein kann, wenn gleichwertige Parteien streiten, denn nur so kommt ein Prozess des Aushandelns zum Wohle aller in Gang.

- Es gibt 2 verschiedene Arten von Macht: 1. Die Macht des Geldes. 2. Die Macht des Volkes. Die Macht des Geldes erreichen sehr wenige Personen. Da besonders ausgeschlossene Gruppen meist nicht über Geld, mithin über Einfluss und Lobby verfügen, müssen sie sich eine andere Machtquelle erschliessen: Die Macht des Volkes

- Community Organizing zielt darauf ab, möglichst viele Menschen zusammenzubringen, um gemeinsam stärker zu werden. Die Macht kann so dezentralisiert werden, was zu einer tragfähigen Balance führt.

Die Leader:

- Zunächst gilt grundsätzlich für das Organizing, dass jeder Kontakt über persönliche Gespräche gesucht wird und nicht über Telefonate und grosse Versammlungen. Dies beinhaltet auch der Kontakt zur örtlichen Presse, Verwaltung, Politik und Wirtschaft. Auch Recherchen werden in Form von Gesprächen durchgeführt, da bei dieser Methode die Chance zum Knüpfen einer Beziehung besteht. Somit wird jede mögliche personelle Ressource in Betracht gezogen.

- Die Findung eines Leaders durch den Organizer findet wie folgt statt:- Es wird die wichtigste Instanz der Gemeinde aufgesucht, welche durch "normale Bürger" geprägt ist. In den meisten Fällen handelt es sich dabei (zumindest dazumal) um die Kirche. Durch die Pfarreileitung (Pfarre/Innen) werden einflussreiche Personen der Gemeinde ermittelt. Mit diesen Personen wird anschliessend der persönliche Kontakt gesucht und darauf verwiesen, dass sie von der Pfarreileitung vermittelt wurden. Aus den Gesprächen wird erschlossen, wer sich für eine Leaderposition eigenen würde, dabei werden Stärken und Schwächen der Person ermittelt, deren Motivation und ihre Geschichte.Personen welche sich als geeignet für eine Leaderposition zeigen, werden von den Organizer trainiert. Dies nennt man "leadershipdevelopement". Die meister Leader werden nämlich nicht dazu geboren, sondern dazu gemacht. Die Organizer sind somit die "Regisseure" der Organisation, die Leader die "Akteure". Die Organizer halten sich im Hintergrund und bereiten die Leader vor auf ihre Arbeit in der Öffentlichkeit (gegenüber Presse, Polizei, Politik, etc.)

- Leader braucht einen bestimmten Charakter. Hat ein bestimmtes Netzwerk von wichtigen Beziehungen. Er muss aus eigenem Antrieb aktiv sein. Leader muss einer der Betroffenen sein.

- Leader sind keine Ehrenamtliche, welche etwas für andere tun, denn die eiserne Regel des Organizing lautet: Tue nie etwas für andere, was diese selbst tun können! Niemals!

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- Leader sind Personen, welche bewusst oder unbewusst eine grosse Menge Ärger in sich tragen. Dieser Ärger ist of begründet in persönlichen schmerzvollen Leiderfahrungen. Er motiviert die Leader für Veränderungen kämpfen und für "ihre Sache" einzutreten.

- Aufgaben: Beziehungen pflegen in Form von Gesprächen mit wichtigen Personen. Er vertritt die Communitiy und ist Kopf der Organisation.

- Leader wird durch Organizer zum Leader gemacht. Aufgabe des Organizers ist es, passende Leader zu finden und diese auszuwählen. Gibt ihnen Fähigkeiten und Fertigkeiten, um die Aufgaben zu meistern. Hat beratende Funktion im Hintergrund.

Polarisieren & Depolarisieren

- Polarisieren: Konkretes Thema (Issue) muss gefunden werden. Leute müssen sich damit identifizieren können, um mobilisiert werden zu können.

- Menschen müssen sich positionieren, man muss sich eine Meinung entwickeln, kann sich nicht enthalten. Machtbasis erhält man entweder vom Geld oder der Bevölkerung.

- Machtlose Personen muss oft erst aufgezeigt werden, dass sie auch Macht besitzen und anschliessend, wie sie diese Macht ausspielen können, um eigene Interessen zu verfolgen. Um dies zu erreichen, muss die Situation polarisiert werden. Der Kernpunkt einer Kampagne ist es, das richtige Issue sorgfältig auszusuchen, da ansonsten nicht mit der Mitarbeit der Betroffenen gerechnet werden kann. Wenn die Wahl jedoch getroffen wurde, darf es nur noch zwei Seiten geben: Die eigene (die Richtige) oder die des Gegners. Gelingt diese Polarisation ist es klar, dass die Lösung des Problems nur in einem "ja" oder "nein" der Verantwortliche bestehen kann. Alles dazwischen muss für die für die Mitglieder der Organisation als Hinhaltetaktik oder als Ausflucht erkannt werden. Nur so kann das Anliegen weitergezogen werden, ohne die Unterstützung der Betroffenen zu verlieren. Dies gilt jedoch für Verhandlungen mit der Gegnerseite. Aktionen stellen niemals einen Selbstzweck dar, sie sind vielmehr das Druckmittel um Verhandlungen zu erzwingen. Es soll nicht das Ziel sein, den Gegner aussichtslos in die enge gedrängt wird, sondern dass sie die Forderungen der Organisation erfüllt. Sie müssen eine "Hintertür" offen haben, welche es den Gegnern ermöglicht, die Forderungen zu erfüllen, ohne ihre Gesicht zu verlieren.Diese Technik, die eskalierte Situation wieder soweit zu beruhigen, dass Verhandlungen möglich werden, nennt man "depolarizing".Es ist selten, dass im CO die Forderungen vollumfänglich erfüllt werden. Es gilt, bei Verhandlungen zwar nicht klein beizgeben, jedoch kompromissbereit zu sein. Nach dem Motto: 30 % ist mehr als nichts. Ob die Aktion schlussendlich erfolgreich war, ist Sache des Betrachters. Dies kann weder der Organizer, noch der Leader bestimmen, sondern jedes Mitglied für sich.

Gemeinwesenarbeit

- Im weitesten Sinne handelt es sich bei der GWA um eine sozialräumliche Strategie der Sozialen Arbeit. Sie richtet sich ganzheitlich auf den betroffenen Stadtteil und nicht im pädagogischen Sinne auf die einzelne Person.

- GWA ist äusserst ressourcenorientiert und probiert die Defizite des Stadtteils zu beheben. - Das Arbeitsprinzip GWA sieht seinen zentralen Aspekt in der Aktivierung der Menschen in

ihrer Lebenswelt. Die Bewohner des Stadtteils sollen durch die resultierende aktive Bearbeitung ihrer Lebenswelt die Kontrolle über ihre Lebensverhältnisse gewinnen.GWA schafft Raum und Bedingungen, dass aktive Beteiligung möglich wird.

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- GWA ist eine professionelle Strategie, welche systematisch und methodisch vorgeht und ihr Handeln jederzeit fachlich begründen kann. Dazu zieht die GWA unterschiedliche Methoden bei aus der Sozialen Arbeit, der Sozialforschung und der Politik und legt so viele verschiedene Handlungsmöglichkeiten dar. Die GWA bezieht sich mit ihren Analysen, Theorien und Strategien auf ein "Gemeinwesen", d.h. den Ort, wo die Menschen samt ihren Problemen aufzufinden sind.Gemeinwesen: "Bezeichnet ein soziales System, ein Beziehungsgeflecht zwischen Menschen, Gruppen und Organisationen, die in einem umschriebenen Gebiet leben und/oder tätig sind."

- GWA ermittelt zuerst die gemeinsamen Probleme der Menschen eines Stadtteils. GWA ist sehr nah an den lebensweltlichen Verhältnissen im Quartier und erhält dadurch eine hohe Problemlösungskompetenz. Die GWA hilft dort die Probleme zu lösen, wo sie von den Menschen bewältigt werden müssen.

- Zusammenfassend: Zentraler Aspekt von GWA ist die Aktivierung der Menschen in ihrer Lebenswelt. Sie sollen zu Subjekten aktiven Handelns werden, auch politisch aktiven Handelns und zunehmend Kontrolle über ihre Lebensverhältnisse bekommen. GWA schafft Raum und Bedingungen, dass aktive Beteiligung möglich wird. Es braucht Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Zeit, damit zwischen den Menschen Vertrauen aufgebaut und eine konstruktive Beteiligungskultur entstehen kann.

Vorgehen der Gemeinwesenarbeit- Leitsatz der GWA: Tue nichts, was der Mensch nicht selber tun kann. Oder auch: So viel Hilfe

wie nötig, so wenig wie möglich. - GWA untersucht das Quartier. Dabei denken Gemeinwesenarbeiter nicht selbst darüber

nach, was die Menschen im Quartier interessieren könnte, sondern sie fragen sie direkt. Dies geschieht mittels verschiedener Methoden. Die bekannteste ist die aktivierende Befragung. Durch diese Methoden lassen sich Meinungen, Einschätzungen und Stimmungen der Betroffenen erkunden. Sie kann dadurch Problematiken beleuchten, welche man durch klassische Sozialforschung teils nicht erkennt und somit zu einem Frühwarnsystem für soziale Konflikte werden.

- GWA muss der Bevölkerung einen greifbaren "Nutzen" aufzeigen können, denn wenn sie keinen Nutzen sehen, beteiligen sie sich auch nicht.Es müssen deshalb bestimmte Dienstleistungen angeboten werden:- Materielle Ressourcen: z.B. Räume, Flohmarkt, billiges Mittagessen, etc.- Personelle Ressourcen: z.B. Beratung, Betreuung, Zuhören, anwaltliche Tätigkeiten, etc.- Infrastruktur: Quartierbüro (wo informelle Sozialbezüge aufgenommen werden und Gespräche mit der Bevölkerung Raum geboten wird)- Aufbau, Stützung und Erweiterung der sozialen Netze und Stützsystemen- Hilfe bei der Problemveröffentlichung (individueller & kollektiver Art)

- GWA berät und aktiviert Menschen, ihr Schicksal selbstbewusst in die Hand zu nehmen Aktivierung war „schon immer" das Schlagwort der Gemeinwesenarbeit.

- GWA ist auch immer Kulturarbeit. Kultur ist kein vom Alltag getrenntes Phänomen, sie gehört in den Zusammenhang der Gestaltung von Lebensverhältnissen.Kulturelle Angebote, wie z.B. Stadtteilfeste, Dichterlesungen, Austellungen, etc. sind unverzichtbare Bestandteile der GWA-Projekte.

- GWA kann nicht von einer Person allein gemacht werden. Somit müssen möglichst viele Akteure im Stadtteil kooperieren und zu einer gelingenden Koordination beitragen. Die Vernetzung, welche stattfindet dient zweierlei:1. Menschen im Gemeinwesen dessen psychosoziale und soziokulturelle Ressourcen zu entdecken. Gegebenenfalls werden der Bevölkerung Räume zur Verfügung gestellt, wo sie an ihre eigenen Netze stricken können (z.B. Marktcafé).2. Netzwerke von Professionellen schaffen. Dabei ist zwischen formellen und informellen zu

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unterscheiden.- Formelle Netzwerke: Institutionen schliessen sich zusammen. Diese sind gut für die Absicherung der Arbeit, bergen aber die Gefahr der Bürokratisierung und des Kompetenzgerangels.- Informelle Netzwerke: Sind in der Praxis unabdingbar. Sie sind flexibler und variabler als formelle Netzwerke. Vernetzende Arbeit wird eher über Personen effektiv, nicht über noch so perfekte Organisationsmuster.

- GWA hat auch politischen Charakter. Der Beitrag der GWA zur Stadt(teil)politik besteht darin:- Prozesse anzuregen (Probleme thematisieren, spezielle Informationen besorgen, Zeit&Raum für Auseinandersetzungen bieten).- Prozesse zu moderieren (Menschen an einen Tisch bringen; Übersetzungsarbeit leisten; Nachbarschaft stärken).- Prozesse unterstützen (Logistik, Beratung, Politisches Know how, Öffentlichkeitsarbeit).

Nutzen der Gemeinwesenarbeit- Die GWA kann nicht ausschliesslich monetär festgehalten werden.- Es gibt einige positive Aspekte von GWA, welche nicht geldlich auszudrücken sind

Einige Beispiele für solche positiven, nicht monetären Aspekte von GWA für die Kommune:- GWA kann als Frühwarnsystem, Konflikte frühzeitig erkennen.- GWA verbessert als intermediäre Instanz die Kommunikation zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik.- GWA aktiviert die Bevölkerung (besser als "bloss" Beteiligung zu ermöglichen)- GWA hilft bei der Integration von Generationen, Milieus und Ethnien.- GWA dient der Infrastrukturerhaltung im Quartier.- GWA unterstützt die Menschen, sich und ihren Stadtteil öffentlich zu präsentieren.

Voraussetzungen für erfolgreiche GWA- GWA kann nicht ohne hauptamtliches Personal betrieben werden. Dieses Personal agiert als

BeraterInnen/InitiatorInnen/BegleiterInnen der Projekte und nicht etwa als Leiter derjenigen. Sie agieren als intermediäre Instanz, verbinden verschiedene Gruppen und moderieren bei Konfliktgesprächen.

- Das Personal in der GWA muss eine gewisse Unabhängigkeit zugesprochen werden. - Niederschwellige Raumangebote: Diese müssen leicht erreichbar sein und die Menschen

müssen diese Räume gerne aufsuchen. Die Lage, wie auch die Ausstattung müssen passend sein.

- Projekte der GWA brauchen Zeit. Dies ist für viele Projekte schwierig, da sie unter Erfolgs- und Legitimierungszwänge gestellt werden.

- Prinzip der lokalen Richtigkeit: Was an Ort A super funktioniert hat, muss an Ort B überhaupt nicht zwingend klappen.

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Verschiedene historische Ansätze (vgl. Karas, Hinte 1978)

Diese Art von Soziale Arbeit im Wohnviertel darf sich nicht GWA nennen, hier geht es weniger um Hilfe zur Selbsthilfe der Betroffenen, sondern viel mehr darum die bestehenden Dienstleistungsangebote der im Wohnviertel tätigen Institutionen zu verbessern. Die Betroffen dürfen nur darüber mitentscheiden, wie sie versorgt werden sollen (keine Partizipation). Die wichtigen Entscheidungen werden aber von den Organisationen getroffen, gesteuert und koordiniert mithilfe der GWA (GWA nur als Werkzeug). Konflikte zwischen verschiedene Interessengruppen, werden auf der höheren Ebene ausgetragen, diese Konflikte haben die Betroffenen nicht zu interessieren. Gruppendynamisches „Seid nett zueinander“ ersetzt hier den Wunsch der Betroffenen an Entscheidungen (die sie selbst betreffen) mitzuwirken.

Gemeinwesenarbeiter als Koordinator für die Institutionen vermittelt Aktivitäten und Bedürfnisse

Aufgaben 1 ) Optimierung der sozialen Dienste 2 ) Verbesserung der Kommunikation zwischen Gemeinwesen und Behörden 3 ) Intensivierung zwischenmenschlicher Beziehung 4 ) keine eigene Aktivität der Bürger (ausser ihre Wünsche zu äussern)

Im Gemeinwesen gibt es verschiedene Interessen bzw. Interessengruppen

Gemeinwesenarbeiter … …ist für alle da …soll Unzufriedenheit in die «richtigen Kanäle» lenken …steht neutral über den Dingen …sucht Gemeindewillen zu erforschen

ln der integrativen Gemeinwesenarbeit werden - bestehende Ungleichheiten außer Acht gelassen - Aktionen nur bei gemeinsamer Betroffenheit des ganzen Gemeinwesens durchgeführt - nur kooperative Taktiken angewandt - Gemeinwesen als autonome Einheiten unabhängig von übergreifenden Strukturen gesehen - Harmonie und Integration aller Interessengruppen angestrebt

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Alle Gruppen des Gemeinwesens sollen kooperativ bestehende Probleme ausfindig machen und an der Beseitigung dieser Schwierigkeiten arbeiten. Dementsprechend besteht die einzig akzeptable lnterventionsstrategie aus kooperativen Taktiken: gegensätzliche Vorstellungen können durch ,,vernünftige" Gespräche und sachliche Kompromisse gelöst werden. Damit Unzufriedenheit nicht zu Protesten und Demonstrationen führt, muss der Gemeinwesenarbeiter die Aktionsbereitschaft der Bürger in bestimmte Richtungen lenken. Der Gemeinwesenarbeiter soll die Entscheidungen der bestehen Machtverhältnisse lediglich auf dem Wege von Diskussion und Kooperation für die Betroffenen erträglicher machen. Partizipation heißt hier, dass der Bürger nur an der Durchsetzung und Verwirklichung bereits vorgegebener Entscheidungen beteiligt wird. Der Gemeinwesenarbeiter hat sich in diesem Konzept mit dem Gemeinwesen als Ganzes zu identifizieren und muss allen Gruppen zur Verfügung stehen. Er wird degradiert zum gesellschaftspolitischen Neutrum, das keinerlei Stellung bezieht, immer nur auf Ausgleich bedacht ist und potentielle Streitigkeiten schon im Ansatz schlichtet. Ohne die bestehenden politischen Machtverhältnisse zu hinterfragen sollen Menschen sich so organisieren, dass sie sich wohlfühlen und keinem zur Last fallen, und die gesellschaftlichen Bedingungen so akzeptieren, wie sie sind.

Die konfliktorientierte Gemeinwesenarbeit (Alinsky)

Aufgrund der starken Kritik an der aggressiven GWA und der Methodenkritik entstanden die 1978 von Karas/Hinte formulierte „katalytische/aktivierende Gemeinwesenarbeit“ und die Grundlegung der GWA als Arbeitsprinzip (der Sozialen Arbeit) durch Boulet/ Kraus/Oelschlägel (1981).

Arbeitsprinzip Gemeinwesenarbeit

Nach der Methodenkritik der „68er“ (frage nach der Wirksamkeit der SA) wollte man das eigene Interventionsinstrumentarium verfeinern und sich auf Verfahren und Techniken aus

Dieser Ansatz wurde in der Praxis nie erprobt (Fantasievorstellung). Diente aber für weitere Ansätze als Inspiration.

Das aggressive Konzept zielt auf Veränderung von Kräfte-Verhältnissen und Macht Strukturen innerhalb eines Wohnquartiers durch solidarischen Zusammenschluss von Minderheiten „Revolution von Unten“ Bsp. Organisation der Arbeitsklasse, diese leiden am füllbarsten unter bestimmten sozialen Bedingungen und sind deshalb für die Veränderung am ehesten zu mobilisieren

Ziel: gerechte Verteilung von Macht und Herrschaft und somit einschneidende Änderungen des gesellschaftlichen Systems.

Disruptive Taktiken: Das Zielsystem an seiner üblichen, kontinuierlichen Arbeit hindern ohne sie zu verletzen oder zerstören. Disruptive Taktiken umfassen sowohl die Verletzung von Verkehrssitten (Demonstrationen, Mietstreiks, Besetzungen) als auch die Verletzungen gesetzlicher Normen (Steuerstreik, öffentlicher Ungehorsam)

Siehe Ansatz 2) Community Organizing

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Nachbarschaftsdisziplinen (Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Psychotherapie) spezialisieren. Diese boten den Vorteil, dass sie ein klar erlernbares und anwendbares Instrumentarium für Diagnosen und Interventionen gaben und pädagogisch oder therapeutisch sichtbare Erfolge ermöglichten. Die Kehrseite dieser methodischen Ausdifferenzierung war eine Kategorisierung von Problemlagen in welcher die größeren gesellschaftlichen Zusammenhänge nicht mehr thematisiert wurden. Der Sozialen Arbeit fehlte in dieser Phase ihrer Geschichte eine neue einigende (theoretische) Grundlage. Daher wurde von verschiedenen Seiten (Bsp. Hans Thiersch - bzw. Lebensweltorientierung) versucht, theoretische Beiträge auszuformulieren, welche diese fehlende (gemeinsame) Basis für die Soziale Arbeit wiederherstellen konnte. Vor diesem Hintergrund konzipierten Boulet/ Krauss/Oelschlägel in den frühen 1980er Jahren die GWA neu als ein „Arbeitsprinzip“ der Sozialen Arbeit insgesamt.

Das Arbeitsprinzip Gemeinwesenarbeit erkennt, erklärt und bearbeitet, soweit das möglich ist, die sozialen Probleme in ihrer historischen und gesellschaftlichen Dimension; zu diesem Zweck integriert es Theorien, die aus unterschiedlichen Disziplinen entwickelt worden sind (z.B. politische Ökonomie, kritische Psychologie). Das Arbeitsprinzip GWA (Oelschlägel 80er Jahre) integriert Methoden der Sozialarbeit, der Sozialforschung und des politischen Handelns in Strategien professionellen Handelns in sozialen Feldern. Das Arbeitsprinzip GWA bezieht sich mit seinen Strategien auf ein ' Gemeinwesen', d.h. den Ort wo die Menschen und ihre Probleme aufzufinden sind. GWA als Arbeitsprinzip hat eine ganzheitliche und dialektische Betrachtungsweise; ihre Arbeitsgrundlage sind die Lebensverhältnisse, Lebensformen und - zusammenhänge der Menschen. Das Arbeitsprinzip GWA schließt als zentralen Aspekt die Aktivierung der Menschen, mit denen GWA arbeitet, ein; es will sie zu Subjekten politisch aktiven Lernens und Handelns machen, will selbst zu einer ' Handlungsstrategie für den sozialen Konflikt werden. Dies bedeutet allerdings, dass das Arbeitsprinzip GWA durch seinen normativen Aspekt die scheinbare Neutralität vieler bisheriger GWA-Konzepte aufgibt und parteilich wird.

Zusammenfassung: GWA als politisches, solidarisches und parteiliches Professionsverständnis Sozialer Arbeit; GWA als sozialräumliche, gemeinwesenbezogene, bezugsdisziplinen- und methodenintegrative, aktivierende sowie soziale Probleme im gesellschaftlich-historischen Kontext verortende und eigene Fachgrenzen überschreitende Strategie Sozialer Arbeit.

Katalytisch-aktivierenden Gemeinwesenarbeit (verstanden als 3. Methode neben Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit)

Der „katalytisch-aktivierenden Gemeinwesenarbeit“ stellt konzeptionell die Aktivierung von Betroffenen sowie deren Partizipation an der Gestaltung und Verbesserung ihres Lebensumfelds ins Zentrum. Der wesentliche Kurswechsel gegenüber den in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren formulierten konfliktorientierten und aggressiven Ansätzen besteht darin, dass es in der GWA jetzt darum geht, innerhalb bestehender gesellschaftlicher Strukturen Veränderungen voranzutreiben. Der Fokus liegt auf kleinen, konkreten Verbesserungen im Alltag der Menschen. Die Aufgabe der Gemeinwesenarbeit besteht darin, bei den Stadtbewohnern Prozesse anzuregen und bei Bedarf Unterstützung zu leisten.

Dementsprechend wird GWA als eine Methode definiert. Die leitenden Ideale ist die sogenannte Gruppenselbsthilfe, der freiwillige Zusammenschluss von Menschen mit ähnlichen Problemen zur gegenseitigen Unterstützung und gemeinsamen Arbeit an den Ursachen ihrer Schwierigkeiten. Initiativen und Gruppen werden gebildet ausgehend von lokalen Problemen mit dem Ziel Einfluss zu nehmen (Politik, Verwaltung). Deshalb setzt sich dieser Ansatz auch für eine stärkere politische Partizipation der Stadtteilbewohner innerhalb der gegebenen Strukturen ein. Dazu werden in Stadtteilen Anlaufstellen eingerichtet, an welche sich die Menschen aus dem Stadtteil wenden können. Bei der Aktivierende GWA beginnt Partizipation in kleinen, wenig risikoreichen Bereichen,

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um positive Lernerfahrungen mit Selbstbestimmung zu ermöglichen und so die Bereitschaft zur Selbst- und Mitbestimmung langsam zu stärken. Um den demokratischen Anspruch auch angesichts bestehender Machtverhältnisse verwirklichen zu können, setzt aktivierende GWA zugleich bei den Individuen und den Verhältnissen an.

Gemeinwesenarbeit wird hier verstanden als ein Instrument zur Schaffung dieser Möglichkeiten wie auch als Lernfeld für selbstbestimmtes Handeln. Eine Umverteilung von Macht soll jedoch nur erfolgen, wenn diese von den Betroffenen auch selbst erkämpft wurde. Der Ansatz setzt konsequent bei den Betroffenen an. Die müssen selber darüber bestimmen, welche Aktionen und Projekte Vorrang haben. In Abgrenzung zu einem „radikalen“ und aggressiven GWA-Ansatz, könnte dieser Ansatz als „gemäßigt konfliktorientiert“ bezeichnet werden. Konflikte sollen nur dann riskiert werden, wenn sie in der Sache angebracht und die Menschen dazu bereit sind, sie durchzustehen. Politiker und Verwaltungsbeamte sind nicht automatisch als Feindbilder zu betrachten.

Zusammenfassung: Aktivierung der Betroffenen; Partizipation an Gestaltung und Verbesserung ihrer Lebenswelt; Gruppenselbsthilfe; Lernfeld für Selbst- und Mitbestimmung.

Stadtteilbezogene Sozialarbeit (ca. 1982 Hinte):

Abschied vom Begriff GWA, da Inflationärer Gebrauch (Reizwort).

Allgemein:

In der GWA dominierte eine Arbeit, zugeschnitten auf entsprechende Personen (Einzelfall). Man ging davon aus, dass diese Personen stark auf die Hilfe von aussen angewiesen sind (Hilflosigkeit der Klienten). Parallel dazu entstand eine immer grösser werdende Spezialisierung und damit verbundene Instutionalisierung auf bestimmte Bereiche (Drogen, Jugend, Bewährung, Familien usw.). Die vermeintliche Professionalisierung der SA stellte sich aber sogleich als grosse Herausforderung für die Fachkräfte der SA heraus.

Unterschiede zur herkömmlichen GWA:

Mit der Stadtteilbezogenen SA sollte ein Schritt weg von der Unselbständigkeit der Klienten und der angeblicher Notwendigkeit zu dessen Erziehung weggekommen werden. Mit der sogenannten Antipädagogik sollte dem Menschen so begegnet werden, wie er ist (kein vorgängig bereits festgelegtes Ziel, wo soll der Klient am Ende stehen). Zudem sollte die GWA nicht mehr als dritte Methode (Einzelfall, Gruppe, GWA) angesehen, viel mehr in allen Bereichen der SA angewendet werden.

Merkmale der Stadtteilbezogenen Arbeit und teilweise Unterschiede zur GWA:

- An Kooperation und Koordination orientierter Ansatz (mit und zwischen sozialen Einrichtungen)

- Bezugsrahmen institutioneller (Regel-)Arbeit: Versuch die Soziale Arbeit näher an die „Regel-Soziale Arbeit“ heranzuführen (Regel-Soziale-Arbeit: bestehende Angebote z.B: Sozialhilfe, Kinderheim, bestehende SA usw.).

- Fall Fall zum Feld (Stadtteilbezogene SA will soziale Räume verändern und nicht psychische Strukturen der Menschen. Der Einzelfall verliert an Bedeutung)

- Weg von Hilfe von aussen (Selbsthilfe, Eigeninitiative, von Fachlich Inkompetenz zu Kompetenz

- „Prävention“ statt Reaktion- Antipädagogik (der Mensch muss nicht zu etwas Speziellem erzogen werden)

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- Reflektierte Parteilichkeit: sich nicht aus Prinzip für eine Seite einzusetzen sondern reflektieren, warum man ev. Partei ergreift. Dabei wir immer das grosse ganze (der Stadtteil) in Betracht gezogen. Es muss einen Mehrwert für den gesamten Stadtteil haben und nicht für einzelne Gruppen.

Reflektierte Parteilichkeit im Detail:

Reflektierte Parteilichkeit nach Hinte im Detail:

a) als Respekt vor der Lebenswelt

b) als Handlungskompetenz

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c) als Haltung

Prinzipien der Stadtteilbezogenen Arbeit:

1. Fragen statt sagen:

Es wird nicht zuerst überlegt, was in diesem Stadtteil sinnvoll sein könnte, sondern man fragt die Menschen vor Ort selber, welche Ideen sie haben (Orientierung an der Wohnbevölkerung)

2. Mit Leuten statt für Leute:

Selbsthilfekräfte & Eigeninitiative der Menschen vor Ort fördern. Wir vermeiden Aktionen welche speziell für Leute sind, sondern versucht man herauszufinden, was die Menschen selber für die Verbesserung der Lage tun können.

3. Ressourcen nutzen und vernetzen:

Ressourcen im Stadtteil und unter den Bürgerinnen müssen erkannt, genutzt und miteinander vernetzt werden.

4. Zielgruppenübergreifend:

Aktivitäten sollten möglichst immer alle Bürgerinnen und Bürger einschliessen (z.B. Autofreier Sonntag).

5. Bereichsübergreifend:

Längerfristig sollte die SA auch einen Einfluss auf andere Projekte im „Sozialraum“ haben, beispielsweise den Wohnungsbau. Dabei braucht es auch eine grosse Fachkompetenz, damit die Bürgerinnen und Bürger selber mit der Verwaltung und Politik kommunizieren können.

6. Kooperation und Koordination

Kooperation und Koordination zwischen Einzelfällen, Gruppierungen und entsprechenden Aktionen.

Vorteile bei der Umsetzung:

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- Gegenseitige Synergien/Ressourcen nutzen / Lösen von gemeinsamen Anliegen (Austausch vor Ort)

- Weg vom Fall zum „Feld“, heisst was kann man im grösseren Rahmen stärker verändern- Grösserer Bezug zum Stadtteil, zum Raum, zum effektiven Problem vor Ort (Mensch in

seiner Lebensumgebung)- Weniger Partei für eine bestimmte Gruppe, sondern eher die Vermittlung zwischen den

verschiedenen Parteien.

Probleme bei der Umsetzung:

- Bedrohung Politik und Verwaltung (Neues gegen Bestehendes, Altlasten GWA)- Bürokratie, lange Wege, braucht viel Geduld (z.B. altes Fussballstadion Basel)- Wechsel der Einstellung der Fachleute SA: Weg von Hilfe von aussen, Aushalten von

Chaos während der Zeit der Umstrukturierung

Stadtteil- und Quartiersmanagement:

- Wiederentdeckung des lokalen Sozial Raumes (in Politik und Verwaltung)- Revival der Partizipation der Bürgerinnen und Bürger- Intermediäre Instanzen (Kompetente Vermittlung zwischen Bürokratie und

Bevölkerung)- Ziel: Verbesserung und Aufwertung benachteiligter Standquartiere

Quartiersmanagement im Detail:

Der Ursprung des Quartiersmanagement kommt aus der integrierten Stadtentwicklung. Quartiersmanagement gilt als nächster Konzeptentwicklungsschritt – ein Planungs- und Organisationsmodell für ein integriertes Handlungskonzept auf Ebene Quartier (immer im Kontext von Programmen z.B. Soziale Stadt).

Ziele und Aufgaben von Quartiersmanagement:

- Verbesserung/Aufwertung von Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf- Akquirieren und Aktivierung der Bewohner, Zusammenführen von Akteuren und

Ressourcen für die Arbeit im Quartier- Aufbau/Organisation von festen Strukturen:

1. Koordinationsstelle in der Verwaltung (Quartiersmanager)2. Gebeitsbeauftragter im Quartier (Intermediäre Instanz (Quartiersentwickler)3. Eine Anlaufstelle im Quartier (Bürgerbüro usw.)

- Komplexer Prozess (Unterschiedliche Steuer- und Handlungsstrategien, Vorgehensweisen und Methoden, inkl. Verwaltung/Politik)

- Prozesshaftigkeit, Offenheit, Flexibilität. Arbeit nicht standardisierbar.- Selbsthilfe und Eigeninitiative der Bevölkerung fördern!

Quartiersmanagement als 3 Ebenen-Modell:

- Die Verwaltungsebene- Die Quartiers- oder Stadtteilebene- Die intermediäre Ebene

Ziel dieser drei Ebenen ist es eine langfriste Struktur für integrierte Stadtentwicklungspolitik zu haben durch die

Verknüpfung von Akteuren und Ressourcen.

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Kritikpunkte und Widersprüche am Quartiersmanagement (QM):

- Umsetzung findet vorwiegend in den Stadtteilbüros statt (zentrale Anlaufstelle)- QM ist mehr Steuerungsinstrument als Strategie/Konzept für integrierte Stadtentw.- QM kann weder Armut in Luft auflösen noch Lebenslagen grundsätzlich verbessern- In der Praxis dominiert eine von oben herab arrangierte Beteiligungsform- QM besteht Gefahr instrumentalisiert zu werden (Sicherheit- und Ordnungspolitik)- Quartiersmanagerinnen arbeiten oftmals unter prekären Bedingungen

Sozialraumorientierung

Stichwort: „GWA“ in allen Bereichen der SA integrieren. GWA soll „Alltag“ werden.

Sozialraumorientierung – was meint Sozialraum?

Der Begriff Sozialraum wird in einem „doppelten Sinne verstanden.

Zum einen wird der Sozialraum definiert durch die Individuen selbst. Menschen handeln (…) immer auf der Grundlage ihrer Wahrnehmung der Bedingungen und Ereignisse und ihrer definierten Bedeutung im jeweiligen Feldzusammenhang (…)“ (Hinte/Tress 2007, S. 30).

„Zum anderen wird der Sozialraum als Steuerungsgrösse genutzt, definiert von Institutionen, die bezogen auf ein Wohngebiet Personal und Geldströme konzentrieren“ (Hinte/Tress 2007, S. 32).

Ein Wille folg keinem pädagogischen Plan; Wolfgang Hinte

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Sozialraumorientierung steht als Chiffre für eine neue Art von Sozialer Arbeit. Weg von der auf den Klienten bezogenen Haltung des «ich weiß, was für dich gut ist, und das tun wir jetzt» über das «eigentlich Weiß ich schon, was für dich gut ist, aber ich höre dir zuerst zu» hin zum konsequenten «ich nehme deinen Wille ernst; er ist mir nicht Befehl, aber ich will mich ihm mit meinen fachlichen Kompetenzen und den leistungsgesetzlichen Möglichkeiten stellen» – und zwar immer mit hoher Aufmerksamkeit auf den sozialräumlichen Kontext.

Die Qualität, die ein Klient bei einem Sozialarbeiter erhält ist von zahlreichen Zufällen abhängig. Die zahlreichen Strukturen und Verfahren in Sozialen Diensten erwecken den Eindruck, dass es ihnen an fachlicher Substanz fehlt und sie nicht «aus einem Guss» sind. Notwendig wären dabei klare fachliche Vorgaben und danach müssen Strukturen, Verfahren und Finanzierungsstränge folgen. Die Realität sieht aber anders aus; zuerst wird aufs Geld geschaut und danach folgt der Rest, zu dem werden die Verfahren überbürokratisiert (Kontrolle).

Wille statt Wunsch: Die entsprechend getragene und reflektiere Haltung der Professionellen Fachkräfte ist durch das Bemühen gekennzeichnet, herauszufinden was der leistungsberechtigte Mensch will. Es geht also um den Willen und die Handlungsbereitschaft der Menschen und um den Versuch, zwischen den verschiedenen Interessen zu vermitteln. Das elementare Ziel der sozialen Arbeit ist es, dass Menschen zufriedener leben können.

Film Hinte:

- Es sollen nicht Menschen verändert, sondern Verhältnisse/Arrangements gestaltet werden.

- Das Problem der Gesellschaft liegt darin, dass gesetzlich genau das finanziert wird, was wir

eigentlich verhindern wollen. Es werden zwar Gelder gesprochen, jedoch erst wenn sich

Menschen in den Notsituationen befinden, welche es zu verhindern gilt (Bsp. Junge Mütter

sind überfordert mit ihren Kindern.

Es soll geholfen werden, wenn die Lebenssituationen drohen, prekär zu werden, nicht wenn

sie es bereits sind.

- Gelder, welche zur Bearbeitung von Notlagen gesprochen werden, sollten umgelagert

werden und für die Gestaltung von Lebensräumen ausgegeben werden (nicht gespart!).

Geld soll verlagert werden, um Gefässe zu schaffen, welche Mütter bei der Erziehung ihrer

Kinder unterstützt – z.B. Müttertreff/Leute aus dem Stadtteil, welche bei der

Kinderbetreuung unterstützen.

- Gute Hilfe soll möglichst schnell unabhängig derselben Hilfe machen. Am besten gelingt

dies, indem interveniert wird, bevor Personen überhaupt leistungsberechtigt werden. Somit

wird das Geld im System effektiver & effizienter eingesetzt.

- Um kommunale Verhältnisse mittels eines solchen Ansatzes zu gestalten, brauchtes:

- Klare politische Aussage, dass dies gewollt ist.

- Es muss von vielen Leuten ein (politischer) Wille bestehen, die SA so abzuändern, dass sie

konsequent ansetzt, an dem was Menschen wollen / Menschen dabei hilft ihre eignen Ziele

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zu entwickeln und auch verfolgen können / Settings schafft, in welchen die Leute viel selber

bewegen können und nicht betreut werden (mit Blick auf die Ressourcen der Menschen und

Sozialräume)

Um eine Umstrukturierung gewährleisten zu können, wäre eine ausführliche fachliche

Auseinandersetzung notwendig.

- Ziel ist nicht, möglichst viel Geld zu sparen, sondern möglichst viele gute Lebensbedingungen

zu schaffen.

- SA muss Konzepte entwickeln können, welche mit dem vorhandenen Geld zielgerichteter

umgehen, damit sie auch zur Umsetzung präsentiert werden können. Laut Hinte wären

finanzielle Experimente oft möglich, die SA tut sich jedoch schwer umsetzbare, innovative

Umstrukturierungen darzulegen

Prinzipien der Sozialraumorientierung:1. Orientierung an Interessen und am Willen:

Entwicklung von Zielen, bezogen den Willen von Menschen und die daran ansetzende

sozialarbeiterische Unterstützung.

2. Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfe:

Gute SA aktiviert und betreut nicht.

SA soll immer eine aktivierende Begleitung sein.

Die Aktivität des Leistungsberechtigten in die Beziehung muss immer grösser sein, als jene

des Professionellen. Es soll nur so wenig Hilfe, wie irgendwie möglich geleistet werden, aber

so viel wie nötig.

"Arbeite nie härter als dein Klient."

"Menschen kriegen nur Würde, durch das, was sie selbst getan haben; Nicht durch das, was

für sie getan wird."

3. Konzentration auf die Ressourcen:

a) Ressourcen der Menschen: Alle Verhaltensweisen sind potenzielle Stärken (Bsp. Diebin –

Kaufhausdetektivin). Defizitorientierte Haltungen sind nicht zielführend und kontraproduktiv.

b) Ressourcen des Sozialraums: Steht immer auch in Kombination mit den Ressourcen des

Menschen (Bsp. Nachbarn, Plätze, Ausstattungen, finanzielle Mittel)

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4. Zielgruppen- und bereichsübergreifende Sichtweise:

Die Einbettung der Zielgruppe im grösseren sozialen System vollziehen und somit eine

eingegrenzte Sichtweise auf einzelne Zielgruppen verhindern.

"Wer mit Migranten arbeitet, muss auch immer mit Einheimischen arbeiten" Blick auf den

Gesamtkontext.

5. Kooperation und Koordination:

Ansatz funktioniert nur wenn bereichsübergreifend zusammengearbeitet wird. Es müssen in

kommunalen Landschaften freie und öffentliche Träger von Ressourcen grenzübergreifend

kooperieren.

Quartiersaufbau, Planungsbezogene Soziale Arbeit

Konzept entstand aus der Praxis heraus (Freiburg im Preisgau). Voraussetzung ist die Möglichkeit, ein Quartier von Grund auf neu aufzubauen. In der Schweiz ist dies in den grösseren Städten nicht mehr möglich, da es keinen Platz mehr gibt.

Hintergrund: Erinnerung an die Wohnungsknappheit der 50iger, 60iger Jahre. Bau von grossen Wohnblöcken mit vielen Wohnungen. Verhinderung dieser Bauweise in der heutigen Zeit, da diese Blöcke heute eine schlechte Wohnqualität bieten und nicht beliebt sind (Alte Wohnungen, tiefere Mieten, arme Bevölkerung usw.).

Ziel: Soziale Arbeit sollte wenn möglich bereits zu Beginn eines Aufbaues (neues Quartier) dabei sein um z.B. solche Wohnblöcke zu verhindern. Es soll verschiedene Wohnmöglichkeiten geben (Mietwohnungen, Eigentumswohnungen, Genossenschaften usw.). Das zweite Ziel war, das viele öffentliche Räume (Park, Hinterhöfe aber auch Quartiertreffpunkte, Kitas, Raum für Jugendliche usw.) gestaltet wurde. Das dritte Element war, dass die Leute durch „klassische“ GWA mit in die Arbeit einbezogen wurden (Selbstinitiative plus auch Heimat- und WIR-Gefühl schaffen).

Quartiersaufbau:

1. SA von Beginn weg dabei2. Verschiedene Wohn- und öffentliche Räume schaffen3. Bewohnerinnen und Bewohner miteinbeziehen

Durch diese Punkte sollte eine tragfähige, soziale Alltagskultur geschaffen werden (wie wollen wir in diesem Quartier zusammen leben, arbeiten usw.). Diese Kultur sollte von der GWA in Zusammenarbeit mit den Bewohnern aufgebaut werden – Stichwort: Nachbarschaftshilfe (Austausch, Kommunikation, Hilfe z.B.: beim Einkaufen). Ziel grosses Heimatgefühl besteht, Kontakt zu allen Bewohnern und die Menschen zu einem lebendigen Stadtteil beitragen (Eigeninitiative, Selbstorganisation, nicht nur aktiv aufgrund von Inputs von aussen. Diese soziale Alltagskultur soll die Qualität im Quartier steigern und eine gewünschte Kultur schaffen (Traditionen, unausgesprochene Regeln, Verständnis und Logik auf für Neuzuzüger).

Merkmale Quartiersaufbau - Wie soll die GWA bei diesem Ansatz vorgehen:

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Methode der „Inszenierung des Sozialen“ (von Maier/Sommerfeld). Das heisst, dass die professionellen Sozialarbeiter Impulse setzen, um die Gedanken und die Handlung der Bewohner anzuregen (Ziel nach fachlichen, theoretischen Ansätzen).

1. „Die professionellen SozialarbeiterInnen inszenieren Kommunikation, gegenseitige Hilfe im Alltag, Konfliktregelungen, Mitbestimmung beim Ausbau des Stadtteils, soziokulturelle Aktivitäten, Aktionen zur Identifikation mit dem Stadtteil.

2. Unterschied zu früher, dass es erst nach einer „praktische Testphase“ entschieden wird, ob es umgesetzt werden soll (z.B: Baumpatenschaft, Tageszeitung usw.).

3. Wichtig: Bewohner entscheiden, ob sie die Aktion weiterführen oder nicht realisieren möchten.

4. Hauptaufgabe der SA wieder vermehrt als Intermediäre Instanz5. Relative Unabhängigkeit und professionelle Autonomie“ sind grundlegende

Voraussetzungen für die Anerkennung und Glaub-würdigkeit der bezahlten (Rolle der Mediatoren).

Maier/Sommerfeld begründen, dass so durch Fachwissen neue Angebote geschaffen werden können, die sonst gar nie zum Thema kommen würden. Bewohner machen häufig Vorschläge, die sie kennen und überlegen sich keinen neuen Angebote. Die Methode Inszenierung des Sozialen begründet dieses Vorgehen, dass die Bedürfnisse der Bewohner so besser abgedeckt werden, da durch die Inputs von aussen eine grössere Anzahl Bewohner erreicht werden können (das Orientieren am Bedürfnis der Bewohner ist komplex, da diese oftmals ihre Bedürfnisse nicht benennen können (nur Wünsche, Anregungen). Die Soziale Arbeit entwickelt „Angebote“ daher auch aus der Sicht der Stadt/Verwaltung, sollte diese jedoch als unabhängige Instanz einbringen (Auszug Text Oehler): Die Soziale Arbeit soll auch in diesem Punkt „eine eigene, eben professionelle Position“ haben und diese auch mitteilen. Denn erst von dieser aus kann sie ihre eigenen Entscheidungen fällen und Kooperationen eingehen.

Inszenierung des Sozialen als Methode (Maier/Sommerfeld)- Impulse für die gute soziale Alltagskultur kommt aus professionellem Diskurs, nicht primär an

der Bedürfnisergründung der Bewohner.

- Bewohner des Stadtteils entscheiden, wie sie darauf reagieren. Sie können es annehmen und

weiterführen, können es aber auch ablehnen.

- Es lässt sich auch in bereits bestehenden Stadtteilen mit dieser Methode arbeiten.

- Methode der Inszenierung steht etwas im Gegensatz zur üblichen Gemeinwesenarbeit, da

sich erst nicht an den Bedürfnissen der Bewohner orientiert wird, sondern die Gestaltung

wird erst von den Professionellen entwickelt. Erst in einem zweiten Schritt wird geschaut, ob

die Bevölkerung positiv darauf reagiert (z.B. Stadtteilzeitung, Baumpatenschaft, Tauschkreis,

etc.). Die Inszenierung des Sozialen kann neue Bedürfnisse erschliessen, indem auch neue

Angebote ausprobiert werden. Bei einer Befragung der Bewohner würden hauptsächlich

bereits bekannte Bedürfnisse genannt werden.

- Es handelt sich bei dieser Methode auch um eine intermediäre Instanz. Die Professionellen

erlangen so eine gewisse Unabhängigkeit / professionelle Autonomie unabhängige

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Instanz, welche nicht direkt an die Stadt gebunden ist, was zu mehr Vertrauen von Seiten der

Bevölkerung führen kann.

- Die Soziale Arbeit soll den Bewohnern vermitteln, dass sie nicht eine zubringende Instanz

sind, sondern dass die Bewohner selbst aktiv werden müssen. Das System soll befähigt

werden, möglichst viel selbst zu machen. Aufgrund des schnellen gesellschaftlichen Wandels

werden die professionellen sozialen Ressourcen jedoch immer wieder gebraucht.

Veränderung der Position der Sozialen Arbeit:

Die Autoren schlagen einen Verzicht auf eine „Solidarisierung“ mit den Bewohnern vor um zu verstehen zu geben, dass die professionelle Quartiersarbeit zwar Anstösse und situativ auch anwaltschaftlicheUnterstützung bietet, aber keine konsumierbare soziale Ressource darstellt.

Die Soziale Arbeit soll „eine eigene, eben professionelle Position“ haben und diese auch mitteilen. Denn erst von dieser aus, kann sie ihre eigenen Entscheidungen fällen und Kooperation eingehen Die Sozialarbeitenden haben so die Legitimation, aber auch „die Herausforderung, die eigene Kreativität und eigene Erfahrung bei der Befriedigung von Bedürfnissen in die Arbeit einzubringen (und sich nicht durch die vereinfachte Parole »Die Bewohner sind die Experten für ihre Lebenswelt« selbst zu begrenzen und zu delegitimieren)“.

Ziel: Abhängigkeit verhindern, da oftmals beim Ende des Projektes bei der Übergabe von der SA zu den „Bewohnern“ das Projekt scheitert, weil diese zu wenig selber professionell involviert sind.

Intermediarität der Sozialarbeit als professionelle Paradoxie

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Maier/Sommerfeld entwickeln eine neue Konzeption von intermediarität der Sozialarbeit“ indem sie drei idealtypischen Aufgaben/Funktionen/Rollen als „professionelle Paradoxie“ herausgearbeiten:

•„eine anwaltschaftliche Funktion, in der versucht wurde, die (tatsächlichen oder vermuteten) Interessen der BewohnerInnen in die Planung einzubringen und insbesondere Rahmenbedingungen zu schaffen für ein eigenständiges Engagement der Bewohner;

•einer Dienstleistungsfunktion im Sinne der Bereitstellung von Dienstleistungen ganz unterschiedlicher Art, z.B. des K.I.O.S.K. -Ladens (…), der Stadtteilzeitung (…);

•der Funktion eines professionellen Empowerments (Ressourcen erkennen, fördern usw), durch das die Bewohner in die Lage versetzt sollen, selbst ihre Interessen zu vertreten und die Dienstleistungen möglichst weitgehend selbst zu übernehmen“.

Die Konkurrenz und das Spannungsverhältnis zwischen diesen verschiedenen Rollen und Funktionen sind nicht in einer zeitlichen Abfolge auflösbar. Sie gehören immanent –als "professionelle Paradoxien" –zur Sozialen Arbeit dazu und können daher „nur in einem dauerhaften, professionellen Abwägungsprozess bewältigt werden.“ Professionelle der SA müssen daher ständig eine andere „Rolle“ einnehmen (anwaltschaftlich, helfend, Empowerment (Das was die Bewohner selber machen können, sollen sie auch selber machen – Hilfe zur Selbsthilfe). Dies kann sich von Situation zu Situation ändern, sprich auch vermischen. Es gibt dabei keine zwingende Reihenfolge.

Intermediarität der Sozialarbeit als professionelle Paradoxie- Man kann als Professioneller nicht nur eine Position in seinem Handeln einnehmen.

Es ist notwendig anwaltschaftlich zu arbeiten, Dienstleistungen zu erbringen und auch auf

Empowerment zu setzen. Je nach Phase des Projekts ist eine der drei Positionen sinnvoll.

- Paradoxon: Die drei Positionen stehen unter Umständen in einem Spannungsfeld, wo es

schwierig wird, mehrere der drei Positionen einzunehmen. Es kann jedoch auch miteinander

vereinbar sein.