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Schweizerischer Verband für Pferdesport Fahren Das Fahren mit Pferd und Wagen hat eine lange Tradition. An Fahrturnieren wird heute ein-, zwei- und vierspännig gefahren. Dabei kennt man die Disziplinen Dressur-, Gelände- und Hindernisfahren, die einzeln oder in Kombination gewertet werden. In der Dressur werden vorgegebene Lektionen gefahren und von Richtern bewertet. Beim Hindernisfahren gilt es, möglichst schnell einen Parcours zu absol- vieren, ohne die auf Kegeln liegenden Bälle abzuwerfen, während der spektakuläre Marathon im Gelände der Höhepunkt eines Fahrturniers ist.

Fahren

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Ein Portrait der Disziplin Fahren

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Page 1: Fahren

Schweizerischer Verband für Pferdesport

FahrenDas Fahren mit Pferd und Wagen hat eine lange Tradition. An Fahrturnieren wird heute ein-, zwei- und vierspännig gefahren. Dabei kennt man die Disziplinen Dressur-, Gelände- und Hindernisfahren, die einzeln oder in Kombination gewertet werden. In der Dressur werden vorgegebene Lektionen gefahren und von Richtern bewertet. Beim Hindernisfahren gilt es, möglichst schnell einen Parcours zu absol-vieren, ohne die auf Kegeln liegenden Bälle abzuwerfen, während der spektakuläre Marathon im Gelände der Höhepunkt eines Fahrturniers ist.

Page 2: Fahren

Die Geschichte des Fahrsports reicht weit

in die Zeit zurück, als das Rad erfunden

und das Pferd domestiziert wurde. Mit

Pferd und Wagen konnten nun Lasten

und Personen über weitere Strecken

transportiert werden, was die Welt ver-

ändern sollte. Gespanne spielten vor der

Motorisierung auch in der Armee eine

wichtige Rolle. Neben der wirtschaft-

lichen und militärischen Bedeutung kam

früh auch der sportliche Aspekt des

Fahrens dazu: Die Wagenrennen der Grie-

chen und Römer sind legendär. Fahrtur-

niere im heutigen Sinne kamen Ende des

19. Jahrhunderts auf, als erst die Eisen-

bahn und später das Automobil das Pferd

langsam aus dem Strassenbild verdräng-

ten. Beim prestigeträchtigen Turnier im

deutschen Aachen wurden 1925 erst-

mals Fahrprüfungen ausgetragen. 1969

erhielt die Disziplin Fahren die offi zielle

Anerkennung durch die FEI und im Jahre

1972 fanden zum ersten Mal Welt-

meisterschaften für Vierspänner statt,

an denen die Schweizer Einzelgold und

Mannschaftssilber gewannen. Seither

hat sich das Fahren, das die Eleganz der

Bewegung und die Dynamik der Ge-

schwindigkeit in einer faszinierenden

Sportart vereinigt, rasant weiterent-

wickelt. Heute gibt es Wettbewerbe für

Ponys, Ein-, Zwei- und Vierspänner, in

denen die Schweizer seit Jahrzehnten

konstant an der Weltspitze mitfahren. Es

ist eine enthusiastische Gemeinschaft,

die diese an Material, Personal und Geld

sehr aufwendige Pferdesport-Disziplin mit

viel Herzblut und Leidenschaft betreibt.

Faszination FahrsportPIUS HOLLENSTEIN,

LEITER DER DISZIPLIN FAHREN

«Beim Fahren vereinigt sich

die Eleganz der Bewegung und die Dynamik der

Geschwindigkeit zu einem faszinierenden Sport. »

FAHREN –BEGRIFFE, ZAHLEN UND FAKTEN

CA / CAI / CAIO: Abkürzung für «Concours d‘Attelage», die offi zielle Bezeichnung für ein Fahrtunier. CAI sind internationale Fahrturniere, an einem CAIO gibt es einen offi ziellen Nationenpreis.

Gespanne: Für die folgenden Gespanns-arten werden in der Schweiz Fahrprüfungen ausgeschrieben: Vierspänner (Pferde), Zweispänner (Pferde), Tandem (Pferde), Einspänner (Pferde), Vierspänner (Ponys), Zweispänner (Ponys), Tandem (Ponys) und Einspänner (Ponys).

Prüfungen: Fahrprüfungen in der Schweiz gibt es in mehreren Stufen und Kategorien. Für die Kategorie B ist ein Fahrbrevet er-forderlich, für die Stufen L (leicht), M (mittel) und S (schwer) eine Fahrlizenz. Es gibt Dressurprüfungen, Geländeprüfungen, Hin dernisfahren, Geländederbys, Hallen-derbys und Multitests. Den Kombinationen dieser Prüfungen geht in der Regel eine Präsentation der Gespanne voraus.

Dressur: Beim Dressurfahren wird auf ei-nem 40 mal 100 Meter grossen Viereck ein vorgegebenes Programm gefahren. Die Richter bewerten Schwung, Regel-mässigkeit, Harmonie und Gehorsam der Pferde sowie Fahrstil und Hilfegebung des Fahrers. Bei der Kür stellt der Fahrer die Lektionen individuell zur gewählten Musik zusammen.

Gelände (Marathon ): Bei der Gelände-fahrt, auch Marathon genannt, sind Aus-dauer, Kondition und Wendigkeit gefragt. Zuerst fahren die Gespanne Wegestrecken im vorgeschriebenen Tempo, dann neh-men sie max. acht feste Hindernisse in Angriff. Im Marathon kommt den Grooms (Beifahrer), die den Wagen im Gleichge-wicht halten sowie Zeit und Weg kontrol-lieren, grosse Bedeutung zu.

Hindernisfahren: Beim Hindernis- oder Kegel fahren gilt es, einen Parcours mit max. 20 durch Kegel fl ankierte Tore mög-lichst rasch zu durchfahren, ohne dabei die Bälle auf den Kegeln abzuwerfen. Neben Wendigkeit und Tempo ist hier Präzision gefragt.

2100: Ungefähre Anzahl der aktiven Fah-rerinnen und Fahrer in der Schweiz, wobei rund zwei Dutzend auch international starten.

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KaderstrukturDie Disziplin Fahren im SVPS umfasst

folgende Kader:

Jugend/Nachwuchs Pony Einspänner Zweispänner Vierspänner

Die Kader für die folgende Saison werden

jeweils am Ende eines Kalenderjahres zu-

sammengestellt. Aufgenommen werden

Fahrerinnen und Fahrer, welche die An-

forderungen der Selektionskommission

Fahren zur Kadermitgliedschaft erfüllen.

Für die Betreuung der jeweiligen Kader zu-

ständig ist der/die Kaderverantwortliche.

NachwuchsförderungDie fahrsportlichen Aktivitäten in der

Schweiz werden durch die fünf grossen

Schweizer Regionalverbände und die

ihnen angeschlossenen Vereine organi-

siert und durchgeführt. Eine zielgerichtete

Nachwuchsförderung in der Disziplin

Fahren bildet die Grundlage für künftige

Erfolge. Im Jugend-/Nachwuchskader

sind die Nachwuchsfahrer sämtlicher

Gespannsarten bis zu einem Alter von

25 Jahren zusammengefasst. Im Fahren,

einer der aufwendigsten Pferdesportar-

ten, generiert sich der Nachwuchs nicht

nur aus dem Jugendsport, es gibt in der

Disziplin auch immer wieder erwachsene

Quer- oder Späteinsteiger.

Elite-KaderIn der Disziplin Fahren gibt es in jeder

Gespannsart (Pony, Ein-, Zwei- und Vier-

spänner) ein Spitzensport-Kader mit den

Stufen Förderkader, Short- und Longlist.

Die Teilnahme an Nationenpreisen sowie

die Beschickung der Championate mit

einer Schweizer Mannschaft sind erklär-

te Ziele der Disziplin Fahren.

Von der Basis an die Spitze

Organisation der Disziplin Fahren

Leiter der Disziplin

Chef Sport Chef Technik Chef Administration

Fachverantwortliche Fachverantwortliche Fachverantwortliche

Disziplintierarzt

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In der Disziplin Fahren werden jedes Jahr

in sämtlichen Gespannsarten Schweizer

Meisterschaften durchgeführt, ausserdem

alle zwei Jahre Weltmeis terschaften.

Die Schweizer Fahrerinnen und Fahrer

mischen seit Jahrzehnten an der Welt-

spitze mit.

Internationale Erfolge von Schweizer Fahrern

Europameisterschaften

Postfach 726 Papiermühlestrasse 40 H 3000 Bern 22Tel. +41 31 335 43 [email protected] | fnch.ch

Fotos: Claudia A. Meier, Julia Rau, Valeria Streun

Jahr Ort Gespann Medaille Reiter/-in

1973 Windsor (GBR) 4-Spänner Gold EinzelSilber EinzelGold Team

Auguste DubeyRobert DoudinAuguste Dubey, Robert Doudin

1983 Rom (ITA) 2-Spänner Bronze Einzel Silber Team

Heiner MerkHeiner Merk, Max Eigenmann, Daniel Kirchmeier

Weltmeisterschaften

Jahr Ort Gespann Medaille Reiter/-in

1972 Münster (GER) 4-Spänner Gold EinzelSilber Team

Auguste Dubey Auguste Dubey, Hermann Mast

1974 Frauenfeld (SUI) 4-Spänner Silber EinzelSilber Team

Christian IseliAuguste Dubey, Robert Doudin, Hermann Mast

1985 Sandringham (GBR)

2-Spänner Silber Einzel Silber Team

Heiner MerkHeiner Merk, Werner Ulrich, Arthur Zaugg

1989 Balatonfenyves (HUN)

2-Spänner Silber Einzel Werner Ulrich

1991 Zwettl (AUT) 2-Spänner Gold Einzel Werner Ulrich

1992 Riesenbeck (GER) 4-Spänner Silber EinzelSilber Team

Hanspeter RüschlinHanspeter Rüschlin, Heiner Merk, Christian Iseli

1995 Poznan (POL) 2-Spänner Bronze Team Andreas Meister, Alois Häni, Thomas Scherrer

1998 WEG Rom (ITA) 4-Spänner Gold Einzel Werner Ulrich2008 Jarantow (POL) 1-Spänner Bronze Team Eric Renaud, René Rahm,

Michaël Barbey2009 Kecskemet (HUN) 2-Spänner Einzel Silber Beat Schenk

2010 Rom (ITA) 1-Spänner Team Silber Michaël Barbey, Lucie Musy Comune, Eric Renaud

2012 Lezírias (POR) 1-Spänner Einzel Silber Team Silber

Michaël Barbey Lucie Musy Comune, Michaël Barbey, Leonhard Risch

2014 Izsák (HUN) 1-Spänner Team Bronze Michaël Barbey, Eric Renaud, Leonhard Risch