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FAHRZEUG-UMWELT-MENSCH-INTERAKTION
1 2© earth.google.comGRAPE
Schnittkräfte für MKS-Simulation
Schaufelkinematik für Partikelsimulation
Fraunhofer-Institut für Techno- und
Wirtschaftsmathematik ITWM
Fraunhofer-Platz 1
67663 Kaiserslautern
Kontakt
Dr. Klaus Dreßler
Telefon +49 631 31600-44 66
www.itwm.fraunhofer.de
© Fraunhofer ITWM 2016mdf_flyer_FUMI_DE-EN
1 Boden- und Material-
simulation
2 Krümmungen und Stei-
gungen entlang einer Route
Nutzerabhängige Prognose von Beanspruchung,
Verbrauch und Emission im realen Fahrbetrieb
Nutzungsvariabilität
Fahrzeug Reifen Boden UmgebungFahrer
NutzungsmodellUmgebungsmodell Fahrzeugmodell
F R A U N H O F E R - I N S T I T U T F Ü R T E C H N O - U N D W I R T S C H A F T S M A T H E M A T I K I T W M
Boden- und Materialsimulation
Mit GRAPE (GRAnular Physics Engine) ver-
fügt das Fraunhofer ITWM über einen eige-
nen produktiven DEM-Solver (Discrete Ele-
ment Method) für Partikelsimulationen.
GRAPE ist derzeit auf die Behandlung gra-
nularer Medien spezialisiert und erreicht
Echtzeitfaktoren < 100 für praxisrelevante
Partikelsamplegrößen (~150 000 Partikel).
Die Modellparametrierung erfolgt über in
der Bodenmechanik etablierte und standar-
disierte Triaxial-Versuche mit optionaler Ab-
sicherung über McKyes-Tests. Durch sorg-
fältige Parametrierung liefern die Simulatio-
nen nicht nur einen korrekten Materialfluss,
sondern auch im Rahmen der probleminhä-
renten Fluktuationen richtige Reaktions-
kräfte auf Werkzeuge in der Bodenbearbei-
tung. Darüber hinaus kann GRAPE über
das Functional Mockup Interface (FMI) oder
Simulink S-Functions in Co-Simulationssze-
narien eingesetzt werden.
Simulation der Nutzungsvariabilität
Für die Auslegung und Beurteilung mecha-
nisch beanspruchter Bauteile sowie für die
Bewertung von Kraftstoffverbrauch und
Emission in der tatsächlichen Fahrzeugnut-
zung im Feld spielen statistische Methoden
eine zentrale Rolle. Zu Beginn stehen die Er-
fassung, Beschreibung und Modellierung der
Nutzungsvariabilität, die sich durch Kombi-
nation des unterschiedlichen Verhaltens der
Nutzer mit der jeweiligen Umgebung ergibt.
Welche Straßentypen werden von einem Van
in Osteuropa im Stadt-dominierten Verkehr
oder im Fernverkehr gefahren? Wie häufig
und ausgeprägt sind Steigungen und Ge-
fälle und wie ändert sich dieses Bild, wenn
die gleiche Nutzung in Westeuropa be-
trachtet wird?
Diese und ähnliche Fragen werden am
Fraunhofer ITWM systematisch mit statisti-
schen Methoden und georeferenzierten
Daten untersucht. Dabei werden sowohl
Nutzungsszenarien, etwa ein PKW im
Pendlereinsatz in Frankreich, durchgespielt
(mit der virtuellen Messkampagne VMC®)
als auch Messdaten durch georeferenzierte
Auswertung aufbereitet und anhand von
Nutzungsmodellen auf Verteilungen für
unterschiedliche Nutzergruppen hochge-
rechnet (Nutzungssimulation U·Sim).
Die Abteilung Mathematische Methoden in
Dynamik und Festigkeit entwickelt Metho-
den zur Lösung all dieser Aufgaben, führt
entsprechende Projekte durch und bietet
Softwarelösungen dazu an.
si si+N Strecke s
Geschwindigkeitsbegrenzung vmax
Höhe/Steigung
aktueller Horizont
ma = Fdrive+ Fbrake+ Fres
1 3 42
Virtuelle Produktentwicklung in der Fahrzeugindustrie heißt physikalische und funktionale Eigenschaften der zu entwickelnden Fahrzeuge
auf Basis von CAE-Berechnungen zu bewerten, zu optimieren und abzusichern. Bei Attributen wie Betriebsfestigkeit, Zuverlässigkeit, Ener-
gieverbrauch und Emission ergibt sich die Schwierigkeit, dass höchst unterschiedliche, zeitlich variable Vorgänge simuliert und zur Bewer-
tung geeignet akkumuliert werden müssen. Hierfür muss man nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern auch seine »Randbedingungen« oder
seine »Wechselwirkung mit dem Rest der Welt« abbilden. Im Einzelnen braucht man zusätzlich zu den CAE-Fahrzeugmodellen auch gute
Modelle für Straßennetz, Topographie, Straßenbeschaffenheit, Verkehr, Reifen und Fahrerverhalten. Unter dem Aspekt der Absicherung
betrifft diese Herausforderung in besonderem Maße auch die Ableitung und Qualifikation geeigneter (virtueller und physikalischer) Erpro-
bungskonzepte, die der Variabilität der Beanspruchungen, Verbräuche und Emissionen im realen Betrieb gerecht werden. Am Fraunhofer
ITWM widmen wir uns dieser Problematik systematisch seit 2010 im Rahmen des Fraunhofer Innovationsclusters »FUMI – Fahrzeug-Um-
welt-Mensch Interaktion«, der nun seit 2016 in das »Leistungszentrum Simulations- und Software- basierte Innovation« integriert ist.
Fahrzeugmodelle für Lastpfad
und Energiefluss
Moderne Fahrzeuge – Pkw, Lkw, Land- und
Baumaschinen – sind hochkomplexe mecha-
tronische Systeme. Am ITWM werden für
solche Systeme numerische Modelle erstellt,
die mithilfe einer Computersimulation analy-
siert werden können. So kann das System-
verhalten (auftretende Lasten, Lastpfade,
Energie flüsse zwischen einzelnen Kompo-
nenten oder Baugruppen) bereits in einem
frühen Stadium des Entwicklungsprozesses
sehr effizient untersucht, angepasst und op-
timiert werden. Die Grundstruktur solcher
Systeme sind in der Regel mechanische Sys-
teme, die mit Methoden der Mehrkörpersimu-
lation (MKS) mathematisch modelliert werden.
Modelle aus anderen physikalischen Diszipli-
nen (Hydraulik, Elektrik, Elektronik etc.) oder
Regler können daran gekoppelt werden.
Das ITWM entwickelt Methoden zur effizi-
enten Simulation solch gekoppelter Systeme
(Co-Simulation). Auch Kopplungen zu realer
Hardware (z. B. für HiL-Tests oder im Bereich
interaktiver Fahrsimulatoren zum Fahrer/ Be-
diener) werden eingesetzt. Oft werden in
diesem Kontext zusätzliche Anforderungen
hinsichtlich Recheneffizienz gestellt. Am
ITWM werden hier spezielle Modellierungs-
techniken (geeignete Modellkomplexität),
Kopplungsmethoden sowie spezielle nume-
rische Löser entwickelt und eingesetzt.
Zusätzlich beschäftigt sich das Institut mit der
Entwicklung von Monitoring- und Fahrer-/ Be-
dienerassistenzsystemen. Hierbei werden z. B.
Maschinengrößen (Geschwindigkeit, Masse
etc.) online, d. h. während des Betriebs, prä-
diktiv geschätzt und können den Bediener in
seinen Entscheidungsprozessen unterstützen.
Methodisch kommen dabei Verfahren der
nichtlinearen Optimalsteuerung sowie der mo-
dellprädiktiven Regelung (MPC) zum Einsatz.
Interaktive Simulation
Mit der rasant zunehmenden Komplexität von
Fahrzeugen, die den Fahrer bei einer Vielzahl
von Entscheidungen nicht nur mehr unter-
stützen, sondern in wachsendem Maße sogar
das Fahren teilweise oder auch ganz über-
nehmen, ergeben sich neue Anforderungen
an die Simulationskette im Entwicklungspro-
zess. Mit dem ITWM-eigenen Fahrsimulator
RODOS® werden in sehr frühen Entwick-
lungsphasen virtuelle Prototypen erprobt
und in sehr schnellen Iterationszyklen ver-
bessert. Dabei wird hauptsächlich auf Ex-
perten und Referenzfahrer zurückgegriffen.
Statt physikalischer Prototypen werden nen-
nenswerte Anteile von Feldstudien durch
die interaktive Simulation substituiert. Typi-
sche Untersuchun gen im Simulator sind: ■■ die Wirkung neuer Assistenz- und Auto-
matisierungssysteme auf Bediener■■ Entwicklung und Erprobung neuer Human-
Machine-Interfaces, neuer Maschinen
und Fahrzeugfunktionen■■ Ableitung von Fahrer- / Bedienermodellen.
Ein besonders wichtiger Aspekt stellt dabei
die Werkzeugkette zur Erstellung interaktiver
Simulationen dar: Es werden für RODOS®
ausschließlich klassische Simulationstools
wie z. B. Matlab / Simulink®, Simpack®, LMS
Virtual Lab®, C++ etc. benötigt. Dadurch ist
sichergestellt, dass bereits existierende und
validierte Modelle unserer Partner in der inter-
aktiven Simulation verwendet werden können.
Änderungen am Simulationsmodell können
somit unmittelbar in die produktiven Pro-
zesse bei den Partnern zurückfließen.
Reifen
Der Reifen stellt bei allen Radfahrzeugen
das Bindeglied zwischen Umwelt, sprich
Boden, und dem eigentlichen Fahrzeug dar.
Über das komplexe Bauteil Reifen werden
Kräfte in das Fahrzeug eingeleitet, die sich
aus der Fahrbahnunebenheit (Umwelt) und
der Fahrdynamik, beeinflusst durch den
Fahrer, ergeben. Möchte man entsprechen-
de Szenarien in einer Gesamtfahrzeugsimu-
lation nachbilden, so stellt der Reifen bei
der Lastübertragung somit eine der wesent-
lichen Komponenten dar. Das ITWM-Reifen-
modell CDTire unterstützt als Bestandteil
moderner MKS-Programme den Entwick-
lungsingenieur in fast allen Analyseszenari-
en. Das besondere Augenmerk auf Gürtel-
dynamik und Interaktion mit 3D-Fahrbahn-
oberflächen erlaubt eine gute Vorhersage-
genauigkeit, sowohl der transienten Ampli-
tuden als auch im Frequenzbereich.
CDTire unterstützt verschiedene Anwen-
dungen in problemangepasster Modellkom-
plexität. Das »Muttermodell« CDTire / 3D ist
ein strukturmechanisches Schalenmodell,
das alle funktionalen Elemente des Reifens
abbildet. Abgeleitete (reduzierte) Modelle
sind CDTire / Realtime (echtzeitfähig für Be-
triebsfestigkeit und Komfortanwendungen),
CDTire/ MF++ (Magic Formula mit Tempera-
tur abhängigkeit), CDTire/ Thermal (detaillier-
tes thermodynamisches Modell zur Simula-
tion der Temperaturentstehung und Tempera-
turausbreitung im Reifen) und CDTire/ NVH
(Linearisierung des Reifenmodells CDTire/ 3D
und Weiterverwendung in FEM-basierten
NVH-Tools).
Umgebungsdaten und Straßennetz
Zur Untersuchung der Nutzungsvariabilität
mit Anwendungen im Bereich der Betriebs-
festigkeit, Zuverlässigkeit und Energieeffizi-
enz von Fahrzeugen stehen am ITWM so-
wohl eine reichhaltige Methodensammlung
als auch eine georeferenzierte Datenbasis zur
Verfügung. Mit VMC® GeoStatistics werden
auf Basis einer weltweiten digitalen Straßen-
karte (inkl. Geschwindigkeitsbegrenzungen,
Verkehrsregeln, Höhen- und Klimadaten)
Regionen, Märkte oder einzelne Routen
hinsichtlich fahrzeugrelevanter Eigenschaf-
ten analysiert und verglichen. Damit erge-
ben sich weitreichende neue Möglichkeiten
zur verbesserten Auswertung von Messda-
ten sowie zur zielgerichteten Planung neuer
Messkampagnen.
Zur spezifischen Ergänzung dieser Datenbasis
steht am ITWM das Messsystem REDAR
(Road and Environmental Data Acquisition
Rover) bereit. Dabei handelt es sich um ein
Messfahrzeug zur Erfassung detaillierter
3D-Umwelt- und Umgebungsdaten mit fol-
genden Hauptkomponenten: Inertialsystem
mit DGPS und Wegstreckensensor, Laser-
scanner sowie hochauflösende Industrieka-
meras. Damit erfasste Daten beinhalten unter
anderem Punktwolken zur realitätsnahen
3D-Darstellung der befahrenen Umgebung
und eine sehr genaue Abtastung der Straßen-
oberfläche. Anwendungen des Systems liegen
im Bereich des interaktiven Fahrsimulators
RODOS®, innerhalb der Methoden zur inva-
rianten Anregung von Simulationsmodellen
und zur Ergänzung der VMC-Datenbasis im
Bereich der Straßen oberflächen.
1 Berechnung von Ge-
schwindigkeitsprofilen
entlang einer Route
2 Interaktive Simulation
mit RODOS® in einem
Punktewolkeszenario
3 Reifensimulation mit
Temperatur- und Kontakt-
kraftverteilung
4 Umgebungsdatenerfas-
sung bis hin zur hochaufge-
lösten Straßenoberfläche