1
20 MARKETING & KOMMUNIKATION Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management an der HWZ, Chief Networking Officer bei Centralway. www.about.me/mpn Falsche Freunde E nde August 2012 verkündete Facebook, dass sie gegen Like-Betrug vorgehen würden. Also Likes, die gekauft wurden und nicht aus persönlichem In- teresse an einer Person zustande gekommen sind. Aber nicht nur auf Facebook wird mit falschen Freunden geschummelt, auch auf Twitter, YouTube und in anderen Social Media wird Beliebtheit und Bekanntheit vorgetäuscht. Das Prinzip ist eigentlich simpel: Diverse Agentu- ren bieten für relativ wenig Geld Likes, Freunde oder Follower zum Kauf an. Hinter den falschen Freun- den stecken entweder Bots, also automatisch gene- rierte Profile, hinter welchen keine echten Personen stehen, oder richtige Personen, die für ihre Aktivitä- ten Geld erhalten. Seit Kurzem kursieren auch öfters merkwürdige Videos oder Links. Schaut man sich diese an, wird man automatisch Fan einer Seite, ohne etwas davon zu merken. Zusätzlich heikel beim Freunde-Kauf ist, dass jedermann Freunde kaufen und diese einem x-beliebigen Profil zuordnen/schen- ken kann, ohne dessen Einwilligung. Die falschen Freunde sind oft daran zu erkennen, dass innerhalb kurzer Zeit eine grosse Menge neuer Freunde hinzu kommt, von denen oft auch das Da- tum der Account-Eröffung identisch ist. Die Profile stammen aus fernen Ländern, und bei automatisch erzeugten Profilen sind bisher keine oder kaum ei- gene Aktivitäten zu sehen. Das primäre Interesse an mehr Freunden, Fans und Bewertungen ist die gesteigerte Beliebt- und Bekanntheit, die vorgetäuscht wird. Dies dürfte auch erklären, wieso jüngst besonders oft Politiker und Parteien beschuldigt wurden, falsche Freunde eingekauft zu haben. Gerade in der Politik wird im Vorfeld von Wahlen stark über die Beliebtheit disku- tiert. Für die Medien sind Vergleiche von Follower- Zahlen mittlerweile gang und gäbe. Kommt jedoch ans Licht, dass falsche Freunde eingekauft wurden, wirkt sich das nicht gerade positiv auf einen Kandi- daten aus. Auch wenn dieser möglicherweise gar nicht selber gehandelt hat, sondern die falschen Freunde von jemandem untergejubelt wurden. Letztendlich bringen falsche Freunde gänzlich wenig in den Social Media, da die Neuen Medien besonders von der Interaktion leben, falsche Freun- de aber meist still und inaktiv sind. Mittlerweile kann man jedoch bereits Interaktion kaufen: YouTu- be-Views und Retweets, auch das gibt es für bares Geld. Nützlich sind die falschen Freunde aber auch hier nicht, sie lassen nur Statistiken hübscher aus- Bild: Keystone sehen, obwohl sie diese Zahlen letztendlich ver- fälschen. Was bringen falsche Freunde in den Social Media, wenn die wirklichen Unterstüt- zer im realen Leben dann doch nicht zur Wahlurne gehen und für einen Politiker stim- men? Einmal mehr ist es wie im realen Leben: Stellen Sie sich einen Saal mit 500 Leuten vor, welche Ihre Veranstal- tung besuchen. 400 da- von wurden jedoch für die Teilnahme bezahlt, und nur 100 sind Ihre wirklichen Interessen- ten. Weder Sie noch die wirklichen Interessenten werden sich wohl fühlen. Social Media leben vom Dialog. Man sollte sich um diejenigen Personen kümmern, die ein wahres Interesse haben und dort den Austausch fördern und das Vertrauen stärken und nicht das quantita- tive Anhäufen von Freunden als Ziel vor Augen ha- ben. Unter dem Titel „Werbung in Deutschland“ veröffentlichte der Econ Verlag 1964 erstmals ein Jahrbuch, das „in ge- schlossener Form die deutsche Werbung [...] detailliert, erläuternd und in einem überblickbaren Zeitabschnitt zu- sammengefasst“ vorstellte. Als „Jahrbuch der Werbung“ etablierte es sich zu einem Standardwerk der Kommuni- kationsbranche, das mit seinem gleichnamigen Wettbe- werb die besten Arbeiten eines Jahres auszeichnete. 50 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes hat sich die Medienlandschaft grundlegend verändert. Wenn auch das generelle Ziel von Werbung gleich geblieben sein mag, die Auswahl an Kommunikationsmitteln und -kanälen hat sich ungleich vergrößert. Für Kreative und insbesondere Auftraggeber bedarf es mehr denn je einer Orientierung in diesem sich stetig wandelnden Markt. Wir haben verstanden, dass wir diese Orientierung nicht mehr nur in einem Medium – dem Buch – bieten können. 2009 stellten wir dem Jahrbuch aus diesem Grund erst- mals eine vollständige und kostenfrei nutzbare Online- version zur Seite. www.jdw.de Wir suchen erfolgreiche Kampagnen, die auch von der Auftraggeberseite als solche gesehen werden. DER WETTBEWERB Zur Einsendung werden in ihren Bereichen bedeuten- de Kampagnen und wegweisende Einzelleistungen aus Kampagnen gebeten. Die Jury zeichnet Arbeiten aus, die Signale setzen in einem Markt, der nach Orientierung sucht. DIE JURY Mit dem neuen Wettbewerb sind in der Jury künftig Unternehmen (Auftraggeber), verantwortliche Kreative und Medien vertreten. Ebenso werden Wettbe- werbsgewinner in die Jury berufen. DIE AUSZEICHNUNGEN Die Jury vergibt den Grand Prix an herausragen- de Kampagnen des Jahres, die beispielhaft sind für kluge Orchestrierung der integrierten Kommunikation über alle Medien hinweg. Die besten Arbeiten in den Einzelkategorien des Wettbewerbs sowie Beiträge, die als Integrierte Kampagne oder B2B-Kommunikation zusammen- gefasst sind, werden mit dem Megaphon in Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet. Zum fünfzigsten Jubiläum folgt der nächste große Schritt: Wir verabschieden uns von der Bezeichnung „Jahrbuch der Werbung“. Publikationen – Buch sowie Onlinepräsenz – und Wettbewerb sollen künftig unter dem Namen „Das Jahr der Werbung“ realisiert werden. Das Jahr der Werbung macht es sich zum Ziel, den wich- tigen Entwicklungen und Kampagnen eine Plattform zu bieten. Dabei geht es uns nicht nur um neue kreativ- handwerkliche Ideen und Stilistiken, sondern zuerst um die erfolgreichen, innovativen Konzepte für die Breite der Möglichkeiten in Kommunikation und Werbung. AUS „JAHRBUCH DER WERBUNG“ WIRD „DAS JAHR DER WERBUNG“ A496668 Judas: vom Freund zum Verräter. werbewoche 17 | 28.09.2012

Falsche Freunde

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Ende August 2012 verkündete Facebook, dass sie gegen Like-Betrug vorgehen würden. Also Likes, die gekauft wurden und nicht aus persönlichem Interesse an einer Person zustande gekommen sind. Aber nicht nur auf Facebook wird mit falschen Freunden geschummelt, auch auf Twitter, YouTube und in anderen Social Media wird Beliebtheit und Bekanntheit vorgetäuscht.

Citation preview

20 MARKETING & KOMMUNIKATION

Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management an der HWZ, Chief Networking Officer bei Centralway. www.about.me/mpn

Falsche Freunde

E nde August 2012 verkündete Facebook, dass sie gegen Like-Betrug vorgehen würden. Also Likes,

die gekauft wurden und nicht aus persönlichem In-teresse an einer Person zustande gekommen sind. Aber nicht nur auf Facebook wird mit falschen Freunden geschummelt, auch auf Twitter, YouTube und in anderen Social Media wird Beliebtheit und Bekanntheit vorgetäuscht.

Das Prinzip ist eigentlich simpel: Diverse Agentu-ren bieten für relativ wenig Geld Likes, Freunde oder Follower zum Kauf an. Hinter den falschen Freun-den stecken entweder Bots, also automatisch gene-rierte Profile, hinter welchen keine echten Personen stehen, oder richtige Personen, die für ihre Aktivitä-ten Geld erhalten. Seit Kurzem kursieren auch öfters merkwürdige Videos oder Links. Schaut man sich diese an, wird man automatisch Fan einer Seite, ohne etwas davon zu merken. Zusätzlich heikel beim Freunde-Kauf ist, dass jedermann Freunde kaufen und diese einem x-beliebigen Profil zuordnen/schen-ken kann, ohne dessen Einwilligung.

Die falschen Freunde sind oft daran zu erkennen, dass innerhalb kurzer Zeit eine grosse Menge neuer Freunde hinzu kommt, von denen oft auch das Da-tum der Account-Eröffung identisch ist. Die Profile stammen aus fernen Ländern, und bei automatisch erzeugten Profilen sind bisher keine oder kaum ei-gene Aktivitäten zu sehen.

Das primäre Interesse an mehr Freunden, Fans und Bewertungen ist die gesteigerte Beliebt- und Bekanntheit, die vorgetäuscht wird. Dies dürfte auch erklären, wieso jüngst besonders oft Politiker und Parteien beschuldigt wurden, falsche Freunde eingekauft zu haben. Gerade in der Politik wird im Vorfeld von Wahlen stark über die Beliebtheit disku-tiert. Für die Medien sind Vergleiche von Follower-Zahlen mittlerweile gang und gäbe. Kommt jedoch ans Licht, dass falsche Freunde eingekauft wurden, wirkt sich das nicht gerade positiv auf einen Kandi-daten aus. Auch wenn dieser möglicherweise gar nicht selber gehandelt hat, sondern die falschen Freunde von jemandem untergejubelt wurden.

Letztendlich bringen falsche Freunde gänzlich wenig in den Social Media, da die Neuen Medien besonders von der Interaktion leben, falsche Freun-de aber meist still und inaktiv sind. Mittlerweile kann man jedoch bereits Interaktion kaufen: YouTu-be-Views und Retweets, auch das gibt es für bares Geld. Nützlich sind die falschen Freunde aber auch hier nicht, sie lassen nur Statistiken hübscher aus-

Bild

: Key

ston

esehen, obwohl sie diese Zahlen letztendlich ver-fälschen. Was bringen falsche Freunde in den Social Media, wenn die wirklichen Unterstüt-zer im realen Leben dann doch nicht zur Wahlurne gehen und für einen Politiker stim-men?

Einmal mehr ist es wie im realen Leben: Stellen Sie sich einen Saal mit 500 Leuten vor, welche Ihre Veranstal-tung besuchen. 400 da-von wurden jedoch für die Teilnahme bezahlt, und nur 100 sind Ihre wirklichen Interessen-ten. Weder Sie noch die wirklichen Interessenten werden sich wohl fühlen.

Social Media leben vom Dialog. Man sollte sich um diejenigen Personen kümmern, die ein wahres Interesse haben und dort den Austausch fördern und das Vertrauen stärken und nicht das quantita-tive Anhäufen von Freunden als Ziel vor Augen ha-ben.

Unter dem Titel „Werbung in Deutschland“ veröffentlichte

der Econ Verlag 1964 erstmals ein Jahrbuch, das „in ge-

schlossener Form die deutsche Werbung [...] detailliert,

erläuternd und in einem überblickbaren Zeitabschnitt zu-

sammengefasst“ vorstellte. Als „Jahrbuch der Werbung“

etablierte es sich zu einem Standardwerk der Kommuni-

kationsbranche, das mit seinem gleichnamigen Wettbe-

werb die besten Arbeiten eines Jahres auszeichnete.

50 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes hat sich die

Medienlandschaft grundlegend verändert. Wenn auch das

generelle Ziel von Werbung gleich geblieben sein mag,

die Auswahl an Kommunikationsmitteln und -kanälen hat

sich ungleich vergrößert. Für Kreative und insbesondere

Auftraggeber bedarf es mehr denn je einer Orientierung

in diesem sich stetig wandelnden Markt.

Wir haben verstanden, dass wir diese Orientierung nicht

mehr nur in einem Medium – dem Buch – bieten können.

2009 stellten wir dem Jahrbuch aus diesem Grund erst-

mals eine vollständige und kostenfrei nutzbare Online-

version zur Seite.

www.jdw.de

Wir suchen erfolgreiche Kampagnen, die auch von

der Auftraggeberseite als solche gesehen werden.

DER WETTBEWERBZur Einsendung werden in ihren Bereichen bedeuten-

de Kampagnen und wegweisende Einzelleistungen

aus Kampagnen gebeten. Die Jury zeichnet Arbeiten

aus, die Signale setzen in einem Markt, der nach

Orientierung sucht.

DIE JURYMit dem neuen Wettbewerb sind in der Jury künftig

Unternehmen (Auftraggeber), verantwortliche Kreative

und Medien vertreten. Ebenso werden Wettbe-

werbsgewinner in die Jury berufen.

DIE AUSZEICHNUNGENDie Jury vergibt den Grand Prix an herausragen-

de Kampagnen des Jahres, die beispielhaft sind für

kluge Orchestrierung der integrierten Kommunikation

über alle Medien hinweg.

Die besten Arbeiten in den Einzelkategorien des

Wettbewerbs sowie Beiträge, die als Integrierte

Kampagne oder B2B-Kommunikation zusammen-

gefasst sind, werden mit dem Megaphon in Gold,

Silber oder Bronze ausgezeichnet.

Zum fünfzigsten Jubiläum folgt der nächste große

Schritt: Wir verabschieden uns von der Bezeichnung

„Jahrbuch der Werbung“. Publikationen – Buch sowie

Onlinepräsenz – und Wettbewerb sollen künftig unter

dem Namen „Das Jahr der Werbung“ realisiert werden.

Das Jahr der Werbung macht es sich zum Ziel, den wich-

tigen Entwicklungen und Kampagnen eine Plattform zu

bieten. Dabei geht es uns nicht nur um neue kreativ-

handwerkliche Ideen und Stilistiken, sondern zuerst um

die erfolgreichen, innovativen Konzepte für die Breite

der Möglichkeiten in Kommunikation und Werbung.

AUS „JAHRBUCH DER WERBUNG“

WIRD „DAS JAHR DER WERBUNG“

A49

6668

Judas: vom Freund zum Verräter.

werbewoche 17 | 28.09.2012