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Sonntag, 17. April 2016 (20:05-21:00 Uhr) KW 15
Deutschlandfunk – Abt. Feature/ Hörspiel/ Hintergrund Kultur
FREISTIL
Lebensluft – Über den Atem
Von Christina Pannhausen und Susanne Kuttler
Regie: Thomas Wolfertz
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2016
M a n u s k r i p t
Urheberrechtlicher Hinweis
Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom
Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt
werden.
Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die
über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten
Umfang hinausgeht, ist unzulässig.
©
- ggf. unkorrigiertes Exemplar –
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Musik
O-Ton
#00:00:27-0# Apnoe: Atmen, ja, Atmen mache ich jeden Tag, kann ich (lachen) das geht gut
Geräuschkomposition (ca 10-15 Sek)- immer wiederkehrend mit jeweils ans folgende Kapitel
angepassten Ende - aus: tiefes Atmen (ggf. von Atmo Atemsitzung) Beatbox (Atmo Fips),
Yoga Mantra (Ong Namo… - Atmo Satya Singh), Tonleiterüben, Sound Dampfmaschine,
Sound Atmen mit Tauchgerät Babygeschrei -
am Ende übergehend in Atmo Straße
Sprecherin: „Lebensluft – Über den Atem“, von Christina Pannhausen und Susanne Kuttler
Atmo: Straße, kurz freistehend
Straßenumfrage (Frau): Ich versuche das abends. Dieses Atmen, was man beim Yoga lernt..
einatmen, wieder Ausatmen durch den Mund. Und das versuche ich abends, mit
einzuschlafen, aber klappt nicht immer.
Atmo: Straße darunterziehen:
#00:01:39-3# Umfrage: Werner… An Atmung denke ich im Wesentlichen an O2-Aufnahme,
Luft-Sauerstoffaufnahme.
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Straßenumfrage (Mann): Bei der Arbeit letzte Woche war viel los, viel Stress. Und ich kenn
das von meinem Skikurs. Dass man einmal tief ein- und ausatmet, dass man dann wieder zur
Ruhe kommt. Das habe ich dann angewandt. Das hat geholfen!
Straßenumfrage (Frau): Dran denken tut man ja nicht. Man macht’s ja einfach. Ist ja natürlich.
Aber wenn man erleichtert ist, dann macht man so: Hach ja! Aber sonst würde ich sagen,
denkt man nicht so wirklich ans Atmen. Lacht.
Straßenatmo geht über in Atmo Beatboxen: 0:55 Fips:
Fips: Das ist so eine Technik, wo das Zwerchfell die ganze Atmung macht – sehr stark- Und
man muss sich dran gewöhnen. Ich habe – als ich damit angefangen hab, nach ganz kurzer
Zeit schon so Beklemmungsgefühle. Unangenehm. Man wird auch ein bisschen heiß. Aber
irgendwann ist das ganz locker. Dann wird man nicht mehr so aufgedreht davon. Und ist so
im aktuellen Beatbox-Bereich eine ganz wichtige Technik, sagt man auch – sagt man auch
„Inward drag“ zu.
Atmo Fips Inward Drag
Sprecherin: Philipp aus dem Siepen, oder einfach Fips, ist Jazzgitarrist und Beatboxer aus
Köln. Beim Beatboxen werden alle Geräusche mit Hilfe des Mundes, der Stimmbänder und
des Kehlkopfs erzeugt. Auch der Atem wird zum Instrument.
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Fips: Da sage ich dann auch mal einen Tipp. So einatmen, als ob man sich ein Knie
aufgeschlagen hätte. Luft einsaugen – Ne? Das kennt man. Man versucht halt so viel Luft
einzuziehen, aber das kontrolliert zu machen, dass man nicht hyperventiliert und dieses dann
kann man das besser kontrollieren. Oder auch, dass man die Zunge in den Weg bringt.
(einatmen mit Zunge – schönes Geräusch) dass man das so ein bisschen steuert. (macht es
nach) Und das ist die Basis dann auch für alle etwas virtuoseren, sag ich mal, virtuoseren
Sachen. Wenn ich jetzt mal irgendwas versuche:
Atmo: Fips macht was vor 8:55-9:05
Fips: Bei einer ausgewogenen Beatbox geht es halt so ein bisschen um die Balance. Dass man
dann die Luft auch loswird. Zum Beispiel ein Geräusch (macht es vor xxx - xxx Ausatem)
Da wird viel Luft verschwendet. Und dann guck ich halt, wenn ich zu viele Inward Snares habe,
dass wieder ein Geräusch kommt, das viel Luft verbraucht. Und dann kann man eigentlich
stundenlang weitermachen, bis die Zunge wund wird.
Atmo: Fips 12:58
Fips: Ohne Atem funktioniert natürlich nicht. … Man braucht ne Anzahl Einatme-Sounds und
eine Anzahl Ausatme-Sounds sozusagen. Und man muss mit dem Atem die ganze Zeit
spielen.
Atmo: Fips mit Kindern: Kinder machen vor (Atmung gut zu hören)
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Fips: Es kann jeder lernen, man braucht allerdings, das muss ich sagen, einen langen Atem.
Man muss viel üben unter der Dusche, in jeder freien Zeit muss man üben, ich denke, dass
ich das viel mehr geübt habe als Gitarre. Aber irgendwann hat man einen Punkt überschritten,
da gefällt das einem so gut, was man da macht, also als würde man Radio hören. Dann läuft‘s
automatisch. Dann nervt man nur noch die Leute. Die sagen: Bitte aufhören und so.
Mädchen Eila: Also, man hält die Luft eigentlich nicht an, man probiert, wenn eine Pause
kommt, so ich mach meistens eine Pause beim Aaa, dann kann ich Luft einholen – äh
ausholen ist jetzt auch egal.
Atmo: Kinder diskutieren, ein oder aus und machen es vor AAh
Mädchen Eila: Das ist das Gehirn, das das irgendwie macht. Das sagt, jetzt holst du Luft und
man merkt es selber nicht. Atmet ein…Nach dem Ah kommt ein pch, und dann fängt es
wieder von neuem an –
Atmo: machen es vor und werden dabei immer schneller,
Junge sagt: Coole Beatbox
Musik
Intro unter Kinder legen – ab Text „Du wirst geboren…“ frei stehen lassen – bis du atmest ein,
du atmest aus“
Reißt ab
Atmo: Schrei Säugling
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Sprecherin: Unser Leben auf der Erde beginnt mit dem ersten Atemzug. Zum ersten Mal
füllen sich die Lungen des Säuglings mit Luft. Und stoßen sie hörbar wieder aus.
Hebamme Evangelia Fabry: 02:04 Es ist nicht immer ein Schreien, es ist manchmal ein
Glucksen, oder ein Aufatmen ein etwas lauteres, und dann sieht man dem Kind auch an, dass
es eine regelmäßige Atmung hat, es ist rosig, und das zeigt uns, dass die Atmung ganz
normal funktioniert.
Sprecherin: Evangelina Fabry ist Hebamme seit mehr als 20 Jahren. Sie hat schon einige
Hundert Kinder zur Welt gebracht. Während der Geburt hat sie oft erfahren, dass Mutter und
Kind miteinander verbunden sind – nicht nur über die Nabelschnur, sondern auch durch die
Atmung.
Atmo Wehen
Hebamme Evangelia Fabry: Die Mutter atmet - je stärker die Wehe wird - in der Regel auch
tiefer, das sollte sie zumindest tun, und indem sie tiefer atmet, verhilft sie auch ihrem
Kind...indem sie tiefer atmet versorgt sie ihr Kind mit mehr Sauerstoff, gibt dem Kind viel
mehr Energie und das Kind spürt die Wehen auch, und somit bleibt die Mutter in Kontakt mit
dem Kind und kommuniziert durch ihre Atmung....
Atmo Wehen (langsam ausfaden unter Atmo Meeresrauschen)
Darunter im selben Rhythmus Atmo Meeresrauschen langsam ansteigend
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Hebamme Evangelia Fabry: Der Atemfluss ist wie eine Welle, die Wehe auch, man kann das
schon auch vergleichen. Und man atmet auch im Rhythmus einer Wehe, oder die Frau atmet,
nicht der Mann, die Frau atmet im Rhythmus einer Wehe. Die Wehe kommt, nimmt an
Intensität zu, dadurch wird auch der Atem intensiver und auch lauter, tiefer.
Atmo Meer, darauf mit Hall
Antje Schäfer-Hendricks: 22:52 ich kann ja jederzeit hoch, ich hab ja diese Nabelschnur zum
Boot, ich hab dann diese Leine, an der ich wieder rauf kann, man ist auch innerhalb kürzester
Zeit oben.
Geräuschkomposition vom Anfang (ca 10-15 Sek)- mit angepasstem Ende - aus: tiefes Atmen
(ggf. von Atmo Atemsitzung) Beatbox (Atmo Fips), Yoga Mantra (Ong Namo… - Atmo Satya
Singh), Tonleiterüben, Sound Dampfmaschine, Sound Atmen mit Tauchgerät, Babygeschrei -
endend mit Sound Babygeschrei und Auftauchen aus dem Wasser
Atmo Auftauchen aus dem Wasser (ggf. mit Einatmen)
Antje Schäfer-Hendricks (ab jetzt ohne Hall) #00:18:42-6# :
Der erste Atemzug ist einfach nur genial, man nimmt ihn dann auch so richtig tief, da macht
man natürlich nicht mehr so Ü(Einatmegeräusch flach), sondern macht man so Hah - hoh
(Einatmegeräusch tief),du hast so ein klein bisschen so einen Widerstand, gegen den musst
du dann erstmal angehen, also das wird ein ganz bewusster und häufig auch sehr lauter
Atemzug. Und dann schiebst du den zweiten erstmal hinterher, weil der erste reicht gar nicht,
um die Schuld da an Sauerstoff aufzufüllen. das ist einfach toll.
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Da weiß man erstmal wie toll Atmen ist. (lachen).
Sprecherin: Antje Schäfer-Hendricks ist Chefin einer Tauchschule in Bonn. Sie beschreibt
nicht ihren ersten Atemzug im Leben, sondern den ersten nach einem Tauchgang ohne
Pressluftflasche.
Beim Apnoetauchen trainiert man, unter Wasser so lange wie möglich die Luft anzuhalten.
Apnoe kommt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Atmung“. Geübte Apnoe-Taucher
können mehrere Minuten lang ohne Atmung auskommen. Der Weg zu dieser Leistung führt
nicht über Anstrengung, sondern über Entspannung.
Antje Schäfer-Hendricks :#00:33:55-0# Es ist ganz einfach, umso entspannter du bist, umso
lockerer hältst du dich im Ganzen, und wenn dir Gedanken durch den Kopf gehen, dann
spannst du häufig irgendwas an: den Kiefer, den Nacken, und sonst was, und diese
angespannten Muskeln, die verbrauchen dann Sauerstoff und du musst mit jedem bisschen
Sauerstoff knapsen. In der Tat ist das, umso entspannter du bist und umso weniger du
ernsthaft denkst, sondern quasi vor dich hindöst, umso weniger verbrauchst du diesen
kostbaren Sauerstoff und umso länger kannst du dann deine Apnoe machen. Das heißt, die
Kunst besteht nicht nur da drin deine Atmung zu beruhigen, sondern auch den Kopf zu
beruhigen.
Atmo Apnoekurs: #00:41:22-9# Trainer Lars: Wir machen heute eine Mischung aus Statik und
Dynamik, das heißt, ich zähl euch eine Zeit an, die ihr hier vorne ganz ruhig im Wasser liegt,
dann taucht ihr eine Bahn und wartet drüben nochmal dieselbe Zeit.
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noch...30 Sekunden...15....10...5...4.3.2.1. und ruhig aufs Wasser legen #00:45:51-3#
Wasserrauschen und -plätschern, weil alle lostauchen (schönes Geräusch) #00:47:07-8#
Ca. 12:00 Antje Schäfer-Hendricks : Wir haben jetzt den Wasserdruck, der auf uns lastet als
Taucher, wir tauchen immer tiefer, tiefer, tiefer, die Luft in der Lunge wird dadurch immer
weiter komprimiert, komprimiert, immer weiter, und die Lunge, die elastischen Fasern können
sich dadurch immer weiter zusammenschnurren, wie so ein Hosengummi. Was man auf
Spannung hatte und was dann enger wird. Und irgendwann ist die Lunge auf dem - das nennt
man Residualvolumen - das ist so das Restvolumen. Also die wird nicht wie so ein Luftballon
total verkleben, das ist ein Schutzmechanismus, die komprimierte Lunge ab einer gewissen
Tiefe. Das ist auch der Grund, dass man vor etlichen Jahren gesagt hatte, ein Apnoetaucher,
der auf 30 Meter runtertaucht, der stirbt.
Weil die Lunge dann kaputtgehen würde. Inzwischen - die tauchen über 200 Meter tief - weiß
man, dass das nicht stimmt, weil der Körper dann gewisse Anpassungsmechanismen hat, um
das zu verhindern, dass man dann an der komprimierten Lunge sterben muss.
Sprecherin 1: Ünal Ölcücü ist an der Schule Tauchlehrer für Geräte- und für Anapnoetauchen:
56:07: Ünal: Ich finde diesen deutschen Begriff "Freitauchen" eigentlich viel schöner. Wir
haben auch einige wenige, die machen nur Freitauchen, und da geht es da drum, hier zu
trainieren, im Meer zu schwimmen, und dann mit Fischen zu schwimmen, Korallen zu sehen.
Ich kann dann 10 Meter tief tauchen, ich kann da auch mal eine halbe Minute hinter einer
Schildkröte herschwimmen oder vielleicht sehe ich mal einen Delfin oder einen Wal oder sonst
was. Die fahren natürlich in Gebiete, wo auch Gerätetaucher hinfahren. Und man kommt als
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Apnöist immer viel näher an die Tiere ran, wie ein Gerätetaucher, weil man einfach lautlos ist.
Der Gerätetaucher ist immer laut, unter Wasser klingt der immer wie "Darth Vader" (Geräusch
und Lachen) so klingt dann halt der Taucher für so einen Fisch.
Und im Kino hauen die auch immer alle ab vor Darth Vader. Das ist dann bei den Fischen das
Gleiche, wenn man dann aber ganz langsam ankommt und ganz ruhig ist, ist das schön. Und
wenn man es dann schafft anderthalb, eine oder vielleicht zwei Minuten mit denen zu
tauchen, ist das eine ganz tolle Sache.
Geräuschkomposition vom Anfang (ca 10-15 Sek)- mit angepasstem Ende - aus: tiefes Atmen
(ggf. von Atmo Atemsitzung) Beatbox (Atmo Fips), Yoga Mantra (Ong Namo… - Atmo Satya
Singh), Tonleiterüben, Sound Dampfmaschine, Sound Atmen mit Tauchgerät, Babygeschrei -
endend mit Sound Atem Tauchgerät
Rüdiger Dahlke (S.6 unten): Dieser alte Mythos aus dem Osten den finde ich sehr schön: Die
haben drei Schicksalsgötter, die teilen die Atemzüge zu. Von der einen kriegen sie Atemzüge
zugeteilt, die andere zählt dann mit, und die dritte holt den zurück, wenn dann fertig geatmet
ist. Und das ist natürlich eine Geschichte, die, wenn sie als Arzt das betrachten, etwas
Verblüffendes hat. Die Leute, die jetzt ganz schnell atmen, die jetzt schnell hecheln, die sind
schnell fertig mit den Atemzügen und dem Leben. Und die, die diesen langen Atem
entwickeln, die bleiben lang. Also, ich will jetzt nicht sagen, dass dieser Mythos kausal
irgendwas bestimmt. Aber es ist jetzt schon eine Erfahrung, Menschen mit einem ruhigen
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langen Atem können lange bleiben, aus einer gewissen inneren Ruhe heraus. Und die
Hektiker, die so hintereinander atmen, das ist schnell fertig.
Sprecherin: Der populäre Ganzheitsmediziner Rüdiger Dahlke hat sich in seinen Büchern
auch mit dem Atem beschäftigt.
Rüdiger Dahlke (S.7): Beim Tauchen können Sie das noch deutlicher sehen. Jeder kriegt ne
Pressluftflasche. Und dann sagt man, da ist eine halbe Stunde drin. Das habe ich mal erlebt.
Da war eine Grotte in 2 m Tiefe. Und man setzte sich nach unten auf den Boden mit einem
Bleigürtel, um mal eine halbe Stunde unter Wasser zu sein. Aber die halbe Stunde ist natürlich
Daumen mal Pi. Da gehen sie vom normalen Atem aus. Da war eine Zahnärztin dabei, die hat
nach 5 Minuten dieses Zeichen gemacht. Also keine Luft mehr. Also ich bin da relativ
gemächlich hin gepaddelt und hab gesagt, das kann nicht sein. Aber die hat's geschafft, in 5
Minuten die eigentlich für 30 Minuten reichende Pressluft durchzupusten. Vor Angst. Die war
wirklich leer. Habt ihr meins gegeben. Und die hat mit meiner Flasche genau das Gleiche
gemacht. In einem Zug durch. Die Angst befördert das Hecheln. Immer Angst. Die Hektik,
nicht Erster zu werden, nicht reicher zu werden, zu kurz zu kommen. Hinter den anderen
zurückzufallen und die ganze Konkurrenz. Das macht ja diese Unruhe und diese Hektik.
Sprecherin: Im Gegensatz dazu hat der entspannte Atem für Rüdiger Dahlke eine ganz
besondere Heilkraft:
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Rüdiger Dahlke: (S. 10) Das ist eine wunderbare Medizin. Medizin soll in die Mitte führen. Es
gibt immer diese Pole: Sie können hektisch atmen und schnell oder langsam und ruhig. Und
in jedem Einatmen, dieses Kommen und Gehen erleben. Das würde ich als den besseren
Atem bezeichnen. Der richtige? Der rechte Atem, das wäre der Atem der Mitte wär das, also
wieder der linke noch der rechte, sondern in der Mitte. Man könnte beim Atmen merken: Geh
immer durch die Mitte durch. Früher hieß die Medizin, die man schluckt oder die man
einnahm: Re Medium. Re zurück, Medium zur Mitte. Remedy angelsächsisch. Also zurück
zum Mitte, war die alte Idee. Und insofern ist Atem eine wunderbare Medizin. Mehr als diese
ganze Pharmakologie, denn die bringt die Leute nicht in die Mitte.
Atmo: Atemtherapie, eine Frau (Veruschka Vennebusch Vogt) leitet eine Klientin an tiefer zu
atmen:
Ca ab 3’00 VV: Tief ein, alles aus – ja – genau. Der nächste Einatemzug schließt sich dann
fließend allmählich fließend wieder an nach der Ausatmung. So dass sich langsam ein
fließender Kreislauf ergibt zwischen Ein -Und Ausatmen. Sehr gut. Sie machen das super.
Sprecherin: Atem als Medizin. Die Atemtherapie macht sich dies zunutze. Veruschka
Vennebusch-Vogt ist Atemtherapeutin in Köln:
Veruschka Vennebusch-Vogt: Diese Grundfunktion Atem ist mit allen Körperfunktionen
verbunden, Stoffwechsel, Herz-Kreislauf, bisschen wirkt sich aus bei Atemwegserkrankungen.
Durch so eine erweiterte Atmung, durch die regelmäßige Weitstellung der Bronchien, auch
durch eine bessere aktivere Durchblutung. Eine andere Haltung, denn ich atme anders wenn
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ich am Rechner sitze und auf Zeit tippe. Wenn ich mich aufrecht hinsetze und atme, weitet
sich alles. Und es ist zu sehen, wenn Menschen nach einer Atemsitzung die Augen
aufmachen, sie haben ein frisches Gesicht. Es wäre ein Grauschleier weg. Die Haltung ist eine
andere. Dass sie besser schlafen danach. Dass sie sagen, sie spüren dass sie viel getan haben,
auch durchaus Erschöpfung, aber eine gesunde Erschöpfung, weil der Körper insgesamt
vitalisiert wird.
Sprecherin: Dina hat sich auf die Atemtherapie eingelassen.
Dina: Das ist etwas, was man vielleicht theoretisch vorher auch schon wusste, dass Atmen
immer gut ist, was man auch immer wieder gesagt bekommt: also tief durchatmen und in den
Bauch reinatmen. Aber mir ist das im Laufe der Zeit abhanden gekommen. Und ich habe sehr
flach geatmet und hatte keine eigene Idee, wie es sich anfühlt tiefer zu atmen. Das ist durch
diese Atemtherapie einfach wieder geweckt worden, und da sind Kräfte geweckt worden. Und
gleichzeitig auch die Möglichkeit zu spüren, was es bedeutet tief zu atmen und das auch
körperlich zu spüren.
Sprecherin: Eigentlich war es ein körperliches Problem, das Dina hierher geführt hat. Die 41-
jährige klagte über Kurzatmigkeit und Rückenschmerzen, obwohl sie körperlich topfit war. Ihre
Orthopädin schickte zur Atemtherapie.
Dina: S. 3/ Ich habe vorher die Tendenz gehabt einfach weiterzumachen. Das hat gut
funktioniert. Und von außen betrachtet war das vielleicht auch erfolgreich. Aber ich selber bin
auf der Strecke geblieben. Ich habe drei Kinder im Alter von 3 bis 10. Und ich habe eine
Beziehung mit einem Partner und ich habe einen Job. Und muss mich um alles kümmern und
mich habe ich auch noch. Um mich muss ich mich auch noch kümmern. Und ich merke jetzt
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mehr, was ich auch Positives daraus ziehen kann. Es ist nicht einfach nur Stress, sondern ich
merke auch mehr, was ich davon habe. Und ich glaube, dieser Blick ist mir verloren gegangen
in den letzten Jahren. Ich habe das eigentlich nur als etwas erlebt, was mich belastet.
Atmo Aufwachen mit den Barners:
Dina: Fährst du jetzt mit dem Fahrrad?
Juno: Ne, nee, Dina: Dann musst du aber jetzt los.
Juno: Ich schaff das in fünf Minuten
Dina: Per, hier ist eine saubere Hose. Die passt doch auch zum Trikot, Atmo Schulranzen,
Dina: Also, du kommst nach der Schule nach Hause. Juno: Ich merk mir nicht wann, sondern
ich komm nach Hause. Dina: Und die Flöte? Juno: Flöte ist erst um 16:20 Uhr
Die Flöte ist noch unten. Dina: Noch was?
Dina: Tschüss (Kuss) Sag Paul noch Tschüss. Juno: Tschüss – Tür zu.
Sprecherin: Das Thema Atmen ist in der ganzen Familie angekommen, auch bei Dinas Partner
Paul.
Paul: (Aufwachen mit den Barners) In der Familie gibt es schon immer wieder Situationen –
wo ich dann denke – das eine ist ja so das Ausatmen (macht es vor, oh nein) und das andere
ist das Einatmen (macht vor, Schreck) und das sind die Extreme. Gestern Abend hatte ich
beides. Da war eine Situation, wo wir beide weg waren und dann kamen die Kinder wieder und
dann war es so wild und turbulent und jeder wollte was. Da war ein paar Mal, dass ich die Luft
angehalten habe, weil ich dachte, dass die Situation eskaliert und ein paar Mal auch
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ausgeatmet habe, weil ich gedacht habe, es nervt mich gerade. Aber ansonsten atme ich gern
in dieser Familie.
Veruschka Vennebusch-Vogt: Mit unserem Atem reagieren wir quasi auf alles. Es ist eine
Resonanzfläche für jede Handlung, für jeden Gedanken, für jede Emotion. Ich atme jetzt in
dem Moment anders weil ich einen anderen Gedanken hatte. Wenn wir bestimmte massive
belastende Erfahrungen machen. In belastenden Zuständen reagieren wir da mit unserem
Atem drauf. Er fließt weniger. Ganz kleine Kinder haben einen ganz natürlichen
selbstverständlich fließenden Atem. Wenn wir in Zustände geraten und da länger drin sind,
entwickeln wir dazu ein passendes Atemmuster. Meistens vollkommen unbewusst.
Atmo Atemtherapiesitzung –
„Und Sie bleiben genau da in der Einatmung, wo das jetzt ist – Druck – und Sie versuchen
liebevoll dabeizubleiben. Nicht mehr als das. Tief ein, sehr gut“.
Veruschka Vennebusch-Vogt: Menschen kommen mit Unsicherheit, mit Erfahrungen, die
irritieren, in einem schneller gewordenen vielfältigeren, weniger überschaubarem Leben –
privat, Job - Und reagieren verunsichert. Und ab da verändert sich der Atem
Atmo Atemtherapiesitzung:
6:40 VV: Und wie fühlt sich der Druck an? Drückt der von außen, drückt der von innen?
Dina B: Der Druck drückt von innen.
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VV; bleiben Sie bei ihrer Aufmerksamkeit genau da. Ganz sanft weiteratmen und erinnern Sie
sich…nehmen Sie wahr, wie der Atem, jetzt, während Sie diesen Druck wahrnehmen,
weiterfließen kann.
Veruschka Vennebusch-Vogt:
Wir hören auf zu atmen um etwas nicht zu spüren. Was uns zu groß erscheint. Das heißt, wir
verhindern dass wir die Erfahrung wirklich machen. Und dann kommt es immer wieder. Wir
versuchen sie zu vermeiden. Das löst sie aber nicht.
Und wenn ich solch eine Situation noch mal nach erlebe in einer Atemtherapie-Sitzung. Und
werde unterstützt dabei das wahrzunehmen. Dann mache ich die Erfahrung, dass mich das
eben nicht übermannt. Dass es nicht der alles mitreißende Zustand ist, vor dem ich solche
Angst habe.
Atmo Atemtherapiesitzung: ab 13:10
VV: weiteratmen, ja, ja, bisschen tiefer ein, loslassen, gerade haben Sie ganz viel gehalten und
wieder abgeben, einfach gehen lassen.
Wie ist das, wenn Sie sich jetzt um sich selbst kümmern mit dem nächsten Atemzug, welche
Reaktion kommt dann – kommt dann ein Gedanke?
Dina B: „Das ist gut so. Das ist gut so“
Veruschka Vennebusch-Vogt: Die meisten atmen sich irgendwie durch ihr Leben. Was die
wenigsten Menschen gelernt, erfahren haben, ist, was für ein wunderbares Potenzial da drin
steckt.
Ab 2’00 Atmo Paul und Per toben (Aufwachen mit den Barners)
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Sprecherin: Früh morgens in Dinas Familie – die beiden Großen Lovis und Juno sind
inzwischen auf dem Schulweg, Paul albert mit dem kleinen Per. Kurze Atempause für Dina.
Sie nippt an einer Tasse mit heißem Wasser und erzählt.
Dina(Aufwachen mit den Barners): 0’26 Wir sind in einer großen Gruppe im Allgäu
gewandert. Und haben eine große Wanderstrecke hinter uns gelegt, ganz hoch, jedenfalls hat
der Paul den Per hinten in der Kraxe getragen. Paul: Und ich hab geschwitzt wie ein Schwein.
Es war echt anstrengend. Per saß hinten drin und hat gesungen: Atemlos durch die Nacht!
Ab 5’00 Paul singt atemlos durch die Nacht – dann „Bratensoß auf der Jack“ – Per lacht sich
scheckig. Atemlos auf der Jack – Sing doch mal – nein du – Paul: Ich die ganze Zeit? Ich find,
ich hab jetzt genug gesungen.
Übergehend in
Geräuschkomposition vom Anfang (ca 10-15 Sek)- mit angepasstem Ende - aus: tiefes Atmen
(ggf. von Atmo Atemsitzung) Beatbox (Atmo Fips), Yoga Mantra (Ong Namo… - Atmo Satya
Singh), Tonleiterüben, Sound Dampfmaschine, Sound Atmen mit Tauchgerät, Babygeschrei -
endend mit Sound Tonleiter üben
Anno Lauten: Ich hab für mich das Singen entdeckt, das war so, dass ich wie natürlich viele
Menschen das haben, ziemlichen - phasenweise ziemlichen Stress hatte durch Pubertät, und
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dann hab ich gemerkt, dass das Singen total gut tut, dass mich das befreit, dass ich dadurch
auch meinen Atem intensiviere oder irgendwelche Verspannungen, die den Atem blockieren,
lösen kann und so hab ich mich dann mehr und mehr mit dem Singen beschäftigt, zunächst
mal nicht unter Heilaspekten, sondern einfach, um es rauszuschreien.
Sprecherin: Anno Lauten ist Sänger und Gesangslehrer in Köln. Der Atem spielt beim Singen,
eine große Rolle, zum Beispiel beim Soul.
Atmo Anno Warmmachübungen
Anno Lauten: Soulmusik ist doch sehr intuitiv, sehr aus dem Bauch, aus dem Herzen, aus
dem "Arsch" kann man auch sagen, sehr stark körperlich, nicht so kopfmäßig. Und da der
Atem - muss ich mal gerade mich ein bisschen reinfühlen - mmm - es wird auf jeden Fall sehr
sehr unterschiedlich damit gearbeitet, also manchmal sind Töne sehr "eeeey", "aaaaa", sehr
konzentriert, also es ist wenig Atem oder Atemluft im Ton, und manchmal "oahhh" (wie
Stöhnen) , dann geht es auch so auf "ohohoho", dann ist da sehr viel Atem und wenig
Stimme, Anteil. #00:18:03-8#
Sprecherin: Atemlos singen? Undenkbar. Aber auch mit Atem ist Singen manchmal schwierig:
Anno Lauten: Es gibt schon viele Leute, die das nicht mehr können, weil eigentlich würde ich
mal sagen, naturgemäß können das alle, also von Kindern kennen wir das ja auch, die sind da
sehr ungehemmt und sehr gesund noch, also kleine Kinder, und die können mit ihrer Stimme,
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mit ihrem Atem tolle Sachen machen, die denken natürlich auch nicht darüber nach meistens,
und dann klappt es einfach. Als Heranwachsende und Erwachsene schließlich sind wir dann
natürlich sehr sehr häufig gehemmt, also aufgrund von gesellschaftlichen Konventionen und
tatsächlich auch manchmal schon von unserer Konstitution nicht mehr in der Lage das
hervorzubringen. Dass einfach Muskeln - denn nur durch Muskelaktivität können wir den
Atem bewegen und auch die Stimme erzeugen - dass eben bestimmt Muskeln oder
Muskelgruppen verspannt sind, verkrampft, blockiert oder auch ganz erschlafft, so dass die
Stimme oder der so genannte Stimmapparat einfach nicht so leistungsfähig mehr ist.
#00:10:52-1# wenn nicht wirklich organische Schäden da sind, dann kann man das trainieren,
genauso wie man mit Sport anfangen kann jederzeit, muss man dann in kleinen Schritten
gehen und muss dann konsequent möglichst jeden Tag ein bisschen üben, trainieren, und
wenn man da eine gute Anleitung hat und/oder ein gutes Gespür dafür, dann kann man das in
jedem Stadium, in jedem Alter anfangen und sehr weit entwickeln.
Sprecherin: Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, bei denen einem die Stimme im Hals
stecken bleibt.
00:21:05-5# Anno Lauten: Der Schrecken bleibt stecken, steckt und dann im Hals oder im
Magen oder irgendwo sitzt der fest und wird eben nicht ausgedrückt. das kann man natürlich
mit Singen oder mit einer Atemarbeit, energetischen Atemarbeit zum Beispiel sehr gut lösen.
(wie atmet man Schreck ein?) "hhhhhh", "hhhh" (spricht mit eingeatmeter Luft sehr hoch)
und wenn man den Atem dann so sitzen hat und der Schreck lässt auch gar nicht nach, man
sagt ja so schön 'Schreck lass nach', aber der lässt dann oft nicht nach, und dann atmet man
hoch (macht er immer vor) und wird unten im Bauch zum Beispiel ganz fest, und dann atmet
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man immer weiter hoch und hat das Gefühl, man hätte gar keine Luft, und wenn man keine
Luft hat, muss man natürlich Luft holen, also man atmet dann nochmal extra drauf und hat
dann auf einmal totalen Überdruck und kriegt dann auch so eine gepresste, gequetschte
Stimme und es wird ganz schrecklich und man fühlt sich ganz hilflos und boa, ist das
anstrengend, zum Selbermachen, auch anstrengend zum Zuhören.
Satya Singh: Es gibt Leute, die atmen überhaupt nie in ihrem Bauch. Und der Atem geht
komplett nach oben, und geht in den Brustkorb, und Schlüsselbeinatmung. Die Ursache ist
dieser falsche Atem. Dass du dich aus dem Bauch vertreiben lässt. Der Atem kommt so nach
oben. Und das ist immer ein Ausdruck von Machtlosigkeit. Wenn du deine Macht abgibst, an
deinen Partner, deinen Vermieterin, andere Verkehrsteilnehmer, an dein Kind oder was auch
immer in dem Moment, in dem du deine Macht abgibst, deine Grenze verlierst, dann kommt
der Atem nach oben. Dann verlierst du deine Mitte. Und die Fähigkeit den paradoxen Atem zu
bekämpfen. Dass du den Bauch wieder frei kriegst. Das kannst du dadurch, dass du eine
Hand auf deinen Bauch legst, und dass du dann in dir selbst sagst und denkst: atme in meine
Hand, atme meine Hand. Und dass du dann einatmest in deine Hand hinein. Und dann
kommst du wieder in deine Mitte.
Sprecherin: Satya Singh ist Yogalehrer in Hamburg. Satya Singh, das ist der spirituelle Name
des Niederländers. Viele Yogis tragen einen solchen Namen, der meist aus einer altindischen
Sprache wie Sanskrit oder Gumurkhi stammt. Satya Singh sieht mit seinem weißen Bart und
dem Turban genauso aus, wie man sich einen Yogi vorstellen würde. Er hat verschiedene
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Bücher über die alte indische Lehre geschrieben. Atemübungen – auf Sanskrit „Pranayama“ -
spielen beim Yoga eine wichtige Rolle. Satya Singh ist überzeugt, dass der Atem
wiederspiegelt, wie man mit seinen Gefühlen umgeht.
Geräuschkomposition vom Anfang (ca 10-15 Sek)- mit angepasstem Ende - aus: tiefes Atmen
(ggf. von Atmo Atemsitzung) Beatbox (Atmo Fips), Yoga Mantra (Ong Namo… - Atmo Sata
Singh), Tonleiterüben, Sound Dampfmaschine, Sound Atmen mit Tauchgerät, Babygeschrei -
endend mit Sound Yoga Mantra (Ong Namo)
Satya Singh: Also wenn du vielleicht ganz gut in deinem Bauch bist, ganz gut dich durchsetzen
kannst. Aber du kannst keine Gefühle empfangen und keine Gefühle ausdrücken. Du hast
diese Weisheit nicht, die auch zum Leben gehört. Dann läuft häufig die obere Atmung fest.
Atmo Yogastunde 4 – ca 3:30 (Schlüsselbeinatmung)
Und das ist auch eine Spezialität von dem Yoga, das dauert etwas länger allerdings, das
wieder in Bewegung zu kriegen. Dafür gebrauchen wir besonders die rückbeugenden
Übungen. Weil die diese Partie so schön aufstrecken. Und dadurch kannst du dann allerdings
auch eine Menge Gefühle kriegen, die plötzlich und ohne Ursache, dass du plötzlich anfängst
zu weinen. Und es ist nichts passiert. Oder du plötzlich anfängst zu lachen. Und es ist nichts
passiert. Kann beides passieren. Einfach nur, weil das, was in den Muskeln gespeichert war,
jetzt plötzlich freikommt.
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Atmo Yogastunde ca. bei 2’00 „Erste Übung – der Atem spielt eine wichtige Rolle…“
Satya Singh: (Ca. 4’17) Es gibt zwei Atemextreme. Der eine ist Angst. Das ist (macht vor) Du
kannst gut einatmen, aber du kannst nicht mehr ausatmen, kannst nicht gut loslassen, dafür
ist die Welt zu gefährlich. Du lässt nichts von dir nach außen kommen. Und der andere ist
Depression, deprimiert sein, da kannst du gut ausatmen, kannst aber nicht gut einatmen. Du
traust dich nicht deine Grenze zu öffnen, etwas an dich ran zu lassen. Und für beide Formen
hat das Yoga Atemformen entwickelt, konstruiert, gefunden, die durch die Blockierung
hindurchatmen. Und dadurch kannst du dich selbst wunderbar in Schuss halten. Du kannst
deine Energie hochbringen, wenn du zu traurig bist, und du kannst deine Energie
runterbringen, wenn du zu wenig geerdet, zu flippig bist.
Atmo Yogastunde 2’30 „OKOK, atme tief ein und aus“
Satya Singh: Ca 02:00 die Tiefe kommt im Yoga rein durch den Atem. Naja, ich habe so ein
Modell: Körper, Geist und Seele. Die Asanas regen den Körper an, die Mantras und die
Meditation organisieren den Geist, und der Atem ist eigentlich das, was am dichtesten an der
Seele dran ist.
Atmo Yogastunde: ca 9:00 Atmen über Klang – unter dem O-Ton stehen lassen
Satya Singh: Erstmal kommt Das Zwerchfell runter. Die Bauchdecke kommt nach vorne. Dann
werden die Rippen zur Seite und ein bisschen nach vorn gezogen. Und zum Schluss werden
deine Rippen Schlüsselbein Dekolleté-Partie auch noch hochgezogen. Und dann ausatmen
lässt du erst Brustbein Schlüsselbein los. Dann scharnieren die Rippen wieder nach innen.
Und deine Bauchdecke wieder nach innen. Das ist langer tiefer Atem.
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Atmo Yogastunde ca. 17’00: „Atme ein, lege die Hände auf die Knie ins Gyan Mudra, spüre
nach“ und Atmo Yogastunde ca 20’00: Sat Nam
Einsatz Atmo Blätterrauschen – unter O-Ton leiser weiterziehen
Satya Singh 21:40 Wenn du atmest, findet die ganze Zeit ein energetischer Austausch mit der
Umgebung statt. Aufnehmen und Abgeben von Energie. Und vielleicht kann man das auch wie
eine Art von Metapher sehen. Die Kohlendioxid, die wir ausatmen wird dann wieder
eingeatmet durch die Bäume. Und es gibt auch so ein schönes eigentlich eingebautes
Gleichnis. Denn wenn du die Lungen betrachtest, so wie sie mit dem Stamm anfangen und
wie sie dann über die Bronchien und die Bronchioli immer baumähnlicher sich verästeln, und
dann schließlich in einem Festival von Abermillionen Lungenbläschen enden. Was eigentlich
so ähnlich ist einem Baum, dass man denkt, das kann kein Zufall sein. Irgendwie sind unsere
Lungen eine Art von Gegenpart zu den Bäumen.
Geräuschkomposition vom Anfang (ca. 10-15 Sek)- mit angepasstem Ende - aus: tiefes Atmen
(ggf. von Atmo Atemsitzung) Beatbox (Atmo Fips), Yoga Mantra (Ong Namo… - Atmo Satya
Singh), Tonleiterüben, Sound Dampfmaschine, Sound Atmen mit Tauchgerät, Babygeschrei -
endend mit Sound Atmen und Blätterrauschen
Atmo Blätterrauschen, Vogelzwitschern hochziehen kurz frei stehen lassen.
Maximilian Reuter: #00:13:49-6# Ich finde das selber immer noch beeindruckend zu sehen,
was die Pflanzen auf der Welt leisten, was für gewaltige Mengen Kohlenstoff es da sind, die da
umgesetzt werden.
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Sprecherin: Dr. Maximilian Reuter ist Physiker an der Universität Bremen. Für seine Arbeit ist
er viel unterwegs. Wir treffen ihn am Bahnhof in Köln. Aus Satellitenbildern hat er einen Film
erstellt, der zeigt, wie sich die Konzentration des Klimagases CO2 in der Erdatmosphäre über
das Jahr entwickelt. Es sieht aus, als ob die Erde atmet.
Maximilian Reuter: 01:23 Man sieht so eine Art Pulsieren, kann man sagen, da sieht man
hauptsächlich wie sich die CO2-Konzentration, wie die im Jahreszyklus ansteigen und nehmen
dann wieder ab, insbesondere auf der nördlichen Halbkugel sieht man das, und dieses Signal
ist dann überlagert durch einen kontinuierlichen Anstieg in den CO2-Konzentrationen.
Atmo Blätterrauschen, das immer mehr übertönt wird:
nacheinander einsetzend: Dampfmaschinen, Autoverkehr, Flugzeuge, Schiffe… sich steigernd
Maximilian Reuter: Das sind diese ganzen fossilen Brennstoffe, die die Menschheit benutzt
zur Energiegewinnung, also Kohle wird verbrannt, Öl wird verbrannt, und das sorgt für diesen
kontinuierlichen Anstieg. #00:10:00# Dass dieser Anstieg schon in einem kurzen Zeitraum
wie 10 Jahre, die diese Animation abdeckt, schon so deutlich sichtbar ist, das ist schon ein
bisschen beunruhigend, finde ich.
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Sprecherin: Der Mensch atmet – und er lässt atmen durch seine Maschinen. Immer mehr
Maschinen. Das Ergebnis: Zu viel Kohlendioxid liegt in der Luft. Mehr, als die Pflanzen
umwandeln können. Die Balance ist gestört.
Atmo laut: Autoverkehr, Maschinen… ohrenbetäubender Lärm frei stehend – bricht abrupt ab
Musik: Sphärische Musik Unterwasserwelt (s.o.)
Sprecherin: Im Yoga heißt es, jeder bekommt eine bestimmte Zahl von Atemzügen zugeteilt
in seinem Leben. Für Satya Singh ist das nichts Erschreckendes, im Gegenteil:
Satya Singh: Das wird ein bisschen als Trost erzählt...Aber eigentlich ist es ursprünglich Teil
eines Schöpfungsmythos im Yoga. Wo Gott Puppen aus Ton erschaffen hat. Und dann den
Seelen gesagt hat: Geht doch mal rein, werdet doch mal Menschen. Das ist doch schön, da
können wir Spaß haben. Ich beobachte euch und ihr könnt alle möglichen Erfahrungen
machen. Und die Seelen, die einfach abgespaltene Teile von Gott waren, die sagten: Nein,
dazu haben wir überhaupt keine Lust. Wir wollen bei dir bleiben. Und das ist so schön. Und
dann hat Gott gesagt: Ok, wenn ihr da reingeht, dann schenke ich euch ein paar Sachen. Ich
gebe euch eine Art Von Notausrüstung mit. Wenn ihr jetzt versprecht in diese Puppen
hineinzugehen und sie zu beleben, dann gebe ich euch das Geschenk des Pranas, der Atem.
Das bedeutet, es ist nur für eine begrenzte Zeit. Wenn ihr genug geatmet habt, dann kehrt ihr
wieder zu mir zurück und alles ist wieder so wie früher. Und dann haben die Seelen sich
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breitschlagen lassen. Und sind in die Tonpuppen hinein gegangen. Und so sind die Menschen
entstanden.
MUSIK
Sprecherin:
Das war: Lebensluft – Über den Atem
Von Christina Pannhausen und Susanne Kuttler
Es sprach: Justine Hauer
Ton und Technik: Ernst Hartmann und Caroline Thon
Regie: Thomas Wolfertz
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2016
Satya Singh: Vielleicht lerne ich das noch, aber ich kann zum Beispiel nicht gut am Computer
arbeiten und dann bewusst atmen. Aber das ist vielleicht nur Übungssache. Ich probiere es
morgen mal aus (Lacht laut)