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[1] Jubiläum 30 Jahre JSO 6. bis 8. November 2015 Freitag, 6. November 2015 20 Uhr, Kongresshalle am Zoo Festkonzert und Festempfang (Seite 3) Samstag, 7. November 2015 ab 10 Uhr, Musikschule Saal Ehemaligen-Projekt (Probe) ab 17.30 Uhr, Musikschule Saal Jubiläums-Party „30 Jahre JSO“ Sonntag, 8. November 2015 19 Uhr, Gewandhaus, Großer Saal Abschlusskonzert (Ehemaligen-Projekt) (Seite 21)

Festprogramm "30 Jahre JSO"

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Vom 6. bis 8. November feiert das Jugendsinfonieorchester Leipzig sein 30-jähriges Bestehen. Hier finden Sie das Festprogramm für das Jubiläum.

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Page 1: Festprogramm "30 Jahre JSO"

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Jubiläum

30 Jahre JSO

6. bis 8. November 2015

Freitag, 6. November 2015 20 Uhr, Kongresshalle am Zoo Festkonzert und Festempfang

(Seite 3)

Samstag, 7. November 2015 ab 10 Uhr, Musikschule Saal Ehemaligen-Projekt (Probe)

ab 17.30 Uhr, Musikschule Saal Jubiläums-Party „30 Jahre JSO“

Sonntag, 8. November 2015 19 Uhr, Gewandhaus, Großer Saal

Abschlusskonzert (Ehemaligen-Projekt) (Seite 21)

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Freitag, 6. November 2015

20 Uhr, Kongresshalle am Zoo

Festkonzert „30 Jahre JSO“

Iwan Iwanow (*1933) Vals

aus „Dance Suite” (Leipzig, 2002)

Grußwort Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Grußwort Matthias Wiedemann Leiter der Musikschule Leipzig

„Johann Sebastian Bach“

Antonín Dvořák (1841-1904) Sinfonie Nr. 9, e-Moll, op. 96

„Aus der Neuen Welt“

I. Adagio/Allegro molto II. Largo III. Molto vivace IV. Allegro con fuoco

Pause

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Leonard Bernstein (1918-1990) Symphonische Tänze

aus „West Side Story“ (1961)

I. Prologue II. Somewhere III. Scherzo IV. Mambo V. Cha-Cha VI. Meeting Szene VII. Cool Fugue VIII. Rumble IX. Finale

Jugendsinfonieorchester Leipzig Fridolin Weigert, Konzertmeister

Ron-Dirk Entleutner, Dirigent

Im Anschluss an das Konzert findet im Richard-Wagner-Saal der Kongresshalle der Festempfang zu „30 Jahren JSO“ statt (ge-schlossene Veranstaltung)

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„Aus der Neuen Welt“

Alles begann 1892. Dvořák er-hielt einen Kompositionsauftrag für ein „Te Deum“ anlässlich der 400-Jahrfeier der Entde-ckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Man wollte ihn nach New York binden, Dvořák sollte die Leitung des National Con-servatory of Music überneh-men, was er auch tat. Er war ei-ner der Europäer, dem die Ame-rikaner zu Füßen lagen. Sie liebten seine Musik, sie liebten die böhmischen Einflüsse in sei-nen Kompositionen und er war neugierig genug, wenigstens für ein paar Jahre diesen, seinen, „neuen“ Weg zu gehen. In die-sen Jahren entstand seine 9. Sinfonie, Zeit seines Lebens als seine 5. bekannt. Hier ver-arbeitete er seine Eindrücke, die ihn überwältigt haben müs-sen. Einerseits die große Indust-riemacht, riesige Städte, ande-rerseits die unberührten Weiten der Natur Amerikas und die Ur-einwohner beschäftigten den Komponisten. Dvořák selbst be-hauptet, nie wirklich bewusst „amerikanische“ Themen ver-

arbeitet zu haben, aber die me-lodischen Impressionen müssen wohl so stark gewesen sein, dass sie die Themen geprägt ha-ben. In der Tat steht die Sinfo-nie eher in der „böhmischen“ Tradition, die Tänze und Lieder seiner Heimat sind unüberhör-bar. Die Uraufführung der Sin-fonie, 1893 in der Carnegie Hall, war ein Riesenerfolg.

Keine hundert Jahre später schreibt Bernstein eines seiner bis heute bedeutendsten Werke — die „West Side Story“. Bern-stein schuf damit eine neue Gattung des Musicals, die Ver-bindung von Jazz, klassischer Oper und Elementen der Unter-haltungsmusik, und das auf ho-hem musikalischem Niveau, war Neuland am Broadway. Ur-sprünglich als „East Side Story“ geplant, sollte das Musical 1949 die jüdisch-christliche Proble-matik aufnehmen. Bernstein unterbrach jedoch die Arbeit. Als er 1955 an dem Stück weiter schrieb, wechselte er Namen und Thematik, die aktuellen Rassenkonflikte zwischen Pu-erto-Ricanern und Amerikanern hielten Einzug in das Musical,

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was nach seiner Uraufführung im Jahre 1957 Weltruhm er-langte. An diesen Erfolg sollten auch die „Symphonischen Tänze“ anschließen.

Das Exzerpt aus den einge-hendsten Melodien des Musicals bildete den Grundstock für eine weitere Erfolgsgeschichte. Die „Symphonischen Tänze“ sind ein in sich geschlossenes Bal-lett. Die Eindrücke aus dem Mu-sical, aber auch aus dem 1961 entstandenen Tanzfilm, ließen diese Idee entstehen. Kein Ge-ringerer als Jerome Robbins, ei-ner der bedeutendsten ameri-kanischen Choreographen, konnte erneut dafür gewonnen werden. Das Ballett orientiert sich nicht an der chronologi-schen Reihenfolge des Musicals.

Es ist auch nicht notwendig, dass der Zuhörer mit der Romeo-und-Julia-Thematik der „West Side Story“ vertraut ist. Die „Symphonischen Tänze“ ge-hen eigene Wege. Als Suite ero-berten sie die Konzertpodien der Welt. Die eindringlichen Rhythmen und Melodien Bern-steins entfalten sich ohne Texte noch einmal mehr.

Beide Werke sind seit Jahren Reper-toire des Jugendsinfonieorchesters. Heute zum Festkonzert „30 Jahre JSO“ zeigen sie deutlich das musikalische Profil des Klangkörpers. Dvořák und Bernstein stehen stets ganz oben auf der Wunschliste der jungen Musikerin-nen und Musiker. Und das JSO war be-reits selber zwei Mal in den Staaten, Konzertreisen, die das Orchester sehr geprägt haben.

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Besetzungsliste (6. November, Festkonzert „30 Jahre JSO“)

Violine I

Fridolin Weigert (ab 2010) Antonia Andrae (ab 2010) Henriette Rosch (ab 2011) Janis Reutemann (ab 2011) Ayane Krug (ab 2011) Luisa Engelmann (ab 2015) Lisa-Marie Ney (ab 2013) Katharina Kühhorn (ab 2014) Sophie Langendörfer (ab 2012) Diana Kostadinova (ab 2015) Esmeralda Andreeva (ab 2011) Vladislav Syumko (ab 2012) Helene Bartolomäus (ab 2013) Wiebke Heilmann (ab 2011) Alexander Zühlke (ab 2011)

Violine II

Elisa Eyßelein de Rodrigues (ab 2014) Luisa Brigmann (ab 2014) Helene Schuhknecht (ab 2015) Verena Korebrits (ab 2015) Celina Müller (ab 2015) Clara Wallmann (ab 2015) Johanna-Marie Fieseler (ab 2014) Loretta Sophia Bölk (ab 2015) Iris Zeller (ab 2013) Josefine Holzhausen (ab 2014) Johannes Richter (ab 2015) Ben Pistol (ab 2015)

Lina Janko (ab 2014) Martha Glas (ab 2015) Susanna Schlesier (ab 2014) Viola

Sarah Rösel (ab 2012) Johanna Kegel (ab 2014) Clara-Lilli Schorcht (ab 2014) Lane Authmann (ab 2014) Quentin Burandt (ab 2015) Clara Hélène Stangorra (ab 2015) Johann Lieberwirth (ab 2012) Helena Correa (ab 2014)

Celli

Paula Lieckfeldt (ab 2012) Bobby Kostadinov (ab 2013) Rebekka Krause (ab 2012) Georg Spree (ab 2013) Johannes Tröbs (ab 2013) Caroline Claßen (ab 2014) Henriette Jopp (ab 2015) Konrad Pawelka (ab 2015) Sarah Magdalena Luft (ab 2013) Konstanze Pietschmann (ab 2014) Masaki Krug (ab 2015) Florian Zühlke (ab 2014)

Bass

Florian Ziesch (ab 2012) Simon Schönfelder (ab 2013) Lucas Bouchon (ab 2015)

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Flöten

Luise Möbius (ab 2014) Dorothea Zahn (ab 2015) Aljoscha Labonté (ab 2015) Smilla Dreblow (ab 2015)

Oboe

Carl Munkwitz (ab 2014) Jesper Bourandt (ab 2015) Magdalena Fret (ab 2014)

Klarinette

Anton Baumgärtel (ab 2014) Julia Salomo (ab 2014) Frederike Spree (ab 2015) Max Andrae (Gast)

Fagott

Elisabeth Dinter (ab 2012) Ferdinand Holzhausen (ab 2013) Leonie Wintzer (ab 2013) Jakob Then-Berg (ab 2015)

Horn

Jan Jarick (ab 2009) Simon Biskupski (ab 2013) Conrad Weber (ab 2013) Luise Prager (ab 2013) Alexander Frenzel (ab 2014)

Trompete

Jonathan Zahn (ab 2012)

Philipp Rauch (ab 2012) Johannes Hartmuth (ab 2015)

Posaune/Tuba

Moritz Schickedanz (ab 2011) Sebastian Heinemann (ab 2009) Martin Türke (ab 2007) David Van der Auwera (ab 2015) André Piesch (ab 2011)

Schlagwerk

Anton Flade (ab 2015) Jeroen Finke (ab 2012) Raffael Stangorra (ab 2015) Nikolaus Zoller (ab 2015)

Harfe/Klavier

Joseph Shallah (Gast) Olga Reznichenko (Gast)

Team

Ulrike Spörl (Reg. Violine I) Marie Smalla (Reg. Violine II) Katrin Hallmann (Reg. Viola) Susanne Jähnke (Reg. Cello) Alexander Göpfert (Reg. Bass) Bernd Bartolomäus (Reg. Holz) Jakob Knauer (Reg. Horn) Jürgen Schubert (Reg. Blech) Peter Bollmann (Reg. Schlagwerk) Sylvia Viezens (Betreuerin) Markus Brückner (Organisation)

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Drei Fragen an …

… Matthias Wiedemann, seit

2015 Leiter der Musikschule

Leipzig

Herr Wiedemann, die Musik-schule Leipzig hat eines der besten Jugendsinfonieorchester Deutschlands, etliche Preise und erfolgreiche Konzertpro-jekte unterstreichen das. Darf man stolz sein, einen solchen leistungsstarken Klangkörper am Haus zu wissen? //Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen der Musikschule darf ich sagen, dass wir uns alle äußerst glück-lich schätzen, solch ein hoch-qualitatives Jugendsinfonieor-chester am Haus zu haben, das für die Repräsentation unserer Musikschule in der Stadt und weit darüber hinaus von un-schätzbarem Wert ist und auf das wir sehr, sehr stolz sind.

Was ist das Erfolgskonzept der Musikschule Leipzig, dass diese Arbeit mit jungen Musikerinnen und Musikern auf so einem ho-hen Niveau möglich ist? // Zum Erfolgskonzept für die Orches-

terarbeit gehören drei unver-zichtbare Dinge: das "System Musikschule" mit einer ausge-zeichneten Angebotsstruktur und hochkompetenten, moti-vierenden und leidenschaftli-chen Lehrkräften, ein Orches-terleiter, der seine Arbeit mit ebenso viel Kompetenz, Moti-vationskraft und Leidenschaft versieht und, ganz besonders wichtig, die vielen jungen Mu-sikerinnen und Musiker, die sich trotz aller Beanspruchung im Schulalltag der Musik mit Haut und Haar verschrieben ha-ben und mit ihrem Talent, größter Zielstrebigkeit und äu-ßerster Hingabe jederzeit das bestmögliche musikalische Er-gebnis erreichen möchten.

Was sind Ihre Wünsche für das JSO für die nächsten 30 Jahre? // Dem JSO und seinem Leiter Ron-Dirk Entleutner wünsche ich viele weitere Jahre erfüll-ter Zusammenarbeit, immer wieder neu beflügelnde ge-meinsame Erfolge und dass un-ser Orchester noch vielen Schü-

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lergenerationen die beglü-ckende Erfahrung gemein-schaftlichen Musizierens auf höchstem Niveau erlebbar ma-chen kann.

… Markus Brückner, Mitarbei-

ter der Abteilung Organisation

und Marketing der Musik-

schule

Herr Brückner, seit vielen Jah-ren organisieren Sie für das JSO Auftritte und Konzertreisen und sind dadurch selbst oft mit dem Orchester unterwegs. Gibt es

besondere Erinnerungen bzw. was war Ihr persönliches High-light in dieser Zeit? // Die USA-Reise 2014 war für mich persön-lich ein besonderes Ereignis, weil ich knapp 20 Jahre nach meinem High-School Aufent-halt erstmals wieder in den Staaten war. In Erinnerung ge-blieben ist mir die Ungarn-Reise 2010. Das Orchester war in Budapest in Gastfamilien un-tergebracht und nach anfängli-cher Skepsis sind innerhalb die-ser drei Tage Freundschaften zwischen den Jugendlichen aus

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beiden Ländern entstanden, die auch nach der Reise noch Be-stand hatten. Diese Gast-freundschaft durften wir dann auch in den USA erleben; wohl einer der nachhaltigsten Mo-mente eines Austauschs. Zwei Konzerte aus der jüngeren Ver-gangenheit sind mir auch Erin-nerung geblieben: Das Ab-schlusskonzert der Äthiopien-reise 2015 und das Konzert im schweizerischen Grenchen 2015. Bei beiden Konzerten spürte man die Freude und die Dankbarkeit des Publikums und das wiederum freut mich dann für das Orchester und es moti-viert natürlich.

Wie schwierig ist es, einen Klangkörper dieser Art im Leipziger Kulturleben auch marketingtechnisch zu etablie-ren? // Das JSO ist seit 30 Jah-ren Teil der Leipziger Kultur-landschaft. Viele Leipziger ken-nen das Orchester oder sie ken-nen jemanden, der hier spielt bzw. hier gespielt hat. Unser Ziel ist es, die Bekanntheit wei-ter zu steigern, die Zahl der be-geisterten Zuhörer stetig zu er-höhen und sie vor allem zu ei-nem erneuten Konzertbesuch

zu bewegen. Einer von zahlrei-chen Wegen hierfür ist unser Musikschul-Newsletter, für den man sich übrigens auch bei den Jubiläums-Konzerten kostenlos anmelden kann. :) Darüber hin-aus haben wir mit dem JSO nicht nur ein Ensemble, das auf einem hohen musikalischen Ni-veau spielt, sondern wir haben über 80 aktive Orchestermit-glieder, die mit großer Begeis-terung Musik machen. Mit die-ser Begeisterung schaffen sie es, andere junge Menschen in die Konzerte zu locken und den Funken überspringen zu lassen.

Sie begleiten das Orchester ja nun ausschließlich aus organisa-torischer Sicht. Kribbelt es in den Händen, einmal musika-lisch Teil des Orchesters zu sein? // Das möchte ich, ehrlich gesagt, niemandem antun. Au-ßerdem sind die Konzerte auch die Momente, wo ich mich zu-rücklehnen kann und genieße. Ich finde es sehr beeindru-ckend, was die Orchestermit-glieder leisten und wozu sie in der Lage sind. Da möchte ich nicht dazwischenfunken.

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… Fridolin Weigert, seit 2014

Konzertmeister des JSOs

Fridolin, Du führst das Orches-ter seit einigen Jahren am ers-ten Pult als Konzertmeister an. Kannst Du Dich an Dein erstes Konzert an dieser Position erin-nern? Wann war das? Wie hast Du Dich gefühlt? // Ich war na-türlich sehr aufgeregt, schon beim Einstimmen hat mein Bo-gen ein wenig gezittert, aber nach 10 Minuten Spielen ging es.

Wie wird man eigentlich Kon-zertmeister im JSO, welche Hierarchien greifen? // Man braucht natürlich Orchesterer-fahrung. Am besten ist es, wenn man vorher schon ein paar Jahre im Orchester ge-spielt hat und dadurch schon gut im Orchester eingegliedert ist. Im Laufe der Zeit arbeitet man sich dann immer weiter vor und irgendwann merkt der Dirigent dann, dass einem das Orchesterspiel Spaß macht und dass man sich das natürlich

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auch selber vorstellen kann, ir-gendwann Konzertmeister zu werden. In der Regel ist man erst Stellvertreter, dann Kon-zertmeister, und normaler-weise wird man erst vom am-tierenden Konzertmeister und dem Dirigenten angesprochen, ob man sich das zutraut. Ganz wichtig, im Orchester herrscht keine Demokratie, sondern ein hierarchisches Prinzip: Dirigent an oberster Stelle, darunter di-rekt der Konzertmeister.

Du gehst bald ins Studium und möchtest Dein Hobby zum Beruf machen. Was, denkst Du, wer-den Dir diese Erfahrungen als

Konzertmeister bringen? // Ich habe während meiner Zeit im JSO als Konzertmeister viele Erfahrungen gesammelt, die Repertoire-Kenntnis zum Bei-spiel, dieses Wissen kann ich später auf jeden Fall gut ge-brauchen. Und das Orchester-spiel: wann man zum Dirigen-ten schauen sollte, wie der Di-rigent schlägt, welche Striche an welchen Stellen richtig sind, wie man Pausen zählt etc. Auch das Leiten von Proben gehört dazu, da ich selbst Registerpro-ben geleitet habe. Und ein Be-wusstsein für Verantwortung und den Umgang mit Druck – das

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alles wird für mein Studium sehr hilfreich sein.

… Jonathan Zahn, aktiver JSO-

ler, erster Trompeter

Jonathan, Du bist sehr jung ins Orchester gekommen. Wie alt warst Du und war es Dein eige-ner Wunsch, so schnell wie möglich Teil des „großen“ Or-chesters zu sein? // Ich bin vor knapp 4 Jahren ins Orchester gekommen und muss ehrlich ge-stehen, dass das etwas unge-plant war. Allerdings würde ich heute auf keinen Fall sagen, dass ich das bereuen würde!

An der ersten Trompete sitzt Du an einer sehr exponierten Stelle des Orchesters. Die Trompeten sind immer zu hören, jeder Kiekser scheint gefühlt ewig im Raum „hängenzubleiben“. Wie gehst Du mit dieser Situation um, setzt sie Dich unter Druck oder ist das eher der „Kick“ der Herausforderung? // Natürlich gibt es schwierige Situationen, gerade was hohe leise Töne an-geht. Und natürlich geht, so-wohl in den Proben als auch im Konzert, mal was schief. Aber trotzdem ist schon ein gewisser

"Kick" dabei und gerade der Mo-ment, wenn alles gut läuft, ist einzigartig.

Du bist jetzt in der 11. Klasse, bald steht das Abitur vor der Tür. Was kommt danach? Musik-studium? Oder wird Dir die Mu-sik ein treues Hobby bleiben? // Ob ich die Musik zum Beruf ma-che, steht noch nicht fest. Je-doch tendiere ich zurzeit zu an-deren Interessenbereichen. Al-lerdings wird, soweit es mög-lich ist, die Trompete auf jeden Fall nicht begraben werden, egal ob’s nun zum Beruf wird oder nicht. ;)

… Antonia Andrae, aktive

JSOlerin, stellv. Konzertmeis-

terin

Antonia, Du bist bereits sehr, sehr lange im Orchester. Das Jubiläumskonzert wird jedoch Dein letztes sein, da Du ins Stu-dium gehst. Kannst Du in weni-gen Worten beschreiben, was das JSO für Dich in diesen vielen Jahren gewesen ist? // Wenige Worte sind hier tatsächlich sehr schwer. Es mag kitschig klin-gen, doch das JSO ist ein zwei-tes Zuhause für mich gewesen,

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bis heute. Allein an der Zeit ge-messen, die ich, ob in der Mu-sikschule, im Probenlager oder auf Reisen mit dem Orchester verbracht habe. Dazu habe ich viele Menschen kennengelernt und gemeinsame Zeit mit ihnen und meinen Geschwistern ver-

bracht, fernab von zu Hause. Ich glaube, am wichtigsten für mich war neben der Tatsache, wahnsinnig tolle Musik zu spie-len, die man vielleicht nie wie-der selbst mitspielen wird, dass ich diese Musik mit Menschen spielen konnte, die dabei viel-

leicht genauso viel Glück emp-finden und leidenschaftlich da-bei sind. Ich habe mich immer wohl gefühlt und möchte all das – Proben, Konzerte, ge-meinsame Partys – niemals mis-sen. Doch irgendwann ist es tat-sächlich soweit, dass man sich

verabschieden muss – und dass wir in diesem Konzert eines meiner ersten Stücke im JSO, Bernsteins „West Side Story“ spielen, lässt mich neben ei-nem weinenden auch mit einem lachenden Auge Abschied neh-men.

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Du stammst selbst aus einer Mu-sikerfamilie, Du kennst das Kon-strukt „Orchester“ von Kindes-beinen an. Geht man dann mit größerer Motivation in so ein Orchester oder ist man eher „vorbelastet“? // Sowohl als auch. Von klein auf habe ich Proben und das tägliche Üben auf dem Instrument als alltäg-liche Ereignisse erlebt, bei Kon-zerten die Leidenschaft für die sinfonische Musik gespürt. Des-halb wollte ich schon immer so schnell wie möglich in ein Or-chester und es den Eltern nach-tun. Ich sehe diese „Vorbelas-tung“ weniger als Last, sondern finde sie positiv und durchaus motivierend. Man weiß um Ei-genschaften wie Disziplin, den Willen und die Ausdauer, die ein gutes Orchester einfordert. Durch die Kooperation mit dem MDR-Sinfonieorchester konnten wir JSO’ler die professionelle Arbeit aus nächster Nähe be-obachten.

Was wird für Dich aus dieser Zeit bleiben? // Ich bin mir si-cher, dass ich die vielen Jahre und Erlebnisse nicht so schnell vergessen werde. Zu Hause la-

gert ein großer Karton mit Er-innerungen: Plakate von Ge-wandhauskonzerten, Ablauf-pläne für die Reisen nach Ka-nada, USA, Äthiopien, Grie-chenland – um nur einige High-lights zu nennen – Fotos, Noten, und und und. Glücklicherweise habe ich viele Leute um mich herum, die ihren Abschied be-reits hinter sich haben und mit denen man immer über die ge-meinsame Zeit spricht und lacht und in Erinnerungen schwelgt. Wenn ich an das JSO denke, erinnere ich mich an Stecklenberg (!!!), das Gewand-haus, die Thomaskirche, Or-chesterwettbewerbe, großar-tige Reisen; an Liebe und Leid (ja, auch das kam manchmal mit dem JSO einher); ausgelas-sene Feiern und schlaflose Nächte und immer wieder wun-derbare Musik. Wenn es das JSO in 30 Jahren noch gibt und ich dann Kinder habe (beides möchte ich stark hoffen!), wer-den die auch mal im JSO spie-len, soviel steht fest!

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Das Jugendsinfonieorchester

Leipzig // Musizierfreude auf

hohem Niveau

Das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Leipzig wurde 1985 an der damaligen Landes-musikschule „Johann Sebastian Bach" auf Initiative des Rektors Wolfgang Reckling durch Iwan Iwanow gegründet. Schon im ersten Jahr des Bestehens über-zeugte es mit einem 2. Preis beim Orchesterwettbewerb der Musikschulen. An diesen Erfolg konnte mehrmals angeknüpft werden. 2003, 2007 und 2011 erreichte das Ensemble 1. Preise beim Sächsischen Or-chesterwettbewerb und kehrte 2004, 2008 und 2012 aus den je-weils folgenden Bundeswettbe-werben als Bundespreisträger zurück.

Durch die rege Konzerttätigkeit eroberte das JSO schrittweise die großen Konzerthäuser Leipzigs - angefangen im Fest-saal des Alten Rathauses, über Kongresshalle und Thomaskir-che bis hin zum Großen Saal des Gewandhauses, wo regelmäßig

zweimal im Jahr die erarbeite-ten Programme aufgeführt wer-den.

Höhepunkt der Orchestertätig-keit sind die jährlichen Kon-zertreisen, seit 1993 durch ganz Europa, zum Beispiel nach Grie-chenland, Italien, Spanien, Bul-garien und die Niederlande. Be-sonders hervorstechend waren dabei die Einladungen als einzi-ges ausländisches Orchester zum „Festival of British Youth Orchestras" nach Schottland und 2005 nach Äthiopien zu den Festlichkeiten „100 Jahre

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deutsch-äthiopischer Freund-schaftsvertrag". Im Rahmen der Städtepartnerschaft Leipzig-Addis Abeba war das JSO in die-sem Frühjahr erneut in Äthio-pien.

2009 bereiste das Ensemble zu-dem die südlichen Bundesstaa-ten der USA und gastierte 2011 beim „Eurochestries Festival" in Quebec (Kanada). Im Frühjahr 2014 folgten die jungen Musike-rinnen und Musikern Kon-zerteinladungen nach Chicago, Philadelphia und Washington.

Eine weitere Bereicherung bil-det das regelmäßige Austausch-programm mit den Chören der Pennsbury Highschool (USA) so-wie die enge Zusammenarbeit mit dem Gewandhausorchester, dem MDR-Sinfonieorchester und „amici musicae", Chor & Or-chester, Leipzig.

Ron-Dirk Entleutner // seit 15

Jahren am Pult des JSOs

Ron-Dirk Entleutner wurde 1976 in Leipzig geboren. Bereits im Alter von vier Jahren erhielt er seine erste musikalische Ausbil-dung im Rahmen eines von Kurt

Masur gegründeten Förderpro-jektes. Von 1985 bis 1994 war er Mitglied des Leipziger Thomanerchores unter den Thomaskantoren Hans-Joachim Rotzsch und Georg Christoph Biller. Hier sammelte er als Chorpräfekt erste Erfahrungen im Dirigieren.

Am Kirchenmusikalischen Insti-tut der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« in Leipzig studierte Ron-Dirk Entleutner Dirigieren bei Prof. Georg Christoph Biller

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und Prof. Gerd Bahner sowie Gesang bei Prof. Dirk Schmidt. Darüber hinaus nahm er an Meisterkursen bei Max Frey, Eric Ericson, Helmuth Rilling, Philip Ledger und Uwe Grono-stay teil und erhielt Chor-leiterstipendien des Verbandes Deutscher Konzert-Chöre und des Deutschen Musikrates.

Seinen ersten Klangkörper, »amici musicae, Chor & Orches-ter, Leipzig«, gründete Ron-Dirk Entleutner im Oktober 1994. Als namhaftes Leipziger Ensemble konzertiert »amici musicae« unter seiner Leitung in Konzerten sowie bei Rund-funk- und CD-Produktionen in ganz Deutschland (u.a. Max-Re-ger-Tage Hamm, Leipziger Bachfeste 1999-2015, Thomas-kirche Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig) und darüber hinaus in Dänemark, Ungarn, Hong Kong und in den USA.

Außerdem ging »amici musicae« als Preisträger aus renommier-ten Wettbewerben hervor. 1998 gründete Ron-Dirk Entleutner den »Neuen Kammerchor Leipzig« und 2000 das dazuge-hörige Instrumentalensemble

»cappella accademia«. Engage-ments als Gastdirigent führten ihn in die Schweiz und nach Südafrika.

Seit Sommer 2000 ist Ron-Dirk Entleutner Dirigent und künst-lerischer Leiter des Jugendsin-fonieorchesters an der Musik-schule Leipzig »Johann Sebas-tian Bach« und dort darüber hinaus als Gesangspädagoge und Fachberater Ensemblespiel tätig. Gemeinsam mit dem Or-chester finden regelmäßig Kon-zerte im Großen Saal des Leipziger Gewandhauses statt.

Das Ensemble ist mehrfacher Bundespreisträger und gastierte erfolgreich unter seiner Leitung in Italien, Spanien, Griechen-land, den Niederlanden, Groß-britannien, den USA und Ka-nada. Zudem folgte das Orches-ter einer Einladung des Auswär-tigen Amtes zu den Festlichkei-ten »100 Jahre Deutsch-Äthio-pischer Freundschaftsvertrag« nach Addis Abeba.

Mit Beginn des Sommersemes-ters 2007 ging Ron-Dirk Ent-leutner als Universitätsmusikdi-

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rektor an die Universität Kob-lenz-Landau. Neben der Lehrtä-tigkeit am Institut für Musikwis-senschaft und Musikpädagogik übernahm er die Leitung des Universitätschores, des »Jun-gen Symphonieorchesters Kob-lenz« und gründete das »UNI-Vokalensemble Koblenz«.

2008 rief er die Universitätsmu-siktage Koblenz ins Leben, kurz „UNIMUS“, und schuf damit ein renommiertes Festival an Rhein und Mosel mit unkonventionel-lem Programm.

Neben seiner vielseitigen Konzerttätigkeit ist Ron-Dirk Entleutner als Dozent gefragt. Insbesondere in den USA führt er Workshops für Chor- und En-sembleleiter sowie Interpreta-tionskurse durch. Darüber hin-aus wird er als Juror zu Wettbe-werben berufen.

Seit diesem Herbst leitet Ron-Dirk Entleutner den Landesju-gendchor Sachsen.

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Sonntag, 8.November 2015

19 Uhr, Gewandhaus, Großer Saal

Abschlusskonzert

Felix Klingner (*1992) Der Brocken (UA)

symphonische Dichtung

Grußwort Ron-Dirk Entleutner Dirigent des Jugendsinfonieorchesters

Sergej Rachmaninoff (1873-1943) Symphonische Tänze, op. 45

I. [Non] allegro II. Andante con moto/Tempo di valse III. Lento assai – Allegro vivace - Lento assai/Come prima - Allegro vivace

Pause

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Friedrich Jopp (*1995) Die Musik der Ainur (UA)

für großes Orchester nach Worten von J. R. R. Tolkien

Ottorino Respighi (1879-1836) Pini di Roma (1924)

I. I pini di Villa Borghese Die Pinien der Villa Borghese

II. Pini presso una catacomb Pinien bei einer Katakombe

III. I pini del Gianicolo Die Pinien auf dem Ianiculum

IV. I pini della Via Appia Die Pinien der Via Appia

Jugendsinfonieorchester Leipzig „senior“ (Orchester bestehend aus ehemaligen JSOlern) Johanna Schreiber, Konzertmeisterin

Ron-Dirk Entleutner, Dirigent

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Der Brocken (2015) Felix Klingner über seine Komposition:

„Man steht am Fuße, leichtes Flimmern in der Luft. Wage sind die ersten Schemen zu erken-nen. Der Brocken liegt, mit all seinen schönen Aussichten, Strapazen, steinigen Wegen, di-rekt vor mir.“ Als ich das Stück geschrieben habe, erinnerte es mich an eine Bergwanderung. Doch im Grunde war der „Bro-cken“ 6 Jahre lang mein Zim-mer im Naturfreundehaus Steck-lenberg, wo alljährlich die Pro-benlager des JSO stattfinden. Eine Hommage an unseren Bro-cken („mit all seinen schönen Aussichten, Strapazen, steinigen Wegen“ und meinen Jungs).

Felix Klingner, geboren und aufgewachsen in Leipzig, sam-melte er bereits im Alter von 5 Jahren erste musikalische Erfah-rungen beim Flöten- und Violin-unterricht an der Musikschule Johann Sebastian Bach Leipzig. Schon früh Mitglied in der haus-eigenen Familienband „Fiddle Folk Family“ ist Felix noch heute

mit Eltern und Geschwistern re-gelmäßig in ganz Deutschland unterwegs, bedient Gitarre, Geige, Schalmei, verschiedene Flöten und singt. Er besuchte das Rudolf-Hildebrand-Gymna-sium in Markkleeberg bei Leipzig, eine Schule mit vertieft musischer Ausbildung mit Schwerpunkt Chorgesang und schon da war klar, dass der wei-tere Weg durch die Musik be-stimmt sein soll. Nach langer

Zeit im Jugendsinfonieorchester Leipzig und vielen Jahren klassi-schem Violinunterricht wech-selte Felix das Fach und wurde von Thomas Prokein in Jazzgeige unterrichtet. Im Alter von 16 Jahren begann er, eigene Werke (Elektronische Tanzmusik) zu komponieren und produzieren, mit denen er sich in den Leipzi-

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ger Clubs etablierte. Seit Okto-ber 2013 studiert Felix an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Komposition Jazz/Rock/Popo bei Thomas Zol-ler.

Die Musik der Ainur

Friedrich Jopp über seine Uraufführung:

Der Titel dieses Musikstückes ist deckungsgleich mit dem Titel des ersten Kapitels aus dem Silmarillion von J.R.R. Tolkien, dem Autor unter anderem der Herr der Ringe-Trilogie. In die-sem Kapitel wird die Erschaf-fung der Fantasy-Welt „Mittel-erde“ beschrieben und dies er-folgt bei Tolkien durch Musik. Es werden die sogenannten „Ainur“ erschaffen, und Ilúva-tar, der einzige Gott Mitteler-des, gibt ihnen eine Melodie vor, die sie übernehmen, inter-pretieren und weiterentwickeln in harmonischem Zusammen-spiel. Aus dieser Musik entsteht dann eine Welt. Mit der Zeit be-kommt einer der Ainur, Melkor, die Eingebung, die Musik durch fremde Töne, durch seinen ei-genen Willen zu beeinflussen und zu stören. Daran erklärt

aber Tolkien das Prinzip, dass jede Störung, jeder Ausbruch eines Ainur aus der ursprüngli-chen Harmonie nur eine Weiter-entwicklung und Bereicherung der Musik und somit der gesam-ten Schöpfung sein kann, weil alles doch auf die Idee Ilúvatars zurückgeht und dort seinen Ur-sprung hat. Am Ende der Musik greift demnach dann Ilúvatar selbst in die Musik ein und über-tönt das entstandene Chaos, oder die entstandene Vielfalt mit einer tragenden Musik, die in einem allem in sich vereinen-enden Akkord gipfelt.

Ich habe Anfang vergangenen Jahres dieses Kapitel gelesen und war von der genauen Be-schreibung der Musik (Instru-mente und Klänge sind angege-ben und sprachlich reich ausge-schmückt) so inspiriert, dass ich die Idee bekam, ein Orchester-stück zu schreiben, das genau diese Musik spielt, die in dem Ka-pitel beschrieben ist und begann mit der Sammlung von Ideen und einem ersten Entwurf. Dann ergab sich diese einzigartige Ge-legenheit mit dem JSO-Ehemali-genorchester und die Arbeit an

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dem Stück wurde stark motiviert fortgesetzt, so dass es am heuti-gen Abend zur Uraufführung kommen kann.

Friedrich Jopp wurde 1995 in Stuttgart geboren. Im Alter von 7 Jahren erhielt er seinen ersten Geigen- und damit auch ersten Musikunterricht. Bereits wäh-rend seiner Schulzeit im musi-

schen Zweig der Rudolph-Hilde-brandt-Schule in Markkleeberg erhielt er Kompositionsunter-richt bei Aristides Strongylis. Seit 2013 studiert er Komposi-tion an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ bei Prof. Reinhard Pfundt. Von 2010 bis 2015 spielte Friedrich Jopp Violine im Jugendsinfonieorchester.

„Fantastische Tänze“

Als wir das Repertoire für das Abschlusskonzert festgelegt hat-ten, war klar, es müssen großbe-setzte Werke sein. Werke, die sich in den Bläsern vielfältig be-setzen lassen. Die beiden Haupt-werke, die „Symphonischen Tänze“ von Sergej Rachmaninoff und die „Pini di Roma“ (Die Pi-nien von Rom) von Ottorino Re-spighi fordern opulentes Orches-ter mit allerlei „exotischer“ In-strumentierung. Da bot es sich an, dass die Uraufführungen des Abends auf dieser vielfältigen Orchesterwelt aufbauen konn-ten.

Die „Symphonischen Tänze“ wa-ren Rachmaninoffs letztes Werk. Er selbst bezeichnet es als sein bestes Werk. Rachmaninoff war stets unzufrieden mit seinen Kompositionen, er korrigierte, vervollständigte und revidierte unendlich viele Male. Umso be-eindruckender, dass gerade sein musikalisches Vermächtnis sei-nen eigenen unerfüllbaren An-sprüchen gerecht wird. Rachma-ninoffs Leben war turbulent, die drei Sätze der „Symphonischen

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Tänze“ durchstreifen es noch einmal. Was genau sein Pro-gramm war, es lässt sich nicht genau benennen. Die Vermutung „Mittag – Sonnenuntergang – Mit-ternacht“ ist dabei vielleicht zu simpel. Auffällig jedoch ist die Dies-Irae-Sequenz im letzten Satz, gekoppelt mit der Aufer-stehungsliturgie der russisch-or-thodoxen Kirche. Er überschreibt die Coda seines letzten Satzes mit „Alleluja“. Die Auseinander-setzung mit dem Tod und die re-ligiöse Tiefe Rachmaninoffs ma-nifestiert er in seinem letzten Werk. „Fantastische Tänze“ sollte ursprünglich der Titel sein. Und das sind sie auch.

„Pini di Roma“ – Die Pinien von Rom gehören gemeinsam mit „Fontane di Roma“ – Die Brunnen von Rom und „Feste Romane“ – die römischen Feste zur „Römi-schen Trilogie“, dem bedeu-tendsten Werk des Italieners Ottorino Respighi. Bekannt durch viele programmatische Werke oder auch orchestrale Ar-rangements alter, barocker, Themen, zählt er zu den wich-tigsten italienischen Komponis-ten. Respighi widmete sich Zeit

seines Lebens der großbesetzten Instrumentalmusik. Die „Pinien von Rom“ sind großartiges Zeug-nis davon. Im ersten Satz, den Pinien der Villa Borghese, nimmt man ein reges Treiben wahr. Kin-der spielen auf der Straße, sie verlieren sich in lautem Geschrei und Getummel.

Düster wird es bei den Pinien an einer Katakombe. Ein Gesang aus der Tiefe wird hörbar, er entwi-ckelt sich zu einer großen Hymne, bevor er wieder ver-schwindet. Die Pinien auf dem Janiculum, einem kleinen Berg in Rom, wiegen ihre Zweige in der klaren Vollmondnacht. Gi-gantisch möchte man den vier-ten und letzten Satz beschrei-ben. Aus dem nichts kommen Schritte auf der Via Appia, sie werden stärker und stärker. Un-ter dem Geschmetter der Bucci-nen naht der Feldherr mit riesi-gem Gefolge. Man hört Wagen auf die Stadt zurollen, bis der Tross im Jubel angekommen ist. Die „Pini di Roma“ sind ein be-deutendes Stück Programmmu-sik.

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Besetzungsliste (8. November, Ehemaligen-Projekt)

Violine I

Johanna Schreiber (2006-10) Hildegard Niebuhr (2005-08) Christine Böhmer (2006-13) Elisabeth Gerwien (2006-14) Antonia Andrae (2010-15) Felix Klingner (2007-14) Demian Agne (Gast) Simon Pühn (Gast) Aisel Esslinger (2005-10) Margarete Störel (2004-10) Olga Jemeljanowa (2009-14) Janis Reutemann (ab 2011)

Violine II

Dorothea Rosch (2008-15) Henriette Rosch (ab 2011) Veronika Strauss [Beyer] (2000-06) Hedwig Höpfner (2000-05) Marie-Luise Steffler (1996-2001) Stephan Klingner (1994-99) Uta Herfurth (1999-2005)

Friedrich Jopp (2010-15) Wiebke Heilmann (ab 2012) Alexandra Berger (Gast) Julia Uhlmann [Zabel] (2001-06)

Viola

Dorothea Anger [Pfundt] (2005-10) Christian Ullmann (2006-08) Johannes Hirsch (1999-2006) Elisabeth Weiße (2002-07) Johanna Weiße (2000-05) Johanna Müller [Krause] (2005-08) Veronika Lauer (2000-05) Karola Böhmer (2003-09) Anna-Maria Wünsch (2009-14)

Celli

Moritz Weigert (2007-11) Johannes Böhlig (2003-11) Paula Lieckfeldt (2012-15) Rebekka Krause (2012-15) Jakob Drechsel (2009-15) Clara Heß (2011-15) Keturah Pohl (2011-13) Felix Prescher [Müller] (1999-2003) Moritz Richter (2013-14)

Bass

Karl Heyer (2006-11) Samuel Abdreu (Gast)

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Flöten

Luise Müller (2006-11) Luise Möbius (ab 2014) Cäcilia Borck [Kaschel] (2000-04)

Oboen

Hanna Hilpert (2008-10) Saskia Neugebauer (2010-13) Irina Paetzolt (2012-15)

Klarinetten / Saxophon

Henriette Störel (2004-08) Jakob Wasserscheid (2011-14) Helene Müller (2011-14) Maximilian Andrae (2011-14) Bernd Bartolomäus (ab 2001)

Fagotte

Johannes Schlegel (2006-14) Sarah Zernia [Duschke] (2004-08) Roswitha Maul (1999-2001) Ulrich Krause (2003-08)

Hörner

Johannes Borck (1998-2004) Jan Jarick (ab 2009) Christoph Beyer (1996-2000) Leif Zernia (2002-06) Albrecht Klingner (2011-14) Michael Kress (2011-12)

Trompeten

Toni Fehse (2006-11) Jonathan Saretz (2010-14) Jonathan Zahn (ab 2012) Lea Pachmann (2009-2011) Phillip Rauch (ab 2012) Vincent Raßbach (2003-07) Johannes Hartmuth (ab 2015)

Posaunen/Tuba

Moritz Schickedanz (ab 2011) Rina Endo (Gast) David van der Auwera (ab 2015) Chris Fehse (2010-15) Sebastian Andrae (2006-09) Ludwig Angerhöfer (2004-06)

Schlagwerk

Konrad Angerhöfer (2004-11) Ferdinand Störel (2007-15) Sebastian Alexander (1990-97) Alexander Hartig (2007-14) Sebastian Steindorf (2007-10) Kilian Blum (2007-10) Max Müller (2012-14)

Harfe/Klavier/Celesta/Orgel

Joseph Shallah (Gast) Olga Reznichenko (Gast) Tillmann Löser (Gast) Jonas Wilfert (Gast)

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Drei Fragen an …

… Iwan Iwanow, Gründer und

langjähriger Leiter des JSOs

Lieber Herr Iwanow, 30 Jahre JSO, davon 15 Jahre Iwanow und JSO. Wie war der Anfang, haben Sie noch Erinne-rungen an den Start des JSOs? // Natürlich erinnere ich mich an den Start. Es war eine Auf-bruchsstimmung und eine große Begeisterung vorhanden. Die komplette Besetzung für die Gründung war nicht schwer zu-sammenzusetzen. Lediglich die Beschaffung des gesamten Schlagwerkes, angefangen von der kleinen Trommel bis zu den Pauken, stellte ein Problem dar. Die Pauken wurden uns ausgeliehen vom Staatlichen Vogtlandorchester Reichen-bach. Trotzdem bewarben wir uns bereits im März 1986 zur Teilnahme am Orchesterwett-bewerb und bekamen den 2. Preis.

Nach 15 Jahren haben Sie das Orchester altersbedingt abge-geben. Ron-Dirk Entleutner hat

das JSO danach übernommen, es weiterentwickelt und sicher auch musikalisch, inhaltlich wie auch organisatorisch verändert. Wie war es für Sie, Ihr „Baby“ in anderen Händen zu wissen? // Der Abschied vom Orchester ist mir nicht leicht gefallen. Ich hatte befürchtet, dass ein aus-wärtiger Kandidat den Zuschlag bekommt. Dass die Wahl auf Herrn Entleutner als Nachfol-ger fiel, war für mich eine Er-leichterung. Er ist in Leipzig geboren, er war Thomaner, er hat in Leipzig studiert und kennt am besten die Leipziger Musikkultur. In „seinen" 15 Jah-ren hat er das Orchester im In-und Ausland bekanntgemacht. Ich wünsche ihm noch viele Jahre künstlerischer Erfolge mit seinem Orchester.

15 Jahre sind eine lange Zeit. Gibt es eine Episode, die Sie nicht vergessen werden, deren Erinnerungen stets lebendig ge-blieben sind? // Ja, eine kleine Episode fällt mir dabei ein: Wir waren zu einer Fernsehsendung

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in Saarbrücken und schliefen in einer Offiziersschule, 80 km vom Auftrittsort entfernt. Nach der Sendung fuhren wir mit 2 Bussen zurück zu der Ka-serne. Der erste Bus kam an und wir warteten auf den 2. Bus. Der kam und kam nicht, es war bereits Mitternacht. Wir waren beunruhigt und versuchten mit dem Wachdienst der Kaserne herauszufinden, ob evtl. ein Bus verunglückt sei. Nach stun-denlangem Warten kam der Bus!! Der Grund: Der Fahrer hat einen Abstecher über einen Rummelplatz gemacht. Unsere Sorge um die Schüler war groß. Natürlich gibt es noch mehr Episoden in 15 Jahren, aber das ist unvergessen!

… Sylvia Viezens, seit 2000 als

Betreuerin dabei

Frau Viezens, 15 Jahre lang be-gleiten Sie nun das Orchester bei allen Konzerten und auf al-len Konzertreisen. Viele aktive und ehemalige JSOler sprechen von der „guten Seele“ des Or-chesters. Was verbindet Sie mit dem JSO? // Mich verbinden mit dem Orchester die vielen netten jungen Leute – es ist wie

eine große Familie. Und ein tol-les Kollegen-Team und die tolle Arbeit mit Ron-Dirk Entleutner. Ich bin auch nach 15 Jahren im-mer wieder fasziniert davon, dass, nachdem die jungen Musi-ker ins Orchester gekommen sind, nach kurzer „musikali-scher Schwerstarbeit“ so viel geleistet und immer wieder zum Erfolg geführt wird. Man kann ja sehen, zu welchen gro-ßen Erfolgen das Orchester in den letzten 15 Jahren gekom-men ist.

15 Jahre, das sind zig Konzerte und Konzertreisen. Können Sie noch alle im Kopf nachvollzie-hen? Und wenn ja, was war Ihr schönstes Erlebnis mit dem Or-chester? // Alle Konzertreisen kann ich gedanklich nachvoll-ziehen, jede war einzigartig. Man hat an jede Reise ganz be-stimmte schöne Erinnerungen mit den Schülern – das ist auch für mich und mein Leben immer wieder eine Bereicherung. Ich sitze in jeder Probe und in je-dem Konzert und fiebere mit, dass alles klappt. Und ich bin immer wieder sehr stolz, was alle geleistet haben, ich weiß genau, wie viel Arbeit darin

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steckt. Besonders gern erinnere ich mich an die mächtige Film-musik von „Herr der Ringe“ im Innenhof einer Burg auf einer der Konzertreisen in Italien.

In dieser Zeit müssen Sie weit über 200 aktive JSOler kennen-gelernt haben. Wie ist es, wenn Sie die vielen Ehemaligen z.B. auf der Straße treffen? // Mir wird immer erst richtig be-wusst, wenn ich alte Orchester-Plakate sehe, wie viele Musiker in den letzten 15 Jahren durch das Orchester gelaufen sind. 200 Musiker – das ist schon Wahnsinn. Es ist schön, wenn ich Ehemalige auf der Straße treffe, und wenn ich sie er-kenne oder sie mich, sprechen wir uns natürlich an. Und es ist immer wieder schön zu sehen, was aus allen so geworden ist. Mir kommt es gar nicht so vor, als seien es 15 Jahre, mir macht es nach wie vor viel Freude und ganz viel Spaß. Man lernt auch viel von der Jugend und man bleibt jung. Und ich glaube, alle, die einmal im Or-chester waren, haben sich dort immer sehr wohl gefühlt.

… Bernd Bartolomäus, seit

2000 Registerprobenleiter

Holz

Herr Bartolomäus, Sie sind ge-meinsam mit Frau Viezens die längste Zeit Mitglied im Team in der Entleutner-Generation. Die Holzbläser sind Ihr Aufgabenge-biet. In 15 Jahren gibt es sicher auch kuriose Situationen. Kön-nen Sie sich an welche erin-nern? // Schrecksituation bei einer Konzertreise nach Italien: Beim Bus wird die Gepäck-klappe an der Seite des Busses geöffnet und ein Fagott-Gigbag rutscht beim Öffnen zwischen das Gestänge der Klappe und mehrere Achsen werden verbo-gen! Es hat einige Zeit ge-braucht, um das Instrument halbwegs zu reparieren, damit die Gruppe wieder spielfähig sein konnte. Eine schöne musi-kalische Erinnerung ist die Har-moniemusik-Serenade Nr.7 von Richard Strauss, die wir in Kob-lenz zu den UNIMUS-Tagen 2014 aufgeführt haben, bzw. auch die Reisen nach Äthiopien, wo wir die Aufführung des Oktetts von Beethoven erleben konn-ten.

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15 Jahre Registerproben Holz, das ist ja auch schon ein kleines Jubiläum. Wenn Sie auf die vie-len Ihnen anvertrauten Schüle-rinnen und Schüler schauen, hat sich über die Jahre in Ihrem Re-gister etwas grundlegend ver-ändert? // Es sind schon einige Generationen, die ich in den vergangenen 15 Jahren hier im Orchester begleiten durfte. Geändert hat sich nicht viel, o-der alles! Man kann sagen, dass alle auf einem musikalisch sehr hohen Niveau waren – und sind! – und der anspruchsvollen Auf-gabe im JSO immer größten-teils gewachsen. Aber die Fluk-tuation in der Musikschule bringt immer wieder neue Her-ausforderungen mit sich und man muss sich auf alle Schüler immer wieder neu einstellen und die Persönlichkeiten in ih-rer Entwicklung sehen und un-terstützen. Das ist im JSO auch so! Neue Schüler – neue Heraus-forderung!

Sie sind selbst aktiver Musiker und springen auch gern, wenn Not am Mann ist, im JSO ein. Wenn Sie dann in den Reihen sitzen, erinnert Sie das an Ihre eigenen musikalischen Anfänge?

// Die ersten Orchestererfah-rungen liegen wirklich schon weit zurück. In der Musikschule "Heinrich Schütz" in Gera gab es ein kleines Orchester und spä-ter dann eine Bigband, in der ich mitgespielt habe. Meine Er-innerung daran ist vor allem der Spaß und die Freude, dort Freunde zu treffen, mit denen man musiziert und hinterher auch noch gemeinsam viele er-lebnisreiche Stunden verbringt. Eines der ersten T-Shirts, die für die Bigband bedruckt wur-den, besitze ich noch – und es passt auch noch ;) !

… Sebastian Alexander, ehe-

maliger JSOler in der Zeit Iwan

Iwanows, Geige und Schlag-

werk, heute erfolgreicher Un-

ternehmer in Leipzig

Herr Alexander, das Jugendsin-fonieorchester feiert in diesen Tagen „30 Jahre JSO“. Sicher ein verhältnismäßig kleines Ju-biläum in einer traditionsrei-chen Stadt wie Leipzig. Sie ha-ben selbst einen wichtigen Teil Ihrer Jugend in diesem Orches-ter verbracht. Wenn Sie heute von draußen auf das JSO schauen, wo siedeln Sie es in

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der Leipziger Kulturszene an? // Das JSO hat sich in den 30 Jahren seines Bestehens konti-nuierlich weiterentwickelt und ist zu einem festen und unver-zichtbaren Bestandteil der Leipziger Kulturszene gewor-den. Gleichzeitig ist das musi-kalische Niveau enorm fortge-schritten. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welchem profes-sionellen Klang, gepaart mit spielerischer Freude, das JSO seine Konzerte bestreitet. Nicht nur die mehrmaligen Preise bei den bundesdeut-schen Wettbewerben zeugen davon, dass das JSO aktuell

bundesweit an vorderster Spitze anzusiedeln ist, wenn nicht sogar seinesgleichen sucht. Somit ist das JSO nicht nur ein phantastischer musika-lischer Botschafter für die Mu-sikschule, sondern auch für die Musikstadt Leipzig.

Sie haben unter Iwan Iwanow unzählige Konzertrei-sen miterlebt. Die Art und Weise der Reisen hat sich heute sicher verändert. Was sind Ihre Erinnerungen an die Reisen der ersten JSO-Generation? Gibt es spannende Erinnerungen? // Ja klar, da war immer einiges los und viele unzählige Erinnerun-gen könnten hier abendfüllend präsentiert werden. Nicht nur die Erinnerungen zusammen mit meiner Frau Anne Alexan-der, welche ich im JSO kennen- und lieben gelernt habe, nein, auch viele Freundschaften ha-ben sich bei solchen Reisen ge-funden und sind teilweise bis heute bestehen geblieben. Die spannendsten Erinnerungen waren zweifellos die ersten Auslandsreisen Anfang der 90er nach Griechenland und dann nach Bulgarien in Herrn Iwanows Heimat. Ich weiß

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noch, wie wir mit einer alten Il-juschin von Leipzig nach Varna geflogen sind und der Pilot auf dem Flugplatz in Schkeuditz erst einmal einen Radwechsel vor unseren Augen vollzogen hat. Das Flugzeug war in einem mörderischen Zustand und der Flughafen in Varna glich eher einem Militärrollfeld als allem anderen. Herr Iwanow musste bei den Grenzbeamten wegen meiner Einreise intervenieren, die Herren waren der Meinung, dass ich aufgrund meiner lan-gen Haare doch ein Mädchen sein müsste und mein Pass falsch sei. Wir hatten eine fan-tastische Zeit in Bulgarien und die Hotelbar hat ziemlich unter unserer Anwesenheit leiden müssen. Aufgrund der Trans-portschwierigkeiten mussten wir uns u.a. Pauken vor Ort aus-leihen. Die Felle waren alt und löchrig ohne Ende und an eine richtige Stimmung war nicht zu denken. Wir konnten die Stim-mung nicht richtig einstellen, was in den Konzerten teilweise zu putzigen Livesounds aus dem Schlagwerk geführt hat. Auf dem Rückflug durften wir dann übrigens im neuen Flieger der

bulgarischen Fußballnational-mannschaft fliegen.

Ihre Frau spielte selbst lange Jahre im JSO. Sie sind Eltern zweier Kinder. Wird eines von ihnen auf Ihre Plätze im JSO nachrücken? // Wir hoffen doch sehr und würden uns darüber freuen. Für uns beide war die Zeit im JSO eine wichtige und prägende Ära, die wir beide sehr genossen haben. Gern wür-den wir unseren Kindern auch die Möglichkeit geben, an der musikalischen und sozialen Vielfalt des JSOs zu partizipie-ren.

… Veronika Strauss, ehemalige

JSOlerin der ersten Ent-

leutner-Generation, Geige,

heute als Arzthelferin tätig

Frau Strauss, Sie sind in das JSO eingestiegen, genau in dem Jahr, in welchem Ron-Dirk Ent-leutner das Orchester übernom-men hat. Sie konnten also die Anfänge dieser JSO-Generation direkt miterleben. Erinnern Sie sich noch an die erste Zeit? // Oh Mann...Ich war 14 Jahre und erinnere mich, als wäre es ges-tern gewesen. Das JSO erschien

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mir so riesig. Und die No-ten...was waren das für Zei-chen? Ich fand schnell Kontakt zu anderen JSOlern und erlebte die schönste Zeit meines bishe-rigen Lebens. Ich hatte Spaß beim Musizieren und habe großartige Konzertreisen mit-machen dürfen.

2006 haben Sie das Orchester verlassen. Vorletztes Wochen-ende haben Sie die Geige noch einmal ausgepackt, um aktiv am Ehemaligen-Projekt teilzu-nehmen. Viele Ehemaligen-Ge-nerationen trafen im Harz auf-einander. Was war das für ein Gefühl, nach all den Jahren noch einmal in diesen Reihen zu sitzen? // Es war aufregend. Ich fragte mich, ob ich den Anfor-derungen standhalten könnte: auf den Dirigenten zu achten und gleichzeitig dem Notenbild zu folgen und auf die anderen Stimmen zu hören. Erstaunlich, man verlernt scheinbar doch nicht. Aber man vergisst, wie anstrengend die intensiven Pro-ben waren.

Ihre JSO-Generation war sehr stark, anzahl- und auch leis-

tungsmäßig. Haben Sie außer-halb des Jubiläums noch Kon-takt zu den Ehemaligen Ihrer Zeit? Wünschten Sie sich, es gäbe mehr Möglichkeiten, z.B. im Alumni-Netzwerk der Musik-schule, Aktivitäten „anzuzet-teln“? // Leider sind nur noch wenige Kontakte geblieben. Es wäre großartig, wenn es die Möglichkeit gäbe, durch ein Netzwerk wieder neu in Kon-takt zu treten.

… Christine Böhmer, ehema-

lige Konzertmeisterin der jün-

geren Generation, heute Me-

dizinstudentin in Lübeck

Christine, Du warst sehr lange im JSO, Du bist sehr jung in das Orchester bekommen, und Du warst am Ende lange Konzert-meisterin. Wie sind Deine Erin-nerungen an Deinen Werdegang im JSO? // Am Anfang war es schwierig, Anschluss zu finden, da alle anderen Musiker min-destens eineinhalb Jahre älter waren. Dadurch hat man aber auch eine große Motivation entwickelt, genauso gut wie die anderen zu spielen. Darüber bin ich sehr froh, sonst hätte

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ich im Laufe der Zeit meine Geige in die Ecke gestellt.

Du studierst heute in Lübeck Medizin, die Musik ist aber stets Dein Hobby geblieben. Du hast wieder in mehreren Orchestern gespielt. Trifft man in der „Hobby-Welt“ der Musik auf ehemalige JSOler? Gibt es ein

Netzwerk, was einen immer wieder verbindet? // Ich treffe bei den Orchestern, bei denen ich neben dem Uniorchester spiele, selten JSOler, was aber auch daran liegen mag, dass es

kaum Leipziger im hohen Nor-den bzw. Lübeck gibt. Das Netz-werk, was einen verbindet, sind die tiefen und unumstößlichen Freundschaften, die man wäh-rend der JSO-Zeit geknüpft hat.

Deine Familie bzw. Deine Ge-schwister waren komplett im JSO. Mit Deinem Abgang hast Du

ein wichtiges JSO-Kapitel, nen-nen wir es einmal die „Böhmer-Dynastie“, geschlossen. Wie sehr hat das Orchester Euer Zu-hause beeinflusst? War es ein

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Zentrum des musikalischen Le-bens in Eurer Familie? // Für meine drei Geschwister und mich hat das JSO Leipzig eine große Rolle in unserer Bezie-hung zur Musik gespielt. Natür-lich gab es noch anderes neben-her, wie ein zweites Instru-ment, Ensembles oder das Sin-gen, aber gerade ein Orchester vermittelt ein besonderes Ge-fühl von Gemeinschaft, was mir bis jetzt nicht wieder begegnet ist.

… Annett Sommer, Mitglied im

Förderverein, langjährig auch

im Vorstand tätig

Frau Sommer, Sie waren lange Jahre als Vorsitzende des För-dervereins tätig. Der im Jahre 2003 gegründete Verein unter-stützt seitdem das Orchester erheblich. Wie wichtig sehen Sie heute die Arbeit des Förder-vereins im Zusammenhang mit dem Orchester? //Für mich bleibt der Förderverein ein un-abdingbarer Unterstützer des JSOs. Dieses große und umfang-reiche Angebot an musikali-scher und persönlicher Bildung, das durch die Orchesterarbeit den Jugendlichen geboten

wird, kostet selbstverständlich Geld – eine finanzielle Aufgabe, die nie allein auf die Schultern der Musikschule gelegt werden kann. Und letztlich ist es ein so kleiner monatlicher Beitrag, mit dem man als förderndes Vereinsmitglied so viel Gutes tun kann.

Nun müssen wir etwas persönli-cher werden. :) Sie sind, ge-fühlt so lange, wie Ron-Dirk Entleutner dem Orchester vor-steht, seine Partnerin an seiner Seite. Das heißt, Sie leben sozu-sagen mit dem JSO mit, denn die Aufgabe der Leitung eines Jugendorchesters endet selten am Ende der Probe. Was sind die JSOler für Sie in dieser Zeit geworden? //Ich schätze die JSOler schon immer sehr – weil sie ambitionierte, beeindru-ckende junge Musiker sind, vor denen ich, die ich selbst seit meiner Kindheit musiziere, im-mer wieder den Hut ziehe. Es tut gut, im Kreis der Jugendli-chen zu sein, auch wenn Ron und ich uns peu à peu zumin-dest mit unserem Alter von dem der Jugendlichen etwas weiter entfernen. Doch das än-

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dert bis heute nichts an zahl-reichen guten Gesprächen und viel gemeinsamem Spaß (ob in Leipzig, an der Ostsee, in Kob-lenz oder wo immer). Einige JSOler sind für mich in den letzten Jahren zu sehr guten Freunden geworden.

Sie haben aktiv als Chorsängerin an vielen der gemeinsamen Pro-jekte zwischen „amici“ und dem JSO mitgemacht. Was sind Ihre Erinnerungen an diese Pro-jekte? Gibt es ein persönliches Highlight? // Oh, das ist schwer, ein persönliches High-light zu benennen… Wir haben so viele tolle Projekte und Kon-zerte miteinander erlebt. Das Brahms-Requiem, das wir 2012 in der Thomaskirche aufgeführt haben, gehört in jedem Fall für mich zu den eindrucksvollsten. Das Orchester war unglaublich einfühlsam – so, wie man es so jungen Menschen im Kontakt mit einer so tiefgehenden Mu-sik gar nicht zuzutrauen ver-mag. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Und da ich Brahms' liebevolle Musik für seine Mutter gemeinsam mit meiner Mutter im Chor singen durfte und Ron das JSO und uns

zu einem so großen Ganzen formte, bleibt das wohl eine meiner schönsten Erinnerun-gen.

… Christine Pohl, amtierende

Vorsitzende des Förderver-

eins und langjährige JSO-Mut-

ter

Frau Pohl, seit einigen Jahren leiten Sie den Vorstand des För-dervereins. Sie kennen die vie-len kleinen Hürden, die ein sol-cher Verein überwinden muss. Die schlimmsten sind wahr-scheinlich die stete Fluktuation und das immer wieder neue Be-wusstmachen der Notwendig-keit des Vereins. Wie sehen Sie in die Zukunft des Förderver-eins? Was sind Ihre Ziele und Wünsche? // Der JSO Förder-verein teilt hier das Schicksal aller Schulfördervereine. Jedes Jahr scheiden aktive Musiker aus und im Nachgang verlassen die Eltern den Verein. Aber es ist auch eine Chance, denn es kommen auch immer wieder neue Leute hinzu. Doch es stimmt schon, ohne das Engage-ment von einigen treuen Mit-streitern, denen das JSO so am Herzen liegt, dass sie sich für

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eine langfristige Mitarbeit ent-scheiden, wäre die Arbeit nicht zu stemmen. Ich wünsche mir, dass wir noch mehr solche Leute erreichen, die einfach ein Herz für junge Musiker ha-ben und bereit sind, etwas Kraft, Zeit und auch Geld für deren Unterstützung zu inves-tieren. Vielleicht sind die ehe-maligen Mitglieder des JSO ge-nau die richtigen dafür...

Der Förderverein, das kann man gar nicht oft genug sagen, ist eine nicht mehr wegzuden-kende Säule für die Finanzie-rung des Orchesters. Der Verein muss in der Ansprache neuer Mitglieder ständig aktiv blei-ben, denn Fördervereine gibt es wie Sand am Meer. Womit über-zeugen Sie potentielle Mit-gliedskandidaten aus den Rei-hen der Eltern oder der „Alumni“? // Das Orchester bietet jungen Musikern eine einmalige Gelegenheit Erfah-rungen zu sammeln, hochwer-tige anspruchsvolle Musik zu spielen und zum Beispiel auf den Konzertreisen mit Freun-den die Welt zu entdecken. Es ist es wert, sie dabei zu unter-stützen!

Ihre Tochter spielte lange Jahre im JSO. Für Sie als Mutter war da sicher oft ein Spagat zwi-schen Zuhause, Familie, Schule und JSO zu bewerkstelligen. Was würden Sie den heutigen „JSO-Müttern“ mit auf den Weg geben? // Ja, es ist manchmal anstrengend, nicht nur für die Musiker, sondern auch für die Familie, deren Terminplanung sich oft den Proben,- Konzert- und Reiseterminen anpassen muss. Aber es lohnt sich auf je-den Fall. Meine Tochter hat ihre Zeit im JSO genossen und es hat sie nicht nur in ihrer mu-sikalischen Entwicklung sehr geprägt. Deshalb spielt sie auch mit Freuden beim Ehemaligen-Konzert mit.

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