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Evangelisch in Heftrich, Bermbach, Nieder-Oberrod und Kröftel Die Orgel ist zurück! Die Orgel ist zurück! Festschrift zur Einweihung der Christian-Friedrich-Voigt-Orgel am 1. Advent 2014

Festschrift zur Einweihung der Heftricher Orgel

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Page 1: Festschrift zur Einweihung der Heftricher Orgel

Evangelisch in Heftrich, Bermbach, Nieder-Oberrod und Kröftel

Die Orgel ist zurück!Die Orgel ist zurück!Festschrift zur Einweihung der

Christian-Friedrich-Voigt-Orgelam 1. Advent 2014

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in einem Interview hat Giscard d’Estaing, der ehemalige französische Präsident, einmal gesagt, es gebe zwei Weisen, mit dem Kosmos in Kontakt zu treten: die eine sei die Religion und das Gebet, die andere die Musik.

Wenn beides – Glaube und Musik – zusammenkommt, dann öffnet sich für und über uns der Himmel. Ich erlebe das so bei guter Kirchenmusik. Die Musik berührt meine Seele, lässt mich Zeit, Raum und Alltag vergessen. Sie rührt mich an, reißt mich mit, öffnet mir einen Raum der Gottesbegegnung. Diese unbezahlbaren Momente tiefer Erkenntnis und Einsicht möchte ich nie missen.

Die Orgel, die an Tiefe und Höhe alle anderen Instrumente übertrifft und von »sanft« bis »monumental« jegliche Klangfarbe beherrscht, hat für jede Lebenslage den »richtigen Ton«.

Martin Luther, der evangelische Reformator, der nicht nur die Bibel ins Deutsche übersetzte und damit das Evangelium allen zugänglich machte, vertonte auch zentrale biblisch-theologische Erkenntnisse. Der »Vater der Lieder«, dem die evangelische Kirche auch »Ein feste Burg ist unser Gott« verdankt, sah die Musik als Mittel der Verkündigung: »So predigt Gott das Evangelium auch durch die Musik.«, aber ebenfalls als »…die beste Labsal für einen betrübten Menschen!« Die Musik war von Anfang an eng mit der Reformation verbunden. Durch sie hat die Christenheit unendlich viel gewonnen: durch den evangelischen Choral, durch die Vielzahl der Kompositionen, die die evangelische Kirchenmusik durch die Jahrhunderte hervorbrachte und durch das begeisterte Singen und Musizieren vieler Menschen bis auf den heutigen Tag.

In einer Zeit, in der viele nur noch allein im Auto oder unter der Dusche singen, ist der Gottesdienst einer der wenigen Orte, wo man noch gemeinsam singt. Die Orgel begleitet uns dabei und leitet uns an – zum Lobe und zur Ehre Gottes.

Grüß Gott, liebe Freunde und Förderer der Heftricher Orgel,

Beate Demmer

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Martin Luther meinte: »Wenn sie´s nicht singen, glauben sie´s nicht!« Wie viele Menschen finden im Hören der Klänge und Melodien und im Singen der alten (und neuen) Lieder zu sich selbst, zu einem (neuen) Zugang zum Glauben und erfahren Einkehr!

Es war bewegend, unsere Heftricher Christian-Friedrich-Voigt-Orgel beim Abschluss der Sanierung zum ersten Mal wieder zu hören.

Wie sehr hat unsere Orgel uns über Monate gefehlt. Nun können auch künftige Generationen hören und erleben, was für eine gute Gabe Gottes die Musik ist. Unsere Orgel wird uns auch weiterhin in Freud und Leid begleiten, jubilieren und klagen, stärken und trösten, unseren Gesang stärken und uns zur Andacht führen.

Möge unsere sanierte Christian-Friedrich-Voigt-Orgel dabei helfen, Menschen immer wieder Lust auf Glaube und Kirche zu machen. Sie zeige uns dabei den Glanz des Himmels auf der Erde!

Gott sei Dank für die Musik – Gott und den vielen Menschen, die sich tatkräftig und finanziell für die Sanierung engagiert haben sei Dank für unsere nun wieder wohlklingende Orgel!

Ihre

Beate Demmer und Pfarrer Markus Eisele

für den Kirchenvorstand

Pfarrer Markus Eisele

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als ich gefragt wurde, ob ich die Schirmherrschaft für dieses Vorhaben, nämlich die Rettung der phantastischen Christian-Friedrich-Voigt-Orgel übernehmen möchte, da habe ich ganz spontan zugestimmt. Denn meine familiären Wurzeln liegen nun mal hier zwischen Idstein und Heftrich. Hier verbrachte ich einen Teil meiner Jugend und insofern habe ich eine echte Beziehung zu diesem Heimatbereich. Aber auch die Orgelmusik, wobei die Orgel selbst ja zu Recht als Königin aller Instrumente bezeichnet wird, liebe ich sehr. Birgt doch eine Orgel eine enorme Vielfalt von Instrumenten in sich, die allein auch sehr schön sein können, aber in einer Orgel eben in einer wunderbaren Weise vereint sind.

Darum musste also unbedingt Ihr wertvolles, aber schwer »erkranktes« Instrument der Nachwelt erhalten werden.

Bei der Realisierung dieses, für die Gemeinde sicherlich großen Vorhabens, ist mir sehr angenehm aufgefallen, wie die verantwortlichen Personen des Förderkreises, mit dem Pfarrer Eisele an der Spitze, professionell und äußerst engagiert zu Werke gingen, zumal ich über die wichtigsten Maßnahmen über Frau Hilty laufend informiert wurde. Deswegen fiel mein finanzielles Engagement auch wesentlich höher aus als ursprünglich geplant. Nun hoffe ich, dass diese »Königin aller Instrumente«, in nunmehr reparierter Form, bei allen zukünftigen Anlässen in dieser Kirche der Gemeinde zum Lobe Gottes weiterhin dienen wird. Sehr erfreulich ist jetzt auch die Tatsache, dass die jetzt »gesunde« Orgel sich auch für neue bestimmte Konzerte eignet, so dass eine neue musikalische Vielfalt möglich ist.

Ihr Dr. Erivan Haub

Schirmherr

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Kirchengemeinde,

Dr. Erivan Haub

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unsere vorher kranke Orgel konnte durch ein »Wunder« gerettet werden.

Ich nenne diese Aktion bewusst Wunder, denn es war keinesfalls zu erwarten, dass wir in so kurzer Zeit die Heilung unserer wunderbaren Christian-Friedrich-Voigt-Orgel erreichen könnten. Dies war nur möglich durch die enorme Spendenbereitschaft unserer Gemeinde und anderer Institutionen. Aber den größten Anteil haben wir unserem Ehrenbürger und Schirmherrn Dr. h. c. Erivan Haub zu verdanken, der durch die besondere Befürwortung von Frau Heidrun Hilty dieses Wunder ermöglichte.

»Der gute Ton macht die Musik« sagt ein altes Sprichwort. Zu einer Kirche gehört unbedingt eine Orgel, das weiß auch das Christentum. Orgelmusik, geistliche Konzerte und festliche Liturgien haben eine wichtige Bedeutung im kirchlichen Leben. Sie öffnen uns für die christliche Botschaft, indem sie die Gründe und Abgründe unserer Seele anrühren. Ist die Seele so in Schwingung gekommen, wird sie offen für die Begegnung mit dem göttlichen Geheimnis. Gott ist nicht unerreichbar weit weg, sondern mitten in unserem Leben. Das ist die zentrale Überzeugung des christlichen Glaubens. Die Frage ist nur, wie lasse ich ihn zum Vorschein kommen, wie kann ich ihn erkennen? Musik ist ein sehr wichtiger Weg dazu!

So sind wir allen Spendern unendlich dankbar, dass wir dieses Ziel so schnell erreichen konnten und nun für Generationen den guten Ton in unserer Kirche haben werden.

Ihr Siegbert E. Weiss

Vorsitzender des Förderkreises für »Musik und Kultur in der Pfarrkirche Heftrich«

Liebe Heftricherinnen und Heftricher,

Siegbert E. Weiss

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Das Evangelische Dekanat Idstein freut sich mit Ihnen über die erfolgreich abgeschlossene Orgelsanierung in Ihrer schönen Kirche. Über die Grenzen Ihres Ortes hinaus ist deutlich geworden, wie sehr dieses Projekt eine starke Gemeinschaftsaktion vieler engagierter Menschen war. Die Aufbringung der notwendigen finanziellen Mittel war nicht einfach nur eine Spendenaktion, sondern geprägt von Kreativität und einem starken Zusammenhalt im ganzen Dorf. Das wunderschöne Instrument – nicht umsonst die »Königin der Instrumente« genannt – ist zu Ihrer Orgel geworden.

Sie soll Sie nun begleiten und die Melodie des Lebens spielen in allen fröhlichen Augenblicken und traurigen Momenten, auf Hochzeiten, bei Taufen und Beerdigungen. Sie unterbricht am Sonntagmorgen für eine Stunde unseren von Hektik geprägten Alltag und hilft uns, uns auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist im Leben.

Liebe Heftricher, Sie haben viel für Ihre Orgel getan – erfreuen Sie sich nun auch an ihrem Klang. Denn in einer Orgel – so stelle ich es mir vor – ist so viel Luft und Leben, Atem und Seele, dass sie sich freut, wenn Menschen ihrem Klang lauschen und ihre Stimmen in diesen Klang einstimmen lassen.

Mit herzlichen Grüßen aus Idstein,

Ihr Oliver Albrecht

Dekan des Evangelischen Dekanats Idstein

Liebe Menschen in Heftrich!

Oliver Albrecht

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Lasst die Kirche im Dorf! Lasst die Orgel in der Kirche!»Da fehlt doch was!«, dachte ich im Sommer beim Besuch des Sonntagmorgen-Gottesdienstes in der Heftricher Kirche. Ich schaute hoch auf die Empore in den leeren Kasten, aus dem die Orgel zur Rundumerneuerung entfernt worden war. Nun mag ich moderne Kirchenmusik mit dem e-piano als Begleitung sehr gerne. Sie ist jedoch längst nicht immer und überall passender Ersatz für die traditionellen vollen Klänge aus der Orgel. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bei Orgel-Restaurierung bzw. Kirchen-sanierung Menschen weit über den Kreis der aktiven Gemeindemitglieder oder regelmäßigen Kirchgänger hinaus sich an der Finanzierung der Kosten beteiligen. Ihnen allen sage ich herzlichen Dank für Ihren Beitrag, damit die schöne alte Orgel nun wieder frisch und dynamisch erklingen kann.

1286 Kirchengebäude im Gebiet der EKHN, das sind 1/3 mehr als die Anzahl der Pfarrhäuser! Sie alle wollen und sollen in Schuss gehalten werden als Zeichen evangelischer Identität, als Orte, in denen wir Gottesdienst feiern, regelmäßig an Sonn- und Feiertagen (über 75.000 waren es im letzten Jahr laut Bericht unserer Landeskirche) oder zu besonderen Anlässen wie Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Beerdigung. In der überwiegenden Zahl aller Gottesdienste begleitet die Orgelmusik. Das soll erhalten bleiben, solange wir es gemeinsam (EKHN, Kirchengemeinde, spendenbereite Personen und Institutionen) bezahlen und »bespielen« können.

Und manchmal wundert sich der kirchenmusikalische Laie, was die Orgelpfeifen alles hergeben: »Leaving on a jetplane« erklang zum Beispiel in meiner Heimatgemeinde in Niedernhausen von unserer jungen Organistin als Abschiedsgruß in die Sommerferien. … und für die, die den Urlaub schon hinter sich hatten: »Take me home, country roads«.

Ich wünsche Ihnen vielfältige musikalische Freude mit Ihrer frisch renovierten Orgel in der ebenfalls vor wenigen Jahren renovierten Dorfkirche in Heftrich.

Herzliche Grüße, Patricia Garnadt

Präses des Evangelischen Dekanats Idstein

Patricia Garnadt

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eine Orgel ist kein Musikinstrument wie jedes andere. Und die Heftricher Orgel schon gar nicht. 150 Jahre alt ist das musikalische Herzstück der Heftricher Kirche und verfügt über 1100 Pfeifen. Der Orgelbauer Christian Friedrich Voigt aus Igstadt hat das Instrument eigens 1868 für diese Kirche angefertigt.

Viele Menschen haben sich mit Spenden um ihre Restaurierung bemüht. Sie haben »ihre« Orgel sogar in der Orgelwerkstatt Mebold unweit von Siegen besucht. Unterstützt durch das Landesamt für Denkmalpflege, der Sparkassenstiftung und einer Großspende des Idsteiner Ehrenbürgers Erivan Haub konnte die Restaurierung sogar früher abgeschlossen werden, als gedacht.

Bis heute prägt die Kirche, die 1737 nach Plänen des nassauischen Baudirektors Friedrich Joachim Stengel gebaut wurde, mit ihrem mächtigen Turm das Dorfbild. Und lädt damit auch immer wieder die Gläubigen ein, Teil der Heftricher Gemeinde zu sein, sich aktiv am Leben der Gemeinde zu beteiligen. Dass diese Gemeinde gemeinsam etwas erreichen kann, darauf dürfen Sie alle stolz sein.

Ihnen und Ihren Gästen wünsche ich am ersten Adventssonntag eine schöne, musikalisch besinnliche Einweihung der restaurierten Orgel.

Christian Herfurth

Bürgermeister der Stadt Idstein

Liebe Heftricher, liebe Gemeindemitglieder,

Christian Herfurt

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Liebe Kirchengemeinde Heftrich,es ist mir eine große Freude, Ihnen zur Restaurierung Ihrer Christian-Friedrich-Voigt-Orgel zu gratulieren. Durch Ihr großes Engagement und Ihre Begeisterung für das Instrument war die Fertigstellung weitaus früher möglich, als es in den ersten Planungen gedacht war. Das ist selten und daher um so mehr zu würdigen.

Nun ist das Werk vollendet, und das letztgebaute große Instrument des bedeutenden Orgelbaumeisters Christian Friedrich Voigt kann in wiedergewonnener Schönheit erklingen. Jetzt ist wieder der ursprünglich gedachte Reichtum an Klangfarben zu erleben mit sanften und kräftigeren Flöten, zarten und fundierenden Streichern und einem erhabenen, runden vollen Werk. Ich wünsche Ihnen, daß Sie sich an diesem Instrument in Gottesdiensten und Konzerten erfreuen und gerne in Ihre Kirche kommen, um es mit seinem charakteristischen Klang zu hören und sich von ihm beim Singen und Beten begleiten lassen.

Ihr Thomas Wilhelm

Orgelsachverständiger der EKHN

Thomas Wilhelm

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Das Besondere an historischen Orgeln zu zeigen, ihre bauliche und klangliche Schönheit offenzulegen und Dialoge zwischen Orgelklang und Zuhörer, aber auch zwischen Orgel und Kirchengebäude erlebbar werden zu lassen: Eine Initiative, die all solche Eindrücke ermöglicht, ist das »Orgelrestaurierungsprogramm«, das die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und das Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) seit 2001 gemeinsam verfolgen. Die Orgel ist wichtiger Bestandteil der Pflege geistlicher und weltlicher Musik und ihre Förderung daher umso bedeutsamer, je dringlicher die Wiederherstellung ihres ursprünglichen Klangbildes ist. Denn eine Orgel ist stets ein entscheidender Faktor örtlichen Gemeindelebens und regionaler wie nationaler (Kirchen-)Musikpflege. Eine gut gebaute und klug restaurierte historische Orgel ist ein wichtiger Teil des künstlerischen Gesamteindrucks in musikalischer und in kirchenarchitektonischer Hinsicht. Mit zukunftsweisender Förderung des historischen Orgelbestandes diese wertvollen Denkmäler in der Fläche zu verankern und kulturelle Dialoge zu ermöglichen sind grundlegende Inhalte des Orgelrestaurierungsprogrammes. Rund 100 Orgeln in Hessen konnten seither wieder »zum Leben erweckt« werden.

Der Voigt-Orgel in Idstein-Heftrich wünschen wir Wohlklang und den Zuhörern allzeit offene Ohren.

Prof. Dr. Gerd WeißLandesamt für Denkmalpflege Hessen

Dr. Bernhard BuchstabLandesamt für Denkmalpflege Hessen

Dr. Thomas WurzelSparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

Die Orgel zum Klingen bringen

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Die Heftricher Jecken ließen es sich im Januar 2014 nicht nehmen für die Orgel zu schunkeln und zu sammeln

Norbert Schwarz verkaufte Weihnachtsbäume für die Orgel Eine Delegation des Heimat- und

Verkehrsvereins und der Kirchengemeinde

besuchte die Orgelwerkstätte in Siegen

Das Gemeindefest 2013 stand unter

dem Motto »Mach was draus«.

Jeder erhielt 5 € Startkapital und

konnte was draus machen.

Hier einige Fotos von Aktionen

zugunsten der Heftricher Orgel. Von

vielen anderen schönen Ideen gibt

es keine Fotos und manches

Engagement fand auch im Stillen

statt. Danke an alle!

Das Gemeindefest 2013 stand unter

Die Hasselrainer feierten ein Straßenfest

für die Orgel

Tanja Kilb fertigte wunderschöne Ringe für die

Mach-was-draus-Aktion

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Leierkastenmann Anton Dostal spielte auf seiner

Spieltruhe manch Euro ein

Der Erlös des Adventsmarktes Bermbach ging in die Spendenschatulle

Beim Adventsmarkt Heftrich verkauften

die Bembelboys heißen Apfelwein unter

dem Motto »Saufen für die Orgel«

Heidrun Hilty überreicht den Spendenscheck von Erivan Haub

Eine Delegation des Heimat- und

Verkehrsvereins und der Kirchengemeinde

besuchte die Orgelwerkstätte in Siegen

Beim Traktortreffen wurde nach dem Open-Air-Gottesdienst fröhlich gefeiert und eine beträchtliche Summe ging an die Orgel

Die Gnadenlosen spielten ein Jahr lang

gnadenlos für die Orgel

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Sicher ist, dass der Zustand der vorhandenen Orgel zu Beginn des 19. Jahrhunderts äußerst mangelhaft ist. Schließlich wen-det sich Orgelbaumeister Daniel Raßmann 1844 an die Heftri-cher Gemeinde: »Die Kirchenorgel zu Heftrich hält bekanntlich keine Stimmung. Der Grund liegt darin, daß sämtliches Pfei-fenwandt zu dünn gearbeitet ist…« Aufwändige Wartungen folgen. Um 1866 ist der Entschluss gefasst: Christian Friedrich Voigt erhält den Auftrag eine neue Orgel zu bauen, zweima-nualig mit vollem Prinzipal im Hauptwerk und großzügig aus-gestattetem Echowerk.

Voigt kämpft um ein ausgewogenes Klangkonzept, nicht im-mer einfach bei ausgefallenen Wünschen (die Gemeinde träumt zum Beispiel von Posaunenbass und Trompeten im Manual) und sehr begrenzten finanziellen Mitteln. Schließlich entsteht ein klanglicher Dialog zwischen Kirchenraum-greifen-dem Prinzipal, ausgewogenen Streichern und runden Flöten- und Gedacktregistern.

1868, am 3. Sonntag nach Ostern, ist die feierliche Einwei-hung. Die Kirchenchronik vermerkt dazu: »Gut, daß die neue Orgel da und das Werk so wohl gelungen ist. Möge sie lange Jahre dazu beitragen, das Gotteshaus der Gemeinde wieder mehr und mehr zu einer lieben Stätte zu machen, um Ehre und Lob dessen zu mehren, zu dessen Verherrlichung sie erbaut wurde.«

Der Beginn der Heftricher Orgelgeschichte liegt im

Dunkeln. Anzunehmen ist, dass mit dem Neubau der

Pfarrkirche 1738 oder in den Jahren danach eine Orgel

in den einfachen, aber großzügig angelegten Barockbau

Einzug hält. Es wird wohl ein einmanualiges Instrument

gewesen sein, nach den spärlich erhaltenen Korrespondenzen

ausgestattet mit Pedalwerk, sowie Gedackt und einem

Prinzipalregister im Manualwerk.

Die Heftricher Orgel im Spiegel ihrer Geschichte

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Die neue Orgel erlebt eine bewegte Geschichte. Der Erste Weltkrieg raubt ihr die Prospektpfeifen, ersetzt 1924 durch Zinkpfeifen. In der Folge wechseln immer wieder mit der War-tung beauftragte Orgelbaufirmen, und natürlich auch die Orga-nisten mit ihren verschiedenen Bedürfnissen. Folge ist eine zu-nehmende Entfernung vom Originalklang des Instrumentes. So wurde das Gemshorn 4' zum 2' verändert und die große Okta-ve ging dadurch verloren. Der Violonschell 8' wird zum Flöt-bass 4' gekürzt und um 2 Halbtöne gerückt, so dass C und Cis verloren gehen. Das Prinzipalwerk bekommt dem Geschmack der Zeit entsprechend Schärfe, und wirkt nun überladend im Gesamtklang. Der Versuch, der Kantigkeit von Traktur und Wind – ein in der Grundkonstruktion bedingtes Phänomen der Voigt‘schen Orgeln – durch Veränderungen entgegenzuwirken, führt nur zu mäßigem Erfolg. Die Orgel wird zunehmend unaus-geglichen und anfällig.

Die Heftricher Orgel im Spiegel ihrer Geschichte

Die neue Orgel erlebt eine bewegte Geschichte. Der Erste

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2009 beginnen die Überlegungen, eine Kernsanierung in Angriff zu nehmen. Es folgen vier Jahre Recherchen und Diskussio-nen. Die Entscheidung fällt nicht leicht, denn eine Wiederbele-bung der ursprünglichen Voigt’schen Orgel mit ihrem spezifi-schen Charakter bedeutet Verzicht auf manche Annehmlichkeit des modernen Orgelbaus: Spieltisch, Trakturen, Windführung und Tonhöhe erfordern Sensibilität und Toleranz. Fachgerechte Wartung wird ständiger Begleiter des Instrumentes sein.

Später – im Herbst 2014 – wird der ausgewogene und reiche Klang der Orgel in der Heftricher Kirche alle Mühen rechtferti-gen.

2013 führt vor allem die Verantwortung für den Erhalt des Hef-tricher Kulturschatzes »Voigt-Orgel« mit seinem fast komplett erhaltenen Pfeifenwerk und dem in großen Teilen vorhandenen technischen Werk zum Beschluss: Restaurierung und Rekonst-ruktion der Voigt-Orgel in der Pfarrkirche Heftrich durch die Or-gelbaufirma Mebold, Siegen.

Jetzt steht und klingt sie in ihrem neuen und alten Glanz.Gut, dass sie da ist!Helga LebertzOrganistin der evangelischen Kirchengemeinde Heftrich

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Kirchenvorstand Heftrich: Bärbel Arnemann, Beate Demmer, Edda Klein, Werner Künzl, Marcus Moos, Manuela Quint-Hartmann, Angelika Sahl-Barbehön, Martina Schmitt

»Förderkreis für Musik und Kultur in der Pfarrkirche Heftrich«: Prof. Dr.-Ing. Siegbert Weiss, Günter Ambrosius, Dieter Göbel, Ute Guckes-Westenberger, Adam Michel, Bernhard Müller, Markus Eisele, Beate Demmer, Marcus Moos, Reiner Thielemann-Hehner

Die Kirchenmusikerin unserer Gemeinde: Helga Lebertz

Firma Orgelbau Mebold: Marianne Mebold, Johannes Tobias Späth, Mathias Mebold, Hans-Werner Schnurr, Peter Grünert, Viktoria Franken

Verpflegung der Orgelbauer während der Sanierung: Familien Ambrosius, Brossler, Demmer, Eisele, Hübscher, Kilb, Klein, Lebertz, Michel, Müller, Riepert, Sahl-Barbehön, Schink, Wappler, Weiss

Öffentlichkeitsarbeit: Dirk von Amelunxen, Beate Demmer, Verena Ehlert, Markus Eisele, Denis Wolff, Dr. Gerald Wolf

Orgelsachverständige der EKHN: Thomas Wilhelm, Klaus Bauermann

Landesamt für Denkmalpflege: Dr. Bernhard Buchstab

Hessische Sparkassen-Kulturstiftung: Dr. Thomas Wurzel

Fa. Elektro Paschke – Alfred Paschke, Nico Müller.

Fa. Pabst Maler-Verputzer – Hr. Haas

Wir danken sehr herzlich allen Spenderinnen und Spendern,

die mit ihrem finanziellen Engagement die Sanierung

überhaupt erst ermöglicht haben.

Danke

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Der Orgelbaumeister Hans Peter Mebold wurde 1942 in Sie-gen / Weidenau geboren. Bereits als Schüler zeigte er großes Interesse an Musik, erhielt Klavierunterricht und baute als Ab-schlussarbeit in der Schule ein Orgelportativ. Folgerichtig machte er dann in der Siegener Orgelbaufirma Dentler eine Lehre zum Orgel- und Harmoniumbauer. Nach etlichen Gesel-lenjahren in anderen Firmen und als Restaurator in der Musik-instrumentensammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg legte er 1972 seine Meisterprüfung ab.

Den Schritt in die Selbstständigkeit begann er im Februar 1976 in Marburg, 1989 erfolgte der Umzug in das Siegerland.

1982 wurde Tobias Späth als Geselle eingestellt, 1983 begann der erste Lehrling seine Ausbildung und in den Jahren 1984/85 wurde in Siegen-Breitenbach eine neue Werkstatt gebaut. Hier ist die Firma seither ansässig.

Eine offene lebendige Zusammenarbeit im Team und im Kon-takt mit Gemeinden, Kirchenmusikern und Orgelsachverstän-digen wurde zum Anliegen der Werkstatt. Neben dem Bau von neuen Instrumenten fühlte sich Hans Peter Mebold von Beginn an auch ganz besonders der Pflege historischer Orgeln ver-pflichtet. Die Forschung an alten Instrumenten, die Suche nach Originaldispositionen und die ständig aktuellen Fragen nach Stimmungen und Winddruck wurden zu seinem beson-deren Anliegen. So wurde im Laufe der Jahre die Orgelrestau-rierung zu einem weiteren anerkannten Schwerpunkt der Werkstatt.

Neu gebaut werden bevorzugt kleinere rein mechanische Inst-rumente mit 15–20 Registern. In den letzten Jahren wurden aber auch größere Orgeln mit bis zu 33 Registern fertig ge-stellt. Alle Instrumente werden in traditioneller Handwerkswei-se unter Verwendung von natürlichen Materialien und in orgel-spezifischen Konstruktionen gebaut. Dies bedeutet aber keine Einengung auf Kopieren oder Historisieren. Musikalisch und gestalterisch sollen die Instrumente Zeugen ihrer Zeit sein.

Die Orgelbauwerkstatt Hans Pe ter Mebold (1976 – 2014)

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Eine besondere Vorliebe gilt dem Bau von Continuo Instru-menten. Sie überzeugen zum einen durch ihre kompakte und raumsparende Bauweise, die einen unproblematischen Trans-port ermöglicht, zum anderen mit ihrem vollen Klang, der den Instrumentalisten eine tragfähige Basis für das Zusammen-spiel bietet und auch bei solistischem Einsatz überzeugt.

Auch die Restaurierung historischer Instrumente gehört wei-terhin zu einem wichtigen Arbeitsfeld, dem unsere besondere Aufmerksamkeit gilt. Ausrichtung dafür ist ein werk- und mate-rialgerechtes Arbeiten zur Erhaltung eines gewachsenen Zu-standes. Der Spielraum zwischen Konservieren und Ergänzen nach originalen Vorbildern wird bei jedem einzelnen Instrument in allen Bereichen immer wieder neu überlegt und entschie-den. Nicht funktionsfähige Teile werden in vorgefundener Wei-se nachgebaut, selber aber gesichert und aufbewahrt. So ent-steht einerseits ein wieder spielbares Instrument, andererseits geht keine weitere Substanz verloren.

2001 erlebte die kleine Werkstatt einen schwerwiegenden Ein-schnitt. Hans Peter Mebold starb plötzlich und unerwartet an den Folgen einer Krebserkrankung.

Durch die bewährte Teamarbeit der ganzen Werkstatt konnte die Betriebsleitung nahtlos in die Hände von Tobias Späth übergeben werden. Auf der Basis, die Hans Peter Mebold ge-schaffen hatte und mit den gemeinsam entwickelten Konzep-ten führt er bis zum heutigen Zeitpunkt zusammen mit der In-haberin Marianne Mebold die Arbeit weiter. Erfreulich gestaltet sich aber auch der Blick in die Zukunft. Mathias Mebold, Sohn von Hans Peter und Marianne Mebold, hat nach der Lehre in der Orgelbaufirma Rohlf etliche Jahre als Geselle in unter-schiedlichen Firmen, sowohl im Ausland wie auch in Deutsch-land, gearbeitet und 2010 in Ludwigsburg seine Meisterprü-fung abgelegt. In seine Hände wird in nächster Zeit die Verantwortung für die Orgelbauwerkstatt Mebold gelegt.

Marianne Mebold

Die Orgelbauwerkstatt Hans Pe ter Mebold (1976 – 2014)

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Einige Zeit nach unserem Neubau der Orgel in St. Martin in Id-stein 2006, erfuhren wir über Franz Fink, den dortigen Organis-ten, dass seine Orgelschülerin Helga Lebertz immer wieder über Probleme mit »ihrer« Heftricher Orgel klagte. Nach einem ersten Ortstermin wurde schnell klar, was auch schon die Fir-ma, die die jährliche Wartung durchführte, und der Orgelsach-verständige der EKHN Thomas Wilhelm festgestellt hatten: die Orgel war in einem nicht mehr stimmbaren Zustand und ver-mehrt traten Störungen in der Spielmechanik auf. Zudem wa-ren in den letzten Jahrzehnten immer wieder Eingriffe gemacht worden, die die Orgel von ihrem ursprünglichen Zustand ent-fernt hatten.

Aus diesen Gründen rieten Sachverständige und Orgelbauer zu einer umfassenden Restaurierung gemäß den heute übli-chen Restaurierungspraktiken, um das wertvolle Denkmalinst-rument zu erhalten und vor einer weiteren Entfernung von sei-nem Originalzustand zu bewahren. Das bedeutete: alle noch original vorhanden Teile der Orgel von 1868 werden überarbei-tet und auf zuverlässige Funktion überprüft. Alle später er-gänzten, umgebauten oder veränderten Teile werden nach ori-ginalen Vorbildern rekonstruiert oder restauriert. Als Vorbilder dafür dienten die Christian Friedrich Voigt Orgeln in St. Goarshausen und Eltville-Erbach.

Das offensichtlichste Problem der Orgel war, wie eingangs er-wähnt, dass die Orgel nicht mehr stimmbar war. Dazu sei er-klärt, dass jede der 1089 Pfeifen gestimmt wird, indem man ihre Länge ändert. Bei einem Großteil der Pfeifen geschieht dies mit einem negativen Konus, durch den die Pfeifenmün-dung eingezogen (Pfeife wird theoretisch länger also tiefer) bzw. geweitet wird (Pfeife wird kürzer also höher). Einige der Heftricher Pfeifen waren über das verträgliche Maß eingezo-gen, was letztendlich zu weiteren Beschädigungen an Labien und Pfeifenfüßen führte.

Ein Wort vom Orgelbauer an die Heftricher Gemeinde

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Hinzu kam das undichte Windsystem, das die Pfeifen mit Wind versorgt, die so genannte Windlade. Diese Undichtigkeiten führten dazu, dass je nach klimatischen Bedingungen die Pfei-fen zu viel oder zu wenig Wind bekamen und dadurch höher bzw. tiefer wurden. Um also einer weiteren Zerstörung des Pfeifenwerkes vorzubeugen, war es unumgänglich alle Pfeifen auf Ihre Stabilität zu überprüfen, schadhafte Stellen auszubes-sern und zu kurze Pfeifen anzulängen. Unumgänglich war dann natürlich auch die komplette Überarbeitung der Windla-den, um eine gleichmäßige Windzufuhr zu jeder Pfeife zu ge-währleisten.

Ein Wort vom Orgelbauer an die Heftricher Gemeinde

Pfeife des Cornett übermäßig

eingezogen

Pfeifen des Cornett nach Anlängen und erneutem Einziehen in der Orgel

Mixtur Pfeife vor und…

Erfreulich ist, dass der größte Teil der Pfeifen noch original erhalten ist. Wurden doch an den meisten Orgeln im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte weit schwerwiegendere Eingriffe im Pfeifenwerk vor-genommen, bei denen viel an wertvoller Substanz verloren ging. In Heftrich fehlten die originalen Pros-pektpfeifen, die 1917 zu Rüstungszwecken abgege-ben werden mussten und später durch Zinkpfeifen minderer Qualität ersetzt wurden. Sie wurden nun, da andere Vorbilder fehlten, nach dem Orgelbauer Drey-mann, bei dem Voigt vor seiner Selbstständigkeit gearbeitet hat, rekonstruiert. Die Legierung der Prospektpfeifen wurde mit 98 % Zinn sehr hoch gewählt, was eine echte Besonder-

ben werden mussten und später durch Zinkpfeifen minderer Qualität ersetzt wurden. Sie wurden nun, da andere Vorbilder fehlten, nach dem Orgelbauer Drey-

… nach der Restaurierung

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heit darstellt. Werden doch Prospekte üblicherweise weit we-niger hoch legiert. Anhand des noch bekannten Vertrages von Voigt ließ sich jedoch darauf schließen, dass auch er eine solch hochprozentige Legierung für den Prospekt verwendete. Die neuen Pfeifen in dieser hochwertigen Weise anzufertigen,

erschien daher nur konsequent.

Ansonsten waren von den 19 Registern nur 2 ver-ändert worden. Aus dem Cello 8' war ein Flötbass 4' geworden. Das heißt, die Pfeifen wurden um die Hälfte gekürzt, damit sie eine Oktave höher klingen. Ähnlich wurde mit dem Gemshorn 4' verfahren, es war zum Gemshorn 2' geworden. Beide Register wurden wieder auf originale Län-ge und Klang rekonstruiert.

Ein weiteres Problem waren die immer wieder auftretenden Störungen in der Spielmechanik.

Die im Zuge der letzten Umbau- und Reparatur-maßnahmen vorgenommenen Änderungen im Bereich des Spieltisches führten trotz aller Be-mühungen nicht zu einer störungsfreien Funkti-on. Somit wurde die Spieltischmechanik wieder auf ihren originalen Zustand rekonstruiert.

Leider stellte sich während der Arbeiten heraus, dass auch die noch original erhaltene Klaviatur Auslöser für die immer wieder auftretenden Stö-rungen war. Das von Voigt verwendete Holz wies

nicht die hohe Qualität auf, die bei der Art der Konstruktion des Spieltisches und vor allem der Manualkoppel nötig ist. Die Mechanik des ersten Manuals verläuft dabei durch die Tasten des zweiten Manuals.

Nach reiflicher Überlegung und kontroverser Diskussion zwi-schen den Sachverständigen von EKHN und Denkmalamt ent-

erschien daher nur konsequent.

Ansonsten waren von den 19 Registern nur 2 ver-ändert worden. Aus dem Cello 8' war ein Flötbass 4' geworden. Das heißt, die Pfeifen wurden um die Hälfte gekürzt, damit sie eine Oktave höher klingen. Ähnlich wurde mit dem Gemshorn 4' verfahren, es war zum Gemshorn 2' geworden.

ge und Klang rekonstruiert.Rekonstruierte Prospektpfeifen

mühungen nicht zu einer störungsfreien Funkti-on. Somit wurde die Spieltischmechanik wieder auf ihren originalen Zustand rekonstruiert.

Leider stellte sich während der Arbeiten heraus, dass auch die noch original erhaltene Klaviatur Auslöser für die immer wieder auftretenden Stö-rungen war. Das von Voigt verwendete Holz wies

nicht die hohe Qualität auf, die bei der Art der Konstruktion

Rekonstruierte Violonschell 8´ Pfeifen

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schied sich die Gemeinde für den Neubau der Kla-viaturen nach exaktem Vorbild des Originals unter Verwendung weit besseren Holzes. Eine Überarbei-tung oder Restaurierung der Klaviatur hätte zur Fol-ge gehabt, dass viel originale Substanz verloren gegangen wäre. Jetzt wird die originale Klaviatur im Orgelinneren sicher vor Verlust und Zerstörung aufbewahrt und in Ihrer Gänze für nachfolgende Generationen erhalten.

Rekonstruiert wurde auch die originale Kanal- und Balganlage. Auch hier hatten die vorgenommenen Veränderungen der letz-ten Umbauten nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt.Die Orgel hat ein besonderes Balgsystem. Der Wind wird in zwei so genannten Kastenbälgen reguliert. Diese bestehen aus jeweils einer Kiste in der ein quadratischer Kolben bewegt wird und den Druck erzeugt, bzw. bei Gebrauch des neuen Geblä-semotors reguliert. Wieder nutzbar sind nun auch die beiden Tritte, um den Wind mechanisch für die Orgel zu erzeugen.

Nachdem seit diesem Jahr auch die Glocken der Heftricher Kirche wieder per Hand geläutet werden können, steht nun selbst bei Stromausfall einem feierlichen Gottesdienst mit Glo-cken und Orgel nichts im Wege.

Im Frühjahr dieses Jahres wurde die Orgel zerlegt, in Teilen in die Siegener Werkstatt gebracht und mit der Restaurierung begonnen. Im Juli erfolgte der Wiederaufbau mit der techni-schen Montage und im September konnte mit der Intonation und Stimmung in der Kirche begonnen werden. Dies war eine lange und intensive Zeit in der viele Fragen aufkamen, geklärt wurden oder aber auch offen blieben. Eine Zeit, in der wir ver-sucht haben, die Geschichte, die uns die Orgel erzählt, zu ver-stehen. Und doch hat sie nicht alle Geheimnisse preisgege-ben. So kann man nur vermuten, warum zum Beispiel die Auswahl des Klaviaturholzes so schlecht ausfiel, von einem

Die rekonstruierte Klaviatur in der Werkstatt

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Orgelbauer der wegen seiner hochwertigen Instrumente sehr geschätzt wurde. Oder warum einige Pfeifen scheinbar seit je-her zu kurz abgeschnitten waren.

Sicher ist, die Geschichte der Orgel kann nun zuversichtlich weitergehen.

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle für das uns entge-gengebrachte Vertrauen bei einem so großen und wichtigen Projekt. Aber natürlich auch für die sehr herzliche Aufnahme seitens der Gemeinde, das große Interesse an unserer Arbeit und die außergewöhnlich gute Verpflegung während der ge-samten Montagezeit, die bestimmt jedem der Orgelbauer noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Mathias MeboldOrgelbaumeister

Einen detaillierten Restaurierungsbericht � nden Sie unter: www.orgelbau-mebold.de

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Das Orgel ABC AAbstrakte: Auf Zug (lat. »abstrahere« = wegziehen) wirkende dünne Holzleisten; ist die mechanische Verbindung zwischen Taste und Tonventil.

BBalg: Stellt den Wind zum Anblasen der Pfeife bereit. Er wurde früher von sogenannten »Calcanten« in der Art eines Schmiedebal-ges getreten oder aufgezogen. Heute von einem elektrisch betriebe-nen Schleudergebläse gespeist.

CCornett: Labialregister, mehrchörige Aliquote mit weiter Mensur. Pro Taste erklingen fünf Pfeifen (in Heftrich drei) gleichzeitig: Grundton, Terz, Quinte und Oktav; 8', 4', 2 2/3', 2', 1 3/5', heller, spitzer, gut durchdringender Klang.

DDisposition: Übersicht über alle Register der Orgel, geordnet nach einzelnen Werken (Manuale und Pedal).

F…fach: Angabe der pro Taste erklingender Pfeifen bei Registern mit mehrfacher Besetzung, zum Beispiel Mixtur 5fach, Sesquialter 2fach.

Flöten: Register in weiter Mensur mit tragfähigem Klang.

Fuß: altes Längemaß (engl. Fuß = 30,5 cm), das im Orgelbau die Körperlänge der tiefsten (längsten) offenen Pfeife eines Registers angibt. Innerhalb des Registers wird die Fußzahl für alle Töne beibehalten. Eine 8' lange Prinzipalpfeife ergibt den Ton »C« und hat eine klingende Länge von 2,40 m. Die Länge des Pfeifenfußes wird noch hinzugerechnet.

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GGamba: Viola da Gamba – zylindrisch oder konisch gebaut, gehört zur Familie der streichenden Stimmen, hat daher eine sehr enge Mensur und einen scharfen, schneidenden Ton.

Gedackte: Oben geschlossene Pfeifen. Die veränderten Schwingungsverhältnisse führen dazu, dass diese Register bei gleicher Baulänge eine Oktave tiefer klingen. Gedackte klingen weicher, zurückhaltender und zeichnen sich durch Obertonarmut und betonten Grundton aus.

HHauptwerk: Das wichtigste Manualwerk, bei großen Instrumenten mit lückenlosem Prinzipalchor, stark besetzten Mixturen, Zungen und Farbregistern. Stellt die klangliche Mitte der Orgel dar.

Hohlflöte: Die Bezeichnung für eine weit gebaute offene, zylindrische Flötenstimme. Der Name hat nichts mit einer hohlen Flöte zu tun, sondern leitet sich von Hollerflöte = Holunderflöte ab. Voluminös klingendes Register.

IIntonation: Feinabstimmung der Pfeifen hinsichtlich Klang und Ansprache. In der Werkstatt Vorintonation, eigentliche Intonation nach endgültiger Aufstellung im Kirchenraum. Ansprache, Stärke, und Färbung des Klanges der Pfeifen werden vom Orgelbauer dem jeweiligen Raum angepasst.

KKanzellen: Schmale Kammern innerhalb der Windlade. Bei den Tonkanzellen-Windladen stehen alle Pfeifen, die von einer Taste bedient werden sollen, auf einer gemeinsamen Kanzelle, in die der Wind nach Öffnen des Spielventils einströmt. Das An- und Abstellen der zugehörigen Register erfolgt durch Schleifen, durchbohrte, schmale Holzbrettchen, die sich zwischen Tonkanzellen und Pfeife befinden, und die Windzufuhr per Register steuern.

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Klangfarben: Die Klangfarben der einzelnen Register sind abhängig von der Bauform (Labial- oder Lippenpfeifen bzw. Lingual- oder Zungenpfeifen), von den verwendeten Materialien (Holz, Kupfer, Zinn, Orgelmetall – eine Mischung von Zinn und Blei), und der Steuerung der Obertöne durch die Mensur und Aliquotenregister.

Klangkronen: Register in hoher Tonlage, die dem Orgelklang Glanz verleihen, zum Beispiel Mixturen, 1'-Register.

Koppeln: Koppeln sind Spielhilfen, die es erlauben, die Register eines bestimmten Manuals auf einem anderen Manual oder dem Pedal spielen zu können. Bei drei Manualen und Pedal sind insge-samt sechs Kopplungen möglich.

LLabialpfeifen: Pfeifen, bei denen der Ton dadurch erzeugt wird, dass der Orgelwind durch die Kernspalte der Pfeife dringt und am Labium (lateinisch: »labium« = Lippe) gebrochen wird und dadurch die Luftsäule in der Pfeife in Schwingung versetzt (wie bei einer Block-flöte). Sie machen den größten Teil des Pfeifenbestandes aus Flöten, Gedackte und Mixturen zum Beispiel sind Labiale.

Legierung: Mischung mehrerer Metalle, im Orgelbau Zinn und Blei (Orgelmetall), zur Beeinflussung des Klanges. Hoher Bleianteil: Der Ton klingt weich und rund. Hoher Zinnanteil: Der Ton klingt strahlend und hell.

MManual: Mit den Händen zu spielende Klaviatur. (vom lat. »manus« = Hand) In der Regel mit 56 Tasten (C – g''').

Mensur: Maße für Länge, Weite, Labienbreite, Aufschnitthöhe sowie Länge, Breite und Stärke der Zunge. Das Verhältnis dieser Maße zueinander (Mensur) bestimmt die Eigenart, den Klang der Stimme.

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Mixtur: Eine Mischung (lat. »miscere«) aus hoch klingenden Oktav- und Quintpfeifen. Hier sind es viele Pfeifen pro Taste. Eine Gruppe von Quinten und Oktaven pro Taste (mehrfach besetzte Register) in hoher Tonlage, deren Tonhöhe nicht nur stetig ansteigt sondern nach etwa zwei Oktaven wieder zurückspringt. Diese gemischten und repetierenden Stimmen, welche einen silbrigen Klang und Glanz erzeugen, stellen die Klangkrone dar.

OObertöne: Jede Orgelpfeife erzeugt neben dem Grundton auch verschiedene Obertöne wie Oktaven, Quinten, Terzen, seltener Septimen und Nonen. Diese unterschiedlichen Obertöne erzeugen mit dem Grundton zusammen die entsprechende Klangfarbe des Registers.

Oktavbass: Prinzipalregister in höherer Lage (Prinzipalbass 16', Oktavbass 8').

Oktave: Prinzipalregister in höherer Lage (4', als Superoktave 2')

Orgelmetall: Legierung aus Zinn und Blei.

Orgel: Das Wort geht in seiner Urbedeutung auf die Zeit der ersten Beschäftigung mit den Künsten zurück. Es stammt von dem griechischen Wort »organon«, welches im allgemeinen Werkzeug oder Instrument bedeutet. Man bezeichnet so in ältester Zeit alle Werkzeuge, derer man sich für eine Arbeit bediente, bis dieser Begriff im Laufe der Zeit ausschließlich für das Pfeifeninstrument angewandt wurde.

Orgelwind: Durch ein elektrisches Gebläse erzeugte und durch den Magazinbalg geregelte und komprimierte Luftmenge, die über den Windkanal den Windladen und Pfeifen zugeführt wird.

PPedal: Die mit den Füßen zu spielende Klaviatur mit einem Umfang von 30 Tasten (C – f') für das Pedalwerk.

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Pedalwerk: Teilwerk der Orgel, das mit den Füßen gespielt wird.

Pfeifenstock: Obere Abdeckung der Windladen über den Schlei-fen zur Aufnahme der Orgelpfeifen.

Prinzipal: Wichtigstes Register der Orgel, meist im Prospekt stehend, in jedem Teilwerk und in verschiedenen Fußtonlagen vertreten. Enge Mensur, intensiver Klang. Material: Zinnlegierungen, Kupfer, Holz, Zink

Prinzipalbass: 16'-Prinzipal- meist als Prospektpfeifen.

Prinzipalchor: Alle Prinzipale verschiedener Fußtonhöhen von 32' bis 1'. Sie bilden das Grundgerüst eines vollen Orgelklan-ges.

Prospekt: Schauseite der Orgel mit den Prospektpfeifen, Schleier-brettern, Schleierohren, musizierenden Engeln usw. Oft durch Bildhauer kunstvoll gestaltet.

QQuinte: Aliquotregister, meist 1 1/3', 2 2/3'.

RRegister: Eine Pfeifenreihe von bestimmter Klangfarbe und Mensur. Jeder Taste des Manuals oder des Pedals ist eine Pfeife zugeordnet. Zu einem Manual gehören 56, zum Pedal 30 Pfeifen.

Registertraktur: Verbindung von Registerzug am Spieltisch zur Pfeifenreihe auf der Windlade.

Rohrflöte: Gedecktes Flötenregister mit kleinen Röhrchen im Deckel.

SSchleiflade: Windladensystem, bei dem durch Verschieben eines schmalen Holzbrettchens (Schleife) die Register ein- oder ausge-schaltet werden. Bei eingeschaltetem Register strömt der Wind

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durch die Öffnungen der Schleife in die angespielten Pfeifen. Pro Taste existiert nur ein Spielventil in der jeweiligen Tonkan-zelle, das für alle gezogenen Register der Lade die Windzu-fuhr zu den Pfeifen freigibt. Bei einem Manual hat die Windla-de 56 Tonkanzellen, während für das Pedal nur 30 Tonkanzellen benötigt werden.

Schleierbretter: künstlerisch gestaltete Holzblenden zur Verkleidung von Hohlräumen zwischen Prospektpfeifen und Gehäuse.

Spieltraktur: Verbindung zwischen Taste und Pfeifenventil an der Windlade, heute meist wieder mechanisch. Andere Bauarten: pneumatische, elektropneumatische und elektrische Spieltrakturen.

Streicher: Bezeichnung für die eng mensurierten Register-familien mit streichendem Klang (auch Gambenchor genannt) wie zum Beispiel Salicional, Gamba, Viola da Gamba, Vox coelestis.

Subbass: Gedecktes, tief klingendes Pedalregister in 16' Lage, in fast jeder Orgel vorhanden, tragende Bassfunktion.

TTontraktur: Verbindung von Taste zum Pfeifenventil, elekt-risch, oder mechanisch mittels Abstrakten.

Traktur: Spieltraktur – mechanische oder elektr. Verbindung zwischen Taste und Tonventil. Registerstraktur – mechanische oder elektr. Verbindung zwischen Registerzug am Spieltisch und Registerschleife der Windlade.

VVentil: Das Tonventil regelt die Windversorgung zwischen dem »unter Wind« stehenden Windkasten unterhalb der Windlade und der einzelnen Pfeife. Betätigt man eine Taste, öffnet sich über die Tontraktur das Ventil und gibt den Weg für den Wind zur Pfeife frei.

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WWerk: Der einem Manual bzw. dem Pedal zugeordnete Teil einer Orgel. Jeweils in sich logisch aufgebaut (disponiert) mit bestimmter Funktion im Gesamtklang der Orgel. Im Prospektaufbau meist erkennbar.

Wellenbrett: Bei der mechanischen Spieltraktur ist der Abstand der Klaviaturtasten zueinander und der Abstand der zugehörigen Ton-kanzellen bzw. Pfeifen nicht gleich, so dass die Bewegung der Mechanik mit Hilfe eines Wellenbretts zur Seite geführt werden muss. Das Niederdrücken der Taste bewirkt über Winkel und Abstrakte eine Drehung der Welle. Die »Ärmchen« der Welle übertragen die Dreh-bewegung über eine Zugrute an das Spielventil weiter.

Wind: Im Orgelbau Bezeichnung für die Luft, die Pfeifen zum Klingen bringt.

Windlade: Flacher, rechteckiger Kasten, auf dem die Pfeifen eines Werkes stehen und in dem die Windverteilung mit Hilfe der Tonventile und Schleifen erfolgt: Schleiflade. Andere Bauarten: Springlade, Kegellade, Taschenlade. Bei großen Orgeln bzw. dem Pedal häufig Teilung der Windladen, so daß C links, Cis rechts, D links usw. erklingt (C- und Cis-Lade)

ZZinn: Pfeifenmaterial, bei Prinzipalen zum Beispiel etwa 75 Prozent Zinnanteil.

Zungenpfeifen: Lingualpfeifen, Rohrwerke. Bei den Zungenstimmen wird der Ton durch ein schwingendes Metallblättchen (Zunge) erzeugt und vom aufgesetzten Schallbecher aufgenommen und verstärkt. Zu den Zungenstimmen gehören Bombarden, Posaunen, Trompeten, Clairons, Klarinette, Vox humana, Krummhorn unter anderem bei mittleren Orgeln machen die Zungen 10 – 20 Prozent der Stimmen aus.

Impressum:Fotos: Gerald Wolf · Fa. Mebold · Beate Demmer · Helga Lebertz.

Evangelische Kirchengemeinden Heftrich und Bermbach Neugasse 6 · 65510 Idstein-Heftrich · www.heftrich-evangelisch.de

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Ein echtes Zeitdokument: Heftricher Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich auf der Rückwand der Orgel verewigt, wenn sie den Balg getreten haben. Seit der Sanierung kann die Orgel auch wieder ganz ohne Strom und per Balg betrieben werden. Möge unserer Orgel nie mehr die Puste ausgehen!