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1 3 Originalbeitrag Zusammenfassung nach wie vor stellt Plantomycin das einzig wirksame Pflanzenschutzmittel gegen Feuerbrand dar, trotz aller kritischen bewertungen. Pflanzung gegen Feuerbrand resistenter Sorten ist eine wirksame alter- native. es gibt eine ganze reihe resistenter bzw. wenig anfälliger Sorten, die inzwischen in großem Stil bei der Pflanzung von anlagen für die Verarbeitung und im Klein- gartenbereich genutzt werden. Für den erwerbsobstbau müssten dafür erhebliche Kompromisse zwischen den gro- ßen Handelsketten und den erzeugern geschlossen werden, um langfristig eine Umstellung der Sortimente zu ermög- lichen. Daran ist derzeit kaum zu denken. Dennoch werden einige dafür infrage kommende Sorten vorgestellt, um die Diskussion anzuregen. Schüsselwörter Feuerbrand · resistente apfelsorten · Multiple resistenz · re-Sorten Fire blight: a whip for fruit production? Abstract the situation concerning the authorization of Plantomycin is becoming more critical but at present it is the only helpful plant protection measurement against fire blight. an alternative solution is the cultivation of fire blight resistant cultivars. Worldwide early-, midseason and late ripening resistant cultivars were selected, which are used in plantations for processing and in home gardening in a large scale. For the farmers plantations it needs com- promises between the business groups and chain of retail shops for fruit and the producer for a long-term change of assortments. it is at present hardly conceivable. neverthe- less some fire blight resistant or less susceptible cultivars are presented to inspire the discussion. Keywords Fire blight · resistant apple cultivars · resistance · re-cultivars Der Feuerbrand wird weiterhin unsere gemüter erregen. Sein spontanes auftreten bereitet erhebliche Probleme bei der Überwachung und bekämpfung. Computermodelle hel- fen zwar, die Möglichkeit eines auftretens relativ gut vor- herzusagen, ob tatsächlich befall ausbricht, vermögen aber die besten Modelle nicht genau vorherzusagen (Moltmann 2012). Wie jüngste ergebnisse wieder eindeutig zeigen, gibt es für eine erfolgreiche bekämpfung des Feuerbrandes zurzeit kaum eine alternative zum einsatz von Plantomycin. Das ringen um dessen einsatz hält an (Fried 2012; Moltmann 2012). es wird auch dringend notwendig sein, die Suche nach alternativen lösungen fortzusetzen, sei es die erpro- bung weniger mit akzeptanzproblemen behafteter chemi- scher Mittel oder – als bessere und billigere alternative – die Hinwendung zu weniger anfälligen bzw. resistenten Sorten (Fischer 2010; Fischer und Fischer 2008; norelli et al. 2003). im rahmen dieser entwicklungen sollte über den anbau vorhandener resistenter Sorten neu nachgedacht werden, obwohl die resistenten Sorten aus dem in- und ausland z. t. noch mit Problemen verschiedener art behaftet sind. Das größte ist wohl das wesentlich kürzere genussreifefenster der meisten Sorten (Herbstsorten), so dass ein anderes und aufwendigeres Management von der ernte bis zum Verbrau- cher notwendig wird, vergleicht man es z. b. mit ‘gala’, ‘braeburn’, ‘Fuji’ oder ‘Pinova’. Diese kürzere genussrei- fezeit bedeutet auch, dass mehr Sorten angeboten werden müssten, um alle Versorgungszeiträume abdecken zu kön- erwerbs-Obstbau (2012) 54:63–67 DOi 10.1007/s10341-012-0160-0 Feuerbrand: Geißel für den Obstbau? Manfred Fischer Prof. Dr. M. Fischer () Söbrigener Str. 15, 01326 Dresden-Pillnitz, Deutschland e-Mail: manfr.fisch[email protected] eingegangen: 10. März 2012 / angenommen: 21. März 2012 / Online publiziert: 9. Mai 2012 © Springer-Verlag 2012

Feuerbrand: Geißel für den Obstbau?; Fire blight: a whip for fruit production?;

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Page 1: Feuerbrand: Geißel für den Obstbau?; Fire blight: a whip for fruit production?;

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Originalbeitrag

Zusammenfassung  nach  wie  vor  stellt  Plantomycin  das einzig  wirksame  Pflanzenschutzmittel  gegen  Feuerbrand dar,  trotz  aller  kritischen  bewertungen.  Pflanzung  gegen Feuerbrand  resistenter  Sorten  ist  eine  wirksame  alter-native.  es  gibt  eine  ganze  reihe  resistenter  bzw.  wenig anfälliger  Sorten,  die  inzwischen  in  großem  Stil  bei  der Pflanzung von anlagen für die Verarbeitung und im Klein-gartenbereich  genutzt  werden.  Für  den  erwerbsobstbau müssten dafür erhebliche Kompromisse zwischen den gro-ßen Handelsketten und den erzeugern geschlossen werden, um  langfristig  eine Umstellung der Sortimente  zu  ermög-lichen. Daran ist derzeit kaum zu denken. Dennoch werden einige dafür  infrage kommende Sorten vorgestellt, um die Diskussion anzuregen.

Schüsselwörter  Feuerbrand · resistente apfelsorten · Multiple resistenz · re-Sorten

Fire blight: a whip for fruit production? 

Abstract  the  situation  concerning  the  authorization  of Plantomycin  is  becoming  more  critical  but  at  present  it is  the  only  helpful  plant  protection  measurement  against fire blight. an alternative solution is the cultivation of fire blight resistant cultivars. Worldwide early-, midseason and late  ripening  resistant  cultivars  were  selected,  which  are used  in plantations  for processing and  in home gardening in a  large scale. For  the farmers plantations it needs com-promises  between  the  business  groups  and  chain  of  retail shops for fruit and the producer for a long-term change of 

assortments. it  is at present hardly conceivable. neverthe-less  some fire blight  resistant  or  less  susceptible  cultivars are presented to inspire the discussion.

Keywords  Fire blight · resistant apple cultivars · resistance · re-cultivars

Der  Feuerbrand  wird  weiterhin  unsere  gemüter  erregen. Sein spontanes auftreten bereitet erhebliche Probleme bei der Überwachung und bekämpfung. Computermodelle hel-fen zwar, die Möglichkeit eines auftretens relativ gut vor-herzusagen, ob tatsächlich befall ausbricht, vermögen aber die besten Modelle nicht genau vorherzusagen (Moltmann 2012).

Wie jüngste ergebnisse wieder eindeutig zeigen, gibt es für eine erfolgreiche bekämpfung des Feuerbrandes zurzeit kaum eine alternative  zum einsatz  von Plantomycin. Das ringen um dessen einsatz hält  an  (Fried 2012; Moltmann 2012).  es  wird  auch  dringend  notwendig  sein,  die  Suche nach alternativen lösungen  fortzusetzen,  sei  es die erpro-bung  weniger  mit akzeptanzproblemen  behafteter  chemi-scher Mittel oder – als bessere und billigere alternative – die Hinwendung zu weniger anfälligen bzw. resistenten Sorten (Fischer 2010; Fischer und Fischer 2008; norelli et al. 2003).

im rahmen dieser entwicklungen sollte über den anbau vorhandener  resistenter  Sorten  neu  nachgedacht  werden, obwohl die resistenten Sorten aus dem in- und ausland z. t. noch mit  Problemen  verschiedener art  behaftet  sind. Das größte  ist wohl das wesentlich kürzere genussreifefenster der meisten Sorten (Herbstsorten), so dass ein anderes und aufwendigeres Management von der ernte bis zum Verbrau-cher  notwendig wird,  vergleicht man  es  z. b. mit  ‘gala’, ‘braeburn’, ‘Fuji’ oder ‘Pinova’. Diese kürzere genussrei-fezeit  bedeutet  auch,  dass mehr Sorten  angeboten werden müssten, um alle Versorgungszeiträume abdecken zu kön-

erwerbs-Obstbau (2012) 54:63–67DOi 10.1007/s10341-012-0160-0

Feuerbrand: Geißel für den Obstbau?

Manfred Fischer

Prof. Dr. M. Fischer ()Söbrigener Str. 15, 01326 Dresden-Pillnitz, Deutschlande-Mail: [email protected]

eingegangen: 10. März 2012 / angenommen: 21. März 2012 / Online publiziert: 9. Mai 2012© Springer-Verlag 2012

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nen. Wichtig erscheint daher auch der Wille von erzeuger und Vermarkter, sich diesen Problemen zu stellen und evtl. über  andere  Vermarktungsstrategien  nachzudenken.  Dass zumindest im erwerbsanbau nur das ökonomische gesamt-ergebnis zählt, steht außer Zweifel, es erfordert ein genaues abwägen der Vor- und nachteile einzelner Maßnahmen im Komplex  (Fischer  und richter  1999;  Fischer  und Fischer 2008).

Für den Erwerbsanbau (in den folgenden auflistungen mit  ‘e’  gekennzeichnet)  sind  bereits  viele  Prüfungen mit resistenten Sorten durchgeführt worden mit dem ergebnis, dass rundum positive bewertungen für resistente Sorten rar geblieben sind. es gilt, Vor- und nachteile gegeneinander abzuwägen.  es  wurden  auch  nicht  resistente  Sorten  auf-geführt, da deren anfälligkeitsgrad sehr unterschiedlich ist und bereits der anbau gering anfälliger Sorten einen Vor-teil bringen kann. allerdings  ist zu beachten, dass es eine absolut sichere Zuordnung einzelner Sorten zu bestimmten Feuerbrand-resistenzklassen  nicht  geben  kann,  da baum-zustand  und  infektionsbedingungen  unterschiedlich  sind und  in  einzelnen  regionen  und  Jahren  unterschiedliche Stämme  des  Feuerbranderregers  auftreten  können,  die  zu verschiedenen  bewertungen  führen  (Fischer  und  richter 1999; Fischer 2010). besonders trifft das für außereuropäi-sche bewertungen zu. Und immunität, d. h. völlige befalls-freiheit unter allen bedingungen, ist nicht zu erwarten und daher auszuschließen.

Für den Klein- und Selbstversorgeranbau (‘S’) ist Sor-tenvielfalt erwünscht, unterschiedliche geschmacksrichtun-gen sind willkommen. in diesem bereich werden bestimmte nachteile  einiger  Sorten  für  eine  resistenzverbesserung gern  in Kauf genommen, können doch so Pflanzenschutz-maßnahmen minimiert werden,  in Kleingärten werden  sie ohnehin  meist  unterlassen.  Die  Sortenpalette  hierfür  ist bereits recht ansprechend – und sie wird in vielen gebieten auch rege genutzt (vor allem re-Sorten).

Für Streuobst und Landschaftsgestaltung (‘l’) gelten Kriterien  wie  robustheit,  starker Wuchs,  geringe  Krank-heitsanfälligkeit.  besonders  hier  sollte  auf  geringe  Feuer-brandempfindlichkeit geachtet werden, da erfahrungsgemäß Überwachung  und  ggf.  gesundungsschnitt  bzw.  rodung mit mehr Schwierigkeiten verbunden sind. Von Feuerbrand befallene  Streuobstbäume  sind  eine  nicht  zu  unterschät-zende gefahr, weil sie ständige infektionsquellen sind.

Der  anbau  von  Verarbeitungssorten  (‘V’)  war  von vorn  herein  auf  die  Verwendung  wenig  anfälliger  Sorten ausgerichtet. Hervorragende ergebnisse  erzielt  derzeit  die agrana ag, Wien, mit dem anbau resistenter Sorten aus Deutschland und den USa in Ungarn, rumänien, Polen und der Ukraine mit  1,8 Mio.  gepflanzten bäumen re-Sorten und als ergänzung 350.000 bäume der Sorten ‘Freedom‘, ‘Prima‘  und  ‘Florina‘  seit  2000  (ca.  3000  ha)  (Koczinger 2011). auch  Fruchtquell  Dodow  in Mecklenburg  hat  mit 

diesen  Sorten  gute  erfahrungen  gemacht  (Fischer  et  al. 2001).

im  Folgenden  sind  eine anzahl  Sorten  aufgelistet,  die in verschiedenen Prüfungen und in Freilandbeobachtungen bezüglich  ihrer  Feuerbrandanfälligkeit  beurteilt  worden sind. Der bewertung liegen ergebnissen der genbank Obst Dresden-Pillnitz  des  iPK gatersleben  bis  2002  zugrunde. Die hier gemachten angaben beruhen zum teil auf früheren gemeinsamen Prüfungen mit dem instituten für Phytopatho-logie, bzw. dem institut  für epidemiologie und resistenz, aschersleben. Die angaben sind aus neueren literaturquel-len ergänzt worden (büttner et al. 2000; Fischer und rich-ter  1999; Fischer  2002; Fischer  et  al.  2001; geibel  2002; Kobelt 2011).Für  Feuerbrand  anfällige  konventionelle  Sorten: 

alkmene,  antonovka,  apollo,  astramel,  auralia,  bau-mann,  berlepsch,  bohemia,  boskoop,  braeburn,  brava, breuhahn, Cadel, Cameo, Carola, Champagnerrenette, Cli-via, Cox Orange, Delbarestivale, Delbard Jubilè, Delblush, Discovery, Diwa, elstar, empire, Fuji, gala, gelber edel, gloster, goldparmäne, grahams Jubiläum, granny Smith, gravensteiner,  greensleeves,  greenstar,  Helios,  idared, ingol, ingrid Marie, Jamba, James grieve, Jazz, Jerseymac, Jonadel, Jonagold, Jonathan, Kaiser Wilhelm, Kanzi, Kent, Maigold, Mairac, Mcintosh, Melrose, Oldenburg, Ontario, Pia, Piflora, Pikant, Pikkolo, Pilot, Piros, Pivita, Pink lady, Produkta,  rome  beauty  (Morgenduft),  rote  Sternrenette, rubens,  rubin,  rubinette,  Sansa,  Schweizer  Orangen, Shampion, Starkrimson, Summerred, Undine, Vista bella, Wealthy, Weißer Klarapfel, Wellant u. a.Für Feuerbrand nur mäßig anfällige konventionelle 

Sorten:akane (= Primrouge) (S), arlet (S), bittenfelder (V; l), Delicious, elise (e; S), engelsberger Weinapfel (V; l), glockenapfel (e; V; l), golden Delicious (e), ingol (V; l; S), Mantet (S), Mutsu (e), northern Spy (l), Ontario (S), Pinova/evelina (e; S), Pirella (e; S), Pisaxa (e; S), rheini-scher bohnapfel (l), Spartan (S).Für  Feuerbrand  anfällige  schorfresistente  Sorten: 

ahra, ahrista (+), angold, Dalinbel, Dayton (+), Delorina, ecolette,  Freedom  (+), gerlinde, goldrush  (+),  Jonafree, lotos,  lubera  Paradis  Citta,  lubera  Paradis  Morgana, lubera Paradis Sierra (Kobelt 2011), Macfree, nela, Otava, Priam,  Primicia,  Primiera  (+),  Priscilla,  Produkta,  rajka, redlove Calypso*), regine (+), rekarda, rosana, rubinola, Santana, Scarlet O’Hara, Sir Prize, topaz, Vanda, Zuzana.

(+): Sorte wurde unterschiedlich, z. t. eher positiv beurteilt.*): rotfleischige neuzüchtung aus der Schweiz (Kobelt 2011)

Für  Feuerbrandnur  mäßig  anfällige  bzw.  resisten-teschorfresistente Sorten:enterprise (e, S, l), Florina (e, S, V), Judeline (V), liberty (S, l), lubera Paradis Julka (S), nabella (e, S), nova easygro (S, V), Priam (S, l), reanda (e, S, V), rebella (e, S, V), recolor (e, S), redfree, regia 

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(e, S, V), reglindis (e, S), reka (V, l), releika (S), relinda (V, l), remo (V), rene (V), renora (e, S, V), resi (e, S), retina (e, S, l), rewena (e, S, V, l), Selena (S) u. a.

Die Resistenzzüchtung gegenüber Feuerbrand  in Dres-den-Pillnitz ist seit 1974 teil eines breit angelegten resis-tenzzüchtungsprogrammes,  das  hauptsächlich  auf  die Züchtung  von  apfelsorten  mit  Mehrfachresistenz  gegen-über  den wichtigsten  Schaderregern  Schorf, Mehltau  und Feuerbrand  ausgerichtet  ist.  es wurde  außerdem  das  Ziel verfolgt,  zusätzlich  den  resistenzgrad  gegenüber  bakte-rienbrand, blattläusen, Obstbaumspinnmilben, Winterfrost und  Spätfrost  zu  erhöhen. tab.  1  gibt auskunft  über  den resistenzgrad der Pillnitzer re-Sorten gegenüber den ver-schiedenen Schaderregern (tab. 1).

bei  der  Prüfung  von  Zuchtmaterial  stellte  sich  heraus, dass der Schorfresistenzdonor Malus floribunda eine mög-liche Quelle für Feuerbrandresistenz darstellt. aber auch in nachkommenschaften mit Vr-Schorfresistenz  (M. pumila) wurden einige gegenüber Feuerbrand resistente nachkom-men gefunden, wie die Sorten ‘realka’ und ‘regia’ bewei-sen. auch bei der Kreuzung von anfälligen Sorten können manchmal  feuerbrandresistente  nachkommen  herausspal-ten. Das zeigt, dass Feuerbrandresistenz polygen bedingt ist, sie kann also in allen abstufungen von resistent bis schwach anfällig auftreten. eine resistenzerhöhung in neuem Zucht-material ist möglich, wenn zwei Sorten mit erbanlagen für Feuerbrandresistenz  auf  konventionelle  art  miteinander 

gekreuzt werden. Man benötigt dazu natürlich relativ große Populationen,  um  auch  Formen  mit  den  entsprechenden positiven obstbaulichen eigenschaften auslesen zu können.

Heute wird in Pillnitz versucht, auf gentechnischem Weg durch die Übertragung vor allem arteigener resistenzgene Widerstandsfähigkeit  gegenüber  Feuerbrand  und  anderen Krankheiten in etablierten Sorten zu erzeugen – bisher aller-dings noch ohne praxiswirksames ergebnis. Der genfonds an Malus-Wildarten, wie er in Pillnitz zur Verfügung steht, bildet dafür die grundlage. einige arten sind bereits züch-terisch als Donoren für Krankheitsresistenz genutzt worden, so einige Formen von Malus domestica (Schorf, Mehltau), M. baccata (Schorf, Mehltau, Frost), M.x robusta (vor allem M. robusta  5)  (Schorf, Mehltau,  Feuerbrand), M.x micro-malus  (Schorf), M.x zumi  (Mehltau)  und M.x floribunda (Schorf, Feuerbrand). Das Potential ist weit größer, beson-ders wenn man moderne Zuchtverfahren vor augen hat. So konnten zahlreiche weitere arten als träger von resisten-zen ermittelt werden: Malus coronaria  (Schorf, Mehltau), M. florentina  (Schorf),  M. fusca  (nahezu  immun  gegen Feuerbrand!), M. hupehensis(Mehltau, Schorf), M. sargen-tii  (Mehltau, Schorf), M. sylvestris(Mehltau), M. trilobata (Mehltau, Schorf), M. sieboldii (Schorf), M. ioensis (Schorf, Mehltau), M.x halliana (Schorf) oder M. sieversii (Schorf, Mehltau, Feuerbrand) (büttner et al. 2000; geibel 2002).

nicht alle der folgend aufgeführten Apfelsorten sind für alle anforderung gleich gut geeignet. es dürfte aber mög-lich sein, aus der Palette weniger durch Feuerbrand gefähr-

Tab. 1  Multiple resistenz im Pillnitzer re-Sortiment (Fischer 2010; Fischer und Fischer 2008)re- Sorte® resistenz gegenüber

Schorf Quelle der resistenz

Mehltau Feuerbrand rindenbrand rote Spinne blütenfrost Winterfrost

reanDa x Vf (*) (x) x o # x orebella (x) Vf (x) x x x xregine (x) Vf (x) (x) (x) x x xreKarDa (x) Vf (x) # x x (x) oreleiKa (x) Vf o (x) x x x #relinDa x Vf (x) o x # (x) xreMO (x) Vf x (x) o o x xrene (x) Vf # x (x) # x orenOra x Vf (x) o o o (x) (x)reSi (x) Vf o o x # x #retina (x) Vf (x) o o (x) x #reWena x Vf x x x o x oregia x Vr x (x) (x) o o xreKa x Vr (x) o x # # (x)reglinDiS x Va (x) (x) o x x xreCOlOr x Va/Vf o o x (x) o (x)x: resistent (x): schwach resistent o: schwach anfällig #: anfällig*Vf: resistenz von Malus floribunda (monogen)Vr: resistenz von Malus pumila (polygen)Va: resistenz von Antonovka kamienna (polygen)

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deter  Sorten  eine  Zusammenstellung  für  den  jeweiligen Verwendungszweck zu finden, wo auch die obstbaulichen Merkmale  befriedigend  berücksichtigt  werden  können. ideallösungen wird es nicht geben. Kompromissbereitschaft ist  gefragt,  und  eine  sofortige Umstellung  der  Sortimente nicht möglich. am ehesten dürfte das  im Selbstversorger- und Kleingartenbereich möglich sein, wenn sich die baum-schulen der mehr oder weniger resistenten Sorten annehmen und diese auch entsprechend bewerben. Für den erwerbsan-bau wird man sich rechtzeitig mit den Handelsketten einigen müssen, welche Sorten sie gewillt sind zu listen – das wird sicher schwieriger. im Folgenden sind Sorten mit resistenz oder zumindest mit einem gewissen grad an Widerstands-fähigkeit gegenüber Feuerbrand aufgelistet, aus denen eine passende auswahl getroffen werden könnte.

Kurzcharakteristik gegenüber Feuerbrand resistenter bzw. gering anfälliger schorfresistenter Apfelsorten (Fischer 2010)

Frühsorten

Prima:  Herkunft  USa  (Co-op  Serie);  meist  völlig  rot gefärbte, große, etwas gerippte Früchte, attraktiv, angenehm süß-säuerlich  schmeckend,  Herbstsorte,  nur  kurze  Zeit lagerfähig, ertrag hoch, aber alternierend, blütenfrostemp-findlich, resistent gegen Schorf (Vf), nur gering empfindlich für Feuerbrand und Mehltau, stark wachsend.

Reglindis:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  leuchtend  rot  bis rot-gelb  gefärbte,  sehr  schmackhafte,  spritzige  Früchte, Frühherbstsorte, kaum alternanz, mittlerer bis hoher ertrag, schwach resistent gegenüber Feuerbrand, Schorf (Va!) und Mehltau, schwach bis mittelstark wachsend.

Reka:  Herkunft Dresden-Pillnitz;  große, grünlich bis  röt-lich  gefärbte  Früchte,  geschmack  mittel,  bei  Überreife mehlig,  Frühherbstsorte,  ertrag  mittel  bis  hoch,  resistent gegenüber Schorf  (Vr!), mäßig  resistent gegenüber Feuer-brand und Mehltau, stark wachsend.

Retina:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  attraktiv  dunkelrot gefärbte,  wohlschmeckende  Früchte,  Sommersorte  mit relativ kurzer optimaler genussreifezeit, überreife Früchte fallen, ertrag nur mittel, Schorf- und Mehltauresistenz gut, empfindlichkeit für Feuerbrand mäßig, sehr starker Wuchs (für e und S: nur auf M 27 oder M 9).

Herbstsorten

Judeline:  Herkunft  Frankreich;  kleinfrüchtig,  grün-gelbe, teils berostete Früchte, reichtragend, etwas alternierend, nur 

für Verarbeitung  (Cidre), Herbstsorte,  resistent  gegenüber Schorf (Vf) und Feuerbrand, gering empfindlich für Mehl-tau, mittlerer Wuchs – wenig erfahrungen vorliegend.

Liberty:  Herkunft  USa;  dunkelrote,  große  Früchte, geschmack nicht befriedigend, lagerfähig bis Januar, ertrag mittel bis hoch, kaum alternanz, resistent gegenüber Schorf (Vf),  gering  anfällig  für  Feuerbrand, mehltauempfindlich, mittelstarker Wuchs.

Rebella:  Herkunft Dresden-Pillnitz; mittel  bis  großfrüch-tig,  attraktiv  rot  gefärbte  Früchte,  aromatisch  fein  säuer-lich-süßer  geschmack,  regelmäßiger  und  hoher  ertrag, komplex  resistent  (8 resistenzen –  siehe tab.  1), Herbst-sorte  (bis  november),  bisher  keine  alternanz,  mittlerer Wuchs  bei  einfachem  Kronenaufbau  (schlanke  Spindel, wenig Schnitt). bestens für Kleingarten- und Selbstversor-geranbau geeignet.

Releika:  Herkunft Dresden-Pillnitz; leuchtend rote, kleine, süße Früchte, Herbstsorte, mittlerer ertrag, mäßig resistent gegenüber Schorf und Feuerbrand, etwas mehltauempfind-lich, sehr schwach wachsend.

Remo:  Herkunft Dresden-Pillnitz; blaurote bis rote, große Früchte, im Weinbauklima sehr aromatisch, sonst säuerlich, mehr  für Verarbeitung, Herbstsorte,  hoher und  regelmäßi-ger ertrag, gute Schorf-, Mehltau- und Feuerbrandresistenz, schwach wachsend, etwas dünntriebig.

Rene:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  grünlich-rote,  mittel-große Früchte, etwas berostet, gutes aroma, süß-säuerlich im geschmack, haltbar bis Januar, ertrag hoch, ohne aus-dünnung  alternierend,  Früchte  hängen  traubig,  mehr  für Verarbeitung, gute Widerstandsfähigkeit gegen Feuerbrand, wenig  schorfempfindlich,  mehltauanfällig,  mittelstarker Wuchs,  etwas  sparrig  wachsend  (verzweigungsfördernd schneiden!).

Resi:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  leuchtend  rote,  mittel-große  Früchte,  saftig  abknackend,  schon  ab  ernte  essbar, haltbar bis  Januar,  süß,  aromatisch  im geschmack, ertrag mittel bis hoch, ausdünnung für ausreichende Fruchtgröße erforderlich,  gute  Schorf-  und  Feuerbrandresistenz, mehl-tauempfindlich, schwacher Wuchs.

Selena:  Herkunft  tschechien;  rot-grünlich,  ansprechend gefärbte  Früchte,  angenehm  süß-säuerlicher  geschmack, bei  längerer lagerung  fade, Spätherbstsorte, ertrag mittel bis hoch, bisher keine alternanz, resistent gegenüber Schorf (Vf),  gering  feuerbrand-  und  mehltauempfindlich,  mittel-starker Wuchs, bisher wenig erfahrung vorliegend.

Page 5: Feuerbrand: Geißel für den Obstbau?; Fire blight: a whip for fruit production?;

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67Feuerbrand: geißel für den Obstbau?

Wintersorten:

Enterprise:  Herkunft:  USa  (Co-op-Serie);  großfrüchtig, rote Früchte, geschmacklich ansprechend, ertragreiche Win-tersorte, resistent gegen Schorf (Vf), gering empfindlich für Feuerbrand, mittel empfindlich für Mehltau, empfindlich für blütenfrost, mittelstarker bis starker Wuchs.

Florina:  Herkunft Frankreich; bläulich-rote Früchte, säuer-lich-süßer  geschmack,  nicht  immer  überzeugend,  große Früchte auch fade, Herbst-Wintersorte, ertrag hoch bis sehr hoch, wenig alternierend, schorfresistent (Vf), mäßig emp-findlich für Feuerbrand, mittel  für Mehltau, breiter mittel-starker bis starker Wuchs, in der Krone verkahlend.

Nabella:  Herkunft  tschechien;  wohlschmeckende,  rot-grünliche Früchte, ertrag mittel bis hoch, wenig alternanz, lagerfähig  bis  Februar,  resistent  gegenüber  Schorf  (Vf), nur  gering  anfällig  für Mehltau und Feuerbrand,  schwach wachsend.

Nova  Easygro:  Herkunft  Kanada;  mittelgroße  bis  große Früchte, ansprechend rotbäckig, Fruchtqualität gut bis mit-tel, ertrag mittel, wenig alternierend,  lagerfähig bis März, resistent gegenüber Schorf (Vf), nur mäßig feuerbrand- und mehltauanfällig, schwacher bis mittelstarker Wuchs – wenig erfahrungen vorliegend.

Reanda:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  großfrüchtig,  meist voll  rot  gefärbte,  mitunter  etwas  gerippte  Früchte,  säuer-lich-süß im geschmack (boskoop), haltbar bis März, resis-tent gegenüber Schorf (Vf), gering anfällig für Feuerbrand, gering bis mittel anfällig für Mehltau, bei zu großen Früch-ten stippegefährdet, schwacher, etwas schleudernder Wuchs mit neigung zur Verkahlung.

Recolor:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  großfrüchtige,  gut gefärbte  Herbstsorte  mit  angenehm  süß-säuerlichem geschmack, Wuchs mittelstark bis  schwach, ertrag mittel bis hoch, guter Pollenspender, stabil resistent gegen Schorf (Va + Vf!), nur mäßig anfällig für Feuerbrand und Mehltau.

Redfree:  Herkunft  USa;  dunkelrote,  kleine  bis  mittlere Früchte,  süßlicher  geschmack,  etwas  aromatisch,  haltbar bis Februar,  fettende Schale, ertrag mittel, etwas alternie-rend, gute Schorf- und mäßige Feuerbrandresistenz, mehl-tauempfindlich,  schwach  wachsend  –  wenig  erfahrung vorliegend.

Regia:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  großfrüchtig,  rote, etwas  gerippte  und  flache  Früchte,  aromatisch  süß-säuer-licher geschmack, mittlerer  bis  hoher ertrag,  etwas  alter-

nierend,  resistent gegenüber Schorf  (Vr!) und Feuerbrand, schwacher Mehltaubefall, schwacher Wuchs.

Relinda:  Herkunft Dresden-Pillnitz; etwas berostete, meist völlig rot gefärbte, feste Früchte, genussreif erst nach lage-rung, auch nach auslagerung noch gut pressbar, säuerlicher geschmack,  nur  in  Weinbaulagen  voll  aromatisch,  sehr festes Fruchtfleisch, haltbar bis april/Mai, ertrag hoch und regelmäßig, mehr für Verarbeitung und Streuobst, schwach resistent gegenüber Feuerbrand, Schorf und Mehltau, mittel bis stark wachsend.

Renora:  Herkunft  Dresden-Pillnitz;  rote,  mitunter  blass-rote,  aromatische  feste  Früchte,  ab  november  bzw.  nach der lagerung voll aromatisch, süß-säuerlicher geschmack, lagerfähig bis März, ertrag hoch, wenig alternanz, schorf-resistent, nur mäßig empfindlich für Feuerbrand und Mehl-tau, mittelstark wachsend.

Rewena:  Herkunft Dresden-Pillnitz; mittel bis großfrüch-tig,  rote,  mitunter  etwas  berostete  Früchte,  bei  Überreife fettend, säuerlicher geschmack, im Weinbauklima vollaro-matisch,  sonst mehr  für Verarbeitung,  regelmäßiger hoher ertrag, lagerfähig bis Februar, komplex resistent (5 resis-tenzen – siehe tab. 1), mittelstarker Wuchs.

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