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Fli.issigfolien als Transportschutz Flussigfolien schUlzen lackierte Teile nicht erst beim Transport vor Beschadigungen, sondern bereits unmittelbar nach der Lackierung, beispielsweise bei der Endmontage. Die Folie kann automatisch wahrend der Serienfertigung mit Robotern aufgespruht werden. E ine strahlende, hochglanzende Lackierung ist fUr jedes Kfz, egal welcher Klasse und Bauart, ein beson- ders positives Aushangeschild. Mit diesem besonderen Erscheinungsbild soli die Kfz-Karosse an den Kunden ubergeben werden. Da jedoch die frisch lackierte Oberflache noch empfindlich auf die verschiedenen Belastungen reagiert, sind bis zum heutigen Tage mehrere Systeme zum Schutz der Karossen im Einsatz. Hier- bei steht nicht nur der Transportschutz yom Herstellerwerk zum Handler im Vordergrund, sondern bereits bei der Endmontage des Kfz im Auto- mobilwerk soli vor mechanischer Be- lastung ein besonderer Schutz gewahr- leistet sein. Die klassischen SChutzsysteme Transportschutzwachse Wachs als Transportschutz wird bis zum heutigen Tage eingesetzt und schutzt hauptsachlich vor Chemikali- enbelastungen wie Vogelexkrementen, aber nicht vor moglichen Kratzern und StoBbeiastungen. Somit ergibt sich aus dieser Konservierung lediglich ein Transportschutz. Ein Montageschutz kann durch Wachs nicht erreicht werden. Aulomalik-R obol er mil R obolerkopf zur Befesligung der Swir/- und A irless-DDse, mil dem die FlOssigfolie aufg e- sprDhl wird (Bild oben) Die FlOssigfolie schatz I besonders belaslele Teile des Fahr- zeugs, wie zum Beispiel dieses Schiebedach (Bild rechls) Aus okologischen Grunden wird auf die Wachskonservierung der Karossen bereits immer mehr verzichtet, da die Autohandler im Bereich der Abwasser- aufbereitung heute erhebliche Proble- me haben und die ortlichen Be- stimmungen immer weiter verscharft werden. Bodyguard-Folien Diese selbstklebenden Folien wer- den nach der Endmontage manuell aufgebracht. Auch diese Schutzfolien stellen lediglich einen Transport- und keinen Montageschutz dar. Das manuelle Aufbringen der Bodyguard- Folien ist sehr arbeitsintensiv und ver- ursacht beim Kfz-Hersteller erhebliche Kosten. Transpack Bei diesem System wird die kom- piette Kfz-Karosse mit einer Schutzfo- lie verpackt. Es handelt sich um eine recyC\i ngflihige Einmalverpac kun g, d ie erhebliche Kosten verursacht. Trans- pack kann a ll ch led ig li ch als ein Trans- po Ttschlltz be trac htet werden. Flussigfolien - die Alternative E in e Alternati ve Z ll de n gena nnten Systemen ist die Applikation einer F lii ssigfoli e, die lInmitte lbar nach dem Lackierprozess der Kfz-Au 13e nhallt a ll fgebrac ht werden kann. U nt er cl er Beze ichnung Iso fl ex haben die Chemi- schen Werke Kluthe e in entsprec he n- des Prodllkt e nt wicke lt. Oer Vo rte il ist, JOT 12 1 2000

Flüssigfolien als Transportschutz

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Fli.issigfolien als Transportschutz Flussigfolien schUlzen lackierte Teile nicht erst beim Transport vor Beschadigungen, sondern bereits unmittelbar nach der Lackierung, beispielsweise bei der Endmontage. Die Folie kann automatisch wahrend der Serienfertigung mit Robotern aufgespruht werden.

Eine strahlende, hochglanzende Lackierung ist fUr jedes Kfz, egal

welcher Klasse und Bauart, ein beson-ders positives Aushangeschild. Mit diesem besonderen Erscheinungsbild soli die Kfz-Karosse an den Kunden ubergeben werden. Da jedoch die frisch lackierte Oberflache noch empfindlich auf die verschiedenen Belastungen reagiert, sind bis zum heutigen Tage mehrere Systeme zum Schutz der Karossen im Einsatz. Hier-bei steht nicht nur der Transportschutz yom Herstellerwerk zum Handler im Vordergrund, sondern bereits bei der Endmontage des Kfz im Auto-mobilwerk soli vor mechanischer Be-

lastung ein besonderer Schutz gewahr-leistet sein.

Die klassischen SChutzsysteme

Transportschutzwachse Wachs als Transportschutz wird bis

zum heutigen Tage eingesetzt und schutzt hauptsachlich vor Chemikali-enbelastungen wie Vogelexkrementen, aber nicht vor moglichen Kratzern und StoBbeiastungen. Somit ergibt sich aus dieser Konservierung lediglich ein Transportschutz. Ein Montageschutz kann durch Wachs nicht erreicht werden.

Aulomalik-Roboler mil Robolerkopf zur Befesligung der Swir/- und A irless-DDse, mil dem die FlOssigfolie aufge-sprDhl wird (Bild oben)

Die FlOssigfolie schatz I besonders belaslele Teile des Fahr-zeugs, wie zum Beispiel dieses Schiebedach (Bild rechls)

Aus okologischen Grunden wird auf die Wachskonservierung der Karossen bereits immer mehr verzichtet, da die Autohandler im Bereich der Abwasser-aufbereitung heute erhebliche Proble-me haben und die ortlichen Be-stimmungen immer weiter verscharft werden.

Bodyguard-Folien Diese selbstklebenden Folien wer-

den nach der Endmontage manuell aufgebracht. Auch diese Schutzfolien stellen lediglich einen Transport-und keinen Montageschutz dar. Das manuelle Aufbringen der Bodyguard-Folien ist sehr arbeitsintensiv und ver-ursacht beim Kfz-Hersteller erhebliche Kosten.

Transpack Bei diesem System wird die kom-

piette Kfz-Karosse mit einer Schutzfo-lie verpackt. Es handelt sich um eine recyC\i ngflihige Einmalverpackung, d ie erhe bliche Koste n verursacht. T rans-pack kann a llch led iglich als ein Trans-poTtschlltz betrachte t werden.

Flussigfolien - die Alternative

E ine Alte rnative Zll den genannte n Syste me n ist die Applikation einer F lii ssigfolie , d ie lInmitte lbar nach de m Lackierprozess der Kfz-Au13enhallt all fgebracht werden kann . Unte r cler Bezeichn ung Isoflex haben die Chemi-schen Werke Kluthe e in entspreche n-des Prodllkt e ntwicke lt. Oe r Vorte il ist,

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.~"!."''WW!I''~'.: •• ~. dass eine automatische Applikation • Sun-Test 240 h (60°C trocken): Die se Graco, bei der das Material, ahnlich wahrend des Serienfertigungsprozes-ses moglich ist und dadurch bereits ein Schutz besonders exponierter Teile in der Endmontage gegeben ist.

Die Fliissigfolie lasst sich nach der vollstandigen Trocknung problemlos entfernen, analog den Bodyguard-Foli-en. Ein manuelles Aufbringen der Foli-en entfallt, so dass sich hier eine ausge-sprochen kostengiinstige Alternative zu den bisherigen Systemen ergibt. Ebenfalls verfUgt die Fliissigfolie iiber eine bessere Adhasionskraft zum U ntergrund, so dass insbesondere beim Transport auf der StraBe und auf der Schiene eine hohere WindstoBbelas-tung erreicht werden kann. Die Folie erfUlit unmittelbar nach der Trocknung eine hohe Schutzfunktion gemaB der nachfolgenden Spezifikation.

• Die getrocknete Folie lasst sich nach einer Belastung innerhalb eines Temperaturintervalls von -10 °C bis + 80°C riickstandsfrei abliisen. Das Material versprodet nicht und lasst sich riBfrei groBflachig entfernen.

• Die getrocknete Folie wird nach drei Tagen Lagerung im Normalkli-ma fUr 240 h dem Kondenswasser-test nach DIN 50017 (KK) unterzo-gen. Nach einer Regenerationszeit von 24 h bei Raumtemperatur lasst sich das Material riickstandsfrei groBflachig entfernen.

• Temperaturbelastung 3 h/80 0C: Die Folie andert ihre mechanischen Ei-genschaften nicht und lasst sich riickstandsfrei groBflachig entfernen.

• Temperaturwechsel-Test 10 Zyklen it 1 h / 80°C, 23 h / _10°C (P-VW 1200): Die Folie wird nach der kompletten Trocknung drei Tage im Normalklima gelagert. AnschlieBend werden zehn Zyklen des Tem-peraturwechsel-Testes durchgefUhrt. Nach 24 h Regenerationszeit wird bei Trockenschichtdicken :2: 100 pm ein riickstandfreies groBflachiges Entfernen der Fliissigfolie erreicht.

• Chemikalienbestandigkeit: a) 1 n H 2S04 30 min / 75°C b) 1 n NaOH 30 min /75°C Nach 24 h Regenerationszeit lasst sich die Isoflex-Folie riickstandsfrei und groBflachig entfernen.

Folie andert ihre mechanischen dem Diinnstrahlverfahren, aus einer Eigenschaften nicht und lasst sich Diise gedriickt wird. Diese Diise riickstandsfrei groBflachig entfernen. rotiert dabei mit bis zu 24 000 U mdre-

hungen pro Minute exzentrisch um So wird die Folie aufgespruht den Mittelpunkt. Dies hat den Vorteil,

Die Fliissigfolie kann automatisch im Autoserien-Prozess durch Roboter appliziert werden. Da die Folie nur auf speziellen und besonders belasteten Teilen der Gesamtflache aufgebracht wird, ist ein oversprayfreies Lackier-verfahren erforderlich.

Die aufgespruhte Ftassigfolie wird mit stark entfeuchteter Luft getrocknet

Aus diesem Grund wird die elek-trisch angetriebene Swirl-Technologie eingesetzt. Durch diese Applikations-technik ist das Spritzen einer rand-scharfen, oversprayfreien Naht mit groBen Spannen beziiglich der Breite moglich (bis zu 70 mm Nahtbreite kon-nen erreicht werden). Der Rand der mit der Folie zu beschichtenden Flache wird mittels Swirl-Technologie und der Innenbereich mit herkommli-chen Airless-Geraten beschichtet.

Der bei der Airless-Applikation anfallende Overspray beziehungsweise der Riickprall an Lacktropfchen, be-stehend aus Fliissigfolien-Material, wird dabei von der durch die Swirl-Applikation aufgebrachten overs pray-freien Naht aufgenommen.

Bei der Swirl-Applikation handelt es sich um ein Verfahren aus dem Hau-

dass Nahte mit ganz unterschiedlichen Breiten appliziert werden konnen und ein randscharfes Auftragen der Nahte moglich ist.

Da der Swirl-Applikator elektrisch angetrieben wird und somit das Mate-rial bei der Erzeugung der Rotations-bewegung nicht mit Luft beaufschlagt wird, sind keine Temperaturanderun-gen des Materials zu erwarten. Die Kombination aus Swirl- und Airless-Applikation eignet sich besonders fUr groBere Flachen wie Kfz-Dach oder Motorhaube. Bei kleineren Flachen kann dann ausschlieBlich die Swirl-Applikation genutzt werden.

Trocknen mit entfeuchteter Luft

Die Trocknung der Fliissigfolie stell-te bei der Entwicklung eine besondere Herausforderung dar. Da aus applikati-onstechnischen Griinden gelegentlich hohe Nassfilmschichtdicken erreicht werden, scheiden forcierte Trocknungs-verfahren mittels Warme aus, da es schnell zur Rissbildung kommen kann, weil die Filmoberflache zu schnell trocknet und dadurch die Durchtrock-nung extrem verlangsamt wird.

Um dies zu verbessern, besteht die Fliissigfolie aus einer Kombination spezieller Dispersionen mit langer Offenzeit, die im Anschluss an die Applikation mittels stark entfeuchteter Luft im abgeschlossenen System ge-trocknet wird. Die Fliissigfolie trock-net so von unten nach oben durch. Dadurch ist sichergestellt, dass die Filmoberflache als letztes durchtrock-net. Die Schutzfunktion der Fliissig-folie ist somit fast unmittelbar nach dem Trocknen gegeben.

Die Folie muss gegen unterschied-lichste Chemikalien, Witterungsein-fliisse und mechanische Belastungen resistent sein. HierfUr war die Auswahl eines besonderen Bindemittelsystems notwendig. Isoflex wurde auf Basis

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einer Kombination verschiedener Dis-persionen konzipiert. Die Kombinati-on wurde notwendig, um das vielfiiltige Eigenschaftsbild, das anhand der geforderten Spezifiktion vorgegeben wird, zu erfUlien. Die Folie soli unter anderem iiber gute elastische Eigen-schaften und eine hohe ReiBfestigkei-ten verfUgen, damit sie auch einfach entfernt werden kann.

Die Fliissigfolie bietet gegeniiber herkommlichen Verfahren erhebliche Vorteile. Sie iibernimmt bereits Schutz-funktion unmittelbar nach der Lackie-rung. Da mittels Roboter lackiert wird, entfallen manuelle Arbeiten; im Ver-gleich zu selbstklebenden Folien redu-zieren sich dadurch die Kosten erheb-lich. Gleichzeitig wird dabei die Adhasi-onskraft der Folie verbessert, was einen besseren Transport-Schutz auf StraBe und Schiene ermoglicht. Gegeniiber den Wachssystemen sind die okologi-schen Vorteile besonders zu beachten.

Ausblick

Die Fliissigfolien konnen fUr den Bereich der Autoserienfertigung eine neue Dimension des Montage- und Transportschutzes darstellen. Zusatz-lich konnen Kfz-Zulieferbetriebe ihre Produkte mit Fliissigfolie schiitzen, so dass ein Schutz beim Einbau am Band, aber auch wahrend des Transportes, vor und nach dem Einbau gegeben ist. Des weiteren wird die Fliissigfolie in dem Bereich der allgemeinen Industrie viele Verpackungsprobleme liisen kon-nen. Insbesondere, wo es sich um kom-plexe Teilegeometrien handelt, die nur schwer fUr den Transport zu verpacken sind, ergeben sich durch die Fliissigfo-lie neue Moglichkeiten. Dort, wo die kompletten Teile geschiitzt und somit komplett beschichtet werden miissen, entfallt eine oversprayfreie Applikati-onsart; dadurch kann aufkonventionel-Ie Applikationssysteme wie Airless oder HVLP zuriickgegriffen werden . •

Die Auloren: Karl-Heinz WeUlaufer und Ralf Tacke (laborleiler),

Chemisc:he Werke Klulhe GmbH, Wer1< Oberhausen, Tel. 02 08/99 48 - 0,

e-mail: tacke@ kluthe.de

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