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FORSCHUNG Fahrwerk ATZ 4/2004 Jahrgang 106 Eine Feinabstimmung der Komforteigenschaften ei- nes Automobils in der frühen Phase der Fahr- zeugentwicklung setzt ei- ne effiziente und aussa- gefähige Versuchs- und Simulationstechnik zur Analyse der Vertikal- und Horizontaldynamik des Systems Reifen-Radauf- hängung voraus. Dieser Artikel, der auf einer an der Universität Karlsruhe erstellten Dissertation ba- siert [1], beschreibt neu- artige Methoden zur ver- lässlichen Modellierung und messtechnischen Er- fassung des Übertra- gungsverhaltens von Radaufhängungen und deren Komponenten im komfortrelevanten Fre- quenzbereich 0 bis 100 Hz. Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen für Personenwagen im komfort- relevanten Frequenzbereich

FORSCHUNG Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen ... · Figure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms 2 Komfortrelevante Simulation von

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FORSCHUNG Fahrwerk

ATZ 4/2004 Jahrgang 106

Eine Feinabstimmung derKomforteigenschaften ei-nes Automobils in derfrühen Phase der Fahr-zeugentwicklung setzt ei-ne effiziente und aussa-gefähige Versuchs- undSimulationstechnik zurAnalyse der Vertikal- undHorizontaldynamik desSystems Reifen-Radauf-hängung voraus. DieserArtikel, der auf einer ander Universität Karlsruheerstellten Dissertation ba-siert [1], beschreibt neu-artige Methoden zur ver-lässlichen Modellierungund messtechnischen Er-fassung des Übertra-gungsverhaltens vonRadaufhängungen undderen Komponenten imkomfortrelevanten Fre-quenzbereich 0 bis 100 Hz.

Übertragungsver-halten von Radauf-hängungen für Personenwagen im komfort-relevanten Frequenzbereich

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Optimierung des Fahrkomforts an Gesamt-fahrzeugmodellen verwendet werden kön-nen.

2 Komfortrelevante Simulationvon Radaufhängungen und deren Komponenten mit Mehrkörpersystemen

Für die theoretischen und experimentellenUntersuchungen wurde beispielhaft eineMcPherson-Radaufhängung betrachtetund ihr Kraftübertragungsverhalten mitHilfe der Mehrkörpersimulation im kom-fortrelevanten Frequenzbereich von 0 bis100 Hz modelliert und analysiert. Bild 1stellt den konstruktiven Aufbau des für dieUntersuchungen verwendeten Fahrwerk-systems vor. Zu den Besonderheiten dieserAusführung gehört die aufgelöste Anord-nung von Querlenker und Längslenker. DieLenker sind über ein längselastisches Gum-milager verbunden (Strebenlager) und re-duzieren damit Abrollgeräusche und Quer-fugenstöße. Außerdem gewährleistet dieseaufgelöste Anordnung eine präzise Radfüh-rung bei definiertem Längsfederverhalten.Der Querlenker ist über ein zweiteiligesGummilager mit dem Vorderachs-Querträ-ger verschraubt (Querlenkerlager) undübernimmt die Querfederung der Achse.

Anhand umfassender experimentellerUntersuchungen auf einer servohydrauli-schen Prüfmaschine wurden für die Gum-mielemente die Frequenz- und Amplitu-denabhängigkeit der charakteristischenKenngrößen dynamische Steifigkeit undVerlustwinkel in drei Raumrichtungen er-

mittelt und mit einem Simulationsmodellnachgebildet. Die Parameter des Rechen-modells wurden aus Hysteresen in derKraft-Verformungs-Ebene identifiziert. AlsBeispiel zeigt Bild 2 im Vergleich die ge-messenen und berechneten Kraft-Weg-Ver-läufe für das Strebenlager. Auch für denStoßdämpfer wurde neben dem Handling-Verhalten zusätzlich das Ride-Verhalten

337ATZ 4/2004 Jahrgang 106

Dipl.-Ing. Hans-Joachim Unrau istWissenschaftlicherAngestellter am Insti-tut für Maschinenkon-struktionslehre und

Kraftfahrzeugbau der UniversitätKarlsruhe (TH).

Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.h. c. Rolf Gnadler istLeiter der AbteilungKraftfahrzeugbau undMitglied der kollegia-len Leitung des Insti-

tuts für Maschinenkonstruktions-lehre und Kraftfahrzeugbau derUniversität Karlsruhe (TH).

Dr.-Ing. Markos Troulisist Forschungs-ingenieur beim FordForschungszentrumAachen GmbH.

Die Autoren1 Einleitung

Das System Reifen-Radaufhängung einesFahrzeugs prägt durch seine Federungs-und Dämpfungsabstimmung den Charak-ter des Fahrzeugs in Bezug auf Fahrdyna-mik und -komfort. Als Verbindungsgliedzwischen Straße und Fahrzeugaufbauüberträgt das Fahrwerk sowohl die vomReifen hochfrequent erzeugten Schwin-gungen als auch alle Anregungen der Fahr-bahn über die Radaufhängung an den Fahr-zeugaufbau weiter. Inwiefern diese Anre-gungen an den Fahrzeugaufbau weiterge-leitet werden, hängt vom Übertragungs-verhalten der Radaufhängung ab, welchesdurch die geometrischen Abmessungen,Massen und Trägheitsmomente, sowiedurch die Elastizitäten und Dämpfungen inallen Raumrichtungen festgelegt ist.

Um eine gezielte und wirtschaftlich ge-rechte Auslegung des Gesamtsystems Rei-fen-Radaufhängung zu realisieren, ist eswichtig, sowohl das Verhalten der einzel-nen Fahrwerkskomponenten an sich alsauch die Gesamtheit der Komponenten inihrer Interaktion mit Hilfe der Simulationzu untersuchen. Somit können die domi-nanten Einflussgrößen systematisch analy-siert und die einzelnen Systemelemente be-reits in einer frühen Entwicklungsphasegezielt ausgelegt und aufeinander abge-stimmt werden. Eine Simulation kannallerdings nur dann eingesetzt werden,wenn die verwendeten Modelle eine hin-reichend genaue Nachbildung der dynami-schen Eigenschaften des betrachteten Sys-tems im interessierenden Frequenzbereichgewährleisten können.

Angesichts der hohen Modellierungsgü-te der Handlingmodelle (Fahrdynamikmo-delle) stellt sich heute mehr denn je die Fra-ge nach geeigneten Ride-Modellen (Fahr-komfortmodellen), da die Interaktion zwi-schen den Systemkomponenten bei Kom-fortuntersuchungen, das heißt der Analysein einem höherfrequenten Bereich, wesent-lich komplexer und vielfältiger ist als beiden Fahrdynamik-Untersuchungen (nie-derfrequente Analyse).

Hierzu wurde das komfortrelevanteÜbertragungsverhalten des Systems Rei-fen-Radaufhängung isoliert vom Fahrzeug-aufbau zum einen mit einem Mehrkörper-simulationsmodell nachgebildet, welchesdas nichtlineare Verhalten einzelner Fahr-werkskomponenten berücksichtigt, zumanderen erstmals an einem Innentrommel-Prüfstand messtechnisch erfasst und ana-lysiert. Als Ergebnis wurden Methoden zurVerfügung gestellt, mit denen das Übertra-gungsverhalten des Gesamtsystems Rei-fen-Radaufhängungen beschrieben wer-den kann und für die Untersuchung und

Bild 1: Konstruktiver Aufbau der McPherson-Radaufhängung mit aufgelösten LenkernFigure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms

2 Komfortrelevante Simulation von Radaufhängungenund deren Komponenten mit Mehrkörpersystemen

Page 3: FORSCHUNG Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen ... · Figure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms 2 Komfortrelevante Simulation von

des Stoßdämpfers erfasst und mit einem Si-mulationsmodell nachgebildet, wie die fol-genden Kapitel zeigen.

2.1 Hydraulische StoßdämpfersystemeIn der Regel ist das Verhalten hydraulischerStoßdämpfer nichtlinear und zeitabhängig.Die wichtigsten dynamischen Stoßdämp-fer-Effekte sind die viskose Dämpfung, dieVorspannung und Federung des Gasraums,die Elastizitäten von Öl und Rohren, die Rei-bung zwischen Kolben und Zylinder undvor allem zwischen Kolbenstange undDichtungsring, Kavitationseffekte sowiedas Verhalten bei Temperaturänderungen.Ziel der nachfolgenden Untersuchungen ist

es, die nichtlinearen dynamischen Eigen-schaften des untersuchten Stoßdämpfersim komfortrelevanten Frequenzbereich 0-100 Hz zu erfassen und mit einem geeigne-ten Simulationsmodell realitätsnah nach-zubilden.

2.1.1 Experimentelle Ermittlungder komfortrelevanten Stoßdämpfer-EigenschaftenDie experimentelle Untersuchung des ver-wendeten Dämpfers erfolgte auf einerHydropulsmaschine. Um den Temperatur-einfluss zu vermeiden, wurde am Dämpferein Wasserdurchlaufsystem angebracht,das die Temperatur auf einem konstantenWert von 25 °C hielt. Anhand umfassender

experimenteller Untersuchungen wurdenneben den fahrdynamischen Eigenschaf-ten zusätzlich die komfortrelevanten Ei-genschaften des Stoßdämpfers erfasst undanalysiert. Bei Komfortfragen spielen vorallem kleinere Auslenkungen in Verbin-dung mit höherfrequenten Anregungen ei-ne wichtige Rolle [2, 3].

Das Messprogramm lässt sich in dreiTeile untergliedern:

Der erste Teil ist für die Handling-Unter-suchungen des Stoßdämpfers relevant undentspricht frequenzmäßig der VDA-Richtli-nie für Stoßdämpfervermessungen, wobeizwei verschiedene Amplituden (25 und 50mm) und Frequenzen bis zu 2,40 Hz gemes-sen wurden.

FORSCHUNG Fahrwerk

338 ATZ 4/2004 Jahrgang 106

2 Komfortrelevante Simulation von Radaufhängungenund deren Komponenten mit Mehrkörpersystemen

Bild 2: Vergleich Messung vs. Simulation des Kraft-Weg-Verlaufs für das StrebenlagerFigure 2: Comparison of measurement vs. simulation of the force-displacement curve for the trailing arm mount

Page 4: FORSCHUNG Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen ... · Figure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms 2 Komfortrelevante Simulation von

Der zweite Teil ist hauptsächlich fürKomfortaussagen entscheidend. Hierfür isteine Untersuchung über ein breites Fre-quenzband erforderlich, da in diesem Be-triebsbereich des Stoßdämpfers kleine Am-

plituden mit hohen Frequenzen bis weitüber 10 Hz auftreten können, die wesent-lich das Komfortverhalten beeinflussen.Um den Einfluss der Amplitude beurteilenzu können, wurden Messungen mit Fre-

quenzen bis zu 80 Hz und mit zwei ver-schiedenen Amplituden, und zwar 0,1 und2,0 mm, durchgeführt.

Der dritte Teil erfasst das Stoßdämpfer-verhalten bei sehr hohen Auslenkungsge-

339ATZ 4/2004 Jahrgang 106

2 Komfortrelevante Simulation von Radaufhängungenund deren Komponenten mit Mehrkörpersystemen

Bild 3: Vergleich Messung vs. Simulation für das Großsignalverhalten (Stoßdämpfer ohne Stützlager). Simulation a:Nachbildung der gemessenen Verläufe mit einem speziell für die jeweilige Messung ermittelten Parametersatz. Simula-tion b: Nachbildung der gemessenen Verläufe mit einem für das gesamte Großsignalverhalten ermittelten ParametersatzFigure 3: Comparison of measurement vs. simulation for the large signal characteristics (shock absorber without topmount). Simulation a: Simulation of the measured curves with a set of parameters developed specifically for each res-pective measurement. Simulation b: Simulation of the measured curves with a set of parameters determined for the overall large signal characteristics

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schwindigkeiten (über 1,5 m/s). Dieser Be-triebsbereich ist erst dann von Bedeutung,wenn der Öldruck einzelner Kammern un-ter den Dampfdruck absinkt, so dass Kavi-tationseffekte auftreten.

Von besonderem Interesse ist es auch,das Verhalten des Stoßdämpfers in Zu-sammenwirkung mit dem elastischenStützlager und der Aufbaufeder zu analy-sieren. Hierzu wurden zusätzlich zu der

Untersuchung des Dämpfers zwei zusätzli-che Konfigurationen untersucht:■ Stoßdämpfer mit Stützlager, aber ohneFeder■ Stoßdämpfer mit Stützlager und mit Fe-der.

FORSCHUNG Fahrwerk

340 ATZ 4/2004 Jahrgang 106

2 Komfortrelevante Simulation von Radaufhängungenund deren Komponenten mit Mehrkörpersystemen

Bild 4: Vergleich Messung vs. Simulation für das Kleinsignalverhalten (Stoßdämpfer ohne Stützlager). Simulation a:Nachbildung der gemessenen Verläufe mit einem speziell für die jeweilige Messung ermittelten Parametersatz. Simula-tion b: Nachbildung der gemessenen Verläufe mit einem für das gesamte Kleinsignalverhalten ermittelten Parameter-satzFigure 4: Comparison of measurement vs. simulation for the small signal characteristics (shock absorber without topmount). Simulation a: Simulation of the measured curves with a set of parameters developed specifically for each res-pective measurement. Simulation b: Simulation of the measured curves with a set of parameters determined for theoverall small signal characteristics

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Dies erlaubt es, das Simulationsmodellschrittweise zu validieren und Aussagenüber den Einfluss dieser Elemente auf dieFunktion des Dämpfers zu treffen.

2.1.2 Stoßdämpfermodell undParameteridentifikationDie in der Literatur bekannten Dämpfermo-delle zeigen teilweise enorme Unterschiedesowohl in ihrem Aufbau, zum Beispiel phy-sikalische, teilphysikalische oder mathe-matische Modelle, als auch in der Komple-xität und im Aufwand, der für die Bestim-mung der Parameter erforderlich ist. Hierzuwurde innerhalb dieses Forschungsprojektsdas Besinger-Dämpfermodell [4, 5, 6] als einguter Kompromiss zwischen benötigter Ge-nauigkeit und erforderlichem Aufwand an-gesehen.

Das Besinger-Modell besteht aus der Rei-henschaltung eines nichtlinearen Federele-ments mit einem viskosen nichtlinearenDämpferelement. Es handelt sich um eineinfaches Modell, das die Bestimmung vonlediglich sieben Parametern erfordert, dieaus dynamischen Messungen am Stoß-dämpfer ermittelt werden. Das viskoseDämpferelement wird zunächst mit dreiDämpferraten beschrieben:■ eine niedrige Rate Cc für Druck■ eine hohe Rate Ce für Zug■ eine Rate Cb für Geschwindigkeiten υüber einer Sättigungsgeschwindigkeit υlim.

Um Probleme mit der Unstetigkeitsstel-le bei der späteren Integration der Bewe-gungsdifferentialgleichungen zu vermei-den, ist ein glatter hyperbolischer Über-gang der Dämpferraten zwischen Druckund Zug erforderlich. Daraus ergibt sich ei-ner geschwindigkeitsabhängigen Dämp-ferrate C(υ) entsprechend Gl. (1). Für die ge-schwindigkeitsabhängige viskose Dämp-ferkraft gilt die Gl. (2). Die Federkraft er-rechnet sich aus der Gl. (3). Die Reihenschal-tung aus Feder und Dämpfer führt auf dienachfolgende Differentialgleichung Gl. (4),die zur Ermittlung der benötigten Modell-parameter gelöst werden muss. Die Para-meter Cb, υlim und die erste Abschätzung fürCc und Ce werden direkt aus Kraft-Ge-schwindigkeits-Diagrammen bei niedrigenFrequenzen ermittelt. Die Parameter k1, k2und α bestimmt man durch Anpassung desModells an die gemessenen Verläufe beihohen Frequenzen.

Der unter Matlab durchgeführte Para-meter-Identifikationsprozess zeigte, dassdas von Besinger entwickelte Modell mitseinen sieben Parametern nicht in der Lageist, die gemessenen Kraftverläufe des Stoß-dämpfers exakt genug nachzubilden. Ausdiesem Grund wurde das Besinger-Modellum eine dazu parallel geschaltete lineareFeder mit der Federkonstanten kp erweitert.

ATZ 4/2004 Jahrgang 106

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Außerdem findet die Berücksichtigung derReibung R durch die Addition beziehungs-weise Subtraktion eines konstanten Kraft-anteils mit dem Kraftbetrag R1 statt. DieReibkraft lässt sich entsprechend Gl. (5) be-rechnen. Das neue Stoßdämpfermodell ver-langt die Vorbestimmung von insgesamtelf Parametern. Zu den sieben Parameternvom Besinger-Modell kommen vier weiterehinzu, nämlich der Übergangsparameter β,der Verschiebungsparameter ∆, der Betragfür die Reibkraft R1 und die Federkonstantekp des zusätzlichen Federelements.

Exemplarisch werden in Bild 3 und Bild4 die gemessenen und berechneten Kraft-Weg-Kennlinien für die verschiedenen Be-triebsbereiche (Großsignal- und Kleinsig-nalverhalten) des Stoßdämpfers darge-stellt. Die Ergebnisse der Rechnung stim-men mit denen der experimentellen Unter-suchungen gut überein.

2.2 Modellierung und Parame-trierung des GesamtssystemsReifen-RadaufhängungNach der Parametrierung der Fahrwerks-komponenten wurde in einem nächstenSchritt das Gesamtsystem Reifen-Radauf-hängung als Mehrkörpermodell in Simpackmodelliert, und die einzelnen Komponen-tenmodelle wurden als benutzerdefinierteKraftelemente (User Routine) in der Simu-lationsumgebung eingebunden. Die Vali-dierung und Verifizierung des entwickel-ten komfortrelevanten Gesamtmodells derMcPherson-Radaufhängung erfolgte durchden Vergleich in Zeitdarstellung zwischenden gemessenen (siehe Kapitel 3) und be-rechneten Kräften, die an der Koppelstelleder Radaufhängung mit dem Aufbau wir-ken. Dabei wurde eine gute qualitative undquantitative Übereinstimmung zwischenden Mess- und den Simulationsergebnissenfür alle Kräfte, die bei Schwellenüberfahr-ten über die Radaufhängung an den Fahr-zeugaufbau übertragen werden, festge-stellt. Exemplarisch wird in Bild 5 der Ver-gleich zwischen der Messung und der Si-mulation für die Stützlagerkraft in Z-Rich-tung, das heißt parallel zur Fahrzeughoch-achse, dargestellt.

3 Erfassung des Übertragungs-verhaltens des Systems Radauf-hängung im Labor

Die Laborversuche zur Erfassung des Über-tragungsverhaltens von Radaufhängungenbei fahrbahnerregten Schwingungen wur-den am Innentrommel-Prüfstand (IPS) desInstituts für Maschinenkonstruktionslehreund Kraftfahrzeugbau der UniversitätKarlsruhe durchgeführt. Bei dem verwen-

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2 Komfortrelevante Simulation von Radaufhängungen und deren Komponenten mitMehrkörpersystemen

Bild 5: Vergleich Messung vs. Simulation für die Stützlagerkraft in Z-Rich-tung, das heißt parallel zur Fahrzeughochachse (Radlast: 2850 N, Hindernis:Ersatzanregungskörper (dachförmiges Profil), Geschwindigkeit: 50 km/h)Figure 5: Comparison of measurement vs. simulation for the top mount for-ce in the Z-axis, i.e. parallel to the vertical axis of the vehicle (wheel load:2850 N, obstacle: "substitute vibration body" (roof-shaped profile), speed:50 km/h)

3 Erfassung des Übertragungsverhaltens des Systems Radaufhängung im Labor

Bild 6: Messpositionen und Koordinatensysteme der Messaufnehmer an derMcPherson-RadaufhängungFigure 6: Measurement positions and coordinate systems of the measuring sensorson the McPherson wheel suspension

Page 8: FORSCHUNG Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen ... · Figure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms 2 Komfortrelevante Simulation von

deten Prüfstand handelt es sich um einePrüfeinrichtung zur Messung des Kraft-schlussverhaltens, der Verlustleistung unddes Komfortverhaltens von Reifen [7]. EineUntersuchung des Gesamtsystems Reifen-Radaufhängung war bislang nicht möglichund wurde im Rahmen dieser Forschungs-arbeit erstmals realisiert.

3.1 Beschreibung der VersuchseinrichtungBei der Durchführung von Reifenmessun-gen läuft das an einer Sechskomponenten-Messnabe befestigte Rad, geführt durch einsehr steifes Radführungssystem, auf derInnenseite einer zylindrischen Trommelmit 3,8 m Durchmesser. Das Radführungs-system des Prüfstands erlaubt mit Hilfevon geeigneten hydraulischen Regelein-richtungen die kontinuierliche und gleich-zeitige Verstellung von Schräglaufwinkel,Sturzwinkel und Einfederung, wobei derDrehpunkt der Winkelverstellung unab-hängig von der Einfederung immer imDurchstoßpunkt der Reifenhochachse mitder Fahrbahn liegt.

Für die im Rahmen der Forschungsarbeitdurchgeführten experimentellen Untersu-chungen wurde die McPherson-Radaufhän-gung an dem oben beschriebenen Prüf-stand betrieben. Da bisher eine Montage re-aler Radaufhängungen am Radführungs-system des Prüfstands nicht möglich war,wurde eine schwingungsoptimierte Adap-tervorrichtung konzipiert und gefertigt,welche an der Aufnahmestelle der Messna-be befestigt wurde. Außerdem wurdeuntersucht, ob das dynamische Verhaltender Versuchseinrichtung, bestehend ausReifen, realer Radaufhängung, Adaptervor-richtung und Radführungssystem desInnentrommel-Prüfstands, die Messergeb-nisse an der McPherson-Radaufhängung(Wechselwirkung Prüfstand-Prüfling) be-einflusst. Darüber hinaus wurde die Eigen-frequenz der Versuchseinrichtung mit Hil-fe der experimentelle Modalanalyse be-stimmt (114 Hz) und durch gezielte kon-struktive Maßnahmen in einen höherenFrequenzbereich (130 Hz) verlagert, der weitüber dem zu untersuchendem Messbereich(100 Hz) liegt.

3.2 MesstechnikBei der experimentellen Untersuchung deskomfortrelevanten Übertragungsverhal-tens des Gesamtsystems Reifen-Radauf-hängung rollte der an der McPherson-Rad-aufhängung montierte Reifen auf der rea-len Fahrbahn des Innentrommel-Prüf-stands ab. So wurde die komplette Radauf-hängung durch verschiedene auf der Fahr-bahn befestigte Hindernisse (Schwellen-überfahrten) horizontal und vertikal ange-

regt. Es wurden insgesamt drei verschiede-ne Schlagleistenprofile verwendet: zweischarfkantige Profile mit einer Höhe von 10mm beziehungsweise 20 mm und ein dach-förmiges Profil (Ersatzanregungskörper, 10mm Höhe) mit relativ langsamem Anstiegund Abfall sowie einem kleinen Knick.

Zur Ermittlung des Übertragungsverhal-tens wurden an allen Achsaufnahmestel-len der Adaptervorrichtung die Kräftemittels piezoelektrischer triaxialer Kraft-aufnehmer direkt aufgenommen. Die auf-tretenden translatorischen Beschleunigun-gen von Lenkern, dem Radträger und demDämpfer wurden mit Dreikomponenten-Beschleunigungsaufnehmern erfasst.Außerdem wurde der Dämpferweg mittelseines Wegaufnehmers gemessen. EineLichtschranke hielt den Zeitpunkt derSchlagleistenüberfahrt fest. Bild 6 zeigt dieverschiedenen Positionen der Messaufneh-

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Formeln

Cc

c

x.

x.

C C

c C Cc C C

e c

e c

e c

( )( )

1

mit

Relativgeschwindigkeit

Übergangsparameter zwischen Kompression und Expansion, derangibt, wie glatt der Übergang zwischen und stattfindet.

( )/2( )/2

1

22

0

1

2

υυ α

αυ α

α

υ

α

=⋅ −

⋅ +−

+

= −

= −= −

(Gl 1)

(Gl 2)F CC Ce b

υυ υ υ υυ υ υ υ υ

= ⋅ <⋅ + ⋅ − ≥

( )( )lim

lim lim lim

(Gl 3)F k x k xc = ⋅ + ⋅1 23

(Gl 4)x.

k x k xC

x.

k x k xC

C CC

x.

b

e b

b

=

−⋅ + ⋅

+ <

−⋅ + ⋅

+−

⋅ + ≥

1 23

0 lim

1 23

lim 0 lim

( )υυ υ

υ υ υ

(Gl 5)

RR

( )( )

1

1

υ

βυ

β

=⋅ −

⋅ +−

mer und deren Koordinatensysteme an deruntersuchten Radaufhängung.

4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisseder Versuche für das Übertragungsverhal-ten der McPherson-Radaufhängung, die amInnentrommel-Prüfstand der UniversitätKarlsruhe durchgeführte wurden, darge-stellt. Die gewonnenen Messdaten wurdensowohl im Zeit- und Frequenzbereich alsauch im Zeit-Frequenzbereich (Wavelet-Analyse) ausgewertet und interpretiert.Aufgrund des umfangreichen Mess- undAuswerteprogramms wird nur eine Aus-wahl der Ergebnisse präsentiert. Die Anga-be der Signale in den folgenden Abbildun-gen erfolgt im Sensorkoordinatensystem,Bild 6.

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4.1 Auswertung im Zeit- undFrequenzbereich4.1.1 Einfluss der Schwellen-geometrie auf die LängskräfteFür komfortrelevante Untersuchungenspielen die Längskräfte an den Koppelstel-len der McPherson-Radaufhängung mit

dem Aufbau eine entscheidende Rolle. Bild7 zeigt beispielhaft den Einfluss der Schwel-lengeometrie auf die Kräfte in X-Richtungam Längslenker, in Zeit- und Frequenzdar-stellung, bei drei verschiedenen Geschwin-digkeiten.

Es ist zu erkennen, dass eine Vergröße-rung der Schlagleistenhöhe zu einer Erhö-hung der Schwingungsamplituden führt.Betrachtet man die Ergebnisse des Ersatz-anregungskörpers, so erkennt man im All-gemeinen eine gute Übereinstimmungbei der Lage der Resonanzfrequenzen mit

FORSCHUNG Fahrwerk

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4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse

Bild 7: Einfluss der Schwellengeometrie auf die Kräfte in X-Richtung am Längslenker, in Zeit- und Frequenzdarstellung,bei drei verschiedenen Geschwindigkeiten: 10 km/h (oben), 30 km/h (Mitte) und 50 km/h (unten)Figure 7: Influence of the obstacle geometry on the forces in the X-axis of the trailing arm in a time and frequency dia-gram at three different speeds: 10 km/h (top), 30 km/h (middle) and 50 km/h (bottom)

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der jeweiligen Schlagleiste bei 10 km/h,30 km/h und 50 km/h. Bei den zeitlichenVerläufen der Längskräfte ist festzustel-len, dass die durch den Ersatzanregungs-körper hervorgerufenen Schwingungensich von denen unterscheiden, die vonden Schlagleisten Typ 1 und Typ 2 ange-regt wurden.

4.1.2 Einfluss der Geschwindigkeit auf die Kraft-und BescheunigungssignaleEin Vergleich der Radbeschleunigungen inY- und Z-Richtung für verschiedene Ge-schwindigkeiten in Bild 8 zeigt, dass eineVeränderung der Geschwindigkeit beigleichbleibenden Geometrien der Hinder-

nisse eine Änderung der Schwingungsam-plituden bewirkt.

Bei der Betrachtung der Resonanzensind zwei Effekte besonders auffällig. Zumeinen verschieben sich die Resonanzfre-quenzen für die Radträgerbeschleunigungin Y-Richtung (entspricht der Bescheuni-gung quer zur Fahrtrichtung) bei Schlag-

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4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse

Bild 8: Einfluss der Geschwindigkeit auf die Beschleunigungssignale am RadträgerFigure 8: Influence of the speed on the acceleration signals at the knuckle

Bild 9: Einfluss der Geschwindigkeitauf die Kraftsignale an den drei Kop-pelstellen der McPherson-Radaufhän-gung mit dem AufbauFigure 9: Influence of the speed onthe force signals at the three connec-ting point between the McPhersonwheel suspension and the body

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leiste Typ 1 mit zunehmender Geschwin-digkeit zu höheren Frequenzen. Zum ande-ren bleiben die Resonanzfrequenzen für dieRadträgerbeschleunigung in Z-Richtung(entspricht der Beschleunigung in Fahrt-richtung) beim Ersatzanregungskörperkonstant. Man erkennt, dass eine Erhöhungder Geschwindigkeit nicht in jedem Fall zueiner Verschiebung der Resonanzfrequen-zen führt. Solche Effekte sind mit Hilfe die-ser Prüfeinrichtung zu erfassen und ent-sprechend bei der Komfortauslegung desFahrwerksystems zu berücksichtigen.

In Bild 9 sind die Kräfte an den drei Kop-pelstellen der Radaufhängung mit demAufbau in X-, Y- und Z-Richtung über derGeschwindigkeit aufgetragen. Die gestreif-ten Balken (breite Säulen) geben die auftre-tenden Maximal- und Minimalbelastungenüber die gesamte Messung wieder und dienicht gestreiften Balken (schmale Säulen)die Werte des ersten Maximal- beziehungs-weise Minimalwertes. Tritt nach dem er-sten Maximum ein noch größerer Wert auf,so kann dieser als verstärkte Systemant-wort aufgefasst werden.

4.2 Einführung von TransferfunktionenFür die vollständige Beschreibung und

Analyse des dynamischen Verhaltens einesSystems spielen seine Übertragungseigen-schaften eine sehr wichtige Rolle. Hierzuwurden im Rahmen dieser Arbeit fünfTransferfunktionen (TF) eingeführt. Sie er-lauben das Übertragungsverhalten des Ge-samtsystems Reifen-Radaufhängung inForm von relativen Verstärkungen, bezo-gen auf die Systemeingangsgröße (Schwel-lengeometrie) oder im Verhältnis zu einerReferenzmessung, darzustellen. Nachfol-gend wird beispielhaft eine von den fünfTransferfunktionen vorgestellt, nämlichdie TF Typ 1.

Die Übertragungsfunktion Typ 1 wirddefiniert als

Somit beschreibt die Transferfunktion Typ1 den Einfluss der Schwellengeometrie auf

die Übertragung der vertikalen Kräfte, Bild10, an der Karosserie in Frequenzdarstel-lung. Hierzu wurden die drei Typen vonSchlagleisten in Matlab mathematischnachgebildet und mit der Fourier-Transfor-mation in Frequenzdarstellung überführt.Dabei war erforderlich, die Geschwindig-keitsabhängigkeit der Geometriefunktionder Schlagleisten zu ermitteln, da die Über-fahrtzeit der Schwellen von der Geschwin-digkeit abhängig ist, Bild 11.

Nach der Division des AusgangssignalsFZGesamt, Bild 10, durch das Eingangssignal(Schwellengeometrie) erhält man dieTransferfunktion Typ 1 für die drei Schla-gleisten und für die drei verschiedenen Ge-schwindigkeiten, nämlich 10 km/h, 30km/h und 50 km/h in Frequenzdarstellung,Bild 12.

Hohe Amplituden in dieser Transfer-funktion bedeuten, dass das Antwortsignalstark ausgeprägte Frequenzen enthält, diedas Eingangssignal nicht signifikant auf-weist. Bei geringeren Geschwindigkeiten(10 km/h, Bild 12) ist der Einfluss derSchwellenform (Schlagleiste Typ 1 oder 2und Ersatzanregungskörper) größer. Beigrößeren Geschwindigkeiten (50 km/h,Bild 12) sind Differenzen in den Verläufender Transferfunktionen für die unterschied-

FORSCHUNG Fahrwerk

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TF _Typ_F ( ƒ)

Schwellengeometrie ( ƒ)

N

mm

F ( ƒ) F F F

Z,Gesamt,Z

Z,Gesamt,Z QL,Z LL,Z FL,Z

ISys

ISys ISys ISys ISys

1

mit

QL: Querlenker, LL: Längslenker,FL:

= ⋅

= + +

Federbeinstützlager.Federbeinstützlager.Z : Z-Richtung im Inertialkoordinaten-system.

ISys

4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse

Bild 10: Gesamtkraft in Z-Richtung für drei ver-schiedene Geschwindigkeiten: 10 km/h, 30 km/hund 50 km/hFigure 10: Total force in the Z-axis at three differentspeeds: 10 km/h, 30 km/h and 50 km/h

Page 12: FORSCHUNG Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen ... · Figure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms 2 Komfortrelevante Simulation von

lichen Schwellenformen erst bei größerenFrequenzen (ab 100 Hz) sichtbar.

5 Zusammenfassung und Ausblick

Im ersten Teil des beschriebenen For-

schungsvorhabens wurden die nichtlinea-ren Eigenschaften der einzelnen Fahr-werkskomponenten, nämlich Aufbau-dämpfer, Fahrwerkslager und Reifen imkomfortrelevanten Frequenzbereich von 0bis 100 Hz vermessen und auf ihre Übertra-gungseigenschaften hin mit Hilfe der

Mehrkörpersimulation modelliert und ana-lysiert.

Im zweiten Teil der Arbeit wurde daskomfortrelevante Schwingungsverhaltendes Gesamtsystems Reifen-Radaufhän-gung isoliert vom Fahrzeugaufbau an ei-nem Innentrommel-Prüfstand erfasst und

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4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse

Bild 11: Mathematische Nachbildung der Schwellengeometrie in Matlab für verschiedene Geschwindigkeiten: 10 km/h,20 km/h, 30 km/h, 40 km/h und 50 km/hFigure 11: Simulation of the obstacle geometry in Matlab at different speeds: 10 km/h, 20 km/h, 30 km/h, 40 km/h and 50km/h

Page 13: FORSCHUNG Übertragungsver- halten von Radauf- hängungen ... · Figure 1: Structural design of the McPherson wheel suspension with separated arms 2 Komfortrelevante Simulation von

untersucht. Für die experimentellen Unter-suchungen wurde beispielhaft eineMcPherson-Radaufhängung mittels einerschwingungsoptimierten Adaptervorrich-tung am Innentrommel-Prüfstand betrie-ben. Dabei rollte der an der Radaufhängungmontierte Reifen auf der realen Fahrbahndes Innentrommel-Prüfstands ab, so dassdie komplette Radaufhängung durch ver-schiedene auf der Fahrbahn befestigte Hin-dernisse horizontal und vertikal angeregtwurde.

Zusammenfassend kann festgehaltenwerden, dass die optimale Auslegung deskomplexen Systems Fahrzeug bezüglichFahrkomfort und Fahrsicherheit eine Ana-lyse und genauere Betrachtung der nichtli-nearen Wechselwirkungen und Vorgängeim Fahrwerkbereich verlangt. Mit dem vor-gestellten Entwicklungskonzept, beste-hend aus rechnerischer Untersuchung aufder Basis der Mehrkörpersimulation undexperimenteller Erfassung des Systemver-haltens am Innentrommel-Prüfstand, ist ei-ne effiziente und gezielte Optimierung desSubsystems Reifen-Radaufhängung in ei-nem frühen Stadium der Fahrzeugentwick-lung gewährleistet.

In Bezug auf die komfortrelevante Opti-mierung des Gesamtfahrzeugs ist als näch-ste Aufgabe das entwickelte und validierteFahrwerksmodell in eine Gesamtfahrzeug-simulationsumgebung einzubinden, umdas komfortrelevante Verhalten des gan-zen Systems erforschen und Optimierungs-maßnahmen erarbeiten zu können. In die-sem Zusammenhang kann das bereits vor-handene komfortrelevante Fahrwerksmo-dell (Mehrkörpersystem) mit einem für dieflexible Karosseriestruktur geeigneten Mo-dell (Finite-Elemente / flexibles Mehrkör-persystem) verknüpft und für die Analyseund Optimierung des Gesamtsystemver-haltens eingesetzt werden.

Literaturhinweise

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FORSCHUNG Fahrwerk

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4 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse

Bild 12: Übertragungsfunktion Typ 1 für dreiverschiedene Geschwindigkeiten: 10 km/h,30 km/h und 50 km/hFigure 12: Transfer function Type 1 at threedifferent speeds: 10 km/h, 30 km/h and 50km/h

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