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II. MITTEILUNGEN Forstdirektor Friedrich Meiss zum 75. Geburtstag Wer Gelegenheit hatte, im Laufe der letzten Jahre mit Herrn FRIEDRICH MEISS, dem Markgr~iflich Badischen Forstdirektor, in den Wald zu gehen, wird bai~ erstaunt sein, daran erinnert zu werden, daf~ er im September das f[infundsiebenzigste Lebensjahr voll- enden wird. Am 7. September 1883 in L~Srrach geboren, besuchte MEiss das Gymna- sium in Wertheim am Main. 1902 bis 1907 studierte er an den Universit~iten Freiburg und Mi~nchen. Anschlief~end war er bis 1912 als Referendar an den Forst~imtern Zell a.H., Gernsbach und Offenbach t~itig. 1912 legte er das Staatsexamen (ebenso wie vorher das Universit~itsschlui~examen) als Erster ab. 1912 bis 1914 war er bei der Taxa- tion verschiedener Forst~imter t~itig. Von 1. 8. 1914 bis 23. 11. 1918 war MEIss als Reserveoffizier eingezogen. Am 9.12. 1918 trat er als Forstassessor in den Dienst des Markgrafen yon Ba- den. Fast 40 Jahre leitet er die Mark- gr~ifliche Forstverwaltung, zuletzt als Forstdirektor. Dieser ~.uf~ere berufliche Lebensablauf weist nichts Ungew/Shnliches auf; aber die damit verbundenen Leistungen verdienen in der ganzen forstlichen Welt Beachtung. Wenn seit geraumer Zeit das Markgr~iflichBadische Forstamt Salem zu einem der meist besuchten Forstreviere geworden ist, so liegt der Grund hierf~ir in der T~itigkeit yon Forstdirektor M~iss, der in Salem einen Musterbetrieb erster Ordnung geschaffen hat. In einer Zeit beginnend, in der die Arbeiten SCH~D~LINS noch nicht ver~Sffentlicht waren, hat M~Iss f[ir alle Altersphasen und fiir die in Salem vorkommenden Bestands- typen einen konsequenten Pflegebetrieb entwickelt, dessen Intensit~it wohl kaum sonst irgendwo erreicht worden ist. SCH)iDELIN selbst hat mit seiner Anerkennung nicht ge- :spart und einen Waldbegang in Salem vom Jahre 1949 als ,,den sch/Snsten und erfreu- lichsten" bezeichnet, den er je erlebt hat. Gelegentlich haben unerfahrene Besucher der Salemer Best~inde festgestellt, dai~ die Pflegeeingriffe bis an die ~iuf~erste Grenze ge- gangen seien; die zahlenm~if~ige Nachpriifung beweist jedoch, daf~ Kreisfl~ichen und I-Iolzvorr~ite weit von irgendwelchen kritischen Grenzwerten entfernt sind. Ohne

Forstdirektor Friedrich Meiss zum 75. Geburtstag

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I I . M I T T E I L U N G E N

Forstdirektor Friedrich Meiss zum 75. Geburtstag

Wer Gelegenheit hatte, im Laufe der letzten Jahre mit Herrn FRIEDRICH MEISS, dem Markgr~iflich Badischen Forstdirektor, in den Wald zu gehen, wird bai~ erstaunt sein, daran erinnert zu werden, daf~ er im September das f[infundsiebenzigste Lebensjahr voll- enden wird.

Am 7. September 1883 in L~Srrach geboren, besuchte MEiss das Gymna- sium in Wertheim am Main. 1902 bis 1907 studierte er an den Universit~iten Freiburg und Mi~nchen. Anschlief~end war er bis 1912 als Referendar an den Forst~imtern Zell a .H. , Gernsbach und Offenbach t~itig. 1912 legte er das Staatsexamen (ebenso wie vorher das Universit~itsschlui~examen) als Erster ab. 1912 bis 1914 war er bei der Taxa- tion verschiedener Forst~imter t~itig. Von 1. 8. 1914 bis 23. 11. 1918 war MEIss als Reserveoffizier eingezogen. Am 9.12. 1918 trat er als Forstassessor in den Dienst des Markgrafen yon Ba- den. Fast 40 Jahre leitet er die Mark- gr~ifliche Forstverwaltung, zuletzt als Forstdirektor.

Dieser ~.uf~ere berufliche Lebensablauf weist nichts Ungew/Shnliches auf; aber die damit verbundenen Leistungen verdienen in der ganzen forstlichen Welt Beachtung. Wenn seit geraumer Zeit das Markgr~iflichBadische Forstamt Salem zu einem der meist besuchten Forstreviere geworden ist, so liegt der Grund hierf~ir in der T~itigkeit yon Forstdirektor M~iss, der in Salem einen Musterbetrieb erster Ordnung geschaffen hat.

In einer Zeit beginnend, in der die Arbeiten SCH~D~LINS noch nicht ver~Sffentlicht waren, hat M~Iss f[ir alle Altersphasen und fiir die in Salem vorkommenden Bestands- typen einen konsequenten Pflegebetrieb entwickelt, dessen Intensit~it wohl kaum sonst irgendwo erreicht worden ist. SCH)iDELIN selbst hat mit seiner Anerkennung nicht ge- :spart und einen Waldbegang in Salem vom Jahre 1949 als ,,den sch/Snsten und erfreu- lichsten" bezeichnet, den er je erlebt hat. Gelegentlich haben unerfahrene Besucher der Salemer Best~inde festgestellt, dai~ die Pflegeeingriffe bis an die ~iuf~erste Grenze ge- gangen seien; die zahlenm~if~ige Nachpriifung beweist jedoch, daf~ Kreisfl~ichen und I-Iolzvorr~ite weit von irgendwelchen kritischen Grenzwerten entfernt sind. Ohne

312 Mitteilungen

Ubertreibung ist festzustellen, dal~ jeder Forstmann Salem kennenlernen sollte, um an einem vollkommenen Beispiel die M;Sglichkeiten der Pflegeintensit~it zu studieren.

Es ist naheliegend zu unterstellen, daf~ mit der Verlagerung des waldbaulichen Schwergewichts auf die Pflege das zweite Hauptaufgabengebiet, die Verjtingung, zu kurz gekommen sei. Eine solche Vermutung ist aber falsch. Das seit hundert und mehr Jahren gehandhabte Verjtingungsverfahren mit der Zielsetzung, auf dem Groi~teil der Fl~ichen Mischbest~nde aus Buchengrundbestand mit iJberwiegender Nadelholzanreiche- rung zu erziehen, wurde yon MEIss vollkommen ausgebaut mit dem Ergebnis, dal~ w~ihrend seiner gesamten T~itigkeit genau eine ,,Normalwald" gerechte F1;iche yon Be- st~inden bis zum Alter yon 40 Jahren erreicht worden ist. Diese Tatsache ist bewun- dernswert. Es ist gerechtfertigt, yon einem ,,kombinierten Salemer Verfahren" zu sprechen, das ganz den Intentionen GAVERS gerecht wird und im tibrigen in den Grundzi.igen mit dem klassischen bayerischen kombinierten Verfahren ~ibereinstimmt.

H/Schste Intensit~it des Pflegebetriebes und des die Bestockungsziele konsequent er- reichenden Verjtingungsverfahrens haben dazu gefiihrt, daf~ heute in Salem in jeder kleinen Waldecke wohl das Optimum der Standortsausnutzung erreicht ist. Damit ist e inder Idealverfassung nahekommender Musterbetrieb geschaffen worden. Die zur Verwirklichung einer grot~en Konzeption geleistete Kleinarbeit vermag nur der zu be- urteilen, der Gelegenheit hatte, in allen Best~inden der geleisteten Arbeit kritisch nach- zugehen.

Es ist aber nicht der Waldbau allein, der Salem auszeichnet. Da ist das neuge- schaffene Bringungsnetz (250 km feste Wege) zu nennen, dann die vorziigliche Be- triebsorganisation und schlieglich die Zusammenarbeit aller KrOne, der Revierbeamten und der Arbeiter, die begeistert an der Erreichung eines gemeinsamen Zieles schaffen. Daf~ ein grof~ztlgiger Dienstherr, S. K. H. Berthold Markgraf yon Baden, die Voraus- setzungen f~ir die Entfaltung aller Kr~iflce gegeben hat, geh~Srt mit zu den Geheimnissen des Erfolges.

Gerade im Forstwissenscha~lichen Centralblatt, als dem Mtinchener Traditions- organ, ist es gerechtfertigt, die Leistungen von Herrn Forstdirektor Mriss ins rechte Licht zu rticken. Seit zehn Jahren haben alle Jahrg~inge Miinchener Forststudenten Salem besucht, um dort den seltenen Fall eines Idealbetriebes kennenzulernen. Es ist dem Jubilar und seinem Dienstherrn zu danken, dat~ Miihen und Aufwand solch ein- zigartiger Unterrichtung getragen worden sind. Es ist aber auch zu danken fiir die Be- fruchtung, die der wissenscha~lichen Arbeit des Waldbau-Instituts zuteil geworden ist durch die vorbildlichen waldbaulichen Leistungen. Das Ausgezeichnete aber wirkt nicht nur durch die zu fixierenden Einzelheiten, sondern mehr noch durch die ins Allgemeine weisende gelungene L/Ssung. Belehrung, Anregung und Beispiel haben Professoren und Schtiler gewonnen; sie sind dafi.ir dankbar und werden es bleiben.

Von hier her formen sich auch die guten Wfinsche fiir den Jubilar: Wir wiinschen ihm noch viele Jahre, in denen er sich seines sch~Snen Ruhesitzes in Uberlingen gemein- sam mit Gemahlin und Tochter erfreuen darf und des sch~Snen Salemer Waldes.

J. N. K6STLER

Hochschulnachrichten

Die Agrikultur- und ForstwissenschafLliche Fakult~it der Universit~it Helsinki hat an- l~it~lich der 50-Jahr-Feier ihres Bestehens am 29. Mai 1958 Professor Dr. KARL ABETZ, Ordinarius fiir Forstliche Betriebslehre und Direktor des Instituts fiir Forsteinrichtung und Forstliche Betriebswirtscha~slehre der Universit~it Freiburg, in Anerkennung und Wertsch~itzung seiner wissenschafldichen Leistungen die Wiirde eines Ehrendoktors ver- liehen.