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(Aus dem physiologischen Institut der Universitat KSnigsberg i. Pr O Fortgesetzte Untersuchungen tiber die Konsonanten. Von L. Hermann. (tIierzu Tafel I, II, III und IV.) Die lange Pause seit meiner letzten VerOffentlichung fiber diesen Gegenstand 1) ist dadurch herbeigeffihrt worden, dass ich, trotz be- sti~ndiger mfihsamer und zeitraubender Versuche und fortwi~hrender Verbesserungen des Verfahrens, ft~r einzelne Konsonanten sehr lange keine reich befriedigenden Kurven erhalten konnte. Erst in den letzten Jahren erlangte ich auch filr diese wesentliche Fortschritte, und so kann ich im Folgenden endlich wieder eine Reihe yon Er- gebnissen mittheilen. Der ganze Gegenstand ist bisher im Vergleich zu den Vokalen nur sehr wenig experimentell behandelt worden. Eigentlich liegt nur eine einzige, mit H e n s e n's Sprachzeichner ausgef~hrte Arbeit vor, n~tmlich yon P. Wendeler~). So erheblich der Fortschritt ist~ den schon diese erste Arbeit begrfindete, so glaube ich doch, dass die hier vorgel.egten Kurven auch ihr gegenfiber uns wesentlich weiter filhren, wie schon ein Blick auf die Kurventafeln zeigen wird. Im vorigen Jahre erschien eine ebenfalls mit dem Sprachzeichner ausgefahrte Untersuchung yon H. Pip pin g 8), welche sich haupt- slichlich mit den finnischen Vokalen beschifftigt, aber nebenbei auch einige nicht wesentlich weiter fahrende hngaben fiber die Kon- sonanten L, /t, M, N und H enthi~lt. Eine die/t-Laute betreffende 1) Dieses Archiv Bd. 58 S. 255. 1894. (Mit Fr. Matthias.) 2) Zeitschr. f. Biol. Bd. 23 S. 303. 1887. 3) M6m. de la soc. finno-ougrienne vol. 14. 236 Seiten. 4 Tafeln. Helsing- fors 1899. E. Pflfiger, Archly ffir Physiologic. l~d. 83. 1

Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

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Page 1: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

(Aus dem physiologischen Institut der Universitat KSnigsberg i. Pr O

F o r t g e s e t z t e U n t e r s u c h u n g e n tiber die K o n s o n a n t e n .

Von

L . H e r m a n n .

(tIierzu Tafel I, II, III und IV.)

Die lange Pause seit meiner letzten VerOffentlichung fiber diesen Gegenstand 1) ist dadurch herbeigeffihrt worden, dass ich, trotz be- sti~ndiger mfihsamer und zeitraubender Versuche und fortwi~hrender Verbesserungen des Verfahrens, ft~r einzelne Konsonanten sehr lange keine reich befriedigenden Kurven erhalten konnte. Erst in den letzten Jahren erlangte ich auch filr diese wesentliche Fortschritte, und so kann ich im Folgenden endlich wieder eine Reihe yon Er- gebnissen mittheilen.

Der ganze Gegenstand ist bisher im Vergleich zu den Vokalen nur sehr wenig experimentell behandelt worden. Eigentlich liegt nur eine einzige, mit H e n s e n 's Sprachzeichner ausgef~hrte Arbeit vor, n~tmlich yon P. W e n d e l e r ~ ) . So erheblich der Fortschritt ist~ den schon diese erste Arbeit begrfindete, so glaube ich doch, dass die hier vorgel.egten Kurven auch ihr gegenfiber uns wesentlich weiter filhren, wie schon ein Blick auf die Kurventafeln zeigen wird. Im vorigen Jahre erschien eine ebenfalls mit dem Sprachzeichner ausgefahrte Untersuchung yon H. P i p p in g 8), welche sich haupt- slichlich mit den finnischen Vokalen beschifftigt, aber nebenbei auch einige nicht wesentlich weiter fahrende hngaben fiber die Kon- sonanten L, /t , M, N und H enthi~lt. Eine die / t -Laute betreffende

1) Dieses Archiv Bd. 58 S. 255. 1894. (Mit Fr. Matthias.) 2) Zeitschr. f. Biol. Bd. 23 S. 303. 1887. 3) M6m. de la soc. finno-ougrienne vol. 14. 236 Seiten. 4 Tafeln. Helsing-

fors 1899. E. Pf l f i ge r , Archly ffir Physiologic. l~d. 83. 1

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2 L. Hermann:

Mittheilung yon H. Z w a a r d e m a k e r 1) enthi~lt keine massgebenden Aufzeichnungen.

Zuni~chst einige die Technik der Versuche betreffende Be-

merkungen, welche an die in der vorigen Mittheilung gemachten anknapfen.

1. Die Axenlager der drei Hebel des a. a. 0.7 Tar. II, Fig. 1~

abgebildeten Spiegelapparates haben eine viel exaktere Beschaffen-

heir dadurch erhalten, dass sie aus R u b i n e n hergestellt wurden, in welche Stahlspitzen eingreifen.

2. Die Centrirung des Waehscylinders, auf welche bei der sehr

starken WinkelvergrSsserung des Spiegelapparates ungemein viel an-

kommt (vgl. a. a. O. S. 260), ist nur etwa im ersten (vorderen)

Drittel der Mantelli~nge des Cylinders tadellos; je weiter nach dem

Ende~ um so unvollkommener wird sie~ auch wenn der Cylinder

noch so oft abgedreht und niemals zwischen Aufsingen und Registriren

yon seinem Futter abgenommen wird (was durchaus vermieden

werden muss). Dies erklart sich wohl daraus~ dass die Cylinder auf

ein schwach konisches Messingfutter aufgekeilt werden und ihre

Innenfli~che, resp. die an dieser vorhandenen Wt~lste, sich vorn fester

aufkeilea als hinten. Die Cylinder wurden daher immer nur mit

ihrem vorderen Drittel benutzt.

3. Die Gesehwindigkeit, mit welcher der Wachscylinder bei der

photographischen Kurvenaufnahme gedreht wird~ wurde noch weiter

heruntergesetzt (vgl. a. a. O. S. 256 und Bd. 61 S. 170), ni~mlich

auf etwa 1/5oo der Geschwindigkeit beim Aufsingen.

4. Sehr wesentlich for das Gelingen der Versuche ist die Art der

Schallzufilhrung zum Phonographen. E d i s o n schreibt bekanntlich

vor, beim Sprechen den Mundtrichter 2) nur mit seinem oberen

Rande an den Oberkiefer unter der ~Nase anzudri~cken, den unteren

Rand aber~ welcher etwa in die HShe des Kinnes fallt, etwas ab- stehen zu lassen. Der Zweck dieser Vorschrift ist, dem Mundraum

eine freie Kommunikation nach aussen zu lassen. Diese Vorschrift hat sieh in der That far die Vokalaufnahmen vortrefflieh bewi~hrt.

1) Arch. nderland. 2. s6r. vol. 2 p. 257. 1898. 2) Das Sprechrohr des Phonogr~phen ist ein bekl6ppelter Gummischlauch

mit eingelegter Drahtspiraie, welcher mit einem Hartgummitrichter endet~ dessen EndSffnung 60 mm Durchmesser hat. Das Rohr hat etwa 12 mm Durchmesser ira Lichten und ist im Ganzen 39 cm lang.

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Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonanten. 3

For die Konsonanten bew~hrt sie sich zwar hinsichtlich des eigent- lichen Zweckes des Phonographen, n~mlich for gute Reproduktion beim hbhSren, ebenfalls, aber zur g r a p h i s c h e n Reproduktion for die meisten Konsonanten nicht. Wahrend ich mit dieser Art des Sprechens for L, R, Ch u. a. ausgezeichnete Kurven erhielt, ge- nagte sie for S, F, M~ N u. a. offenbar nicht; denn die hier sicher vorhandenen hohen Formanten waren in den gewonnenen Kurven nur hie und da als feine Z~ckchen erkennbar. Bessere Resultate erhielt ich erst nach verschiedenen Versuchen, den Schall voll- sthndiger, und zwar nicht blos vom Munde, sondern auch yon der Nase , auf das Sprechrohr wirken zu ]assen. Das AnfOgen einer Spirometer-Maske mit Pneumatikwulst, welche ein fast luftdichtes Anschliessen an Mund und Nose gestattet, ~ bew~hrte sich durchaus nicht: Laute wie P geben so starke Exkursionen tier Glasmembran, dass das Messer kleine Stocke aus dem Cylinder aussprengt; auch schneiden sich die Vokale zu tief ein im Verhhltniss zu den Kon- sonanten~ so dass sie beim AbhSren eigenthamlich hervortreten. Endlich gelangte ich zum Ziele, als ich beim Aufsprechen den Trichter in gewShnlicher Weise anlegte, aber mit beiden H~nden so umschloss, dass dieselben eine nicht absolut abschliessende Kapsel bilden.

5. Auch die richtige Tiefe des Einschneidens ist ft~r das Ge- lingen entscheidend. FOr das H Sren ist mSglichst seichtes Ein- schneiden am gOnstigsten, weil das Nebengeri~usch dann fast fehlt, dies Verfahren gibt auch for die meisten Konsonanten die besten Kurven. FOr die Gewinnung einzelner ist aber etwas tieferes Ein- schneiden durchaus nSthig, obwohl das Abhi~ren dann wegeu sti~rkeren Nebengeri~usches weniger schSn ist. Bei zu tiefem Einschneiden kommt es vor, dass das in tier Furche laufende GlaskSpfchen des Schreibapparates yon der Nachbarfurche Einwirkungen empfi~ngt und z. B. in einer schwingungslosen Pause Vokalschwingungen der Nachbarfurche, wenn auch nur rudimenti~ 5 verzeichnet. Auch beim AbhSren machen sich dann analoge Erscheinungen (Hineinsprecheu der Nachbarschaft) bemerkbar.

6. Grosse Sorgfalt wurde auf die g0nstigste Dicke des gl~tsernen Li~uferkSpfchens c verwendet. ~ach zahlreichen Versuchen mit ver- schiedenen Sti~rken kam ich zu dem Ergebniss, dass ein Durchmesser yon etwa 0,65 mm der gt~nstigste ist, d. h. ein erheblich kleinerer als der des aus Karneol bestehenden eigentlichen ReproducerkSpfchens,

1"

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4 L. Hermann:

welches 0,9 mm Durchmesser hat. Begreiflicher Weise ist aber bei so dannem KSpfchen ein besonders genaues Einstellen auf den tiefsten Theil der Furche unerli~sslich (hieraber s. unten sub 7).

Eine einfache theoretische Untersuchung zeigt~ dass die Wieder- gabe sehr hoher Formanten weder filr das Gehiir noch fi~r die Kurven mi~glich ist, wenn das KSpfchen des Reproducers genau den- selben Durchmesser hat wie die Peripherie des einschneidenden Hohlmessers.

Die Schneide des Hohlmessers bildet einen Kreis, welcher ver- mSge der vortrefflichen Konstruktion des Phonographen genau senk- recht zur Tangentialfli~che des Wachscylinders, d. h. in der Meridian- ebene des letzteren steht. Beim Drehen entsteht also eine Furche, dereu Querschnitt aberM1 einem Kreisabschnitt der schneidenden Kante entspricht. Die Tiefe dieser Furche wechselt mit den Os- zillationen und demgemass auch die Breite der Furche in der CylinderoberflAche, welche Breite zur Tiefe in dem Verhiiltniss der- Sehne zum Pfeil steht, worauf B o e ke 's Verfahren beruht, aus der Breite der Furche deren Tiefe zu berechnen. Die eigentliche Kurve der Schallbewegung ist nun offenbar (lie ,Bodenkurve", d. h. die Kurve der grSssten Tiefe oder die Linie, welche ein Cylinderquerschnitt durch die grSsste Tiefe der Furche liefern wtirde. D i e s e r Kurve muss das KSpfchen des Reproducers genau folgen, wenn der $chall, sei es zum Hi~ren genau in Schwiugungen der Glasmembran, sei es zum Schreiben genau ill eine photographische Kurve umgesetzt werden soll.

Eine K uge l kann aber beim Einlegen in die Furche den B oden derselben - - und hierauf kommt ja Alles an - - nur dann bertihren, wenn der Kri;lmmungsradius der Bodenkurve nicht kleiner ist als der Radius der Kugel, sondern mindestens ebenso gross. Hiernach kann man berechnen, unter welchen Umst~nden sehr feine Zi~ckchen der Bodenkurve iaberhaupt noch far das Gehi~r und die graphische Reproduktion wiedergegeben werden kSnnen.

Denken wir uns als einwirkenden Schall einen einfachen Ton yon tier Bewegungsform a . sin 2~cnt~ worin a die Amplitude, n die Schwingungszahl, so ergibt sieh die Li~nge jeder Periode in der Bodenkurve aus der Drehgeschwindigkeit des Cylinders wi~hrend des Aufsprechens. Man arbeitet gewOhnlich mit etwa 120 Umdrehungen pro Minute, also 2 pro Sekunde. Der Durchmesser des Cylinders ist 55 mm~ sein Umfang also 55 z mm, die Geschwindigkeit der Oberfii~che folglich 110 z mm pro Sekunde. Hiernach ist die L[mge

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Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonanten. 5

p jeder Periode 110z/n mm, also die Gleichung der Bodenkurve 2 J ~ x 2 n x n x

y ~ - a . s i n - - ~ - a �9 s i n - - a �9 s i n - - p 110 55 '

worin x die Abszissenli~nge in Millimetern bedeutet. Der Krammungsradius e dieser Kurve ist bekanntlich am

kleinsten in den h~chsten und tiefsten Punkten derselben, d. h. wenn das Argument des Sinus ~ + 1/~ ~, und zwar hier

554

(das negative Vorzeichen riihrt davon her, dass die Kurve fiberal], also auch an den Maximumpunkten, gegen ihre Abszissenaxe konkav ist). Soll also die Reproduktion vollkommen sein, so muss 0 grSsser oder hOchstens gleich gross sein mit r, dem Radius des ReproducerkOpfchens, d. h.

55 ~~ >

oder a ~ 559

~2 r"

An meinem Phonographeu hat das KOpfchen einen Durchmesser von 0,9 ram, also ist r = 0,45. Hiernach lasst sich ftir jede Schwingungs- zahl diejenige Amplitude a berechnen, welche nicht tiberschritten werden darf, wenn die Reproduktion vollkommen sein soll; ieh gebe diese Grenzwerthe far die Note c in verschiedenen Oktaven an.

C ~ C 3 C 4 C 5 C 6 C 7

n ~- 512 1024 2048 4096 8192 16384

Oberer Grenzwerth yon a in Mi]limetern 0,0256 0,0064 0,0016 0,0004 0,0001 0,000025

Far ein nut halb so dickes ReproducerkSpfchen (r ~ 0,225) steigen diese Grenzwerthe auf alas Doppelte:

0,0512 0,0128 0,0032 0 0008 0,0002 0,00005

Ueber die Gr5ssenordnung, in welcher die Amplituden a wirk- lich sich bewegen, erhalten wir auf folgendem Wege Aufschluss. Meine photographirten Kurven sind OrdinatenvergrSsserungen der glyphischen Bodenkurven, und die VergrSsserung lasst sich leicht annahernd berechnen. Bei den V o k a l a u f n a h m e n greift der vom KOpfchen geftihrte Hebel C (Bd. 53~ Taf. I, Fig. 5) direkt an den Spiegelhebel an, und zwar in dem Abstande 1,75 mm yon dessert Axe. Jede Hebung oder Senkung des KOpfchens um u mm bewirkt

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6 L. t t e r m a n n :

also eine Drehung des Spiegels um den Winkel ~ o - 1,75" Der

Lichtstrahl wird dadurch um den Winkel 2(p abgelenkt, welcher dadurch auf der 650 mm entfernten Schreibfl~che die Linie v - - 2 �9 650 cp beschreibt. Hieraus ergibt sich far die Vokalversuche

als Ordinatenvergr~sserung v __ 743. Bei den K o n s o n an t- u

a u f n a h m e n kommt noch ein Zwischenhebel ~ hinzu (vgl. Bd. 58, Tar. II, Fig. 1), welcher an den Spiegelhebel ebenfalls 1,75 mm yon dessen Axe angreift, aber selber eine VergrSsserung yon 11,25 : 2,0 5,625 bewirkt. Bei den Konsonantversuchen betr~gt also die Ordinatenvergr~sserung 4179.

Die H~he der feinsten noch deutlich erkennbaren Z~ickchen auf meinen Konsonantkurven wird etwa zu 1/2 ram, die Amplitude also zu etwa 1/4 mm zu veranschlagen sein; bei der Vergr~sserung yon i~ber 4000 w~re also die GrSssenordnung dieser Amplituden in der glyphischen Kurve bei etwa 1/16ooo ~ 0,0000625 mm zu suchen. Dies warde bei Formanten, welche der oberen HSrgrenze nahe liegen -- und solche kommen bei gewissen Konsonanten sicher vor --, schon oberhalb derjenigen Grenze sein, welche die Wiedergabe erm~glicht. Wie man sieht, ist die Frage nach dem Verh~ltniss der Reproduzir- barkeit und der Dicke des Reproducerk~pfchens eine keineswegs massige, und in der That deutet Manches darauf hin~ dass die Leistungen des l~honographen durch diesen Umstand eingeschr~nkt werden. u Allem wird beim Abh~ren der Konsonant S mangel- hafter als alle anderen reproduzirt, wie jeder Kenner des Phono- graphen best~tigen wird; gerade in diesem Laute stecken aber ausserordentlich hohe Formanten. Zweitens gelingt mir die Ge- winnung charakteristischer Kurven mit d~nneren Reproduktions- k~pfchen weir besser als mit dickeren. ~ur gelangt man durch Zerbrechlichkeit und Einstellungsschwierigkeit bald an eine Grenze.

Auch far das Abh~ren massten, sollte man nach dem Gesagten schliessen, d~nne l~eproducerkSpfchen am ganstigsten sein. Aber es stellt sich hier eine andere Schwierigkeit ein; K~pfchen~ deren Radius sehr erheblich kleiner ist als der des schneidenden Randes, laufen bei richtiger Einstellung nur in der Tiefe der Furche und nutzen diese daher mehr ab als die seitlichen Theile und vor Allem welt mehr~ als es dickere K~pfchen thun w~rden. Die yon Edison gew~hlten Dimensionen (schneidender Rand 1 mm, K0pfchen 0,9 mm Durchmesser) erscheinen ~usserst zweckm~.ssig.

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Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonanten. 7

7. Die Einstellung des Kbpfchens des Spiegelreproducers auf die Mitte der Furche muss nattirlich ganz besonders genau sein. Ich babe schon friiher (Bd. 58 S. 261) angegeben~ wie sie am besten~ nach dem Geh0r, erfolgt. Dabei habe ich sehr h~ufig eine Beobachtung yon, wie ich glaube, allgemeinerem Interesse gemacht. u den zur Einstellung aufgesungenen A's (s. a. a. 0.) hSrt man ni~mlich beim Ueberlaufen mit dem Spiegelreproducer meist n u r d e n F o r- m a n t e n des A, d. h. ein sch0nes und wohlklingendes fis2--gis 2. D i e s i s t woh l d ie s c h S n s t e und i i b e r r a s c h e n d s t e A r t , den F o r m a n t e n e i n e s V o k a l s u n m i t t e l b a r zu d e m o n - s t r i r e n . Die Stimmnote~ welche beim A nur ein Intermittenz-, resp. Phasenwechselton ist, macht sich bei dieser Prozedur meist wenig geltend, so dass der Formant allein gehSrt wird.

8. Wesentlich ftir die Gewinnung guter Konsonantenkurven ist es, die Konsonanten sehr prononcirt auszusprechen und etwas auf denselben zu verweilen. Die Rekorderplatte muss m0glichst genau i/s mm dick sein, weder wesentlich donner noch wesentlich dicker.

9. Wie schon fri~her erwahnt (Bd. 58 S. 259 f.)~ wurden fi~r die Konsonant-Untersuchungen meist Silben mit einem dem Konso- nanten voraufgehenden, resp. folgenden kurzen I aufgesungen, wie ~ipp, Ipp etc., well andere Vokale meist ft~r den dreihebligen Re- producer zu hohe Oszillationen geben. Jedoch wurden hier und da zu Orientirungszwecken auch Endigungen mit A, wie Pi2pa, ver- wendet. Die Note, auf welche gesungen wurde (nach KSnig'schen Stimmgabeln yon sog. mathematischer Stimmung), war meist e 160 oder g 192.

10. Beim photographischen Registriren muss der Federdruck des Spiegelreproducers so schwach wie irgend m(iglich sein. Die Kurven verlaufen si~mmtlich yon links nach rechts. Wegen der auto- matischen Vorschiebung des Baltzar 'schen Cylinders steigen sie nach rechts ein wenig an, was aber wegen der Centrirungsmi~ngel (s. oben S. 2) oft nicht merklich ist. Ein Theil der li~ngeren mitgetheilten Kurven (z. B. ~r. 20 bis 50) ist ohne automatische Vorsehiebung geschrieben, d. h. der Cylinder nach jedem Umlauf mittels der Kurbel verstellt.

11. In den Kurven~ welche durchweg mit dem dreihebligen Spiegelreproducer gewonnen sind, bedeutet u n t e n die T ie fe der Furchen (bei den mit 2 Hebeln geschriebenen Vokalkurven war es umgekehrt).

Im Uebrigen wird auf die vorige Mittheilung (Bd. 58) verwiesen.

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8 L. H e r m a n n :

Vor Wiedergabe der Resultate ist noch zu bemerken, dass ich reich zuni~chst auf die Untersuchung der Haupttypen beschri~nken musste, da schon ftir diese wenigen Laute (etwa 20) die Gewinnung fester Grundlagen ungemein schwierig war, so dass die hier mit- getheilten kurzen Siitze in keinem Verhi~ltniss stehen zu der viel- ji~hrigen intensiven Arbeit, welche ihre Gewinnung gekostet hat.

So blieben vorli~ufig ganz ausser Betraeht die nasalirten Laute, das harte und weiche engliscbe Th und viele Modifikationen der gew5hnlichen Konsonanten, welche z. B. B r ii c k e in seiner be- kannten Schrift 1) behandelt. Von den Konsonantdiphthongen wie ~Ps, Ks, Ts (Z), Pr, Pl besitze ich zwar zahlreiche Aufzeichnungen, kann denselben aber vorli~ufig nichts entnehmen als hOchstens das Zeitintervall, in welchem sich die fast stets getrennten Kurven beider Laute folgen.

Vom Konsonanten H habe ich, obwohl der Phonograph ihn gut hiirbar wiedergibt, keine Aufzeichnung erhalten kSnnen. Vermuth- lich liegt seine Charakteristik hauptsi~chlich in der Art, wie der folgende Vokal anklingt, wenn die Stimmritze bereits vorher etwas verengt war (Spiritus asper). Da man aber ein leichtes Reibungs- geri~usch h i) r t, wird dasselbe bei weiter vervollkommneter Methodik voraussichtlich auch darstellbar sein.

Vorlliufige physikalische Eintheiluug tier Konsonanten.

Die nachfolgende Eintheilung macht, gegeni~ber den Ausfilhrungen B r i i c k e ' s , keinen Anspruch auf Neuheit, empfieb]t sich abel wie ich glaube, durch Bestimmtheit und Uebersichtlichkeit.

A) Konsonanten mi?~ lgitwirkung der Stimme. (Phonische Konsonanten.)

1. G l a t t e H a l b v o k a l e . Diese Laute gehSren insofern zu den Vokalen, als sie ger~uschlose Kl~nge mit einem oder mehreren festliegenden Formanten sind. Sie werden aber mit Reeht yon jeher nicht schlecbtweg als Vokale, sondern als tt a 1 b vokale bezeichnet, weft sie nicht die Kraft, Offenheit und den entschieden musikalisehen Charakter der eigentlichen Vokale haben. Hierher geh0ren L, M~ N

1) Grundzi~ge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute etc. 2. Aufl.

Wien 1876.

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Fortgesetzte Untersuchungen tiber die Konsonanten. 9

und das (hier nicht behandelte) nasale _N wie in •g. Auf die sog. nasalirten Laute erstreckt sich die vorliegende Untersuchung nicht.

2. R e m i t t i r e n d e H a l b v o k a l e . Sie habendieselbenEigen- schaften, aber ausserdem als Charakteristikum eine relativ langsame periodische Intensit~ts- und Amplitudenabwechselung. Hierher ge- hSren die verschiedenen R-Laute.

3. P h o n i s c h e D a u e r g e r ~ t u s c h l a u t e . Sie bestehen aus kontinuirlichen, abet yore Stimmlaut begleiteten Gerauschen, in welchen gewisse, anscheinend nicht mit dem Stimmlaut zusammen- h~ngende Formanten enthalten sind. Hierher gehSren W, weiches S (im Folgenden stets mit S ' bezeichnet)1), das weiche englische, lispelnde Th (wie in the; hier nicht beracksichtigt), das franzSsische weiche G vor e und i (wie in argent; hier stets durch Ge' be- zeichnet), endlich das deutsche J.

4. P h o n i s c h e E x p l o s i v l a u t e . Es sind dies Explosivlaute (s. unten), in deren Verschlusszeit die Stimme ertSnt: B, D, G.

B) Konsonanten ohne lVIitwirkung der Stimme. (Aphonisohe Konsonanten.)

1. A p h o n i s c h e D a u e r g e r ~ u s c h l a u t e . Reibungsger~usche yon ziemlich variablem Charakter, in welchen gewisSe charakteristische Formanten enthalten sind. Derselbe Laut kann yore gleichen Indi- viduum erheblich verschieden ausgesprochen werden. Es sind 2', scharfes S (als Ss bezeichnet), hartes englisches Th (wie in thing, hier nicht behandelt), Seh, hartes Ch (wie im deutschen Wo~e Ach, im Folgenden als Ch ~ bezeichnet), welches Ch (wie im deutschen Worte Leicht, im Folgenden durch Chi oder X bezeichnet).

2. A p h o n i s c h e E x p l o s i v l a u t e . Laute, far welche eine stumme Verschlusszeit mit nachfolgendem Explosionsger~usch charakte- ristisch ist; es sind P~ T und K.

Die Reihenfolge, in welcher hier die Konsonanten erOrtert werden, ist aus Zweckmassigkeitsgr~nden yon der vorstehenden Ein- theilung unabhangig.

H i n s i c h t l i c h d e r au f den T a f e l n I bis IV be i -

1) Es gibt zwar Bezeichnungen, welohe in der Linguistik ziemlich ~ll- gemein eingeftihrt sind, wie z ftir weiches s, x ftir das harte ch (Lachen), 2 ftir alas franzSsische Ge' (argent); jedoch sind sie den Physiologen und Physikern zu wenig gelhufig, um bier mit Nutzen verwandt zu werden.

Page 10: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

10 L. H e r m a n n :

g e g e b e n e n K u r v e n b e i s p i e l e w o l l e man die m e r k u n g e n am S e h l u s s e d i e s e r A r b e i t b e a e h t e n .

B e -

1. Die g l a t t e n H a l b v o k a l e .

L . M . N .

Ueber L habe ich schon in Gemeinschaft mit F. M a t t h i a s alas Wesentliche mitgetheilt 1). Die Aehnlichkeit tier Kurven mit den- jenigen des kurzen I hat sich seitdem in unzahligen Reproduktionen stets bestiitigt.

Ich gebe bier trotzdem einige L-Kurven wegen der Art des Uebergangs yon L in einen Vokal oder yon einem Vokal in L. In ersterer Hinsicht zeigt sich zuweilen eine stumme Zwischenpause (ein Beispiel liefert Kurve 1), gewShnlicher nut eine Abschwi~chung der L-Schwingung (Beispiel in 2). Bei Uebergiingen yon Vokalen in L ist stets die Amplitude vortibergehend abgeschwi~cht (wie in 3 und 4). Bei s e h r s c h n e 11 e m Sprechen fehlen beide Abschwaehungen. Das kiirzeste L zwischen zwei A (Allallal) umfasste in meinen Kurven 12--16 Perioden bei Note e, d. h. es dauerte 0,075--0,1 Sek.

Die Kurven yon M und N zeigen die Stimmperiodik ohne die bei L (wie beim kurzen I) sehr gewOhnlich vorhandene Auspragung des ersten Obertones. Der Verlauf ist jedoch, auch abgesehen yon den feinen Ziickchen des Formanten, nicht tier einer einfachen Sinus- kurve, sondern nach oben und nach unten in eigenthtimlicher Weise zugespitzt, wie die mitgetheilten Beispiele (5, 6, 7, 8 fiir M; 9, 10, ll fill" N) vielfacb zeigen.

Auf diese Grundlinie sind nun regelmiissig die Zfickchen eines hohen Formanten aufgesetzt, bei M gleichmi~ssiger als bei _~ aber in den tieferen Kurventbeilen oft stfirker als in den h(iheren. Die Auszahlung ergibt ffir beide Laute etwa 12 his 13 auf die Periode bei tier Note e (160); also liegt der Formant hiernach etwa bei ha--c A.

Vier yon Herrn Dr. G i 1 d e m e i s t e r durch mikrometrische Aus- messung yon je 40 Ordinaten und Anwendung meiner Schablonen ausgefilhrte Analysen ergaben folgende Partialamplituden (in Pro- centen der maximalen GesammthOhe der analysirten Periode, yon der tiefsten bis zur hi~chsten Spitze derselben; es ist wohl kaum n6thig, zu bemerken, dass die Summe dieser Procentzahlen nicht etwa 100 sein kann) :

1) Dieses Archiv Bd. 58 S. 261 und Tar. II. 1894.

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Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonanten. 11

Ordnungszahl Blatt :Note 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

M 347 e 74,2 15~4 4,3 8~$ 8,6 5,2 2,7 5,1 2,6 0,8 2~8 4,4 3,2 1,1 360 e 78,2 11,8 7,8 6,5 9,9 4,7 4,9 1,9 3~5 0,6 3~4 3,5 4~6 4,4

N 345 e 54,1 21,8 13,9 190 0,7 4,5 1,8 3,8 5,1 1,6 2,9 1,3 5,6 1,7 347 e 65,8 8,3 11,4 8,1 15,0 6,9 2,5 4,2 3,8 1,7 3,8 4,4 1,6

Noi0nder PartialtSn0 e e 1 h ~ e 2 gis '2 h 2 (d a e ~ fis 8 gis a(ais 8 h ~ (cis 4 (d ~

Die gegen ihre Nachbarn hervorragenden PartialtSne (nut auf diese relative Hervorragung kommt es an) sind dutch den Druck hervorgehoben. Ausser dem (wie auch bei L) hervorragenden Grund- ton zeigen sich Prominenzen bei e ~ - - g i s ~ e3-- f i sS~ h S - - c i s ~. Die letztere entspricht sehr genau dem durch Auszahlung gefundenen F o r m a n t e n , die ~brigen k5nnten der Klangfarbe der Stimme an- gehSren. Ein sicherer Unterschied zwischen M und N ist nicht zu entnehmen.

Aus zahlreichen Kurven~ in welchen ein Vokal z vr i s c h e n zwei M oder N steht ( M ~ m , N ~ n , M ~ n , 1V~m), ist deutlich zu konstatiren, dass die b~ote des Anfangskonsonanten m e i s t um e i n e Q u a r t o d e r g r o s s e T e r z t i e f e r i s t a l s d i e d e s f o l g e n d e n V o k a l s u n d d e s E n d k o n s o n a n t e n . bIachdem ich dies aus den Kurven ersehen hatte, land ich es auch durch das Geh5r be- sti~tigt. Man kann sich freilich zwingen, auch dem Anfangskonso- nanten die Note des folgenden Vokals zu geben~ und wenn man unisono mehrere Silben unmittelbar hinter einander singt, geschieht dies yon selber stets. Aber bei u n g e z w u n g e n e m Aussprechen be- steht, wenigstens bei mir und einigen anderen darauf gepriiften Personen, die h~eigung, mit einem erheblich tieferen M oder N anzufangen, und dasselbe gilt auch ffir andere phonische hnfangskonsonanten, worauf ich bei denselben nicht nochmals zurilckkommen werde.

Wahrend der Vokal 1 unmittelbar in das folgende M oder i;lbergeht, ist zwischen einem Anfangs-M oder N und dem folgenden I meist ein Stadium, in welehem die Oszillationen husserst niedrig sind oder ganz fehlen; dasselbe dauert etwa ~/82 Sekunde.

2. D ie r e m i t t i r e n d e n H a l b v o k a l e . /t-Laute.

Ich selbst spreche als geborener Berliner vorzugsweise ein hi n t e r e s (sog. gutturales) Zungen-It und erhalte mit demselben

Page 12: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

12 L. Hermann:

welt h0here Kurven als mit dem vorderen. Ft~r das v o r d e r e Zungen-/t (das schlechtweg meist als R linguale bezeichnete) habe ich aber, ausser yon mir, eine grosse Anzahl vortrefflicher Kurven yon anderen Personen erhalten, besonders yon meinem frt~heren Mitarbeiter Herrn Dr. Mat t h ia s und yon meinem Kollegen Herrn Professor K ilhl. Die/~-Laute wurden nicht allein auf verschiedene Noten, sondern auch, abweichend yon den meisten anderen Konso- nanten, ausser nach 1 aueh nach den iibrigen Yokalen gesungen.

Die Periodik des Sehnurrens sprieht sich, wie zuerst Wend eler 1) angegeben hat, in einem schwebungsartigen AmplHudenwechsel der Gesammtkurve aus, welche dabei im Uebrigen ihre charakteristische Gestalt nicht weehselt. Ueber die F r e q u e n z dieses Wechsels habe ich aus dem vorliegenden Material folgende Werthe entnommen; sie betri~gt pro S e k u n d e

R liDg. R gutt.

bei mir ca. 27--40 ca. 38 ,, Dr. M a t t h i a s ca. 20--25 - - ,, Prof. Kt~hl ca. 24 - -

Um i~ber diese Frequenz noch mehr Erfahrungen zu sammeln, ohne den far diese Spezialfrage nicht erforderlichen komplizirten Apparat des Phonographen und der photographischen Registrirung, babe ich an einer Anzahl von Personen folgendes einfaehe Verfahren angewandt. Eine K5nig ' sche Kapsel wurde auf der einen Seite mit einem Sprechschlauch, auf der anderen, statt mit Gasleitung und Flammchen, mit einem Marey ' schen Pantographen verbunden, welcher auf schnell rotirendem B a 1 t z a r ' schen Cylinder zeichnete; zugleich wurden mit einem J a q u et'schen Chronographen Fiinftel- Sekunden verzeichnet. Der Sprechschlauch war mit einer Spiro- metermaske (s. oben S. 3) verbunden. Man erhi~lt so vom R nur eine Zackenlini% welche den groben Amplitudenoszillationen ent- spricht, auf welehe es hier allein ankam. Die Auszi~hlung derselben ist sehr leicht und ergab folgende Frequenzen pro Sekunde:

ling. 2~ gutt.

Herr Sz. 23,5 24,5 ,, B . . . k . 25 43 ,, M . . . d . 35,8 42,5 ,, L. 29,7 30,9

1) A. a. O. S. 304ff.

Page 13: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

Fortgesetzte Untersuchungen iiber die Konsonanten.

R ling. R. gutt.

Herr B . . . r. 37 31,4

, v. Kn. 26,25 42,5

, M . . . n . 31,25 35,5

,, D. - - 28,3 tiefe Note

~ ,, - - 38 hohe ,,

,, G. - - 25 tiefe ,,

,, ,, - - 19,5 hohe ,

,, H. 32,5 28,75 tiefe ,,

,, ,, - - 28,75 hohe ,,

13

Herr Dr. Gi 1 d e m ei s t e r hat ausserdem an sich selbst nach

demselben Verfahren eine Reihe yon Versuchen fiber den Einfluss

der Notenhi)he und des Anstrengungsgrades auf die Frequenz des

R-Schnurrens und zwar durchweg mit R gutturale angestellt. Sie

ergaben : ohne Stimme 20,7

mit Stimme, geringste Anstrengung 21,1

etwas gri)ssere ,, 31,9

noch grSssere ,, 46

gr~sste , 50

sehr leicht leieht sehr angestrengt

Note c 18,4 17,5 25,6

,, e 19,3 16,7 30,5

,, g 19,3 16,5 32,5

,, c 1 18,8 17,1 42,5

Man kann allen diesen Versuchen Folgendes entnehmen: 1. Die

Frequenz des Sehnurrens unterliegt grossen individuellen Versehieden-

heiten. 2. Bei derselben Person hat das gutturale / t oft eine

gri~ssere Frequenz als das linguale. (In den FMlen, in welchen

das Entgegengesetzte beobachtet ist, ist es nicht absolut sicher, dass

die produzirten R-Laute wirklich der Angabe entsprechen, da eine

Kontrolle durch das Ohr wegen der eng anschliessenden Maske nicht

gut mSglich ist.) 3. Die NotenhShe hat keinen entschiedenen Ein-

fluss, ausser bei grosser Anstrengung, wobei die Frequenz mit der

Note steigt. 4. Der Anstrengungsgrad erh(~ht entsehieden die Fre-

quenz. MSglicher Weise ist ein grosser Theil der angefOhrten Er-

gebnisse einfaeh hierauf zuriickzuftihren, vor Allem alas unter 3. ver-

zeichnete, da bei hohen Noten die Anstrengung fiir das R ent-

sehieden gri~sser ist. Aber auch die Frequenzunterschiede zwischen

Page 14: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

]4 L. Mermann:

/~ linguale und gutturale ki~nnten zum Theil darauf beruhen, dass jede Person gewohnheitsm~issig ein bestimmtes /~ spricht und fiir das ihr ungewShnliche R gri~ssere Anstrengung aufwendet.

Erw~hnt sei noch, dass beim Sprechen far ein R mitten im Wort schon sehr wenige Sehnurroszillationen (5 und weniger) ge- n~gen~ um ein far das GehSr deutliches /~ zu liefern. Am Anfang eines Wortes pflegt das R etwas l~inger angehalten zu werden (etwa 80szillationen).

Der Grad des Amplitudenweehsels ist, wie ein Bliek auf die zahlreiehen mitgetheilten Kurven ergibt (12 bis 55) sehr versehieden. Bei dem sehr prononeirten R linguale des Iterrn Prof. Kiihl geht die Remission oft bis zu nahezu oder ganz vollst~ndiger I n t e r - mission, wie z. B. in den Kurven 20, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 32; aueh beim R linguale des Herrn Dr. M a t t h i a s geht die Re- mission auf 1/5--1/1~ der Maximalamplitude herab (Kurven 16 bis 19). Aehnlich verh~ilt sich bei mir das mir gel~iufigere R gutturale, bei welchem die Remissionsamplitude 1/4--1/11 betr~gt (Kurven 44 his 53, 55). Bei meinem /~ linguale dagegen (Kurven 13 bis 15, 33 bis 43) ist die l~emission sehr ~iel geringer (1/2--2/.~) und oft so gering, dass eine siehere Ausz~hlung der Sehnurrperiodik nieht m~glieh ist (yon solchen Kurven ist keine abgebildet). Jedoeh ist mir gelegentlieh wohl ein/~ linguale mit starker Oszillation geglt~ckt (wie Kurve 12) oder auch beim R gutturale die Oszillation geringer als gewi)hnlieh ausgefallen (wie Kurve 54). Man daft wohl behaupten, dass ein i2 um so wirkungsvoller fnr das Ohr ist, je starker der Amplituden- wechsel.

Bei far die Stimme der Versuchsperson tier liegemen Noten ist nieht allein die Gesammt-Amplitude der Kurven stets am kleinsten, sondern auch die Amplituden-Oszillation des / / wenig ausgepr~igt. Dies gilt sowohl bei meiner wie bei Herrn Prof. K i ih l ' s Stimme besonders fi~r die Note c (128). Schon in meinen VerSffentlichungen ~ber Vokale f~llt die relative Niedrigkeit der Knrven bei auf coder noeh tiefer gesungenen Vokalen auf, ebenso bei dem auf die l~ote c gesungenen R (Kurve 33, 36, 40, 44).

Was nun die eigentliehe Kurve des R-Lantes betrifft, so hat sie eine sehr komplizirte Gestalt, welehe aber in den R e m i s s i o n e n und E x a c e r b a t i o n e n im W e s e n t l i e h e n g l e i c h b l e i b t , wie nieht blos Anblick und Formantenausziihlung, sondern auch die Analysen erweisen.

Page 15: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

Fortgesetzte Untersuchungen ~ber die Konsonanten. 15

Nach W e n d e I e r soll das R nur die Kurven des unmittelbar

anschliessenden Vokals zeigen, d. h. in dem Worte Arro soll bei- spielsweise das R zuerst eine in der Amplitude schwankei1de Fort- setzung der A-Kurve darstellen, sparer in eine oszillirende O-Kurve , ui1d zuletzt in ein glattes 0 abergehen.

Es ist richtig, dass die ersten Perioden des R, wenn •berhaupt ein Vokal voraufgeht, eine Uebergangsform zwischen der Vokal- und der R-Kurve aufweisen, ebenso die letzten zwischen R und der Kurvei1form des folgenden Vokals. Dazwischen aber tritt eine roll- kommen selbstst~ndige Form der R-Kurve auf, welche besonders sch~i1 zu sehen ist, wenn man das R zwischen zwei Vokalen lange aush~lt. Es kann ja auch gar nicht anders sein, da man ein sehr gutes ~ ohne vorangehenden und folgenden Vokal und ohi1e eine spezielle Vokalf~rbung sprechen und singen kann. Ausserdem kann man leicht konstatiren, dass man willki~rlich dem R die F~rbung des anschliessenden oder eines beliebigen Vokals gebei1, ebensogut aber jede spezielle Vokalf~rbung vermeiden kani1. Mit anderen Worten: es gibt einen vollkommen selbstst~ndigei1 /~-Laut, welchen naher zu untersuehei1 unsere Aufgabe ist. Aber das far das Ohr am meisten Entscheidende am /~-Laut ist der Amplitudenweehsel, das Schnurren, so dass auch jeder Vokal, wenn er schnurrei1d re- mittirt, einei1 ~-Charak te r ani1immt. Bei schnellem und unge- zwungenem Sprechen ist es daher vermuthlich meist so, wie W e n - d e 1 e r es angibt.

Die Periode des reii1en, an keinei1 Vokal anklingenden R linguale zeigt regelm~ssig eii1e Ai1zahl ziemlich gleichmassig vertheilter grosser Zacken, welche auf einen F o r m a n t e n deuten. Dieselben lassen sich leieht ausztthlei1; es sind pro Periode

far Note c (128) 14--15, d. h. aisS--h s

,, ,, e (160)13--14, ,, ,, ha--cis 4

,, ,, g (192) 10--11, ,, ,, hS--cis ~,

d. h. das /~ linguale hat sicher einen Formantei1 an der GreI~ze der dritten und vierten Oktave. Es ist sehr bemerkei1swerth, dass der- selbe mit demjenigen yon M ui1d _N abereinstimmt.

Genaueren Aufschluss geben die An a ly s e n, welche in erheb- licher Zahl vorliegei1, ausgefilhrt yon den Herren Dr. G i l d e m e i s t e r und cai1d, med. I s s e r l i n. Die Partial-Amplituden sind (wieder in Procenten der Gesammth(ihe jeder gemessenen Periode, vgl. oben S. 10)~

Page 16: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

Or

dn

un

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ahl

Bla

tt 5T

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h Vok

al

Shng

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1 2

3 4

5 6

7 8

9 10

11

12

13

14

15

22O

38

2 38

2 22

0 38

2 38

2 38

3 38

3 38

2 37

2 37

2 38

2 37

2 37

2 38

3 37

2 38

3 38

3

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377

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7 ,,

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14,3

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6 21

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,, 27

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,, 42

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15

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18,1

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17

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6 34

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6 32

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3,6

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16,4

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0 34

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14,8

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gu

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31

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4 20

,6

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18

,1

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19

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8

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9 18

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10

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3 18

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15

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12,6

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7,9

17,6

8,

1 6,

9 1,

8 0,

9 10

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7,1

7,1

1,9

2,2

5,0

16,6

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0 11

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4,4

4,1

5,3

17,7

5,

4 11

,8

3,0

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13,5

7,

4 7,

3

6,9

12,5

3,

6 0,

6i

8,4

3,1i

3,

5 6,

21

5,2

1,4

11,0

1,

4 5,

2 7,

2 3,

9 8,

5 6,

6 12

,3

3,1

1,1

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13,4

3,

6 5,

5 7,

0 8,

9 6,

9 5,

1 7,

5 9,

6 8,

2 9,

3 10

,3

3,5

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7,3

772

--

3,8

8,6

3,6

7,5

5,2

4,0

8,2

2,9

14,0

5,

3 6,

71

9,1

4,21

5,

3 --

5,

2 1,

9 4,

3 --

7,

4 3,

0 14

,7

6,8

7,6

4,0

13,2

2,

8 9,

6 5,

2 1,

5 --

4,

0 --

5,8

10,6

5,8

:0,0

3,

6

--4.

1,4

8,5

14,2

3,2

1,4

I 2,

3 0,

8 1,

9 I

2,7

5,0

4,4

/ 3,

6

2,8

2,2

4,2

2,1

1,4

2,2

m

__

4,9

9,1

0,4

5,5

~

Page 17: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonanten. 17

Um eine Uebersicht zu gewi~hren, stelle ieh im Folgenden far

jede Analyse nut die gegen ihre Umgebung hervorragenden Partial-

tSne zusammen, und zwar durch ihre N o t e n bezeichnet, wobei, falls

die genaue Note der Skala nicht angehOrt, die ni~ChsthShere der

Skala angegeben ist. Wo mehrere benachbarte Partialsehwingungen

gleich oder anni~hernd gleich stark vertreten sind, sind sie durch

Striche verbunden.

Note Voraufgehen- Siinger der Vokal Hervorragende PartialtSne

/~ l i n g u a l e . c K M. c 1 c ~ e ~ c ~ da ga r, ,~ K. e 2 c 8 d a

e A l r e 2 h ~ d a gis a

. . . . K. h 1 e '~ h 2 ea-fis 8

,, I ,, h 1 h ~ d a {is a

,, 0 ,, h 1 h ~ d a

,, U ,, e I h t h 2

g X ,, d~ h~ fa

,, , (Remiss.) ,, d 2 h ~ . . . . (Exae.) ,, d~ h.~ fa ,, /~ ,, d2 h 2 ga ,, ,, (Remiss.) ,. d 2 d a . . . . (Exac.) ,, d 2 h~ fa ,, i (Remiss.) ,, d2 h ~ _ d a . f a _ ga

. . . . (Exac.) ,, d 2 h 2 f3 _ g~

. U ,, c~ h a ,, /~ ,, gl d a

d4

a i s z

cis ~

cis 4 d4

a is a cis ~

aisa h a

cis ~

h a d 4

cis ~

d4

~ 4

h a d~ d4

h~.cis~-d~

a ~ h a

h a

/~ g u t t u r a l e .

e X I t . e ~ h~ hs 3 h 8

, ~ , h 1 gis ~ ais 3

,, I ,, e d 8 h 8

Von der Stimmnote unabhi~ngige Hervorragungen, also hSchst

wahrscheinliche F o r m a n t e n ergeben sich hieraus far / / l i n g u a l e

bei M, ferner im zweiten Theile der dritten und am Anfang der

vierten Oktave. Letztere stimmen gut zu den Ergebnissen der Aus-

ziih]ung. Die Hervorragung bei h I und d ~ scheint dagegen dem

Stimmklang an sich anzugehOren, dean sie ist yon der Stimmnote

abhi~ngig und betrifft deren dritten Partialton. Die Analysen zeigen

weder einen Einfluss des vorhergehenden Vokals, dessert bekannte

Formanten hSchstens far 1 vertreten sind, noch einen wesentlichen

Unterschied zwischen den Perioden aus der Remission und Ex-

acerbation. Der Grundton tritt nirgends stark hervor. E. P f l f ~ g e r , Archiv fi~r Physiologie. Bd. 83. 9,

Page 18: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

18 L. Hermann:

Filr R g u t t u r a l e scheint ebenfalls ein Formant im zweiten Theil der dritten Oktave vorhanden zu sein.

3. Die a p h o n i s c h e n E x p l o s i v l a u t e .

P. 2. K.

Das eigentlich Charakteristische dieser Laute ist schon wieder- holt yon physiologischer Seite, so yon B r a c k e l ) , G r ~ t z n e r ~ ) , HensenS) , diskutirt worden. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass zu einem weithin vernehmbaren P, /', K nicht blos die Her- stellung, sondern auch die Sprengung des Versehlusses geh6rt. Die- selbe findet auch stets statt, wenn alas P am Anfange einer Silbe steht, mag ein Vokal oder ein Konsonant, mit Ausnahme yon M und N, darauf folgen; ebenso in der Regel, weni~stens bei un- gezwungenem Sprechen, wenn P~ T oder K eine Silbe schliessen. Das Explosionsgerausch ist in diesen Fallen stets deutlich vernehm- bar. Es fehlt dagegen, wie B r ~ c k e hervorhebt, wenn eine Silbe mit P schliesst und die folgende mit M beginnt, wie in midshipman~ es sei denn~ class man absichtlich die beiden Silben yon einander trennt. F a s t ebenso finde ich es, wenn die naehste Silbe mit beginnt, wie in Ap~ahme (wie die Meisten f~r Abnahme sprechen), ferner bei M oder N nach T, wie in Atmosphi~re, Ethnologie, wahrend~ wenn P u n d / ' die Silbe beginnen~ auch bei nachiblgendem M oder ~ das Explosionsger~usch stets hSrbar ist, wie in Pneumonie, Tma, Tna. Bei K fehlt das Explosionsgerausch in den analogen Fallen hie ~ wie in Ak~c, Akne, Kma, Knie. Die Mundorgane kSnnen also yon dem P- oder T-Verschluss ohne vorherige Explosion nicht nut in den far die e n t s p r e c h e n d e n (far M resp. N), sondern auch in die b e n a c h b a r t e n Dauerverschlasse (nach P far N und nach T far M) tibergehen. Am A n f a n g e einer Silbe warde aber ein P oder :T vor M oder N unhSrbar bleiben, wenn nicht dazwischen eine Sprengung stattfindet.

Am Schlusse eines Wortes mit P, T oder K wird zwar, wie erwiihnt, die Sprengung bei gewSbnlichem Sprechen stets vor- genommen, kann abet unterbleiben, ohne dass der Konsonant,

1) Grundzfige der Physiologie und Systematik der Sprachlaute. 2. Auflage. S. 44. Wien 1876.

2) Handbuch der Physiologie. Herausgeg. yon germann. Bd. 1 Abth. 2 S. 209 ft. 1879.

3) Zeitschr. f. Biol. Bd. 23 S. 300. 1887.

Page 19: Fortgesetzte Untersuchungen über die Konsonanten

Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konson~nten. 19

wenigstens fi~r geringere Entfernungen (etwa 2 Meter), ganz unvernehm- bar wird. Doch werden bier Irrthtimer des Hiirens, wenn man Silben wie ~ -4t, ~4k in unbekannter Reihenfolge ohne die Ex- plosion ausspricht und das Gehhrte protokolliren li~sstl), hi~ufig be- gangen, namentlich wenn man start A ein U wahlt. Nicht allein werden gelegentlich die drei Konsonanten mit einander verwechselt, sondern auch start Ut, U'lr zuweilen nur ein einfaches U gehhrt oder ein wirkliches blosses U als ~'t oder dergl, verstanden. Man kann sich leicht iiberzeugen, class beim Aussprechen yon ~_p, Ut etc. ziemlich gleichzeitig der Stimmlaut durch Verschluss der Stimmritze unterbrochen und der Mundverschluss an der dem Konsonanten ent- sprechenden Stelle hergestellt wird. Der Stimmritzenverschluss geht fast immer dem Mundverschluss ein wenig voran~ verzhgert man letzteren absichtlich, so wird der Konsonant (ohne Explosion) immer nndeutlicher und verwechselbarer, obwohl man in allernachster Niihe auch bei blosser plhtzlicher Herstellung des !)- oder T-Verschlusses (ohne Vokal) einen an P resp. T erinnernden schwachen Laut hhrt; bei K gelingt dies nicht.

Nach l a n g e n Vokalen (_~p, At, Ak) ist der Schlusskonsonant ohne Sprengung ebenfalls in mi~ssiger Entfernung vernehmbar, wird aber hier noch leichter verwechselt als nach kurzen Vokalen und selbst U.

Ffir die p h o n o g r a p h i s c h e n Versuche und besonders filr die daraus hergeleiteten Kurven kommen diese exceptionellen F~lle iiber- haupt nicht in Betraeht; man sieht in den Aufzeichnungen yon Ap~ Uk etc. ohne nachfolgende Sprengung yon den Konsonanten ilberhaupt nichts, und dieselben reichen auch nicht aus~ um zu er- griinden, wodurch sich das Abklingen der Vokalkurve~ auf welches es hier offenbar allein ankommen kann, in den Fallen .4p, A~t, ohne Sprengung unterscheidet.

Die hier mitzutheilenden Ergebnisse beschri~nken sich daher auf alas gewhhnliche, mit Explosion verbundene P, T und K.

In den Kurven ist for alle drei Konsonanten am meisten charakteristisch, wenigstens wenn ihnen ein V o k a l ~orangeht, eine relativ lange s t u m m e Z e i t ( V e r s c h l u s s z e i t ) , in welcher die Kurve auf der Abszissenaxe verli~uft. Die Dauer derselben war in meinen Versuchen (in welchen freilich rapides Sprechen nieht vor-

1) Der Sprecher wandte dem Hhrer den Riicken zu. 2*

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20 L. ttermann:

kam) niemals unter 0,1 und hSchst selten unter 0,2 Sekunde. Meist betfftgt sie 0,3--0,4 Sekunde, bei T und K in der Regel etwas mehr als bei P. Bei zwei auf einander folgenden Silben wie _P~pp~p, P~22~p, T~tt~t ist, ohne dass eine derselben Accent hat, die Pause nach dem zweiten Vokal viel ltinger als nach dem ersten (bis tiber alas I)oppelte und mehr; vgl. die Kurven 58, 59 und besonders 60). Man kann natilrlich die Verschlusszeit willkiirlich beliebig ver- langern und thut dies unwillki~rlich, wenn man sich bemilht, dea Konsonanten m~glichst prononcirt auszusprechen, d. h. eine m~)glichst hSrbare Explosion hervorzubringen, oder auch im Interesse des Accentes.

Unmittelbar auf die Pause folgt der Ausdruck der Explosion und zwar stets in Gestalt einer kurzen G e r a u s c h k u r v e, oft zu- gleich in Gestalt einer starken E x k u r s i o n dutch gesteigerten L u f t d r u c k .

Die letztere Erscheinung kann ganz fehlen, wenn die Glasplatte des Rekorders nicht sehr dilnn ist; sie wird sehr begtinstigt, wenn der Raum zwischen Mund und Rekorder dicht abgeschlossen ist, wie bei Anwendung der Maske (s. oben S. 3). Bei P ist die Luftdruck- exkursion bei Weitem starker und daher auch regelmassiger vor- handen als bei T und K, was ]eicht begreiflich ist. Bei P kann sie so stark sein, dass das Spaltbild weir aus dem Bereich des horizontalen Spaltes berausgetrieben wird, so dass der untere Thei] der Exkursion sich nicht mit photographiren kann (s. die Beispiele 56, besonders aber 57, 61, 63). ~Nicht selten habe ich bei P Ex- kursionen beobachtet, deren Bereich, wenn el- sich photographiren kSnnte, 10 cm betragen warde; dem entspricht (vgl. S. 6) eine Eindruckstiefe von fast 1/4o ram, und man sieht diesen ilber eine lange Strecke sich hinziehenden Eindruck mit blossem Auge deutlich auf dem Cylinder.

Die Luftdruckexkursion beginnt bei P stets sehr steil (fast senkrecht) und lasst allm~hlicher hath; bei T und K (s. die Kurven 66 und 70) sind die beiden Schenkel symmetrischer und weniger steil, meist in der Tiefe am steilsten. Die Gesammtdauer der Ex- kursion ist ebenfalls bei P am gr~ssten und betr~gt etwa 1/8o bis 1/~o Sekunde.

Ich habe reich indess aberzeugt, dass diese L u f t d r u c k - e x k u r s i o n far das H S r e n der drei Konsonanten ohne j e d e B e d e u t u n g ist. Es ist schon erwahnt worden, dass sie oft ganz

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Fortgesetzte Untersuchungen iiber die Konsonanten. 21

~ehlt, besonders bei T und K (Beispiele far P 64, far / ' 65, for K 67--69, 71); der Phonograph l~sst aber das P , T, K auch in solchen F~llen so vollkommen wie sonst hOren. Auch ist es ja schon a priori Sehr unwahrscheinlich, dass eine so anhaltende ein- malige DruckerhOhung resp. Verlagerung der Reproducerpiatte einen Eindruck auf das Ohr machen sollte.

Die zweite tlaupterscheinung bei P, T und K ist das unmittel, bar nach der Verschlusszeit auftretende E x p l o s i o n s g e r i ~ u s c h , auf welches bei P in der Regel u n m i t t e l b a r die Perioden des u folgen, w~hrend bei T und K meist entweder eine z w e i t e, s e h r k u r z e s t u m m e Zeit oder wenigstens eine Zeit mit sehr un- bedeutenden Gergtuschoszillationen folgt; jedoch kommt auch bei P (z. B. in Kurve 64) die zweite Pause vor. Diese Zeit ist variabel je nach dem Vokal, z. B. ktirzer bei K~ als bei K~, aber auch im letzteren Fall weniger ats 1/5o Sekunde. Anscheinend brauchen die Mundorgane, um sich nach der K-Sprengung auf A einzustellen, weniger Zeit als far /. Bei T liegt es i~hnlich. Ist bei P, wie ge- wOhnlich, eine Luftdruekexkursion vorhanden, so fallt nicht allein alas Geri~useh, sondern auch ein Theil des Vokals, oder, wenn er sehr kurz ist, tier ganze Vokal in den zuriickgehenden Schenkel tier Ex- kursion; in Kurve 63 fallt das Gerausch sogar in den absteigenden Schenkel.

Die Geri~uschkurve selbst ist vor einem Vokal viel weniger stark ausgebildet als am Schluss einer Silbe (lp, ~ , lk); im ]etzteren Falle ist sie zugleich lgmger.

Eine eigentliche Analyse yon Geri~uschkurven ist selbstverstgnd~ iich wegen ihrer unperiodischen Natur nicht mOglieh. Aber diese Kurven zeigen doch, wie auch die meisten sphter zu erOrternden anderer Konsonanten, meist ziem]iche Strecken annithernd i~qui- distanter Zacken yon oft betrachtlicher H(~he, d. h. es kommen in ihnen gewisse TOne, wenn auch unterbrochen und schwankend, vor. Das ist ja lgmgst yon den meisten Gerhuschen bekannt, und tier Grund, warum man durch Hinwerfen oder Anschlagen aus- gesuchter Itolzsti~cke Akkorde hervorbringen und Musik machen kann. S o sind bekanntlich auch die geflasterten Vokale 1) nichts

1) Hier sei erw~hnt, dass ich such gefliisterte Vokale mit dem Phonographen in Kurven darzustellen versucht, abet bisher keine befriedigefiden Resultate er- halten babe. Ich beabsichtige, diese Versuche fortsetzen zu lassen.

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22 L. Hermann:

Anderes als Gerhusche mit einem vorherrschenden Ton, ebenso der Schall beim leichten Hinwegblasen t~ber die Mandung einer Flasche oder eines Resonators.

Diese Zacken kann man in einigermassen regelmassigen Strecken far gewisse Abszissenl~ngen ausz~thlen und durch Vergleichung mit der stets bekannten Periodenlhnge des angrenzenden Vokals yon ge- gebener Note die entsprechenden T6ne bestimmen.

Das Explosionsgerausch des P lasst stets einen sehr viel tieferen vorherrschenden Ton erkennen als das des K und T; letzteres gibt den hi3chsten Ton. ~ach zahlreichen Ausz~ihlungen liegt fiir m e i n e Person der Ton ftir P bei 213--226 Schw. (a--ais), in einigen wenigen Kurven bei 290--320 (all--el); dagegen ftir K bei 1370 bis 1440 (fa--fisa), flit T bei 1428--1536 (fis~--ga), einmal bei 1920 (ha). Alle diese Bestimmungen sind selbstverstandlich sehr ungenau. Eine ungewShnliche Form des K-Geriiusches zeigt Kurve 71, des T-Ger~usches Kurve 65.

Folgen zwei Explosivlaute auf einander~ z. B. in Atka, so ist zwischen beiden Geriiuschen stets eine betrachtliche stumme Pause, in dem mitgetheilten Beispiel (72) etwa 0~15 Sekunde.

4. Die a p h o n i s e h e n D a u e r g e r ~ u s c h l a u t e .

.F. Ss. Sch. Ch 2. Chi.

Die Aufgabe ist hier durchweg eine i~hnliehe wie bei den Ex- plosivgerauschen, d .h . aus den unregelmi~ssigen Ger~uschkurven, welche jedoch bier sich beliebig lange hinziehen lassen, einiger- massen regelmiissige Zackenabstande herauszuzi~hlen.

Bei Weitem die hSchsten Kurven unter den Konsonanten dieser Reihe liefert Ch ~ (wie in Ach). Die Beispiele 87 bis 91 zeigen ver- sehiedene Abstufungen der Kurvenh(ihe. Die Kurven erreichen hier oft Amplituden, welche sich denjenigen der Vokale ni~hern, wenigstens wenn, wie ich es meist that, das Ch sehr scharf und energisch aus- gesproehen wird. In vielen FMlen besteht die ganze lange Ch ~- Kurve aus fast regelmassig aquidistanten Zaeken, deren Amplitude aber fortwfihrend unregelm~ssig auf und nieder wogt. Die Schwingungs- zahl liegt in solchen FMlen um 1000 herum (900-1100), d. h. in (ler Gegend yon b~--des a. In vielen Fiillen mischen sich aber stellenweise dichter gedrangte Zacken ein, meist yon Frequenzen um 1300 herum, d.h. urn e a - f a . _ Die Amplitudenschwankung erfolgt oft in ziemlich regelmiissigen Perioden, yon etwa 200 pro Sekunde,

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Fortgesetzte Untersuchungen tiber die Konsonanten. 23

und aueh diese Oszillation kann noch in einer langeren Periodik yon etwa 30--40 pro Sekunde exacerbiren. Im letzteren Falle er- innert das Aussehen der Kurven sehr an die _R-Kurven, was schon W e n d e l e r trotz tier geringeren Vollkommenheit seiner Kurven auffiel (a. a. O. S. 310 f.), und in der That besteht eine gewisse Verwandtschaft des scharfen Ch ~ und des gutturalen/t. Die Berliner sprechen bekanntlich vielfach das / t fast Ch~-artig aus. Die Bei- spiele 92 bis 96 zeigen besonders ausgepragte und zum Theil an / t erinnernde Periodik verschiedener Form.

Die viel niedrigeren Kurven des Sch (s. die Beispiele 82 bis 86) zeigen erheblich feinere Zacken als die des Ch ~, ebenfalls meist ziemlich aquidistant, abet in der Amplitude unregelmassig schwankend, oft ganz intermittirend. Die Frequenzen liegen zwischen 1200 (dis 8) und 2700 (f4), meist um 2000 (hS). Die feinsten Zaeken sind zu- weilen auf grSbere, yon etwa 600 pro Sekunde, aufgesetzt und wechseln auch wohl mit langsameren unregelmassig ab. Weiteres i~ber den Charakter dieses Konsonanten s. unten.

h~oeh niedriger sind in der Regel die Kurven des scharfen S (Ss) (Beispiele 78 bis 81). Die Gestalt ist derjenigen der Sch-Kurve am i~hnlichsten. Die Zacken, welche bier fast stets intermittiren, ergeben Frequenzen yon meist 1600--2000 (gis ~-hS), ausserdem oft solche yon 1000--1100 (h~--desS). Auch hier erkennt man zuweilen sehr feine Zackchen (urn 3000 ~ g 4 ) , auf grSbere (etwa 600 pro Sekunde) aufgesetzt. Weiteres s. unten.

Wenn schon diese Kurven aus unten anzugebenden Grilnden wenig befriedigen, so ist dies noch weniger der Fall bei denjenigen des Chi (Beispiele 97, 98). Dieselben zeigen intermittirende Gruppen ziemlich grober Zacken (etwa 750--800, in einem 'Falle nur 456 pro Sekunde), auf welche allerdings in einigen Kurven weir feinere aufgesetzt sind. Von der letzteren Gattung zah]te ich Frequenzen yon etwa 1100 (urn desS), 2280 (d4), 2736 (f4).

Die Kurven yon T' (Beispiele 74 bis 77) lassen, wenn dasselbe sehr forcirt ausgesprochen ist~ gew0hnlich eine sehr bestimmte Perio- dik erkennen, yon 150--250 Schwingungen pro Sekunde. Diese ri~hrt indess yon dem T o n e her, den in solchen Fallen die Lippen, oder auch die Unterlippe mit den oberen Schneidezahnen, haufig erzeugen, indem sie nach Art einer membranOsen Zunge angeblasen werden. Besonders auffallend ist diese Periodik in Kurve 76, ziem-- lich deutlich aueh in 73 und 77. Dem g e w O h n l i c h e n 2' fehlt

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diese Periodik, und die Kurve besteht aus gr5beren und feineren Zacken, in welchen stellenweise Frequenzen yon 1300--1500 ( f s g s ) und yon 1700--2000 (aS--c 4) herauszahlbar sind.

Von den bier besprochenen Konsonanten k0nnen Sch und S~, vielleicht auch Chi, als Zischlaute im engeren Sinne bezeichnet werden. In diesen Lauten vernimmt aber das Ohr die Betheiligung s e h r h o h e r T 5 n e, weit h0herer, als sie aus den Ziickchen der Kurven herausz~ihlbar sind. Ich bin daher aberzeugt, dass die Me- thode far die vollst~indige Darstellung dieser Laute nicht ausreicht. Zum Theil mag dies daran liegen, dass bei der Ueberftlhrung der Bodenkurven des Wachscylinders in graphische Kurven die feinsten Oszillationen verloren gehen, well bei drei Hebeln auch die sorg- faltigste Arbeit der Axenlager kein hinreichend exaktes Spiel garantirt. Far Ss aber scheint sogar die Bodenkurve selbst nicht vollkommen genug zu sein, denn der Phonograph gibt diesen Konsonanten am

mangelhaftesten wieder. Ich habe reich daher bemilht, auf anderen Wegen diese hohen

Komponenten zu bestimmen. Zunachst suchte ich nach dem Ver- fahren yon G r a t z n e r 2) dieselben durch Interferenz auszuI0schen und dadurch dem Konsonanten seinen richtigen Charakter zu nehmen. Nachdem eine ROhre mit seitlichen Interferenzans~itzen und ver- schiebbaren Stempeln, ~thnlich dem yon G r a t z n e r far Vokale verwendeten Apparat, sich far meinen Zweck vOllig unbrauchbar erwiesen hatte, liess ich einen zweiten Apparat anfertigen nach dem Yrinzip yon Q u i n e k e , d. h. ROhren, welche sich verzweigen und wieder vereinigen. Da so weite R0hren, wie sie G r a t z n e r far Vokalformanten mit Erfolg verwendet hat, far so hohe TOne wie die bier in Frage stehenden ungeeignet schienen, whhlte ich Messing- r0hren yon nur 4 mm lichtem Durchmesser. Das Stammrohr theilt sich drei Mal in zwei seitliche Zweige, welche umbiegend sich wieder vereinigen; der eine der beiden seitlichen Zweige kann durch einen posaunenartigen Auszug, wie bei dem bekannten Interferenzapparat yon R. K 5 ni g, verlangert werden. Alle scharfen Winkel waren ver- mieden. Trotz aller Bemahungen gelang es jedoch nicht, die Kon- sonanten durch Herstellung solcher Wegunterschiede, wie sie den halben Wellenlangen der vermutheten hohen Formanten entsprachen, entschieden zu deformiren.

1) Ygl. S a u b e r s c h w a r z , dieses Archiv Bd. 61 S. 1. 1895.

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Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonanten. 25

Etwas weiter kam ich durch YersUche, die Formanten nach

dem~GehSr zu bestimmen. Wenn man die drei Konsonanten Ss, Sch, Chi rasch hinter einander in wechselnder Reihenfolge ausspricht, so hSrt man eine Tonfolge, bei welcher der Ton yon Chi etwa um eine Sext h~her zu liegen scheint als der yon Sch, und der yon Ss etwa um einen Ton h~her als der yon Sch. Aber welcher Oktave diese T~ne angehSren, l~sst sich auch durch Vergleichung mit einem festgestimmten Instrument (ich benutze meist Bin Harmonium) nicht ermitteln, auch nicht mit Klangst~ben fur hohe T~ne oder mit der von E d elm a~n n ~erbesserten Galtonpfeife. Auf meinen Wunsch fertigte daher Herr Dr. G i l d e m e i s t e r einen Apparat an~ welcher eine Reihe zischender Ger~usche liefert, deren vorherrschende Ton- hShe gen~u~festgestellt war. Derselbe bestand aus einer kleinen anblasbaren Windlade, deren obere Platte "~on LSchern durchbohrt war. In jedem derselben steekte eine kurze GlasrShre; alle tl~Shren waren durch Waehspfropfe verschlossen, und nur diejenige, welche angeblasen werden sollte, wurde ge6ffnet. Herrn Dr. Gi ldemeis te r gelang es, diese ~i3hrchen nicht allein naeh ihren Tonh6hen zu ordnen, sondern die letzteren auch nach der absoluten HShe zu bestimmen, da jeder Zweifel um Oktaven durch die Berechnung aus der RShren- lfmge ausgeschlossen war. Es ist nun viel leichter, und das war der zu Grunde liegende Gedanke, die unbekannten TSne durch Ver- gleichung mit Gerhuschen yon ann~hernd ithnlichem Charakter zu bestimmen, als durch Vergleichung mit den musikalischen Kl~ngen des Harmoniums.

Das Ergebniss der Vergleichungen mit diesen Ger~tusehen, welehe ich zum Theil gemeinsam mit den Herren Dr. W e i s s und Dr. G i l d e m e i s t e r vornahm, war indess etwas enttauschend. Es ergab sich namlich als wahrscheinlichste TonhiShe: fur Sch bS--c 4, fur Ss etwa gis a, ft~r Chi f 4 g ~ . Dies stimmt, wie ich erst nachher be- merkte, vortrefflich zu den oben mitgetheilten Auszahlungsresultaten. Aber die Erwartung, auf diesem Wege die viel hSheren TiSne zu ermitteln, welche anscheinend diesen Lauten den zischenden Charakter verleihen, erfallte sich nicht. Der K o n s o n a n t Chi s c h e i n t mi r ab r igens v S l l i g i d e n t i s c h mit dem g e f l i i s t e r t e n V o k a l I .

Es sei hier noch bemerkt, dass bei Ss diese Versuche mehr Schwierigkeit boten als bei den anderen Zisehlauten, und zwar des- wegen, wei! man Ss willkarlich auf sehr verschiedene Noten angeben

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26 L. [ lermann:

kann, so dass man mit Ss-Lauten eine Melodie zu zischen vermag 1).

Mit Sch und Chi ist dies nicht der Fall. Die soeben far Ss an-

gegebene Note entspricht der ungezwungensten Aussprache.

Auch Versuche mit sehr kleinen Resonatoren, welche mit

K S n i g ' s c h e n Fli~mmchen verbunden waren, baben bisher kein

brauchbares Ergebniss geliefert.

5. D i e p b o n i s c h e n D a u e r g e r i ~ u s c h l a u t e .

W. S'. Ge'. 3_.

Bei diesen Lauten ist die Stimmperiode stets sehr deutlich aus-

gesproehen, ahnlich wie bei L, M und N. Auf dieselbe sind ferner

stets feine Z~iekchen aufgesetzt, jedoch nieht yon der regelmi~ssigen

Besehaffenheit wie bei den glatten Halbvokalen, sondern die Ge-

rauschnatur spricht sich sehr entschieden dadurch aus, dass die

Zackehen ihren Abstand unregelmiissig innerhalb der Stimmperiode

wechseln, so dass die Auszahlung auf grosse Schwierigkeiten st5sst.

Die Kurven des W (Beispiele 99 his 102) sind ziemlich mannig-

faltig, weil dieser Konsonant sebr verschieden ausgesprochen werden

kann. Verwendet man nut die beiden Lippen, so hat er oft eine

ganze U-artige Kurve, ohne dass, wie in der englischen Aussprache,

ein wirkliehes U gesprochen ist. Auf die U-artige Kurve sind abet

stets feine Zhckchen aufgesetzt. Bei dem gewShnlichen W, bei

welchem die oberen Schneidezi~hne zwisehen Unterlippe und unteren

Schneidez~.hnen stehen, draekt sieh die Stimmperiodik durch eine

yon tier Sinusform abweichende (steiler an- als absteigende) Schwingung

aus, mit aufgesetzten Zaeken yon etwas ungleiehem Abstand, deren

mittlere Frequenz meistens den Noten c4--d ~, nicht selten aber

fisa--ais 8 entspricht. Bemerkenswerth ist~ dass diese b e i d e n Ton-

hShen den bei dem verwandten Laute F gefundenen ziemlich ent- sprechen.

1) Dieser Vorgang ist ein vollkommen anderer als beim Mundpfeifen. Bei ersterem werden offenbar hint er dem Zungenabschluss liegende Hohlr~ume yon ver~mderlicher GrSsse angeblasen, beim Mundpfeifen liegen die angeblasenen Hohlrhume zwischen Zungenabschluss und LippenSffnung (manche Personen kSnnen auch statt der Lippen die ZahnspaBe zum Pfeifen benutzen). Ich er- wi~hne bier, dass mein Mundpfeifen etwa yon c 2 bis etwas tiber c 4 reicht. Ein wie ein Kugelresonator gestalteter Hohlraum masste, wenn der Durchmesser der Oeffnung zu dem der Kugel sich wie 1:5 verhielte, nach der Helmholtz'schen Formel far c 2 etwa 146 ccm, far c ~ etwa 2,3 ccm fassen; ffir engeres Oeffnungs- verh~ltniss verkleinern sich diese Zahlen.

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Fortgesetzte Untersuchungen i]ber die Konsonanten. 9.7

Das weiche S' gibt schOne Kurven (Beispiele 103--106) mit, Stimmperiodik und aufgesetzten Zackchen, deren mittlere Frequenz den Noten ais 8 und c~--e ~ entspricht. Vermuthlich existirt auch bier ein noch hSherer (mit dem Ohre wahrnehmbarer) Formant.

Ebenso schSn und sehr ahnlich sind die Kurven des franz5sischen Ge' (Beispiele 107 his ll0); die Zi~ckchen entsprechen den Noten aisS--h 8 und c i s t - - f i

Dass die Auszi~hlungen fi~r S' und Ge' in ihren Ergebnissen theilweise gut zu denjenigen fiir die verwandten Konsonanten 2s und Sch stimmen, ist yon geringer Bedeutung, da ilberhaupt die Lagen am Ende der dritten und am Anfang der vierten Oktave fast in allen Dauergeri~uschlauten vertreten sind.

J liefert weniger charakteristische Kurven (Beispiele III bis ll3). Die auf die Stimmperiode aufgesetzten Zackchen entsprechen durch- weg Noten zwischen c A und e ~, offenbar identisch mit dem Formanten des Vokals /. Folgt auf J ein Vokal, z. B. A, so geht das J aus- nahmslos zuerst in den Vokal 1 und dann erst in A i~ber.

6. Die p h o n i s c h e n E x p l o s i v l a u t e .

B . D . G .

Charakteristiseh f~r diese Laute und unterscheidend gegeniiber den aphonischen Explosivlauten ist, wie li~ngst bekannt, das TSnen der Stimme wi~hrend der ganzen, ziemlich langen Verschlusszeit. Die Luft strOmt dabei, abweichend yon den ziemlich verwandten Lauten M und N, nicht dutch die Nase aus, sondern dieselbe ist durch das Gaumensegel im Wesentlichen abgesperrt und kann daher un- beschadet der Aussprache dieser Konsonanten auch an den Nasen- 15chern verschlossen werden. Daher lassen sich auch B, D und T bei Weitem nicht so lange aushalten wie 1]/und N, sondern nur so lange, bis der Luftdruek in dem naeh vorn abgeschlossenen Mundraum sich mit demjenigen unterhalb der Stimmritze aus- geglichen hat 1).

Dementspreehend zeigt die Kurve yon B, D und G (Beispiele ll4 his 125) deutlieh die Stimmperiodik, aber die Wellen sind weniger hoch als bei M und ~V. Sehr oft ist in Ibba, Idda die Stimmschwingung in der ersten Strecke nach dem Anfangsvokal und in der letzten vor dem Endvokal kraftiger als in der Zwischen-

1) Auch l'k/ und 32 kann man bei vorn verschlossener Nase ziemlich gut aussprechen, dann aber ebenfalls nut far kiirzere Zeit.

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28 L. Hermann:

strecke. Auf die Stimmperioden sind feine Zi~ckchen aufgesetzt; die Auszlihlung derselben ergibt durchweg Noten zwischen d 3 und a 8, ohne sicher feststellbare Unterschiede zwischen den einzelnen Ken- sonanten.

Am Uebergang in den Endvokal, also bei der Sprengung des Verschlusses, zeigt B oft eine, nie sehr betri~chtliehe Luftdruck- exkursion (vgl. oben S. 20. Beispiel Kurve 115); D und G niemals. Ein entschiedenes Explosionsgeri~usch ist bei keinem der drei Laute nachweisbar, sondern die olmehin schon (s. oben) am Schluss meist sich verstarkenden Stimmsehwingungen zeigen eine Uebergangsform zur Kurve des folgenden Vokals~ indem statt des Formanten des- selben die den Noten dS--a 8 entsprechenden Zacken besonders deut- lich auftreten.

Ganz anders ist der Abschluss des B , D und G, wenn kein Vokal darauf folgt, wie in lb, .Bib. Im Deutschen wird bekanntlich das End-B, D und G sehr gewShnlich zu P, T und K; in meinen Versuchen habe ich dies natarlich vermieden, und ein entschiedenes B etc. gesprochen, wie etwa im franzSsisehen aube, Suede, plague, im englischen mad etc. In diesem Falle zeigen die Kurven regel- mi~ssig eine Art Vokalschwingung, welehe bei G etwas niedriger zu sein pflegt a!s bei B und D. Der Vokalformant, der sich leicht ausz~hlen li~sst, liegt, unabh~ngig yon der Stimmnote, bei gS--aS, far / ) ein wenig hSher, bei hS--c 4. Dieser unbestimmte Vokal, welcher zwischen einem kurzen O~ und I klingt, entspricht auch in seinem Formanten dieser Besehaffenheit. Isolirt ausgesprochen sieht man den unbestimmten Vokal in Kurve 118 und 121.

Endlich wenn eine Silbe mit B, D oder G beginnt, sieht man eine kurze Strecke deutlicher Stimmschwingungen, welche dem hSr- baren Brummen entspricht, dem u voraufgehen. Der Uebergang in den Vokal ist im Uebrigen wie derjenige in lbba etc. (s. oben)~

Das vorliegende Kurvenmaterial gestattet noch mancherlei Messungen Ober die Dauer der Vokale und Konsonanten beim Sprechen, die Beziehung derselben zum Accent und besonders tiber die erforderlichen Umstellungszeiten beim Uebergang ,con einem Laut zum anderen, ilber die Art, wie die Schwingungen eines kurzen Vokals an Amplitude zuerst zunehmen und dann abnehmen (hierfi~r bieten eine Anzahl der mitgetheilten Kurven anschauliche Beispiele), u. dgl.

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Fortgesetzte Untersuchungen fiber die Konsonantem 29

mehr. Dem Zwecke der vorliegenden Arbeit entspricht es nicht, iiber diese Punkte Messungen beizuft~gen; vielmehr behalte ich mir vor, solche spi~ter besonders mitzutheilen, nachdem sie unter Zuhilfe- nahme einfacherer Methoden ergi~nzt sind.

Zunachst weist die Akustik der Spracblaute an sich noch grosse Li~eken auf, welche Niemand weniger verkennen kann als ieh. Denn ich gestehe, dass ich mir nicht getraue beim Anblick jeder, selbst gut gelungenen Konsonantenkurve mit Sicherheit zu sagen, welchen Konsonanten sie darstellt. Von der M0glichkeit, eine in eine fortlaufende Kurve umgesetzte P h o n o g r a p h e n s e h r i f t zu l e s e n , sind wir also noch sehr welt entfernt. Und doch ware eine s o 1 e h e Schrift das Ideal aller denkbaren Schriftarten, denn sie ent- halt nicht allein das, was jede gedruckte oder geschriebene Schrift bietet, sondern zugleich Aussprache und Klangfarbe des Sprechenden, alle Hebungen und Senkungen her Stimmnote, alle Pausenverhalt- nisse etc. und bei Sprachgesang (Lied) aueh die Melohie, ja die eventuelle Begleitung und, wenn diese ei~ Orehester ist, die ganze Partitur der Oper, einsehliesslich des Textes. Die Herstellung einer so vollkommenen Phonographenkurve di~rfte auf weniger Schwierig- keiten stossen als die Fahigkeit, sie zu entziffern, d. h. aus dem dutch eine einzige Linie dargestellten Tongewirre diejenigen Bestand- theile herauszuerkennen, welehe has Ohr mit unvergleichlicher Leichtigkeit heraushSrt.

Bemerkungen und Naehweisung zu den Tafeln.

Leider war es, wie schon bei der Mehrzahl meiner VerSffent- lichungen ~ber Vokalkurven, nicht mSglich, eine autotypische Wieder- gabe der auf Papier aufgenommenen Kurven herzustellen, u n d e s blieb also, um dem Leser einen Einblick zu ermSglichen, nichts Anderes iibrig, als sie durch den Lithographen abpausen und auf den Stein iibertragen zu lassen, was mit grSsster Treue geschehen ist. Freilieh ging bei diesem ~othbehelf sehr viel yon der Eleganz und Zierlichkeit tier Originale verloren.

Um nicht allzu viele Tafeln in Anspruch zu nehmen~ musste ich reich mit einer kargen huswahl aus dem enormen Material begni~gen, welche aber geni~gen wird, um has im Text Dargestellte einiger- reassert zu illustriren. Der Raumersparniss wegen sind die Kurven

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vielleicht etwas zu sehr zusammengedrhngt warden; ein Theil musste quer angeordnet werden; endlich konnte der Lithograph die Reihen- fo]ge der Numerirung bei der Anordnung nur theilweise berack- sichti~en. In letzterer Hinsicht diene Folgendes zur Orientirung. Die Kurven befinden

Nr. sich auf Tar. 1--26 I links.

27--47 II links. 48--52 III links.

53 III ~[itte, oben. 54 III links.

55--59 I rechts, unten, quer. 60 -62 I rechts, oben, quer.

63 II rechts, unten, quer. 64 II rechts, oben. 65 III links. 66 II Mitte, quer. 67 III Mitte, oben. 68 II Mitte, quer.

69, 70 1I unten, rechts, quer. 71--81 III links. 82--91 ]II unten, rechts, quer. 92, 93 IV links. 94, 95 IV ~Iitte. 96, 97 IV links.

Die Kurven befinden Nr. sich aaf Tar. 98 IV Mitte, rechts. 99 IV links, unter 97.

103 IV rechts. 101 IV links. 102 IV rechts. 103 IV rechts.

104--111 1V links. 112 IV rechts.

113, 114 IV rechts (oben). 115 IV rechts. 116 IV ziemlich rechts. 117 IV rechts. 118 IV rechts (hSher).

119, 120 IV rechts (unten). 121 IV rechts (Mitte).

122, 123 IV rechts (unten). 124 IV rechts (ziemlich oben). 125 IV links, oben.

Van den meisten Kurven ist nut ein kurzes Stack reproduzirt warden; denn sie sind fast alle 30--50 cm lang. In dieser Hinsicht wird tier Leser ersucht, Folgendes zu beobachten.

Vom Anfangsvokal, z. B. I in 11opa, Iss, ist nur alas letzte Stack mit aufgenommen, hauptsachlich, damit die L a n g e de r S t i m m p e r i o d e aus der Kurve zu ersehen ist. Da die Note, auf welche gesungen wurde, stets neben dem Wart angegeben ist 1), kann Jeder die Zeitbedeutung der Abszissen ohne Weiteres ersehen. Um dem Leser das Erkennen der Periodenlange zu erleichtern, ist die- selbe bei jeder Kurve durch das Zeichen , , angedeutet.

Ebenso ist, wo ein Endvokal vorhanden war, z. B. in Jlgpa, van diesem, falls er aberhaupt mit kopirt wurde, nur der Anfang beracksichtigt, namentlich um die sehr gewShnlichen Uebergangs- deformationen zu zeigen.

Endlich ist van den sehr langen s t u m m e n P a u s e n , z. B. vor P, T, K in ~?pa, ltta u. s. w., der bei Weitem .~'r0sste Theil

1) Bemerkt sei, dass nach K 6 n ig ' schen Stimmgabeln van sag. mathematischer Stimmung gesungen warden ist. Es bedeutet also die Periodenlange bei c lh~s, bei e U56o, bei g 1/192 Sek.

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Fortgesetzte Untersuchungen iiber die Konsonanten. 31

der entsprechenden g e r a d e n Li n ie ganz weggelassen. Damit aber der Leser die Dauer der Pause zu ermitteln im Stande ist, ist aberall die Lange des wegge|assenen geraden Stackes angegeben. Z. B. bedeutet in Kurve 58 (Taf. I) far P ippip , ~;ote e, (10 cm) und (17 cm), dass ein 157 resp. 17 cm langes gerades Linienstack weggelassen ist. Es darf nicht unerwahnt bleiben, dass die Um- drehung des B a l z a r ' s c h e n Cylinders nie ganz gleichmassig ist, da derselbe immer arretirt wird und wahrend eines Wortes daher sich etwas beschleunigt. Die Periodenlange einer Kurve ist daher nicht absolut konstant, was f~lr genaue Messungen zu beri~cksichtigen ist. Da in dieser Kurve die Periodenlange des • etwa 2,8 mm ist und diese Lange 1/16o Sekunde bedeutet, so berechnet sich die Dauer tier ersten Pause zu etwa 07272, die zweite zu etwa 0,417 Sekunden. Die erste Pause ist also im Original etwa 122,, die zweite etwa 187 mm lang.

Wo die Stimmperiode aus der Konsonantenkurve selbst erkenn- bar ist, wie bei den phonischen Dauergerauschlauten, ist meist tier anschliessende Anfangs- oder Schlussvokal als entbehrlich ganz weggelassen. In solchen FAllen ist er aber aus der Legende er- sichtlich: (O)rr z. B. bedeutet, dass dem R ein kurzes 0 voran- ging, seine Kurve aber weggelassen ist. Diese Angabe war nament- lich bei den R-Kurven unentbehrlich, well zu entscheiden ist, ob der vorangehende Vokal einen Einfluss auf die Gestalt der/~-Kurve hat (vgl. oben S. 15).

Von denjenigen Konsonantenkurven~ we]che beliebig lange sich ausdehnen kSnnen und w~thrend ihrer Dauer keine merklichen Variationen zeigen, wie die der Halbvokale und Dauergerauschlaute~ ist meist nur ein relativ kurzes Bruchsttick reproduzirt worden. Die Angabe der wirklichen Gesammtl~inge der Kurven warde bier keinerlei Interesse gehabt haben. 1Nur bei den R-Kurven mussten, um den Amplitudenwechsel recht deutlich zu zeigen, relativ grosse Stacke wiedergegeben werden.

Gelegentlich ist auch aus tier M i t t e einer in ihrem Verlauf sehr gleichmassigen Konsonantenkurve ein grSsseres Stack der Raum- ersparniss halber weggelassen worden~ namlich wo es gerade auf das Anfangs- und Endstack wegen des Uebergangs vom und zum Vokal ankam. In Kurve ll7 (Tar. IV) z. B. bedeutet also die mit (161/~ cm) bezeichnete Unterbrechung des B in lbba keine stumme Pause, sondern kontinuirliche Fortsetzung der .B-Schwingung.

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Mehrere Punkte am Ende der Legende, z. B. (A)2p~ . . . . be- deuten, dass das Wort noch weiter ging (A~vpitlik), aber die Kurve nicht weiter lithographirt ist.

Die Drehgeschwindigkeiten des Phonographencylinders und des Papiercylinders bei der Reproduktion waren /~usserst verschieden, so dass die Zeitbedeutung der Abszissen keinerlei Regel befolgt. Das Ausseben der Kurven wird bekanntlich hierdurch sehr mannigfach und ebenso durch das Verhhltniss yon Ordinaten- und Abszissen- massstab, welche beide fortwahrend unabh/~ngig yon einander ver- hndert wurden. Der sachverst~ndige Leser wird aber diesem Um- stande stets Rechnung tragen und sich durch seinen Einfluss nicht t/~uschen lassen. Wie schon oben bemerkt, lassen sich die wirklichen Zeiten stets mit Leichtigkeit feststellen.

Die Neigungen und Krammungen im Zuge der Kurven rt~hren theils yon der automatischen Vorschiebung des Schreibcylinders, theils yon Centrirungsmangeln des Phonographencylinders (s. oben S. 2) her. Ueber theilweisen Nichtgebrauch der Vorschiebung s. oben S. 7. Wo bei grossen Exkursionen des ~P das Maximum nicht mehr in der Kurve erschien, Idiese daher eine Lt~cke zeigt!~ ist der Zusammenhang durch *** angedeutet. ~,

Alle Kurven, bei welchen keine Person angegeben ist, rfihren yon meiner eigenen Stimme her.

~ : a c h t r ~ g l i c h e r Z u s a t z zu S e i t e 6. Wenn die angefahrte Betrachtung richtig ist, so muss grSssere

Drehgeschwindigkeit beim Aufsprecheu die Reproduktion soleher Laute wie S begt~nstigen. Ich habe bisher auf diesen Punkt noch nicht mein Augenmerk gerichtet.

Zu S e i t e 24ff. Erw~hnenswerth scheint mir die in Ha 11 e r ' s Elementa physio-

logiae, Band V p. 267 (Lausanne 1763) enthalteue Anftihrung (nach R o g e r ) , class das Echo den Konsonanten S nicht wiedergebe.