Frauen und Rauchen in Deutschland – eine Bestandsaufnahme · Sinkendes Einstiegsalter (Quelle: Schulze A., Mons U., Trends in cigarette smoking initiationand cessation among birth

Frauen und Rauchenin Deutschland –

eine BestandsaufnahmeDr. Martina Pötschke-Langer

Deutsches Krebsforschungszentrum HeidelbergWHO - Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle

[email protected]://www.tabakkontrolle.de

Geschichte des Rauchens

16. und 17. Jahrhundert:Zeitalter der Pfeifen(geraucht von Männern)

18. Jahrhundert:Zeitalter des Schnupftabaks(geraucht von Männern)

19. Jahrhundert:Zeitalter der Zigarren(geraucht von Männern)

Geschichte des Rauchens

20. Jahrhundert:

Zeitalter der Zigaretten(geraucht von Männern

und Frauen)

Hohe Prävalenz beiErwachsenen:

37% Männer28% Frauen

(Alter: über 18 Jahre im Jahr2004)

Rauchverhalten von Frauen ansteigend!

Quelle: Lampert T, Burger M (2004)

Das Tabakproblem in Deutschland

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1926-30 1931-35 1936-40 1941-45 1946-50 1951-55 1956-60 1961-65 1966-70

Geburtskohorte

Jem

alsr

auch

erpr

äval

enz

(in %

)

Männer

Frauen

(Quelle: Schulze A., Mons U., Trends in cigarette smoking initiation and cessation among birth cohorts of 1926-1970 in Germany, European Journal of Cancer Prevention, in press)

Anteile der Jemalsraucher in Deutschland

14

16

18

20

22

24

26

28

1926-30 1931-35 1936-40 1941-45 1946-50 1951-55 1956-60 1961-65 1966-70

Geburtskohorte

Med

ian-

Ein

stie

gsal

ter

Männer

Frauen

Sinkendes Einstiegsalter


Frauen

0102030405060708090

100

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Dauer des Rauchens (in Jahren)

Auf

hörq

uote

(in%

)

1926-30

1931-35

1936-40

1941-45

1946-50

1951-55

1956-60

Männer

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Dauer des Rauchens (in Jahren)

Auf

hörq

uote

(in

%)

1926-30

1931-35

1936-40

1941-45

1946-50

1951-55

1956-60

Rauchstopp-Quoten in Abhängigkeitvon der Dauer des Rauchens


0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

1993 1997 2001 2004Jahr

Rau

cher

quot

e (in

%)

WestdeutschlandOstdeutschland

(Quelle: BZgA 2004)

12-17jährige Mädchen imOst-West-Vergleich

15-Jährige

0 10 20 30 40 50 60

Grönland

Deutschland

Ukraine

Slowenien

Finnland

Österreich

Tschechien

Spanien

Prävalenz täglicher Raucher (in %)

JungenMädchen

13-Jährige

0 10 20 30 40 50 60

Grönland

Deutschland

W ales

Russland

England

Portugal

Finnland

Ukraine

Prävalenz täglicher Raucher (in %)

JungenMädchen

(Quelle: Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) Study 2001/2002)

Deutsche Jugendliche im internationalen Vergleich

Hohe Prävalenz beiSchwangeren:

geschätzt: 20 - 40%

Quelle: Helmert U, Lang P, Cuenelaere B (1998)


Hohe Prävalenz beipassivrauchenden Kindern :

rund 50 %

Quelle: Statistisches Bundesamt (1996)


Rauchen und Berufe

Quelle: Helmert et al. 1998

Gesundheitliche Konsequenzen des Rauchens bei Frauen

• Koronare Herzkrankheiten• Lungenkrebs• Krebse des Rachens, des Mundes,der Speiseröhre, der Bauchspeichel-drüse, der Nieren, der Harnblase• Emphyseme, Bronchitis, Asthma

“Wenn Frauen rauchen wie Männer, werden sie sterben wie Männer” (Richard Peto)

Tabakepidemie und Mortalität

• Mehr als die Hälfte aller Raucher versterben vorzeitig

• Raucher erreichen nur zu 58% das 70. Lebensjahr und sogar nur zu 26% das 80. Lebensjahr, im Vergleich zu 81% bzw. 59% der Nichtraucher

• Der statistische Durchschnitt verlorener Lebenszeit liegt bei zehn Jahren

(Die Wirkung des Zigarettenrauchens auf die Lebenserwartung, Quelle: Doll et al. 2004 BMJ)

91

81

59

81

58

26

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

35 40 50 60 70 80 90 100

Alter

Surv

ival

(%)

Nichtraucher

Raucher


“Wenn Frauen rauchen wie Männer, werden sie sterben wie Frauen und frauenspezifische Krankheitenerleiden”

• Gebärmutterhalskrebs• Menstruationsprobleme• Frühe Menopause• Osteoporose• geringere Fruchtbarkeit• vorzeitige Hautalterung


“Wenn Frauen rauchen wie Männer, werden sie die Gesundheit ihrerKinder beeinträchtigen”

• Fehlgeburten• Frühgeburten• Totgeburten• Geringeres Geburtgewicht• Plötzlicher Kindstod• Verminderter Kopfumfang• Vermindertes Stillen• Atemnotbeschwerden

Tabakrauchbedingte Mortalität von Frauen in der Europäischen Union

Die wachsende Epidemie:

1955 - 10.0001975 - 49.0001995 - 113.000

Marketingstrategien der Tabakindustrie

Frauen als Zielgruppevon Werbekampagnen:

• Assoziation mit Glamour und Attraktivität


• Assoziation mit Fitness und Kraft



• Entwicklung von frauen-spezfischen Zigaretten


Tabakrauchbedingte Mortalität von Frauen in der Europäischen Union

• Werbung für irreführendeLightprodukte


1

Der Tabakepidemie Einhalt gebieten

Implementierung des

Internationalen

Rahmenabkommens für

Tabakkontrolle (FCTC)

2


Gesundheitsinteressen vorIndustrieinteressen stellen:

Transparenz des Einflusses derTabakindustrie

Zurückdrängung des Industrieeinflusses

Ablehnung vonTabakindustriegeldern fürdie Prävention

3

9000

10000

11000

12000

13000

14000

15000

16000

17000

1971 19741977 1980 1983 19861989 1992 1995

Ziga

rett

en K

onsu

m (

in M

io E

ngl.

Pfun

dzu

den

Pre

isen

von

199

4)

1,25

1,45

1,65

1,85

2,05

2,25

2,45

2,65

2,85

3,05

Prei

s(in

Eng

l. Pf

und;

zu

den

Prei

sen

von1

994)

Konsum

Preis

Spürbare Tabaksteuer-erhöhungen

Quelle: Townsend (1998)


0

20

40

60

80

100

120

140

160

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Jahr

Ziga

rette

nabs

atz

(in M

rd. S

tück

)

Zigaretten

Feinschnitt

- 33 Mrd.

+13 Mrd.

Zigarettenverbrauch in Deutschland von 1993 bis 2004 in Milliarden Stück (=Netto-Bezug von Steuerzeichen). 1t Feinschnitt entspricht 1,5 Mio. Stück Zigaretten.

(Quelle: Statistisches Bundesamt 2005, Bearbeitung: Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabsstelle Krebsprävention)

Zigarettenverbrauch in Deutschland

4

WirkungsvolleMaßnahmen zurBekämpfung des

Zigarettenschmuggels


5

UmfassendesTabakwerbe-

verbot1400

1450

1500

1550

1600

1650

1700

1750

1800

1981 1991Jahr

Kon

sum

pro

Kop

f

Staaten mit umfassendem Tabakwerbeverbot

Staaten ohne umfassendem Tabakwerbeverbot

Quelle: Saffer & Chaloupka (2000)


Schaffung rauchfreier

Kindergärten,

Kinderspielplätze,

Schulen,

Ausbildungsstätten und

Sporteinrichtungen

6


7

Umsetzung derArbeitsstätten-

verordnung unterEinbeziehung der

Gastronomie


8

Lizensierungdes Vertriebs

von Tabakwaren


9

Verbot von

Zigarettenautomaten


10

Drastischevisuelle

Warnhinweiseauf

Zigaretten-schachteln


11

Offenlegung aller Inhaltsstoffe des

Zigarettenrauchs sowie deren

Wirkungen und Nebenwirkungen

und Verbot

gesundheitsschädigender

Zusatzstoffe


12

Anerkennung der

Tabakabhängigkeit als

chronischer Krankheit nach ICD

10 und Durchführung

evidenzbasierter

Behandlungsmaßnahmen


13

Aufklärungskampagnen:

Ansprache von Jugendlichen

und Erwachsenen mit

drastischen

Informationskampagnen


Handlungsempfehlungen für eine wirksame deutsche Tabakprävention

Science goes

politics!

Documents

Frauen und Rauchen in Deutschland – eine Bestandsaufnahme · Sinkendes Einstiegsalter (Quelle: Schulze A., Mons U., Trends in cigarette smoking initiationand cessation among birth