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August 2007 Inhalt Nachrichten Linux allgemein Fedora 8 Test 1 verz¨ ogert S. 4 Die GPLv3 – Fluch oder Segen f¨ ur Open Source-Software? S. 21 Weiterer Anbieter von PCs mit vorinstalliertem Ubuntu S. 4 Freie Software – Eine Chance f¨ ur Afrika? S. 24 Statistiken f¨ ur Fedora S. 4 Interview mit Alex Antener S. 25 Microsoft m¨ oglicherweise nicht an GPLv3 gebunden S. 5 Zusammenfassung der 3. Mailserver-Konferenz S. 29 Dritte Ubuntu-Alphaversion von Gutsy Gibbon“ erschienen S. 5 Freiheit oder Totalitarismus: Nein!“ zu OOXML! S. 30 Go Gobuntu S. 5 Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 4: Dapper Drake S. 33 Firefox 1.5-Sicherheitsupdates auch f¨ ur Dapper Drake S. 6 Veranstaltungskalender S. 37 Einladung zur Ubuntu-Konferenz S. 6 Interna Software-Vorstellungen Editorial S. 2 Wajig S. 7 Leserbriefe S. 3 MPD – Music Player Daemon S. 9 Vorschau S. 39 Das Ein-Mal-Eins f¨ ur Linux – Mathesoftware kurz vorgestellt S. 13 Impressum S. 40 Anleitungen, Tipps & Tricks Flexible Sondertasten mit keyTouch S. 17 Tipps & Tricks S. 20 1

freiesMagazin - 2007-08

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Flexible Sondertasten mit keyTouchDie meisten modernen Tastaturen bringen verschiedene Sondertasten für den schnellen Zugriff auf E-Mail-Programme und Browser und für die Steuerung von Audioplayern mit. Leider werden diese oft entweder nicht unterstützt oder die Konfiguration gestaltet sich schwierig. In diesem Artikel stellen wir die Einrichtung dieser Sondertasten mit keyTouch vor.Freie Software – Eine Chance für Afrika?Viele Universitäten in Afrika haben nicht die Bildungsmöglichkeiten, die sich uns in den westlichen Ländern bieten. Vor allem an Computern fehlt es häufig, so dass die Informationstechnologie gar nicht gelehrt werden kann. Alex Antener hat hierzu ein Projekt gestartet, um eine Universität in Malawi zu unterstützen.Das Ein-Mal-Eins für Linux – Mathesoftware kurz vorgestelltIm zweiten Teil des Artikels werden weitere Matheprogramme behandelt, die dabei helfen, im Studium und in der Schule unbeschadet durch den Gleichungsdschungel zu gelangen.

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August 2007

Inhalt

Nachrichten Linux allgemeinFedora 8 Test 1 verzogert S. 4 Die GPLv3 – Fluch oder Segen fur Open Source-Software? S. 21Weiterer Anbieter von PCs mit vorinstalliertem Ubuntu S. 4 Freie Software – Eine Chance fur Afrika? S. 24Statistiken fur Fedora S. 4 Interview mit Alex Antener S. 25Microsoft moglicherweise nicht an GPLv3 gebunden S. 5 Zusammenfassung der 3. Mailserver-Konferenz S. 29Dritte Ubuntu-Alphaversion von

”Gutsy Gibbon“ erschienen S. 5 Freiheit oder Totalitarismus:

”Nein!“ zu OOXML! S. 30

Go Gobuntu S. 5 Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 4: Dapper Drake S. 33Firefox 1.5-Sicherheitsupdates auch fur Dapper Drake S. 6 Veranstaltungskalender S. 37Einladung zur Ubuntu-Konferenz S. 6

InternaSoftware-Vorstellungen Editorial S. 2Wajig S. 7 Leserbriefe S. 3MPD – Music Player Daemon S. 9 Vorschau S. 39Das Ein-Mal-Eins fur Linux – Mathesoftware kurz vorgestellt S. 13 Impressum S. 40

Anleitungen, Tipps & TricksFlexible Sondertasten mit keyTouch S. 17Tipps & Tricks S. 20

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Etwas ungewohnlich fur eine Augustausgabe ist der gestiegene Um-fang von freiesMagazin. Anstelle eines Sommerlochs gibt es in derLinuxwelt eine heiße Diskussion uber die GPLv3 und ihre Auswirkun-gen auf Patentabkommen zwischen Microsoft und Linux-Distributoren.Microsoft sorgt aber mit dem Versuch, neben dem bereits von der ISOanerkannten Dokumentenformat ODF ein eigenes definieren zu lassen,fur weitere Unruhe. Hierzu haben wir diesen Monat gleich zwei langereArtikel.

Daneben haben wir aber auch diesen Monat wieder Softwarevorstel-lungen, Anleitungen und Tipps & Tricks fur Sie zusammengestellt. Siefinden, es konnten noch mehr sein? Oder Sie fragen sich, warum wir

diese oder jene Software noch nicht vorgestellt haben? Dann helfenSie uns doch! Wir konnen immer Autoren gebrauchen, die Lust amSchreiben haben. Seien Sie unbesorgt, Sie verpflichten sich nicht zulebenslangen Artikellieferungen, auch ein einzelner Artikel freut uns.Schreiben Sie uns doch eine E-Mail an [email protected] Sie uns unterstutzen mochten.

Vorerst aber viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe! Ihre

© by Randall Munroe, http://xkcd.com2

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Leserbriefe

Fur Leserbriefe steht unsere [email protected] zur Verfugung –wir freuen uns uber Lob, Kritik und Anregun-gen zum Magazin.

An dieser Stelle mochten wir alle Leser ausdruck-lich ermuntern, uns auch zu schreiben, was nichtso gut gefallt. Wir bekommen sehr viel Lob (wasuns naturlich freut), aber nur durch Kritik konnenwir uns verbessern.

atool – intelligentes ArchivprogrammHerzlichen Gluckwunsch zu Ihrem Online-Magazin. Es ist das beste und einzige zumThema Linux, welches ich kenne. Alleine dasArchiv der vergangenen Ausgaben ist einewahre Goldgrube. Weiterhin freue ich michauf jede neue Ausgabe . . . (Es konnte ruhigofter erscheinen ˆˆ.)Einen Hinweis zum Thema Archive hatte ichjedoch noch. Das atool ermoglicht das einfacheEntpacken von samtlichen Archiven (wenn diejeweiligen Entpacker installiert sind) mit demBefehl aunpack <archiv> [1]. Unerreichtist, wie intelligent das Programm entscheidetob es einen neuen Ordner fur den Inhalt anle-gen soll oder nicht (das kenne ich von keinemgraphischem Entpacker). Der Vorteil liegt ganzklar darin, dass man sich nicht die Unzahl ver-schiedener Befehle merken muss (ich krieg dasnamlich nicht hin . . . ). Archive erstellen kanndas Tool wohl auch.

Ronny Mobius

freiesMagazin: Vielen Dank fur Ihr Lob undden Tipp zum Packprogramm – dieses hort sichwirklich vielversprechend an.

URL-Verweise ans SatzendeIch bin durch ubuntuusers.de letzten Monatauf freiesMagazin gestoßen und war uber dierecht hohe Qualitat des Layouts wie auch derBeitrage sehr positiv uberrascht. Eine kleineAnregung zum Layout hatte ich noch: DieVerweise (sehr professionell, ich wunschteheise, SPON, sz, etc. pp. hatten das auch)lesen sich ein wenig blod, schoner warees, wenn anstelle von

”Auf [1] ist zu lesen

(. . . ) [1] www.ubuntuusers.de/xxx.htm“ ein-fach

”Auf ubuntuusers.de [1] ist zu lesen (. . . )

[1] www.ubuntuusers.de/xxx.htm“ verwendetwerden wurde (in einigen Artikeln wird dasschon so praktiziert, in anderen nicht. Ichdenke das durfte die Lesbarkeit noch weitererhohen (Das Querformat ist toll!!!). Ansons-ten hoffe ich weiterhin auf viele interessanteArtikel. :)

Sebastian Werk

freiesMagazin: Wir haben uns in dieser Aus-gabe bemuht, die Verweise ans Ende eines Sat-zes oder zumindest ans Ende eines Nebensatzeszu stellen. Wir hoffen, dass dies die Lesbarkeiterhoht. Herzlichen Dank fur diese Anregung.

Entschlusseln mit KMailIm Programm KGpg, welches ein grafisches

Frontend fur GnuPG ist, muss eingestellt wer-den, dass der GnuPG-Agent benutzt werdensoll. Dieser Agent regelt die Kommunikationzwischen KDE-Programmen (wie KMail) undGnuPG. Zu finden ist die Option unter Einstel-lungen � GnuPG-Einstellungen. Dort kannauch der private und offentliche Schlusselringhinterlegt werden.Was passiert im Hintergrund?In der Datei ˜/.gnupg/options werden fol-gende zwei Zeilen erganzt:keyring /home/user/.gnupg/ypubring.gpgsecret-keyring /home/user/y.gnupg/secring.gpg use-agentErhalt man nun eine verschlusselte Mail, fragtKMail nach der Passphrase und zeigt die Mailanschließend entschlusselt an.

Arthur Schiwon; Jonathan

freiesMagazin: Gleich mehrere Leser habennach dem Artikel zur Verschlusselung mit KMailTipps zum Entschlusseln eingesandt – vielenDank dafur.

Links[1] http://www.nongnu.org/atool

Die Redaktion behalt sich vor, Leserbriefe gegebe-nenfalls zu kurzen.

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Fedora 8 Test 1 verzogert

Jesse Keating, einer der Ent-wickler des Fedora-Projekts hatbekanntgegeben, dass sich dieVeroffentlichung der ersten Test-version von Fedora 8 verzogernwird [1].

Der Grund dafur liegt darin, dassspeziell Dell-Computer sowie ei-nige Toshiba-Modelle Bootproble-me hatten. Das Problem ist bereitsgelost und ein neuer Kernel wurdekompiliert. Der Veroffentlichungs-

termin fur Test 1 wurde auf den7. August gelegt. (edr)

Links[1] http://lwn.net/Articles/y

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Weiterer Anbieter von PCs mit vorinstalliertem Ubuntu

Seit kurzem gibt es einen weiterenAnbieter, der PCs mit vorinstal-liertem Ubuntu-Linux vertreibt[1]. Lincomp bietet Desktop-PCsund Notebooks von Fujitsu Sie-

mens mit vorinstalliertem Ubuntuoder Kubuntu

”Feisty Fawn“ sowie

Support-Tickets der Open Sour-ce Factory an. Bisher ist eineAuswahl der LTS-Version

”Dapper

Drake“ nicht moglich, da der Shopaber erst vor kurzer Zeit an denStart ging, ist es moglich, dass dieAuswahl noch vergroßert wird.(edr)

Links[1] http://www.lincomp.eu

Statistiken fur Fedora

Das Fedora-Projekt hat kurzlicheinen Blick hinter die Kulissengewahrt. Zu sehen gibt es De-tails zu Fedora 7 und andere Sta-tistiken. Ein Interview mit MaxSpevack versuchte die Frage zuklaren, ob die Zahlen die Wahr-heit sprechen [1]. Im Gegensatzzu den meisten Herstellern pro-

prietarer Software, die uber ver-schiedene Mechanismen Nutzer-daten sammeln, tappen die meis-ten Linux-Distributoren in dieserHinsicht im Dunkeln.

Das Fedora-Projekt versucht nunInformationen daruber zu erhal-ten, auf wie vielen Systemen und

welcher Hardware Fedora lauft.Die Informationen werden abernicht automatisch gesammelt son-dern basieren auf freiwilligen Ein-sendungen. Interessierte konnensich die Statistiken auf den Wiki-seiten des Fedoraprojekts ansehen[2] [3]. (edr)

Links[1] http://www.linux.com/y

feature/118197[2] http://smolt.fedoraproject.y

org/stats[3] http://fedoraproject.org/y

wiki/Statistics

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Microsoft moglicherweise nicht an GPLv3 gebunden

Laut einer australischen Anwalts-kanzlei ist Microsoft moglicher-weise nicht an die GPLv3 gebun-den, da sie dieser nie zugestimmthaben [1]. Damit hatte das Unter-nehmen keine der im Artikel zurGPLv3 ab Seite 21 beschriebe-

nen Konsequenzen zu befurchten.Auch waren weitere Patenabkom-men nicht ausgeschlossen. Micro-soft selbst hat schon mehrfacherklart, sich nicht an die GPLv3gebunden zu fuhlen. Es bleibt alsoabzuwarten, welche Auswirkun-

gen die GPLv3 auf bestehendeund weitere Patentabkommenzwischen Microsoft und Linux-Distributoren haben wird. (edr)

Links[1] http://www.ubuntuusers.y

de/ikhaya/624[2] http://news.com.com/y

2100-7344 3-6198723.html[3] http://www.silicon.de/y

enid/linux/28629

Dritte Ubuntu-Alphaversion von ”Gutsy Gibbon“ erschienen

Am 20. Juli ist die dritte Alpha-version von

”Gutsy Gibbon“ er-

schienen. Diese nicht nur furden Testeinsatz gedachte Versi-on bringt die funfte Alphaversionvon GNOME 2.20 mit. Auch die-se lauft wieder flussiger als dieVorgangerfunktionen. Das Deri-

vat Kubuntu kommt noch nichtmit standardmaßig installiertemKDE 4 Beta 2, die entsprechen-den Pakete liegen aber bereits inUniverse. Fur KDE-Nutzer einewichtige Neuerung: Nicht mehrder Konqueror, sondern die neueAnwendung

”Dolphin“ ist fur die

Dateiverwaltung zustandig. AuchXubuntu Tribe 3 bringt Verbes-serungen mit sich, so gibt es dasProjekt

”Xfce Goodies“ mit Funk-

tionen und Software die nicht imoffiziellen Xfce-Release enthaltensind. (edr)

Links[1] http://www.ubuntu.com/y

testing/tribe3[2] http://www.ubuntuusers.y

de/ikhaya/613

Go Gobuntu

Wie bereits im April angekundigtwurde, plante Canonical eineneue Version von Ubuntu, die nurfreie Bestandteile enthalt. Die ers-te Testversion von Gobuntu stehtfur Entwickler nun zur Verfugung.Mark Shuttleworth ruft in sei-

nem Blog Entwickler auf, die beider

”Sauberung“ von proprietaren

Komponenten in Gobuntu helfenwollen. Vorrangig bezieht sichdies auf Hardwaretreiber, soll innaher Zukunft aber ausgeweitetwerden, wenn mehr Entwickler

bei dem Projekt helfen. Gobun-tu soll damit eine klarere undleichter zu betreuende Basis furProjekte wie gNewSense bilden.Das Betriebssystem scheint alsonicht, wie fruher vermutet, aufgNewSense aufzubauen, sondern

eigenstandig entwickelt zu wer-den. (dwa)

Links[1] http://www.ubuntuusers.y

de/ikhaya/608

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Firefox 1.5-Sicherheitsupdates auch fur Dapper Drake

Vor nicht ganz zwei Monatenkam das letzte offizielle Upda-te von Mozilla fur Firefox 1.5.Danach ist die Unterstutzung aus-gelaufen und vor allem Ubuntu6.06-Nutzer waren im Unkla-ren, wie es nun weiter geht.Diese Woche kam nun die er-hoffte Bestatigung: Firefox 1.5wird manuell weitergepflegt. Am18. Juli 2007 erschien die neue

Firefox-Version 2.0.0.5, die eini-ge Sicherheitslucken geschlossenhat. Dies wurde fur Ubuntu amFreitag sowohl fur Firefox 2 inEdgy und Feisty, als auch Fire-fox 1.5 in Dapper umgesetzt. Essteht nun also eine neue Firefox-Version 1.5.0.13 zur Verfugung,welche die als MFSA 2007-18 bis25 bekannten Lucken schließt.Das bedeutet also, wie vermutet,

dass die Sicherheitslucken, diein Firefox 2 von Mozilla gefixtwerden, durch den Maintainerdes Firefox 1.5-Paketes auch furDapper-Nutzer zur Verfugung ge-stellt werden. Damit muss man al-so keine Sorge mehr haben, dassDapper Drake seinen LTS-Statusverliert oder man mit diversenSicherheitslucken in alterer Soft-ware leben muss. Ob aber doch

noch ein Upgrade auf Firefox 2in den Dapper-Backports geplantist, kann derzeit noch nicht gesagtwerden. (dwa)

Links[1] http://www.ubuntuusers.y

de/ikhaya/614

Einladung zur Ubuntu-Konferenz

Das Organisationsteam der Ubu-con 2007 hat heute offiziell zurkommenden Ubuntu-Konferenzeingeladen. Aufgrund der vielenUbuntu-Anwendertreffen, die imletzten Jahr erfolgreich Entwick-ler, Anwender und andere Inter-essenten zusammengebracht hat,findet am 20. und 21. Oktober2007 eine zweitagige Ubuntu-Konferenz fur die deutschspra-chige Community statt. Die ersteUbucon im deutschsprachigenRaum wird an der Hochschule

Niederrhein in Krefeld abgehal-ten. Neben Einblicken in die Dis-tribution kann man sich auch mitanderen Community-Mitgliedernaustauschen und neue Anregun-gen sammeln. Im Mittelpunktder Konferenz stehen Vortrage,Workshops und Gesprache, umden Austausch zwischen Entwick-lern, Anwendern und anderenMitgliedern der Community zufordern. Der Call for Papers furdas Vortragsprogramm hat heu-te am 11. Juli begonnen und

wird bis zum 11. August ge-hen. Gesucht werden Referen-ten fur Vortrage, Workshops undDiskussionsrunden zu Themenrund um Ubuntu. Zielgruppensind sowohl Entwickler als auchAnwender und andere Mitglie-der der Ubuntu-Community. WerInteresse hat, kann sich per E-Mail uber [email protected] an-melden. Man sollte aber bitte dieAnforderungen auf der Websitebeachten. Nahere Informationenzum aktuellen Stand der Vor-

bereitungen findet man fortlau-fend auf der Konferenzseite un-ter www.ubucon.de. Anregungen,Hinweise und Vorschlage konnenan die zentrale [email protected] geschickt wer-den. (dwa)

Links[1] http://www.ubucon.de[2] http://www.ubuntuusers.y

de/ikhaya/609

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Wajig von Rafael Maguina

W a ist Japanisch und steht fur

”Harmonie“ und ”Einheit“. Jighat auf Englisch mehrere Bedeu-

tungen – darunter ”lebhafter Volkstanz“,

”herumhupfen“, ”wild tanzen“ oder auch

”Spannvorrichtung“ (nachgeschlagen wur-de in ding, das bereits im freiesMagazin10/2006 vorgestellt wurde). Wajig ist so-mit das Schweizer Taschenmesser unterden Administrationswerkzeugen. Es han-delt sich um ein Befehlszeilenprogramm,das die Funktionalitat von Paketverwal-tungsprogrammen wie apt-get, apt-cacheoder dpkg in sich vereint. Nicht wenigerals 114 Befehle kennt wajig, inklusive vie-ler Aliase. Dennoch kommt das Programmohne viele Optionen und mit einer sehrleichten Syntax aus.

Eine erste Anlaufstelle, um wajig kennen zulernen, ist die kurze Hilfeubersicht, die mandurch Eingabe von

wajig help

in der Befehlszeile erreicht. Mit dem Komman-do werden die am haufigsten verwendeten Be-fehle angezeigt. Die Syntax besteht aus dreiParametern

wajig [optionen] [befehl][dateien|pakete]

Die Optionen sind aber sehr wajig-spezifischund werden deswegen in der Regel eher seltengebraucht. Die Vielfalt und die Implementie-rung der Funktionalitat wird dagegen alleindurch die Befehle gesteuert. Unter Ubuntu ver-wendet wajig automatisch Root-Rechte, wenndiese benotigt werden. Eine gesonderte Einga-be von sudo ist also nicht erforderlich.

Erlautern mochte ich das Modell an folgendemBeispiel: Nehmen wir an, wir haben gerade ei-ne TEX-Live-Installation durchgefuhrt, benoti-gen aber noch ein bestimmtes LATEX-Paket, daseine besondere Funktionalitat bereitstellt. Wirkennen den Namen des LATEX-Paketes (z. B. li-neno fur die Zahlung von Zeilen), wissen abernicht, in welchem Ubuntu-Paket sich dieses be-findet. Mit

wajig search lineno

erfahren wir, dass es im Paket texlive-latex-extra zu finden ist. Wollen wir nun wissen,was texlive-latex-extra nun genau fur ein Pa-ket ist, kann man sich die Kurzbeschreibungmit

wajig describetexlive-latex-extra

anschauen. Erfahrene Befehlszeileveteranenwerden sicherlich das Programm whatis ken-nen. wajig bietet mit

wajig whatistexlive-latex-extra

eine Alternative zum vorigen Befehldescribe. Wer genauere Informationen wiez. B. die Versionsnummer des Paketes, denverwendeten Festplattenplatz nach der In-stallation, die Große des Downloads oder dieAbhangigkeiten des Pakets erfahren mochte,kann dies per

wajig detailstextlive-latex-extra

in Erfahrung bringen. Um das Paket nun ab-schließend zu installieren, gibt man

wajig installtexlive-latex-extra

in das Terminal ein.

Wie oben angedeutet, ist wajig nur ein sogenannter Wrapper oder Frontend. Das Pro-gramm selbst arbeitet nicht aktiv, sondernbedient sich anderer Programme und bietet

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dafur eine einheitliche Schnittstelle, um dieverschiedenen administrativen Aufgaben zubewaltigen. Sollte ein von wajig benotigtesProgramm nicht vorhanden sein, meldet sichwajig und schlagt die Installation des betref-fenden Programms vor. Um herauszufinden,welche Befehle und Programme sich hintereinem bestimmten wajig-Befehl verstecken,verwendet man die Option -t (teach). Ahn-lich lehrreich ist die Option -s (simulate), diedie Befehle nicht ausfuhrt, sondern die An-wendung nur simuliert.

Auch besondere Wunsche lasst wajig nicht of-fen. Will man z. B. herausfinden, welche bzw.wie viele Programme im System nicht-freieSoftware im Sinne der Free Software Founda-tion (FSF) sind, fragt man wajig durch

wajig nonfree

danach. Dafur verwendet wajig das Programmvrms (

”Virtual Richard M. Stallman“, benannt

nach dem Grunder der FSF) im Hintergrund,welches nicht standardmaßig in Ubuntu in-stalliert ist.

Ebenfalls lassen sich verschiedene Dienstedurch wajig starten bzw. stoppen. Die Ein-gabe von

wajig start apache2

bzw.

wajig stop apache2

startet bzw. stoppt den Webserver Apache.Mittels

wajig list-daemons

erhalt man eine Liste aller von wajig start- undstoppbaren Dienste.

Und der Rest der 114 Befehle? Nach Eingabevon

wajig help

verweist wajig selber auf den Befehl

wajig list-commands

der das gewunschte Ergebnis und alleverfugbaren Befehle liefert. Alternativ kannman auch

wajig commands

hierfur benutzen.

Die ausfuhrlichste Art der wajig-Dokumentation befindet sich nicht wie ubli-cherweise in der Man-Page (man wajig),sondern kann durch den Befehl

wajig docs | less

angezeigt und durchgelesen werden. Wer eineTextdatei bevorzugt, kann sich die Ausgabeauch per

wajig docs >wajig-documentation.txt

in die Datei wajig-documentation.txtumleiten und diese dann mit einem Editor an-schauen. Mit dem Programm txt2tags lasst sichdie Textdatei ziemlich schnell und erfolgreichin eine saubere HTML-Seite, eine PDF-Dateioder in eine LATEX-Datei umwandeln.

Nach dieser kurzen Vorstellung wird vielleicht

sudo apt-get install wajig

das letzte Mal sein, dass man apt-get verwen-det.

GNOME Jig fur Befehlszeilenverweigerer.8

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Fur weitere Informationen und Referenzensei ferner auf die wajig-Homepage und zweigute Einleitungen verwiesen [1] [2] [3]. Fur Be-fehlszeilenverweigerer gibt es mit gjig nochein GUI-Pendant zu wajig, das im Paket wajigmitgeliefert wird. Nach Meinung des Autorsverpasst man mit GNOME Jig aber den gan-

zen Spaß, den man bei der Verwendung vonwajig hatte (einziger und schwerwiegendsterMangel von wajig: Keine Ostereier! apt-getmoo und aptitude -vvvvv moo lassengrußen). ;-) Somit verabschiede ich mich nunmit einem knappen

wajig bye

Links[1] http://wajig.sarovar.org[2] http://survivor.sarovar.org/wajig.html[3] http://xtronics.com/reference/y

rpm2apt-dpkg.htm

MPD – Music Player Daemon von Christoph Langner

M edia-Center-Anwendungen undBetriebssysteme sind aktuell eingroßer Hit. In schick gestalteten

Gehausen werden leistungsfahige Rech-ner eingebaut und an einen Fernseher an-geschlossen. Auf diesem sieht man dannschon animierte aber jedoch oftmals un-funktionelle Anzeigen rund um TV, Bilderund Musik. Doch wer besitzt solch eine oft-mals uberteuerte Hardware? Reicht nichtein alteres Notebook, das an die Stereoanla-ge und das interne Netzwerk angeschlossenwird, als kostengunstige Jukebox aus? Dochwie steuert man nun diesen Rechner? Manmochte ja nicht zum MMusik-Rechnerllauf-en, nur wenn man eine andere Musik horenmochte.

Fur diesen Einsatzzweck gibt es den Mu-sic Player Daemon, kurz MPD genannt [1].MPD erlaubt es uber eine Netzwerkverbin-

dung Musik in Form von MP3-, Ogg Vorbis-,FLAC-, AAC-, Mod- oder WAV-Dateien ab-zuspielen und die Wiedergabe uber Clien-tanwendungen zu steuern. MPD ist daherkein Musikstreaming. Eher ein Client/Server-Audioplayer.

Das Logo des Music Player Daemon.

Als Client [2] konnen eigenstandige Program-me genutzt werden, die an herkommliche Au-dioplayer erinnern, aber auch Webfrontends,Anwendungen fur Pocket-PC oder sogar Han-dys sind verfugbar. Dadurch kann man die Mu-sik, die aktuell uber die Stereoanlage gespieltwird, von allen Rechnern im Haus steuern.Daruber hinaus gibt es sehr gute Clients fur

das Terminal. Das macht MPD zum perfektenAudioplayer fur Konsolenritter.

Installation des MPD-ServersAls Basis dient der MPD-Dienst selber. Diesenkann man in aktuellen Linux-Distributionenaus den Paketverwaltungen installieren. Die-ser Artikel orientiert sich allerdings nur anUbuntu 7.04

”Feisty Fawn“. Anwender anderer

Linux-Distributionen sollten die genannten Be-fehle bzw. Paketnamen daher nur als Vorlagenehmen. MPD lasst sich wie schon beschriebenaus der Paketverwaltung heraus installieren,das Paket nennt sich mpd.

Dabei ist zu beachten, dass eventuell nochdie Universe-Paketquellen aktiviert werdenmussen [10]. Anschließend muss man die Kon-figuration von MPD an die eigenen Bedurfnisseund Wunsche anpassen. Die Konfiguration vonMPD ist in der Datei /etc/mpd.conf hinter-

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legt. Diese kann man mit einem beliebigenDateieditor bearbeiten. Wie immer sind zumBearbeiten von Systemdateien Root-Rechtevonnoten.

Die wichtigste Einstellung ist hier das Mu-sikverzeichnis. Also das Verzeichnis, in demMPD nach abspielbarer Musik suchen soll. Un-terverzeichnisse werden dabei automatischberucksichtigt.

music directory y"/var/lib/mpd/music"playlist directory y"/var/lib/mpd/playlists"

Hier konnen beliebige Pfade eingetragen wer-den. Dabei darf man jedoch nicht die Zugriffs-rechte außer Acht lassen. Der Benutzer

”mpd“,

unter dem der MPD-Dienst lauft, muss in die-sen Verzeichnissen lesen konnen.

Des Weiteren ist MPD von Haus aus nur an deneigenen Rechner gebunden. Das heißt nachder Installation kann man MPD nicht von an-deren Rechnern im Netzwerk bedienen. Sollenandere Rechner auf MPD zugreifen konnen, somuss man hier die Option

”bind to address“

anpassen. Um beispielsweise aus dem lokalenNetzwerk erreichbar zu sein, tragt man hierdie lokale IP ein.

# Set this value if you only have# one address you want to allow# connection to.

bind_to_address "192.168.0.70"

Interessant ist noch die Option”password“.

Sie ist nicht nur ein Passwort, um den Dienstzu schutzen, sondern man kann

”password“

mehrmals definieren, um so mehrere Benutzermit unterschiedlichen Rechten anzulegen. DieSyntax lautet

Password "passwort@permissions"

Als”permissions“ kann man eine komma-

getrennte Liste aus”read“,

”add“,

”control“

und/oder”admin“ eintragen. Also zum Bei-

spiel.

Password "geheim@read,control"

Wenn man sich nun mit dem Passwort”ge-

heim“ am MPD anmeldet, hat man das Rechtdie Datenbank zu lesen und den MPD zu kon-trollieren. Das Attribut

”add“ erlaubt Stucke

zur Datenbank hinzuzufugen und mit”admin“

hat man das Recht den Dienst zu beenden.

Nun wird es spannend. Die geanderte Konfi-guration muss von MPD eingelesen werden.Mittels

sudo /etc/init.d/mpd reload

kann man dies veranlassen. Damit die Client-Anwendungen auch auf die Musiksammlungzugreifen konnen muss MPD die Datenbankaufbauen. Mittels des Befehls

sudo /etc/init.d/mpd ystart-create-db

liest MPD das vorhin angegebene Verzeichnisaus und bindet die gefundenen Titel in dieeigene Datenbank ein. Ab diesem Zeitpunktkann man mit MPD arbeiten. Doch ohne ei-ne Client-Anwendung kommt man noch nichtweiter.

Sonata, eine Client-AnwendungZum Einstieg kann man Sonata nutzen [3]. Die-ses Programm ahnelt herkommlichen Audio-playern wie Amarok oder Rhythmbox sehr undist daher ideal fur den Desktop. Eine aktuel-le Version kann aus den Paketquellen uber dasPaket sonata installiert werden. Anschließendkann man die Anwendung uber den Eintrag imGNOME-Menu unter Anwendungen � Unter-haltungsmedien � Sonata starten.

Sonata.10

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Beim ersten Start werden die Daten abgefragt,zu welchem Server sich Sonata verbinden soll.Sind MPD und Sonata auf demselben Rechnerinstalliert, so kann man die Voreinstellung

”lo-

calhost“ – also dem eigenen Rechner – lassen.Danach erscheint Sonata selber. In der La-sche Wiedergabeliste sieht man die aktuellePlaylist, aus der Bibliothek kann man Lie-der aus der Datenbank in die Wiedergabelisteeinfugen. Die Wiedergabelisten selber ent-halten vorgefertigte Playlisten. Und uber LiveStreams konnen schließlich URLs zu Live-Streams gespeichert werden.

Pitchfork, ein WebfrontendDer Einsatz eines Webfrontends ist naturlichoptional. Der großte Vorteil ist sicherlich, dassMPD ohne die Installation einer Software ge-steuert werden kann. Als Webfrontend sollPitchfork zum Einsatz kommen [4]. Pitchforkist eine moderne Webanwendung mit AJAX-Elementen. So ist die GUI schnell und funk-tional.

Pitchfork

Pitchfork muss auf einem Rechner mit Apache2als Webserver und PHP5 installiert sein, wo-bei der Rechner, auf dem Pitchfork lauft, nichtzwangslaufig auch der Rechner sein muss,auf dem MPD als Dienst installiert ist. Wich-tig hierfur ist Apache2 und PHP5 mit allenbenotigten Modulen, dies waren dann die Pa-kete apache2, libapache2-mod-php5, php5sowie php-pear.

Pitchfork kann nun von der Homepage desProjektes heruntergeladen werden [6]. Nachdem Download muss das Archiv in den Ordner/var/www entpackt werden, in dem Apachenach seinen Daten sucht:

sudo tar -xjf ypitchfork-0.5.3.tar.bz2 -C y/var/www/

Die Macher von Pitchfork liefern eine vorge-fertigte Konfiguration fur Apache2 mit. Diesemuss an die richtige Stelle kopiert werden:

sudo cp y/var/www/pitchfork/doc/ypitchfork.conf y/etc/apache2/sites-enabled/

Und letztendlich mussen fur das Konfigura-tionsverzeichnis die passenden Rechte so ge-setzt werden, dass der Webserver hier schrei-ben darf:

sudo chmod 777 y/var/www/pitchfork/config

Nun kann man Pitchfork in einem Webser-ver offnen. Die URL lautet http://<serve-rip>/pitchfork.

Greift man zum ersten Mal auf Pitchfork zu,erscheint eine Website, in der man noch Kon-figurationen eingeben muss. An sich ist hiernicht viel zu tun. Wichtig ist die IP des MPD-Servers.

Ist die Konfiguration gespeichert, erscheintPitchfork selber. Ahnlich wie bei herkommli-chen Audioplayern kann man die Wiedergabesteuern, die Lautstarke andern, in der Daten-bank stobern und Lieder zur Wiedergabelistehinzufugen.

NeoMPC.11

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Weitere interessante Webfrontends sind Am-pache und NeoMPC [7] [8]. Ampache ist einauf herkommliche HTML-Technik aufgebau-tes sehr umfassendes Webfrontend. NeoMPCist speziell fur die Darstellung auf PDAs oderHandys getrimmt. Besitzt man beispielsweiseeinen PDA mit WLAN, so kann man mit einemBrowser auf dem PDA den MPD steuern.

ncmpc, ein Client fur das TerminalFur Konsolencowboys ist MPD im Zusammen-spiel mit einem Konsolen-Client interessant,selbst wenn die Netzwerkfunktionalitat vonMPD gar nicht genutzt wird. MPD plus Cli-ent stellt einen machtigen MP3-Player fur dieKonsole dar. Der Vorteil ist beispielsweise, dassman den Client startet, die Playliste zusam-menstellt und dann den Client wieder been-den kann. MPD spielt danach im Hintergrundweiterhin Musik ab.

ncmpc, ein Client fur das Terminal.

Ein sehr komfortabler MPD-Client mit einerncurses-Oberflache ist beispielsweise ncmpc[5]. Das Programm kann ebenfalls aus der Pa-ketverwaltung heraus uber das Paket ncmpcinstalliert werden. Uber den Befehl

ncmpc -h <mpd-server-ip>

kann man sich dann sofort zum MPD-Serververbinden. Uber die Shortcuts

1 Hilfe2 Playliste3 Stobern/Bibliothek4 Anzeige nach Kunstler5 Suche

ruft man die verschiedenen Funktionen auf.Mochte man zusatzliche Features nutzen odermanche Einstellungen fest abspeichern, sokann man die Konfiguration im Homever-zeichnis unter ˜/.ncmpc/config speichern.Es existiert dazu eine Vorlage, die man jedochan die passende Stelle kopieren muss:

mkdir ˜/.ncmpccp /usr/share/doc/ncmpc/yexamples/config.sample y˜/.ncmpc/config

Anschließend kann man durch das Editierender Datei ˜/.ncmpc/config z. B. die farbige

Darstellung des Client und vieles mehr akti-vieren.

MPD und Microsoft WindowsDies ist leider ein etwas trauriges Kapitel. Esgibt Windows-Clients [9], doch diese sind ent-weder deutlich veraltet oder in den Anfangs-stadien der Entwicklung. Hier bleibt abzu-warten, ob einmal brauchbare MPD-Windows-Clients entwickelt werden. Bis dahin nutztman am besten unter Windows eines der vie-len und guten Webfrontends.

Links[1] http://www.musicpd.org[2] http://mpd.wikia.com/wiki/Clients[3] http://sonata.berlios.de[4] http://pitchfork.remiss.org[5] http://hem.bredband.net/kaw/ncmpc[6] http://pitchfork.remiss.org[7] http://www.ampache.org[8] http://www.pixelhum.com/neompc[9] http://mpd.wikia.com/wiki/y

Windows Compatibility[10] http://wiki.ubuntuusers.de/y

Paketquellen freischalten

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Das Ein-Mal-Eins fur Linux – Mathesoftware kurz vorgestellt (Teil II) von Dominik Wagenfuhr

D ieser Artikel in zwei Teilen solleinen kleinen Uberblick uber die aufdem Markt befindliche Mathematik-

Software liefern, wobei nicht alle Program-me behandelt werden konnte, da es rechtviele davon gibt. Jede Software wird kurzvorgestellt, samt der Installation, des Ver-wendungszweck und der Oberflache bezie-hungsweise der Syntax. Es ist empfohlenzumindest die Einleitung des ersten Teilsaus freiesMagazin 07/2007 vorher gelesenzu haben.

OctaveOctave ist wahrscheinlich eine der bekanntes-ten freien Programme zur numerischen Be-rechnung von mathematischen Problemen [1].Es beherrscht sehr viele Gebiete, vorrangigMatrizenrechnung und Lineare Algebra, aberauch Signalverarbeitung, Optimierung, Diffe-rentialrechnung, Statistik und mehr. Die Syn-tax ist sehr ahnlich zu Matlab, weswegen mandie meisten Programme aus Matlab auch leichtportieren kann.

Es existieren in den Ubuntu-Quellen aktuellzwei verschiedene Versionen: Die Version 2.1ist die aktuelle stabile von Marz 2006. Die al-lerneuste Version 2.9 ist immer noch in derEntwicklung und sollte ggf. mit Vorsicht ge-nutzt werden. Sie wird spater in die fertigeVersion 3.0 munden.

Die Oberflache von Octave.

Fur die Benutzung muss nur das Paket octaveaus den universe-Quellen installiert werden.Danach kann man das Programm per octaveaus der Konsole starten. Eine grafische Ober-flache gibt es leider nicht, zumindest keine,die weiterentwickelt wird. Am ehesten konn-te man noch das Programm koctave nehmen,welches eine GUI fur KDE bereitstellt, im Testaber leider immer absturzte [2]. Etwas aktuel-ler ist der Octave-Workshop [3], der aber bis-her fur Linux nur im Quellcode vorliegt. FurFedora gibt es aber bereits fertige Pakete.

Die Syntax bzw. Bearbeitung von Problemenunterscheidet sich zu den meisten anderenmathematischen Programmen. In Octave wer-den eigentlich die meisten Probleme per Ma-trizen und Vektoren dargestellt und berechnet,was dank BLAS und LAPACK ziemlich schnellgeht. Die Eingabe der Daten ist daher aberauch nicht ganz so intuitiv, man muss also ge-gebenenfalls etwas umlernen. Polynome wer-den beispielsweise nur als Koeffizientenvektordefiniert und die Multiplikation geschieht mitdem speziellen Befehl conv. Ansonsten istOctave aber sehr machtig und kann auch inandere Sprache wie C/C++ oder Fortran inte-griert werden. Die 375-Seiten dicke Anleitunghilft dabei, sich in das Programm einzuarbei-ten [4].

Links[1] http://www.octave.org[2] http://sourceforge.net/projects/koctave[3] http://www.math.mcgill.ca/loisel/y

octave-workshop[4] http://www.gnu.org/software/octave/y

doc/interpreter

SageSage ist ein auf Python basierendes Mathema-tikprogramm fur reine und angewandte Ma-thematik [5]. Es liefert dabei eine Oberflachefur viele der hier im Artikel genannten Pro-gramme wie Maple, MuPAD, Octave, Singular

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und noch einige andere. Man kann Sage auchim Browser laufen lassen – entweder auf demeigenen PC oder auf einem entfernten Rech-ner.

Das auf Python basierende Sage.

Die Installation ist recht einfach, da man sichnur auf der Homepage unter

”Download � Li-

nux“ die aktuelle Binardateien fur 32- oder64-Bit herunterladen muss. Nach dem 146MB großen Download entpackt man das Ar-chiv und startet das Skript sage im Terminal.Mittels der Eingabe von notebook() wirdein Browser mit der grafischen Verarbeitunggestartet. Es soll hier aber nur die Konsoleno-berflache gezeigt werden.

Die Syntax unterscheidet sich kaum von denanderen CAS-Programmen. Wie bei Singular(siehe unten) definiert man zuerst den Poly-nomring, in dem man arbeiten will. Danachkann man zum Beispiel Polynome definierenund verarbeiten. Sage beherrscht aber auchdiverse Eigenschaften der Linearen Algebra,Analysis und Zahlentheorie. Auf der Website

gibt es zum einen ein interaktives Tutorial [6]oder man benutzt das herkommliche HTML-Tutorial [7], welches auch als pdf- und dvi-Datei vorliegt.

Wer sich das Programm selbst kompilierenmochte, findet auf der Homepage auch den106 MB großen Quellcode zum Herunterla-den. Nach dem Entpacken reicht ein einfachesmake, um den Kompiliervorgang zu starten.Voraussetzung ist laut Website, dass die Pro-gramme gcc, g++, flex, bison, m4, make undfontconfig installiert sind. Wenn man diesenSchritt geht, sollte man aber sehr viel Zeit mit-bringen.

Links[5] http://www.sagemath.org[6] http://sage.math.washington.edu:y

8101/doc browser?/tut/?tut.html[7] http://www.sagemath.org/y

documentation.html

SciLabDie Open-Source-Software SciLab ist ahnlichwie Octave nur fur numerischen Berechnun-gen geeignet [8]. Sie beherrscht komplexe Zah-len, polynomiale und rationale Funktionen,Lineare Algebra, Interpolation und Approxi-mation, Optimierung, Signalverarbeitung undvieles mehr. Ebenso wie Octave gibt es ei-ne Schnittstelle, um die Berechnungen ausC/C++- und Fortran-Programmen heraus aus-zufuhren.

Das Programm existiert in den universe-Quellen von Ubuntu und wird uber das Pa-ket scilab installiert. Einen Menueintrag gibtes nicht, es kann aber uber den Aufruf vonscilab gestartet werden. Die Oberflachesieht dabei noch etwas antiquiert aus, was ander Benutzung von GTK1 liegt.

Scilab nutzt GTK1 und wirkt daher etwasantiquiert.

Auf der Homepage kann man sich auch dieneueste Version als Binarpaket herunterladen.Dieses muss nur entpackt und dann im ent-standenen Verzeichnis der Befehl make aus-gefuhrt werden. Danach kann man das Pro-

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gramm per bin/scilab starten. Eine kleineWarnung: Was Sie auch machen, fuhren Siekein make clean im entpackten Verzeichnisaus. Die Auswirkungen sind der Performancenicht gerade sehr dienlich, das heißt der Spei-cher wird komplett geflutet und der ganze PCwird lahm gelegt.

SciLab ist zwar ahnlich zu Octave, was die Be-rechnungen angeht, die Syntax ist aber eineandere. So wird hier nicht alles auf Basis vonMatrizen berechnet. Polynome werden alsoeher ahnlich wie unter Maple oder MuPADeingegeben und verarbeitet. Hier ist die Be-sonderheit, dass man Polynomvariablen vor-her erst deklarieren muss (siehe Screenshot).In der Befehlsreferenz kann man die genauenEigenheiten nachlesen und auch nach The-mengebieten sortieren [9].

Links[8] http://www.scilab.org[9] http://www.scilab.org/product/y

man-eng/index.html

SingularSingular ist ein freies CAS der Universitat Kai-serslautern, welches auf Polynomberechnun-gen spezialisiert ist [10]. Fur Debian/Ubuntugibt es fertige Pakete der aktuellen Ver-sion 3.0.2, die man uber die Paketquelledeb http://www.mathematik.uni-ykl.de/˜mschulze/repo/debian ystable Singular einbinden kann. Da-

nach muss man nur die Pakete singular-core,singular-libs, singular-help und singular-icons installieren. Im GNOME-Menu findetman die Anwendungen dann unter Anwen-dungen � Bildung � Singular. Die beidenanderen Verknupfungen ESingular und TSin-gular starten Singular in Emacs bzw. xterm.

Das auf Polynome spezialisierte Singular.

Da Singular auf Polynome spezialisiert ist,konnen diese uber einem Ring, Modul oderanderen Grundkorper definiert werden. Dasheißt, man gibt zuerst das Objekt an, in demman rechnet und definiert dann die Polyno-me daraus, um mit ihnen zu rechnen (sieheScreenshot). Das mag auf den ersten Blicknicht intuitiv sein, hat mathematisch aber sei-ne Vorteile, da man so zum Beispiel von einemuber R definierten Polynom keine komplexeNullstellen erhalten wurde.

Die sehr ubersichtliche Online-Hilfe mit ihrerBefehlsubersicht hilft dabei, sich in das Pro-

gramm einzufinden [11]. Man muss aber klarsagen, dass Singular kein Programm ist, wasman nebenbei wie einen Taschenrechner be-dienen kann. Man sollte sich vorher wirklichmit den Grundbegriffen der Linearen Algebraaus dem Mathematikstudium befasst haben.

Links[10] http://www.singular.uni-kl.de[11] http://www.singular.uni-kl.de/y

Manual/latest/index.htm

Sonstige Mathematik-ProgrammeEs gibt noch eine Reihe weiterer, meist kos-tenpflichtiger und nicht quelloffener Softwarewie zum Beispiel Derive [12], Matlab [13] oderMathematica [14], die auch spezielle Schuler-und Studentenversionen anbieten, die etwaspreiswerter sind. Die Programme sind sehrmachtig und mehr fur den Einsatz in Firmengedacht. Meist steht aber auch eine quelloffe-ne und kostenlose Alternative bereit, wie manoben sieht.

Andere freie Software gibt es zum Beispielmit dem Programm Yacas [15], welches abersehr sporadisch aktualisiert wird. Ebenso dazugehort das Programm Magma [16], welches eszwar kostenlos zum Download gibt, aber des-sen Quellen nicht veroffentlicht werden. Einweiteres Konsolen-Programm ist Macaulay2,welches unter der GPL veroffentlicht wird undfur das auch ein Deb-Paket bereit steht [17].Dieses macht aber Probleme, wenn es mit

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Gdebi installiert werden soll. Hier muss manauf dpkg ausweichen. Von der Universitat inGenf, Italien, stammt das CAS CoCoA [18], washauptsachlich auf lineare Gleichungssystemeund Polynome spezialisiert ist. Wer gerne Py-thon benutzt, kann sich mit IPython und SciPyauch eine eine interaktive Konsole zum Rech-nen basteln [19].

Links[12] http://www.derive.de[13] http://www.mathworks.de[14] http://www.wolfram.com/y

products/mathematica[15] http://yacas.sourceforge.net

[16] http://magma.maths.usyd.edu.au/ymagma

[17] http://www.math.uiuc.edu/Macaulay2[18] http://cocoa.dima.unige.it[19] http://wiki.ubuntuusers.de/IPython

Mathematik-BibliothekenIm Bereich der Mathematik-Bibliotheken gibtes auch eine Reihe an weiteren hilfreichen frei-en Produkten. Die bekannteste ist wohl GiNaC(GiNaC is Not a CAS) [20], welche die SpracheC++ um diverse algebraische Funktionen undKlassen erweitert, aber vor allem bei physi-kalischen Berechnungen sinnvoll einzusetzenist. Eine andere Bibliothek ist Lapack++ [21]

[22], welches auf dem LAPACK-Paket basiert.Man kann mir ihr sehr einfach und vor al-lem sehr schnell mit Matrizen- und Vektorenin C++ rechnen. In die gleiche Sparte falltIT++ [23], welches eine Bibliothek fur mathe-matische Berechnungen im Bereich der Signal-und Sprachverarbeitung bereitstellt.

Links[20] http://www.ginac.de[21] http://lapackpp.sourceforge.net[22] http://wiki.ubuntuusers.de/Lapack++[23] http://itpp.sourceforge.net

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

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Flexible Sondertasten von Erik Barwaldt

S chicke Tastaturen mit vielen Sonder-tasten sind ”in“. Leider sind sie meistnur fur Microsoft-Betriebssysteme

gedacht. Wir zeigen, wie sie auch unterLinux komfortabel funktionieren.

Viele PC-Hersteller versuchen heutzutagemangels echter Innovationen, sich unter ande-rem durch moglichst ausgefallene Tastaturenvom Wettbewerb abzuheben. Auch bei No-tebooks haben inzwischen bei nahezu jedemneuen Modell im Consumer-Segment diverseSondertasten Einzug gehalten, und der einzi-ge Hersteller, der sich mit einigen Modellrei-hen der Inflation der Spezialtasten widersetzt,ist IBM/Lenovo, bei dem es teilweise nochnicht einmal die seit Jahren bei Standardtas-taturen ublichen Microsoft-spezifischen Tas-ten gibt. Alle diese

”Innovationen“ haben ein

Manko: Sie sind meist lediglich fur Microsoft-Systeme ausgelegt und daher unter modernenBetriebssystemen nicht nutzbar. Dabei konn-te es durchaus nutzlich sein, Applikationen,die man sonst umstandlich uber diverse Un-termenus aufrufen muss, schnell uber eineentsprechende Spezialtaste zu starten.

Um dieser Problematik abzuhelfen, gibt esunter Linux ein grafisch ansprechendes klei-nes Programm namens keyTouch [1], mit demsich bei nahezu jeder Tastatur die vielfaltigenSondertasten nutzen lassen. Wir testeten die

Moglichkeiten von keyTouch mit einem Note-book vom Typ IBM ThinkPad A30p, der nebenden ublichen Lautstarketasten insgesamt sechsspezielle Tasten links neben der eigentlichenstandard-konformen Tastatur aufweist (sieheAbbildung).

Sondertasten allerorten – hier beim IBMThinkPad A30p.

Die sechs Spezialtasten des ThinkPad A30psind unter Windows-Systemen komplett be-

legt, unter Linux dagegen ohne Funktion. Le-diglich unter Ubuntu und seinen Derivatenhaben die Entwickler es geschafft, die oberendrei Tasten sinnvoll zu belegen. So werdendamit – den aufgedruckten Symbolen adaquat– von oben nach unten Evolution, Firefox unddie grafische Suchfunktion eingeschaltet. Wirwollen die noch freien unteren drei Tastenfur den legendaren Multimedia-Player Ama-rok verwenden, der in diesem Fall unter demUbuntu-Derivat MintLinux eine umfangreicheOgg-Audiosammlung verwaltet.

InstallationkeyTouch kann von der Projektseite im Internetheruntergeladen werden [1]. Hier finden sichnicht nur fur die verschiedensten Distributio-nen – unter anderem auch fur weniger be-kannte wie Frugalware, Gentoo und Slackwa-re – bereits fertige Pakete, sondern auch Quel-larchive zum Kompilieren. Zusatzlich werdenauf der Download-Seite verschiedene vorge-fertigte Tastatur-Layouts und diverse Pluginsangeboten. keyTouch weist zudem eine weite-re angenehme Eigenschaft auf: Zum eigentli-chen Programm wie auch zu dem dazugehori-gen Editor existiert hier zum Download eineausfuhrliche Dokumentation, und das gleichin mehreren Dateiformaten, so dass jeder Nut-zer auf seine Kosten kommen durfte [1].

Nach dem Download wird – je nach Distribu-

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tion – die Software manuell von der Komman-dozeile aus installiert mit dem Befehl

rpm -ivh RPM-Datei

(RPM-basierte Distributionen) oder – beiDebian-basierten Distributionen – mit

dpkg --install DEB-Datei

Alternativ kann bei modernen Distributionenmit einem einfachen Klick bzw. Doppelklickauf die jeweilige Paketdatei ein grafischesFrontend gestartet werden, das die Softwareautomatisch auf die Festplatte packt. Bei derInstallation legt die Routine zwei Starter imMenu System � Administration an, mit de-nen der keyTouch-Editor und das eigentlicheProgramm gestartet werden. Zusatzlich wirdder keyTouch-Damon in die entsprechendenRunlevel eingetragen, so dass die Sondertas-ten bei jedem Systemstart automatisch akti-viert werden.

Obwohl bereits mehrere Dutzend verschiede-ner Spezialtastaturen vordefiniert sind, ist esin den meisten Fallen zunachst notig, das in-dividuelle Tastenlayout festzulegen aufgrundder Vielzahl neu auf den Markt kommenderTastaturen. Diese grundlegende Definition ge-schieht mit dem keyTouch-Editor, der sich imMenu Anwendungen � Administration be-quem aufrufen lasst. Die Software erkennt dieGrundeinstellungen des Systems und bietet

mogliche Auswahloptionen an (siehe Abbil-dung).

Die grundlegende Definition des Tasten-Layouts.

Durch Betatigung einer der Sondertasten wirddann der eigentliche Editor aktiviert, in demdie Grundbelegung der Spezialtasten definiertwird. Nach Angabe eines moglichst aussa-gekraftigen Namens (ublicherweise Typenbe-zeichnung oder – bei Notebooks – Modellna-me) ist fur jede gewunschte Taste eine Aktionanzugeben, die bei ihrem Drucken ausgefuhrtwerden soll. Da es sich hier um eine Vorlagen-datei fur den betroffenen Tastaturtyp handelt,sollte der Nutzer nur solche Eintrage an dieserStelle vornehmen, die sich wirklich auf jedemSystem realisieren lassen. Dabei kann es sichsowohl um ein zu startendes Programm han-

deln als auch um Navigationselemente inner-halb einer Applikation (siehe Abbildung).

Hier werden die Funktionen der Tastenfestgelegt.

Sind diese Einstellungen vorgenommen, wirddie Datei abgespeichert. Anschließend wirddas eigentliche Programm keyTouch aufgeru-fen. Hier ist zunachst die soeben neu angeleg-te Definitionsdatei zu importieren. Es bestehtauch die Moglichkeit, diese bei bestehenderOnline-Verbindung an den Programmentwick-ler zu senden, so dass diese Definitionen inzukunftige Programmversionen aufgenommenwerden konnen. Nach Auswahl unserer grund-legenden Tastaturdatei konnen nun die vonuns gewunschten Belegungen definiert wer-den. Hierbei bietet keyTouch zwei Moglichkei-ten: Es konnen nicht nur Programme aus denMenus aufgerufen werden, sondern die Son-dertasten konnen auch genutzt werden, umin Applikationen zu navigieren. Wir entschlie-ßen uns, eine Taste zum Programmstart des

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Multimedia-Players Amarok zu verwenden,indem wir die in der Grunddatei definierteStandardeinstellung durch Anklicken des Ra-diobuttons Programm und anschließende Aus-wahl von amarok andern (siehe Abbildung).

Mit dieser Einstellung wird per KnopfdruckAmarok gestartet.

Die beiden unteren Sondertasten sollen dazugenutzt werden, mit dem Abspielen der aktu-ellen Wiedergabeliste unter Amarok zu begin-nen und durch erneutes Drucken der Taste zupausieren. Hierzu ist der Radiobutton Speziel-le Aktion zu aktivieren und anschließend aus

den Optionsfenstern Plugin und Aktion einerder vordefinierten Werte auszuwahlen (sieheAbbildung).

Mit dieser Einstellung wird das Programmgesteuert.

Mit der letzten Sondertaste weisen wir Ama-rok ebenfalls durch eine spezielle Aktion an,die Wiedergabe des momentan gespielten Mu-sikstuckes zu stoppen. Ein abschließenderKlick auf Anwenden und OK speichert die-se Einstellungen in einer XML-Datei im ver-steckten Unterverzeichnis ˜/.keytouch2,

von wo aus sie zukunftig beim Hochfahren desSystems ausgelesen werden. Ab sofort startetAmarok per Tastendruck.

FazitMit keyTouch ist die Zeit

”toter“ und

”Windows

only“-Tasten unter Linux ein fur allemal vor-bei. Durch die gute Zusammenarbeit mit denKerneln der 2.6-er Serie lauft keyTouch sehrstabil, aber auch fur Nutzer der 2.4-er Ker-nelserie stehen eigene Versionen der Softwarebereit. Das kleine Programm nimmt dem An-wender bei der Aktivierung der Sondertasteneine Menge Arbeit ab: Es ist kein umstand-liches manuelles Editieren von Konfigurati-onsdateien notig, auch die Datei xorg.confmuss nicht uberarbeitet werden. Das durch-dachte Konzept verbunden mit der einfachen,grafisch unterstutzten Konfiguration und derautomatischen Aktivierung in den gangigenRunlevels machen es den Anwendern leicht,die diversen Tastaturen einschließlich solchermit USB-Anschluss den eigenen Wunschenund Bedurfnissen anzupassen.

Links[1] http://keytouch.sourceforge.net

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Tipps & Tricks von Marcus Fischer

I n dieser Rubrik werden wir Ihnen jedenMonat einige Tipps & Tricks prasen-tieren, die weitgehend distributions-

unabhangig das Leben mit Linux leichtermachen konnen. Dabei steht die Nutzungder Konsole im Vordergrund.

PagerUm sich Dateien anzeigen zu lassen, kannman zu so genannten Pagern greifen. Ein Pa-ger zeigt den Inhalt einer Datei als Text an.Diese Pager sind z. B. more und less. Beide Pro-gramme unterscheiden sich dabei nur in ihrerBedienung, less ist etwas benutzerfreundlicher.

Mit dem Befehl more kann man ausschließlichmit der Enter-Taste jeweils eine Zeile tieferscrollen, mit less hingegen kann man mittelsCursor und Bildlaufleisten navigieren.

less .bashrc

Bei beiden Programmen kann man in der an-gezeigten Datei suchen. Hierzu tippen Sie ein-fach einen Slash (

”/“), gefolgt vom zu suchen-

den Wort, ein. Mit Hilfe der Taste N gelangenSie zur nachsten Fundstelle des Suchbegriffes.

/test

Kommando-HistorySie wissen bestimmt, dass man sich im Ter-minal mit den

”Pfeil rauf“- und

”Pfeil runter“-

Tasten die letzten Befehle, die man eingegebenhat, anzeigen lassen kann. Dadurch kann manauf sehr bequeme Weise immer wiederkehren-de Befehle nutzen, ohne diese erneut eingebenzu mussen. Was aber, wenn der Befehl schonetwas langer zuruckliegt? Dann bedienen Siesich doch einfach der Kommando-History.

Ein einfacher Aufruf von history liefert eineUbersicht aller eingegebenen Befehle. Ein Auf-ruf von

history 10

liefert eine Ubersicht der zehn letzten Befehle,die eingegeben wurden. Wenn Sie nun einenBefehl aus der Liste benutzen mochten, dannkonnen Sie diesen mit

”!n“ auswahlen, also

z. B.

!8

Im Ubrigen konnen Sie mit einem doppel-ten Ausrufezeichen den letzten Befehl wie-derholen und sofort ausfuhren. Dies ist abernoch langst nicht alles. Sie konnen in derKommando-History auch suchen. Dies ge-schieht wiederum durch ein vorangestelltesAusrufezeichen und den ersten Buchstabendes gesuchten Befehls:

!u

Wird nur ein Befehl gefunden, wird diesersofort ausgefuhrt. Bei mehreren Treffern er-scheint zunachst eine Ubersicht der gefunde-nen Befehle.

Mit der Tastenkombination Strg + Rkonnen Sie ubrigens

”live“ sehen, welcher Be-

fehl ausgefuhrt werden wurde, wahrend Siedie ersten Buchstaben im Terminal editieren.

JobsSie starten ein Programm im Hintergrund,wenn Sie an den entsprechenden Befehl ein& hangen. Wenn Sie dies mal vergessen soll-ten, konnen Sie mit der TastenkombinationStrg + Z das Programm manuell anhalten.

Mit den Befehlen fg bzw. bg konnen Sie dasProgramm nun im Vordergrund bzw. im Hin-tergrund weiterarbeiten lassen.

Mochten Sie wissen, wann ein lang laufendesProgramm sich beendet, konnen Sie es mitStrg + Z anhalten und dann mit folgendem

Befehl wieder starten:

fg ; while /bin/true; do echo-ne a; sleep 1; done

Nachdem nun das Programm beendet ist wirdin einer Endlosschleife ein Piepsgerausch er-zeugt.20

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Die GPLv3 – Fluch oder Segen fur Open Source-Software? von Erik Barwaldt

L ange war sie angekundigt, immer wie-der gab es neue Entwurfe – und am29. Juni 2007 schließlich war es end-

lich so weit: Die GNU General Public Licen-se (GPL), weltweit mit großem Abstand diewichtigste Lizenz fur freie Software, ist inder Version 3 erschienen.

In den Monaten zuvor waren mehrereEntwurfe permanent uberarbeitet worden,und Richard M. Stallman, Prasident der FreeSoftware Foundation in Boston und Erfinderder GPL, hatte in unzahligen Reden und Stel-lungnahmen versucht, die erregten Gemuterzu beruhigen. Angesichts der hitzigen Debat-te um die neue Lizenz konnten Unbeteiligtefast glauben, der Untergang des Abendlan-des stunde bevor, wenn die GPLv3 in Krafttritt. Tatsachlich waren viele der Diskussi-onsbeitrage eher emotional gepragt, zumalder entschiedenste Feind der Open Source-Bewegung, die Firma Microsoft, mit mehrerenhochst dubiosen

”Patentabkommen“ und da-

mit verbundenen Schutzgeldzahlungen nochin den letzten Monaten fleißig Ol ins Feuergegossen hatte. Diese neue unseriose Formdes Abkassierens, die Microsoft mit seinen

”Patentabkommen“ zelebrierte, bedurfte einer

raschen Reaktion und musste deshalb noch inder GPLv3 berucksichtigt werden.

Betrachtet man sich die neue Lizenz einge-

hender, so wird deutlich, dass keine Revoluti-on stattgefunden hat, sondern eine Evolution.Stallman hat die auch weiterhin gultige GPLv2im Jahr 1991 entworfen – zu einer Zeit also,als die Computertechnik auch fur Normalver-diener gerade erschwinglich wurde, als nochniemand vom Internet sprach, und als Patenteauf Software ebenso wie das Digital

”Restricti-

ons“ Management (DRM) und andere verwerf-liche Techniken zur Kontrolle und Uberwa-chung von Computernutzern vollig unbekanntwaren. Fur Stallman standen wahrend seinergesamten, nunmehr uber mehr als zwei Jahr-zehnte andauernden Arbeit im Dienst freierSoftware stets vier Postulate im Vordergrund.Software sollte sich dann

”frei“ nennen durfen,

wenn sie vier essenzielle Freiheiten des An-wenders respektiert:

ã die Freiheit, die Software ganz nach denWunschen und Erfordernissen des Anwen-ders einsetzen zu konnen;

ã die Freiheit, den Quellcode der Software inAugenschein nehmen und individuell mo-difizieren zu konnen;

ã die Freiheit, exakte Kopien der ursprungli-chen Software verbreiten zu durfen;

ã die Freiheit, modifizierte Versionen derSoftware verbreiten zu durfen.

Diese Postulate waren seit 1989, dem Erschei-nen der GPLv1, in mehr oder weniger konkre-

ter Form und wechselnder Intensitat standigbedroht, weil sich die Mehrheit der Software-hersteller und -distributoren durch vielfalti-ge Einschrankungen der Nutzungsrechte derAnwender finanzielle Vorteile versprach. DieMethoden zur Einschrankung der Nutzer inihrem

”Bewegungsfreiraum“ sind jedoch im

Laufe der Jahre wesentlich subtiler gewor-den, was auch Folge der deutlich gestiege-nen technischen Moglichkeiten ist. Die GPLv3beschaftigt sich daher explizit mit den derzeitwichtigsten Bedrohungen fur die Freiheitendes Anwenders:

1. TivoisationDieser Begriff geht auf den in den USA undGroßbritannien erhaltlichen digitalen Video-rekorder TiVo zuruck, der mit einer unter derGPLv2 stehenden Betriebssoftware verkauftwird. Zu dieser Software wird lizenzkonformauch der Quellcode mitgeliefert. Wenn derNutzer jedoch die Software modifiziert unddas Gerat mit seiner modifizierten Softwa-reversion betreiben will, funktioniert der TiVonicht mehr. Hier wird dem Nutzer also de factodas Recht entzogen, den Quellcode zu modifi-zieren, weil der veranderte Code unbrauchbarist. Was ist der Grund fur solche Funktions-einschrankungen? Der TiVo wie viele andereGerate auch ist mit einem Verschlusselungs-system ausgestattet, das von Microsoft massivvorangetrieben und – wie bei dieser Organi-

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sation ublich – im Laufe seiner Entwicklungs-geschichte mit immer neuen verharmlosendenBezeichnungen bedacht wurde, um die An-wender uber die wahren Moglichkeiten undIntentionen dieser Technologie zu tauschen.So hieß diese Technologie einstmals u.a.

”Pal-

ladium“ und spater”Next Generation Secure

Computing“ (NGSC). NGSC wird heute in ei-ner kombinierten Hard- und Softwarelosungfast ausschließlich dazu eingesetzt, mithilfevon Techniken wie dem Digital

”Restrictions“

Management (DRM) die Nutzung der betrof-fenen Gerate einzuschranken. Der Nutzer sollgezwungen werden, bestimmte Funktionalitatzusatzlich kaufen zu mussen. Letztlich dientdiese Technik also dazu, Microsoft und seinenVasallen neue Optionen des Abkassierens zueroffnen.

Dazu bestimmt die GPLv3 nunmehr, dass ei-ne modifizierte Softwareversion grundsatzlichnicht dazu fuhren darf, dass das betreffendeGerat nicht mehr funktioniert. Die modifizierteSoftwareversion muss dabei nicht nur instal-liert werden konnen, sondern es muss auchdie Funktionstuchtigkeit des Gerates mit derveranderten Software sichergestellt sein, undzwar in gleicher Weise wie mit der originalenSoftware. Ansonsten darf das betroffene Geratnicht mehr mit der entsprechenden Softwareverkauft werden.

2. PatentabkommenIm November 2006 wurde die Open Source-

Bewegung durch eine Vereinbarung aufge-schreckt, die zwischen Microsoft und Novellgeschlossen worden war. Microsoft gewahrtdarin den Anwendern von Novell/SuSE-Linuxeinen eingeschrankten und diskriminieren-den Schutz gegen eigene

”Patentanspruche“.

Auf mehrfache Nachfrage, welche Patente Mi-crosofts denn durch Linux verletzt wurden,weigerte sich der Konzern aus Redmondhartnackig und dauerhaft auch nur ein ein-ziges Patent konkret zu benennen. Stattdessenwurden verschiedene nicht nachvollziehbareZahlen genannt, ohne jedoch auch hier dieKarten offen auf den Tisch zu legen. Es ist da-her anzunehmen, dass Microsoft erneut durchbewusst unklar gehaltene und frei erfunde-ne Behauptungen versucht, Unsicherheit beiden Anwendern zu verursachen, um so beiLinux-Distributoren wie auch bei Endkundenmit der Androhung von ominosen Patentkla-gen Schutzgeld erpressen zu konnen. Der du-biose Schutz vor diesen

”Patentklagen“, den

Microsoft Novell-Kunden gewahrt, ist lochri-ger als ein Schweizer Kase: Explizit ausge-nommen sind alle Office-Programme, Wine,Spiele, OpenXchange, Kommunikationssoft-ware sowie – man hore und staune – solcheApplikationen, die außerlich irgendwelchenMicrosoft-Programmen ahnlich sehen!

Nur wenige Monate spater – kurz vor Verab-schiedung der GPLv3 – gelang es Microsoftmit Linspire und Xandros zwei weitere, jedochunbedeutende Linux-Distributoren zu solchen

”Patentabkommen“ zu bewegen. Auch hier

werden – wie bereits bei Novell – die Kun-den, Anwender und Entwickler der jeweiligenDistribution von Klagen freigestellt, wahrenduber dem Rest der Open Source-Welt das Da-moklesschwert der Microsoft’schen Patentkla-gen schwebt.

Solche Machenschaften und mogliche Schutz-gelderpressungen werden durch die GPLv3effektiv durch zwei Klauseln unterbunden:Wird ein unter der GPLv3 stehendes Pro-gramm im Rahmen einer diskriminierendenPatentschutz-Vereinbarung verbreitet, so wirddiese Patentschutz-Vereinbarung automatischauf alle Nutzer ausgedehnt. Das bedeutetnaturlich in letzter Konsequenz, dass Micro-softs Androhungen von Patentklagen ins Leerelaufen. Fur Distributoren wie Linspire undXandros ist jedoch noch eine weitere, eben-falls in Sektion 11 der GPLv3 genannte Klauselrelevant: Dort ist bestimmt, dass ein Distribu-tor, der unter der GPLv3 stehende Softwarevertreibt und dazu eine diskriminierende Ver-einbarung mit einem anderen Unternehmenaus der Software-Branche getroffen hat, ge-gen die GPL verstoßt und die Software nichtmehr vertreiben darf.

Novell wurde durch eine so genannte

”Großvater-Klausel“ von diesen Sanktionen

ausgenommen, nicht jedoch Microsoft. Aus-drucklich wurde auch definiert, dass dieseKlauseln nicht auf Patentschmarotzer ange-

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wendet werden konnen, also parasitare Fir-men, deren einziger Geschaftszweck in derAnhaufung von Patenten besteht, um anschlie-ßend den vermeintlichen Nutzern dieser Pa-tente Zahlungen abzupressen. In diesem Falle– der in den USA leider durch das dort gulti-ge abstruse Patentrecht gang und gabe ist –hatte eine Anwendung der entsprechendenGPLv3-Klauseln bedeutet, dass die Software-Distributoren zusatzlich durch die GPL diskri-miniert worden waren.

3. Der Digital Millennium Copyright Act unddie EU Copyright DirectiveEine weitere Sektion der GPLv3 setzt sich ge-gen die einschrankenden Bestimmungen desUS-amerikanischen Digital Millennium Copy-right Act (DMCA) und der EU Copyright Di-rective (EUCD) zur Wehr.

Der DMCA, von US-Prasident Bill Clinton 1998in Kraft gesetzt, versucht, die Anwenderrechtezugunsten der ungezugelten finanziellen Gierder Unterhaltungs- und bestimmter Teile derSoftwareindustrie unter dem Deckmantelchendes Urheberrechts zu beschneiden. Die Umge-hung technischer Restriktionen wird im DMCAweitestgehend kriminalisiert.

Die GPLv3 legt nun fest, dass jemand, der mit-hilfe von unter der GPL verbreiteter SoftwareInhalte (

”works“) ver- oder entschlusselt, nicht

behaupten kann, dass eine andere Software,

die die gleiche Funktion erfullt, gegen denDMCA oder die EUCD verstoßt. Somit wirdhier den diskriminierenden Klauseln des DM-CA und der EUCD der Wind aus den Segelngenommen, sofern freie Software – wie beimTiVo – betroffen ist.

Die neue Lizenz – Ausdruck der Macht oderOhnmacht freier Software?Wertet der Beobachter der Szenerie die Re-aktionen aus der EDV-Industrie als Gradmes-ser fur die Akzeptanz der neuen Lizenzver-sion, so ist das Verhalten der fuhrenden IT-Unternehmen nicht verwundernd: WahrendBranchenprimus IBM und einige weitere, imBereich freier Software aktive Konzerne wieHP und Sun zunachst die Lizenz noch nichtkommentiert haben, sondern offenbar erst ab-warten wollen, wie schnell sich die GPLv3durchsetzt, hat ein einziger Konzern umge-hend eine negative, vor Zorn bebende Stel-lungnahme abgegeben: Microsoft. Tatsachlichlasst die GPLv3 durch ihre detaillierten Ver-und Gebote kaum Schlupflocher mehr fur un-seriose Praktiken unter Zuhilfenahme patent-oder urheberrechtlicher Bestimmungen. Daherwill Microsoft zunachst keine unter der GPLv3stehende Software im Rahmen seiner Vertragemit Novell anbieten. Ein solches Ansinnendurfte auf Dauer kaum durchzuhalten sein:Einerseits wollen Kunden nicht mit veraltetenProgrammen abgespeist werden, andererseitsist zu erwarten, dass in nachster Zukunft schon

große Teile freier Software unter der GPLv3stehen werden. Die Free Software Foundati-on halt an etwa 5000 Softwarepaketen dieRechte, und zwar vielfach Kernkomponenten,an denen keine aktuelle Linux-Distributionvorbeikommt. Zudem haben wichtige OpenSource-Projekte wie das Samba-Projekt diebaldige Migration auf die GPLv3 angekundigt.Fur Microsoft durfte daher bereits in dennachsten Monaten das finanzielle Festmahlam Tisch der Open Source-Bewegung beendetsein, und zwar bevor es uberhaupt begonnenhat. Linspire und Xandros durften als Junior-partner von Microsoft jetzt gar genotigt sein,entweder ihre dubiosen Vertrage mit dem Kon-zern aus Redmond zu losen oder aber von derDistribution neuer GPLv3-Softwareversionenausgeschlossen zu werden.

Faktisch war vor allem aufgrund der Entwick-lungen in den letzten Monaten eine Modifi-kation der Lizenz und Anpassung an die ak-tuellen technischen Moglichkeiten uberfallig.Ein Festhalten an der alten Lizenz hatte un-seriosen Geschaftspraktiken und der darausresultierenden Spaltung und Unterminierungder Open Source-Bewegung Tur und Tor geoff-net. Damit Open Source mit ihrer Vielfalt undihren ethischen Anspruchen auf Dauer beste-hen und ein kraftvolles Gegenmodell zu impe-rialistischen Tendenzen bilden kann, wird dieGPLv3 einen nicht unerheblichen Beitrag leis-ten.

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Freie Software – Eine Chance fur Afrika? von Christian Imhorst

D en Reprasentanten von Microsoft inMalawi hat Alex Antener gleich beiseinem ersten Besuch in dem afri-

kanischem Land kennengelernt. Allerdingswar das Zusammentreffen mehr als schrag.

Mit ein paar Mitstreitern der Polytech in Blan-tyre, einem technischen College, war er Mit-te 2004 auf einer kleinen IT-Messe fur loka-le Firmen. Nachdem sie einen Vortrag uberChancen und Nutzen von freier Software imBildungsbereich gehalten hatten, haben sieLive-CDs mit GNU/Linux verteilt. Alex Ante-ner wurde dabei von einem Herren auf dieCD angesprochen und er antwortete, dass diesein freies Betriebssystem sei. Er solle sich eineCD nehmen und es selbst versuchen. Woraufder Mann erwiderte:

”I don’t like Linux. I like

Windows because it’s sexier. I like sex.“ DieStudierenden erzahlten Alex, dass der Mannder Microsoft-Reprasentant von Malawi sei. Daman auch in Afrika uberall Kondome kaufenkann, besorgte er sich ein Paket Praservative,ging zum Stand von Microsoft und uberreichtesie dort dem Reprasentanten mit dem Kom-mentar:

”I like safer systems.“

Ein Jahr spater versuchte Microsoft mit einem

”Memorandum of Understandig“ malawische

Schulen zu verpflichten, nur Produkte ausRedmond einzusetzen und zu lehren. Durcheinen offenen Brief von Systemadministrato-

ren und Studierenden der Universitat, der inden Zeitungen abgedruckt wurde, konnte dasMemorandum vorerst abgewendet werden.Microsoft wird aber weiter daran arbeiten,sein Betriebssystem auch in Afrika zu ver-breiten, ohne zu hinterfragen, ob Windowsin Entwicklungslander okonomisch sinnvollist. Die IT-Infrastruktur in vielen afrikanischenLandern sieht meist so aus, dass westlicheLander ihren Computermull dort abladen.Wenn die alten Rechner uberhaupt noch funk-tionieren, kommen sie mit den extremerenklimatischen Bedingungen und den haufigenStromausfallen nicht zurecht. Ganz zu schwei-gen davon, dass es in den meisten Schulen garkeinen Strom gibt. Unter diesen Umstandenwird man mit Windows nur schlecht lernenund lehren konnen.

Die Industrialisierung hat in Afrika noch nichtstattgefunden. In seinem Vortrag

”Freie Soft-

ware – Eine Chance fur Afrika?“ auf dem 23.Chaos Communication Congress sagte AlexAntener daher, dass sich Malawi und andereafrikanische Lander nur dann an der globa-len Entwicklung von Informationstechnologiebeteiligen konnen, wenn sie uber einen frei-en Zugang zu Wissen und dem unbeschrank-ten Zugang zu Quellcode verfugen, was nurmit freier Software und modernen Compu-tern moglich sei. Bei der Planung seines zwei-ten Malawi-Projektes habe er deshalb neueste

Computerhardware in Form von 25 ThinCli-ents und zwei Servern beschafft, auf denenspater Edubuntu zum Einsatz kommen solle.Finanziert wurden die Rechner uber das Infor-mationstechnologie Zentrum der Hochschulefur Gestaltung und Kunst in Zurich (HGKZ).

Moderne ThinClients kommen besser mit demKlima und den haufigen Stromausfallen zu-recht, als Desktop-Computer. In Blantyre, dergroßten Stadt in Malawi, fallt etwa funfmalam Tag der Strom aus. Die ThinClients wer-den dann einfach wieder neu gestartet. DieDateien, an denen gerade gearbeitet wurde,sind auf dem Server gesichert und stehen wie-der zur Verfugung, sofern der Server mit einerunterbrechungsfreien Stromversorgung (USV)betrieben wird. Bei ThinClients muss nur furden Server eine USV angeschafft werden. BeiDesktop-Computern brauchte jeder Rechnereine USV, was einfach zu teuer ware.

Das Ziel der engen Zusammenarbeit mit denStudierenden war, dass die Uni in Zukunftdie Server selbst betreuen und administrierenkann. So sollte die Selbstverantwortung uberdie eigene IT gesichert werden. Außerdem gibtes die Hoffnung, dass dadurch der Abwande-rung von Wissen, dem so genannten

”brain

drain“, etwas entgegengehalten werden kann.Die Studierenden sollen ihr Wissen in Malawiweitergeben.

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Interview mit Alex Antener von Christian Imhorst

C hristian Imhorst hat mit Alex Ante-ner, der im vorhergehenden Artikelvorgestellt wurde, ein Interview zu

dessen Engagement fur Freie Software inAfrika gefuhrt.

1. Erzahl doch bitte zuerst von dir. Wie istdein beruflicher Werdegang, was machst duheute?Nach meiner abgeschlossenen Lehre als Land-schaftsgartner und nach gestalterischer Ma-tura habe ich an der ecole cantonale d’artde Lausanne (ecal) erst Grafik-Design undCinema studiert. Abgeschlossen habe ich dannmein Studium an der Hochschule fur Gestal-tung und Kunst in Zurich (HGKZ) [1] im Be-reich

”Neue Medien“. Das war im Sommer

2005. Bereits wahrend meines Studiums ander HGKZ wurde mir hier eine Stelle alsGNU/Linux-Systemadministrator angeboten,wo ich bis heute arbeite. Nebenberuflich en-gagiere ich mich in der Kunstszene Zurich undder Free Software Foundation Europe (FSFE).Seit 2006 bin ich dort im Kernteam.

2. Wie kamst du zu Freier Software?Bereits als Kind hatte ich dank meines Vaters,der in den 80er Jahren Systembetreuer vonUnix-Umgebungen war, Zugang zum Usenetund zur

”Kommandozeile“. Was den Umgang

mit Computersystemen angeht, war ich immerder klassische Autodidakt. Das

”Bewusstsein“

fur die GNU-Bewegung konkretisierte sich je-doch erst wahrend meines Studiums in den

”Neuen Medien“. Glucklicherweise horte Ge-

org Greve [2], der Prasident der FSFE [3], vonmeinem Engagement in Malawi und dem Pro-jekt, worauf wir uns per E-Mail kennen gelernthaben.

3. Wann und warum warst du zum erstenMal in Malawi?Im Rahmen meines Studiums an der HGKZverbrachte ich 2004 ein Auslandssemester inMalawi. Anfangs plante ich drei Monate an derUniversity of Malawi the Polytechnic verschie-dene Dienste und Strukturen aufzubauen undumzustellen. Aus den drei Monaten wurdendann sieben, weil es einerseits viel zu tun gabund ich andererseits schnell Gefallen an derKultur, dem Land und den Menschen fand.

4. Wie bist du auf die Idee gekommen, ander Polytechnic in Blantyre zwei Computer-netzwerke mit Edubuntu einzurichten?Da ich bereits 2004 intensiv mit dem Biblio-thekar der Polytechnic, Martin Thawani, zu-sammengearbeitet habe, wurde ich schnell mitder Problematik der Verteilung und Zugang-lichkeit von Wissen an afrikanischen Schulenvertraut gemacht. Ich wollte bei einem er-neuten Projekt sicherstellen, dass insbesonde-re die Studierenden bei der Nutzung des Inter-nets nicht zu kurz kommen wurden. So plante

ich fur das Projekt, welches dann Ende 2006stattgefunden hat, zwei Computernetzwerkean der Bibliothek mit Edubuntu aufzusetzen.

Martin Thawani und Alex Antener bei deroffiziellen Ubergabe der ThinClients.

5. Warum fiel die Entscheidung auf Edubun-tu als Betriebssystem?Es war schnell klar, dass weder die Univer-sitat noch ich selbst die Kapazitaten besitzenwurden, zwei Computernetzwerke uber lange-re Zeit zu betreiben und zu unterhalten. DaWissen uber die Debian-Distribution an der Po-lytechnic bereits vermittelt wird und Ubuntuals

”Afrikanische GNU/Linux-Distribution“ be-

kannt ist, fiel die Entscheidung leicht. Zudemeignet sich Edubuntu wegen des vorkonfigu-rierten LTSP (Linux Terminal Server Project)hervorragend fur ThinClient-Netzwerke. DerAufwand an der Konfiguration des Systems

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selber konnte demnach minimal gehalten wer-den. Ubrigens besitze ich bis heute uber SSHeinen Zugang auf beiden Servern, damit ichregelmaßig per aptitude Systemupdates vor-nehmen kann.

6. Warum fiel die Entscheidung auf moder-ne ThinClients?Ich suchte nach einer Moglichkeit, den Miss-stand an der Bibliothek der Polytechnic zubeheben und Wege zu finden, damit die Stu-dierenden leichteren Zugang zu Wissen er-halten. Anfang 2006 wurden dann an derHochschule fur Gestaltung und Kunst Zurichalte Citrix Metaframe-Systeme durch neuwer-tige abgelost. So kam die Idee, die Bestel-lung der ThinClients zu vergroßern, um furdas Malawi-Projekt welche zur Verfugung zuhaben und gleichzeitig die Polytechnic mitder neuesten Technologie auszustatten. DieThinClients ließen sich wegen des geringenGewichtes relativ kostengunstig nach Mala-wi transportieren. Außerdem war mir klar,dass die ThinClients nicht so stark unter denschwierigen klimatischen Bedingungen leidenwurden wie Desktop-Computer.

7. Gab es Widerstande an der Polytech odervon anderer Stelle gegen das Projekt? Wennja, wie sahen diese aus?Es gab Widerstande. Wie auch an eu-ropaischen Unis gibt es an der Polytechnic

interne Machtspiele. In einer fremden Kulturzu arbeiten macht dies naturlich nicht einfa-cher. Jedes Departement der Polytechnic ver-suchte mich fur sich zu gewinnen. Ich wurdesogar vom Direktor des Zomba Colleges1 ein-geladen, um mir die Situation in seiner Schuleanzugucken. Von der Seite der Hochschulefur Gestaltung und Kunst Zurich, welche dieThinClients finanzierte, gab es aber keine Wi-derstande.

8. Wie wurde Edubuntu als Betriebssystemaufgenommen? Gab es auch Befurwortervon Windows?Dies stand zu keinem Zeitpunkt des Projekteszur Diskussion. Da ich der Meinung bin, dasswir vorsichtig beim Aufdrangen von westli-chen Vorstellungen sein sollten, sah die Ver-einbarung so aus, dass ich der Polytechnic dasSystem mitbringen, vorfuhren und erklarensollte. Was danach passieren wurde, wollteich nicht beeinflussen. Meinen Informationenzufolge ist das System aber noch immer inBetrieb und wird rege genutzt. Es gibt keinenGrund auf eine proprietare Losung umzustei-gen, denn diese ware weder zu finanzierennoch zu betreiben oder gar zu unterhalten.

9. Was war dein schonster Moment oderdein großter Triumph wahrend des Pro-jekts?Nach einem halben Jahr Vorbereitung und drei

Monaten Projektarbeit in einer fremden Kulturist man schon sehr eingenommen von der Ideeund dem Willen, das Projekt abzuschließen.Das

”Triumphgefuhl“ kommt deshalb etwas

spater. Ich habe die Gelegenheit genutzt, dasProjekt auf dem 23. Chaos CommunicationCongress (23C3) des Chaos Computer Club inBerlin vorzustellen und fur mich selbst nocheinmal zu reflektieren. Ich glaube, das warwohl der Moment, den man am ehesten alsTriumph bezeichnen konnte.

10. Was war nicht so schon oder was wardeine großte Enttauschung?Was mich immer wieder enttauscht hat, istdie Tatsache, dass leider allzu oft westlicheEntwicklungshilfe-Organisationen ihre Vor-stellungen dem afrikanischen Kontinent auf-zwingen. So fordern und erhalten sie in denEntwicklungslandern eine Bettelkultur, die esfur die lokale Okonomie und Bildungseinrich-tungen schwierig macht, ihre Eigendynamikzu entwickeln. Man muss schon sehr vorsich-tig sein, wo man mit einem Projekt ansetzenund wie man es letztendlich zu Stande brin-gen will, dass nach Abschluss des Projektesdas System noch weiter genutzt und getragenwird.

11. Was haltst du von Projekten, die ge-brauchte Computer fur Afrika recyceln? Istdir so ein Projekt vor Ort oder woanders

1Die University of Malawi betreibt funf Colleges im Land: das Chancellor College in Zomba, die Polytechnic in Blantyre, das Bunda College of Agriculture, das College ofNursing in Lilongwe und das College of Medicine in Blantyre.

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begegnet?Ich bin kein Freund des Gedankens, alte Hard-ware in Schwellen- und Entwicklungslanderzu exportieren. Die Haltung empfinde ich alsunehrlich und inkonsequent. Auch eine afri-kanische Elite an einer Universitat, wie bei-spielsweise der Polytechnic, verdient es, mitden neusten Technologien zu arbeiten. Es gibtaber zahlreiche Projekte, die gebrauchte Com-puter nach Afrika schicken. Die amerikanischeBotschaft in Lilongwe zum Beispiel hat altenComputermull an die Polytechnic abgescho-ben. Auch in der Schweiz und in Deutsch-land sind mir derartige Projekte aufgefallen.Ich glaube, dass sie nur dazu beitragen, dassafrikanische Lander in einem

”Schlummerzu-

stand“ verharren.

12. Was haltst du von der Initiative ”OneLaptop Per Child“ (OLPC) und ihrem 100-Dollar-Computer?Ein großer Haken ist, dass die Inspiration hin-ter diesem Projekt bereits stark westlich ge-pragt ist. Die Bedurfnisabklarung passiertealso aus Perspektive eines westlichen Landes.Das Gerat basiert auf westlichen Anforderun-gen. Dies ist aber schon von Grund auf falsch:Die Anspruche an die Technik sind vor Ortganz andere, als wir uns das aus westlicherSicht vorstellen. Naturlich funktioniert dasrein technische Konzept vollkommen, aber esist trotzdem untauglich, die Bedurfnisse seinerZielgruppe abzudecken.

Es gibt keine IT-Losung, die fur alle Ent-wicklungslander gleichermaßen funktioniert.Ghanas IT-Industrie zum Beispiel ist stabilund funktioniert unabhangig.2 Malawi an-dererseits ist in IT-Sachen massiv abhangigvon westlichen Anbietern und damit un-selbststandig. So lange solche Abhangigkeitenbestehen, hat ein Projekt wie OLPC in solchenLandern wenig Chancen.

Auch ganz praktische Probleme lassen sichnicht so einfach mit einer Handkurbel losen:Wo nimmt eine malawische Grundschule denStrom her? Sogar das Trinkwasser muss uberzwei Kilometer herangeschleppt werden, dieRaume der Grundschule haben kein kunstli-ches Licht und ein Kind, das mit einem Laptopdurch die Straßen lauft, wurde auf der Stelleuberfallen. Auf universitarem Niveau sieht esbesser aus – nicht gut, aber besser.

Fur uns Westler sieht das OLPC-Projekt außer-ordentlich interessant aus. Grunde dafur sinddie Marketing-Maßnahmen, das GUI der ein-gesetzten Distribution, die Hightech-Bauteilevom MIT. Sie sind alle westlich und doch istder Laptop fur uns Westler verfuhrerisch undanders. Das OLPC-Projekt ist auch ein Beweisdafur, dass ein Forschungsprojekt aus einemBildungsinstitut wie dem MIT im Bereich derInformationstechnologie international kom-plexe und aktuelle politische sowie wirtschaft-liche Zusammenhange erfassen kann, um

dann ein Produkt zu konzipieren, welches mitmaßgeschneiderter Hardware und Softwareumgesetzt wird. Nun werden die verfugbarenCommunitys und Kanale zu den verschiede-nen Organisationen genutzt, um Marketing zubetreiben. Ein derartiger Beweis ist grandios.

Somit hat das OLPC-Projekt auch etwas Gu-tes und ist an sich dringend notwendig. Auchein mogliches Scheitern des Projektes kannvon Vorteil sein, da es aufzeigen wurde, dasswestliche Wertvorstellungen und Losungennicht uberall passen. Die einzelnen Landermussen

”selber“ ihre Probleme formulieren,

damit westliche Lander von diesem Schritt anmithelfen und gemeinsam Losungen entwi-ckeln konnen.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier nicht ein-fach ein Container Elektroschrott nach Afrikaverschifft wird. OLPC ist brandneue Hardware,die speziell fur die Entwicklungslander ge-schaffen wurde. Hier mussen wir uns aber dieFrage stellen: Entwickeln wir fur die Entwick-lungslander oder schlussendlich doch wiedernur fur uns selbst und unser Gewissen?

13. Deinen Vortrag auf dem Kongress 23C3hieß ”Freie Software – Eine Chance fur Afri-ka?“ Worin genau siehst du diese Chance?Freie Software bietet die Losung fur eineselbststandige Entwicklung im Bereich vonSoftware und dokumentiertem Wissen. Darum

2Siehe Artikel aus”Der Bund“ vom 5. Marz 2007 [4].

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ist der soziale Gedanke in der GPL so starkverankert. Oft wird der Free Software Founda-tion vorgeworfen, sie sei zu dogmatisch. Aberschlussendlich geht es darum, dass alle dieChance nutzen wollen, an der Bildung, Wei-terbildung, Verarbeitung und Verteilung vonWissen und somit Quelleninformation teilzu-haben. Proprietare, geschlossene Losungenschaden der Eigenentwicklung, die afrikani-sche Lander dringend vorantreiben wollen.Wenn westliche Lander auch in Zukunft nochVertragspartner afrikanischer Lander bleibenund an ihrer okonomischen Entwicklung teil-haben wollen, sollten sie diesen Landern dieMoglichkeit zur Eigenentwicklung geben.

14. Wie wurdest du Mitglied im Core Teamdes FSF Europe im vergangenem Jahr undwie sehen deine Aufgaben beim FSFE aus?Durch mein Engagement in Malawi entwickel-te sich ein gegenseitiges Interesse zwischenmir und der Free Software Foundation Euro-pe. Ich wurde dann von Georg Greve ange-sprochen, ob ich in das Kernteam eintretenwolle. Bisher beschrankte sich mein Engage-ment auf die Mitgestaltung von Diskussionenund Strategien der FSFE. Zudem vertrete ichstark den Freie Software-Gedanken in und ne-ben meiner Arbeit an der HGKZ.

15. Gibt es die blauen T-Shirts mit demselbstdenkenden Menschen, die ihr fur dasMalawi-Projekt gedruckt habt, irgendwo zukaufen?

Leider wurde nur eine kleine Anzahl dieserT-Shirts in Malawi gedruckt. Die Druckvorla-ge kann ich aber gerne in meinem Weblog[5] bereitstellen, so dass sie alle unter Beruck-sichtigung der Creative Commons-ShareAlike-Lizenz verwenden konnen. Auf den T-Shirtssteht ubrigens

”Anthu Ozindikira amagwirisa

ntchito GNU/Linux Software“. Das ist Chiche-wa, die Sprache, die neben Englisch in Mala-wi gesprochen wird, und bedeutet:

”Selbstden-

kende Menschen benutzen GNU/Linux Soft-ware“.

Das T-Shirt zum Projekt: ”Anthu Ozindikiraamagwirisa ntchito GNU/Linux Software“.

Die Fotos stammen von Nathalie Bissig ([email protected]) und stehen unter der GNU-Lizenzfur freie Dokumentation (FDL) [6].

Links[1] http://hgkz.ch[2] http://gnuhh.org/[3] http://fsfeurope.org[4] http://ebund.ch[5] http://lix.cc/projects/malawi[6] http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html

© by Randall Munroe, http://xkcd.com28

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Zusammenfassung der 3. Mailserver-Konferenz von Matthias Kietzke

A m 2. und 3. Juli 2007 fand in Ber-lin die 3. Mailserver-Konferenz statt.Geboten wurde professionelles und

praxisnahes Know-How in je 90-minutigenVortragen.

Auf dem Programm standen unter anderemThemen wie

”Die gesetzliche Pflicht zur E-

Mailarchivierung“,”Migration von courier zu

dovecot im harten Praxiseinsatz“ oder”Schone

Geheimnisse: amavisd-new fur Fortgeschritte-ne“. Durch den engen Kontakt zwischen Do-zenten und Konferenzteilnehmern boten sichGelegenheiten zum Erfahrungsaustausch und

”Fachsimpeln“.

Zunachst volle Konzentration wahrend derVortrage . . .

Das Abendprogramm gestaltete sich mit einerDampferfahrt durch Berlin sehr interessant

und abwechslungsreich. Vom Alexanderplatzging es entlang der Spree Richtung City-West,vorbei an der Museumsinsel, am Reichstag unddem neuen Hauptbahnhof bis zum SchlossCharlottenburg. Auch das Wetter spielte mitund zeigte sich von seiner besseren Seite.Die nachste Mailserver-Konferenz findet 2009statt.

Fur Interessierte stehen die Prasentationsfoli-en zum Download bereit [1].

Links[1] http://www.heinlein-support.de/web/y

akademie/mailserver-konferenz-2007/ymk07-downloadupdates

. . . anschließend folgt der entspannte Teil desTages. © by Randall Munroe, http://xkcd.com

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Freiheit oder Totalitarismus: Sagen auch Sie ”Nein!“ zu Microsoft! von Erik Barwaldt

S eit Monaten tobt ein erbitterterKampf um die Standardisierung desneuen Dokumentenformats Office

OpenXML durch das internationale Nor-mungsgremium ISO (”International Stan-dardization Organization“). Nachdem dieISO mit der Norm ISO26300 das auchin OpenOffice und StarOffice verwendeteOpen Document Format (ODF) bereits imJahr 2006 als offenes Dokumentenformatanerkannt hat, versucht nun die Firma Mi-crosoft ihr neu erfundenes Format OfficeOpenXML als internationalen Standard de-finieren zu lassen.

Microsofts Office OpenXML baut wie das ODF-Format auf der XML-Spezifikation auf. Damitsind die Gemeinsamkeiten der beiden Formateallerdings auch schon erschopft. Im einzelnenweist das Format der Firma Microsoft folgende

”Alleinstellungsmerkmale“ auf:

Microsofts Office OpenXML ist ein Container-format, in dem, aus Grunden der Kompatibi-litat zu den unzahligen Dokumentenformatenfruherer Microsoft-Office-Versionen, binarerCode enthalten ist. Die offen dokumentier-ten XML-Teile fugen sich dabei quasi wie eineHulle um die proprietaren und vielfach mitPatenten belegten Bestandteile der fruherenOffice-Versionen. Von

”Offenheit“ kann somit

keine Rede sein. Das Office OpenXML-Format

von Microsoft ist extrem fehlerbehaftet undwirkt wie im Suff schlampig zusammenge-hauen: So kommt beispielsweise das Tabel-lenkalkulationsformat nicht mit chronologi-schen Daten zurecht, die fruher als das Jahr1900 liegen. Besonders pikant sind auch For-matfehler, die die religiosen Feiertage mus-limischer Lander missachten. Es drangt sichhier der Eindruck auf, dass der intellektuel-le Horizont der Herren Gates, Ballmer undKonsorten offensichtlich nicht uber den US-amerikanischen Tellerrand hinausreicht. Aberauch mit Sprachen, in denen viele Umlauteund Sonderzeichen verwendet werden, hatMicrosofts Format erhebliche Probleme. In-teressant ist zudem die Tatsache, dass vor al-lem bei der Umsetzung der alteren Microsoft-Formate wichtige Bestandteile nicht veroffent-licht werden – und das trotz einer rund 6000Seiten umfassenden Spezifikation. Zum Ver-gleich: Das komplett offengelegte ODF hateinen Umfang von gut 700 Seiten. MicrosoftsOffice OpenXML verstoßt in Teilen gegen meh-rere bereits bestehende ISO-Normen wie dieISO8601 oder ISO639.

Das Abstimmverfahren bei der ISO uber einenNormungsvorschlag ist kompliziert. Insgesamt104 nationale Normungsgremien sind Mitglie-der der ISO. Jedes nationale Normungsgremi-um (in Deutschland das

”Deutsche Institut fur

Normung“, kurz DIN) hat bei der ISO nur eine

Stimme. Wenn mehr als zwei Drittel der 32 sogenannten P-Mitglieder (

”Participating Mem-

ber“) fur Microsofts Dilettantenformat stim-men und nicht mehr als ein Viertel aller 104stimmberechtigten Mitglieder den Normungs-vorschlag ablehnt, gilt der Standard als verab-schiedet.

6000 Seiten gedruckter Schrott fur dieMulltonne: Microsofts Office

OpenXML-Spezifikation.

Es ist kein Wunder, dass ein solch unausgego-renes Elaborat wie Microsofts Office OpenXMLbei einigen nationalen Standardisierungsgre-mien bereits sang- und klanglos durchgefallen

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ist oder sich fur bevorstehende Abstimmungenstarke Vorbehalte dagegen artikuliert haben.Doch Microsoft versucht nun angesichts desdrohenden Scheiterns seines Formats mit al-len Mitteln, die in der ISO stimmberechtigtennationalen Gremien durch seine Lobbyistenmassiv zu beeinflussen, um so eine Akzeptanzseiner Spezifikation zu erzwingen.

Es wurde von Microsoft in Italien und denUSA durch massiven Stimmenkauf versucht,die nationalen Normungsgremien zu unter-wandern, um so eine entsprechende Mehrheitfur die Akzeptanz seines dubiosen Standardszu erhalten. In Australien hat Microsoft offent-lich

”Partner“ gesucht, die dem nationalen

Normungsausschuß beitreten und die Abstim-mung zugunsten von Office OpenXML mani-pulieren sollten. In Neuseeland hat Microsoftmit der Drohung, die Konditionen bestehen-der Software-Liefervertrage mit der Regierungeinseitig zu andern, versucht, das Abstimm-verhalten zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Stimmenkauf, Manipulationen, Erpressung –welche Motivation steckt hinter diesen neu-erlichen mafiosen Praktiken der Firma Micro-soft?

Die Marktstellung und damit der fast komplet-te Gewinn von Microsoft wird durch lediglichzwei Produkte garantiert – das Betriebssys-tem Windows und die Buroapplikations-SuiteOffice. Alle anderen Produkte von Microsoft

werfen kaum Gewinne ab oder verursachen– wie die Spielekonsole Xbox – exorbitanteVerluste. Im Zuge der fortschreitenden welt-weiten Migration weg von Windows und hinzu Linux auch auf dem Desktop verliert Mi-crosoft deutlich an Marktanteilen. Jeder zuLinux migrierte Rechner im Behorden- undUnternehmensumfeld bedeutet fur Microsoftin der Regel zweifache Einnahmeausfalle: Ne-ben dem nicht mehr erzielten Gewinn aus demVerkauf der Windows-Lizenz fallen auch die –fur Microsoft noch ungleich lukrativeren – Ein-nahmen aus dem Verkauf von Office weg. Umdiesem Trend entgegen zu wirken, sich alsodie exorbitanten Gewinne der letzten Jahreweiterhin zu sichern, bekampft Microsoft jetztdie Open Source-Bewegung auch mit einerStrategie der vermeintlich

”offenen“ Formate:

Das Office OpenXML-Format soll als interna-tionaler Standard anerkannt werden, um vorallem der in der nordlichen Hemisphare vonstaatlichen Institutionen geforderten Offen-heit bei Dokumentenstandards zu genugen.In Wirklichkeit dient Office OpenXML jedochausschließlich dazu, die Monopolstellung Mi-crosofts auf Kosten der Computernutzer zuzementieren.

Durch die Integration von mit Patenten be-legtem Binarcode in Microsofts Dokumen-tenformat entsteht fur freie Programmiererbei der Implementation des Office OpenXML-Standards in ihren eigenen Applikationen einunkalkulierbares Risiko, von Microsoft we-

gen Patentverletzungen verklagt zu werden.Microsoft hat sich zwar schriftlich verpflich-tet, fur die Verwendung von Office OpenXMLkeine Patentklagen anzustrengen, jedoch istvollig unklar, ob dieses Versprechen auch furEntwickler gilt. Was man zudem von Verspre-chen einer Organisation halten kann, die fastim Wochenrhythmus international durch unse-rios-mafioses und illegales Geschaftsgebarennegativ auffallt, muss nicht mehr en detailerortert werden.

Durch fehlende Referenz-Implementationendes Office OpenXML-Formats und bedingtdurch die vielen Fehler sowie allein den schierunglaublichen Umfang der Spezifikation durf-te es fur unabhangige Entwickler außerstschwierig, wenn nicht gar unmoglich wer-den, den Microsoft-Standard in ihre Produk-te zu integrieren. Als Folge ware Microsoftmit seiner Office-Suite der einzige Anbieter,der das pseudo-offene Format unterstutzenkonnte. Damit hatte Microsoft Office im Fal-le einer Anerkennung des Office OpenXML-Dokumentenstandards ein

”Alleinstellungs-

merkmal“. Nur die Office-Suite aus Redmondware in der Lage, dieses Format zumindesthalbwegs ordentlich lesen und schreiben zukonnen. OpenOffice ware somit vor allem beistaatlichen Institutionen außen vor – und da-mit ware auch Linux als Betriebssystem au-ßen vor, denn ohne eine Office-Suite, die mitdem Office OpenXML-Format umgehen kann,fande Linux signifikant weniger Akzeptanz auf

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Behorden- und Firmen-Desktops.

Was kann man als normaler Anwender, waskonnen Sie und ich also tun, um die Verab-schiedung des Office OpenXML-Standards zuverhindern? Seit Monaten kampft die FFII –die

”Foundation For A Free Information In-

frastructure“ – durch Aufklarungsarbeit gegenden neuen Stumper-Standard aus dem Hau-se Microsoft. Daneben hat die FFII auch eineeigene Website kreiert, um den Stimmen der

Anwender Gehor zu verschaffen. Eine Petitionsoll den Stimmberechtigten bei der ISO deut-lich vor Augen fuhren, dass die Nutzerinter-essen und die Ambitionen von Microsoft kei-neswegs deckungsgleich sind. Bislang (Stand:30.07.2007) haben etwa 26.500 Anwenderweltweit diese Petition gegen Microsoft un-terzeichnet. Jede Stimme zahlt! Helfen daherauch Sie mit, Microsoft zu stoppen – geben SieIhre Stimme ab und veranlassen Sie moglichstviele Bekannte, Freunde und Verwandte das-

selbe zu tun! Sie finden die Petition unter derURL http://www.noooxml.org.

Jede Stimme ist ein Schritt hin zu offenenStandards und weg von totalitaren Diktaten.Das sollte jedem Anwender ein paar MinutenZeit und eine Unterschrift wert sein.

Links[1] http://www.noooxml.org

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

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Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 4: Dapper Drake von Marcus Fischer

L etzten Monat haben wir in unserenRuckblick auf die Ubuntu-Geschichteden ”Frechdachs“ betrachtet, diesen

Monat machen wir mit dem ”Eleganten Er-pel“ weiter.

Eleganter ErpelAm 01. Juni 2006 erschien die erste Ver-sion von Ubuntu mit dem Kurzel LTS. DieAbkurzung steht fur

”Long Term Support“ und

zeichnet eine Version aus, die besonders lan-gen Support genießt und fur den Einsatz inUnternehmen pradestiniert ist.

Mark Shuttleworth, der Initiator, sprach deut-lich uber den gestiegenen Anspruch und nenntUbuntu 6.06

”(. . . ) außerst stabil und zu-

verlassig und damit sehr geeignet fur den Pro-duktiveinsatz.“ Mehrmals prasentierte er dieseVersion als Alternative zu Microsoft WindowsVista.

Der Splash-Screen von Ubuntu 6.06

So ist die LTS-Version ein”eleganter Erpel“,

weil er besondere Unterstutzung genießt undsehr ausgereift ist. Diese Version soll wie einErpel mit etwas Stolz erfullt sein, sie ist dasEnde einer zweijahrigen Entwicklung, die mit

Warty ihren Anfang nahm. Ubuntu 6.06 lauteteinen neuen, zusatzlichen Release-Zyklus ein.

Zudem wurde in dieser Version das Artworkstark uberarbeitet, um die besondere Stel-lung auch optisch zu verdeutlichen. Dappererscheint nun viel heller und in neuen Orange-und Karamelltonen.

Der herausragendste Unterschied zu denVorgangern lag in der deutlich gesteiger-ten Geschwindigkeit. Hier profitierte Ubuntuvor allem von GNOME 2.14, das um einigesschneller ist als noch Version 2.12. Zusam-men mit dem schnelleren Bootvorgang, derbei Breezy im Lastenheft der Entwickler stand,startet Dapper auf manchen System in derHalfte der Zeit, die noch Warty brauchte.

Warum eigentlich 6.06 und nicht 6.04?Dapper Drake erschien mit einer Verspatungvon sechs Wochen. Ursprunglich sollte die-se Version im April 2006 erscheinen undhatte dementsprechend Ubuntu 6.04 hei-ßen mussen. Durch die Verspatung hatte sichdie Versionsnummer naturlich geandert. DerGrund fur die Verspatung liegt in einer erwei-terten Testphase fur diese Version. Die Ent-wickler hatten deutlich mehr Zeit fur das Auf-spuren und Beheben von Softwarefehlern inder Distribution.

Dies ist insoweit sinnvoll, als man fur die LTS-Versionen sehr lange Updates garantiert unddies die erste Version ist, mit der man ein-deutig auf den Firmeneinsatz spekuliert. ImRahmen des Erscheinens von Dapper hat manbei Ubuntu seine Infrastruktur optimiert undbietet professionellen Support (gegen Bezah-lung) an.

Besonders hervorzuheben ist die Serverva-riante von Ubuntu, die gleichzeitig mit derDesktopversion erschienen ist. Diese Versionbringt zwei vorkonfigurierte Kernel mit, einenfur kleinere Rechner und einen fur Servermit mehr als acht CPUs. Die Serverversion ver-spricht das besonders einfache Aufsetzen eineszertifizierten LAMP-Servers. Die professionelleAusrichtung ist unter anderem daran zu erken-nen, dass IBM und MySQL den Server bereitsfur ihre Datenbanken zertifiziert haben, Ge-sprache mit Oracle laufen derzeit noch.

Das ArtworkWie bereits erwahnt, hat Ubuntu bei Dapperdie großten optischen Veranderungen seit Be-stehen dieser Distribution vorgenommen. DerErpel wirkt noch einmal deutlich frischer undlebendiger als sein Vorganger, der Frechdachs.

Durch Effekte wie abgerundete Fensterleis-ten, Glas-Effekte mit Spiegelungen und hori-zontalen Farbverlaufen in Kontextboxen wirkt

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Dapper edler und optisch ausgereifter als allevorherigen Ubuntus. Einen Eindruck von die-sen Veranderungen bekommen Sie in der Ab-bildung.

Der nochmals aufgeraumte GDM von ”DapperDrake“

Die Bedienung wurde erneut erweitert, indemman die Menustruktur stark uberarbeitete.Alle Aufgaben, die Administratorrechte ver-langen, sind jetzt in einem Menu zusammen-gefasst unter System � Administration.

Seit Breezy startet Ubuntu mit usplash, einemgraphischen Fortschrittsbalken. Mit Dapperhalt nun auch die Umkehrung dieser Idee Ein-zug in die Distribution. Wenn Sie Ihren PC her-unterfahren, erscheint ein Fortschrittsbalken,der sich ruckwarts abbaut, um den Fortschrittdes Herunterfahrens anzuzeigen.

Der Desktop von ”Dapper Drake“

In GNOME halten der GNOME Power Mana-ger und der Network Manager Einzug. DerGNOME Power Manager liefert in Notebooksdetaillierte Informationen uber den (Lade-)Zustand der Batterie und stellt Ihnen die ACPI-Funktionen Ihres Computers zur Verfugung.

Mit Hilfe des Network Managers konnen Sieproblemlos die WLAN-Netze wechseln, fallsSie sich regelmaßig an verschiedenen Or-ten in unterschiedlichen Netzwerke anmeldenmussen.

NeuerungenUbuntu 6.06 beinhaltet

ã Kernel 2.6.15

ã GNOME 2.14.1

ã Firefox 1.5

ã Evolution 2.6.1

ã OpenOffice.org 2.0.2

ã X.org 7.0

ã The Gimp 2.2.11

Ubuntu 6.06 startete mit dem etwas veraltetenKernel 2.6.15, wie auch teilweise nicht mehrganz aktuellen Softwareversionen. Dies ist einZugestandnis an die Stabilitat, die bei diesemRelease im Vordergrund stand.

Bemerkenswert ist, dass die Unterschiede zuDebian, von dem sich Ubuntu durch eine deut-lich verstarkte Aktualitat abheben will, immermehr verschwinden, zumindest wenn mansich die LTS-Versionen ansieht. Es wird sichnoch zeigen, in welche Richtung diese Ent-wicklung in Zukunft gehen wird, denn auchDebian hat sich die Kritik zu Herzen genom-men und arbeitet an einem verkurzten Relea-sezyklus.

Der etwas altere Kernel wirkte sich auf jedenFall nicht negativ auf die Hardwareerkennungaus. Ubuntu bietet hier von Beginn an einehervorragende Hardwareerkennung – nebenKnoppix wohl die beste aller Distributionen.

Mit”Dapper Drake“ sollten Live- und

Installations-CD zusammengelegt werden undin der Folge nur noch ein Installationsmediumexistieren, der Name dieser kombinierten CDlautet

”Desktop-CD“. Von dieser Desktop-CD

kann man wie von einer Live-CD booten unddann aus dem laufenden Live-System heraus

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installieren. Der Name des dafur zustandi-gen Programms ist Ubiquity, was so viel wieAllgegenwartigkeit bedeutet. Mit Erscheinendieser Version wurde die Installation uber dieDesktop-CD als favorisierte angegeben.

Leider hatte die Integration von Ubiquity eini-ge Schwachen. Auf vielen Computern war dieInstallation von Ubuntu 6.06 nicht moglich.Es hauften sich dort die Fehlermeldungen, sodass dieser Bug einer der Grunde war, nurzwei Monate nach Erscheinen eine uberarbei-tete Version 6.06.1 zu prasentieren.

Parallel zur Desktop-CD gibt es von jeder Ver-sion noch eine alternative CD, die die klassi-sche textbasierte Installation ermoglicht. Siehort auf den Namen

”Alternate-CD“. In vie-

len Fallen ist diese Moglichkeit zu empfehlen,denn trotz der Behebung zahlreicher Fehlergibt es noch immer einige Probleme:

ã Das Live-System muss zunachst einmalstarten, dazu werden mindestens 256 MBRAM benotigt, aber auch mit 256 MB RAMverlaufen die Vorbereitungen zur Installati-on qualend langsam.

ã Weder die Einrichtung von LVM noch dieeines RAID-Systems ist moglich. Eine In-stallation in eine vorhandene Partition istebenfalls nicht durchfuhrbar. Die Partitionmuss erst geloscht und anschließend neuangelegt werden.

ã GRUB wird immer und ohne Nachfrage in

den Bootsektor der ersten Festplatte ge-schrieben.

ã Schließlich gibt es bei der Installation vonder Live-DVD Probleme mit der deutschenLokalisierung.

In freiesMagazin 07/2006 finden Sie weitereInformationen zu den Unterschieden zwischenden beiden Installationsvarianten.

Der KDM von Kubuntu 6.06 LTS. In diesesRelease wurde KDE in der Version 3.5.2

integriert.

Die Hardwareanforderungen haben sich ubri-gens seit Erscheinen der ersten Version nahe-zu verdoppelt. So braucht Dapper mittlerweilenahezu 3 Gigabyte Platz auf der Festplatteund benotigt mindestens 256 Megabyte Ar-beitsspeicher. Dies sah bei Warty noch vielbescheidener aus, aber verglichen mit aktu-ellen Windows-Versionen wie beispielsweise

Vista ist es immer noch wenig. Hier werdenbis zu 4 Gigabyte Platz auf der Festplatte und1 Gigabyte Arbeitsspeicher benotigt.

Kubuntu 6.06 LTSAuch Kubuntu ist in der Version 6.06 einLTS-Release, also eine Version mit erwei-tertem Support. Sie erschien ebenfalls am01.06.2006.

Diese Version enthielt KDE 3.5.2 und einenneuen Installer, der das direkte Installierenaus der Live-CD-Umgebung heraus erlaubt.

Xubuntu – Ein neues UbuntuMit dem Erscheinen von Dapper begrußtenwir Xubuntu im Kreise der offiziell unterstutz-ten Derivate. Xubuntu ist noch ein sehr jungesProjekt und hat dementsprechend nicht denStatus eines LTS-Release. In Xubuntu 6.06 istXfce in der Version

”4.4 beta 1“ und in 6.10 in

der Version”4.4 beta 2“ integriert.

Fur altere Computer, auf denen Ubuntu re-spektive Kubuntu nicht oder nur sehr lang-sam ihren Dienst verrichten, ist Xubuntuein Versuch wert. Aber auch Minimalistenschatzen die Einfachheit von Xfce in Verbin-dung mit Ubuntu – Xubuntu. Mit Erscheinenvon Ubuntu 8.04 durfte Xubuntu auch ein re-gulares LTS-Release werden.

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Der Anmeldebildschirm (ebenfalls GDM) vonXubuntu

Xubuntu ist von den offiziellen Servernverfugbar oder uber das Metapaket xubuntu-desktop zusatzlich installierbar.

Was hat es mit 6.06.x auf sich?Aufgrund diverser Mangel in Ubuntu 6.06entschloss man sich, eine neue Reihe vonMaintenance-Versionen zu veroffentlichen.Den Anfang machte zwei Monate nach Er-scheinen von Dapper die Version 6.06.1. Wei-tere Updates von 6.06, also 6.06.2 usw., sindmoglich, aber angesichts der kurzen Zeit biszum Erscheinen der nachsten LTS im April2008 eher unwahrscheinlich.

In die erste”.x-Version“ flossen uber 300 Ak-

tualisierungen ein, die sich innerhalb vonnur zwei Monaten angesammelt hatten. Diegroßten Bugs waren der fehlerhafte Installerund eine mangelhafte deutsche Lokalisierung,insbesondere bei den KDE-Paketen.

Dieser Text wurde dem Buch ”UbuntuGNU/Linux“ [1] entnommen. – © Galileo Press2007

Links[1] http://www.galileocomputing.de/y

openbook/ubuntu

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

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Veranstaltungskalender

Jeden Monat gibt es zahlreiche Anwendertreffen und Messen in Deutschland und viele davon sogar in Ihrer Umgebung. Mit diesem Kalenderverpassen Sie davon keine mehr.

MessenVeranstaltung Ort Datum Eintritt Link

FrOSCon 2007 St. Augustin 25.08.-26.08.07 5 C http://www.froscon.org

Kieler Linuxtage Kiel 07.-08.09.07 frei http://www.kieler-linuxtage.de

OpenExpo Zurich 19.-20.09.07 frei http://www.openexpo.ch

Linux Informationstag Singen am Hohentwiel 26.09.07 39 C http://www.linux-bodensee.eu

Linuxinfotag Landau 06.10.07 frei http://infotag.lug-ld.de

Linux-Info-Tag Brandenburg 20.10.07 frei http://www.linuxinfotag-brb.de

Ubucon 2007 Krefeld 20.-21.10.07 frei http://www.ubucon.de

SYSTEMS ”Perspektive OpenSource“

Munchen 23.-26.10.07 35 C http://www.systems-world.de

Practical Linux Gießen 27.10.07 frei http://www.practical-linux.de

Linux-Info-Tag Dresden 03.11.07 frei http://linux-info-tag.de

Come2Linux Essen 10.-11.11.07 frei http://www.come2linux.org

(Alle Angaben ohne Gewahr!)

Ein Strich (-) als Angabe bedeutet, dass diese Information zur Zeit der Veroffentlichung noch nicht vorhanden war.

Sie kennen eine Linux-Messe, welche noch nicht auf der Liste zu finden ist? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit den Informationen zu Datum undOrt an [email protected].

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AnwendertreffenOrt Datum und Uhrzeit Treffpunkt fest? Link

Bremen 06.08.07, 20:00 Uhr TAV ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Bremen

Ulm 07.08.07, 19:30 Uhr Wirtschaft Heidenheim ja http://lugulm.de/mainT.html

Pforzheim 09.08.07, 19:30 Uhr Cafe Havanna ja http://www.pf-lug.de/

Oldenburg 10.08.07, 19:00 Uhr Bei Beppo ja http://oldenburg.linux.de

Osnabruck 13.08.07, 19:00 Uhr Medienzentrum ja http://www.lugo.de

Dortmund 14.08.07, 19:00 Uhr Kronstubchen ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Dortmund

Hamburg 15.08.07, -:- Uhr Barmbeker Burgerhaus ja http://debian.net-hh.de

Luneburg 16.08.07, 19:00 Uhr Rechenzentrum ja http://www.luene-lug.org/wp

Krefeld 20.08.07, 19:30 Uhr Limericks ja http://wiki.lug-kr.de/wiki/LugTreffen

Fulda 21.08.07, 20:00 Uhr Academica ja http://lug.rhoen.de

Heidelberg 22.08.07, 20:00 Uhr Schwarzer Walfisch ja http://www.uugrn.org/kalender.php

Rendsburg 25.08.07, 19:30 Uhr Ruby Days ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Rendsburg

Hannover 27.08.07, 18:00 Uhr Henry’s ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Hannover

Mannheim 29.09.07, 18:00 Uhr - - http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Mannheim

(Alle Angaben ohne Gewahr!)

Ein Strich (-) als Angabe bedeutet, dass diese Information zur Zeit der Veroffentlichung noch nicht vorhanden war.

Wichtig: Die Anwendertreffen konnen sich verschieben oder ganz ausfallen. Bitte vorher noch einmal auf der Webseite nachschauen!

Wenn Sie ein Anwendertreffen bekanntgeben wollen, schreiben Sie eine E-Mail mit den Infos an [email protected].

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Vorschau

freiesMagazin erscheint immer am ersten Sonntag eines Monats. Die September-Ausgabe wird voraussichtlich am 2. September unter anderemmit folgenden Themen veroffentlicht:

ã Snownews – RSS/RDF-Reader auf der Kommandozeile

ã Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 5

Es kann leider vorkommen, dass wir aus internen Grunden angekundigte Artikel verschieben mussen. Wir bitten dafur um Verstandnis.

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

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ImpressumErscheinungsweise: als .pdf einmal monatlich Redaktionsschluss fur die September-Ausgabe: 22.08.2007

Redaktion (ViSdP) Standige AutorenEva Drud (edr) [email protected] Erik Barwaldt [email protected] Fischer (mfi) [email protected] Adrian Bohmichen [email protected]

Tobias Eichenauer [email protected] Ronny Fischer [email protected] [email protected] Stefan Graubner [email protected] freiesMagazin Christian Imhorst [email protected]

c/o Eva Drud Matthias Kietzke [email protected] 88 Chris Landa [email protected] Hamburg Christoph Langner (cla) [email protected]

Rafael Maguina [email protected] und Layout Kai Reschke [email protected] Drud [email protected] Dominik Schumacher [email protected]

Dominik Wagenfuhr (dwa) [email protected]

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