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Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee Herbst 2017 Freundesbrief Ehrenamt Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee Die Gemeinschaft

Freundesbrief Ehrenamt - schwaebische-bauernschule.de · Verantwortung für die Welt Die Insel der Gefühle Leidenschaft Blick für Kleinigkeiten Dank für die Freunde Zitate Das

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Schwäbische

Bauernschule

Bad Waldsee

Herbst 2017

FreundesbriefEhrenamtS c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

Die Gemeinschaft

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Inhaltsverzeichnis

Ehrenamt

Gruß vom Döchtbühl

Fotogalerie

Hoheit auf Zeit

Ehrenamt - mehr Lust als Frust

Geschichten, die das Leben schrieb

Wieder wird´s Licht

Die Wolke und die Düne

Wag dich ins Ehrenamt

Ehrenamtliche sind besonders

Das Ehrenamt

Trotzdem | D´r Ma

Unsere Grundkursteilnehmer 2017

Ich muss abnehmen

Die Möve

Fest der Begegnung in Bad Waldsee

Ehrenamt - zwischen gestern und morgen

Zeit-Not | Der Vorstand

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Verantwortung für die Welt

Die Insel der Gefühle

Leidenschaft

Blick für Kleinigkeiten

Dank für die Freunde

Zitate

Das kann ich nicht | Das Leben

„Kindersegen“ - „Viehhandel“ ...

600 Jahre Nikolaus von der Flüe

Geburten | Vermählungen

Geburtstagswünsche

Trauer um Constantin Heeremann

Wir trauern um unsere Freunde

Musikwerkstatt

Traum und Wirklichkeit

Unser CD-Tipp

Unsere Bücher-Tipps

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Gemeinderat Ortschaftsrat Feuerwehr DRK Notfallseelsorge Sportverein

Kirchengemeinderat Flüchtlingshilfe Ortsvorsitzender THW Schatzmeister

Schriftführer Heimat- und Brauchtumspflege Theaterverein

LandFrauenverband Altenbetreuung Landjugend Hospitz

Bauernverband Krankenbesuchsdienst Katastrophenschutz

S c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

Ehrenamt

„Für mich macht den ganz besonderen Reiz unseres Landes aus, dass sich so viele Menschen bürgerschaftlich engagieren. Damit darf und soll man sich identifzieren.“

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg (Sommerinterview am 27. Juni 2017, Schwäbische Zeitung)

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Gruß vom Döchtbühl

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Seit Februar 2017 ist die Innensanierung unseres Fachwerkhauses abgeschlossen. Das Fachwerkhaus krönt nun das ganze Ensemble. Ein großer Gewinn für die Bildungsarbeit sind die beiden neuen Seminarräume im Fachwerkhaus. Ein großer Dank gebührt unserem Träger, dem Landesbauernverband in Baden-Württemberg, allen voran Präsident Joachim Rukwied, Haupt-geschäftsführer Peter Kolb und dem Geschäftsführer des Trägervereins Martin Bendel für die Sanierung des Fachwerkhauses und die großartige Unterstützung das ganze Jahr hindurch. An dieser Stelle danken wir Herrn Alfred Deuschle vom Landes-bauernverband für die zuverlässige Lohn- und Finanzbuchhaltung über so viele Jahre hinweg und wünschen ihm für seinen Ruhestand alles Gute.

Zum 01.04.2017 hat Regina Steinhauser (26) ihre Stelle als neue Dozentin an der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee angetreten. Vom 01.10.2016 an hat sie die Qualitätszertifizierung unseres Bildungshauses federführend vorbereitet, be-gleitet und zum erfolgreichen Audit geführt.

Die von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammende und musikbegeisterte Aulendorferin hat ein abgeschlossenes Theologiestudium. Gemeinsam mit der Schulleitung und dem ganzen Team wird sie zur stetigen Weiterentwicklung des Bildungsangebots der Schwäbischen Bauernschule beitragen. Neben ihrem Einsatz als Dozentin im Bildungsbereich wird Frau Steinhauser künftig auch mit der Quali-tätssicherung befasst sein.

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Statistik 2016 Anzahl Teilnehmer Teilnehmertage

Bauernschul-Grundkurse zur persönlichkeitsbildenden, sozialen, politischen u. beruflichen Weiterbildung

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Thematische Seminare und Kurse 108 2.522 6.321

Seminare zur Frauen-, Männer-, Familien- und Altenbildung 5 149 757

Studienfahrten 1 48 336

Interne Dienste für diverse Organisationen 128 3.209 4.807

Gastveranstaltungen 111 2.851 6.959

Gesamt 2016 354 8811 19.804 Regina Steinhauser

Liebe Altwaldseerinnen und Altwaldseer, liebe Freunde des Hauses, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee!

Die Getreideernte ist bereits abgeschlossen, wenn ich diese Zeilen schreibe. Was für ein Sommer! Die ständigen Wetterkapriolen in der Ernte haben die Bauern vielerorts mächtig Nerven gekostet. Extrem durchwachsen sind Erträge und vor allem Qualitäten.Gebeutelt sind vor allem die Obstbauern durch die Spätfröste.

Auf dem Weg von Zuhause in die Bauernschule hängen an jeder Ecke und an jedem zweiten Lichtmasten Wahlplakate. Bekann-te und weniger bekannte Gesichter lächeln einem freundlich entgegen. Aufgehängt wurden diese zur Wahlwerbung oft von Menschen, die sich für Ihre Partei ehrenamtlich engagieren. Wir haben diesem Freundesbrief den Titel „EHRENAMT“ gegeben, da es die ehrenamtlich Tätigen verdienen, einmal im Mittelpunkt zu stehen.

Wie Sie aus der nachstehenden Statistik entnehmen können, kann die Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee als Bildungs-haus des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg auf ein außerordentlich erfolgreiches Jahr 2016 zurückblicken. Und dies, obwohl durch die im Jahre 2016 laufende Sanierung des Fachwerkhauses die Zahl der Seminarräume sehr begrenzt war.

Zukunft braucht Herkunft!

Seit 1949 wird auf dem Döchtbühl in Bad Waldsee Bildungsarbeit betrieben. Unser Bildungshaus wird weit über unsere Region und unser Land hinaus sehr geschätzt. Dies belegt die Zahl der Gäste, die aus der ganzen Republik und aus den angrenzenden deutschsprachigen Nachbarländern kommen. Gastfreundschaft und gute Tagungsbedingungen zu bieten, ist bei uns eine Herausforderung an nahezu 365 Tagen im Jahr. Ein tüchtiges, umsichtiges, engagiertes Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist unser größtes Kapital.

Veränderungen bestimmen unser Leben. So gab es im personellen Bereich im vergangenen Jahr große Veränderungen. Anfang 2017 haben uns unsere Mitarbeiterinnen Stefanie Bekecs und Andrea Oswald verlassen, um sich beruflich zu verändern. Unsere Auszubildende Yvonne Traub hat ihre Ausbildung in der Hauswirtschaft mit gutem Erfolg abgeschlossen. Allen Ausgeschiede-nen wünschen wir für ihre neuen Aufgaben alles Gute. Aufgrund personeller Abgänge und steigender Belegungszahlen haben wir neue Kräfte als Mitarbeiterinnen im Bereich der Hauswirtschaft gewinnen können. Dies sind: Gabi Hummler, Claudia Prinz,

Annette Sauter, Tatjana Selehhova und Roswitha Winkler. Wir wünschen allen viel Freude bei der Arbeit. Unser ausdrücklicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Hauses für die gästeorientierte, engagierte Arbeit. Besonderen Dank gebührt unserer Hauswirtschaftsleiterin Thea Galster für ihren unermüdli-chen Einsatz.

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S c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

Willkommen!

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Bernhard BitterwolfBrigitte Doldi Egon Oehler

Seit Ende Juli 2017 ist unser Bildungshaus in den Bereichen Bildung, Verwaltung und Organisation qualitätszertifiziert und seit Mitte August als Bildungseinrichtung nach dem Bildungszeitgesetz des Landes Baden-Württemberg aner-kannt.

Alle Leserinnen und Leser dieses Freundesbriefes grüßen wir herzlich und wünschen uns viele Begegnungen in den nächsten zwölf Monaten. Wir laden Sie herzlich zu unseren Veranstaltungen ein und sind uns sicher, dass Sie in un-serem neuen Programm fündig werden. Wir freuen uns auf Sie!

Unser saniertes Fachwerkhaus

Regina Steinhauser

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Fotogalerie

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Pause im Seminarraum Bildungswoche für ältere Landwirte

Besuch des Grundkurses bei Josef Rief, MdB im Deutschen Bundestag

Oldtimerparade Fachwerkhaus

Grundkurs trifft Politik Fröhliche Gesichter zum Seminarende Unsere Bierstube mit modernem Akzent

Erfolgreiches Audit Aktiv in den Tag

Seminararbeit im sanierten Fachwerkhaus

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Raum für Begegnung

Friedenspfarrer Fritz Schorlemer zu Besuch

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Fotogalerie

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Bildungswoche für Altenteilerpaare Feuerwehrübung

Betriebshelferinnen der Maschinenringe

Schweres Gerät im Einsatz

115. Grundkurs bei SWR Fernsehaufnahmen Junge Gäste

Von Natur umgebenLandFrauen zu Gast

Sanierung Fachwerkhaus

Blick auf den Rathausplatz

Teambildung - erstmal spielerisch

Abendstimmung

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eeEin spezielles Ehrenamt: Hoheit auf Zeit

Mara Walz, Württemberger Weinkönigin 2015/16 und Deutsche Weinprinzessin 2016/17:

„Ich bin deshalb ehrenamtlich unterwegs, weil ich schon immer viel Spaß daran hatte, Projek-te mitzugestalten und voranzutreiben. Da ich dazu noch ein sehr kritisch denkender Mensch bin, lebe ich nach dem Motto: Wer meckert, muss es besser machen! Das Ehrenamt bringt Spaß und ich kann ein großes Netzwerk aufbauen. Das bedeutet, dass ich über diesen Weg auch meine eigene Zukunft aktiv gestalten kann. Das bringt mir eine große Zufriedenheit.Über meine Ehrenämter konnte ich viel von der Welt sehen, habe Deutschland und nicht zuletzt meine Heimatregion besser kennengelernt. Die dabei gemachten Erfahrungen, Ein-drücke und die geknüpften Kontakte werden mich ein Leben lang begleiten!“

Beate Bühler, Grundkursteilnehmerin und Braunviehkönigin 2016 bis 2018:

„In meinem Bekannten- und Familienkreis wird das ehrenamtliche Engagement gelebt. Diesem Vorbild eifere ich nach und habe mehrere „Ämtle“. Ich war Ministrantin in meiner heimatlichen Kirchengemeinde und bin nach wie vor Kassiererin im Jungzüchterverband Baden-Württem-berg. Ich bringe mich sehr gerne mit Zeit, Ausdauer und aktiver Arbeit für Mensch, Tier und Berufsstand ein. Über die damit verbundenen Herausforderungen wachse ich. Wie sonst hätte ich sonst Gelegenheit gehabt, bei internationalen Empfängen Grußworte (auch in englischer Sprache!) sprechen zu können oder mich bei internationalen Preisrichterschulungen im Ausland zu beteiligen.“

Andrea Hausmann, Grundkursteilnehmerin und Allgäuer Käsekönigin 2013 bis 2015:

„Mit ganz großem Spaß bin ich ehrenamtlich unterwegs. Ich versuche mit meiner Leiden-schaft auch andere Menschen für das Molkereihandwerk und meine Heimatregion Allgäu zu begeistern. Über das Ehrenamt komme ich mit unterschiedlichsten Menschen ins Ge-spräch, lerne stetig dazu und wachse mit meiner Aufgabe. Die positiven Seiten des ehren-amtlichen Engagements lassen die Anstrengung und den Zeitaufwand vergessen. Die vielen Kontakte, die sich am Rande ergeben, sind eine Bereicherung meines Lebens. Ich habe viele neue Freunde gewonnen!Ein besonderes Erlebnis für mich war eine Ballontaufe in Eglofs mit anschließender Käse-verkostung und Ballonfahrt. Der weite Blick über die einzigartige Landschaft meiner Heimat war atemberaubend!“

Sabrina Heiß, Grundkursteilnehmerin und Apfelkönigin 2016/17:

„Mein Ehrenamt auszuüben macht mir ganz einfach Spaß. Ich komme mit vielen Menschen ins Gespräch, lerne dazu und merke, wie häufig oft kleine Dinge im Alltag Bedeutung ge-winnen und wie wichtig es ist, anderen Leuten eine Freude zu machen. Als Apfelkönigin repräsentiere ich ein tolles Produkt! Ich versuche, den Apfel in den Köpfen der Verbraucher zu verankern, ihn wertvoll zu machen und kann gleichzeitig die Arbeit der aktiven Landwirte unterstützen.Mein Ehrenamt hat mir eine sehr spannende und aufregende Zeit beschert. Ich möchte die Begegnungen mit vielen interessanten Persönlichkeiten nicht missen. Und wer weiß, ob ich ohne meine Ehrenamt jemals ins Bundeskanzleramt gekommen wäre?“

Conny Brendle, Hutkönigin von 2008 bis 2010:

„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Menschen, denen ich begegne, meine Freude am Hut zu vermitteln und ganz allgemein die Freude an der Kopfbedeckung wieder zu wecken. In meinem Ehrenamt war ich viel unterwegs und oft zu Gast bei glamourösen Veranstaltungen. Ich habe das berühmte Pferderennen in Ascot besucht, die englische Queen getroffen, bin der Bundeskanzlerin begegnet und habe einem afrikanischen König einen Hut übergeben.So ein Ehrenamt kann genutzt werden, um Menschen - auch in Alten- und Pflegeheimen, in Kindergärten und Behinderteneinrichtungen - etwas Freude zu schenken. Wer Freude schenkt, bekommt Freude zurück! Die Dankbarkeit und Herzlichkeit, die ich übers Ehrenamt erfahren habe, war sehr groß! Wer sich ehrenamtlich einbringt erlebt schöne Stunden!“

Andrea Ritz, Württemberger Weinkönigin 2016/17

„Ehrenamt ist für mich gleichzeitig Leidenschaft und Herzenssache. Ich denke, bei jedem Ehren-amt gehört Leidenschaft einfach dazu. Ehrenamt bedeutet für mich glücklich und zufrieden sein mit dem, was man tut.In mein Amtsjahr als Württemberger Weinkönigin habe ich sehr viel Herzblut hineingesteckt. Vergleichbar mit einem Winzer, der im Frühjahr die Rebe anfängt zu bearbeiten, um dann schließlich im Herbst den Erfolg der Arbeit mit viel Herzblut in den Keller einzubringen.Über mein Ehrenamt habe ich meine Heimat neu und intensiver als bisher kennengelernt. Das Amt hat mir zu vielen neuen Kontakten verholfen. Ich habe viele neue Freunde gewonnen – Freunde fürs Leben! Und bei jedem Auftritt habe ich auch etwas Neues dazugelernt.

Unterwegs als Repräsentantin für ein besonderes Produkt

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Ehrenamt - mehr Lust als Frust

Alles Große in unserer Welt geschieht nur,weil jemand mehr tut, als er muss.(Hermann Gmeiner, österreichischer Sozialpädagoge, Gründer der SOS-Kinderdörfer)

„Wenn in Deutschland sieben Leute sich treffen und gegen etwas schimpfen und sich dabei betrinken, dann gründen sie einen Verein. Das entspricht der deutschen Seele, alles muss dort eine Ordnung haben“. Zitat des britischen Gesandten anläss-lich der Revolution 1848 mit Barrikadenkämpfen in Berlin.

220 Jahre nachdem das Allgemeine Preußische Landrecht den Bürgern erstmals Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit zugestand, blüht das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland auf wie nie zuvor. 580.000 Vereine sind heute regist-riert – siebenmal so viele wie vor 50 Jahren. Scheinbar alles gut? Wenn man jedoch genauer hinschaut, fehlen vielfach die Nachwuchskräfte. Junge Menschen, die anpa-cken, sind in vielen Vereinen Mangelware. Mit dem demografischen Wandel besteht die Gefahr, dass die Vereine weiter ausdünnen. Wir müssen über neue Strukturen nachdenken und uns gegebenenfalls neue Strukturen geben.

Ohne Ehrenamtliche würden vielfach die Lichter ausgehen

Wenn wir in unsere Städte, Gemeinden und Dörfer schauen, so sind überall „Ehren-amtliche“ tätig. In der Kommunalpolitik, in den Kirchengemeinden, in den Parteien, bei den Rettungsorganisation wie z.B. Deutsches Rotes Kreuz, Malteser, Freiwillige Feuerwehr, aber auch in den Freizeitvereinen und im Sport. Ohne Ehrenamtliche würden vielfach die Lichter ausgehen. Unsere Gesellschaft ist auf das Ehrenamt ge-radezu angewiesen - auf Menschen, die sich engagieren. Auf die, die die Bürde des Amtes auf sich nehmen, nicht der „Ehre“ wegen, sondern aus Verantwortung für die Zukunft und weil es einem selber auch etwas gibt. Vielfach ernten die Ehrenamt-lichen für ihr Wirken keinen Dank, keine Würdigung für ihren steten Einsatz - be-kommen selten ein Feedback. Hier sollten wir anfangen mal „D A N K E“ zu sagen für den Einsatz.

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, viele kleine Schritte tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern.“ (afrikanisches Sprichwort)

Danke allen Ehrenamtlichen

Herzlichen Dank allen, die sich in unserer Gesellschaft, egal auf welcher Ebene, ehrenamtlich engagieren. Ihr seid wich-tig und wertvoll. Ohne Euer Engagement wäre unsere Ge-sellschaft um vieles ärmer. Ihr seid die Leuchttürme in einer auf Egoismus getrimmten Welt. Ihr macht die Welt heller und lebenswerter!

Die Probleme, die wir im ländlichen Raum haben, werden in Zukunft nicht in Brüssel, Berlin und Stuttgart gelöst. Wir müssen die Zukunft schon selber in die Hand nehmen und anpacken. Unsere Väter und Großväter haben zu ihrer Zeit auch nicht nur gejammert und den Kopf in den Sand ge-steckt. Nein, sie haben Genossenschaften wie die Spar- und Darlehenskassen gegründet, um investieren zu können. Sie haben Warengenossenschaften ins Leben gerufen, um den Bezug von Düngemitteln zu organisieren und um ihre Er-zeugnisse zu vermarkten; Viehversicherungsvereine gegrün-det um das Risiko von Tierverlusten zu verringern; eine Ge-friergenossenschaft ins Leben gerufen, weil es noch keine Tiefkühltruhen in jedem Haus gab. Sie haben eine Backge-meinschaft gebildet und ein Backhaus gebaut, Wasser- und Bodenverbände etabliert und die Interessensvertretung der Bauern gegründet.

Was gründen und bilden wir?

Wir brauchen dringend eine neue Kultur der Wertschätzung für das Ehrenamt. Sagen Sie heute noch jemandem Danke:• Danke für Deinen Einsatz• Danke für Deine Hilfe• Danke, dass Du Dich dieser Sache annimmst• Danke, dass Du Dich dort engagierst• Danke für Deine Zeit, die Du für uns opferst

• Danke für Deine Bereitschaft Tag und Nacht in den Ein-satz zu gehen

• Danke für Dein gutes Wort• Danke für Dein Zuhören

Wenn jemand von einem anderen etwas Gutes sagt, wendet sich das Gute zu ihm zurück, und in Wirklichkeit ist dieses Lob für ihn selbst. (Roni)

Ehrenamtliches Engagement gibt einem selbst etwas zurück. Man lernt andere Menschen kennen, tauscht Argumente aus und bildet Freundschaften. Soziales Engagement gibt einem einen Ausgleich zur Arbeit und stiftet Sinn und Halt. Helfen macht einfach Spaß – und vor allem glücklich! Eh-renamtliches Engagement stärkt das Selbstwertgefühl. Man merkt, ich habe was geschafft oder erreicht, was für ande-re von Bedeutung ist. Das macht uns stark. Darüber hinaus stärkt das Ehrenamt die soziale Kompetenz. Man lernt un-heimlich viel über den Umgang miteinander. Ehrenamtliches Engagement verändert mein Leben positiv!

Helfen auch Sie mit, unsere „Ehrenamtlichen“ im Land zu stärken durch unseren Dank und unsere Wertschätzung. Die Schwäbische Bauernschule bietet den Ehrenamtlichen Seminare an, in denen sie sich „Fit fürs Ehrenamt“ machen können. So empfehlen wir besonders für junge Menschen unseren Grundkurs zur Persönlichkeitsbildung. Aber auch unsere Rhetorikseminare und Ehrenamtsseminare legen wir Ihnen ans Herz. Die Türen der Schwäbischen Bauernschule stehen Ihnen offen!

Egon OehlerSchwäbische Bauernschule Bad Waldsee

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„So viele Menschen laufen herum, die ein sinnloses Leben führen. Sie scheinen ständig im Halbschlaf zu sein, selbst dann,

wenn sie damit beschäftigt sind, Dinge zu tun, die sie für wichtig halten. Das liegt daran, dass sie den falschen Dingen hin-

terherjagen. Der Weg, dein Leben sinnvoll zu gestalten, besteht darin, dich liebevollen Mitmenschen zu widmen und der

Gemeinschaft um dich herum und dich darauf zu konzentrieren etwas zu schaffen, was dir eine Richtung und eine Bedeu-

tung gibt.“ Eine vielleicht etwas provokant anmutende Aussage, die der todkranke Morrie Schwartz in dem Buch „Diens-

tags bei Morrie“ von Mitch Albom trifft. Morrie Schwartz – ehemaliger Soziologie-Professor ist an der Nervenkrankheit ALS

erkrankt – trifft sich immer dienstags mit seinem ehemaligen Studenten Mitch Albom, um sich mit ihm über das Leben, über

zwischenmenschliche Beziehungen, die Jugend, die Freundschaft, die Kultur, über die Arbeit und soziales Engagement und

alles, was im Leben wichtig ist, zu unterhalten. Morrie öffnet Mitch die Augen für wichtige Werte und moderne, vielleicht

auch verdrehte, Wertvorstellungen, die es zu überprüfen und zu hinterfragen gilt.

Warum gerade diese Geschichte als Aufhänger für ein paar Gedanken zum Ehrenamt?

In unserer rasant verstreichenden Zeit, in welcher immer mehr Ereignisse in kürzeren Zeitabständen passieren, sind gesell-

schaftliche Veränderungen, die auch das bürgerschaftliche Engagement betreffen, wahrzunehmen. Diese Veränderungen

erstens zu erkennen und zweitens selbst aktiv zu werden und mitzugestalten, ist eine uns anvertraute Aufgabe, die wir als

mündige Bürger in unserem Land und insbesondere vor Ort wahrnehmen sollen und dürfen. Es geht darum, Verantwortung

zu übernehmen und einen Standpunkt zu vertreten – insbesondere dann, wenn es vielleicht ungemütlich wird. Es ist wich-

tiger denn je das demokratische Grundverständnis zu behalten, geradezu am Leben zu halten und ihm Atem zu geben. Wir

brauchen ein neues, ein waches Bewusstsein für demokratische Gepflogenheiten, um Diskurse führen zu können, um sich

einzubringen in das öffentliche Leben und auch um uns ehrenamtlich zu engagieren. Ich denke dabei nicht nur an das vielfäl-

tige Vereinsleben, das wir hierzulande – Gott sei Dank – noch pflegen, sondern auch an die Rettungsdienste wie Feuerwehr,

Deutsches Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk und an die vielen Menschen, die sich im sozialen, kulturellen, politischen

und religiösen Leben beteiligen. Überall engagieren sich Menschen und setzen sich für andere ein. Gleichwohl braucht es

hierfür die entsprechenden gesetzlichen und politisches Rahmenbedingungen. Dieses bürgerschaftliche Engagement in sei-

nen vielfältigen Formen gilt es mehr denn je zu würdigen, anzuerkennen und zu unterstützen. Wenngleich das Engagement

sehr unterschiedlich motiviert sein kann, braucht es Orte, an denen Menschen diese Wertschätzung und Unterstützung

finden. Sie brauchen einen Ort, an dem sie bestärkt und weitergebildet werden. Ein solcher Ort ist für mich auch die Schwä-

bische Bauernschule Bad Waldsee. In ihr wird nicht nur gelernt, diskutiert und sich mit den unterschiedlichsten Themen aus-

einandergesetzt, sondern sie ist insbesondere auch ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft, der Ideen und der Muse.

Horizont

In diesem Zusammenhang denke ich an den vergangenen 115. Grundkurs an der Schwäbischen Bauernschule, den

ich im Frühjahr 2017 begleitet habe. Diese intensive und prägende Zeit hat mir persönlich noch einmal aufgezeigt,

wie wichtig es ist, mit anderen unterwegs zu sein, eine Gemeinschaft zu bilden und miteinander im Austausch zu

sein, „den Horizont zu erweitern“ und miteinander „über den eigenen Tellerrand zu schauen“. Wahrlich 5 Wo-

chen, die den Kopf verändern! Ich kann von großem Glück sprechen, dass ich nun an einem Ort angekommen bin,

an dem Menschen mit großer Offenheit und Wertschätzung begegnet wird. All diese Begegnungen und Kontakte

waren und sind für mich und für alle TeilnehmerInnen ungemein prägend, wertvoll und horizonterweiternd. Der

Grundkurs ist für mich deshalb ein Ort, an dem – wie es Morrie sinngemäß sagen würde – ich das anderen anbieten

kann, was ich zu geben habe: sei es ein offenes Ohr, gebende Hände oder ein hörendes Herz für die zahlreichen

Gespräche, für den Spaß und die Lebendigkeit miteinander und nicht zuletzt für die Gemeinschaft.

Menschen

Wenn ich nun rückblickend auf diese Grundkurs-Zeit schaue, dann sind es insbesondere die Menschen mit ihren

unterschiedlichen Charakteren, „Medala“ (Moden), Herzlichkeiten, die gemeinsamen Erlebnisse und das Nachden-

ken über Gott und die Welt, die mir in Erinnerung geblieben sind. In diesen fünf Wochen durfte ich tolle junge

Menschen kennenlernen, die auf den elterlichen Betrieben viel Verantwortung tragen, mit beiden Beinen im Leben

stehen und sich einbringen, „a Ehraämtle“ übernehmen – sei es im Ortschaftsrat, in der Feuerwehr, im Musikverein

oder nicht zuletzt als „Braunvieh-“ (Beate) und „Apfelkönigin“ (Sabrina) .

Wie auch Morrie für Mitch wie ein Coach fungiert und Mitch zum Nachdenken über sich und sein Umfeld anregt,

so ist es für uns wichtig, Menschen an der Seite zu haben, die Anstöße geben, uns begleiten und ein offenes Herz

haben. Nicht zuletzt sind wir uns aber auch selber verpflichtet, um das eigene Leben sinnvoll zu gestalten und

dem, was ich tue, eine Bedeutung und Richtung zu geben – und das vielleicht auch ein Stückchen weit durch das

ehrenamtliche Engagement.

Regina Steinhauser

Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee

Geschichten, die das Leben schreibt ...

S c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

Ehre

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1918

Wieder wird’s Licht

Sein ganzes Leben hat er dem Ehrenamt gewidmet. Wo Not am Mann war, sprang er ein, hat sich eingesetzt, über das normale Maß hinaus ehrenamtlich gearbeitet, dabei ge-schwitzt, sich verausgabt, Zeit und Geld investiert – aufop-ferungsvoll aktiv im Vereinsleben und nimmermüde in den manchmal hitzigen Diskussionen im Gemeinderat. Um Ob-dachlose hat er sich gekümmert, sich der Notleidenden im Ort angenommen und die Jugendarbeit im Dorf auf sichere Füße gestellt, war Vorstand, Schriftführer und Kassenwart in verschiedenen Musik- und Sportvereinen.Natürlich wurde er von Jung und Alt immer mal wieder be-lächelt, manchmal sogar mit einem spöttischen Unterton an-gesprochen: Warum tust Du das alles? Kein Mensch wird es Dir je danken!

Und so kam es dann auch.

Obwohl er immer ein attraktiver Mann war, hat er nie Zeit für eine Ehe gefunden. Heute sitzt Emil allein zuhause, das Rheu-ma plagt ihn, sein Augenlicht schwindet, seine Kräfte lassen nach und oft denkt er an früher zurück, lässt sein Leben für die Vereine vor seinem geistigen Auge Revue passieren.

Morgen, am 24. Dezember, jährt sich sein Geburtstag zum achtzigsten Mal. Ja, er hat sich aufgrund seines Geburtsda-tums immer so ein kleinwenig wie das Christkind gefühlt, vor allem dann, wenn er zu seinem jährlichen öffentlichen Adventsgeburtstagsessen in den Gemeindesaal eingeladen hat. Sein eigentlicher Geburtstag am Heiligen Abend war in den letzten Jahren immer ein einsames Fest in den eigenen vier Wänden. Seit über zwanzig Jahren gibt es auch das öf-fentliche Emil’sche Geburtstagsessen nicht mehr. Für viele

Ehre

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tNeubürger im Dorf ist Emil ein unbeschriebenes Blatt, sie kennen ihn nicht, wissen nichts über seine Verdienste für die Allgemeinheit, für das Zusammenleben in der Ortschaft. Viele von Emils Mitstreiter aus den Vereinen liegen längst auf dem Friedhof, dem Gottesacker, wie man hier sagt. Die jungen Leute im Ort kümmern sich weder um die Vereine, noch um die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, eine Beobachtung, die den alten Emil belastet und an manchen Tagen durchaus auch ärgert.

Das Erstellen der Sitzordnung bei seinem jährlichen Advents-geburtstagsessen kurz vor dem Heiligen Abend war immer ein heikles Geschäft! Emil achtete immer darauf, dass die-jenigen, die sich übers Jahr hinweg wegen Kleinigkeiten gestritten, sich wegen Nichtigkeiten in die Haare gekriegt hatten, nebeneinander zu sitzen kamen. Und siehe da: Spä-testens nach dem dritten Viertele Trollinger wurde der un-selige Zwist beigelegt und selbst die größten und gröbsten Streithähne lagen sich beim Singen in den Armen. Emil sang besonders gern den Kanon „Wieder wird’s Licht“ aus der Feder seines Männerchordirigenten.

In der Nacht vor seinem achtzigsten Geburtstag schläft Emil nicht gut. Im Traum trifft er alle seine ehemaligen Vereins-mitstreiter, durchlebt nochmals die vielen gemeinsamen Feste und denkt auch an die zahlreichen Beerdigungen in den letzten Jahren. Ziemlich müde schmückt er am 24. De-zember wie in jedem Jahr seinen Christbaum. Sein Mittags-schläfchen dauert etwas länger, es dämmert bereits und die Nacht ist schon wieder hereingebrochen. Seine Haustürglo-cke läutet, er schreckt aus seinen Träumen hoch. Wer will am heutigen Tag etwas von ihm? Wer klingelt um diese Uhrzeit?

Braucht ein Nachbar vielleicht noch etwas Zucker?Langsam schlurft er zur Tür, öffnet, schaut hinaus und wun-dert sich über die einzelne, einsame Kerze, die brennend auf seiner Haustreppe steht. Wo kommt denn diese Kerze her?

Aus der Dunkelheit lösen sich Gestalten mit brennenden Kerzen in den Händen. Emil hebt seinen Kopf und erkennt die Töchter und Söhne seiner Freunde, seiner früheren Ka-meraden, seiner ehemaligen Vereinskollegen. Er kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten und weint sichtlich bewegt, als alle miteinander den Kanon singen:

Es ward Licht auf der Erde, Friede und Freud‘ kehren bei uns ein. Gebt Euch die Hand, öffnet Eure Herzen – Liebe wird dann um uns alle sein!

Bernhard Bitterwolf

Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee

S c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

Eine Geschichte zum Nachdenken

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Inmitten eines großen Sturmes über dem Mittelmeer wurde

einst eine Wolke geboren. Sie hatte keine Zeit zu wachsen,

denn ein starker Wind schob sie zusammen mit vielen ande-

ren Wolken in Richtung Afrika. Kaum waren sie über dem

afrikanischen Kontinent, veränderte sich das Klima. Die Son-

ne brannte auf die Wolken herab, und unter ihnen erstreckte

sich der goldene Sand der Sahara. Da es in der Wüste fast nie

regnet, schob der Wind die Wolken weiter in Richtung der

südlich gelegenen Waldzonen.

Doch wie die Menschenkinder wollte auch die junge Wolke

die Welt auf eigene Faust kennlernen und löste sich von ihren

Eltern und alten Freunden.

„Was machst du da!“ schalt sie der Wind. „Die Wüste ist

überall gleich! Komm zu uns zurück, wir sind auf dem Weg

in die Mitte Afrikas, wo es Berge und herrliche Bäume gibt.“

Doch die junge Wolke, die von Natur aus aufmüpfig war, ge-

horchte nicht: Ganz allmählich ließ sie sich hinabsinken, bis

sie auf einer sanften Brise dicht über dem goldenen Sand

schwebte. Nachdem sie lange herumgezogen war, bemerkte

sie, dass eine Düne sie anlächelte. Auch die Düne war jung,

erst kürzlich vom Wind gebildet, der gerade vorübergeweht

war. Augenblicklich verliebte sich die Wolke in deren goldenes

Haar.

„Guten Tag“, sagte sie. „Wie ist das Leben so da unten.“ „Die

anderen Dünen, die Sonne, der Wind und die Karawanen, die

hin und wieder hier entlangkommen, leisten mir Gesellschaft.

Manchmal ist es sehr heiß, aber es ist auszuhalten. Und wie ist

es, dort oben zu leben?“

„Hier gibt es auch Wind und Sonne, aber der Vorteil ist, dass

ich am Himmel umherziehen und viele Dinge kennenlernen

kann.“

„Mein Leben ist kurz“, sagte die Düne. „Wenn der Wind aus

den Wäldern zurückkehrt, werde ich verschwinden.“

„Macht dich das nicht traurig?“

„Es gibt mir das Gefühl, zu nichts nutze zu sein.“

„Mir geht es auch so. Sobald ein neuer Wind kommt, werde

ich in den Süden ziehen und mich in Regen verwandeln. Aber

das ist mein Schicksal.“

Die Düne zögerte ein wenig, sagte dann aber: „Wusstest du,

dass wir hier in der Wüste den Regen das Paradies nennen?“

„Ich wusste nicht, dass ich mich in etwas so Wunderschönes

verwandeln kann“, sagte die Wolke.

„Die alten Dünen kennen viele Legenden. Sie erzählen, dass

wir nach dem Regen mit Kräutern und Blumen übersät sind.

Aber ich werde das wohl nie erleben, da es in der Wüste nur

sehr selten regnet.“ Nun zögerte die Wolke, lächelte dann

jedoch: „Wenn du willst, kann ich dich mit Regen bedecken.

Ich bin zwar gerade erst angekommen, doch ich habe mich in

dich verliebt und würde gern für immer hierbleiben.“

„Als ich dich am Himmel sah, habe ich mich ebenfalls in dich

verliebt“, sagte die Düne. „Doch wenn du dein schönes wei-

ßes Haar in Regen verwandelst, stirbst du.“

„Die Liebe stirbt nie“, sagte die Wolke. „Sie verändert sich.

Ich möchte dir das Paradies zeigen.“

Und sie begann, die Düne mit kleinen Tropfen zu liebkosen,

bis ein Regenbogen erschien.

Am nächsten Tag war die kleine Düne mit Blumen übersät.

Andere Wolken, die ebenfalls zur Mitte Afrikas zogen, ver-

meinten, einen Teil der Wälder zu sehen, die sie suchten, und

ließen Regen fallen. Zwanzig Jahre darauf war aus der Düne

eine Oase geworden, welche die Reisenden mit dem Schatten

ihrer Bäume erfrischte.

All das, weil eines Tages eine Wolke nicht zögerte, ihr Leben

aus Liebe hinzugeben.

Paulo Coelho

Die Wolke und die Düne

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Wag dich ins EhrenamtMagst du in deinem Leben

auch andere Perspektiven sehen?Wag im Ehrenamt zu geben!Du wirst lernen und erleben,

dass Menschen dich anregen,denen du nie zuvor begegnet wärst!

Vordergründig magst nur helfen,lässt dich ein mit Zeit und Mut,

gibst ein Stückchen deines Lebens,doch dir selber tut`s auch gut!Du lernst neue Werte kennen,

denen du dich ohne Wertung stellst,lässt sie neben deinen stehen,

weil der Mensch als Mensch was zählt!Lernst dort Grenzen neu zu stecken,

weil du dich auch schützen willst.Kannst erfüllt den Tag erleben,da kommt immer was zurück,

mal ein Lächeln, mal nur Gesten!Das erfüllt dich dann mit Glück!

B.U.S.

Wag dich ins Ehrenamt

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Sicher gibt es viele Gründe, warum in der heutigen Zeit Men-schen nur schwer für ein Ehrenamt zu begeistern sind. Der Zeitfaktor spielt hier eine bedeutsame Rolle, aber auch die vom Gesetzgeber den ehrenamtlich Verantwortlichen vor-geschriebenen Rahmenbedingungen. Galt es früher noch als echte „Ehre“, sich für die Gemeinschaft einzusetzen, wird man dafür heute eher belächelt. Individualisierung und Co-cooning sind Tendenzen, die die heutige Zeit charakterisieren. Dazu kommt in unserer Mediengesellschaft, in der Wort- und Bildbeiträge technisch nahezu perfekt frei Haus geliefert wer-den, die Angst sich vor Publikum, und seien es auch „nur“ die eigenen, prinzipiell wohlgesinnten Vereinsmitglieder, zu bla-mieren. „Was denket au d Leit über mi?“ ist eine Frage, die so manchen sozial eingestellten Mitbürger hindert, bei einer anstehenden Wahl den Hut in den Ring zu werfen. Bequemer ist es allemal, von außen zuzuschauen, statt selber aktiv zu werden.Diejenigen, die dann dennoch gegen den Strom schwimmen, sich mit ihren Fähigkeiten und Ideen einbringen, sich ehren-amtlich engagieren, sind häufig ganz besondere „Typen“, in früheren Zeiten oft als „Originale“ bezeichnet. Heute hört und liest man eher von sogenannten „Exoten“. Sie unterscheiden sich von ihren Mitmenschen nicht nur durch die Übernahme einer ehrenamtlichen Funktion, sondern haben häufig auch einen anderen Blick auf Zusammenhänge, sind nicht selten geprägt durch einen gesunden Grundoptimismus, durch Le-bensfreude und Lebenssinn.Es ist deshalb durchaus richtig, sich im Zusammenhang mit „Ehrenamt“ auch Gedanken über eine vom Aussterben be-drohte Spezies namens „Originale“ zu machen.

Oberschwaben – Land der Originale

Jede Landschaft und jede Landsmannschaft beansprucht für sich, sicher mit Recht, unverwechselbar und einzigartig zu sein. Sowohl aus der Innen- als auch aus der Außensicht trifft

diese Aussage auf Oberschwaben in besonderem Maße zu. Über Jahrhunderte lag der Landstrich zwischen Donau und Bodensee, zwischen Lech und Schwarzwald im Schatten der großen weltpolitischen Ereignisse, auf sich selber gestellt und mit sich selbst beschäftigt. Die Obrigkeit war in der Regel weit weg, in Zeiten der Zugehörigkeit zu den vorderösterreichi-schen Lande in Innsbruck und Wien, nach der Zuschlagung von Napoleons Gnaden zum Königreich Württemberg jenseits der Schwäbischen Alb, in Stuttgart. Es ist deshalb kein Wun-der, dass sich in Oberschwaben ein Menschenschlag entwi-ckeln konnte, geprägt durch gelebte Traditionen und gewach-senes Brauchtum, beeinflusst durch die vielfältige Landschaft mit ihren Wiesen, Wäldern, Seen, Mooren, Rieden, Hügeln und Bergen, auf den der Begriff „Original“ zutrifft. Für die einen sind diese Menschen Bruddler, Hurgler, Lohle, Trialer oder Gischpl, für die anderen Schaffer, Tüftler oder schlichtweg Lebensphilosophen. Eines ist unbestreitbar: Die Oberschwaben sind eigen, haben ihren eigenen Kopf, zei-gen sich manchmal auch eigenbrötlerisch. Eigenständigkeit und Eigensinn gehen Hand in Hand. Aus einem typisch-ober-schwäbisch an- und ausgelegten Katholizismus, aus einer gesunden Rückständigkeit heraus haben sich Charakterköpfe entwickelt, denen eine heitere Moralität, eine fast sprichwört-lich zu nennende Gelassenheit, eine Großzügigkeit im Denken zueigen ist. Eine südländische Lebenseinstellung, ein ausge-prägtes Freiheits- und Toleranzdenken tun ihr Übriges, um die vom Ravensburger Altlandrat Guntram Blaser wohlmeinend formulierte „Gnade der oberschwäbischen Geburt“ als echtes Privileg zu empfinden.

Menschen mit heiterem Charakter

In seiner heiteren Charakterkunde beschreibt 1838 der Theo-loge und Schriftsteller Carl Theodor Griesinger die Mehrheit im landwirtschaftlich ausgerichteten Oberschwaben, den Bauern: „Der Oberländer Bauer ist groß gewachsen, stark ge-

Ehrenamtliche sind besonders!

baut, sieht blühend aus, isst gern Fleisch und trinkt gern Bier. Der Oberschwabe ist sehr gutmütig, aber sehr derb. Die Spra-che ist hart, aber das Herz hat er auf dem rechten Fleck. Er drückt dir die Hand, dass du schreien möchtest, aber du darfst dich auf seinen Handschlag verlassen. Er ist nicht schnell re-solviert, aber wenn er sich einmal zu etwas entschlossen hat, so bleibt’s auch dabei. Er lebt gar gut und liebt die Kartoffeln und das Wasser gleich wenig. Warum sollte er auch? Hat er doch Schweine im Stalle und Frucht auf dem Speicher! Und das Bier ist auch nicht teuer; eine Hauptliebhaberei von ihm ist Sauerkraut, Spätzlen und Speck. Ins Wirtshaus geht er nicht ungerne. Der Oberschwabe fängt nicht leicht Händel an, wenn er aber einmal angefangen hat, so geht’s selten ohne Blutvergießen ab, denn es kommt ihm nicht darauf an, sein Fangmesser zu ziehen und dem andern eines zu versetzen. Er liebt die Weiber und den Tanz.“

In einer 1834 verfassten Beschreibung des Oberamtes Saulgau wird festgestellt: „Oberschwaben ist von einem gut aussehen-den und wohlgenährten Menschenschlage bewohnt. Bier und eine nicht kärgliche Kost, nicht allzu angestrengtes Arbeiten und daneben meist ebenes Land sind ohne Zweifel die Ursa-che davon.“

Über die Bewohner des Schussentals schreibt der Stuttgar-ter „Oberfinanzrath“ von Memminger im Jahr 1836: „Die körperliche Beschaffenheit der Einwohner ist im Allgemeinen gut, übrigens minder stark und kräftig, als gut aussehend … Auch will man frühzeitige Altersschwäche beobachten und diese theilweise dem immer häufiger werdenden Genusse von Branntwein zuschreiben. Der Charakter der Einwohner wird im Allgemeinen, mehr als in benachbarten Bezirken gelobt, er wird als einfach und zutraulich geschildert.“

Wir Oberschwaben sind es gewohnt, dass die vermeintlich weltoffeneren Menschen anderer Regionen uns lächelnd,

manchmal auch etwas hochnäsig beäugen. Es stört uns nicht weiter - hat doch die Tourismus-Industrie die Besonderhei-ten und Vorzüge Oberschwabens neu entdeckt. In der im Jahr 2006 veröffentlichten Studie „Perspektive Deutschland“ ist nachzulesen, dass in Oberschwaben die glücklichsten Men-schen Deutschlands leben. Ein gesunder Stolz auf die eigenen Wurzeln, auf die eigene Heimat tritt in oftmals in bierseliger Laune gedichteten, sicher nicht der gehobenen Literatur zu-zuschlagenden Schüttelreimen zutage:

In Oberschwaben isch es schee – ma hot it weit an Bodasee, ma hot it weit zur Donau num, wer uns it kennt isch furchtbar … (arm dra!)

Mir leabet do wia em Barock, ständig gibt’s en nuie Hock. Do isst ma Spätzla, trinkt en Wei, woandersch möcht i it gstorba sei!

Eine der Nachahmung empfohlene oberschwäbische Lebens-weisheit lautet: Wer feste schafft, soll auch feste „feschten“! Aus dieser über Jahrhunderte verinnerlichten Lebenseinstel-lung hat sich eine unverwechselbare Identität entwickelt, ein Humus, auf dem echte Originale wachsen und gedeihen konnten und können. Leider ist diese Spezies von Menschen in einer globalisierten Welt, in der immer mehr Lebensbe-reiche uniformiert werden, vom Aussterben bedroht. Heute werden aufmüpfige Geister glatt geschliffen, Tagesabläufe werden austauschbar, charakterliche Ecken und Kanten abge-hobelt – alles im Dienste der Effizienz, eines einseitigen Leis-tungsgedankens.

weiter auf der nächsten SeiteEhre

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Geselligkeit ist ein Bedürfnis

In Oberschwaben sind Gott sei Dank noch kleine Fluchten möglich. Hier hat das Leben in Vereinen noch einen hohen Stellenwert. Sport- und Musikvereine, Chöre und Wander-gruppen haben guten Zulauf. Fasnetszünfte müssen den An-sturm der Neumitglieder regulieren. Warum? Weil hier noch Raum ist für einen knitzen, trockenen Humor, weil man hier nicht bis ins Detail auf die „political correctness“ achten muss, weil an den Stammtischen nach erfolgter Probe oder sportli-cher Betätigung ein lockeres „Lettagschwätz“ mit wohlwol-lendem Gelächter honoriert wird.

Die historischen Ereignisse haben wohl in den Oberschwaben ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen las-sen, ein Bedürfnis nach Geselligkeit und Gedankenaustausch. Ein Wunsch, der auch in zahlreichen bei Familien- und Ver-einsfesten zu hörenden Gelegenheitsreimen deutlich wird:

Schalt die Glotze aus und gang naus zum Haus. Do, wo Leit sind, do gang na, drhoim ma no lang gnuag bruddla ka.

Danze, singa, jucka, lacha, mit andre Mensche Blödsinn macha. Komm, stand it drneaba, frei de doch am Leaba!

Das in Oberschwaben übliche, durchaus gesellschaftsprägen-de Miteinander in den unterschiedlichsten Formen ist und war schützendes Dach, ja Heimat für viele der zahlreichen oberschwäbischen Originale. Gleichzeitig boten die Zusam-menkünfte der Menschen - zu welchem Anlass auch immer - Nährstoff für ihr Tun und Handeln.

Denken wir an den 1781 in Saulgau geborenen Pfarrer Mi-chael von Jung, der bei den Beerdigungen in seiner Kirchen-

gemeinde Kirchdorf das Leben des oder der Verstorbenen zur Gitarrenbegleitung in gereimter Liedform vortrug. Denken wir an den Prämonstratenserpater Sebastian Sailer, der ein in der Barockzeit fast als Sakrileg empfundenes Werk schuf und aufführte: Die biblische Schöpfungsgeschichte auf oberschwäbisch.

Denken wir an den vielseitig begabten Michel Buck (1832–1888), der trotz seiner akademischen Ausbildung zum Arzt sich nicht zu schade war, in seiner „Muatarsproch“ zu dichten und Dorfgeschichten zu verfassen.

Denken wir an den oberschwäbischen Eulenspiegel, den 1839 in Gebrazhofen geborenen „alten“ Munding, der zeitlebens mit Humor den Widrigkeiten eines nicht leichten Lebens zu trotzen wusste.

Denken wir an den 1855 geborenen Eglofser Michael Netzer, genannt Schuhmichel. Als Störhandwerker kam er herum, kannte seine Mitmenschen und richtete seine spitzen Redens-arten gegen die Obrigkeiten, egal ob weltlichen oder geistli-chen Standes.

Denken wir an den Wurzacher Moormaler und Poeten Sepp Mahler (1901 - 1975), der sich nie verbiegen ließ und mit sei-ner bildhaften wie sprachlichen Kunst bis heute fasziniert.

Denken wir an den im Jahr 2006 in Ebenweiler verstorbenen Publizisten und Erwachsenenbildner Rolf Staedele, der mit sei-nen mundartlichen Texten zum Nachdenken anregen und das eigenständige Denken befördern wollte.

Denken wir an die als jüngste von sieben Geschwistern 1929 in Wilflingen geborene schwäbische Dichterin Rösle Reck, die sich selber als Träumerin, als scheuen, gehemmten Menschen

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bezeichnet und, über ihren Schatten springend, bei Lesungen Menschen für die schwäbische Sprache zu begeistern weiß.

Denken wir an den 2009 verstorbenen Bauern Josef Rösch aus Haidgau. Als begnadeter Humorist wusste er um die Stär-ken und Schwächen seiner Zeitgenossen und persiflierte sie auf eine unnachahmliche Art und Weise.

Denken wir an den 1939 in Dürnau am Fuße des heiligen Ber-ges von Oberschwaben, dem Bussen, geborenen Bauerndich-ter Hugo Breitschmid, der kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es gilt, den Mitmenschen einen Spiegel vorzuhalten und die Schönheiten der oberschwäbischen Landschaft zu lobpreisen.

Denken wir an Paula Renz aus Ahlen am Federsee, die hoch-betagt unter dem Pseudonym „Oma Paula“ bei Festivitäten auftritt und mit ihrem Schatz an Witzen, mit trockenem Hu-mor vorgetragen, Menschen in Begeisterungsstürme ausbre-chen lässt.

Authentisch durch Mundart

All den Genannten ist eines gemeinsam: Der Umgang mit der eigenen Sprache, der Mundart. Natürlich ist sie eine verbin-dende Klammer, auch wenn jede und jeder zu ihr einen an-deren Zugang hat. Originell, unverwechselbar, verwurzelt, mit eigener Diktion, so kommt Mundart bis heute daher. Wer ein feines Gehör hat, kann an Satzmelodie, an Redewendungen, an Akzentuierung, am Klang der ach so beliebten Nasallau-te erkennen, aus welcher Region, ja aus welchem Dorf der Gesprächspartner kommt, wo er seine sprachliche Prägung bekommen hat.

In einer Zeit, in der das Regionale immer weiter verblasst, die Amerikanisierung voranschreitet, dem Stammtischgespräch

Konkurrenz durch in Hollywood produzierte „soap operas“ und Big Brother-Shows erwachsen ist, mutet das Festhalten an Mundart fast anachronistisch an.

Ein eloquenter Umgang mit der Mundart ist neben einer Grundeinstellung zum Leben und den Mitmenschen charak-teristisch für ein menschliches Original. Mit Wissen, Boden-ständigkeit, Können, Fantasie und Spontaneität meistern sie ihr Leben. In Oberschwaben sind wir in der glücklichen Lage, noch Originale um uns rum zu haben; Menschen, die in Tei-len anders ticken, anders denken, anders kommunizieren, ihr Leben anders gestalten. Anders als all die anderen, die strom-linienförmig dem sogenannten „mainstream“ folgen, die erzählen können, was im Frühstücksfernsehen ausgestrahlt wurde, aber nicht mehr über das Wohlergehen der Nachbarn auf der anderen Straßenseite Bescheid wissen. Ein wichtiger Bestandteil im Wortschatz dieser Originale früher und heute war und ist das Wort „wellaweag“. Hier tritt Lebenseinstel-lung und auch „a bissle“ Trotz zutage. Unbeirrbar den eige-nen Weg gehend, bleiben sich diese Menschen selber treu, egal woher der Wind weht, egal mit welchen Widerständen eventuell zu rechnen sein könnte. Aktiv, fleißig, lebensfroh, reaktionsfreudig, auch unbeugsam und hintersinnig trotzen sie den Vorwürfen, stur und starrsinnig zu sein.

Glücklich die Gegend, wo es noch Originale gibt, glücklich die Landschaft, in der man stolz ist auf seine Originale, glücklich der Landstrich, in dem sich Originale wohlfühlen und kreativ sind. Diese Originale leben uns das Motto vor:„Wenn ma mit de Leit it schwätzt, verstoht ma se it – und sia verstandet oin it!“

Bernhard Bitterwolf

Schwäbische Bauernschule Bad WaldseeEhre

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(Eine Antwort auf das Gedicht linksvon Wilhelm Busch zum Ehrenamt):

Wilhelm (dem geschätzten!) zum Gruße!Willst du froh und glücklich leben,lass ein Ehrenamt dir geben!Busch es anders sehen mag -dieses Amt ist nicht nur Pein,es kann durchaus auch Freude sein!Ängste, Sorgen, Mühen, Plagen -gemeinsam leichter sind zu tragen.Geld gibt’s keins, es kostet Zeit -der Lohn ist die Zufriedenheitder Klienten und auch von dir!Drum:Wilhelm, dies als Antwort hier.

Liz 2007

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Stoht sicher an sei’m Platzso mittladenn,schaffet sei Arbet reacht ond mit Verstandond loht d‘ Welt laufa.Zmols wird’r g’hollet us’m Haufaz’högscht oba na.Von do aus sieht’r weit,ond was z’verwerket ischt,do moß ma g’hörig nofür d‘ Leut,ond’s Maul aufdoa,wo naus.Er braucht a g’sond’s, a standhaft’s Kreuz –er hot’s, er geit’s.

Maria Menz

Die Leute sind unvernünftig, unlogisch und selbstbezogen, liebe sie trotzdem.

Wenn du Gutes tust, werden sie dir egoistische Motive und Hintergedanken vorwerden,

tue trotzdem Gutes.Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche

Freunde und echte Feinde,sei trotzdem erfolgreich.

Das Gute, das du tust, wird morgen vergessen sein,tue trotzdem Gutes.

Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar,sei trotzdem ehrlich und offen.

Was du in jahrelanger Arbeit aufgebaut hast, kann über Nacht zerstört werden,

baue trotzdem.Deine Hilfe wird wirklich gebraucht, aber die Leute

greifen dich vielleicht an, wenn du ihnen hilfst,hilf ihnen trotzdem.

Gib der Welt dein Bestes, und sie schlagen dir die Zähne aus,

gib der Welt trotzdem dein Bestes.

Mutter Teresa.

Trotzdem D´r Ma

EhrenamtDas Ehrenamt

Willst Du froh und glücklich leben,lass kein Ehrenamt Dir geben!

Willst Du nicht zu früh ins Grab,lehne jedes Amt gleich ab!

Wieviel Mühen, Sorgen, Plagenwieviel Ärger musst Du tragen;

gibst viel Geld aus, opferst Zeit -und der Lohn? Undankbarkeit!

Ohne Amt lebst Du so friedlichund so ruhig und so gemütlich.

Du sparst Kraft und Geld und Zeit,wirst geachtet weit und breit.

So ein Amt bringt niemals Ehre,denn der Klatschsucht scharfe Schere

schneidet boshaft Dir, schnipp-schnapp,Deine Ehre vielfach ab.

Willst Du froh und glücklich leben,lass kein Ehrenamt dir geben!

Willst du nicht zu früh ins Grab,lehne jedes Amt gleich ab!

Selbst Dein Ruf geht Dir verloren,wirst beschmutzt vor Tür und Toren.

Und es macht ihn oberfauljedes ungewaschne Maul!

Drum, so rat ich Dir im Treuen:willst Du Weib (Mann) und Kind erfreuen,

soll Dein Kopf Dir nicht mehr brummen,lass das Amt doch and‘ren Dummen!

Dieses Gedicht wird vielfach Wilhelm Busch(und eine abgewandelte Version davon Joachim Ringelnatz)

zugeschrieben - aber der wahre Autor ist unbekannt.

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des 115. Grundkurses für junge Erwachsene im Jahr 2017

Unsere Kursteilnehmer

Bär, Philipp Lampertheim-HofheimBaumann, Bernhard KißleggBayha, Friedericke Leinfelden-EchterdingenBentele, Christof GrünkrautBidmon, Lukas Gutenzell-HürbelBühler, Beate Bad WaldseeDilger, Eugen Ostrach-Oberweiler Egle, Christian Baustetten Egle, Maximilian HailtingenGeis, Matthias Westerstetten Glaser, Christoph SchemmerhofenGreiff, Johannes Ersingen Grimm, Felix Bad BuchauHeiß, Maximilian EintürnenHeiß, Sabrina Markdorf-Stadel

Holzschuh, Thorsten ButtenhausenKeller, Michael Immendingen-MauenheimKieser, Thomas Buchen Krall, Marius Pfullendorf-OtterswangLehr, Elias Bad Mergentheim-MarkelsheimMack, Markus AlleshausenOstermeier, Johannes HüllhorstReich, Stefan HundersingenRieck, Matthias Weidenstetten Sauter, Christian BergatreuteSchempp, Simon Pfullendorf Schilling, Jan KolbingenStöferle, Moritz RingingenWeigel, Micha IllingenWicker, Michael Bad Saulgau

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ErfolgdurchWissen

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„Ich muss abnehmen!“

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Das sagen etwa 40 Prozent der Frauen in Deutschland, ein Dauerthema, von dem viele Zeitschriften ganz gut leben. Aber hätten Sie gedacht, dass das auch schon wörtlich in der Bibel steht? Ja, im Ernst. „Ich muss abnehmen“ das hat einer ge-sagt, der’s sonst nicht so damit hatte, gut auszusehen und Eindruck zu machen durch eine smarte Erscheinung. Und, man ahnt es, auch das Wort vom Abnehmen hat er nicht so gemeint, wie wir heute, wenn wir seufzend sagen ‚ich muss abnehmen’.

Es geht um Johannes den Täufer. Er sollte das Volk Israel dar-auf vorbereiten, dass jetzt der Messias kommt, auf den es seit Jahrhunderten schon gewartet hatte. Johannes nahm seinen Auftrag sehr ernst. Er hat gepredigt und gemahnt und die Menschen aus ihrem Alltagstrott wach gerüttelt. Er konnte das offenbar sehr überzeugend, denn bald schon dachten die Menschen, er selbst sei der Messias und wollten ihm nach-folgen. Das muss er klarstellen, in aller Deutlichkeit. Und so enttäuscht er seine Anhänger und alle, die ihn als Hoffnungs-träger feiern, und sagt: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Es geht um einen anderen, und dem muss ich Platz machen. Und dann fällt der Satz: Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. (Johannes 3,30)

Was für eine Größe muss man haben, um sich vom eigenen Erfolg nicht berauschen zu lassen? Um der Eitelkeit zu wi-

derstehen und den tausend kleinen Eitelkeiten, die jeden Tag gefüttert und geschmeichelt sein wollen?

Ich denke an die Mutter, die eine sehr schöne Frau war und jetzt erlebt, wie die Tochter ihr immer mehr die Schau stiehlt. Ich denke an den erfahrenen Kollegen, der es akzeptieren kann, dass ein junger ihn überholt und besser ist. Ich denke an die Frau in der Gemeinde, die immer das tut, wofür gerade niemand sonst da ist; oft räumt sie auf und bringt den Müll weg.

Und ich denke auch an mich. Jetzt, wo ich älter werde, will ich lernen, mich selbst nicht allzu wichtig zu nehmen. Raum zu geben. Mich nicht für unersetzbar zu halten. Eben: abzu-nehmen, damit andere wachsen können. Und ganz nebenbei lerne ich dadurch auch, leichter zu leben und humorvoller zu werden.

Abnehmen mal anders

Elisabeth Schmitter,RottenburgKatholische Kirche

S c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

„Du bist widerlich!“ sagten die Möven, die auf der grünen Uferwiese nebeneinander saßen, zu der einen. „Alle stellen wir uns mit den Schnäbeln zum Wind, nur du, als einzige, machst es umgekehrt.“„Wenn es mir Spaß macht“, erwiderte die eine. „Schadet´s euch?“„Du zerreißt unsere Gemeinschaft!“ warfen die anderen ihr vor und schauten weiterhin dem Wind entgegen. Nur die eine machte es umgekehrt. Da schlich eine Katze durch das Gebüsch, erspähte die Vögel, prüfte den Wind, der ihr günstig war, und duckte sich zum Sprung. Die eine Möve sah sie.„Gefahr! Flieht!“ schrie sie. Da stob der ganze Mövenschwarm auf.

Fabel

Die Möve

Gemeinschaft

Seien Sie willkommen zum gegenseitigen Wiedersehen und zum Beisammensein!

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S c h w ä b i s c h e B a u e r n s c h u l e B a d W a l d s e e

Liebe Freunde unseres Hauses,

wir laden Sie alle sehr herzlich ein zu einem Fest der Begegnung. Alle ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Grundkurse, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bauern- und Unternehmer-schulung (BUS), die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Studienfahrt nach Südpolen, alle Freundinnen und Freunde unseres Hauses, alle ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Sie sind alle herzlich willkommen zu unserem Fest der Begegnung.

Termin: Sonntag, 29. Oktober 2017Ort: Schwäbische Bauernschule Bad WaldseeBeginn: 10:30 Uhr

Fest der Begegnung in Bad WaldseeB|U|S-FESTALTWALDSEERTREFFENTreffen der Studienfahrt - Teilnehmer

PROGRAMM

2017

Gottesdienst mit Diakon Klaus Maier, Bad Waldseeumrahmt von ehemaligen Grundkurs-MusikantenVortrag:„Nur für die Ehre, echt jetzt?“Ehrenamt in sich wandelnden Zeiten

10:30 Uhr

11:15 Uhr

14:00 Uhr Treffen der Studienfahrtteilnehmer

Referentin: Juliane VeesPräsidentin des LandFrauenverbandesWürttemberg-Hohenzollern

Foto: Juliane Vees

Für einen Mittagsimbiss sowie Kaffee und Kuchen ist gesorgt.Es wird ein Kinderprogramm für die Kleinen angeboten.

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Ehrenamt - zwischen gestern und morgen

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Zwei statistische Erkenntnisse, unabhängig voneinan-der erhoben, sind für unser Land höchst bemerkens-wert und erfreulich. Jeder zweite Baden-Württember-ger engagiert sich im Ehrenamt. Und die Menschen sind stolz auf ihr Land, fühlen sich wohl, sind zufrieden und identifizieren sich in einem hohen Maße mit ihrer Heimat. Man darf gerne darüber spekulieren, ob das eine mit dem anderen, das Engagement im Ehrenamt

mit der Zufriedenheit bei der eigenen Lebenssituation, zu tun hat. Nehmen Sie sich einmal die Zeit und stellen Sie sich unser Leben und unseren Alltag ohne Ehrenamt vor. Welche Folgen hätte es, wenn jeder Mensch nur für sich selber da wäre, wenn sich niemand dafür inte-ressieren und mitverantwortlich fühlen würde, was

um ihn herum geschieht, wenn jede Arbeit und jeder Einsatz nach dem Gesetz des Mindestlohns oder noch höher bezahlt werden müßten. Viele Bereiche des öf-fentlichen und sozialen Lebens und viele Vorteile in unserem privaten Alltag gäbe es nicht mehr. Unsere Städte, Gemeinden und Ortschaften, unsere Kirchen, Verbände und Vereine, unsere ganze Gesellschaft, ja auch unsere demokratische Ordnung würden völlig anders aussehen, als wir es gewohnt sind. Unsere Welt wäre nicht so bunt, so lebendig, nicht so menschlich und sozial, nicht so solidarisch und lebenswert. Ehren-amt, bürgerschaftliches Engagement und soziale Ar-beit geben Lebensqualität und schaffen Gemeinschaft und Heimat. Ehrenamt ist unersetzbar und unbezahl-bar. Einer unserer Bundespräsidenten hat es einmal so aus-gedrückt: „Mit Gesetzen und Verordnungen funktio-niert unsere Gesellschaft - und erfriert.“ Ja, so notwen-dig staatliches Handeln ist, die menschliche Wärme entsteht durch die Solidargemeinschaft der Men-schen. Denn nicht nur Steuereinnahmen sind wichtig, sondern auch die Spende von Zeit, von unbezahlter und freiwilliger Arbeit. Die Stärke des Ehrenamts ist Gradmesser für die Verantwortungsbereitschaft frei-er Bürger in einer freiheitlichen Ordnung und für die Wohlfühltemperatur eines Landes. Ehrenamtliches, soziales und bürgerschaftliches En-gagement nützen sowohl dem Nutznießer als auch dem Helfer. Wer nicht nur an den allzuständigen Staat und an seine Mitmenschen Erwartungen richtet, son-dern zuerst sich selbst mitverantwortlich fühlt, sich

einmischt und einbringt und seine Talente entfaltet, leistet nicht nur einen eigenen Beitrag zum Allgemein-wohl, sondern auch zu einem zufriedenen, sinnerfüll-ten eigenen Leben. Mag es heute auch etwas altmo-disch klingen, ehrenamtliches Engagement ist nichts anderes als das christliche Gebot zur Nächstenliebe. Erfreulicherweise sind mehr denn je Menschen in Eh-renämtern und mit freiwilligen Leistungen unterwegs. Es gibt mehr Vereine und ehrenamtlich getragene Or-ganisationen denn je, die sich zudem immer weiter ausdifferenzieren. Der traditionelle Fußballverein wur-de zum Sportverein mit vielen Angeboten, die Musik-kapelle kümmert sich um Jugend und Senioren, in den Gemeinden ist bürgerliche Beteiligung weit über den Gemeinderat hinaus gefragt und in den zunehmend priesterlosen Pfarreien wachsen den Gläubigen neue Aufgaben zu. Woher kommt es, dass trotz dieser erfreulichen Bilanz immer mehr und immer lauter von der Krise des Eh-renamtes gesprochen wird? Sicher sind viele Ehrenäm-ter weiterhin begehrt und mit oft jahrzehntelangem Einsatz verbunden. Das Problem stellt sich häufig beim Generationswechsel. Veränderungen in den Familien, der Arbeitswelt, im Freizeitverhalten, in der Mobilität und Kommunikation erschweren zunehmend auch das Hineinwachsen und die Einbindung in traditionelle eh-renamtliche Netzwerke und den Umgang mit der zur Verfügung stehenden Zeit. Diese Veränderungen muss man wahrnehmen und kann sie auch als Chance be-greifen. In unserer schnelllebigen Zeit und globalisier-ten Welt wird der Bedarf nach Ausgleich zum Beruf,

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nach Gemeinschaft und Heimat, nach Mitverantwor-tung und Zukunftsgestaltung eher zu- als abnehmen. Wir müssen nach zeitgemäßen Formen suchen. Dazu kommen ein hoher Bildungsgrad und interessante be-rufliche Erfahrungen, eine längere Lebenserwartung und eine aktive Gestaltung des Ruhestandes. Neben den traditionellen Ehrenamtsstrukturen und der Ver-gabe von einzelverantwortlichen Ämtern werden er-gänzend projektorientierte, zeitlich kalkulierbare Mit-arbeit und Verantwortungsteilung in Führungsämtern interessant werden. Wenn man über Herausforderungen und Probleme redet, ist der Ruf nach der Politik nicht fern. Schon aus eigenem Interesse muss dem Staat das Ehrenamt wichtig sein. Er ist aber gut beraten, es nicht zu erset-zen, sondern alles zu tun, um es zu ermöglichen und zu stärken. Dazu gehören die Gewinnung der Kinder und Jugendlichen über die Schulen, die Aus- und Wei-terbildung, der Abbau von Reglementierungen, soweit sie nicht der Absicherung dienen, die Schaffung recht-licher Sicherheiten und die Pflege der Kultur öffentli-cher Wertschätzung und Anerkennung. Bei der Schaf-fung idealer Rahmenbedingungen steht nicht eine dem Ehrenamt fremde, ja widersprechende Bezahlung im Mittelpunkt, sondern der Bedarf, rechtlich und fi-nanziell kein Risiko einzugehen und für eine Aufgabe qualifiziert zu sein, zumal die Gesellschaft auch vom Ehrenamt Höchstleistungen erwartet und das Ehren-amt schonungslos in der Kritik ist. Aber nicht nur der Staat, wir alle können dem Ehren-amt helfen. Reden wir weniger über Probleme, die

abschrecken, als über Freude, die ansteckt. Menschen engagieren sich lieber in einem Erfolgsbetrieb als in einer Abbruchfirma. Wer selber vom Ehrenamt über-zeugt ist, wer sich selbst ehrenamtlich engagiert, ist der beste Werbeträger für das Ehrenamt. Eine Lanze soll abschließend für das Ehrenamt in der Politik gebrochen werden. Politik braucht nicht nur gute Politiker in den Regierungen und Parlamenten; sie muß auch getragen werden von einem breiten Fundament interessierter, verantwortungsbewusster, gemeinwohlorientierter Menschen in den Parteien und kommunalen Vereinigungen, die dafür sorgen, dass die Demokratie mit Leben erfüllt und so erst möglich wird. Und dies geschieht fast ausschließlich, aber mit viel zu wenig Wertschätzung im Ehrenamt. Beim Thema Ehrenamt war es immer so und wird es auch immer so bleiben: Alle profitieren davon, aber nicht alle sind willens oder in der Lage, ihren Beitrag zu leisten. Deshalb ist und bleibt es die wichtigste Aufga-be des Staats und die vornehmste Aufgabe des Ehren-amts selbst, alles zu tun, damit das Ehrenamt in jeder Generation aufs Neue seine Chance hat. Denn nur so bleibt unser Land lebenswert und menschlich. Und nur so werden Statistiken auch in Zukunft sagen: Nirgends engagieren sich so viele Menschen im Ehrenamt und nirgends fühlen sie sich wohler als bei uns in Baden-Württemberg.

Rudolf Köberle, Minister a.D.Präsident des Blasmusikverbandes

Baden-Württemberg

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Ehrenamt37

Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einenPlaneten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gewählt, nicht zerrissen in sinnloseTrennung nach Rasse, Hautfarbe oderWeltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zubeginnen, damit unsere Kinder und Kindeskindereinst mit Stolz den Namen Mensch tragen.

(Gebet der Vereinten Nationen)

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Verantwortung für die Welt

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Ein Mensch, der sich zu gut erschienen,als Vorstand dem Verein zu dienen,Und der, bequem, sich ferngehalten,die Kasse etwas zu verwalten,Der viel zu faul war, Schrift zu führen,- kriegt einst der Reue Gift zu spüren. Sein sechzigster Geburtstag naht -wo schreitet wer - zur Glückwunschtat?Tut dies am Ende der Verein? -Nur für ein unnütz Mitglied? - Nein!

Kein Ständchen stramm, kein Festprogramm,auch kein Ministertelegramm,Kein Dankesgruß der Bundesleitung,und keine Zeile in der Zeitung.

Wird etwa gar dann sein Begräbnisihm selbst und anderen zum Erlebnis?Sieht man dortselbst Zylinder glänzen?Schwankt schwer ein Sarg hin unter Kränzen?

Spricht irgendwer am offnen Grabe,was man mit ihm verloren habe?Entblößt sich dankbar eine Stirn?Lässt eine Hand im schwarzen Zwirnauf seinen Sarg die Schollen kollern -bei Fahnensenken, Böllerbollern?

An seinem Grab stehn nur der Pfarrerund die bezahlten Leichenscharrer.Der Mensch, der dies beschämend fand,ward augenblicks Vereinsvorstand!

(Eugen Roth)

Der Vorstand

Wirklich, er war unentbehrlich!überall, wo was geschah

zu dem Wohle der Gemeinde,er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,Pferderennen, Preisgericht,Liedertafel, Spritzenprobe,ohne ihn, da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,Keine Stunde hatt‘ er frei.

Gestern, als sie ihn begruben,war er richtig auch dabei.

(Wilhelm Busch)

Zeit-NotEh

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LeidenschaftVor langer Zeit existierte einmal eine wunderschöne, kleine Insel. Auf dieser Insel waren alle Gefühle der Menschen zu Hause: Der Humor und die gute Laune, die Traurigkeit und die Einsamkeit, das Glück und das Wissen und all die vielen anderen Gefühle. Natürlich lebte auch die Liebe dort.

Eines Tages wurde den Gefühlen jedoch überraschend mitgeteilt, dass die Insel sinken würde. Also machten alle ihre Schiffe seeklar, um die Insel zu verlassen. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Augenblick warten, denn sie hing sehr an ihrer Insel.Bevor die Insel sank, bat die Liebe die anderen um Hilfe.

Als der Reichtum auf einem sehr luxuriösen Schiff die Insel verließ, fragte ihn die Liebe: „Reichtum, kannst du mich mit-nehmen?“ „Nein, ich kann nicht. Auf meinem Schiff habe ich sehr viel Gold, Silber und Edelsteine. Da ist kein Platz mehr für dich.”

Also fragte die Liebe den Stolz, der auf einem wunderbaren Schiff vorbeikam. „Stolz, bitte, kannst du mich mitnehmen?”„Liebe, ich kann dich nicht mitnehmen”, antwortete der Stolz, „hier ist alles perfekt und du könntest mein schönes Schiff beschädigen.”

Als nächstes fragte die Liebe die Traurigkeit: „Traurigkeit, bitte nimm du mich mit.”„Oh Liebe”, sagte die Traurigkeit, „ich bin so traurig, dass ich allein bleiben muss.”

Als die gute Laune losfuhr, war sie so zufrieden und ausgelassen, dass sie nicht einmal hörte, dass die Liebe sie rief.Plötzlich aber rief eine Stimme: „Komm, Liebe, ich nehme dich mit.”

Die Liebe war so dankbar und so glücklich, dass sie ganz und gar vergaß, ihren Retter nach seinem Namen zu fragen.Später fragte die Liebe das Wissen: „Wissen, kannst du mir vielleicht sagen, wer es war, der mir geholfen hat?”„Ja sicher”, antwortete das Wissen, „das war die Zeit.”

„Die Zeit?” fragte die Liebe erstaunt. „Warum hat mir die Zeit denn geholfen?”Und das Wissen antwortete: „Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist.”

Die Insel der Gefühle

Wenn eine Leidenschaft nachzulassen beginnt, ist es wichtig, sich sofort eine andere zu schaffen, denn die ganze Kunst, das Leben erträglich zu machen, besteht darin, sich an allem ein Interesse zu bewahren.

(Susan Sontag)

Leidenschaft

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(Verfasser unbekannt)

Danke für die Menschen,die uns mit Offenheit

und Mut machender Erwartung begegnen.

Sie sehen uns in die Augen,ohne uns mit ihren Blicken

prüfend abzutasten.

Sie vermögen unseren Worten zu lauschen,ohne aus unseren Äußerungen

Andeutungen von Schwächen zu erhorchen.

Sie reichen uns die Händein echter, ehrlicher Verbundenheit

und erfüllen mit ihrem Händedrucknicht nur Pflichten der Höflichkeit.

Sie schließen uns in die Arme,um uns darin zu bergen

und Heimat zu schenken.

Sie reißen fadenscheinige Schwachstellenim Gewebe unseres Lebensentwurfsnicht mit grober Hand aus,sondern sind bemüht,Seite an Seite mit unsmit zarter Hand Fäden zu weben,welche uns zu sinnvollen Lebenszielen führen.

Danke für die Menschen,die uns in der Begegnungals Geschenk empfindenund dabei ihrerseits zur Gabe werden,die uns erfüllt und bereichertim gegenseitigen Geleit gebenund Weitertragen.

Danke für die Freunde!

Klaus Huber

Dank für die Freunde

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Die meisten Menschen wissen gar nicht,wie schön die Welt ist und wieviel Pracht inden kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume,einem Stein, einer Baumrinde oder einemBirkenblatt sich offenbart. Die erwachsenenMenschen, die Geschäfte und Sorgen habenund sich mit lauter Kleinigkeiten quälen,verlieren allmählich ganz den Blickfür diese Reichtümer, welche die Kinder,wenn sie aufmerksam und gut sind,bald bemerken und mit dem ganzenHerzen lieben.

Rainer Maria Rilke

Blick für Kleinigkeiten

Foto: Winterimpression an der Bauernschule

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„Was unsere Welt dringend braucht, ist ein neuer Mensch, der zwei wesenhafte Eigenschaften mit sich bringt, nämlich die Kombination von einem harten Geist und einem weichen Herz.“Sophie Scholl

Ob du denkst, du kannst es oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall Recht behalten.Henry Ford

Zitate

„Wenn man ständig das Wesentliche dem Dringlichen opfert, vergisst man die Dringlichkeit des Wesentlichen.“Edgar Morin, Philosoph,

aus einer Rede der neuen Französischen Kultusministerin Francoise Nyssen

„Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!“John F. Kennedy

„Unter Menschen schaffet der Dank die tiefste Gemeinschaft, welche zuletzt stärker ist als alles, was sich zwischen sie schieben kann.“Albert Schweitzer

Umbau unseres Fachwerkhauses

„Es ist nicht genug, zu wissen - man muss auch anwenden.Es ist nicht genug, zu wollen - man muss auch tun!“Goethe

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Das Leben ist eine Chance, nutze sie.Das Leben ist Schönheit, bewundere sie.Das Leben ist Seligkeit, genieße sie.Das Leben ist ein Traum, mach daraus Wirklichkeit.Das Leben ist eine Herausforderung, stelle Dich ihr.Das Leben ist eine Pflicht, erfülle sie.Das Leben ist ein Spiel, spiele es.Das Leben ist kostbar, geh sorgfältig damit um.Das Leben ist ein Reichtum, bewahre ihn.Das Leben ist Liebe, erfreue dich an ihr.Das Leben ist ein Rätsel, durchdringe es.Das Leben ist ein Versprechen, erfülle es.Das Leben ist eine Hymne, singe sie.Das Leben ist Traurigkeit, überwinde sie.Das Leben ist eine Tragödie, ringe mit ihr.Das Leben ist ein Abenteuer, wage es.Das Leben ist Glück, verdiene es.Das Leben ist Leben, verteidige es.

Mutter Teresa

Das Leben

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Wie oft Gottsagen wir so

trauen uns nichts zuhaben keinen Mut

reden uns ein:das habe ich nicht gelernt

meine Stimme dringt nicht durchdas können andere besser

das soll lieber mein Mann machender kann sich eher durchsetzenwir sind da sehr phantasiereich

GottAusreden sind leichter

als GegenredenMitreden

FürspracheBefähigen Ermutigen Bestärken

Gottwenn wir wenigstens das könnten!

Christel Voß-Goldstein

Das kann ich nicht

Dr Gscheide looset alle zua.Dr weniger Gscheide sagt zu allem was.

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600 Jahre Nikolaus von der Flüe – Patron des katholischen Landvolks

Nikolaus von der Flüe (1417 – 1487), vor 600 Jahren geboren, „Vater der Schweiz“, Einsiedler, Friedensstifter. Er war Bauer, nahm als Offizier am Krieg gegen Zürich teil, aber anstatt zu kämpfen, schlug er sich zum Gebet in die Büsche. Geachtet wegen seiner Gerechtigkeit und Klugheit wurde er 1459 zum Ratsherrn und Richter seiner Gemeinde ernannt. Als Ehemann und Vater von 10 Kindern verließ er 1467 seine Familie, um als Einsiedler zu le-ben. Aus Angst vor dem Unverständnis der Nachbarn wollte er die Schweiz verlassen und ging zunächst weit weg von seinem Heimatort. Schließlich aber kam er an den Ort, den er seit Kindestagen in einer Vision als Einsiedelei gesehen hatte: eine Klause, nur einige Minuten vom Haus seiner Familie entfernt. Seine Zeitgenossen beobach-teten sein Leben misstrauisch, schließlich überwogen Faszination und Vertrauen. Von weither kamen Menschen, um sich bei „Bruder Klaus“ Rat zu holen. Im Jahr 1481 verhinderte er den Bürgerkrieg und wurde so zum Retter der Schweiz.

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Er hat uns sein Gebet vermacht.

Mein Herr und mein Gott, nimm alles mir, was mich hindert zu Dir.Mein Herr und mein Gott gib alles mir, was mich fördert zu Dir.Mein Herr und mein Gott nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir. (Nikolaus von der Flüe)

Zimmer an der Bauernschule tragen Namen. Und immer wieder löst dies bei den Gästen, vor allem, wenn sie zum ersten Mal im Haus sind, Neugier, Verwunderung – vielleicht manchmal auch Befremden aus. Dem aufmerksamen Gast erschließt sich das Geheimnis, wenn er entdeckt, dass ein im Zimmer befindliches Bild Namensgeber ist.

Die Fotos stammen allesamt von Rupert Leser, dem weit über die Region hinaus bekannten Waldseer Fotografen und ehemali-gen Bildreporter der Schwäbischen Zeitung. Die ausdrucksstarken Aufnahmen in schwarz-weiß geben unseren Gästezimmern einen unverwechselbaren Charakter, Originalität und Stil. Zumeist handelt es sich dabei um Motive bäuerlichen Lebens in Ober-schwaben. Nicht wenige davon sind Zeugen einer inzwischen verschwundenen bäuerlichen Welt.

Rupert Leser ist im Alter von 83 Jahren am 10. August diesen Jahres verstorben. Er schätzte die Bauernschule als Ort gelebter Kultur. Er mochte die bäuerlichen Menschen. Über Jahrzehnte hinweg überließ er uns bereitwillig seine herausragenden Auf-nahmen für die Illustration unseres „Freundesbriefes“ und zuletzt – fast ein Vermächtnis – zur Ausgestaltung der Gästezimmer im „Haus am Wald“.

Auf dem Alten Friedhof seiner Heimatstadt – in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bauernschule – fand er seine letzte Ruhestätte. Die eindrucksvollen „Leser-Bilder“ werden Menschen noch viele Jahre anrühren, zum Nachdenken anregen - je mehr wir uns von dieser Welt entfernen. Dafür und für all seine Verbundenheit mit der Bauernschule sind wir Rupert Leser zu großem Dank verpflichtet.

Brigitte DoldiSchwäbische Bauernschule Bad Waldsee

„Kindersegen“ - „Viehhandel“ - „behütet“...

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Glückwunsch & Gratulation

Sperling

Mack

Wir gratulieren zur Vermählung

Simon und Marengeb. Arnoldaus Stuttgart-Mühlhausen

Thomas und Kathringeb. Lippertaus Kirchdorf

Christian und Franziskageb. Welschaus Pfullendorf-Straß

Martin und Billa geb. Blunckaus Haisterkirch

Stephan und Nataliegeb. Rinkaus Waldhausen

Schempp

Pfeiffer

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Wir gratulieren zur Geburt

Esther und Martin Ulrichaus Trossingenein Sohn Ben

Sabine und Martin Epliaus Braunenweilerein Sohn Eric

Elisabeth und Stefanaus Aulendorfein Sohn Moritz

Katrin und Johannesaus Ebenweiler-Maurenein Sohn Lorenz

Antje und Karlheinzaus Ankenreuteeine Tochter Carla

Messner

Schmidt

Steinhauser

Natalie und Stephanaus Waldhauseneine Tochter Kate Luana

Tamara und Stefanaus Bad Waldsee-Reuteeine Tochter Samira Franziska

Kathrin und Peteraus Aulendorfeine Tochter Magdalena Maria

Andrea und Sebastianaus Bodneggeine Tochter Viktoria

Verena und Tobiasaus Rottenackerein Sohn Linus Anton

Münch

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Sonntag

Münch

Halder

Maucher

Beigger

Laub Tobias und Michaelageb. Steinhauseraus Aulendorf

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Wir gratulieren zum Geburtstag

zum 50. Geburtstag

Gabriele Spieler aus Bad Waldsee,Mitarbeiterin der SchwäbischenBauernschule Bad Waldsee

Dipl.-Ing. agr (FH) Alexander Schäferaus RatshausenVorstandsmitglied der Landesbauernverbandesin Baden-Württemberg e.V. Stuttgart

Johannes Strauß, GeschäftsführerKreisbauernverband Ostalb, Aalen

Christa FuchsVizepräsidentin des LandFrauenverbandesWürttemberg-Hohenzollern e.V.

zum 60. Geburtstag

Marie-Luise Linckh aus Vaihingen-EnzPräsidentin des LandFrauenverbandesWürttemberg-BadenMitglied im Vorstand des LBV

Elisabeth Philipp aus Bad Waldsee-ReuteMitarbeiterin der Schwäbischen BauernschuleBad Waldsee

zum 65. Geburtstag

Hannelore Wörz aus GüglingenEhrenpräsidentin des LandFrauenverbandesWürttemberg-Baden e.V.

zum 70. Geburtstag

Dr. Clemens Frede aus Bad Waldseeehem. Schulleiter der SchwäbischenBauernschule Bad Waldsee

Elisabeth Jeggle MdEP a.D.aus Stafflangen

Erich Reichehem. Geschäftsführer des Verbandes derAgrargewerblichen Wirtschaft Baden-Württemberg

Gerhard Schmidehem. Vorsitzender des Bauernverbandes Stuttgart

zum 75. Geburtstag

Helmut Kiefl MdL a.D.aus Bad Waldsee-Gaisbeurenehem. Geschäftsführer des Landbauernverbandesin Baden-Württemberg e.V., Stuttgart

Gerd Hockenberger aus SinsheimEhrenpräsident des Landesbauernverbandesin Baden-Württemberg e.V., Stuttgart

zum 80. Geburtstag

Dr. Friedrich Golterehem. Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg e.V., Stuttgart

Georg Auchter, aus Aalen-Neßlauehem. Vorsitzender des BauernverbandesAalen-Ostalb

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zum 85. Geburtstag

Karl Magnus Graf Leutrumvon ErtingenEhrenvorsitzender des Zentralverbandes der Geflügelwirtschaft

Manfred Vees aus Eutingen-Weitingenehem. KreisvorsitzenderKBV Freudenstatt

zum 90. Geburtstag

Willi Rößleraus Sigmaringen, ehem. Vorsitzender LandesverbandBaden-Württemberg der Lehrer an Haus- und landwirtschaftl. Schulen

Dr. Reinhold Kißlingaus Bad Rappenauehem. Präsident des WürttembergischenGenossenschaftsverbandes

Fritz Bühleraus Altensteigehem. KreisgeschäftsführerBauernverband Calw u. Freudenstadt

Hans Vetteraus Allmendingenehem. Kreisobmann

Johannes Zieloskoehem. Schulleiter derBauernschule Hohenheim

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Wir trauern um unsere Freunde

Karl, 28. Grundkursaus Altheim/Riedlingener starb im September 2016

Hans, 11. Grundkursaus Attenweilerer starb im November 2015

Herbert, 2. Grundkursaus Ravensburger starb im September 2016

Friedrich, ehem. GeschäftsführerKBV Göppingener starb im Mai 2017

Constantin, ehem. Bauernpräsidentdes Deutschen Bauernverbandeser starb im Juli 2017

Karl, ehem. Geschäftsführer des Bauernverbandes Ulmer starb im Februar 2017

Matheußer

Gerster

Ohmayer

RupertBilderberichter aus Bad Waldseeer starb im August 2017

Herbert, KreisvorsitzenderNeckar-Odenwald-Kreiser starb im April 2017

Heinz, ehem. Vorstand WLZaus Rutesheimer starb im Dezember 2016

Leser

Kempf

Neuweiler

Scheurer

Freiherr Heremann vonZuydtwyck

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Am 26. Juli verstarb im Alter von 85 Jahren der langjährige Präsident und Ehrenpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Constantin Freiherr Heeremann. Er stand vom 1969 bis 1997 als Präsident an der Spitze des DBV und war von 1983 bis 1990 als CDU-Abgeordneter Mit-glied des Deutschen Bundestages. Eine kraftvolle Persönlichkeit, staats-männisch gewandt, zielsicher, schlagfertig, von mitreißendem Humor, so hat er die Agrarpolitik in Deutschland und in Europa maßgeblich ge-prägt und gestaltet. Ihm gelang es wie nur wenigen Repräsentanten, Verständnis für die Belange der Landwirtschaft in Politik und Öffentlich-keit zu gewinnen. Sein Verständnis von Landwirtschaft war nicht allein die Verwurzelung in bäuerlicher Tradition, sondern die eines eigenver-antwortlichen, zukunftsorientierten, fortschrittsoffenen Unternehmers.

Trauer um Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck

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Wo wird einst des Wandermüden letzte Ruhestätte sein?Unter Palmen in dem Süden? Unter den Linden an dem Rhein?Werd‘ ich wo ein einer Wüste eingescharrt von fremder Hand?Oder ruh‘ ich an der Küste eines Meeres in dem Sand?Immerhin! Mich wird umgeben Gottes Himmel, dort wie hier,und als Totenlampe schweben nachts die Sterne über mir.

Inschrift auf dem Grabstein von Heinrich Heineauf dem Friedhof Montmartre in Paris

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Es ward Licht

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Aus unsererMusikwerkstatt

Silvesterkurs des Internationalen Arbeitskreises Musik (IAM)

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Traum und Wirklichkeit

Ein junger Mann hatte einen Traum.Hinter der Ladentheke sah er einen Engel.Hastig fragte er ihn:„Was verkaufen Sie mein Herr?“Der Engel gab ihm freundlich zur Antwort:„Alles, was sie wollen.“Der junge Mann sagte: „Dann hätte ich gerne:– eine Frau, die mich immer versteht und auf die ich mich verlassen kann– eine glückliche Ehe, die bis zu unserem Lebensende glücklich bleibt– gute Freunde, die uns begleiten– Kinder, die sich gut entwickeln und an denen wir unsere Freude haben– und, und ...Da fiel ihm der Engel ins Wort und sagte:„Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie habenmich verkehrt verstanden. Wir verkaufen keineFrüchte hier, wir verkaufen nur den Samen.“

(Weisheitsgeschichte)

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Ponticelli EnsembleCD, Preis: € 15.--Erhältlich über die homepage www.ponticelli-ensemble.deDie CD kann über die gängigen Anbieter im Internet ge-streamt werden.

Natürlich gilt Oberschwaben als Kernland der Musikverei-ne und der Chorgemeinschaften. Blasmusik- und Männer-chorklänge hat jeder im Ohr, der die traditionellen Dorf- und Stadtfeste oder die Jahreskonzerte der ortsansässigen Vereine besucht. Umso erfreulicher ist es, dass eine kleine 9-köpfige Truppe ambitionierter und engagierter junger Mu-sikerinnen und Musiker mit ihrem Ensemble „Ponticelli“ die oberschwäbische Klangpalette mit einer Art Salonorchester-besetzung bereichern. Nicht nur die Streicherbesetzung lässt aufhorchen, auch die Auswahl der Stücke auf der gelunge-nen CD „frisch gestrichen!“ ist ein Hörgenuss.Altbekanntes in neuem Gewand, wahrlich frisch gestrichen! Die Aufnahmen bestechen durch ein hohes Maß an Spiel-freude, durch witzig-spritzige Arrangements und durch teils virtuoses Können auf dem jeweiligen Instrument.

Die bunte instrumentale Besetzung zeigt die Vielseitigkeit des Ensembles: Neben den klassischen Streichinstrumenten (Violine, Viola, Cello und Kontrabass) tragen Piano, Gesang, Schlagzeug, Akkordeon und Xylophon dazu bei, vor dem geistigen Auge der Hörerin, des Hörers kleine Szenen ent-stehen zu lassen, Situationen die sich über die Musik ins Ge-dächtnis der Allgemeinheit eingeprägt haben. So sieht man sich in der Wiener Vorstadt in einem Weingut beim Heurigen sitzen, einer exzellenten Schrammelmusik lauschend. Oder man erlebt sich in einem Berliner Kabarett der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und erfreut sich an den dort üblichen Tanzmusikklängen mit teils frivolen Liedtexten. Aber auch ein Kinobesuch wird über die hervorragend neu interpretierte Filmmusik lebendig. In einem Westernsaloon

wähnt man sich beim „Root Beer Rag“ oder meint bei „Sum-mertime“ von George Gershwin die sengende Hitze bei der Ernte auf den Baumwollfeldern in den Südstaaten zu spüren. Überhaupt: „Summertime“ aus Porgy and Bess ist nicht nur eine der schönsten Melodien der Musikgeschichte; dieser Titel wird selten so innig, gekonnt und emotional packend interpretiert wie von Salome Hänsler auf ihrer Geige, konge-nial begleitet vom Ensemble Ponitcelli mit einer farbig und locker hingetupften Klavierbegleitung. Apropos Klavier: Re-gina Steinhauser, die neue pädagogischen Mitarbeiterin der Schwäbischen Bauernschule, spielt die Tasten bei Ponticelli, hat also ein Hobby, das sie auch im Arbeitsalltag einbringen kann.Der vor kurzem leider verstorbene Musiker und Toningenieur Kuno Bitzenhofer, in dessen bitzmedia-Studio in Wolfegg die Aufnahmen entstanden, hat mit dieser Scheibe wieder ein-mal sein Händchen für einen satten und doch transparenten Sound unter Beweis gestellt.

Frisch gestrichen!

Unser CD-Tipp!

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Dann gehen wir halt nach Ungarn

Historischer Roman von Peter SchadPaperback, 10 s/w-Abbildungen, 256 Seiten, Preis: € 14.80ISBN 978-3-943391-40-4Biberacher Verlagsdruckerei

Wer kennt ihn nicht? Er ist einer der bekanntesten Musiker Oberschwabens und hat mit seinen „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ gefeierte Auftritte landauf, landab ab-solviert. Als Posaunist, als Arrangeur und als Komponist so bekannter Volksmusikstücke wie der „Kuschelpolka“ oder der Polka „Jubiläumsklänge“ ist Peter Schad aus der Blas-musikszene nicht wegzudenken. Jetzt hat er sich intensiv mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt und einen histori-schen Roman geschrieben. Als Musiker hatte er, so erzählt er, schon in den 70er Jahren Kontakt mit „schwäbischen Flücht-lingen“, mit deutschstämmigen Menschen, die nach dem zweiten Weltkrieg ihre Heimat im Banat, in der Batschka, in Sathmar, sprich in Ungarn und Rumänien verließen, um sich im Land ihrer Vorväter wieder neu anzusiedeln. Diese Begeg-nungen waren für den jungen Peter Schad, damals Posaunist im Heeresmusikkorps und Tenorhornist in der Original Bur-genlandkapelle, so prägend, dass er sich jetzt nach seiner Pensionierung als Lehrer im Salvatorkolleg Bad Wurzach die Zeit nahm, um diesen Schicksalen auf den Grund zu gehen. Ergebnis dieser Recherche ist das lesenswerte Buch „Dann gehen wir halt nach Ungarn“. Es erzählt von Martin Lang, ei-nem intelligenten jungen Bauernburschen aus einem kleinen oberschwäbischen Dorf im 18. Jahrhundert. Sein Leben ist geprägt von bitterer Armut und großer sozialer Ungerech-tigkeit. Martin ist ein gleichwohl neugieriger wie kritischer Kopf, der sich gegen die Zwänge und ungerechten Verhält-nisse im barocken Oberschwaben auflehnt und sich wie viele andere Bauern und Handwerker seiner Zeit einem der drei Schwabenzüge anschließt, um der Armut zu entfliehen und sein Glück in Ungarn zu suchen. Die Werber, die für diese Neuansiedlung in unbekannten Landen die Trommel rüh-

ren, versprechen den Auswanderungswilligen den Himmel auf Erden. Ob dem so ist, bleibt auch am Ende des Romans fraglich, denn die Beschreibung der Reise des jungen Mar-tin Lang endet in Wien. Dem Leser bleibt es überlassen, die Biographie im Geiste fortzuschreiben. Als geflügeltes Wort und als Hinweis auf die Zukunft von Martin ist dem Roman die zum Nachdenken anregende, für viele schicksalsbestim-mende Aussage vorangestellt: Dem Ersten den Tod – dem Zweiten die Not – dem Dritten das Brot.

Peter Schad zeichnet ein sehr detailliertes, kenntnisreiches Bild der Lebensverhältnisse in Oberschwaben im 18. Jahr-hunderts. Kein Wunder, ist er doch selber Kind dieser Region und kennt die landschaftsbezogenen Gepflogenheiten aus dem eigenen Erfahren, kann sich also gut in die Mentalität seiner Figuren hineinversetzen. Die bis zum heutigen Tag die Menschen prägenden Bräuche, Traditionen und Umgangs-formen sind über Jahrhunderte gewachsen und klingen bis in die heutige Generation nach.

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Unsere Bücher-Tipps!

Kloine Wonder Schwäbische Gedichte – besinnlich, heiter, gewagt –Hugo BreitschmidHardcover, gebunden, 144 Seiten, Preis: € 12,90ISBN 978-3-8425-2062-2Silberburg-Verlag

Es ist erstaunlich und bewundernswert zugleich: Der Mund-artkünstler Hugo Breitschmid aus Dürnau im Schatten des heiligen Berges von Oberschwaben, dem Bussen, legt mit „Kloine Wonder“ sein neuntes Mundartbuch auf. Der ge-neigte Leser stellt sich die Frage: Woher nur nimmt der sich selber als Bauerndichter bezeichnende gelernte Landwirt sei-nen Ideenreichtum, seine Kreativität? Die Antwort auf diese Frage ist naheliegend; Hugo Breitschmid ist ein geselliger Mensch, der ein offenes Ohr und offene Augen für seine Mitmenschen hat. Gerne hält er sich im Kreise Gleichgesinn-ter auf, redet mit ihnen, erfährt Neues, denkt im Gespräch mit und bringt die gehörten Gedanken mit künstlerischer Freiheit auf den Punkt.

Aus diesen Begegnungen schöpft er, die Anmerkungen und Erzählungen seines Umfeldes greift er auf, spinnt sie weiter und denkt sie bis zum Schluss. Auch ein offenes Herz ist dem Dichter zueigen. Kaum einer versteht es so wie Breitschmid, lyrische Liebeserklärungen an seine Heimat Oberschwaben zu machen. Dazu braucht es einen wachen Geist, ein Gespür für atmosphärische Schwingung und eine gehörige Portion Achtsamkeit.Einige seiner Bücher hat er im Selbstverlag herausgegeben, mit dem Verlag „Schwäbischer Bauer“ in Ravensburg gab es eine langjährige fruchtbare Zusammenarbeit und mittlerwei-le ist er mit seinen Werken beim renommierten Silberbuch-Verlag mit Sitz in Tübingen-Bebenhausen gelandet. Über die Schiene des sich auf Regionalliteratur spezialisierten Verlags erreicht der Mundartautor natürlich einen großen Leserkreis im gesamten schwäbischsprachigen Gebiet.

Auch mit „Kloine Wunder“ bleibt Breitschmid seinem dich-terischen Leitspruch treu: Seine Texte sind „besinnlich, heiter und gewagt“. Klar, die zum Schmunzeln und Lachen anre-genden Texte haben sich als Publikumsmagnete bewährt, aber nicht minder wertvoll kommen seine Landschaftsbe-schreibungen daher. Dem wildwachsenden „Holderbo-scha“ kann Breitschmid genauso viel abgewinnen wie dem „gschliffena Kieselstoi“, den sein „Kindergarta-Enkelkind“ als „Wonderstoi“ mit nach Hause bringt.Der oberschwäbische Bauerndichter hat die seltene Gabe, andere Menschen anzusprechen, sie mitzunehmen und sie über seine Texte in den eigenen Dichterkosmos einzuführen. Mit seinen lebensfrohen und beschwingt daherkommenden Mundartexten trifft er ins Schwarze und bietet mit seinen Wortspielereien Anlass zum Schmunzeln. Beispiel gefällig?

„Em Tannawald beim Dschogga, do bin i arg verschrocka.I bin do grad am Saua g’weha, do hon i Saua saua seha.“

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eBildungshaus des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg e.V.Frauenbergstraße 15, 88339 Bad WaldseeFon 07524 4003 – 0Fax 07524 4003 – [email protected]

Mitglied im Verband der Bildungszentren im Ländlichen Raum e.V.www.verband-bildungszentren.de

Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Ländliche ErwachsenenbildungBaden-Württemberg e.V. | A | L | E | B |www.aleb-bw.de

Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee

Fotos: Rolf Schultes / Thomas Warnack / Markus Leser / Michael MoserBernhard Bitterwolf / Brigitte Doldi / Egon Oehler / BauernschuleSeven-X Media / Fotolia

Layout: Seven-X Media GbR

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SchwäbischeBauernschuleBad Waldsee

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KurklinikMaximilianbad

KurklinikMayenbad

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Zentrum

Frauenbergstra

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Wurzacher Straße

Biberacher Straße

Hofgarten-klinik

Friedhofstraße

Bahnhofstraße

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bühlweg

Richard-Wagner-Straße

von Wolfegg von Mittelurbach

von Biberach

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von Ravensburg

von Michelwinnaden

von Reute

von Bad Schussenried

Da in einigen Fällen die Inhaber der Rechte an Texten und Bildern nicht festzustellen oder erreichbar waren, bittet die Schwäbische Bauernschu-le Bad Waldsee diese oder eventuelle Rechtsnachfolger, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Sie verpflichtet sich, rechtmäßige Ansprüche nach den üblichen Honorarsätzen zu vergüten.

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Seit Juni 2017 ist die Schwäbische Bauernschule im Bildungs-, Verwaltungs-, und Organisationsbereich anhand der Qualitätsnorm QVB Stufe B durch die Zertifizierungsgesellschaft proCum Cert zertifiziert. Die Anerkennung als Bildungseinrichtung nach dem Bildungszeitgesetz des Landes Baden-Württemberg liegt seit August 2017 vor.

Auf Wiedersehen in der Schwäbischen Bauernschule

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