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Wirtschaftspolitisches Berichts- und Informationssystem Kärnten WIBIS Frühjahrsprognose Kärnten 2011 Joanneum Research Michael Kernitzkyi, Eric Kirschner, Raimund Kurzmann, Karolin Gstinig

Frühjahrsprognose Kärnten 2011 110622 · Beschäftigungsprognose für Kärnten 2011 und 2012. Frühjahrsprognose im Rahmen von WIBIS-Kärnten. 22. Juni 2011 POLICIES Research Report

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WirtschaftspolitischesBerichts- und InformationssystemKärnten

WIBIS

FrühjahrsprognoseKärnten2011

Joanneum ResearchMichael Kernitzkyi, Eric Kirschner, Raimund Kurzmann, Karolin Gstinig

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

Inhaltsverzeichnis

1  HAUPTERGEBNISSE DER BESCHÄFTIGUNGSPROGNOSE ................................................... 2 

1.1  Sektorale Ergebnisse der Beschäftigungsprognose ................................................................... 3 1.2  Produzierender Bereich .............................................................................................................. 4 1.3  Dienstleistungen ......................................................................................................................... 6 

2  KONJUNKTURELLES UMFELD .................................................................................................... 7 

2.1  Weltweite und europäische Konjunktur .................................................................................... 7 2.2  Konjunkturelle Lage in Österreich .......................................................................................... 10 

3  BUNDESLÄNDERVERGLEICH DER ERSTEN FÜNF MONATE 2011................................... 12 

3.1  Beschäftigungsentwicklung in den Bundesländern in den ersten fünf Monaten 2011 .......... 12 3.2  Arbeitslosigkeit in den Bundesländern in den ersten fünf Monaten 2011.............................. 13 

4  ANHANG .......................................................................................................................................... 15 

4.1  Beschäftigungsprognose in Absolutzahlen ............................................................................. 15 4.2  Österreichvergleich .................................................................................................................. 16 

5  BIBLIOGRAPHIE ............................................................................................................................ 17 

Impressum Beschäftigungsprognose für Kärnten 2011 und 2012. Frühjahrsprognose im Rahmen von WIBIS-Kärnten. 22. Juni 2011 POLICIES Research Report Nr. 119-2011 ISSN 2218-6441 Für den Inhalt verantwortlich JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH Zentrum für Wirtschafts- und Innovationsforschung (POLICIES) Mag. Michael Kernitzkyi MMag. Eric Kirschner Mag. Raimund Kurzmann Mag.a Karolin Gstinig

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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Zusammenfassung

o Der Start ins Jahr 2011 ist gelungen. Die positive Beschäftigungsentwicklung setzt sich fort. So lag das Beschäftigungsniveau in den ersten fünf Monaten 2011 in Kärnten im Schnitt um +1,4 % über dem des Vorjahres (Österreich: +1,9 %). Der Kärntner produzierende Bereich hat die erste Phase der Konsolidierung weitgehend abgeschlossen und im Zuge der anhaltend positiven internationalen Wirtschaftsdaten klar an Dynamik gewonnen. Der internationale Aufschwung kam schneller als erwartet und erweist sich als klarer Wachstumstreiber für die Kärntner Wirtschaft. Zudem handelt es sich um ein Wachstum auf breiter Basis, nahezu alle Bereiche der Kärntner Wirtschaft profitieren.

o Die Ergebnisse der Herbstprognose 2010 müssen leicht nach oben korrigiert werden. Die Frühjahrsprognose geht für 2011 von einem Beschäftigungswachstum von +1,1 % für Kärnten aus (Herbstprognose 2010: +0,8 %). Demnach werden in der Kärntner Wirtschaft heuer voraussichtlich rund 2.200 neue Stellen geschaffen werden. Für 2012 wird aufgrund eines sich sukzessive abschwächenden Aufholprozesses mit einer leichten Verringerung der Wachstumsdynamik gerechnet. Es wird erwartet, dass sich Kärnten im Jahr 2012 der gesamtösterreichischen Entwicklung angleichen wird. Für 2012 wird von einer Beschäftigungsausweitung von +0,9 % ausgegangen, rund +1.800 Stellen werden in Kärnten neu geschaffen werden (siehe folgende Abbildung).

Abbildung 1: Entwicklung der aktiven unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse 2001-2010, danach Prognose bis 2012

Quelle: JR-POLICIES (Rohdaten HVSV), von 2000 bis 2003 um DLU-Bezieher bereinigt.

o Die Zahl der Kärntner Aktivbeschäftigten wird 2011 bei rund 199.000 Beschäftigungsverhältnissen liegen. Im Jahr 2012 wird mit rund 200.800 Beschäftigten das Vorkrisenniveau von 2008 (200.330 Beschäftigte) wieder erreicht sein.

o Die hohe Dynamik im Bereich der Wirtschaftsdienste – hier finden sich die Arbeitskräfteüberlasser, welche zeitnah auf sich verändernde konjunkturelle Rahmenbedingungen reagieren – geht zurück. Die Unternehmen haben begonnen vermehrt Beschäftigte direkt anzustellen. Dennoch wird mit +5,3 % (+940 Beschäftigte) für 2011 und mit +3,0 % (+550 Beschäftigte) für 2012 ein kontinuierlich hohes Wachstum in diesem Bereich erwartet. Zudem gewinnen die Kernbranchen des Kärntner Produktionssektors klar an Dynamik. Diese erweisen sich nach deutlichen Beschäftigungsverlusten im Zuge der Wirtschaftskrise wiederum als Wachstumsträger, allen voran der Bereich Maschinenbau, Fahrzeugbau und sonstiger Fahrzeugbau, für den nach dem hohen Wachstum in den ersten fünf Monaten 2011 im Jahresschnitt ein Wachstum von +5,8 % prognostiziert wird. Für 2012 wird ein Plus von +2,5 % erwartet.

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

USB Kärnten 0,5 -0,6 0,1 0,5 1,2 2,2 1,9 1,8 -2,2 0,4 1,1 0,9

USB Österreich 0,6 -0,4 0,2 0,3 1,1 2,2 2,1 1,9 -1,5 0,8 1,6 0,9

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Prognose

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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1 Hauptergebnisse der Beschäftigungsprognose1

Im Jahr 2010 brachte die einsetzende konjunkturelle Erholung die Trendwende am Arbeitsmarkt. Die negative Beschäftigungsentwicklung infolge der Wirtschaftskrise von 2009, die bis ins erste Quartal 2010 wirksam war, verlor rasch an Dynamik. Ab dem 2. Quartal 2010 konnten in sämtlichen österreichischen Bundesländern durchwegs positive Wachstumsraten beobachtet werden. Im Jahresschnitt 2010 bauten Kärnten mit +0,4 % sowie Gesamtösterreich mit +0,8 % an Beschäftigung auf.

Die positive Beschäftigungsentwicklung setzt sich auch 2011 fort. In den ersten fünf Monaten 2011 lag das Beschäftigungsniveau in Kärnten im Schnitt um +1,4 % und in Gesamtösterreich um +1,9 % über jenem des Vorjahres. Im Unterschied zu 2010 haben sich nun jedoch die Wachstumspole klar verschoben. Wurde das Wachstum in Kärnten 2010 noch ausschließlich vom Dienstleistungssektor – und hier vom öffentlichen Bereich mit dem Schul-, Gesundheits- und Sozialwesen sowie von den Wirtschaftsdiensten mit den Arbeitskräfteüberlassern – getragen, hat der produzierende Bereich die erste Phase der Konsolidierung nun weitgehend überwunden und erweist sich als zusätzlicher Wachstumsmotor der österreichischen wie auch der Kärntner Wirtschaft. Nicht zuletzt die anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung Deutschlands, als wichtigster Handelspartner Österreichs, sowie das rasch zunehmende Exportvolumen geben hier kaum zu unterschätzende Wachstumsimpulse.

Kärnten kann von den positiven konjunkturellen Rahmenbedingungen klar profitieren, wenngleich das Beschäftigungswachstum unter der bundesweiten Entwicklung liegt. Die Frühjahrsprognose geht davon aus, dass sich das Wachstum nach dem guten Start ins Jahr 2011 aufgrund des auslaufenden Aufholprozesses in der 2. Jahreshälfte etwas verlangsamen wird. Für Kärnten wird für 2011 mit einem Beschäftigungswachstum von +1,1 % und für Gesamtösterreich von +1,6 % gerechnet. Die Ergebnisse der Herbstprognose 2010 für das Jahr 2011 (Kärnten +0,8 %, Österreich +0,9 %) können somit aufgrund der anhaltend guten internationalen Wirtschaftsdaten nach oben hin revidiert werden. Kärnten erholt sich demnach schneller als noch im Herbst 2010 erwartet. Für 2012 ist davon auszugehen, dass sich das Wachstum etwas verlangsamen wird. Kärnten wird sich der gesamtösterreichischen Entwicklung angleichen. Es wird jeweils von einem Wachstum von +0,9 % ausgegangen.

Dennoch sind mit der Prognose zahlreiche Unsicherheiten verbunden. Europa befindet sich derzeit in einer Währungskrise. Sollte es nicht gelingen die verschuldeten Euro-Staaten auf einen stabilen Konsolidierungspfad zu bringen, ist mit weiteren schwerwiegenden Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten zu rechnen, die vor allem aber den Euroraum betreffen werden. Auch ist unter diesen Umständen eine erneut gedämpfte internationale Nachfrage zu erwarten. Steigende Rohstoff- und Energiepreise drohen darüber hinaus den Konjunkturaufschwung weiter zu dämpfen. Aktuell wird in Österreich von einer Inflationsrate von 3,2 % 2011 ausgegangen.2 Zudem ist der Ausgang der Konflikte im arabischen Raum noch nicht absehbar. Im Moment können die Förderausfälle von Libyen kompensiert werden, im Falle einer weiteren Destabilisierung im arabischen Raum kann es jedoch zu einer spürbaren Verknappung kommen. Das tatsächliche Beschäftigungswachstum in Österreich und Kärnten kann daher unter den prognostizierten Werten liegen.

Auf der anderen Seite sind auch unerwartet positive Ereignisse möglich, beispielsweise ein unerwartet hohes Wachstum in Ländern mit intensiven Handelsverflechtungen mit Österreich sowie mit Kärnten, allen voran in Deutschland.

1 Durch die Umstellung der Beschäftigungsstatistik mit Jänner 2011 werden jetzt auch freie Dienstnehmer zu den unselbstständig

Aktivbeschäftigten gezählt. Es stehen hier Vergleichsdaten für den Zeitraum ab 2008 zur Verfügung. Werte vor 2008 sind Schätzungen von JR-POLICIES.

2 OeNB (Juni 2011).

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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Derartige Unsicherheiten werden in Form einer Intervallschätzung in die Prognose einbezogen. Abbildung 2 stellt das Prognoseintervall anhand unterer und oberer Prognosegrenzen dar.

Abbildung 2: Monatliche Beschäftigungsentwicklung (Veränderungen in % gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres)3 bis April 2011, danach Prognose mit Intervall bis Ende 2012

Quelle: JR-POLICIES (Rohdaten HVSV), von 2001 bis 2003 um DLU-Bezieher bereinigt.

Die untere Grenze zeigt die aus jetziger Sicht schlechteste mögliche Entwicklung, die obere Grenze die bestmögliche Entwicklung. Die mittlere Linie entspricht der Punkt-Schätzung und spiegelt die wahrscheinlichste Entwicklung wider.

1.1 SEKTORALE ERGEBNISSE DER BESCHÄFTIGUNGSPROGNOSE

Im Unterschied zu 2010, dessen positive Beschäftigungsentwicklung noch von einigen wenigen Branchen dominiert war, zeigt sich für 2011 ein Wachstum auf breiter Basis. Die erste Phase der Konsolidierung ist abgeschlossen. Die hohe Dynamik im Bereich der Arbeitskräfteüberlasser, die sehr zeitnah auf verbesserte konjunkturelle Rahmenbedingungen reagieren, geht bereits zurück. Nun profitieren zunehmend die Branchen des produzierenden Bereichs, indem Unternehmen damit beginnen direkt Beschäftigte aufzubauen. Die kontinuierliche Verfestigung des Beschäftigungswachstums schreitet voran und ist Ausdruck eines klaren Stimmungswandels in der Wirtschaft. Aktuelle Konjunkturindikatoren zeigen, dass sich die Auftragseingänge und somit auch die gesamten Auftragsbestände gut entwickeln. So lagen die Auftragseingänge in Kärnten in den ersten zwei Monaten 2011 im Schnitt um +9,8 % über dem Niveau des Vorjahres (Österreich: +18,5 %).

Die Frühjahrsprognose geht für 2011 für den produzierenden Bereich Kärntens von einem Beschäftigungswachstum von +1,9 % aus. Im Vergleich zur Herbstprognose 2010 zeigt sich dieser Bereich der Kärntner Wirtschaft deutlich dynamischer als im Vorfeld erwartet (Herbst 2010: +0,5 %). Für 2012 wird infolge des auslaufenden Aufholprozesses mit +1,2 % mit einer leichten Verlangsamung der Wachstumsdynamik gerechnet. Für den Dienstleistungssektor bleiben die Erwartungen der Herbstprognose 2010 für Kärnten 2011 hingegen im Wesentlichen aufrecht. Im Jahresschnitt 2011 wird von einem Beschäftigungswachstum von +0,8 % ausgegangen. Dieses wird sich 2012 fortsetzen und voraussichtlich ebenfalls +0,8 % betragen.

3 Bemerkung: Da seit Anfang 2004 keine Personen in Schulung des AMS mehr als „Beschäftigte“ gezählt werden, werden die

Veränderungsraten des Jahres 2004 auf den um die Anzahl der DLU-Bezieher reduzierten Wert des entsprechenden Monats des Vorjahres bezogen. Die Personen in Schulung des Arbeitsmarktservices (AMS), die eine Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes (DLU) erhielten, wurden bis einschließlich 2003 als beschäftigt gezählt und schienen dadurch in der Beschäftigtenstatistik auf.

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Österreich Kärnten

PrognoseInvervallschätz

obereGrenz

untereGrenze

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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1.2 PRODUZIERENDER BEREICH

Innerhalb des Produktionssektors wird für den Bereich Herstellung von Waren für 2011 ein kräftiges Wachstum von +2,0 % bzw. rund +710 Beschäftigte erwartet. Für 2012 wird in etwa mit einer Halbierung der Dynamik auf +0,9 % (+300 Beschäftigte) gerechnet. Dabei erweisen sich die Kernbranchen des Kärntner Produktionssektors nach den klaren Verlusten in den Jahren 2009 und 2010 wieder als Wachstumsträger. Vor allem für den Bereich Maschinenbau, Fahrzeugbau und sonstiger Fahrzeugbau wird für 2011 von einem kräftigen Beschäftigungswachstum von +5,8 % (+370 Beschäftigte) und für 2012 von +2,5 % (+170 Beschäftigte) ausgegangen. In den ersten fünf Monaten 2011 lag das Beschäftigungsniveau in diesem Bereich um +8,3 % über dem Niveau Vorjahres. Mit dem generellen Auslaufen des Aufholprozesses wird sich die Dynamik gegen Ende des Jahres jedoch abschwächen. Für die Metallbranche wird ebenfalls mit einem kräftigen Zuwachs von +3,0 % (+170 Beschäftigte) für 2011 und +1,6 % (+50 Beschäftigte) für 2012 gerechnet. Auch für die Elektrotechnik- und Elektronikbranche ist mit +2,7 % (+150 Beschäftigte) im Jahr 2011 und mit +1,1 % (+50 Beschäftigte) im Jahr 2012 ein spürbares Beschäftigungswachstum zu erwarten. Die Holzbranche, die bereits im Vorjahr ein Wachstum von +2,6 % realisieren konnte, wird heuer voraussichtlich die Dynamik steigern können und im Jahresschnitt um +3,9 % (+110 Beschäftigte) wachsen können. Für 2012 wird in diesem Bereich ein Wachstum von +2,5 % (+80 Beschäftigte) prognostiziert.

Im Gegensatz zur gesamtösterreichischen Entwicklung, die von anhaltend schwacher Baunachfrage geprägt ist, kann die Kärntner Wirtschaft von deutlich besseren Rahmenbedingungen profitieren. Während sich die Auftragsbestände vor allem in Wien rückläufig entwickeln, liegen diese in Kärnten in den ersten beiden Monaten 2011 klar über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dementsprechend gut entwickelte sich der Start ins Jahr 2011. Im Jahresschnitt wird im Bau mit einem Wachstum von +1,8 % (+260 Beschäftigte) gerechnet. Diese Dynamik wird voraussichtlich auch 2012 anhalten. Es wird von einem Wachstum von +1,7 % (+300 Beschäftigte) ausgegangen.

In manchen Branchen wird sich trotz der deutlich gebesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der negative Trend fortsetzen. Im Gegensatz zu den konjunkturellen Schwankungen in anderen Branchen wird diese Entwicklung vorwiegend von strukturellen Verschiebungen getrieben. Die Lederbranche wird 2011 mit -28,6 % (-110 Beschäftigte) und voraussichtlich auch 2012 mit -8,4 % (-20 Beschäftigte) weiter verlieren, wobei der prognostizierte Rückgang in diesem Bereich im Jahr 2011 in erster Linie mit der Werkschließung der Schuhfabrik Gabor in Spital an der Drau Ende 20104 verbunden ist. Darüber hinaus ist für die Glasindustrie mit -1,3 % (-40 Beschäftigte) für 2011 und mit -1,2 % (-40 Beschäftigte) zu rechnen. Für die Druckereibranche wird ein Rückgang von -2,8 % 2011 und -2,0 % 2012 (jeweils -20 Beschäftigte) erwartet. Für die Nahrungsmittelindustrie bestehen mit +0,1 % für 2011 und -0,5 % für 2012 kaum Wachstumsaussichten.

Der Bergbau wird 2011 und 2012 nach klaren Verlusten in den beiden vergangenen Jahren voraussichtlich wieder eine stabile Beschäftigungsentwicklung ausweisen. Für die Zukunft ist infolge des Verkaufes der Lithium-Abbaurechte auf der Koralpe ab 2013 mit zusätzlichen Beschäftigten zu rechnen. Laut Medienberichten werden in diesem Bereich 20 bis 40 neue Beschäftigungsverhältnisse entstehen.5

4 Kleine Zeitung (15.03.2010). 5 Kleine Zeitung (31.5.2011).

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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Tabelle 1: Sektorale Ergebnisse der Herbstprognose in % gegenüber dem Vorjahr für Kärnten 2011 und 2012. Werte in Klammer: Ergebnisse der Herbstprognose 2010.

CODES ÖNACE 2008 2009 2010 2011* 2012*

A-U Aktivbeschäftigte -2,2 0,4 (0,5) 1,1 (0,8) 0,9

A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei -2,4 3,0 5,2 2,0

B-F Produzierender Bereich -5,9 -1,5 (-1,7) 1,9 (0,5) 1,2

B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden -6,3 -8,4 0,5 1,9

C Herstellung von Waren -7,4 -0,6 2,0 0,9

10-12 Nahrungs-, Futtermittel-, Getränkeherstellung und Tabakverarbeitung

-1,0 -1,5 0,1 -0,5

13-14 Textilien und Bekleidung -7,1 0,1 -4,4 -6,5

15 Leder, Lederwaren und Schuhe -19,0 -24,2 -28,6 -8,4

16 Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) -6,7 2,6 3,9 2,5

17 Papier, Pappe und Waren daraus -3,3 0,4 1,8 1,7

18 Druckereierzeugnisse, Vervielfältigung von Datenträgern -4,1 -5,2 -2,8 -2,0

19-21 Mineralölverarbeitung, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse

-1,3 2,2 1,0 0,5

22 Gummi- und Kunststoffwaren -3,2 0,4 1,9 1,5

23 Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

-12,4 -2,6 -1,3 -1,2

24-25 Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen

-5,1 1,5 3,0 1,6

26-27 Elektrotechnik und Elektronik -7,5 -1,9 2,7 1,1

28-30 Maschinenbau, Fahrzeugbau, sonstiger Fahrzeugbau6 -12,3 0,4 5,8 2,5

31-33 Möbel, sonstige Waren, Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen

-7,5 -0,3 1,4 -0,2

D-E Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Rückgewinnung

1,9 1,5 1,5 1,8

F Bauwesen -3,9 -3,7 1,8 1,7

G-U Dienstleistungsbereich -0,7 1,2 (1,3) 0,8 (0,9) 0,8

G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen -1,6 0,4 0,5 0,6

H Verkehr und Lagerei -5,1 -1,9 -1,1 -1,9

I Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie -0,0 0,9 0,6 1,7

J Information und Kommunikation -2,2 -0,3 2,4 2,0

K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 0,0 -3,1 1,5 -0,4

L-N Erweiterte Wirtschaftsdienste -5,4 9,2 5,3 3,0

O-Q Öffentlicher Bereich 1,7 0,5 -0,2 0,5

Branchengruppe KWF-Technologiefonds7 -7,1 0,7 3,1 1,9

Quelle: Rohdaten HVSV, Berechnungen JR-POLICIES. *: Prognosewerte.

6 Aufgrund eines Unternehmenswechsels vom Maschinenbau in den Fahrzeugbau kam es 2010 zu einem Sprung in der Beschäftigungsstatistik,

wodurch ein aussagekräftiger Vergleich über die Zeit nicht gegeben ist. Maschinenbau, Fahrzeugbau sowie sonstiger Fahrzeugbau können daher nicht getrennt ausgewiesen werden.

7 Bestehend aus: 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel), 20-21 Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, 26-30 Elektrotechnik bis Fahrzeugbau und sonstigen Fahrzeugbau, 62 Dienstleistungen der Informations-technologie, 63 Informationsdienstleistungen, 71-74 Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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1.3 DIENSTLEISTUNGEN

Für den Dienstleistungsbereich wird für 2011 von einem Wachstum von +0,8 % ausgegangen. Dieses wird sich 2012 fortsetzen und voraussichtlich ebenfalls +0,8 % betragen. Die Erwartungen der Herbstprognose 2010 können weitgehend aufrecht erhalten werden.

Beschäftigungsverluste sind in diesem Bereich im Bereich Verkehr und Lagerei (-1,1 % für 2011 und -1,9 % für 2012) zu erwarten. Mit dem fortschreitenden Aufschwung im produzierenden Bereich nimmt die negative Dynamik zwar ab, doch sind aufgrund des gestiegenen internationalen Wettbewerbsdrucks, aber auch durch Umstellungen im Postbereich keine Zugewinne zu erwarten. Insgesamt gehen hier 2011 rund -110 Beschäftigungsverhältnisse und 2012 rund -200 Beschäftigungsverhältnisse verloren.

Die Kärntner Tourismusbranche, die aufgrund der späten Osterferien und der dadurch verkürzten Wintersaison im ersten Quartal 2011 ein klar negatives Beschäftigungswachstum auszuweisen hatte (-7,3 % im März 2011), wird im weiteren Jahresverlauf voraussichtlich positive Wachstumsraten realisieren können. Im Jahresschnitt 2011 wird daher ein Wachstum von +0,6 % (+50 Beschäftigte) erwartet. Für 2012 wird mit einem Beschäftigungswachstum von +1,7 % (+250 Beschäftigte) gerechnet.

Der Bereich Handel und Reparatur von KFZ wird das Beschäftigungsniveau im Jahr 2011 und 2012 in etwa halten. Für beide Jahre wird ein moderates Wachstum von +0,5 % bzw. +0,6 % prognostiziert. In Stellen entspricht dies einem Zuwachs von +170 Beschäftigten 2011 und +200 Beschäftigten 2012.

Als klare Wachstumstreiber zeigen sich weiterhin die erweiterten Wirtschaftsdienste für einen Großteil des Beschäftigungswachstums im Dienstleistungssektor verantwortlich. Insbesondere die Arbeitskräfteüberlasser, als Teilbereich dieser, reagieren durch deren Funktion als flexible Personalbereitsteller sehr zeitnah auf Veränderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen und waren die ersten Verlierer der Krise, jedoch auch die ersten Gewinner der Erholung. Mit Verfestigung der konjunkturellen Lage haben die Unternehmen nun jedoch begonnen, Beschäftigte vermehrt direkt anzustellen. Auch ist der Aufholprozess in diesem Bereich nahezu abgeschlossen. Es ist daher davon auszugehen, dass sich die Dynamik des Vorjahres (+9,2 %) in diesem Bereich der Kärntner Wirtschaft im laufenden Jahr auf +5,3 % und 2012 auf 3,0 % verringern wird. Dennoch werden 2011 rund +940 Beschäftigungsverhältnisse und 2012 rund +550 Beschäftigungsverhältnisse neu geschaffen werden.

Anders im öffentlichen Bereich mit dem Schul-, Gesundheits- und Sozialwesen. Dieser erwies sich in den Jahren 2009 und 2010 als zuverlässiger Wachstumsmotor und somit als klar stabilisierend. Aufgrund der angespannten Budgetsituation werden hier 2011 Stellen abgebaut werden. Es wird von einem moderaten Rückgang von -0,2 % (-130 Beschäftigte) in Kärnten ausgegangen. Auch 2012 wird dieser Bereich mit +0,5 % (+300 Beschäftige) nicht an die Dynamik der Vorjahre anschließen können.

Der Bereich Information und Kommunikation liefert 2011 mit +2,4 % und 2012 mit +2,0 % bzw. jeweils rund +60 Beschäftigten weitere Wachstumsimpulse im Dienstleistungsbereich. Für die Branchengruppe des KWF-Technologiefonds ergibt sich 2011 ein Plus von +3,1 %, für 2012 wird mit +1,9 % ein ebenfalls überdurchschnittliches Wachstum erwartet.

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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2 Konjunkturelles Umfeld

2.1 WELTWEITE UND EUROPÄISCHE KONJUNKTUR

Die Weltwirtschaft befindet sich spätestens seit Mitte 2010 im Aufschwung. Das reale Weltprodukt stieg im Jahr 2010 laut aktuellen Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) um +5,0 %. Das Welthandelsvolumen erreichte bis Jahresende 2010 mit einem Anstieg von +12,4 % annähernd das Vorkrisenniveau (-10,9 % im Jahr 2009). Die Aussichten für 2011 und 2012 sind trotz bestehender Unsicherheiten optimistisch. Aufgrund der sich im Zeitverlauf zunehmend verbessernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden die Wachstumsprognosen von den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten weiter nach oben korrigiert.

Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen, dass das reale Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2011 wieder spürbar an Dynamik gewann. Die EU-27 sowie der Euroraum wuchsen im Schnitt um +0,8 %. Vor allem Deutschland gibt mit +1,5 % im 1. Quartal 2011 wichtige Wachstumsimpulse für Europa und insbesondere, aufgrund der hohen wirtschaftlichen Verflechtungen, für Österreich. Mit einer Zunahme der realen Wirtschaftsleistung zwischen +0,8 % und +1,2 % je Quartal befindet sich Österreich seit Mitte 2010 auf einem anhaltenden Wachstumspfad (siehe nachfolgende Tabelle).

Tabelle 2: Veränderung des saisonal und arbeitstägig bereinigten realen Bruttoinlandsprodukts, in % gegenüber der Vorperiode

Region

2008

.Q1

2008

.Q2

2008

.Q3

2008

.Q4

2009

.Q1

2009

.Q2

2009

.Q3

2009

.Q4

2010

.Q1

2010

.Q2

2010

.Q3

2010

.Q4

2011

.Q1

Österreich 1,5 0,3 -0,9 -1,6 -1,7 -0,7 0,5 0,5 0,2 0,8 1,2 1,0 0,9

Deutschland 1,1 -0,6 -0,4 -2,0 -3,7 0,5 0,8 0,5 0,5 2,1 0,8 0,4 1,5

Euroraum (17 Länder) 0,6 -0,4 -0,5 -1,8 -2,6 -0,2 0,4 0,3 0,3 1,0 0,4 0,3 0,8

Europäische Union (27 Länder)

0,6 -0,3 -0,6 -1,9 -2,5 -0,3 0,3 0,3 0,4 1,0 0,5 0,2 0,8

Japan 0,6 -1,0 -1,3 -3,0 -4,9 2,2 -0,5 1,5 2,2 0,1 0,9 -0,8 -0,9

Vereinigte Staaten -0,2 0,1 -1,0 -1,7 -1,2 -0,2 0,4 1,2 0,9 0,4 0,6 0,8 0,5

Spanien 0,5 0,0 -0,8 -1,1 -1,6 -1,1 -0,3 -0,2 0,1 0,3 0,0 0,2 0,3

Portugal 0,0 -0,2 -0,5 -1,3 -1,9 0,7 0,5 -0,4 0,9 0,4 0,3 -0,6 -0,6

Irland -2,7 -2,0 -0,7 -3,9 -2,8 -0,4 -0,8 -1,6 1,7 -1,1 0,6 -1,6 0,0

Quelle: EUROSTAT (Stand 14.6.2011).

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht aktuell für 2011 von einem Anstieg der Weltproduktion um +4,3 % aus, für 2012 von +3,9 %.8 Der IWF trifft mit +4,4 % für 2011 vergleichbare Einschätzungen, während für 2012 ein deutlich höheres Wachstum von +4,5 % erwartet wird. Das weltweite Wachstum verteilt sich jedoch ungleich. Die Entwicklungs- und Schwellenländer sind die bestimmenden Wachstumsmärkte.

2011 und 2012 wird deren reales Bruttoinlandsprodukt laut IWF voraussichtlich um +6,5 % jährlich wachsen können. Insbesondere für Indien (2011: +8,2 %, 2012: +7,8 %) und China (2011: +9,6 %, 2012: +9,5 %), aber auch im lateinamerikanischen Raum (2011: +4,7 %, 2012: +4,2 %) ist mit hohen realen Wachstumsraten zu rechnen. Für entwickelte Ökonomien wird hingegen ein Wachstum von +2,4 % im Jahr 2011 und +2,6 % im Jahr 2012 erwartet. Dieser Anstieg wird vor allem von den Vereinigten Staaten und Kanada getragen werden, innerhalb der Eurozone von Deutschland.9

8 IfW (2011). 9 IWF (April 2011).

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

8

Für die EU-27 geht die Europäische Kommission in ihrer Frühjahrsprognose von einem Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von +1,8 % im Jahr 2011 und +1,9 % im Jahr 2012 aus. Für den Euroraum wird für 2011 ein Wachstum von +1,6 % und 2012 von +1,8 % erwartet. Deutschland, dessen reale Wirtschaftsleistung nach ersten Schätzungen im Jahr 2010 um +3,6 % wuchs, wird laut Einschätzungen der Europäischen Kommission auch 2011 mit +2,6 % deutlich über dem Schnitt des Euroraumes und der EU-27 liegen. 2012 wird sich das reale Wirtschaftswachstum Deutschlands mit erwarteten +1,9 % dem europäischen Schnitt angleichen. Folgende Abbildungen fasst die Wachstumsprognosen des IWF für 2011 für Europa zusammen.

Abbildung 3: IWF-Prognose, Veränderung des realen Bruttoinlandsproduktes 2011 zu 2010 für Europa

Quelle: IWF (2011), JR-POLICIES-Darstellung.

In den südeuropäischen Staaten – vor allem in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland –, dem Vereinigten Königreich und in Irland bleiben die Wachstumsaussichten getrübt. Die strukturellen Probleme in diesen Ländern sind bei weitem noch nicht überwunden. Die angespannte Budgetsituation und rasant steigende Staatsschulden engen den Handlungsspielraum der Regierungen weitgehend ein. Die Disparitäten innerhalb der Europäischen Union werden zunehmen. Einem Kerneuropa mit Deutschland als Wachstumstreiber stehen die gleichermaßen dynamischen wie auch volatilen neuen Mitgliedsstaaten der Union gegenüber. Zudem werden einige der in Stagnation verhafteten südeuropäischen Länder ihre derzeit bestehenden strukturellen und finanziellen Problemlagen kaum aus eigener Kraft meistern können. In der Union wird im Moment beraten, in welcher Form weitere Hilfspakete in erster Linie für Griechenland bereitgestellt werden können.

Die Effekte der positiven Wirtschaftsentwicklung auf den Arbeitsmarkt werden dennoch als gering eingestuft. Die Europäische Kommission erwartet für die EU-27 und den Euroraum ein Beschäftigungswachstum im Schnitt von +0,4 % für 2011 und +0,7 % für 2012. Entsprechend der wirtschaftlichen Entwicklung ist dieses Wachstum ungleich auf die Mitgliedsländer verteilt. In Österreich und Deutschland zeigen sich die Einschätzungen optimistischer. In strukturschwachen Ländern wird auf absehbare Zeit keine wesentliche Reduktion der Arbeitslosenquote zu erwarten sein (siehe nachfolgende Abbildung).

BIP-Wachstum

2010/2011

-3,0 - -2,0

-1,9 - 0,0

0,1 - 2,0

2,1 - 4,0

4,1 - 4,6 ·0 190 380 570 760 95095 Kilometer

Kartenbearbeitung: Dipl.-Ing. MAS (GIS) Clemens Habsburg-LothringenProjektleitung: Mag. Raimund KurzmannBearbeitung: Mag. Karolin Gstinig

Quelle(n): IMF

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

9

Abbildung 4: IWF-Prognose, Arbeitslosenquote 2011 nach internationaler Definition für ausgewählte Länder

Quelle: WEO (2011), JR-POLICIES-Darstellung.

Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren bleiben trotz der guten Aussichten der Weltwirtschaft in der mittleren Frist bestehen. Steigende Rohstoff- und Energiepreise drohen den Konjunkturaufschwung deutlich zu dämpfen. Eine mittelfristige Abschätzung der Ölpreisentwicklung ist derzeit kaum möglich. Zum einen geben die Erwartungen der Analysten kein klares Bild vor, zum anderen ist die politische und wirtschaftliche Lage in den ölproduzierenden Ländern, vor allem im arabischen Raum, weiter unsicher. Die längerfristigen Auswirkungen der japanischen Nuklearkatastrophe auf den Energiemarkt sind derzeit nicht abzuschätzen. Zudem birgt die überdurchschnittliche Dynamik in den Schwellenländern Stabilitätsgefahren. Prognosewerte sind daher mit hohen Unsicherheiten und Risiken verbunden. Ernteausfälle (u.a. in der Russischen Föderation) führen zu teilweise stark steigenden Nahrungsmittelpreisen, welche in den dynamischen Schwellenländern nur schwer antizipiert werden können. In den fortgeschrittenen Ökonomien können die angespannte Budgetsituation und die sich daraus ergebende Notwendigkeit von Budgetkonsolidierungsmaßnahmen sowie mögliche geldpolitische Straffung das Wachstum dämpfen. Zudem bleiben die Finanzmärkte volatil. Diese Unsicherheiten zeigen sich deutlich in der Volatilität der Wechselkurse, aber auch in starken Schwankungen der Rohstoffpreise. Angesichts der steigenden Inflation werden Zinserhöhungen in den wichtigsten Währungsräumen der Welt erwartet. In der Eurozone wurde der Leitzinssatz im April 2011 um 25 Basispunkte auf 1,25 % erhöht. Dies ist die erste Zinsreaktion der EZB seit dem ersten Quartal 2009. In den USA liegt das Zielband (Federal-Funds-Rate) der Federal Reserve seit Dezember 2008 zwischen 0,0 % und 0,25 %. Ein derartig niedriges Zinsniveau ist auf Dauer kaum zu halten.

EU-Arbeitslosenquote

2011

3,3 - 5,0

5,1 - 8,0

8,1 - 11,0

11,1 - 15,0

15,1 - 20,0

20,1 - 32,2·

0 200 400 600 800 1.000100 Kilometer

Kartenbearbeitung: Dipl.-Ing. MAS (GIS) Clemens Habsburg-LothringenProjektleitung: Mag. Raimund KurzmannBearbeitung: Mag. Karolin Gstinig

Quelle(n): IMF

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

10

2.2 KONJUNKTURELLE LAGE IN ÖSTERREICH

Die heimische Wirtschaft kann derzeit von der Erholung des Welthandelsvolumens und der Expansion der Weltwirtschaft, vor allem jedoch vom aktuellen Wirtschaftswachstum Deutschlands profitieren. Seit dem 3. Quartal 2010 liegt das reale Wirtschaftswachstum deutlich über dem Schnitt der EU-27 und des Euroraumes. Auch im 1. Quartal 2011 zeigte sich nach ersten Schätzungen mit +0,9 % an realem Wachstum eine kräftige wirtschaftliche Dynamik.

Es wird erwartet, dass das Welthandelsvolumen, aber auch die Exporte Österreichs 2011 und 2012 weiterhin ein stabiles Wachstum ausweisen werden. IHS und WIFO gehen in ihrer Frühjahrsprognose für 2011 von einem realen Exportwachstum von +8,8 % für Österreich im Jahr 2011 aus. Für 2012 gehen das WIFO mit +8,0 % und das IHS mit +6,8 % von einer leicht verringerten, aber dennoch hohen Dynamik aus.

Die klar steigende Exportnachfrage lässt ein hohes reales Wirtschaftswachstum für Österreich erwarten. IHS, WIFO und die Europäische Kommission gehen in ihren jeweiligen Frühjahrsprognosen für 2011 von einem realen Wirtschaftswachstum zwischen +2,3 % und +2,5 % für Österreich aus. Für 2012 wird mit +2,0 % (WIFO und EC) bzw. mit +2,1 % (IHS) von einer leichten Verringerung der Dynamik gerechnet.

Das hohe Wirtschaftswachstum in Österreich geht einher mit einer Entspannung am Arbeitsmarkt. Das WIFO rechnet für Österreich für 2011 mit einem Beschäftigungswachstum von +1,6 %, für 2012 von +0,9 %. Das IHS geht von +1,1 % für 2011 und +0,9 % für 2012 aus. Der Druck auf die Inflationsrate wird voraussichtlich weiterhin hoch bleiben. WIFO und IHS rechnen mit einem Ansteigen der Inflationsrate auf 2,8 % bzw. 2,7 % im Jahr 2011. Für 2012 wird mit 2,4 % bzw. 2,3 % eine leicht verminderte, aber dennoch hohe Inflationsrate erwartet.

Folgende Tabelle zeigt eine Zusammenstellung der Wirtschaftsprognose für Österreich:

Tabelle 3: Konjunkturprognosen für Österreich Europäische Kommission

(13. Mai 2011) IHS

(1. April 2011) WIFO

(1. April 2011)

2011 2012 2011 2012 2011 2012

in % gegenüber dem Vorjahr

Bruttoinlandsprodukt, real +2,4 % +2,0 % +2,3 % +2,1 % +2,5 % +2,0 %

Private Konsumausgaben, real +1,1 % +1,1 % +0,8 % +1,1 % +1,1 % +1,1 %

Warenexporte, real - - +8,8 % +6,8 % +8,8 % +8,0 %

Warenimporte, real - - +5,7 % +4,8 % +7,0 % +6,7 %

Erwerbstätige10 +0,8 % +0,7 % - - - -

Unselbstständig Aktivbeschäftigte - - +1,1 % +0,9 % +1,6 % +0,9 %

in % der Erwerbspersonen (EUROSTAT) bzw. unselbstständig Beschäftigten (national)

Arbeitslosenquote

EUROSTAT11 4,3 % 4,2 % 4,3 % 4,3 % 4,1 % 4,0 %

National12 - - 6,8 % 6,7 % 6,4 % 6,3 %

Quelle: Europäische Kommission, IHS, WIFO.

10 Erwerbstätige laut EUROSTAT: Als erwerbstätig gelten all jene Personen, die während der Referenzwoche zumindest für eine Stunde

gearbeitet haben bzw. vorübergehend von dieser Arbeit befreit waren (Urlaub, Krankenstand, Karenz u.a.). Es sind daher auch Selbstständige und geringfügig Beschäftigte in dieser Zahl enthalten.

11 Arbeitslosenquote nach internationaler Definition: Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbspersonen. Zu den Erwerbspersonen zählen arbeitslose Personen und Erwerbstätige. Die Zahlen zur Arbeitslosigkeit werden anhand eines Mikrozensus erhoben.

12 Anteil der beim Arbeitsmarktservice als arbeitslos vorgemerkten Personen am Arbeitskräftepotential. Das Arbeitskräftepotential umfasst die beim AMS als arbeitslos vorgemerkten Personen sowie unselbstständig Beschäftigte.

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

11

Zwar wurden 2010 die Weichen für die mittelfristige Finanzplanung bis 2014 gestellt und damit der Pfad zur Budgetkonsolidierung vorgegeben, der Druck bleibt dennoch hoch. Das Budgetdefizit erhöhte sich im Jahr 2010 von 11,3 € Mrd. (2009) auf nunmehr 13,2 € Mrd. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt entspricht dieser Anstieg +0,5 %-Punkten (von 4,1 % auf 4,6 %). Die Einnahmen des Staates konnten zwar gesteigert werden, unter anderem durch eine unerwartet günstige Konjunkturentwicklung. Dennoch stiegen die Ausgaben des Staates weit stärker an. Somit ergibt sich eine Verschuldungsquote in Österreich von 72,3 % im Jahr 2010. Im Jahr 2009 betrug diese 69,6 %. Das WIFO geht für 2011 von einem Budgetdefizit von 3,4 % aus. Im Jahr 2012 werden rund 3,0 % erwartet.13

Abbildung 5: Entwicklung der Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen, der SchulungsteilnehmerInnen sowie der Arbeitssuchenden (AL + SC) in Kärnten von Jänner 2009 bis Mai 2011

Quelle: AMS, Darstellung JR-POLICIES.

Die direkten Auswirkung der Ostöffnung des österreichischen Arbeitsmarkts im Mai 2011 lassen sich im Moment kaum abschätzten. Zum einen wird die Zahl der grenzüberschreitenden Tagespendler in den Grenzregionen zunehmen. Zum anderen sind insbesondere Niedrigqualifizierte betroffen, gerade in der Baubranche, aber auch im Bereich Arbeitskräfteverleiher kann es zu einem Überangebot durch ausländische Arbeitnehmer kommen. Die seit April 2010 zu beobachtende Entspannung am Arbeitsmarkt hält indes an, die Zahl der Arbeitssuchenden (Arbeitslose samt Schulungsteilnehmer) ist klar rückläufig und lag in Kärnten seither unter dem Niveau des Vorjahres.

13 Die Revision für die Maastricht-Notifikation ist in diesen Daten bereits berücksichtigt. Das Defizit im Jahr 2009 wurde um +0,6 %-Punkte auf

4,1 % erhöht, im Jahr 2010 betrug die Revision +1,0 %-Punkte. Hintergrund für diese Rückrechnung ist eine strengere Auslegung des ESVG 95 nach Griechenland, wobei auch indirekte Zahlungsverpflichtungen des Staates mit einberechnet werden. Weiters sind Garantien, die (auch mehrmals) in Anspruch genommen werden, in den Staatsschuldenrechnungen zu berücksichtigen. Die Revision umfasst unter anderem ausgelagerte Schulden der ÖBB und Transfers für die „Bad Bank“ der Kommunalkredit (siehe WIFO 2011a, Wirtschaftschronik I. Quartal 2011), STATISTIK AUSTRIA (03/2011).

-30,0%

-10,0%

10,0%

30,0%

50,0%

70,0%

90,0%

01

02

03

04

05

06

07

08

09

10

11

12

01

02

03

04

05

06

07

08

09

10

11

12

01

02

03

04

05

2009 2010 2011

Vorgemerkte Arbeitslose

SchulungsteilnehmerInnen

Arbeitssuchende (AL + SC)

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

12

3 Bundesländervergleich der ersten fünf Monate 2011

3.1 BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG IN DEN BUNDESLÄNDERN IN DEN ERSTEN FÜNF MONATEN 2011

Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise waren in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt. Dementsprechend unterschiedlich stark ausgeprägt sind die zu beobachtende Aufholeffekte sowie das Tempo der Erholung. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2011 konnten Vorarlberg mit +2,8 %, die Steiermark mit +2,6 %, Oberösterreich mit +2,4 % sowie das Burgenland mit +2,2 % klar überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen. Kärnten reagierte im Vergleich zum gesamtösterreichischen Schnitt zeitverzögert und liegt mit +1,4 % in den ersten fünf Monaten gemeinsam mit Salzburg (+1,5 %) und Niederösterreich (+1,5 %) am unteren Ende der Skala.

Abbildung 6: Aktivbeschäftigungsentwicklung in den ersten fünf Monaten 2011 in % (Jänner bis Mai)

Quelle: HVSV; Berechnungen JR-POLICIES; Werte in Klammern geben die durchschnittliche absolute Veränderung der Aktivbeschäftigungsverhältnisse in den ersten fünf Monaten 2011 im Vorjahresvergleich an.

Der Vergleich der Frauen- und Männerbeschäftigung in den ersten fünf Monaten 2011 zeigt im Vorjahresvergleich deutlich, dass die Männer, die von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise deutlich stärker betroffen waren, nun überproportional vom Aufschwung profitieren. Das Bild, das im Vorjahr noch von einer deutlich stärker wachsenden Frauenbeschäftigung geprägt war, hat sich gedreht. Während Männer nun von einem Aufholeffekt in produzierenden Bereich profitieren, sind Frauen vorwiegend in Branchen beschäftigt, die zwar während der Wirtschaftskrise sich deutlich konjunkturunabhängiger entwickelten (z.B. Schul-, Gesundheits- und Sozialwesen), nun aber deutlich langsamer wachsen.

2,8

2,6

2,4

2,2

1,9

1,6

1,6

1,5

1,5

1,4

3,0

2,2

1,7

2,4

1,6

1,4

1,5

1,1

1,5

0,8

2,7

2,9

2,9

2,1

2,2

1,8

1,7

1,9

1,6

2,0

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5

Vorarlberg (141.752)

Steiermark (452.896)

Oberösterreich (578.820)

Burgenland (88.301)

Österreich (3.268.442)

Tirol (289.826)

Wien (751.374)

Niederösterreich (542.741)

Salzburg (228.865)

Kärnten (193.869)

Gesamt

Frauen

Männer

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

13

3.2 ARBEITSLOSIGKEIT IN DEN BUNDESLÄNDERN IN DEN ERSTEN FÜNF MONATEN 2011

In den ersten fünf Monaten 2011 konnte österreichweit die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich um -4,9 % gesenkt werden. Somit waren Ende Mai 2011 in Österreich 262.420 Personen beim AMS als vorgemerkt arbeitslos gemeldet.

Abbildung 7: Entwicklung der Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in den ersten fünf Monaten 2011 gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres in % (Jänner bis Mai)

Quelle: AMS, Berechnungen JR-POLICIES; Werte in den Klammern geben den Durchschnittsbestand der ersten fünf Monate 2011 an

vorgemerkten Arbeitslosen an.

Die stärkste Reduktion der Arbeitslosigkeit wurde im Vorjahresvergleich in Vorarlberg mit -19,2 % beobachtet, nur Wien verzeichnete weiterhin einen Anstieg (+6,8 %). In Kärnten sank die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in den ersten fünf Monaten 2011 im Vorjahresvergleich um -3,5 %. In den ersten fünf Monaten 2011 waren in Kärnten durchschnittlich 22.476 Personen als arbeitslos gemeldet.

6,8

-3,5

-4,9

-5,1

-6,0

-6,3

-6,4

-13,5

-14,2

-19,2

11,8

3,4

0,5

1,0

-1,0

-0,9

-1,8

-7,8

-7,9

-15,2

3,7

-7,8

-8,3

-9,3

-9,1

-9,5

-9,3

-16,9

-18,1

-22,4

-30,0 -20,0 -10,0 0,0 10,0 20,0

Wien (80.860)

Kärnten (22.476)

Österreich (262.420)

Tirol (20.236)

Niederösterreich (44.749)

Burgenland (8.507)

Salzburg (12.145)

Steiermark (35.040)

Oberösterreich (29.276)

Vorarlberg (9.132)

Gesamt

Frauen

Männer

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

14

In den ersten fünf Monaten des Jahre 2011 errechnet sich für Kärnten eine Arbeitslosenquote von 10,1 %. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind beträchtlich, Frauen (8,8 %) sind weit weniger häufig von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer (11,2 %). Im Bundesländervergleich weist Kärnten im Vergleichszeitraum die höchste Arbeitslosenquote auf. In Gesamtösterreich betrug diese 7,2 % (Frauen: 6,3 %, Männer: 8,0 %).

Abbildung 8: Arbeitslosenquoten (ALQ) in den ersten fünf Monaten 2011 in % nach Geschlecht (Jänner bis Mai)

Quelle: AMS, HVSV, Berechnungen JR-POLICIES, nationale Definition.

Dennoch ist die österreichische Arbeitslosenquote im internationalen Vergleich ausgesprochen niedrig. Mit 4,4 %14 in Relation zum Arbeitskräftepotential (d.h. unselbstständig Beschäftigte + selbstständig Beschäftigte + Arbeitslose) im Jahr 2010 weist Österreich nach Norwegen mit 3,5 % die zweitniedrigste Arbeitslosenquote innerhalb der EU-27 (9,6 %) aus, dicht gefolgt von den Niederlanden und Luxemburg mit jeweils 4,5 %.15

14 Gemäß internationaler Definition (EUROSTAT). Arbeitslose und Beschäftigte werden in Form eines Mikrozensus erhoben. 15 EUROSTAT Datenbank (22. Oktober 2010).

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

K W B N A ST T V S O

Gesamt 10,1 9,5 8,5 7,4 7,2 7,0 6,3 5,9 4,9 4,7

Frauen 8,8 7,9 7,2 6,6 6,3 6,0 5,9 6,0 4,2 4,2

Männer 11,2 11,1 9,6 8,0 8,0 7,8 6,7 5,8 5,5 5,0

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

15

4 Anhang

4.1 BESCHÄFTIGUNGSPROGNOSE IN ABSOLUTZAHLEN

Tabelle 4: Beschäftigungsprognose in Absolutwerten für Kärnten 2011 und 2012

CODES ÖNACE 2008 2009 2010 2011* 2012* abs. 10/11

abs. 11/12

A-U Aktivbeschäftigung 195.953 196.822 199.000 200.800 2.180 1.800

A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1.253 1.291 1.360 1.390 70 30

B-F Produzierender Bereich 53.818 53.027 54.000 54.700 970 700

B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

526 482 480 490 0 10

C Herstellung von Waren 33.784 33.593 34.300 34.600 710 300

10-12 Nahrungs-, Futtermittel-, Getränkeherstellung und Tabakverarbeitung

3.615 3.559 3.560 3.550 0 -10

13-14 Textilien und Bekleidung 341 341 330 300 -10 -30

15 Leder, Lederwaren und Schuhe 508 385 270 250 -110 -20

16 Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

2.832 2.907 3.020 3.100 110 80

17 Papier, Pappe und Waren daraus 780 783 800 810 20 10

18 Druckereierzeugnisse, Vervielfältigung von Datenträgern

853 809 790 770 -20 -20

19-21 Mineralölverarbeitung, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse

1.383 1.413 1.430 1.430 20 0

22 Gummi- und Kunststoffwaren 1.408 1.413 1.440 1.460 30 20

23 Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

2.880 2.805 2.770 2.730 -40 -40

24-25 Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen

5.007 5.081 5.250 5.300 170 50

26-27 Elektrotechnik und Elektronik 5.098 5.001 5.150 5.200 150 50

28-30 Maschinenbau, Fahrzeugbau, sonstiger Fahrzeugbau16

6.337 6.363 6.730 6.900 370 170

31-33 Möbel, sonstige Waren, Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen

2.744 2.735 2.770 2.770 40 0

D-E Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Rückgewinnung

3.216 3.263 3.310 3.370 50 60

F Bauwesen 16.292 15.689 15.950 16.250 260 300

G-U Dienstleistungsbereich 140.882 142.505 143.600 144.700 1.100 1.100

G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

31.001 31.126 31.300 31.500 170 200

H Verkehr und Lagerei 10.047 9.856 9.750 9.550 -110 -200

I Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie 12.981 13.095 13.150 13.400 50 250

J Information und Kommunikation 2.640 2.632 2.690 2.750 60 60

K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

7.122 6.898 7.000 6.950 100 -50

L-N Erweiterte Wirtschaftsdienste 16.092 17.565 18.500 19.050 940 550

O-U Öffentlicher Bereich und sonstige Dienstleistungen

60.997 61.333 61.200 61.500 -130 300

Branchengruppe KWF-Technologiefonds17 20.126 20.266 20.900 21.300 630 400

Quelle: Rohdaten HVSV, STATISTIK AUSTRIA, Berechnungen JR-POLICIES, * Werte für die Jahre 2011 und 2012 unter 5.000 sind auf 10, unter 20.000 auf 50, darüber auf 100 Beschäftigungsverhältnisse gerundet. Rundungsdifferenzen sind nicht ausgeglichen.

16 Aufgrund eines Unternehmenswechsels vom Maschinenbau in den Fahrzeugbau kam es 2010 zu einem Sprung in der Beschäftigungsstatistik,

wodurch ein aussagekräftiger Vergleich über die Zeit nicht gegeben ist. Maschinenbau, Fahrzeugbau sowie sonstiger Fahrzeugbau können daher nicht getrennt ausgewiesen werden.

17 Bestehend aus: 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel), 20-21 Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, 26-30 Elektrotechnik bis Fahrzeugbau und sonstigen Fahrzeugbau, 62 Dienstleistungen der Informations-technologie, 63 Informationsdienstleistungen, 71-74 Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

16

4.2 ÖSTERREICHVERGLEICH

Tabelle 5: Österreichentwicklung der aktiven unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse sowie Differenz Kärntens zur Österreich-Entwicklung (Prognose: 2011, 2012)

Österreich Differenz Kärnten-Österreich

Veränderung in %

zum Vorjahr Differenzen jeweils gegenüber dem Vorjahr in

Prozentpunkten bzw. Tendenzangaben18 Codes ÖNACE 2008 Abschnitte 2009 2010 2009 2010 2011* 2012*

A-U INSGESAMT (NACE A-U) -1,5 0,8 -0,7 -0,3 -0,5 0,0

A Primärsektor (NACE A) -2,9 2,4 0,4 0,6 --- +

B-F PRODUKTIONSSEKTOR (NACE B-F) -4,0 -1,0 -1,8 -0,5 +/- +/-

B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

-3,9 -1,0 -2,4 -7,4 + +

C Herstellung von Waren -5,3 -1,3 -2,1 0,7 + +

10-12 Nahrungs-, Futtermittel-, Getränkeherstellung und Tabakverarbeitung

0,2 0,1 -1,2 -1,6 +/- +/-

13-14 Textilien und Bekleidung -11,4 -2,7 4,3 2,8 -- --

15 Leder, Lederwaren und Schuhe -12,3 1,0 -6,7 -25,2 --- ---

16 Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)

-7,6 -0,4 0,8 3,1 ++ +++

17 Papier, Pappe und Waren daraus -5,3 -3,2 2,0 3,7 ++ ++

18 Druckereierzeugnisse, Vervielfältigung von Datenträgern

-7,7 -5,7 3,6 0,5 +/- +

19-21 Mineralölverarbeitung, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse

-2,9 1,2 1,6 1,0 - +/-

22 Gummi- und Kunststoffwaren -5,0 2,4 1,8 -2,0 --- +/-

23 Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden

-7,7 -2,4 -4,7 -0,2 --- --

24-25 Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen

-6,1 -1,1 1,0 2,6 + +

26-27 Elektrotechnik und Elektronik -4,6 0,4 -2,9 -2,4 ++ +/-

28-30 Maschinenbau, Fahrzeugbau, sonstiger Fahrzeugbau19

-7,5 -3,5 -4,8 4,0 +++ ++

31-33 Möbel, sonstige Waren, Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen

-2,9 -1,8 -4,6 1,4 ++ +/-

D-E Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Rückgewinnung

0,0 0,4 1,9 1,1 +++ +

F Bauwesen -1,6 -0,6 -2,3 -3,1 +/- +/-

G-U DIENSTLEISTUNGSSEKTOR (NACE G-U) -0,5 1,4 -0,2 -0,3 - +/-

G Handel, Reparatur -1,0 0,3 -0,5 0,1 - +/-

H Verkehr und Lagerei -3,3 -1,9 -1,8 0,0 - -

I Beherbergung und Gastronomie -0,4 2,4 0,4 -1,5 +/- +

J Information und Kommunikation -0,7 -0,1 -1,5 -0,2 -- +/-

K Finanz- und Versicherungsdienstleistungen -0,7 -1,5 0,7 -1,7 ++ +/-

L-N Wirtschaftsdienste -3,9 4,2 -1,5 4,9 - +/-

O-U Öffentliche Verwaltung, Unterrichtswesen, Gesundheits- und Sozialwesen, sontige Dienstleistungen

1,7 2,0 0,0 -1,4 - +/-

Branchengruppe KWF-Technologiefonds20 -4,2 -0,8 -2,9 1,5 +/- +

Quelle: Rohdaten HVSV, STATISTIK AUSTRIA, Berechnungen JR-POLICIES, Rundungsdifferenzen nicht ausgeglichen; * Prognosewerte.

18 "+/-"... Wachstum in Kärnten liegt um weniger als 0,5 %-Punkte über bzw. unter dem Österreichwert

"+" ("-")...Wachstum in Kärnten liegt zwischen 0,5 %- und weniger als 1,5 %-Punkten über (unter) dem Österreichwert "++" ("--")...Wachstum in Kärnten liegt zwischen 1,5 %- und weniger als 2,5 %-Punkten über (unter) dem Österreichwert "+++" ("---")...Wachstum in Kärnten liegt um 2,5 %-Punkte und mehr über (unter) dem Österreichwert

19 Aufgrund eines Unternehmenswechsels vom Maschinenbau in den Fahrzeugbau kam es 2010 zu einem Sprung in der Beschäftigungsstatistik, wodurch ein aussagekräftiger Vergleich über die Zeit nicht gegeben ist. Maschinenbau, Fahrzeugbau sowie sonstiger Fahrzeugbau können daher nicht getrennt ausgewiesen werden.

20 Bestehend aus: 16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel), 20-21 Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, 26-30 Elektrotechnik bis Fahrzeugbau und sonstigen Fahrzeugbau, 62 Dienstleistungen der Informations-technologie, 63 Informationsdienstleistungen, 71-74 Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.

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Frühjahrsprognose für Kärnten 2011

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5 Bibliographie

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Kleine Zeitung (31. Mai 2011): Koralpe: Rechte für Lithium-Abbau verkauft. http://www.kleinezeitung.at/steiermark/deutschlandsberg/deutschlandsberg/2755349/koralpe-rechte-fuer-lithium-abbau-verkauft.story (14. Juni 2011).

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