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NEWSLETTER Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen BMHS Heinrich Himmer Alles was ihr wollt?! Die Bildungsreform 2015 kann nur ein Anfang sein. Die letzten Monate fragten sich viele im Land, wer darf die Lehrerinnen und Lehrer verwalten. Bund oder Land? Wie unsere aktuelle Umfrage gezeigt hat, ist den meisten wichtiger wie und ob unsere Arbeit in den Schulen ausreichend unterstützt wird. Machtfragen bleiben leider auf der Tagesordnung. Dass die Welt nicht nur aus Bildungsthemen besteht, zeigt sich derzeit an all den Krisen und Katastrophen schmerzlich. Eine gute Bildungsstruktur ist allerdings eine wesentliche Voraussetzung für ein besseres Zusammenleben jetzt und in Zukunft. Mit der am 17. November präsentierten Bildungsreform werden einige neue Weichen gestellt, die den Freiraum an den Schulen erhöhen. Gleichzeitig sind die vorgestellten Maßnahmen nur ein Start für weitere Entwicklungen. Wichtigste Voraussetzung ist und bleibt, ausreichend Budget für die Schulstandorte. In den Schulen geht es heute vielmehr um die Frage, was erwarten wir uns als Lehrerinnen und Lehrer von einer modernen und trag- fähigen Bildungslandschaft. Hier sind sich auch die rund 2.000 befragten Bundes- und Landeslehrer/innen unserer österreichweiten Befragung einig. Wenn es um eine gute Schule geht, dann werden folgende Erwartungen auf die Plätze eins bis fünf gereiht: 1. Rechtsanspruch auf bedarfsgerechte und transparente Mittel- zuweisung an die Schulen 2. Eine neue Behördenstruktur 3. Mehr Freiheit im Klassenzimmer 4. Vereinfachung von Schulversuchen und 5. Elementarpädagogik in Bundeskompetenz Diese Erwartungen hat die Bildungsreform zum Teil erfüllen können. Nun muss an den Details noch ordentlich gearbeitet werden, damit am Ende die im Mittelpunkt stehen um die es geht: Schüler/innen und Lehrer/innen Meint euer Mag. Heinrich Himmer ist Vorsitzender der BMHS Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter/innen und stv. Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft Ausgabe 01 / 2016 www.fsgbmhs.at

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Die aktuelle Ausgabe des FSG BMHS Newsletters von Jänner 2016

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NEWSLETTER Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen BMHS

Heinrich Himmer

Alles was ihr wollt?!

Die Bildungsreform 2015 kann nur ein Anfang sein.

Die letzten Monate fragten sich viele im Land, wer darf die

Lehrerinnen und Lehrer verwalten. Bund oder Land? Wie unsere aktuelle Umfrage

gezeigt hat, ist den meisten wichtiger wie und ob unsere Arbeit in den Schulen

ausreichend unterstützt wird. Machtfragen bleiben leider auf der Tagesordnung.

Dass die Welt nicht nur aus

Bildungsthemen besteht, zeigt

sich derzeit an all den Krisen

und Katastrophen schmerzlich.

Eine gute Bildungsstruktur ist

allerdings eine wesentliche

Voraussetzung für ein besseres

Zusammenleben jetzt und in

Zukunft.

Mit der am 17. November

präsentierten Bildungsreform

werden einige neue Weichen

gestellt, die den Freiraum an

den Schulen erhöhen.

Gleichzeitig sind die

vorgestellten Maßnahmen nur

ein Start für weitere

Entwicklungen. Wichtigste

Voraussetzung ist und bleibt,

ausreichend Budget für die

Schulstandorte.

In den Schulen geht es heute

vielmehr um die Frage, was

erwarten wir uns als

Lehrerinnen und Lehrer von

einer modernen und trag-

fähigen Bildungslandschaft.

Hier sind sich auch die rund

2.000 befragten Bundes- und

Landeslehrer/innen unserer

österreichweiten Befragung

einig. Wenn es um eine gute

Schule geht, dann werden

folgende Erwartungen auf die

Plätze eins bis fünf gereiht:

1. Rechtsanspruch auf

bedarfsgerechte und

transparente Mittel-

zuweisung an die Schulen

2. Eine neue Behördenstruktur

3. Mehr Freiheit im

Klassenzimmer

4. Vereinfachung von

Schulversuchen und

5. Elementarpädagogik in

Bundeskompetenz

Diese Erwartungen hat die

Bildungsreform zum Teil

erfüllen können. Nun muss an

den Details noch ordentlich

gearbeitet werden, damit am

Ende die im Mittelpunkt stehen

um die es geht: Schüler/innen

und Lehrer/innen

Meint euer

Mag. Heinrich Himmer ist Vorsitzender der

BMHS Fraktion sozialdemokratischer

Gewerkschafter/innen und stv.

Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft

Ausgabe 01 / 2016

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FSG BMHS Seite | 2

Aktuelles:

Kaufmännische Schulen

Fritz Auer

1. Neue Lehrpläne für

HAK-B, Kolleg-B und

Kolleg

Diese Lehrpläne sind bereits mit

September 2015 in Kraft

getreten. Die Bundesfach-

gruppe konnte teilweise

massive Stundenkürzungen in

den Naturwissenschaften sowie

in der lebenden Fremdsprache

verhindern. Außerdem konnte

sichergestellt werden, dass die

neue Reife- und Diplomprüfung

für die betroffenen

Sonderformen erst nach

erstmaligem Durchlauf in Kraft

tritt.

2. Abschlussarbeit

Handelsschule

Für die durch eine Änderung

der Prüfungsordnung BMHS

neu geschaffene Abschluss-

arbeit an BMS war bis jetzt keine

Abgeltung vorgesehen.

Durch gewerkschaftliche

Interventionen konnte erreicht

werden, dass in der

Dienstrechtsnovelle 2016

(Entwurf) eine Abgeltung in

Höhe von € 188 je Schüler

vorgesehen wird.

Für Diplomarbeiten an der

HAK beträgt diese Abgeltung

derzeit € 239,- (Werte 2015)

3. Vorbereitungsstunden

für mündliche

Prüfungen

Bei Prüfungsgebieten, die aus

mehreren Unterrichts-

gegenständen bestehen, bezieht

sich die Anzahl der möglichen

vier Vorbereitungsstunden

nicht auf das mündliche

Prüfungsgebiet sondern auf die

Anzahl der zugrundeliegenden

Unterrichtsgegenstände. Es

können daher zB im

Prüfungsgebiet Geschichte und

internationale Wirtschafts- und

Kulturräume bis zu insgesamt

acht Vorbereitungsstunden

absolviert werden.

4. Zentrale

betriebswirtschaftliche

Fachklausur (BWFK,

vormals BWDA)?

Im Zuge der Verhandlungen

zur neuen RDP wurde seitens

des Bildungsministeriums

mehrfach erklärt, dass für die

BWDA keine Ressourcen für

deren zentrale Erstellung

bereitgestellt werden können.

Da daraufhin in einigen

Bundesländern der Versuch

unternommen wurde, die

BWFK länderweise zu

vereinheitlichen (zB

Burgenland., OÖ), hat die

Bundesfachgruppenleitung

(BFGL) um Klärung im

Bildungsministerium gebeten:

da für eine zentrale BWFK

jegliche Rechtsgrundlage und

Ablauforganisation fehlen,

kann diese gemäß einer

Abmachung mit Sektionschef

Christian Dorninger,

Abteilungsleiterin Katharina

Kiss mit der BFGL nur auf

freiwilliger Basis erfolgen. Diese

Freiwilligkeit bezieht sich

sowohl auf ganze Schulen als

auch auf einzelne Lehrer/innen.

Es kann daher keinerlei

Verpflichtung zur Teilnahme an

einer zentralen BWFK bestehen.

Die Freiwilligkeit gilt auch für

die Abhaltung sogenannter

„Probeklausuren“. Da Aufsicht

und Korrektur nur auf

freiwilliger Basis bewerkstelligt

werden können sind dafür auch

keine Abgeltungen vorgesehen.

Dr. Fritz Auer ist stv. Vorsitzender

der Bundesfachgruppe Kaufm.

Schulen und Mitglied im

Zentralausschuss der BMHS-

Gewerkschaft

IMPRESSUM :: Herausgeber und Medieninhaber: Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen GÖD BMHS, 1080 Wien, Strozzigasse 2/4. Stock, Tel.0676/531 32 42. E-Mail: [email protected], Internet: www.fsgbmhs.at

Redaktion: Dr. Fritz Auer [email protected], 0664 145 88 44, Mag. Heinrich Himmer [email protected], 0676 531 32 42

Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Über den Sinn im Jahr 2015 eine Frauenbeauftragte zu etablieren

Irene Jilg

Gekürzter Artikel. Mehr auf:

www.fsgbmhs.at

2014 waren 51,3% der Lehrkräfte an

den BMHS weiblich. Die Gehaltstabelle macht keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Alles ist transparent. Anscheinend sind zumindest an den österreichischen BMHS Frauen den Männern gleichgestellt. Ziel erreicht!?

Die UNO hat eine Neuausrichtung ihrer Bildungspolitik beschlossen. Wie Prof. Werner Wintersteiner in seinem Artikel vom 12. 11. 2015 in der Wiener Zeitung festhält, ist Bildung für die UN mehr als nur Ausbildung. Er erörtert die festgelegten "Nachhaltigen Entwicklungsziele" in Bezug auf die Bildung wie folgt (Par. 4.7):

Erziehung ist viel mehr als Berufsqualifikation, sie ist ein

wesentliches Instrument zur Entwicklung von friedlichen und demokratischen Gesellschaften. Dazu müssen die Lernenden zu Weltbürgern ausgebildet werden, die die Verantwortung für unseren Planeten übernehmen können. [....]

Noch präziser ist hier die Unesco. Es gehe um die Qualität von Bildung, und zwar in allen Staaten, nicht nur in den Entwicklungs-ländern. Qualitätsvolle Bildung müsse Erziehung für nachhaltige Entwicklung und "Global Citizenship Education" als Kernziele enthalten. Diese sozialen Fähigkeiten seien in allen Bildungssystemen zu verankern. Prof. Wintersteiner bemerkt auch, dass Österreich hier noch enormen Aufholbedarf hat.

Und tatsächlich: noch immer wird der - auch vom Gesetzgeber erteilte - Auftrag zur „Verankerung“ sozialer Fähigkeiten im Unterricht nicht von allen Kolleginnen und Kollegen als Teil ihrer Dienstverpflichtung wahr-genommen. Noch immer fehlt das

Einsehen, dass soziale Fähigkeiten von allen Lehrerinnen und Lehrern in allen Fächern gleichermaßen vermittelt und gefestigt werden müssen um unsere Jugend in diesen so wichtigen Kompetenzen zu bilden.

Noch immer wird die Vermittlung dieser Kompetenzen gerne auf einen kleinen Teil der – oft von Frauen unterrichteten – Fächer, in denen die Lehre sozialer Inhalte explizit vorgesehen ist, überantwortet. Auch sind es immer noch besonders oft Lehrerinnen, die Aufgaben wie die der Klassenvorständin oder der

Vertrauenslehrerin übernehmen. Zusätzliches Engagement in diesen Bereichen wird vielfach als selbstverständlich erachtet und auch erwartet, oftmals aber nicht entlohnt. Soziale Kompetenz wird zwar vorausgesetzt, der Vermittlung dieser wird jedoch kein hoher Stellenwert beigemessen.

Diese vermeintliche Nebensächlich-keit des Themas ist es auch die es

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ermöglicht, dass gerade in diesem Teilbereich pädagogischer Arbeit althergebrachte stereotype Rollen-aufteilungen wieder zum Vorschein kommen, und es ist vor diesem Hintergrund, dass die Behauptung Männer und Frauen seien im Bundesdienst gleichgestellt bei näherer Betrachtung ins Wanken gerät.

Es gibt jedoch noch eine Vielzahl anderer Aspekte, die im Bestreben nach tatsächlicher Gleichstellung beleuchtet werden wollen und ich möchte einige davon an dieser Stelle noch kurz darstellen:

Zum Beispiel die in Österreich noch immer sehr „traditionelle“ Aufteilung des Fächerkanons: so weisen geisteswissenschaftliche Fächer einen besonders hohen Anteil an Lehrerinnen auf, während Technikerinnen und Werkstätten-Lehrerinnen schon sehr viel schwerer zu finden sind. Auch dieser Sachverhalt scheint symptomatisch für eine immer noch bestehende stereotype Zuteilung von Fähigkeiten nach Geschlecht zu sein. Um das zu ändern, müssen die Schulen eine Vorreiterrolle in der Gesellschaft übernehmen. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen zu Vorbildern werden die zeigen, dass Fähigkeiten zwar individuell ausgeprägt, jedoch keinesfalls geschlechterspezifisch sind.

Ein weiterer Punkt, der in der Gleichstellungsfrage eine zentrale Rolle spielt, ist die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit: noch immer stark weiblich konnotiert, ist sie zweifelsohne ein wichtiges Instrument zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eine Reduktion der Arbeitszeit wirkt sich, auf der anderen Seite, jedoch nicht nur auf die Höhe von Einkommen und Pension aus, sondern beeinflusst auch die Stellung und Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Schulorganisation oftmals nachteilig. Es muss daher auch in Zukunft nach Lösungsansätzen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesucht werden, die sich nicht negativ auf die Berufslaufbahnen bzw. das Einkommen von Frauen auswirken.

Die Bemühungen zur Gleichstellung von Mann und Frau werden jedoch

auch von außerhalb der Schule unterminiert: so kommt es zum Beispiel immer wieder vor, dass Eltern, vor allem Väter, sich weigern die Meinung von Lehrerinnen zu akzeptieren, mit ihnen zu sprechen oder ihnen zur Begrüßung die Hand zu schütteln. Die unbewussten Nachrichten die solche Verhaltensweisen an unsere Schülerinnen und Schüler schicken, sind katastrophal.

Summiert man all diese Themen wird schnell klar, dass es aus frauenpolitischer Sicht auch im Jahr 2015 noch viel zu tun gibt.

Jedoch: viel ist schon erreicht. Viele Kolleginnen und Kollegen leben die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirken so als Vorbild für andere Lehrerinnen und Lehrer,

unsere Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Gesellschaft als Ganzes.

Um all diese engagierten Lehrkräfte noch besser unterstützen zu können, um für die Anliegen der Kolleginnen noch besser eintreten und um noch

stärker gegen Ungleichbehandlung vorgehen zu können, hat sich die FSG BMHS dazu entschieden, die Position einer Frauenbeauftragten zu schaffen.

Wir wollen den Mut aufbringen genau hinzusehen, nachzufragen und auch einmal „unbequem“ zu sein denn

„bleibt es immer die revolutionärste Tat laut zu sagen, was ist“ Rosa

Luxemburg nach Ferdinand Lassalle

Mag.a Irene Jilg ist Gewerkschafterin und

Frauenbeauftragte der FSG BMHS