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Die aktuelle Ausgabe des FSG BMHS Newsletters von Jänner 2016
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NEWSLETTER Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen BMHS
Heinrich Himmer
Alles was ihr wollt?!
Die Bildungsreform 2015 kann nur ein Anfang sein.
Die letzten Monate fragten sich viele im Land, wer darf die
Lehrerinnen und Lehrer verwalten. Bund oder Land? Wie unsere aktuelle Umfrage
gezeigt hat, ist den meisten wichtiger wie und ob unsere Arbeit in den Schulen
ausreichend unterstützt wird. Machtfragen bleiben leider auf der Tagesordnung.
Dass die Welt nicht nur aus
Bildungsthemen besteht, zeigt
sich derzeit an all den Krisen
und Katastrophen schmerzlich.
Eine gute Bildungsstruktur ist
allerdings eine wesentliche
Voraussetzung für ein besseres
Zusammenleben jetzt und in
Zukunft.
Mit der am 17. November
präsentierten Bildungsreform
werden einige neue Weichen
gestellt, die den Freiraum an
den Schulen erhöhen.
Gleichzeitig sind die
vorgestellten Maßnahmen nur
ein Start für weitere
Entwicklungen. Wichtigste
Voraussetzung ist und bleibt,
ausreichend Budget für die
Schulstandorte.
In den Schulen geht es heute
vielmehr um die Frage, was
erwarten wir uns als
Lehrerinnen und Lehrer von
einer modernen und trag-
fähigen Bildungslandschaft.
Hier sind sich auch die rund
2.000 befragten Bundes- und
Landeslehrer/innen unserer
österreichweiten Befragung
einig. Wenn es um eine gute
Schule geht, dann werden
folgende Erwartungen auf die
Plätze eins bis fünf gereiht:
1. Rechtsanspruch auf
bedarfsgerechte und
transparente Mittel-
zuweisung an die Schulen
2. Eine neue Behördenstruktur
3. Mehr Freiheit im
Klassenzimmer
4. Vereinfachung von
Schulversuchen und
5. Elementarpädagogik in
Bundeskompetenz
Diese Erwartungen hat die
Bildungsreform zum Teil
erfüllen können. Nun muss an
den Details noch ordentlich
gearbeitet werden, damit am
Ende die im Mittelpunkt stehen
um die es geht: Schüler/innen
und Lehrer/innen
Meint euer
Mag. Heinrich Himmer ist Vorsitzender der
BMHS Fraktion sozialdemokratischer
Gewerkschafter/innen und stv.
Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft
Ausgabe 01 / 2016
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FSG BMHS Seite | 2
Aktuelles:
Kaufmännische Schulen
Fritz Auer
1. Neue Lehrpläne für
HAK-B, Kolleg-B und
Kolleg
Diese Lehrpläne sind bereits mit
September 2015 in Kraft
getreten. Die Bundesfach-
gruppe konnte teilweise
massive Stundenkürzungen in
den Naturwissenschaften sowie
in der lebenden Fremdsprache
verhindern. Außerdem konnte
sichergestellt werden, dass die
neue Reife- und Diplomprüfung
für die betroffenen
Sonderformen erst nach
erstmaligem Durchlauf in Kraft
tritt.
2. Abschlussarbeit
Handelsschule
Für die durch eine Änderung
der Prüfungsordnung BMHS
neu geschaffene Abschluss-
arbeit an BMS war bis jetzt keine
Abgeltung vorgesehen.
Durch gewerkschaftliche
Interventionen konnte erreicht
werden, dass in der
Dienstrechtsnovelle 2016
(Entwurf) eine Abgeltung in
Höhe von € 188 je Schüler
vorgesehen wird.
Für Diplomarbeiten an der
HAK beträgt diese Abgeltung
derzeit € 239,- (Werte 2015)
3. Vorbereitungsstunden
für mündliche
Prüfungen
Bei Prüfungsgebieten, die aus
mehreren Unterrichts-
gegenständen bestehen, bezieht
sich die Anzahl der möglichen
vier Vorbereitungsstunden
nicht auf das mündliche
Prüfungsgebiet sondern auf die
Anzahl der zugrundeliegenden
Unterrichtsgegenstände. Es
können daher zB im
Prüfungsgebiet Geschichte und
internationale Wirtschafts- und
Kulturräume bis zu insgesamt
acht Vorbereitungsstunden
absolviert werden.
4. Zentrale
betriebswirtschaftliche
Fachklausur (BWFK,
vormals BWDA)?
Im Zuge der Verhandlungen
zur neuen RDP wurde seitens
des Bildungsministeriums
mehrfach erklärt, dass für die
BWDA keine Ressourcen für
deren zentrale Erstellung
bereitgestellt werden können.
Da daraufhin in einigen
Bundesländern der Versuch
unternommen wurde, die
BWFK länderweise zu
vereinheitlichen (zB
Burgenland., OÖ), hat die
Bundesfachgruppenleitung
(BFGL) um Klärung im
Bildungsministerium gebeten:
da für eine zentrale BWFK
jegliche Rechtsgrundlage und
Ablauforganisation fehlen,
kann diese gemäß einer
Abmachung mit Sektionschef
Christian Dorninger,
Abteilungsleiterin Katharina
Kiss mit der BFGL nur auf
freiwilliger Basis erfolgen. Diese
Freiwilligkeit bezieht sich
sowohl auf ganze Schulen als
auch auf einzelne Lehrer/innen.
Es kann daher keinerlei
Verpflichtung zur Teilnahme an
einer zentralen BWFK bestehen.
Die Freiwilligkeit gilt auch für
die Abhaltung sogenannter
„Probeklausuren“. Da Aufsicht
und Korrektur nur auf
freiwilliger Basis bewerkstelligt
werden können sind dafür auch
keine Abgeltungen vorgesehen.
Dr. Fritz Auer ist stv. Vorsitzender
der Bundesfachgruppe Kaufm.
Schulen und Mitglied im
Zentralausschuss der BMHS-
Gewerkschaft
IMPRESSUM :: Herausgeber und Medieninhaber: Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen GÖD BMHS, 1080 Wien, Strozzigasse 2/4. Stock, Tel.0676/531 32 42. E-Mail: [email protected], Internet: www.fsgbmhs.at
Redaktion: Dr. Fritz Auer [email protected], 0664 145 88 44, Mag. Heinrich Himmer [email protected], 0676 531 32 42
Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
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Über den Sinn im Jahr 2015 eine Frauenbeauftragte zu etablieren
Irene Jilg
Gekürzter Artikel. Mehr auf:
www.fsgbmhs.at
2014 waren 51,3% der Lehrkräfte an
den BMHS weiblich. Die Gehaltstabelle macht keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Alles ist transparent. Anscheinend sind zumindest an den österreichischen BMHS Frauen den Männern gleichgestellt. Ziel erreicht!?
Die UNO hat eine Neuausrichtung ihrer Bildungspolitik beschlossen. Wie Prof. Werner Wintersteiner in seinem Artikel vom 12. 11. 2015 in der Wiener Zeitung festhält, ist Bildung für die UN mehr als nur Ausbildung. Er erörtert die festgelegten "Nachhaltigen Entwicklungsziele" in Bezug auf die Bildung wie folgt (Par. 4.7):
Erziehung ist viel mehr als Berufsqualifikation, sie ist ein
wesentliches Instrument zur Entwicklung von friedlichen und demokratischen Gesellschaften. Dazu müssen die Lernenden zu Weltbürgern ausgebildet werden, die die Verantwortung für unseren Planeten übernehmen können. [....]
Noch präziser ist hier die Unesco. Es gehe um die Qualität von Bildung, und zwar in allen Staaten, nicht nur in den Entwicklungs-ländern. Qualitätsvolle Bildung müsse Erziehung für nachhaltige Entwicklung und "Global Citizenship Education" als Kernziele enthalten. Diese sozialen Fähigkeiten seien in allen Bildungssystemen zu verankern. Prof. Wintersteiner bemerkt auch, dass Österreich hier noch enormen Aufholbedarf hat.
Und tatsächlich: noch immer wird der - auch vom Gesetzgeber erteilte - Auftrag zur „Verankerung“ sozialer Fähigkeiten im Unterricht nicht von allen Kolleginnen und Kollegen als Teil ihrer Dienstverpflichtung wahr-genommen. Noch immer fehlt das
Einsehen, dass soziale Fähigkeiten von allen Lehrerinnen und Lehrern in allen Fächern gleichermaßen vermittelt und gefestigt werden müssen um unsere Jugend in diesen so wichtigen Kompetenzen zu bilden.
Noch immer wird die Vermittlung dieser Kompetenzen gerne auf einen kleinen Teil der – oft von Frauen unterrichteten – Fächer, in denen die Lehre sozialer Inhalte explizit vorgesehen ist, überantwortet. Auch sind es immer noch besonders oft Lehrerinnen, die Aufgaben wie die der Klassenvorständin oder der
Vertrauenslehrerin übernehmen. Zusätzliches Engagement in diesen Bereichen wird vielfach als selbstverständlich erachtet und auch erwartet, oftmals aber nicht entlohnt. Soziale Kompetenz wird zwar vorausgesetzt, der Vermittlung dieser wird jedoch kein hoher Stellenwert beigemessen.
Diese vermeintliche Nebensächlich-keit des Themas ist es auch die es
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ermöglicht, dass gerade in diesem Teilbereich pädagogischer Arbeit althergebrachte stereotype Rollen-aufteilungen wieder zum Vorschein kommen, und es ist vor diesem Hintergrund, dass die Behauptung Männer und Frauen seien im Bundesdienst gleichgestellt bei näherer Betrachtung ins Wanken gerät.
Es gibt jedoch noch eine Vielzahl anderer Aspekte, die im Bestreben nach tatsächlicher Gleichstellung beleuchtet werden wollen und ich möchte einige davon an dieser Stelle noch kurz darstellen:
Zum Beispiel die in Österreich noch immer sehr „traditionelle“ Aufteilung des Fächerkanons: so weisen geisteswissenschaftliche Fächer einen besonders hohen Anteil an Lehrerinnen auf, während Technikerinnen und Werkstätten-Lehrerinnen schon sehr viel schwerer zu finden sind. Auch dieser Sachverhalt scheint symptomatisch für eine immer noch bestehende stereotype Zuteilung von Fähigkeiten nach Geschlecht zu sein. Um das zu ändern, müssen die Schulen eine Vorreiterrolle in der Gesellschaft übernehmen. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen zu Vorbildern werden die zeigen, dass Fähigkeiten zwar individuell ausgeprägt, jedoch keinesfalls geschlechterspezifisch sind.
Ein weiterer Punkt, der in der Gleichstellungsfrage eine zentrale Rolle spielt, ist die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit: noch immer stark weiblich konnotiert, ist sie zweifelsohne ein wichtiges Instrument zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eine Reduktion der Arbeitszeit wirkt sich, auf der anderen Seite, jedoch nicht nur auf die Höhe von Einkommen und Pension aus, sondern beeinflusst auch die Stellung und Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Schulorganisation oftmals nachteilig. Es muss daher auch in Zukunft nach Lösungsansätzen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesucht werden, die sich nicht negativ auf die Berufslaufbahnen bzw. das Einkommen von Frauen auswirken.
Die Bemühungen zur Gleichstellung von Mann und Frau werden jedoch
auch von außerhalb der Schule unterminiert: so kommt es zum Beispiel immer wieder vor, dass Eltern, vor allem Väter, sich weigern die Meinung von Lehrerinnen zu akzeptieren, mit ihnen zu sprechen oder ihnen zur Begrüßung die Hand zu schütteln. Die unbewussten Nachrichten die solche Verhaltensweisen an unsere Schülerinnen und Schüler schicken, sind katastrophal.
Summiert man all diese Themen wird schnell klar, dass es aus frauenpolitischer Sicht auch im Jahr 2015 noch viel zu tun gibt.
Jedoch: viel ist schon erreicht. Viele Kolleginnen und Kollegen leben die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirken so als Vorbild für andere Lehrerinnen und Lehrer,
unsere Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Gesellschaft als Ganzes.
Um all diese engagierten Lehrkräfte noch besser unterstützen zu können, um für die Anliegen der Kolleginnen noch besser eintreten und um noch
stärker gegen Ungleichbehandlung vorgehen zu können, hat sich die FSG BMHS dazu entschieden, die Position einer Frauenbeauftragten zu schaffen.
Wir wollen den Mut aufbringen genau hinzusehen, nachzufragen und auch einmal „unbequem“ zu sein denn
„bleibt es immer die revolutionärste Tat laut zu sagen, was ist“ Rosa
Luxemburg nach Ferdinand Lassalle
Mag.a Irene Jilg ist Gewerkschafterin und
Frauenbeauftragte der FSG BMHS