AUSGABE 10 HEFT ZWEI 2011 JAHRGANG 04 ISSN 1866-9816 ISBN 978-3-941570-02-3 DOPLPACK VERLAG 7,00 EUR

FOTOGRAFIE LITERATUR STREETART MALEREI COMICS ZEITGENÖSSISCHE KUNST

JONAS BURGERT, BERLIN

PAUL CURTIS, LEEDS

PAULA FÜRSTENBERG, POTSDAM

XENIJA WAGNER, BERLIN

PETER FUNCH, NEW YORK

oben ohne

screaming dreamers

babel talesFOTOKUNST VON PETER FUNCH

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memory lane

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oben: latte revolution

unten: exigent state

um[laut]: deine bilder, aufgenommen in den straßen von new york,

zeigen menschen, die scheinbar zur selben zeit am selben ort

die gleichen dinge tun. welche technik verwendest du bei deiner

arbeit?

peter funch: es ist eine sehr einfache technik. ich fotografiere vom

selben standpunkt aus, zur selben tageszeit und bei gleichen wetter-

bedingungen. später setze ich die bilder thematisch zusammen. die

fotos können durch zeit, aber nicht durch den ort manipuliert werden

— das war mein prinzip. dass ich mit der zeit spielen kann, ermöglicht

mir eine ganz neue art von fotografie. das ist wie ein neues medium,

in der die idee, etwas zu dokumentieren, viel weiter gefasst ist. aus

diesem grund nenne ich »babel tales« ein dokument. ich arbeite gerne

mit dem prinzip, dass nichts wahr und alles erlaubt ist.

du zeigst uns also eine realität, die zwar existiert, allerdings

zeitversetzt — ohne die technik der fotografie würden wir sie nicht

wahrnehmen. was hat dich dazu inspiriert?

zu fotografieren, nur um zu sehen, wie die dinge tatsächlich aussehen

— darum geht es mir nicht. was ich gesehen, gehört oder worüber ich

gelesen habe, das inspiriert mich. filme mit erfundenen und ver-

schachtelten geschichten. keith tysons installation »large field array«

— das war gewaltig! um nur ein paar zu nennen: urs fischer, paul

auster und omar fast. alles menschen und ideen, die das alltägliche

optimieren und zusammenhänge erzeugen.

das leben in new york ist äußerst urban. auf welche weise möchtest

du in deinen bildern das leben des einzelnen in bezug zur masse

darstellen?

schwer zu sagen. es ist vielleicht die sehr einfache/naive idee, dass

wir alle in einer beziehung zu der person neben uns stehen. unabhän-

gig von glauben, herkunft, alter oder geschlecht. es sind die kleinen

dinge, über die sich ein individuum selbst in der gruppe definiert.

du zeigst uns in manchen bildern auf eine teils humorvolle art

menschliche gemeinsamkeiten auf, derer man sich nicht immer

bewusst ist. hast du dies extra herausgearbeitet?

das war unterschiedlich. durch das beobachten der menschen haben

sich meist die einzelnen themen (gähnende menschen, frauen mit

einem coffee to go, etc.) ergeben. manchmal bin ich aber auch

absichtlich zu einem bestimmten ort gegangen, von dem ich wusste,

dass ich dort ein bestimmtes thema finden würde (fotografierende

menschen; memory lane). zu hause habe ich dann mit der idee an

meinen bildern gearbeitet und getestet, ob sie funktioniert.

wie würde eine bilderserie wie die »babel tales« in einem kleinen

dorf in deiner heimat dänemark aussehen?

das wäre interessant. in babel tales geht es ja u.a. darum, ordnung

bzw. klarheit in ein chaos zu bringen. in einem kleinen dorf müsste

ich somit auch nach einer gewissen art chaos suchen. ich denke

dabei spontan an michael hanekes film »das weiße band«, der in

einem kleinen dorf kurz vor ausbruch des zweiten weltkriegs spielt.

ich arbeite gerade an einem projekt, das thematisch den film tangiert:

ich verlege »babel tales« zwar nicht in ein kleines dorf, habe aber zum

ziel, fotografisch die klarheit dessen aufzuweisen, was wir wirklich

sehen bzw. sehen könnten.

gespräch: anne von der bey

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care taker

PETER FUNCH, *1974 IN DäNEMARK. LEBT UND ARBEITET IN NEW YORK. STUDIERTE FOTOJOURNALISMUS AN DER

DäNISCHEN JOURNALISTENSCHULE. DIVERSE VERÖFFENTLICHUNGEN UND AUSSTELLUNGEN, U.A. EINZELAUS-

STELLUNGEN AUF DER WORLD EXPO SHANGHAI/CHINA, 2010, IN INVISIBLE EXPORT, NEW YORK/USA, 2011, UND

IN DER V1 GALLERY, KOPENHAGEN/DäNEMARK, 2010. ER GEWANN U.A. DEN PALLE FOGTDALS PHOTO AWARD,

KOPENHAGEN/DäNEMARK, 2008, UND DEN DIESEL NEW ART AWARD IN DER KATEGORIE PHOTO, 2006. VOM 10.

SEPTEMBER - 6. NOVEMBER 2011 WIRD ER AUF DEM 4. FOTOFESTIVAL MANNHEIM, LUDWIGSHAFEN, HEIDELBERG

ZU SEHEN SEIN.

> PETERFUNCH.COM

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