Fus1102 Was Macht Sinn

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    FUSION 732, 2011, Nr. 2

    Wissenschaftsmethode

    Das nchste Wissenschaftsprojekt:

    Was macht Sinn?Von Lyndon H. LaRouche

    30. November 2010

    Mit meinem Berichte Present Fall of the Houseof Windsor1 (Der gegenwrtige Niedergang des

    Hauses Windsor) habe ich eine Serie von Schrif-ten zur Denition der menschlichen Kreativitt zu einemvorlugen Abschlu gebracht. Damit ist jetzt der Punkt

    erreicht, wo ich eine gewisse qualitative Zusammenfassungdieses Projektes vorlegen kann, und dies macht den Weg frei

    fr meine Mitarbeiter, die Aufsicht ber die Fortfhrung desProjekts zu bernehmen.

    Ich lenke die Aufmerksamkeit zunchst auf den zweitenTeil der Schriften zu diesem Projekt, den man als eine Art

    Zwischenphase bezeichnen kann, noch nicht die abschlie-ende Denition der menschlichen Kreativitt als solcher,die ich mit der vorliegenden Schrift beabsichtige. Ich werdedie vorliegende Schrift mit einer Aussage zu dem ema be-schlieen; dies ist die Zielsetzung des dritten und abschlie-

    enden Teils meiner Darstellung.

    Gegenstand der Projektserie unseres Wissenschaftsteams(Basement Team) war und ist die menschliche Kreativittals solche. Dieser Gegenstand bezieht sich auf bestimmte

    geistige Funktionen des Menschen, die faktisch auerhalbdes Bereiches dessen liegen, was bisher gewhnlich als rei-ne Sinneswahrnehmung aufgefat wurde. Diese Funktionenbetreen die Fhigkeiten, die trotz zeitweiligen Zgerns ber das Potential aller anderen bekannten Lebewesen au-

    er der Menschheit weit hinausreichen.Unsere Arbeit hat also hiermit eine zweite Phase der lau-

    fenden Forschungen erreicht, eine Vorstufe zu dem noch ehr- geizigeren Ziel, auf das ich weiter unten in diesem Berichteingehen werde, nmlich, menschliche Kreativitt als solche

    zu denieren. Diese zweite Phase mu nun dargestellt wer-den, weil wir jetzt die Aufmerksamkeit auch auf universelle

    Prinzipien bestimmter Funktionen richten mssen, die bisherals Teilbereiche der oft vernachlssigten hheren Gesamtord-nung der Sinnesfunktionen meist unbeachtet geblieben sind.

    Wenn wir dann an dem Punkt anlangen, wo wir Kreativi-tt oder Schpferkraft an sich in diesem verbesserten Be-

    zugsrahmen neu denieren, werden wir es mit einer qualitativanderen Frage zu tun haben. Es fllt dann unter diese Rubrik

    spezisch menschliche Kreativitt und ist nicht blo eine Er-weiterung des Bereiches von allerlei Variationen direkter oderindirekter Sinneserfahrung von Lust oder Schmerz, welche der

    Mensch groenteils mit der tierischen Biologie gemein hat.

    1 Executive Intelligence Review, 3.12.2010.

    Da Kreativitt im Bereich selbst eines breiteren Ver-stndnisses der Sinnesfunktionen, wie wir sie bisher de-niert haben, ontologisch nicht vorkommt, mssen wir in der

    Diskussion spter an den Punkt kommen, wo wir gefordertsind, die Frage Wo liegen die schpferischen Fhigkeiten

    spezisch menschlicher Geistesaktivitten? auf eine neue,erweiterte Weise zu betrachten.

    Zusammengefat haben wir es also mit drei Kategoriendirekter oder indirekter menschlicher Erfahrung zu tun: 1.der menschlichen Sinneserfahrung im herkmmlichen Sinn,

    2. einem Zwischenbereich, der bestimmte Arten von Sinnes-erfahrungen in einer viel greren Bandbreite als Sinnes-empndungen im herkmmlichen Verstndnis erfat, 3.dem bekannten Bereich, der von den spezisch menschli-chen schpferischen Fhigkeiten von Erkenntnis und Inno-vation geprgt ist.

    In frheren Berichten zu diesem ema lag der Schwer-

    punkt auf der entscheidenden Bedeutung des zweiten, mitt-leren Gebiets, dem Bereich von Sinneserfahrungen jenseitsder fnf bisherigen konventionellen Sinne, einschlielichder wichtigen Bedeutung der erweiterten Mglichkeiten der

    Beobachtung mit Hilfe wissenschaftlicher Instrumente. In der vorliegenden Schrift liegt unser Augenmerk nun

    auf einer mittleren Stufe unserer obligatorischen Untersu-chungen, die wesentlich darin besteht, die zustzlichen Sin-nesfhigkeiten zu erforschen, die im gesamten Bereich derkosmischen Strahlung zum Ausdruck gelangen. Dazu ge-hrt alles, was fr den Menschen und andere Lebensformenntzlich und ertrglich, aber noch kein bewuter Ausdruckder spezisch menschlichen kreativen Fhigkeiten ist.2

    2 Bei der kosmischen Strahlung ist ein Bereich von Wirkungen zubeachten, die zwar mit den Sinnen wahrgenommen werden, aberauch eine vergleichbare Funktion fr den menschlichen Geistselbst haben, im Unterschied zu den gewhnlichen Vorstellungender Reichweite von Sinnesfunktionen im Sinne von tierhnlichemVerhalten, das sich offenbar oftmals auch im menschlichenVerhalten zeigt. Dazu gehren die weiter unten besprochenenWirkungen, welche in entsprechenden Bereichen erzeugt werden,die man heute als kosmische Strahlung bezeichnen knnte. Typischhierfr ist Keplers Betonung wahrgenommener Erfahrungen,mit denen sich Methoden entscheidender wissenschaftlicherExperimente definieren lassen, wie sie sich in seiner ureigenen

    Entdeckung des Gravitationsprinzips ausdrcken. EinsteinsVorstellung des Universums als endlich, aber unbegrenzt drcktdiesen allgemeinen Begriff aus. Siehe die weitere Behandlungdieses Themas weiter unten.

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    32, 2011, Nr. 28 FUSION

    Wissenschaftsmethode

    Diese erweiterten Sinnesfhigkeiten dazu zhlt bei-spielsweise der besondere Orientierungssinn in den Kr-

    perfunktionen der Zugvgel bilden eine Art Zwischentypzwischen den heute gngigen Vorstellungen der Sinneswahr-nehmung und den kognitiven Fhigkeiten, die unter den be-

    kannten Lebewesen nur dem Menschen eigen sind. Danachkommt dann die Kreativitt an und fr sich.Ich mchte in dieser Schrift umreien, welche Aufgaben

    sich aus dieser genannten Reihenfolge ergeben Aufgaben,

    die hauptschlich andere Mitglieder des Teams berneh-men werden.

    Zur Einleitung: Ein kurzer Rckblick

    Mit dieser Schrift werden wir die Kategorien der dem Men-schen wibaren Erfahrung in die folgenden drei Bereicheeinteilen:1. Derzeit noch gngige Vorstellungen von Sinneswahr-

    nehmung.2. Kosmische Strahlung auerhalbeinfacher Sinneswahrnehmung.3. Kreativitt: die Geisteskrfte ansich.

    Zur Einfhrung in die Beschfti-gung mit dieser Zwischendimensi-on, zwischen gewhnlicher Sinnes-wahrnehmung und dem zu entdek-

    kenden Ort menschlicher Kreativi-tt, mchten wir dem Leser nahe-legen, sich mit dem verentlich-ten Diskussionsproze zwischenMax Planck und Wolfgang Khlerzu befassen und ihre Ansichtenaus der Sicht des abschlieendendritten Abschnitts von BernhardRiemanns Habilitationsschrift von1854 zu betrachten.

    Untersucht werden sollte dieser vorgeschlagene emenbereich

    vom Standpunkt verwandter Ent-wicklungen in Verbindung mit dem

    Werk von W.I. Wernadskij und sei-nen Nachfolgern, nmlich den spe-zischen Prinzipien lebender Pro-zesse im allgemeinen und mensch-licher Kreativitt im besonderen.

    Entscheidend ist bei diesemkurzen Blick nach vorn, da un-ser Ansatz die breitere Sichtweiseder kosmischen Strahlung in denMittelpunkt stellen mu imUnterschied zu den heute zwar

    verbreiteten, aber ontologischmangelhaften Vorstellungen vonRaum und Zeit an sich. Diese her-kmmliche Sichtweise wird flsch-lich als ein ontologischer Unter-bau bloer Wellenfunktionen imRaum aufgefat. Wir unsererseits

    verwenden als Rahmen der unmit-telbar folgenden Diskussion die of-fenkundigen Prinzipien, auf die diemenschliche Kreativitt einwirkt.Das bedeutet, da wir den Ge-

    genstand diesmal in korrigierterForm angehen, nmlich im ontolo-gischen Rahmen der kosmischen

    (Fotos: State of New Jersey/Gary Lehman, USGS)

    Jenseits der gewhnlichen Sinneswahrnehmung stt man auf Phnomene wie die Fhig-

    keit von Zugvgeln, sich am Magnetfeld der Erde zu orientieren, das ein Unteraspekt derkosmischen Strahlung ist. Im Bild oben wandernde Schneegnse in New Jersey und unten dieZugrouten der Pfuhlschnepfe von Neuseeland ber China und Alaska zurck nach Neuseelandber Tausende von Kilometern.

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    Wissenschaftsmethode

    Strahlung anstelle der irrefhrenden Vorstellung von Wel-lenfunktionen in einem ontologisch vorausgesetzten ele-mentaren Bereich eines Raumes, der von der Zeit ansich ontologisch unabhngig sei. Mit dieser Berichtigungknnen wir nun nochmals die relevanten Aspekte der so-

    genannten Wellenfunktionen sachkundiger betrachten.Es mu eine extrem wichtige Warnung ausgesprochenwerden. Die gesetzmigen Ablufe, die mit lebenden Pro-zessen zusammenhngen, drfen nicht nach den gleichenMastben wie nichtlebende Prozesse behandelt werden,und die besonderen noetischen Prozesse des menschli-chen Geistes drfen nicht so aufgefat werden, als seiensie blo lebende Prozesse. Mit dieser Warnung greife ichlediglich Riemannsche Vorsichtsmaregeln auf, die W.I.

    Wernadskij auf seine besondere Weise mit Blick auf Litho-sphre, Biosphre und Noosphre angewandt hat.

    Weiterhin mssen wir bei den bereits bekannten wieauch noch unentdeckten Eigenschaften tierischer Sinnes-

    funktionen ontologisch von einem Universum ausgehen,wo Singularitten innerhalb eines universellen Grundbe-reichs kosmischer Strahlung auftreten.

    Alles, was ich bisher in dieser Einleitung gesagt habe,ist als Ausdruck eines Weltbilds aufzufassen, das von ei-nem universellen Schpfer ausgeht, der sein Abbild in denschpferischen Fhigkeiten des menschlichen Geistes n-det, im Unterschied zu einer untergeordneten Phase desUniversums in Form der brigen lebenden sowie nicht-lebenden Bereiche des Universums. Anders gesagt, wirumgehen damit den intellektuell fatalen Methodenfehler,ein Menschenbild auf ontologisch falschen, reduktionisti-

    schen Annahmen aufbauen zu wollen, indem man seineForschungen damit beginnt, Bilder aus dem Tierreich odergar aus unbelebten Bereichen abzuleiten. 3

    Der erste Schritt in diesem Bericht besteht in einer Be-schftigung mit erweiterten Eigenschaften tierischer undauch bestimmter menschlicher Sinneswahrnehmung,die auerhalb des gewohnten Bereichs der sogenanntenfnf menschlichen Sinne liegen. Wie einige meiner Mit-arbeiter betont haben, betrit dies zum Beispiel die bereitsrecht umfangreichen Erkenntnisse darber, da Zugvgeloder andere Tiere fhig sind, bestimmten Eigenschaftendes elektromagnetischen Feldes zu folgen, um etwa beiihren regelmigen jahreszeitlichen Wanderungen einenbestimmten gewnschten Ort zu erreichen. Mitgliederdes Basement-Teams haben auf weitere verwandte Ph-nomene hingewiesen, so auf die Frage, warum eigentlichbestimmte Krankheitserreger fr die Gesundheit des Men-schen gefhrlich sind, und warum sie das manchmal, abernicht immer sind ein Unterschied, der sich mit den ver-wandten Fragen zur kosmischen Strahlung berschneidet.

    Dann gibt es noch die Frage der Kreativitt als solcher.Der Aspekt solcher Untersuchungen, der fr eine spte-

    re Neugestaltung der Beschftigung mit der menschlichen

    3 Genauso wie der Mensch den niederen Seinsformen berlegen

    ist, so mu der Mensch in seinem eigenem Dasein einen Ausdruck jener hheren Instanz finden, die eine den Tieren deutlichberlegene Menschheit hervorgebracht hat. Wie die Uhr denUhrmacher, so hat auch der Uhrmacher einen Schpfer.

    Kreativitt von Bedeutung sein wird, geht bereits eindeu-tig aus meinen frheren Verentlichungen zum emamenschlicher Kreativitt hervor. Der Punkt dabei ist, dasich die Realitt, die dem Begri einer ontologischen, nichtaber einer blo deskriptiven menschlichen Kreativitt zu-

    gnglich ist, nicht nach den ontologischen Annahmen ge-whnlicher Sinneswahrnehmung denieren lt. Ich mch-te hierbei auf Bernhard Riemanns Abhandlung im dritten

    Abschnitt seiner Habilitationsschrift verweisen: UniverselleWirkprinzipien liegen ontologisch in jenen Abschnitten, diesich jenseits der menschlichen Sinneswahrnehmung im Be-reich des sehr Kleinen bzw. sehr Groen benden.4

    Aus dieser zusammenfassenden Darstellung ergibt sichdeutlich eine Art Kluft zwischen dem Nichtwissen in denGrenzen der Sinneswahrnehmung Sinneswahrnehmungnur als solche betrachtet und dem besseren Verstnd-nis unter Bercksichtigung des Unterschiedes zwischender verbesserten Auassung von Wahrnehmungen (der

    zweiten Kategorie, die wir fr die Zwecke dieses Berichtsdeniert haben) und der bergeordneten Aktualitt ei-nes ontologisch hheren Bereichs von Gegenstnden derBetrachtung, der nur in der Entdeckung und Umsetzunguniverseller physikalischer Wirkprinzipien existiert. Esgibt Prinzipien, die als Begrie fr uns nur in Form vonProdukten der menschlichen Erkenntniskraft (d.h. in Wer-nadskijs Noosphre) existieren. Es handelt sich dabei umdieselben noetischen Krfte, die auch in klassischen Kom-

    positionen in den Knsten zum Ausdruck gelangen sollen.Um den bisher in dieser Einleitung dargestellten Gedan-

    kengang noch einmal anders zu formulieren, denke man

    an folgendes. Wir mssen die Vorstellung einer Realitt mit diskre-

    ten Objekten an sich aufgeben und zu einem Proze derSinneswahrnehmung bergehen, der mit den praktischenFolgen der Funktion von Sinneswahrnehmungen in Ein-klang steht eingeschlossen auch jene Eigenschaften ih-rer Funktion, die jenseits des blichen Bedeutungsgehaltsbisheriger Standarddenitionen von Sinneswahrnehmungliegen. Von dort mssen wir zu dem unerllichen, hhe-ren Standpunkt fortschreiten, von dem aus sich eine ironi-

    4 Bei diesen berlegungen kommen die ontologischen Implikatio-nen ins Spiel, die Lejeune Dirichlet und Bernhard Riemann mitder fr die Physik revolutionren Bedeutung von Niels H. AbelsBeitrgen in Verbindung gebracht haben. Dem entgegen stehendie Ansichten Augustin Cauchys, der Abels Arbeiten schamlosplagiierte und verdrehte. Nachdem sich Dirichlet und RiemannAbels Arbeiten zugewandt hatten, gab es kein sachliches Argu-ment mehr fr eine formal mathematische Physik, sondern nurnoch fr eine Mathematik unter Beachtung der universellen Prin-zipien, die sich in einer kompetenten Physik ausdrcken. Ich ver-weise auf die Schwindel im Umkreis der Anhnger Ernst Machsund spter der Anhnger Bertrand Russells, z.B. in Russells vonWhitehead unabhngigem Anteil an den Principia Mathematica,sowie in Russells Wissenschaftsverdrehungen whrend der 1920er

    Jahre und danach. Die wirkliche neuzeitliche Wissenschaft be-ruht hauptschlich auf den grundstzlichen berlegungen der

    Leibniz-Tradition, den fhrenden Mathematikern des 17. und 18.Jahrhunderts wie Abraham Kstner, Gau, Dirichlet, Riemann undWeber sowie den Anhngern Riemanns wie Max Planck, AlbertEinstein und W.I. Wernadskij.

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    Wissenschaftsmethode

    sche Vorstellung ausdrcken lt, wie es die denkwrdi-gen Geister vom Spukschlo im Spessart5 tun: Die Haupt-sache ist der Eekt! Das ist die platonische Einstellung:Es mu jemanden geben, der diesen Fuabdruck, den wirbetrachten, hinterlassen hat.

    In den Schriften zur Beschftigung mit der menschli-chen Kreativitt, sowohl in der jetzigen Zwischenphaseals auch danach bei der menschlichen Kreativitt an sich,bewegen wir uns bei diesem Ansatz auf einem Weg der Er-forschung und verwandter Ttigkeiten, wo Kreativitt alssolche (unsere dritte Kategorie) der letztlich hhere Aus-druck des Prinzips unseres Universums ist. Man kann sa-gen, da die Kreativitt an sich ausschlielich eine Eigen-schaft des anhaltenden Schpfungsprozesses durch denSchpfer des Universums ist, einem Proze, an dem mit-zuwirken wir als sterbliche Menschen in besonderer Weiseberufen sind. Diese Mitwirkung, beispielhaft verkrpert inder Entdeckung universeller, anti-entropischer Prinzipien,unterscheidet einen wirklich moralischen Menschen voneinem, der nicht mehr ist als ein hominides Tier, das kei-ne Verpichtung im Dienste des himmlischen Willens deruniversellen Kreativitt kennt.

    Unser fortgesetzter Entdeckungsproze ber die Funk-tion der spezisch menschlichen Kreativitt hat eine klareRichtung und ein klares Ziel, ist aber dennoch fr uns, die

    5 Eine deutsche Filmkomdie des Regisseurs Kurt Hoffmann ausdem Jahr 1960.

    wir mit der angemessenen Bescheidenheit vorgehen, einegroe Herausforderung und Pionierarbeit, in deren Verlaufwir uns mit verschiedenen Verstndnisebenen entdeckterPrinzipien beschftigen mssen. Weise Mnner und Frau-en, die diese hheren schpferischen Fhigkeiten herauf-beschworen haben, nannten dies Wissenschaft, und indiesem Sinne schreiten wir von einer kritischen Behand-lung der Sinneswahrnehmung voran zu den hheren Gei-steskrften jenseits der heute gltigen Elemente der Sinnes-wahrnehmung und in den Bereich der unsterblichen Identi-tt des menschlichen Individuums, ewig kreativ zu sein.

    Am Abschlu dieser Einleitung mssen wir jedoch eineEinschrnkung hinzufgen. Die schpferischen Krfte lie-gen nicht in deduktiven Methoden, nicht in der Mathema-tik, sondern in den kreativen Fhigkeiten, die mit wirkli-cher klassischer Kunst und Komposition verbunden sind.

    I. BERDIE SINNESWAHRNEHMUNG

    HINAUS

    Unser erklrtes Eintreten fr eine Wissenschaft desmenschlichen Fortschritts mu damit beginnen, da einesolche Wissenschaft notwendigerweise in einen sozialenProze eingebunden ist, dessen Rahmen das Handeln ein-

    zelner Nationen und Nationengruppen bildet.Das ist kein Abschweifen von den wissenschaftlichen

    Gegenstnden, auf die sich diese und hnliche Schriften

    (Foto: Wikimedia Commons)

    Der Landwirt, nicht der Hahn regiert den Hhnerstall. Der Mensch, wie in dem Fall der Farmer, herrscht ber all das, dessen Schicksaldie Menschheit bewut entscheidet. Im Bild Landschaft mit dem Sturz des Ikarus von Pieter Breugel dem lteren, 1558.

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    Wissenschaftsmethode

    beziehen. Die Menschheit ist kein bloes Probestck, dassich zufllig auf der Erde bendet; sie ist hier der beherr-schende Einu, in Form der Fhigkeiten des freien Wil-lens in den schpferischen Geisteskrften des Menschen.Der Landwirt, nicht der Hahn regiert den Hhnerstall. Der

    Mensch, wie in dem Fall der Farmer, herrscht ber all das,dessen Schicksal die Menschheit bewut entscheidet. DieRegierung sollte dem bergreifenden Prinzip schpferi-scher Wissenschaftspraxis von Gesellschaften und derMenschen und anderen Gattungen, die diesen Gesellschaf-ten angehren, berantwortet werden. Darin eingeschlos-sen sind auch die schpferischen knstlerischen Fhigkei-ten der grten klassischen Dichter, Maler, Bildhauer undMusiker, deren ironischer Geist die kompetente Entdek-kerttigkeit im Bereich der Naturwissenschaften beseelt.

    Der Name Wissenschaft wird zwar hug mibraucht,so da der Anschein erweckt wird, eine hhere Instanz,wie die Regierung, entscheide ber das Schicksal der

    Menschheit; doch bei solchen Ansichten wird nicht be-dacht, welche Prozesse kompetente Regierungssystemeschaen und prgen. Auf diese Frage mu ich in diesemKapitel zunchst eingehen.

    Ein Beispiel. Ein Sklave, der sich der Sklaverei fgt,schreibt die Schuld an seinem Schicksal irgendwelchenunerklrliche Krften zu, die sein Leben bestimmen. Erglaubt beinahe a priori an die praktische Unausweichlich-keit seines Zustands als Sklave, weil die Macht, der er sei-nen sklavischen Zustand zuschreibt, ihn zu einem Sklavengemacht hat. Er sieht deshalb darin eine hhere Macht,der er sich fgen oder der er Widerstand leisten mu. Er

    hat noch nicht verstanden, da er einen Erschaer hat, dersein wahrer Schpfer ist und der letztlich ber die politi-sche weltliche oder vergleichbare Obrigkeit herrscht.

    Der Fall Alexander Hamilton

    Nehmen wir das extrem wichtige Beispiel des ersten Fi-nanzministers der Vereinigten Staaten, Alexander Hamil-ton. Wir mssen seine Leistungen studieren, um heraus-zunden, wie der menschliche Willen die Auswirkungendes menschlichen Verhaltens z.B. auf sein Lebensgebietbestimmt.

    Es sollte eigentlich inzwischen zum Allgemeinwissender Brger z.B. der Vereinigten Staaten gehren, da diegrundlegenden, systematischen Unterschiede zwischenunserer eigenen Verfassungsrepublik und beispielswei-se den europischen Regierungssystemen die Folge einesPrinzips sind, das zwar in der europischen Kultur schonexistierte, das aber in der allgemeinen Ordnung der Dingemit Recht hhere Autoritt hat als bei allen europischenSystemen. Allgemein htten Regierungen viel mehr der

    Absicht des Schpfers fr die Menschheit folgen sollen,so wie die Vorkmpfer der Vereinigten Staaten fr unse-re besondere Art der Souvernitt bestrebt waren, dies inder Suche nach Vervollkommnung unseres Verfassungssy-

    stems darin zu verankern. Das Ziel ist eine immer vollkom-menere bereinstimmung zwischen der Ordnung unserer

    Angelegenheiten und der stillschweigenden Absicht hinter

    den Naturgesetzen des Universums, die den Unterschiedzwischen einem Menschen und einem bloen Untertaneneines Herrschaftssystems anerkennen.

    Alexander Hamilton hat wahres Genie bewiesen, indemer przise das entscheidende Prinzip der Nationalbank

    ausmachte, dessen Umsetzung die jungen VereinigtenStaaten vor der drohenden Katastrophe bewahrte undden Grundgedanken unserer Verfassung zwingend prgte.Man mu genau verstehen, wie Hamilton direkt ein h-heres Prinzip der Kreativitt erfate, um eine Lsung zuformulieren, die man durch irgendwelche Auslegungsver-suche der konventionellen Weisheit der damaligen poli-tischen Systeme Europas nicht gefunden htte. 6

    Solange die existierenden Banken weiter der getrenn-ten Aufsicht der ehemaligen Einzelkolonien unterstanden,waren die jungen Vereinigten Staaten unter der Last derangehuften Kriegsschulden zum Untergang verurteilt.Hamilton lste diese Zwickmhle durch zwei voneinan-

    der abhngige Schritte, die die gesamte Grundlage frdie amerikanische Verfassung lieferten. Der eine war dieSchaung einer verfassungsgemen Bundesregierung;die zweite entscheidende Manahme, die die Schaung ei-ner solchen Regierung erforderlich machte, bestand darin,monetre Systeme praktisch zu verbieten und das Prinzipeines Kreditsystems einzufhren.

    Als die Vereinigten Staaten den erfolgreichen Prze-denzfall des Pinetree Shilling unter der ursprnglichenCharta der Massachusetts Bay Colony nachahmten, kamdarin ein Kreditprinzip anstelle monetaristischer Lehrenzum Ausdruck. Auf diesem Prinzip hatte schon der damals

    viel beneidete Erfolg der Massachusetts-Kolonie beruht.Erst die britische Intervention zur Unterdrckung diesesKreditsystems unter der britischen Tyrannei Wilhelms vonOranien u.a. hatte danach die Wirtschaft von Massachu-setts ruiniert.

    Benjamin Franklin, der mit dem Vermchtnis der Win-throps und Mathers vertraut war, plante die Einfhrungeiner Papierwhrung, die vom Prinzip her dem PinetreeShilling hneln sollte. Hamilton nahm diesen Zusammen-hang auf, und eine der Folgen davon war der ursprnglicheEntwurf unserer Bundesverfassung.

    Hamilton war mit der Tatsache konfrontiert, da dieSchulden, die aus dem Freiheitskampf herrhrten, nichtaus der Vergangenheit oder Gegenwart bezahlt werdenkonnten. Nur die Kreditwrdigkeit der Vereinigten Staa-ten, die auf ihren angestrebten zuknftigen Leistungenberuhte, konnte als Geschftsgrundlage fr den Handelmit dem knftigen physischen Reichtum dienen. Daraufbasiert bis heute jede erfolgreiche Wirtschaftspolitik der

    Vereinigten Staaten. Wann immer man von diesem Grund-satz eines Kreditsystems abwich, endete das im Sumpf ei-nes monetren Systems und in der nationalen Katastro-

    phe; besonders schlimme Erfahrungen machten die Ver-

    6 Siehe auch den Artikel von Nancy Spannaus ber die Rolle

    Hamiltons, A Matter of Principle: Alexander Hamiltons Eco-nomics Created Our Constitution, EIR 48/2010 vom 10.12.,http://www.larouchepub.com/other/2010/3748hamilton_con-stitution.html [1].

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    Wissenschaftsmethode

    einigten Staaten in dieser Hinsicht unter den Prsidenten Andrew Jackson, eodore Roosevelt, Woodrow Wilson,Calvin Coolidge, und die allerschlimmsten unter George

    W. Bush und Barack Obama.Als Finanzminister und auch spter hat Hamilton im-

    mer betont: Der Kredit einer Nation lt sich nur sicherndurch die Ausweitung des zuknftigen physischen Reich-tums durch staatliche Verbesserungen der grundlegendenwirtschaftlichen Infrastruktur und durch die steigende Ka-

    pitalintensitt von Investitionen in die grundlegende wirt-schaftliche Infrastruktur sowie in Kapitalquivalente einersteigenden Energieudichte. Damit erschliet sich deneinzelnen Nationen eine Quelle tilgbarer Kredite, welchedie vorhandene Schuldenlast mehr als ausgleicht.

    Eine kompetente Wirtschaftspolitik zielt im wesentlichenauf grundstzlichen Fortschritt im Zusammenhang mit wis-senschaftlichen Prinzipien, der in der Praxis in einer zuneh-menden Dichte an Realkapital entlicher Bauprojekte undin kapitalintensiven Investitionen in den Produktionsprozeund in die Lebensbedingungen der Brger und ihrer Haus-halte zum Ausdruck kommt. Entscheidend zu betonen ist indiesem Zusammenhang: Das Naturgesetz des Universums ein Universum nach dem zwingend stndig fortwirkenden,entropischen Prinzip der Schaung stndig hherer Ener-gieudichten drckt auch das entsprechende universel-le Prinzip menschlicher Existenz aus, auf dem kompetentePlanungen staatlichen Handelns basieren mssen.

    Das ist das Grundprinzip hinter den hier betrachteten,

    naturwissenschaftlichen Fragen. Wahrheit, beispielsweise in Form wissenschaftlicher

    Prinzipien, ndet man nicht in bloen mathematischen

    Formeln. Man ndet sie in Prinzipien, im Sinne von Johannes Keplers ureigener Entdeckung desuniversellen Gravitationsprinzips.

    Der Irrtum,

    der zurckgewiesen werden muMan betrachte die derzeitige Lage wichtigerNationen.

    Die meisten Menschen, und besonders diejeni-gen, die sich fr besonders schlau halten, sind sosehr damit beschftigt, an sich selbst zu denken,und von dem Wunsch beseelt, mglichst clever zuerscheinen, da das, was sie als ihre eigene Klug-heit bewundern, in Wirklichkeit oft nur noch reineSophisterei ist. Fr solche Menschen werden So-

    phistereien praktisch zum Ersatz fr die entdeck-baren Prinzipien, von deren Umsetzung heute das

    Schicksal ganzer Nationen, ja der gesamten Zivili-sation abhngt.

    Ich verstehe, aber bedauere ein solches Verhal-ten unter solchen vermeintlich cleveren Leuten,wie etwa gewissen Mitgliedern des jetzigen US-Kongresses. Dieses Verhalten ist der wahren Be-deutung von Wissenschaft, ja der Vorstellung von

    Wahrheit an sich vllig fremd. Es steht allem imWege, wovon jetzt der Fortbestand der Nationen

    und Vlker dieses Planeten abhngt. Der Fehler, den ichhier anprangere, ist der Rckzug auf eine selbstgengsa-me Cleverne, bei der nichts mehr herauskommt als blo

    cleveres Verhalten, was in Wirklichkeit nur ein Ausdrucksophistischer Knste ist. Das strategische Endergebnisdavon wre, da sich die weltweite Zivilisation mit ihreneigenen Waen schlgt.

    So ist es mit dem selbstgeflligen Vertrauen des Briti-schen Empire darauf, da es besonders schlau sei, wennes in seiner groen berheblichkeit ber die genepptenNationen unseres Planeten herrscht ein Kunststck, dasder Feind zustandebringt, indem er die Fundamente desFortbestands der ganzen Zivilisation zerstrt. In der heu-te bekannten Menschheitsgeschichte und speziell in dereuropischen Geschichte ist aus einer derartigen ber-heblichen besonders schlauen Art und Weise, meinen

    Willen durchzusetzen, nicht selten ein Leitfaden zum Absturz in ein nsteres Zeitalter geworden, und heutewrde es die gesamte Menschheit treen. Das ist genaudie Richtung, in welche die derzeitige europische Sophi-sterei sich selbst und auch die anderen Kulturen diesesPlaneten fhrt.

    Solche Sophisterei hnelt der Lehre jener Priester vonDelphi, die in der damaligen Zivilisation den hchstenGrad an Cleverne erlangt hatten. Unter dem Einudes selbsttuschenden Glaubens an die sophistische,eingebildete Cleverne des Betrugs beispielsweise beidem professionellen Giftmischer Aristoteles haben sie

    die Kultur des antiken Griechenlands in die Zerstrunggefhrt. Solche Leute berlisten auf diese Weise letztlichimmer nur sich selbst.

    Benjamin Franklin (1707-90), Philosoph, Wissenschaftler, Erfinder, Drucker,Musiker, konom und Staatsmann, fhrte das Vermchtnis der Winthropsund Mathers fort, indem er die Einfhrung einer Papierwhrung nach demVorbild des Pinetree Shilling der Massachusetts Bay Colony plante.

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    Wissenschaftsmethode

    Die Wahrheit liegt immerin der Ordnung der berge-ordneten Prozesse, die sichin Begrien des unmittelbarErlebten ausdrcken lassen.

    Die Uhr hat einen Uhrma-cher, einen, dessen Aus-druck die Sehnsucht nacheiner hheren Seinsordnungals jener ist, die wir in unse-ren Sinneswahrnehmungen

    von uns selbst erleben.In dem Mae, wie wir uns

    im Spiegel von Sinnesein-drcken kennen, erfahrenwir nur den bloen Schattender Mchte, die sich in dender Menschheit bertrage-

    nen schpferischen Fhig-keiten ausdrcken. Wir ms-sen die Substanz nennen,die den Schatten als unsereSinneswahrnehmung vonuns selbst geworfen hat. Wir

    vergessen zu schnell, dader Ursprung unserer prak-tischen Fhigkeiten als Gat-tung einen Schatten von dem ausdrckt, was die menschli-che Gattung ist, den Schatten, den eine ontologisch hhereSeinsordnung auf den Bereich der bloen Sinneswahrneh-

    mung wirft.Ein weiterer, entscheidender Punkt mu an dieser Stel-

    le hinzugefgt werden.Die schpferischen Fhigkeiten der Menschheit sind der

    souvernen, individuellen Persnlichkeit eigen. Diese Fhig-keiten lassen sich nicht einfach durch ein Verbindungsme-dium bertragen; dennoch lassen sich solche Entdeckun-gen, wie ein Widerhall, in den schpferischen Prozessen an-derer Menschen replizieren. So scheinen Schatten Schattenzu bewundern. Das geschieht mittels einer Provokation,wie man es treend nennen kann. Die Entwicklung immerbesserer Einsichten in die klassische Poesie oder die Werke

    Johann Sebastian Bachs oder die Rolle klassischer Ironie inPoesie und Drama verdeutlicht die geeigneten Mittel hierfr.

    Die Richtigkeit einer Meinung ist somit keine Absonde-rung einer bestimmten Anzahl von Einzelpersonen, seiensie auch eine Mehrheit vielmehr beruht die relative ber-lebensfhigkeit einer Kultur oder Nation weitgehend dar-auf, da die Mehrheit bereit ist, in ihrer Erfahrung wahreund hhere Prinzipien zu entdecken. Sich auf irgendeinemagebliche Meinung zu einigen, nur weil diese als ma-geblich angesehen wird, war schon oft der allerschlimmsteMastab fr politische Vorstellungen in der Gesellschaft zum Beispiel bei dem Hitler-Wahn.

    Wahre Souvernitt liegt nicht in der entlichen Mei-

    nung, und gewhnlich liegt die entliche Meinung ge-fhrlich daneben; wahre Souvernitt liegt in den schp-ferischen Geisteskrften des menschlichen Individuums.

    Nur die Ironie tatschlicher Wissenschaft und klassischerPoesie darf als Vorbild fr die politische Gestaltung vonNationen angesehen werden.

    Diese gerade angestellten berlegungen sind entschei-dend, um die Vielzahl groer Fehler zu verstehen, fr diesich die Menschheit anfllig gezeigt hat. So da sind:

    Ich gewahre ein bses Imperium

    Bisweilen, so auch jetzt, zeigen sich die Begierden von Im-perien, wie dem faktischen Britischen Empire, das politi-sche Systeme wie die derzeitige Regierung der VereinigtenStaaten beherrscht, in ihrem Glauben an die Art Sophiste-rei, die das Britische Empire und seine Nachlufer, beson-ders die Bewohner der gesamten transatlantischen Regi-on, jetzt in ein neues weltweites nsteres Zeitalter strzenwird, wenn wir uns von dem fahrlssigen, britischen ge-fhrten Weg nicht umgehend und radikal abwenden.

    Letztlich hat sich im heutigen Dmmerlicht erwiesen,da der berchtigte Lord Shelburne des 18. Jahrhundertsdoch von Edward Gibbon fr dumm verkauft wurde. DasBritische Empire in seiner bisherigen Rolle als einem neuenRmischen Reich ist jetzt selbst in sein Endstadium einge-treten. Jeder Kultur, die sich auf ein Modell sttzt, das Gib-bons Lord Shelburne vorschlug ein Kaiser Julian Aposta-ta eines zuknftigen Roms , droht unmittelbar ein langerund tiefer Absturz in ein nsteres Zeitalter. 7

    7 Siehe auch die biographischen Verweise auf die Familie von Jacques Necker und dessen Beziehung zu Edward Gibbon in J. Christopher Herold, Mistress To An Age, 1958. Siehe auch

    Die Wahrheit liegt immer in der Ordnung der bergeordneten Prozesse, die sich in Begriffen desunmittelbar Erlebten ausdrcken lassen. ,Die Uhr hat einen Uhrmacher, einen, dessen Ausdruck dieSehnsucht nach einer hheren Seinsordnung als jener ist, die wir in unseren Sinneswahrnehmungenvon uns selbst erleben. Im BildThe Village Clockmaker von Abbott Fuller Graves.

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    32, 2011, Nr. 214 FUSION

    Wissenschaftsmethode

    Die heutige, vernderte Form des Britischen Empireswurde 1971 eingerichtet, als unmittelbarer Ersatz fr das

    von US-Prsident Franklin Roosevelt zur Zeit der Bretton- Woods-Konferenz 1944 begrndete System fester Wech-selkurse. Franklin Roosevelts damaliges Konzept wurde

    1971 unter der nominellen Zustndigkeit von US-Prsi-dent Richard Nixon aufgegeben, whrend das BritischeEmpire gleichzeitig Lord Jacob Rothschild die Mglichkeiternete, den supranationalen Schwindel in Gestalt derinzwischen selbst zusammenbrechenden Inter-Alpha-Bankengruppe in Gang zu setzen.

    Diese damals gegrndete Gruppe erreichte spter einenbeherrschenden Einu auf den sich hyperinationr er-weiternden weltweiten Geldu meine Mitarbeiter undich schtzten ihn auf etwa 70%. Dieses Weltreich, manch-mal ironisch auch BRIC (die Gruppe Brasilien, Ruland,Indien, China) genannt, sieht nun aufgrund eines fatalenInstinkts zur Selbstauslschung seinem eigenen Zusam-menbruch entgegen. So erinnern die Briten an eine Rasseausgehungerter monetaristischer Dinosaurier, die in ei-nem Anfall von Geldgier das letzte ihrer bereits befruchte-ten Eier aufgefressen haben.

    Die besondere Relevanz des Bestehens und des drohen-den Untergangs der Inter-Alpha-Gruppe fr das von mirhier aufgebrachte ema besteht darin, da das Wohlerge-hen der Nationen und Vlker dieses Planeten weitgehend

    von der Honung abhngt, das im Grunde Nietzscheani-sche (d.h. faschistische) postwestflische System umge-

    Gibbons ironische Behandlung von Julian Apostata. ImGegensatz zu Gibbons Rat ist Julian heute das Modell fr denderzeitigen Eintritt in die Endphase des Britischen Empire, nichtdessen Hoffnung auf Ewigkeit.

    hend abzuschaen. Das bloe Weiterbestehen eines solchenpostwestflischen Systems wie das faschistische System vonDick Armey oder Gouverneur

    Arnold Schwarzenegger wr-de jedes ertrgliche menschli-che Leben auf diesem Planeten,zuallererst in der transatlanti-schen Region, zunichte machenund anschlieend den gesamten

    Weltmarkt so zusammenbre-chen lassen, da auch die fh-renden asiatischen Nationen mitheruntergezogen wrden.

    Eine katastrophale Entwick-lung wie der bereits laufende Zu-sammenbruch des jetzt vorherr-

    schenden Weltsystems macht eserforderlich, umgehend die Mittelzu denieren, mit denen sich einedringend erforderliche realwirt-schaftliche Erholung auf einemGroteil der Welt einleiten liee.

    Was jetzt hchst dringlich ge-braucht wird, ist eine allgemeine Erholung der fhrenden

    Volkswirtschaften auf der Welt entlang wohldenierter Pl-ne fr realwirtschaftliche Wachstumsraten, die ausreichen,den laufenden Kollaps aufzuhalten und eine beschleunigteallgemeine realwirtschaftliche Erholung einzuleiten.

    Um eine solche Erholung zu planen, mssen wir zu-nchst die Krankheit beschreiben, die dringend einer spe-ziellen Behandlung bedarf.

    Das Britische Empire: Eine Krankheit

    Die Krankheit der heutigen globalen Zivilisation ist dasbritische Weltreich in seiner jetzigen Form, wie dieserTage wohl jeder patriotische Ire besttigen wird. Derkrankhafte Zustand dieses anglo-hollndischen Gebrus,das besser unter der Bezeichnung Britisches Empire be-kannt ist, ist allerdings ein Erbe seines Schpfers, nmlicheiner Variante des venezianischen monetaristisch-impe-rialistischen Systems im Geiste eines Paolo Sarpi, der frdie modernen Mchtegern-Vter bsartiger Imperien ty-

    pisch ist.Solche Zauberlehrlinge sind beispielhafte Auswchse

    einer lebensgefhrlichen Krankheit, die sich in der welt-weit verbreiteten europischen Kultur von der Gegenwartbis auf Homers Schilderung der Belagerung Trojas zurck-

    verfolgen lt. Auch der Peloponnesische Krieg war einAusdruck davon er machte es dem antiken Griechenlandzwar mglich, das Perserreich zu vernichten, aber seitdemwaren die Griechen nie wieder Sieger im weiten Umfeldder monetaristischen Reiche des Mittelmeerraumes, die

    sich wie eine Geschlechtskrankheit mit der Seefahrereiweitervererben sollten. Griechenland wurde immer wie-der bergangen wie die Prinzessin, die nie ihren Prinzen

    (Foto: Creative Commons)

    Die Begierden des Britischen Empire und seiner Nachlufer werden die gesamte transatlantischeRegion in ein neues weltweites finsteres Zeitalter strzen. Dabei bringen es die britischenRoyals noch nicht einmal fertig, sich gegenseitig anzuschauen.

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    FUSION 1532, 2011, Nr. 2

    Wissenschaftsmethode

    fand , whrend etwa das anglo-hollndische, monetari-stische, neo-aristotelische (Sarpische) System seit demSieg des venezianischen Prinzips in Gestalt dieses Systemsim Siebenjhrigen Krieg 1765-63 praktisch die ganze

    Welt beherrscht.

    Die einzige erfolgreiche Alternative zu dem entstehen-den britischen Weltreich des 18. Jahrhunderts und danachwaren die Errungenschaften, die hin und wieder dank derGrndung der Vereinigten Staaten als frderaler Republikerzielt wurden. Nationen haben ihre Werte, aber ohne eine

    Alternative zur Herrschaft des heutigen Empire ist die Tu-gend einer Nation in einer trgerischen Honung auf einebessere Zukunft dieser Welt gefangen, wie der legendremalaysische Ae in der Falle.

    Ungefhr seit der Niederlage der Briten unter Cornwal-lis 1781, als die jungen Vereinigten Staaten erstmals ihrewahre Souvernitt erreichten, waren alle grundlegen-den Errungenschaften zur Frderung des Gemeinwohls

    der transatlantischen Nationen eine direkte oder indirek-te Folge der positiven Einsse, welche die VereinigtenStaaten von Amerika aus der Kombination der Landungder Pilgervter in Plymouth und der Grndung der Mas-sachusetts Bay Colony unter ihrer ursprnglichen engli-schen Kniglichen Charta erbten.

    Die Rcknahme dieser Charta war eine Konsequenzder Greuel von Jakob II. wie den blutigen Assisen, wassich durch die ruberischen Grausamkeiten Wilhelms vonOranien noch verschlimmerte. Die Errungenschaften derursprnglichen Massachusetts Bay Colony wirkten jedochals jener Samen fort, aus dem die Vereinigten Staaten als

    starke Republik hervorgingen. Manchmal erhob sie sichsogar wie Drachenzhne in Situationen, wo sie bereits aufdem Sterbebett schien wie durch die groartigen Errun-genschaften unter Prsidenten wie Abraham Lincoln undFranklin D. Roosevelt.

    Dieses Prinzip der Erneuerung existiert auch noch heu-te. Es kommt am deutlichsten darin zum Ausdruck, wie dieamerikanische Verfassung auf der Grundlage des Genies

    Alexander Hamiltons geschaen wurde, der ein erfolg-reiches Nationalbanksystem von Handelsbanken in Formeines Kreditsystems anstelle eines Whrungssystems ent-warf gegen die verrckten, inhrent fehlerhaften euro-

    pischen Geldsysteme, denen bis heute die berreste des venezianischen Systems und noch lterer feudalistischerModelle anhaften.

    Sarpi und der modernistische Irrtum

    Wir wollen dieses Kapitel fortsetzen, indem wir die zentra-le Rolle der Politik in der praktizierten Naturwissenschaft bzw. dem, was selbst in Universitten und vergleichba-ren Einrichtungen als Naturwissenschaften gilt weiterdarstellen. Dabei sollte gebildeten Kreisen auf der ganzen

    Welt klar sein, da das, was als Wissenschaft bezeichnetwird, hug ein politischer Fuball ist, der mehr als ein-

    mal zu oft getreten wurde. Die verschiedenen, gewhnlichirrationalen Dogmen des politischen Opportunismus er-heben heute mehr denn je den Anspruch, wissenschaftli-

    che Lehren zu sein, obwohl sie in Wirklichkeit reinstempolitischen Opportunismus entspringen.

    Das bekannteste heutige Beispiel fr politisches Lgenim mibrauchten Namen der Wissenschaft ist der World

    Wildlife Fund, der gemeinsam vom Prinzgemahl der bri-

    tischen Knigin und dem inzwischen verstorbenen ehe-maligen Nazi-Parteimitglied Prinz Bernhard, Gemahl derniederlndischen Knigin, gegrndet wurde ein wirklichhochfeines Gespann. Hinter der Politik des World Wild-life Fund steht die gleiche Absicht wie hinter Adolf HitlersMassenmordprogramm gegen die nutzlosen Esser. Daswahre Motiv des Kultes, dem Prinz Philip anhngt, zeigtsich am anschaulichsten in der kontraproduktiven, zer-strerischen Politik menschenfeindlicher Bevlkerungs-kontrolle sowie in der bewuten Politik, die Aischylos inderPrometheus-Trilogie als den Beschlu der Schicht derolympischen Gtter darstellt, den Menschen die Nutzungdes Feuers zu untersagen.

    Diese Politik existierte im realen Leben als das oligar-chische Prinzip, auf das sich die Kreise um Knig Philipp

    von Makedonien mit dem Achmenidenherrscher alsGrundlage eines geplanten Weltreiches geeinigt hatten.Die Politik aller bekannten Verfechter dieses oligarchi-schen Prinzips, wie es auch hinter der vlkermrderi-schen Bevlkerungskontrolle des Rmischen Reichesfrher und der sogenannten grnen Bewegung heutesteckt, verdeutlicht am besten die Rolle der Politik fr eine

    Art Pseudowissenschaft, so wie diese frher mit den Kul-ten der babylonischen Priesterschaft verbunden war.8

    Ein Vergleich: Die Ursprnge der spteren Vereinig-

    ten Staaten von Amerika liegen zwar in Entwicklun-gen, die im wesentlichen von englischsprachigen undhollndischen Siedlern kamen, die in Nordamerika eineneue Kultur aufbauen wollten, doch sie erhielten hierbeiUntersttzung durch Aktivitten aus dem Umkreis von

    Jean-Baptiste Colbert, der in Frankreich wissenschaftlicheGroprojekte betrieb und die Sache von Gottfried WilhelmLeibniz sowie die franzsische Besiedlung des spterenQuebec vorantrieb.

    Wenn die nordamerikanischen Siedler im Vergleichmit den in Europa zurckgebliebenen Menschen ausdem gleichen kulturellen Umfeld groe Leistungen

    vollbrachten, lag das daran, da Europa weiter an deroligarchischen Herrschaftstradition litt. Die Last feuda-ler und verwandter Herrschaftsinstitutionen in Europahinderte die meisten europischen Kulturen daran,denselben Grad politisch-wirtschaftlicher Freiheit zuerlangen, den die Auswanderer aus denselben Kultu-ren in Nordamerika entwickelten. Die Geschichte der

    8 Typisch hierfr war der Untergang der Kultur von Sumer, einereinst berhmten, aber spter degenerierten Kultur ehemalsnicht-semitischer Siedlungen am Indischen Ozean, die sich alsSeefahrerkultur im unteren Mesopotamien niedergelassen hatte.Das dortige Pachtsystem freier Bauern verkam dann zu einem

    System von Kleinbauern und danach zur Sklaverei. SumersRuin durch die im Zuge des kulturellen Verfalls einsetzendeBodenversalzung ging den dekadenten Entwicklungen um dassptere Babylon voraus.

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    32, 2011, Nr. 216 FUSION

    Wissenschaftsmethode

    Auswanderung in die Vereinigten Staaten zur Zeit desamerikanischen Brgerkriegs wie auch in der Tradition

    von Ellis Island bis zu den nderungen nach dem Er-sten Weltkrieg verdeutlicht das gleiche Prinzip, das be-reits an der Massachusetts Bay Colony deutlich wurde bis die Briten die ursprngliche Charta der Koloniewiderriefen. Wenn man unser Verfassungsprinzip mitder fortdauernden, fanatisch monetaristischen KulturEuropas vergleicht, zeigt sich darin auch heute nochdas gegenteilige Muster. Die Einwanderungsstrme ausEngland, Schottland, Irland und Deutschland in die

    Vereinigten Staaten sind nur die klarsten unter den be-kannteren Beispielen. Auch die Einwanderung aus Itali-en beweist das gleiche, allerdings ist der Nachweis desPrinzips wegen des Erbes des verarmten Mezzogiornoein wenig komplizierter.

    Es sind die Systeme politischer und wissenschaftlicherKultur, keine anderweitigen populistischen Aspekte, die derEntwicklung moralischer, wissenschaftlicher und verwand-ter kultureller Paradigmen von Nationen zugrunde liegen.Ein etwas anders gelagerter Fall ist das spanische, deutscheund italienische Einwanderungsgemisch in Argentinien.

    Die ausdrcklichen Zielsetzungen beim Aufbau der Ko-lonien von Plymouth und der Massachusetts Bay unter der

    beispielhaften Fhrung der Winthrops und Mathers setz-ten ein Paradigma wissenschaftlicher Orientierung derGesellschaft, dem man erst in Massachusetts und spter in

    Pennsylvania folgte. Benjamin Franklins Lebenswerk etwaist typisch fr dieses spezisch amerikanische Muster imtieferen kulturellen Hintergrund der Vereinigten Staaten.Ein befreiender kultureller Wertewandel ist immer dieHauptquelle groer kultureller Fortschritte eines Volkes.Die Einumglichkeiten einer relativ kleinen Zahl vonBrgern gegenber der kulturellen Tradition der Massebilden immer den Ausgangspunkt fr die groen Errun-genschaften eines Volks.

    Leider gilt auch das Gegenteil. Es gibt keine deutlichereVeranschaulichung eines solchen Unglcks als die Tateneines mrderischen Wahnsinnigen mit einer defekten Per-snlichkeit, wie Kaiser Nero oder Adolf Hitler. Dieser TypMensch hat sich in jngster Zeit auch als verheerend frdie Vereinigten Staaten erwiesen, die heute unter der Br-de eines Prsidenten Barack Obama mit einer gestrtenPersnlichkeit leiden.

    An zwei Gestalten aus dem Europa der Mitte des 16. Jahrhunderts, dem englischen Knig Heinrich VIII. unddem Venezianer Paolo Sarpi, wird besonders deutlich,woher der Einu des Bsen in der Geschichte der Neu-zeit stammt. Die Begeisterung Heinrichs VIII., in seinenEhen die Kpfe rollen zu lassen, ist ein Paradebeispiel frdas Studium aller verwandten Beispiele. Die gemeinsame

    Spur, die Heinrich VIII. und Paolo Sarpi hinterlassen ha-ben, bleibt fr historische Studienzwecke der bekanntesteFall in der neuzeitlichen europischen Zivilisation.

    (Foto: Library of Congress)

    Hinter den groen Einwanderungswellen nach Amerika stand der Wunsch vieler in Europa, der Unterdrckung durch die feudalen Herr-schaftssysteme zu entkommen. Im Bild die Mulberry Street in Kleinitalien von New York City um 1900.

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    FUSION 1732, 2011, Nr. 2

    Wissenschaftsmethode

    Ich befasse mich nun mit der wesentlichen Bedeutungdes Zusammenwirkens der beiden als spezischem Einzel-fall unter der Rubrik Sarpi-Syndrom wir erleben es heu-te auch als die Nachgeburt des britischen Liberalismus.

    Der Ursprung des Sarpi-SyndromsIm 14. Jahrhundert war die mittelalterliche ZivilisationEuropas in das neue nstere Zeitalter abgestrzt. Eu-ropas Erholung von dieser Katastrophe war bestimmtenwichtigen Entwicklungen zu verdanken, zu denen der

    Aufstieg Jeanne dArcs und die Florentinische Renaissanceim Zusammenhang mit dem groen kumenischen Kon-zil von Florenz gehrten. Aus letzterem erwuchs KardinalNikolaus von Kues als zentrale geistige Figur, nicht nurim Zusammenhang mit den groen wissenschaftlichen,kulturellen und religisen Reformen jenes Jahrhunderts,sondern auch als geistiger Vater des Vorhabens, das Wirk-

    lichkeit wurde, als Christoph Kolumbus die KolonisierungAmerikas einleitete.9

    Die Renaissance, wie sie durch herausragende Vorbilderwie Jeanne dArc, durch das groe kumenische Konzil vonFlorenz und durch die Vorreiterrolle Knig Ludwig XI. vonFrankreich getragen wurde, bedeutete eine furchtbare Be-drohung fr die bsartigen, monetaristischen Interessen

    Venedigs, die ihre alte Macht wiederherzustellen versuch-ten. Man vergleiche die beispielgebenden Reformen Lud-wigs XI. mit der Politik Heinrichs VII. in England, der ihnnachahmte. Die gegnerische, venezianische Macht stiegwhrend des 15. und 16. Jahrhunderts wieder auf. Dies

    geschah in zwei unterschiedlichen Phasen, zunchst inForm der Machtzunahme der habsburgischen Werkzeuge

    Venedigs, die u.a. die Ehebetten der spanischen Monarchieeroberten. Die Inquisition und die von ihr ausgehendengroen Religionskriege in Europa (1492-1648) wurden aufdiese Weise in Gang gesetzt.

    Die Schrecken des bereits laufenden Religionskrieges tra-ten in eine noch schlimmere Phase ein, als Venedig den eng-lischen Knig Heinrich VIII. stufenweise zu immer greren

    Verrcktheiten verleitete. Damit wurde der weiter eskalie-rende europische Religionskrieg durch einen neuen Faktortransformiert: die neuvenezianische Fraktion um PaoloSarpi und seine Anhnger wie den Scharlatan Galileo. Sarpiwar der (legitime oder illegitime) Vater des modernen briti-schen Liberalismus und des berchtigten DreiigjhrigenKrieges, mit dessen Anfangsphase sich Friedrich Schiller inseiner Wallenstein-Trilogie auseinandergesetzt hat.

    Die Sache war nicht ganz so einfach. Einige Marksteineder historischen Entwicklung von 1492-1648 sind unab-dingbar, um zumindest ein wenig Licht in diesen ganzenGeschichtsabschnitt und seine Nachwirkungen auf dieZivilisationsgeschichte unseres Planeten seither und bisheute zu werfen.

    Das Phnomen der puren Bsartigkeit, wie es HeinrichVIII. verkrpern sollte, deutete sich bereits an, als der ve-

    9 Man vergleiche beispielsweise die Absicht hinter Dante AlighierisDe Monarchia mit Cusas Concordantia Catholica.

    nezianische Meisterspion Franzesco Zorzi in Englandeintraf, um dem Knig als Eheberater zu dienen. Bald be-gannen in England Kpfe zu rollen; die Enthauptung Siromas Mores war ein schwerer Schlag fr alle damaligenHonungen auf einen europischen Frieden. Eine Kabale,

    zu der ein venezianischer Agent und Anwrter auf den bri-tischen ron, Kardinal Pole, sowie omas Cromwell undandere von Venedig gelenkte Schurken gehrten, nutztendie Scheidung Heinrichs von seiner spanisch-habsburgi-schen Frau fr eine weitere Eskalation des Religionskrie-ges in ganz Europa. Ein einzelner Geistesgestrter inseinen pathologischen Persnlichkeitsmerkmalen nichtwesentlich anders als der abscheuliche Kaiser Nero oderPrsident Barack Obama heute , lste das schrecklichsteBlutbad in der damaligen europischen Geschichte aus.

    Es kam jedoch eine hchst bedeutsame weitere Ent-wicklung in dieser Zeit hinzu: die Reaktion auf die wach-sende Bedeutung des genialen Niccol Machiavelli.

    Machiavelli contra Aristoteles

    Zu den Nten jener Zeit gehrte auch ein Krieg des Papst-tums gegen die Souvernitt der Republik Florenz. Hierausging Niccolo Machiavelli, ein wichtiger, doch nicht ganzhochrangiger Amtstrger von Florenz aus der cusanischenTradition Leonardo da Vincis, als fhrender strategischerDenker des 16. Jahrhunderts hervor. Machiavellis Einuals eigentlicher Begrnder der modernen Militrstrategienhrte zunehmend Widerstand gegen die Habsburg-Tyran-nei in verschiedenen Formen, was die Anstrengungen der

    Habsburger behinderte und aufzehrte, bis schlielich dasKonzil von Trient in jeder praktischen Hinsicht scheiterte.

    Weil der starke Einu der aristotelischen Lehre diePartei der Habsburger schwchte, kam es strategischmehr oder weniger zu einer Pattsituation, aus der sich frdie nominell protestantische Seite die Mglichkeit ergab,im anhaltenden europischen Religionskrieg ein gewissesbergewicht zu erreichen das imperiale Fhrungszen-trum verlagerte sich vom Mittelmeerraum in den anglo-hollndisch-liberalen Norden. Seit der ronbesteigungdes englischen Knigs Jakob I., der die Herrschaft derTudors beendete, schuf Sarpi hauptschlich ber sei-nen sophistischen Schtzling Galileo, den Feind JohannesKeplers, und Galileo-Zugehrige wie omas Hobbes dieDenkweisen und Strukturen, die sich unter den englischenund britischen Knigreichen und spter dem Empire bisauf den heutigen Tag erhalten haben.

    Das Hauptmerkmal dieser imperialen Tradition ist nochheute die Ideologie Paolo Sarpis als Kern des britischen Li-beralismus, wie er noch heute mit Adam Smiths TheorieGHUPRUDOLVFKHQ(PSQGXQJHQ(1759) verbunden ist. DieserSmith war quasi die spleenige Version eines alten Adam,den man noch heute zur liberalen Brut eines Satans imwahren Leben zhlen mu.

    Was den tieferen Hintergrund angeht, so ist an der in-

    haltlichen Lehre von Adam Smiths Anweisung fr denbritischen und verwandten Liberalismus, wie er heuteals Nachklang von Paolo Sarpis Kodex fortlebt, eigentlich

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    32, 2011, Nr. 218 FUSION

    Wissenschaftsmethode

    nichts Neues. Unter der Oberche ist die dem britischenLiberalismus innewohnende Boshaftigkeit aristotelisch,

    wie auch Bertrand Russell nachdrcklich betont hat. Ab-gesehen davon war Adam Smith wie die Physiokraten, dieihm vorausgingen und von denen er freizgig abschrieb,in jeder Hinsicht ein getreuer Anhnger der Lehre Sarpis. 10Karl Marx etwa wurde im Britischen Museum wie ein Ge-fangener im Zoo dressiert und betete Adam Smith gera-dezu an. Da er aus dem Tableau Economique des Physio-kraten Franois Quesnay abschrieb, war ein zentraler Be-standteil der Bemhungen des britischen Spions FriedrichEngels, Marx fr Adam Smith einzunehmen. 11

    Wie ich in verschiedenen Verentlichungen betonthabe, bernahm Smith die spezische Lehre Paolo Sarpis

    10 Adam Smith, der von Lord Shelburne den Auftrag erhaltenhatte, englischsprachige Zielgruppen in Frankreich undNordamerika auszuspionieren, ri sich ganze Abschnitte einesunverffentlichten Manuskripts des Physiokraten A.R.J. Turgotunter den Nagel, um es in seinen eigenen Verffentlichungen zuverwenden.

    11 Der wahre Friedrich Engels trat Ende der 1890er Jahre inErscheinung, als die Kreise der Fabian Society auf Engels setzten,um Alexander Helphand (alias Parvus), den Urheber derTheorie von der Permanenten Revolution, fr den britischenGeheimdienst zu gewinnen. Marx selbst diente im Rahmen derOrganisation Neues Europa als gelenkter Kundschafter von LordPalmerstons britischem Geheimdienst. Es gibt in dieser Ecke eine

    Menge delikater und auch klglicher Ironien. In Ermangelungeigener wahrer Grundstze bauten die liberalen Doktrinre inihrer Rhetorik nur auf Querverbindungen, whrend diesentrichten Sarpianern der Zugang zu Prinzipien verwehrt war.

    vor allem in seiner 7KHRULHGHUPRUDOLVFKHQ(PSQGXQJHQ von 1759, nicht so sehr in seiner huger zitierten anti-amerikanischen Hetzschrift Der Wohlstand der Nationen

    von 1776. Sarpis exakte Lehre wird in Smiths frheremWerk von 1759, welches ihm die aktive Frderung von Lord

    Shelburne einbrachte, viel deutlicher.Im wesentlichen soll hier unterstrichen werden, dasich der gesamte anglo-hollndische Liberalismus von derSarpischen Matrix herleitet, die grell sichtbar wird, wennSmith die entstehende britische imperialistische Ideologie

    vertritt, wie sie mit Lord Shelburnes Rolle beim Aufbaudes Empire verbunden ist. Smiths Argumentation in seiner7KHRULHGHUPRUDOLVFKHQ(PSQGXQJHQ zeigt uns den inner-sten Kern des Glaubenssystems des britischen Imperialis-mus im imperialistischen Menschenzoo bis heute.

    Marx als Mythos

    Betrachtet man sich die wirkliche Rolle von Karl Marx unddes Marxismus, so ist Marx ein Produkt des britischen

    Auenamts von Lord Palmerston und dessen OperationJunges Europa unter Fhrung Giuseppe Mazzinis. Be-merkenswert ist dabei insbesondere die sogenannte ErsteInternationale, die unter Mazzinis persnlicher Aufsichtbei einem Treen in London organisiert wurde, wo Mazziniden anwesenden Karl Marx zum designierten Vorsitzendender spteren Ersten Kommunistischen Internationale alsTeil von Lord Palmerstons politischem Zoo bestimmte.

    Diese Tatsache ntigt den vernnftig Denkenden zu derErkenntnis, da solche sogenannten sozialen Bewegungen

    zwei Seiten haben. Die erste davon ist die Oberaufsichtber die Exemplare jeder Bewohnergruppe des kollektiven

    politischen Zoos, und die zweite Seite liegt in den Moti-ven der geistig Gefangenen in Palmerstons zoohnlichem Arrangement der vermeintlich verfeindeten, gesteuertenGruppen. Die faktisch faschistische Ideologie der schp-ferischen Zerstrung unter der nominell anarchoiden

    Aufsicht eines Dirty Dick Armey ist ein anschaulichesBeispiel fr die heute existierende groe Bandbreite anOpfern sogenannter Ideologien, die sich auf Przedenz-flle wie Palmerstons Zoo zurckfhren lassen.

    Genauso wie die Tiere in einem realen, gut gefhrtenZoo haben sich die konkurrierenden Arten, die in jedernominellen sozio-politischen Untergruppe gefangen sind,einen Rest ihrer ursprnglichen Regungen bewahrt, aberwichtig ist auch die Frage der Ftterungszeiten.

    Bei jeder Variante der unterschiedlichen Arten, diezusammengestellt wurden, um die bhnenhnliche Rol-le einer von mehreren streitenden Parteien aus dem po-litischen Zoo zu spielen, gibt es zwei verzahnte, aber ge-genstzliche Aspekte. Die wichtigste Ironie dabei ist, dadie Angehrigen jeder Kategorie politisch eingesperrterOpfer, die auf diese Weise politisch-geheimdienstlicheingespannt werden, auch Eigenschaften haben, die nichtnotwendigerweise mit der Weltsicht bereinstimmen, die

    ihnen die Zoowrter zugedacht haben genauso wie diein einem richtigen Zoologischen Garten gefangen gehalte-nen Tiere tiefere Triebe haben, die den Ursprungstrieben

    (Foto: Wikimedia Commons)

    Niccol Machiavelli (1469-1527), der mit dem Cusanus-AnhngerLeonardo da Vinci befreundet war, wurde zum fhrenden strategi-schen Denker des 16. Jahrhunderts und zum eigentlichen Begrn-der der modernen Militrstrategie. Ein Portrait Machiavellis vonSanti di Tito.

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    Wissenschaftsmethode

    der einzelnen Arten entspre-chen. Gewhnlich gibt es eineReihe von Unterschieden zwi-schen dem Verhalten von Zoo-tieren, das sie in Gefangenschaft

    angenommen haben, und den Verhaltenstrieben dieser Tie-re, wenn sie in der Wildnis ver-blieben wren.12 Die derzeitigeSchar ideologischer Opfer Dick

    Armeys ist durchaus typisch frdas zootierhnliche, sogar fastroboterhafte Verhalten, das die

    Aufseher dieser Abteilung despolitischen Zoos erzeugt haben.

    Hug tragen Menschen dieSklavenketten noch Generatio-nen spter bereitwillig als un-

    sere Kultur oder in einer ver-wandten Tradition der Knecht-schaft als unser Erbe.

    Wenn man sich kompetentmit der nominell sozialisti-schen Abteilung von Palmer-stons Zoo befassen mchte, muman immer den Unterschied zwischen den biologischenTypen und einem induzierten Verhalten bercksichtigen,das mit den von einer Zirkusdirektion fr die Zirkusauh-rung vorgesehenen Dressurakten vergleichbar ist.

    Die Unterschiede zwischen den nominellen Aristote-

    likern und den nominell neuzeitlichen liberalen Anhn-gern Paolo Sarpis sind von dieser besonderen allgemeinen

    Art. Die angemessene Bezeichnung fr diese Kategorie imZooartigen der antiken bis neuzeitlichen Gesellschaft istImperialismus eine tief verwurzelte Gewhnung an fak-tische Gefangenschaft unter imperialistischen, supranatio-nalen Organisationen, so wie sich das heute in der Forde-rung nach einer vllig entnationalisierten EuropischenUnion uert. Jede Abteilung des imperialen oder imperi-umhnlichen politischen Zoos trgt die ihr zugewiesenenspezischen Farben in den Kampf, der den Managern derLiga, dem kghnlichen Reich eingekerkerter Natio-nalitten, den entsprechenden Zeitvertreib und Prot ein-bringt. Der trichte sportsmannhnliche Teamgeist hat je-den einzelnen in der Gruppe dazu gebracht, die eigene na-trliche Souvernitt abzutreten. Als alter Mann habe ichselbst erlebt, da solche Realitten in der Vergangenheit

    von den gebildeten Generationen weitaus besser verstan-den wurden als von den heutigen jngeren Generationen.

    Die sogenannten imperialistischen Kriege gehren indiese Kategorie soziologischer Untersuchungen ber dieMerkmale des Massenverhaltens.

    Befreien kann sich die Menschheit von solchen zoohn-lichen Formen menschlicher Bestialitt nur durch eine

    12 Doch selbst dann bleiben die in der Gefangenschaftangenommenen Verhaltensweisen oft wie gewohnte Sklavenkettenber viele nachfolgende Generationen erhalten.

    richtige Vorstellung patriotischen nationalen Eigeninter-esses, die durch die Achtung des gemeinsamen Interes-ses und Gemeinwohls der gesamten Menschheit gezgeltwird. Das wurde erkannt und sollte in einem System desorganisierten Gemeininteresses zum Ausdruck kommen,

    das US-Prsident Franklin D. Roosevelt fr die Zeit nachdem Zweiten Weltkrieg konzipiert hatte. Nicht die Wie-dergeburt des alten, bsartigen britischen Imperialismus,sondern das Amerikanische System, fr das PrsidentFranklin Roosevelts Einsatz typisch war, ist auch heute derSchlssel fr die Zukunft unseres Landes, die der widerli-che Wallstreet-Mann Prsident Harry S Truman nach Roo-sevelts Tod dem zu der Zeit schon fast zur Harmlosigkeit

    verurteilten, doch eingeeischten Imperialisten WinstonChurchill aushndigte.

    Hier ist aber nicht unsere Sache das ema, sondernes sind diejenigen, die den Schlssel zur alten imperiali-stischen Tradition, deren Gefangener die derzeitige US-Regierung ist, in Hnden halten den Schlssel des altenSklavensystems britischer Weltherrschaft ber die geistig

    versklavten Nationen dieser Erde, die das Geld anbeten.Sarpis Weltsystem ist das heutige Weltreich.

    Das heutige britische Imperialsystem

    Das besondere Merkmal der jngsten Phase des briti-schen Imperialismus seit 1971 bis heute als Ausprgungdes Sarpischen, postaristotelischen Liberalismus ist dasBestreben, jetzt eine sogenannte postwestflische Welt-ordnung, praktisch eine Sarpische Weltordnung zu er-

    richten. Das bestimmt die heutige erschreckende Realitteiner unberschaubaren, krebsartig wuchernden Massewertloser, hyperinationrer Schulden, ein Verschul-

    (Bild: Wikimedia Commons)

    Giuseppe Mazzini organisierte im Auftrag des britischen Auenamts von Lord Palmerston einenpolitischen Zoo , der eine ganze Bandbreite unterschiedlicher ideologischer Ausrichtungen vonKarl Marx bis zum Jungen Europa in sich vereinte. Hier ruft er 1849 im Kirchenstaat die Rmi-sche Republik aus.

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    32, 2011, Nr. 220 FUSION

    Wissenschaftsmethode

    dungssystem, dessen einzig bekannter Przedenzfall derZusammenbruch der geknebelten Wirtschaft der Weima-rer Republik 1923 ist. Dieses Erbe lastet im Augenblick aufden Vereinigten Staaten, dem amerikanischen Kontinentinsgesamt und dem Groteil der eurasischen Welt auer-

    halb von China, Indien und einigen anderen asiatischenStaaten. Selbst letztere leiden unter dem Wahnsinn, derseit September 2007 allgemein im gesamten weltweitenFinanzsystem vorherrscht.

    Htte nicht Prsident Harry S Truman faktisch Verratbegangen und Prsident Franklin Roosevelts Plne fr dieNachkriegszeit aufgegeben, dann wre die jahrzehntelan-ge Reise, in der das Britische Empire an die Weltmacht zu-rckgebracht wurde, nicht mglich gewesen.

    In dem Rahmen, den ich zu Beginn dieses Berichtsdeniert habe, ist hier folgender Punkt hervorzuheben:Die realwirtschaftlichen Prozesse des gesamten Plane-ten sind davon bestimmt, da der Mensch seinen poli-

    tischen und verwandten Willen durchsetzt. Nicht das Wirtschaftssystem als solches lenkt mehr oder weni-ger magisch das Marktgeschehen. Die Durchsetzungeiner manchmal krebsgeschwrartigen Autoritt, diesich selbst zum Gesetz macht, schrnkt politisch dieEntscheidungsmglichkeiten ein, die sich eine auf wirk-lichem Eigeninteresse beruhende nationale Regierungwnschen wrde.

    Eine Magie des freien Marktes in der Wirtschaft gibtes nicht. Vielmehr brauchen wir ein Verstndnis der Prin-zipien (Gesetze) einer Wissenschaft der physischen ko-nomie, nach denen realwirtschaftliche Prozesse wirken.

    Nur so lt sich der politische Wille von Nationen im Ge-gensatz zu dem jetzigen, monetaristischen System mit denerkennbaren Prinzipien einer gesunden Realwirtschaft inbereinstimmung bringen.

    Das konfrontiert uns auch mit dem Prinzip, das bei-spielhaft in der Entscheidung der Regierung von Pr-sident Franklin Roosevelt zum Ausdruck kommt, dieTennesseetal-Behrde (TVA) zu grnden und das Ener-giepotential der Kernspaltung nicht nur fr den Krieg,sondern zur Erhhung der Energieudichte verfgba-rer Kraftquellen zu erschlieen, da schon damals abseh-bar wurde, da das berleben zuknftiger Generationendavon abhngen wird.

    Deshalb kann es heute weder eine Wissenschaft der physischen konomie noch irgendeine praktische Wirt-schaftspolitik ohne solche Groprojekte geben wie dasNAWAPA-Projekt, das ntig ist, um den immer rascherenZusammenbruch der Vereinigten Staaten umzukehren.

    Wissenschaft wirkliche Wissenschaft bestehtschlielich darin, dem menschlichen Willen Erkenntnisseber Mglichkeiten informierten Handelns zu liefern, de-ren Nutzen sich an Aufwrtssprngen nutzbarer Energie-udichten messen lt, die fr den Fortschritt und sogardas berleben der Menschheit erforderlich sind.

    Nachdem wir in diesem Kapitel diese politische Ver-

    pichtung eingelst haben, sind wir jetzt frei, in diesem politischen, kulturellen Licht zu kompetenter Naturwis-senschaft als solcher zurckzukehren.

    II. ZUR FRAGEDERKOSMISCHENSTRAHLUNG

    In meinen frheren Publikationen ber den Gegenstand der

    Sinneswahrnehmungen hatte ich gewarnt, Sinneswahrneh-mungen seien nicht die Realitt, sondern nicht mehr als dieSchatten, die man erlebt, als seien sie von der Realitt ge-worfen. Wenn wir diese spezielle Erkenntnis anwenden unduns des Unterschiedes zwischen der Realitt und den vonihr geworfenen Schatten bewut sind, dann verschwindetdie Annahme, es gebe eine simple bereinstimmung zwi-schen den Sinneswahrnehmungen und einer gewnschten,angemessenen sinnlichen Gewiheit. Die wichtigste Tatsa-che bezglich solcher Paradoxa ist, da universelle Natur-

    prinzipien durch die bloen Schatten, die wir als Sinnes-wahrnehmungen erkennen, nicht ausgedrckt werden.

    Johannes Kepler hat mit seiner ureigenen Entdeckung

    des universellen Naturprinzips der Gravitation als ersterdiesen Unterschied klargestellt, etwa im V. Kapitel seinerWeltharmonik. Dies wird als wichtiger weiterer Schritt er-gnzt durch Albert Einsteins Erklrung dieser Entdeckung,indem er Keplers Leistung als Denition eines endlichen,aber unbegrenzten Universums auate.

    Wenn wir die Bedeutung dieser Kepler-EinsteinschenSicht des Universums erkennen, mssen wir uns nichtmehr mit der naiven, inhrent unbegrndeten Annahmebelasten, die als Sinneswahrnehmungen aufgetauchtenBilder seien mehr als nur Schatten, die das Licht unserer

    verwendeten Sinnesapparate beim Versuch der Betrach-

    tung der Realitt erzeugt. Die gleiche Frage ist im drittenAbschnitt der Habilitationsschrift Bernhard Riemanns be-stechend dargestellt dort wirft die Wissenschaft die Lastbloer Mathematik zugunsten einer kompetenten Physikab. Im sehr Groen wie im sehr Kleinen haben die Mast-be der Sinneswahrnehmungen keinen Anspruch mehr auf

    Autoritt gegenber Prinzipien, die von ihrem Wesen hermit diesen Extremen unseres Universums verbunden sind,worauf Riemann hingewiesen hat.

    Tatschlich sind es mehr als alles andere diese Extre-me, wo man die entscheidende Bestimmung der Prinzipi-en des Universums insgesamt suchen mu, wenn dies der

    Vorstellung universeller Naturgesetze entsprechen soll.Ich habe bereits wiederholt nachdrcklich auf die Bele-

    ge dafr hingewiesen, da es zwischen Kenntnissen einerwrtlichen Interpretation von Sinneswahrnehmungen imherkmmlichen Verstndnis und der Realitt, die den Er-fahrungen unserer Wahrnehmungsorgane zugrunde liegt,einen entscheidenden Unterschied gibt.

    Ich betonte dabei: Wenn wir Erfahrungen unserer Sin-neswahrnehmungen als Schatten einer ungesehenen Rea-litt behandeln, werden wir sofort auf Beispiele wie die be-rhmte Helen Keller aufmerksam. Beispiele wie diese ms-sen uns warnen, da der Bereich der dem Menschen zu-geschriebenen fnf Sinne keineswegs das entscheidende

    Mittel ist, auf das sich der menschliche Geist verlassensollte, um in eine wie auch immer geartete Realitt wirk-sam einzugreifen, jenseits jener angenommenen direkten,

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    einzigartigen Realitt, die die Welt um uns herum mit denFrchten unserer Sinneswahrnehmungen als solchen ver-bindet. Kann beispielsweise ein Mensch, der von Geburtan blind ist, eine Kenntnis der realen Welt erreichen, dieletztlich ebenso zuverlssig ist wie eine Vorstellung der

    realen Welt um uns herum, die uns der gewhnliche Ge-brauch der bevorzugten fnf Sinne liefert?Genauer gesagt: Wir besitzen die Fhigkeit, durch diese

    unsichtbare, von unserem Willen gelenkte Kraft beispiels-weise in der Naturwissenschaft wirksam einzugreifen, umbis dahin unerkannte, aber verfgbare wirksame Mittel zuentdecken, mit denen wir durch indirekte Steuerung qua-litative Vernderungen erzeugen knnen. Sollte das fruns nicht Grund genug sein, die Krfte der Sinneswahr-nehmung als eine geringere Autoritt hinsichtlich unse-rer Kenntnis der Ordnung der Dinge in der realen Welt zubetrachten als die Autoritt von Menschen wie Riemann,die sich auf ihre Kenntnis unsichtbarer Prinzipien ver-

    lassen, dank derer die Wissenschaft groe Vernderungenunserer Erfahrung schaen kann, die durch keine andere,frher bekannte Absicht erreichbar war?

    Allgemeine berlegungen ber die Erkenntnisse ausQuellen wie den experimentellen Eekten, die mit Hilfeder entdeckten Naturprinzipien vorstzlich hervorge-bracht werden, wie bei Kepler, legen uns nahe, die Sinnes-eindrcke als die Schatten zu betrachten, die eine unsicht-bare Ursache im Bereich der Realitt geworfen hat. DieNutzung solcher Ursa-chen zeigt oensichtlichunsere Fhigkeit, die von

    uns erlebte Natur zuverndern. Die uns gege-benen Sinne sind im we-sentlichen Instrumente,anderen Laborgerten

    vergleichbar, mit derenHilfe eine hhere Stelle,nmlich der Geist, diebentigte Interpretationder experimentellen Da-ten, die uns dieses qui-

    valent zu Laborappara-ten liefert, ableitet.

    Weitere berlegun-gen in dieser allgemei-nen Richtung zeigen uns,da die Sinnesgewiheitund die wirksame Ttig-keit eines individuellenmenschlichen Geistesnicht wirklich eine ge-meinsame Identitt ver-krpern. Es besteht kei-ne gemeinsame Identittzwischen der Wirkung

    und dem von ihr an-scheinend geworfenenSchatten.

    Von den einfachen Wurzeln solcher eher groben ber-legungen sollten wir umgehend zu den Erkenntnissenbergehen, die Bernhard Riemann im dritten Abschnittseiner berhmten Gttinger Habilitationsschrift vom 19.

    Juni 1854 erklrt hat. Seit jenem Tag mu eine kompeten-

    te naturwissenschaftliche Praxis immer von der Idee desBeweises physikalischer Prinzipien in den Bereichen desextrem Groen und des extrem Kleinen ausgehen, die erstdurch entsprechende Beweise eines allgemeinen Natur-

    prinzips genau bestimmbar sind.Leider ist es eine Tatsache, da der Begri der Ontologie

    eines beweisbaren universellen Naturprinzips weitgehendignoriert wurde, insbesondere von den modernen reduk-tionistischen Anhngern des Kultes von Ernst Mach undspter Bertrand Russells Cambridge-Schule der System-analyse sowie ihres skurrilen Echos, dem InternationalenInstitut fr Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxen-burg/sterreich, oder als Alternative in milderer Form bei

    den Fehlern des oensichtlich frustrierten Gttinger Ma-thematikers David Hilbert. Der Glaube an solchen Unsinnwie den von Bertrand Russell war einer der belsten Fein-de echten wissenschaftlichen Fortschritts zum Wohle derMenschheit in der neueren Zeit.

    Alle diese und hnliche berlegungen mssen auf denBereich einer Wissenschaft der physischen Wirtschaft an-gewandt werden, wo naturwissenschaftliche Vorstellungenletztlich auf die Probe gestellt werden. Erst kommt Gott,

    (Foto: Library of Congress)

    Wenn wir Erfahrungen unserer Sinneswahrnehmungen als Schatten einer ungesehenen Realitt behan-deln, werden wir sofort auf Beispiele wie die berhmte Helen Keller aufmerksam. Beispiele wie diese mssenuns warnen, da der Bereich der dem Menschen zugeschriebenen ,fnf Sinne keineswegs das entschei-

    dende Mittel ist, auf das sich der menschliche Geist verlassen sollte, um in eine wie auch immer gearteteRealitt wirksam einzugreifen... Helen Keller, die seit ihrer Kindheit blind und taubstumm war, hrt indieser Aufnahme der Musik zu, die auf dem Klavier gespielt wird.

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    dann die Menschheit, und erst dann, auf einer niedrigerenEbene der experimentellen Autoritt, kommt alles brige.

    Wie einmal gesagt wurde: Nichts ist dauerhaft auerdem Wandel oder Man schwimmt im Flu nie zweimaldurch das gleiche Wasser. Die bliche wrtliche Wieder-

    gabe des Heraklit zugeschriebenen Aphorismus, wie wirihn heute kennen, ist vielleicht nicht so streng formuliert,wie man sich wnschen knnte, dennoch bleibt die ausge-drckte Absicht im Kern wahr genug. PlatonsParmenidesmacht den zitierten Auszug von Heraklit klarer als wolleer sich ber den schurkischen Reduktionisten G.W.F. Hegel,der diese Frage berhaupt nicht verstand, lustig machen.

    Alle sinnvollen Behandlungen dieses Diskussionsthemas unter den antiken Autoren am deutlichsten bei Platon lokalisieren das Wesentliche der universellen Realittenim Bereich eines Prinzips des Wandels, das einem Prinzipuniverseller Kreativitt entspricht. Dieses Prinzip spiegeltdie einzige ontologische Realitt hinter einer kompeten-

    ten Wissenschaft unseres Universums wider.Nach dem soviel gesagt ist, um die Gedanken in eine be-

    stimmte Richtung zu locken, kommen wir nun zum Kerndes speziellen Gegenstands dieses Kapitels.

    ber den Geist als solchen

    In meinen frheren Verentlichungen in dieser Serieber menschliche Kreativitt verwies ich ganz besondersauf die Belege dafr, da der wahre menschliche Geist kein

    Ausdruck eines Systems von Begrien der Sinneswahr-nehmung ist, sondern ontologisch sozusagen auerhalb

    des Bereiches der Sinneswahrnehmung als solcher exi-stiert. Mit den Sinnen erkennen wir blo die Schatten ander Wand, wie der Apostel Paulus in seinem berhmten 1.Brief an die Korinther, Kapitel 13, schreibt:

    Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklenWort, dann aber von Angesicht zu Angesichte. Jetzt er-kenne ichs stckweise...

    Wenn man heute neuzeitliche Wiedergaben dieses Testa-mentes liest, hat man vielleicht Schwierigkeiten, weil dergngige Gebrauch der Sprache heute verhltnismig pri-mitiv ist. Das gilt insbesondere im Vergleich mit der weitgebildeteren, vom klassischen Altgriechisch beeinutenSprache der damaligen Zeit. Der Einu des klassischenGriechisch auf die Sprache der gelehrten Kpfe jener Zeithielt, wenn auch in etwas angeschlagener Form, immernoch an. Man denke zum letzteren Punkt daran, wie dergroe Gelehrte und Freund des Apostels Paulus, Philo,

    Aristoteles verdammt. Dieser Philon von Alexandria, oderauch Philo Judus genannt, verfate ein vernichtendes Ur-teil ber die absurde eologie des Aristoteles. Gemeint istder Aristoteles mit der Idee Gott ist tot, die in der Neuzeit

    von Friedrich Nietzsche, der tatschlich ein Faschist war,genau so bernommen wurde. Nietzsche ist der Stamm-

    vater der delphisch-habsburgischen Schule der faschisti-

    schen schpferischen Zerstrung Werner Sombarts undJoseph Schumpeters sowie der heutigen Fortsetzung die-ser Tradition in den wahnsinnigen Plnen und Methoden

    sowohl des inneren Kreises um US-Prsident Barack Ob-ama als auch von Dick Armeys Lemmingen des zeitge-nssischen amerikanischen Faschismus nach November2010.

    Entgegen der armseligen eologie des Jenseits, die

    heute unter vielen erklrtermaen religisen Menschen verbreitet ist, ist das Schpferische, das dem unsterbli-chen Wirken der sterblichen menschlichen Persnlichkeitzugrunde liegt, keineswegs einem anderen Universumzuzuschreiben. Es ist Ausdruck des unsterblichen Wesensmenschlicher Persnlichkeiten, die frher gelebt haben sie weilen im realen Universum des Schpfers, dem Uni-

    versum, das alle unsere Wahrnehmungen der potentiel-len Unsterblichkeit der schpferischen Krfte und neuen,wahren Gedanken, die unter allen bekannten lebendenGattungen ausschlielich im Geist des Menschen existie-ren, in sich mit einschliet.

    Diese Eigenschaft der Unsterblichkeit, die speziell mit

    der menschlichen Persnlichkeit verbunden ist, erlebenwir im typischen Fall ausgedrckt in gltigen Entdeckun-gen universeller Naturprinzipien sowie als ontologischenUrsprung wissenschaftlicher Kreativitt in dem Bereichder Vorstellungskraft, den wir die Metapher der klassischenKunst nennen. Jeder kompetente, wissenschaftlich denken-de Mensch erkennt diese Unsterblichkeit von Ideen in Formetwa von Entdeckungen gltiger universeller Prinzipien inder Naturwissenschaft sowie der wahren klassischen Me-tapher als Substanz des Mediums der klassisch-knstleri-schen Formen wissenschaftlicher Entdeckung von Natur-

    prinzipien. Diese Prinzipien wirken als Gesetzmigkeiten

    in der Organisation des Fortschritts der Menschheit weiter,nachdem die sterbliche Hlle ihres Entdeckers lngst ver-gangen ist. So meinte es der Apostel Paulus.

    Diesen Gedankengang ndet man schon in der Antikebeispielsweise in derPrometheus-Trilogie des Aischylos.

    Dort, in dieser Trilogie, knpft Aischylos an den Ho-merischen Epen an und beschreibt soziale Prozesse inHinsicht auf den Gegensatz zwischen den sogenanntenolympischen Gttern und den bloen Sterblichen,ber welche die Olympier zu herrschen vorgaben. Dieseblen Machenschaften der Olympier waren typisch fr dieLehren der delphischen Verbrecher, der Apologeten der

    Apollo- und Dionysos-Kulte, deren Dogmen zufolge diemenschliche Unsterblichkeit im Mlleimer toter Seelenliegt. Daher hat Philon jenen Schwindler namens Aristo-teles zu recht verurteilt.

    Aber auch wenn das soweit gesagt ist, will ich keineeologie predigen, sondern liefere eine Zusammenfas-sung der Belege fr die Rolle der speziell menschlichenSchpferkraft, wie sie unter allen gegenwrtig bekanntenLebewesen ausschlielich als Potential des menschlichenGeistes existiert. Man nennt dies die menschliche Seele,wie sie die grten klassischen Komponisten und Wissen-schaftler, die unserer Zivilisation bekannt sind, so wunder-bar zum Ausdruck bringen. Das Bild von Gott ist keine

    theologische Fiktion es ist der Kern unseres Wissensber die Schpfungsordnung im Universum, soweit es frdie Menschheit, wenigstens potentiell, erkennbar ist.

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    Wissenschaftsmethode

    Nachdem soviel dazu gesagt ist, sollte man als entschei-dende Tatsache in dieser Angelegenheit bedenken, da dieMenschheit eine Aufgabe hat; diese Aufgabe verstehen wiram besten als implizites quivalent praktizierten Fort-schritts groer klassischer Kunst und Naturwissenschaft,

    so wie beim Fortschritt der fhigsten Kpfe, deren besteFrchte auf den Feldern der Menschheit geerntet werden.Wohin genau uns dieser Weg des Fortschritts in Form kon-kreter Ergebnisse der Vernderungen letztendlich fhrenwird, das ist noch nicht sicher aber da es diesen Wegmit dieser Richtung gibt, ist eine klare Tatsache, und wirkennen, vorerst, kein besseres Werkzeug, das wir verwen-den knnten. Wie der Apostel Paulus an der zitierten Stel-le betont, mssen uns einige wichtige Dinge noch erhelltwerden; aber wir haben Zugang zu gengend Erkenntnisder Wahrheit, um uns in die Richtung fhren zu lassen, inder wir voranschreiten mssen.

    ber kosmischeStrahlung

    Die unmittelbar vorangegange-nen berlegungen fhren unse-re Diskussion direkt zum e-ma der kosmischen Strahlung.Der folgende Gedankengang istwesentlich.

    Die Vorstellung der Existenzdes Raumes, die sich vom blindenGlauben an die vermutete ontolo-

    gische Gewiheit bloer Sinnes-wahrnehmungen ableitet, ist einProdukt der Annahme, da das,was in Wirklichkeit die mit denSinnen wahrgenommenen Schat-ten sind, schon die eigentliche

    physische Realitt sei. Vergebli-che Versuche, eine Vorstellung desRaumes zu erzwingen, die dembloen Schattenland der Sinnes-wahrnehmung zugehrt, sind des-halb noch heute eine der hartnk-kigsten Ursachen ontologischerKrisen in der Naturwissenschaft.Diese Vorstellung wiederum be-ruht darauf, da man im Bereichdes Fortschritts der Naturwissen-schaften flschlich davon ausgeht,es herrsche ein leerer Raum im

    Abstand zwischen zwei Punktenauf einer hypothetischen Verbin-dungslinie zwischen einem gege-benen Paar mit den Sinnen wahr-genommener Objekte.

    Das wirft schon an und fr sich

    die Frage auf: Was ist, wenn das,was als solches nicht wahrgenom-men wird, nmlich der sogenannte

    ,leere Raum, in Wirklichkeit gar nicht existiert? Die ent-sprechenden Fakten sprechen dafr, da das bekannteUniversum reichlich angefllt ist mit einem breiten undbunten Spektrum vielfltiger Strahlungen einige relativlokalen Ursprungs in der unmittelbaren Nachbarschaft der

    Erde, einige speziell zu der Galaxis gehrig, an deren Randunser Sonnensystem liegt, und einige mutmalich inter-galaktischer Art. Man ndet auch Ausdrucksformen einesUniversums unterschiedlicher kosmischer Strahlungen, dieteils lebensfeindlich, teils nicht direkt ertrglich fr die be-kannten Lebensprozesse und teils spezisch mit Formen

    von Leben an sich verbunden sind. Im Mittelpunkt bei alle-dem steht, soweit angesehene Fachleute darber berichtethaben, die Erfahrung des Lebens auf der Erde und was wirgegenwrtig ber den im Laufe der Geschichte wachsen-den Einu der Menschheit auf die Gestaltung des von unsbewohnten Kosmos wissen.

    (Foto: Wikimedia Commons)

    Jeder kompetente, wissenschaftlich denkende Mensch erkennt die Unsterblichkeit von Ideen inForm etwa von Entdeckungen gltiger universeller Prinzipien in der Naturwissenschaft sowieder wahren klassischen Metapher als Substanz des Mediums der klassisch-knstlerischen For-men wissenschaftlicher Entdeckung von Naturprinzipien. Im Bild Rembrandts Selbstportrt alsApostel Paulus (1661).

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    Wissenschaftsmethode

    Soweit bekannt, herrscht keinerlei Berechtigung fr die Annahme, da es irgendeinen derzeit vorstellbaren Teildes Universums gebe, der nicht von dieser reichen Fllekosmischer Strahlung dicht durchdrungen wre. Was wirddann aus dem leeren Raum? Man sollte es so einscht-

    zen, da Aspekte kosmischer Strahlung, wie sie bis in die jngste Zeit mitgeteilt wurden, Singularitten universellausgedehnter kosmischer Eekte denieren, und dieseFakten ntigen uns, das von uns bewohnte Universum ent-sprechend aufzufassen.

    Dieses gegenwrtige Anliegen berhrt unmittelbar dieontologischen Paradoxe, mit denen sich Albert Einstein inziemlich berhmter Weise beschftigt hat, und ebenso die

    provokante Vorstellung einer Feinstruktur-Konstante, aufdie sich insbesondere unser geschtzter Kollege von derFusion Energy Foundation, der inzwischen verstorbeneProfessor Robert J. Moon von der Chicagoer Universitt,wiederholt bezogen hat. Diese berlegungen decken sich

    mit den Implikationen von Paradoxen im Zusammen-hang mit Albert Einsteins Errungenschaften, die anstelle

    von Raum und Zeit einen Begri physikalischer Raumzeitabstecken. Um diese Angelegenheit mit breitem Strich zu-sammenzufassen: Die Bedeutung dieser Erwgungen liegtin der wachsenden Neigung entsprechender Fachkreise,die chemische Periodentafel nicht mehr in Begrien vonPhysik in Raum und Zeit, sondern von Singularitten kos-mischer Strahlung zu betrachten.

    Diese Korrektur wird uns jetzt ganz besonders aufgen-tigt, da wir die Wirkungen kosmischer Strahlung in den Be-reichen lebender Vorgnge betrachten und erforschen, wie

    lebende Prozesse irgendwie systematisch vor schdlicherStrahlung geschtzt werden knnen. Die russische Schuledes W.I. Wernadskij und seiner Nachfolger im Bereich derErforschung der Lebensprozesse ist in dieser Hinsicht vonbesonderer Relevanz. Doch gerade die ganz speziellen As-

    pekte dieses letzteren Bereiches wecken um so mehr unserInteresse in noch allgemeineren Fragen.

    Eine der bedeutendsten Implikationen, die dieses e-ma der kosmischen Strahlung fr uns heute aufwirft, liegtin der Sonderrolle verschiedener Ausdrucksformen kosmi-scher Strahlung, die man deshalb schtzen sollte, weil siedas Repertoire menschlicher Sinneswahrnehmung in ei-nem Mae ausweitet, das ber die gewohnten, relativ will-krlichen Annahmen ber die quasi sakrosankten fnfSinne weit hinausgeht.

    Ein Ausdruck dieser besonderen Ironie taucht in denSchluabstzen von Percy Bysshe Shelleys Verteidigungder Poesie auf.

    Die kosmische Strahlung erfllt zwar vielfltige Funk-tionen so bildet elektromagnetische Strahlung hugeine Kategorie der Sinneswahrnehmung von Tieren. EinBeispiel dafr ist ein fein abgestimmter Strahlungsbe-reich, in dem sich Zugvgel erfolgreich orientieren, um inder entsprechenden Jahreszeit ihre Zielorte zu erreichen.

    Aber es gibt auch Eekte verwandter Merkmale im Verhal-

    ten menschlicher Massen; Shelley betont in seiner Vertei-digung der Poesie die Belege fr eine solche Fhigkeit zurKommunikation.

    Die kosmische Strahlung hat also ber ihre Funktion frbewute oder unbewute Kommunikation bei Tierartenund auch bei Panzen hinaus auch Aspekte einer verhal-tensregelnden Kommunikation zwischen Menschen unter

    verschiedenen, bestimmten Umstnden. Oenbar kann

    das, was man manchmal als schweigende Kommunikationin der Gesellschaft auassen kann, nur ein Ausdruck vonKanlen im Spektrum der kosmischen Strahlung sein,die praktisch als Kanle stiller Kommunikation zwischenMenschen dienen.13

    Es ist bekannt, da Kommunikation dieser Art eine Rol-le in der angesammelten Erfahrung fhiger Psychoanalyti-ker und verwandter Spezialisten der Erforschung mensch-lichen Verhaltens spielt. Jeder, der festgestellt hat, da er inder Hinsicht besonders weitentwickelte und weitgehendzuverlssige Fhigkeiten ausgebildet hat, wird in gewis-sen Augenblicken solche Einsse unter bestimmten Be-dingungen deutlich spren. Dies gilt besonders, wenn der

    psychologische Rahmen entsprechend als sehr gespanntempfunden wird, so wie Shelley in seiner Verteidigung derPoesie auf diese Realitt reagierte. John Keats beschriebdieselbe Funktion sehr lebhaft in seiner berhmten Odeber seine Gedanken beim Betrachten einer griechischenUrne. In dieselbe allgemeine Kategorie dieser besonderenBedeutung fallen alle groen klassischen Dramen, wennsie kompetent komponiert und aufgefhrt sind.

    Ohne einen gewissen Zugang zu diesem breiteren Me-dium wre eine kompetente Psychoanalyse kaum mglich.Gleichzeitig ist die fast unwirkliche Erfahrung von Massen-eekten als Ausdruck einer hnlichen Art der Kommunika-

    tion, die anscheinend ber andere Medien als ber Sinnes-wahrnehmungen im herkmmlichen Sinn ausstrahlt, ein be-deutender Aspekt menschlichen Verhaltens im allgemeinen.

    Was als rtselhafte Fhigkeit zur Einsicht in soziale Pro-zesse in der gerade von mir genannten Art geschtzt wird,spiegelt weniger so etwas wie einen IQ wider, sondernist die Folge der Entwicklung eines erweiterten entwickel-ten Sensoriums, das sich z.B. in Fllen wie der klassischenknstlerischen Komposition durch ein Medium kosmi-scher Strahlung auerhalb des sogenannten gewhnli-chen Sinnesapparats ausdrckt.

    Meine allgemeinen Beobachtungen ber die Bandbrei-te des erweiterten Bereichs der Kommunikation, die ich indiesem Kapitel bis hierher beschrieben habe, berhren dieallgemeinere Bedeutung der Gesamtkategorie kosmischerStrahlung. Die Wirkung einer Empfnglichkeit fr dieseerweiterten berlegungen sollte darin bestehen, da mandie persnliche Identitt tendenziell nicht mehr innerhalbder Grenzen der Sinneswahrnehmung sieht. Vielmehr soll-

    13 Die Digitalisierung von Auffhrungen, Sendungen undAufnahmen klassischer Musik ist typisch fr die Tricks, mitdenen die hheren Fhigkeiten des menschlichen Geistesaus den wesentlichen Medien menschlicher Kommunikationverdrngt wurden. Die Politik und die Methoden, die durch

    Werkzeuge wie den Kongre fr kulturelle Freiheit gefrdertwurden, sind typisch fr die fast schon satanischen Mittel,die angewendet wurden, um den Geist und die Moral derNachkriegsgenerationen zu zerstren.

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    Wissenschaftsmethode

    te man in sich selbst den Beobachter derjenigen Aspektedes menschlichen Verhaltens sehen, welche unseren Geistund seine Absichten von den ungestmen Forderungen ei-ner kreischenden Pseudokreatur befreien, die in Lust undSchmerz bloer Sinnesleidenschaften verkrpert ist, statt

    sich Konzepte wirksamer universeller Prinzipien zu bilden.

    III. DIEMENSCHLICHE IDENTITT:ZWEI ARTENDES DENKENS

    Im Schluabschnitt des vorangegangenen Kapitels beton-te ich gerade den Unterschied zwischen dem gutglubigen

    Vertrauen eines Mensche