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    gamma 189anti aschistischer Newsfyer Leipzig & Umgebung gamma.noblogs.org

    Doppelausgabe Winter 2010/11 Mildes Urteil gegen Nazischlger Reimann 3 sterreichische Nazis im Leipziger Exil 4 Rckzug in die Provinz aus Freude am Wehrsport 6 Sachsens Rechtsparteien in der Krise 10 Des Fuballs Metastasen 12

    Rechts-Staat: Leipziger Anwlteverteidigen Nationalsozialismus

    Liebe lesende AntifaschistInnen, wir habenpnktlich zum Jahresende die bisher umfang-reichste GAMMA-Ausgabe zusammengestellt.Fr uns ist das ein gelungener bergang inden bereits 14. Jahrgang. Gemeinsamfreuen wir uns nun auf Silvester und fragenuns, ob eswieder Ausschreitungen gebenwird. Nein, nicht am Connewitzer Kreuz, son-dern im StadtteilGrozschocher, wo Leipzi-ger Neonazis in den vergangenen zwei Neu- jahrsnchten randaliert und unter anderemeine besetzte Straenbahn in Brand gesetztund das Interieur einer Sparkassen-Filiale de-moliert haben(siehe GAMMA #188) .Zum Anschauen: http://gamma.noblogs.org

    Fr Neonazis, die mit dem Gesetz in Kon-ikt gekommen sind, ist sie die Anlau -stelle Nummer eins: Die Leipziger Rechtsan-waltskanzlei Braeske, Hohnstdter, Tomas.Ihre reprsentative Gesch sadresse nahe desDittrichrings dar nicht tuschen, denn dieKanzlei ungiert mittlerweile als juristischerArm der organisierten rechten Szene. In einerVielzahl von Prozessen und verstrkt seitBeginn des Jahres 2010 hat die Kanzlei diereihenha e Stra verteidigung von Neonazisbernommen. Obwohl diese bekanntlich nichtdie zahlungskr igsten Klienten sind, zieht dieKanzlei Pro t aus der Marktlcke ganz rechts.

    Aber das Engagement der Leipziger Anwl-te und ihres Ablegers in Grimma ist mehr alsGesch sgebahren. Es gibt zwei elsohne eineideologische Schnittmenge mit den Klienten,die au der Kanzlei-Website unter dem Punktpolitisches Stra recht sogar erlutert wird.Dort heit es: Der Hauptgrund r den exorbi-tanten statistischen Anstieg politisch motivierter Stra aten in Deutschland seit der Wiederverei-nigung dr e weniger in einem Anstieg politischmotivierter Gewalttaten als in einer extremen

    Ausweitung der diesbezglichen Stra atbestn-de [] liegen. Gemeint sind hier insbesonderedie Paragra en 130 (Volksverhetzung) und 86a(Verwendung von Kennzeichen ver assungs-widriger Organisationen). Diese Paragra enseien durch Unbestimmtheit und damit Belie-bigkeit gekennzeichnet.

    Die schiere Anwendung dieser Paragra ensorge bereits da r, dass die Ver assung letzt-lich zwischen den unterschiedlichen politischenStrmungen zerrieben wird eine Tese, rdie der aschistische Staatsrechtler und Kron- jurist des Dritten Reiches, Carl Schmitt, he-rangezogen wird. Die Tese lautet bersetzt:Nazis r ihr Handeln vor Gericht zu stellenwiderspricht derVer assungsmigkeit deut-schen Rechts. Schlielich wrden dadurch dieFreiheitsrechte der Angeklagten beschnitten.

    Fr die Freiheit zum Faschismus

    Mit anderen Worten interessiert sich die Kanzleinicht r die ideologische Breite und stra recht-liche Relevanz neonazistischen reibens son-dern nur r den Umstand, dass sich die Rechts-sprechung berhaupt solcher aten annimmt.

    atschlich war die Neuregelung des Volks- verhetzungs-Paragra en vorgenommen wor-den als Reaktion au eine Welle hunderterantisemitischer Angri e in der jungen BRD.Zuletzt wurde der Paragra im Jahr 2005 er-weitert um einen Passus, der die Billigung,

    Recht ertigung oder Verharmlosung des NSausdrcklich unter Stra e stellt. In der Kanzleihegt man jedoch Zwei el ber die hinreichendeBestimmtheit das heit die Gltigkeit desParagra en, schlielich schrnke er die Mei-nungs reiheit ein.

    w e i t e r a u f S e i t e 2

    Maik Sche fer(l.) am 16. Oktober bei der Nazikundgebung vor dem Leipziger Hauptbahnho .Zu ihm gesellt sichArndt Hohnstdter (r.) r die Veranstalter der Anwalt des Vertrauens.Nach Leipzig ist vor Dresden

    Der 16. Oktober in Leipzig war ein Vorgeschmack auf denkommenden Trauermarsch in Dresden: Bisher liegenfr den 13. Februar (Sonntag)eine und fr den 19. Feb-ruar 2011 (Sonnabend)drei (!) Aufmarsch-Anmeldungenvor. Falls erfolgreich blockiert wird, drohen die Nazis mitSpontanaufmrschen. Durch ihr Mobilisierungspotential(2010: ca. 6000 Teilnehmer) und die koordinierte Bus-anreise ist das nicht undenkbar. Aber durch antifaschistischeGegenaktionen knnen diese Plne durchkreuzt werden.Daher mobilisieren wieder mehrere linke Bndnisse in dieLandeshauptstadt. Tipp: informiert euch zeitnah bei denGenossInnen aus Dresden: venceremos.sytes.net

    Solidarische LektreNachbereitung: Das Antifa-Bndnis Roter Oktober

    hat einen Nachbereitungstext zu den Naziaufmrschenam 16.10. herausgegeben. Unter dem TitelFr die Zu-kunft sehn wir rot werden auch einige direkte Aktionen

    gegen Nazis dokumentiert: 1610.blogsport.deAblehnung I: Das Alternative Kultur- und Bildungs-

    zentrum (AKuBiZ) aus Pirna hat am 9. November den mit10.000 Euro dotierten Schsischen Demokratiepreisabgelehnt. Alle nominierten Initiativen sollten eine du-biose Anti-Extremismus-Klausel unterzeichnen. DasStatement des AKuBiZ und viele Solidarittserklrungengibts online: ablehnung.blogsport.de

    Ablehnung II: Der antirassistische VereinInternatio-nale Grten Dresden hat am 12. November den Sch-sischen Integrationspreis aus Kritk an der Asylpolitik ab-gelehnt. Mehr dazu: www.gegen-ausgrenzung.de

    Broschre: Die Initiativechronik.LE hat Ende No-

    vember eine neue Leipziger Zustnde-Broschre zuverschiedenen Formen der Diskriminierung verffentlicht.Gibts zum Mitnehmen und unter: www.chronikle.org

    Spaltung: Die neue Ausgabe des AIB berichtetausfhrlich ber das Zerwrfnis von Leipziger NPD undFreien Krften. Zankapfel ist das Nationale Zentrumin Lindenau. Bestellen: www.antifa-infoblatt.de

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    Freilich ist die pauschale Beru ung au die Mei-nungs reiheit eine sehr bliche Verteidigungstak-tik von Neonazis, wenn sie sich alls es berhauptso weit kommt r die Inhalte ihrer Propaganda

    recht ertigen mssen.In mehreren Pldo-yers hat RechtsanwaltArndt Hohnstdterbereits seinen entspre-chenden Standpunktre eriert, die juristi-sche Ver olgung seinerMandanten sei nichtsals staatlicher Anti- aschismus , der sichgegen ihre Meinungs-

    reiheit wende. WasHohnstdter bestimmt wei, aber nicht erwhnt:Seine Mandanten sind in der Regel keine Advokaten

    der Meinungs reiheit, sondern machen Menschenmit abweichenden Meinungen regelmig zum Op-

    er ihrer Anrgi e. Hohnstdter aber schtzt die ternicht nur juristisch, sondern will sie als rger legi-timer Meinungen auch moralisch au werten.

    Einschlgige Statistiken

    Gemeinsam mit Mario Tomas ist Hohnstdter dastreibende Rad bei diesem Versuch. Der eben alls zurKanzlei gehrende orsten Otto ist in diesem Zusam-menhang noch nicht in Erscheinung getreten da r

    sein Kollege Mark Braeske. In diesem Jahr verteidigteer den Front-Records Betreiber Tomas Persdor undNPD-Stadtratskandidaten Helmut Herrmann, beidewegen Volksverhetzung. Der 38-jhrige Mario To-mas hat sich scheinbar spezialisiert au Gewalttteraus dem Spektrum der Leipziger Neonazi-Hooligan-Szene. Viele seiner Mandanten sind Anhnger derBlue Caps LE und weiterer Schlgertrupps aus demUm eld des 1. FC Lokomotive Leipzig(siehe Gamma#186). Darunter waren bisher auch der NPD-Stadt-ratskandidat Andreas Bowale Siegel, AnnemarieKunze, Freundin des Blue Caps LE-Grnder En-rico Bhm, sowie Bhms Handlanger Christian Op-pelt und Benjamin Schlzel. Am medienwirksams-ten war bislang die Verteidigung Robert Ihbes, derin Brandis am Angri au Fans und Spieler des RotenStern Leipzig beteiligt war(siehe Gamma #186).

    Allein im Jahr 2010 sa Mario Tomas immerhin

    zwl Mal au der Verteidigerbank, als gegen Neo-nazis verhandelt wurde nicht nur wegen Volks- verhetzung, sondern auch wegen Bedrohungen,Krperverletzungen und Versten gegen das Ju-gendschutzgesetz.

    Eine hnliche Statistik weist Arndt Hohnstdterau ommy Hart (HC-maggot) emp ahl den beidieser Klientel bewhrten Juristen aus eigener Er-

    ahrung im Tiazi-Forum allen nationalen Ange-klagten im Raum Leipzig. Im Gegensatz zu MarioTomas vertritt Hohnstdter vorrangig bekannteLeipziger Nazikader wie Nils Larisch oder IstvanRepazcki, der wegen eines ber alls au Besucher-Innen des AJZ Bunte Platte in Grnau am 6. Mai2007 angeklagt war. Bereits 2009 verteidigte Hohn-stdter den bekannten Bremer Neonazi Hendrik Ostendor (nicht zu verwechseln mit seinem Bruderund Kategorie C-Snger Hannes Ostendor ) beidem Prozess gegen die Indizierung der Rudol -He-

    Gedenkseite www.46jahre.de. An ang desselbenJahres klagte Hohnstdter zudem im Namen derFraktion des NPD-nahen Vereins Nationales Bnd-nis Dresden gegen den dortigen Stadtrat, um dieZuerkennung des Fraktionsstatus zu erwirken. Da-bei musste Hohnstdter gegen die Einschtzung desLandesamtes r Ver assungsschutz argumentieren,die Mitglieder des Nationalen Bndnis setzten sichaus Mitgliedern rechtsextremer und remden eindli-cher politischer Gruppierungen zusammen.

    Ideologische Nhe

    Die Nhe Hohnstdters zu diesen Gruppierungen er-gibt sich aber nicht nur aus seiner Arbeit er suchtdie Nhe auch selbst. Am 16. Oktober war er bei-spielsweise als Rechtsbeistand bei der Recht au Zukun -Kundgebung vor dem Leipziger Haupt-bahnho persnlich anwesend (siehe Foto S. 1). MitNazi-Organisatoren wie Maik Sche er hat er o en-bar ein gutes Auskommen.

    Das wrde man au den ersten Blick nicht vermu-ten, sitzt der reundlich dreinschauende Hohnstdterdoch im Kuratorium und, genau wie Kollege MarioTomas, im Vorstand des gemeinntzige VereinsKinderlachen Leipzig, der aus der Kanzlei heraus verwaltet wird. Ob in diesem Verein zur Unterst-zung hil sbedr iger Kinder bekannt ist, welcheAu assungen ihre Vorstandsmitglieder zum Nati-onalsozialismus haben, ist unbekannt. Dann wre

    allerdings die nanzielle Unterstzung des Vereinsdurch namha e Unternehmen aus der Region rag-lich.

    Nicht raglich sind die Verstrickungen der Kanz-lei in die Neonaziszene. Die sind nicht nur ber an-waltliches Gesch sinteresse erklrbar sondernmutmalich ber eine Gesinnung, von der manchesagen, dass sie keine Meinung, sondern ein Verbre-chen ist.

    Leipziger Anwlte verteidigen Nationalsozialismus (Fortsetzung von Seite 1)

    Arndt Hohnstdter

    Gestatten:Sebastian Johnny Ristau

    Ein neuer Name zueinem schon lngerbekannten Gesicht:Der 20-jhrigeSebas-tian Ristau aus Gohlisist seit einem Jahr au

    ast allen Naziau -

    mrschen in und umLeipzig zu sehen,nimmt aber auchan allen wichtigenberregionalen Eventsteil etwa an der Mobilisierungswoche rden Antikriegstag in Dortmund. Bereits 2009unter dem Label Autonome Nationalisten Leip-zig mit Straight-Edge-Attitde in Erscheinunggetreten, sieht sich der im Hardcore/Metalcore-Style au tretende Autolackierer ideologisch derNPD nahe.

    Wer versteckt sich da am 16. Oktober (1)unter dem Vordach des Hauptbahnhofes?Die blonde Frau namensAnnette Garn warmit Mgelner Jugendlichen zur Nazikund-gebung nach Leipzig gereist. Bereits am 24.

    April 2010 tat sie sich beim Auswrtsspieldes Roten Stern Leipzig gegen Mgeln als Vorsngerin des Heimblocks hervor (4) undstimmte des U-Bahn-Lied (bis nachAuschwitz ) an. Auch beim RSL-Spiel gegenDahlen am 31. Oktober wurde sie gesehen(3). Jngste Sichtung: Bei der Nazikundge-bung am 6. November in Dbeln (2).

    Gans am Rande

    Mehr Infos zu Leipziger Neonazisgibts im demnchst erhltlichen

    Leipziger BraunBuchDieses Who is who der rtlichenNeonazi-Szene informiert im Wes-tentaschen-Format ber Akteureund Strukturen der Freien Krfte,NPD und Hooligans.Auf 36 Seiten werden Namen, Fo-tos und Hintergrnde informativ

    aufbereitet.Das Braunbuch ist kostenlos undberall erhltlich, wo ihr auch dasGAMMA fndet!

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    anti aschistischer Newsfyer r Leipzig und UmgebungSeiten 2 / 3

    Eine wirklich letzte Chance r Albert Reimann

    Am 7. Mai 2010 wurde der 15-jhrige Florian an einerTankstelle in Geithain von Albert Reimann mit einenTritt au den Brustkorb und einen Schlag ins Gesichtangegrifen und schwer verletzt(siehe GAMMA #187). Weil der ber all durch eine berwachungskameradokumentiert wurde, konnte Reimann aus Elsdor beiLunzenau zehn Tage spter estgenommen werden; erkam in U-Ha in die JVA Zwickau. Solidarittsbekun-dungen der regionalen Naziszene gab es kurze Zeit sp-ter, u.a. bei einem Spontanau marsch in Bad Lausick.

    Am 29. Oktober 2010 kam es vor dem AmtsgerichtChemnitz zur Verhandlung gegen den 19-jhrigenReimann. Die erste Reihe des Gerichtssaals war mitNazis besetzt. Neben dem Geithainer NPD-Stadtrat,Freies-Netz-Kader und Leipziger Jurastudenten Ma-

    nuel Tripp ver olgten Sebastian hme und Andy Krumbiegel die Verhandlung. Der Angeklagte war be-reits sieben Mal verurteilt worden, davon allein n Mal wegen ge hrlicher Kperverletzung. Einsicht?Fehlanzeige: Vor Gericht trug Reimann einen Pullo- ver mit der Au schri Volksgemeinscha . Einer ralle, alle r einen. Denselben Pullover hat er auchwhrend der Tat getragen. Vor Gericht begrndeteer sein Handeln damit, dass er sich vom Betrofenenprovoziert ge hlt habe, weil dieser aus der Tankstelleheraus gewunken habe. Mehrmals entschuldigte sich

    Reimann oskelha beiseinem Op er. Im Ge-richtssaal raunten dieNazis derweil Drohun-gen gegen Florians Mut-ter (Halts Maul).

    Der Staatsanwalt pl-dierte r eine Verurtei-lung wegen ge hrlicherKrperverletzung zueiner Ha stra e von 20Monaten. Der Angeklag-te gehre einer Grup-pierung an, die politisch Andersdenkende verfolgt .Verteidiger Alexander Held pldierte r eine Bewh-rungsstra e. Die U-Ha habe seinen Mandanten zumNachdenken gebracht, er wolle sein Gewalt- und Alko-holproblem angehen und seine Lehre als Maler/Lackie-

    rer beenden. Das Urteil des Richters Grwe: 20 MonateHa au drei Jahre Bewhrung. Zudem muss Reimanneinen Anti-Aggressions-Kurs besuchen, 40 Arbeitsstun-den leisten, Entschdigung zahlen und sich in die Obhut von Suchtberatung und Bewhrungshel er begeben.

    Bejubelt von seinen Kameraden schritt der glimp -lich davongekommene Nazi-Schlger mit breitemGrinsen aus dem Gerichtssaal und wurde u.a. vonManuel Tripp umarmt. Kurze Zeit spter begossenReimann und seine Untersttzer das Prozess-Ende mitBier an einer Chemnitzer Tankstelle.

    Schon eine Woche nach seiner Freilassung be-suchte der Verurteilte eine Nazikundgebung in D-beln. Dort beteiligte er sich an dem Ausbruch vonetwa 50 Nazis aus der Kundgebung, um einen Spon-tanau marsch durchzu hren. Reimann hat derweil

    einen weiteren Gerichtsmarathon vor sich: WegenBeteiligung an einem Brandanschlag au den Probe-raum einer Punkband in Burgstdt im Januar 2009muss er sich neben drei weiteren Neonazis, z.T. ausdem Um eld der verbotenen Kameradscha Sturm34, verantworten.

    ber den Prozess gegen Reimann berichteteauch der MDR. Im Beitrag zu sehen sind dieherzlichen Umarmungen mit Kameraden u.a. Manuel Tripp nach dem Ende der Ver-handlung: http://goo.gl/5ZtLQ

    Aus den Gerichtsslen

    Albert Reimann (l.) am 6. November in Dbeln. Direkt vor ihm: David Starke ausRosswein. Rechts mit Fahne: Frank Hirche aus Dbeln. Foto: Recherche Ost.

    Zu den zahlreichen mehr oder weniger per-sonell unter tterten Neonaziwebseiten imLandkreis Leipzig gesellt sich eine weitere: Ka-meradscha und Loyalitt , abgekrzt K.u.L.,nennt sich die Gruppe, die erstmalig bei einemAu marsch am 20. November 2010 in Erscheinunggetreten ist. Dabei marschierten unter dem MottoKinderschnder sind nicht therapierbar etwa 70Menschen durch die Stadt Borna.

    Hinter K.u.L. stehen eine Handvoll bermo-tivierter Provinz-Boneheads, darunter TorstenSchtz aus Rtha,Dajana Kckert aus Frohburg,ihr Freund Markus Wilms sowie Manuel R-bestahl aus Borna. Schtz muss sich grere Re-sonanz erho haben, denn den Borna-Au marschhatte er r 1500 eilnehmerInnen angemeldet. DiePolizei hatte nach dem Kooperationsgesprch mitimmerhin 750 Menschen gerechnet und war miteinem entsprechenden Au gebot vor Ort. Schtz

    verarbeitete seinen rger, indem er allen Ernstesbehauptete, ein sich au dem Weg nach Borna be-

    ndlicher Bus sei von Punks ber allen wordenund ausgebrannt.

    Dementsprechend lassen sich K.u.L. auchnicht entmutigen und wollen von Stadt zu Stadt

    marschieren , bis sie etwas erreichen . Der nch-te Au marsch soll am 18. Dezember 2010 um 16Uhr am Bahnho der ostthringischen Stadt Al-tenburg beginnen und ihre Organisatoren in dereigenen Szene endgltig lcherlich machen. ImTiazi-Forum berwiegt der enor, dass es wich-tigere Temen gebe, da ohnehin jeder vernn ige Mensch gegen Kinderschnder sei. Manuel ripp(FK-GHA) orderte die peinliche Truppe au , erstmal Nachhil e in der deutschen Sprache zunehmen. In Borna war ripp dennoch vor Ort, zu-sammen mit weiteren Neonazis u.a. aus Geithainund Borna, die das Fronttransparent mitbrachten obwohl das Freie Netz Borna zuvor explizit be-tont hatte, die Demo nicht zu organisieren.

    In der organisierten Neonaziszene scheint dieK.u.L. jeden alls keine Anerkennung zu nden weder im Um eld des jugend- und aktionsorien-tierten NPD/JN-nahen Freien Netzes, noch bei

    NS-Hardlinern. Die 70 eilnehmerInnen des Au -marsches in Borna jeden alls indes nicht nur ausumliegenden Dr ern und Leisnig, sondern lautEigenangaben auch aus Er urt, Weimar, Gera undLeipzig. Mobilisiert hatte zuerst eine Neonazi-Webseite aus Nordhausen.

    Back to the Roots: Kameradscha t und Loyalitt

    KurzmeldungenButtersure: Am Morgen des 4. Dezem-

    ber wurde im Eingangsbereich (Treppen) desConnewitzer Kulturprojekts Zoro Butter-sure verspritzt. Dadurch sollte vermutlichein fr den Abend desselben Tages geplan-tes Konzert verhindert werden. Dieses wur-de von den Diablos einer oft als linksangesehenen Fangruppierung der BSGChemie aus Anlass ihres zehnjhrigen Be-stehens veranstaltet. Der Angriff kam nicht

    berraschend bekannt ist, dass beispiels-weise Tommy Hart, der bereits an einemberfall auf Diablos-Mitglieder beteiligtgewesen ist (siehe Seite 12), Buttersure be-sitzt.(Siehe GAMMA 187)

    Pleite: Ihre Website kam dem Akti-onsbndnis Leipzig (vormals Freies NetzLeipzig) Anfang Dezember abhanden. Siehatten die Rechung nicht beglichen. Dassah dann so aus:

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    Die inter-nationale Achse

    DonauPleieFr einige sterreichische Nazis ist Leipzig zum lukrativen Exil geworden:Nazikader aus dem Nachbarland haben gute Kontakte in die Region geknp t.Und hiesige Nazis untersttzen die Ostmrker mit Rat, Tat und Geld.

    Mehr als 500 Kilometer liegen

    zwischen Leipzig und derGrenze zu sterreich, das deutscheNazis noch immer als Ostmarkheimholen wollen. Das Deutschtumwird bei uns seit 3000 Jahren gep egt ,sagte der Wiener Gott ried Kssel bei einem Vortrag, den er am 6. Juni2009 vor Leipziger Nazis gehalten hat.Kssel muss es wissen: Der 52-Jhrigeist eine zentrale Figur der Naziszenein sterreich. Er p egt nicht nur guteKontakte nach Sachsen einige seiner

    Kameraden nutzen die Region sogarals Exil, um der Stra ver olgung zuentgehen.

    Die steht jetzt wieder an: SechzehnWohnungen sterreichischer Nazis,darunter das Anwesen Kssels, wur-den An ang November durchsucht.Dabei wurden u.a. automatischeSturmgewehre (Kalaschnikows)sichergestellt. Die Polizeiaktion galtden mutmalichen Betreibern derWebsite alpen-donau.in o und eineszugehrigen Forums. Dort wird seit Februar 2009gehetzt: Erst krzlich wurde unter dem itel DasReich kommt wieder eine Aktion in Wien doku-mentiert, bei der ransparente mit der Au schriNein zur Judenrepublik au gehangen worden sind.Hinzu kommen Steckbrie e, die zur Gewalt gegenAnti aschistInnen au ru en. Und Kuriosa wie einKommuniqu, in dem mit Kameraden aus Bhmen/Mhren ( schechien) vereinbart wird, die Bene-Dekrete au zuheben und das Sudetenland wiederzu-grnden.

    Hilfe aus Deutschland

    Das Vorbild dieses Ge asels sind o enbar FreieKr e aus Deutschland, immerhin wird anprominenter Stelle das Freie Netz Mitteldeutsch-land verlinkt. Mehr noch: Um Spuren zu verwischen,wird alpen-donau.in o sogar von Deutschland aus

    betrieben. Einer der Administratoren istJrg Schu-bert , Ex-Kreisvorsitzender der Chemnitzer NPD und

    rherer Administrator des Nationalen Forums.echnischen Support leistetMarcus Gromann (26,

    Sangerhausen), einst zustndig r das Freie NetzSangerhausen und aktiv in Security-Kreisen. Gro-mann war Inhaber des Mitteldeutschen Musikver-sands in Halle/Saale. Fr eile seines Sortimentsmuss sich Gromann derzeit vor dem AmtsgerichtHalle verantworten. Daneben ist er Vorsitzender desNPD-Kreisverbandes Mans eld-Sdharz und arbei-tet r die NPD-Fraktion im schsischen Landtag.

    Die personellen Verstrickungen sind intensiv:

    Beim traditionellen Ulrichsbergtre en einem re- visionistisches Veteranen-Schaulau en, vergleichbarmit Mittenwald tauchten in den vergangenen Jah-ren an der Seite sterreichischer Kameraden wieder-holt Leipziger Nazis au , unter anderemRen Bhm (29, Freies Leipzig). Im September 2009 organisier-

    te die FP eine Ersatzveranstaltung

    r das Ulr ichsbergtre en. Dort istGott ried Kssel, der gelegentlichan Au mrschen in Deutschlandteilnimmt, gemeinsam mit einemanderen Urgestein au getaucht:Riccardo Sturm (siehe GAMMA#186). Als dritter im Bunde geselltesich Hans-Jrg Schimanek jr. zuihnen. Der Sohn eines gleichnami-gen FP-Funktionrs ist ein Weg-ge hrte Kssels und eben alls einbekannter Naziaktivist in ster-

    reich. Sein Rckzugs- und Arbeits-ort heit jedoch Leipzig.Die sterreichische agespresse

    hat bereits ber mgliche Finanz-strme zwischen Pleie und Donauspekuliert, denn neben Kssel giltauch Schimanek als Verantwort-licher r alpen-donau.in o. Derehemalige Zeitsoldat mischte seitsptestens 1990 in Kssels Volks-treuer auerparlamentarischer Op-position (Vapo) mit. Beide haben

    seinerzeit Wehrsportbungen (samt Halsschnitt-raining) organisiert die laut alpen-donau.in o

    bis heute ortgesetzt werden, und zwar in Ungarnund unter Beteiligung deutscher Neonazis.

    Fr ihr politisches reiben saen Schimanek und Kssel ab 1994 im Ge ngnis, beide estigtendort Kontakte zur Hil sgemeinscha r nationalepolitische Ge angene (HNG) jenseits der Grenze.Diese Grenze berschritt Schimanek eben alls 1994,kurz vor seinem Ha antritt. Reiseziel: Leipzig. Hierbekam er einen Job bei derBaubetreuung in Mit-teldeutschland Gmbh (BBM) . Gesch s hrer desImmobilien- und Renovierungs-Unternehmens war

    damals Reinhard Rade (46) ein Innsbrucker undtrainierter Wehrsportler, der Ende der 1980er vonMnchen aus als DDR-Koordinator r die Repub-likaner agierte und sich schlielich in Leipzig nieder-lie auch, weil sterreich ein zeitweiliges Au ent-haltsverbot gegen ihn verhngt hat.

    Gott ried Kssel Jrg Schubert Marcus Gromann

    aus aller welt

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    Aus den Republikanern wurde nichts, dort istRade Mitte der 90er Jahre ausgeschlossen worden.Aber durch billig verschleudertes Volkseigentumwurde Rade ein reicher Mann. Zwar hat er seinenWohnsitz mittlerweile nach Sda rika verlegt, abernoch heute gehren ihm Immobilien in Leipzig. Zu-letzt machte er 2002 entlich von sich reden, alser ausgemusterte Bundeswehrhubschrauber in denNahen Osten und nach A rika verschieben wollte.

    Illustre Geschftspartner

    Noch 1994 sind Rade und sein neuer Ge-sch spartner Schimanek Gesellscha er derCondor Projektentwicklung GmbH geworden,die au Immobilienhandel und Abbrucharbeitenspezialisiert ist. Es war eine nanzielle Absicherung

    r die Zeit nach dem Knast, die r Schimanek

    dank vorzeitiger Entlassung schon 1999 begann.Seinen Job bei der BBM hat er so ort wiederbekom-men, anschlieend wurde er Gesch s hrer derCondor und ist es bis heute.

    Diese Karriere war kein Zu all: Bei der Condorkam auch der NeonaziFranz Aigner unter. Gegenden ehemaligen sterreichischen Gardesoldaten

    wurde in den 1980er Jahren ermittelt weil er unteranderem au Arbeit ein Sturmgewehr geklaut unddaheim eine Kartei ber politische Gegner und Ju-den angelegt hatte. 2001 stellte die BBM zudemNi-colas Peucelle an, einen ranzsischen Neonazi undengen Freund Rades. Beide gingen schon 1993 dembayrischen Zoll mit 1200 Hakenkreuz-Au nhernim Ko erraum ins Netz.

    Den Gesch en hatte das krude reiben nichts an,doch manche Gesch spartner waren vielsagend:Der ehemalige RechtsterroristKarl-Heinz Ho -mann (siehe nchste Seite), der eben alls mit Immo-biliengesch en in Ostdeutschland reich gewordenist, war einer davon. Angeblich soll Ho mann selbst Grnder einer Reihe von Bauunternehmen inTringen und Sachsen als guter Kompagnon inden 90ern einen Porsche aus dem Condor-Fuhr-park erhalten haben, den er noch heute hrt. Die

    Firmenwagen waren seinerzeit mit Nummernschil-dern der Sorte L-AH ausgestattet.

    Dass Schimanek ab 1999 auch intensive Ge-sch skontakte nach Chemnitz au gebaut hat,knnte erklren, warum sich nun ausgerechnet einChemnitzer NPD-Mann r eine sterreichischeNazi-Website engagiert. Und unpolitisch geworden

    ist Schimanek trotz Karriere nicht: Bei dem Kssel-Vortrag in Leipzig nahm er neben seinem langjh-rigen Vertrauten au dem Podium Platz, re erierteber die sterreichische Gesinnungsjustiz undden angeblichen Mord am 2008 verstorbenen FP-Vorsitzenden Jrg Haider. hnliche Tesen kolpor-tiert er im Neonazi-Forum Tiazi.

    In Deutschland ist Schimanek damit bisher nichtangeeckt. Ob er r seine Mitwirkung an alpen-do-nau.in o zur Verantwortung gezogen werden kann,mssen die in sterreich noch lau enden Ermittlun-gen zeigen. Besagte Bau rmen in Leipzig wrdensich dann als serise Fassade des so umtriebigen wieunau lligen Schimanek anbieten. Condor undBBM existieren nmlich noch. Allerdings hrendie Gesch sadressen in der Virchowstrae und amCoppiplatz zu Brie sten in Wohnhusern.

    Zum Nachlesen:

    Im Jahr 2003 erschien von Andrea Rpke undBerny Vogl der ArtikelRechte Glcksritterin Ostdeutschland. Au den Spuren derrechten Au bauhel er-Ost. Siehe Anti a-In-

    oblatt (AIB) Nummer 60 (Herbst 2003) bzw.http://goo.gl/q9NSr

    Fotos am Rande der FP-Ulrichsberg-Kundgebung 2009: Mit Protektorenhandschuhen taucht Riccardo Sturm au . Er begleitete Hans-Jrg Schimanek (mitLatzhose) und Gott ried Kssel (unten rechts). Ein Hingucker ist Sturms Basecap mit der Au schri tWhite Boy-Club 106 Leipzig. Die Beschri tung ist eineAnspielung au die Standarte bzw. Sturmbann 106 Leipzig eineSA-Einheit, die spter als SA-Brigade 35 Leipzig mageblich an Angri en au Op-positionelle und an der Ver olgung von Jdinnen und Juden beteiligt war. In sterreich belie Sturm es bei einem ttlichen Angri au einen Journalisten

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    Leipzig ist nicht rot , erklrten Neonazis des Ak-tionsbndnis Leipzig vollmundig vor ihrem Au -marsch-Versuch am 16. Oktober. Leipzig ist einedeutsche Stadt. Doch die entlichkeitswirksamkeitder Freien Kr e in der Messestadt ist in den ver-gangenen Monaten an einem ie punkt angelangt.Vorbei die age, an denen Worch Leipzig zur Front-stadt erklrte, die um jeden Preis gehalten werden

    msse. Das Vorhaben, wenigstens am 16. Oktober um jeden Preis zu marschieren : gescheitert. Nebensporadischen Versammlungen in der Odermann-strae 8, wie jngst eine Feier zu ihrem zweijhrigenBestehen, passiert in Leipzig gerade: nichts.

    Ganz anders sieht es im Umland aus. Im Ok-tober rie en Neonazis des Freien Netzes zueinem Aktionsmonat au . Mit dabei: nationaleSozialisten aus Geithain, Kohren-Sahlis, Borna und Frohburg . Ihr Motto: Unsere Heimat stirbt . ZurAu aktkundgebung am2. Oktober erschienen inKohren-Sahlis zwar nur 35 Personen. Aber der rech-te Aktionismus ist ungebrochen. Als Anspielung au den Volkstod haben Nazi-Aktivisten in der Nacht vom 5. zum 6. Oktober den Bad Lausicker Bahn-ho s- unnel mit blutroter Farbe vollgeschmiert. DasFreie Netz Borna-Geithain erklrte zeitgleich, die Widerstandsbewegung im Leipziger Land wolle diemomentane demogra sche Katastrophe in anschauli-cher Weise in die fentlichkeit zu tragen.

    Einige age spter verbreitete das Freie Netzber witter den hmischen Hinweis, dass die Poli-zei noch keine Spuren zur Bahnho s-Aktion habe.

    Aktionsmonat:Erfolge, die keine waren

    Zu den Er olgen ihres Aktionsmonats rechnenNeonazis auch eine Kundgebung mit 50 eil-nehmern am 9. Oktober in Geithain , auerdem diebeiden Spontanau mrsche am16. Oktober in Bornaund Geithain . Diese htten erheblich besseren Br-

    gerkontakt und Auenwirkung ermglicht als her-kmmliche Demonstrationen auch wenn sich dieNazis hierin uneins sind. Genau eine Woche spter,am 23. Oktober , gab es inBorna jeden alls wiedereine herkmmliche Kundgebung mit 50 eilneh-mern. Am 30. Oktober zog der Wanderzirkus nachFrohburg . Motto: Der Weg aus dem System in dieZukun . Bei der Kundgebung schauten zukun s-weisende 40 Nazis vorbei.

    Unter ihnen auch das Freie Frohburg. Jene Ka-meradscha , die im Internet auch als NationaleSozialisten Frohburg rmiert, war Ende 2009 zumersten Mal au getaucht und steht dem Vernehmennach dem Freien Netz nahe, wird von ihm auchals Bndnispartner anerkannt. Auerdem leistetder Leipziger NeonaziJan Hntzschel tatkr igeAufauhil e. Hntzschel war im Um eld der Kund-gebung auch an einem Angri au Gegendemonst-rantInnen beteiligt.

    Nchster Streich im Kleinstadt-Aktivismus warein r den6. November angemeldeter Au marschin Dbeln unter dem Motto Steht au gegen diebermacht der Demokraten, der sogleich verbotenworden ist. Die Mobilisierung wurde nicht abgebro-chen, stattdessen olgende ageslosung ausgegeben:

    Seid Kreativ und denkt an Leipzig! atschlicherschienen bei der Standkundgebung am DbelnerBahnho 110, nach Eigenangaben 140 Kameraden.Die aber hatten wenig Spa: Nach dem 16. Oktoberin Leipzig sei Dbeln eine zweite Chance, eine wei-tere Bewhrung gewesen. Doch die Kundgebung sei

    schockierend schlecht gewesen, wurde nachher ineinem Nazi orum geraunt. Die Veranstaltung wurdeauerdem schon nach einer Stunde wieder beendet: Insgesamt war der Tag ein Fehlschlag und das gilt essich auch mal ehrlich einzugestehen.

    Nicht ganz er olglos war allerdings ein Aus-bruchsversuch in Dbeln, um wenigstens ein paarMeter zu gewinnen. Daran beteiligte sich auchAl-bert Reimann aus Lunzenau , der nur wenige agezuvor mit einer glimp ichen zweijhrigen Bewh-rungsstra e au reien Fu gekommen war. Zudemantworteten die Nazis au das Verbot ihres Au mar-sches erneut mit Spontanmrschen, und zwar inLeisnig mit 80 (Eigenangabe: 120),Delitzsch mit 50und in Mittweida mit ebenso vielen eilnehmern.

    Aber als Er olg werteten die Organisatorenauch diesen Coup nicht. Stattdessen protzten sie imInternet mit einem eindrucksvollen Marsch durchLeipzig-Leisnig einen Ort, den es schon aus geo-

    gra schen Grnden nicht gibt. In einem Nazi orumwurde passend von einer Phantomdemo gespro-chen. Vor Beginn er anden sie auerdem einen wei-teren Spontanau marsch inColditz mit angeblich 80

    eilnehmern. Ziel war o enbar, Polizei und Anti a-schist_innen in die Irre zu hren, denn in Colditz

    Neonazis konzentrieren sich wieder au das Leipziger Umlandund taumeln zwischen Versteckspiel und Wehrsport : Sie redenvon einer Heimat , die stirbt, bauen nationale Zentren , diekeine sind, und huldigen einem Naziterroristen , der dierechte Szene anheizt. GAMMA berichtet aus der Angstzone.

    Die Fluchtaufs platte Land

    Bahnho s-Aktion des Freien Netzes in Bad Lau-sick: Der Bahnho stunnel wurde blutrot beschmiert,in der Mitte die Silhouette eines Toten au gemalt o enbar ein Hinweis au den berchtigten Volks-tod.

    spezial

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    gab es an diesem ag keinen Au marsch. Diese Insze-nierung war noch nicht adenscheinig genug: Selbstzwei Indymedia-Beitrge, die sich schockiert berdie rechten Er olge an diesem ag zeigten, wareno enbar von Nazis ver asst worden.

    Nationale Schulungszentren:Mehr Schein als Sein

    Wie immer man die rechten Aktionswochenin der Provinz einschtzen mag, einige Din-ge machen sie deutlich: Organisationskapazitten,Au marschstrategien und Mobilisierungspotential man beachte die auerordentlich geringen eil-nehmerzahlen stoen auch dort au ihre Grenzen,wo es kaum oder keine anti aschistische Gegenwehrgibt. Da r zeigen die Aktionswochen aber auchinhaltliche Spannungen au , etwa die zwischenFreien Kr en und NPD. Denn die Partei lie sich

    bei den Kundgebungen, die allesamt vom BornaerNPD-Mitglied und Freies-Netz-KaderTony Keil (siehe GAMMA #186)angemeldet wurden, berhauptnicht blicken.

    Die NPD und ihre Kader holen nur die Eisen ausdem Feuer. So geschehen bei der nchsten Gelegen-

    heit: Der Heldengedenkmarsch inWurzen zumVolkstrauertag am14. November . Wenigstens dieserAu marsch sollte pro essionell wirken und wurdedaher vom LeipzigerTommy Naumann in seinerFunktion des Che s des JN-Landesverbandes ange-bemeldet. Versammlungsleiter warMathias Knig aus Wurzen , Fhrer der JN-Gruppe im Muldental.Unter dieser pro essionellen Regie tanzten tatsch-lich knapp 200 Neonazis an.

    Die Rolle der NPD, etwa des KreisverbandesNordsachsen, bei der Mobilisierung nach Wurzenerklrt sich auch damit, dass der Verband eine One-Man-Show des VorsitzendenMaik Schefer (FotoS. 1)aus Delitzsch ist. Sche er ist zudem An hrerdes Freien Netzes. Als Multi unktionr kann er mitseinen Polit-Labels beliebig hantieren.

    Und das nutzt Sche er auch aus. Beispielsweisegab er schon am25. September die Er nung ei-nes nationalen Schulungszentrums der NPD in

    Delitzsch bekannt. Laut Sche ers Angaben werdedas Projekt durch den NPD-LandtagsabgeordnetenJrgen Gansel nanziell untersttzt. Viel investierthat Gansel scheinbar nicht, denn das betre ende Ob- jekt ist eine stark bau llige Bruchbude. Diese liegtauch nicht in der Stadt Delitzsch, sondern einem

    dr ichen Ortsteil. Dennoch lie Sche er die rechte

    Weltnetz-Gemeinde wissen, dass das organisato-rische Netz der nationalen Jugendarbeit nun nochengmaschiger werde. Nordsachsen wird damit zueiner Muster- und Modellregion, die den politischenWiderstand gegen die Volksverrter von unten nachoben wachsen lt.

    Sche er ist ein Mann der aten und er neteEnde Oktober gleich das nchste nationale Schu-lungszentrum, und zwar inEilenburg . Dort seienzur Einweihung 120 begeisterte Kameraden erschie-den. In Wirklichkeit war es die Hl e. In Wirklich-keit ist dieses nationale Schulungszentrum zudem

    nur eine Pacht-Gaststtte in einer Gartensparte.Noch ausstehend ist nun die Er nung eines drittennationalen Schulungszentrums inOschatz . Dabeiwird es sich nach GAMMA-Recherchen um einenschon lnger bekannten und von NPD und FreienKr en gleichermaen genutzten re punkt an ei-nem Steinbruch handeln.

    Nachwuchs:Kameraden aus Kohren-Sahlis

    Kein Fake sind dagegen die interessanten Um-triebe der bislang kaum in Erscheinung getrete-

    nen Freien Kr e Kohrener Land. Deren Mitglieder-zahl kann man zwar noch an zwei Hnden abzhlen,trotzdem wurden sieMitte Oktober ins Freie Netzau genommen. Grund: Die Kameraden ausKohren-Sahlis haben einen in Nazikreisen uerst promi-nenten Frsprecher. Der heitKarl-Heinz MickeyHo mann (73), besitzt in Kohren-Sahlis das Ritter-gut Sahlis und ist ein verurteiler Rechtsterrorist.Von 1973 bis zu ihrem Verbot 1980 hrte Ho manndie berchtigte Wehrsportgruppe Ho mann (WSG)an und bildete dort in Freikorps-Manier mehrere sp-tere Mrder und Bombenattentter aus.

    Darber dur e der Che , wie Ho mann ge-meinhin gekost wird, am11. September bei einerVeranstaltung des Freien Netzes im Gastho Zoll-witz inHausdor (bei Colditz) re erieren ( Der Che spricht ). Der Freies-Netz-Aktivist und GeithainerNPD-Stadtrat Manuel Tripp , der an der Univer-

    Innen hui, auen eine Kleingarten-Pachtgaststtte: das nationale Zentrum in Eilenburg. Zur Erffnung

    Ende November kamen 60 Kameraden (Eigenangabe: 120) und hrten einen Vortrag ber Geschlech-

    terpolitik im Zeichen des Volkstods.

    Tony Keil Mathias Knig Kai Rzehaczek

    Nordsachsenwird Muster-

    und Modell-region gegendie Volks-verrter

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    sitt Leipzig noch immer Jura studiert, hatte da rper Handy die Anreise von knapp 100 Kameradenkoordiniert. Das kassierte Eintrittsgeld oss anHo manns Rittergut, das er als Vorsitzender einergemeinntzigen, subventions-geeigneten Sti ung verwaltet. Ein vergleichsweise marginaler Zuschusszu den staatlichen Frdergeldern, die Ho mann rdie Sanierung des Rittergutes bereits erhalten hat.

    Beim Vortrag pries Ho mann eine disziplinierte

    militrische Organisations orm worin ihm die imFreien Netz versammelten militanten Neonazisnicht widersprechen werden. Nur Gerede? In derNacht darau wurden inJena vier Neonazis vorlu g

    estgenommen und das dortige Braune Haus vonder Polizei durchsucht. Die Festgenommenen siesind mittlerweile wieder au reiem Fu waren zumHo mann-Vortrag ge ahren. Dringender atver-dacht: Erwerb vom Sprengsto und Anschlagspla-nungen au eine Linke-Politikerin. O enbar hattendie Verha eten au dem Heimweg von Hausdor perMobilele on ber Sprengsto gesprochen. Die ele o-ne wurden live abgehrt.

    Der Vortrag hat Staub au gewirbelt, er soll dem-nchst auch au DVD im Nordsachsen-Versand desEilenburger NPD-Stadtrates und Sche er-Ge olgs-manns Kai Rzehaczek erhltlich sein. Au einerNazi-Website wurde jedoch vorsorglich verkndet,Ho mann werde nicht mehr politisch aktiv werden, da er sich zum teil vom NS distanziert und Weltan-schaulich au einigen Ebenen nicht unserer Gesinnung entspricht. Es sei ein Wunder das es berhaupt nochmal zu diesem Vortrag kam.

    Der Che :

    Ein unpolitischer Nazimrder

    Aber ein Wunder war es so wenig, wie Ho -manns Distanzierung glaubwrdig ist. DerChe hatte nach der Wende Immobilien in Ost-deutschland au gekau und soll dadurch ein Milli-

    onenvermgen erwor-ben haben. Als er 2004das Rittergut Sahlissamt Herrenhaus undStallungen kau e, er-klrte Ho mann ge-genber der LeipzigerVolkszeitung (LVZ): Ich bettige mich seit

    langem nicht mehr politisch und werdedas auch in der Tp er-stadt oder der Regionnicht tun.

    rotzdem gab es am24. September einen auer-gewhnlichen Arbeitseinsatz au dem Rittergut,ber den au der Website der Freie Kr e Kohre-ner Land olgendermaen berichtet wurde: DieLeistung wurde von n idealistischen, national ge-sinnten jungen Mnnern aus der nheren Umgebung reiwillig und unentgeltlich erbracht. Vorangegangenwar ein Vortrag, bei dem ein entsprechender Appell an die vornehmlich aus jungen national eingestellten Mnnern zusammengesetzte Zuhrerscha gerichtet worden war. Die Sahliser Kameraden htten beimPutzen des Ho mannschen Rittergutes einen eh-renha en Dienst an den Interessen der nationalenSolidargemeinscha vollbracht.

    Diese Zeilen hat wohlgemerkt Ho mann selbst ver-asst. Man mag sich die mgliche Gegenleistung r

    die jungen Kameraden vorstellen, wenn man bedenkt,dass Nazis ausBorna , die vor drei Jahren Hausmeisterund Strei endienst r die mittlerweile geschlosseneGedchtnissttte gespielt hatten, sich dort im Gegen-

    zug regelmig tre en dur en.Ho mann ist zudem ein Kaliber, das selbst eini-

    gen Nazis nicht geheuer ist: Seine Wehrsportgruppebernahm an nglich Ordner- und Saalschutz-Au -gaben r die NPD wie heute das Freie Netz. Der1937 geborene Kriegsdienstverweigerer zog sich da r

    vor allem in Bayern eine kleine Privatarmee inklusiveFallschirmjger-Abteilung heran. Zu Hchstzeitensoll die WSG etwa 440 Mitglieder (allesamt mit mili-trischen Rngen versehen) und zahlreiche Orts- undNachahmer-Gruppen im damaligen Bundesgebiet be-sessen haben. Bei einer Durchsuchung au Ho mansAnwesen nach dem Verbot 1980 wurden 18 Lastwagen-ladungen Kriegsgert sichergestellt, darunter schar eWa en und Munition, Granaten und zwei Kilogramm

    N . Wegen seines anhaltenden Faibles r Sprengsto wurde zuletztAn ang Oktober ein Haus Ho mannsnahe Erlangen durchsucht, zeitgleich weitere Wohnun-gen von Neonazis in Tringen und Sachsen.

    Auch das Rittergut Sahlis und der Gastho Zoll-witz in Hausdor wurden bei der Polizeiaktion durch-kmmt. Und das spricht gegen die Behauptung, dassHo mann polit-abstinent lebt. Au seiner eigenenWebsite betont er zwar, dass von ihm keiner mehr re-alpolitische Einmischung zu be rchten habe. Aber dashat er schon immer behauptet und bemht sich daher

    um ein Verschweigen der von ihm begangenen oderangesti eten Fememorde und eine Verniedlichungder WSG. Diese habe in seiner Erinnerung eine reinsportliche, militrisch ausgerichtete Struktur besessen,sei aber prinzipiell gesetzestreu und natrlich! unpolitisch gewesen.

    Karl-Heinz Ho mann in seiner aktiven Zeit (besonderes Kennzeichen:Zwirbelbart) und heute. Der Mann ist gealtert, aber nicht gelutert.

    Die Idylle trgt: Das Rittergut Sahlis hier in einer lteren Au nahme zu sehen gehrt Karl-Heinz Ho mann. Fr die Sanierung und Instandhaltung des Anwe-sens kassierte der verurteile Naziterrorist bereits staatliche Frdermittel.

    Die Flucht aufs platte Land (Fortsetzung von Seite 7)

    Das Ziel:

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    Kein Wehrsport:Nur gewhnliche Gewalt

    Mit dem Versuch, die WSG allen Ernstes alsP ad nder-Gruppe mit Vorliebe r gegen-seitige Ertchtigung auszugeben, war es Ho mannschon 1980 gelungen, sich mit seinem letzten DutzendGe olgleute zur PLO in den Libanon abzusetzen, woer dann einen abtrnnigen Kameraden wegen De-sertionsverdachts zu ode ge oltert hat. Ge ragt,welche Ziele er eigentlich ver olge, sagte Ho mann

    im selben Jahr in einem Spiegel-Interview: Ich binnicht bereit, darber viel zu re erieren. Wenn ich estte, setzte ich mich der Ge ahr einer Stra ver olgung aus. Ein paar Stze spter rutschte ihm dann dochsein Ziel heraus:Machtergrei ung.

    1981 wurde Ho man verha et, 1984 zu neunein-halb Jahren Ha verurteilt, doch schon 1989 kam erwegen guter Fhrung und gnstiger Sozialpro-gnose wieder rei. Dem Spiegel sagte er damals zuseinen kn igen Vorhaben: Ich knnte es mir auchnicht mehr leisten, etwa eine neue Organisation []zu grnden. Das ent llt ja schon deswegen vollkom-men, weil man so ort behaupten oder unterstellenwrde, da eine Ersatzorganisation r die verboteneWehrsportgruppe ins Leben geru en wird. A l l e i naus diesem Grunde wrde ich dies nicht tun.

    So argumentiert Ho mann noch heute. Au seinerWebsite grenzt er sich in beinahe jedem ext von Neo-nazis ab obwohl er hinsichtlich des NS ausdrcklich die r die damalige Zeit beachtliche Sozialrevolutionund enorme Wirtscha skra als ortschrittlich an-erkennt. Auch vom Oktober est-Attentat, bei dem1980 dreizehn Menschen durch einen WSG-Anwrtergettet wurden, distanziert sich Ho mann weil errckblickend die Ttung mehrerer Volksgenossen

    r berzogen hlt. Und wie steht er zu den FreienKr en? Sie sind ihm wiederum nicht radikal genug: Alles was ich bisher in Schri und Vortrag der FreienKr e der Erwhnung wert and, ist deckungsgleich mit den Parolen der CDU.

    Auch wenn Ho mann seit Jahren der Vorwur

    anlastet, selbst r Nachrichtendienste ttig gewesenzu sein, wird er von Sachsens Neonazis r die atenge eiert, die er leugnet oder als harmlos verstandenwissen will. Er strickt damit am eigenen Mythos. Undhiesigen Nazis kommt er zupass, wenn sie wie bei derJN seit Jahren blich zu ihren Lager ahrten in denWald au ru en.Mitte November brach das Freie NetzBorna/Geithain zum Herbstlager in den Tmm-litzwald (zwischen Grimma/Leisnig/Colditz) au teilweise in Bundeswehr-Kamp anzgen. Resmeeder Veranstalter: Es wird die Zeit kommen, in der das

    Erlernte notwendig und hil reich sein wird. Kurz zuvor hatte auch das Freie Netz Zwickau(Nationale Sozialisten Zwickau) r den10. Okto-ber zu einem Gelndespiel eingeladen. Es handelt sich hierbei natrlich nicht um eine Wehrsport-Veran-staltung , wurde auch auch dieser Einladung vorsorg-lich hinzuge gt. Ob diese Beteuerung so glaubwr-dig wie Maik Sche er ist, wissen wir nicht. Aber dassBrandanschlge bereits zum Repertoire schsischerNeonazis gehren(siehe GAMMA #188), ist sicher.

    Stichwort ReenactmentNicht mit Wehrsport zu verwechseln, aberhnlich kritisch zu bewerten sind so genannteReenactment-Gruppen, die (militr-) historischeSzenen inklusive Lagerleben in Uni ormenvon Wehrmacht und SS nachspielen. SolcheKostm-Gruppen gibt es im ganzen Bundes-gebiet. Sie sind meist in Vereinen organisiert,wie auch das Panzergrenadierregiment 192e.V. aus Markkleeberg (s. Foto rechts). DessenMitglieder tre en sich zu Gelndespielenund Biwaks und posieren dabei nicht nur mitKriegsgert (bis hin zu Schtzenpanzerwagen),sondern auch mit den Insignien und Symbolikendes Nationalsozialismus.

    Mit einer historisch adquaten Darstellung hat

    das nichts zu tun: Im Mittelpunkt steht die Ro-mantisierung des Wirkens deutscher Soldaten,nicht die Au arbeitung der von ihnen began-genen Verbrechen. Solchen Vorwr en und derGe ahr, letztlich doch Wehrsport zu betreiben,begegnen Reenactment-Fans meist mit derBehauptung, ihr Hobby sei unpolitisch. Dasbehaupten Wehrsportler bisweilen auch.

    die nationaleMachtergreifungZum Nachlesen:

    ber Neonazis im Leipziger Umland berich-tete das GAMMAauch in den vergangenenbeiden Ausgaben Ausgaben (188, 187).Online:http://gamma.redirectme.net

    Zur jngsten Serie von Brandanschlgenin Sachsen gibt die Herbst-Ausgabe derLeipziger Zustnde News des Projektschronik.LE einen kompakten berblick.Mehr dazu: www.chronikle.org

    Zu Tendenzen des Rechtsterrorismus inDeutschland emp ehlen wir das BuchBrauneKameradscha ten. Die neuen Netzwerkeder militanten Neonazis von Andrea Rpkeund Andreas Speit. Erschienen 2004 imCh. Links Verlag, Berlin.

    Zur Wehrsportgruppe Ho mann bietetdas Webportal HaGalileine lesenswerteZusammen assung:www.hagalil.com/archiv/2006/01/hofmann.htm

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    Der Versenkung naheEntsteht eine neue Partei zwischen CDU und NPD? Seit Sarrazin und dank salon higemIslam-Hass bewegt diese Frage die Medien. Das ist unverstndlich denn es gibt bereits einekleine Armada rechter Splitterparteien, die in nationalistischen Wssern nach WhlerInnenfschen. Doch in Sachsen stehen diese Parteien ast smtlich vor dem Zusammenbruch.

    Lebenszeichen sind selten. Zu einer Brgerver-sammlung unter dem Motto Sachsen lebt hat-te beispielsweise die wenig bekannte FreiheitlichePartei Deutschlands (FPD) mit ihrem noch nie in Er-scheinung getreteten Stadtverband Leipzig am 30.September in die Gaststtte Schwarzes Ross in Lie-

    bertwolkwitz eingeladen. Au einem Flyer wurden un-ter anderem ein Vortrag ber die Parteiendiktatur ein antidemokratischer Kampfegri angekndigt.Zur eilnahme au geru en hat die Schsische demo-kratische Opposition ein in ormelles Bndnis, andem sich neben FPD auch die Deutsche Soziale Union(DSU), die Schsische Volkspartei (SVP), das Bnd-nis Arbeit, Familie, Vaterland (BAFV) und die Hu-manwirtscha spartei beteiligen.

    Aus diesem Bunde bringt es in Sachsen nur die DSUau eine dreistellige Mitgliederzahl. Ignorieren sollteman sie deswegen nicht. Denn besagte Parteien haben

    sich unlngst einem Bndnis r Freiheit und De-mokratie (BFD) angeschlossen, das Ende Novembereinen Landesverband in Sachsen gegrndet hat. DasBFD ungiert als Sammlungsbewegung analog zuden westdeutschen Pro-Parteien, nach Vorbild vonNeugrndungen wie Die Freiheit von Ren Stadtke-witz (Ex-CDU-Mitglied und Angehriger des BerlinerAbgeordnetenhauses) oder Partei-Fusions-Initiativenwie Gesamtrechts.

    Das Programm des BFD, der als Verein registriertist, lautet schlicht: Unser Ziel ist es, [] die Grundlage r eine neue Partei zu schafen , da r diezahlrei-chen Kleinparteien im reiheitlich-konservativen und patriotischen Lager zusammenzu hren und schlie-lich eine reiheitlich-konservative Partei au zubauen,um damit die Zersplitterung und Uneinigkeit zu be-enden. Und was steckt dahinter? Ein Kommentatorau der Website Gesamtrechts (jetzt DeutschlandEcho) meinte: Dieses Bndniss hat aktive Mitglieder die antivlkisch und auch welche die antisemitisch/is-raelkrisch eingestellt sind, dass ist eine extrem schlechteKombination. [] Also NPD ohne Ethno-Nationalisis-mus.

    Und da r sprechen die bescheidenen Aktionen desBndnisses etwa eine gemeinsame Kranzniederle-

    gung r die deutschen Bombenop er am 13. Feb-ruar 2010 au dem Dresdner Heide riedho . Mit dabeiwaren Vertreter von BAFV, DSU, FPD und SVP. berihre ideologischen Schnittmengen ist damit schon vielgesagt. Aber es wird noch viel il lustrer:

    Am 19. November gab es eine zweite Brgerver-

    s ammlungdes BFD in Leip-zig, diesmal im HotelMerseburger Ho (Lindenau). Einge-laden hatte diesmal die DSU. Bei der Veranstaltungre erierte der betagte Alexander von Waldow (87) ausEckern rde unter dem sperrigen itel Weg zum Frie-den: Ho nungsland zwischen Deutschland und PolenZentropa. Inhaltlich ging es um die annektiertendeutschen Ostgebiete und um Entschdigungs-Forderungen so genannter Vertriebener, die derUnternehmer Waldow in der revanchistischen Preu-ischen reuhand vertr itt.

    Auch die Kooperationsverbnde der Vortragsver-anstaltung sind vielsagend. Dazu gehrten WaldowsEigentmerbund Ost, der Zentralrat der vertriebe-nen Deutschen, eine rechte Abspaltung des Bundesder Vertriebenen, auerdem der Verein Heimatver-drngtes Landvolk sowie der Grundeigentmer-bund der Vertriebenen. Eine interessante Mixtur und ein genauerer Blick au die Mitglieds-Parteien desBndnis r Freiheit und Demokratie macht klar,woher der Wind weht:

    Bndnis Arbeit, Familie, Vaterland (BAFV)

    Das BAFV ist identisch mit der Liste Henry Nitzsche,die das ehemalige CDU-Mitglied 2008 gegrndet hat.Zuvor war der Oberlausitzer, der von 2002 bis 2009 im

    Bundestag sa, aus derCDU ausgetreten. Nitzsche

    (51) war insbesondere in die Kritik geraten, weil er behauptete, Deutschland werde vonMultikultischwuchteln in Berlin regiert.

    Nitzsches 10-Punkte-Parteiprogramm ist hnlichmarkig. Au die soziale Frage gibt es eine nationaleAntwort: Nur durch einen gesunden Nationalstolzund ein erneuertes Gemeinscha sge hl sind beste-hende moralische, konomische und gesellscha licheProbleme zu lsen. Unter dem Punkt Heimatschutzheit es: Wir ordern die Durchsetzung des Rechtsau Sicherheit der Brger durch verstrkten Schutzinnerhalb Deutschlands und an seinen Grenzen, auch vor kriminellen Auslndern. Punkt Arbeit: Ar-beitenlassen muss sich lohnen. Punkt Demokratie:Brechung der Parteienherrscha .

    Allesamt Inhalte, r die sich Martin Hohmann wegen seiner antisemitischen Rede am 3. Oktober2003 war er aus der CDU ausgeschlossen worden alsEhrenmitglied gewinnen lie.

    Das BAFV ist seit den Kreistagswahlen 2008 alsFraktion im Bautzner Kreistag vertreten, seit 2009 auch

    in einigen Gemeinderten. Einer von acht BAFV-Re-gionalverbnden wurde im Dezember 2008 in Leipziggegrndet. Der hiesige Vorsitzende heit Kai KarstenGrtelmeier (43), war vormals Pressesprecher undSchri hrer des Republikaner-Landesverbandes. 2009ist er r die DSU zur Kommunalwahl angetreten.

    dossier

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    Schsische Volkspartei (SVP)

    Seit 2006 gibt es die SVP, gegrndet wurde sie vomaktuellen Parteivorsitzenden Mirko Schmidt (44) ausMeien. Schmidt war zunchst 2004 ber die Landes-liste der NPD in den Landtag gekommen, hat Parteiund Fraktion aber schon im Jahr darau verlassenund war noch bis 2009 raktionsloser Landtagsab-geordneter. Als Grund r den NPD-Austritt nannteSchmidt deren o enes Bekenntnis zum Nationalso-zialismus. Das vermeidet Schmidts SVP aber nichtdie NPD-typische Rhetorik: So wirbt die Partei ne-ben absurden Forderungen wie Schuluni ormen miteinem Zuwanderunsstopp r Asylanten und mehrSicherheit im Grenzgebiet.

    Das sagte der DSU zu, zur vergangenen Landtags-wahl gab es daher gemeinsam mit Republikanern undSVP eine gemeinsame und beraus er olglose Wahl-liste. Der Bndnis-Versuch bis hin zu dem Plan,SVP und DSU zu verschmelzen war besonders r

    letztere olgenreich (siehe unten). Und in der SVP tutsich seitdem nicht mehr: Seit Monaten ist angeblichein Regionalverband Nordsachsen in Grndung. Indiesem Gebiet gibt es seit 2008 lediglich den von einerEinzelperson betriebenen Kreisverband aucha.

    Freiheitliche Partei (FP Deutschlands)

    Auch die FPD ist ein Phantom: Ihre Bundesge-sch sstelle in Hoyerswerda ist eine Post ach-Adresse, die Landesverbnde Sachsen und Sachsen-Anhalt existieren nur au dem Papier, respektive im

    Internet. In die Medien kam die FPD 2006 damalshatten sich Jrgen Schn (62) aus Leipzig und KlausBaier (50) aus Annaberg-Buchholz der Partei ange-schlossen. Ebenso wie Mirko Schmidt waren auchdiese damaligen Landtagsabgeordneten nach weni-gen Monaten aus der NPD ausgetreten gegen Baierstanden u.a. Ver assungsschutz-Vorwr e im Raum.Das Intermezzo der beiden NPD-Dissidenten bei denFreiheitlichen dauerte aber eben alls nur wenigeMonate. Ge allen hat ihnen aber sicher das Parteipro-gramm: Im Stil der Reichsbrger-Bewegung wirddort eine Ver assung r Deutschland anstelle desGrundgesetzes ge ordert.

    Das letzte Mal uerte sich die FPD im Jahr 2008 entlich. Damals wurde zu wchentlichen Kundge-bungen in Leipzig gegen die Regierungskoalition unddie Verhandlungen um den Lissaboner EU-Vertragau geru en. Die beworbenen Kundgebungen haben jedoch nie stattge unden, der Stadtverband Leipziggeht au das Engagement einer Einzelperson zurck.Klaus Baier ist mitt lerweile bei der DSU untergekom-men, Jrgen Schn wieder parteilos.

    Humanwirtscha tspartei (HWP)

    Eben alls zur schsischen demokratischen Oppositi-on gehrt der seit 2005 bestehende schsische HWP-Landesverband. Kernstck ihres Programms ist dieFamilie als Keimzelle der Nation: Als Grundbau-stein, ja man knnte sagen als Muster r die gesamteGesellscha betrachten wir die Familie. Was in der Familie ber Jahrtausende im Kleinen unktioniert hat, kann in der Gesellscha im Groen nicht alschsein. Unntig zu sagen, dass ber Jahrtausende imKleinen vor allem die Unterdrckung von Frauenund die Zchtigung von Kindern unktioniert hat.

    Mittlerweile hat die Partei nach EigenangabenVerbnde so genannte Sttzpunkte in Leipzig,Leipziger Land und Nordsachsen. Die HWP-Mit-glieder sind allesamt Anhnger der so genanntenFreiwirtscha slehre des 1930 gestorbenen Sozialdar-winisten, Geldre ormers und Zinskritikers SilvioGesell. Heutige Vertreter seiner Teorien werden re-

    gelmig des Antisemitismus beschuldigt.

    Deutsche Soziale Union (DSU)

    Die bekannteste Kra im Bndnis r Freiheit undDemokratie ist die DSU. Doch deren schsischerLandesverband ist seit der letzten Vorstandssitzungam 18. September in Leipzig stark angeschlagen: Beidieser Sitzung trat Karl-Heinz Obser (62) das ein-zige populre Mitglied als Landesvorstand zurck.Obser sa r die DSU von 1999 bis 2009 im LeipzigerStadtrat, gehrte auerdem zur CDU-Rats raktion

    und machte sie damit eine Zeit lang zur strkstenKra im Stadparlament.Davon abgesehen ist die DSU, die sich stark au

    ihre 89er- raditionen beru , personell immer strkerausgednnt. In ihren Reihen ist zwar auch der Anti-kommunist und Burschenscha s-Freund Bernd-R-diger Kern, Jura-Pro essor an der Universitt Leipzig,aktiv. An der politischen Bedeutungslosigkleit derDSU ndert das nichts.

    Obser ist o enbar in olge einer Diskussion um denZusammenschluss mit der SVP (s.o.) von seinem Amtzurckgetreten. Das gemeinsame Wahlbndnis warer olglos, zudem bestanden innerparteilich Zwei elan Strke und Ver assungstreue der Partnerpartei.Obsers Nach olger als Landesvorsitzender ist seinbisheriger Stellvertreter, obias Keller (46) aus Leip-zig. Die Parteistrukturen sollen bei einem Parteitagim Frhjahr 2011 konsolidiert werden.

    Und in diesem Prozess spielt Obser nach wie voreine entscheidende Rolle. Schon im Oktober 2006 rie Obser Sachsens Freiheitliche Szene, zu denen da-mals auch noch die Republikaner gehrten, zu ei-ner gemeinsamen Wahlinitiative Bndnis r Sach-sen au . Ziel: Der NPD ein paar Stimmen abnehmen.Das Bndnis r Sachsen rmierte als Allianz

    Demokratischer Parteien und Organisationen undist ein Vorlu er des heutigen Bndnis r Freiheitund Demokratie. Und die Allianz verzeichnete da-mals kleine Er olge: Im November 2006 traten JrgenKrumpholz, ehemaliger Che der Grlitzer NPD, undeinige Ge olgsleute zur DSU ber. Zur Allianz stieen

    insgesamt 15 Kleinstparteien, dann trat die DSU aus das Projekt war ihr zu links geworden.

    Bei der Allianz verblieben ist brigens die FPD.Deren Leipziger Mitglied Ral Steinho betreut nochimmer eine zugehrige Website.

    Doch die Bestrebungen, Potential im Rechtsauen-Spektrum abzuschp en, sind auch bei der DSU nichtabgebrochen: Mitte August 2010 besuchte Man redRouhs (45) von pro Kln die Leipziger DSU und tra hier mit ihren Kreistagsmitgliedern Mirko Ztzsche(41, Rechtsanwalt) und Karl-Heinz Obser zusammen.Rouhs wollte bei dem re en r eine Mitarbeit beiPro Deutschland werben. In Chemnitz wurde dieRepublikaner-Rats raktion bereits kurz vor der Kom-munalwahl in pro Chemnitz.DSU umbenannt.Das Chemnitzer Ratsmitglied Martin Kohlmann(33; er war bei den Republikanern und ist nun proChemnitz-Vorsitzender) wohnte dem Leipzig-Mee-ting ebenso bei wie der Radebeuler Detlev Spangen-berg (BAFV). Pro Deutschland bezeichnete den

    Gessprchskreis als Fhrungsgremium konserva-tiver Kr e aus Ost- und Mitteldeutschland.

    Einziger Beschluss des Fhrungsgremiums:Eine unter DSU- und Pro-Label au gezogene Pro-test-Postkarten-Aktion gegen den EU-Beitritt der

    rkei. Die Postkarten sollen nach Eigenangaben inLeipzig verteilt worden sein.

    Die Republikaner

    Mangels Aktiv itt nicht zum BFD gehren die hu gtotgesagten REPs. Deren letzte Au erstehung ging

    im Februar 2007 grndlich schie : Die Grndungeines neuen Kreisverbandes Leipzig(siehe GAMMA#176). Der ist mittlerweile tot, entliche Au rit-te wie seinerzeit die Grndungsveranstaltung inder Kneipe K er gibt es nicht, die Website ist verwaist, der Landesverband sendet keine Mittelun-gen mehr aus und die Jugendorganisation Repub-likanische Jugend hat in Sachsen er reuliche nullMitglieder gewonnen.

    Eine schlechte Bilanz, wegen der H WK-Studentoral Grau (24), der bisherige Landesvorsitzende,

    am 17. November seinen Rcktritt von allen mternund den umgehenden Austritt aus der Partei be-kannt gab. Au seiner Website schrieb er:In Sachsensind die Republikaner damit weder mit Abgeordne-ten noch mit unktionierenden Verbandsstrukturen prsent. Der stellvertretende BundesvorsitzendeTomas Vlker (32) aus Oelsnitz (Vogtland) hat nundie kommissarische Leitung des Landesverbandesbernommen. Im Frhjahr 2011 steht regulr einLandesparteitag an. Womglich wird der Landes- verband aber noch vorher von der Parteileitungau gelst. Das wre das Anstndigste, was man alsRepublikaner tun kann. Bild links:Antikommunistische Wende-Parolen

    sind beliebte Wahlwerbung der DSU. Aber auchandere Motive zhlen dazu: Fr Schlagzeilensorgten 2009 Plakate in Grlitz mit der Au schri tSicherheit statt Polenkult. In Leipzig wurdedereinst Fr nationale Solidaritt geworben.Apropos: Karl-Heinz Obser ist Mitglied im Johan-niskirchturm e.V. dem Verein, der das Vermgendes Neonazi-Kulturverein Leipzig-West im Falleseiner Aufsung erhlt(siehe GAMMA #187) .

    Nachtrag: Kurz vor Redaktionsschluss, am 27.11.,lud die DSU-Oberlausitz zu einergemeinsamenVeranstaltung konservativer Krfte Sachsens mitBAFV, SVP und FPD nach Bautzen ein. Au derEinladung war vermerkt:Wir wollen die patri-otischen Krfte in Sachsen bndeln und bei denLandtagswahlen 2014 als eine gemeinsame, kon-servativ-patriotische Partei antreten.

  • 8/8/2019 gamma #189

    12/12

    gamma 189

    Im Jahr 1999 grndete sich die Hooligan-Gruppie-rung Des Fuballs Metastasen Chemie Leipzig,damals noch als Verbund von Oi-Skins und nicht-rechten Jugendlichen, die sich gerne prgeln wollten.Ihre erste Fahne wurde vor dem 99er Derby im Con-ne Island gemalt. Heute, mehr als zehn Jahre spter,ist aus dieser An angszeit nichts geblieben: Nur dreider zehn Grndungsmitglieder sind noch aktiv undstatt der unpolitischen Attitde prgt diese Gruppeein Nazi-Li estyle samt Tor-Steinar-Out t.

    Ihren Ru , politisch neutral zu sein, konntendie mittlerweile etwa 20 Metastasen nicht halten:Beim Regionalligaspiel des FC Sachsen gegen denFC St. Pauli im Mai 2004 lie en die Metastasen ge-schlossen mit -Shirt-Au drucken Wir Leutzscher wir sind arisch, teutonisch und barbarisch au . DerSpruch bezog sich au den Heimatstadtteil des FCSachsen Leipzig und war eine Idee des 32-jhrigenJens Ende Endmann. Der Nazi mit Ku-Klux-Klan-Rckentattoo verschweigt seine politische Meinung

    nicht und geht gern mit Old School Racist 18--Shirt zum Fuball. Dort hielten sich die Metasta-

    sen zwar au l lig zurck, stieen dadurch aber auchau Akzeptanz, durfen etwa bei der Bewirtung desAl red-Kunze-Sportparks und der dazugehrigenGaststtte Sachsenstube aushel en. Metastasen-Mitglieder arbeiteten in Faninitiativen mit und leitenbis heute die Abteilung Volkssport des FC Sachsen.

    Vor lle mit Metastasen-Beteiligung werden vonder Gruppe dargestellt als Einzelaktionen, die nixmit unserer Gruppe zu tun haben! Die Metastasensind unpolitisch! Dass sie und ihre Freunde das nie

    waren, zeigt ein Artikel ber den 34-jhrigen Meta-stasen-Mitgrnder Ste an Tmmi Tmmler ausder LVZ von 1998. Damals war er mit einem Street-work- eam r eine Spendenaktion nach Rumnienge ahren. Als er wiederkam, berichtete er von den

    dummen Kommentaren seiner Fuball-Kumpels.

    Man habe ihn Vaterlandsverrter genannt auchnoch, als wir schon wieder aus Rumnien zurck wa-ren , erklrte Tmmler in der LVZ.

    Seit dem Weggang der Diablos Leutzsch zur BSGChemie Leipzig im Jahr 2008 zerbrach der Schein desAntirassismus beim FC Sachsen vollends. Die Metas-tasen bernahmen eine Fhrungsposition in der Fan-szene und wurden wieder au der Strae aktiv,etwa am 13. Februar in Dresden (wie obias MeniMennicke oder Christian eschner). Bei einer Spon-tankundgebung vor der Odermannstrae 8 gegeneine Kundgebung des Ladenschlussbndnis 2008

    tauchte Stephan Hasi Reimann au . Und 2009 ha-ben die Metastasen zusammen mit Nazis wie ommy HC Maggot Hart, Stephan Nowo Nowotny oderAndr Riedl in Lausen und Miltitz Mitglieder derDiablos angegri en.

    Auerdem kamen sie mit einer erneuten -Shirt-

    Aktion zu Ruhm: Mit weien Hemden reisten dieMetastasen im November 2009 zum Oberligaspiel nachZwickau. Au dem Rcken stand Edi-Eht geschrie-ben eine verschselte Variante des Nazi-Zahlencodes88. Nachdem die ag.doc dies entich dokumentierthatte, gab es zwar Kritik im Kreise des FC Sachsen. Ge-ndert hat dies an den antisemitischen und homophob-ben Sprchen der Metastasen nichts, im Gegenteil:Das Aufreten einiger ihrer Jungmitglieder entsprichtdem der autonomen Nationalisten. rotzdem spielendie Metastasen keine groe Rolle in der Leipziger Na-ziszene. Sie sind dennoch eine Vereinigung zwar nicht

    immer politisch aktiver, aber prinzipiell gewaltttigerNazis. Dies zeigt eine Reihe von bergri en in den ver-gangenen Jahren, bei denen die Metastasen gemein-sam mit Hooligans des 1. FC Lokomotive Leipzig undanderen braunen Gestalten au ge allen sind.

    Redaktionelles (Stand: 06.12.2010) E-Mail: [email protected] WWW: http://gamma.noblogs.org

    Ihr knnt euch das GAMMA auf Wunsch beiErscheinen einer neuen Ausgabe zumailenlassen Schreibt uns einfach eine E Mail

    Mehr zu Nazi-Aktivitten: Leipzig: www.chronikle.org Dresden: venceremos.sytes.net/artdd.html RDL: aardl.blogsport.de/investigat ives Dessau: www.infothek-dessau.de Berlin & bundesweit: www.apabiz.de Mnchen: www aida archiv de

    Nordbayern: www.art-nb.de Recherche Nord: www.recherche-nord.com Recherche Ost: www.recherche-ost.com Antifa-Infoblatt (AIB): www.antifainfoblatt.de Der Rechte Rand: www.der-rechte-rand.de Lotta (NRW): projekte free de/lotta/

    Vor zehn Jahren:129-Ermittlungen in Leipzig

    Seit April 2000 hrte die Leipziger Staatsanwaltschaein Ermittlungsver ahren gegen Anti aschistInnen.Vorgewor en wurde den Betrofenen ein Versto ge-gen den berchtigten Paragraph 129 Bildung einerkriminellen Vereinigung. Die Ermittlungen dauertenein Jahr und wurden erst im Mai 2001 kurz vor derEinstellung mangels hinreichenden Tatverdachts derfentlichkeit und den Betrofenen bekannt. In derZwischenzeit war es in Leipzig zu einer Serie von Haus-durchsuchungen und Zwangsentnahmen von Blut- undSpeichelproben gekommen. Anti as in Leipzig reagier-

    ten au die Kriminalisierungsversuche mit Spontanak-tionen und einer Antirepressionsdemo ( System Check:unser Staat ist in Ordnung! ) im Oktober 2001. Schonim August 2000 berichtete das GAMMA ber eineGruppe namens Anti as gegen Repression (AgR), dieau diesem Wege mitteilen lie:

    Sollte der richterliche Beschlu au recht erhalten werden,wrden die Betro enen nicht mehr au zufnden sein. Dies be-tr e auch alle weiteren eventuellen Flle, in denen zwangswei-se DNAErhebungen versucht wrden. Die Repressionorganemten damit rechnen, da die so Ver olgten abtauchen.

    Obwohl alle Vorwr e haltlos waren, wurde zur sel-ben Zeit die Soko MAG (Militante Autonome Ge-walttter) als Gegenstck zur Soko Rex gegrndet.

    Weiterer Nazi-Brandanschlag,diesmal in Limbach-Ober rohna

    Die Serie rechter Brandstiftungen in Sachsen,ber die wir in der vergangenen GAMMA-Ausga-be berichtet haben, reit nicht ab: In der Nachtzum 13. November brannten die Rume eines

    Vereins in Limbach-Oberfrohna. Vorausgegangenwar ein gewaltttiger Angriff rtlicher Neonazisauf acht Jugendliche. Anschlieend sammeltensich weitere Nazis vor einem Jugendtreff. DieseGruppe zog dann durch die Stadt, kurze Zeit sp-ter bracht Feuer im Vereinsdomizil aus. Die Poli-zei hat mehrere Tatverdchtige ermittelt.

    Der betro ene Verein bittet um Spenden:

    Soziale & Polit. BildungsvereinigungLimbach-OberfrohnaKontonummer: 351 401 65 09Bankleitzahl: 870 500 00Sparkasse Chemnitz Infos ber Neonazis nimmt die Antifa-Recherchegruppe entgegen:[email protected]

    letzte worte

    Des Fuballs Metastasen:arisch, teutonisch, barbarisch

    Metastasen-Mitglieder bei einem Spiel des FC Sachsen gegen FSV Zwickau. Mit TS-Jacke (l.) Frank Seemann,mit Mega on Stephan Reimann, davor Christian Teschner. Vor ihm in Wei: Elke Pinger, darber Tino Finger.