Gasschutz Und Luftschutz 1933 Nr.9 September

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  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1933 Nr.9 September

    1/28

    a

    hu

    Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten

    Schriftleitung: Dr. Rudolf Hanslian und Prsident a. D. Heinrich Paetsch. Herausgeber: Dr. A. Schrimpff

    Mit Untersttzung

    von

    von Altrock,

    Generalleutnant

    a. D

    .,

    Berlin; Bleidorn,

    General der Artillerie a.

    D., Berlin; Dr.

    Brandenburg,

    Min.

    Dir.

    im Reichsverkehrsministerium; Dr.

    jur. Bruns, Univ.-Prof., Berlin ;

    von Cochenhausen,

    Generalleutnant

    a. D.,

    Berlin ;

    Delvendahl, Oberpostrat im Reichspostministerium; Dr

    .

    Drger, Lbeck; von Dring, Reichsstand

    d.

    Deut

    schen

    Industrie;

    Dr. Ebeling,

    Reichsbahndirektor

    bei der

    Hauptverwaltung

    der

    Deutschen

    Reichsbahngesellschaft;

    Dr. Flury, Univ.-Prof.,

    Wrzburg;

    Dr.

    Forstmann, Leiter

    der

    HauptsteIle

    fr das

    Grubenrettungswesen,

    Essen; Dr.

    Frank, Bayerischer

    Staats

    minister der Justiz und Reichsjustizkommissar,

    Mnchen;

    Gottheiner, Min.-Dir. im

    Reichsministerium

    des

    Innern; Grokreutz

    ,

    Oberregierungsrat

    im

    Reichsluftfahrtministerium;

    Dr.

    h.

    c. von

    Haeften,

    Prsident

    des Reichsarchivs;

    Hampe,

    Stellv.

    Reichsleiter u. Leiter

    des

    Gasschutzes der Teno,

    Berlin ; Heines, Poli

    zc

    iprsiden

    t in Breslau ; Heinrichs,

    Ob .-

    Reg.-Rat im

    Reichspatentamt;

    Dr. Knipfer,

    Ministerialra

    t im Reichs

    luftfahrt

    ministerium;

    Dr

    .

    Kottenberg, Geschftsfhrer

    des

    Rheinischen Gemeindetages;

    Dr.

    Kremer, Ministerialrat

    im

    Preu.

    Ministerium

    fr

    Handel

    und

    Gewerbe;

    Linnebach,

    Oberregierungsrat

    im

    Reichsarchiv; Lummitzsch, Vorstand

    der Technischen

    Nothilfe;

    Dr. Muntseh,

    Oberstabsarzt,

    Berlin;

    Dr

    .

    Nernst, Geheimrat,

    Univ.-Prof., Berlin;

    Neubrand,

    Direktor,

    Luftschutzreferent

    der

    Stadt

    Berlin ; Dr.

    Quasebart,

    Prof., Berlin ; Ronde,

    Ministerialrat

    im

    Reichswirtschaftsministerium

    ; Rumpf,

    Brandoberingenieur,

    Knigsberg (Pr.); Dr .

    Rth,

    Prof. an der

    Tech

    nischen

    Hochschule Dresden;

    Sachsenberg,

    Direktor,

    Dessau ; von Seeckt,

    Generaloberst

    a. D.; Sperr, Bayer. Min.

    Direktor

    und Bevollmchtigter zum Reichsrat;

    Dr.

    Tbben, Bergrat,

    Prof. an d.

    Technischen Hochschule

    Berlin;

    Wagner, Ad o

    lf,

    Bayerischer Staatsminister

    des

    Innern; Wagner, Ministerialrat

    im

    Reichsministerium

    des

    Innern;

    Weineck, Genera

    l

    stabsarzt

    a.

    D.,

    Deutsches Rotes

    Kreuz, Berlin;

    Winnacker, Oberberghauptmann

    , Berlin;

    Dr

    .

    Wirth,

    Prof. an der Technischen Hochschule Berlin;

    Woltersdorf,

    Prof. an

    der

    Technischen Hochschule Breslau;

    Dr. Zernik, \Vrzburg.

    NR.9

    BERLIN,

    IM SEPTEMBER

    1933

    3.

    JAHRGANG

    as

    Inhalfsverzeidmis

    dieses

    Heftes

    befinde sich

    auf

    s.

    243.

    Versuch

    einer

    ystematik des baulichen

    risanzschutzes

    Dipl.-Ing. H

    ans

    S c h

    0

    b

    e rg

    e r

    I Berlin

    Nachstehend soll das Problem des r i s a n z ~

    schutzes unabhngig von anderen Fragen

    des

    b a u ~

    lich

    en

    Luftschutzes,

    wie

    etwa

    dem Schutzraum

    oder den konstruktiven Manahmen gegen r a n d ~

    und

    Gasbomben , behandelt werden.

    Die

    getrennte

    Behandlung

    erscheint

    insofern

    berechtigt,

    als sie

    die einzige Mglichkeit bietet, um

    eine

    g r u n d s t z ~

    liche Untersuchung durchzufhren.

    Nach den

    grundlegenden

    Arbeiten

    von

    Jus t r 0 w

    i

    und P er e

    S2),

    die mit zu dem w i c h

    tigsten

    gehren,

    was bis heute auf -dem Gebiete

    des

    baulichen

    Luftschutzes

    geschrieben worden ist,

    lassen sich die Wirkungen

    von

    Sprengbomben

    bereits gengend genau

    erkennen,

    um

    prinzipielle

    Schlufol gerungen fr

    -die Schutzmanahm

    en

    aus zu ziehen.

    Der Versuch

    einer

    Systematik

    ergab,

    da

    es

    sich in

    folgendem

    vor allem um den Schutz

    von

    Neuba

    ut

    en handelt.

    In

    einer derartigen Systematik

    darf aber der Schutz gegen die Auftreffwucht

    nicht von vornherein als unmglich abgelehnt

    werden.

    Es darf auch nicht gleich bei

    Beginn

    der

    Untersuchung festgelegt werden, ob

    von

    Brisanv

    bomben

    getroffene

    Huser

    wieder

    verwendet

    w e r ~

    den

    oder neu aufgebaut werden sollen. Die einzige

    Frage, die

    wir

    uns vorlegen, lautet: Wie kann

    durch

    bauliche

    Vorkehrung'en der durch den

    wurf

    von

    Sprengbomben

    hervorgerufene

    Schaden

    klein gehalten werden?

    Die fnf Systeme

    des Schutzes gegen

    r i s a n z ~

    bomben bei Hochbauten.

    J

    r.

    1.

    A b ha

    t

    e n.

    Das

    Eindringen der Bombe in das Innere

    des

    Gebudes

    wird durch

    ein starkes Schutzdaoh v r ~

    hindert (RomanP), Laviano (metallene Netze)3).

    Da das Abhalten schwerster Bomben durch

    ein Schutzdach wirtschaftlich untragbare K o n ~

    struktionen erfordern wrde,

    beschrnkt

    sich

    eine

    Reihe von Vorschlgen darauf, nur bis zu einer

    gewissen

    Gewichtsgrenze der Bomben Schutz zu

    bieten

    (Wei4),

    Schroeter

    5

    )

    u.

    a.).

    Vor t ei l e: 1. Absoluter Schutz des ga

    nzen

    Hauses gegen Bomben bis zu einem bestimmten

    Gewicht.

    J Zeit schrift fur das gesamte Schie- und Sprengstoffwesen ,

    April, Mai, Juni 1927. ,

    2

    ,Gasschut z

    und

    Luftschutz',

    Helt 11

    1932, Heft 6 1933.

    3 Vauthier, Le

    dang

    er aerien e l l'avenir

    du

    pays ,

    Paris

    1930.

    4 M.i lit

    r- W

    ochenblatt Nr. 27, 1930.

    c. Gasschutz und

    Luftschutz ,

    Heft 6, 1933.

  • 7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1933 Nr.9 September

    2/28

    2.

    L u f t s t o ~

    und Splitterschutz

    mglich.

    N ach t

    ei l e:

    1

    Begrenzter

    Schutz.

    2. Bei

    Volltreffer schwerster Bomben schlechter

    als ein

    Gebude ohne

    Schutzdach, da

    S e k u n d r ~

    schaden.

    3. Teuer.

    4. Daher

    nur in

    Einzelfllen

    anwendbar.

    5. Hohes

    Eigengewicht,

    daher erschwerter E r d ~

    stoschutz.

    N

    r.

    2.

    A b b

    r em

    sen.

    Die Bombe wird

    whrend

    des Falles

    durch

    mehrere

    Decken

    abgebremst

    (Vauthier

    3

    , Rth )).

    (Schutzdcher ber dem

    Treppenhaus als

    S c h u t z ~

    raum.)

    Vor te

    i I e : 1 Absoluter Schutz

    der

    unteren

    Geschosse

    gegen

    Bomben

    bis zu einem

    bestimm

    1

    ten

    Gewicht.

    2. Billiger als N r. 1

    3. L u f t s t o ~

    und Splitterschutz

    mglich.

    Na c h t

    ei l

    e : 1 bis 5 wie bei Nr. 1

    6. Nur die unteren

    Geschosse

    bleiben geschtzt.

    N r. 3. S c hu t z w an d.

    Auf den

    Schutz

    gegen

    Volltreffer wird v e r ~

    zichtet;

    gegen L u f t s t o

    S p l i t t e r ~

    und E r d s t o ~

    wirkung benachbart

    detonierender Bomben wird

    Schutz

    geboten. (Brisanzschutzvorschlag

    der m e i ~

    sten Luftschutztec

    hniker

    fr

    bestehende

    Bauten.)

    Vor

    t

    ei l

    e : 1 L u f t s t o ~ Splitter- und E r d s t o ~

    schutz

    gegen

    benachbart detonierende Bomben

    bis zu

    einem bestimmten Gewicht.

    2. Billiger als Nr. 1

    und 2.

    N a c h t

    ei l e:

    1. Kein Schutz gegen

    V o l l ~

    treffer.

    2.

    Beschrnkter

    Schutz

    gegen

    L u f t s t o ~ S p l i t t e r ~

    und Erdstowirkung.

    3.

    Teurer

    als

    Nr.

    4.

    N r. 4.

    Sie he r

    h e i t s v e n t i I

    Dem rtlichen

    Druck

    der Detonationsgase der

    innerhalb

    des

    Gebudes detonierenden Bomben

    lei

    stet

    die

    Ausfachung

    eines

    Skelettbaues keinen

    Wrlderstand, so

    da der tragende

    Teil, das Skelett,

    nicht zerstrt wird (Siedler

    7

    , MllerS), Herzka

    9

    .

    Vor t

    ei l e:

    1

    Gleicher

    Schutz gegen alle

    Kaliber.

    2.

    Nicht teurer

    als Normalbauweisen.

    3. Daher allgemein anwendbar.

    4. Erdstoschutz mglioh.

    N ach t

    ei l

    e : 1 Auch kleine Bomben drcken

    die

    Ausfachung heraus.

    2.

    Benachbart detonierende Bomben zerstren

    die

    Ausfachung.

    3.

    Daher

    L u f t s t o ~ und Splitterschutz nicht

    mglich.

    N r.

    5. Ko m b in

    a t

    i on

    von

    N r. 1

    und

    N r.

    4.

    Leichte Bomben hlt ein

    Schutzdach

    ab,

    schwere

    Bomben

    schlagen durch und wirken gegen eine

    unter Nr. 4

    beschriebene

    Skelettkonstruktion.

    (Wettbewerb der Reichsbank Juli 1933,

    L u f t ~

    schutzvorschlag

    von

    Mebes

    und Emmerich.) D a ~

    durch wird der

    Nachteil

    1 von

    Nr

    . 4 vermieden;

    es fallen aber

    auch

    zwei Vorteile weg:

    Die

    K o n ~

    struktion ist teurer

    als eine

    Normalausfhrung

    und

    somit nicht

    mehr allgemein

    anwendbar.

    6

    Rth ,

    Pro . Dr

    .-Ing .,

    "Bautechnische

    Fragen",

    Vorlrag

    im

    Luft

    schutzseminar der TH. Dresden .m 20

    .

    1.

    1933.

    7 Siedler,

    Pro . l n ~ . E. J.

    "Modern

    es

    Bauwesen und

    Luft

    schutz",

    Privatdruck

    des De

    ut s

    chen

    Luftschutzverband

    es

    e.

    V.. Berlin,

    ohne

    Jahr.

    8

    Mller, Dipl.-Ing.

    0.

    "Daa

    Bauwesen

    un t er

    dem Einflu ve rn

    derter

    Kri

    eg

    stechnik" in ..Deubs che

    Bauzeilung",

    Berlin

    1929.

    Kon

    . t r u k t i o n s b e i l a ~ e .

    9 "Gasschut z

    und

    Luftschutz", Helt

    2, 1933.

    2 8

    Kritik dieser

    fnf Systeme.

    Zu Nr. 1:

    Der

    Vorschlag

    des A b haI te n s

    von

    Bomben

    bis zu

    einer

    bestimmten G e w i c h t s

    grenze sttzt sich darauf, da

    Bomben

    schwers ten

    Kalibers

    voraussichtlich

    nur gegen wichtige

    S o n ~

    derziele Einsatz

    finden

    werden. Wegen der

    hohen

    Kosten der Schutzdachkonstruktion kann diese

    nur bei Gebuden besonderer

    Bedeutung a n g e w e n ~

    det

    werden.

    Derartige Gebude sind

    aber

    Spezial

    ziele

    und werden

    deshalb womglich den

    Einsatz

    von Spezialbomben

    lohnen. Da der Fachmann aus

    den Dimensionen der Sttzen im

    Erdgescho

    ln glich genau auf die Abmessungen des S c h u t z

    daches

    schlieen

    kann, wird voraussichtlich

    die

    Strke

    dieses

    Schutzdaches

    dem Angreifer in allen

    wichtigen Fllen

    bekannt

    sein.

    Gegen

    jede Schutz

    decke, die im

    Hochbau

    konstruktiv mglich ist,

    lass

    en

    sich

    Spezialbomben konstruieren,

    die sie

    durchschlagen.

    Die Schutzdecke hat

    eine

    wesentliche

    Erhhung

    des Eigengewichtes des

    Gebudes zur

    Folge.

    Das

    hohe Eigengewicht der

    Konstruktion

    ist fr den

    Widerstand

    gegen

    Luftstowirkung

    gut,

    bedingt

    aber nicht, wie vielfach angenommen wird, eine

    erhhte Standfestigkeit

    gegen

    Erdste.

    Die

    sch

    digende Horizontalkraft ist im

    Gegenteil

    dem

    Eigengewicht

    direkt proportional.

    Nach

    den z u ~

    sammenfassenden Auswertungen der a u e r f a h

    rung

    in

    Erdbebengebieten .

    von

    Freeman

    10

    , die

    zum Vergleich mit der Wirkung des Erdstoes

    herangezogen

    werden mssen, betrgt die

    tretende Horizontalkraft 7-15 Prozent des E i g e n

    gewichtes des Gebudes

    je

    nach der zulssigen

    Beanspruchung

    des

    Baugrundes

    . Die

    Kraft

    des

    Erdstoes

    wirkt

    nicht gegen die Flche des

    Hauses

    wie der Wind, sondern gegen seine

    Masse

    .

    Der Widerstand

    gegen

    den Erdsto verlangt

    eine

    steife,

    aber

    leichte Konstruktion

    . Das sehr gn.

    stige Verhalten der Eisenbetonbauten

    bei

    Erd

    beben beruht auf anderen Ursachen als auf

    dem

    verhltnismig

    hheren Eigengewicht. Fr die

    Konstruktion der

    Decke

    des

    Schutzraumes,

    die im

    stande sein

    mu,

    die

    eingestrzten

    Bautrmmer zu

    tragen, ist

    ein hohes

    Eigengewicht und damit auch

    ein

    Schutzdach

    von

    Nachteil.

    Zu

    Nr.

    2: Der

    Vorschlag

    des

    Ab

    b

    r em sen

    s

    kann nur

    bei

    Hochhusern Anwendung

    finden, da

    nur

    dann die

    Teilung

    des Schutzdaches

    in

    ein

    zelne

    Schutzdecken

    mglich ist. Die Wirtschaft

    lichkeit

    des

    Hochhauses wurde verschiedentlich

    nachgewiesen

    12

    ) 1 3

    . Auch Corbusier hat versucht,

    die Wirtschaftlichkeit seines von Vauthier fr den

    Luftschutz herangezogenen "Plan Voisin" zu be

    weisen

    14

    ) . Alle diese Berechnungen

    beziehen

    sich

    aber auf die Auflockerung des teuren

    Bodens

    der

    City,

    wo das

    Hochhaus

    auch

    tatschlich die ein