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Patmos. Friedrich Hölderlin Druckfassung Nah ist Und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch. Spätere Fassung Voll Güt ist; keiner aber fasset Allein Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch. Im Finstern wohnen Die Adler und furchtlos gehn Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg Auf leichtgebaueten Brücken. Drum, da gehäuft sind rings Die Gipfel der Zeit, und die Liebsten Nah wohnen, ermattend auf Getrenntesten Bergen, So gib unschuldig Wasser, O Fittige gib uns, treuesten Sinns Hinüberzugehn und wiederzukehren. Mar Português. Fernando Pessoa Ó mar salgado, quanto do teu sal são lágrimas de Portugal! Por te cruzarmos, quantas mães choraram, Quantos filhos em vão rezaram! Quantas noivas ficaram por casar Para que fosses nosso, ó mar! Valeu a pena? Tudo vale a pena Se a alma não é pequena.

Gedichte - Fernando Pessoa, Heine, Hölderlin

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Gedichte von Fernando Pessoa, Friedrich Hölderlin und Heinrich Heine. Gedichte von Fernando Pessoa, Friedrich Hölderlin und Heinrich Heine. Gedichte von Fernando Pessoa, Friedrich Hölderlin und Heinrich Heine. Gedichte von Fernando Pessoa, Friedrich Hölderlin und Heinrich Heine

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Patmos. Friedrich HlderlinDruckfassung

Nah ist

Und schwer zu fassen der Gott.

Wo aber Gefahr ist, wchst

Das Rettende auch.

Sptere Fassung

Voll Gt ist; keiner aber fasset

Allein Gott.

Wo aber Gefahr ist, wchst

Das Rettende auch.

Im Finstern wohnenDie Adler und furchtlos gehnDie Shne der Alpen ber den Abgrund wegAuf leichtgebaueten Brcken.Drum, da gehuft sind ringsDie Gipfel der Zeit, und die LiebstenNah wohnen, ermattend aufGetrenntesten Bergen,So gib unschuldig Wasser,O Fittige gib uns, treuesten SinnsHinberzugehn und wiederzukehren.Mar Portugus. Fernando Pessoa mar salgado, quanto do teu salso lgrimas de Portugal!Por te cruzarmos, quantas mes choraram,

Quantos filhos em vo rezaram!

Quantas noivas ficaram por casar

Para que fosses nosso, mar!Valeu a pena? Tudo vale a pena

Se a alma no pequena.

Quem quer passar alm do Bojador

Tem de passar alm da dor.

Deus ao mar o perigo e o abismo deu,

Mas nele que espelhou o cu.Portugiesisches Meer. Fernando Pessoabersetzung von Georg Rudolf Lind.

O salzige Flut, wieviel von deinem Salz

sind Trnen Portugals!

Dich zu befahren, weinten Mtter,

klang Kinderbeten klagebitter;

wie viele Brautgemcher blieben leer,

auf dass du unser seist, o Meer!

Lohnt' es die Mh'? Die Mh' ist nie verloren,

wenn nur die Seele gro geboren.

Willst du Kap Bojador bezwingen,

musst du den Schmerz erst niederringen.

Gott schlo das Meer mit Abgrundsiegelnund lie es doch den ganzen Himmel spiegeln.

A une passante. Charles Baudelaire.La rue assourdissante autour de moi hurlait.Longue, mince, en grand deuil, douleur majestueuse,Une femme passa, d'une main fastueuseSoulevant, balanant le feston et l'ourlet;Agile et noble, avec sa jambe de statue.Moi, je buvais, crisp comme un extravagant,Dans son oeil, ciel livide o germe l'ouragan,La douceur qui fascine et le plaisir qui tue.Un clair... puis la nuit! - Fugitive beautDont le regard m'a fait soudainement renatre,Ne te verrai-je plus que dans l'ternit?Ailleurs, bien loin d'ici! trop tard! jamais peut-tre!Car j'ignore o tu fuis, tu ne sais o je vais, toi que j'eusse aime, toi qui le savais!An eine, die vorberging. C. BaudelaireDer Straenlrm betubend zumir drang.In groer Trauer, schlank, von Schmerz gestrafft,Schritt eine Frau vorbei, diemit der Hand gerafft,Den Saum des Kleides hob, der glockig schwang.

Anmutig, wie gemeielt war das Bein.Und ich, erstarrt, wie auermich gebracht,Vom Himmel ihrer Augen, wo ein Sturm erwacht,Sog Se, die betrt, und Lust, die ttet, ein.

Ein Blitz dann Nacht! - Du Schne,mir verloren,Durch deren Blick ich jhlings neu geboren,Werd ich in Ewigkeit dich erst wiedersehn?

Woanders, weit von hier! zu spt! solls nie geschehn?Dein Ziel istmir und dir dasmeine unbekannt.Dich htte ich geliebt, und du hast es geahnt!

Vorber. Charles BaudelaireEin Lrm war um mich, der sich durch die Strae schob,als eine Hochgewachsene an mir vorberschritt,die, Haltung wahrend, tief an einer Trauer littund mit der Hand den rauschend vollen Rocksaum hob.

Wie eine Statue hat sie Bein vor Bein gesetzt;Ich aber mute wild verzckt aus ihren Augendie Sonne eines schwerverhangnen Himmels saugen:die Se, die verlockt; die Lust die mich zersetzt.

Ein Blitz, - dann ging die Schnheit in das Dunkel hin,aus deren Blick ich grade neu geboren bin.Soll ich dich in der Ewigkeit erst wiedersehen?

Im Irgendwo? Im Irgendwann? Vielleicht auch nie?Wir wissen voneinander nicht, wohin wir gehen;Du, die ich lieben knnte, ja - du wutest wie!