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THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN 1 GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN THEMENBLATT 5 DIDAKTIK SchülerInnen – Oberstufe Stand: 2017

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THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN 1

GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

THEMENBLATT 5DIDAKTIK

SchülerInnen – Oberstufe

Stand: 2017

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2 THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

Aufgaben

Aufgabe 1Zinssätze der EZB, Stand Dezember 2015:

FRAGE 1.1 Recherchieren Sie die aktuellen Werte.

FRAGE 1.2Erläutern Sie die Begriffe „Hauptrefinanzierungsgeschäft“, „Spitzenrefinanzierungsfazilität“ und „Einlagefazilität“ und die Notwendigkeit von drei unterschiedlichen Zinssätzen.

Hauptrefinanzierungsgeschäft Spitzenrefinanzierungsfazilität Einlagefazilität

0,05 % 0,30 % – 0,30 %

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Aufgaben

FRAGE 1.3Wie haben sich die Zinssätze für das Hauptrefinanzierungsgeschäft, für das Spitzenrefinanzierungsgeschäft und für die Einlagefazilität seit 2009 entwickelt?Tragen Sie die Ergebnisse in die Tabelle ein und beschreiben Sie Auffälligkeiten hinsichtlich der Entwicklungen.

Jahr Monat Haupt refinan zierungs ­

geschäftSpitzenrefinanzierungs­fazilität

Einlagefazilität

2009

Jänner

März

April

Mai

2011

April

Juli

November

Dezember

2012 Juli

2013Mai

November

2014Juni

September

2015 Dezember

2016 März

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4 THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

Aufgaben

FRAGE 1.4Begründen Sie die Festlegung eines negativen Zinssatzes bei der Einlagefazilität (–0,4 %) aus Sicht der EZB. Lesen Sie dazu auch den folgenden Artikel.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/negativzins-wirkt-banken-parken-weniger-geld-bei-der-ezb-a-974770.html, 12. Juni 2014

Negativzins wirkt: Banken parken weniger Geld bei der EZB

Der negative Einlagenzins der Europäischen Zentralbank wirkt: Bereits einen Tag nach Inkrafttreten haben die Banken im Euroraum kräftig reduziert. Jetzt parken die Institute so wenig wie zuletzt vor mehr als drei Jahren.

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main: Minuszinsen wirken

Frankfurt am Main - Die Banken des Euroraums haben ihre kurzfristigen Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) spürbar reduziert. Einen Tag nach Inkrafttreten des neu-en Negativzinses teilte die EZB mit, die Einlagen seien um 25,4 Milliarden auf 13,6 Milliar-den Euro gesunken. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar 2011, also seit gut drei Jahren.

Ein Teil des Geldes scheinen die Banken zwar auf ihr laufendes Konto bei der EZB gestellt zu haben, dessen Stand sich um 16,7 Milliarden auf 206,8 Milliarden Euro erhöhte. Allerdings müssen die Banken den Negativzins auch hier zahlen, soweit die dortigen Einla-gen über die Mindestreservepflicht hinausgehen. Auch die Tagesgeldsätze im Interbanken-handel sinken weiter, Händler nannten eine Spanne von 0 bis 0,02 Prozent, vereinzelt wur-den auch Negativsätze bis zu minus 0,05 Prozent genannt.

Die EZB hatte vor einer Woche als erste große Notenbank eine Gebühr auf bei ihr un-terhaltene Guthaben beschlossen. Damit soll zum einen der starke Euro geschwächt werden, um Konjunktur und Inflation anzuschieben. Zum anderen zielt der Schritt auf die schwache Kreditvergabe in Südeuropa ab. Sie soll belebt werden, indem die Banken bei der EZB geparkte Guthaben abziehen und in die Wirtschaft leiten. Der Erfolg der Maßnahme ist ungewiss, weil es an praktischen Erfahrungen mangelt. […]

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Aufgaben

Aufgabe 2FRAGE 2.1Eine Änderung der geldpolitischen Leitzinsen hat üblicherweise Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche einer Volkswirtschaft.Vervollständigen Sie den folgenden Satz und setzen Sie die oben angeführten Begriffe in der richtigen Reihenfolge ein.

Änderungen der geldpolitischen Leitzinsen führenzuerst zu einer Veränderung derin weiterer Folge zu einer Veränderung derschließlich zu einer Veränderung derund damit zu einer Veränderung der

FRAGE 2.2Welche Auswirkungen hat es üblicherweise, wenn die Realzinsen steigen? Stellen Sie die angeführten Sätze richtig, indem Sie das falsche Wort streichen.

Wenn die Realzinsen steigen, …

…werden Kredite teurer/billiger, und es steigen/fallen die Zinsen auf Spareinlagen.Sparen/Die Aufnahme von Krediten wird attraktiver, daher steigt/fällt die Gesamtnachfrage nach Waren und Dienstleistungen.Das hat Auswirkungen auf die Produktionsmenge: Sie wird erhöht/reduziert.Aus diesem Grund werden mehr/weniger Arbeitskräfte benötigt.Die Lohnforderungen sinken/steigen und das Lohnniveau steigt stärker/weniger stark.Die gestiegenen/gesunkenen Lohnkosten wirken sich auf die Produktionskosten aus, und die Unternehmen können ihre Verkaufspreise erhöhen/senken.

Produktionsmenge einer Volkswirtschaft (BIP) Preise und Löhne

Inflationsrate Kundenzinsen

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6 THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

Aufgaben

Aufgabe 3Eine Bank bietet für ein Sparbuch mit einjähriger Laufzeit eine Verzinsung von 1,5 %. Die Inflationserwartung für das kommende Jahr liegt bei rund 1,2 % (Beispiel, nicht repräsentativ). Auf diesem Sparbuch beträgt die...

...Nominalverzinsung: ¨ 2,7 % ¨ 1,5 % ¨ 1,2 % ¨ 0,3 % ¨ –0,3 %

...Realverzinsung: ¨ 2,7 % ¨ 1,5 % ¨ 1,2 % ¨ 0,3 % ¨ –0,3 %

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Aufgaben

Aufgabe 4Die geldpolitischen Leitzinsen der EZB haben Auswirkungen auf die Kundenzinsen (beispielsweise für Einlagen auf Sparbüchern oder auf Kreditzinsen). Die nachfolgende Pressemitteilung der Oesterreichischen Nationalbank erklärt, wie sich die Zinspolitik der EZB auf die Kundenzinsen auswirkt. Lesen Sie die Pressemitteilung durch und beantworten Sie die daran anschließenden Fragen.

Quelle: OeNB. 22. März 2017

Private sichern sich historisch geringe Kreditzinssätze längerfristig ab

OeNB-Pressekonferenz zu Krediten, Einlagen und Zinssätzen österreichischer Banken

Der niedrige Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgte in Österreich für historisch geringe Kundenzinssätze. Auf der Kreditseite reagierten die Kunden darauf, indem sie sich mit längerfristig fixierten Zinssätzen das günstige Niveau absicherten. Insbesondere bei Wohnbaukrediten waren Produkte mit Fixzinssätzen sehr beliebt. Das Einlagenvolumen stieg trotz historisch geringer Zinssätze auch im Jahr 2016 an. In noch größerem Umfang als bisher wurde in täglich fällige Einlagen veranlagt, was nicht zuletzt auf den sinkenden Zinsvorteil von längerfristig gebundenen Einlagen zurückzuführen ist.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) veröffentlichte im Rahmen einer Pressekonferenz die aktuelle Entwicklung bei Krediten, Einlagen und Zinssätzen. […] „Die EZB-Nullzinspolitik ließ die Geld-marktzinssätze und die Kundenzinssätze auf neue Tiefststände fallen. Die durchschnittlichen Zinssätze neu vergebener Kredite bzw. Einlagen an Unternehmen und private Haushalte lagen im Dezember 2016 bei 1,79 % bzw. 0,33 %.“

Die Zinsdifferenz zwischen Krediten mit längerfristig fixiertem Zinssatz und jenen mit einer anfäng-lichen einjährigen Zinsbindung hat sich in den letzten Jahren deutlich verringert. […] Die geringen Zins-aufschläge für Produkte mit Fixzinssatz bzw. das attraktive Zinsniveau dürften die Gründe für den starken Trend hin zu Kreditprodukten mit längeren Zinsbindungsfristen sein. [So] „stieg der Anteil neu vergebener Wohnbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung über 5 Jahre im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an und erreichte im Dezember 2016 einen Wert von 35 %. […]“.

Das Jahreswachstum von Krediten an private Haushalte legte im Jahr 2016 in Österreich an Dynamik zu und wies im Dezember 3,2 % auf. Die dynamische Entwicklung in Österreich war fast ausschließlich auf die Ausweitung bei Wohnbaukrediten zurückzuführen. Diese stiegen im Jahresvergleich um 4,8 % an, während es bei Konsumkrediten weiterhin zu einer rückläufigen Entwicklung (–2,3 %) kam.

Das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen in Österreich erholte sich im Jahr 2016 wieder und wies im Dezember einen Wert von 1,5 % auf. Insbesondere kurzfristige Unternehmensfinanzierungen (Laufzeit bis 1 Jahr) dämpften das Kreditwachstum in Österreich und gingen um 6,4 % zurück. Langfristige Unternehmenskredite hingegen beeinflussten […] das Kreditwachstum bei Unternehmen weiterhin positiv.

Ein Grund für die rückläufigen kurzfristigen Finanzierungen dürften die hohen Einlagenbestände von österreichischen Unternehmen sein. Diese stiegen im Jahresvergleich um 11,9 % […] an […]. Zahlreiche österreichische Unternehmen waren somit ausreichend liquide, was die Nachfrage nach Unternehmens-krediten dämpfte.

Trotz historisch geringer Zinssätze und somit niedriger Erträge stieg das Einlagenvolumen privater Haushalte auch im Jahr 2016 an (+4,4 % […]). Für den starken Einlagenzuwachs verantwortlich waren fast ausschließlich täglich fällige Einlagen, die sich um […] + 14,5 % ausweiteten. Zusätzlich wurden noch kurzfristige Einlagen mit Bindungsfrist von 1 Jahr im Ausmaß von […] +1,8 % aufgebaut. Die zu Jahresende höhere Inflationsrate (VPI per Dezember 2016: 1,4 %) führte zu einem spürbar negativen Realzinssatz. […]

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8 THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

Aufgaben

FRAGE 4.1Wie wirkte sich die Nullzinspolitik der EZB im Jahr 2016 auf die durchschnittlichen Zinssätze neu vergebener Kredite bzw. Einlagen an Unternehmen und private Haushalte aus?

FRAGE 4.2Erklären Sie die Bedeutung der folgenden Aussage mit eigenen Worten. „Die Zinsdifferenz zwischen Krediten mit längerfristig fixiertem Zinssatz und jenen mit einer anfänglichen einjährigen Zinsbindung hat sich in den letzten Jahren deutlich verringert. […] Die geringen Zinsaufschläge für Produkte mit Fixzinssatz bzw. das attraktive Zinsniveau dürften die Gründe für den starken Trend hin zu Kreditprodukten mit längeren Zinsbindungsfristen sein.“

FRAGE 4.3Beschreiben Sie die Entwicklung der Kredite an Haushalte in Österreich im Allgemeinen und differenzieren Sie nach den beiden beschriebenen Arten.

FRAGE 4.4Was sind „nichtfinanzielle Unternehmen“?

FRAGE 4.5Beschreiben Sie die Entwicklung der Kreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen in Österreich detailliert und begründen Sie diese anhand des Textes.

FRAGE 4.6Beschreiben Sie die Entwicklung des Einlagenvolumens privater Haushalte und des damit verbundenen Realzinses im Jahr 2016.

Durchschnittszinssatz der österreichischen Banken für Konsumkredite an private Haushalte in %

2013M06 2013M09 2013M12 2014M03 2014M06

4,72 4,88 4,65 5,00 4,89

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THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN 9

Aufgaben

Aufgabe 5FRAGE 5.1Recherchieren Sie bei Banken, wie hoch derzeit die Zinssätze sind, die für Einlagen auf Sparbücherngezahlt werden. Erstellen Sie eine Übersicht mit den Ergebnissen Ihrer Recherchen. Berücksichtigen Sie,

• ob eine Mindesteinzahlung geleistet werden muss,• dass es Sparbücher mit unterschiedlich langen Bindungsfristen (Laufzeiten) gibt, für die unterschiedlich

hohe Zinsen gezahlt werden,• dass es Sparbücher mit fixer Verzinsung (gleichbleibendem Zinssatz über die ganze Laufzeit) bzw. mit

variabler Verzinsung (Zinssatz verändert sich über die Laufzeit) gibt.

FRAGE 5.2 Ist es in der aktuellen Situation sinnvoll, ein Sparbuch mit möglichst langer Bindungsfrist zu wählen? Begründen Sie Ihre Entscheidung. Überlegen Sie auch, welche Rolle eine fixe Verzinsung bzw. eine variable Verzinsung spielen kann.

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10 THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

Aufgaben

Aufgabe 6Die EZB verrechnet Banken negative Zinsen für deren Einlagen (Einlagefazilität). Das Ziel dieser Maßnahme ist, dass die Banken diese Gelder nicht anlegen sondern sie unter anderem in Form von Krediten an Unternehmen weitergeben, um dadurch die Wirtschaft anzukurbeln. Seit November 2014 liest man immer wieder in den Schlagzeilen, dass (deutsche) Banken großen Unternehmen ebenfalls negative Zinsen für hohe Geldeinlagen verrechnen (wollen).

• Wie sieht in Österreich die Zukunft der Geldeinlagen von Unternehmen und von Privathaushalten aus?• Müssen Sie damit rechnen, dass Sie in Zukunft keine Zinsen mehr für Ihre Spareinlagen erhalten, sondern

dass Sie dafür Strafzinsen zahlen müssen?

Recherchieren Sie (beispielsweise im Internet bzw. befragen Sie Kundenberater/innen von Banken), welche Pläne die in Österreich tätigen Banken haben. Stellen Sie die Ergebnisse Ihrer Recherchen übersichtlich dar und führen Sie die Quellen Ihrer Informationen an.

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Aufgaben

Aufgabe 7Welche dieser Aussagen zur Geldpolitik in Krisenzeiten (und den daraus entstandenen unkonventionellen Maßnahmen) ist richtig bzw. falsch? Stellen Sie falsche Aussagen richtig.

Richtig Falsch Richtig ist …

Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise, die den europäischen Bankensektor im Jahr 2008 erreichte, ist der Austausch von Zentralbankgeld innerhalb des Bankensystems zusammengebrochen. ¨ ¨

Das Eurosystem hat aufgrund der Krise die Funktion des Interbankenmarktes übernommen. Es befriedigte ab Herbst 2008 die Nachfrage der Banken nach Zentralbankgeld, sofern diese Sicherheiten hinterlegen konnten.

¨ ¨

Zentrale Elemente der geldpolitischen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung im Euroraum sind die Ankurbelung der Spareinlagen, Programme zur Senkung der Risiko-prämien von Staatsanleihen sowie die Hinweise des EZB-Rats zur weiteren Entwicklung der Leitzinsen.

¨ ¨

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Lösungen

Lösungen zu Themenblatt 5 – Geldpolitik in und außerhalb von Krisenzeiten

Aufgabe 1

ANTWORT FRAGE 1.1Die aktuellen Zinssätze sind beispielsweise der OeNB-Website http://www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen/zinssaetze-und-wechselkurse/Eurogeldmarkt-und-Eurosystemzinssaetze-.html oder der Website der Deutschen Bank http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Bundesbank/Zinssaetze/ezb_zinssatz.html zu entnehmen. Siehe Themenblatt 5, Geldpolitik in und außerhalb von Krisenzeiten, Abschnitt „Die konkrete Umsetzung der Geld-politik“ sowie eine übersichtliche Darstellung der Entwicklung der EZB-Zinssätze seit 1999 z. B. unter http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Bundesbank/Zinssaetze/ezb_zinssatz.html

ANTWORT FRAGE 1.2Im Hauptrefinanzierungsgeschäft wird den Banken Zentralbankgeld befristet für eine Woche zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird es in der Regel auch für längere Laufzeiten, zum Beispiel für drei Monate, angeboten. Laufen die jeweiligen Kredite aus, wird ein neuer Kredit angeboten. Durch die ständige Erneuerung der Kredite kann die Zentralbankgeldmenge durch die Zentralbank laufend angepasst werden.

Um die richtige Menge an Zentralbankgeld zur Verfügung zu stellen, erstellt das Eurosystem Prognosen zum Liquiditätsbedarf des Bankensystems. In diesen Prognosen wird zum Beispiel der Bargeldbedarf berücksichtigt. Entspricht die zugeteilte Zentralbankgeldmenge dem Liquiditätsbedarf der Banken, so wird sich der EONIA, also der Zinssatz den das Eurosystem steuern will, in der Nähe des Zinssatzes des HRG bewegen.

Sollten die Banken zwischen zwei Hauptrefinanzierungsgeschäften einen dringenden Bedarf an Zentralbank-geld haben, so können sie sich an die Spitzenrefinanzierungsfazilität wenden und müssen den dort geltenden (etwas höheren) SRF-Zinssatz bezahlen. Im anderen Fall, wenn eine Bank realisiert, dass sie sich zu viel Zentralbankgeld ausgeliehen hat, kann sie dieses in der Zwischenzeit in der Einlagefazilität parken und lukriert aber nur den dort geltenden (etwas niedrigeren) EF-Zinssatz.

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13 THEMENBLATT-DIDAKTIK 5, GELDPOLITIK IN UND AUSSERHALB VON KRISENZEITEN

Lösungen

ANTWORT FRAGE 1.3

Auffallend ist, dass• die Zinssätze kontinuierlich gesunken sind• es 2011 kurzfristig zu einer Erhöhung der Zinssätze gekommen ist• Banken ab dem Jahr 2012 keine Zinsen mehr für ihre Einlagen (Einlagefazilität) bekommen haben• die Einlagefazilität ab Juni 2014 Negativzinsen („Strafgebühren“) aufweist

ANTWORT FRAGE 1.4 Die Banken haben durch diese Maßnahme ihre kurzfristigen Einlagen bei der EZB spürbar reduziert. Ziel ist es, dass der starke Euro geschwächt bzw. dass die schwache Kreditvergabe der Banken, vor allem in Südeuropa, belebt werden soll. Das soll dazu beitragen, dass Konjunktur und Inflation „angeschoben“ werden. Negativzinsen bedeutet, dass Banken keine Zinsen auf ihre Einlagen erhalten, sondern dafür eine Gebühr (Negativzinsen) zahlen müssen. Die Banken sollen dadurch angeleitet werden, ihre bei der EZB geparkten Guthaben abzuziehen und in die Wirtschaft zu leiten.

Jahr Monat Haupt refinan zierungs ­

geschäftSpitzenrefinanzierungs­fazilität

Einlagefazilität

2009

Jänner 2,00 3,00 1,00

März 1,50 2,50 0,50

April 1,25 2,25 0,25

Mai 1,00 1,75 0,25

2011

April 1,25 2,00 0,50

Juli 1,50 2,25 0,75

November 1,25 2,00 0,50

Dezember 1,00 1,75 0,25

2012 Juli 0,75 1,50 0,00

2013Mai 0,50 1,00 0,00

November 0,25 0,75 0,00

2014Juni 0,15 0,40 -0,10

September 0,05 0,30 -0,20

2015 Dezember 0,05 0,30 -0,30

2016 März 0,05 0,25 -0,40

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Lösungen

Aufgabe 2ANTWORT FRAGE 2.1Änderungen der geldpolitischen Leitzinsen führenzuerst zu einer Veränderung derin weiterer Folge zu einer Veränderung derschließlich zu einer Veränderung derund damit zu einer Veränderung der

ANTWORT FRAGE 2.2Wenn die Realzinsen steigen, …

…werden Kredite teurer, und es steigen die Zinsen auf Spareinlagen.Sparen wird attraktiver, daher fällt die Gesamtnachfrage nach Waren und Dienstleistungen.Das hat Auswirkungen auf die Produktionsmenge: Sie wird reduziert.Aus diesem Grund werden weniger Arbeitskräfte benötigt.Die Lohnforderungen sinken und das Lohnniveau steigt weniger stark.Die gesunkenen Lohnkosten wirken sich auf die Produktionskosten aus, und die Unternehmen können ihre Verkaufspreise senken.

Aufgabe 3ANTWORT

Kundenzinsen,Produktionsmenge einer Volkswirtschaft (BIP),

Preise und Löhne,Inflationsrate.

Richtig Falsch

Die Nominalverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 1,5%. þ ¨

Die Realverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 1,5%. ¨ þ

Die Nominalverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 1,2%. ¨ þ

Die Realverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 1,2%. ¨ þ

Die Nominalverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 0,3%. ¨ þ

Die Realverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 0,3%. þ ¨

Die Nominalverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 2,7%. ¨ þ

Die Realverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt 2,7%. ¨ þ

Die Nominalverzinsung auf diesem Sparbuch beträgt –0,3%. ¨ þ

Die Realverzinsung auf diesem Sparbuchbeträgt –0,3%. ¨ þ

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Lösungen

Aufgabe 4ANTWORT FRAGE 4.1Im Dezember 2016 lagen die durchschnittlichen Kreditzinsen bei 1,79 %, die durchschnittlichen Zinsen auf Einlagen bei 0,33 %.

ANTWORT FRAGE 4.2Die Zinsen für Kredite mit längerfristiger Bindung und mit einjähriger Bindung gleichen sich immer mehr an. Für die längerfristige Bindung ist nur noch ein geringerer Aufschlag als gewöhnlich fällig, außerdem ist das Nullzinsumfeld der EZB attraktiv für Kreditnehmer, die sich diese historisch niedrigen Zinsen mit langfristigen Bindungen sichern.

ANTWORT FRAGE 4.3Die Vergabe von Krediten an private Haushalte wuchs im Jahr 2016 in Österreich im Dezember um 3,2 %. Dieses Wachstum war fast ausschließlich auf Wohnbaukredite zurückzuführen (+4,8 %). Konsumkredite entwickelten sich rückläufig (–2,3 %).

ANTWORT FRAGE 4.4Nichtfinanzielle Unternehmen sind Unternehmen, die Waren produzieren und Dienstleistungen erbringen, die nicht den genannten „finanziellen Bereichen“ zugeordnet werden.(Finanzielle Unternehmen sind beispielsweise Banken, Versicherungen und deren Hilfsgewerbe und Pensionskassen.)

ANTWORT FRAGE 4.5Das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen in Österreich betrug im Dezember 2016 einen 1,5 %. Dabei sanken kurzfristige Unternehmensfinanzierungen (Laufzeit bis 1 Jahr) um 6,4 %, langfristige Unternehmenskredite stiegen.Ein Grund für die rückläufigen kurzfristigen Finanzierungen dürften die hohen Einlagenbestände von österreichischen Unternehmen sein, die im Jahresvergleich um 11,9 % stiegen und für ausreichende Liquidität sorgten.

ANTWORT FRAGE 4.6Das Einlagenvolumen privater Haushalte stieg um 4,4 % an, was fast nur auf täglich fällige Einlagen zurückzuführen ist (+ 14,5 %). Zusätzlich erhöhten sich die kurzfristigen Einlagen (Bindungsfrist von 1 Jahr) um 1,8 %. Eine Inflationsrate von 1,4 % per Dezember 2016 führte zu einem spürbar negativen Realzinssatz (= Nominalzinssatz – Inflationsrate).

Aufgabe 5ANTWORT FRAGE 5.1Individuelle Lösungen.

ANTWORT FRAGE 5.2 Wenn man davon ausgeht, dass die Sparbuchzinsen wieder steigen werden, dann ist davon abzuraten, dass ein Sparbuch mit fixer Verzinsung und möglichst langer Laufzeit gewählt wird. Wenn jedoch davon ausgegangen wird, dass die Zinsen in Zukunft weiter fallen, dann sollte eine fixe Verzinsung mit längerer Laufzeit gewählt werden.

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Lösungen

Aufgabe 6Individuelle Lösungen

Aufgabe 7

Richtig Falsch Richtig ist …

Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise, die den europäischen Bankensektor im Jahr 2008 erreichte, ist der Austausch von Zentralbankgeld innerhalb des Bankensystems zusammen- gebrochen.

þ ¨

Das Eurosystem hat aufgrund der Krise die Funktion des Interbankenmarktes übernommen. Es befriedigte ab Herbst 2008 die Nachfrage der Banken nach Zentralbankgeld, sofern diese Sicherheiten hinterlegen konnten.

þ ¨

Zentrale Elemente der geldpolitischen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung im Euroraum sind die Ankurbelung der Spareinlagen, Programme zur Senkung der Risikoprämien von Staatsanleihen sowie die Hinweise des EZB-Rats zur weiteren Entwicklung der Leitzinsen.

¨ þ

Zentrale Elemente der geldpolitischen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung im Euroraum sind die Ankurbelung der Kreditvergabe, Programme zur Senkung der Risikoprämien von Staatsanleihen sowie die Hinweise des EZB-Rats zur weiteren Entwicklung der Leitzinsen.