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Geschäftsbericht für die Zeit vom 1. April 1960 bis 30. Juni 1961 Durm Besmluß der Generalversammlung am 4. Mai 1960 in Rheine ist festgelegt worden, daß ab 1. Januar 1961 als Gesmäftsjahr das Kalenderjahr gÜt. Wenn der Gesmäftsberimt aum nam dieser Neuregelung in der bis- herigen Weise für das verflossene Gesmäftsjahr gedruckt würde, so würden die Mitglieder, denen die" Westfälisme Zeitsmrift" meist zu Weihnamten zu- gestellt wird, erst nam mehr als einem Jahr über die Vorgänge orientiert werden. Um etwas näher an den Ereignissen zu bleiben, werden die Heraus- geber in den Gesmäftsberimten aum in Zukunft das Winterprogramm ge- smlossen bringen und außerdem die gewöhnlim im Mai oder Juni des Jahres stattfindende Generalversammlung des laufenden Jahres in sie hinein- nehmen. In diesem Gesmäftsberimt wird daher über zwei Generalversamm- lungen, die der Jahre 1960 und 1961, berichtet, und für die Berichterstattung über die Mitgliederbewegung wird die Zeit vom 1. April 1960 bis zum 30. Juni 1961, also fünfviertel Jahre, zugrunde gelegt. Vom folgenden Ge- schäftsbericht an wird dann der jährliche Turnus vom 1. Juli bis 30. Juni ein- gehalten werden. Die Mitgliederbewegung brachte bei 134 Neuzugängen 44 Austritten 29 Sterbefällen 3 überweisungen an die Abteilung Paderborn eine Erhöhung der Zahl der Mitglieder um 58. Die Zahl der Mitglieder belief sim am 30. Juni 1961 auf 1252, davon 4 Stifter, 24 Förderer und 23 Stu- denten. Wir beklagen den Tod von 29 Mitgliedern, die in der BeridltSzeit ge- storben sind. Es sind dies: Univ.-Bibliotheksdirektor Dr. W. Bauhuis, Münster Smulrat a. D. Dr. phi!. Th. Böcker, Vreden Frau J. Cloos, Damsmeid Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

Geschäftsbericht für die Zeit vom 1. 1960 1961 - LWLsmung der Universität Göttingen Stadtarmiv Gütersloh Armiv der Stadt Kamen Institut für Baugesmimte, Temnisme Hochschule Karlsruhe

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  • Geschäftsbericht für die Zeit vom 1. April 1960 bis 30. Juni 1961

    Durm Besmluß der Generalversammlung am 4. Mai 1960 in Rheine ist festgelegt worden, daß ab 1. Januar 1961 als Gesmäftsjahr das Kalenderjahr gÜt. Wenn der Gesmäftsberimt aum nam dieser Neuregelung in der bis-herigen Weise für das verflossene Gesmäftsjahr gedruckt würde, so würden die Mitglieder, denen die" Westfälisme Zeitsmrift" meist zu Weihnamten zu-gestellt wird, erst nam mehr als einem Jahr über die Vorgänge orientiert werden. Um etwas näher an den Ereignissen zu bleiben, werden die Heraus-geber in den Gesmäftsberimten aum in Zukunft das Winterprogramm ge-smlossen bringen und außerdem die gewöhnlim im Mai oder Juni des Jahres stattfindende Generalversammlung des laufenden Jahres in sie hinein-nehmen. In diesem Gesmäftsberimt wird daher über zwei Generalversamm-lungen, die der Jahre 1960 und 1961, berichtet, und für die Berichterstattung über die Mitgliederbewegung wird die Zeit vom 1. April 1960 bis zum 30. Juni 1961, also fünfviertel Jahre, zugrunde gelegt. Vom folgenden Ge-schäftsbericht an wird dann der jährliche Turnus vom 1. Juli bis 30. Juni ein-gehalten werden.

    Die Mitgliederbewegung brachte bei

    134 Neuzugängen

    44 Austritten

    29 Sterbefällen

    3 überweisungen an die Abteilung Paderborn

    eine Erhöhung der Zahl der Mitglieder um 58. Die Zahl der Mitglieder belief sim am 30. Juni 1961 auf 1252, davon 4 Stifter, 24 Förderer und 23 Stu-denten.

    Wir beklagen den Tod von 29 Mitgliedern, die in der BeridltSzeit ge-storben sind. Es sind dies:

    Univ.-Bibliotheksdirektor Dr. W. Bauhuis, Münster Smulrat a. D. Dr. phi!. Th. Böcker, Vreden Frau J. Cloos, Damsmeid

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • 132 Bericht der Abteilung Münster

    Fabrikant Franz Cramer-Halstrup, Greven Hauptgeschäftsführer der Inclustrie- und Handelskammer a. D.

    Dr. J. Gieselmann, Münster Univ.-Professor D. J. Herrmann, Münster Gewerbeoberlehrer i. R. H. Hammer, Lünen Pfarrer i. R . H. Hördemann, Amelsbüren Drud,ereibesitzer J. Holterdorf, Oelde Drud

  • Bericht der Abteilung Münster 133

    von auswärts:

    Amelsbüren: Frau Brüning-Sudhoff Frau Schulze-Heil

    Appeldom: Pfarrer J. Sieverding Attendorn: Postmeister a. D. L. Pütter

    Bedmm: Juwelier H . Goebeler Fabrikant E. Bomke

    Bevergern: Ernst-August Beyer

    Billerbeck: Pfarrer E. Stümke

    Bocholt: Dr. med. W. Schwarte Rechtsanwalt u. Notar Dr. Staedeler Amtsgerichtsdirektor J . Willebrand

    Bochum: Städtischer Baurat A. Gierse

    Bottrop: Studienrat F. Pieper

    Breda/Niederlande: Dr. B. A. Vermaseren

    Buer Bez. Osnabrück: Superintendent G. Bruns

    Coesfeld: E. van Delden

    Cuxhaven: H auptbuchhalter R. Wegner

    Dortmund: Bergwerksdirektor Bergassessor a. D.

    S. Maiweg Professor Dr. log. E. H. Schulz

    Dülmen: Bürgermeister H. R. Schlieker

    Ennepetal-Voerde: Kaufmann A. Blum Freiburg/Br.: Stud. phi!. R. Becksmann Gelsenkirchen: Rektor G. Griese Direktorin i. R. Dr. M. Cordemann Gescher: Dr. F.-E. von Oy Gladbeck: Oberstudienrätin E. Jacobi

    Greven: Stadt angestellter J . Grabbe Verwaltungsangestellter K. Siebelhoff

    Gronau: Spinnereidirektor H . Frey

    Gütersloh: Rechtsanwalt W. Saalbach

    Hamm: Oberstaatsanwalt Dr. K. Göke Dr. phi!. F. Hallermann Studienassessor G. Heinzelmann Oberstaatsanwalt Dr. H . Reinking Oberstaatsanwalt U. Wälzholz Oberlandesgerichtsrat

    Dr. H . Wilimzig

    Hamm-Mark: Cand jur. et phi!. o. Krabs Handorf: Student H. Hüffer

    Heidelberg: Dr. H . Blesken

    Holzwickede: Karl-Heinz Ligges

    Kampen/Niederlande: Archivar C. N. Fehrmann

    Karlshafen/Weser: Bernhard Schäfer

    Lemgo: T. Störmer

    Lippstadt: Rechtsanwalt u. Notar H. Heidmeier

    Lüdenscheid: Frau Tilde Wippermann

    Lünen: Dr. med. H. Ger!ach

    Mari: Grubenbetriebsführer i. R. J . vor der

    Wülbecke

    Marl-Drewer: Heinrich Schäpers

    Meppen: Kaufmann K. Löning

    Nienborg Krs. Ahaus: Kaufmann Carl Cramer Dr. med. Kar! Sommer

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • 134 Beridlt der Abteilung Münster

    Nordhorn: Dr. H. Rodius

    Oelde: Rektor L. Gruß Vikar R. Haerd

    Bad Oeynhausen: Dr. med. R. Becker

    Rheine: Hermann Kettelhack

    Bad Sassendorf: Restaurator G. Goege Oberstudienrat W. Weitekamp

    SceauxlFrankreich: Prof. Maria-Elisabeth Muller

    Siegen: Landgerichtspräsident W. Frism

    .soest: Stud. phi!. R. Kohl

    Südlohn: Dr. med. H. Tophof

    Körperschaftliche Mitglieder: Kreisverwaltung Ahaus Stadtverwaltung Ahaus Bibliotheque des Bollandistes,

    Brüssel/Belgien Gemeinde Epe/W. Institut für Historisme Landesfor-

    smung der Universität Göttingen Stadtarmiv Gütersloh Armiv der Stadt Kamen Institut für Baugesmimte, Temnisme

    Hochschule Karlsruhe Staadime Kunsthalle Karlsruhe Amtsverwaltung Legden Krs. Ahaus Landkreis Lüdinghausen

    Störmede: Stud.-Ass. Dr. W. Oeser

    Vreden: Justizoberinspektor R. Eismann Demant J. Sauermann Warendorf: Restaurator Joos Brandkamp Studienassessor Dr. G. Dresmer Oberregierungsrat a. D.

    Th. Gerbaulet Bankdirektor A. Gülker Studienrat Dr. W. Stannat

    Wanne-Eickel: Studienrat O. Hagemann

    Wellburg/Lahn: Wilhe1m Heil

    Wuppertal-Elberfeld: Frau C. Smulz-Geisberg

    Wuppertal-Vohwinkel: Herr W. Herwig

    Deutsche Bank A. G., Filiale Münster Seminar für niederdeutsche und

    niederländisme Philologie, Münster Amtsverwaltung Nienborg,

    Krs. Ahaus Amtsverwaltung Schöppingen,

    Krs. Ahaus Heimatmuseum Smwelm Stadtverwaltung Staddohn Gemeindeverwal tung Ammeloe in

    Vreden Staat!. Gymnasium Laurentianum,

    Warendorf Amtsverwaltung Wessum-Ottenstein,

    Wessum

    Die ordentliche Hauptversammlung des Jahres 1960 fand am 4. Mai in Rheine statt. Sie wurde mit einer ganztägigen Autobusfahrt verbunden, an der etwa 100 Personen teilnahmen. Die Fahrt galt zunächst der Einführung in die Geschichte des Max-Clemens-Kanals, dessen Endpunkte Clemenshafen und Maxhafen besichtigt wurden. Auf der Höhe des Tieberges bei Rheine folgten Erläuterungen von Frau Dr. Ditt zur Morphologie und Kulturgeogaphie des Gebietes um Rheine. In der Aula des Gymnasiums Dionysianum zu Rheine hielt dann Univ.-Prof. Dr .. Heinz Gollwitzer (Münster) einen Vortrag .Die westfälischen Standesherren«. In der anschließenden Hauptversammlung er-stattete der Schriftführer, Dr. Hartlieb von Wallthor, den Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 1959/60 und in Vertretung des verhinderten Schatzmeisters auch den Kassenbericht. Es folgte der Bericht des Rechnungsprüfers, Ober-regierungsrat a. D. Führer, und der Antrag auf Entlastung des Vorstandes,

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • Bericht der Abteilung Münster 135

    den die Hauptversammlung einstimmig genehmigte. Auf Antrag des Vor-standes besdtloß dann die Hauptversammlung einstimmig, die Vereins-satzung dahin zu ändern, daß vom 1. Januar 1961 an das Kalenderjahr als Geschäftsjahr gilt. Sie beschloß ferner einstimmig, daß für das verkürzte lau-fende Geschäftsjahr der volle Beitrag zu zahlen sei, und setzte den Mitglieds-beitrag mit Wirkung vom 1. Januar 1961 auf DM 12,- für persönliche Mit-glieder, auf DM 6,- für Schüler und Studenten, auf mindestens DM 20,- für korporative Mitglieder und auf DM 50,- für Förderer fest. Wie die Mitglie-derbewegung zeigt, hat sich die Erhöhung der Beiträge in keiner Weise nach-teilig auf den Mitgliederbestand ausgewirkt. Die Fahrt schloß mit einem Kurzvortrag von Staatsarchivrat Dr. H. Richtering (Münster) über das ehe-malige Kreuzherrenkloster Bentlage und die Saline Gottesgabe und mit der Besichtigung von Schloß Bentlage unter Führung von Sekretär Hüllen (Bentlage).

    Die Sommerfahrt des Jahres 1960 führte gegen 90 Teilnehmer am 26. und 27. August in den Reinhardswald und an die obere Weser. Als erstes wurde Borgentreich besichtigt, wo Organist Haunhorst für die Teilnehmer auf der berühmten Barockorgel spielte. Die Fahrt ging weiter nach Trendelburg an der Diemel, Gottsbüren und Sababurg im Reinhardswald, Grebenstein, Hannoversch-Münden, Bursfelde, Lippoldsberg, Karlshafen, auf die Kruken-burg bei Helmarshausen und nach Bad Driburg. Führungen und Erläuterun-gen gaben Diözesanarchivar Dr. Cohausz (Paderborn), Dr. Hartlieb v. Wallthor (Münster) und Dr. Mummenhoff (Münster).

    Im Winter 1960/61 wurden folgende Vorträge gehalten: 9. 11. 1960 Landeskonservator a. D. Prof. Dr. Theodor Rensing (Münster):

    "Clemens August von Vagedes zu seinem 200. Geburtstag" (mit Lichtbildern),

    13.12.1960 Univ.-Prof. Dr. Albert K. Hömberg (Münster): "Münsterländer Bauerntum im Hochmittelalter" ,

    10. 1. 1961 Staatsarchivdirektor Dr. Erich Kittel (Detmold): "Freiligrath als deutscher Achtundvierziger",

    23. 2.1961 Gemeinsame Vortragsveranstaltung der Droste-Gesellschaft und des Altertumsvereins. Frau Dr. Josefine Nettesheim (Münster): "Wilhelm Junkmann, der vergessene Dichterfreund Schlüters und der Droste",

    14. 3. 1961 Staatsarchivrat Dr. Helmut Richtering (Münster): , "Giesbert v. Romberg (1773- 1859) - Präfekt des Ruhrdepar-tements und Landesdirektor in Dortmund",

    11. 4. 1961 Dr. Josef Schepers (Münster): "Westfalen in der Geschichte des nordwestdeutschen Bürger- und Bauernhauses" . .

    Ober den Inhalt der Vorträge berichtet die Anlage a) zum Geschäfts-bericht.

    Die Hauptversammlung im Jahre 1961 fand am 4. Mai in Lüdinghausen statt. Sie wurde, wie seit einigen Jahren üblich, mit einer ganztägigen Fahrt

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • 136 Bericht der Abteilung Münster

    ins Münsterland verbunden, an der gegen 120 Personen teilnahmen und auf der zunächst Haus Ruhr bei Senden, die Stadt Lüdinghausen mit der alten Pfarrkirche und den Burgen Lüdinghausen und Vischering, Haus Byink und der Gräftenhof Schulze-Steinhorst bei Amelsbüren besichtigt wurden. Zum Abschluß der Fahrt bot Dr. Runge (Münster) noch eine Führung im Venner Moor. Die geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erläuterungen auf der Fahrt gab Dr. Mummenhoff (Münster). Den in der Hauptversammlung üblichen Vortrag hielt Univ.-Prof. Dr. K. Hauck (Münster) über . Zeugnisse und Denkmäler der Zugehörigkeit des sächsisch-westfälischen Raumes zum vorchristlichen Europa des 6. bis 8. Jahrhunderts" (mit Lichtbildern). In der anschließenden Hauptversammlung erstattete der Schriftführer des Vereins, Dr. Hartlieb v. Wallthor, den Geschäftsbericht und, in Vertretung des ver-hinderten Schatzmeisters, den Kassenbericht. Danach gab der Rechnungs-prüfer des Vereins, Oberregierungsrat a. D. Führer, den Bericht über die von ihm vorgenommene Kassen- und Buchprüfung und bezeichnete die Kassen-führung des Vereins als mustergültig. Er beantragte die Entlastung des Vorstandes und des Schatzmeisters, die von der Hauptversammlung ein-stimmig genehmigt wurde.

    In der Berichtszeit erschienen der Band 110 (1960) der . Westfälischen Zeit-schrift" und der 38. Jahrgang (1960) der Zeitschrift .Westfalen" mit Heft 1 und 2/3.

    Der Vorstand des Vereins hielt in der Berichtszeit drei Sitzungen ab, in denen die Veranstaltungs- und Publikationstätigkeit sowie der Vereinshaus-halt, der wieder durch eine Reihe von Spenden eine fühlbare Entlastung erfuhr, beraten wurden.

    Dank der inzwischen erfolgten Besetzung der Bibliothekarstelle im Lan-desmuseum für Kunst und Kulturgeschichte durch Frau Dr. Sauren hat sich die Möglichkeit ergeben, die Bücherbestände des Altertumsvereins einer gründlichen überprüfung zu unterziehen und umfangreiche Binde- und In-standsetzungsarbeiten durchzuführen. Lücken, die in den Zeitschriftenbestän-den durch die Kriegsereignisse und durch die Unterbrechung des Tausch-verkehrs entstanden waren, konnten in Zusammenarbeit zwischen Frau Dr. Sauren und dem Vereinssekretariatweitgehend ausgefüllt werden. Es istzu erwarten, daß die Zeitschriftenbestände bei der Großzügigkeit, mit der die Tauschpartner des Vereins zur Hilfe bereit sind, in absehbarer Zeit vervoll-ständigt werden können. Für die mühevolle Arbeit an der Bibliothek spricht der Vorstand seinen Dank aus.

    Der von den beiden Abteilungen des Vereins gemeinsam mit dem Provin-zialinstitut für westfälische Landes- und Volkskunde veranstaltete. Tag der westfälischen Geschichte", der 12. in seiner Reihe, fand im Jahre 1960 am 2. und 3. Juli in Bocholt statt. Im Mittelpunkt der Tagung standen die deutsch-niederländischen Beziehungen, denen im besonderen einer der Hauptvorträge und die am Sonntag, dem 3. Juli, durchgeführte ganztägige Exkursion ins Ijsselgebiet zu den alten Hansestädten Kampen und Deventer galt.

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • Beridlt der Abteilung Münster 137

    Das Tagungsprogramm enthielt:

    Am 2. Juli 1960

    Eröffnung durch Univ.-Prof. Dr. Franz Petri, Münster

    Vortrag von Dr. Peter Halm, München: "Die deutsche Graphik des 15. Jahrhunderts von den Anfängen bis Israhel von Meckenem"

    Führungen durch das Rathaus, die Sonderausstellung von Stichen des Bocholter Meisters Israhel von Meckenem und die Pfarrkirche St. Georg

    Nachmittagssitzung unter Leitung von Univ.-Prof. Oberstadtdirektor a. D. Dr. Karl Zuhorn, Münster

    Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Theodor Schieffer, Köln: "Der Weg der angelsächsischen Mission nach Friesland und Westfalen"

    Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Franz Petri, Münster: "Deutschland und die Niederlande. Wege und Wandlungen im Verhältnis zweier Nachbarvölker"

    Besichtigung der Ausstellung "Die Baumwollstraße. Geschichte einer nieder-ländisch-westfälischen Industrielandschaft" unter Führung von Herrn August Kersting, Bocholt.

    Abends geselliges Beisammensein mit Begrüßungsansprachen des Direktors des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und des Oberbürgermeisters der Stadt Bocholt.

    Am 3. Juli 1960

    Geschichtliche Studienfahrt ins Isselgebiet (Kampen und Deventer): Besichtigung von Kampen unter Führung von Stadtarchivar Don und

    Archivar Fehrmann mit Besuch des alten Rathauses und einer Ausstellung von wichtigen Urkunden zur Stadtgeschichte.

    Vortrag von Stadtarchivar Don, Kampen: "Zur Geschichte von Kampen"

    Vortrag von Univ.-Prof. Dr. W. Jappe Alberts, Utrecht: "Die Beziehungen der alten Ijsselstädte zu Westfalen"

    Besichtigung von Deventer unter Führung von Stadtarchivar Dr. A. C. F. Koch, Deventer (insbesondere Rathaus, Athenaeum-Bibliothek und Lebuinus-Kirche).

    Kurzberichte über die auf dem" Tag der westfälischen Geschichte" gehal-tenen Vorträge folgen in der Anlage b) zum Geschäftsbericht.

    Der Vereinsdirektor Kar! Zuhorn

    Der Schriftführer Alfred Hartlieb von Wallthor

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • 138 Bericht der Abteilung Münster

    Anlagen

    a) Kurzberichte über die in der Abteilung Münster

    im Winter 1960 /61 gehaltenen Vorträge

    Theodor Rensing: Clemens August von Vag e des z u sei n e m 2 0 O. G e bur t s tag

    Dem 1760 geborenen und 1795 früh verstorbenen Clemens August von Vagedes, der in den wenigen Jahren seines Wirkens eine Reihe bedeutender Bauten entwarf und ausführte, hat der Vortragende einen ausführlichen Aufsatz gewidmet, der unter dem Titel "Clemens August von Vagedes. Ein Beitrag zur Geschichte der Kunst zur Zeit Fürstenbergs" in der Zeitschrift "Westfalen" 39 (1961) Heft 1/2 5.143-178 erschienen ist.

    Alb e r t K. H ö m b erg: M ü n s t e r I ä n der Bauerntum im Hochmittelalter

    Die Vergangenheit des Bauerntums ist im Vergleich mit andern Lebens-bereichen und Berufsständen, etwa dem Adel oder dem Bürgertum, noch sehr wenig erforscht. In den Definitionen, die die geschichtsgeographischen, wirt-schafts- und rechtshistorischen Handbücher geben, werden zudem die Gegebenheiten nicht genügend in ihrer starken zeitlichen und räumlichen Differenzierung und Wandlung berücksichtigt, sondern starren Begriffen untergeordnet, deren Anwendung oft zu widersprüchlichen Ergebnissen führt. Klarheit kann hier nur durch eindringende Analyse und Neuinter-pretation der Quellen und durch die ergänzende Verwendung der Ergebnisse anderer Wissenschaftsdisziplinen, so der Siedlungsforschung und der Namen-kunde, gewonnen werden. Für die Erkenntnis der Agrarstruktur des Mün-sterlandes im Mittelalter bieten die frühen Traditionen (800-840) des Klosters Werden sowie die Werdener Urbare (ab 890), aber auch die Freckenhorster Heberolle (um 1050) und die späteren Werden er Register (um 1150) noch bedeutende Möglichkeiten. Manches läßt sich hier erschließen über Größe und Zahl der Bauernsteilen, über die gebräuchlichen Pacht- und Hörigkeitsabgaben, über die Sachwährung, ferner über die regionalen Be-sonderheiten selbst in einem so kleinen Gebiet wie dem Münsterland sowie über das Größenverhältnis kirchlicher und weltlicher Grundherrschaft, über den Schwund des Freibauerntums vom hohen zum späten Mittelalter und über die Lage der Hörigen von kleinen und großen Grundherren, aber auch über die Entstehung der zahlreichen Allodialgüter des niederen Adels. So gehörten im hohen Mittelalter (um 1025) im Münsterland etwa 4000 Höfe oder 30 Prozent zur kirchlichen Grundherrschaft und nahezu 20 Prozent zu

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • Bericht der Abteilung Münster 139

    weltlichen Hermhaften. Bis zum Ende des Mittelalters war der Anteil der freien Bauern von SO Prozent auf ein Minimum heruntergegangen. Der Grund für diese bedeutende Veränderung war wohl die freiwillige Unter-werfung unter die milde kirchliche Wachszinsigkeit, aber auch der mehr oder weniger erzwungene übergang in den Dienst der Grundherrschaft des auf-kommenden niederen Adels.

    Erich Kittel: Freiligrath als deutscher

    Achtundvierziger

    Der Vortrag ist anläßlich des 150jährigen Geburtstages des Dichters in erweiterter Form im Bd. XIII der Reihe der Sonder veröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe (Lern go 1960) S. 7-50 erschienen.

    Josefine Nettesheim: Wilhelm Junkmann, der vergessene

    Dichterfreund Schlüters und der Droste

    Wilhelm Junkmann (1811-1886) gehört zu den interessantesten Gestalten des Schlüter- und des Droste-Kreises und ist einer der verehrungswürdigsten Menschen in der Geistesgeschichte der Stadt Münster im 19. Jahrhundert. Ein tragisches Schicksal ließ ihn zum Bedauern vieler seiner hervorragenden Zeit-genossen weder als Dichter noch als Historiker zur Erfüllung kommen. Dieses Schicksal ist wie das so mancher seiner Zeitgenossen eng mit dem politischen und geistigen Geschehen seiner Zeit (1828-1848) verbunden. Wäre er nicht mit der Droste so eng befreundet gewesen, so dürfte er heute wohl als ver-schollen gelten; aber die Eigenständigkeit seiner Person konnte erst deutlicher erkannt werden, seit eine Großnichte Junkmanns, Elisabeth Schlüter (Junk-mann war mit Therese Schlüter verheiratet), der Forschung die bis dahin zurückgehaltenen Familienbriefe eröffnete. Die Briefe Schlüters an Wilhelm Junkmann (heute Univ.-Bibliothek Münster) ermöglichen einen Einblick in bisher unbekannte Lebenszusammenhänge und bilden mit weiteren Familien-dokumenten, darunter den Briefen Junkmanns an Aloys Schulte, die Grund-lage neuer Forschungen mit dem Ziele einer Junkmann-Monographie. Am 2. Juli 1811 in der Lamberti-Laischaft als Sohn des Schuhmachermeisters Philipp Junkmann geboren, erwarb der begabte Schüler seine klassische Bil-dung auf dem Paulinum. Das Unmusische, Moralische, die Enge der Schul-zeit bedrückten ihn. Er sehnte sich nach naturverbundenem, freiem und dich-terischem Leben. Von solchen Empfindungen sprechen die heimatverbun-denen, sehnsüchtig melancholischen Gedichte aus der Knabenzeit, die 1836 unter dem Titel "Elegische Gedichte" erschienen. Junkmannstudierte in Bonn, Münster und Berlin. In Bonn fand er seine Ideale in der urburschen-

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • 140 Berimt der Abteilung Münster

    schaftlichen Richtung bis zu einem gewissen Grade verwirklicht; in Münster kam er als Schüler des Philosophen Chr. Bernh. Schlüter in den Baader-Kreis und in freundschaftliche Beziehung zur Droste. In Berlin aber geriet er in den Demagogenprozeß und wurde inhaftiert. Da er nun keine Aussicht mehr auf eine Anstellung als Oberlehrer hatte, bereitete er sich auf die Habilitation vor durch eine neues Studium in Bonn, wo er bei Aschbach promovierte. Im Kinkel-Kreis fand er Verständnis für sein Dichten und sein Wollen, obwohl er sich als Großdeutscher und Freund der katholisch-politischen Richtung von den revolutionären Umtrieben fernhielt. Hier schloß er Lebensfreund-schaften mit den Historikern A. Cornelius, J. Ficker und Alex. Kaufmann. Erst 1855 erhielt er das Ordinariat für Geschichte in Breslau, und damit hatte sein unstetes Wanderleben als Politiker und Dozent ein Ende. Wie er die Westfälischen Quellen zur Geschichte und die Westfalia sacra anregte, so blieb er auch später in der Hauptsache ideenreicher Anreger und brachte selber kein größeres Geschichtswerk zur Veröffentlichung. Seine Arbeiten über eine Philosophie der Geschichte und über eine Geschichte der Kreuz-züge, die Schlüter in seinen Briefen an ihn sehr lobt, sind ungedruckt und bisher verschollen. Als akademischer Lehrer hatte er bei seinen Schülern sehr großes Ansehen. Sein Neffe Aloys Schulte, der ihm mit seinen 5 Brüdern wie einem Vater alles, was er geworden ist, verdankt, konnte als viel be-schäftigter Bonner Historiker seinen Plan, seinem Onkel ein biographisches Denkmal zu setzen, nicht mehr verwirklichen. Junkmanns Strahlungsmacht kommt aus einem zuinnerst von christlichem Bewußtsein durchleuchteten ge-schichtlichen Denken und tiefer religiöser Innerlichkeit. Er erwarb sich nicht nur durch die Entzifferung des" Geistlichen Jahres" der Droste ein bleibendes Verdienst, sondern er lebte auch nach den großen gemeinsamen Vorbildern.

    Hel mut R ich t e r i n g: G i es b e r t v. Rom b erg (1773 -1859) Prä f e k t des Ruh r d e par t e -ments und Landesdirektor In Dortmund

    Der Vortrag ist in gedrängter Form im Bande 9 der "Westfälischen Lebensbilder" (Münster 1961) S. 90-107 erschienen.

    Josef Schepers: Westfalen in der Geschichte des nordwestdeutschen Bürger- und Bauernhauses

    Die Gedankengänge des Vortrages, der einen Abriß der Geschichte des westfälischen Bürger- und Bauernhauses innerhalb der nordwesteuropäischen Entwicklung zu geben suchte, werden in erweiterter und ausgeführter Form in einem für den Druck im Bande IV Teil 2 des Werkes "Der Raum West-falen" bestimmten Beitrag unter demselben Titel wie der Vortrag erscheinen.

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • Bericht der Abteilung Münster

    b) Kurzfassungen der auf dem "Tag der westfälischen Geschichte" in Bocholt gehaltenen Vorträge

    Theodor Schieffer: Der Weg der angel-

    säc hsischen Mission nach Friesland

    und Westfalen

    141

    Was die christlichen Glaubensboten angelsächsischen Stammes im 8. Jahr-hundert geleistet haben, reicht in seiner geschichtlichen Wirkung bis in die Gegenwart, auch für die Stammesgebiete der Friesen und Westfalen. Das Gleiche gilt im Grunde auch von den vier Faktoren, die dabei zusammen-gewirkt haben, doch können sie nur historisch gewürdigt werden, wenn man von den Verhältnissen der Gegenwart völlig abstrahiert:

    1. Das Frankenreich, vom Rhein bis zu den Pyrenäen reichend, war die poli-tische Ordnungsrnacht und hatte die Voraussetzungen für die spezifisch abendländische germanisch-romanische Gemeinsamkeit geschaffen;

    2. die Angelsachsen waren - was in der Völkerwanderung einzig dasteht -unmittelbar von Rom aus christianis iert worden und hatten eine romver-bundene Landeskirche ausgebildet, die in ihrer Blütezeit um 700 eine starke Ausstrahlung auf das Festland ausübte;

    so war das fränkische Großreich politisch, die angelsächsische Kirche religiös-kulturell die integrierende Kraft bei der Ausformung der mittelalterlichen Ordnung diesseits der Alpen. Zu den offenen Stellen, auf die sie dabei stießen, gehören: 3. der alte Stamm der Friesen, die vor allem als Seefahrer und Händler eine

    Vormachtstellung besonderer Art einnahmen ;

    4. der weite Stammesverband der Sachsen, innerhalb dessen sid1 seit dem späten 8. Jahrhundert Westfalen als besondere Teilgruppe abzeichnet. Der Anstoß war für das Frankenreid1 zunächst nur Grenzsicherung und

    staatliche Expansion, für die Angelsachsen dagegen rein religiöser Missions-eifer, dem das Gefühl, zur Glaubenspredigt bei den stammverwandten "Alt-sachsen" verpflichtet zu sein, eine besondere Note gab. Aus der geographischen Lage ergab sich von selbst, daß sie sich auf dem Wege über Friesland im Laufe einiger Generationen an \X'estfalen heranarbeiteten.

    Freilich darf die Germanenmission nicht nach modernen Maßstäben be-urteilt werden: sie verlief - von ganz bestimmten, situationsbedingten Aus-nahmen abgesehen - ohne Gewalt, aber sie war eine Mission von oben her, die ohne den Rückhalt an einer starken christlichen Staatsgewalt, ohne eine sichtbare überlegenheit Christi als des stärkeren Gottes wenig Aussicht hatte.

    Der Angelsachse Willibrord (t 739), der Apostel der Friesen, knüpfte das Band zwischen fränkischem Staat und römischem Papsttum, aber seine Wir-kung reichte nur so weit wie die Autorität des Frankenreiches; die Ver-suche seiner Zeitgenossen, der beiden Ewalde und Suidberts, nach Westfalen

    Quelle: Westfälische Zeitschrift 111, 1961 / Internet-Portal "Westfälische Geschichte" URL: http://www.westfaelische-zeitschrift.lwl.org

  • 142 Bericht der Abteilung Münster

    vorzudringen (vor 700), endeten im Fehlschlag. Winfried-Bonifatius bezeich-net eine weitere Stufe. Sein Versuch einer macht- und schutzlosen Predigt bei den Friesen scheiterte ebenfalls (716), er beugte sich dieser Erfahrung und schloß sich zunächst ganz dem Vorbilde Willibrords an. Seit 722 vollbrachte er dann sein großes Missionswerk in Hessen und Thüringen, das seit 742 in eine umfassende Reform der fränkischen Kirche überging. Eigentliches Ideal und ersehntes Fernziel aber war ihm der angelsächsische Traum einer Pre-digt bei den Sachsen selber. Die erhoffie Gelegenheit schien gekommen, als Kar! Martell 738 einen großen Sachsenfeldzug unternahm. An bedeutenden Anfangserfolgen des Bekehrungswerkes in der Grenzzone (möglicherweise auch bei den westfälischen Brukterern) ist kein Zweifel, aber Lokalisierung und Ausmaß (um deren Klärung sich die jüngste Forschung sehr bemüht hat), bleiben unsicher, vor allem bleibt eine Dauerwirkung dieser raschen Massen-taufen quellenmäßig unerweisbar und sogar sehr unwahrscheinlich. Nicht als Sachsenmissionar, sondern als Märtyrer in Nordfriesland, am Rande des fränkisch-christlichen Machtbereiches, beschloß Bonifatius sein Leben (754).

    Die Franken nahmen jetzt auch die kirchliche Führung selbst in die Hand, die Angelsachsen blieben auf Hessen-Thüringen und Friesland beschränkt. Friesland wurde unter der Leitung des fränkischen Bonifatius-Schülers Gregor von Utrecht (t 775) vollständig christianisiert und wurde selber missionarischer Brennpunkt im Geiste der angelsächsischen Tradition, immer mit dem Ziel einer Sachsenpredigt. Liafwin (Lebuinus) wirkte im friesisch-westfälischen Grenzgebiet um Deventer, Willehad von Dokkum aus in der Landschaft Drente; beide wagten sich wieder ins Sachsenland vor, Liafwin gar zur Stammesversammlung in Marklo an der Weser - wieder ohne Erfolg.

    Erst die nächste, mit Karl d. Gr. gleichaltrige Generation vollendete das Werk, aber ganz im Schutze des fränkischen Reiches und im Verbande der fränkischen Kirche. Kar! teilte 777 auf dem Paderborner Reichstage das er-oberte Sachsenland in Missionsbezirke ein, wobei namentlich Westfalen kon-zentrisch einbezogen wurde; die alten Bonifatiusstiftungen Fulda und Würzburg wirkten im Mindener und Paderborner Raum, Lüttich in Osna-brück, Köln im Brukterer!and südlich der Lippe, in der Ebene nördlich der Lippe der Franke Bernrad, der wohl vom Willibrordkloster Echternach aus kam. Nach letzten Rückschlägen durch die Sachsenaufstände nahm die kirch-liche Organisation in Westfalen feste Formen an: als letzter der angel-sächsischen Missionare wurde Willehad 787 in Worms zum Missionsbischof geweiht und nahm seinen Sitz in Bremen, und am Ende dieses langen ge-schichtlichen Weges steht der Friese Liudger, in dessen Person und Wirken sich alle historischen Kräfte der letzten Generationen vereinigen: Schüler Gregors von Utred:tt, war er zum Studium in Y ork, aber in Köln zum Priester ge-weiht worden, hatte in Dokkum gewirkt und neue Lehrjahre in Italien (Rom und Monte Cassino) verbracht; wohl 792 übernahm er von Bernrad das Missionsland nördlich der Lippe und wurde 805 in Köln zum Bischof für Mimigerneford geweiht - während sich gleichzeitig im Umkreise aud:t die anderen Bistümer konstituierten.

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  • Bericht der Abteilung Münster

    Franz Petri: Deutschland und die

    Nie der I a n d e. Weg e und W a n d I u n gen i m

    Verhältnis zweier Nachbarvölker

    143

    Der Vortrag geht aus von der auf tiefer geschichtlicher Einsicht beruhenden Wesensbestimmung, die 1837 der nachmalige niederländische Staatsmann und Reformer Jan Rudolf Thorbecke und etwa ein Jahrhundert später der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga vom deutsch-niederlän-dischen Verhältnis gegeben haben: beide Völker und Kulturen smd nach Wesen und Geschichte in vielfältiger Weise miteinander verbunden, bilden aber zwei selbständige Ausprägungen der europäischen Völker- und Kultur-welt. Ihre Verwandtschaft wie Besonderheit zu zeigen, ist daher die Doppel-aufgabe jeder vergleichenden Betrachtung. Dabei wird angesichts einer ge-wissen deutschen Neigung zu ausschließlicher Betonung des beiden Völkern wirklich oder angeblich Gemeinsamen der Akzent vorzugsweise auf die Herausarbeitung der besonderen niederländischen Züge zu legen sein.

    Ein erster Hauptteil des Vortrages verfolgt demgemäß das deutsch-nieder-ländische Verhältnis, vom 19. Jahrhundert aus rückwärts schreitend, bis zu den frühesten Wurzeln der niederländischen Eigenständigkeit. Vom soge-nannten "Goldenen Jahrhundert" der Niederlande, dem 17., greift die Be-trachtung zurück auf das Spätmittelalter und bis zum Zerfall des Karolinger-reiches, wo der spezifische Grenzlandcharakter der Niederlande zwischen West- und Mitteleuropa in der Staatsgrenze zwischen Frankreich und dem mittelalterlichen Reich, die Flandern für mehr als ein halbes Jahrtausend bei Frankreich, die übrigen Niederlande beim Reich beließ, zum ersten Male weltgeschichtlich bedeutsamen Ausdruck fand. Nachdem Deutschland durch die Nichtunterstützung des Niederländischen Aufstandes gegen Spanien die letzte Chance für eine Wiederfesterknüpfung der alten politischen Bindungen der Niederlande an das Reich versäumt hatte, standen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts Deutschland und die Niederlande einander schon ungefähr in den heutigen Räumen als zwei durchaus selbständige politische und kul-turelle Bereiche gegenüber. Hingegen treffen wir bis zur Wende von Mittel-alter und Neuzeit eine Situation, in der nach dem eindeutigen Ergebnis der neueren Forschung, für die der Vortragende die Namen Häpke, Bot, Alberts und Huizinga nennt und sich auf seinen Vortrag vor dem Hansischen Ge-schichtsverein Pfingsten 1960 in Münster über "die Stellung der Zuidersee und Ijsselgebiete zur niederländischen und zur westdeutsch-hansischen Welt" bezieht, die gesamten östlich der Zuidersee gelegenen, heute ganz zweifels frei niederländischen Gebiete strukturell noch stärker mit dem deut-schen Niederrhein und dem angrenzenden Westfalen verbunden waren als mit den südlichen Niederlanden und den nordniederländischen Seeprovinzen. Zeugnis dafür sind u. a. die einst sehr innigen Beziehungen zwischen dem westlichen Münsterland und den heutigen niederländischen Ostprovinzen, die es nahelegten, auf dem diesjährigen Bocholter "Tag der westfälischen Ge-

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  • 144 Beridtt der Abteilung Münster

    schichte" das Verhältnis zu den Niederlanden einmal grundsätzlich zur Sprache zu bringen.

    Die Niederlande verdanken ihre politische Selbständigkeit und die Ab-steckung ihrer heutigen Grenzen gegenüber Deutschland in erster Linie dem burgundisch-habsburgischen Reich, durch das insbesondere der niederländische Osten aus einer vorwiegend deutschen Orientierung herausgelöst und auf die übrigen niederländischen Kernprovizen hin ausgerichtet worden ist. Jedoch wurden entscheidende Voraussetzungen für die Entstehung einer selbstän-digen niederländischen Welt bereits in vorburgundischer Zeit geschaffen. So geht die Selbständigkeit der niederländischen Sprache und Kultur ent-scheidend darauf zurück, daß es in dem unter stärkstem französischen Ein-fluß stehenden 13. Jahrhundert dem flämischen Bürgertum gelang, politisdl und sprachlich seine Unabhängigkeit gegenüber Frankreich zu bewahren. Obwohl die Niederlande stammesmäßig und sprachlich von Haus aus ver-wandte Grundlagen besitzen wie die angrenzenden rheinischen, westfälischen und ostfriesischen Gebiete, ist die selbständige niederländische Sprache ent-gegen einem verbreiteten deutschen Mißverständnis keineswegs ein "selbstän-dig gewordener deutscher Dialekt", sondern eine von vornherein unabhängig von der hochdeutschen erwachsene eigene Literatursprache spezifisch nieder-ländischen Charakters; die niederländische Hochsprache ist nicht ein ent-laufenes Kind, sondern ein gleichaltriges Geschwister des Hochdeutschen. Die nördlichen Niederlande bauen in ihrer großen Kultur des 17. Jahrhun-derts, trotz geistiger Überformung durch den westeuropäischen Kalvinismus, unmittelbar auf der großen Tradition des mittelalterlichen niederländischen Bürgertums fort.

    Ein kürzerer Schluß abschnitt umreißt die tiefgreifenden Strukturwand-lungen im letzten Jahrhundert und beleuchtet die Entwicklung des nieder-ländischen Verhältnisses zu Deutschland während dieser Zeit. Obwohl nach der mißglückten Wiedervereinigung mit Belgien seit 1830 nur noch ein euro-päischer Kleinstaat, haben die Niederlande dank ihrer großen Vergangenheit und bis 1945 als bedeutende Kolonialmacht über alle inneren Unterschiede hinweg ein so starkes spezifisch nordniederländisches Staatsgefühl entwickelt, daß alle Gedanken an eine wie immer geartete politische Wiederverbindung mit Deutschland sdlOn lange vor deren heilloser Kompromittierung durch das Dritte Reich von Grund aus illusionistische waren und nur eine Belastung für die Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern bildeten. Je weniger solche in die Ideenwelt der hinter uns liegenden nation al staatlichen Zersplitterung Europas gehörende Reminiszenzen das deutsch-niederländische Nachbar-schaftsverhältnis noch berühren, um so besser wird es um die Pflege der beiderseitigen Beziehungen bestellt sein. Nur auf einer übernationalen Ebene können die beiden Völker, wie die Entwicklung seit 1945 gezeigt hat, sich in neuer Weise treffen und verbinden.

    Auch kulturell blieben zwischen Deutschland und den Niederlanden unge-achtet des zeitweise sehr starken deutschen Kultureinflusses auf die Nieder-lande auch im vergangenen Jahrhundert einschneidende Unterschiede be-

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  • Bericht der Abteilung Münster 145

    stehen, die jeden Gedanken an eine irgendwie geartete Wiederzusammen-führung beider ausschließen. Was die Niederlande trotzdem für Deutschland an kaum minder Wichtigem bedeuten können, ist nach einem aus den 20er Jahren stammenden Wort Huizingas: ein Spiegel zu sein, in dem sich die deutsche Denkart getreuer sehen kann als ihn die meisten Völker uns vor-halten.

    Dieser Spiegel ist seither trotz der Breite des seit 1945 neu gewonnenen Kontaktes auf absehbare Zeit getrübt. Deshalb müssen wir in aller Nüchtern-heit auch geistig und kulturell einen neuen Anfang zu machen suchen, wie es unlängst die Politiker in dem gegenwärtig zur Ratifizierung anstehenden deutsch-niederländischen Ausgleichsabkommen versucht haben. Auch Dia-gnosen des beiderseitigen Verhältnisses gleich der vorgetragenen möchten an ihrem Teile dazu mithelfen.

    Sind so die tragenden Grundlagen des deutsch-niederländischen Verhält-nisses im Sinne eines freund-nachbarlichen Nebeneinanders unter unbedingter Achtung der gegenseitigen Selbständigkeit und der geschichtlich gewordenen Grenzen geklärt, wird auch die Pflege der alten innigen Beziehungen, wie sie zwischen Rheinland, Westfalen und den Ijssellanden bestanden haben, auf niederländischer Seite keinerlei Gefühle des Unbehagens mehr zu wecken brauchen.

    10 Westfälische Zeitschrift

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