38
Geschichten und Anekdoten Geschichten und Anekdoten Geschichten und Anekdoten aus Weissenfels und dem Umland Texte von Nadja Laue

Geschichten und Anekdoten aus der Heimat

Embed Size (px)

DESCRIPTION

aufbereitet und zusammengestellt von Nadja Laue aus Weißenfels

Citation preview

Geschichten und AnekdotenGeschichten und AnekdotenGeschichten und Anekdotenaus Weissenfels und dem Umland

Texte von Nadja Laue

Das MörderhausDas MörderhausDas Mörderhaus

1919 lebte in diesem Haus eine Familie (wahrscheinlich Wagner oder Wiegner).In diesem Jahr starb seine Frau. Im Jahr darauf hatte er eine junge Freundin,sie sollte wohl schon lange seine Geliebte gewesen sein und auch schonunehelich sein Kind bekommen haben.

Eine Zeit lang wohnten die beiden in WILDER EHE in eben jenem Haus. Erarbeitet lange in Nollschen Werken. Sie jedoch war mit einem Mann nichtzufrieden, und wenn er arbeiten war, lud sie sich einen anderen in das Hausein. Herr W. verletzte sich an einem Tag an seinem Arbeitsplatz und so wurdeer frühzeitig nach Hause geschickt, dort jedoch lag ein fremder Mann in seinemBett, bei seiner Liebsten.

Blind vor Wut und Zorn nahm er den Hammer, den er in den Händen tug undschlug zu. Zuerst erwischte er die junge Frau, von der nur der VornameIsabella bekannt ist. Dann soll das gemeinsame Kind, dass der Mutter helfenwollte, getroffen worden sein und zuletzt der andere Mann.

Drei Tage soll er appatisch neben den Leichnahmen gesessen haben. Dann liefer hinaus auf die Straße. Er ging in Richtung Markt, wollte einen Polizistenholen, doch schon in der Burgstraße sahen die Leute den blutbesudelten Mannund riefen schnell den erstbesten Polizisten dazu. In den Händen hielt er immernoch den Hammer.

Von der Polizei befragt, warum er sich denn Stellen wolle, sagte er, Isabella seiihm erschienen und habe ihr gesagt, sie würde ihn heimsuchen, bis er gestehe.Die ersten Nächte im Gefängnis der Stadt verbrachte er ruhig, dann randalierteer. Auf dem Weg von Gefängnis zum Gericht, riss er sich los, lief durch dasGerichtsgebäude und floh.

Als die Polizei bei seinem Haus ankam, hatte er "Sie lässt mich nie in Ruhe"mit Ruß an die Wand geschmiert und sich erhängt.

Der HalsbandmordDer HalsbandmordDer Halsbandmord

Der Klemmberg wurde ja erst nach 1900 begonnen zu bebauen, all das wasvorher hier stand waren spärliche und nur vereinzelte kleine Hüttchen, mit demWort Haus kaum zu bezeichnen. Der Katzenbuckel war damals noch starkbewaldet und die Bewohner der Hohen Straße holten hier ihr Brennholz.

An einem dunklem Aprilsamstag 1889 wurde Elisabeth Bille von ihrer Herrinauf die „Katze“ zum Holz holen geschickt. Doch als sie bis Mittag nicht wiederkam, wurde die zweite Magd Sophie Bille (ihre Schwester) ebenfalls geschickt,dass sie ihrer Schwester Beine mache. Stunden später waren beide Mädchennoch nicht zurück und man begann sich zu sorgen. Da jedoch die Nachthereinbrach, beschlossen die Männer mit Laternen auf den Katzenbuckel zugehen, sie suchten über Stunden, doch sie fanden nichts. Im beginnendenMorgengrauen kamen sie zurück.

Ein Knecht, der mit Elisabeth zusammen war, suchte trotz allem weiter undschlug am Morgen gegen zehn Alarm. Er hatte die Mädchen gefunden. Dort wosich die Freilichtbühne befand müssen die Mädchen gelegen haben. Als dieHelfer eintrafen, hatte der junge Mann schon eine Decke über die Mädchengeworfen, denn sie waren völlig nackt.

Als die Polizei eintraf bot sich ihnen ein schreckliches Bild. Elisabeth undSophie waren nackt bis auf ein schwarzes Halsband, dass die Meisterin bei denMädchen noch nie gesehen hatte. Auf ihre Haut waren Worte geschrieben, diekeine Sprache, die man kannte, angehorten. Es schien ein durch einander vonBuchstaben zu sein. Ohne Sinn.

Binnen zwei Wochen wurde das Wetter wärmer, der Schnee schmolz und nochzwei weitere Mädchenleichen mit einem Halsband wurden nach derSchneeschmelze freigelegt. Mägde, die Holz holten fanden sie. Danach wurdedas Holz sammeln auf dem Katzenbuckel verboten. Trotz intensiverErmittlungen konnte kein Täter gefasst werden. Aber ein weiterer Mord fandauch nicht statt. Eine Zeitlang wurde der Knecht der die Mädchen gefundenhatte verdächtigt, denn es schien verdächtig, dass er so weit von demgewöhnlichem Sammelgebiet nach den Mädchen suchte, doch die Beweiseerhärteten sich nicht und der Fall wurde zu den Akten gelegt.

Der NachtwächterDer NachtwächterDer Nachtwächter

1560 oder 1565 (da ist man sich nicht ganz so sicher, die Zahl ist schwer zulesen) gab es einen Nachtwächter, Hans Bauer. Lange Zeit zieht er durch dieStadt um macht fleißig seinen Dienst. Achtet auf die Stadt, meldet ein Feuer,wenn es auftritt und ist ein unbescholtener Bürger. Doch als er 35 Jahre altwird, will er sich endlich verheiraten.

Seine Auserwählte war Maria (Nachname unbekannt). Doch Maria war schon

versprochen, sollte den Sohn des Meisters der Schuster-Gilde heiraten, einewesentlich besser Partie als der Nachtwächter Hans. Doch Hans warb um sie,brachte ihr abends Blumen, versprach ihr das Blaue vom Himmel und Marialieß sich manchmal locken.

Wenn ihre Eltern tief schliefen, schlich sie sich manchmal hinaus und ging mitHans spazieren. So ging das wohl eine Weile. Nachts gingen die beiden wohlnicht immer nur spazieren, denn im folgenden Frühjahr war Maria schwanger.Als sie Hans davon erzählte, dachte er sich endlich am Ziel, denn nun hätte erdie Möglichkeiten sie zu heiraten, um eine ehrbare Frau aus ihr zu machen,doch die Eltern drängten nun auf eine rasche Heirat mit dem Schustersohn.Binnen weniger Tage wurden die beiden getraut.

Hans war rasend vor Wut und wollte nicht akzeptieren, dass sein Kind nun dasdes Anderen werden sollte. Er lief abends immer zu Maria und besuchte sie,doch als sie kurz vor der Niederkunft stand, bemerkte ihr Gatte, die nächtlichenTreffen und fühlte sich betrogen. Er hieß Hans, er solle am folgenden Abend andie Saale kommen, dann wolle man das klären, doch Hans wollte nicht warten,wollte gleich sein Recht, so nahm er seine Hellebarde und rammte sie demEhemann in den Leib. Maria erschrak so sehr, dass sie in Ohnmacht fiel.

Aus Angst vor der Justiz, zog er den Ehemann zur Saale und warf ihn an derPforte ins Wasser. Doch als er wieder zum Haus zurückkam, war Maria fort. Ersuchte sie, doch er konnte sie nirgends auswendig machen. Aus der Stadtkonnte sie nicht heraus sein, denn nachts wurden die Stadttore verschlossenund Keiner konnte hinein und hinaus. Als die Tore nun am nächsten Taggeöffnet wurden, wussten die Torwächter nach wem sie Ausschau haltensollten, doch sie ging nicht aus der Stadt. Hans ging davon aus, dass sie nochin der Stadt war. Wochen und Monate zogen ins Land und Hans fand und fandMaria nicht.

Zwei Jahre hielt er den Mund, sagte keinem von dem Mord des Ehemannes,dann konnte er nicht mehr Schweigen. In einer Schenke erzählte er der Wirtinvon dem Mord an dem Mann, sagt sogar wo er in die Saale kam. Ein Büttel, derin der Schänke saß, hörte vom Mord und nahm ihn fest. Als er nachVerurteilung gerichtet werden sollte, wurde er zum Henker gebracht, und als ernun seinen letzten Wunsch äußerte, war es: dass er Maria und sein Kindwiedersehen wolle. „Nichts leichter als das.“, sagte der Henker und lies sieschnell zu ihm kommen, in den Armen hielt sie einen kleinen Knaben von zweiJahren. Zu seiner Überraschung war es die Wirtin, der Schenke, der er denMord gestanden hatte. – Hans wurde gerichtet und in die Saale geworfen.

Spuk an der KircheSpuk an der KircheSpuk an der Kirche

In der Kirchgasse, so behaupteten viele in alter Zeit, soll einst der Geist desKüsters umhergegangen sein, denn seine Frau, das untreue Weib, soll ihn ausBosheit aus dem Turm der Kirche gestoßen haben. Fortan soll er immerauftauchen, wenn sich zu nächtlicher Stunde Paare unter dem Turm küssen.

Lisa und ihre KinderLisa und ihre KinderLisa und ihre Kinder

Furore machte eine Geschichte aus dem benachbarten Langendorf, Lisa, einetreue Kirchgängerin, gestand bei der Beichte, den absichtlichen Genuss vonMutterkorn (einem Getreideschimmelpilz), um die Leibesfrucht durch eineFehlgeburt zu verlieren, es war immerhin ihr sechzehntes Kind in nur zwölfEhejahren. Und alle wuchsen und gediehen.

Der Pfarrer schellte sie und rügte sie hart. Zudem misslang der Versuch undacht Monate später wurden von ihr zwei gesunde und kräftige Knaben aus derTaufe gehoben. Die achthundert Ave Maria, die sie für diese gottlose Tataufsagen sollte, hatte sie erst wenige Tage zuvor alle abgegolten, damit sie ihreKinder, die inzwischen zu Halbwaisen geworden waren, zur Taufe begleitendurfte.

Nur zwei Jahre später war eben jene Frau mit einem anderen Mann verheiratetund erwartete erneut die Ankunft eines Christenmenschen. Kind Nummerneunzehn brachte noch zwei Geschwister mit und die Drillinge wurden Maria,Martha und Marcus getauft.

Acht Wochen später lagen von den Kindern acht unter der Erde. Eine schwereGrippewelle hatte die acht Jüngsten dahingerafft und obwohl Lisa sehrschwach war, erholte sie sich wieder, bekam im darauffolgenden Sommererneut ein Kind, bevor sie im Herbst des Jahres, auf den Weg zu Kirche, voneinem Ast, der von starkem Wind bewegt, getroffen wurde und starb. Die zwölfKinder blieben beim Stiefvater, der recht bald die älteste Stieftochter (jene ausLisas erster Ehe) ehelichte und mit ihr noch weitere sechzehn Kinder bekam.

Seltsame Begegnungen imSeltsame Begegnungen imSeltsame Begegnungen imKämmereihölzchenKämmereihölzchenKämmereihölzchen

Lange Zeit erzählten die alten Frauen, von einer Gestalt die sie imKämmereihölzchen wollen gesehen haben. Und als die Geschichten und dieAngst nicht abreißen wollten, wurde ein junger Recke verpflichtet dem Spukauf den Grund zu gehen.

Er schnürte sein Ränzlein und packte sich etwas zu Essen ein und zog mitseinem Lastpferd in das Wäldchen. Dort schlug er in einer Senke sein Lagerauf, machte ein Feuer und briet sich ein paar Eier. Als nun die Nacht immerlänger wurde, wurde der Bursche auch müde. So streckte er sich lang undschlief ein.

Gen Mitternacht wurde er von einem scheppern geweckt und er sah, wie seinZinnbecher und Teller von dem kleinen Baumstamm, auf den er sie gelegt hatteherunter gefallen waren. Er wollte sich auch gleich wieder zusammen rollenund weiter schlafen, als er eine Gestalt an seinem Feuer erkannte.

Erschrocken fuhr er hoch und besah sich den Fremden. Ein alter Mann miteinem langen weißen Bart saß vor ihm am Feuer und wärmte sich die klammenFinger. Ein guter Gastgeber war der Junge schon und reichte von seinem Brotund Braten hinüber, doch der Alte wollte nichts, auch den Becher Wein, dender Bursche ihm reicht, lehnt er ab.

Der Recke wunderte sich sehr über seinen Tafelgast, als er versuchte ihn in einGespräch zu verwickeln, reagierte der Alte nicht. Doch der junge Mann ließnicht locker, er fragte und erzählte und wollte ihn zum Reden bringen, ohneErfolg.

Als der Morgen anbrach, erhob sich der Alte und verschwand schneller als eraufgetaucht war, an seinem Sitzplatz aber lagen drei goldene Münzen, die derJüngling an sich nahm. Er brachte sie den Ratsherren und erzählte von demseltsamen Alten, doch damit war die Geschichte nicht vorüber.

In der nächsten Nacht sollte er noch einmal hinaus, und als er sich wie amVorabend eingerichtet hatte, ein Feuer und ein kleines Schläfchen gemacht,wurde er erneut durch ein Geschepper gegen Mitternacht geweckt. Doch nichtwie erwartet, saß nicht der Alte am Feuer, sondern ein junge Frau.

Sie reichte ihm ein Brot und ein Stück gebratenes Huhn. Dann füllte sie seinenBecher mit Wein und der junge Mann lauschte dem was sie ihm sagte. Als derMorgen abbrach war die junge Frau verschwunden. Der Junge fand auch anihrem Sitzplatz drei Goldmünzen.

Er brachte sie zum Rat und berichtet von den Begebenheiten. Und so wurdedurch den Rat beschlossen, dass er, wer auch immer in dieser Nacht zuseinem Feuer kommen sollte durch den Burschen gefangen werden sollte unddieser durch den Rat befragt werden sollte.

So zog er erneut los. Schürte sein Feuer und wartet. Doch Niemand kam. Erwartete eine zweite Nacht, doch weiter kam Niemand. Er wartete und rief in denWald, doch keine Menschenseele erbarmte sich. So zog er nach dreivergeblichen Nächten zurück zu Stadt und berichtete, dass er habe niemandenfangen konnte, weil keiner kam.

Also er zu Hause in seine Kammer trat, schaute der Bursche nicht schlecht, dasaß das Mädchen am Tisch und der Alte daneben, sie legten ihm Goldstück umGoldstück auf den Tisch, bis die stattliche Zahl von 300 auf dem Tisch lagen.

Als der Bursche fragte, wofür er diese bekam, sprang das Mädchen an seinenHals und sprach „Weil du mein Bräutigam bist.“, kurze Zeit danach hielten sieHochzeit und der Alte starb. Auf die Frage jedoch, was sie da draußen im Waldgemacht haben, erhielt der Jüngling nie eine Antwort.

Fortan wurden auch keine Gestalten mehr im Hölzchen gesehen.

Der wilde Ritter von UichteritzDer wilde Ritter von UichteritzDer wilde Ritter von Uichteritz

Im 15. Jahrhundert trieb in Uichteritz und der Umgebung ein wildes Untier seinUnwesen. Die Bauern hatten gar schrecklich Angst, sie getrauten sich nicht inden Wald zu gehen und so wurde das Brennholz knapp. Endlich entschied manbeim Pfarrer vorstellig zu werden, denn dieser hochstudierte Mann würdeschon Rat wissen.

Dieser dachte lange über das Problem nach, betete und eines Morgens, als ermit seiner Magd bei Tische saß, fragte sie ihn, „Welch Sorge denn der Meisterhat?“ , dieser beantwortete ganz schnell „Das Untier im Wald.“. Die Magdbegann zu lachen und konnte gar nicht mehr damit aufhören, erst als der Herrmit Schlägen drohte, nahm sie sich zusammen und sagte ihm, dass man einUntier nur mit einem Untier besiegen könne, so wie Feuer nur mit einemGegenfeuer eingedämmt werden können.

So bedachte der Pfarrer die Worte der Magd und dann kam ihm dieErleuchtung. Er schickt nach einem Ritter, der als rechter Rüpel verschrienwar. Jener kam auch alsbald, denn er ward mit einem guten Preis gelockt.

Der Rittersmann hatte wilde Haare und einen schwarzen Hengst ritt er, demsich niemand Nähern konnte, ohne Niedergetreten zu werden. Er ritt mit einemSpieß bewaffnet in den Wald. Recht schnell traf er auch auf das Untier,

verfolgte es in die Tiefe des Waldes und erlegte es. Dann zog er das wilde Tier,von dem er in der Finsternis der Bäume nicht ausmachen konnte was es war,auf seinen Spieß und ritt zurück zum Pfarrer.

Dort warf er das Tier zu Boden. Der Pfarrer warf ihm das Geldsäcklein zu undwar‘s froh den Ritter wieder los zu sein, denn er ritt sogleich davon. Und vorden Füßen des Pfarrers lag ein schwarzes Tier, mit riesigen weißen Zähnen, alser es genauer beschaute, konnte er ein riesiges schwarzen Wildschweineberausmachen. Die Menschen hatten sich nun aus Neugier um das wilde Ungetümgesammelt und ein kleines Mädchen trat aus seiner Mitte hervor, zog dem Ebereinen großen roten Dorn aus dem Fuß und rief „Wenn ich so was im Fuß hätte,wäre ich auch wild.“

Das Mägdelein von BurgwerbenDas Mägdelein von BurgwerbenDas Mägdelein von Burgwerben

Kurz bevor die Reformation in Sachsen aufkam, lebte unweit Burgwerben eineBauersfamilie mit vielen Kindern. Elf Mädchen und acht Knaben tummeltensich auf dem Hof, neben ihnen viele Mägde und Knechte, eine Vielzahl vonTieren, die Großeltern und das Bauerspaar selbst. Das jüngste Kind, ein kleinerKnabe war gerade daran Laufen zu lernen, da wollte seine Mutter auch schonerneut Niederkommen.

Ungewöhnlich war es nicht, denn viel Bauern hatten ein Reichen Kindersegen.Doch noch ein Mäulchen ernähren, wo doch schon so alle karg und arm war.Kaum die Tiere bekamen genug Futter und allzu oft musste ein Fastentageingelegt werden, damit es reichte. Die Bäuerin entschied, das Kind muss weg.

Sie hatte sich Hilfe bei einer Wehmutter gesucht, doch diese konnte nichtsmehr tun, zu spät hatte sie von ihrem Zustand Wind bekommen, nun musstedas Kind erst einmal auf die Welt kommen. Dann würde man schon einen Wegfinden. Am Tage vor der Niederkunft spürte sie, dass das Kind nun in Bäldekommen würde und ging zur Wehmutter. Diese war in den Monaten auch nichtuntätig geblieben und schickte nun nach der Gutsherrin, diese kam aucheilends schnell herbei.

Mit den beiden Frauen an der Seite, gebar sie ein kleines Mädchen. DieWehmutter, gab ihr einen Trank ein und die Bäuerin schlief ein. Die Gutsherrinaber wurde indes schnell hergerichtet, ihr Kleid befleckt und ihr Haar geöffnet,auf das Bett gelegt und dann nach dem Gutsherren gerufen. Dieser trat insvermeintliche Geburtszimmer und nahm seine „Tochter“ in Empfang. Nach einpaar Stunden rappelte sich die „falsche“ Frischentbundene und ging mit ihremMann zurück zum Gut. Der Bäuerin und der Wehmutter ließ sie eine großzügige

Summe da. Und ein Nicken, sagte der Wehmutter, dass sollte diese noch einKind bekommen, sie auch dieses nehmen würde.

Als die Bäuerin erwachte ward es schon Nacht und die Wehmutter half ihrwieder auf die Beine, reichte ihr das Geld der Herrin und brachte sie zu ihremHof. Der Bauer, der natürlich nach dem Kinde fragte, gab die Wehmutter dieAuskunft, dass es schon Tod zu Welt kam. Doch die Gutsherrin bräuchte eineAmme fügte sie hinzu, da kann man sich was verdienen. Und der Bauerschickte die Frau aufs Gut, dort das eigene Kind zu säugen.

Im folgenden Jahr gebar die Bäuerin der Gutherrin einen Sohn und das Glückwar perfekt. Die Bäuerin ward auch Amme dieses Kindes, doch nichts imLeben ist perfekt. Nachdem sie nun das zweite tote Kind geboren hatte, sollteder Mann seiner Frau nicht mehr beiwohnen. Und er tat es auch nicht. Dannkam der Winter. Es war schrecklich kalt und die kleine Catharina wurde schwerkrank. Man schickte nach dem Arzt, doch auch nach vielen Versuchen, war ihrnicht zu helfen. Die Gutsherrin wusste sich am Ende keinen Rat mehr undschickte nach der Bäuerin. Seine Mutter wäre vielleicht die Rettung. Und dieBäuerin setze sich zu dem Kindlein. „Schau mein Töchterchen, welch schöneTage der liebe Gott für dich gemacht hat, schau welch schöne Blumen baldwieder wachsen werden, und schau, welch lieben Bruder du erhalten hast.Mein liebes Kind, ich weiß es, denn ich bin deine liebe Mutter.“ und sie küsstedas Kind und es schlief ein und wachte nimmer mehr auf.

Der Epitaph in der Kirche in Burgwerben soll noch an dieses Mägdeleinerinnern, die nur drei Jahre als Tochter des Gutsbesitzer lebte, ihr Bruderwurde großgezogen und erbte das Gut. Seine Geschwister und Eltern lernte ernie kennen, denn das Geheimnis behielten Wehmutter, Gutsherrin und Bäuerinfür sich, nur ein Brief ist überliefert, der im Nachlass der Mutter gefundenwurde und den eine ihrer Töchter gut verwahrte, bis der Bruder (Gutsherr)verstoben war.

Justiz im MittelalterJustiz im MittelalterJustiz im Mittelalter

Vor langen Zeiten, als die Stadt noch sehr jung war, lebte in der Bürgermarkeine junge Frau, ganz allein. Sie hatte ein kleines verschlafenes Häuschen, miteinem Holunder, der als Hecke um das Haus und den angrenzenden Gartenreichte. In ihrem Garten zog sie so einiges Gemüse und viel Kräuter- undGewürzpflanzen. Bei den Frauen in der Bürgermark war sie ehr beliebt, dennsie war die Hebamme. Auch wenn sie selbst keine Kinder hatte, war sie docheinfühlsam und bestrebt den Frauen zu helfen.

Doch eines Tages traf bei ihr der Büttel der Stadt auf, der sie in die Burgbringen sollte, sie sollte im Kerker festgesetzt werden. Was ihr vorgeworfenwerde, fragte sie natürlich, doch eine Antwort erhielt sie nicht.

Im frühen 14. Jahrhundert war die Rolle der Frau klar definiert. Sie hielt sichnicht an die allgemein gültigen Regeln. Nach zwei Wochen saß sie in derzugigen Burg und wartete. Dann wurde die Tür zur Zelle aufgestoßen. Sieschreckte hoch und sah in das Gesicht einer Frau. Der Wächter packte sie amArm und zog sie aus der Zelle auf den Gang. Die Dame musterte sie, nickte undder Wächter schob sie den Gang hinunter.

In ihrem Kopf begann es zu arbeiten, sie überlegte, ob sie diese Frau kannte,ob sie ihr jemals beigestanden hatte, ob sie ihr je einen Rat gegeben hatte,doch es wollte ihr nichts einfallen. Man führte die junge Frau in ein Zimmer,setzte sie an einen Tisch. Durch eine zweite Türe trat der Stadtbüttel ein.

„Ihr seid also eben Jene“, sprach er sie an. „Vielleicht“, antwortet die Frau.„Wenn ich wüsste, welche ich sein soll, warum ich hier bin, kann ich sagen, obich eben Jene bin.“, gab sie zurück. Etwas irritiert blickte er ihr entgegen, dochso schnell ließ er sich nicht beirren. „Man trug mir zu, ihr seid die Hebamme,der Bürgermark.“, das konnte sie unmöglich abstreiten und es war ja auchnicht nötig, als nickte sie.

Dann stand der Büttel auf und ließ sie allein. Sie saß da, lange und ewig lange.Die Nacht brach herein du der Wachmann gab ihr eine Lampe auf den Tisch.Nichts passierte, niemand kam. Und sie schlief ein. Als die Sonne aufgingwurde die Tür auf aufgestoßen, ein großer Mann mit Maske über dem Kopf tratein, ergriff grob ihren Arm und zog sie mit sich vor den Turm der Burg. Dortwurde sie in den Käfig eines Wagens gestoßen und das Schloss festverschlossen.

„Wohin werde ich gebracht, was geschieht mit mir?“, fragte sie, doch sieerhielt keine Antwort. Der Wagen, vor dem ein Pferd lief, zog zum Markt. Hiersollte die junge Frau nun gerichtet werden. - Doch was warf man ihr vor? Dassollt sie schnell herausfinden.

Sie stieg die drei Stufen auf das Podest, das auf dem Markt installiert war,hinauf. Man legte ihr ein Seil um den Hals, dann rollte der Stadtbüttel, vor derjubelnden Menschenmenge eine Pergamentrolle auf.

"Der Hebamme Ilsegrin Peters wird heute hier gerichtet, weil sie eine Vielzahlvon Kindern und Frauen getötet hat. Sie ist eine Engelmacherin und daher zurichten.", ihre Augen weiteten sich und nun wurde ihr klar, was geschehen war.

Ilsegrin war eine der wenigen Frauen, die wussten, wie man eine Abtreibungvornahm. Ein Verbrechen das damals schwer geahndet wurde. Ilsegrin mischteeinen Trank mit Johanneswurzel, Sadebaum und Peteriliensamen an,verabreichte nur wenige Tropfen davon und blieb bei den Frauen, die sicheinstellende Blutung versorgte sie mit kaltem Wasser und Mönchspfeffer.

Keine der Frauen nahm Schaden, doch einer der Ehemänner hatte sieangezeigt, denn es war ein Mord an dem Ungeborenen und zwei Ehefrauenkonnten nach der Gabe eines weißen Krautes gar keine Kinder mehrbekommen. (Die Frauen hatten nichts dagegen, hatten sie doch meist zehn und

mehr Kinder zu Hause) Den Ehemännern jedoch war es seltsam, dass dieFrauen nicht mehr schwanger wurden. Und Verhütung war verboten. Durch dieKirche verdammt. Sie zu richten war logische Konsequenz.

Auch wenn die Frauen, die sich auf dem Markt versammelt hatten,protestierten, wurde Ilsegrin gehängt.

Die Kirche ohne DorfDie Kirche ohne DorfDie Kirche ohne Dorf

Um das Jahr 800 wurde nahe Delitzsch ein kleines Dorf mit dem NamenWerbelin. Lange Zeit wohnten die Bauern in dem Dorf auf nur 14 Bauernhöfen,in der Dorfmitte eine Kirche.

Der Weißenfelser Salineassessor und Bergbauingenieur Georg Friedrich PhillipFreiherr von Hardenberg hatte nun die Aufgabe in der Region nachKohlevorkommen zu suchen. Dazu nahm er an vielen Punkten Bodenprobenund untersuchte diese auf ihre Zusammensetzung. Damit konnte erRückschlüsse auf Kohlevorkommen ziehen. Als er eines Abends in Werbelinankam, nahm er auch hier eine Bodenprobe, untersuchte sie noch vor Ort undberuhigte die Bewohner.

Die Kohle die hier vorliegt ist von minderer Qualität und nicht reichlich genugvorhanden, um sie zu fördern. Erleichtert ließ man den jungen Mann wiedervon Dannen ziehen. Doch kurze Zeit danach erkrankte der junge Assessor undverstarb recht bald. Seine Notizhefte blieben in seinem Sterbehaus.

Als 1903 der Kohleabbau endlich auch Werbelin erreichte, erinnerten sich dieAlten noch an die Erzählungen der Großeltern, die gesagt, dass hier keine guteKohle zu holen sei. Doch der Umzug des Dorfes war beschlossen. So wurdendie Bauern gezwungen das Dorf zu verlassen. In nur drei Tagen hatte man alleHäuser außer der Kirche niedergerissen.

Dann wurden erneut Bodenproben genommen, doch die BodenanalysenNovalis waren völlig korrekt. Ein Kohleabbau war hier nicht reizvoll. So beließman es bei der einsamen Kirche. Heute steht sie auch als Mahnmal allzuschnellen Handelns, ohne erst nachzudenken. Denn ihre Besucher sind fortgegangen und kamen nicht zurück. Hatten sie doch alles verloren.

Die verschwundene TemplerburgDie verschwundene TemplerburgDie verschwundene Templerburg

Die Templer wurden schnell ein großer Ritterorden, die mit viel Einfluss indeutschen Landen arbeiteten. Sie hatten an vielen Orten kleinere Klöster odergar große Burgen zu Templerstätten benutzt.

In Kleingörschen stand einst die Templerburg unserer Region. An der Stelle, ander heute die Kirche steht, war einst eine kleine Burg. Umspült vomFloßgraben. 1312 wurde sie aber, wie viele andere Domizile der Templerzerstört und an ihrer statt eine christliche Kirche gebaut. Als einziges Zeugnisfinden sich heute noch dieser Stein mit dem Templerkreuz an der Kirche, denndie Bauern der Dörfer hatten nur gute Zeiten mit den Templern in ihrer Mitte.

Die schwarze DameDie schwarze DameDie schwarze Dame

Zu der Zeit, als der Stadtpark noch Friedhof war, konnte man in denAbendstunden da immer eine Dame in einem schwarzem Kleid sehen, diesuchend über den Friedhof wandelte.

Wenn man ihr zu Nahe kam, verschwand sie schnell und Niemand konnte sichihr näher als auf 10 Schritte annähern. Eines Nachts ging eine junge Frau zumGrab ihres erst kurz vorher verstorbenen Kindlein. Zu ihr kam die schwarzeDame von selbst. Reichte ihr ein Taschentuch. Und legte eine rote Rose aufdas Kindergrab.

Als die Mutter aufblickte sah sie in das Gesicht der Dame. Sie hatteebenmäßige Züge, aber sie hatte einen leeren Blick. Die Dame strich ihr überdie Wange und ging weiter durch die Reihen der Gräber. Die junge Mutterfragte die Dame, was sie suche.

Ihr "Kindlein.", sprach sie. Doch niemand hat es bisher gefunden undbegraben. "Wo ist es?", fragte die junge Frau. Und die Dame zeigte auf denBerg nahe des Zeitzer Tores.

Eilens lief sie Heim zu ihrem Mann. Erzählte ihm von den Begebenheiten. Docher winkte ab. Tage über Tage lag sie ihm damit in den Ohren, bis er endlichnachgab. Er ging zu der Stelle, die seiner Frau von der geheimnisvollen Damegezeigt wurde. An jener Stelle waren einige Steine der Mauer herabgestürzt, alser sie zur Seite räumte, fand er darunter die Knochen eines Kindes.

Man rief den Stadtbüttel, dieser nahm das Kind mit zum Medikus, dieserbestätigte allen, dass das Kind schon sehr lange Tod sei. Niemand hatte daraufeinen Anspruch angemeldet. So legte man es in einen Sarg und begrub es aufdem Friedhof.

Nur einmal sah man noch die schwarze Dame. Sie stand am Grab des Kindleinsund ward nie wieder gesehen.

Der Reiter von ObschützDer Reiter von ObschützDer Reiter von Obschütz

Drei Mägde hatten sich nach dem Arbeiten auf dem Feld, nahe einerBaumgruppe bei Obschütz niedergesetzt und plauderten, wie es so der jungenMädchen Art ist. Über des wurde es dunkel und die Mägde dachten noch nichtdaran nach Hause zu gehen.

Endlich als es ganz und gar dunkel war und sie sich gerade auf den Heimwegmachen wollten, mussten sie sich sputen, denn vor ihnen auf dem Weg standein riesiges Pferd. Das schwarze Pferd hatte leuchtend rote Augen und auf ihmsaß ein Mensch in völlig schwarzem Gewand, doch auf seinen Schultern warkein Kopf. Ein kopfloser Reiter, der nun sein Pferd auf die drei Mädchen trieb.

Schreien und voller Panik rannten die Mädchen zurück ins Dorf, doch als siesich am ersten Haus umwandten, war der schreckliche Verfolger fort.

Die weiße DameDie weiße DameDie weiße Dame

In der Zeit, als das zweite Mal die Pest auftrat, machte der Totengräber desGottesackers hinter der Marienkirche einen schaurigen Fund:

Er hob ein neues Grab für die Pestopfer aus, da stieß er auf einen Leichnam,der dort eigentlich gar nicht hätte liegen können. Zuerst hielt er es für einenLumpen, dann erkannte er, dass in dem Sack etwas war. Er rief den Büttel undzog mit ihm zusammen den Leichensack hinauf.

Sie öffneten das Seil und warfen einen kurzen Blick hinein. Eine Frau wardarin. Sie legten den Sack auf einen Karren und brachten ihn zumStadtmedikus, dieser sollte die Leiche beschauen und dann dazu Auskunft

geben. Der Medikus öffnete den Sack und fand darin eine Frauenleiche vor. Siewar schon geraume Zeit begraben, was der Zustand der Sachen aussagte,doch die Leiche selbst wirkte wie gerade erst entschlafen.

Die schöne junge Frau hatte eine blasse Haut, doch ihre Lippen wirkten rot undfrisch, auch roch sie nicht nach Fäulnis und ihr weißes Gewand hatte an einerStelle einen kleinen Riss. Als der Medikus diesen genauer beschaute, konnte erauf die darunter liegende Haut blicken und fand darin zwei kreisrunde Löcher,etwa 2 ½ Fingerbreit auseinander. Der Riss an dem Kleid hatte sich am Halsbefunden.

Aus der großen Angst heraus, es hier mit einem Wiedergänger zu tun zuhaben, trennte der Medikus den Kopf der Leiche ab und dieser wurde in einenanderen Sack gepackt und die Leiche erneut auf dem Friedhof unter einemKreuz bestattet. Der Totengräber, der die hübsche junge Frau gesehen hatte,pflanzte auf ihr Grab erst Blumen, diese jedoch gingen alle ein, dann pflanzteer eine Blutbuche, diese wuchs und gedieh prächtig. Bis in sie ein Blitzeinschlug und sie völlig innerlich ausbrannte.

Die blauen HühnerDie blauen HühnerDie blauen Hühner

In Langendorf waren auf jedem Bauernhof Hühner zu finden. Braune, rote,weiße, graue oder schwarze waren üblich. Beim Bauern Hauer in Langendorfauf der Hauptstraße arbeite ein Knecht. Thomas (Nachname unbekannt) warkein recht fleißiger Knecht. Er lag viel lieber im Stroh oder ließ sich die Sonneauf den Bauch scheinen. Schweine und Kühe ausmisten, Holz hacken undWasser holen mochte er gar nicht.

Hauer wurde das dann zu dumm und er besprach mit seiner Frau, dass derKnecht fortan nur noch so viel zu Essen bekam, wie er auch durch seine Arbeitverdiente. So kam Thomas eines Abends an den Gesindetisch und ihm wurdenur eine Brühe vorgesetzt, während die anderen Mägde und Knechte reichlichGemüse und Ei darin hatten. Er schaute zu den anderen Schüsseln und warnatürlich nicht zufrieden. Er beschwerte sich natürlich, doch die Bäuerin sagteihm „Wenn du gut schaffst, wirst du auch gut essen.“, der Bursche aber wolltesich nicht belehren lassen, war sogar vorlaut und sprach: „Ich werde hartarbeiten, wenn die Hühner auf dem Hof blau sind, dann werde ich denOchsenkarren alleine ziehen, mit allem Heu und Stroh was auf dem Bodenliegt.“

Der Bauer und die Bäuerin die mit am Tisch saßen, überlegten in der Nachtgenau, wie sie dem Knecht eine Lektion erteilen konnten. Der nächste Tag zog

ins Land, und der Knecht lag wieder faul im Stroh. Auch seine Wassersuppebrachten ihn nicht dazu sich zu wenden und acht Tage warteten der Bauer unddie Bäuerin ab, doch Thomas wollte nicht fleißiger werden.

Da kam dem Bauern eine Idee. Als das Gesinde in der Nacht schlief, ging er inden Hühnerstall. Am neuen Morgen trug er Thomas auf die Hühnerherauszulassen. Doch dieser staunte nicht schlecht. Taten ihm doch nichtweiße, schwarze, braune oder graue entgegen, sondern blaue. Nun musste erden Ochsenkarren ziehe und alles Gesinde, der Bauer, die Bäuerin und alleNachbaren mit ihren Mägden und Knechten standen dabei und lachten ihn aus.Fortan musste ihn der Bauer nicht mehr zur Ordnung und zur Arbeit antreiben.Thomas hatte seine Lektion gelernt und heiratete eine der Mägde vom Hof, dieer liebevoll seine „blaue Marie“ nannte, denn als er den Wagen zog, hatte sieeines der blauen Hühner auf dem Arm gehabt.

Das rote EinhornDas rote EinhornDas rote Einhorn

Im Ausgehenden 19. Jahrhundert zogen hier einige Zigeuner durch die Lande,viele betrieben auch eine Panoptikum, hier wurden Meerjungfrauen, Harpienund andere Fabelwesen gezeigt.

Die Gruppe die nun aber durch die Lande zogen, hatte etwas besonderes. Siehatten ein rotes Einhorn. Doch die Weißenfelser waren nicht dumm, manschaute doch mal etwas genauer hin und dann war da etwas anders.

Die Polizei hatte auch die Aufgabe die Bevölkerung vor Scharlatanerie zuschützen, dazu musste auch das Panoptikum unter die Lupe genommenwerden. Hier stand nun diese Pferd. Der Polizist wollte gerade das Hornanfassen, da begann das Tier zu Sprechen, erschrocken sprang der Polizistzurück. Doch als er die erste Verwunderung abgeschüttelt hatte, trat er wiederan das Tier, wollte erneut nach dem Horn greifen und überprüfen, ob eswirklich fest war, sprach das Tier erneut.

Mulmig war dem Polizisten dann noch mehr. Doch allen Mut zusammenfassendtrat er an das Tier, auch wenn es weiter sprach. Doch dann begann plötzlichdas Horn zu leuchten. Angst beflügelten seine Schritte, er winkte ab,unterschieb die Unbedenklichleitserklärung und das Panoptikum durfte öffen.

Der AmselfängerDer AmselfängerDer Amselfänger

In der Zeit der Herzöge landeten viele Singvögel in den Kochtöpfen. Amselnund Drosseln waren dabei sehr beliebt. Singvögel durften auch bei den ArmenLeuten auf die Tische, ohne dass sie gleich der Wilderei bezichtigt wurden.

Peter war ein kleiner Junge von sieben Jahren und verstand sich aufsgeschickteste daran die Vögel zu fangen. Er spannte an die Obstbäume Netzeund fing die kleinen Obstdiebe ein. Mit den flatternden Vögeln in einem großenKäfig stand er auf dem Markt und tötete sie nur so, wie er sie verkaufte. Aneinem schönen Augustdonnerstag stand er wieder mit seinem Käfig auf demMarktplatz von Weißenfels und bot seine Ware feil. Alle Amseln verkaufte ernur eine blieb allein im Käfig. Ganz oben auf einer Stange saß sie, so dass ersie nicht recht greifen konnte und sie so verschont blieb.

Der Markttag neigte sich dem Ende und Peter ging mit der einsamen Amselnach Hause. Er brachte seiner Mutter die paar Groschen, die er verdient hatteund aß die Hafersuppe, die sie gekocht hatte. Da begann die Amsel zu singen.Wunderschön und aus voller Brust. Die Mutter war viel krank und lag fast denganzen Tag darnieder, da entschied Peter ihr eine Freude zu machen. „Mutter,ich werde euch die Amsel hier lassen, dann wird der Tag euch nicht zu lang.“,Freude strahlte über der Mutter Gesicht.

Peter ging am nächsten Tag wieder in den Wald, spannte seine Netze vorseinen Futterplätzen und fing eine Menge Amseln. Spatzen und Zeisige, Dolen,Elstern oder andere Vögel ließ er wieder fliegen. Am Abend kam er mit einemvollen Käfig nach Hause. Die Mutter hatte Farbe ins Gesicht bekommen undsaß schon am Tisch in der Stube. Fröhlich sah sie aus und Peter gab ihr einenKuss. „Das Vögelchen hat mir so schöne Lieder gesungen, Peter, du wirst esmir doch nicht wieder wegnehmen?“, da schaute er die Mutter an und sagte„Nein, wenn ihr solche Freude an der Amsel habt, so bleibt sie bei euch, FrauMama.“ Damit war‘s die Mutter zufrieden und sprang auf und stellte das Essenauf den Tisch.

So vergingen viele Wochen und von Tag zu Tag ging es der Mutter besser. DasBett musste sie kaum mehr hüten und Peter freute sich, dass die Mutterbesserer Gesundheit war. Die Amsel hielten sie in einem Käfig und später, alsPeter erwachsen wurde, kratzte er eine Amsel über die Eingangstüre. Langekonnte man die Amsel erkennen, doch in den 1970’iger Jahren wurde das Hausin der Leipziger Straße, das viele nur das Vogelhaus nannten abgerissen.

Der böse GrafDer böse GrafDer böse Graf

Im beginnenden 17. Jahrhundert wohnte auf dem Rittergut in Markwerben einGraf. Er war ein finsterer Mann und die meisten hatten Angst vor ihm undgingen schnell in die Häuser oder versteckten sich, wenn er in Sichtweite kam.

Er war ein Prasser und gab das Geld seiner Leibeigenen mit vollen Händenaus. Er verlangte immer höhere Zehnte und war ein übler Geselle. MancheNacht hörte man seine Frau weinen, denn er war böse und gemein wieder sie.

Nun war es eine Zeit, da sie sein Kind bekommen sollte und der Graf ward böseauf einen Pächter, denn dieser konnte seinen Zehnt nicht erbringen und seineGattin wollte ihn beschwichtigen, doch in seiner Raserei erschlug er sie. Todfiel sie zu Boden und mit ihr das Kind in ihrem Leib.

Nun bekam er Angst, denn auch wenn er der Graf war, konnte er nicht einfachseine Frau umbringen. So wartete er auf die Nacht, hob sie dann auf und trugsie in den Keller. Dann verriegelte er die Tür. Als der nächste Morgen anbrach,kam das Gesinde zu ihm und brachten das Frühstück. Da hörte man es zuersten Mal.

Dann jedoch verstummte es wieder. Der Herr dachte er habe es sicheingebildet, doch kurze Zeit, da war es wieder zu hören. Und auch die Mägdehörten es. Sie gingen zur Kellertüre und wollten nachsehen woher dasGeräusch, dass sie vernommen hatten kam, doch der Herr verbot es.

Über den Tag hörte man es noch drei Mal, doch der Graf wollte nichts davonwissen. Als er gegen Nachmittag mit seinem Pferd ausritt, öffneten die Mägdedie Tür zum Keller und fanden dort einen Neugeborenen Säugling. SeineMutter, die Gräfin lag kalt daneben. Eines der Mädchen, nahm das Kind zu sichund ging nicht zurück zum Grafen. Die andere lief zum Büttel und zeigte denGrafen an. Doch noch bevor der Büttel kam, ihn zu holen, hatten die Bauernkurzen Prozess mit dem bösen Mann gemacht und ihn ebenso erschlagen, wieer seine Frau.

Ludwig der Springer und dieLudwig der Springer und dieLudwig der Springer und dieWeißenfelser FischerWeißenfelser FischerWeißenfelser Fischer

Seinen schönen Beinamen erhielt der Springer auf Grund einer ganzbesonderen Geschichte:

Ludwig war wie viele seiner Zeitgenossen machthungrig und wollte seineterritoriale Herrschaft ausbauen. Dabei ging er sogar über Leichen. In diesemFall war es der sächsische Pfalzgraf, Friedrich III. Dass er die schöne Braut desRivalen liebte, war dabei sicher auch ein Hintergrund. Kaltblütig erstach er ihn,mit Gutheißen dessen Frau, die er später heiratete und stahl sich davon. Nunherrschte er über das sächsische Reich, doch ungesühnt blieb seine Tat nicht.

Ludwig residierte fortan im Schloss Goseck, damals eine der modernstenAnlagen im ganzen mitteldeutschen Raum. Friedrichs Familie wollte jedoch,dass der Kaiser, damals Heinrich IV, den Mörder richtete. So wird er festgesetztund nahe Halle auf die Gefängnisburg Giebichenstein gebracht. Immerhineinige Jahre wird er dort gefangen gehalten, ohne dass derVollstreckungsbefehl erteilt wird.

Als nun nach drei Jahren des Wartens endlich das Urteil vollstreckt werdensoll und die Hinrichtung naht, bekommt es der sonst so kühne Ludwig dochmit der Angst zu tun. Einer seiner Bewacher ist ihm treu ergeben und erüberbringt für ihn eine Nachricht und bittet ihm zu helfen. Die Nachricht gehtnach Weißenfels, an die hiesigen Fischer. Er bittet in seiner Notiz darum, dasssie vor der Burg Giebigenstein mit ihren Kähnen auf ihn warten sollen und ihnnotfalls sogar aus dem Wasser bergen und ihn aufs andere Saaleuferübersetzen. Keine wirklich schwere Aufgabe, doch für die Fischer imschlimmsten Fall sehr folgenreich. Der Kaiser könnte sie problemlos ohneProzess hinrichten oder sie gar für vogelfrei erklären, was noch viel schlimmerwar als der Tod.

Seinen treuen Diener bat er, seinen Schimmel, der den treffenden NamenSchwan trug, auf dem jenseitigem Saaleufer im Schilf zu verstecken. Nunwaren alle Weichen gestellt, jetzt bedurfte es nur viel schauspielerischemTalentes von Seiten Ludwigs.Am Tag, bevor der Ausbruch stattfinden sollte, stellte er sich krank. Er fröre sosehr, dass die Decken und Felle auf seiner Schlafstatt ihn nicht wärmten. Erverlangte von den Wachen immer neue Kleider und da sie den hohen Herrennicht gegen sich aufbringen wollten, brachten sie Kleidungsstück umKleidungsstück. Und trotz, dass Ludwig wohl schon der Schweiß in Strömenbis in die Stiefel lief, forderte er noch mehr Sachen, die prompt gebrachtwurden.

Er fragte bei dieser Gelegenheit seinen Getreuen „Ist der Schwan im Schilf?“,

was die anderen Wachen nur seiner kranken Wahnvorstellung zusprachen undes nicht beachteten. Und als er das „Ja.“, erhielt, war der rechte Augenblickgekommen.In einem unbeobachteten Moment sprang Ludwig aus dem Fenster undlandete, dank der vielen Kleider unbeschadet in der Saale. Die sechs Fischer inihren zwei Kähnen zogen ihn eiligst aus dem Wasser, setzten ihn über undgaben mit ihren Kähnen Fersengeld, denn erwischt werden wollten sie aufkeinen Fall. Ludwig lies am Ufer die Kleider fallen, stieg auf sein Pferd und rittin rasendem Galopp nach Goseck.

Hier beschloss er den Weißenfelser Fischern einen großzügigen Lohn für seinLeben zu schenken. Als Landgraf stand es ihm zu, über die Gewässer inseinem Reich zu bestimmen und so gewährte er den Weißenfelser Fischern biszur Burg Giebigenstein ihre Netze auszuwerfen und Fische zu fangen. Dies warein sehr einträgliches Geschäft, denn die Flüsse, so auch die Saale, warennoch nicht so überfischt. Man zog prall gefüllte Netze aus dem Fluss und eszappelte und wimmelte darin nur so von den verschiedensten Fischen. DasFischrecht der Weißenfelser ist auch heute noch von Bestand, denn es wurdenie aufgehoben. Jedoch bildet heute das Wehr an der Herrenmühle ein beinaheunüberwindbares Hindernis, um gen Halle zu schiffen.

Als Buße für den Mord am Pfalzgrafen gründete er in Sangerhausen die Kirchedes Sankt Ullrich und später das Kloster Reinhardsbrunn, das sich in denkommenden Jahrhunderten zum Familienkloster der Ludowinger mausernwird.

Man sagt auch dem Springer nach, er habe bei einem Erkundungsritt beiEisenach auf einen Felsen gesehen und ausgerufen „Wart‘ Berg, du sollst mireine Burg tragen!“ Kurze Zeit danach begannen hier die Bauarbeiten zum Bauder Wartburg. Jedoch auch hier kam er nicht ganz ohne List und Tücke an dasStück Land, denn eigentlich gehörte es nicht mehr zu seinem Reich.

Also bediente er sich eines Tricks: Er ließ Erde aus seinem Reich, auf denspäteren Bauplatz bringen und verpflichtete zwölf seiner treuen Ritter die„Schwurschwerter“ in den Boden zu stoßen und zu schwören, dass diese Erderechtmäßig dem Landgrafen von Thüringen, also Ludwig, gehöre. So kam er andas Land, den Berg und wenig später an eine stolze Burg, die nochKirchengeschichte schreiben wird.

Das MägdegrabDas MägdegrabDas Mägdegrab

Etwas südlich bei Langendorf liegt ein niedriger Hügel, auf dem einige Bäumestehen. Von der Autobahn als auch von der Eisenbahn, kann man ihn sehen.Von diesem Hügel, erzählt man sich diese Geschichte:

Eines heißen Sommerabends saß hier ein Schäfer und dieser achtete nicht sorecht, was um ihn geschah. So bemerkte er auch nicht, dass einige Mägde voneinem Erntewagen geschlichen und zu ihm kamen. Diese wollten dem Schäfereines auswischen, weil er sie beim letzten Tanz mit bösen Worten geneckthatte.

Sie überfiehlen den nichtsahnenden Schäfer, warfen ihn nierder und kitzeltenihn so lange, bis er tot darnieder liegen blieb. Bald ergriff man die Mägde. Ebenan jener Stelle, wo sie den Schäfer totgekitzelt hatten, wurde ein Grabausgehoben und die Mägde lebendig begraben.

Bevor man das Grab zuschüttete, warf man dorniges Reißig ins Grab. Heuteheißt der Hügel Mägdegrab. Auch wenn die Gegend sehr schön ist, will kaumeiner in der Dunkelheit daran vorüber gehen, denn es ist dort gar grausig.

Mörderinnen lebendig zu begraben war nicht unüblich.

Der schwarze RabeDer schwarze RabeDer schwarze Rabe

Am schwarzen Wasser (nahe Beuditz) stand, bevor der Gasthof „Amschwarzen Wasser“ eingerichtet wurde, einst ein kleiner Bauernhof. EineFamilie Däumler bewirtschaftete den Hof in achter Generation und mit jederGeneration wuchs der Hof an Größe und Komfort. Um den Hof reichten dieFelder bis zur Saale und an die nahen Hänge heran. Die Saale war ein Segenaber gleichsam auch ein Fluch, wenn sie hohes Wasser führte.

Vom Hof konnte man quer über die Saale sehen und manches Mal hörte mandie schwarzen Vögel der Rabeninsel, die ihr den Namen verliehen. Dortnisteten sie in großer Zahl und fingen die Mäuse und kleinen Schädlinge vonden Feldern. Sie waren den Bauern willkommen. Nicht verwunderlich war es,dass immer wenn die ersten Raben wieder kehrten, man abends insBauernhaus ein Lichtlein stellte, damit die Raben den Weg auch fanden.

Eines Nachts klopfe ein Wanderer von Beuditz kommend an die Türe desBauernhauses und bat um Quartier für die Nacht. Hilfsbereit wie der Vater desHauses war, bot er das Dienstbotenzimmer im ersten Stock an. Der Wandererwirkte etwas befremdlich, denn seine Kleider waren alle in schwarz, sogar seinHut und wo immer man an seinen Umhang schaute, waren schwarze Federndaran. Er ging die Stiege zur Kammer hinauf und legte sich auch alsbaldschlafen.

Als der neue Tag angebrochen war, richtete die Bäuerin ein Frühstück,während der jüngste ihrer Söhne dem Gast frisches Wasser brachte. Er klopftean die Türe, so wie er es gelernt hatte und trat aber ein, ohne auf Antwort zuwarten, da sah er etwas Merkwürdiges. „Der Fremde hat schwarze Flügel, wieein Engel.“, sprach er zu den Eltern, zu denen er vor Schreck gelaufen war.

Dann tauchte der Fremde in der Tür auf, strich dem Knaben über den Kopf undhielt in der anderen Hand den Eimer, den der Junge vor der Tür vergessenhatte. Etwas verwundert, über das plötzliche Auftauchen waren alle Beteiligtenschon, doch als diese abgeschüttelt war, bot die Bäuerin Platz an. Der Fremdesetzte sich.

Hungrig aß er von allem, was die Bäuerin auf den Tisch stellte, er trank Milchund nachdem er sich herzlich bedankt und verabschiedet hatte, stand er auf,reichte jedem der acht Kinder am Tisch eine schwarze Felder von seinemUmhang und legte den Eltern ein kleines schwarzes Säcklein auf den Tisch indem es wie Geld klimperte, als er es auf den Tisch niederlegte. So trat er nachdraußen auf die Straße. Er wand sich noch zwei Mal um, dann warf er seinenUmhang zurück und rannte den Weg entlang, dabei flog der Umhang Flügelngleich.

Der Knabe aber schwor, dass der Fremde zu einem Raben wurde. Doch vielseltsamer war, dass die Federn, die die Kinder erhalten hatten, plötzlich fortund an ihrer Stelle ein Silbergeldstück mit einem Raben lag, der Vater öffneteden Geldbeutel und darin waren zehn Goldstücke mit einem Raben darauf.Noch viel seltsamer fand die Bäuerin das Bett, in dem der Fremde geschlafenhaben wollte vor. Denn es war nicht angetan, die Falten waren noch genausowie am Abend als sie es frisch bezogen hatte. Eine einzige Feder fand sie aufeinem Stuhl im Zimmer, als habe der Fremde dort geschlafen.

Am Nachmittag kamen einige Männer vorbei, die nach einem riesigenschwarzen Vogel suchte, doch niemand hatte ihn gesehen. Nur im Stillensprach der Sohn, dass der Fremde vielleicht der Vogel war. Denn als manfragte warum er gesucht wurde, hieß es, er habe einen Schatz geraubt. DerSchatz der Rabeninsel wurde aber nie gefunden, auch wenn viele behaupteten,die Raben hätten viel dahin gebracht und versteckt.

Nahe des Hauses saß auch fortan immer ein Rabe und besah die Kinder, wennsie spielten. Ohne Furcht konnten sie an da Tier herantreten und es sogarstreicheln, bevor er davon flog.

Die geraubte BrautDie geraubte BrautDie geraubte Braut

Nahe Teuchern stand einst eine Wasserburg. Der Ritter Reinhardt hatte dieschöne Braut seines Rivalen Eckerhardt geraubt, die schöne Uta. Doch umEckerhardt seine Uta wieder zu geben wollte er ein hohes Lösegeld haben.Streng wurde die edle Dame bewacht, nur zweimal wöchentlich durfte sie zurAndacht in die Johanniskapelle gehen.

Auf dem Wege wurde sie streng durch zwei Recken bewacht. Die sie nicht ausden Augen lassen durften. Doch da die beiden einiges auf dem Kerbholzhatten, gingen sie nicht mit in die Kirche hinein, sondern vertaten ihre Zeit inder nächsten Schankwirtschaft und zechten gut beim Kapellenschmied.

Dieser war ein Freund Eckerhardts und steckte ihm, dass die beiden Burschenlieber guten Wein tranken, als Uta zu bewachen und das machte er sich zuEigen. Am nächsten Gebetstag kleidet sich Eckerhardt wie ein Pilger und kam,als die beiden Wächter in der Schenke saßen hinzu.

Er verwickelte sie in ein Gespräch und gab ihnen Reichlich Wein aus, der Wirt

gab in jeden Becher noch etwas Alkohol hinzu, und als die beiden Reckenrecht betrunken waren, schlich sich Eckerhardt weg und holte seine Braut ausder Kapelle, setzte sie auf ein Pferd und verschwand mit ihr, ehe die beidenBurschen nur erahnten, was gesehen war.

Reinhardt war Utas Raub natürlich nicht Recht und die beiden Burschenwurden an die Klagge* gehängt, wo ihnen der heiße Wein über den Kopfgegossen wurde.

-----------------------------------------------------------------------------------------

* Die Klagge ist eine hölzerne Vorrichtung, in der Hände und Füße in einerZange gehalten werden. Meist werden die Delinquenten mit heißen oder kaltenFlüssigkeiten übergossen.

Die Mägde am BrunnenDie Mägde am BrunnenDie Mägde am Brunnen

In der Kalandstraße befand sich einst ein Brunnen, gegenüber demKalandehauses. Die Mägde der Kalandstraße und der angrenzendenBrauhausgasse holten hier das Wasser für ihre Häuser. Jeder Tropfen Wassermusste vom Brunnen geholt werden. Viele Mägde gingen fünfzehn bis zwanzigMal am Tag mit Kannen und Eimern und schöpften Wasser daraus.

Auch die Kalandebrüder holten ihr Wasser aus dem Brunnen. Doch diegackernden Mägde waren ihnen bisweilen ein Dorn im Auge, so dass sie ihnenallerlei Grusel erzählten.

Marie diente im Hause der Familie Beutner, die Weißlederer waren. Sie war dieHausmagd und musste Wasser holen und viele schwere Arbeite tun, für einenHungerlohn. Reichtum würde sie mit ihrer Arbeit wohl nie erhalten. Doch siewar ein sonniges Gemüt und immer zu Späßen aufgelegt. Selbst wenn sie dieschweren Eimer trug hatte sie noch ein gutes Wort für die Menschen um sieherum.

Am Abend vor Johanni (24.Juni) musste sie erneut an den Brunnen undWasser holen. Ein schmutziger Pilger kam auf die Jungfer zu, die gerade den

zweiten Eimer mit Wasser gefüllt hatte. Er bat sie um einen Schluck und Mariegriff nach der Schöpfkelle, die am Brunnen an einem Kettchen hing, machte sievoll Wasser und reichte sie dem Pilger. Der jedoch sagte "Ich will einenSchluck aus deinem Eimer, mein Kind.", und Marie war sehr verwundert. "DasWasser ist aus demselben Brunnen, Herr.", sagte die.

Doch der Pilger ließ sich nicht beirren. Er wollte einen Schluck aus ihrem Eimerhaben und schließlich war dies kein unmöglicher Wunsch. Marie schöpfte ausihrem Eimer und reichte dem Fremden die Kelle. Er trank und behauptet, dasWasser schmecke schöner als der beste Moselwein. Marie schaute ihn zwarfragend an, doch antwortete sie nichts.

Dann forderte er sie auf, ihr noch den Weg zum Kalandehaus zu zeigen und siewies über die Straße hin, zu einem großen blauem Tor. Dort schlug er kräftigan und nach einer kleinen Weile öffnete einer der Brüder. Doch Niemand warvor dem Tor zu sehen. Er rief Marie entgegen, ob sie denn Keinen gesehenhabe, der geklopft.

"Doch, doch. Ein Pilger, der sich von mir Wasser geben ließ, hat bei euchgeklopft.", sagte sie mit fester Stimme. Unterdes war Klara, die Magd derFamilie Hausler ebenfalls zum Brunnen gekommen und die Mädchen waren insGespräch gekommen, bevor der Bruder sie so unterbrach. Ärgerlich war er,dass er die Stiegen umsonst hinunter gegangen war und schloss laut das Tor.

Die Mädchen schwatzten eine Zeit, bis Klara das Wasser in die Eimer gefüllthatte, da trat der Fremde Pilger wieder zu den Mädchen heran, bat um einenSchluck aus dem Eimer und nachdem er einen Trunk genommen hatte, klopfteer erneut an das Tor. Die Mädchen hängten die Eimer an die Tragebügel alssich die Tür erneut öffnete und der Bruder hinaus schaute, aber wieder keinensah. "Marie, Klara treibt ihr hier böse Scherze mit mir?", doch die Mädchenverstanden nicht. Erneut knallte der Bruder die Tür ins Schloss und dieMädchen konnten ihn die Stiege hinauf poltern hören, dann stand der Pilgerein drittes Mal vor den Mädchen und verlangte Wasser.

Diese reichten ihm einen Trunk und wollten gerade gehen, da wand sich Marieum und wollte sehen, wohin der Alter nach dem Klopfen verschwand, doch erwar nirgends zu sehen. "Klara, wo ist er hin?", doch auch Klara konnte ihnnirgends sehen, auch in der nächsten Straße war er nicht. So gingen dieMädchen zu ihren Herrschaften nach Hause.

Als sie am nächsten Morgen zum Brunnen gingen, schrien sie Alarm, dieKalandebrüder waren die ersten, die auf die Straße traten, da lag vor demBrunnen der alte Pilger. Nass und in der Hand hielt er die Schöpfkelle. Vor ihmeine Lache Wasser. Marie beugte sich hinunter, doch der Alte war Tod und jedeHilfe war zu spät gekommen.

Die Kalandebrüder nahmen ihn mit in das Haus, wuschen ihn und riefen denTotengräber, dieser ihn mitnehmen sollte. Dieser sah die Tasche des Fremdendurch, denn er durfte dies tun. Einen seltsamen Brief hatte der Fremde in derTasche, ein Siegel verschloss ihn. Den durfte der Totengräber nicht öffnen undman holte den Untervoigt. Dieser besah sich das Siegel und erkannte das

Wappen des Königs. Er sah auf den Empfänger und erkannte, dass dieser hiernicht nur ein Pilger war, sondern auch Bote des Königs, der unterwegs warzum Papst.

Eilens holte man einen jungen Burschen und ein starkes Ross und dieserwurde zum Papst geschickt, den Brief abzugeben. Doch als der Bursche inRom zum Papst vorgelassen, so hörte er beim Gehen vom Inhalt des Briefesund verwünschte sich selbst, dass er ihn überbracht hatte, denn in ihm wurdevon einem Mönchlein in Wittenberg gesprochen, dass in der Kircheschreckliches aufdeckte. Und der Papst sprach über ihn den Kirchenbann aus.Sein Name? - Martin Luther.

Die FischerinDie FischerinDie Fischerin

Lange bevor die Stadt gegründet war, gab es an dieser Stelle schon Bauernund Fischer. Frauen jedoch arbeiteten nicht in diesem Handwerk. Doch nachdem ersten Weltkrieg blieb den Frauen nichts anderes übrig, als selbst für sichzu sorgen.

Eine Frau machte damals ein wenig Aufsehen. Ihr Name Irmgard Baumgart. Siewohnte im Fischerdorf an der Leipziger Straße. Ihr Mann war im Krieggeblieben, wie so einige andere Männer auch. Die Frauen waren mit denKindern alleine und die Lebensmittelkarten reichten gerade für das Nötigsteund manchmal nicht einmal dafür.

Irmgard hatte aber den Freibrief ihres Mannes, der es der Familie Baumgartgewährte auf der Saale die Netze auszuwerfen. An einem Tag fuhr sie mit ihremkleinen Kahn auf die Saale und warf die Netze aus, nahe dem Ufer hatte sieschon die Reusen ins Wasser gelassen. Eine Weile wartete sie, dann zog siedas Netz ein, nur zwei kleine Fische zappelten darin, eine magere Beute, alsowickelte sie die Fische aus, warf sie in einen Eimer und das Netz erneut aus.Doch auch nachdem sie dieses einholte wurde es nicht mehr. Nach einer Weile,es war spät geworden, gab sie auf. Im Eimer waren sechs Fische und die nichteinmal besonders groß und zu Hause hatte sie sechs hungrige Kinder sitzen.

Hoffnungsvoll ruderte sie zu den Reusen, doch sie zog sie mit nur einem Fischaus dem Wasser. Nichts war zu machen, sie fing den Fisch aus der Reuse undwarf sie wieder aus, ruderte an Land und brachte ihren Fang nach Hause. Sattmachten die paar Fischlein nicht, doch sie vertrieben den größten Hunger. Alssie die Kinder ins Bett gebracht hatte, überlegte sie, wie sie mehr Fische ausdem Fluss ziehen könne. Aber nichts fiel ihr ein. So sank sie in ein tiefenSchaf.

Als der neue Tag angebrochen war, fuhr sie hinaus auf den Fluss. Doch auchheute wollte es nicht Recht gelingen. Zehn Fischlein trug sie in dem Eimer mitHeim, die waren schnell zu einer Suppe verarbeitet und gegessen. Als sie aucham dritten Tag nicht mehr Fische herauszog, wollte sie es schon ganz lassen.

Dann jedoch fiel ihr etwas ein, was ihr Mann immer gesagt hatte. „Wenn mandem Fluss was nimmt, muss man ihm auch was zurückgeben. Denn nur wennwir den Fluss ernähren, wird er auch uns ernähren.“, doch was sollte man demFluss geben? Da fielen ihr die Fischabfälle der vorigen Tage wieder ein, dochsollte das helfen? – Ein Versuch konnte nicht schaden. So packte sie dieGräten ein und fuhr hinaus.

Irmgard warf die Reste in das Wasser, dann warf sie das Netz aus, dochgenauso leer wie sonst zog sie es wieder aus dem Wasser. Betrübt fuhr sienoch ein letztes Mal zur Reuse und zog diese in den Kahn, doch darin waretwas. Ein Fisch, aber außerdem noch ein kleines Kästchen. Sie zog dasKästchen aus der Reuse und beschaute es genau.

Es war aus einem dunklen Holz mit einigen Glassteinen darauf. EineSchatztruhe wie sie Kinder zum Spiele nehmen, doch sie entschied dasKästchen mit Heim zu nehmen. Sie packte die Reuse und ruderte ans Ufer, gingdann Heim und da stand das Kästlein nun auf dem Tisch. Die Kinder sprangenvor Neugier herum, wollten wissen welche Schätze sich darin befanden. Alsoöffnete sie nach langem hin und her endlich die Schachtel.

Darin war ein kleines Fischlein, ganz aus Silber. Solch ein seltsames Tierchenhatte sie noch nie gesehen. Es glänzte und war sehr fein ausgearbeitet. JedeSchuppe war in ihre Sedimente aufgeteilt und beinahe Weich war der Fisch.Seine Augen waren aus einem gelben Glas.

Irmgard nahm das Fischlein und ging damit in die Stadt, zum nächstenGoldschmied, dieser besah sich das Fischlein und sprach ihr zu, sie möge esverkaufen und nicht zu wenig dafür nehmen. Er würde es ja selbst kaufen,doch die Lage wäre so schlecht, dass er kein Geld für solche Dinge habe.

Irmgard nahm das Fischlein also wieder mit Heim, stellte es auf ein Bord an derWand. Fuhr am nächsten Tag auf die Saale, warf ihre Netze aus und konnte eskaum fassen. Sie konnte das Netz fast nicht ins Boot ziehen, so schwer war es.Sie schaffte es dennoch, und stand mit ihren Fischen noch am selben Tag aufdem Markt und verkaufte sie. Das Geld stellte sie auf das Bord vor demsilbernen Fisch und auch am nächsten Tag zog sie ein volles Netz aus demWasser.

Sie wollte es fast glauben, dass das Fischlein damit seine Flossen im Spielhatte. Seit er da auf dem Regal stand, fing sie Fische. Die Wochen verflogenund die Fische sprangen beinahe von selbst in ihr Boot. Und sie hatte mit ihrenKindern ein gutes Auskommen, dann jedoch kam der zweite große Krieg. DieSöhne wurden in den Krieg geholt und die Töchter als Krankenschwesterngebraucht, so war sie allein.

Doch immer wenn der Markttag ran kam, stieg sie in ihr Boot und zog Fischeaus der Saale. 1942 soll Irmgard Baumgart gestorben sein. Auf ihrem Grabsteinist das Fischlein auch heute noch abgebildet. Ihr Grab befindet sich auf demweißenfelser Friedhof.

Die schöne MelusineDie schöne MelusineDie schöne Melusine

Zwischen Hohenmölsen und Rippach befindet sich heute noch eineParkanlage, die die Melusine genannt wird. Dort stand vor langer Zeit eineBurg, der letzte Ritter der Burg hatte eine wunderschöne Tochter mit NamenMelusine. Ein Ritter aus Goseck war in sie verliebt und wollte um sie freien,doch dem Vater gefiel der auserwählte Mann nicht und schickte ihn mit bösenWorten und Drohung von Gewalt wieder fort.

Doch Melusine und ihr Liebster wollten nur einander und traurig ging sie imBrunnen baden. Der Freier indes kam zurück mit jeder Menge Kriegsheer undwollte die Braut mit Gewalt befreien und heiraten, so schoss die Burg inTrümmer, dabei tötete er den Vater, aber auch die schöne Melusine.

Sie jedoch soll nach ihrem Tode keine Ruhe gefunden haben und immer nochim Park bei Vollmond zu sehen sein. Viele wollen sie auch imMelusinenbrunnen baden gesehen haben. Manche Tage wollen die Leute ausRippach auch Gänse oder Pferde gehört haben, doch wenn sie näher kamen,waren weder Pferd noch Gänse im Park zu finden. Melusine soll erst ihre Ruhefinden, wenn ihr Burg wiedererrichtet wird, behaupteten die Alten invergangener Zeit.

Brand im BrauhausBrand im BrauhausBrand im Brauhaus

Im Jahre 1705 ereignete sich ein besonderes Feuer. - Oft hatte es schon in derStadt lichterloh gebrannt, Straßenzüge, Rathaus und Marktkirche Sankt Marienwaren schon bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt.

Die Brandschutzordnung wurde mit aller härte durchgesetzt. Die Scheunen ausder Stadt verbannt und die Dächer mit Schindeln gedeckt. Man versuchte Feuerunter allen Umständen zu vermeiden.

Dann jedoch geschah es wieder. 1705 brach im Brauhaus in der

Brauhausgasse ein Feuer aus, es drohte auf die umliegenden Häuserüberzugreifen und die schnell herbeieilenden Löschhefer bildete eineEimerkette. Schnell wollte man das Feuer löschen, bevor wieder viele ohneObdach wären.

Doch das dauerte einfach zu lange, der Wirt fackelte nicht lange und schütteteDünnbier über die Flammen, seine Knechte taten es ihm gleich und schnellwurde das Feuer gelöscht. Nur auf der Zeche blieb der Wirt sitzen, doch dasHaus war gerettet.

Der Innungsbrief der SchornsteinfegerDer Innungsbrief der SchornsteinfegerDer Innungsbrief der Schornsteinfeger

Schornsteine und Essen waren eine echte Gefahrenquelle für ein Haus, dennder Ruß darin, konnte problemlos in Flammen aufgehen und wie verheerendFeuer sein konnte, wussten die Menschen im Mittelalter zu genüge.

Die Essenkehrer oder Schornsteinfeger haben aus der brandverhinderndenZeit, den Nachruf bekommen, Glück zu bringen. Denn war der Schlot ordentlichgekehrt, war die Gefahr eines Feuers gebannt, auch wenn es Ruß und Schmutzin die Häusern brachte.

Die Schornsteinfeger waren gern gesehen und von den Töchtern des Hauses,seltener auch von den Mägden, bekamen sie für ihre Arbeit zu ihrem Lohn aucheinen Kuss. Ein alter Aberglaube sagte, dass man dann schöne Kinder bekam.

1707 wurden dann endlich, nach Schustern, Bäckern, Schneidern und vielenanderen Handwerken auch die Schornsteinfeger durch die Gilde aufgenommenund sie durften einen Innungsbrief verfassen.

Doch da gab es ein großes Problem. Die meisten Feger waren der Schrift nichtmächtig, und eben Jene, die schreiben und lesen konnten, wollten nichtschreiben. So ging man zum Voigt der Stadt. Er sollte den Innungsbriefaufsetzten. Dieser machte sich jedoch einen Spaß mit den Fegern und wolltedie Tinte für dieses Dokument STILECHT halten. So sollen alle Essenkehrereinen Fingerhut Ruß aus jedem Kamin der Stadt bringen.

Dass sie vom Voigt auf die Schippe genommen wurden, bemerkten sie nichtund eilends gingen sie auf Kehrertour durch die Stadt. Jeder brachte Ruß ineinem kleinen Krüglein zum Voigt. Nun hatte der Voigt ein wirkliches Problem,denn nun musste er sie Tunte an mischen. Mit Leinöl und etwas Essig setzte erden Ruß an und fertigte eine gute Tinte.

Er schrieb alles nieder, was die Schonsteinfeger notiert haben wollten. DieLehrzeit, die Entlohnung, die Wanderjahre und auch was im Falle eines Unfallsoder des Todes eines Kehrers geschehen sollte.

Am Ende hielten die Feger einen wundervoll geschriebenen Innungsbrief inHänden. Und Thomas Weiler sollte den Brief bis zur feierlichen Übergabe durchden Stadtrat behalten. Er trug ihn unter seiner Jacke, damit er nicht Schadennähme. Am Tag bevor die Verleihung stattfinden sollte, stand er auf dem Dachdes Rathauses. Hier musste er die Esse kehren. Als er sich jedoch über dieselehnte, fiel der Brief aus einem Jackett in den Schlot.

Nun war guter Rat teuer. Eilens stieg er vom Dach und lief von Kamin zu Kaminim ganzen Rathaus und endlich nach fast zwei Stunden Suchen, fand er denBrief auf einigen Holzscheiten. Er nahm ihn wieder an sich und am nächstenTag konnte der Brief feierlich verliehen werden.

Doch etwas verwunderlich war schon, dass an allen Kaminen im Rathaus amFolgetag eine Hand zu erkennen war. Erst als die Räume neu gestrichenwurden, war der schwarze Handabdruck nicht mehr zu erkennen. Doch wennman genau schaut, kann man den Umriss der Rußhand am Kamin desBürgermeisters auch heute noch erkennen.

Der WassermüllerDer WassermüllerDer Wassermüller

Wenn man der Saale jenseitig der großen Brücke in Richtung Markwerbenfolgt, findet man heute zwar keine Spuren mehr, aber in Höhe derWasserabnahmestelle für die Feuerwehr, an der zuweilen auch Anger sitzenund ihr Glück herausfordern, stand einst eine Wassermühle. Sie verschwandschon recht bald und wurde durch eine viel größere ersetzt.

Von dieser Mühle erzählte man sich eine schauerliche Geschichte:

Ein Müller (Lohrmann) soll dort gewohnt haben und weil er ein rechter Knauserwar, hatte er recht oft neue Knechte und Burschen, die ihm zur Hand gingen.Doch wenn es daran ging, die Burschen nach dem Arbeitsjahr auszuzahlen warder Müller gern nicht mehr so mit ihrer Arbeit zufrieden.

Auch Hans Hauner arbeitet bei dem Wassermüller Lohrmann. Er war eintüchtiger Bursche und trug die schweren Säcke allein in die Mühle, er hatteallen ein gutes Wort entgegen zu bringen und als der Müller lange Zeit krankdarnieder lag, arbeitete er allein in der Mühle. Auch als das Hochwasser kam,rettet er das Mühlrad und die Mühlsteine, denn er baute beides aus und brachtees mit einem Fuhrwerk fort, baute sie nach dem Wasser wieder ein.

Hans war bescheiden und ein gütiger junger Mann. Seine Wanderjahre warenvergangen, als er Lohrmann verlassen wollte. Doch dieser fand täglich neueausreden, warum der Junge den Lohn nicht bekommen könne.

Endlich hatte Hans keine Zeit mehr zu warten, seine Liebste wartete daheimund so forderte er forsch seinen Lohn. Doch der Müller sagte ihm, er müssenoch eine Nacht warten, denn das Geld habe er nicht in der Mühle.

Am nächsten Morgen ward Hans nicht mehr gesehen. Nahe der Herrenmühle(die damals noch nicht errichtet war) zog man einen jungen Mann aus derSaale. Es war Hans. Der Voigt kannte Hans von seinen Besuchen bei der Mühleund fuhr gleich zum Wassermüller. Dieser wurde befragt, doch er wollte nichtsvon dem Verbleib des Burschen wissen. Er war’s froh den unnützen Esser loszu sein, behauptete er. Doch damit tat er Hans sehr unrecht.

Zwei Wochen später wurde an derselben Stelle, an der Hans aus dem Wassergefischt wurde auch Lohrmann aus der Saale gezogen. Die Magd wurdeeindringlich befragt, denn sie kam schreiend und weinend zum Voigt undberichtete, der Herr habe wirr geredet. Er habe die Burschen immer in die Saalegeworfen und nie sei einer zurück gekommen, keiner habe ihn Nachts inseinem Stüblein gerufen und auch das Mühlrad habe nie einen Namen gerufen,doch nun war Hans ein Geist, so behauptete der Müller bei seiner Magd. Daraufhabe er sich in das Mühlrad geworfen, die Magd habe ihn noch festhaltenwollen, doch er war für sie zu schwer.

Recht bald wurde die Mühle durch den Rat der Stadt verkauft und der neueHerr der Mühle kam nach nur vier Wochen zum Rat und verlangte die Mühlewieder abzugeben, denn dort ginge es nicht mit rechten Dingen zu. Nachtsstünde ein Bursche auf der obersten Treppe und wolle seinen Lohn, doch erkenne den Burschen gar nicht.

Drei weitere Male wurde die Mühle durch den Rat verkauft und alle neuenMüller berichteten von derselben Geschichte. Erst der letzte fand eine Lösung.– Als er den vermeintlichen Geist in der dritten Nacht sah, legte er ihm einenBurschenlohn auf die Treppe, fortan war er fort und das Geld legte der jungeMüller zurück in die Schatulle.

Der Kuss an die PrinzessinDer Kuss an die PrinzessinDer Kuss an die Prinzessin

Während Johann Georg Herzog am weißenfelser Hof und Regent war, war aucheine junge Prinzessin an seinem Hofe, die hier ein wenig in die Gesellschafteingeführt werden sollte. Sophia Elisabetha von Eisenach war eine Tochter desGroßonkels Johann Georgs. Die schöne junge Dame jedoch war ein wenigungestüm.

Recht viele Männer waren ihrer Schönheit erlegen, was vielleicht auch einGrund, warum der Vater sie nach Weißenfels schickte. Doch damit war sie janicht ganz und gar von den Augen der Männer versteckt. Im weißenfelserSchloss tummelten sich viele junge Männer.

Eines Abends sollte ein Ball veranstaltet werden und viele Gäste warengeladen. Ein junger Herr hatte ein Auge auf die schöne Sophia geworfen. Denganzen Abend war die Anstandsdame der Prinzessin alle Hände voll zu tun, umdie Werber von ihr fernzuhalten.

Doch so gut kann die Dame nicht gewesen sein, denn die Prinzessin notierte inihr Tagebuch:

„Die gute Hillard hatte Augen, wie ein Adler. Doch der gecke Bursch schafftees dennoch einen Moment unserer Gunst zu erhaschen. Wir haben einenMoment mit ihm geplaudert, doch er war sehr forsch, und bot uns sogleich an,ihn mit seinem Namen zu nennen, nach der Erlaubnis uns bei dem unsrigennenne zu dürfen, dich wir verbaten uns solches.

Er war von hoher Statur und hatte edle Züge, so dass unser Auge gern inseinem Antlitz weilte. Seine Worte waren treffend und er verglich uns mitRosen und Lilien, ein recht passender Vergleich, wie wir finden. Friedrichsollten wir ihn nennen und dann wollte er die Erlaubnis uns erneut besuchenzu kommen. Und fast sind wir geneigt dies zu genehmigen. Doch müssen wirerst seine Durchlaucht um Rat fragen, denn vielleicht hat der Vater anderePläne mit unserer Gunst.

Hillard sagte uns, dass Friedrich der Erbprinz der Grafschaft Eisenberg sei. Einguter Fang sei er allemal, sagte sie zu uns. Und wir sprachen lang mit ihm, wiewir Hillards Augen entrinnen konnten, wissen wir nicht zu sagen, doch alsFriedrich sich von uns verabschiedete, küsste er uns.

Welch‘ heißer Kuss, welch Wonne füllt unsere Brust und welch Sehnsucht ruhtnun in uns. Ach könnten wir ihn doch wiedersehen.“

Sophie Elisabeth von Sachsen-Eisenach heiratete 1719 Friedrich vonEisenberg. Sie waren 32 Jahre glücklich verheiratet und hatten zusammen 22Kinder, von denen 20 Erwachsen wurden. Erbprinz war er zwar nicht, doch einsehr glücklicher Ehemann, denn er hatte die Möglichkeit eine junge Braut zunehmen, die er sich selbst erwählt hatte.

Theresa MeierTheresa MeierTheresa Meier

Wenn Frauen mal eine Schnapsidee haben, dann eine richtige. Theresa Meierhatte für unsere Stadt eine richtig tolle, sie brannte in ihrem Keller heimlichObstschnaps. Das war damals aber leider verboten und auflog sie durch eineExplosion, als ihr Destilationsapparat in die Luft flog.

Verletzt wurde Niemand, aber eine empfindliche Geldstrafe von 7,69 Markmusste sie zahlen. Wenn man bedenkt wieviel sie damit verdient hatte, tat ihrdas kaum leid.

Zwei Wochen später hatte sie im Keller einen neuen Apparat stehen und eswurde munter weitergebrannt.

Der Ritter und die HexeDer Ritter und die HexeDer Ritter und die Hexe

Im ausgehenden 15. Jahrhundert war am Langendorfes, an jener Stelle wo esan Greißlau anstößt eine große Hecke von Holunder gepflanzt. Eben an dieseHecke stieß damals ein Wohnhaus. Es war recht klein und die Frau, die dortallein und ungestört wohnte, war die Wehmutter der umliegenden Dörfer. Siehatte einen großen Garten mit Heilpflanzen, wohltuenden Gemüsepflanzen undallerlei Gewürzen. Sie wusste gut die Kräfte der Natur zu nutzen.

Lena Belerin wurde von vielen Frauen als Hexe bezeichnet, denn in manchenVollmondnacht will man sie nackt über die Gassen des Dorfes gegangen habensehen. Die Männer aber hatten allesamt ein Auge auf die junge Frau geworfen,doch erhörte sie keinen. In ihrem Tagebuch hinterließ sie jedoch dieAufzeichnung, dass viele junge Männer das Nachtlager mit ihr teilten.

Lena wusste die Natur zu ihren Gunsten zu beeinflussen, und viele Frauenließen sich ein Tonikum aufsetzen, dass sie vor einem allzu reichlichenKindersegen bewahrte. Manches Frauenzimmer suchte auch die Wehmutterauf, wenn sie denn schon schwanger war und den Esser keinesfalls bekommenkonnte, auch hier war Lena hilfreich.

Wenn die Kreisenden nach ihr schickten, nahm sie den Geburtsstuhl, derzusammengeklappt an der Wand neben der Eingangstür stand und ging zu denGebärenden. Mit Heilölen, die sie selbst aufsetzte und Tees, die sie kochen liesbeschleunigte sie die Geburt. Sie wusch die Kreisenden und bekümmerte sichum alles Mittel, dass Sauberkeit bei der Geburt herrschen konnte. – Mitunterkonnte eine Geburt das letzte sein, was eine Frau in ihrem Leben erlebte. DieGefahr unter der Schwangerschaft, Geburt oder im Wochenbett zu sterben warum ein vielfachen höher als heute.

Da Lena an einer Holunderhecke wohnte, nannten sie all jene, die ihrwohlgesinnt waren, sie liebevoll die Heckenhexe. – Manch Liebestrank sollLena auch gemischt habe und allerlei Krankheiten geheilt haben.

1492 zog ein Rittersmann mit seinen Recken durch die Lande. Er hatte sich ineinem Duell mit einem anderen Ritter eine schwere Wunde an der Schulterzugezogen, die ihn sehr schmerzte. Am Kloster in Langendorf machte er halt,wollte in der Herberge nächtigen. Doch die Wunde raubte ihm den Schlaf, sodass er bei der Äbtissin vorsprach um Hilfe zu erhalten. Doch diese wusstenicht zu helfen, so schickte man nach Lena Beler. Die Belerin sollte dem Ritterhelfen.

Als Lena den Umhang abgelegt hatte und sich die Wunde, die mittlerweileschwer eiterte, beschaute, entschied sie wie zu verfahren war. Die Lehrtochter(Marie Schreider) musste zum Ammenhaus zurückgehen und noch einigeDinge bringen. Lena goss Wasser in eine Schüssel und gab Johanniskrautdazu. Einen gelben Puder fügte sie auch noch hinzu. In diese Mischungtauchte sie einen Schwamm. Der Ritter machte die Schulter frei und sie wuschdie Wunde gründlich aus.

Während sie an der Wunde zu Gange war, begann der Ritter von einer holdenJungfer zu sprechen, für die er den anderen Ritter herausgefordert hatte unddass er zwar gewonnen, doch das Herz der Dame nicht erweichen konnte. „Ihrhabet das Recht auf eurer Seite und doch will sie euch nicht ihre Gunsterweisen?“, fragte Lena nach. Doch Mitleid mit dem Ritter hatte sie nicht. Ernickte. „Dann werdet ihr anders die Dame erobern müssen. Nicht jede Frau willerkämpft werden mit Schwert und Schild, manche Dame will der MännerEhrenwort auf die Liebe, die er für ihr Herz hegt und nicht nur die Lust, die seinAug‘ an ihrem Schoß weilen lässt.“

Mit solch einer Antwort hatte der Ritter nicht gerechnet. Und als dieLehrtochter das verlangte gebracht, schnitt Lena die Wunde neu auf, nähte sieeilends wieder zu und verband die Schulter unter der Verwendung einerKräutersalbe. Lena verneigte sich vor dem Herrn und nahm ihre Habe undverließ den Herrn.

In der Nacht bedachte er die Worte der jungen Frau und am nächsten Morgenstand sein Entschluss fest, er wollte der holden Angebeteten seine Liebegestehen und er wand sich seinem Weg entgegen. Als er gen Ortsausgang ritt,kam er am Haus der Heckenhexe vorüber. „Wartet!“, rief Lena dem Rittersmannnach und reichte ihm ein Fläschchen. „Wenn eure Worte nicht genügen, gebtihr einen Schluck in ihren Becker und sie wird euch wenigstens anhören.“

Ratlos steckte er die Flasche ein und ritt weiter. Seine Erwählte war eine stolze,aber schöne Frau. Ihr Hochmut war allerseits bekannt. Und für alleLiebesschwüre des Ritters war sie taub, sie verlachte den Werber sogar. DerRitter war geduldig und warb viele Wochen um die Jungfer. Doch sie höhnteihn. Endlich wusste er keinen anderen Rat mehr und wollte sich von der Dameverabschieden. Doch er erbat sich einen letzten Trunk mit der Holden. DiesenWunsch konnte sie schlecht abschlagen. So wurde Wein gereicht, den derRitter selbst eingoss. In den Becher der Braut einen kleinen Schluck aus derFlasche der Hexe.

Die Becher stießen sie aneinander und erhoben sie zum Gruß. Doch als der

Trank ihre Lippen benetzt, fiel sie fast sogleich um. Im letzten Moment fing erdie Dame noch auf. Doch was sollte er nun mit ihr tun? In seiner Ratlosigkeitließ er eine Kutsche kommen und fuhr mit der schlafenden Schönheit zurHeckenhexe. „Was soll ich mit ihr tun?“, wollte er von ihr wissen. Und Lenalachte laut. „Zur Braut nehmen, was wolltet ihr sonst mit ihr tun. Nun wird sieeuch nicht mehr schmähen.“

„Aber sie ist nun auch nicht mehr in der Lage mit mir zu sein.“, antwortet derRitter. „Aber so wiederspricht sie euch nicht, sie wird immer eurer Meinungsein und ihr hab ein braves Weiblein.“, gab Lena zurück. „O nein, das will ichnicht. Sie war ungehörig zu mir, doch sie muss mich wollen und nicht miteinem Trick zu meiner Frau werden.“, entgegnete der Ritter. – Auf dieseAntwort hatte Lena gewartet, sie hielt der Dame eine duftende Tinktur unter dieNase und sie erwacht. Etwas perplex war sie über die Umgebung, doch als ihrLena erklärte, WEN sie da ausschlagen wollte, versprach die Dame nocheinmal gründlich sich zu bedenken. - Zwei Wochen später wurde Hochzeitgehalten. Ehrengast war Lena Beler.

Der Ritter und der DracheDer Ritter und der DracheDer Ritter und der Drache

In vielen Orten wollen in alten Zeiten Drachen gewohnt haben und die Ritterzogen wohl auch aus, um diese Untiere zu erlegen. Doch ein Drache war wohlanders. Er hatte wohl seine Behausung in den Wäldern zwischen Goseck undLeißling. Hier soll das Tier in einer Baumgruppe eine Lichtung geschlagenhaben und dort zusammengrollt auf den neuen Tag geruht haben.

In den wilden Zeiten des Mittelalters zogen viele Burschen und Knappen, aberauch rechte Rittersmänner durch die Lande. So kam ein Ritter mit seinemKnappen an einem wunderbaren Sommerabend auf diese Seite des Saaletales.Den Kriegsherren war es durch den Landgrafen von Thüringen verboten mitihren Knappen in den Dörfern zu nächtigen und die jungen Mädchen so inVerruf zu bringen. Also schlugen sie nahe der Saale ihr Lager auf. Sie schürtensich ein Feuer. Und nach einem üppigen Abendessen legten sich die beidenHerren nahe ihres Feuer nieder, um zu schlafen.

Bald waren sie tief und fest eingeschlafen. Doch das Feuer der jungen Männergriff um sich, drohe die Herren einzuschließen und ganz und gar auf den Waldund dann auch auf das Dorf überzugreifen, doch der gute Drache, der hierwohnte, trat geräuschvoll aus seinem Nachtquartier hervor. Der Ritter fuhrerschrocken auf und sah das Untier. Angst beflügelte ihn und er zog seinSchwert, doch noch bevor er zum ersten Streich ausholen konnte, erkannte er,dass das Feuer ihn und seinen Knappen eingeschlossen hatte. Der Drache tratan die Saale und nahm einen großen Zug Wasser in sein Maul und spie es überdem Feuer und den beiden Männern aus. Er lösche den Brand.

Der Rittersmann legte sein Schwert vor den Drachen und neigte sein Haupt vordem Tier. Gütig wie der Drache war, neigte auch er seinen Kopf undverschwand wieder im dichten Wald. Am nächsten Morgen konnten die beidenMänner unbeschadet ihren Weg fortsetzten. Der Ritter ließ den Drachen aufseinem Schild verewigen.

Der dunkle HäscherDer dunkle HäscherDer dunkle Häscher

In der Jahreswende zwischen 1679/80 wohnte nahe Weißenfels ein Mann, derden Namen Edwin Bohrmann trug. Er war seines Zeichens Hufschmied war. Erwurde am 06. Januar 1680 zum Richter Broller gebracht und musste dort eineAussage zu einer Begebenheit tätigen, zu der er als Zeuge Auskunft gebenkonnte.

„De Lauserin (Magarete Lauser) kimme zu mich. Un de hädde mirre äneGschicht erzelle.“, begann er (Die Lauserin kam zu mir. Und sie erzählte miteine Geschichte) … „sie hatte geträumt, dass ihr Mann der Peter Lauser in derNacht von einem schwarz gekleideten Kaputzenmann fortgeschleppt werdeund der würde ihrem Peter dann den Kopf abtun und auf einen Stein legen,danach würde er in den offenen Hals glühende Kohlen legen und den Kopfwieder darauf festmachen.“ Edwin war sehr verstört und erzählte sehr genau,was Magarete von ihrem Traum erzählt hatte. „Peter sei darauf ganz krankgeworden und habe Tagelang das Bett hüten müssen.“, fuhr er fort. „Nun istdie Lauserin schon einige Tage zu ihrer Base (Schwägerin/Cousine) und derPeter ist allein.“

Der Amtsrichter Broller wollte nun auch wissen, ob denn der Bohrmann nichtauch den Namen der Base beibringen konnte zu der Magarete gefahren sei,doch dieser konnte nur sagen, dass diese wohl nahe Thale wohne.

So wurde das Verfahren erst einmal eingestellt, bis man die Lauserin in Thaleauswendig machen konnte. Eine Woche nach der Vernehmung, wurde manihrer Habhaft, als sie in die Stadt zurückkehrte. Man brachte Magarete schnellzum Richter, der sie eindringlich befragte. „Wieso habt ihr euren kranken Mannallein gelassen?“, wollte er zuerst wissen. „Meine Base hat ein Kindbekommen, war schwer bettlägerich und da ihr Mann vor kurzem starb musstejemand nach den anderen Kindern schauen und sie versorgen. Deshalb fuhrich zu ihr.“, gab sie zur Antwort.

Prinzipiell war das nicht schlimm, so fand auch der Richter, doch „Warum habtihr keine Pflegerin für euren Mann besorgt?“, fragte der Richter weiter. „Ach,der.“, antwortet sie abwinkend. „Der hatte doch nur Bauchweh von den altenKirschen, das ist doch keine Krankheit, selbst der Arzt, hatte ihm nur Rizinusverordnet und es ging ihm doch auch schon recht wohl, als ich meine Habenahm.“, erklärte sie weiter.

Doch so einfach war das nicht. Denn der Richter sprach nun das Urteil:„Lauserin, ihr hab euren Gatten, als er euch am Nötigsten brauchte, alleingelassen, ihn nicht gepflegt, damit habt ihr das Gebot eures Ehegelübdesgebrochen, dafür werdet ihr eine empfindliche Strafe erhalten! Bis zum 15.dieses Monats (es war der 03. Februar) werdet ihr ein Schild mit der Aufschrift„Vernachlässigerin“ tragen. In dieser Zeit dürft ihr nicht in die Kirche gehen.

Das KaffeehauskomplottDas KaffeehauskomplottDas Kaffeehauskomplott

Im Todesjahr Johann Beers, 1700, gab es eine Reihe besondererBegebenheiten, nicht zuletzt die Kalenderumstellung vom julianischen auf dengregorianischen Kalender war etwas, was wir heute kaum nachvollziehenkönnen. Da wurde nämlich vom 12. Februar gleich auf den 01.März umgestellt.

Doch was ich hier erzählen will ist die Geschichte vom Kaffeehauskomplott.Die Türken hatten vor Wien gestanden, dabei hatten sie leider unterlegen undsie waren abgezogen, doch was sie vor Wien ließen, waren Säcke mit Kaffee.Die Wiener wollten das Lebensmittel nicht verkommen lassen, sie mahlten denKaffee nachdem sie ihn durch rösten feiner bekommen hatten und übergossenihn mit kochendem Wasser. So eröffnete in Wien schon recht bald, das ersteKaffeehaus.

Jede große Stadt, die was auf sich hielt, wollte nun auch ein Kaffeehaus unddiese Lokale erfreuten sich recht flott ungemeiner Beliebtheit. Da auchWeißenfels eine Stadt von Welt war, auch wenn man das heute fast nichtglauben mag, wurde hier ein Kaffeehaus eröffnet. Es lag sehr lokal, auf demMarkt (dort wo heute das „Schultheiß“ ist) und die Weißenfelser konnten hierdas moderne Edelgetränk erhalten.

Der Bürgermeister Mundt machte den Ersten, der eine Tasse Kaffee trank, dochnach dem ersten Schluck, lehnte er ab, weiter zu trinken, die Stadträtereagierten ähnlich. Einige Weißenfelser setzten sich ebenfalls an die Tischeund probierten von dem schwarzen Getränk. Doch so recht schmecken wolltees Keinem. Die Preise waren durchaus stattlich in dieser Lokalität, doch schonnach wenigen Tagen hatte sich herumgesprochen, wie der Kaffee schmeckte,und man musste sie Preise reduzieren.

Aber auch die wahrlichen Spottpreise lockten keine Gäste an, so dass daserste Weißenfelser Kaffeehaus nach nur 14 Tagen wieder schließen musste.Das erste Café wurde dann 1822 eröffnet, bis dahin hatte der Kaffee seinenSiegeszug schon in den Geschmäckern der Leute eingenommen. Heute wäreeine Lokalität ohne Kaffee kaum denkbar.

Die Geister der Hohen StrasseDie Geister der Hohen StrasseDie Geister der Hohen Strasse

Die Hohe Straße entstand, als für den Schlossbau hier Steine geschlagenwurden. Der Sandstein wurde abgetragen und schadhafte Steine, die imSchlossbau keine Verwendung fanden, wurden hier aufgeschichtet und für diespäteren Häuser in der Hohen Straße genutzt. Auch wurden Bergkeller in dasGestein getrieben.

In der Hohen Straße sind bei einigen Steinschneidearbeiten Männer verletztworden und drei verunglückten tödlich bei einem Steinrutsch. Die Geisterdieser drei, sollen, so erzählen alte Geschichten in der Hohen Straße nochumher laufen, denn ihre Familien durften hier nicht siedeln und dafür wollensie Rache.

Viele wollen Geister in den verschiedenen Jahrhunderten gesehen haben, aberda meist nur Kinder von den Geistern berichteten, wurde die Geschichtenschnell als Unfug abgetan.

1827 jedoch stürzte ein Kind in der Hohen Straße Nummer 15 die Stiege hinab,als es einen Geist gesehen haben will und erschrocken zurückfuhr. Dabei hatdas kleine Mädchen sich das Genick gebrochen.

Wenige Monate später kamen zwei weitere Kinder zu Tode, als sie wie vonGeisterhand in einen Bergkeller eingesperrt wurden und die Eltern die Kinderauch nach 7 Tage nicht wieder gefunden hatten. Am neunten Tage wurden siedurch einen Nachbarn entdeckt, sie waren verdurstet.

Im folgenden Winter starben drei Kinder, als sie von einem Schneerutsch amHang getroffen wurden. 1866 brach ein Feuer aus, das noch ohne Zutun derFeuerwehr von Anwohnern gelöscht wurde, im Feuer starben eine schwangereFrau und eines ihrer Kinder.

1912 wurde aus der Hohen Straße ein Fuhrwerksunfall gemeldet, bei dem dreiMenschen schwer verletzt wurde, ein Mann, der unter die Räder kam, war aufder Stelle tot. Zwei der Verletzten starben binnen Wochen, der dritte war Zeitseines Lebens gelähmt.

1935 wurden Irrlichter in der Hohen Straße gemeldet. Danach verschwandeneinige Mädchen spurlos. 1945 wurden an der Hohen Straße aus der Saale zweiMenschen geborgen, die völlig nackt waren. Sie wurden ohne Namen bestattet.

Zwei Morde hat es in der Straße auch gegeben. In Nummer 11 und Nummer 3. –1722 brachte eine Mutter ihre drei Kinder mit Eibe um. Sie wurde lebendigbegraben. - Und 1844 wurde ein Ehemann mit Tollkirschen durch seine Frauvergiftet, da er Fremdging. Sie entging der Gerichtsbarkeit indem sie denFreitod in der Saale wählte.

An Allerheiligen 1799 hat man in der Hohen Straße an einem Baum einen Manngefunden, der sich selbst gehängt hatte. 1824 stürzte ein Mann in Höhe derNummer 1 aus einer Kutsche und brach sich den Hals, er war augenblicklichTod.

Manche Leute berichten von einer Frau, die Abends singend durch die Straßelief. Andere wollen einen Mann mit einem schwarzen Hund gesehen haben.

Die meisten Kinder berichteten von einem kleinen Mädchen oder einem kleinenJungen, manche wollen auch beide Kinder gemeinsam gesehen habe. Siespielten mit den Kindern und die Meisten hatten kaum Angst. Nur wenn die UhrMittag schlug, wollten die Kinder nicht mit den Geisterkindern spielen, dannwurden sie wohl bös und wild. Doch war die Stunde vorüber, waren sie wiederlieb und brav.

Auch zwei Soldaten sollen hier wohl in der Nacht nach Heiligen-Drei-Königenumhergehen. Sie wollen ihren Sold vertrinken in einer der Schenken, die hiereinst war.

Die Hohe Straße hat es in sich und viele Geister könnten dort spuken.