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Geschätzte Leserinnen und Leser! IMPRESSUM EDITORIAL...Druck: Druckwerk Krems GesmbH, Karl-Eybl-Gasse 1, A-3504 Krems/Stein ISSN-Nr. 1018-1857 Die Autorinnen und Autoren sind für

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2 Archäologie Österreichs 21/2, 2010

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Archäologie Österreichs

Medieninhaber, Herausgeber, Hersteller und Verleger: Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte(c/o Institut für Ur- und Frühgeschichte), Franz-Klein-Gasse 1, A-1190 Wien, Tel.: (+43) 01/4277-40477, -40473,Fax: (+43) 01/4277-9404, E-mail: [email protected], Homepage: www.oeguf.ac.at

Redaktion

Schriftleitung, Satz, Layout: Mag. Dr. Karina GrömerEditorial Board: Dir. Dr. Wolfgang David M.A., Mag. Dr. Karina Grömer, HR Dir. Dr. Anton Kern, Mag. Dr. Martin Krenn,Ass.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb, Prof. Dr. Annaluisa Pedrotti, OR Dr. Marianne Pollak,Dir. PhDr. Matej Ruttkay, CSc., ao.Univ.-Prof. Dr. Otto H. UrbanWissenschaftliche Beratung: Ausschuss der ÖGUF

Graphische Bearbeitung und Scans: Mag. Dr. Karina Grömer, Ing. Peter Grömer-MrazekFinanzielles Management: Ass.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb, Mag. Dr. Martin Krenn

Druck: Druckwerk Krems GesmbH, Karl-Eybl-Gasse 1, A-3504 Krems/SteinISSN-Nr. 1018-1857

Die Autorinnen und Autoren sind für die Beiträge selbst verantwortlich!

Titelbild: Kartause Aggsbach: Detail der Klosterneuburger Vedute um 1700, Stift Klosterneuburg G 454.

Gedruckt mit der Unterstützung der Kulturabteilungen des Amtes der Burgen-ländischen und Niederösterreichischen Landesregierung sowie des Magistratesder Stadt Wien, MA 7-Kultur

Geschätzte Leserinnen und Leser!

Wie auch in vielen anderen Ausgaben der Archäologie Österreichs, konnten für das vorliegende Heft viele Wissenschaft-

ler unterschiedlicher Fachinstitute und Museen gewonnen werden, ihre neuesten Resultate Ihnen weiterzugeben. So

spannt sich der Bogen dieses Heften von der Erforschung steinzeitlicher Silexlagerstätten über die Interpretation hallstatt-

zeitlicher Siedlungsbefunde und der Vorstellung neuester Ergebnisse aus dem römischen Carnuntum bis hin zu mittelalter-

lichen und neuzeitlichen Themen, gipfelnd in den archäologischen Ausgrabungen an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Als Hauptartikel stellen wir das Kloster Aggsbach, seine archäologische Erforschung durch das Bundesdenkmalamt sowie

die landschaftspflegerischen Konzepte zu seiner modernen Nutzung vor. Die nächstjährige Landesausstellung im Raum

Carnuntum – Hainburg erfährt in der Rubrik „Museum intern“ eine Würdigung.

Da eine der Leitlinien der ÖGUF die Vernetzung aller an der Archäologie Interessierten ist – vom archäologischen Laien

über Studierende bis hin zum Fachkollegium – ist es uns ein Anliegen, hier Informationen zum „Dachverband der archäo-

logischen Studierendenvertretungen“ (DASV e. V.) präsentieren zu dürfen.

Schließen möchte ich diesen Rundgang durch die Ausgabe 21/2, 2010 mit einigen persönlichen Worten, da ich mich hier-

mit zum letzten Mal im Rahmen der Schriftleitung der „Archäologie Österreichs“ an Sie wende. Aufgrund neuer berufli-

cher Aufgaben (v. a. Schriftleitung der „Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“) ist mir die adäquate

Betreuung der „Archäologie Österreichs“ zeitlich leider nicht mehr möglich. Es ist für mich ein schwerer Abschied, blicke

ich doch auf 15 Jahre meines Lebens zurück. Bald nach dem Entstehen der Archäologie Österreichs, ab Ausgabe 6, 1995,

wurde ich unter der Ägide von Alexandra Krenn-Leeb in die Arbeiten rund um Redaktion und Layout mit eingebunden.

Seit dem Jahr 2001 hatte ich nunmehr die Schriftleitung dieses Publikationsorgans der Österreichischen Gesellschaft für

Ur- und Frühgeschichte inne. Eine Aufgabe, die ich gerne erfüllt habe!

Ich bedanke mich sowohl bei den Autoren als auch bei der Leserschaft herzlich für die jahrelange Treue!

Wien, im Dezember 2010 Karina Grömer

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Archäologie Österreichs 21/2, 2010 3

IN

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LT

21/2ARCHÄOLOGIE ÖSTERREICHS 2. Halbjahr 2010

AKTUELL

Die Cartusia Portae Beatae Mariae Virginis in AggsbachAlfred R. Benesch, Martin Krenn und Ute Scholz

unter Mitarbeit von Brigitte Fettinger und Doris Schön 4–17

NEWS

Neue Grabungen – Neue Befunde – Neue Funde

Peter Trebsche, Wiederaufnahme der Forschungen in der urnenfelderzeitlichenBergbausiedlung Prigglitz-Gasteil 18–19

Veronika Holzer, Opfergruben, Brunnen, Heiligtum – Grabungsergebnisse in Roseldorf 2010 19–21

Dimitrios Boulasikis, Forschungen im Militäramphitheater von Carnuntum 21–23

Dagmar Fuchs, Dominik Maschek und Barbara Weißmann, Archäologie und Bauforschung im Bereichvon "Haus IVb-c" der Zivilstadt Carnuntum: Neue Ergebnisse der Kampagne 2010 23–25

Andreas Konecny, Die Arbeiten in Haus V und auf der Südstraße in der ZivilstadtCarnuntum 2009 und 2010 25–27

Claudia-Maria Behling, Deckenmalereien in der Zivilstadt von Carnuntum 27–29

Claudia Theune, Zeitgeschichtliche Archäologie – Denkmalpflege und Forschungen in derGedenkstätte Mauthausen 30–33

Karina Grömer und Peter Höglinger, Bronzezeitlicher Grabfund mit organischen Resten aus Großgmain 33–35

Thomas Bachnetzer und Beatrix Nutz, Der Hexenfels am Krahnsattel im Rofangebirge, Nordtirol 35–38

Nikolaus Hofer, Der Feldherr auf der Pfeife? Eine bemerkenswerte Tabakspfeife aus dem ehemaligenPalais des Prinzen Eugen in Wien 38–40

ARTIKEL

Eine Silexlagerstätte im Laudachtal, OberösterreichMichael Brandl, Robert Neuhauser und Beatrix Nutz 41–46

Der latènezeitliche Wandgräbchenbau von Michelstetten (Niederösterreich)Peter Trebsche 47–56

Der DASV e. V. – ein Netzwerk zum MitmachenJohannes Reiter und Martin Gamon 60–61

Forschung im Ausland

Die armenisch-österreichischen Ausgrabungen in Aramus 2004–2009, ArmenienSandra Heinsch und Walter Kuntner 57–59

Museum intern

"Götterbilder – Menschenbilder" Die Niederösterreichische Landesausstellung 2011am Standort Archäologisches Museum Carnuntinum

Franz Humer 62–65

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Archäologie Österreichs 21/2, 2010 19

NE

WS Ofendüse enthielt. Sie erstreckte sich über eine Flä-

che von mindestens 4,40 x 5,70 m und zog an drei

Seiten nach oben; die vierte Seite lag außerhalb der

Grabungsfläche.

Unter einer weiteren Haldenschüttung folgte der

nächste urnenfelderzeitliche Horizont (Abb. 1). Er

wurde durch eine horizontale Brandschicht ange-

zeigt, die eine aus Lehm gebaute Herdstelle mit ei-

nem Unterbau aus Steinen und Keramik bedeckte.

Außerdem gehört ein rechteckiger Ofen, wahr-

scheinlich ein Röstbett (Breite 0,74–0,84 m, Länge

min. 0,74 m) zu dieser Phase. Seine Sohle bestand

aus zwei Lagen flacher, bunt gemischter Bruchstei-

ne; die Wände waren aus hochkant gestellten Stei-

nen gesetzt. Innen war der Ofen dick mit Lehm

verstrichen, der ebenso wie sämtliche Steine

ziegelrot verbrannt war.

Unter diesem Niveau folgte wiederum eine Hal-

denschüttung, sodann ein vierter Horizont mit einer

Ascheschicht und einem festgetrampelten Bege-

hungsniveau, der ebenfalls zahlreiche Tierknochen,

etwas Keramik und Plattenschlacke erbrachte. Die-

ser Horizont lag hangseitig 2,06 m unter der Hu-

musoberkante, weshalb er aus Sicherheitsgründen

bislang nur in einer kleinen Tiefsondage erfasst

werden konnte.

Zusammenfassend lässt sich also die Anlage der

Terrassierung eindeutig in die Urnenfelderzeit da-

tieren; die neuzeitliche Nutzung durch Ackerbau

und als Obstgarten erfolgte sekundär. Die Halden-

schüttungen zwischen und unter den drei urnenfel-

derzeitlichen Horizonten können durch die Strati-

graphie nun ebenfalls datiert werden. Hinsichtlich

der Nutzung der Terrassen sind vor allem der Röst-

ofen und die Herdstelle von Bedeutung. Überreste

von dazugehörigen Gebäuden deuten sich anhand

der Umrisse der Brandschichten an, können aber

erst nach einer Erweiterung der Grabungsfläche

eindeutig festgelegt werden.

Der Zufall bescherte schließlich einen zusätzlichen

interessanten Aufschluss (Fläche 2). Durch Vieh-

tritt war auf einer rund 50 m westlich liegenden

Terrasse eine spannende Stratigraphie freigelegt

worden. Sie wurde dokumentiert und auf einer Flä-

che von 3,25 x 1,50 m erweitert, um datierbare

Funde zu gewinnen. Am Abhang der Siedlungster-

rasse konnten so mehrere urnenfelderzeitliche

Brandschutt-Schichten festgestellt werden, die von

der Bebauung der Terrasse stammen müssen. Sie

enthielten äußerst umfangreiches Fundgut, darun-

ter vor allem Tierknochen, weiters Keramik, Plat-

tenschlacke, einige Knochengeräte, einen kleinen

Bronzering und eine Tüllenpfeilspitze. Die Tier-

knochen werden von Erich Pucher (Archäologisch-

Zoologische Sammlung, Naturhistorisches Mu-

seum Wien) untersucht; die durch Flotation und

Schlämmung gewonnenen botanischen Reste von

Marianne Kohler-Schneider und Andreas Heiss

(Institut für Botanik, Universität für Bodenkultur).

In Kürze sind also die ersten Ergebnisse zur Nah-

rungsmittelversorgung und Holzwirtschaft in der

urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung von Prigg-

litz zu erwarten.

Anmerkungen

1) F. Hampl und R. Mayrhofer 1963: UrnenfelderzeitlicherKupferbergbau und mittelalterlicher Eisenbergbau in Nieder-österreich. 2. Arbeitsbericht über die Grabungen d. NÖ. Lan-desmuseums 1953–1959. Arch. Austriaca 33, 1963, 50–106,hier 56–74.2) Zu den geoelektrischen Messungen durch V. Fritsch vgl.Hampl und Mayrhofer 1963 (Anm. 1), 62; der ausführliche Be-richt blieb unpubliziert (Ortsakte Prigglitz, Urgeschichtemu-seum Niederösterreich, Asparn an der Zaya). Zu den archäobo-tanischen Untersuchungen durch F. Brandtner vgl. ebd., 62 mitAnm. 12; zu den archäozoologischen Untersuchungen durchE. Thenius vgl. ebd., 69 f.3) Die Grabungen werden von der Kulturabteilung des LandesNiederösterreich finanziert. Für die Grabungserlaubnis dankeich dem Grundbesitzer, Herrn Peter Gruber, sehr herzlich. Fürorganisatorische Unterstützung bin ich Herrn BürgermeisterFranz Teix und der Gemeinde Prigglitz sowie Charlotte und Jo-hannes Seidl (Galerie Gut Gasteil) gerne zu Dank verpflichtet.4) Th. Kühtreiber und P. Trebsche 1999: KG Prigglitz, Urnen-felderzeit. Fundber. Österreich 38, 1999, 778 f. – R. Lang2000: Urnenfelderzeit. Fundber. Österreich 39, 2000, 596 f. –Th. Kühtreiber und P. Trebsche 2001: KG Prigglitz, Urnenfel-derzeit. Fundber. Österreich 40, 2001, 599 f.

Peter Trebsche

Opfergrube, Brunnen, Heiligtum –Grabungsergebnisse

in Roseldorf 2010

KG Roseldorf

MG Sitzendorf an der Schmida

VB Hollabrunn

Ziele der Ausgrabungen 2010 waren der Abschluss

der archäologischen Untersuchungen an der gro-

ßen Opfergrube (Objekt 14) auf Parzelle 1485 und

die Weiterführung der Ausgrabungen des Heilig-

tums Objekt 30 auf dem Plateau des Sandberges

(Parzellen 1398 und 1399). Die archäologischen

Untersuchungen wurden vom 30. August bis 24.

September 2010 durchgeführt und fanden erneut

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20 Archäologie Österreichs 21/2, 2010

großzügige finanzielle Förderung seitens des Lan-

des Niederösterreich und der VERBUND APG,

des Kunsthistorischen Museums sowie des Natur-

historischen Museums Wien. Die Gemeinde Sit-

zendorf an der Schmida und die Baufirma Brabe-

netz unterstützten die Grabungen mit Eigenleistun-

gen. Die örtliche technische Grabungsleitung

übernahm Mag. Dr. Georg Tiefengraber/Graz.

Opfergrube – Objekt 14 (2007–2010)Nach dem Ende der Grabungssaison 2009 waren

die Untersuchungen am Objekt 14 leider abermals

nicht abgeschlossen. Aus diesem Grund musste zu

Beginn der Grabungen 2010 der Grubenkomplex

erneut freigelegt werden.

Im nördlichen Bereich des Gesamtkomplexes zeig-

te sich ein exakt quadratischer Grundriss von 1,27

x 1,27 m, der sich beim weiteren Tiefergehen nicht

veränderte und erst bei einer Tiefe von 3,87 m den

Boden erreichte. Dieser Schacht (Objekt 14A) –

vermutlich ein Brunnen – war mit vermischtem ge-

wachsenem Löß, Sand, Lehm, Tegel und humosem

Material verfüllt. Zusätzlich beinhaltete diese Ver-

füllung auch latènezeitliches Fundmaterial wie Ke-

ramik, Tier- und Menschenknochen und Eisenteile.

Die Schichtführung in diesem Bereich lässt derzeit

vermuten, dass dieser Brunnen spätestens beim

Anlegen der Opfergrube (aus hygienischen

Gründen?) aufgelassen und mit dem Aushubmate-

rial der Grube verfüllt worden war.

Im restlichen Grubenbereich wurde der Grubenbo-

den relativ rasch erreicht. Beim Tiefergehen bis da-

hin fanden wir unter vielen anderen interessanten

Objekten ein ca. 1,60 m langes und 0,20 m breites

verkohltes massives Holzbrett (Abb. 2), das im

Block geborgen wurde.

Denkbar wäre, dass dieses Brett ein Teil eines

Streitwagens gewesen ist, da sich in unmittelbarer

Nähe die großen Beschlagteile aus dem Vorjahr1

befunden haben. Eine sichere Zuordnung ist aller-

dings erst nach der endgültigen feinen Freilegung

des Stückes im Labor möglich.

Erfreulicherweise konnten diesmal die Untersu-

chungen des gesamten Grubenkomplexes mit an-

grenzendem Brunnen zu Ende gebracht werden.

Mit diesem Abschluss der Grabungen wurden ins-

gesamt 3.949 Fundnummern vergeben.

Großes Heiligtum – Objekt 30 (2009–2010)Nach der kompletten oberflächlichen Freilegung

des gesamten Heiligtumareals und der abgeschlos-

senen Ausgrabung des Palisadengräbchens im Vor-

jahr, konzentrierten wir uns heuer auf zwei Seiten

des Opfergrabens (die Nord- und Ostseite). Trotz

der widrigen Witterungsverhältnisse und des ex-

trem matschigen Bodens, konnten die Ausgrabun-

gen im Bereich der Ostseite heuer bereits abge-

schlossen werden. Hier zeigte sich sehr deutlich,

dass der Graben selbst im Vergleich zu Objekt 1

(erstes großes Heiligtum) eher klein dimensioniert

war. Seine erhaltene Gesamttiefe betrug nur etwa

0,80 m und seine oberste Breite an die 2 m. Nach

einem sich eher flach einziehenden oberen Bereich

des Grabens, vertieft sich der Graben ab einem

deutlichen Knick in seinen Seitenkanten steil und

spitz zulaufend nach unten. In diesem unteren Be-

reich dünnt, zumindest auf der Ostseite der Gra-

benanlage, die Fundverteilung stark aus. Generell

ließ die Funddichte auf der Ostseite nach Süden

Abb. 3: Roseldorf: Teile von Pferdeskeletten im Verband aus Objekt 30(© NHM/Keltenforschung Roseldorf).

Abb. 2: Roseldorf: Verkohltes Holzbrett aus Grube 14(© NHM/Keltenforschung Roseldorf).

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Archäologie Österreichs 21/2, 2010 21

NE

WS

Forschungen im Militäramphitheatervon Carnuntum

MG Bad Deutsch Altenburg

VB Bruck an der Leitha

Die Untersuchungen im Amphitheater der Carnun-

tiner Lagerstadt (Gemeinde Bad Deutsch-Alten-

burg) wurden auch 2010 fortgesetzt; im Rahmen

der Grabungskampagne konnten einerseits Auf-

schlüsse bezüglich der frühen Bautätigkeit nahe

des Amphitheaters sowie Werkstätteneinrichtungen

im Nahebereich des Bauwerks nachgewiesen und

untersucht werden (Südostfläche).

Am Amphitheater selbst wurden Nachgrabungen

im Bereich des Westtores vorgenommen, die bis-

lang unbekannte Baubefunde zum Vorschein

brachten. Im Rahmen der Neubetrachtung und

Würdigung des überlieferten Gesamtbefundes

wurde vom Bamberger Architekturbüro memvier

ein neuer steingerechter Grundriss erstellt und

damit begonnen, Phasenpläne zu erstellen.

Am Ende der Kampagne wurde schließlich durch

eine ergänzende Sondage (Q85) der Lückenschluss

zwischen der oben genannten Südostfläche und

dem Amphitheater angestrebt. Über Grabungspro-

file kann somit die Entwicklung von der südlich

angrenzenden Limesstraße bis hin zum Amphi-

theater dargestellt werden. Dabei konnten die

Hauptentwicklungsphasen des Amphitheaters

bestätigt werden:

Da die Ausgrabungen an der Nordseite heuer nicht

beendet werden konnten, sind im nächsten Jahr ihr

Abschluss sowie zumindest die Fortsetzung der

Untersuchungen vom Jahr 2009 an der West- und

Südseite vorgesehen.

Anmerkungen

1) V. Holzer 2009: Neuentdeckungen bei der Ausgrabung Ro-seldorf 2009. Archäologie Österreichs 20/2, 2009, 20.2) V. Holzer 2010: Besonderheiten der Kultbezirke von Rosel-dorf/Niederösterreich. Archäologie Österreichs 21/1, 2010,10–11.3) V. Holzer 2010 (Anm. 2), 7–8.4) A. Haffner 1995: Allgemeine Übersicht. In: A. Haffner(Hrsg.), Heiligtümer und Opferkulte der Kelten. Stuttgart1995, 31–32.

Veronika Holzer

Abb. 4: Roseldorf: Menschliche Schädelkalotten aus Objekt 30(© NHM/Keltenforschung Roseldorf).

hin ziemlich nach. Auf der noch nicht abgeschlos-

senen Nordseite ist hingegen die Funddichte in der

gesamten Länge erheblich. Allgemein konzentrie-

ren sich die Funde auffallend im Vergleich zu den

oberen Schichten des Vorjahres nunmehr jeweils

auf die Grabenmitte.

Das freigelegte Fundmaterial und seine Deponie-

rungslagen zeigen heuer mehr als deutlich, dass es

sich bei diesem Heiligtum um eine völlig neue Va-

riante handelt und bestätigen somit meine vorjähri-

gen Vermutungen2. Sowohl bei den Sachgütern

(hier waren fast ausschließlich Lanzenspitzen, also

vom Wagen aus geführte Waffen, Wagenteile und

Teile von Pferdeschirrung vertreten), als auch beim

Tierknochenmaterial (starke Konzentration auf

Pferdereste) wird eine „Opfergabendominanz“ von

Pferd mit Streitwagen offensichtlich. Dass es sich

beim Tierknochenmaterial nicht oder zumindest

nicht vorrangig um Festmahlreste handelt, wird

durch die zahlreichen kompletten Pferdeschädel

und durch die oft zugehörigen, noch im Verband

deponierten vornehmlich vorderen Pferdehälften

nur allzu deutlich (Abb. 3). Diese Pferde dürften

nach einer kurzen und vor allem nur teilweisen

Verwesung im Graben deponiert worden sein. Mit

diesem Befund scheinen hier nun erstmals Nach-

weise auch von Großtieropfer in Roseldorf3 vorzu-

liegen, wie wir sie aus Frankreich4 kennen.

Gleichermaßen dürfte auch bei den Menschenkno-

chen ein anderes Verteilungsmuster eine Rolle ge-

spielt haben. Soweit bereits während der Grabung

erkennbar, liegt diesmal der Schwerpunkt bei den

Menschenresten offenbar auf den Schädelkalotten

(Abb. 4). Endgültiges lässt sich dazu jedoch zum

jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.