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Torsten M. Kühlmann Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre, Universität Bayreuth

Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz - BayFOR · Torsten M. Kühlmann Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz Kritische Erfahrungen im Kontakt mit ausländischen Partnern

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Torsten M. Kühlmann Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz

Globalisierung und InterkulturelleKompetenz

Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre, Universität Bayreuth

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Torsten M. Kühlmann Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz

Übersicht

1. Wozu benötigen Menschen interkulturelleKompetenz?

2. Was ist unter interkultureller Kompetenz zuverstehen?

3. Wie kann das Ausmaß interkultureller Kompetenzbei einzelnen Menschen festgestellt werden?

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Kritische Erfahrungen im Kontakt mitausländischen Partnern

1. Man nimmt wahr, dass ausländische Partner sich anders als eigentlich erwartetverhalten.

2. Man erlebt, wie vertraute Zeichen von den ausländischen Partnern mit anderenBedeutungen verknüpft werden.

3. Man hat Schwierigkeiten, die Ziele, Normen und Rollen zu verstehen, die dasVerhalten der ausländischen Partner regulieren.

4. Man erfährt, dass bislang bewährte Vorgehensweisen im Kontakt mit Ausländernerfolglos bleiben.

5. Man kennt nicht den Verhaltensspielraum, den die ausländischen Partner gewohntsind.

6. Gewohnheiten müssen im Ausland aufgegeben werden und neue

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Gemeinsamkeiten im VerständnisInterkultureller Kompetenz

1. Interkulturelle Kompetenz ist eine zusammenfassende Bezeichnung fürein Bündel von Fertigkeiten, Kenntnissen und Haltungen.

2. Kompetenz sprechen wir Personen zu, die ihre persönliche Dispositionim Handeln derart umsetzen können, dass es Erfolgsmaßstäbe erfüllt.

- Effektivität: Gelingt es in der Begegnung die eigenen Ziele sowie dievon außen gesetzten Ziele zu erreichen?

- Angemessenheit: Werden in der Begegnung die kulturellenWertvorstellungen und Normierungen des Partners beachtet undrespektiert?

3. Interkulturelle Kompetenz spielt eine wesentliche Rolle für das Ergebniseiner interkulturellen Begegnung.

4. Trotz ihres zeitlich relativ überdauernden Charakters ist interkulturelleKompetenz mittelfristig förderbar.

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Torsten M. Kühlmann Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz

Interkulturelle Kompetenz =

ein Set von Kenntnissen, Werthaltungen und Fertigkeiten,

das eine Person in die Lage versetzen soll, mit Partnern

anderer Kulturzugehörigkeit aufgabenwirksam, kulturell

angemessen und persönlich befriedigend zu interagieren.

Definition

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Torsten M. Kühlmann Globalisierung und Interkulturelle Kompetenz

Das INCA-Modell Interkultureller Kompetenz

Merkmal Erläuterung

Ambiguitäts- Umgang mit mehrdeutigen und unbekannten Situationentoleranz: im internationalen Arbeitsfeld.

Offenheit: Respekt vor Werten und Normen anderer Gesellschaften.

Empathie: Eindenken in Personen aus anderen Kulturen.

Verhaltens- Anpassung des Verhaltens an die jeweiligen Erfordernisseflexibilität: des internationales Arbeitsfeldes.

Kommunika- Behandlung von Störungen im Kommunikationsablauftionssteuerung mit Ausländern.

Lern- Erlernen und Verstehen von nationalen und kulturellenorientierung Besonderheiten.

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Kernbausteine des Situativen Interviews

Fragen zur Bewältigung kritischer Arbeitssituationen in derberuflichen Vergangenheit des Kandidaten.

Miniatur-Rollenspiele zu typischen Vorfällen aus dem Alltag derzu besetzenden Position.

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Rollenspiel aus einem Situativen Interview

Sie haben einen wichtigen Kunden aus einem mohammedanischen Land zum Arbeitsessenin Ihrer Gästekantine eingeladen.

Die Delegation ist das 1. Mal in Deutschland, und ein Begleiter hat diskret daraufhingewiesen, dass er und sein Chef, ebenso wie die anderen, kein Schweinefleisch essen.Sie haben das akzeptiert und an den Koch weitergegeben.

Sie haben außerdem Ihre Mitarbeiterin eingeladen. Sie ist Ihre Exportmanagerin, und ihreArbeit ist von großem Wert für die Firma.

Sie sind bereits alle zusammen im Speisesaal, da weigert sich der für Ihre weiterewirtschaftliche Entwicklung wichtige Gast, zusammen mit einer Frau zur gleichen Zeit amTisch zu essen. Das würde ihm zuhause den Spott aller einbringen und Geschäfte unterdiesen Umständen wären sehr schwer zu vermitteln.

Frage: Was machen Sie jetzt?

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SituativesInterview

Gesamtwert

Eignung für Japanaus japanischer

Sicht

Zusammenhang zwischen dem Ergebnis des situativenInterviews „Entsendung nach Japan“ und derEignungsbeurteilung durch japanische Manager

.90

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Das Interkulturelle Assessment Center

Analyse zentraler Begegnungssituationen

Bestimmung der verhaltensorientierten Anforderungen füreinzelne Klassen von Begegnungssituationen

Entwicklung von Simulationen der Begegnungssituationen,die zum Zwecke der Diagnose probehalber zu bewältigen sind

Schluss von gegenwärtigem auf zukünftiges Verhalten

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Übungen und Beobachtungsdimensionen im IAC

Ambiguitäts-toleranz

Magic Snap

Erstkontakt

Konstruktion

Export

SituativeFragen

Offenheit EmpathieVerhaltens-flexibilität

Kommunika-tions-

steuerung

Lern-orientierung

Bürokratie

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Auswertungsdimensionen im IAC

• Wie geht eine Person mit mehrdeutigen und unklaren Situationen um?

• In welchem Umfang respektiert sie andere Werte und Normen?

• Kann sie sich in anderskulturelle Personen hineinversetzen?

• Kann sie ihr Verhalten an verschiedene Situationen anpassen?

• Wie geht sie mit Sprachunterschieden und Missverständnissen um?

• Inwiefern gelingt es ihr, sich Wissen über Kulturunterschiedeanzueignen?

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IAC-Gesamtwert

Peer-Prognose:Akzeptanz im

Gastlandn = 42

Peer-Prognose:Arbeitsleistung

im Gastlandn = 42

.43 .33

Zusammenhänge zwischen dem

IAC-Gesamtwert und Kollegen-Urteilen

n = 42

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Auswahlschritte für internationale Arbeitsfelder

1. Schritt:

Einschätzung der fachlichen Qualifikation für die künftigen Aufgabender Kandidaten im internationalen Arbeitsfeld.

2. Schritt:

Erkundung der individuellen (und familiären Haltung) gegenüberdem internationalen Arbeitsfeld.

3. Schritt:

Der Einsatz des Situativen Interviews/IAC zur Feinauswahl unter denverbleibenden Kandidaten.

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Offene Fragen

Wie lässt sich Interkulturelle Kompetenz – theoretisch oder empirisch fundiert– von anderen Kompetenzen abgrenzen?

Wie wirkt interkulturelle Kompetenz mit anderen Kompetenzen, wie etwa derFach- oder Methodenkompetenz zusammen?

Ist interkulturelle Kompetenz immer nur relativ zum jeweiligen Arbeitsfeldbestimmbar?

Interkulturelle Kompetenz gilt gemeinhin als persönliche Voraussetzung zurBewältigung der Alltagswirklichkeit moderner Gesellschaften. Aber:

- Provoziert das balancierte Streben nach Effektivität und Angemessenheitmöglicherweise Stress?

- Fördert hohe Interkulturelle Kompetenz den Kompromiss bei derBewältigung interkultureller Schwierigkeiten zu Lasten des offenenAushandelns neuer Lösungen?