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G O DESIGN INDOOR OUT Raumschiff Surprise: „Canasta“ von Patricia Urquiola, B&B Italia. Wie man wohnt, so fühlt man sich. Das Sein bestimmt das Design. Wohnlandschaften drängen im Sommer 2009 vom Salon auf die Terrasse. Mein Zuhause bin ich. »Wohnen ist eine gute Dosis Anti-Depressiva.« Heidi Mayrhofer (36), Chefredakteurin der Zeitschrift H.O.M.E.

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Raumschiff Surprise: „Canasta“ von Patricia Urquiola, B&B Italia.

Wie man wohnt, so fühlt man sich. Das Sein bestimmt das Design. Wohnlandschaften drängen im Sommer 2009

vom Salon auf die Terrasse. Mein Zuhause bin ich.

»Wohnen ist eine gute Dosis Anti-Depressiva.«

Heidi Mayrhofer (36), Chefredakteurin der Zeitschrift H.O.M.E.

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DESIGN Go

Wir erleben ein neues Bieder-meier, den Rück-zug ins eigene Heim.“ Als spie-ßigen Schmoll-

winkel gegen die Krise da draußen will Heidi Mayrhofer, Chefredak-teurin des Design- und Einrich-tungsmagazins „H.O.M.E.“, das aber nicht verstanden wissen. Im Gegenteil. „Es sind die Möbeldesi-gner besonders erfolgreich, die Dinge entwerfen, die zu uns pas-sen und nicht umgekehrt.“ Die eli-täre Arroganz früherer Tage habe keine Konjunktur mehr. Im Zeital-ter der Mobilität und unsicherer Zukunftsaussichten wird die eige-ne Wohnung immer mehr zum Wohlfühlmittelpunkt der Seele. „Das Sein bestimmt das Design“, lacht die 36-Jährige ihr offenes er-frischendes Lachen, „Wohnen ist eine gute Dosis Anti-Depressiva.“ Tja, wie man wohnt, so fühlt man sich eben. Aber eine toll gestylte Couch ma-che doch noch keinen Nachtigall-sommer, oder? „Natürlich nicht, aber wenn man mit guten Emoti-onen lebt, kommt das Leben posi-tiv auf einen zu.“ Und der Blick der Einrichtungspsychologin duldet keinen Widerspruch. Für Mayrho-fer gibt es zwei wesentliche Trends beim Einrichten. Entweder stehe

einfach „der Mensch im Mittel-punkt“. Dann trete die Farbe zu-rück, und erdige Töne wie Braun, Grau, Beige, oder auch Schwarz bestimmen die Atmosphäre des Interieurs. Oder die Farbe stehe im Mittelpunkt und präge den Raum. Der „Focus des eigenen Stils“ drü-cke sich durch Buntheit aus. Beide Trends folgen demselben Motto: Mein Zuhause bin ich.Allerdings hinterlässt die globale Krise doch ihre ästhetischen Spu-ren. So gäbe nicht wie sonst eine so genannte Farbe der Saison. „Eins kann man sagen: Es wird bunt. Das braucht offenbar unsere Seele in diesen Krisenzeiten. Farbe ist eine

Allzweckwaffe gegen miese Stim-mung. Farbe macht fröhlich!“ Ent-waffnend lächelt die Zeitschriften-macherin, die Kunstgeschichte, Architektur und Design in Wien studiert hat. Bestätigt sieht sich Mayrhofer auch durch die Entwicklung im Outdoorbereich. Stil, Individuali-tät und moderne Gemütlichkeit hätten die Regie übernommen. man verlängere quasi das Wohn-zimmer in die frische Luft. Wohn-landschaften wie überdimensio-nale Ecksofas von B&B Italia oder Loungegruppen von Dedon schaff-ten auf der Terrasse eine Atmo-sphäre wie im Livingroom. Mehr noch. „Die Outdoor-Möbel werden immer exzentrischer, bekommen heute sogar Skulptur-Charakter.“ So kommt etwa das spacige Loun-ge-Oval „Canasta“ der Designerin Patricia Urquiola für B&B Italia wie eine Art Raumschiff Surprise daher. Und im Unterschied zu im-mer schon exaltierten Design-Ein-zelstücken von Möbeldesignern erfüllt „Canasta“ einen wesent-lichen Zeitgeistaspekt: Man kann sich darin fletzen, einwickeln, zu-rückziehen. Eine Discokugel im Cocooning-Zeitalter.Erfolgreiche Designer bestärken Kunden darin, dass „Möbel ein Statement für die eigene Persön-lichkeit“ sind. Etwa die „Karbon“-

Liege des angesagten Öko-Desig-ners Konstantin Grcic, die er für die Galerie Kreo entworfen hat; oder die Retro-Loungesessel „Ameo“ des Designteams EOOS für den Einrichter Walter Knoll so-wie die Edellümmellandschaften „Matisse“ von Rodolfo Dordoni für Minotti. Mayrhofer: „Möbel sind immer öfter auch Regierungser-klärungen über den ei- genen Cha-rakter wie iPod, Bauhaus-Möbel oder Dolce &Gabbana-Klamotten.“ Wichtig: Nicht die Marke allein macht den guten Ton, sondern nur wenn sie die Persönlichkeit stärkt, ist der Weg vom Interieur zum Ich gelungen. wolfgang timpe

Vom Interieur zum Ich: „Meine Möbel sind ein Statement für die eigene Persönlichkeit.“ „Matisse“-Sitzgruppe von Rodolfo Dordoni für Minotti; „Karbon“-Liege von Konstantin Grcic für Galerie Kreo; „Ameo“-Loungesessel von Designteam EOOS für Walter Knoll (v. o. n. u.).

Livingroom Garten: Stilsichere Bibel zum Cocooning für Jedermann. „Garden & Outdoor Design“; teNeues-Verlag; ISBN 978-3-8327-9307-4; Flexicover, 15x19 cm, 224 Seiten; Texte u. a. in Deutsch, Engl.; 19,90 Eurofo

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„Outdoor-Möbel werden immer exzentrischer, bekommen heute Skulptur-Charakter.“