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Gotteswort und Menschenwort Was bedeutet es, dass Gottes Gedanken denen der Menschen soweit voraus seien, wie der Himmel sich hoch über dem Erdboden wölbt? Ich werde zur Erörterung dieser Frage den Anfang des Johannesevangeliums betrachten: Im Urbeginne war das Wort, und das Wort war bei Gott, und ein Gott war das Wort. Das Wort war im Urbeginn bei Gott. Alles ist durch das Wort gemacht, und ohne das Wort ist nichts vom Entstandenen geworden. Die einzige Voraussetzung, die ich meinen Ausführungen zugrunde lege, ist die folgende: Menschengedanken sind abstrakt. Gedanken der Götter sind konkret. Was bedeutet das? Wenn ich zum Beispiel nach Menschenart frage: „Was ist eine Lampe?“, so könnten Antworten wie diese erfolgen: - Ein Gegenstand, von dem Licht ausgeht - Eine Leuchte, etwas, das seine Umgebung erleuchtet Was fällt hierbei auf? Das Wort „Lampe“ wird durch andere Worte erklärt. Ich kann diese Erklärungen nur verstehen, wenn ich diese anderen Worte kenne. Aber wie gut kenne ich denn diese Worte? Ich kann weiter fragen: „Was ist denn ein Gegenstand?“, oder: „Was ist das Licht?“. Je nachdem, ob ich nach dem Licht ein Kind, einen Philosophen, einen Physiker oder einen Theologen frage, bekomme ich ganz unterschiedliche Antworten, zum Beispiel: - Das, womit man sehen kann - Das unsichtbare Enthüllende - Eine elektromagnetische Welle innerhalb eines bestimmten Frequenzspektrums - Der Christus ist das Licht 1

Gotteswort und Menschenwort

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Was ist der Unterschied zwischen der Sprache (eines) Gottes und derjenigen der Menschen?Menschen begnügen sich mit Abstraktionen, Analogien, Metaphern, Oberflächlichkeiten. Ein Ding wirklich zu verstehen, hieße aber zunächst mal, im wirklich zu begegnen. Wer ließe sich nicht hinreißen, sich Gedanken über Gott, Welt, Himmel, Jenseits und alles mögliche zu machen; aber selber ERLEBT hat er nichts davon. Solche Gedanken nenne ich hier "abstrakt". Wer eine Person nur aus dem Lexikon kennt, der kennt sie eben nicht wirklich.Demgegenüber steht die "konkrete" Sprache, die sich aus realen Erlebnissen speist und darum nicht auf Definitionen angewiesen ist.Schließlich führt die Reise ins Konkrete bis zum eigenen Wesenskern, demjenigen, was den Menschen berechtigt, "ich" zu sagen.

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Gotteswort und MenschenwortWas bedeutet es, dass Gottes Gedanken denen der Menschen soweit voraus seien, wie der Himmel sich hoch ber dem Erdboden wlbt?

Ich werde zur Errterung dieser Frage den Anfang des Johannesevangeliums betrachten:Im Urbeginne war das Wort, und das Wort war bei Gott, und ein Gott war das Wort.

Das Wort war im Urbeginn bei Gott.Alles ist durch das Wort gemacht, und ohne das Wort ist nichts vom Entstandenen geworden.

Die einzige Voraussetzung, die ich meinen Ausfhrungen zugrunde lege, ist die folgende:Menschengedanken sind abstrakt.

Gedanken der Gtter sind konkret.

Was bedeutet das? Wenn ich zum Beispiel nach Menschenart frage: Was ist eine Lampe?, so knnten Antworten wie diese erfolgen: Ein Gegenstand, von dem Licht ausgeht Eine Leuchte, etwas, das seine Umgebung erleuchtetWas fllt hierbei auf? Das Wort Lampe wird durch andere Worte erklrt. Ich kann diese Erklrungen nur verstehen, wenn ich diese anderen Worte kenne. Aber wie gut kenne ich denn diese Worte? Ich kann weiter fragen: Was ist denn ein Gegenstand?, oder: Was ist das Licht?.Je nachdem, ob ich nach dem Licht ein Kind, einen Philosophen, einen Physiker oder einen Theologen frage, bekomme ich ganz unterschiedliche Antworten, zum Beispiel:

Das, womit man sehen kann Das unsichtbare Enthllende

Eine elektromagnetische Welle innerhalb eines bestimmten Frequenzspektrums

Der Christus ist das LichtWiederum Worte. Was bedeutet nun sehen? Oder unsichtbar, Welle und Christus? Ich knnte immer weiter fragen. Auf die Frage nach dem Licht knnte die Antwort sogar lauten: Dasjenige, was eine Lampe aussendet.Und was ist eine Lampe? Ein Ding, das Licht aussendet.Sogar ein Zirkel ist auf diesem Wege ohne weiteres mglich: Lampe Licht Lampe Licht... Dies nenne ich das Abstrakte: Alle Wrter hngen in der Luft, berhren nie die Tatsachen, sondern sttzen sich nur gegenseitig.Wie anders wre es, wenn der Gefragte eine angezndete Lampe vor mich hinstellen wrde! Dann liegt es nicht mehr an seinen Worten, ob ich verstehe, was eine Lampe ist, sondern an meinem Erkenntnisvermgen anhand einer Wahrnehmung. Der Anblick der Lampe in Verbindung mit dem Aha-Erlebnis: Jetzt wei ich, was eine Lampe ist! nenne ich das Konkrete.In Bezug auf einen menschengemachten Gegenstand mag das trivial erscheinen. Also wenden wir uns nun Grerem zu.

Wie ist es denn mit dem Wort (griechisch logos), das alles in der Welt erschaffen haben soll? Was ist das? Wer sich schnell mit einer menschlichen Erklrung zufrieden gibt, knnte je nach seinen berzeugungen antworten: Jesus ist das Wort

Das Vernunftwort und die Ursache der Ursachen Das Wort ist die Urkraft Gottes Das Wort ist selbst die Welt usw.Ist damit etwas gewonnen? Im ersten Fall wird Wort lediglich durch eine andere Bezeichnung ersetzt (Jesus), die aber nun ebenfalls erklrungsbedrftig wre. Auch die anderen Erklrungen beinhalten wiederum neue Wrter. Irgendwann werden die meisten Fragenden das Gefhl haben: Jetzt wei ich genug, jetzt brauche ich nicht weiter zu fragen. Aber reicht das aus? Sind alle diese Antworten nicht wiederum bloe Abstraktionen, also Menschengedanken? Was wre denn eine konkrete Antwort auf die Frage nach dem Wort?Hierfr ist zunchst festzuhalten, dass die menschliche Betrachtungsweise sich gewhnlich mit der Oberflche der Dinge zufrieden gibt, so wie auch ihre Erklrungen (solange sie durch Abstraktion geschehen) zwangslufig oberflchlich bleiben. Von einem Baum beispielsweise sieht man die Oberflche der Rinde, der Bltter, Frchte und Wurzeln. Man hat zunchst mal nur Hute vor Augen. Natrlich kann man alle diese Bestandteile zersgen und hineinschauen. Aber auch dann steht man wiederum vor einer neuen Oberflche. Diese unausweichliche Oberflchlichkeit wrde erst verlassen werden, wenn man Fragen stellt wie: Welche Krfte sind es, die den Baum haben wachsen lassen?

Welchen Sinn hat dieser Baum oder diese Baum-Art im Ganzen der Natur?

Was steckt wirklich hinter den materiellen Stoffen, die den Leib des Baumes zusammensetzen?Kraft, Sinn und Materie verweisen auf Begriffe, die nun nicht eine Oberflche beschreiben, sondern sich auf die Innenseite der Dinge richten. Aber da man weder eine Kraft noch einen Sinn noch die Materie an sich sehen oder riechen kann, sind diese Begriffe nur noch abstrakter als Ausdrcke wie hart, grn, lnglich usw. Zu rein abstrakten Begriffen fehlt uns jegliche Anschauung. Man kann eine Lampe sehen und betasten, nicht aber eine Kraft. Innerlichkeit oder Tiefe ist also erkauft durch den Verlust der Wahrnehmung.Und noch etwas ist im Bereich unserer Sprache festzustellen. Namen sind Schall und Rauch ist das Lebensgefhl des heutigen Menschen. Ein Name als zufllige Laune so denken wir heute. War das schon immer so? Wie steht es um die althebrischen Namen wie Abram (Volkes Vater), Michael (wer ist wie Gott?) und allen anderen, die doch alle eine Bedeutung haben? Wie war es denn, als Erzvater Jakob den Namen Israel bekommt? Wie ist es mit all den Bezeichnungen, die man auf den Sohn Marias und Josefs bezieht (Jesus, Immanuel, Messias, Lamm)? Und schlielich mit dem Namen des Gottes der Juden im Alten Testament (Jahwe)? Zu diesen Zeiten haben Namen noch eine Bedeutung. Und die Bedeutung darf nicht etwa zufllig sein, sondern musste etwas ber das Wesen des Namenstrgers aussagen knnen. Wer einen bestimmten Namen trug, der war auch so, wie es der Name erwarten lie. Sogar die Wrter der Sprache selbst hatten untereinander noch einen bestimmten Zusammenhang. Ist es wirklich nur bloer Zufall, dass die hebrischen Wrter fr Engel und Knig hnlich klingen (malach melech)? Oder die Namen von Jesus und Johannes (dem Tufer) mit einem J beginnen?Unsere Namen sind also nur Bezeichnungen. Ob ein bestimmter Mensch Ignaz oder Hugo heit, was macht in unserer Zeit fr einen Unterschied? Ob man das menschliche Haupt mit den Buchstaben k-o-p-f bezeichnet oder mit t-e-s-t-a (wie im Italienischen), ist doch ganz egal? Nicht nur einzelne Wrter, sondern auch die Laute der Sprache gebrauchen wir oberflchlich, uerlich und abstrakt. Seit der babylonischen Sprachverwirrung ist das mglich: Seitdem kann man einen Baum auch als tree oder arbre oder dendron bezeichnen ganz egal!?Wie wre es, wenn es eine Sprache gebe, bei der die Wortgestalt mir schon den Gegenstand erklrt, ohne dass ich ihn erst gesehen haben muss? Das wre eine konkrete Sprache. Aber das Konkrete ist uns fast ganz abhanden gekommen.Vor der geistigen Welt hingegen gilt die Oberflche nichts. Jahwe ist es, der Herz und Nieren prft, der ihr Innerstes kennt. Das Herz ist es ja schlielich, aus dem die schlechten (und guten) Gedanken kommen. Ist es denn nicht wichtiger, was fr einen Menschen man vor sich hat, als wie er aussieht? Paulus redet davon, dass unser Erkennen Stckwerk sei. Und er sagt dies, obwohl er selbst angibt, Christus geschaut und mit ihm gesprochen zu haben, und ferner in Verbindung mit dem Heiligen Geist zu leben. Wollte man dies glauben, msste man sich fragen: Um wieviel mehr ist dann unser Erkennen Stckwerk?

Wie ist es, wenn ich einen Gegenstand (z.B. einen Baum) vor mir habe und nicht bei seiner Oberflche stehenbleibe, sondern immer tiefer dringe? Nie aufhre zu fragen, bis ich in sein tiefstes Inneres vorgedrungen bin. Bis ich ihn ganz und gar begriffen habe und mir nichts mehr an ihm verborgen ist. Dies wre, wiederum nach Paulus, das Vollkommene. Nicht ein hier etwas und da etwas, sondern eine Erkenntnis, die durch alle Oberflchen und Erscheinungen hindurch sehen kann.Was wrde eine solche Erkenntnis sehen? Diese Art von Erkenntnis wre nicht gezwungen, bei Abstraktionen stehen zu bleiben. Denn eine Erkenntnis, die durch jede Oberflche hindurchdringen kann, vermag immer das Konkrete vor Augen zu haben. Das Abstrakte brauchen wir ja erst dann, wenn das Konkrete nicht sichtbar ist. Eine Erkenntnis, die durch alle Schleier hindurchschauen kann, braucht sich nicht mehr der abstrakten menschlichen Sprache zu bedienen.Was wrde diese Erkenntnis finden, wenn sie einen Gegenstand bis in seine tiefsten Tiefen hinein durchleuchtete? Ein Mensch, den ich frage: Was ist das Wesen dieses Dinges? wird immer nur in Abstraktionen antworten knnen. Ein Wort erklrt das andere. Hat er die Bibel ein wenig verstanden, mag er antworten: Dringe ich immer tiefer in diesen Gegenstand hinein, finde ich das Wort. Lege ich ihm einen anderen Gegenstand hin, wird er mit demselben Satz antworten. Hat er aber wirklich verstanden, wie es zugeht, dass in einer Lampe, einem Baum oder der Sonne letztendlich das Wort zu finden ist? Redet er nur von einem abstrakten Wissen in der folgenden Art?

Wenn hinter seiner Antwort nichts weiter steht als ein solches primitives abstraktes Schema, ist die Antwort von keinem besonderen Wert. Da htte man in das Kstchen in der Mitte auch hundert andere Bezeichnungen hineinschreiben knnen, die ebenso richtig zutreffen knnten.

Darf ein Mensch, der das Wort selbst nicht ebenso real erlebt hat, wie ich eine Lampe oder einen Baum erlebt habe, berhaupt so eine Antwort geben? Redet er da nicht von etwas, von dem er gar nichts versteht?Eben darum geht es. Lampe, Baum, Wort sind fr uns abstrakt. Gottes Wort ist geradezu nichts sagend, weil niemand hingehen kann und mir das Wort zeigen kann. Nur ein Mensch, der mir sozusagen haarklein und lckenlos nachvollziehbar erklren knnte, wie ich von der ueren Gestalt des Baumes zu Gottes Wort vordringen kann, hat wirklich verstanden, wie dem Baum in seinem innersten Wesen etwas von Gottes Wort zugrunde liegt. Wenn ich diese Erklrung, diesen Weg zum Wort selbst in meinen Gedanken mitgehen kann, zwinge ich dadurch meine Gedanken, sich ber das Alltgliche und Abstrakte zu erheben und in die Tiefe der Dinge vorzudringen. Und sollte ich schlielich tatschlich bei Gottes Wort angekommen sein, dann habe ich, zu einem winzigen Bruchteil, verstanden, was Gottes Wort ist. Dann wei ich, wie ein Teil von Gottes Wort diesem konkreten Baum zugrundeliegt. Dann ist mir zum ersten Mal ein leichter Schimmer von dem aufgegangen, was Gottes Wort im Konkreten sein soll keine menschliche Spekulation und Aneinanderreihung von abgehobenen Begriffen, sondern wirkliches Erkennen habe ich vollzogen.In Bezug auf alle anderen Dinge in der Welt wei ich deshalb aber noch lange nicht, wie ihnen Gottes Wort zugrunde liegt. Wollte ich wirklich Gottes Wort vollstndig begreifen (be-greifen ist hier in gewisser Weise wrtlich zu verstehen), so msste ich ja von jedem Ding der Welt schon nachvollzogen haben, wie es aus Gottes Wort entsprungen ist. Und wollte ich wissen, was Gott selbst ist, so msste ich durch sein Wort hindurch bis zum Sprecher dieses Wortes hindurchgehen knnen.Wie wollen wir etwas ber Gottes Wort oder Gott selber sagen, wenn wir nicht einmal wissen, wie ein Gnseblmchen es fertig bringt, aus Wasser, Sonne und Erde emporzuwachsen und eine Blte auszubilden? Und selbst wenn wir dies schon wssten von diesem Wissen bis zu Gottes Wort, das dem Gnseblmchen zugrunde liegt: wre das nicht immer noch ein unvorstellbar weiter Weg? Sollten wir demzufolge nicht lieber ber Gnseblmchen reden anstatt ber Gott und Wort und solche Dinge?Es ist fr uns nicht so, wie Paulus sagt: Jetzt erkenne ich stckweise. Sondern vielmehr: Jetzt erkenne ich noch gar nicht. Wenn ich einmal zu der Hhe aufgestiegen bin, auf der Paulus gewesen ist, dann darf ich von Erkennen sprechen. Bis dahin knpfe ich Menschengedanken an Menschengedanken und kratze ein wenig an der Oberflche der Dinge herum. Von der Fhigkeit, ein Ding vollkommen, also bis in sein Schpfungswort hinein, zu erkennen, kann berhaupt nicht ansatzweise die Rede sein.Wie erhebe ich mich nun vom bloen Spekulieren und Menschendenken zu einem ersten Ansatz des Erkennens?Wie gesagt, von der Welt nehme ich nur Oberflchen wahr. Je tiefer ich in ein Ding vordringe, desto mehr Abstraktion (und damit Irrtums-Mglichkeit) muss ich in Kauf nehmen. Es gibt nur eine Ausnahme: nmlich mich selbst. Mich erlebe ich ja von innen. Trete ich vor einen Spiegel, sehe ich meine Oberflche. Aber ich erlebe ja auch, was in tieferen Schichten meiner selbst vorgeht. Mchte ich erlebend (also konkret) in die Tiefe der Welt vordringen, muss ich bei mir anfangen, weil nur da die Tre ein wenig offen steht. Erkenne dich selbst soll einer der sieben Weisen Griechenlands auf den Apollo-Tempel in Delphi geschrieben haben. Konkret erlebst du die Innenseite der Welt nur in dir. Deshalb: Wenn du nicht einmal dich selbst kennst, kennst du gar nichts.Wie lernt man sich selber kennen? Selbsterkenntnis ist keineswegs mit weniger Irrtmern verbunden als jede andere Erkenntnis. Und gerade in Bezug auf sich selbst sind einem oftmals die Irrtmer viel lieber als die Wahrheit. Darum bedeutet Selbsterkenntnis zugleich, sich selbst ertragen zu lernen, nicht vor sich und seinen zahllosen Unvollkommenheiten auf irgendeine Art davonzulaufen.In Bezug auf die Natur wird man demjenigen am meisten Wissen zugestehen, der nicht einfach blindlings irgendetwas behauptet oder sich zusammenreimt, sondern der nach wissenschaftlicher Methode vorgeht. Im Zweifelsfall werden die meisten einem Naturwissenschaftler mehr Vertrauen entgegenbringen als einem bloen Philosophen, und das nicht zu Unrecht (davon abgesehen, dass die meisten Naturwissenschaftler gerne selbst philosophieren und sich nicht an Tatsachen halten). Msste es nicht gleichermaen eine Mglichkeit geben, sich selbst nach wissenschaftlicher Methode kennenzulernen? Wenn ich mich selbst bis in mein tiefstes Inneres hinein kennenlernen knnte, msste ich dort doch zwangslufig das Wort antreffen, das ja auch mich erschaffen hat.Was ist mein tiefstes Inneres? Nicht meine Haut, und auch nicht meine Organe oder Knochen das ist auen, denn andere Menschen knnen das auch sehen. Ferner nicht die auf- und abflutenden Emotionen oder Gefhle die kann zwar normalerweise nur ich selbst wahrnehmen, aber sind sie denn etwas, das mich gegenber anderen Menschen auszeichnet? Auch sind es nicht meine Gewohnheiten und Hobbys, Vorlieben und Abneigungen, desgleichen nicht meine Meinung und mein Weltbild denn alle diese Dinge haben sich im Laufe meines Lebens bestimmt schon einmal gendert, und wenn diese Dinge wirklich ich wren, wre ich heute ja absurderweise ein anderer als bei meiner Geburt. Ich bin auch nicht meine Alltagspersnlichkeit oder mein Bewusstsein. Denn war ich als Kind nicht ganz anders? Kommt mir der Tiefschlaf wie ein bewusstes Erlebnis vor? Aber es wre doch nicht statthaft zu sagen, dass ich heute ein anderer bin als gestern, nur weil ich zwischendurch bewusstlos war. Ereignisse und Personen, mit denen ich zu tun hatte, trage ich ich in meiner Erinnerung mit mir herum. Ich empfinde sie nicht so, als ob sie zu jemand anderem gehrten, sondern es sind meine eigenen. Wer ist dieser, der da sagt: Das ist mein? Was bin ich?Die Antwort auf diese grundlegendste aller Fragen kann nur eine Methode liefern, die mich erlebend (nicht abstrakt) an mein tiefstes, unvernderliches Innerstes heranfhrt an den Ort, wo ich immer ich bin und nicht irgendetwas sich Wandelndes. Nicht in abstrakten Gedanken, denn die fhren nirgendwohin. Gibt es eine Methode, die mich auf diesem Weg leitet? Es mag viele Methoden geben, die Anspruch darauf erheben, dies leisten zu knnen. Aber welche davon ist wissenschaftlicher Forschung entsprungen? Und welche von ihnen erlaubt es mir, jeden Schritt auf dem Wege des Mich-Kennenlernens vollkommen zu berschauen und mir stets die Wahl zu lassen, den Schritt nicht zu gehen?Eine solche Methode wre vielleicht die wichtigste Sache berhaupt, da nur sie zu wirklicher Erkenntnis fhren knnte. Da nur sie es erlauben wrde, aus dem Gefngnis der Abstraktion und der Oberflchlichkeit in die Tiefen der Dinge vorzudringen. Kenne ich mich selbst und habe ich das Wort auch nur an einem kleinsten Zipfelchen ergreifen knnen (- aber die Finsternis hat es nicht begriffen -), dann steht mir die Welt erst wirklich offen, weil ich dann beurteilen kann, was Oberflche und was Tiefe ist, was abstrakt und was konkret ist. Wenn ich mich selbst ganz und gar fhlen kann, kann ich auch in Bezug auf andere Dinge der Welt ganz und gar mitfhlend, einfhlend werden, da ja (durch das Wort) ich mit allen Dingen der Welt verwandt bin. Deshalb kann ich selber anfangen, das Wort auch in anderen Erscheinungen der Welt als in mir selber zu suchen und vermag (in dem Mae, wie die Dinge es mir erlauben) es auch in ihnen zu finden.Bei je mehr Dingen ich erkannt habe, wie sie mit dem Gotteswort zusammenhngen, desto mehr Erfahrung habe ich in Bezug auf das Gotteswort. Mein Wissen, meine Erkenntnis des Wortes wchst also schrittweise an. Und ich msste schon die ganze Welt ohne Ausnahme kennen, um das Gotteswort in seinem ganzen Umfange erkannt zu haben, was doch wohl unmglich ist. Bei der Selbsterkenntnis fngt es an. Nur von dort aus kann ich das Gotteswort erkennen. Wahre, vollkommene Erkenntnis fhrt immer bis zu Gottes Wort zurck, aber vollstndig mag das Wort bis in Ewigkeit nicht zu erkennen sein. Das also ist der Anfang der Erkenntnis: Selbsterkenntnis Finden des Wortes in mir selbst.Der Mensch spricht Worte, und was geschieht? Gott spricht sein Wort, und das Weltall entsteht, unter anderem auch das Gnseblmchen. Knnen wir ein Gnseblmchen ganz verstehen? Gotteswort und Menschenwort Gottes Gedanken und Menschengedanken.Die Welt ist konkret, denn sie ist ja nicht meine Einbildung. Erkenntnis muss also die Grenzen des Abstrakten bersteigen wenn ich erleben will, woraus die Welt gemacht ist und wie sie wirklich funktioniert; wenn ich nicht nur ber etwas reden will, das ich gar nicht kenne. So wie die Definition einer Lampe sich zu einer echten Lampe, die ich sehen und betasten kann, verhlt, so verhalten sich Menschengedanken und Gottesgedanken zueinander. Man kann noch soviele Menschengedanken aneinanderreihen sie bleiben immer was sie sind, so wie man aus tausend Ameisen keinen Vogel machen kann.PAGE 6