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Grundlagen 28 vm 9/2007 Dass Beachvolleyball in der klassischen Wett- kampfform zwei gegen zwei hoch attraktiv ist, war zuletzt bei der WM in der Schweiz eindrucksvoll zu beobachten. Doch um dieses Spiel in seiner ganzen Dynamik und Rasanz zu erfahren, wird von den Aktiven ein hohes Maß an körperlicher Fitness und technischer Ausbildung gefordert. Dies ist im Leistungs- sport die Regel, Hobbyspieler stoßen bei die- sen Anforderungen jedoch schnell an Gren- zen. Das Spiel vier gegen vier hat sich dabei als hervorragende Alternative bewährt. Gruppendynamische Prozesse, der Spaß- faktor und die positiven Erlebnisse beim Sporttreiben unter freiem Himmel können bei dieser Variante in den Mittelpunkt gerückt werden. Längst haben viele Volley- baller Quattro-Beachvolleyball für sich ent- deckt, besonders bei den großen Turnieren auf den Nordseeinseln erfreut es sich zuneh- mender Popularität. Ein Spiel für jeden Volleyballer Quattro-Beachvolleyball lässt eine große Variationsbreite in Bezug auf die technischen und taktischen Fähigkeiten der Spieler zu. Es kann sowohl im Anfänger- als auch im Lei- stungsbereich erfolgreich gespielt werden. Entscheidend ist dabei, dass die Anforde- rungen, die sich aus der Spielstruktur und dem Regelwerk ergeben, entsprechend dem Leistungsniveau variabel gehandhabt wer- den. Wenn dies geschieht, können Trainierte mit Untrainierten, selbst Freizeitsportler mit professionellen Beachern zusammen spielen oder Frauen und Männer gemeinsam in Mixed- teams stehen. Volleyballer brauchen Regeln Da das Spiel vier gegen vier als Kompromiss zwischen dem Hallenspiel mit sechs Akteu- ren pro Mannschaft und Beachvolleyball mit zwei Spielern betrachtet werden kann, kom- men auch Regeln aus beiden Sportarten zur Anwendung (siehe den Kasten auf der neben- stehenden Seite). Die hier vorgeschlagenen Regeln für Quattro-Beachvolleyball lehnen sich an die Bestimmungen der Profierie in den USA und den offiziellen Regeln des DVV an. Im Wesentlichen sind sie jedoch das Ergebnis von Überlegungen, wie das Spiel durch Abänderungen der Regeln für Hobby- und Freizeitspieler praktikabler gestaltet wer- den kann. Grundsätzlich sollte jede Gruppe besonders im unteren Leistungsbereich selbst entschei- den, wie anspruchsvoll sie die Regeln fest- legt. Eine zu strenge Auslegung kann zu Frustration und Ausgrenzung führen. Ande- rerseits führt ein zu großzügiger Umgang mit dem Regelwerk zu unnötigem Niveauverlust und damit weniger Spaß am Spiel. Spielform Quartett im Sand Das Spiel vier gegen vier auf Sand stellt nicht nur für Freizeitsportler eine schöne Alternative zum klassischen Beachvolleyball mit Zweierteams dar. Rüdiger Naffin stellt diese weniger bekannte Variante ausführlich vor Der Autor: Rüdiger Naffin (57) arbeitet als Sportlehrer in Henstedt-Ulzburg. Der A- Trainer hat eine Vielzahl von Talenten ausgebildet und diverse Jungendmann- schaften betreut. Seit einigen Jahren hat er seinen Arbeitsschwerpunkt Richtung Beachvolleyball verlagert und kürzlich ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht. Der Autor ALLE FOTOS: RÜDIGER NAFFIN Spielstruktur der Vierer-Variante Bei allen Ausführungen zur Spielstruktur des Quattro-Beachvolleyballs sollen neben den Überlegungen für den Freizeitbereich stets auch Leistungssportaspekte berücksichtigt werden, um auch dem höheren Anspruchs- niveau gerecht werden zu können. Für Teams aus dem unteren und mittleren Leistungsbereich stellt die Universalität die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgrei- ches Spielen dar. Jeder Akteur sollte alle potenziellen Spielhandlungen zuverlässig ausführen können, ohne in einzelnen Ele- menten auffällige Schwächen zu zeigen. Eine erste, sinnvolle Spezialisierung ergibt sich, wenn eine Mannschaft einen Spieler mit gehobenen Zuspielfähigkeiten besitzt und diese so oft wie möglich nutzen will. Verfügt

Grundlagen Quartett im Sand - volleyball · 2013-06-18 · baller Quattro-Beachvolleyball für sich ent-deckt, besonders bei den großen Turnieren auf den Nordseeinseln erfreut es

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Grundlagen

28 vm 9/2007

Dass Beachvolleyball in der klassischen Wett-kampfform zwei gegen zwei hoch attraktivist, war zuletzt bei der WM in der Schweizeindrucksvoll zu beobachten. Doch um diesesSpiel in seiner ganzen Dynamik und Rasanzzu erfahren, wird von den Aktiven ein hohesMaß an körperlicher Fitness und technischerAusbildung gefordert. Dies ist im Leistungs-sport die Regel, Hobbyspieler stoßen bei die-sen Anforderungen jedoch schnell an Gren-zen. Das Spiel vier gegen vier hat sich dabeials hervorragende Alternative bewährt. Gruppendynamische Prozesse, der Spaß-faktor und die positiven Erlebnisse beimSport treiben unter freiem Himmel könnenbei dieser Variante in den Mittelpunktgerückt werden. Längst haben viele Volley-baller Quattro-Beachvolleyball für sich ent-deckt, besonders bei den großen Turnierenauf den Nordseeinseln erfreut es sich zuneh-mender Popularität.

Ein Spiel für jeden VolleyballerQuattro-Beachvolleyball lässt eine große Variationsbreite in Bezug auf die technischenund taktischen Fähigkeiten der Spieler zu. Eskann sowohl im Anfänger- als auch im Lei-stungsbereich erfolgreich gespielt werden.Entscheidend ist dabei, dass die Anforde -rungen, die sich aus der Spielstruktur unddem Regelwerk ergeben, entsprechend dem

Leistungsniveau variabel gehandhabt wer-den. Wenn dies geschieht, können Trainiertemit Untrainierten, selbst Freizeitsportler mitprofessionellen Beachern zusammen spielenoder Frauen und Männer gemeinsam in Mixed -teams stehen.

Volleyballer brauchen RegelnDa das Spiel vier gegen vier als Kompromisszwischen dem Hallenspiel mit sechs Akteu-ren pro Mannschaft und Beachvolleyball mitzwei Spielern betrachtet werden kann, kom-men auch Regeln aus beiden Sportarten zurAnwendung (siehe den Kasten auf der neben-stehenden Seite). Die hier vorgeschlagenen Regeln für Quattro-Beachvolleyball lehnensich an die Bestimmungen der Profierie inden USA und den offiziellen Regeln des DVVan. Im Wesentlichen sind sie jedoch das Ergebnis von Überlegungen, wie das Spieldurch Abänderungen der Regeln für Hobby-und Freizeitspieler praktikabler gestaltet wer-den kann.Grundsätzlich sollte jede Gruppe besondersim unteren Leistungsbereich selbst entschei-den, wie anspruchsvoll sie die Regeln fest-legt. Eine zu strenge Auslegung kann zu Frustration und Ausgrenzung führen. Ande-rerseits führt ein zu großzügiger Umgang mitdem Regelwerk zu unnötigem Niveauverlustund damit weniger Spaß am Spiel.

Spielform

Quartett im SandDas Spiel vier gegen vier auf Sand stellt nicht nur für Freizeitsportler eine schöne Alternative zum klassischen

Beachvolleyball mit Zweierteams dar. Rüdiger Naffin stellt diese weniger bekannte Variante ausführlich vor

Der Autor: Rüdiger Naffin (57) arbeitet als Sportlehrer in Henstedt-Ulzburg. Der A- Trainer hat eine Vielzahl von Talentenausgebildet und diverse Jungendmann-schaften betreut. Seit einigen Jahren hater seinen Arbeitsschwerpunkt Richtung Beachvolleyball verlagert und kürzlich einBuch zu diesem Thema veröffentlicht.

Der Autor

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Spielstruktur der Vierer-VarianteBei allen Ausführungen zur Spielstruktur desQuattro-Beachvolleyballs sollen neben denÜberlegungen für den Freizeitbereich stetsauch Leistungssportaspekte berücksichtigtwerden, um auch dem höheren Anspruchs -niveau gerecht werden zu können.Für Teams aus dem unteren und mittlerenLeistungsbereich stellt die Universalität diewichtigste Voraussetzung für ein erfolgrei-ches Spielen dar. Jeder Akteur sollte alle potenziellen Spielhandlungen zuverlässigausführen können, ohne in einzelnen Ele-menten auffällige Schwächen zu zeigen. Eine erste, sinnvolle Spezialisierung ergibtsich, wenn eine Mannschaft einen Spieler mitgehobenen Zuspielfähigkeiten besitzt unddiese so oft wie möglich nutzen will. Verfügt

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29vm 9/2007

ein Beachteam zudem über einen gutenBlockspieler, kann dieser neben dieser Funk-tion entweder auch das Zuspiel übernehmenoder zum Schnellangriff anlaufen, wenn einSpieler aus der Feldabwehr den Spielaufbauübernehmen kann.

Die AufschlagsituationDer Aufschlag hat das Ziel, wenn nicht einendirekten Punkt, so doch den kontrolliertenAngriffsaufbau der gegnerischen Mannschaftentscheidend zu behindern. Dagegen stehtjedoch das Postulat nach möglichst langenund spannenden Ballwechseln. Besonders imFreizeitbereich stellt er den wichtigsten leis -tungsbestimmenden Faktor dar. Hinzu kommt, dass auch relativ Untrainierteschnell lernen, effektiv aufzuschlagen, ohnedie anderen Grundtechniken gleichwertig

anwenden zu können. Kommt es dann zu derSituation, dass entweder der Aufschlag zugut für die annehmende Mannschaft ist oderaber verschlagen wird und so zu einem direk-ten Fehler führt, wird ein interessantes Spielkaum realisierbar sein. Hobbysportler sollten daher zumindest so-lange auf schwierige Aufschläge verzichten,bis das Spielziel den Wettkampfcharaktereindeutig betont. Zudem erscheint ein leich-ter Aufschlag von unten oder ein Einwerfendes Balles bei allen Übungs- und Spielformensinnvoll. Bei gemischten Teams gebietet einEhrenkodex auch im Wettkampf, dass Män-ner nur auf Männer aufschlagen.Wird allerdings leistungsorientiert gespieltoder trainiert, bedarf es auch einer wirkungs-vollen Aufschlagstrategie. Dabei sollte derAufschläger frühzeitig wissen, auf welchenSpieler er mit welcher Technik aufschlagenwill. Das kann der vermeintlich schwächsteAnnahmespieler, aber auch der gefährlichste

Angreifer sein, um ihn so stark unter Druck zu setzen, dass er seinen Angriff nicht mehr mitvoller Effektivität vortragen kann.

Die AnnahmesituationEine gute Annahme ist die Voraussetzung für ein präzises Zuspiel und eine erfolgreicheAngriffshandlung. Gerade untrainierte Frei-zeitspieler zeigen sich in diesem Element ofterhebliche Mängel. Aber auch bei Leistungs-sportlern liegt in diesem Element eindeutigder Schlüssel zu Erfolg oder Misserfolg.Grundsätzlich gilt für alle Leistungslevels,dass der Ball im Gegensatz zum Hallenvolley-ball nicht an die Netzkante gespielt, sonderncirca ein bis 1,50 Meter vom Netz entferntgehalten werden soll. (siehe Abbildung 1 aufSeite 30). Die Annahme in die Zone A ist erstrebenswert, aus den Zonen B und C istdas Zuspiel bereits deutlich erschwert.Mögliche Annahmeformationen sind ein Vie-rer-Riegel im Halbkreis (Abbildung 2), �

Spielform

Schöne Alternative: Das Spiel vier gegenvier beinhaltet einen hohen Spaßfaktor

Spielfeld: Die übliche Feldgröße mit denMaßen acht mal 16 Metern eignet sich fürAnfänger- wie für Leistungsmannschaften,die ehemaligen Abmessungen von neunmal 18 Metern sind für spielstarke Teams sinnvoll, da ein größerer Aktionsradius dereinzelnen Spieler gefordert wird.

Netzhöhe: Die regelgemäße Netzhöhe derMänner mit 2,43 Metern ist für weniger trainierte Spieler zu anspruchsvoll, die derFrauen mit 2,24 Metern ist oft zu niedrig.Oft ist eine Kompromisshöhe von 2,35 Metern sinnvoll. Bei Mixedteams empfiehltsich die Regelung, dass entweder die Männer oder die Frauen als Netzspielerfungieren, so dass sich die entsprechendeNetzhöhe festlegen lässt. Auf Antennenkann verzichtet werden, wenn der Ball dasNetz zwischen den Pfosten quert, solltedas als regelkonform gelten.

Aufstellung: Es bestehen keine Regelun-gen bezüglich der Aufstellung. ZwischenVorder- und Hinterspielern wird nicht un-terschieden.

Zählweise: Gezählt wird nach dem Ralley-Point-System. Ob ein Satz bei 21 oder bei15 Punkten (jeweils zwei Punkte Vor-sprung) endet, obliegt der Absprache.

Seitenwechsel: Wind und Sonne begüns -tigen oftmals eine Feldseite. Deshalb sollte nach sieben (fünf) Punkten die Seitegewechselt werden.

So wird es gespielt: Empfohlene Regeln für Quattro-Beachvolleyball

Netzberührung: Der Ball darf das Netz immer berühren. Zudem muss es kein Fehlersein, wenn der Ball einen Netzpfosten oderdie Spannvorrichtung touchiert (außer beimAufschlag). Die Netzberührung durch einenSpieler sollte immer als Fehler gelten, umdas Verletzungsrisiko zu reduzieren.

Übertritt: Im Beachvolleyball existiert keineMittellinie. Ein Übertreten in das gegnerischeFeld wird nicht als Fehler gewertet, solangekeine Behinderung vorliegt.

Aufschlag: Es gibt entsprechend der Rota -tionsordnung eine feste Reihenfolge beimAufschlag. Schlägt ein falscher Spieler auf,wird dieses lediglich unverzüglich korrigiert,aber nicht sanktioniert. Um die Dominanz einiger aufschlagstarker Spieler einzuschrän-ken, kann im Hobbybereich auch nach der sogenannten Portugal-Regel verfahren werden:Jeder Spieler hat maximal zwei Aufschläge;gewinnt sein Team beide Spielzüge, wechseltder Aufschlag an den nächsten Mitspielerweiter.

Annahme: Bei einer regelgemäßen Ballan-nahme ist Pritschen nicht erlaubt. Stattdes-sen soll stets im Baggern oder bei hohen, lan-gen Bällen mit den entsprechenden Hilfs-techniken wie zum Beispiel dem Tomahawkangenommen werden. Bei den Anfängernkann den Spielern dagegen erlaubt werden,den Ball auch im Oberen Zuspiel anzuneh-men, um längere Ballwechsel zu ermög -lichen.

Zuspiel: Das Obere Zuspiel (Pritschen) wirdim Beachvolleyball wesentlich restriktiver behandelt als in der Halle. Im Quattro-Beach-volleyball können die Zuspielregeln dagegenähnlich wie im Hallenvolleyball ausgelegtwerden. So wird ein laterales Abspielen zumAngreifer erlaubt. Zudem sollten besondersim Hobbybereich Technikfehler weniger hartgeahndet werden.

Angriff: Im Angriff ist der Lob – das Fintie-ren mit der offene Hand – nicht erlaubt.Stattdessen kann der Ball mit dem Poke Shotins gegnerische Feld gespielt werden. DieseRegel sollte auch im Freizeitsport eingehal-ten werden, da sonst gelegte Bälle kaum zuretournieren sind. Zudem ist die Technik desPoke Shot relativ leicht zu erlernen.

Block: Diese Regel wird wie in der Halle ausgelegt: Eine Blockberührung gilt nicht als erste Aktion.

Abwehr: Nur hart geschlagene Bälle dürfenim Über-Kopf-Bereich im Beach- Dig abge-wehrt werden. Alle anderen Bälle erfordernTechniken wie Tomahawk oder Poke-Abwehr.Bei Hobbyspielern muss nicht so restriktivvorgegangen werden. Eine Abwehr mit Prit-schen kann auch bei Shots erlaubt werden.

Auswechseln: Das Auswechseln ist gestat-tet. Bei Turnieren kann sich ein Team bei einer Verletzung aus einem Spielerpool (Auswechselspieler der anderen Mannschaf-ten) ergänzen.

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Grundlagen

30 vm 9/2007

ein Vierer-Riegel in Zick-Zack-Form (Abbil-dung 3) oder aber bei versierteren Beachernein Dreier-Riegel (Abbildung 4) bzw. sogarein Zweier-Riegel (Abbildung 5).Jede dieser Aufstellungen bietet abhängigvon der Leistungsfähigkeit diverse Vorteile,impliziert aber auch mannschaftstaktischeKonsequenzen, wobei es um die Ökonomi -sierung von Lauf- und Ballwegen geht.Der Vierer-Riegel im Halbkreis stellt sich alsoffene Handlungssituation dar, das heißt,dass ein Spieler vorher nicht weiß, mit welcher Funktion er in das Spielgescheheneingreifen muss. Es ist also nicht abgespro-chen, ob ein Spieler den Ball annehmen mussoder das Zuspiel übernehmen wird. Geht dergegnerische Aufschlag auf die rechte Feld-hälfte, läuft ein Spieler von der linken Seitezum Zuspiel. Müssen die Spieler auf der lin-ken Feldhälfte annehmen, spielt ein Spielerder rechten Seite zu (siehe die Abbildungen 6und 7). Die Annahme sollte möglichst in die Feld -mitte gespielt werden, um dem Zuspieler einen relativ kurzen Laufweg zu ermöglichen.Ein zu nah ans Netz gespielter Ball stellt denAufbauspieler vor eine schwer lösbare Situa-tion. In der Vierer-Annahmeformation wirddas Spielfeld zudem gut gegen schwierigereAufschläge des Gegners abgedeckt. Dabeiwird von allen Spielern permanentes Mitden-ken und Entscheidungsfreudigkeit gefordert.Da für sind die Laufwege kurz und ermög -lichen so ein Weiterspielen aus einer stabilenKörperposition. Ein Problem kann die etwas ungesicherte Feldmitte darstellen. Missver-ständnisse in der Absprache sind auch in derÜberschneidungszone zwischen den beidenhinteren Annahmespielern denkbar.Der Vierer-Riegel in der Zick-Zack-Formationunterscheidet sich nur wenig von der vorigenVariante, bietet aber den Vorteil, dass hierauch die Feldmitte optimal abgedeckt wird.(Abbildungen 8 und 9) Die Problemzone im vorderen Feldbereichlässt sich durch eine Verschiebung der Spielerentschärfen. Ein kurzer Diagonalaufschlag ist

Spielform

C

B

A

Der Annahmebereich Verschiedene Annahmeriegel beim Spiel vier gegen vier

1 2

4 5

3

A

A

B

B

1

2

3

4

B

A

A

B

1

2

3

4

Angriffsaufbau je nach Annahmeort (rechts oder links)

6 7

lange genug in der Luft, um ihn erlaufen zukönnen. Grundsätzlich sollte gelten, dass der Spieler in der Feldmitte ausschließlich fürdie Bälle vor sich und für den ungedeckten

Bereich am Netz zuständig ist. Alle langenBälle werden von den hinteren Spielern ge-baggert. Die Annahme im Dreier-Riegel ver-ändert die Spielstruktur erheblich.

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Grundlagen

31vm 9/2007

Spielform

Annahme im Zweier-Riegel mit festem Zuspieler und Schnellangreifer

1 2 3

B

A

A

B

1

2

3

4

B

A

A

B

1

2

3

4

BA

B

1

2

3

4

A

Angriffsvarianten aus der Zick-Zack-Aufstellung (8 und 9) und aus dem Dreier-Riegel (10)

8 9 10

Geschah der Aufbau bisher situations be -zogen, erfolgen nun die Annahme und dasZuspiel positionsgebunden. Der Zuspieler erwartet den Ball in einer netznahen Position,er ist für den Aufbau verantwortlich (sieheAbbildung 10 mit einem Zuspiel über Kopf).Eine solche Spielweise ähnelt stark denStrukturen des Hallenvolleyballs.Ein Vorteil liegt sicherlich in der klaren Funk-tionsverteilung. Die Universalität ist so nichtmehr zwingend erforderlich. Ein Schritt inRichtung Spezialisierung ist vollzogen. Obsich Mannschaften des Hobbybereichs fürdiese Form entscheiden, ist in erster Linievon der Annahmequalität ihrer Spieler ab-hängig. Oft sind leistungsschwächere Teamsmit vier Annahmespielern besser aufgestellt.Leistungsorientierte Teams hingegen werdeneher im Dreier-Riegel als in der Vierer-Forma-tion annehmen und nur bei harten Sprung -

aufschlägen zum Vierer-Riegel zurückkehren.Im Zweier-Riegel erfordert die Annahme einesehr hohe Qualität in dieser Spielhandlung.Sie bleibt Spezialisten vorbehalten. In dieserFormation sind der Zuspieler und der Schnell -angreifer festgelegt. Sie können die Angriffeschneller und dadurch deutlich effektiver auf-ziehen. Zudem besteht immer die Möglich-keit, die Annahme durch einen dritten Spielerzu verstärken, wenn zwei Akteure überfordertsind.

Zuspiel- und AngriffsituationDas Zuspiel stellt das Bindeglied zwischender Annahme bzw. der Feldabwehr und demAngriff dar und ist somit für einen Spielerfolgvon entscheidender Bedeutung. Inwieweitdie beachspezifische, enge Spielkonzeptionfür das Spiel vier gegen vier eine adäquateAufbaustrategie darstellt, hängt wesentlich

vom Annahmeriegel sowie von Zuspiel- undAngriffsqualitäten der Spieler ab. Empfeh-lenswert erscheint im Hobbybereich ein Dreier-Riegel unter Verzicht auf den drittenAngreifer (siehe Abbildung 11). Dabei erfolgtdas Zuspiel halbhoch circa einen Meter nachvorn bzw. nach hinten und der Angriff überdie Netzmitte (enge Spielkonzeption).Die Vorteile liegen in einem technisch relativeinfachen und zudem für den Angreifer zu-verlässig einschätzbaren Zuspiel, aber auchim relativ kurzen, weniger windanfälligenBallweg (allerdings auf Kosten eines längerenLaufweges). Bei fortgeschrittenem Leistungs-stand kann der hintere Annahme spieler alsAußenangreifer eingebunden werden (sieheAbbildung 12).Auf höherem Spielniveau sind nahezu alle Angriffsvarianten im Sand anwendbar, dieaus dem Hallenvolleyball bekannt sind: �

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Über den Schnellangreifer in der Mitte zumAufsteiger (siehe Abbildung 13) bis hin zuschnellen und halbhohen Bällen über dieAußenpositionen. Hinzu kommen Angriffe ausdem gedachten Rückraum, den es ja im Sandde facto nicht gibt. Im Angriff sind bei Freizeitspielern genaueund sichere Schläge angesagt. Neben demDrive aus dem Stand bieten sich kurze undlange Shots im Sprung und der Poke Shot an.

Als Erleichterung kann Pritschen als Angriffakzeptiert werden. Dabei muss nicht daraufgeachtet werden, dass der Ball nur senkrechtzur Schulterachse gespielt werden darf. Beivier Spielern sollte die Abwehr von lateral gepritschten Bällen möglich sein.

Block- und Feldabwehr-SituationenDie Block-Feldabwehr-Strategie richtet sichnach den eigenen Fähigkeiten und dem

Angriffspotenzial des Gegners. Für ein Teamaus dem unteren Leistungsniveau bietet essich an, auf einen Block zu verzichten. DreiSpieler in der Feldabwehr und ein Spieler inNetznähe zur Absicherung gegen kurze Bällesind eine leicht zu realisierende Strategie.Hier kann der Fake-Block sinnvoll sein: DerNetzspieler täuscht einen Block an und ziehtsich dann in die Abwehrposition zurück.Wenn der Gegner so angriffsstark ist, dass sonicht verteidigt werden kann, sollte ein Einer-block gestellt werden (Abbildung 14). Dabeibedarf es der Absprache zwischen Block -spieler und Feldabwehr mittels der gängigenZeichen (Linie oder Diagonal), auf die sichdie Abwehrspieler entsprechend einstellen. Im oberen Leistungssegment erfordert dieQualität der Angreifer einen Doppelblock. Fürdie Abwehr bedeutet dies einen größerenVerantwortungsbereich. Hinzu kommt, dasseiner der Blockspieler das Zuspiel nach derAbwehr übernehmen muss, während sich derandere zum Schnellangriff anbietet (sieheFotos 1 bis 3 auf der nebenstehenden Seite).

Trainingstipps für das Quattro-TeamQuattro-Beachvolleyball ist eine außeror-dentlich facettenreiche Variante. Es findensich alle Formen des situativen Spielaufbausin offenen Handlungssituationen. Die Spielermüssen über universelle Fertigkeiten bis hin zu positionsgebundenen Strategien mitgroßem Spezialisierungsgrad verfügen. DieseAnforderungen werden vor allem an lei-stungsorientierte Teams gestellt.Das Privileg der Freizeitsportler ist, dass eskeine Zwänge bei der Gestaltung der Trai-nings- und Spielformen gibt, außer man legtsie sich freiwillig auf. Die im Training anzu-wendenden Übungs- und Spielformen solltendie in der Strukturanalyse beschriebenenSpielhandlungen berücksichtigen. Meist fol-gen sie dem spielgemäßen Konzept; nur beibesonders schwierigen Bewegungsabläufenwird auf Übungsreihen zurückgegriffen. Ihre methodische Anwendung vollzieht sicham besten nach dem Bausteinprinzip. In denBeispielübungen (siehe Seite 34) werdenTrainingsformen für unterschiedliche Leis -tungsniveaus dargestellt, die im Level nachoben wie unten veränderbar sind. Jede Trai-ningsgruppe kann selbst entscheiden, welcheÜbungen sie für sich als geeignet ansieht. Allen Übungsfolgen für das Quattro-Beach-volleyball sollten zunächst Trainingsbeispieleaus den Spiel zwei gegen zwei (auf dem halben Längsfeld) vorangestellt werden, dasie intensiver sind und mehr Ballkontakte füralle Beteiligten garantieren. Grundsätzlichgilt, dass alle Übungen zuerst miteinanderpraktiziert werden sollten. Erst wenn hierbeidas angestrebte Niveau erreicht ist, lassensich die erworbenen Fertigkeiten im Wett-kampf gegeneinander überprüfen. �

Spielform

BA

B

1

2

3

4

C

C

3

4

BA

B

1

2

C

D

3

4

D

C

Angriffe aus dem Dreier-Riegel, fester Zuspieler am Netz

11 12

A

A

1

2

3

4

Schnellangriff Mitte Abwehrformation mit Block

13 14

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Doppelblock-Situation mit schnellem Gegenangriff

1

2

3

GrundlagenSpielform

Block-Abwehr-Strategie mit Doppelblock: Nach dem diagonalen Angriffsball (Foto 1) orientieren sich die Netzspieler zu ihrem Abwehrmann (Foto 2). Ein Netzspieler übernimmt das Zuspiel, der andere geht zum Schnellangriff (Foto 3)

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1

23

4

A

A

QUATTRO-BEACHVOLLEYBALL Training von Aufschlag und Annahme Rüdiger Naffin

Ziel: Das Training von Aufschlag und Annah-me sollte grundsätzlich zusammen erfolgen.Dabei ist zu bedenken, dass die Qualität derAufschläger in sinnvollem Verhältnis zu derder Annahmespieler stehen sollte. Sind dieAufschläge zu leicht, wird das Annahme -

training zur Farce. Sind die Aufschläge zuschwierig, wird das Ziel der Übung wegen derÜberforderung der Annahmespieler verfehlt.Frustration und Unlust sind die Folgen. AlleÜbungen sind Bestandteil des Hauptteilsnach dem Aufwärmen.

4: Übung im Zweier-Riegel mit Schnellangriff

Übung:Zwei Spieler stehen in der Annahme im Zweier-Riegel, Zuspieler und Schnellangreiferam Netz. Vier Spieler schlagenauf. Nach der Annahme stelltder Zuspieler den Ball zu. DerSchnellangreifer spielt den Ballüber das Netz. Ist kein Schnell -angriff möglich, wird über dieAußenpositionen angegriffen.

Variationen:�Zusätzliche athletische

Belastung für die Annahmespieler

�Unterschiedliche Aufschläge�Spezielles Training für

den Übergang von derAnnahme zum Angriff überdie Außenpositionen

�Bälle werden ausgespielt (Sideout)

A

A

B

B

1

2

3

4

1: Übung im Vierer-Riegel Halbkreis

Übung:Vier Spieler stehen im Vierer-Riegel, vier Spieler schlagenauf. Wird auf der rechten Feld-seite angenommen, spielt einSpieler von der linken Seite zuund umgekehrt. Der Ball wirdzur Feldmitte angenommen,das Zuspiel übernimmt derSpieler vorn im Riegel undspielt den Ball nahezu senk-

recht vor oder hinter sich hoch oder halbhoch nach außen.Danach erfolgt der Angriff.

Variationen:�Offene Handlungssituation,

aber Aufschläge abwechselndnach rechts und links

�Völlig offene Handlung�Spieler hinten im

Riegel läuft zum Zuspiel

1

234

A

A

B

B

CC4

3

2: Übung im Vierer-Riegel Zick-Zack

Variationen:�Offene Handlungssituation,

aber Aufschläge abwechselndnach rechts und links

�Völlig offene Handlung�Unterschiedliche Aufschläge�Spezielles Training für

den Übergang von derAnnahme zum Angriff

�Bälle werden ausgespielt (Sideout)

1

2

34

A

A

BB

4

3

3: Übung im Dreier-Riegel mit Zuspieler am Netz

Übung:Drei Spieler stehen im Dreier-Riegel, Zuspieler am Netz. VierSpieler schlagen auf. Nach derAnnahme stellt der Zuspielerden Ball vor oder hinter sich zu (im engen Korridor).

Variationen:�Spieler, die nicht angegriffen

haben, tauschen Positionen

�Vordere Spieler laufen nachdem Angriff nach rechts bzw. links zur Seitenlinie undzurück, hintere Spieler biszur Grundlinie

�Unterschiedliche Aufschläge�Spezielles Übergangstraining

von Annahme zum Angriff�Bälle werden

ausgespielt (Sideout)

Übung:Vier Spieler stehen in der Annahme in einem Zick-Zack-Riegel, vier andere schlagenauf. Wird auf der rechten Feld-seite angenommen, spielt einSpieler von der linken Seite zuund umgekehrt. Der Zuspielerspielt den Ball vor oder hintersich nach außen. Danach erfolgt der Angriff.