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Gustav Sichelschmidt - Germanenherz · 2019. 7. 2. · ler der Amerikanerin Margaret Mitchell "Vom Winde verweht" gelesen hat, daß dessen reso-lute HeIdin Scarlett O'Hara in der

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Gustav Sichelschmidt

Deutschlandverblödet

Wem nutzt der dumme Deutsche?

ARM.,.

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Titelseite: Jirka Buder unter Verwendung einesdpa/Berlin-Fotos von der Berliner Loveparade

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Sichelschmidt, Gustav:Deutschland verblödet: wem nutzt der dumme Deutsche? /

Gustav Sichelschmidt.- Kiel: Arndt, 1995ISBN 3-88741-172-2

N ach über 30 Jahren

ISBN 3-88741-172-2

Vor einem Dritteljahrhundert erschien alsspontane publizistische Reaktion aufdas hysterische Spektakel einer außer

Rand und Band geratenen akademischen Ein-reißergeneration, die 1968 die deutsche Nach-kriegsära mit einem Eklat beendete, mein ersteszeitkritisches Buch unter dem ebenso plakati-ven wie provozierenden Titel "Verblöden dieDeutschen?". Bald darauf bezeichnete Hans-jo-achim Schoeps in seiner Schrift "Deutschlanddroht die Anarchie" mein Buch als ein "Bulletinvom Krankenlager eines sterbenden Volkes".Jenen Zeitgenossen, die von ihrem kritischenVermögen uneingeschränkt Gebrauch mach-ten, deutete sich schon damals ein kontinuier-

3., überarbeitete Auflage 2002

© 1995 ARNDT-Verlag. Alle Rechte vorbehalten

ARNDT-VerlagD-24035 Kiel, Postfach 3603

Gedruckt in Österreich

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licher deutscher Niveauabstieg an. Ganz allge-mein jedoch verschloß man sich hartnäckig derErkenntnis von dem einsetzenden Verblö-dungsprozeß, der sich bereits bedrohlich vonder Folie einer Niedergangszeit abzuheben be-gann. Man deutete ihn als Folge eines uner-warteten und unbewältigten Wohlstandes, derüber uns hereingebrochen war. Damals konnteman allerdings noch nicht erkennen, daß dieneudeutschen Konsumenten bereits in die Po-lypenarme einer amerikanischen Allerwelts-zivilisation geraten waren, die mit den Restender deutschen Kultur nun rücksichtslos auf-zuräumen begann.

Heute, nach mittlerweile über 30 Jahren, sinddie Folgen dieses erdrutschartigen Einbruchskultureller Besitzstände geschichtsnotorisch ge-worden. Man hat in all den dazwischenliegen-den Jahren einen langwierigen und oftschmerzlichen Lernprozeß hinter sich bringenmüssen, während sich diese immer fragwürdi-ger werdende Republik wie eine amerikanischeKolonie fast unmerklich in ein dicht bevölker-tes Tollhaus verwandelte, in dem neurotischeDeutsche ihren nationalen Selbstmord auf Ra-ten betrieben.

Nur langsam beginnt der kritische Teil derBevölkerung heute zu begreifen, daß der suk-

zessive Verfall unseres vormaligen geistigen Ni-veaus nicht das Ergebnis irgendeines Zufalls ist,sondern von Mächten forciert wird, die im Hin-tergrund agieren und in deren Händen die Fä-den auch der deutschen Politik zusammenlau-fen. Von einer Souveränität dieses weit abge-schlagenen Volkes kann leider nicht mehr auchnur ansatzweise die Rede sein. Den Deutschenscheint der Gedanke nur schwer nachvollzieh-bar zu sein, daß ihre Politiker lediglich Stroh-männer von Drahtziehern sein sollen, die sichanonym hinter den Kulissen der Weltpolitikverstecken, um den Tag X ihrer weltweitenMacht mit eiskaltem Kalkül vorzubereiten. Oh-ne die Einsicht in die Existenz solcher anonym-en Hintergrundmächte kann man aber heuteüber Fragen der Politik nicht mehr kompetentmitreden. Wer das nicht wahrhaben will, redetan den Realitäten vorbei, weil er die falschenPrämissen anvisiert.

Mit der Umerziehung der Deutschen wurdevon den Alliierten ein perverser massenpsy-chologischer Großversuch gestartet, der in sei-nen sadistischen Überspitzungen oft die Gren-ze des Absurden überschreitet. Die Genesis ei-nes neuen Menschen in unserem Deutschland,der sich in seiner Geschichtslosigkeit nur nochder gesamten Menschheit, aber nicht mehr

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dem eigenen Volke verpflichtet fühlt, scheintbedenkliche Früchte zu zeitigen. Durch dielaufende massive Induktion von diffusenSchuldgefühlen und eine infame Dauerdiffa-mierung wurden Komplexe erzeugt, die in-zwischen an der seelischen Normalität durch-schnittlich umerzogener Deutscher zweifelnlassen. Die Erzeugung und Kultivierung vonSchuldgefühlen war schon immer ein bewähr-tes Mittel, um die Seele eines einzelnen Men-schen oder ganzer Völker zu zermürben undschließlich zu zerstören. Dagegen wird auchnur der dezenteste Hinweis auf die zum Him-mel schreienden Kriegsverbrechen unsererGegner sofort als" unstatthafte Aufrechnung"mit allen Mitteln abgeblockt, um die Zah-lungsbereitschaft der gutgläubigen Deutschenaufrechtzuerhalten.

Wie der Titel der vor über 30 Jahren erschie-nenen Schrift bereits vermuten läßt, lag demAutor aus Sorge um Deutschland vor allemdaran, einen gewissen Schockeffekt auszulösen.Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ver-letzte er die damals schon bestehenden deut-schen Tabus und deckte die Zeichen des Ver-falls, die einfach nicht zu übersehen waren,gänzlich unsentimental auf, immer in der nai-ven Hoffnung, ein solches Holzhammerverfah-

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ren könnte so etwas wie eine therapeutische Re-aktion auslösen.

Und in der Tat sahen sich etliche Deutsche,die bereit waren, auch einmal die Tiefendimen-sion des politischen Geschehens, das ihnennicht so ganz koscher vorkam, voll auszuleuch-ten, ans Portepee gefaßt und zum Nachdenkenüber Deutschland ermuntert. Bei der immernoch schweigenden Mehrheit, die sich ohnehinnicht artikulieren kann, war in dieser Hinsichtnatürlich nichts zu erwarten. Man schickte sichdamals nämlich nach einem respektablen Wirt-schaftswunder bereits an, sich auf seinen Lor-beeren auszuruhen und nur noch die Früchteder bisherigen Anstrengungen einzubringen.Was war geschehen? Monomanische Arbeitsfe-tischisten hatten sich über Nacht in putzmunte-re Konsumenten verwandelt, die den schierenGenuß zu ihrer Ersatzreligion erhoben und fürsich das Anrecht auf eine Dolce vita entdeckthatten.

Nun können Individuen und selbstredendauch ganze Völker bekanntlich nichts schlech-ter vertragen als eine nicht abreißende Kettevon guten Tagen. Der Mensch will und muß of-fenbar nun einmal "gepreßt" werden, wieschon Goethe meinte. Und wo man eben nochden selbstlosen kollektiven Einsatz zur Maxi-

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me alles HandeIns erhoben und damit Unge-wöhnliches zuwege gebracht hatte, feierte nundie hemmungslose Egozentrik der liberalisti-schen Ellenbogengesellschaft ihre traurigenTriumphe.

Vom selbstlosen Idealismus der dreißiger Jah-re war nichts mehr übriggeblieben. Der proto-typische Bundesrepublikaner nahm für sich inAnspruch, keineswegs auf den Kopf gefallen zusein. Er stellte den viel zu lange praktiziertenGrundsatz, wonach Eigennutz hinter dem Ge-meinnutz zu rangieren habe, akkurat auf denKopf und fuhr damit dem äußeren Anscheinnach zunächst nicht eben schlecht. Schließlichhatte Bertolt Brecht ihm ja schon vor Jahr undTag eingehämmert, daß eigentlich nur der, wel-cher im Wohlstand lebt, auch angenehm lebt.Also bemächtigte sich nach der Kapitulationdes Jahres 1945 nicht etwa Kontemplation undNachdenklichkeit der deutschen Gemüter; eswar vielmehr die schiere Lebensgier, mit derman das scheußliche Trauma, noch einmal da-vongekommen zu sein, abzubauen versuchte.

Der clevere Teil der Bundesbürger war sichdarin einig, seine noch unverbrauchten Energi-en und Vitalitätsüberschüsse darauf zu kon-zentrieren, zu einem optimalen Reichtum imZeichen eines sich rüde gebärdenden Kapita-

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lismus zu gelangen und um alles in der Weltnie wieder im Leben die Rolle des Fußvolkesder Weltgeschichte zu übernehmen, ganz imGegensatz zu ihren weniger gut vom Schicksalbedienten Landsleuten in Mitteldeutschland,die unzureichende Experimente des real exi-stierenden Sozialismus über sich ergehen las-sen mußten.

Dieser sich damals regende und heute nochgesteigerte Selbsterhaltungstrieb, der nachamerikanischem Modell im Notfall über Lei-chen geht, ist als "O'Hara-Komplex" in die Ge-schichte auch dieses Landes eingegangen. Manentsinnt sich noch, sofern man den Weltbestsel-ler der Amerikanerin Margaret Mitchell "VomWinde verweht" gelesen hat, daß dessen reso-lute HeIdin Scarlett O'Hara in der Stunde ihrertiefsten Erniedrigung - als der Familienbesitzim Zuge des unerbittlichen amerikanischen Se-zessionskrieges dem Erdboden fast gleichge-macht war - sich hoch und heilig schwor, nie-mals wieder Hunger zu leiden, sondern vonnun an alle Chancen, die ihr das Leben zuspie-len würde, bis zur Neige auszukosten, kurz, umjeden Preis Wohlstand und Behaglichkeit zu er-reichen.

Dieser Zynismus eines spezifisch amerikani-schen Pragmatismus hat sich dann als die tra-

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gende und alles reglementierende, aber ebenauch erschreckend primitive Lebensphiloso-phie der bundesrepublikanischen Schwund-deutschen bis auf den heutigen Tag durchge-setzt. Der sogenannten deutschen Elite fielnichts Besseres ein, als diesen vulgären Mate-rialismus exemplarisch vorzuleben. Ein kriti-scher Seitenblick in Richtung auf das von Af-fären heimgesuchte Berlin reicht aus, um unse-ren unaufhaltsamen moralischen Niedergangaufzudecken. Nirgendwo mehr als am bunt irr-lichternden Strand der Spree sind skrupelloseOpportunisten und Glücksritter am schändli-chen Werk, den Interessen obskurer Mächte zudienen und gegen die Interessen des eigenenVolkes ihre persönlichen Schäfchen ins trocke-ne zu bringen.

Nein, wer erwartet hatte, die Deutschen wür-den in dem Augenblick, in dem man ihr Reichin ein Land verbrannter Erde verwandelt hatte,nun den - zugegeben unpopulären - Weg nachinnen antreten, um nach dem Desaster einesheroisch geführten, aber dann doch noch verlo-renen Krieges gegen die halbe Welt wenigstensihre seelische Substanz und ihre kulturellen Be-sitztümer zu retten, der hatte seine moralischeMeßlatte entschieden zu hoch aufgelegt. Offen-bar hätte es noch viel, viel schlimmer kommen

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müssen, damit sie in sich gegangen wären undsich auf ihre eigentliche Bestimmung besonnenhätten. Nun waren als Resultat dieser Weltkata-strophe, die unsere Gegner inszeniert hatten,nach der Coca-Cola-Kolonisation nur tote Krä-merseelen übriggeblieben, bloße Schatten derwirklichen Deutschen. Man kann es heutekaum noch glauben, daß weit mehr als dieHälfte aller klassisch-abendländischen Bil-dungsgüter ein deutsches Gütesiegel tragen.

Die vielgerühmte Volksgemeinschaft, sobleute man ihnen ein, habe ihnen Schweiß undBlut abgefordert und am Ende doch nur einTrümmerfeld zurückgelassen. Damit sollte esnun endgültig ein Ende haben. Jetzt sah sich je-der an sich selbst verwiesen und aufgefordert,für sich das Beste aus dem Fiasko der Apoka-lypse herauszuschlagen. Zwölf Jahre lang hat-te man die Disziplinierung eines kollektivenSystems akzeptiert. Nun ließ man sich über-gangslos ins Extrem eines schrankenlosen In-dividualismus fallen.

Angesichts der Tatsache, daß der deutschePhönix sich eher, als man erwarten konnte, ausder von den Alliierten erzeugten Asche erhobenhatte und nun der eher grollenden als staunen-den Umwelt vorführte, was eine deutsche Har-ke ist, gerieten die Deutschen wieder in die

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Schußlinie der so ungemein verdienstvollenMedienmafia in aller Welt. Trotz der totalen Ka-pitulation hatten diese Kreise ihren einge-fleischten Deutschenhaß noch nicht abgebaut,sondern schwangen sich jetzt erst recht dazuauf, sich mit ganzen propagandistischen Breit-seiten auf die Deutschen einzuschießen, dieeben erst mit knapper Not ihr nacktes Lebenaus dem Inferno des schrecklichsten Kriegesder Weltgeschichte gerettet hatten.

Als Unterlegene eines ihnen aufgezwunge-nen Weltkrieges und als allgemein verachteteHabenichtse, die man bis aufs Hemd ausge-plündert hatte und auf die alle Welt nun nachder Ordnung des weltpolitischen Hühnerhofesmitleidlos eindrosch, erwarben sich die Deut-schen im Handumdrehen das Prestige vonglücklich Besitzenden zurück, mit denen manwirtschaftlich wieder rechnen mußte, weil sichmit ihnen lukrative Geschäfte abwickeln ließen.Sehr zum Entsetzen der "Sieger" hatten wir eswieder einmal herrlich weit gebracht. EinGrund mehr für unsere offenen und unsichtba-ren Kontrahenten, uns zumindest politisch wie-der härter an die Kandare zu nehmen und unsmit einem Maulkorb auszustatten, damit wirnicht die globale Meinungsmache gegen unsmit der Gelassenheit und Würde eines selbstsi-

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cheren Volkes durch die besseren Argumenteunterlaufen konnten.

Das unerträgliche Trommelfeuer von Schuld-zuweisungen, das seitdem auf uns niederpras-selte und mit dem die alliierten Kriegsinitiato-ren sich angesichts ihrer unsäglichen Kriegs-verbrechen so etwas wie ein moralisches Alibiverschaffen wollten, prallte sehr zum Mißfallender akkreditierten Deutschenfeinde in allerWelt an unserer schon erstaunlichen Naivitätab. Solange die Wirtschaft bei uns florierte unduns der Brotkorb nicht höher gehängt werdenmußte, schienen wir bereit zu sein, nicht andersals die legendäre Scarlett O'Hara mit dem leib-haftigen Teufel zu paktieren.

Selbst heute haben wir noch nicht die gering-sten Skrupel, Politiker, von denen feststeht, daßsie uns, ohne mit der Wimper zu zucken, anBrüssel verhökern und damit die deutschenTraditionen für alle Zeiten auslöschen, mit demStimmzettel wieder in Amt und Würden zu hie-ven. Allerdings müssen sie die Garantie dafürbieten, uns ausgiebig mit Brot und Spielen ein-zudecken, uns also bei vollen Tischen undseichter Unterhaltung der Freizeitindustrie beiguter Laune zu halten.

Mit der praktischen Vernunft deutscher Un-tertanen war es eigentlich nie besonders glän-

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zend bestellt. Ihr Verhalten ist schlechthin schi-zoid, befördern sie doch am Wahltag immerwieder ihre eigenen Schlächter in die schwin-delnden Höhen der Exekutive, von denen siesich eigentlich verraten und verkauft fühlenmüßten. Selbst der Tatbestand offenen Landes-oder Hochverrates kann neudeutsche Pfahlbür-ger nicht in Rage versetzen, solange die Kassestimmt. Aber selbst mit dieser ist inzwischenbei weitem nicht mehr alles in Ordnung. Ange-sichts einer horrenden Staatsverschuldung vonfast 1,2 Euro-Billionen sollte der schlafende Mi-chel eigentlich langsam aufwachen. Man lebtim Berlin der Bankrotteure ausdrücklich nachder Parole: "Nach uns die Sintflut!" und über-läßt die Folgen allzu kurzen Denkens und einerGewissenlosigkeit politischer Hasardeure künf-tigen Generationen. Diese werden sich mit denSpätfolgen einer katastrophalen Schuldenpoli-tik herumzuschlagen haben.

Leider läßt sich nicht übersehen, daß dieDeutschen ihren einstweilig noch sagenhaftenReichtum, um dessentwillen sie bereits wiedereinen Stein des Anstoßes darstellen, keineswegsmit Anstand zu verkraften verstehen. Reich-tum, so stellte sich schon bald heraus, machtnämlich nicht nur dumm, faul und gefräßig,sondern verändert auch die Psyche eines

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ganzen Volkes bis zur Unkenntlichkeit, indemer dessen gewohntes geistiges Niveau erheblichunter den üblichen Pegelstand sinken läßt.

Sondiert man das heutige Deutschland aufseine moralischen Defizite hin, so kann man sichnicht an der traurigen Wahrheit vorbeidrücken,daß unser Reichtum eigentlich viel zu teuer mitdem totalen geistigen Kahlschlag und einer mo-ralischen Verlotterung, die einem die Schamrö-te ins Gesicht treibt, erkauft wurde. Wie wir an-gesichts dieser schwindelerregenden Talfahrt indie Dschungel der amerikanischen Zivilisationeinstmals wieder den Anschluß an einen erträg-lichen ethischen und kulturellen Standard errei-chen wollen, wissen nur die Götter.

Wenn man vor 30 Jahren noch den kontinuier-lichen Verblödungsprozeß als eine zwar höchstbedenkliche, aber logische Folgeerscheinung un-seres unbewältigten Wohlstandes interpretierenkonnte, kann man ihn heute im Rückblick als ei-ne minutiös geplante und rücksichtslos durch-geführte Manipulation jener Hintergrundmäch-te durchschauen, die heute die Drähte der Welt-politik im Verborgenen ziehen und ihre Mario-netten überall nach ihrer dissonanten Musik tan-zen lassen.

Diese Eine-Welt-Strategen mit Weltmachtam-bitionen haben vor allem seit der sogenannten

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Wiedervereinigung von 1990 das große Zitternvor einem zumindest geographisch vergrößer-ten Deutschland bekommen. Man fürchtet, daßdieses geschundene und schikanierte Deutsch-land wieder seine Rolle als eine der führendeneuropäischen Ordnungsrnächte wahrnehmenkönnte. Damit wäre der direkte Weg zurEtablierung einer "Neuen Weltordnung"blockiert. Trotz aller Devotionsübungen derMusterschüler der "westlichen Wertegemein-schaft", die stets bereit sind, auch alle Schuldselbst für Taten, die sie nie begangen haben, aufsich zu nehmen und bis zur irreversiblen Rück-gratverkrümmung ihren täglichen Kotau vordem großen Bruder zu machen, der ihnen dieobligatorischen Stichworte ihrer Politik liefert,scheint man den Deutschen deshalb kein Par-don geben zu wollen. Mit so unkontrollierba-ren Schlagworten wie "Auschwitz" oder "Ho-locaust", die vor 30 Jahren noch nicht in Kursgesetzt waren, kann man sie bis in alle Ewig-keit spielend leicht an der Kandare halten.Außerdem läßt sich im Bedarfsfalle stets dieüberlebensgroße Gestalt Adolf Hitlers, der ein-fach nicht sterben darf und bis heute als dermeistdiskutierte und interessanteste Mann gilt,aus dem Panoptikum der Weltgeschichte her-vorkramen und ihn den Deutschen, sollte sie

wieder einmal der Hafer stechen, als ab-schreckendes Exempel deutscher Hybris vor-führen.

Man ist gut beraten, sich die Binsenweisheiteinzuhämmern, daß die wirklich Maßgebli-chen stets dezent im Hintergrund bleiben, weilsie das Forum der Öffentlichkeit scheuen wieder Teufel das Weihwasser. Sie ziehen es vor,hinter den Kulissen jenes Schmierentheaters,auf dem man heute die Weltpolitik abzuziehenpflegt, zu agieren und verfolgen nur das eineZiel: die Errichtung eines neuen Common-wealth, in dem sie als die eigentliche Weltelitemit herausragenden Führungsqualitäten, diesie sich selbst testieren, ausschließlich dasgroße Sagen haben.

Diese Protagonisten der Neuen Weltordnunghaben nie mit ihrer wahren Meinung hinterdem Berg gehalten, daß es vornehmlich dieDeutschen sind, die das gravierende Hindernisauf dem Weg zu ihrer Weltherrschaft darstellen.Eben deswegen müssen sie als autonomerMachtfaktor liquidiert werden. Mit den Maas-trichter Verträgen, die nach allgemeiner Mei-nung ausländischer Betrachter ein Über- Ver-sailles ohne vorherigen Krieg darstellen, scheintman eine Patentlösung zur Einbindung des zu-mindest wirtschaftlich immer noch dominie-

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renden deutschen Staates gefunden zu haben.Auch diesmal sind die sanft entschlummern-den Wohlstandsdeutschen noch weit davonentfernt, das ganze Ausmaß der Gefahr einesFinis Germaniae rechtzeitig zu erkennen undentsprechend Alarm zu schlagen.

Für alle, die Verschwörungstheorien für Am-menmärchen deutscher Spinner halten, hatWalther Rathenau gelegentlich einmal die Kat-ze aus dem Sack gelassen, als er bekannte: "Aufdem unpersönlichsten demokratischen Arbeits-felde, dem der wirtschaftlichen Führung, wo je-des törichte Wort kompromittieren, jederMißerfolg stürzen kann, hat sich eine Oligarchiegebildet. Dreihundert Männer, von denen jederjeden kennt, leiten die wirtschaftlichen Ge-schicke des Kontinents und suchen sich Nach-folger aus ihrer Umgebung." Diese Einsichtenlassen sich selbstredend auch cum grano salisauf die Politik übertragen.

Daß sich die Schlüsselfiguren dieser Weltoli-garchie, die über die entscheidenden Herr-schaftsmittel verfügen und dementsprechendüber Krieg und Frieden entscheiden, hinter ih-rer Anonymität verbergen, ist eine Einsicht, dieman in den letzten 30 Jahren dazulernen konn-te. "Wenn Sie sie anrufen", bemerkte Rathenau,"so werden sie sagen: Wir wissen von nichts.

Wir sind Kaufleute wie alle anderen. Ihre Machtliegt eben in der Anonymität."

Bedenkt man, daß die Pläne eines Genozidsan uns Deutschen erst vor einem halben Jahr-hundert von pathologischen Gehirnen ausge-heckt wurden und daß die entsprechendenStichworte zur Durchführung dieser makabrenPhantastereien aus den Giftküchen der Mor-genthau, Kaufman und Hooton in den Schub-laden der Washingtoner Administration sichernicht nur zum allmählichen Vergilben abgelegtwurden, so kann man die Sorglosigkeit deut-scher Provinzpolitiker einfach nicht verstehenund sie schon gar nicht gutheißen. Schließlichhatte es das Schicksal doch noch einmal gut mituns gemeint, als es der Welt den sogenanntenkalten Krieg zwischen Ost und West bescherteund die deutsche Frage erst einmal auf Eis ge-legt werden mußte. Dadurch konnte der We-sten die ahnungslosen Deutschen in jedem Fallfür einen lukrativen Handel und im Ernstfallsogar als Kanonenfutter gebrauchen.

Das Ende des kalten Krieges und der Zusam-menbruch des real existierenden Sozialismus inder östlichen Hemisphäre hat die Deutschen,die sich bereits als besondere Hätschelkinderdes Glücks betrachten konnten, weil die Ge-schichte es so rührend gut mit ihnen meinte,

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wieder in die harte Wirklichkeit der Weltge-schichte gerückt. Umso mehr ist man in maß-geblichen internationalen Kreisen der Meinung,es wäre an der Zeit, den Völkermord an denDeutschen fortzusetzen. Dabei sind die direk-ten Opfer jüngster deutscher Kriegsbeteiligungan der Seite der USA zu vernachlässigen. Ent-scheidend dagegen ist die Realisation der be-reits im Krieg ausgetüftelten Vorschläge desAnthropologie-Professors der Harvard-Univer-sität Ernest Albert Hooton, der bekanntlich ne-ben einer Zerstückelung des Reiches vor allemdie Auslöschung des deutschen Volkes durcheine horrende Einwanderung aus unterent-wickelten Ländern und in der Folge eine emp-findliche Reduktion von Leistung und Niveauin Deutschland plante.

In dieser geradezu alarmierenden Phase un-serer nationalen Geschichte befinden wir unsheute. Gleichwohl signalisiert man geradezuLebensmüdigkeit, wenn man sich von seinemGewissen dazu verpflichtet fühlt, offen darüberzu sprechen, was sich trotz aller Vernebelungs-versuche der Berliner Erfüllungsgehilfen vor al-ler Augen abspielt. Denn wer solche unbeque-men Wahrheiten heute ausspricht, muß mit ei-ner Verfolgung wie in Zeiten der finstersten In-quisition rechnen.

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Die Liquidierung unseres Vaterlandes durchMaastricht, die Altkanzler Helmut Kohl für"unumkehrbar" erklärt hatte, obwohl so vielesdagegen spricht und die Geschichte immernoch unvorhersehbare Volten liebt, ist keines-wegs eine Einbildung von professionellenSchwarzsehern. Schließlich war es das erklärteZiel Kohls, sein problematisches Lebenswerknoch mit der Errichtung eines europäischenBundesstaates zu krönen, der die unverkenn-bare Handschrift des obskuren PaneuropäersCoudenhove- Kalergi zu tragen scheint. Dieserwollte bekanntlich unseren leidvollen Konti-nent von einer "eurasisch-negroiden Mischras-se" bevölkert sehen. Auch um eine geeigneteFührungsschicht für dieses Konglomerat vonVölkern und Rassen war er keineswegs verle-gen. Schließlich hatte uns ja eine gütige Vorse-hung - so Coudenhove-Kalergi - "mit den Ju-den eine neue Adelsrasse von Gottes Gnadengeschenkt" .

Seine letzten Energien konzentriert unserauslaufendes und sich immer mehr zu einemPolizeistaat mauserndes Berliner Regime dar-auf, jede Kritik von rechts und alle sich regen-den nationalen Impulse mit brachialer Gewaltauszuschalten. Neben der sukzessiven Verblö-dung der Deutschen stehen den antideutschen

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Insidern auch noch andere Ausrottungswaffenwie Abtreibung, AIDS, gleichgeschlechtlicheEhen, Emanzipation und natürlich vor allemdie ethnische Überfremdung zur Verfügung.Man bedient sich all dieser Instrumentarien mitder Ungeniertheit von Debilen, die ihre Arro-ganz der Macht so lange spielen lassen, bis dieDeutschen nur noch eine geduldete Minderheitim eigenen Lande sind. Die Parole Theodore N.Kaufmans: "Germany must perish!" (Deutsch-land muß vernichtet werden!) hat an Aktualitätnicht das geringste eingebüßt. Sie hat vielmehrin den Hexenküchen internationalistischer Me-dien wieder neuen Glanz erhalten. Man hatnämlich hinzugelernt, daß man die "Hunnen"erst dann zur Strecke gebracht hat, wenn ihreSeelen gemordet sind.

Leider beginnt es nur den wenigsten zu däm-mern, daß wir heute in die entscheidende Pha-se des Kampfes zwischen deutscher Kultur undamerikanischer Zivilisation eingetreten sind.Heute werden die Entscheidungsschlachten aufden innenpolitischen Schlachtfeldern geführt.Die Umerziehung läuft im Grunde auf eine völ-lige seelische Strukturveränderung, auf eineUmwandlung und Nivellierung des Volkscha-rakters hinaus. Mit der Vernichtung der deut-schen Volksseele, um die es heute geht, treibt

diese Erde ein gutes Stück weiter auf eine ni-vellierte Esperanto-Welt zu.

Angesichts der nicht zu leugnenden erhebli-chen Terraingewinne unserer Umerzieher hatdieses Buch in erhöhtem Maße die Aufgabe,verschlafene Provinzler durch eine abermaligeSchocktherapie endlich aufzuwecken, um inzwölfter Stunde eine Entwicklung abzuwen-den, deren Endphase eigentlich nur das glanz-lose Versinken in den Status eines unterent-wickelten Volkes sein kann.

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DER BUNDESDEUTSCHE

Der Bundesdeutsche

Die sanft entschlummernden Bundes-schildbürger, die hoffnungslos tief imkleinkarierten Provinzialismus ihres

noch realexistierenden Wirtschaftswunderlan-des versackt sind und sich lediglich par-venühaft durch ihren aufgesetzten Amerikanis-mus eine gewisse Weltbedeutung einbilden, be-finden sich, genau besehen, in einem bisher niegekannten historischen Tief. Man muß schonweit in den Annalen unserer Geschichte zu-rückblättern, um nach einer ähnlich prekärenLage zu fahnden. Seitdem das zweischneidigeSchwert von Maastricht über unseren Häupternpendelt und damit die Gefahr, uns eines nichtallzu fernen Tages als eben noch gelittene Min-

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DER BUNDESDEUTSCHE DER BUNDESDEUTSCHE

derheit in einem multiethnischen Völkerge-misch wiederzubegegnen, sollte der Aufstandder Massen bei uns zulande eigentlich längstvorprogrammiert sein. Aber nicht einmal einHauch von Subversion gegen das Establish-ment beginnt sich zu regen. Die "Politicalcorrectness" der Bürger dieses Landes trägt ge-radezu eunuchenhafte Züge. Offenbar läßt sichein kastriertes Volk nichts ahnend zur Schlacht-bank führen und wählt seine Schlächter immerwieder. Die letzten Reste des bei uns ohnehinschwach entwickelten politischen Instinkts sindoffenbar perdu.

Frühere Generationen, die noch im Vollbesitzihrer praktischen Vernunft waren und denendas politische Denken weniger Schwierigkeitenbereitete als uns, hätte die trübe Aussicht einesbevorstehenden Ausverkaufs mit einem Auf-schrei der Empörung auf die Barrikaden getrie-ben. Das ist schon lange nicht mehr der Fall.Dabei läßt sich der desolate Zustand diesesLandes auf die plakative Formel bringen: "KeinVolk, kein Reich, keine Führung". Selbst die po-litischen Knirpse und Mini-Dantons der sechzi-ger Jahre, die uns als Landplage auferlegt wa-ren, sind offenbar müde geworden und suchensich mit einem auf Abruf stehenden System zuarrangieren. Ihre Statussymbole, BIue Jeans und

Turnschuhe, sind inzwischen in den Trödel ge-wandert und museumsreif geworden. Dafürhaben sie sich um so kostspieligere ideologischeScheuklappen zugelegt.

Heute erkennt man einen in der Wolle ge-färbten Bundesdeutschen weltweit daran, daßer sich demonstrativ weigert, ein Deutscher zusein. Die ihm induzierten Schuldgefühle undInferioritätskomplexe haben ganze Arbeit ge-leistet. Der Durchschnittsbürger ist im Verlaufeiner tief greifenden Umerziehung einem mit-telalterlichen Flagellantenturn verfallen, gegendas offenbar noch kein Kraut gewachsen ist.Wer sich auf der Höhe dieser perversen Zeit be-wegen möchte, weil eine Kellerkind-Existenzseinen hochgespannten Prestigeansprüchennicht entspricht, hat in Sack und Asche in derWeltgeschichte herumzuschleichen und sichgefälligst zu schämen, daß er sich nichts Besse-res einfallen ließ, denn als Deutscher auf dieserWelt erschienen zu sein.

Wer heute keine Schwierigkeiten mit seinerdeutschen Identität hat, ist kein echter Deut-scher und hat kaum Aussicht, je auf der Karrie-releiter dieses Staates bis hinauf zum Bundes-präsidenten die Sprossen zu bewältigen. Manhat ihm schließlich nicht umsonst bei Tage undzu nachtschlafender Zeit mit Hilfe der immer

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DER BUNDEsDEuTscHE

einsatzbereiten Medien eingehämmert, bei die-ser Nation handele es sich bestenfalls noch umein Konglomerat von bunt zusammengewür-felten Produzenten und Konsumenten, die alsGlieder einer pluralistischen Gesellschaft fried-lich auf einer fetten Weide nebeneinander gra-sen und nur gelegentlich mit ihren Ellenbogenkollidieren. Der Run nach der schnellen Mark-neuerdings nach dem "schnellen Euro" - ist daseinzige Stimulans, das diese Fernsehdeutschennoch aus ihren Nischen hervorlocken kann. InErmangelung geistiger Höhenflüge hat manden Mammonismus zur Ersatzreligion erho-ben. Das Fluidum des Landes ist dann auch ent-sprechend geisttötend. Es erscheint strecken-weise wie von entseelten Lemuren bevölkert.

Auf jeden Fall ist es das pure Mittelmaß, dasdiese Stunde regiert. Etwas Anspruchsvolleresist im raffiniert ausgetüftelten Erziehungsplanneudeutscher Demokraten nicht vorgesehen.Unsere sogenannten Intellektuellen schwelgennach genau festgelegten Ritualen in den Won-nen der Mittelmäßigkeit. Alles Elitäre ist ihnensuspekt.

Auf die ratlose Frage von Ausländern, wodenn verdammt nochmal die Nietzsches undSchopenhauers in diesem modernen Deutsch-land im Verborgenen blühen könnten, haben

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unsere Intellektuellen sogar eine griffige Ant-wort parat. Sie helfen sich ohne einen Anflugvon Ironie damit aus der Patsche, daß sie mitStentorstimme behaupten, sie wären geradezubegeistert davon, daß die arroganten Deut-schen endlich ihren Anschluß an die globaleMittelmäßigkeit erlangt hätten und daß eineherausragende Zahl an Nobelpreisträgern aufdie Dauer den deutschen Namen ernsthaft inVerruf gebracht hätte.

Besonders geschwätzige Exemplare diesermenschlichen Spezies wie etwa der Rhetorik-professor Walter Jens aus Tübingen, der sich alsHansdampf in allen Gassen bewegt, in denen erpartout nichts zu suchen hat, brachte es auf denPunkt, als er öffentlich folgendes Bekenntnisseiner trüben Seele ablegte: Jede deutscheSportniederlage löse in seinem sensiblen Inne-ren einen Freudenrausch aus. Je mehr dieseDeutschen eins auf den Deckel bekämen, um sogrößer wäre die Aussicht, daß sie in sich gingenund wahre Weltrekorde an Servilität aufstellenwürden. Kein Wunder übrigens, daß es dieserSchwunddeutsche aus dem akademischen Um-feld war, der dafür plädierte, man solle ruhigden Begriff Deutschland, der ohnehin nur Un-ruhe stifte, aus dem Wörterbuch des aufgeklär-ten Weltbürgers löschen.

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Nachdem unsere bieneneifrigen Umerzieherdas Kunststück fertiggebracht haben, den ge-normten Deutschen in den internationalenWettbewerb zu schicken, haben wir nicht mehrviel zu verlieren. Wir haben gründlich kapiert,daß Eliten in diesem Land unerwünscht sindund daß man ganz ohne geistigen Ballast vielkomplikationsloser durch die Welt kommt. Be-quemlichkeit ist seitdem für den Bundes-spießer seine zweite Natur geworden. Wo ernoch einmal gehörig in die Hände spuckt, hater dergleichen Anwandlungen einem unent-schuldbaren Rückfall in preußisches Lei-stungsdenken zu verdanken. Sonst hat manhierzulande ganz allgemein die Allüren vondomestizierten Tieren angenommen, die sichauf der freien Wildbahn nicht mehr orientierenkönnen. Man ist - keineswegs überraschend -bei einem politischen Schrebergartenidyll mitdemokratischer Scheinlegitimität gelandet, indem man neben westdeutscher Nettigkeit auchlibertäre Raubtiermentalität praktizieren kann.In diesem Dorado aller Hedonisten ist die Tat-sache der rasanten Liquidation der Nation keinThema.

Selbst wer nun das Pech hatte, in dieseschreckliche, kaiserlose Zeit hineingeboren zusein, in der man an uns die Rache der letzten

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Schulbank betreibt und uns bis in alle Ewigkeiterpreßbar zu halten sucht, braucht nicht end-gültig zu resignieren.

Denn wenn unser Land schon von seinen ei-genen Lobbyisten - den Intellektuellen - so her-untergewirtschaftet ist, daß es in der Gesell-schaft der geistig Besitzlosen auf dieser Erdegar nicht mehr auffällt, was läge da für gestan-dene Patrioten näher, als sich an dem Vorbildbedeutender Deutscher moralisch wieder em-porzuranken? Diese ermuntern ihn dazu, indürftigen Zeiten wie diesen bei der Stange zubleiben und nicht kampflos von den letzten na-tionalen Empfindungen Abschied zu nehmen,was ja ein Paradoxon wäre, da außer Deutsch-land sich heute die ganze Welt in einem schöp-ferischen Aufbruch der Nationalismen undVölker befindet. Nach dem mehr als kläglichenEnde des praktizierten und elend gescheitertenSozialismus und der einsetzenden Agonie un-seres Ellenbogenkapitalismus bleibt für jedendenkenden Menschen die Wiederbesinnungauf die eigene Stärke, den Nationalstolz, denübrigens Stefan Zweig in den zwanziger Jahrenbereits als Allheilmittel für stattgehabte politi-sche Miseren empfahl. Totgesagte entwickelnbekanntlich immer besonders vitale Kräfte, dieunsere Gegner noch das Gruseln lehren dürf-

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ten, ehe das uns vereinnahmende Brüssel unsweiter und bis aufs Hemd ausplündert.

In einem geschichtlichen Augenblick, in demunsere von allen guten Geistern verlassenenRegierenden dabei sind, das deutsche Volk ge-gen vielerlei Exoten aus allen nur erdenklichenHimmelsrichtungen auszutauschen, um uns inein nichtssagendes Paria-Volk zu verwandeln,sollte die Berliner Mafia eigentlich jeden Ver-trauenskredit verspielt haben. Sie hat sich mo-ralisch längst disqualifiziert. Daß die meistenDeutschen dies noch nicht gemerkt haben, stehtauf einem anderen Blatt.

Was heute überhaupt noch zur Ablösung die-ser nützlichen Idioten zur Debatte steht, kannnur eine "vom Leben neu angeheuerte Mann-schaft" (Knut Hamsun) sein, ein Geschlecht,das nach dem ehernen Gedichtwort Stefan Ge-orges wieder "Ding und Mensch mit echtenMaßen mißt". Man muß zweifeln, ob die des-orientierten Bundesbürger, die offensichtlich je-de Bodenhaftung verloren haben, ihren ge-schichtlichen Auftrag ohne einen völlig neuenAnsatz noch einmal erfüllen können. Nach jahr-zehntelanger Umerziehung blicken sie nichtmehr so recht durch. Zumindest das Denkenüber längere Zeiträume hinweg bereitet ihnenbemerkenswerte Schwierigkeiten. Mit Sicher-

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heit handelt es sich bei dem derzeitigen Bun-desdeutschen um ein auslaufendes Modell, dasnur noch konsumiert, anstatt zu gestalten. Ehees weiteren Flurschaden anrichtet, sollte man eszur Abschreckung im Lachkabinett der Weltge-schichte deponieren.

Mag sein, daß spätere Generationen, wenn siein den Geschichtsbüchern dieser Tage blättern,die bis dahin hoffentlich gründlich revidiert undchemisch gereinigt sind, einmal Mitleid mit denkranken Männern an der Spree empfinden wer-den, die nun einmal partout nicht zu gesundenUfern wechseln möchten. Ganz allgemein wirdman den Eindruck gewinnen, daß die Deutschendieser zweiten deutschen Republik, die immermehr zu einer Karikatur eines funktionsfähigenStaates degenerierte, sich tief unter ihr Niveaubegeben hatten. Bei Verzicht auf Schönfärbereiwird man uns ein klägliches Armutszeugnisausstellen müssen.

Diese umerzogenen Deutschen, so wird manspäter einmal kühl schlußfolgern, können ge-gen Ende des 20. Jahrhunderts nicht recht beiTrost gewesen sein, als sie in die viel zu kleinenFußstapfen des großen Bruders getreten waren.Auch wählten sie bei wachen Sinnen Regierun-gen, die in der Arroganz ihrer Macht sich allenErnstes einfallen ließen, ihr Lebenswerk als de-

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zidierte Rheinbündler damit zu krönen, daß siedie Auflösung unseres Landes und seine "Ein-bringung" in den alles fressenden BrüsselerMoloch systematisch vorbereiteten. Die Ver-kommenheit dieser "negativen Elite", so wirdman später einmal argumentieren, mußte sol-che Ausmaße erreicht haben, daß man sich imnachhinein nicht mehr wundern kann, daß siedie Höllenfahrt der zweiten Republik konse-quent beschleunigte.

Wer es heute noch gut mit den hart ange-schlagenen Bewohnern meint, sollte, horribiledictu, ihnen so bald wie möglich ein Fiasko insHaus wünschen, das sich gewaschen hat, damitsie endlich einmal in einer existentiellen Situa-tion zum Nachdenken kommen. Aber wie sollman um Himmels willen den in einen Jahrhun-dertschlaf versunkenen deutschen Michel wie-der in einen wachen Zustand versetzen, in demer endlich wieder in der Lage ist, sich in einemvorgehaltenen Spiegel selbst zu erkennen? Erstwenn es zappenduster um sie herum zu wer-den beginnt und sich die Existenzangst in ihnenbis zum Zerbersten steigert, besteht vielleichtdie Aussicht, daß den Bundesbürgern das Spek-takel der Berliner Internationalisten und Atlan-tiker unerträglich wird. Herrliche Zeiten warendas noch, als sie in ihren Nobelkarossen durch

die Landschaft gondelten oder um diese ausge-plünderte und so grausam verunstaltete Weltjetteten und dabei die deutsche Sache nicht ge-rade überzeugend vertraten.

Bedauerlicherweise mußte es erst so weitkommen, daß jeder echte deutsche Patriot un-seren Dauerkonsumenten, die völlig unreflek-tiert in den Tag hineinleben, lauter "SchwarzeFreitage" wünschen möchte, damit sie endlichzu sich kommen und die verantwortlichenBankrotteure in die Wüste schicken. Auch eingepfefferter Staatsbankrott, der uns ohnediesbei fast 1,2 Billionen Euro Staatsschulden dem-nächst ins Haus stehen dürfte, wäre so übelnicht, hätte man nur die realistische Hoffnung,der deutsche Michel würde stehenden Fußesdurch Schaden klug werden und aus der jüng-sten tristen Geschichte einiges hinzulernen.Vorläufig scheint er noch trotzig entschlossenzu sein, den lästigen Regimekritikern, die nie-mandem nach dem Munde reden, das Gehör zuverweigern. Daran wird sich auch nicht das ge-ringste ändern, solange noch die "Kohle"stimmt. Aber eine bange Ahnung sitzt unserenunkritischen Fernsehteilnehmern dann dochim Nacken, wenn sie es auch brillant verstehen,diese mit allen erdenklichen Selbstüberre-dungskünsten zu verdrängen und sich des Zi-

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vilisationskomforts nach besten Kräften zu be-dienen, solange noch der Vorrat reicht.

Auch Gott scheint zu alledem zu schweigen.Im Grunde hilft er nämlich, wie man weiß, im-mer nur denen, die sich selbst zu helfen verste-hen. Aber er wird sich schon unüberhörbar zuWort melden, wenn die deutsche Not wiedereinmal gen Himmel schreit und wir aufgerufensind, unser Schicksal wieder in die eigenenHände zu nehmen.

Offenbar haben die Ureinwohner dieser ame-rikanischen Kolonie mit Namen Deutschland esaufgegeben, noch Flagge zu zeigen und deutschzu reden. Sie verstehen sich nur noch als hand-lungsunfähiges Objekt, keineswegs aber alshandelndes Subjekt der Geschichte, die einst-weilen von anderen geschrieben wird. Man hatschließlich fast ein halbes Jahrhundert Gelegen-heit gehabt, sich in einem demütigenden Helo-tendasein so komfortabel wie möglich einzu-richten und heftig abzusahnen. Mit Sicherheitgehören wir zu den glücklich Besitzenden in ei-ner furchterregenden Welt, in der die Armutumgeht und wahllos ihre Opfer fordert. Daß wirin unserer stumpfsinnigen Konsumeuphoriegeistig mittlerweile auf den Aussterbe-Etat ge-raten sind, schert die meisten einen Dreck. Siewürden nicht nur jahrelang immer wieder die

Etablierten wählen, sondern sogar für den Teu-fel persönlich optieren, wenn er sie nur bei Lau-ne halten würde und ihnen herrliche Zeiten ver-spräche. Aber wie meinte schon Goethe: "DasVölkchen spürt den Teufel nie, und wenn er siebeim Kragen hätte." Nicht anders als im verfau-lenden Rom hält man uns mit Brot und Spielenbei der Stange. Beide haben wir denn auch inFülle. Sie besitzen den zweifelhaften Vorzug,uns über lange Strecken von den düsteren Ma-chinationen unserer Politiker abzulenken.

Indessen kann die Welt das quälende Gefühlnicht loswerden, es handele sich bei uns um ei-nen schlafenden Riesen, der sich für eine Weileaufs Ohr gelegt hat, um bei passender Gelegen-heit wieder ächzend die Glieder zu strecken,sich verwundert die Augen zu reiben und sichin die Vertikale zu begeben. Unwillkürlich fühltman sich an Jonathan Swifts mythischen Gulli-ver erinnert, der ebenfalls von einer ganzenMeute von Gartenzwergen zu Fall gebrachtwurde. Nur töten konnten sie ihn nicht. Sie hat-ten sich mit ihrem Pyrrhussieg gehörig über-nommen. Der gefesselte Riese absorbierte näm-lich all ihre Kräfte und ließ sie bereits bei demGedanken erzittern, er könnte sich eines Tageswieder befreien. Dann wäre freilich der Spukvon Jahrzehnten mit einem Schlag zerstoben,

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und unsere Bewacher würde eine atemlose Pa-nik ergreifen. Ergo reißt man sich gewaltig amRiemen, um diesen Riesen noch ein wenig zubändigen. Für diesen erlauchten Zweck hat sichder "American way of death" als ungemeinwirkungsvoll erwiesen.

Dementsprechend konzentriert die politischeKlasse die ihr noch verbliebenen Kräfte darauf,das Erwachen des vor sich dahindämmerndenRiesen durch Unterdrückung aller nationalenImpulse um jeden Preis zu verhindern.

Miese Zeiten für Patrioten unter diesen Um-ständen, die sich als die "Parias der Republik"verfolgt fühlen und so etwas wie ein vogelfrei-es Leben im eigenen Lande fristen müssen.

Man mag alle noch so ausgetüftelte Rabuli-stik anwenden: An der Tatsache, daß Berlin sichimmer mehr den desolaten Weimarer Zustän-den nähert, kommt niemand vorbei. Markantwie immer beschrieb Oswald Spengler in derWeimarer Endzeit den Abstieg einer Demokra-tie, die nie eine wirklich funktionierende demo-kratische Staatsform vorführen konnte: "Die al-ten ehrwürdigen Formen liegen in Trümmern.Sie sind durch einen formlosen Parlamentaris-mus ersetzt worden, einen Schrotthaufen ehe-maliger Autorität, Erziehungskunst und staats-männischer Weisheit, auf dem die Parteien,

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Horden von Geschäftspolitikern, sich um dieBeute streiten."

Kleinkarierte und egoistische Ochlokratenmogeln sich auch heute wieder einmal von ei-ner Wahl zur anderen und reiben sich wohlge-fällig die Hände, wenn es ihnen gelungen ist,ganze Wagenladungen von Sand in die blauenAugen der Wähler zu streuen. Diese haben sichwohl schon damit abgefunden, von lauterDummköpfen regiert zu werden, denen siesich und ihr Schicksal ausliefern, wenn nur ih-re prallen Lohntüten dabei keinen Schadennehmen.

Derweil läuft der allgemeine Verblödungs-prozeß auf vollen Touren. Als letzten Clou hat-ten die Herrschenden sich Denkverbote inForm einer .Polttical correctness" einfallen las-sen, um sich selbst das Regieren noch leichterzu machen. Wer komplikationslos die Klippendieser Republik umschiffen will, fährt am be-sten dabei, die von unserer Meinungsmafiaausgeklügelten und in Umlauf gesetzten Paro-len für bare Münze zu nehmen und sie papa-geienartig nachzuplappern. Dabei haben dieDusseligsten Oberwasser. Das Ingangsetzendes eigenen Denkapparates erweist sich für De-mokratie-Karrieren als ungemein hinderlich.Die Gedanken sind eben gar nicht so frei, wie

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man uns einzureden versucht, und auch mitden demokratischen Freiheiten ist es in diesemfreiesten aller Staaten nicht so weit her. Die Dik-tatur der Demokraten erweist sich eigentlich alsnicht mehr als ein vorsintflutlicher Despotis-mus, bei dem man höllisch aufpassen muß, daßman unbehelligt über die Runden kommt. Wirleben alles in allem in einer unheilschwangerenAtmosphäre, in der für deutsche Individuali-sten kaum noch ausreichend Luft zum Durch-atmen ist. Die schweigende Mehrheit zieht esallerdings vor, mit den Wölfen zu heulen undden Schwanz einzuziehen, um sich vor "Aus-grenzungen" und Repressalien zu bewahren.

Unseren Umerziehe rn muß man schon dentraurigen Ruhm lassen, daß sie es prima hinge-kriegt haben, die Deutschen in eine geschichts-lose Horde zu verwandeln, die sich nicht dar-um schert, woher sie kommt und wohin siegeht. Wer unter solchen Umständen überhauptnoch über unsere Kirchturmpolitik hinaus-blickt, macht sich das Leben nicht sonderlichleicht. Er lebt sogar gefährlich in einem Lande,in dem die Kriminellen mit milderen Umstän-den, politische "Rechtsabweichler" aber mit derganzen Hysterie einer Politikermeute zu rech-nen haben, die sklavisch den Auftrag erfüllt,den rechten Flügel im Parteienspektrum zu

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bekämpfen. Dreimal darf man raten, wer einemWiederaufstieg unseres Landes die Bremsklötzein den Weg legt.

Aufgrund seiner tristen Weimarer Erfahrun-gen konnte Spengler schon feststellen: "Revo-lution und Republik haben noch niemals einGenie hervorgebracht, sondern nur Kornpro-mißler, Geldmenschen, nicht Tatmenschen, Ge-stoßene, nicht Stoßende, Langmut, nicht Wage-mut, nicht Inangriffnahme - und niemalsSchöpfung."

Angesichts dieses ausgiebigen Tableausmenschlicher Unzulänglichkeiten fällt esschwer, für den Bundesbürger mutmachendePrognosen aus der Tasche zu zaubern. Die Eta-blierten in diesem Lande, denen die Leichen-blässe bereits im Gesicht steht, pfeifen je länger,je stärker auf die Grundregeln eines Rechtsstaa-tes, der inzwischen längst bei der ersten Stufedes Totalitarismus gelandet ist. Deutsche Pa-trioten haben kein Pardon mehr zu erwarten,man schlägt auf sie wie auf Kriminelle ein. Im"Aufstand der Anständigen" geht jede Anstän-digkeit vor die Hunde.

Man bemüht sich in Berlin und anderswo ge-radezu hektisch darum, rechts von der Mitte ei-ner aufmüpfigen Opposition auch nicht die ge-ringste Chance zu geben. Nationale Anwand-

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lungen, die man zum Beispiel im Falle Polensliebedienerisch und prompt unterstützt, wirkenim eigenen Lande wie rote Tücher auf unsereEtablierten, die schon längst nicht mehr Herr ih-rer eigenen Entschlüsse sind und hin und wie-der zum Befehlsempfang beim Großen Bruderantreten müssen.

Kein Zweifel: Analogien zur Weimarer Ago-nie drängen sich allenthalben, ob man nun willoder nicht, auf. Sie beim Namen zu nennen ruftzwar polizeistaatliche Maßnahmen auf denPlan, die Symptome aber lassen sich von keinerPolizei verscheuchen. Die Wandlitzer Alther-renriege und ihr nicht gerade rühmliches Endesollte den begriffsstutzigen Berliner Statthalternder Macht doch eigentlich gehörig zu denkengeben. Der Sozialismus ist zwar eine Nasenlän-ge vor dem hart angeschlagenen Kapitalismusauf die Nase gefallen. Aber auch letzterer stehtbereits auf der Abschußliste der Geschichte.Man kann also mit der nötigen Langmut ab-warten, bis auch uns die Stunde des Nationalis-mus wie anderswo endlich schlägt und derMantel der Geschichte wieder im deutschenFrühlingswind flattert. Bereit sein ist alles!

Ist Berlin nicht Weimar?

Selbst auf die Gefahr hin, einige Wahrheitenzum hundertsten Male aufzutischen, mußhier noch einmal betont werden, daß unse-

re nicht gerade geisterleuchteten Berliner Selbst-bediener den vielgelästerten Weimarer Staats-funktionären auf vielen Lebensgebieten keines-wegs das Wasser reichen können. Wie sich un-schwer belegen läßt, fällt zum Beispiel die kul-turelle Bilanz der zwanziger Jahre ungleich po-sitiver aus als die geistige Ausbeute des letztenhalben Jahrhunderts, die diese zweite deutscheRepublik geradezu desavouiert, betrachtet mandie Kultur als sicheren, fast seismographischenIndikator für die Verfassung der inneren Struk-turen eines Staates.

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Unter solch naheliegenden Aspekten betrach-tet, kann der selbstbewußt-trotzige Slogan "Ber-lin ist nicht Weimar" letztlich doch nur so inter-pretiert werden, daß die einst in der Reichs-hauptstadt residierenden Weimarer im Werte-vergleich mit den im multikulturellen Schmelz-tiegel Berlin hausenden Rheinbündlern immernoch besser abschneiden. Die großsprecheri-schen Sonntagsreden der Berliner können nichtdarüber hinwegtäuschen, daß es sich bei ihrenImponierposen im Grunde nur um eine Alibi-funktion handelt, hinter der sich eine Unsicher-heit verbirgt, die man vor der Welt zu kaschie-ren versucht.

Dabei war die Ausgangsposition beim Sy-stemwechsel des Novembers 1918 nicht weni-ger deprimierend als nach der totalen Kapitula-tion des Jahres 1945. Oswald Spengler bestandauf seiner Feststellung, damals habe es sich umeine "schmutzige Revolution" gehandelt, umeinen eklatanten "Verrat des minderwertigenTeils unseres Volkes an dem starken, unver-brauchten, der 1914 aufgestanden war, weil ereine Zukunft haben wollte". Bis zum System-wechsel des Jahres 1933 sah er das Land vonHalbkennern und Dilettanten regiert, die ihrHandwerk in keiner Weise beherrschten, abereine gute Portion Glück entwickelt hatten, um

an die Spitze des Staates in einträgliche Positio-nen gehievt zu werden. Ihre ganze Staatskunstbestand nach einem kritischen Wort von MaxScheler damals darin, alle Traditionen, die sichin der Monarchie bewährt hatten, schlicht aufden Kopf zu stellen und zu meinen, damit nunDemokratie in Deutschland zu praktizieren.Aber sie nahmen ihren Diensteid, Schaden vomdeutschen Volk abzuwenden, meistens nochwörtlich und vertraten vorwiegend deutscheInteressen, wenn sie auch parteigebunden wa-ren und partikularistisch zu denken pflegten.Trotz aller Krähwinkelei konnte dieser Staatnoch einen Mann wie Gustav Stresemann vor-weisen, der immerhin ein echter Patriot warund sich für sein Land und sein Volk aufrieb,auch wenn unter der damaligen Jugend dasWort umging, es lohne nicht, für Stresemann zusterben. Doch über ein unverkennbares Charis-ma verfügte dieser Mann, den man heute längstmit dem Etikett eines Neonazis stigmatisierthätte, auf seinem verlorenen Posten schon.

Populär wurde auch diese Demokratie, dieganz im Schatten von Versailles stand, nie. Al-lerdings artete auch sie über kurz oder lang ineine Ochlokratie aus, in eine Herrschaft derMinderwertigen, wie Edgar J. Jung damalsschon konstatierte. Sie hatte ihre Vorschußlor-

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beeren bald verspielt. Im Gegensatz zur zwei-ten Republik war sie nicht vom Glück begün-stigt. Sie wurde immer wieder in die Strudelweltwirtschaftlicher Krisen hineingerissen underlag schließlich auch den Folgen des"Schwarzen Freitags" vom Herbst 1929, vondem sie sich nie wieder erholte. Eine Dauerre-zession und eine horrende Arbeitslosigkeit vonmehr als sechs Millionen Menschen höhltendiesen Staat schließlich von innen aus. Es muß-te nur der richtige Mann kommen, um diesesKartenhaus zum Einsturz zu bringen.

Die einstigen Bonner Machthaber, die in ihrerstrikten Westbindung und in ihrer innigen Um-armung mit den amerikanischen "Befreiern"während einer hektischen Aufbauphase unge-stört von öffentlicher Kritik ihre obskure Politikbetreiben konnten, sind heute - nunmehr vonBerlin aus - gezwungen, ihre Karten offen aufden Tisch zu legen. Seit Maastricht und erst rechtseit der Einführung der Euro-Währung dürfteauch der letzte Provinzonkel begriffen haben, inwelchen Abgrund der deutsche Karren saust,ohne daß jemand zu erkennen wäre, der ihn inletzter Minute noch auffangen könnte. Auch istdie zunehmende Morbidität dieses geistig aufSand errichteten Staates nicht länger zu kaschie-ren. Immer mehr stellt sich heraus, daß wir in ei-

ne Endphase unserer abendländischen Kulturhineingerasselt sind, die inzwischen in das Sta-dium einer amorphen Allerweltszivilisation ein-getreten ist. Wo in den zwanziger Jahren nochdurchschlagende geistige Impulse in diesemLande zu registrieren waren, haben wir heutenur noch die kulturelle Kapitulation vor der an-spruchslosen amerikanischen Reader' s-Digest-Zivilisation zu vermelden.

Der heutige Zeitdiagnostiker hat demnachnur noch die deprimierende Chronistenpflichtzu erfüllen und zu vermelden, daß die Bilanzder heutigen kulturellen Leistungen in diesemLande mehr als dürftig ausfällt. Er muß gera-dezu vor Neid erblassen, wenn er Wertverglei-che mit der Weimarer Zeit anstellt. Damals, so-viel steht fest, war vor allem die deutscheHauptstadt noch ein Kulturzentrum, das im-pulsierend auf die gesamte Kulturwelt aus-strahlte.

Trotz Inflation und wirtschaftlicher Baisse,trotz der sechs Millionen Arbeitslosen, die fürden Staat ein nicht zu unterschätzendes Gefah-renpotential darstellten, entwickelte das Landein geistiges Klima, das zu Taten des Geistes ge-radezu ermunterte.

Bekanntlich verfügte Deutschland damalsüber ein respektables Potential an Forschern,

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Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künst-lern, die durchaus Weltniveau erreichten undden internationalen Wettbewerb nicht zuscheuen brauchten. Die ansehnliche Zahl vondeutschen Nobelpreisträgern dokumentiertauch heute noch den hohen geistigen Rang,den auch ein geschlagenes Volk sich erobernkann. Jedenfalls sahen sich die Vertreter desgeistigen Lebens keineswegs so hoffnungslosim Stich gelassen wie heute. Literarische Ereig-nisse etwa fanden noch eine beispiellose Reso-nanz nicht nur in einem eng umzirkelten Kreisvon Bildungsbürgern, sondern in der breitenÖffentlichkeit. Bücherschreiben war noch einMetier, das seinen Mann nicht eben schlechtüber Wasser hielt. Viele Literaten brachten essogar zu einem beachtlichen Wohlstand. Viel-fach konnte das Erscheinen eines neuen Buch-titels gar die Form eines nationalen Ereignissesannehmen.

Um so mehr stellt die geistige Lethargie derheutigen Bundesbürger ein Manko dar, dasman nicht mit nonchalanter Handbewegungunter den Tisch fegen sollte. Die Gegenwartsli-teratur stößt selbst bei sogenannten Kulturträ-gern auf eisige Ablehnung. Dementsprechendtaucht in unseren .Bestsellerlisten" so gut wienie mehr ein deutscher Autorenname auf.

Die zu deutschen Dichtern hochstilisiertenAutoren, denen partout nichts mehr einfallenwill, schrumpfen bei genauerem Zusehen zujämmerlichen Geistespygmäen zusammen,während viele Dichter des Weimarer Systemsbisher kaum etwas von ihrem Glanz eingebüßthaben. Erstaunlicherweise handelt es sich beiihnen vorwiegend um Traditionalisten, also um"Dichter des total platten Landes", wie AlfredDöblin sie damals titulierte. Damit hatte erkaum übertrieben, denn aus den Großstädtenrekrutierte sich diese Dichterequipe keines-wegs. Sie wuchs der deutschen Literatur in derRegel aus der Provinz nach. Verständlich, daßsich nicht nur weltfremde Nostalgiker nachdem fruchtbaren geistigen Klima der zwanzi-ger Jahre zurücksehnen.

Heute versucht man, den wie auf Krücken da-hinschleichenden Künsten durch Preise undsonstige Aufmunterungsprämien wieder auf dieSprünge zu helfen. Die fortgeschrittene Aus-powerung und Verproletarisierung unserer Lite-ratur läßt sich jedoch durch dergleichen Stimu-lanzien nicht mehr wirkungsvoll auffangen. DerInstinkt der Massen, sozusagen das arg in Miß-kredit geratene gesunde Volksempfinden, be-ginnt inzwischen einer Kritik zu mißtrauen, diekeinerlei Skrupel mehr empfindet, literarische

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Windeier einern völlig unberatenen und verun-sicherten Publikum als höchste künstlerische Of-fenbarungen anzudrehen.

In Weimarer Zeiten fiel die kulturelle Inven-turaufnahme ungleich imposanter aus. Man hatmit Recht darauf hingewiesen, daß damals,wenn etwa Reichspräsident Ebert das geistigeBerlin zum Empfang in die Wilhelmstraße lud,sich lauter Männer von unzweifelhaftem Welt-format bei ihm einfanden. Lovis Corinth plau-derte mit Walther Nernst, Max Liebermann mitGerhart Hauptmann, SIevogt, Kolbe und MaxReinhardt waren zur Stelle und mit ihnen alldie vielen Regisseure und Schauspieler der be-sten Theater, die damals in der gesamten Kul-turwelt Furore machten. Auch von ihnen warjeder eine unbestrittene Weltberühmtheit. Ge-genüber einern so erlesenen Aufgebot wirkli-cher Prominenz beherrschen im heutigen Berlinbestenfalls kleinbürgerlicher Mief und kleinka-rierter Provinzialismus das abgetretene Parkett.

Spenglers Untergangsvisionen schienen da-mals noch eine Zeitlang wenigstens durch die Tat-sachen eines blühenden Kulturlebens widerlegtzu sein. Die geistige Welt in Deutschland schiensogar vor lauter losgelassenen Energien geradezuzu platzen. Dabei waren an dieser Hochkonjunk-tur der deutschen Kultur sowohl Malerei, Plastik

und Architektur als auch Literatur, Musik, Thea-ter, Tanz und Film beteiligt. Die deutsche kultu-relle Ausstrahlung war bemerkenswert, der Ex-pressionismus war sogar ein spezifisch deutschesPhänomen, ehe er sich die Welt eroberte. Aberauch die deutschen Wissenschaften hielten dieWelt in Atem, der Name Max Planck steht als einMeilenstein dafür.

Die deutsche Literatur hatte damals eine ihrerSternstunden zu verzeichnen. Erstaunlicherwei-se lagen die konservativen Kräfte sogar im Vor-dertreffen. Stefan George, Hermann Stehr, Wil-helm Schäfer, Paul Ernst, Emil Strauß, Wilhelmvon Scholz, Erwin Guido Kolbenheyer, HansGrimm, Hans Carossa, Rudolf Alexander Schrö-der, Börries Freiherr von Münchhausen, AgnesMiegel, Lulu von Strauß und Torney, RicardaHuch, Ina Seidel, Josef Ponten, Hermann Burte,Jakob Schaffner und Max Mell, um nur ein paarmarkante Namen aus dem exquisiten Angebotauszuwählen, beherrschten die literarische Sze-ne und behaupteten ihre herausragenden Posi-tionen bis in die dreißiger Jahre hinein. Es han-delt sich bei ihnen durch die Bank keineswegsum literarische Eintagsfliegen, über die man zurTagesordnung hätte übergehen können.

Karn noch hinzu, daß in Weimarer Zeiten dieLiteratur mit einern weit ausgefächerten Ange-

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bot an Literaturzeitschriften aufwarten konnte,für die es zweifellos entsprechende Abonnen-ten und Leser gegeben haben muß. Viele brach-ten es sogar zu geradezu neiderregenden Auf-lagen. Es soll damals sogar noch Kulturträgergegeben haben, die ihr Interesse für zeitgenös-sische Lyrik noch nicht abgeblockt hatten. Diehohen Auflagen von Lyrikbänden sprechen je-denfalls für diese Annahme.

Die Tatsache, daß dieser bemerkenswerteElan so schnell wieder verpuffen konnte,stimmt nachdenklich, ist aber mit Sicherheitnicht von dem wirtschaftlichen und politischenNiedergang der Republik zu trennen. Die Folgewar eine dramatische Polarisierung der tragen-den politischen Kräfte. Als Ernst Robert Curti-us 1932 schließlich das Fazit eines kulturell soergiebigen Jahrzehnts zog, konnte er seinementsprechenden Pamphlet nur noch den provo-zierenden Titel "Deutscher Geist in Gefahr"verleihen. Der Niveauverfall hatte so rapideeingesetzt, daß Curtius bei der deutschen Ju-gend nur noch einen ausgesprochenen Kultur-haß feststellen konnte.

Der degenerierte Parteienstaat mit seinerSelbstbedienungsmentalität lief unweigerlichauf Grund. Er hatte keine neuen praktikablenLösungen mehr anzubieten. Die Spitzenfunk-

tionäre hatten offensichtlich das Handtuchschon geworfen, um endlich ohne nennenswer-ten Widerstand Politikern ihre Positionen zuüberlassen, denen man einen bergeversetzen-den nationalen Impuls nicht absprechen konn-te. Aber man übergab den angeschlagenen undoffenbar unregierbar gewordenen Staat ohneinflationistische Schulden wie heute, ohne eineselbstmörderische Überfremdung und ohneFremdlenkung durch anonyme Mächte den vorEnergie berstenden Nachfolgern, die dann auchwahre Wunder bei der Mobilisierung der letz-ten noch vorhandenen Reserven dieses Landesvollbrachten.

Der Patriotismus, der die Aufmerksamkeitder Massen wieder auf Heimat, Volk und Va-terland zurücklenkte, war als letzte Hoffnungübriggeblieben, um dem ausgepowerten Landauf seinem Weg zu neuen Ufern zu sekundie-ren. Die neue Regierung trat nach ihrer soge-nannten "Machtergreifung" ein schweres Erbean. Aber sie hatte die maßlos von der Demo-kratie frustrierten Massen hinter sich und ver-fügte darüber hinaus über Ideen und Tatkraft,Vollbeschäftigung und allgemeinen Wohlstandauf den Weg zu bringen.

Die Aufbruchstimmung schilderte damalsRudolf G. Binding als innerlich bewegter Beob-

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achter des Geschehens in einem Brief an Ro-main Rolland folgendermaßen: "Die Welt kanndiese Revolution in ihrer Tiefe gar nicht tief ge-nug auffassen: mit Umzügen und Zeichen, mitFahnen und Treuegelöbnissen, mit Märtyrernund Fanatikern bei Groß und Klein bis zu denKindern, mit Verkündungen und Verheißun-gen, mit einem unverrückbaren Glauben undeinem tödlichen Ernst des Volkes. Wir wissensehr wohl um die Äußerlichkeiten, um den bil-ligen Patriotismus, um das Abgleiten in das Ab-gegriffene und Hergeholte des Kitsches. Aberdas ist nicht das Wesen, das ist nicht der Kern.Noch ist alles Beginn. Aber ein Volk glaubt ansich, das nicht mehr an sich glaubte, und seinGlaube macht es schön."

Es kann dem unbefangenen Zeitzeugen nichtentgehen, daß der Negativkatalog der heutigenVersager entschieden umfangreicher ausfälltals die entsprechende Auflistung der WeimarerFehlleistungen. Damals gab es kein alarmie-rendes Geburtendefizit, keine ethnische Über-fremdung mit inzwischen rund zehn MillionenAusländern auf deutschem Boden, keinenBankrott der Kultur, keinen moralischen Ver-fall, keine überbordende Gewaltkriminalität -überproportional von Ausländern verübt -,keine Sexualisierung der Öffentlichkeit, keine

Alkohol- und Drogenprobleme und keine des-orientierte Jugend.

Darüber hinaus konnte damals natürlichebensowenig von einem von systematisch be-triebenen Verdummungsprozeß die Rede sein,der uns langsam, aber sicher in die wankendenReihen der unterentwickelten Völker einran-giert. Und schließlich und vor allem konnte da-mals noch nicht von einem offenen Verrat derEtablierten die Rede sein. Den damaligen Ver-sagern kann man wenigstens eine gewisse mo-ralische Integrität nicht absprechen. In dieserHinsicht hat man mit ihren Nachfolgern imAmt erhebliche Schwierigkeiten. Vor allemaber setzten die Bürger des Landes damals denUntergangstendenzen noch durchschlagendeImpulse und einen unbändigen Willen entge-gen, um sich nicht durch einen sträflichen Fa-talismus dem Fatum der Geschichte tatenlosauszusetzen.

Wenn in einigen deutschen Großstädten mitt-lerweile ein Drittel der Bewohner Ausländersind, von denen viele nicht arbeitswillig, dafüraber gewaltbereit sind, so dämmert sogar ei-nem Volk, das durch infame Verblödungspro-zeduren sichtlich Schaden gelitten hat und sichin einem hochneurotischen Zustand befindet,langsam, wohin die Reise geht.

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Oswald Spengler signalisierte schon Unter-gangsstimmung, als er das makabre Lebensge-fühl einer ganzen Generation artikulierte, dievom Amerikanismus noch unbehelligt geblie-ben war. Heute scheinen wir es nur noch mitgeistig reduzierten Konsumenten und Hedoni-sten zu tun zu haben, die nicht dazu zu bewe-gen sind, einmal grundsätzlich über die verfah-rene und blamable Situation ihrer Zeit als Bür-ger eines Staates, der für sich in Anspruchnimmt, der freieste Staat auf deutschem Bodenüberhaupt zu sein, nachzudenken. Erst ein kri-tisches Überdenken der deutschen Miserekönnte eine Kehrtwende zu unseren tragendendeutschen Traditionen bewirken. Daran ist un-ter der gegebenen wirtschaftlichen Hochkon-junktur natürlich nicht zu denken. Es muß allesnoch viel, viel schlimmer kommen, ehe deut-sche Menschen aus ihrer Geschichte entspre-chende Nutzanwendungen ziehen.

Keine noch so ausgetüftelte politische Kos-metik kann darüber hinwegtäuschen, daß wirin den meisten Lebensbereichen weit hinter dieWeimarer Zustände zurückgefallen sind. DieProbleme, die uns heute so elend zu schaffenmachen und um derentwillen man eigentlichschon den Staatsnotstand ausrufen müßte, deu-teten sich damals nicht einmal ansatzweise an.

Aber solange die "Kohle" noch stimmt und dieBerliner Steuergeldverschwender uns den Brot-korb nicht höher hängen, bleibt alles beim alten.Fünfzig lange Jahre einer permanenten Charak-terwäsche sind nicht ohne gravierende Folgengeblieben. Sie haben dieses einst so prosperie-rende Land Goethes und Schillers in ein gott-verdammtes Epigonien verwandelt, über demeine geisttötende Monotonie lastet. Die Musenjedenfalls können nur noch schamhaft beimAnblick der wachsenden Wüsten ihr Hauptverhüllen, wenn sie es nicht längst vorgezogenhaben, ihr Heil in der Flucht zu suchen und sichklammheimlich aus dem Staub zu machen. Siehaben es nur noch mit aufgeblasenen Exzentri-kern und Kulturbanausen zu tun.

Was aber das Schlimmste ist: jede echte undförderliche Opposition wird in dieser funkti-onsuntüchtigen Republik, die immer despoti-schere Züge annimmt und sogar Denkverboteverhängt, gnadenlos niedergeknüppelt. KeinZweifel: Die Entscheidungsträger der BerlinerRepublik verfahren minutiös nach dem Dena-tionalisierungsplan des Harvard-ProfessorsHooton, der seine Lektion gut gelernt hatte. Eingesunder Patriotismus wäre nämlich das si-cherste Mittel, um den Deutschen die ihnen zu-kommende Position in der Welt zurückzugeben

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und den rasanten Niveauverfall aufzuhalten.Man darf um Gottes willen den schlafendenLöwen nicht aus seinem Jahrhundertschlaf auf-wachen lassen und hat inzwischen keine Zeitzu verlieren. Am Ende könnte der verschlafenedeutsche Michel sich doch noch seiner Schlaf-mütze entledigen und die Ketten der Maas-trichter Verträge, die mit ihren wahrhaft säkula-ren Folgen das Finis Germaniae festgeschriebenhaben, zerreißen. Damit allein wäre nämlichdas lästige Kapitel Deutschland für alle Zeitenabgehakt, und die Umerzieher hätten ihr Werkvollendet.

Mit dergleichen ernstgemeinten Ausrot-tungssyndromen hatte das Weimarer Systemnun allerdings nicht zu rechnen. Es wurde zwardurch die Kriegsschuldlüge des Versailler Dik-tats von seinen Weltkriegsgegnern nach Strichund Faden ausgenutzt und erpreßt, aber mitganzen Breitseiten einer lügnerischen antideut-schen Propaganda hatten die Nachkriegsdeut-schen damals nicht zu rechnen. Angesichts derheutigen ebenso rigorosen wie erfolgreichenantideutschen Politik und Stumpfheit der abge-fütterten Massen ist man mittlerweile regel-recht anspruchslos geworden und hält diezwanziger Jahre für herrliche Zeiten, in denender Unterhaltungswert einer gezielten anti-

deutschen Propaganda noch nicht entdecktwar. Heute haben sich die Deutschen offenbardaran gewöhnt, den intellektuellen Unflat dergesamten Welt auf sich zu vereinen, und be-danken sich dafür auch noch.

Die nach dem glanzlosen Ende des Sozialis-mus ideologisch heimatlos gewordene Linke,die angesichts einer beachtlichen Suada sonstnicht um salbungsvolle Worte verlegen ist, hatihren sakrosankten Sozialismus keineswegs aufder nächsten Mülldeponie abgeladen, sondernsich unter der Fahne des Antifaschismus neuformiert. Nun haben sie wenigstens einen Phan-tomgegner, auf den es sich einzuschießen lohnt,seitdem unser "Rechtsstaat" auf dem linken Au-ge völlig erblindet ist. Der ruppige Kampf gegendie Pappkameraden von rechts scheint die letz-te Etappe in der Geschichte dieser Republik ein-zuleiten, an deren Ende ein mehr oder wenigerskurriles Tollhaus steht, in dem lauter Neuroti-ker die letzten Kulturwerte des alten Deutsch-land unter dem schallenden Gelächter der Um-welt verscherbeln.

Inzwischen sind wir so tief gesunken, daßman ausländischen Historikern, die eine Revi-sion der verlogenen deutschen Zeitgeschichtebetreiben, weil ihnen offenbar eine solche Ku-mulation von Lügen unerträglich ist, allen vor-

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an der mutige Brite David Irving, die Einreiseverwehrt, während Weimar solche Historikernoch mit offenen Armen aufnahm. Tiefer gehtes nun wirklich nicht, und man liegt sichernicht ganz daneben, wenn man feststellt, daßsich der antideutsche Klüngel, der über unserSchicksal entscheidet, in zwei Gruppen aufteilt:die wissentlich in fremdem Auftrag handeln-den Agenten und die unüberschaubare Zahlvon Fällen für den Psychiater.

Dabei hatte auch diese zweite deutsche Re-publik nicht von Anfang an den Weg des Total-ausverkaufs beschritten. Es gab damals noch ei-nen Kurt Schumacher, der deutsche Interessenvertrat. Heute würde er mit seinen damaligenReden auf den Index des Verfassungsschutzesgeraten und hätte kein leichtes Leben. Inzwi-schen sind die blauäugigen Deutschen nämlichvollkommen unter die Räuber gefallen.

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zu den subtilen Ratschlägen, die der Har-vardprofessor Ernest A. Hooton gleich-gestimmten Deutschenhassern bei der

Durchsetzung einer Eine-Welt-Herrschaft aufdie Seele band, gehörte auch der kategorischeImperativ, den Deutschen ihren Nationalismusso radikal auszutreiben, daß ihnen der Wunschnach einer Wiederbelebung dieses schleichen-den Übels für immer vergehen würde. Natür-lich war er der Meinung, die Alliierten solltenim Falle ihres Sieges, an dem für ihn kein Zwei-fel bestand, das Reich Bismarcks geradezu ato-misieren. Und wirklich: Ohne Friedensvertragwurden Deutschland wertvolle Provinzen ent-rissen. Trotz der sogenannten Wiedervereini-

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gung von 1990ist Deutschland immer noch einaus vielen Wunden blutendes Land. Mit seinenOstprovinzen hat es bis auf weiteres mehr alsein Viertel seines Landbesitzes verloren.

Für die von Hooton vorgeschlagene Denatio-nalisierung der Deutschen brauchten die aufuns angesetzten Umerzieher keine besonderenAnstrengungen aufzubieten. Die geschlagenenDeutschen vollzogen die Metamorphose voneiner betonten nationalen Würde zu einemüberzogenen Nationalmasochismus im Hand-umdrehen. Nach der kleinen Wiedervereini-gung von 1990 unternimmt man aus Furcht,Deutschland könnte wieder eine Führungspo-sition in Mitteleuropa übernehmen, alle nur er-denklichen Anstrengungen, um den "Hunnen"auch ihre letzten nationalistischen Flausengehörig auszutreiben und sie zu überzeugtenKosmopoliten und Internationalisten umzuer-ziehen. Während sich überall in der Welt dasSelbstgefühl der Völker regt und ein neuer Be-freiungsnationalismus die Nationen zur Durch-setzung ihrer Autonomie ermutigt, werden beiuns neue Parteien, die nationale Interessendurchsetzen möchten, geradezu niederge-macht. Sie werden nach Strich und Faden dis-kriminiert und zum Nachteil der Demokratie-die ohne ein ausgeglichenes Parteienspektrum

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nun einmal nicht existieren kann - aus dem re-ellen Wettbewerb ausgeschaltet.

Bezeichnenderweise hat BundespräsidentRoman Herzog bei Antritt seines zur Neutra-lität verpflichtenden Amtes all denen, die ihn indiese Position gehievt hatten, glaubhaft versi-chert, er werde während seiner Amtszeit seineEnergien vorzugsweise darauf konzentrieren,den Deutschen die letzten noch kümmerlich er-haltenen Bestrebungen zu einer nationalenIdentität, ein Begriff, mit dem er persönlichüberhaupt nichts anfangen könne, auszutrei-ben. Er profilierte sich mit dieser schleimigenTirade für die Welt als der richtige Mann amrichtigen Platz. Mit der Präsentation seinernicht gerade teutophilen Haltung überbot ereher noch seinen Vorgänger, der in der Diffa-mierung der Deutschen und ihrer Geschichtealle nur erdenklichen Rekorde bereits übertrof-fen hatte. Auch von Herzogs Nachfolger, Jo-hannes Rau, hatte man ein gestrichenes Maß anDeutschenhäme erwarten können - und wurdenicht enttäuscht: Seine Warschauer Selbstbe-zichtigungstendenzen zeugten schon von derbesonderen Qualität seines irreparabel gestör-ten Verhältnisses zur deutschen Geschichte undzu den Deutschen ganz allgemein, deren Mehr-heit sich kaum von ihm kompetent vertreten

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fühlen konnte. "Ich bitte um Vergebung für das,was Deutsche getan haben", so Johannes Rauam 16. Februar 2000 als erster deutscher Reprä-sentant, der vor dem Knesseth in Israel eine Re-de halten durfte, "für mich, um unserer Kinderund Kindeskinder willen, deren Zukunft ich ander Seite der Kinder Israels sehen möchte. [... ]Auch wir Deutschen werden in alle Zukunft be-gleitet werden: von den Bildern der Morde, dieDeutsche zu verantworten haben." - Auch er er-füllt den Auftrag, den ihm die Königsmacher indiesem Lande mit auf seinen Weg als Reprä-sentant des bis aufs Skelett abgemagertenDeutschland dieser Tage gegeben haben, wort-wörtlich und mit deutscher Gründlichkeit.

Während immer neue Amerikanismen in un-sere Sprache eindringen und diese auf dumm-dreiste Weise verunstalten, bemühen sich unse-re Mandatsträger unredlich darum, Begriffewie Vaterland, Nation, Rasse und dergleichenzeitgenössische Reizworte mehr aus dem Wör-terbuch der zu Dorfdeppen degradierten Deut-schen ersatzlos zu streichen.

Es zergrübelt sich sogar eine ganze Enquete-kommission prominenter Deutscher, die natür-lich alles andere als wirkliche Deutsche sind, ih-re Charakterköpfe darüber, wie man die ab-schätzig besetzte und auf den Aussterbeetat ge-

setzte Vokabel "Deutschland" gänzlich ausdem Verfassungstext streichen könnte. Wahr-scheinlich möchte man der Tatsache einer deut-schen Liquidierung schon vorweggreifen undeinen Zustand festschreiben, den anschließenddie Geschichte faktisch sanktionieren soll. Gottsei Dank tagen diese erlauchten Herren undDamen, die wie von einem anderen Stern zuuns profanen Durchschnittsdeutschen herabge-stiegen sind, um uns Mores zu lehren, in Per-manenz und werden bestenfalls eine graueMaus zutage fördern, falls der Berg wirklicheinmal kreißen sollte. Ehe sie zu Stuhle kom-men, werden die Ereignisse über ihnen davon-galoppiert sein, denn trotz ihrer sprichwörtlichlangen Leitung werden einst auch die letztendeutschen Pfahlbürger begreifen, wes GeistesKind diese Etablierten sind, die den deutschenTotalausverkauf betreiben.

Inzwischen haben sie unser Land ohne Ge-genleistung verschachert, die deutsche Kulturvon Pseudointellektuellen zertrampeln lassen,die Moral stranguliert und damit eine nie dage-wesene Kriminalität nach amerikanischem Mu-ster hochgeschaukelt, unser Geld verpulvertund einen Schuldenberg von gigantischen Aus-maßen so anwachsen lassen, daß der Gedulds-faden einer satten Majorität bis zum Zerreißen

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angespannt ist. Und schließlich hängen uns diepausenlosen Bußpredigten und Unterwer-fungsrituale gehörig zum Halse heraus. Mitden Lügen, auf denen das Fundament diesesUnstaates errichtet ist, kann man zwar eineWeile leben, auf die Dauer jedoch nicht.

Niemand kann unser Volk ungestraft durcheine pluralistische Gesellschaft bunt gemisch-ter Ethnien ersetzen. Man sollte den deutschenSpinnern, die mit dergleichen Mätzchen hau-sieren gehen, den Star stechen und sie wiederauf den festen Boden der Tatsachen herunter-holen. Wenn bei ihnen der berühmte Groschenfällt, werden sie sich auch wieder daran erin-nern, daß es in ihrer noch nicht umgeschriebe-nen und verunstalteten Verfassung noch einenWiderstandsparagraphen gibt, der nicht nurauf dem Papier steht, das bekanntlich immergeduldig ist, sondern zu gegebener Zeit auchdie Qualität eines politischen Fanals annehmenkann. Die bereits in vollem Gang befindlicheMetamorphose unseres Rechtsstaates in einenPolizeistaat, der wie vor kurzem noch in Pan-kow von der reinen Torschlußpanik diktiert ist,wird von unseren Schildbürgern noch kaumbegriffen, obwohl die Gummiknüppel schon ineinem verwegenen Takt herniedersausen,wenn zum Halali gegen deutsche Patrioten ge-

blasen wird, die, wenn sie von ihrem Ver-sammlungsrecht Gebrauch machen möchten,sich immer mehr in ihre Katakomben zurück-ziehen müssen.

Die auf den sich überschlagenden Wellen ih-rer leichten Erfolge dahinsegelnde Mischpokeprofessioneller Umerzieher, denen ihre Trium-phe den Kamm schwellen läßt, hatten weißGott leichtes Spiel, ihre Charakterwäsche an ei-nem Untertanenvolk zu vollziehen. Einst ver-hielten sich die von ihrem Wiederaufbau voll inAnspruch genommenen Deutschen wie Wachsin ihren Händen, nachdem sie sich der Einfach-heit halber daran gewöhnt hatten, in den Amishier und den Russen dort so etwas wie ihre Be-freier von was auch immer und ihre geheimenHollywood-Idole bzw. Vorreiter einer propa-gierten kommunistischen Freiheit zu erkennen.

Als gelernte Pragmatiker haben sie ver-gleichsweise schnell gute Miene zum bösenSpiel gemacht. Nein, nachtragend waren sie si-cher nicht, als sie sich dem großen Bruder, dereben noch ihre Städte in Schutt und Asche ge-legt hatte, an den Hals warfen. Sie übersahenim Eifer des Gefechts dabei, daß diese ins HerzMitteleuropas verschlagenen Invasoren inihrem Hinterkopf immer noch bitterböse Ge-danken gegen uns hegten. Siehatten das Kriegs-

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beil noch lange nicht begraben. Fast täglichüberraschten sie ihre neuen Partner im Kampfum ihre Weltherrschaft mit einer ganzen Palettevon neuen deutschfeindlichen Parolen.

Allerdings ist der legendäre deutsche Natio-nalmasochismus, das muß ihnen die Wahrheitlassen, im wesentlichen hausgemacht. Von Zeitzu Zeit scheint uns der naßkalte Wahnsinn zupacken; dann werden wir von selbstzerstöre-rischen Anwandlungen heimgesucht. Auch un-sere Bäume pflegen nun einmal nicht in denHimmel zu wachsen. Was wir im Laufe vonJahren mühsam dem Schicksal abgerungen ha-ben, zerstören wir in falscher Einschätzung un-serer nationalen Möglichkeiten in Kürze wieder.Dementsprechend kennt unsere Geschichte dasimmer wiederkehrende Phänomen von Goten-untergängen, die ohne eine gewisse Labilitätdes deutschen Volkscharakters nicht vorstellbarwären.

Gebildete Ausländer (gemeint ist hier nichtdie Spezies unserer sogenannten ausländischen"Mitbürger"), die heute mit hohen Erwartun-gen zu uns kommen, um das Land der Deut-schen mit der Seele zu suchen, bewegen sichlängst wie durch ein Niemandsland. In auffälli-ger Übereinstimmung beklagen sie das Fehlennationaler Regungen, die man jedem normalen

Volk ohne alle Abstriche zuerkennt. Eigentlichwaren wir es vor allem selbst, die gänzlich un-sentimental und ohne Rücksicht auf die unaus-bleiblichen schlimmen Folgen von unseren Tra-ditionen Abschied nahmen und uns der Ein-träglichkeit halber einem verwaschenen Kos-mopolitismus auslieferten. Im Zuge dieses Um-wandlungsprozesses sind wir unter die Räubergefallen und haben unser eigentliches Gesichtals Volk und Nation verloren. Einen größerenGefallen hätten wir unseren "Freunden" nichterweisen können. Es wird augenscheinlichnoch viel Wasser die Spree hinabfließen müs-sen, ehe wir es uns leisten können, wieder ein-mal unbeschwert durchzuatmen und nichtmehr auf die Anforderungen des belemmertenbundes deutschen Alltags hochneurotisch rea-gieren zu müssen.

Das Grundgesetz der aller Welt bekanntendeutschen Pendelschläge lautet kurz und bün-dig: Jedem unserer Vorstöße in weltpolitischeDimensionen folgt der große Katzenjammer aufdem Fuße. Diese scheinbare Labilität unseresVolkscharakters ist sicherlich auch eine Erschei-nungsform unserer hochgespannten Emotiona-lität, die bei einem ethnisch sonst so homoge-nen Volk zunächst nicht erstaunen muß. ImGrunde aber handelt es sich um das Schicksals-

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gesetz eines Volkes, das noch nicht seine ei-gentliche Mission gefunden und gegen einenicht immer wohlwollende Umwelt anzu-kämpfen hat.

Man verzeiht es dem verträumten deutschenMichel, der mit einem Senkrechtstart in die Ge-schichte der Neuzeit eingetreten ist, nicht, daßer auch auf dem weltpolitischen Parkett mitmi-schen will. Bis zur Gründung des Bismarck-Rei-ches hatten diese deutschen Traumtänzer ge-ruhsam an deutschen Kaminen gehockt undwaren dabei niemandem ernsthaft ins Gehegegekommen. Nun wollte ein dezidiertes Unter-tanenvolk endlich nicht mehr Objekt, sondernauch einmal Subjekt der Geschichte sein.

Und doch scheinen wir zu etwas bedeutendHöherem berufen zu sein. "Wenn wir unsereAnlagen richtig ermessen", so meinte RichardWagner wenigstens, der seine Deutschen be-stens kannte, "sind wir zu etwas viel Größeremgeboren." Wahrscheinlich hatte dieser großeDeutsche, der sich zeit seines Lebens umDeutschland und dessen politische Eskapadensorgte, so etwas wie ein inneres Reich der Deut-schen im Sinn. Taten, die andere oft mit spieleri-scher Leichtigkeit zuwege brachten, stellten sichfür unsere verspätete Nation als eine wahre Si-syphusarbeit heraus, an der wir oft genug schei-

terten. Jedenfalls endeten diese Höhenwande-rungen in der Regel mit einem katastrophalenFiasko, an das man sich nicht gerne erinnert.Eben deswegen legten sich herausragendeDeutsche immer wieder engagiert ins Zeug, umNeugierige zu warnen und die Deutschen aufihre eigentliche Mission zu lenken. Diese nichtzu übersehende und nie abreißende Traditionder Warner reicht von Walter von der Vogelwei-de über Luther und Schiller bis hin zu Nietzscheund Fontane, um nur einige zu nennen.

Nein, zum "Herrenvolk" sind wir sichernicht prädestiniert. Eigentlich haben wir einensolchen Anspruch auch nie erhoben. SelbstBismarck steckte nach vollendeter Reichsgrün-dung seine Ambitionen weit zurück. Ausge-sprochene Moralisten, wie wir sie nun einmalsind, wären gut beraten, ihre Finger nicht all-zu tief in die hochgehenden Wogen der Politikzu stecken, von der man nie so recht weiß, obsie den Charakter verdirbt oder ob sich ihrernur ohnehin schon anrüchige Charaktere zubedienen pflegen, um für sich Profit daraus zuschlagen.

Bezeichnend auch dies: Das Bismarck-Reichüberlebte nach seinem fulminanten Aufstieg,der die ganze Zivilisationswelt gegen uns mo-bilisierte, nur ein gutes Menschenalter lang, ehe

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die Welt es sich nicht verkneifen konnte, zu denWaffen zu greifen und den deutschen Aufstiegzu stoppen. Hitlers "Tausendjährigem Reich"schlug bereits nach sechs Jahren, in denen es ei-nen erstaunlichen Aufstieg aus dem WeimarerChaos erlebt hatte, die Stunde. Nach einer voninteressierten internationalen Kreisen vorberei-teten Phase einer psychologischen Krieg-führung verheizte man ungerührt die Jugendder Welt in den wohl blutigsten Material-schlachten der Kriegsgeschichte, ohne letztenEndes das gesteckte Kriegsziel, nämlich die völ-lige Ausrottung Deutschlands, erreicht zu ha-ben. In unserer so friedlich erscheinenden Ge-genwart verhält es sich so, daß dieser Weltkrieg,nachdem die Waffen zum Schweigen gebrachtwurden, auf den inneren Kriegsschauplätzenauf Biegen oder Brechen fortgesetzt wird. DasEnde soll ein deutsches Finale sein, das die Ei-ne-Welt-Strategen bereits in ihre MaastrichterPhantastereien mit einbezogen haben.

An diesem unabänderlichen Ritual deutscherAufstiege und Niedergänge dürfte sich auch inZukunft nur wenig ändern. Dieses ungeschrie-bene Urgesetz der deutschen Geschichte schließtzugleich die Chance einer deutschen Renais-sance auch nach einem noch so verheerendenNiedergang ein. Dagegen werden selbst die ver-

bissenen Anstrengungen unserer Umerzieherauf die Dauer kaum etwas ausrichten. Außer-dem ist es eine psychologische Binsenwahrheit,daß noch so intensive Gehirnwäschen nur aufden einzelnen wirken, den Volkscharakter alsonur für eine Generation modifizieren können.Das ist der Grund der permanenten Umerzie-hung. Mit der Vergänglichkeit dieser Sisyphus-arbeit werden sich auch unsere habituellen Geg-ner abfinden müssen.

Solange wir allerdings demokratisches Wohl-verhalten so brav wie bisher an den Tag legenund uns mit zentnerschweren Schuldgefühlendurch die Weltgeschichte vorrobben oder unswie lebensmüde Termiten scheintot stellen, dürf-ten wir nach menschlichem Ermessen eigentlichkeine Menschenseele gegen uns in Harnischbringen. Im Grunde fristen wir schon lange ge-nug das eunuchenhafte Dasein eines unterwür-figen Kolonialvolkes, dem das Kuschen zurzweiten Natur geworden ist. Wir lassen Strömegieriger Immigranten mit eingezogenem Buckelklaglos über uns ergehen und preisen uns glück-lich, daß man uns noch nicht in die Wüste ge-trieben hat. Dergleichen Rituale von Gemüts-menschen macht uns so leicht niemand nach.

Unser hoffnungsvoller Nachwuchs, vor allemder, welcher durch die Mühlen neudeutscher

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Hochschulen gedreht wurde, ist über jeden Fa-schismusverdacht erhaben. In ihrer kosmopoli-tischen Humanitätsduselei sind diese Jugendli-chen immun gegen jede Spielart des Patriotis-mus. Für sie ist es Ehrensache, sich um die un-sichtbare Fahne eines aggressiven Antifaschis-mus zu sammeln, der über allem Spießig-Pro-vinziellen hoch erhaben sein soll. Natürlichkommt es ihnen nicht in ihren verwirrten Sinn,daß sie für ihre besonders aparte Variante derfeudalen Lust am Untergang eines Tagesgehörig zu blechen haben werden, wenn dieStunde der Abrechnung geschlagen hat.

Allem Anschein nach gehört unsere Jeunessedoree keineswegs zu den Erlösten einer antifa-schistischen Ideologie, die in Wirklichkeit nureine fragwürdige Zwischenlösung darstellt.Aber viele von ihnen nehmen die Gelegenheitwahr, eine volksfeindliche Apartheid zu mi-men, hinter der sie ihre eigene Hohlheit mühe-los kaschieren können. Im Grunde erfüllen sielängst die Forderung Walther Rathenaus vomkünftigen Deutschen, der zwar physisch nochvorhanden ist, aber geistig-seelisch bereits alslebender Leichnam gehandelt wird. Derglei-chen menschliche Trauergestalten bevölkern of-fenbar zur Zeit unsere Hochschulen und Uni-versitäten, um im Schutz eines antifaschisti-

sehen Mythos in unserem tintenklecksendenSäkulum mittelalterliche Hexenverfolgungen -diesmal gegen die Leute von rechts - bewerk-stelligen zu können.

Wenn auch die Vorstellung, der Nationalis-mus wäre anno 1945 sanft entschlummert undseine Wiederauferstehung undenkbar, noch invielen akademisch verklemmten deutschenKöpfen brütet, so haben die Völker in aller Weltdoch einen höheren Grad von politischer Weis-heit bewiesen, wenn sie sich nach dem Zusam-menbruch der östlichen Monsterstaaten daran-machten, zu trennen, was nun einmal nicht zu-sammengehört und nur von weltfremden Poli-tikern auf Friedenskonferenzen zusammenge-schustert wurde.

An der alten Weisheit, daß es der Satan ist,der mischt, daß Gott aber scheidet, hat sichnicht das geringste geändert. Ganz gewiß aberirrten die Protagonisten der Französischen Re-volution, wenn sie lauthals verkündeten, an derGleichheit der Menschen und Rassen wärenicht zu zweifeln. Diese Idee, die durch nichtszu verifizieren ist und seitdem soviel Schadenauf der Welt angerichtet hat, spukt heute nochin den Köpfen liberalistischer Elfenbeinturmbe-wohner herum. Wer ihr zu widersprechenwagt, bekommt die Toleranzgrenze ausgerech-

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net des Liberalismus zu spüren, der der Mitwelteinredet, die Freiheit überhaupt erst erfundenzu haben.

Der Fall der Anthropologieprofessorin Char-lotte Höhn, die ohne Rücksicht auf volks-pädagogische Thesen ihren gesunden Men-schenverstand bewies, indem sie die empirischermittelte Tatsache bekräftigte, der durch-schnittliche Intelligenzquotient afrikanischerSchwarzer wäre geringer als derjenige derWeißen, dürfte einmal als eines der unappetit-lichsten Kapitel dieser Republik in die Ge-schichte eingehen. Ihre Verfolgungsnöte invol-vieren ein Konglomerat von bösartigen Intri-gen, doktrinärem Schubladendenken, kleinka-riertem provinziellen Mief und totalitärer Into-leranz. Den beruflichen Todesstoß versetzte ihrausgerechnet ein als konservativ bezeichneterInnenminister. All das zusammen deutet bereitsso etwas wie eine linke Götterdämmerung an,deren Morgenrot sich schon am politischen Ho-rizont zusammenbraut.

Ein Glück nur, daß Albert Schweitzer, vor einpaar Jahren noch erklärtes Idol deutscher Ju-gendlicher, rechtzeitig aus dieser irdischen Weltging, ehe er auf die Liste faschismus anfälligerStaatsfeinde geraten konnte. Was dieser Men-schenfreund, Urwalddoktor und Friedens-

nobelpreisträger aufgrund langjähriger, ehertrüber Erfahrungen über die afrikanische Urbe-völkerung zu sagen wußte, würde ihn glatt aufden Scheiterhaufen unserer multiethnischenGesellschaft bringen: "Sie haben weder die ver-standesmäßigen noch geistigen und gefühls-mäßigen Fähigkeiten, sich in irgendeiner derAufgaben unserer Zivilisation an die Seite desweißen Mannes zu stellen oder sie, gleich ihm,anzupacken. "

Der aus ihren Ämtern geschaßten ProfessorinHöhn wurde nicht einmal die Gelegenheit ge-boten, ihren Standpunkt mit Fakten zu präzi-sieren. Man verfuhr auch diesmal nach demsattsam bekannten Schema der "Offenkundig-keit", diesem höchst wirksamen OrwellschenUnwort unserer Tage, und verhängte ein Denk-verbot über sie. Als einer der maßgeblichenLeute in diesem Lande, Michel Friedman, sei-nes Zeichens Mitglied des Zentralrates der Ju-den in Deutschland, als unanfechtbare morali-sche Instanz dann noch den Daumen nach un-ten senkte, indem er die wissenschaftlichen Er-kenntnisse von Frau Höhn als "unerträglich"bewertete, schienen wieder einmal ein paar dertragenden Pfeiler dieser bundesdeutschen"DDR in Luxusausstattung" ins Wanken gera-ten zu sein.

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ENTNATIONALISIERUNG ENTNATIONALISIERUNG

Es scheint ganz allgemein eine besondere Er-rungenschaft unserer heutigen "Libertät" zusein, daß der gute Deutsche, um ein Wort ConradFerdinand Meyers zu variieren, selbstverständ-lich im Feindeslager zu stehen hat. Natürlich hater auch täglich einmal herunterzubeten, daß al-les gleich ist, was Menschenantlitz trägt. Man hatdemnach leider Grund zu der Annahme, daß dieDeutschen entweder mit ihrer elementarstenDenkfähigkeit oder aber mit ihrer moralischenAusstattung ihre beängstigenden Schwierigkei-ten haben. Es wird sich zeigen, ob sich gegen der-gleichen geistige Defekte wirksame Medikamen-te finden lassen oder ob wir weiterhin dazu ver-urteilt sind, zu erdulden, wie die simpelsten Na-turgesetze auf den Kopf gestellt werden. Wer er-lebt hat, daß Völker nicht nur Gedanken Gottessind und daß ihre Vielfalt auf diesem fragwürdi-gen Stern erst den eigentlichen Reichtum derMenschheit ausmacht, wird sich auf die Seite derWahrheit schlagen, auch wenn heute schon derMut eines Löwen dazugehört. Vor allem wird ersich auch durch repressive Maßnahmen, die un-sere Demokratie bereits existentiell in Frage stel-len, nicht aus dem Konzept bringen lassen, son-dern im Nationalismus die einzige Chance für ei-ne Regeneration dieses bedauernswert herunter-gewirtschafteten Landes erblicken.

Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß die Imi-tation amerikanischer Lebensformen nicht so-weit gehen wird, daß sich ein im Grunde hoch-anständiges Volk in eine Gangsterbande nachdem Vorbild einer US-Seifenoper verwandelnkann.

Natürlich wird man durch und durch ver-korksten Jungakademikern im Stadium der gei-stigen Frühinvalidität nicht klarmachen kön-nen, daß die Welt auf die Deutschen noch langenicht verzichten kann. Selbst der bekannte ame-rikanische Deutschlandexperte George Kennangelangte im Hinblick auf die deutsche Ge-schichte zu der Erkenntnis, nur die Deutschenwären aufgrund ihres philosophischen und re-ligiösen Tiefgangs überhaupt in der Lage, einenWeg aus der derzeitigen Weltkrise zu finden.

In diesem Zusammenhang fällt einem auchein Diktum des bekannten jüdischen Kulturhi-storikers Egon Friedell ein: "Deutschland sollnicht über andere Völker herrschen, denn daskönnte es nur um den Preis seiner Seele. Aberdie geistige und moralische Zukunft in Europa,wenn es noch eine hat, liegt in der Tat beiDeutschland." Allerdings sollte man auch einschwerwiegendes Schillerwort bei der Betrach-tung über die Chancen eines deutschen Wie-deraufstiegs nicht außer acht lassen. Es lautet

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•ENTNATIONALISIERUNG DER GEPLANTE SEELENMORD

schlicht und einfach: "Solange der obersteGrundsatz des Staates nur auf das physischeWohlsein beschränkt ist, solange fürchte ich,wird die politische Regeneration nichts als einschöner philosophischer Traum bleiben."

Der geplante Seelenmord

Mitder ressentimentgeladenen Abwer-tung der Grundprinzipien des preu-ßischen Ethos in dieser immer unre-

gierbarer werdenden Republik, deren Esta-blishment offenbar charakterlich nicht mehrdiesem anspruchsvollen Tugendkanon ge-wachsen ist, sind wir eher als gedacht in einemmoralischen Dschungel angelangt, der anNietzsches wachsende nihilistische Wüsten er-innert. Nicht einmal mehr eine Elite mit Vor-bildfunktion existiert noch, an der man sichmoralisch emporranken könnte, weil sie nochidealistische Zielvorstellungen im materialisti-schen Sumpf unserer Tage anzubieten hätte. Ei-ne neue Elite dürfte sich auch angesichts des

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geistfeindlichen Klimas in diesem Lande, dassich immer mehr einer deprimierenden Prole-tarisierung aussetzt, so bald nicht mehr bilden.Unsere Universitäten haben sich jedenfalls alsmögliche Kaderschmiden einer neuen Eliteselbst paralysiert. Im Zeichen einer falschver-standenen Chancengleichheit haben sie sichschleichend in amoralische Anstalten verwan-delt, für die es sich inzwischen schon von selbstversteht, auf jede winzige Regung eines gesun-den Nationalempfindens aus allen Rohren zuschießen.

Sie haben sich ganz auf das Niveau der bun-desdeutschen rot-grün-gelb-schwarzen Polit-mafia eingependelt und bieten unseren erwar-tungsvollen "Youngstern" einen beliebtenTummelplatz für ein Dolcefarniente, mit demdiese die besten Jahre ihres Lebens ziellos ver-plempern. Zu einem konsequent verfolgten Le-benskonzept reicht es bei vielen von ihnenlängst nicht mehr.

Seitdem die bornierten Architekten unsererUmerziehung, die unmittelbar seit der deut-schen Kapitulation des Jahres 1945ihr schäbigesMütchen an uns kühlen, am traurigen Werkesind, hat man den überlebenden Deutschenunübersehbar ihre Seelenachse grundlegendverbogen. Seelische Normalität bildet in diesem

Lande leider eine bereits lobenswerte Ausnah-me. Einen wirklichen Deutschen von echtemSchrot und Korn sucht man, wie weiland der al-te Diogenes einen Menschen mit der Laterne inder Hand, auf den Jahrmärkten der Eitelkeitmeistens vergebens. Man fragt sich, wo in allerWelt sind sie nur geblieben, die letzten Deut-schen? Einer der Gründe liegt zweifellos in denhorrenden Blutopfern des letzten Krieges, dereine ganze potentielle Führungsschicht mit ei-nem Schlage liquidierte.

Wenn man eben diesen Krieg unter anderemauch als einen Aufstand des deutschen Gemütsgegen den kalten westlerischen Intellekt undgegen die Hegemonie des rein Mechanischeninterpretiert, dann ist es verständlich, warumunsere Seele heute nur noch schwache Signaleihres nackten Überlebens von sich gibt. Leiderkann man den haarsträubenden Eindruck nichtverdrängen, die Deutschen hätten nach einemhalben Jahrhundert realexistierender Demokra-tie unter amerikanischer Fernlenkung sogardas Lachen verlernt. Offenbar ist es ihnen beiihrem atemlosen Run auf die schnelle Mark-jetzt den Euro - im Halse stecken geblieben.

Seitdem nur noch geisttötende Urwaldrhyth-men aus allen Röhren unserer Heimkinosdröhnen, scheint den Deutschen auch die Lust

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am Singen abhanden gekommen zu sein. DasLied fristet in diesem Lande, in dem sich dieTraditionalisten klammheimlich in die Kata-komben verkrochen haben, bestenfalls nochein peripheres Dasein. Auch ihm ist der Atemausgegangen. Neun Zehntel der elektroni-schen Totschläger bei uns zulande sind mitMusik aus dem Bereich des Pop bespielt, dienoch die letzten Reste dessen, was man einmalals deutsches Gemüt zu bezeichnen pflegte,aus deutschen Köpfen treibt. Ein Volk aber, dasnicht mehr frisch, fromm, fröhlich und frei, wieihm der Schnabel gewachsen ist, singt, gerätunweigerlich in die Gefahrenzone eines seeli-schen Exitus.

Kein Zweifel: Die einst so geschmeidigendeutschen Kehlen sind in dieser permissivenRepublik eingerostet. Eine primitive Konsum-mentalität hat alle menschliche Wärme absor-biert. Keiner braven Hausfrau kommt es mehrin den Sinn, hinter offenen oder verschlossenenKüchenfenstern frisch von der Leber weg beimAufwaschen zu singen. Kein animierter Gastläßt in der vertrauten Eckkneipe seinen Ge-fühlen freien Lauf - es sei denn im Zustand al-koholisierter Enthemmung, dann aber pöbel-haft grölenderweise. Man bedient sich der Ein-fachheit halber der Medien der Unterhaltungs-

elektronik, die sogar die Funktion der mär-chenerzählenden Mutter oder Großmutterübernommen haben. Selbst ein geselliges Mahl,für das man sich früher gebührend Zeit ließ, istder Abfütterung mit einem undefinierbaren"Fastfood" gewichen.

Es hat uns demnach nicht viel genützt, daßwir uns die materielle Welt im Sturm eroberthaben: Darüber wurde unsere Seele so sehrmalträtiert, daß sie kaum noch einen Laut vonsich gibt. Zwar sind wir keine armen Leutemehr, nein, das sind wir weiß Gott nicht, aberHektik, Unrast, Konkurrenzdruck und die imganzen deprimierende Atmosphäre unsererEllenbogengesellschaft haben uns die Lust ander Freude gestohlen. Es ist nicht zu leugnen:Viele Städte werden immer chaotischer undmenschenfeindlicher, und die Gesichter derMenschen, die sich darin wie Schatten bewe-gen, immer nichtssagender und griesgrämi-ger.

Gewiß begeht man kein Sakrileg, wenn manvor allem dem bei uns so üppig ins Kraut schie-ßenden Amerikanismus den Seelenmord indiesem und vielen anderen Ländern anlastet.Die intellektuellen Erfüllungsgehilfen unterden fanatischen Deutschenhassern haben sichalle nur erdenklichen Details zum kontinuierli-

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chen Seelenmord an uns Deutschen einfallenlassen, die wir ihnen bei der Erfüllung ihrer im-mer offenkundiger werdenden Absichten imWege stehen. Bereits vor Kriegsende lagen ent-sprechende Programme vor, in denen eine mas-sive Seelenmassage an den deutschen "Mon-stern" eine zentrale Rolle spielte. Ein Genozid,so das Rezept, ist immer nur dann erfolgreich,wenn zuvor der geistige Mord an den Opfernvollzogen wird.

Das offizielle amerikanische Umerziehungs-programm, das übrigens die Unterschrift des sounrühmlich in die Geschichte eingegangenenamerikanischen Präsidenten Harry S. Trumanträgt, der den Abwurf der ersten Atombombenauf japanische Städte zu verantworten hatte,war als endgültiger Vernichtungsschlag gegendie besiegten Deutschen gedacht, denen nachihrer Kapitulation erst so richtig Hören und Se-hen vergehen sollte.

"Die Reedukation wird für alt und jung glei-chermaßen erzwungen und darf sich nicht aufdas Klassenzimmer beschränken", heißt es inden verbindlichen Instruktionen für die US-Ar-my, die den vielsagenden Titel "What to dowith Germany?" tragen. "Die gewaltige undüberzeugende Kraft dramatischer Darstellungmuß voll in ihren Dienst gestellt werden. Filme

können hier ihre volle Reife erreichen. Diegrößten Schriftsteller, Produzenten und Starswerden unter Anleitung der ,InternationalenUniversität' die bodenlose Bosheit des Nazis-mus dramatisieren und demgegenüber dieSchönheit und Einfalt eines Deutschland loben,das sich nicht länger mit Schießen und Mar-schieren befaßt. Sie werden damit beauftragt,ein anziehendes Bild der Demokratie zu ent-werfen, und der Rundfunk wird sowohl durchUnterhaltung als auch durch Vorträge in dieHäuser eindringen. Die Autoren, Dramatiker,Herausgeber und Verleger müssen sich in derlaufenden Prüfung durch die ,InternationaleUniversität' unterwerfen; denn sie sind alle Er-zieher. Von Beginn an sollen alle nichtdemo-kratischen Veröffentlichungen unterbundenwerden. Erst nachdem das deutsche DenkenGelegenheit hatte, in den neuen Idealen ge-stärkt zu werden, können auch gegenteiligeAnsichten zugelassen werden.

Der Umerziehungsprozeß muß ganz Deutsch-land durchdringen und bedecken. Auch die Ar-beiter sollen im Verlauf von Freizeiten verein-fachte Lehrstunden in Demokratie erhalten.Sommeraufenthalte und Volksbildungsmög-lichkeiten müssen dabei Hilfestellung leisten.Viele deutsche Gefangene werden nach Kriegs-

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ende in Rußland bleiben, nicht freiwillig, son-dern weil die Russen sie als Arbeiter brauchen.Das ist nicht nur legal, sondern beugt auch derGefahr vor, daß die zurückkehrenden Kriegs-gefangenen zum Kern einer neuen nationalenBewegung werden. Wenn wir selbst die deut-schen Gefangenen nach dem Krieg nicht behal-ten wollen, sollten wir sie nichtsdestowenigernach Rußland schicken [... ]

Jedes nur denkbare Mittel geistiger Beein-flussung im Sinn demokratischer Kultur mußin den Dienst der Umerziehung gestellt wer-den. Die Aufgaben der Kirchen, der Kinos, derTheater, des Rundfunks, der Presse, der Ge-werkschaften sind dabei vorgezeichnet. DieUmerziehung tritt an die Stelle des Wehrdien-stes, und jeder Deutsche wird ihr zwangsläufigunterworfen - so wie früher der gesetzlichenWehrpflicht.

Uns ist die Aufgabe zugefallen, Frieden undFreiheit zu retten, jene Freiheit, die am Berg Si-nai geboren, in Bethlehem in die Wiege gelegt,deren kränkliche Kindheit in Rom, deren früheJugend in England verbracht wurde, deren ei-serner Schulmeister Frankreich war, die ihr jun-ges Menschenalter in den Vereinigten Staatenerlebte, und die, wenn wir unser Teil dazutun,bestimmt ist zu leben - all over the world."

Nach der Pflichtlektüre dieses todernstenElaborats demokratischer Hybris wird mansich kaum noch darüber wundern, wie syste-matisch und akribisch genau man beim Verbie-gen unserer Seelenachse zu Werke ging. Auchverfestigt sich beim kritischen Leser der Ein-druck, bei den auf die vorgeschriebene Weisebehandelten Deutschen handele es sich nurnoch um notdürftig am Leben erhaltene Kari-katuren unserer großen Vorfahren, die man unssystematisch madig gemacht hat, indem manunsere Geschichte in ein instruktives Verbre-cheralbum umgedeutet hat. Aber zum Erfolgvon dergleichen perfiden Machtnationen, dieraffiniert mit lauter Lügen operieren, gehörendann eben doch zwei, Täter und Opfer. Ohnedie sträfliche Ahnungslosigkeit und Gleichgül-tigkeit weiter Kreise wären wir wahrscheinlichnicht in jene Neurose hineingeschlittert, die unsheute zum Gespött der gesamten Welt macht.Im eigenen Lande aber verzichtet man aus frag-würdigen Gründen auf eine Wiedergewinnungunserer gestohlenen Geschichte. Die Vorstel-lung, daß wir selbst uns durch diesen Mangelan Zivilcourage zu einem Paria-Volk degradie-ren, läßt unsere saturierten Wohlstandsbürgervöllig kalt. Die nehmen sich nicht einmal dieZeit, gründlich über die Infamie nachzuden-

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ken, die sich gut fünfzig Jahre nach dem verlo-renen Krieg noch immer an uns allen austobt.Es hat sich noch nie ausgezahlt, um eines fau-len Friedens willen jede Anmaßung des Geg-ners zu schlucken, anstatt ihn mit harten Fak-ten zu entlarven. Schon jetzt kommt uns dieseFeigheit gegenüber angeblichen Freunden teu-er zu stehen.

Mit massiv zunehmender Amerikanisierunghat der Persönlichkeitsabbau der Deutscheninzwischen solche Ausmaße angenommen,daß der einzelne kaum noch imstande ist, sei-ne Individualität gegenüber den Mächten kol-lektiver Verführung zu behaupten. Bei wach-sender Egalisierung des sozialen Gefälles kannvon einem elitären Lebensgefühl nur noch beieiner verschwindend kleinen Minderheit, dieals dezidierte Nonkonformisten ein Ni-schendasein nicht fürchten, die Rede sein. Manwürde vom geistigen Format der heutigenDeutschen eine allzu euphemistische Vorstel-lung haben, traute man ihnen eine menschlicheÜberlegenheit angesichts ihres derzeitigenWohlstandes zu. Es gelingt ihnen ja nicht ein-mal, ein kritisches Verhältnis zu ihren Mandats-trägern aufzubauen, die sich weiß Gott nichtmit Ruhm bekleckern und sich, dem Gebot in-tellektueller Redlichkeit folgend, so bald wie

möglich einem kritischen Scherbengericht stel-len sollten.

Der Durchschnittsdeutsche hat seine innereOrientierung verloren. Er gehört nicht mehrsich selbst, sondern richtet sich in Ermange-lung einer eigenen Steuerung nach dem Kom-ment einer ohnehin auseinanderbrechendengesellschaftlichen Ordnung. Seinen Instinktkann er jedenfalls nicht mehr zur Meisterungseines immer komplizierter werdenden Lebenseinsetzen. Aber eben diese Atomisierung undZersplitterung der Persönlichkeit und der stän-dige Verlust an Gemüthaftigkeit zugunsten ei-nes bindungslosen Intellekts gehören zu dengravierenden Zeitkrankheiten, die uns gehörigzu schaffen machen. Der Mensch ohne inneresGewicht, ohne spezifische Prägung und ohnedominierende moralische Ausstattung unter-liegt ständig der Gefahr, von obskuren Mäch-ten manipuliert zu werden, ohne diese entlar-ven zu können.

Unter diesen Umständen hat die sittliche Ver-vollkommnung keinen Platz im Lebenspro-gramm dieser Menschen. Seit ein übertriebenerMaterialismus alle menschlichen Energien vor-wiegend auf eine möglichst ausgiebige Kon-sumtion des immensen Warenangebots kon-zentriert hat und der Mensch sich hemmungs-

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los ausleben kann, hat er sich zunehmend vonseiner Gottähnlichkeit entfernt. Es bedeutet da-her schon einen besonderen Glücksfall, noch ei-nem Menschen zu begegnen, der sich derscheinbar magischen Überredungskraft derMedien entziehen kann und sich entschiedenzu schade ist, als Papagei des von ihnen ver-mittelten Nachrichtenstroms zu agieren. Erkann für sich den Anspruch erheben, in derHierarchie der Geister bereits einen der höhe-ren Ränge besetzt, in der menschlichen Gesell-schaft jedoch so etwas wie eine Außenseiterpo-sition bezogen zu haben, was ihm das Lebennicht gerade erleichtert. Sollte er außerdemnoch souverän über seinen Verstand verfügenund rechte politische Positionen vertreten, sosieht er sich unter den gegebenen Umständenzunehmend als Krimineller stigmatisiert. Im"freiheitlichsten Staat der deutschen Geschich-te" können inzwischen kleine, politisch abereinflußreiche Gruppen bestimmen, was über-haupt noch gesagt werden darf und wer als ge-setzwidrig kriminalisiert wird. Seitdem ist dieVersicherung der Meinungsfreiheit in unseremGrundgesetz nur noch eine schöne Floskel. Be-zeichnenderweise wird bereits zum Halali aufeinen rechtsextremen Intellektualismus gebla-sen. Rechtsintellektuellen Bekennern, die es

partout nicht unterlassen können, sich zwi-schen alle bundesdeutschen Stühle zu setzen,stehen demnach womöglich noch gefährlichereZeiten ins Haus als bisher. Gegen das Dogmader Offenkundigkeit bestimmter historischerFakten rennen sie an wie Don Quichote gegendie Windmühlen.

Man behandelt uns nach vielen Jahrzehnteneiner gezielten Reedukation wie gar nicht ein-mal so harmlose Irre. Man scheint mit unsereroft bewiesenen Lammsgeduld Schindluder zutreiben. Diese läßt sich in der Tat wie ein Gum-miband dehnen, bis sie dann eines Tages dochan die Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt istund ins Gegenteil umschlägt.

Die Masse der konformistischen Vielzuvie-len kann man unbedenklich abschreiben. Siezählt einfach nicht mit, wenn das Fazit diesesZeitalters gezogen wird. Im Grunde war es jaimmer nur jenes "Fähnlein der sieben Aufrech-ten", das die Stellung auch in einer als aus-sichtslos erscheinenden Lage hielt. Es handeltsich um jene, die keinen Sinn darin erblicken,an den "Geißlerzügen" neudeutscher Berufs-büßer teilzunehmen, weil sie sich nicht schul-dig fühlen.

Natürlich werden national denkende undebenso empfindende Dissidenten hierzulande

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von der honorigen Gesellschaft geschnitten.Dabei können sie sogar noch von Glück reden,wenn sie nicht mit den auf sie angesetztenStaatsbütteln kollidieren. Aber immerhin kön-nen sie sich reinen Gewissens darauf berufen,ihre Haut nicht für suspekte Bonzen zu Marktegetragen zu haben. Sie gehören auch zu jenen,die sich beizeiten von der Illusion verabschie-det haben, in einer Demokratie wäre mehr Frei-heit zu erwarten als in autoritären Gesell-schaftsformen. Wer sich hierzulande den Luxusder Wissenschaftsfreiheit leisten möchte, wirdsein blaues Wunder erleben. Auch in dieserHinsicht versteht unser Staat keinen Spaß.

Unbedarfte Fernsehteilnehmer, die sich un-gerührt an den Platitüden und Geschmacklo-sigkeiten laben vom Frühstücksfernsehen biszum mitternächtlichen Porno und den Nach-richten- und Magazinsendungen, die nicht denleisesten Wunsch nach Objektivität verspüren,sind fein heraus. Sie werden bei der geistigenVerdauung der ihnen täglich servierten Ge-schichtslügen kaum allergisch reagieren. Sogardann, wenn man ihnen fast Tag für Tag die glei-chen, wenig ansprechenden Skinheads vor-führt, bei denen es sich eben um alles andere alsum Rechtsradikale handelt, wohl aber um eineunappetitliche Variante der englischen Hooli-

gans, regt sich nichts in ihnen. Mit der Jugendder dreißiger Jahre haben diese Skinheads je-denfalls nichts, aber auch gar nichts zu tun.Man kann dreimal raten, wem wir diese bla-mable Metamorphose des Prototyps des deut-schen Menschen zu verdanken haben.

Ausländer sind daher gut beraten, wenn sieihre Idealvorstellungen von deutschen Men-schen schleunigst korrigieren. Was sich heutein den Dschungeln unserer Großstädte herum-treibt, sind vielfach nur noch Nomaden, Men-schen ohne Heimat und Bindung, immer wie-der von einem monomanischen Fernweh ge-packt, nirgendwo wirklich zu Hause, daherauch außerstande, es jemals zu einer Kreati-vität zu bringen. Sie leben uns eigentlich schondas geschichtslose Dahindämmern von Fella-chenvölkern vor, gezeichnet von allen nur er-denklichen Kriterien einer fortschreitendenDekadenz.

Von einem verunsicherten Volk, dessen Prä-sident sich rühmt, ein antinationales Soll zu er-füllen, indem er mit Stentorstimme verkündet,er hätte so seine Schwierigkeiten mit seiner na-tionalen Identität, kann man keine spontanennationalen Begeisterungsstürme mehr erwar-ten. Gelegentlich aber beginnen sich unter derAsche die Funken eines offenbar doch noch

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nicht ganz erloschenen Nationalgefühls zu re-gen, so etwa bei Olympischen Spielen, wennman sich mit Medaillenzählen die Zeit ver-treibt oder wenn man bei Fußballänderspielenwenigstens vorübergehend einmal die Zügelnationaler Begeisterung schießen läßt, ohnedeswegen den peinlichen Zorn der abgesegne-ten Sittenwächter dieses Landes fürchten zumüssen.

Was also sollen wir denn nun um Gottes wil-len tun, wo eingefleischte Deutschenhasserrücksichtslos nach unseren Seelen greifen, umihnen den Garaus zu machen. Vor allem drü-ben, jenseits des Ozeans, steht der große Wi-dersacher, der unsere Seele systematisch abtö-ten möchte, weil er selbst keine besitzt. In die-ser bedrohlichen Situation ist es ein Trost zuwissen, daß es in unserer deutschen Geschich-te immer wieder Zeiten gegeben hat, in denendie Patrioten Grund hatten, beieinanderzusit-zen und Klagelieder anzustimmen. Und doch:Nach den fulminantesten Niedergängen erfolg-ten bisher stets gloriose Aufstiege. Wer also aufgeschichtliche Analogien vertraut, kann sichzumindest einen gedämpften Optimismus be-wahren.

Gerade in diesen dürftigen Zeiten ertappt mansich immer wieder dabei, weil man mehr oder

weniger verstohlen zu einem der anrührendstenGedichte der Deutschen greift. Ich meine das So-nett mit dem Titel" Tränen des Vaterlandes" desgroßen Schlesiers Andreas Gryphius, dem dasUnglück widerfuhr, in die unvorstellbare Ge-schichtskatastrophe des Dreißigjährigen Kriegeshineingeboren zu werden und der sein persönli-ches Schicksal und das seines Volkes hier mittrauervollen Worten beschwor. Von allenSchrecken dieses mörderischen Krieges hieltauch er den Verlust des "Seelenschatzes" für dengrausamsten:

Wir sind doch nunmehr ganz,ja mehr denn ganz verheeret:Der fremden Völker Schar,die rasende Posaun',das von Blut fette Schwert,die donnernde Kartaunhat allen Schweiß und Fleißund Vorrat aufgezehret.

Die Türme stehn in Glut,die Kirch' ist umgekehret,das Rathaus liegt in Graus,die Starken sind zerhaun,die Jungfern sind geschänd't,und wo wir hin nur schaun,

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ist Feuer, Pest und Tod,der Herz und Geist durchfähret.Hier in der Schanz der Stadtrinnt allzeit frisches Blut.Dreimal sind schon sechs Jahr,als unser Ströme Flutvon Leichen fast verstopft,sich langsam fortgedrungen.

Die geistige Überfremdung hatte nach demDreißigjährigen Krieg geradezu exzessive For-men angenommen. Sie erstreckt sich bis in dieTage Friedrichs des Großen. Damals waren esdie großen geistigen Befreier von Klopstock bisLessing, die diesen keineswegs komplikations-losen Akt geistiger Erneuerung aus den Kräftendes deutschen Volkstums führten. Das gelangauch damals nur unter Aufbietung aller geisti-gen Reserven, die bis dahin unsichtbar auf dieStunde ihrer Mobilisierung gewartet hatten.

Was uns in dieser entzauberten Welt, derenKonturen die Zeitgenossen nur noch aus derHundeperspektive von ametaphysischen Men-schen anpeilen können, bleibt, ist Hoffnungauf die Unversehrtheit unserer Regenerations-kraft. Diese hat schon oft in unserer mutwilligentstellten Geschichte das Wunder einer geisti-gen Selbstverjüngung vollzogen. Die Ge-schichte, deren Kenntnis im Zuge einer allge-meinen Volksverdummung für die meistenheute ein Buch mit sieben Siegeln ist, steckt er-freulicherweise und sehr zum Mißfallen unse-rer Inländerfeinde voll ermutigender Analogi-en. Allerdings haben wir keine Zeit mehr zuverlieren. Wir sollten uns daher sputen, dieLehren aus unserer Geschichte zu ziehen undden darin vorgezeichneten Weg fest entschlos-

Doch schweig ich ganz von dem,was ärger als der Tod,was grimmer denn die Pestund Glut und Hungersnot,daß auch der Seelenschatzso vielen abgerungen.

Was der geniale Dichter im Zenit des großenKrieges in Deutschland sich von der bedrängtenSeele schrieb, hat gut dreieinhalb Jahrhundertespäter kaum an Aktualität eingebüßt. Heuteversucht der vulgärste Materialismus tücki-scherweise die Greuel des inneren Krieges, derimmer noch in und um Deutschland geführtwird, zu kaschieren. Und doch sollte man hin-zulernen, daß der unblutige Genozid, der tödli-che Griff nach der Seele eines Volkes, der per-fekte Mord schlechthin ist. Nach ihm gibt eskein Erwachen und keine Auferstehung mehr.

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sen zu Ende zu gehen. Da Gott stets nur mitden Tüchtigen ist, hätten wir selbst das Wun-der eines neuen Schöpfungstages in uns zuvollziehen, jeder auf seinem Platz, auf den ervom Schicksalgestellt ist, und zwar so schnellwie nur irgend möglich.

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MACHT WOHLSTAND DUMM?

Macht Wohlstand dumm?

DieTatsache,daß ein einfaches Leben zuden hervorragenden therapeutischenMaßnahmen gehört, die man ratlosen

Zeitgenossen in zivilisatorischen Spätzeitendringend ans Herz legen möchte, um sie vorSchlimmerem zu bewahren, gehört zu den Al-lerweltswörtern, mit denen man Völker, diebereits vom Virus eines Dolce vita infiziertsind, immer schon zu traktieren pflegte. Heu-tigen Wohlstandsbürgern, denen ihre degene-rativen Symptome gehörig zu schaffen ma-chen, kann man mit einem soheilsamen Begriffwie Konsumaskese kaum noch imponieren.Wer ließe sich schon ohne Not die Lust an derFreude eines uneingeschränkten Sichauslebens

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MACHT WOHLSTAND DUMM?

trüben? Jede noch so gutgemeinte Philippikawäre da vergebliche Liebesmüh. Man würdedie Lernfähigkeit ganzer Völker bedeutendüberschätzen, wollte man sie zu einer rationalvertretbaren Einschränkung ihres opulentenKonsums zu überreden versuchen. Ein Begriffwie Askese, ohne die wir ganz gewiß nichtmehr zu retten sind, besitzt inzwischen bereitsden Stellenwert eines Schockeffekts. Auch erist in die ansehnliche Liste bundesdeutscherTabus geraten, über die man eigentlich nurnoch hinter vorgehaltener Hand zu sprechenpflegt.

Wäre der gesunde Menschenverstand unsnoch nicht wegrationalisiert worden und diepraktische Vernunft noch funktionsfähig undintakt, so fehlte uns immer noch die notwendi-ge Charakterstärke, um die gewonnene Er-kenntnis von der Notwendigkeit eines einfa-chen Lebens in die feudale bundesrepublikani-sche Wirklichkeit umzusetzen. Generell ist manimmer eher noch dazu bereit, eines nicht gera-de besonders seligen Todes zu sterben, als sei-ne schädlichen Lebensgewohnheiten auch nurein bißchen zu ändern.

Griechische Philosophen und Weltweisewußten, was sie taten, wenn sie durch die Lan-de zogen und Enthaltsamkeit und Maßhalten

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MACHT WOHLSTAND DUMM?

- leider vor meist tauben Ohren - predigten.Bei uns zulande hat wohl als letzter LudwigEhrhardt seine Maßhalteappelle an Deutschegerichtet, die mit der Bewältigung ihrer im-mensen Reichtümer nicht so recht zu Stuhlekamen und im Sumpf ihrer Prosperität zu ver-sacken drohten.

Daß der Promotor der freien Marktwirtschaftbei den ebenso naiv wie munter drauflos kon-sumierenden Deutschen nicht auf Gegenliebestieß, kann angesichts der Tatsache, daß diesein guten und bösen Zeiten alles, was sie an-packen, mit monomanischer Gründlichkeit be-treiben, nicht sonderlich in Erstaunen verset-zen. Gleichwohl sollte man doch wenigstensgelegentlich einmal über den Tellerrand eineseigentlich schon exzessiven Lebens blicken undbei den alten Griechen in die Schule gehen.

Die Reihe derer, die damals den Verlust desGoldenen Zeitalters bukolischer Unschuldbeklagten, reicht von Hesiod über Pythagorasund Empedokles bis hin zu Sokrates, der nichtnur vom einfachen Leben palaverte, sondernes seinen Schülern auch exemplarisch vorlebte.Er demonstrierte überzeugend, auf welche ir-dischen Güter der Mensch verzichten kann,wenn er dem Geist eine Chance in seinem Le-ben einräumt.

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chung unglücklicher als die Tiere, denn diesetrinken Wasser und ernähren sich von Pflan-zen", lautete einer seiner Kernsprüche. Dioge-nes war es dann auch, der Alexander denGroßen, der ihm eine Bitte zu erfüllen verspro-chen hatte, lediglich darum bat, ihm aus derSonne zu gehen, und der mittags auf demAthener Marktplatz mit der Laterne in derHand nach einem wirklichen Menschen such-te, der damals schon die gleiche Rarität gewe-sen sein mochte wie heute.

Ganz allgemein waren sich die Griechen dar-in einig, daß dem Menschen nichts weniger zu-träglich wäre als eine Reihe von guten Tagen, indenen er sich ungehemmt ausleben kann. Aberauch im mehr oder weniger christlichenAbendland setzte sich die Reihe führender Gei-ster fort, die das Lebensprinzip der Bedürfnis-losigkeit verkündeten und vorlebten, ohne aberdamit auf eine besondere Resonanz bei denMassen zustoßen.

Obwohl kein Zweifel daran besteht, daßReichtum zu ertragen dem Menschen auch ausdem Grunde auferlegt ist, daß er provoziertwird, seiner kreatürlichen Tendenz nach untenzu widerstehen, ist es den Neudeutschen bishernoch nicht gelungen, ihrer unheimlichen Pros-perität gegenüber einen eher philosophischen

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"Harte Zeitläufe sind gute Lehrmeister",versicherte er seinen Adepten glaubwürdig."Sie nötigen uns zur Einkehr in uns selbst undzur Abkehr von allem Äußerlichen. Sie schei-den das Wesentliche vom Zufälligen, das Un-entbehrliche vom Überflüssigen. Sie zeigenuns vielmehr, daß wir nicht im Reichtum hei-misch werden können, sondern nur in unsselbst, daß es ein Irrtum ist zu glauben, unserLeben spiele sich außerhalb von uns ab undunser eingebildetes Bedürfnis nach Besitz,Macht und Ansehen sei das eigentliche Leben.Nicht, was wir verlieren können, gehört zu un-serem eigentlichen Leben. Wir sind nur Rei-sende auf Erden, und Reisende sollen nicht zu-viel Gepäck mit sich tragen, weil es ihnen hin-derlich ist."

Während der Philosoph der zynischen Phi-losophenschule, Antisthenes, seine Philoso-phie in die immer noch hörenswerten Wortezusammenfaßte, dem Menschen bliebe eigent-lich nur die Wahl zwischen dem Geist unddem Strick, setzte der immer noch bestens be-kannte Diogenes noch eins drauf und beließ eskeineswegs bei frommen Sprüchen, sondernlebte recht vergnügt in seiner Tonne ein exem-plarisches Leben der Bedürfnislosigkeit vor."Die Menschen leben wegen ihrer Verweichli-

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Standpunkt zu beziehen. Sie ertragen lieber diedurchaus absehbaren Folgeerscheinungen ei-nes Lebens in Luxus, als daß sie sich wenig-stens zu einer partiellen Bedürfnislosigkeitdurchringen könnten. Wer von unseren passio-nierten Konsumenten, die sich mit dem süßenLeben recht und schlecht arrangiert haben,würde schon auf beschwörende Warnungenhin bei den Griechen in die Schule gehen, derenweise Männer im Endeffekt ja ebenfalls vergeb-lich gegen den einsetzenden Verfall der Sittenanredeten?

Auch heute sieht sich die Masse angesichtseines kaum zu bewältigenden Warenangebotsbei weitem überfordert, ihre materiellen Be-dürfnisse überlegen nach Qualität und Quan-tität zu befriedigen.

In globaler Verallgemeinerung läßt sich alsosagen, daß man jemandem, der sich in einemschicksalslosen Raum bewegt und das Reflek-tieren über die Miseren dieser Zeit den Pferdenüberläßt, einen optimalen Reichtum wünschensollte, an dem er unter Garantie eines Tages er-sticken könnte, wenn er die ihm zugefallenenvermeintlichen Glücksgüter nicht mit einigemAnstand zu verkraften verstünde. Ganz in die-sem Sinne wurden Reichtum und geistige Ste-rilität in einem engen kausalen Zusammen-

hang betrachtet. Genau nach diesem Gesetzverfuhr dann auch Winston Churchill, als ersich vor seinem Tod sarkastisch dahingehendäußerte, er wünsche sich die Deutschen zwarfett, aber impotent. Da der von ihm maßgeblichinitiierte zweite "Dreißigjährige Krieg" unsnicht das Ausscheiden aus der Geschichte über-haupt beschert hatte, hoffte er auf die Zukunft,in der ein mörderischer innerer Krieg die Deut-schen endlich zermürben und sie durch ihrenkulturellen Abstieg bestenfalls noch zum Ge-spött der Welt machen würde.

Ein blutbeflecktes Geschichtsmonster wieChurchill, den es keineswegs um seine seeli-sche Balance brachte, wenn er die Völker zurSchlachtbank führte, muß schon ein untrügli-ches psychologisches Flair besessen haben,wenn er eine der empfindlichsten Schwach-stellen im deutschen Volkscharakter herausge-funden hatte. Er wenigstens wußte es bedeu-tend besser als andere, die wie er Deutschlandvon der Landkarte ausradieren wollten, wieman diese verdammten "Hunnen", die eineaufregende Langlebigkeit bewiesen, auf langeFrist aus der Weltgeschichte katapultierenkönnte.

Mitten in diesem Holocaust an ahnungslosenDeutschen befinden wir uns, ohne es zu ahnen,

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in diesen Tagen, denen man eigentlich wacheredeutsche Zeitgenossen wünschen möchte, diesich wenigstens in geistigen Wagenburgen zu-sammenfinden könnten. Der ehemalige engli-sche Premier, der als Totengräber des britischenEmpires ruhmlos in die Geschichte eingegan-gen ist, weil er seinem perversen Deutschenhaßungehemmt die Zügel schießen ließ, hätte sei-ne helle Freude an den umerzogenen heutigenDeutschen, die auf dem besten Wege sind, auchden letzten Funken ihres Nationalgefühls in ei-nem Zustand geistiger Verwirrung zu er-sticken. Nach Lage der schrecklichen Dingeheute dürften sie kaum jemals wieder imstan-de sein, zu besonderen geistigen Höhenflügenanzusetzen.

Wir Deutsche haben am Fluch des englischenSeelords besonders schwer zu tragen. Wir hat-ten nämlich immer schon unsere Schwierigkei-ten damit, Zeiten extremer Prosperität, ohneSchaden an unserer Seele zu nehmen, zu ver-kraften. Unsere besten, geradezu bergeverset-zenden Kräfte haben wir immer nur in Zeitenhöchster Not mobilisiert, wenn starke Herzenund klare Gedanken gefordert waren.

Die sieben fetten Jahre, die uns das Schicksalzur Bewährung auferlegt hat, nachdem unse-re Feinde nach Wunsch und Willen Churchills

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und mit Hilfe seines Schlächters Harris mitunserem kulturträchtigen Land blindwütig ta-bula rasa gemacht hatten, sind uns keines-wegs so gut bekommen, wie man vielleichtvermuten sollte. Zwar haben wir der Welt eingroßartiges Wirtschaftswunder vorgeführt,aber seelisch sind wir doch auf das Formatvon Liliputanern zusammengeschrumpft! In-zwischen blüht uns das Schicksal von GoethesZauberlehrling: Wir werden die Geister, diewir riefen, nicht wieder los. Wann aber wer-den wir endlich begreifen, daß unser derzeiti-ger Reichtum, den wir den noch nicht ganzaußer Kurs gesetzten preußischen Tugendenund unserer legendären Tüchtigkeit zu ver-danken haben, eine der größten Herausforde-rungen der Geschichte überhaupt darstellt?Zusammen mit dem gesteuerten Verblö-dungsprozeß spielt er uns auf ein geistiges Ni-veau ein, das weiß Gott meilenweit hinter un-seren glanzvollen kulturellen Traditionenzurückbleibt.

Die Römer wußten wenigstens in den Zeitenihres Aufstiegs zur Weltmacht noch sehr wohl,daß ein voller Bauch nicht gern studiert. DieAssoziation von Reichtum und Dummheitscheint in der Tat so alt zu sein wie die Mensch-heit selbst. Als die Herren Roms und eines re-

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spektablen Imperiums sich schließlich zu we-nig profilierten Epikureern entwickelten undfür sich die Wonnen des süßen Lebens entdeck-ten, als sie schließlich der Virtus ihrer erfolgrei-chen Vorfahren abschworen, war der Traumvon ihrer Weltherrschaft nur noch eine Fiktion.Sie versanken in eine geistige Drittrangigkeitund gerieten in ein geschichtliches Niemands-land, aus dem sie aus eigenen Kräften nichtmehr herausfanden.

Die Deutschen, die sich heute wie wohl nie-mals zuvor in ihrer Geschichte um die sprich-wörtlichen Fleischtöpfe Ägyptens drängen undwie Gott in Frankreich leben möchten, solltensich, ehe das Fatum ein vernichtendes Urteilüber sie gesprochen hat, das Churchillsche Dik-tum von den reichen, aber impotenten Deut-schen gehörig hinter die Ohren schreiben. Auchwären sie gut beraten, würden sie hin und wie-der einmal auch bei unserem wackeren" Wands-becker Bothen" in die Schule gehen. Dieser Mat-thias Claudius aus dem deutschen Norden warnämlich gewitzt genug, um ihnen in seiner wei-sen Einsicht in die innersten Weltzusammen-hänge eine durchaus hinhörenswerte Lektion inSachen Dekadenz zu erteilen, die sich nun in ei-ner wahren Weltuntergangsstimmung über ihrLand zu senken beginnt.

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Sein "Versuch in Versen" sollte eigentlichschon jedem Grundschüler unter die Nase ge-halten werden, damit er den Extrakt dieserprofunden Lebensweisheit sein Lebtag nichtwieder vergißt und womöglich Schlußfolge-rungen daraus zieht. Aber wer würde sichschon ohne drastische Nachhilfe der Geschich-te zu der Erkenntnis durchringen, daß es sichauch bei uns um eine unausweichliche Endsta-tion handelt, wenn wir nicht entschlossen sind,unsere Weichen in die Zukunft schleunigstnoch einmal umzustellen. In der Regel neigenMenschen dazu, vor den eigenen Problemen inden schieren Genuß zu desertieren oder dieMethode des Vogels Strauß auf ihre Weise an-zuwenden. Und so bleibt dann in der Regel al-les beim bösen alten.

Leider hat das von Lebenseinsicht strotzen-de Claudius-Gedicht noch keinen Einzug inunsere Lesebücher gehalten, in denen so vielleeres Stroh gedroschen wird und in denen diestaatlich abgesegneten Zersetzer vom Dienstüberrepräsentiert sind. Offenbar haben unsereSoziogermanisten und Reformpädagogen deneminent volkspädagogischen Wert dieser Knit-telverse noch nicht entdeckt. Nun, da unserSchicksal als Volk mit lastenden Traditionennur noch an einem seidenen Faden hängt, soll-

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te man sich doch wieder einmal an den immerjungen Alten aus Wandsbek als einen der we-nigen kompetenten deutschen Nothelfer in je-der Lebenslage entsinnen und den Leuten indiesem immer von Feinden umlauerten Landetrotz allen Friedensgesäusels die Augen dafüröffnen, was ihnen in absehbarer Zeit ins Hausstehen könnte, wenn sie nicht langsam anfan-gen, sich den Schlaf aus den Augen zu wi-schen. Aber was in aller Welt kriegt man da zulesen?

Die Römer, die vor vielen hundert Jahrendas erste Volk der Erde waren,doch wenigstens sich dünkten, es zu sein,die große Schreiber ihrer Tatenund Dichter auch und große Redner hattenund Weise, groß und klein,die stolz auf ihrer Helden Scharen,auf Regulis und Scipione warenund Ursach' hatten, es zu sein,die fingen endlich an und aßen Ochsenbraten,frisierten sich und tranken fleißig Wein -da war's gescheh'n um ihre Heldentaten,um ihrer Dichter große Reih'n,um ihre Redner, ihre Schreiber,da wurden' s große, dicke Leiberund Memoirs- und Zeitungsschreiber,

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und ihre Seelen wurden klein.Da kamen Oper und Kastratenund Ehebruch und Advokatenund nisteten sich ein.Oh, der verdammte Ochsenbraten!Oh, der verdammte Wein!

Man kann diesen Glücksfall von einem Ge-dicht, das in wenigen, aber deswegen auch be-sonders prägnanten Worten die ganze ver-trackte Problematik unserer Zeit - und natür-lich aller Zeiten, die irgendwie aus dem Ruderlaufen - unerbittlich enthüllt, als allzu demas-kierend aus der Hand legen und zur Tagesord-nung übergehen. Vor allem unsere Germani-sten werden dieses Opus eines wirklichenDichters schnöde ignorieren oder es mit vielpseudowissenschaftlicher Rabulistik zu Todeanalysieren.

Ein so kurzsichtiges Verhalten würde nichtgerade von besonderer Vertrautheit mit ge-schichtsphilosophischem Ideengut zeugen.Besser wäre es da schon, wir würden uns dar-auf einlassen, dem gesunden Menschenver-stand noch in letzter Stunde eine Chance zu ge-ben und entsprechenden Nutzen aus der eben-so schlichten wie tiefen Einsicht des Wandsbe-ker Dichters zu ziehen, wenn es auch ver-

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dammt schwerfallen dürfte, unisono in dessenVerwünschungen von Ochsenbraten und Weineinzustimmen. Ob man es nun wahrhaben willoder nicht, beide haben, wenn man es nur rechtbetrachtet, schon ganze hochstehende Kulturenauf dem Gewissen.

Auch wir fußkranken Nachzügler der Völ-kerwanderung sind gerade da angekommen,wo die Helden müde geworden sind und ihreMetamorphose in lauter Memoiren- und Zei-tungsschreibermanier vollziehen. Denn dieJournaille besorgt den Rest, um selbst das Ru-der zu ergreifen und die heruntergekommenepolitische Elite von der Kalamität des Regie-rens, mit der sie sich so schwertut, zu "erlö-sen".

Aber wer sollte schon aus der Geschichte ler-nen, vor allem auch dann, wenn man schon diePosition eines Helotenvolkes bezogen hat undalles Weitere anderen überläßt, weil sie bessermit dem Säbel zu rasseln verstehen?

Ein Stück tragischer Weltgeschichte in einerNußschale also? Immerhin haben diese Verseden unschätzbaren Vorzug, instruktiver als allelangatmigen Traktate von berufenen oder un-berufenen Historikern mit lädiertem Ge-schichtsbewußtsein zu sein. Man sollte sich dieWeisheit des Boten gehörig hinter die Ohren

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schreiben, ehe sich die von Claudius fixiertenVerfallserscheinungen irreversibel auch bei uns"eingenistelt" haben.

Wenn man die geistige Schwundstufe derheutigen Deutschen richtig einschätzt, wirdder alte Claudius mit seiner Parabel vom Un-tergang alter Kulturen bei ihnen kaum nochEindruck schinden können. Es wird unter Ga-rantie so lange weitergewurstelt werden, bisder Geschichte der Geduldsfaden reißt und sieuneinsichtigen Teutonen eine Lektion erteilt,die sie das Gruseln lehren könnte. Die Rück-kehr zu einem einfachen und daher auch sinn-vollen Leben wird eine Utopie bleiben und fürdie meisten, die sich weigern, von ihrer tiger-haften Natur Abschied zu nehmen, nicht ein-mal eine besonders bestechende. Sie lassen sicheinfach nicht einmal durch geradezu apoka-lyptische Beschwörungsformeln unverbesser-licher Schwarzseher aus ihrer Balance bringen.Selbst handfeste Indizien unseres permanen-ten Niedergangs gehen ihnen nicht unter dieHaut. Und denken sie wirklich einmal anDeutschland in der Nacht, so scheint ihnen ih-re ungestörte Nachtruhe doch mehr am Her-zen zu liegen als die Aufarbeitung ihrer alp-druckerzeugenden nächtlichen Visionen. Da-bei können sie Goethes Vermutung so unrecht

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nicht geben, daß dies die Zeit sein könnte, inder die Nichtswürdigen regieren und der Edlein ihre Netze fällt.

Ohne Askese ist, wie Jacob Burckhardtschon meinte, diese heillos verfahrene Weltnicht mehr in die richtigen Gleise zu bugsie-ren. Der monomanische Konsument von heu-te als Prototyp des saturierten Bundesbürgersist nicht mehr bereit und fähig, gegen denStrom zu schwimmen. Er zieht es sogar vor,sich einen ganzen Rattenschwanz von körper-lichen und seelischen Miseren einzuhandeln,als auch nur einen Tag lang von der General-linie des epikureischen Lebensstils abzuwei-chen. Zu einem Wohlstandsbürger, der aufsich hält, gehört eben auch, daß er ohne Rück-sicht auf Verluste draufloslebt, um dann alsDauerpatient in die Fänge der Götter in denweißen Kitteln zu geraten. Hin und wieder er-tappt er sich in seinen guten Stunden bei demGedanken, mit den sieben fetten Jahren könn-te es eines nicht allzu fernen Tages ein jähesEnde haben.

Die zur Schau getragenen griesgrämigen Ge-sichter der Wohlstands deutschen treten nichtgerade den Beweis dafür an, daß Reichtum er-heblich zum Glück eines Menschen beitragenkönnte. Viele scheinen inzwischen sogar mitbe-

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kommen zu haben, daß Reichtum die schöpfe-rischen Kräfte lähmt. Dabei ist jeder, der sichtagtäglich mit Wohlbehagen in seinem Fern-sehsessel zurücklehnt und auf den Lorbeerenseiner Vorfahren ausruht, bereits ein verlorenerMann, der über kurz oder lang von den unsnicht gerade wohlwollenden Ereignissen erbar-mungslos überrollt werden wird.

Natürlich ist der rapide Leistungsverfall unddie kaum noch zu korrigierende Verblödungnur die gerechte Quittung, die uns wegen un-seres lässig-liberalen Laisser-faire präsentiertwird. Offenbar hängt der Besitz wie ein bleier-ner Ballast so sehr an unseren Gliedmaßen, daßnicht an eine Anreicherung unseres kulturellenErbes zu denken ist. Nicht einmal zur Pflegeunserer einzigartigen Traditionen sind wirnoch fähig. Genau betrachtet, handelt es sichbei uns am Ende nur noch um einigermaßen zi-vilisierte Barbaren, die mit Raubtierinstinktenund einer geradezu stählernen Ellenbo-genmentalität ausgestattet sind.

Man kommt über die deprimierende Er-kenntnis nicht herum: Bei aller oberflächli-chen Tagesintelligenz hat der Mensch heuteseine zentrale Orientierung verloren. Ihm istdarüber hinaus auch noch der sichere Blickfür die großen Zusammenhänge abhanden ge-

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kommen, und die Zersplitterung der Persön-lichkeit signalisiert einen fortschreitenden Ich-Verfall. Zum konfektionierten Serienfabrikatentwertet, verzichtet der außengeleitete Robo-terdeutsche heute auf jede geistige Origina-lität und gerät daher immer mehr in die Ge-fahrenzone, in der Durchschnittskonsumen-ten der kollektiven Verführung destruktiverMächte zu erliegen pflegen. Nur Menschenvon geringem geistigen Gewicht konnten demgeisttötenden Amerikanismus zum Opfer fal-len. Und so haben wir es schon mit einer Ju-gend zu tun, die Seneca so zu charakterisierenbeliebte: "Sie ist geistig ganz träge und kannnicht mehr die Konzentration aufbringen, umnur eine einzige ehrenhafte Aufgabe zu be-wältigen. Mattigkeit und Eifer für schlechteDinge nistet sich bei ihr ein. Interesse für un-anständige Lieder und Tänze erfaßt die ver-weichlichten jungen Männer. Sie traten anEmpfindlichkeit des Körpers mit den Frauenin Wettbewerb."

Angesichts der darauffolgenden Generatio-nen Süßholz zu raspeln, wäre eine glatte Ver-letzung der Chronistenpflicht, die einem Ob-jektivität auferlegt. Der Verlust an geistigerund seelischer Substanz ist offenbar schon sogroß, daß man beim besten Willen nicht weiß,

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wie man dieses Vakuum jemals wieder auffül-len soll.

Man wird bei eingehender Sondierung derLage, die immerhin den zweifelhaften Vorzugder Einmaligkeit besitzt, den Eindruck nichtlos, daß sich bereits so etwas wie eine Endzeit-stimmung über dieses Land zu legen beginnt.Die Inquisitoren der Umerziehung brauchennur mit den Fingern zu schnippen, um die de-voten Lobbyisten in diesem Lande zu Taten zumotivieren, die zwar im Sinne eines dubiosen"Globalismus", aber eben völlig gegen deut-sche Interessen gerichtet sind.

Der Reichtum, der den Deutschen als Cha-rakterprobe zugefallen ist, kommt den Mäch-ten, die uns am liebsten von der Landkarte aus-radieren möchten, ungemein entgegen, obwohlwir sie in dieser Hinsicht wieder einmal in denSchatten gestellt haben. Die geistige Impotenzist proportional zum Wachstum des National-produktes ins Exorbitante gestiegen. Wenn sieuns aus der Geschichte katapultiert, wie es un-ter den derzeitigen Umständen zu erwarten ist,wird Churchill endlich sein Mütchen an unsgekühlt haben. Gemeinsam mit dem allgemei-nen Verblödungsprozeß ist es der von uns harterarbeitete, aber letztlich unbewältigte Reich-tum, der den Deutschen das Mark aus den

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Knochen saugt. In ihrer bedrückenden Gott-verlassenheit in einer entzauberten Welt kannes sich für sie heute nur noch darum handeln,die Schwerter des Geistes wieder im Sinne ih-rer Vorfahren zu rüsten, um ihre nackte Exi-stenz und damit auch die Würde des Menschenzu retten, ehe es zu spät ist.

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Volksverdummungdurch "Umvolkungll

Die Tatsache, daß diese Bundesrepublikbereit ist, nun auch noch die letzten Re-ste ihrer Souveränität zugunsten ihrer

"Einbindung" in einen europäischen Bundes-staat einzubüßen, ist noch nicht bis in die parti-ell vernebelte Vorstellungswelt realitätsblinderDeutscher vorgedrungen. Wäre das der Fall,müßten eigentlich längst die Alarmglocken imganzen Lande Sturm läuten. Dabei muß man esunseren "Partnern" lassen, daß sie uns mit ih-rer sinisteren Absicht, tausend Jahre deutscherGeschichte mit einem einzigen Federstrich zuliquidieren, keineswegs in Erstaunen versetzen.

Selbst unser Ex-Bundeskanzler Kohl ließsich in dieser Hinsicht nicht lumpen. Zwar

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schenkte er uns keinen reinen Wein ein, aberer sonnte sich in aller Öffentlichkeit in derstrahlenden Erwartung, eines Tages als dermaßgebliche Bauherr Paneuropas glorreich indie Geschichtsbücher einzugehen, die dannallerdings nichts mehr über einen Staat mitNamen Deutschland zu berichten haben wer-den.

Der Inhalt der Maastrichter Verträge, die dasPapier nicht wert sind, auf dem man sie einerverunsicherten Welt zu präsentieren sich er-dreistete, ist aus guten Gründen so verklausu-liert wie das Delphische Orakel. Selbst die Ka-pazität eines mittleren Kopfes, der noch nichtganz den landesüblichen Verdummungsmani-pulationen zum Opfer gefallen ist, dürfte kaumausreichen, das Geheimnis von Maastrichtauch nur annähernd zu lüften. Man wirdschließlich in Berlin nur zu genau wissen, war-um man uns verheimlicht, daß in jener hollän-dischen Stadt die Auslöschung des bevölke-rungsstärksten Landes Europas vorbereitetwurde. Man möchte doch allzu gern dem deut-schen Adler gehörig die Flügel stutzen, damiter nicht zu neuen Flügen ansetzen kann. In deneuropäischen Metropolen kriegt man nämlichangesichts der noch unerschlossenen Vita-litätsüberschüsse des teilwiedervereinigten

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Deutschland erneut das große Zittern. Bei unszulande stand daher ein Referendum über dasEnde der deutschen Geschichte natürlich zukeiner Zeit ernsthaft zur Debatte. Es würde fürdie Berliner, die uns doch allzu gerne für dummverkaufen möchten, mit einem unvorstellbarenFiasko enden.

Diesmal scheinen unsere NATO-Partner, de-nen es nicht in den Sinn kommt, die Feind-staatenklausel zu annullieren und damit diewirkliche Friedensbereitschaft unter Gleichbe-rechtigten nicht in lauter deklamatorischemRauch aufgehen zu lassen, reinen Tisch mituns machen zu wollen, um ein langes KapitelWeltgeschichte endlich abzuhaken. Schließlichhaben sie nicht aus reiner Menschenliebe ihre"Schutztruppen" immer noch auf dem Bodenunseres "souveränen" Landes stationiert, ob-wohl sie dort nach dem geltenden Völkerrechtüberhaupt nichts mehr zu suchen haben. EineHandbewegung eines nicht unbedingt seriöswirkenden amerikanischen Präsidenten, dervom Kapitol aus gemanagt wird, das bekannt-lich seinerseits gewissen Interessengruppenzu Diensten ist, genügt, um uns den Star zustechen und uns recht handgreiflich vorzu-führen, wer denn nun der wirkliche Herr imLande ist.

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Der infame Coup von Maastricht ist über-haupt nur zu denken, weil die Masse der gut-mütigen deutschen Pfahlbürger durch die all-täglichen Seelenmassagen der Medien schondenkunfähig auf der Strecke geblieben sind.Nicht zu vergessen selbstredend auch, daßhandfeste antideutsche Interessengruppen inBerlin ihre wohlgenährten Trojanischen Pferdepostiert haben. Diese stellen sich, je länger, jemehr, als ihre besten Verbündeten im schlei-chenden Vernichtungskampf gegen Deutsch-land heraus. Und schließlich und endlich habenwir ja immer noch einen ebenso verläßlichenwie allgegenwärtigen Zentralratsvorsitzenden,der sich als Sprecher einer verschwindend klei-nen religiösen Minderheit Tag für Tag unüber-hörbar zu Wort meldet und die oft noch be-griffs stutzigen Berliner lehrt, wo es langzuge-henhat.

Gerhard Schröder, der als studierter Jurist,der sicher noch einige versäumte Geschichts-lektionen nachzubüffeln hätte, um auch einmaletwas von der inneren Logik der Geschichtemitzubekommen, entwickelt nicht die gering-ste geistige Elastizität, sondern macht es sichleicht, indem er sich - wie sein Vorgänger Hel-mut Kohl - auf die nur langsam verwehendenFußspuren des Alten von Röhndorf begibt, der

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seine separatistische Vergangenheit nie ganzabschütteln konnte. Wer noch ein Ohr fürrheinbündlerische Tiraden besitzt, braucht sichallerdings nicht zu verwundern, daß unser an-geschlagenes, leckes Staats schiff unweigerlichund immer schneller einem kaum noch zwei-felhaften Ziel entgegendümpelt.

Natürlich war die Vereinigung mit Mittel-deutschland primär ein Wahlkampfcoup, derso ganz und gar nicht ins einfallslose, ganz aufWestbindung fixierte außenpolitische Pro-gramm des Oggersheimers paßte. Um den ein-getretenen Schadensfall so schnell wie möglichwieder zu korrigieren, hatte er nichts anderesmehr im Sinn, als dieses teilvereinigteDeutschland in Europa endgültig abzu-wickeln. Mit den sich bereits in einem reichlichvorgeschrittenen Stadium ihrer Verblödungbefindlichen Deutschen ließ sich seine betontantideutsche Politik auf Deibel komm herausdurchpeitschen. Solange die Wirtschaft nochmitspielt und man den Riemen nicht enger zuschnallen braucht, wird auch Sehröder mit denBürgern dieses Landes überhaupt keine Pro-bleme haben. Augenscheinlich ist man ganzallgemein froh, daß sich wieder einer gefundenhat, der die politische Drecksarbeit machenwill, ohne sich die Finger allzu sehr schmutzig

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zu machen - die Saubermänner in der Regie-rungsclique sind sehr darauf bedacht, sich ge-genseitig immer wieder reinzuwaschen. AmEnde weiß man bei einer Sondierung der deut-schen Nachkriegspolitik gar nicht einmal sorecht, was man mehr verachten soll, die verrä-terische Politik Bonns bzw. Berlins oder diesträfliche Indifferenz der Bundesbürger ihremeigenen Schicksal gegenüber.

Freilich, wir können von Glück sagen, daßwir bisher noch mit heiler Haut davongekom-men sind. Der Kelch der Vollstreckung der Ver-nichtungsurteile von Morgenthau und Genos-sen ist noch einmal gnädig an uns vorüberge-gangen. Unser Land ist nach Wunsch und Wil-le der amerikanischen Administration nichtgleich in ein steriles Agrarland verwandeltworden. Dafür haben wir es jedoch heute miteinem wunderschönen Tollhaus zu tun, in demsich vorwiegend hochgradige Hysteriker umdie Futterkrippe drängen. Sie besitzen immer-hin den unschätzbaren Vorzug, daß man mit ih-nen einen äußerst lukrativen Handel treibenund sie im Notfall als Kanonenfutter in irgend-einem Kolonialkrieg verheizen kann.

Ein Glück, daß wenigstens die Geschichte ihrHerz für uns Nachzügler der Eiszeit entdeckthat. Wahrscheinlich haben wir es ihrer Weis-

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heit zu verdanken, daß wir aus den Schlacht-feldern des letzten Durchganges mit einigenBlessuren davongekommen sind, wenn wirauch Schaden an unserer Seele genommen ha-ben. Nach dem jämmerlichen Ende des real-existierenden Sozialismus ist das Trauma, daßunser Land, das eben erst seine Städte aus denangerichteten Trümmern wieder aufgebauthat, Gott sei Dank, als Aufmarschgebiet imKreuzzug gegen die Sowjets dienen könnte,von uns gewichen. Die nuklearen Waffen, diesonst auf uns herniedergeprasselt wären, sindeinstweilen einer anderen Bestimmung zuge-führt worden. Unsere selbsternannten Weltpo-lizisten benötigen sie, um die Welt zu "befrei-en", die ihnen so viel zu verdanken hat. Wiraber dürfen immer solange Däumchen drehen,bis uns unsere "Freunde" die Ehre zuteil wer-den lassen, uns für die Durchsetzung ihrer im-perialistischen Ziele hinter dem Ofen hervor-zulocken.

Und doch: Wer sich wie wir dem Amerika-nismus unbesehen an den Hals wirft, brauchtsich nicht zu wundern, wenn er über kurz oderlang selbst in den Kadern eines Weltproletariatslandet, das - in Jeans und mit dem unvermeid-lichen Walkman ausgestattet - die Boulevardsunserer Weltstädte bevölkert. Damit ist es un-

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seren Umerziehern in der Tat gelungen, unsvom Thron eines Kulturvolkes herunterzufe-gen und ins Souterrain einer alles plattwalzen-den Weltzivilisation zu komplimentieren, dienoch unaustilgbare Züge eines geistigen Nean-dertalertums trägt.

Und dann noch dies: Theodore N. Kauf-mans ernstgemeinter Vorschlag, deutscheMänner samt und sonders zu sterilisieren, dervon der Washingtoner Administration unterRoosevelt bereits abgesegnet war, läßt an denSiedegraden des Deutschenhasses in gewis-sen Kreisen der USA kaum noch einen Zwei-fel. Daß die Geschichte einmal mehr die Ab-sichten unserer Erzfeinde durchkreuzt hat,berechtigt uns doch zu einigen Hoffnungen,falls wir moralisch nicht so sehr herunterge-kommen sind, noch einmal da anzuknüpfen,wo unsere Vorfahren die Staffette aus derHand gaben.

Mit sicherem dichterischen Instinkt hatteschon Friedrich Hebbel, als er bemerkte, wel-ches exzessive Ausmaß der Deutschenhaß an-nehmen konnte, ganz in diesem Sinne sarka-stisch gemeint: "Es ist möglich, daß der Deut-sche noch einmal von der Weltbühne ver-schwindet; denn er hat alle Eigenschaften, sichden Himmel zu erwerben, aber keine einzige,

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sich auf der Erde zu behaupten. Und alle Na-tionen hassen ihn wie die Bösen die Guten.Wenn es ihnen aber wirklich einmal gelingt, ihnzu verdrängen, wird ein Zustand entstehen, indem man ihn wieder mit den Nägeln aus demGrabe kratzen möchte."

Nur umerzogene Deutsche mit stark redu-ziertem Geschichtsbewußtsein könnten heutenoch in eine Diskussion darüber eintreten, daßwir uns zur Zeit in einem der tiefsten Wel-lentäler unserer Geschichte bewegen. Folgtman dem zwingenden Pendel gesetz der deut-schen Geschichte, so befinden wir uns auf demdirekten Weg, uns durch unsere vielgehaßteTüchtigkeit wieder einmal alle Welt zum Fein-de zu machen. Offenbar ist die ausgetüftelteund raffinierte Charakterwäsche, die nunschon seit fast 60 Jahren gegen uns auf vollenTouren läuft, nicht durchschlagend genug, dieGrundstrukturen unseres Wesens tiefgreifendzu modifizieren.

Die Sekundärtugenden waren eben dochnicht "nur für KZ-Wärter" von einigem Nut-zen. Sie sind einfach nicht totzukriegen.

Daß die Deutschen neben den Juden zu denmeist gehaßten Völkern dieser Erde gehören,ist längst geschichtsnotorisch. Beide Völker ha-ben nach spektakulären Höhepunkten ihrer

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Geschichte auch immer wieder katastrophaleAbstürze erlebt. Der bekannte AnthropologeSiegfried Passarge hat das typische Schicksalder Juden schon 1929 beschrieben, als er her-ausgefunden zu haben glaubte, daß ihr Ver-hältnis zu den Völkern, in denen sie lebten, im-mer den gleichen Verlauf nähme. Nach einerPhase schnell gewährter Privilegien, die siereichlich nutzten, gerieten sie bald in unerwar-tete Kalamitäten. "Damit beginnen Verfolgun-gen und Gewalttätigkeiten", folgert Passarge."Die Periode des Hasses und der Verfolgungenkann kurz sein, meist aber zieht sie sich langehin. Es findet ein beständiges Auf- und Ab-schwenken von Verfolgungen und Begünsti-gungen statt. Bald ist der Jude Triumphator,bald unterdrückter Knecht. Allmählich werdenimmer weitere Kreise des Wirtsvolkes voneinem hemmungslosen Haß ergriffen, undschließlich erfolgt eine restlose Vertreibungoder eine gründliche Unterdrückung der Ju-den. Die Ausgetriebenen wenden sich anderenVölkern und Ländern zu. Ein neuer Gefühls-zyklus beginnt."

Die Analogien zum deutschen Schicksal mitseinen spektakulären Pendelschlägen liegenauf der Hand. Die Deutschen ziehen sich denHaß durch ihre Tüchtigkeit, Plumpheit und

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Naivität zu, die auf andere Völker geradezuprovokativ zu wirken scheinen. Sie werden vonihren Konkurrenten immer wieder niederge-rungen, überraschen dann aber nach ihren Nie-derlagen durch einen meteorhaften Aufstieg.Zu denken gibt allerdings die Tatsache, daß siezwar eine Zeitlang ihren Peinigern aus derHand fressen, aber eben nicht auf die Dauer.Immer wieder ist damit zu rechnen, daß sie derFuror teutonicus packt, wenn der von ihrenGegnern ausgelöste psychische Druck uner-träglich wird.

Schon im Januar 1943 erschien ein Aufsatzdes jüdischen Havard-Professors Earnest Al-bert Hooton im "Daily Picture" mit dem vielsa-genden Titel "Sollen wir die Deutschen töten?".Darin schlug er vor, alle Nazi-Führer zu er-schießen oder lebenslänglich einzukerkern undalle deutschen Männer mehr als 20 Jahre zumWiederaufbau auf die Kriegsschauplätze in al-ler Welt zu schicken.

Der Aufsatz des Havard-Anthropologen warin jenen Passagen von besonderer Brisanz, indenen er neben der totalen Entnationalisierungder Deutschen auch so etwas wie einen imma-teriellen Völkermord an ihnen vorschlug. DasVolk, das der Welt die kühnsten metaphysi-schen Systeme, die genialsten Erfindungen und

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die unvergleichlichste Musik geschenkt hatte,sollte nach Wunsch und Willen dieses Profes-sors niemals wieder der Versuchung erliegen,ein Mitspracherecht in weltpolitischen Fragenzu beanspruchen.

Was Hooton damals den Amerikanern soungemein dringend ans Herz legte, besagtenicht mehr oder weniger, als daß dieses dicht-bevölkerte Land durch ständigen Zuzug vonFremden aus allen nur erdenklichen Kultur-kreisen in eine multiethnische Gesellschaftverwandelt werden sollte. Damit, so folgerteHooton, der seine bösen Erfahrungen mit demamerikanischen "Melting pot" gemacht habenmochte, haarscharf, würde durch eine perma-nente Vermischung das Niveau der Deutschendrastisch sinken und sie damit auf den Statuseines unterentwickelten Volkes absacken, des-sen Konkurrenz die Welt nicht mehr zu fürch-ten brauche.

Man kann ohne jede Übertreibung sagen, daßunsere Regierungen akribisch nach dem Rat-schlag Hootons verfahren. Sie hatten - noch un-ter Kohl - nicht nur die Ostgebiete ohne jedeGegenleistung abgetreten; sie sind im Zuge ih-rer sklavischen Erfüllungspolitik auch weiter-hin bereit, den Niveauabstieg durch massivesHereinlassen von sogenannten Asylanten vor-

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anzutreiben. Wer angesichts dieser Politik auchnur kritisch die Stirn runzelt, sieht sich flugs anden Pranger der Nation gestellt und als Rassistoder Ausländerfeind aus der Gemeinschaft der"anständigen" Deutschen ohne Wenn undAber ausgegrenzt.

Mehr noch: Regierungen, die eigentlich ein-mal geschworen hatten, Schaden vom deut-schen Volk abzuhalten, haben schließlich denBegriff der "Ausländerfeindlichkeit" selbst indie Welt gesetzt, um die massive Einwande-rung Farbiger um jeden Preis durchzusetzenund jeden Widerspruch im Keim zu ersticken.Sie treiben diesen verkappten Genosuizid biszum Exzeß und scheuen sich bei diesem syste-matischen Umvolkungsprozeß nicht einmal, je-den Exoten unseren deutschen Aussiedlern ausRußland vorzuziehen. Damit erhärtet sich dernaheliegende Verdacht, daß die Regierungen,da das Volk vergessen hatte, sie auszutauschen,nun nichts anderes im Sinn haben, als das Volkauszutauschen.

Wenn schon an dieser Stelle die Frage, ob dieDeutschen nun in der Tat verblöden, kompe-tent beantwortet werden soll, so kann man die-se Facette einer Umvolkung durch eine libera-le Immigrationspolitik nicht unterschlagen. Beieiner Regierungsmannschaft, die klammheim-

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lieh den Austritt unseres Landes aus der Ge-schichte zu bewerkstelligen versucht, kannauch dieser Teilaspekt des nationalen Bank-rotts der Deutschen nicht außer acht gelassenwerden. Offensichtlich haben wir es mit Inlän-derfeinden zu tun, die entschlossen sind,nichts zu unterlassen, was Deutschland undden Deutschen schaden könnte, und die damitbereits den Tatbestand des Landesverrats er-füllen.

Es handelt sich bei der Mannschaft in Berlin,wie auch schon in Bonn, die wir selbst ver-schuldet haben, durchaus nicht etwa um aus-gemachte Idioten. Der Wahnsinn, den sie be-treiben, hat auf jeden Fall Methode, auch wenndiese nicht sogleich erkannt wird. Wäre diesder Fall, so wäre das Widerstandsrecht unsererVerfassung längst virulent geworden, und dieerwachten Deutschen zwischen Aachen undGörlitz wären ausreichend motiviert, den Auf-stand zumindest zu proben. Statt dessen er-schöpft sich unsere politische Kultur in einemservilen Herumrutschen auf durchgescheuer-ten Knien und dem Zurschaustellen von Lei-chenbittergesichtern, wenn wieder einmal vonunserer unlöschbaren Schuld die Rede ist. Dasallerdings ist so ausgiebig der Fall, daß man ei-gentlich selbst von Neurotikern erwarten könn-

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te, sie würden gelegentlich einmal unmißver-ständlich aus der Haut fahren.

Inzwischen hat man es hierzulande so weitgebracht, daß die Büßerhaltung jederzeit situa-tionsgerecht abgerufen werden kann. Mankennt die gekonnt auf Staatstrauer program-mierten Gesichter unserer Großkopferten,wenn sie eine der unzähligen Gedenkstättenbetreten. Das unerreichbare Musterbeispiel fürdas Aufleben des mittelalterlichen Flagellan-tentums waren immerhin die vor Jahren statt-gehabten Lichterketten. Hier tobte sich eineMassenhysterie in unseren Städten aus, die vonden Profiteuren unter den Veranstaltern ge-schickt in Szene gesetzt wurde und zwar gegendie andersgläubigen Dissidenten von rechts,die sich zu schade dazu sind, diese typischedeutsche Heuchelei vorzuführen und sich da-mit vor der deutschen Geschichte mitschuldigzumachen.

Immerhin haben diese winterlichen Geißel-brüder den zweifelhaften Vorzug der Einma-ligkeit. Es hat in der gesamten Geschichte un-ter Garantie noch keinen vergleichbaren Fallgegeben, in dem bei weiten Teilen eines Volkesdas rationale Denken baden ging und man sicheiner völlig unkontrollierten Emotionalitätüberließ, um gegen die eigenen Interessen zu

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demonstrieren. Dabei weiß jeder gescheiteMensch in diesem Lande, daß kein Volk in sei-ner Geschichte eine so unabdingbare Disposi-tion hat, sich an Fremde zu verlieren, wie dieDeutschen. Bei dergleichen Solidaritätsbekun-dungen unserer Inländerfeinde handelt es sich,wie man weiß, um ein allzu grob gestricktesdenunziatorisches Mittel, "Rechtsradikale",die sich für dergleichen masochistische Ritua-le einer nationalen Selbstgeißelung zu schadesind, als stigmatisierte Minderheit verfolgenzu können.

Selbst der sicher systemtreue Publizist [o-hannes Groß distanzierte sich entschiedenvon dieser Denunziation. "Unser Talent, unsvon Anführern, die wir selbst bezahlen, be-schimpfen zu lassen", räsonierte er, "wird im-mer wieder erprobt. Tatsächlich handelt essich bei dem globalen Vorwurf der Auslän-derfeindlichkeit um eine Lüge, verbreitet vonPolitikern, Prälaten und Volkserziehern deröffentlich-rechtlichen Medien, die aus demschlechten Gewissen der anderen sich selbstein gutes machen, und sich auf Kosten ihrerLandsleute Prestige verschaffen wollen [... ]Ausländerfeindlichkeit gibt es nicht, wedergegen Touristen noch gegen Gastarbeiter. Esgibt nur Sorgen in den Wohnquartieren, die

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sich von der Überzahl der Türkenfamilien be-droht fühlen."

Die deutschsprachigen "Israel Nachrichten"aus Tel Aviv, die es sich offenbar noch leistenkönnen, die Wahrheit und nichts als die reineWahrheit über Deutschland und die Deut-schen zu publizieren, brachten es sogar nochdrastischer auf den Punkt, was die Welt vonvertrottelten und dusseligen Deutschen hält,die Jahr für Jahr etwa 50 Milliarden Mark fürAsylanten hinblättern, die ihre Sozialkassenungebührlich schröpfen und die Ausländer-kriminalität in astronomische Höhen treiben:"Die Deutschen sind ganz einfach dumm",teilten sie ihren Lesern und damit der stau-nenden Welt mit. "Dumm ist nicht einmal ge-nug, sie sind idiotisch." Den cleveren Journa-listen dieser Israel-Postille wollte es einfachnicht in den Kopf, warum die Deutschen sichlaufend gezielt Tritte vors Schienbein verset-zen lassen, und das von Leuten, die sowiesonur darauf versessen sind, sie materiell auszu-nehmen und sie nach Strich und Faden zu dif-famieren.

Unbegreiflich für Ausländer, die den sukzes-siven Verblödungsprozeß der Deutschen nichtvor Ort akribisch verfolgen konnten, daß dieseden Löwenanteil ihrer einst blühenden östli- •

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chen Provinzen ohne Gegenleistung einemVolk auslieferten, das nicht gerade in dem Rufsteht, auch etwas Gescheites damit anfangen zukönnen.

"Was ist ein guter Deutscher?" stellt sich dieTel Aviver Zeitung die berechtigte Frage, umzu antworten: "Ist das etwa einer, der, wie ausder Pistole geschossen, dem hemmungslosenZuzug von Ausländern freudig bewegt zu-schaut? Ist das einer, der selbstlos seine Kinderin Schulen schickt, in denen deutsche Kinder inder Minderheit sind? Ist das jemand, den diewachsende Unsicherheit in seiner Heimat unddie zunehmende Kriminalität nicht im gering-sten stört?

Milliarden hart erarbeiteter Mark zahlen dieDeutschen jährlich für ihre Zukömmlinge. Siefühlen sich mehr und mehr als Fremde im ei-genen Hause. Wer in Hamburg, Berlin oderFrankfurt am Main mit der Untergrundbahnfährt, kommt sich vor wie im Ausland. Den Tongeben die Zuwanderer an, und dieser Ton istlaut. Ist der nur ein guter Deutscher, der ge-danken- und bedenkenlos zusieht, wie immermehr Ausländer aus sehr entfernten Kultur-kreisen nach Deutschland strömen?

Was aber wird aus der Welt, wenn die Deut-schen nicht mehr imstande sind zu zahlen? AI-

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les hat so seine Grenzen. Eine grenzenlose He-xenjagd könnte eines Tages zur Katastropheführen. Wer ist dann schuld daran, wenn es sokommen würde? Wieder die Deutschen? Nurdie Deutschen?"

Fremdenfeindlichkeit hat in Deutschland kei-ne Tradition. Das absolute Gegenteil ist der Fall.Dieser Terminus ist als griffige Propagandaflos-kel in den Giftküchen derer ausgeheckt wor-den, denen wir auf Gedeih und Verderb ausge-liefert sind. Kein Wunder, daß die Schere desVertrauens zwischen den Repräsentanten undden Repräsentierten in diesem untergangsrei-fen Staat sich immer weiter öffnet.

Inzwischen dürften auch unsere blauäugi-gen Lichterträger kapiert haben, daß sie denEinflüsterungen antifaschistischer Syndikateaufgesessen sind, die um jeden Preis jede Ten-denz nach rechts abblocken möchten. Was sieuns mit ihrer fragwürdigen Humanitätsduseleieinhandeln, hat der amerikanische SoziologeSamuel P. Huntington aufgedeckt, der drin-gend vor dem Abenteuer einer multikulturel-len Gesellschaft warnt: "Menschen von ver-schiedenen Kulturen haben sowohl unter-schiedliche Anschauungen über das Verhältniszwischen Gott und Mensch, Individuum undGruppe, Bürger und Staat, Eltern und Kindern,

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Mann und Frau als auch über die relative Be-deutung von Rechten und Pflichten, Freiheitund Autorität, Gleichheit und Hierarchie. Die-se Unterschiede sind in Jahrhunderten ge-wachsen. Sie sind weit fundamentaler als dieUnterschiede von Ideologien oder von Regie-rungssystemen."

Deutsche, die dergleichen empirische Wahr-heiten unbesehen in den Wind schlagen undtrotz der horrenden Ausländerkriminalitätnoch gute Mine zum bösen Spiel machen, soll-ten für die entstehenden schrecklichen Folgenregreßpflichtig gemacht werden. Ihnen kannman es in die Schuhe schieben, wenn diese Re-publik sich eines Tages getreu dem amerikani-schen Vorbild in ein Lumpenproletariat vonAnalphabeten verwandelt, die den Anforde-rungen der Arbeitswelt nicht mehr entsprechenund an den Segnungen unserer ach so freienDemokratie nicht mehr teilnehmen können.Der frühere amerikanische Botschafter in Bonnsprach höchst prägnant aus, was er darüberdachte: "Die Amerikaner können keine gutenAutos mehr bauen, weil sie eine Masse von Ba-starden sind."

Warum sollte es uns als einer amerikanischenKolonie in dieser Hinsicht besser gehen? Warnicht eine forcierte Überfremdung und Um-

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volkung immer schon ein ungemein effektivesVehikel, um einen anlaufenden Verdummungs-prozeß auf volle Touren zu bringen?

Seitdem man uns das Evangelium von derNotwendigkeit einer Einheitsmenschheit undeiner Esperantowelt täglich aus allen Kanäleneinbleut, spüren immer mehr Deutsche dieschlimme Absicht und reagieren dementspre-chend sauer. Offenbar hat es noch nicht ausge-reicht, daß Sozialismus und Liberalismus ihrgestrichenes Soll erfüllt haben, unser gewohn-tes Niveau herunterzuschrauben. Jetzt sind esdie infernalischen Ideen Hootons, welche die"große Revolution dieses [des 20.] Jahrhun-derts" vollenden sollen. Dieser Amerikanerempfahl uns nicht nur dringend eine drastischeGeburtenbeschränkung, er legte uns auchebenso warm ans Herz, das entstehende Ge-burtenvakuum durch Zuwanderung aus derDritten Welt aufzufüllen.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

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DER ANFANG DES SCHWACHSINNS

Der Anfangdes Schwachsinns

Die Sexwelle, die im Zeichen einer auf-geputschten Emotionalität und einesbei weitem überspannten Emanzipati-

onsrausches der 68er Kommunarden friedlicheBürger hierzulande je nach Temperament undReifegrad auf die Palme bringen sollte, ist inentschieden ruhigere Gewässer geraten undinzwischen sogar ein wenig versandet. NeuereSensatiönchen haben mittlerweile diesem aus-gemachten und perversen Nonsens von aus ge-rasteten Exzentrikern den Platz im Mittelpunktdes allgemeinen Interesses räumen müssen.Satyrspiele dieser abstrusen Art kann maneben nur eine Zeitlang, aber auf die Dauernicht erfolgreich durchziehen. Ihr Effekt nutzt

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sich merklich ab, und selbst ungehaltene Zeit-genossen fühlen sich bestenfalls von ihnen nurnoch belästigt und gehen gelangweilt gähnendzur Tagesordnung über. Auch die prominente-sten Promotoren einer Kulturrevolution signa-lisieren irgendwann einmal Ermüdungser-scheinungen und begeben sich mit eingezoge-nem Schwanz sozusagen auf ihr wohlverdien-tes Altenteil.

Sogar die Lust an der Freude eines hem-mungslosen Auslebens kriegt irgendwann ein-mal kalte Füße. Nachdem so viele Opfer derominösen Sexwelle abgeschlagen auf derStrecke geblieben sind und sich irgendwo imGebüsch die dabei empfangenen Wundenlecken, hat man sich an eine entschieden ande-re Optik dieser "Errungenschaft" gewöhnenmüssen. Schließlich war man nicht so begriffs-stutzig, die Killerseuche AIDS mit inzwischengeschätzten 40 Millionen Betroffenen nicht alsReaktion der Natur auf die juvenile Hybris derMenschheit zu deuten. Ob man überall die nöti-gen Folgerungen aus diesem nicht zu überse-henden Menetekel gezogen hat, steht allerdingsauf einem anderen Blatt. Jedenfalls sitzt diesegroße und sicher nicht ungerechtfertigte Her-ausforderung der Menschheit noch tief in denKnochen von Emanzen beiderlei Geschlechts.

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Nachdem diese neue Heimsuchung derMenschheit, die zuerst die aufgewerteten Ho-mosexuellen zur Räson bringen sollte, auch dieHeterosexuellen erreicht hatte und beideGruppierungen kategorisch zwang, ihr exzes-sives Sexualverhalten einmal ernsthaft zuüberdenken, war es mit der anfänglichen Eu-phorie der Emanzipierten aus und vorbei.Auch die Bäume einer in Willkür ausuferndenLiberalität wachsen eben nicht in den Himmel,wie sich nun herausstellte. Kam noch hinzu,daß die Feministinnen, die uns als wahreLandplage zu ertragen auferlegt sind, ihre mi-litanten Vertreterinnen motivierten, den Ge-schlechterkampf gegen die Machos aufzuneh-men und einem allzu penetranten Sexismusden Stachel zu nehmen.

Der Verlust der Scham ist allerdings vondiesen Kinderverwirrspielen übriggeblieben.Sie macht unser öffentliches Leben nicht gera-de attraktiver. Vielleicht ist es in der Tat nurnoch eine Frage der Zeit, wie ein bekannter,jederzeit zu zeitkritischen Marginalien aufge-legter Theologe sarkastisch bemerkte, bis ho-mosexuelle und heterosexuelle Partner in ei-nem Eisenbahnabteil kopulieren, während dieübrigen Reisenden dabei seelenruhig ihre Zei-tung lesen. Unter diesem Aspekt partieller

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Verblödung ist auch eine falsch verstandeneFreikörperkultur zu werten, die bereits einenbemerkenswert hohen Stand eines progressi-ven Schwachsinns indiziert. Im Sommer ste-hen nämlich Alte und Junge, Männer undFrauen, Häßliche und Hübsche in abgebrüh-ter Nacktheit vor dem Strandkiosk Schlange,um ein Eis zu schlecken. Der "reale sexuelleSozialismus", so der genannte Theologe, hatbereits in Deutschlands Betten seinen Einzuggehalten.

Alles in allem hätte die "aufgeklärte"Menschheit nach dem euphorischen Zustandeiner kaum noch zu überbietenden Liberti-nage und Promiskuität um einiges zurück-schrauben müssen. Der Katzenjammer setztenach dem großen Massensterben vor allem beiHomosexuellen ein, unter denen es gewaltigaufräumte. Die sexuell bis zum Zerberstenaufgeladene und hochexplosive Atmosphärein deutschen Landen verflüchtigte sich einwenig. Sie war der allgemeinen Bordellisie-rung, die unser Image als das eines Kultur-volkes gehörig angekratzt hatte, nicht förder-lich gewesen.

Auf alle Fälle hatte man begriffen, daß diesexuellen Exzesse der tollen Jahre im Zeicheneiner neuen und womöglich besseren Moral

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kaum noch eine Steigerung ertrugen, ohneauf ihre Urheber zurückzuschlagen. Außer-dem hatte man sich an die allzu freizügigePräsentation von lauter Fleisch an den Zei-tungskiosken schon so sehr gewöhnt, daßman diesen Glamoureffekten kaum noch ei-nen Blick gönnte. Nur Pornofilme, die laufendVoyeure fanden, die den Reiz des unerhörtNeuen noch auskosten konnten, lagen kom-merziell ganz groß im Rennen. Aber inzwi-schen haben selbst private Fernsehsender ih-re allzu aufreizenden Pornoprogramme anden deutschen Wochenenden, an denen manfast nur noch Nackte über den heimischenFilmschirm huschen sah, gestrichen. Geblie-ben sind vor allem noch die unerträglichenGewaltdarstellungen. Offenbar reißen dieseerschlaffte Sexingenieure noch eher aus denFernsehsesseln als ein Überangebot an Nu-ditäten. Nachdem die Schambarriere gründ-lich abgebaut wurde, sind die Leute schon aufstärkeren Tabak versessen. Die Gewaltkrimi-nalität hingegen, die bereits auf deutschenSchulhöfen praktiziert wird, hat ihre Anzie-hungskraft auf nervenstarke Fernsehteilneh-mer noch nicht eingebüßt.

Im Grunde aber bleibt die Verseuchung un-serer Kultur durch Pornographie und Obszö-

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nitäten am laufenden Band ein ebenso ernstesProblem wie die Verschrnutzung der Luft, dieeine ganze ökologische Bewegung in Alarmbe-reitschaft versetzt hat. Die Sexplosion hat oh-nedies schon alle Tabus zerfetzt. Die Grenzenmenschlicher Gesittung sind seitdem verwischtund laden geradezu dazu ein, immer weiterüberschritten zu werden.

Die professionellen Tabuzertrümmerer habensich anderen Lebensbereichen zugewandt, indenen sie noch Eindruck schinden können. Siewerden unter Garantie keine Ruhe geben, ehenicht die Reste der menschlichen Würde unterihren ungeputzten Stiefeln zertreten sind.Wahrscheinlich sind sie sich nicht einmal dar-über im klaren, daß sie beim Abstieg des Men-schen in zoologische Bereiche Hebammendien-ste geleistet haben. Sie können sich ihres Anteilsdaran rühmen, daß vom Menschen als einemEbenbild Gottes nur noch eine verunglückteKarikatur übriggeblieben ist.

Ein Grund zur Entwarnung eines ohnehinbereits irreparablen Schadensfalles also? Mit-nichten! Bekanntlich lassen sich gerade dieDeutschen, die um Gottes willen keinen Mo-dernitätsrückstand riskieren möchten und lie-ber dem davoneilenden Zeitgeist mit heraus-hängender Zunge hinterdreinhecheln, nicht

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lumpen, jeden noch so stupiden und ausge-fallenen Blödsinn mitzumachen, um nur jaimmer am Ball zu bleiben und mitreden zukönnen. Sie entwickeln gegenüber den übli-chen Emanzipationstiraden der geheimenVerführer nicht so viel Rückgrat, wie es fürein Kulturvolk wohl wünschenswert wäre.Vielmehr nehmen sie die verantwortlichen Si-renengesänge ausländischer Emanzipatorenin der Regel allzu wörtlich, vor allem dann,wenn diese sich eines amerikanischen Slangsbedienen, der anscheinend Musik in deut-schen Ohren ist.

Kommt noch hinzu, daß unsere hand verlese-nen Sexualdemokraten, die den AusverkaufDeutschlands mit besorgen, die Position desabsoluten Schwachsinns wie auf höhere An-weisung mit Zähnen und Klauen gegen lästigeKonservative verteidigen. Sie wissen, was sieden berufenen Totengräbern dieses Landesschuldig sind. Schließlich wird ihre Untermi-nierarbeit doch königlich honoriert.

Manche Deutsche haben sich im Laufe ihrerKolonisierung offenbar eine seelische Horn-haut wachsen lassen, die auch den rüdestenAttacken gewachsen ist. Es dringt überhauptnicht mehr bis zu ihrem Sensorium vor, wennsie vom Mord an jährlich mehr als 300.000Un-

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geborenen hierzulande Kenntnis nehmen. Daßso viel verheißungsvolles menschliches Lebenim bundesdeutschen Wohlstandsmülllandet,spricht über unsere Zeit und vor allem über un-seren vermeintlich teils christlich regiertenStaat das mit Sicherheit wohl vernichtendsteUrteil. Mit dieser fragwürdigen Methode, mitseinesgleichen zu verfahren, begibt sich derHomo sapiens entschieden gewaltig unter seinNiveau, und mit dem Schwinden des elemen-tarsten Unrechtsbewußtseins haben die Deut-schen den Anspruch darauf, als kulturtragen-des Volk respektiert zu werden, verspielt. IhreMandatsträger folgen mit ihren Entscheidun-gen zum Paragraphen 218 bewußt oder unbe-wußt den Direktiven Hootons, der eine Redu-zierung der Deutschen durch einen permanen-ten Suizid vorschlug. Ganz allgemein habendiese noblen Volksvertreter bei Ausübung ihresMetiers, das immer mehr an Prestige einbüßt,ihr Gewissen außer Kurs gesetzt und einen Kol-lektivübertritt ins Gespensterreich absoluterAmoralität vollzogen. Sie haben die vorge-schriebenen Pfade unserer abendländischenEthik offenbar komplikationslos verlassen undschrekken nicht mehr davor zurück, den Mordan Ungeborenen zu sanktionieren. Auch ma-chen sie sich zu Vorreitern einer Offenlegung

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des menschlichen Intimbereichs, über den dieNatur aus guten Gründen einen wohltuendenSchleier gebreitet hat.

Dabei war es erstaunlicherweise kein andererals das erklärte Idol aller Tabuzertrümmerer,nämlich Sigmund Freud, der herausgefundenzu haben glaubte, daß der Verlust von Schamund der Abbau der Schambarriere bereits einenbemerkenswerten Anfang von Schwachsinndarstellen würde. Diese Einsicht hat man demHalbgott aller Fortschrittlichen der westlichenWelt allerdings nicht ganz so widerspruchslosvom Munde abgelesen, wie das sonst der Fallzu sein pflegte. Man hat sie sogar schlicht über-hört. Schließlich ist die Preisgabe der Intim-sphäre nur eine, allerdings besonders herausra-gende Facette des allgemeinen Verblödungs-prozesses, von dem an dieser Stelle die Redesein soll.

Man braucht nicht einmal ins verfaulendeRom zurückzublenden, um herauszufinden,daß mit der vorsätzlichen Aufweichung desSchamgefühls auch damals die rasante Talfahrtin den Orkus einer unaufhaltsamen Demorali-sation begann. Der realexistierende Sozialismusdes Ostens sah in der ausufernden Sexualisie-rung der Öffentlichkeit im dekadenten Westenein besonders signifikantes Symptom des Ver-

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falls und ließ deren Promotoren wie Opfer, diesich selbst ihr Grab schaufelten, bei ihrer To-deserklärung des menschlichen Anstandes ge-währen.

Man weiß nichts Genaues darüber, ob unserebieneneifrigen Emanzipatoren eine besondereinnere Befriedigung bei dem Gedanken emp-funden haben, mit ihren Tiefschlägen gegendas Schamgefühl, das nach ihrer windschiefenIdeologie nur anerzogen sein soll, den ach soungeliebten Deutschen einen veritablen Bären-dienst geleistet zu haben. In jedem Fall habensie uns dem moralischen Offenbarungseid eingutes Stück nähergebracht.

Junge Völker, daran ist kein Zweifel, unter-stellen sich bekanntlich stets freiwillig derZucht eines strengen sittlichen Reglements,dem sie ihren Aufstieg verdanken. Erst bei ei-ner Stagnation geistiger Impulse verfällt manauf den niederschmetternden Gedanken, alsSurrogat den Sexualtrieb zum Fetisch zu erhe-ben. Damit aber höhlt man die Völker von in-nen her aus. Naheliegende historische Analo-gien reichen als Beweis dafür aus, daß der Ver-lust an Scham und die Forcierung des Grob-Obszönen in einer festen Relation zueinanderstehen. Das gesamte gesellschaftliche Ord-nungsgefüge gerät in Konfusion, wenn man

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die Natur zu überlisten versucht, indem mandas Schamgefühl zum Schnee von gestern er-klärt und dem menschlichen Mutwillen dieKrone aufsetzt, bis die Natur endlich gnaden-los zurückschlägt.

Will sagen: Überhitzte Sexualität reduziert er-heblich jeden geistigen Elan. Deswegen emp-fehlen alle, die uns gleichschalten und plattbü-geln möchten, daß wir uns ausgiebig mit Por-no- "Kunst" eindecken, bis uns Hören und Se-hen vergeht. Daß man aus dem menschlich ver-ständlichen Voyeurtum kräftig jeden Profit ab-sahnen kann, spricht für die Morbidität der ka-pitalistischen Gesellschaft, an der bereits derWurm nagt.

Im alten Rom war, nicht anders als heute, andem Gesetz nicht zu rütteln, daß jede gestei-gerte Promiskuität bereits die letzten Zuckun-gen einer Kultur anzeigt, die einmal sehr ernstzu nehmen war und die nun Todessehnsuchtsignalisiert. Mit einem Wort: Hektisch entfes-selte Sexualität vernichtet nicht nur alte Werte,die bisher eine beachtenswerte Kultur getragenhaben, sie wirft die Völker letztlich auch vor dieAusgangspositionen ihres kulturellen Auf-stiegs zurück.

Alle Sex-Ideologen, die mit ihren Sirenenge-sängen von einem bindungslosen Sichausleben

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ihren leichtgläubigen Adepten den Himmelauf Erden versprechen, betätigen sich nolensvolens als nützliche Idioten für alle offenenund latenten Kräfte des Verfalls. Sie unter-scheiden sich damit in nichts von den großenVerführern, die uns nach dem Gesetz, nachdem sie angetreten sind, für die multiethnischeGesellschaft plädieren und uns mit entwaff-nender Unverfrorenheit ein Desaster heraufbe-schwören, das nicht von schlechten Eltern ist.Wo es sie gibt, funktioniert sie nämlich nicht, inden USA nicht, in Frankreich nicht und nicht inFrankfurt am Main, wo es sogar einen gut do-tierten multikulturellen Stadtrat gibt. Aberauch da ist sie auffallend schwach auf derBrust und erhebt die Main-Metropole besten-falls zur deutschen Stadt mit einer der höch-sten Kriminalitätsquoten.

Von den Ländern, in denen man vom grünenTisch aus unter Mißachtung des Selbstbestim-mungsrechts der Völker und ohne Kenntnis ih-rer Mentalität und ihrer Bedürfnisse all das un-ter einen Hut zusammengebracht hat, was par-tout nicht zusammengehörte, braucht man erstgar nicht groß zu reden. Sie streben heute unterverheerenden Konvulsionen wieder auseinan-der. Man hatte die elementarsten Gesetze derNatur wieder einmal vergewaltigt und damit

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einen neuen Befreiungsnationalismus evoziert,der den notorischen Dummköpfen, die heutedie Welt regieren und die dem Nationalismuslängst ein Staatsbegräbnis bereiten wollten, sogar nicht in den Kram paßt.

Das ganze horrende Ausmaß des Sittenver-falls hat man als teilnehmender und mitleiden-der Zeitgenosse in den letzten Jahren aus denAugen verloren. Aber wenn die Kunst, wie esheißt, als untrüglicher Indikator der jeweiligengeistigen und sittlichen Verfassung einer Epo-che noch ernst genommen wird, kann man nurnoch den Stab über unsere Zeit brechen undTrauer tragen. Sie hat uns sogar den Intimbe-reich entmythologisiert, nachdem sie uns be-reits von allen metaphysischen Bindungenrücksichtslos abgenabelt hat. Die menschlicheOptik scheint einfach nicht die Voraussetzun-gen dafür zu bieten, soviel menschliche Ver-derbtheit mit einem Mal ins Blickfeld zu be-kommen.

Nur soviel scheint sicher zu sein: Man kannsich nicht ungestraft über die gewachseneWeisheit von Jahrtausenden hinwegsetzen,ohne eine gesellschaftliche Anarchie herauf-zuführen, die nach menschlichem Ermessenniemand mehr bändigen kann. Die Weltge-schichte hätte auch ihren Sinn verloren, wür-

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de die Natur nicht doch eines Tages gegen diegotteslästerliche Hybris metaphysischerMenschen zurückschlagen. Offenbar hat siesich die Killerseuche AIDS einfallen lassen,um ihren Protest demonstrativ anzumeldenund die Menschheit wieder zur Räson zubringen.

Die heute praktizierte Erscheinungsformvon "Liebe", die nie ein Synonym für "Sexus"war und es auch nie sein wird, verneint exi-stentiell die geistige Natur des Menschen. Un-begrenzte Lustbefriedigung umerzogener He-donisten hat aber noch niemandem, wie manuns weismachen möchte, auf die Dauer zu sei-nem Glück verholfen. Dauerhafte zwischen-menschliche Beziehungen setzen immer einenReifeprozeß voraus, eine harte Disziplinierungund einen unerschütterlichen Willen zu selbst-loser Partnerschaft unter Hintanstellung alleregozentrischen Wunschvorstellungen. All die-se Voraussetzungen hat man heute jedoch auspurem Übermut des endlich von allen Bindun-gen entfesselten Zeitgenossen über Bord gehenlassen und einer primitiven, um nicht zu sagenzoologischen, Lustbefriedigung geopfert. EineNation, die sich nicht mehr zur inneren Aske-se aufschwingen kann, muß am Ende in eineAnimalität abrutschen und in einem Chaos

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landen, das kaum noch Aufstiegsmöglichkei-ten freiläßt.

Von einer solchen allgemeinen Verwilderung,die uns tierischer als jedes Tier erscheinen läßt,ist auch der Verfall der Familie nicht zu tren-nen. Man stellt in jugendlichem Überschwangvermeintlich errungener Freiheiten auch dieelementarste menschliche Ordnung in Frageund hat sogar die Stirn zu behaupten, beimmenschlichen Schamgefühl handele es sich kei-neswegs um eine genuine Maßnahme der Na-tur, den Menschen vor überzogenen Reizen zubewahren und ihn auf seine geistigen Anlagenzurückzuverweisen, sondern lediglich um dieRepression einer prüden Gesellschaft, mit demZiel, den Menschen in seiner Freizügigkeit ein-zuengen und damit seinen Aggressionstriebauf andere Lebensbereiche abzuleiten. Die ex-plodierende Gewaltkriminalität, so heißt esdann ungemein logisch, wäre dann eine Mög-lichkeit, Vitalitätsüberschüsse an den Mannoder die Frau zu bringen.

Leider wirken die Anbeter des absolutenFortschritts um nichts erlöster als andere Zeit-genossen, die als vertrottelt und reaktionär gel-ten, weil sie der sexuellen Normalität noch einegewisse Chance einräumen und Perversitätenverabscheuen. Sie haben sicher so Unrecht

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nicht; denn in der Regel tritt der Augenblickeher als gedacht ein, in dem überhitzte Sexua-lität in puren Ekel umschlägt und einen mani-festen Katzenjammer zurückläßt. Warum solltees nicht in absehbarer Zeit wieder einen Pen-delschlag zurück ins andere Extrem viktoriani-scher Zustände geben? Aber vielleicht ist dasüberstrapazierte Sensorium des heutigen Men-schen nicht zuletzt durch die unappetitlichenDarbietungen des Fernsehens schon zu abge-stumpft, um sich überhaupt noch zu einer bi-gotten Prüderie aufzuschwingen. Er ist außer-stande, ein kritisches Bewußtsein dafür zu ent-wickeln, in welche Abgründe menschlicher Ge-sittung er sich bereits begeben hat. Vorerst sindes vor allem die Manager der Degoutanten, dieaus der heillosen Dummheit der schweigendenMehrheit Kapital schlagen und dabei ein Mil-lionenvermögen absahnen.

Herrliche Zeiten müssen das bei uns zulan-de gewesen sein, als Tacitus in seiner "Germa-nia" noch den nymphomanischen römischenFrauen das Idealbild der keuschen Germaninentgegenhalten konnte. Das war zu einer Zeit,als die zu kaum noch zu überbietenden Aus-schweifungen neigenden Römerinnen als Lust-objekte schon viel zu abgebrüht waren, umbei freizügigen Darbietungen von Nuditäten

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überhaupt noch einen sinnlichen Reiz zu emp-finden. Wenn nicht alles täuscht, sind wir mitgeschwellter Brust aus den Fußstapfen unsererVorfahren ausgeschert und konsequenterwei-se inzwischen da angekommen, wo der staat-lich sanktionierte Exhibitionismus keinenHund mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Manhat nach einem viel zu langen Anschauungs-unterricht in Sachen Sexualität begriffen, daßjede Hypertrophie von Sexualität das begreif-liche innere Vakuum von Materialisten undAgnostikern nur notdürftig füllen kann. Wideralles Erwarten sind die sittlichen Normen undWerte noch keineswegs außer Kurs gesetzt.Man kann sie in der Tat auch nicht bis in alleEwigkeit in einer bereits bornierten Selbstherr-lichkeit ignorieren, ohne sich auf das gefährli-che Abenteuer eines seelischen Kollaps einzu-lassen. Jedenfalls existiert das uralte Naturge-setz einer ausgleichenden Gerechtigkeit im-mer noch und führt auch menschliche Exzesseauf ein Mittelmaß zurück. Soviel steht jeden-falls fest: Jeder Lustgewinn muß durch ernst-hafte menschliche Leistungen ausgeglichenwerden, wenn man den Kladderadatsch vonuns abwenden will. Die Natur ist nämlich im-mer noch die alte. Auf sie wenigstens kannman sich verlassen. Sie nimmt sich selbst zu

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ernst, als daß sie auf Dauer mit sich Schindlu-der treiben ließe.

Immerhin hat es unsere Umerziehungsmafiaglänzend geschafft, trotz AIDS so etwas wie ei-ne mit bengalischen Lichtern aufgehellte Bor-dellatmosphäre bei uns zu schaffen. Selbst die-ser Fingerzeig des Himmels scheint nicht aus-gereicht zu haben, deutsche Sexprotze dazu zuermuntern, ihr Sexualverhalten einmal gehörigzu überdenken. Die Folgen dieser lässigenHandhabung eines existentiellen Problemswerden unter Garantie nicht ausbleiben.

Gegen den deutschen Schwachsinn, dem wirheute bei jeder Zeitungslektüre von neuem be-gegnen, scheint kein Kraut gewachsen. Nochsind die Deutschen vom Schicksal nicht ausrei-chend gebeutelt worden, um den Mief vonJahrhunderten hinter sich zu lassen und sich ineinem spektakulären Befreiungsschlag von dennivellierenden amerikanischen Mustern zu lö-sen. Offenbar hält man es immer noch für einenalten Hut, daß sich Mensch und Tier unter an-derem dadurch unterscheiden, daß wir mit ei-nem Schamgefühl ausgestattet wurden, um unsals Krone der Schöpfung auszuweisen. Kulturentsteht nach Sigmund Freud immer dann,wenn es Menschen gelingt, ihre Sexualität zusublimieren.

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Dazu auch dies: Deutsche Schulen unterlas-sen nichts, um durch einen Sexualunterrichtdemoralisierend auf noch wenig resistenteGemüter von Jugendlichen einzuwirken. DerBegriff Liebe kommt in den berüchtigten Se-xualatlanten für den Schulgebrauch, die manunserem Nachwuchs zumutet, überhauptnicht vor. Um so mehr werden die Schüler ineinem Alter, in dem sie für jede Form von Se-xualität überhaupt noch nicht erwacht sind,mit allen nur erdenklichen Sexualpraktikenkonfrontiert. Überall da, wo die Natur aus gu-ten Gründen in aller Behutsamkeit ihr Halb-dunkel ausgebreitet hat, bevorzugt man heutedas grelle Licht eines höchst profanen Tagesbe-wußtseins und fördert damit ein seelisches Ro-botertum, für den ein Begriff wie Liebe viel zuhoch gegriffen ist.

Geblieben ist von a11dem emanzipatorischenSpuk der frühen Jahre eigentlich nur eine Un-kultur im Umgang zwischen den Geschlech-tern, die zum Himmel schreit.

Ohne eine bewußte innerweltliche Askese,die man heutigen Schwächlingen nicht mehrzumutet, kann man sich einen Ausstieg aus dennihilistischen Wüsten um und in uns einfachnicht mehr vorstellen. Keuschheit besitzt fürunsere Sexomanen nur noch einen musealen

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Wert, über den man sich zu mokieren hat, willman sich auf der Höhe der Zeit bewegen.

Solange das Göttergeschenk einer gesundenSexualität nur noch als amüsantes Gesell-schaftsspiel unter überreizten Wohlstandsbür-gern betrieben wird, dem man auch noch einegewisse therapeutische Funktion andichtet, istjeder Versuch der Aufwertung einer menschen-würdigen Sexualmoral vergebliche Liebesmüh.Auf die naheliegende Idee, daß Liebe auch ethi-sche Dimensionen hat, können umerzogene Li-bertins von heute und ihre ideologischen Vor-beter des absolut Anrüchigen kaum noch ver-fallen. In dieser Hinsicht sind sie menschlichbei weitem überfordert.

Nietzsehe machte sich noch Gedanken dar-über, ob mit der Schamhaftigkeit einer Fraunicht auch ihre eigentliche Schönheit erst er-blühen würde. Eine solche Einsicht übersteigtdas moralische Auffassungsvermögen vonDauerkonsumenten. Jedenfalls praktiziert un-sere Frauenmode heute einen latenten Exhibi-tionismus, der mehr enthüllt, als daß er nur an-deuten würde. Mit zunehmender erotischerPassivität überforderter Männer greifen dieFrauen nach Einführung der "Pille" immermehr zum alten Mittel Evas, ihre Reize so deut-lich wie nur möglich zu präsentieren. Man soll-

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te es den passionierten Anhängern der textil-sparenden Freikörperkultur ins Stammbuchschreiben, daß der allzu offenherzige Anblicknackter Körper die sexuelle Sensibilität erheb-lich abnutzt und abkühlt. So unpsychologischsind die Promotoren der Umerziehung, die be-strebt sind, unseren Volkstod zu vollenden,nun auch wieder nicht, als daß sie nicht wüß-ten, daß sich ein Volk mit der Preisgabe seinerScham den Luxus eines progressiven Schwach-sinns leistet und damit nichtsahnend aus derGeschichte austritt.

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DIE SCHULE AUF ABWEGEN

Die Schule auf Abwegen

Allem Anschein nach stehen wir heutewieder einmal da, wo die großen deut-schen Befreier von Arminius über Lu-

ther bis hin zu den Wortführern im Freiheits-kampf gegen Napoleon an das Gewissen ihrerLandsleute appellierten, dem inneren Schweine-hund doch endlich eins zu verpassen und denAufstand gegen jede Form von geistigerFremdherrschaft zu wagen. Daß wir heute wie-der einmal unter Kuratel stehen, wird mankaum leugnen können. Diesmal ist es der Ame-rikanismus, dem wir uns todessehnsüchtig oh-ne Wenn und Aber ausgeliefert haben. SeineBekämpfung wäre schon im Interesse unseresÜberlebens des Schweißes der Edlen wert, die

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sich offenbar in die umliegenden Wälder ver-zogen haben. Diese Landplage der zweitenHälfte des vergangenen Jahrhunderts breitetsich immer noch rings um den Globus aus.

Ein so destruktives Phänomen wie der Ame-rikanismus sollte unter normalen Umständenunsere Regierung wie elektrisiert aus der Le-thargie reißen. Aber die beschäftigt sich ja sel-ber ausgiebig mit der Auflösung unseres Staa-tes. Die Tatsache, daß man in Berlin in allerGemütsruhe den deutschen Ausverkauf nichtnur stillschweigend duldet, sondern ihn mitungewohntem Eifer betreibt, müßte jeden Pa-trioten, der Deutschland noch nicht abgeschrie-ben hat, auf die Palme bringen. So ziemlich dasletzte, was er sich wünschen könnte, wäre die"Einbringung" unseres Landes in ein Gesamt-europa, wie es etwa schon im Kopf von Kanz-ler Kohl herumspukte. Dergleichen Schreckens-szenarien, die sicher nicht aus der Luft gegrif-fen sind, beschäftigen die Imaginationskräftewackerer Bundesbürger aber noch lange nicht.Man läßt "die in Berlin" machen, wie ihnen zu-mute ist, und zeigt sich außerstande, ein vonBonn her herübergerettetes extrem rheinbünd-lerisches Denken, das sich immer am Rande derLegitimität bewegt, nachzuvollziehen. Seit wiruns mit dem Amerikanismus einließen, begann

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unsere Sturzfahrt in die Abgründe einer Kul-turlosigkeit, die uns allen eigentlich die Scham-röte ins Gesicht treiben müßte. Das aber istnatürlich nicht der Fall. Immerhin hat uns dieUmarmung mit dem großen Bruder wirtschaft-lich auf die Sprünge geholfen. Wir haben teuerdafür bezahlen müssen, seitdem wir den ge-wagten Schwellenübertritt von einer beachtli-chen Kultur zu einer menschlich kaum nochtragfähigen Zivilisation vollzogen haben.

Erstaunlicherweise hatte Thomas Mann dasbereits in seiner konservativen Phase währenddes Ersten Weltkrieges erkannt, als er in seinen"Betrachtungen eines Unpolitischen" mit be-achtlicher schriftstellerischer Verve gegen dieuns bekämpfende Welt-Entente vom Lederzog. Er sah in diesem Krieg auch einen Versuchmit unvollkommenen Mitteln, das kulturträch-tige Deutschland aus der Geschichte zu kata-pultieren. Für ihn handelte es sich in diesemVölkerringen vor allem um den Kampf einerautochthonen deutschen Kultur gegen einebindungslose westliche Zivilisationswelt, wel-che immer noch die Ideen von 1789 vertrat.Zwingende Analogien zur Hermannsschlachtund Luthers Befreiungstat stellten sichzwangsläufig ein. Immer wieder wurden dieDeutschen nämlich aus ihrer Reserve gelockt,

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um sich gegen westlerische Unterdrückungsri-tuale zu behaupten.

Man muß es dem Lübecker Großbürger zu-gute halten, daß er in immer neuen Formulie-rungen genau das auszusprechen versuchte,was die überwältigende Mehrheit der Deut-schen damals empfinden mochte. Aus ge-schichtsphilosophischer Distanz betrachtet,handelte es sich bei Churchills Dreißigjähri-gem Krieg gegen Deutschland in der Tat umnichts anderes als um einen Schlagabtauschzwischen dem kulturträchtigen Deutschlandund der vorwiegend zivilisatorischen anglo-französischen Welt, mit der unser rheinbünd-lerischer Staat bereits seit der Ära Adenauereine unheilige Allianz gegen das wirklicheDeutschland eingegangen ist. Das Resultatdieser verheerenden Mesalliance konnten nurdie geistigen Kretins sein, die heute bis an dieSpitzen dieses Staates aufgerückt sind unddort ihre undurchsichtigen Verwirrspiele trei-ben. Bei einer geistigen Renaissance, die einemnationalen Befreiungsschlag vorausgehenmüßte, wird man in einer unvorstellbaren Si-syphusarbeit wieder bei den Wurzeln anfan-gen müssen. Entscheidend in diesem Kampfauf Leben und Tod des deutschen Volkesbleibt nur die Frage, ob der deutsche Geist

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noch vital genug ist, noch einmal die ihmimmanenten Selbstverjüngungskräfte zu ent-wickeln, die nötige Widerstandskraft imKampf gegen die Ideen des Jahres 1789 aufzu-bringen, der eigentlich auf Biegen und Bre-chen im Inneren eines jeden Deutschen ausge-tragen werden sollte. Immerhin steht sehr vielauf dem Spiel. Wird unsere seelische Substanzin einer "befriedeten", multiethnischen Espe-ranto- Welt von einschläfernder Monotonieund ohne völkische Farbigkeit ausbluten,noch ehe die Würfel fallen? Thomas Mannverfügte über soviel dichterische Imaginati-onskraft, daß er sich diese Welt, der wir mitvollen Segeln entgegensteuern, bis ins Detailausmalen konnte: "Luftomnibusse brausenüber einer weißgekleideten, vernunftsfrom-men, staatlos gereinigten, einsprachigenMenschheit dahin", regte er sich angesichts ei-ner zu erwartenden amerikanisierten, weithinentzauberten und mechanisierten Einheits-welt auf, in der so viel aufbauende menschli-che Substanz jämmerlich verkümmern muß.

Heute ist das prognostizierte Versinken in ei-nen geschichtslosen Termitenstaat angloameri-kanischer Provenienz längst keine aus der Luftgegriffene Vorstellung mehr. Wir sehen unsvielmehr mit der furchtbaren Tatsache konfron-

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tiert, daß dieses Land nach Ausschaltung allerkulturellen Ansprüche in einem perfiden Über-raschungscoup in ein multiethnisches Chaosverwandelt werden könnte, in dem für die Kul-tur, mit der wir verbunden sind und aus derwir immer noch unsere besten schöpferischenKräfte beziehen, kein Platz mehr ist. Regierba-rer würde diese neue Welt mit Sicherheit nichtwerden, nur würde sie in lemurenhafte Unifor-mität und Langeweile versinken und daranelend zugrunde gehen.

Im Zustand unserer derzeitigen Verblödungverstehen wir erst so richtig, was FriedrichNietzsche bereits in trüber Vorahnung der Din-ge, die uns inzwischen eingeholt haben, zu Pro-tokoll gab: "Die Menschheit ist nun einmal kei-ne bloße Addition von Individuen, sondernvon Nationen. Wert, Würde und Reiz aller Na-tionalkulturen liegen ausgemacht in dem, wassie von anderen unterscheidet. Denn nur dieseben ist daran Kultur zum Unterschiede vondem, was allen Nationen gemeinsam und nurZivilisation ist."

Wichtig auch dies: Während in den westli-chen Ländern dieses unruhigen KontinentsKultur und Zivilisation Synonyme sind, hatman bei uns stets eine markante Zäsur zwi-schen beiden gezogen und dabei der Kultur

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natürlich den sublimeren Rang zuerkannt. Kul-tur ist immer das Produkt eines schöpferischenVolkstums. Sie setzt stets den fruchtbaren Hu-mus eines streng nationalen Empfindens vor-aus. Für Oswald Spengler handelte es sich, wieman weiß, bei Zivilisation um eine in Dekadenzgefallene Kultur, also um die Endstation in sei-ner Morphologie alter Kulturen.

Um noch einmal auf den jungen ThomasMann zurückzukommen, so vertrat dieser diedurchaus einleuchtende Meinung, daß der De-mokratisierung eines Staatswesens der kultu-relle Abstieg mit zwingender Logik auf demFuße folgen müsse. Daher warnte er die für diePolitik ohnehin nicht sonderlich disponiertenDeutschen dringend davor, ihren geistigenElan an die Politik zu verschwenden. Ihre Mis-sion, so seine Meinung, könne nur darin beste-hen, Religion, Philosophie, Kunst, Dichtungund Wissenschaft mit dem nötigen Engage-ment und gelegentlich sogar mit einem gewis-sen Fanatismus zu betreiben.

Schon Friedrich Nietzsche hatte die Deut-schen dringend ermahnt, Vorsorge zu treffen,daß sie nicht noch eines Tages an ihren korrup-ten und ignoranten Politikern zugrunde gin-gen, wenn sie ihnen zuviel Freiräume ge-währen würden. Thomas Mann wiederum be-

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schwor in seinen "Betrachtungen eines Unpoli-tischen" mit Abscheu den "schmutzigen Wett-bewerb der Cliquen, den Verfall der politischenMoral, den dicken Brodem von Korruption undSkandalosität" .

Es handelt sich dabei also um all jene Sym-ptome einer auslaufenden Demokratie, die unsdas Leben heute so gar nicht liebenswürdig er-scheinen lassen. Auch Thomas Mann fiel esschwer, an die Überlegenheit der Demokratiegegenüber anderen Staatsformen wie an einEvangelium zu glauben. Dabei konnte er sichnicht einmal auf die ernüchternden Erfahrun-gen späterer Generationen mit demokratischenUnzulänglichkeiten berufen. Aber er ahnteschon das heraufziehende Unheil einer realexi-stierenden Demokratie, wenn er schrieb: "WerLust hat und zwei gute Ellenbogen, soll irgend-wann einmal an die Staatskrippe herankom-men. Vorkenntnisse unnötig." Für ihn wenig-stens stand damals schon fest, daß "nach einerVerpestung des gesamten nationalen Lebensmit Politik" auch das kulturelle Niveau unauf-haltsam den Bach hinuntergehen würde.

Solange es deutsche Geschichte gibt, hat esbei uns auch immer Männer mit Zivilcouragegegeben, die von ihrem Recht auf RedefreiheitGebrauch machten, auch wenn es zuweilen um

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Kopf und Kragen ging, wenn sie eine Lippe ge-gen despotische Machthaber riskierten. Sie agi-tierten im Gefühl der Verantwortung für ihrsprachloses Volk gegen die von außen impor-tierten Ideen, die sich nicht so ohne weiteres aufdeutsche Verhältnisse übertragen ließen. Beiseiner Ablehnung der "Humbug-Demokratie"konnte sich Thomas Mann auf Bismarck beru-fen, unter dem seiner Meinung nach Deutsch-land seine politisch glücklichste Zeit erlebt hat-te. Aber Männer vom Schlage des EisernenKanzlers pflegen in diesem Lande nun einmaleine Rarität zu sein.

Thomas Mann fand schließlich auch eineüberzeugende Interpretation für den Begriffkonservativ. Konservativ ist demnach die poli-tische Einstellung, die darauf hinzielt, Deutsch-land deutsch zu erhalten. Dementsprechendwürde heute ein gestandener Konservativer be-reits riskieren, als Rechtsextremer diffamiertoder ausgegrenzt zu werden. Er würde sich da-mit der erklärten Absicht unserer derzeitigenMachthaber widersetzen, die gesteigerten Wertdarauf legen, daß das Deutschtum im eigenenLande in die Isolation getrieben wird. Das sinddie gleichen Leute, von denen der amerikani-sche Soziologe David P. Calleo meinte, sie hät-ten eine Art perversen Vergnügens dar an,

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"ihrem Volk eine einzigartige Schlechtigkeit zu-zuschreiben, die es von der übrigen Menschheitunterscheidet". Im Hinblick auf diesen mensch-lichen Schrott muß man es sich verkneifen, be-sonderes Wohlbehagen beim Gedanken an dasdeutsche Volk zu empfinden.

Heute handelt es sich, alles in allem, längstnicht mehr um militärische Auseinanderset-zungen mit dem Feind. Heute wird auch nichtmehr mit offenem Visier gekämpft. Was viel-mehr zur Debatte steht, ist eine energische Ab-wehr gegen geistige Invasionen, die unserenVolkscharakter bis zur Unkenntlichkeit sichselbst entfremden sollen.

Was diesen unerträglichen Zustand beson-ders kritisch erscheinen läßt, ist die Tatsache,daß die meisten ihn nicht einmal zur Kenntnisnehmen, weil sie sich Tag für Tag von den Me-dien Sand in die Augen streuen lassen und sievor lauter Desinformationen Wahrheit und Lü-ge nicht mehr voneinander trennen können.Wer sich dennoch nicht abgewöhnen kann, sichzu Deutschland und den Deutschen zu beken-nen, lebt gefährlich in seinem Vaterland.

Zu den Institutionen, die an den Auftrag ge-bunden sind, bei der allgemeinen Verblödungder Deutschen mitzumischen, gehört auch dieSchule, die, wenn nicht alles täuscht, sklavisch

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gen au den Auftrag erfüllt, alles zu unterneh-men, das Wissensvolumen und die Denkfähig-keit deutscher Schüler keinesfalls auf einen op-timalen Stand zu hieven. Unsere antideutschenRegierungen können selbstredend keinen Wertdarauf legen, mit einer hochqualifizierten Ju-gend die Probleme der Zukunft anzupacken.Man läßt sie in den nicht vielversprechendenFußstapfen amerikanischer Negativvorbilderherum trampeln, ohne an das unausbleiblichemiese Ende zu denken. Schließlich sind in denUSA 80 Prozent der Bevölkerung des Schrei-bens mehr oder weniger unkundig. Bei einemtotalen TV-Konsum schlägt man sich nichtmehr mit dem Lesen herum, und daß dieserTrend auch zu uns herüberschwappt, ist nichtzu übersehen.

Ein Volk, das Tag für Tag von früh bis spätmit jaulender Urwaldmusik traktiert wird, mußmit entwaffnender Konsequenz bei einem In-telligenzstatus landen, der nur noch blamabelist. Wer sich dem geisttötenden Sound unsererDiskotheken ausliefert, wird zu geistigen Lei-stungen nicht mehr zu motivieren sein. Offen-bar soll das Endprodukt, das unsere Schulenauf den Markt bringen, in diesem gottverlasse-nen Land der gedankenlose und moralisch re-duzierte Einheitsmensch mit gut trainierten El-

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lenbogen sein, mit dem man vor dem Ange-sicht der Geschichte weiß Gott keinen Eindruckmehr schinden kann.

Man mißtraut profilierten Persönlichkeitenmit ausgewogenen Lebenskozepten und ziehtes vor, Proleten zu züchten, Hilfsarbeiter undSozialhilfeempfänger, die man an der Naseherumführen kann. Die eigentliche Arbeit indiesem Lande möchte man offenbar den Im-migranten überlassen, die wie im alten Rom ei-ne exponierte Position nach der anderen bezie-hen. "Hurra, wir verblöden!" lautet derSchlachtgesang aller indifferenten Deutschen,die sich auf das Niveau von Geistespygmäeneinzupendeln beginnen, seitdem sie von ihrenSchulen als gehobene Analphabeten entlassenwerden.

Vor über 30 Jahren konnte man sich noch aufdie Formel festlegen, der Halbgebildete sei dasEndprodukt unserer neudeutschen Schulbil-dung. Heute mutet eine solche Formulierungschon reichlich euphemistisch an. Man weißnicht mehr, was Bildung ist. Sie ist nämlich im-mer produktiv, ein Akt von distanzierter Selbst-erkenntnis, die den Menschen immer wiederauf sich selbst zurückführt. Echte menschlicheWeisheit kann man ohnehin nicht auf derSchulbank lernen. Dafür ist das Leben selbst

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zuständig. Mit nur neun Prozent des öffentli-chen Etats rangiert die Bildung, um im Fußbal-ler-Jargon zu reden, auf den abstiegsgefährde-ten Plätzen. Demgegenüber liegt der Bildungs-etat etwa der Finnen, die den Anschluß an denWeltstandard nicht verlieren, sondern noch ei-niges aufholen möchten, bei 17 Prozent.

Demnach ist es kein Wunder, daß auf keinemGebiet, auf dem wir Deutsche einmal führendwaren, noch Ungewöhnliches von uns zu er-warten ist. Die Endstation wird eine Bananen-republik sein, die niemand mehr ernst nimmt.Die Tendenz nach unten ist jedenfalls unüber-sehbar. Kommt noch hinzu, daß die perfektvernetzte Medienmafia am laufenden BandLügen und Halbwahrheiten über uns unter dieLeute bringt und daß kein Mensch in Berlin aufden Gedanken kommt, mit entsprechenden di-plomatischen Schritten darauf zu reagieren. Esbleibt dabei: Die deutsche Schule hat, wie un-ser gesamtes Unterrichtswesen, den unge-schriebenen Auftrag, an der Liquidation unse-res Landes mitzuwirken. Wer sich aus Gewis-sensgründen nicht für One-World-Ideologienerwärmen kann, riskiert, über kurz oder langgefeuert zu werden. Patrioten, die ihre Seelenicht verkaufen möchten, wirken an deutschenLehranstalten höchst deplaziert. Sie stehen der

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"Umvolkung" des deutschen Volkes nur hin-derlich im Wege.

Im übrigen haben wir es dem ausgemachtenNonsens der amerikanischen Pädagogik zuverdanken, daß unsere Schulen nach Berück-sichtigung der antiautoritären Erziehung aufdas Niveau einer staatlich geförderten Unbil-dung abgesackt sind. Offenbar wollte manauch im pädagogischen Raum aller Welt vor-führen, daß zwischen Reichtum und progressi-ver Verblödung zwingende Relationen beste-hen. Das allgemeine Lamento über unsere .Bil-dungskatastrophe" ist inzwischen neu hochge-kocht, aber wohl kaum, um ernsthaft daran zugehen, die Mißstände abzustellen, obwohl sieAusmaße angenommen haben, die alarmie-rend sind.

Unsere Schule ist nämlich nicht krank, sie istvielmehr todkrank. Schon seit längerer Zeitwird in ihr nicht mehr systematisch und ver-antwortungsbewußt im Hinblick auf die Zu-kunft dieses Landes gelernt. Die perverse Ideo-logie der sechziger Jahre hat inzwischen dieSchulen erreicht und sich verheerend darinausgewirkt.

Traut man den demoskopischen Umfragen,so fühlt sich nur noch ein verschwindend klei-ner Bruchteil der Schüler von ihrer Schule in-

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nerlich angesprochen. Seitdem diese statt Wis-sen und Bildung vor allem soziales Verhaltenvermitteln soll, ist die Schulverdrossenheit einsoziales Phänomen, das nicht nur auf dieSchüler übergegriffen hat. Von den Lehrern sol-len zwei Drittel der 40- bis 45jährigen bereitsamtsmüde und nervlich derartig aufgebrauchtsein, daß sie eine verfrühte Pensionierung an-streben. Nach dem Einzug des "American wayof life" in unsere Schulen mit einem Ratten-schwanz von destruktiven Erscheinungen wieDrogen, brutaler Gewalt und Ellenbogen-mentalität werden die Lehrer die Geister nichtmehr los, die sie zum Teil selbst heraufbe-schworen haben.

Unsere Schule ist natürlich auch nichts an-deres als ein Spiegelbild unserer kranken Ge-sellschaft und von den gleichen Krankheitenwie diese infiziert. Die eskalierende Gewalt-kriminalität, die das Leben in diesem Landezu einem lebensgefährdenden Risiko macht,beginnt mit beharrlicher Konsequenz bereitsauf unseren Schulhöfen und in den Klassen-zimmern. Hier haben uns die bitterbösen ame-rikanischen Gesellschaftsmodelle längst ein-geholt. Und trotzdem reagiert die deutscheÖffentlichkeit auf dergleichen Tatarennach-richten aus Absurdistan mit einer Gleichgül-

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tigkeit, die von allen deutschen Miseren mitSicherheit die verachtenswürdigste ist.Während der deutschen Schule der Boden un-ter den Füßen wegrutscht und in Ermange-lung durchgreifender Direktiven das Chaoslaufend an Terrain gewinnt, wurstelt man lust-los drauflos und jagt immer neuen, meist le-bensfeindlichen Modellen nach, von denenman das Heil erwartet. Am Ende richtet manseine enttäuschten Hoffnungen nur noch aufComputerlabors in der trügerischen Erwar-tung, primär menschliche Probleme mit Hilfevon Apparaturen aus der vertrackten Welt zuschaffen. Der naheliegende Gedanke, dieHochschulen mit qualifiziertem und arbeits-willigern Nachwuchs zu versorgen, scheintunseren politisch fixierten Reformern garnicht einmal zu dämmern.

Diese Gemütsakrobaten geben zwar un-gerührt zu, der Einfluß und die Gewichtigkeitdes deutschen Geistes wären früher einmaldurchschlagender gewesen. Dafür aber könnedie Weltnun sichtlich aufatmen, daß die deut-sche Hegemonie auf so vielen Gebieten end-gültig gebrochen sei.Natürlich können derglei-chen Flachköpfe sicher sein, daß sie aus demAusland und von deutschen Nationalmasochi-sten für ihre unqualifizierten Verlautbarungen

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Beifalleinheimsen werden. Aber sie setzen so-gar noch eins drauf, indem sie versichern, dasMittelmäßige wäre durchaus so übel nicht. Im-merhin hätte das goldene Mittelmaß den ein-maligen Vorzug,nicht den Neid der Umwelt zuprovozieren.

Die Tatsache, daß sich in Berlin und anders-wo auf dem politischen Parkett lauter graueMäuse die Türklinken in die Hand geben,nimmt man schulterzuckend und gottergebenhin. Selbst der zum kongenialen NachfolgerBismarcks hochstilisierte Rheinbündler Kon-rad Adenauer stellt sich bei näherer Sondie-rung als ein bescheidenes Kirchenlicht heraus,dem die Gunst des Augenblicks zustattenkam. Wer in dieser Republik überhaupt origi-nelle Gedanken äußert oder von der vorge-zeichneten Parteilinie abweicht, sieht sichschnell aus dem allgemeinen Rennen um diePfründe geworfen. Opportunistische Anpas-sung ist alles, Fachwissen und Charisma sindnicht gefragt. Mandatsträger pendeln sichflugs auf das ungeschriebene Gesetz ein, wo-nach wir es bei dieser Spielart von Demokra-tie mit einem Selbstbedienungsladen zu tunhaben, in dem sich Cliquen, die den Steuer-zahler ausbluten lassen, gegenseitig die Bällezuwerfen.

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Wenn diese Republik überhaupt noch Er-folgserlebnisse aufzuweisen hat, so beruhendiese bei genauerem Hinsehen auf der preußi-schen Erziehung, deren Maximen von ein oderzwei Generationen nicht hinwegzumendelnsind. Von Jugendlichen hingegen, die allenIdealen abgeschworen haben und einem diffu-sen Pragmatismus huldigen, sind allerdingskeine Wunder mehr zu erwarten. Sie gehenauch über Leichen, wenn es sich als opportunherausstellt, sich der Glücksgüter des schierenMaterialismus zu bemächtigen und alle Geld-adern anzuzapfen, die dieser WohlfahrtsstaatWürdigen und Unwürdigen, Deutschen undNichtdeutschen in seiner unergründlichen Gü-te beschert. Manche Jugendliche mausern sichzu cleveren Glücksrittern, die bei aller sonsti-gen Unbedarftheit doch schnell kapiert haben,daß man sich als Junginvalide ein Leben langvom Staat aushalten lassen kann und daß esdurchaus im Rahmen unserer wahnwitzigenBildungspolitik liegt, seine beste Lebenszeit aufeiner unserer Hochschulen zu vergammeln. Dasowieso wenig Hoffnung auf eine Anstellungbesteht, verzichtet man gleich von vornhereinauf ein Examen. Den Rest dieses tadellos grei-fenden Verblödungsprogramms besorgen gra-tis und franko unsere famosen Medien.

Und was unsere Schulen anbelangt, so ist ih-re Lage so heillos verfahren, daß kaum noch einGrund zur Aufregung besteht. Keine vitalisie-renden Impulse, keine durchschlagenden neu-en Ideen und keine Visionen, die eine Besse-rung der Lage erwarten ließen! Und die Opfereiner total verpatzten Schulpolitik werden ent-weder stumpf, zynisch oder krank ins soge-nannte Leben entlassen. Ihr Geschichtsbilddeckt sich im wesentlichen mit dem des kleinenMoritz, der nur etwas von den ominösen zwölfJahren vernommen hat, in denen die Deut-schen, von einem naßkalten Wahnsinn ergrif-fen, als unansehnliche Monster, wie weilanddie Hunnen, der Schrecken der gesamten Weltgewesen sein sollen und dafür, bitteschön, nunbis in alle Ewigkeit zu büßen haben. Und dader unkritische Normalbürger nicht Zeit nochÜbung darin hat, diesen Unterstellungen ein-mal mit der nötigen wissenschaftlichen Akribiezu Leibe zu rücken, gerät er über kurz oderlang in eine wunderschöne Neurose, die ein in-tegrierender Bestandteil der allgemeinen Volks-verdummung ist.

Vor nunmehr über 30 Jahren konnte jeder, dersich an eine Bestandsaufnahme der deutschenSchule wagte, noch mit dem guten Willen derReformer rechnen. Heute kann man sich des

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Eindrucks nicht erwehren, diese hätten ihreMission darin erfüllt, nationale Emotionen ab-zubauen, Schuldgefühle zu kultivieren, das Bil-dungswesen auf einen vorsintflutlichen Statuszurückzuführen und den Vielvölkerstaat aufdeutschem Boden vorzubereiten. Der Rest istSchweigen.

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Die Kunst im Exil

Dafürdas Ansehen und die Karriere einesin der Wolle gefärbten Linksintellektuel-len nichts tödlicher sein kann, als ihn mit

einem noch so vagen Faschismusverdacht zustigmatisieren, haben die nimmermüden Mana-ger unseres Kulturbetriebs, der immer noch aufvollen Touren läuft, als unumgängliches Ingre-dienz ihrer Überlebensstrategien den Antinatio-nalismus entdeckt. Sie sind daher auch keines-wegs bereit - aus Mangel an Substanz und an-gesichts der von der modernen Kunst gefertig-ten Angstprodukte -, kurzentschlossen dasHandtuch zu werfen und sich in irgendein Ab-normitätenkabinett zu verflüchtigen. Damitwürden sie allerdings der notleidenden deut-

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sehen Kunst und allem, was sich dafür ausgibt,einen gottgefälligen Dienst erweisen.

Angesichts der Tatsache, daß sie sich virtuosdarauf verstehen, sich bei jeder Gelegenheit inden Vordergrund des Geschehens zu lancierenund in deutschen Feuilletons Stärke zu markie-ren, entgeht es dem Beobachter der ausge-brannten Kulturszene keineswegs, daß es sichbei ihnen recht eigentlich um Könige ohneLand handelt, die ihr Amt unter Ausschluß derÖffentlichkeit ausüben. Wird die Nachwelt ein-mal eine kulturelle Bilanz dieser dürftigen Zeitziehen, so werden unsere Kulturmanager, diees auch nicht so leicht haben, den Leuten nichtsals Schrott von vorgestern als Kunst anzudre-hen, mit sicher nicht allzu schmeichelhaftenZensuren bedacht werden. Spätere Chronistenwerden nämlich lakonisch zu berichten haben,daß überall da, wo man einmal künstlerisch flo-rierende Provinzen antraf, nichts als geistigeDürre herrschte.

Unsere Umerzieher waren sich von Anfangan darüber einig, daß man ein Volk zum Todeverurteilt, wenn man ihm seine Kultur stiehltund es rücksichtslos von seinen Traditionenabnabelt. Eben dieser Zustand aber ist heuteeingetreten. Man ist sogar mit unermüdlicherGeschäftigkeit dabei, unsere geistigen Provin-

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zen in eine sterile Wüste zu verwandeln unduns seelisch am ausgestreckten Arm verhun-gern zu lassen.

Die künstlerische Dystrophie bei uns zulandedatiert eigentlich erst von der Mitte der Sechzi-ger Jahre, als von allen guten Geistern verlasse-ne Kulturproduzenten wie hingerissen demKölner Groß schriftsteller Heinrich Böll lausch-ten, dessen defätistische Aufforderung zumZersetzen um jeden Preis offenbar so wörtlichgenommen wurde, wie sie von diesem deut-schen Literaturnobelpreisträger gemeint war.Seitdem hat man sich leider daran gewöhnenmüssen, den Revolver zu entsichern, wenn vondeutscher Kunst überhaupt noch die Rede ist.Quer durch alle Kunstbereiche, über die eskaum noch lohnt, auch nur ein Sterbenswört-chen zu verschwenden, bewegen sich die Kün-ste wie auf Krücken durch abgegraste Felder,von denen man leider nicht den Eindruck hat,auf ihnen würde jemals wieder auch nur einGänseblümchen verschüchtert seine Augen zueinem neuen Leben aufschlagen.

Genau betrachtet haben wir es bei der Gegen-wartskunst nur noch mit einer einzigen Schmie-renkomödie zu tun, in der die Rollen akkuratnach politischen Kategorien verteilt sind. Sobleibt man wenigstens in einer hermetisch ab-

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gezirkelten Domäne unter sich und brauchtnicht lästige Querdenker abzuschmettern, wenneinem die Argumente ausgegangen sind. Wersich in die Pose eines arrivierten Linksintellek-tuellen steigern kann, hat eigentlich für sein Leb-tag ausgesorgt. Wenn auch das Publikum kei-nerlei Notiz mehr von seinen rachitischen Kopf-geburten nimmt, so kann er doch der emphati-schen Vorschußlorbeeren und Hochlobungstira-den der offiziellen Kritik sicher sein. Da er, dieRechtsextremismus-Keule in der Hand schwin-gend, jede lästige Konkurrenz niederfuchtelnkann, gilt er als sicherer Abonnent für Kunst-preise, mit denen man, wie man weiß, ein pro-sperierendes Kunstleben vortäuschen möchte.

Ansonsten brauchte man über die Nichtexi-stenz von diskutabler Kunst in diesem Landekaum noch ein Wort zu verlieren. Bei einiger in-tellektueller Redlichkeit sollten wir uns als ehe-maliges Kulturvolk selbst schuldbewußt an dieBrust schlagen und uns aus der Geschichte ab-melden. Alle Indizien weisen nämlich auf einenkulturellen Kahlschlag hin. Kein Wunder übri-gens, denn je intellektueller sich eine Zeit auf-führt, um so unschöpferischer wird sie sein.

Unsere Kulturmafia, die wie Pech undSchwefel zusammenhält und so etwas wie eineGanovenehre zu verteidigen hat, kann ihre

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neuralgischen Punkte nicht mehr so ohne wei-teres mit Feigenblättern verdecken, deren Vor-rat demnächst zur Neige gehen dürfte. Viele"Künstler" mögen befreit aufatmen, wenn sieendlich auch den lästigen Ballast kulturellerTraditionen losgeworden sind. Um so unbehel-ligter können sie in Ermangelung von Ver-gleichsmaßstäben im Brackwasser einer or-dinären Subkultur herumstochern und den da-bei aufgewühlten Schlamm ahnungslosen Kul-turteilnehmern als bemerkenswerten Extraktbundes deutscher Kunstausübung unterjubeln.

Bei einer ernsthaften Sondierung unserer Ge-genwartsliteratur zum Beispiel muß man mit ei-nem Anflug von Verlegenheit und achsel-zuckend die frustrierten Musen angesichts vonsoviel Stümperei um Vergebung bitten. Was un-sere Literatur anbelangt, so handelt es sich beiihr eigentlich nur noch um einen Leichnam, derkünstlich am Leben erhalten wird. Trotz allerProthesen gelingt es ihr nicht, sich am eigenenSchopf aus dem moralischen Modder zu ziehen,den sie selbst angerührt hat. Man muß schondem selbsternannten neudeutschen Literatur-papst, der uns aus Polen zugeweht ist, dankbardafür sein, daß wenigstens er nicht an dem Astherumsägt, auf dem er selbst recht selbstgefällighockt. Vielmehr serviert er den Deutschen, die

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längst auf die Segnungen moderner Belletristikaffektiv reagieren, immer noch geradezu kaba-rettreif einige Proben künstlerischer Sterilität.

Auch in unseren Subventionstheatem herrschtabsolute Flaute, seitdem dort losgelasseneDilettanten das große Wort führen. Mit disku-tablen Stückernachern können sie nicht mehrrechnen. Um so boshafter tobt sich die Wutüber ihre Impotenz an unseren klassischen Dra-matikern aus, die sie nach besten Kräften inihren Regietheatern verhackstücken und ver-hunzen. Trotz dieser Exekutionen des alten Re-pertoires können sie die Leute im Parkett nichtmehr elektrisieren. Man hat im Karussell dertheatralischen Moden immer weniger eineChance, einmal auf eine Goldader zu stoßenund das Theater wenigstens noch einmal insZentrum des öffentlichen Interesses zu rücken.

Es ist bei einer so traurigen Bilanz eigentlichnur ein schwacher Trost, daß unsere Nachbarnzur Linken an der gleichen Krankheit einerchronischen Innenweltauszehrung leiden undihre Literatur mit ähnlich fragwürdigen Zensu-ren wie die unsere zu versehen gezwungensind. Allerdings muß zu ihrer Ehre gesagt wer-den, daß sie dem Krebsleiden des rasanten Kul-turverfalls resoluter als wir zu Leibe rücken, in-dem sie sich wenigstens den destruktiven Ame-

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rikanismus nach besten Kräften vom Halse hal-ten und nicht unbedingt ihre Museen in Exeku-tionsstätten des guten Geschmacks verwandeln.

Schon kurz nach dem Krieg brachte es derfranzösische Dichter Georges Bernanos auf denPunkt, was über die Literatur seiner Zeit zu sa-gen war. Er sah in ihr nämlich nichts anderesals einen "einzigen Friedhof totgeborener Kin-der", nichts als eine Produktion von "monoto-ner Schamlosigkeit". Bernanos, bei dem es sichmit Sicherheit noch um einen Dichter von Ge-blüt handelte, hieb seinen Landsleuten und da-mit dem gesamten Abendland seine unge-schminkten Wahrheiten gehörig um die Ohren.

"Was nutzt schon alle schriftstellerische Bega-bung?" fragte er seine konsternierten Landsleu-te, und das wahrscheinlich nicht nur rhetorisch."Wir ersticken unter einem Haufen von Leuten,die zu schreiben verstehen und die doch nie-mandem etwas mitzuteilen haben." Und dannnoch dies: "Wer immer ein Wort zu sagen, einnoch so kleines Stück Wahrheit zu verschenkenhat, ist künftig dafür vor Gott verantwortlich. Erhat es denen zu erstatten, die darauf warten,wie es sie auch zu stehen kommt."

Die aufreizende Gleichgültigkeit seinerLandsleute gegenüber den Verfallserscheinun-gen auf allen Lebensgebieten versetzte Georges

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Bernanos noch mehr in Erregung als der allge-meine Verblödungsprozeß, den er mit dem ag-gressiven, geisttötenden Amerikanismus aufEuropa zukommen sah.

Natürlich waren es wieder einmal die hartgeprüften Deutschen, die den Vogel abschos-sen, als sie sich auf Gedeih und Verderb dem"American way of life" verschrieben und sichden "Befreiern" förmlich an den Hals warfen.Sie haben teuer dafür bezahlen müssen, ihreBegeisterung nicht rechtzeitig in erträglicheBahnen geleitet zu haben. Ihre lamentable kul-turelle Bilanz und geistige Ausbeute ist seitdemein sicheres Indiz dafür, daß sie diesmal vorei-lig aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Die neuenFreunde waren auf jeden Fall mit Vorsicht zugenießen. In ihrem Schlepptau haben wir kul-turell eine uns endlos erscheinende Durst-strecke zu überwinden.

Was nun den Mann von der Straße anbelangt,dem man die Gegenwartskunst mit einem er-heblichen rhetorischen Aufwand aufschwatzenwollte, so erweist er sich nun schon seit Jahrund Tag gegenüber den Emanationen eines un-heilbar gestörten Innenlebens von Großstadt-neurotikern als hoffnungslos resistent. Mittler-weile nehmen sich eigentlich nur noch Psy-chiater dieser Kunstprodukte wegen ihrer un-

freiwilligen Komik an. Es handelt sich bei ihnenin der Tat um eine manifeste Tollheit, um einenIrrsinn, der allerdings Methode hat.

Inzwischen ist die Toleranzgrenze der sonstso langmütigen Bürger erheblich überschrittenworden. Wer läßt sich auch schon gerne fürdumm verkaufen? Selbst auf die Gefahr hin, alsKunstbanause verteufelt zu werden, der denAnschluß an die Zeit verloren hat, läßt man sichlieber diffamieren, als daß man seine Seele ver-kauft. Und doch kann man der sogenanntenKunst unserer aus den Fugen geratenen Gegen-wart nicht das zweifelhafte Verdienst abspre-chen, die beängstigende Geistesverfassung un-serer Intellektuellen schonungslos aufgedecktzu haben. Ob aber dieser zufällige Nebeneffektden Aufwand lohnt und rechtfertigt, den manin ihr Überleben investiert, ist die Frage. Mantippt jedoch wohl nicht daneben, wenn man an-nimmt, daß das Urteil späterer unbefangenererKritiker einmal vernichtend ausfallen wird.

Was unsere Literatur anbelangt, so setzte ih-re dramatische Talfahrt so recht erst ein, als diefatalen Achtundsechziger mit ihrer Totschlage-mentalität ihre Ressentiments auch an der tra-ditionellen Literatur austobten, die in den er-sten Nachkriegsjahren noch Terrain erobernkonnte. Sie protzten mit einem lebensfeindli-

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chen Internationalismus auf. Was nicht in ihreeingeengte Optik paßte, wurde unbesehen inden Orkus befördert. Und da sie mit einer ag-gressiven Militanz auftraten, zogen es die Apo-logeten traditioneller Strukturen vor, sich still-schweigend aus der ideologischen Kampfzonezu entfernen und der Zukunft die Entschei-dung über Gut oder Schlecht nach zeitlosenästhetischen Kriterien zu überlassen.

Professionelle Einreißer hatten nun freieHand, ihre Akzente im literarischen Leben zusetzen und vor allem Bölls Parole vom Zerset-zen um jeden Preis in die Wirklichkeit umzu-setzen. Da man natürlich nicht Konstruktivesan die Stelle des zum Abbruch freigegebenenbewährten Alten zu setzen hatte, kultiviertediese Jeunesse doree eine Tabula-rasa-Menta-lität, die uns spielend aus dem internationalenWettbewerb warf.

Die geistige Impotenz, die uns WinstonChurchill als letzte Geheimwaffe gegen die ver-haßten Deutschen anhexen wollte, nun war siein der Tat eine Realität, gegen die kein Kraut ge-wachsen war. Die Anbeter des Dekadenten, diesich auf unserer literarischen Szene in rauhenScharen tummelten und ihr Mitspracherecht an-meldeten, traten auf unserer klassischen Litera-tur erbarmungslos herum, da sie in ihr die eige-

ne Inferiorität gespiegelt fanden. Das war dannder Zeitpunkt, in dem der um Objektivitätbemühte englische Historiker Taylor sich zudem bekannten Verdikt aufschwang, das denStab über die künstlerische Leistung brach, diedieser liberalistische Staat vorzuweisen hatte.

"Sie haben keine interessanten Bücher mehr,keine aufregenden Ideen, keine Hauptstadtund keine Staatsmänner mehr", qualifiziertedieser Engländer die Leistung der KulturnationDeutschland ab. "Während des Krieges schienes, als sei die deutsche Frage nur dadurch zu lö-sen, daß die Deutschen aufhörten zu existieren.Das haben sie inzwischen selbst perfekt be-sorgt. Zwar sind sie immer noch da, aber ato-misiert, jeder für sich dahinlebend, fleißig undwohlgenährt."

Auch heute, nachdem im Zeichen des totalenAmerikanismus die geistige Autonomie derBundesdeutschen nur noch eine Fiktion ist,können wir bei einiger intellektueller Redlich-keit unserer kulturellen Ausbeute nur ein be-denkliches Armutszeugnis ausstellen. Es hatauch keineswegs den Anschein, als könntenwir uns auf unserer Höllenfahrt in einen bedin-gungslosen Materialismus noch einmal selbstauffangen und einen neuen überzeugendenAnfang setzen. Vielleicht hatte Oswald Speng-

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ler so unrecht nicht, wenn er darauf bestand,bedeutende Geister könnte man heute eigent-lich nur noch in den Planungsbüros der großenUnternehmen oder in den technischen Laborsder Großindustrie aufstöbern. Für alle künstle-rischen Bereiche wäre hingegen erbarmungslosFehlanzeige zu erstatten.

Am allgemeinen Verblödungsprozeß sindauch unsere Schulen eifrigst mitbeteiligt, umuns für immer aus dem internationalen Wett-bewerb auszuschalten. Unsere nachwachsendeComputergeneration, die mit ganz anderen Er-wartungshaltungen und einer vorwiegend na-turwissenschaftlich-technischen Grundausstat-tung diese entzauberte Welt betritt, verfügtkaum noch über einen Spielraum schöpferi-scher Phantasie, um geistige Höhenflüge zu be-wältigen. Die Geisteswissenschaften fristen inder Vorstellungswelt moderner Pragmatiker,die den amerikanischen Lebensstil zum Gesetzihres Handeins erhoben haben, bestenfalls eineperiphere Existenz. Kunst nimmt in ihrer Vor-stellungswelt keinen nennenswerten Stellen-wert mehr ein.

Unter diesen betrüblichen Voraussetzungenkann man in eine kulturelle Renaissance kaumnoch besondere Erwartungen setzen. Diese istvon einem Establishment engagierter Inländer-

feinde, das die Auflösung auch des innerenDeutschlands mit bösem Vorsatz betreibt, auchnicht einmal erwünscht. In Berlin weiß manwenigstens so viel, daß Kulturen den Völkernimmer vorauszusterben pflegen. Die Geschich-te liefert für diese These ausreichend Beispiele.Dabei läßt die schleichende Dekadenz der so-genannten geistigen Elite keinen Zweifel mehrdaran, daß die Künstler sich erschöpft habenund ihnen keine umwerfend neuen Ideen mehrkommen. Sie bewegen sich wie in einem luft-leeren Raum von beängstigender Sterilität. Mitder Imagination ist es schlecht bestellt, und vonInspiration kann bei ausgemachten Materiali-sten natürlich keine Rede mehr sein. Ohne me-taphysische Verankerung war Kunst nie zudenken gewesen. An dieser Einsicht hat sichnatürlich auch heute nichts geändert. Und soproduziert man bestenfalls eine Kollegenkunstzur eigenen Selbstbefriedigung und setzt lauterPotemkinsche Dörfer in eine Welt voller Lemu-ren, die auf uns angesetzt sind, um die letztenReste des guten Geschmacks zu vernichten.

Alles, was unter wertkonservativen Aspek-ten über das heulende Elend unserer Gegen-wartskunst zu sagen ist, hat der französischeFilmregisseur Claude Autant-Lara mit hörens-werten Argumenten ausführlich in seiner An-

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trittsrede vor einem illustren Gremium derfranzösischen Akademie der Künste erschöp-fend besorgt. Wahrscheinlich hat sich in diesemmusischen Zeitgenossen im Laufe der Jahre so-viel seelischer Frust angesammelt, daß er vonder Narrenfreiheit der unverblümten freien Re-de Gebrauch machte und wie weiland Abra-ham a Saneta Clara frisch von der Leber all dashinausposaunte, was den meisten kulturellnoch ansprechbaren Zeitgenossen auf der See-le brannte. Indem der alte Mann Tacheles zu re-den sich erkühnte und schreckliche Wahrheitenbeim rechten Namen nannte, heimste er mit sei-ner kulturkritischen Philippika, wie man sie indieser ätzenden Schärfe lange nicht mehr zuOhren bekommen hatte, bei den handverlese-nen Akademikern frenetischen Applaus ein.

Was Autant-Lara bei diesem herausragendenAnlaß zu artikulieren hatte, war im Grundenicht mehr oder weniger als der längst fälligeGeneralverriß der gesamten asthenischen Ge-genwartskunst, die nicht leben und nicht ster-ben kann und nur noch ausgepowert ihre Tagefristet. Sie wurde von einem genialischenKünstler rücksichtslos entblättert, der sich nichtins Bockshorn jagen ließ, auch wenn er sichdessen durchaus bewußt war, daß sein provo-kativer Auftritt als der eines Reaktionärs ver-

teufelt werden würde. Leute dieses hartnäcki-gen Schlages, die keine Anzeichen von oppor-tunistischer Anfälligkeit zeigen, pflegt man be-kanntlich inquisitorischen Zwangsmaßnahmenzu unterziehen, die bis zur Exkommunikationhin reichen. Mit einem noch unverbrauchtenVokabular setzte hier einer, der noch mit demHerzen zu denken verstand, rhetorische Glanz-lichter auf. Dabei zerrupfte er die Scheinargu-mente der letzten Apologeten unserer Talmi-künste, deren Scharlatanerie er sarkastisch ent-larvte, Stück für Stück.

Daß diese mit soviel geistiger Brisanz gela-dene Abrechnung mit einem pathologischenund perversen Zeitgeist endlich wieder einmalzu den besonderen Sternstunden unserer unbe-quemen Zeitkritik gehörte, darüber waren sichdie prominenten französischen Kulturfunk-tionäre von allem Anfang an im klaren. Was die-ser gestandene Konservative, hinter dem ein re-spektables Lebenswerk lag, der Öffentlichkeitmit oft brüskierender Offenheit zumutete, über-stieg alles, was man bis dahin vor einem akade-mischen Forum zu Ohren bekommen hatte.

Was nun die Literatur anbelangt, so wußtedieser Grandseigneur des französischen Films,der einstmals Weltruhm erlangt hatte undschließlich ebenfalls auf der Stelle zu treten be-

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gann, worauf er sich einließ, als er der Dichtungseines Landes einen anrührenden Prolog überihr Grab hinwegs pr ach.

"Es ist schon lange her, daß bei uns in Frank-reich Autoren aufgetreten sind, die ihren Vor-gängern das Wasser reichen konnten", so heißtes beispielsweise bei ihm. "Eine seltene Dürreherrscht unter den Produzenten unserer Litera-tur, seit die Verhältnisse der Vorkriegszeit in dieBrüche gegangen sind. Wo sind die Giraudoux,Paul Morand, Henry de Montherland, AndreGide, Gono, Jouhandeau, Peyrefitte, Celine undso viele andere?"

Natürlich weiß Claude Autant-Lara so gutwie wir, die das Leiden an dieser dürftigen Zeitleibhaftig durchzutragen haben, daß kein Werkder europäischen Kunst, die sich irgendwohinins Exil abgesetzt und dort Gelegenheit hat,über bessere Zeiten zu reflektieren, auch nurdie geringste Chance hat, ins imaginäre Muse-um klassischer Kunst einzurücken. Eine Rege-neration, so lautet sein hörenswertes Resümee,ist ohne eine Wiederverwurzelung in dennährenden Humus des Völkischen einfachnicht denkbar.

Aus deutscher Sicht kann man den apodikti-schen Schlußfolgerungen dieses hellsichtigenFranzosen uneingeschränkt zustimmen. Auch

bei uns steht die Frage offen im Raum, wo sie nurgeblieben sind, die Künstler, die noch vor derKulturrevolution des Jahres 1968eifrig am Werkwaren? Geistige Pygmäen haben sie abgelöst, dietrotz aller Hochlobungsversuche einer gekauftenKritik nun einmal keine langen Schatten werfenkönnen, seitdem die Sonne der Kultur hinterdem Horizont verschwunden ist und die Künst-ler in ihrer Ausweglosigkeit aus Mangel an Sub-stanz sich nur noch in ein Imponiergehabe flüch-ten, das unschwer zu demaskieren ist.

Auf unsere bescheidenen deutschen Verhält-nisse projiziert, läßt sich nur sagen, daß wir vonlauter problematischen Naturen umgeben sind,und daß sich daran bis ans Ende unserer Tageauch wenig ändern dürfte, wenn der Entnatio-nalisierungskultus unserer negativen Weltelitenicht doch noch gestoppt wird. Man macht essich nicht zu einfach, wenn man sich zu derThese durchringt, daß eine Regeneration unse-rer notleidenden Künste nur durch eineRückeroberung unserer nationalen Ausgangs-positionen denkbar ist.

Alle echte Kunst, die auf dem Prüfstand derWelt steht, braucht nun einmal ein kommuni-katives Lebenselement, wenn sie mit Höchst-leistungen aufwarten will. Die Monopolistenunserer Kunstszene wachen jedoch seit Jahr-

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zehnten mit Argusaugen darüber, daß ihnendie Konservativen in der Publikumsgunst nichtden Rang ablaufen. Die von ihnen vertreteneSubkultur gehört nun einmal ins triste Kapiteljener Verblödungsstrategien, mit der unsereKolonialherren ein einstmals hochrangigesKulturvolk auf ihr bejammernswertes Niveauherunterdrücken möchten.

Sie haben im Fernsehen neuerdings einzulängliches Instrumentarium, die Deutschenin eine amorphe Masse von seelischen Krüp-peln zu verwandeln. Die uns zugemutetenFernsehlustbarkeiten stehen in der Regel anGrausamkeit den römischen Gladiatoren-kämpfen um nichts nach. Es wird ein Männ-lichkeitsmythos kultiviert, der sich immermehr abnutzt. Am Ende hat man es nur nochmit einer Anhäufung seelischen Unrats zutun, für den noch keine Müllabfuhr zuständigist.

Wenn es sich in der Tat so verhält, daß dieKunst eines Volkes der sicherste Indikator fürdessen geistige Verfassung ist, so kann man,was die Deutschen anbelangt, nur zu trübsin-nig stimmenden Ergebnissen gelangen. Wasman uns als hochkarätige Kunst auf dem Jahr-markt der Eitelkeiten anzubieten pflegt, hat we-nigstens den unschätzbaren Vorzug, uns wie in

einem Spiegel den jeweiligen Stand unsererVerblödung anzuzeigen.

Wenn wir bereit wären, dem gesunden Men-schenverstand noch eine winzige Chance ein-zuräumen und sogar dem vielgelästertenVolksempfinden wieder zu seinem Recht zuverhelfen, würden wir der Scharlatanerie unse-rer heutigen Künste recht bald auf die Schlichekommen und sie enttarnen. Es wäre schließlichnicht das erste Mal in unserer Geschichte, daßDeutsche zu einem spektakulären Bildersturmansetzten.

Man kann zwar ein Volk eine Zeitlang mut-willig auf den Arm nehmen, auf die Dauerfunktioniert dieses Rezept einer Bewußtseins-trübung aber auf keinen Fall. Selbst noch sogründliche Charakterwäschen sind nicht vonlanger Dauer. Die Erbanlagen stellen sich amEnde doch immer wieder als resistent gegen al-le Umerziehungsexerzitien heraus. Und imübrigen: Wir verfügen auch in dürftiger Zeitimmer noch über das unerschöpfliche Arsenaldeutscher Kunstleistungen. Auf sie können wiruns jederzeit berufen, bis vielleicht auch unseinmal die Sternstunde einer geistigen Wieder-geburt schlagen wird.

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INHALT

Inhalt

Nach über 30 Jahren S. 5

Der Bundesdeutsche S. 27

Ist Berlin nicht Weimar? . . . . . . . . . . . S. 45

Entnationalisierung S. 63

Der geplante Seelenmord S. 83

Macht Wohlstand dumm? S.103

Volksverdummung durch" Umvolkung". S. 123Der Anfang des Schwachsinns . . . . . . . . .. S. 145

Die Schule auf Abwegen . . . . . . . . . . . . . .. S. 167

Die Kunst im Exil S. 187

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Weitere Titel von Gustav Sichelschmidt

ARNDT

IM ZUG NACH NIRGENDWODeutschland im freien Fall. - 224 S. - Pb. - € 12,75. - Esist nicht mehr fünf vor zwölf, und Deutschland steht auchnicht nur am Abgrund. Der Abwärtstrend unseres Gemeinwe-sens ist in den freien Fall übergegangen, die Ratlosigkeit derPolitiker hat Weimarer Ausmaße angenommen. In einem gran-diosen Panorama geht es um die Zeidosigkeit Preußens, um die"Demagogen" -Verfolgung deutscher Patrioten, die Unterwer-fung unter US-Interessen, den Niedergang der Literatur, diePerspektivlosigkeit der Jugend und die zersetzende Wirkungdes Liberalismus. Wieder gelingt es dem Literaten Gustav Si-chelschrnidt, über Lageanalyse, Verachtung und Anklagesc~ließlich Wege zu einer neuen deutschen Selbstfindung zuweisen.

TOLLHAUS DEUTSCHLANDDer tägliche Wahnsinn. - 224 S. - Pb. - € 16,80. - IstDeurschland ein Tollhaus, mutiert es langsam zu einer Diktaturvon Gutmenschen oder ist es einfach nur ein Selbstbedienungs-laden, in dem sich die ,,Armen und Entrechteten" des ganzenErdballs nicht nur kostenlos versorgen, sondern auch gleich häus-lich niederlassen können? Einer, der die seismischen Verände-rungen in unserer Gesellschaft sters mit feinem Gespür bemerk-te und sie darüber hinaus wortgewaltig anprangerte, auf daß derdeutsche Michel endlich aufwache, war unser verstorbener Au-tor Dr. Gustav Sichelschmidt. Der ARNDT-Verlag hat eineSammlung der besten zeitkritischen Aufsätze, die aufgrund dersich immer rasanter nach unten entwickelnden Lage heute ak-tueller denn je sind, zusammengestellt.

EIN VOLK IM WAHNWer will die Deutschen krank? - 208 S. - Pb. - € 15,30.-Selbst bei noch so gründlichem Studium der Weltgeschichtewird man auf kein Volk stoßen, das sich vor Eifer fast über-schlägt, Verbrechen auf seine Kappe zu nehmen, selbst solche,die es nie begangen hat. Welcher Normaldenkende zerstört un-sere harte Währung freiwillig,zwingt unser Volk in ein Euro-Ge-fängnis, vernichtet unsere Zukunft durch massivesEinschleusenfremder Völkerrnassen, liefert sein eigenes Volk ungezügelterKriminalität aus, macht seine eigene Geschichte zu einem Ver-brecheralbum? In diesem Buch geht der Autor der Frage nach,wer die Nutznießer der Neurotisierung unseres Volkes sind, ei-ner schleichenden Krankheit, die längst in ihr chronisches Sta-dium eingetreten ist.

ARNOT-Verlag, Postfach 3603, 0-24035 Kiel

Page 105: Gustav Sichelschmidt - Germanenherz · 2019. 7. 2. · ler der Amerikanerin Margaret Mitchell "Vom Winde verweht" gelesen hat, daß dessen reso-lute HeIdin Scarlett O'Hara in der

Weitere Titel von Gustav SichelschmidtVOR PREUSSEN WIRD GEWARNTLesebuch zur preußischen Geschichte. - 256 S. - Pb. -€ 16,80. - Wer stellt sich ein preußisches Lesebuch "langweilig"vor? Der lasse sich von dieser Auswahl von Dr. Gustav Sichel-schmidt eines Besseren belehren. Ungemein spannend und zu-gleich unterhaltsam erfahren wir aus der Feder von großen Preu-ßen alles über große Preußen und preußische Ereignisse. Die Au-toren der Textewerden im Bildvorgestellt. Die ausgewählten Pro-klamationen, Essays, Balladen und Prosatexte werden prägnanthistorisch eingeordnet. Ein faszinierendes Kompendium vonFriedrich Ir. über Theodor Fontane bisJoachim Fernau, von Ger-hard von Scharnhorst über Hans-Joachim Schoeps bis Ernst vonSalomon und vom Testament des Alten Frirz über MoltkesKriegsstrategie bis zu Spenglers Preußenturn.

DER EWIGE DEUTSCHENHASSHintermänner und Nutznießer des Antigermanismus. -160 S. - Pb. - € 12,80. - In leicht verständlicher Form undanhand einer Fülle von Beispielen aus der Geschichte be-schreibt der Autor den seit Jahrhunderten blühenden Haß aufuns Deutsche. Ob Franzosen, Engländer, Polen, Russen oderAmerikaner, sie alle würden nur zu gern Deutschland "von derLandkarte ausradieren" (Lech Walesa). Aber auch in unseremeigenen Land wächst der Haß auf das deutsche Volk, geschürtvon linken Intellektuellen, Antifa-Chaoten und Ausländer-gruppen. Mit seinem aufrüttelnden Buch appelliert Dr. GustavSichelschmidt an den Mut und die nationale Würde von unsDeutschen, dem Kesseltreiben deutschfeindlicher Mächteselbstbewußt entgegenzutreten.

WIE IM ALTEN ROMDekadenzerscheinungen damals und heute. - 254 S. - Pb. -Sonderausgabe nur € 9,95. - Diese brillante und scharfZüngigeZeitkritik spießt so erschreckende Entartungen wie Alkoho-lismus, Amerikanismus, Autoritätsverfall, Denkmalsdemontage,EllbogenJ?entalität: Geburt~ndefizit, Geschichtslosigkeit, ~o-rnosexualität, Multinationalismus. Scheidungsrekorde. Schein-asylantentum, Sexismus, Sinnlosigkeitssyndrom, Staatsverdros-senheit, Terrorismus und Verhaltensstörungen auf, um nur eini-ge zu nennen. Die meisten dieser Sozialphänomene standen voreinem Jahrzehnt noch nicht mit der gleichen Intensität zur De-batte. Dies beweist, wie hellsichtig Dr. Gustav Sichelschmidt dieerst heute in vollem Umfange zum Ausbruch gekommene De-kadenz in der Bundesrepublik Deutschland diagnostiziert hat.

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