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h info 03 / 2012 öko-logisch! / Seite 6 Weshalb wir an der Kanti Hottingen nicht fliegen Exkursion / Seite 8–9 Inside Google Schülertext / Seite 13 Zweitplatzierter Text, Literaturwettbewerb KSH 2011 Gedankensplitter / Seite 14 Musse Kolumne / Seite 16 Teenies heute Quiz / Seite 20 Wer sind denn diese süssen Wonneproppen? Ein neues Kleid Neuer Auftritt der Kantonsschule Hottingen editorial seite 2 interview seite 4–5 HOTTINGEN IST DIE WIRTSCHAFTSSCHULE MIT INNOVATIVEM UND PRAXISBEZOGENEM BILDUNGSANGEBOT IM RAUM ZüRICH. termine HOTTINGEN WIRTSCHAFTSGYMNASIUM HANDELS– UND INFORMATIKMITTELSCHULE 13 / 11 / 1012 Forum KSH «Arm und Reich» 20 / 11 / 1012 Orientierungsabend 23 / 01 / 1013 Forum KSH «Schweizer und Deutsche»

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«Ein neues Kleid» Kantonsschule Hottingen

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03 / 2012 öko-logisch! / Seite 6

Weshalb wir an der Kanti Hottingen nicht fliegen

Exkursion / Seite 8–9

Inside Google

Schülertext / Seite 13

Zweitplatzierter Text, Literaturwettbewerb KSH 2011

Gedankensplitter / Seite 14

Musse

Kolumne / Seite 16

Teenies heute

Quiz / Seite 20

Wer sind denn diese süssen Wonneproppen?

Ein neues KleidNeuer Auftritt der Kantonsschule Hottingeneditorial seite 2interview seite 4–5

Hottingen ist die WirtscHaftsscHule mit innovativem und praxisbezogenem bildungsangebot im raum züricH.

termine

HoTTInGEn WirtscHaftsgymnasium Handels– und informatikmittelscHule

13 / 11 / 1012Forum KSH «Arm und Reich»

20 / 11 / 1012orientierungsabend

23 / 01 / 1013Forum KSH «Schweizer und Deutsche»

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von sandra nussbaumer

alles neu macht gemäss einem alten volkslied der mai. in unserem fall ist es allerdings der sommer. neuer name, neues kleid, neues team. und ich bin die neue, die die h info in zukunft gemeinsam mit barbara ingold gestalten wird.

für uns lehrpersonen findet der Jahreswechsel ja gewissermassen im sommer statt. Wenn im Juli die abschlussklassen verabschiedet und ins leben entlassen werden, wenn die übrigen schüler in den letzten schulstunden nicht mehr ausschliesslich über der geldflussrechnung brüten, die formen des subjonctif lernen oder an kleists hypotaktischen satzkonstruktionen verzweifeln, sondern bereits von sonne, bergen und meer träumen, und wenn schliesslich die zeugnisse verteilt sind, folgen nicht nur die wohl verdienten ferien, sondern auch die zeit des rückblicks und der vorsätze. ganz so, wie es sich für einen Jahreswechsel gehört. da wird aufgeräumt und ausgemistet, reflektiert und eva-luiert, geplant und konzipiert. im sommer ist auch ausreichend zeit, einfach einmal seinen gedanken

nachzuhängen, sich treiben zu lassen und dabei viel neues zu entdecken. neues, das dann in viel-fältiger form eingang in den unterricht findet.

zugegeben, an der gestaltung des neuen auftritts der kantonsschule Hottingen wurde etwas länger gearbeitet als einen sommer. Was der auslöser für die neugestaltung war, was für ein konzept und welche absichten hinter dem neuen corporate design stecken, dazu stehen rektor peter stalder und prorektor Hans suter im interview rede und antwort.

die metamorphose vom Hotinfo zum h info ist ein resultat dieses prozesses der neugestaltung. mit der äusseren verwandlung geht allerdings auch eine innere einher: neben dem breiteren umfang gibt es neue rubriken. regelmässig werden wir gelungene schülerarbeiten abdrucken – texte aus dem sprachunterricht oder künstlerische produkte aus dem fach bildnerisches gestalten. ausserdem werden rufus butz und christoph meier in ihren kolumnen gedankensplitter und öko-logisch! alltagsthemen ergründen, über schulisches oder schulpolitisches nachdenken, sich zu ökologischen themen äussern, uns die Welt durch die augen des philosophen wahrnehmen lassen, kurz: zum denken anregen. alles neu? fast alles. altbewährtes ist natürlich erhalten geblieben. aber: lesen sie selbst!

diese ausgabe wurde zwar im sommer geplant, aber erst danach realisiert. allerdings haben wir sie mit dem gleichen elan, enthusiasmus und der gleichen freude angepackt, wie wir nach dem sommer ins neue schuljahr gestartet sind. Wir finden, es hat sich gelohnt und wünschen ihnen eine anregende lektüre!

editorial

Redaktion Bild oben: Barbara Ingold Bild unten: Sandra Nussbaumer

Alles neu...Liebe Leserin, lieber Leser

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Der neue Auftritt der Kantonsschule Hottingen

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Hans Suter: Neben dem Claim entspricht aber auch das neue Logo selbst, das «h», vielmehr dem, was wir verkörpern wollen. Es lässt sich besser visualisieren als die Energiespirale aus dem alten Logo. Es gibt mehr grafische Gestaltungs- und damit auch Einsatzmöglichkeiten und steht so für die Attribute «innovativ» und «leben-dig». Peter Stalder: Die Neugestaltung unseres Corporate Designs geht natürlich noch über das Logo hinaus und betrifft mit der neuen Homepage auch unseren Interne-tauftritt, die Schulbroschüre oder das Handbuch, also sämtliche internen und externen Publikationen und Dokumente.

h info: Wie war das denn damals bei der Energiespirale? Peter Stalder: Als ich 1998 Prorektor wurde, gab es nichts. Die Kantonsschule Hottingen hatte kein Logo, keinen Claim, keine Homepage, kein Intranet, nichts. Die Infobroschüren über die Schule wa-ren handgemacht, zusammengeheftete A4-Blätter, gedruckt auf grauem Um-weltschutzpapier. Im Zusammenhang mit der Leitbilddiskussion kam der Wunsch nach einem Logo auf. Wir starteten einen Schülerwettbewerb, aus dem ein paar

von sandra nussbaumer

h info: Die Kantonsschule Hottingen hat seit Beginn des neuen Schuljahres einen neuen Auftritt. Was steckt hinter dem neuen Corporate Design? Gab es ei-nen konkreten Auslöser für diese neu-gestaltung?Peter Stalder: Auslöser war das Projekt «F+O» der Bildungsdirektion – «F+O» steht für Führung und Organisation der Mittelschulen. In diesem Projekt gab es drei Teilprojekte. So musste jede Mit-telschule eine Schulstrategie formulie-ren. Ein anderes Teilprojekt beschäftigte sich mit dem Thema «Marketing». Gaius d’Uscio, Lehrer für Wirtschaft und Recht, hat für das Marketing unserer Schule ei-nen Massnahmenplan entworfen und zu diesen Massnahmen gehörten ein neues Logo und ein neuer Claim. Denn eine der zentralen Fragen im Zusammenhang mit diesem Projekt «F+O» war: Braucht unse-re Schule, die auf dem Platz Zürich unter den Mittelschulen das Kompetenzzent-rum für Wirtschaft und Recht sein will, nicht auch einen Auftritt, der diesem An-spruch gerecht wird?

h info: Was soll das neue Corporate De-sign ausdrücken?Peter Stalder: Zu Beginn des Prozesses der Neugestaltung unseres Auftritts haben wir Kernattribute definiert, die das beschrei-ben, wofür unsere Schule steht. Und das waren die folgenden: 1. innovativ, 2. per- sönlich, lebendig, sympathisch, 3. seriös, 4. authentisch, 5. international.

«Wir wollen ein Feinkostladen sein»Im Gespräch über den neuen Auftritt der Kantons-schule Hottingen erläutern Rektor Peter Stalder und Prorektor Hans Suter, wie das neue Corporate Design das Profil der Schule schärft, was das neue Logo mit Apple zu tun hat und was die Kantonsschule Hottingen von einem Migros-Markt unterscheidet.

Hans Suter: Diese Attribute sollten im neuen Auftritt reflektiert werden.

h info: Wie muss man sich diesen Pro-zess konkret vorstellen? Peter Stalder: Wir haben unter ande-rem das alte Logo genau analysiert und uns überlegt, was davon wir behalten und im neuen wieder aufnehmen wol-len. Über den Claim «mehr als wissen» wurden intensive Diskussionen geführt. Einerseits steht «mehr als wissen» für überfachliche Kompetenzen, die an an-deren Schulen auch vermittelt und ge-fördert werden. Andererseits bieten wir an der Kantonsschule Hottingen Inhalte an, die andere nicht anbieten, die unser Profil schärfen und uns von anderen ab-heben – und das wird mit diesem Claim ja auch ausgedrückt. Wir haben parallel zu dieser Diskussion die Logos der ande-ren Mittelschulen genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass nur bei wenigen aus Logo und Claim hervorgeht, um was für eine Institution es sich han-delt bzw. welche Ausrichtung die Schule hat. Das aber war uns sehr wichtig. Wir wollten, dass auf der ersten Ebene, also im Logo, ersichtlich ist, wer wir sind, ein Gymnasium mit wirtschaftlich-rechtli-chem Profil. Da die Phrase «Gymnasium mit wirtschaftlich-rechtlichem Profil», wie es korrekterweise lauten müsste, für ein Logo etwas zu lang und umständlich ist, heisst es nun «Wirtschaftsgymnasi-um».

«als icH 1998 pro- rektor Wurde, gab es nicHts. die kantons-scHule Hottingen Hatte kein logo, keinen claim, keine Homepage, kein intranet, nicHts.»

interview

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gute Vorschläge hervorgingen. Mein Fa-vorit war damals ein Zürich-Wappen mit Schriftzug, einen anderen Vorschlag – ein Zahnrad auf einer schiefen Ebene – fand ich nicht weniger gelungen. Bernhard Struchen, einer unserer Zeichnungslehrer, aber überarbeitete diesen Vorschlag und entwickelte aus dem Zahnrad die Energie-spirale auf der schiefen Ebene. Das wurde unser Logo. Zuerst nur mit dem Schulna-men, 2002 kam dann auf Anregung des damaligen Rektors Erich Hohl der Claim hinzu. Unser Grafiker Dieter Kraft hatte die Idee mit dem Slogan «mehr als wis-sen» und mit der Farbgebung rot-grün.

h info: Und weshalb wurde der name «kanti hottingen» nicht übernommen? Peter Stalder: Anlässlich der Forumsreihe «Brands» erzählte einer unserer Podiums-gäste, der Werber Frank Bodin, vom neuen Auftritt, den er und seine Agentur Euro RSCG für «Brezelkönig» gemacht hatten. Im Gespräch betonte Bodin die Wichtig-keit des Zusammenhangs zwischen Logo und Ausrichtung eines Unternehmens bzw. einer Institution. Zu diesem Zeit-punkt war der Prozess der Neugestaltung unseres Corporate Designs bereits ange-laufen. In Bodins Ausführungen haben wir die Etappen unseres Prozesses gespiegelt gesehen. In unserem bestehenden Logo war nicht erkennbar, wer wir sind und was wir machen – «kanti» könnte ja auch für «Kantine» stehen – und das wollten wir ändern.

h info: Mit dem «h» assoziiert man aber eigentlich keine Kantonsschule, son-dern eher ein Hotel oder ein Spital...Hans Suter: Im Zusammenhang mit dem bereits angesprochenen Projekt «F+O» haben wir auch unseren Standort, unser Einzugsgebiet und unsere «Stakeholders» definiert. Wir wollten primär unsere Kundschaft ansprechen. Unser Corporate Design sollte neben den zuvor genann-ten Attributen auch das Image «seriös», «gutbürgerlich», «etabliert» vermitteln. Natürlich sind wir uns bewusst, dass das «h» andere Assoziationen weckt, aber mit der Zeit wird man beim Wahrnehmen unseres neuen Logos weniger an das Spi-tal Hirslanden denken als an die Kantons-schule Hottingen. Die Design-Agentur «gyselroth» hatte uns ganz zu Beginn auch die Aufgabe gestellt, eine Vision zu formulieren. Und meine Vision ist, dass das «h» in ein paar Jahren dort steht, wo heute der Apfel von Apple steht.

h info: Ist das nicht ein bisschen grös-senwahnsinnig?Peter Stalder: Wir möchten, dass man den Namen Hottingen mit einer Wirtschafts- und mit einer guten Schule verbindet. Natürlich geschieht das nicht durch den Auftritt allein. Da gehört eine innere Überzeugung dazu und vor allem enga-gierte Lehrer, ein innovativer Unterricht, eine gute Infrastruktur, aber auch ein klares Profil. Wir wollen in der Bildungs-landschaft nicht ein Migros-Markt sein,

V.l.n.r: Rektor Peter Stalder, Prorektor Hans Suter

der alles anbietet, sondern vielmehr eine Spezialitätenschule auf hohem Niveau...

h info: ... ein Feinkostladen.Hans Suter: Genau!Peter Stalder: Mit der Design-Agentur «gyselroth» haben wir auch verschiedene andere Vorschläge für Logos und Claims diskutiert. Wir wollten ein schlichtes, de-zentes Logo, mit dem sich alle identifizie-ren können. Den Vorschlag «Hottingen – Die Wirtschaftsschule» beispielsweise haben wir verworfen, weil er uns zu ag-gressiv schien und den Aspekt, dass wir ein Gymnasium sind, nicht betonte. Auch war uns wichtig, dass im neuen Auftritt sichtbar ist, dass wir neben dem Gymna-sium auch die HMS und IMS führen.

h info: Und warum die vier Farben? Haben sie eine Bedeutung? Peter Stalder: Nein, sie haben keine Be-deutung. Das hat uns einfach gefallen, die vier Farben und die Einsatzmöglichkeiten der vier Farben. Es sieht hübsch und frisch aus. Hans Suter: Der Gebrauch der Farben ist rein zufällig. Damit sind die Farben flexi-bel einsetzbar und verkörpern so auch et-was, das wir sein wollen, nämlich flexibel, dynamisch, modern.

h info: Was versprechen Sie sich von dem neuen Auftritt? Peter Stalder: Das, was wir zu Beginn des Prozesses an Kernattributen für unsere

Schule definiert haben, wollen wir nach aussen transportieren können. Wir stre-ben nicht unbedingt höhere Schülerzah-len an – die Kapazität unseres Schulhau-ses ist ausgelastet – aber wir wollen damit unsere Identität unterstreichen und unser Profil stärken.Hans Suter: Ich verspreche mir davon, dass wir vermehrt als Feinkostladen, als die Wirtschaftsschule im Kanton wahr-genommen werden und wir auch die Ziel-gruppe erreichen, die wir ansprechen wol-len.Peter Stalder: Damit wir uns richtig ver-stehen: Wir sind und bleiben ein Gymna-sium, eine Schule, die eine humanistische Bildung vermittelt, und nicht einfach nur eine Wirtschaftsschule. Schwerpunkt ist selbstverständlich die Wirtschaft, aber daneben gibt es viel Platz für anderes, zum Beispiel Ethik. Ethik muss generell ein Teil des Wirtschaftsunterrichts sein und dies nicht nur in der Akzentklasse «Ethik/Ökologie». Wir wollen eine Schule sein mit einem klaren Profil. Und mit dem Wirtschaftsgymnasium, den Akzentklas-sen, der HMS und IMS sind wir das auch.

interview

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öko-logisch!

rauszukommen um ein Nachbarland oder eine andere Stadt kennenzulernen. Es war damals für die allerwenigsten Familien er-schwinglich, Ferienreisen ins Ausland zu machen und so stellte die Maturreise die erste Gelegenheit dazu dar. Die ursprüng-liche Idee ist also, dass sich die jungen Erwachsenen intensiv mit dem Ort, wo die Bildungsreise hingeht, auseinander-setzen, die Geschichte dieser Gegend auf-saugen, kulturelle Anlässe besuchen, mit Leuten in Kontakt kommen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdecken, kurz: dass sie ihren Horizont erweitern und sich «in der Ferne» dadurch selber besser ken-nen lernen. Und deshalb die Frage: Geht das heute nur noch in Amsterdam, Bar-celona oder Prag? Weshalb nicht in Mün-chen, Mailand, Rom, Paris oder Wien, die etwas weniger «in», mit dem Zug aber alle gut erreichbar sind? Oder auf dem Land, z.B. im Elsass, im Schwarzwald, der Cinque Terre, im Fürstentum Liechten-stein oder im Tirol? Und: Wollen das die Schülerinnen und Schüler auch? – Es ist ein «altbekanntes Geheimnis», dass diese meist etwas anderes im Sinn haben, als sich mit der Kulturgeschichte auseinan-derzusetzen – was, verrate ich hier nicht…Vielfach wird heutzutage die Reise selbst als eher lästig empfunden, die «Reise» be-ginnt erst richtig, wenn man am Ziel an-gekommen ist. Für mich aber hat auch die «Reise an sich» einen grossen Wert: Vor allem, wenn man mit dem Zug unterwegs ist, sieht man die Landschaften, die zwi-

schen Zürich und dem Ziel der Reise lie-gen, an sich vorbeiziehen. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie weit auseinander Anfang und Ende der Fahrt liegen. Aus-serdem kann man sich im Zug mit seinen Kolleginnen und Kollegen unterhalten und Spiele spielen, eine Fähigkeit, die in der heutigen Zeit, wo alle nur noch in ihr Smartphone schauen, am Verkümmern ist, die das Zusammengehörigkeitsgefühl aber enorm steigern kann, weil man sich dabei mit sich und den Kollegen auseinan-dersetzt.

Deshalb bin ich aus ökologischen und ge-sellschaftlichen Überlegungen dafür, dass wir auch für Reisen ins Ausland den Zug benützen. Die Rahmenbedingung, dass wir nicht fliegen wollen, schränkt zwar et-was ein, aber die andere Randbedingung, dass die Klassenreise ins Ausland nicht mehr als Fr. 600.– kosten darf, tut das noch viel stärker. Und wenn der Klassen-zusammenhalt gut ist, kommt es letzt-endlich gar nicht so sehr auf den bereisten Ort an, es wird durch das gemeinsam Er-lebte überall eine gelungene Sache, an die man sich gerne zurückerinnert.

[1] ifeu Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg GmbH: Vergleichende Umweltbilanz des Reisebusses – Analyse der Umwelteinwirkungen verschiedener Reiseverkehrsmittel 2009, Heidelberg 2010[2] MyClimate: ch.myclimate.org [27.9.2012]

von christoph meier

Jedes Jahr bei der Planung von Studien-reisen (Matur- und Diplomreisen) ins Ausland kommt von Schülerseite die Frage auf, weshalb wir beschlossen hät-ten, nicht zu fliegen. Dies sei kürzer und meist billiger, als mit dem Zug zu reisen. Ich möchte hier ein paar Argumente auf-listen, die gegen das Fliegen sprechen und ein paar Fragen zum Reisen allge-mein stellen, die hoffentlich zum Nach-denken anregen.

Zeit und GeldWas auffällt ist, dass die mit Abstand bil-ligste Variante zu reisen der Nachtzug in der (zugegebenermassen nicht sehr kom-fortablen) Sleeperette ist. Bucht man einen Liegeplatz im 6er-Abteil, dann er-höht sich der Preis für die Retourfahrt auf Fr. 192.–, was mit Ausnahme von Berlin immer noch am billigsten ist. Die Preise für Zugfahrten am Tag liegen mit Ausnah-me von Barcelona im gleichen Bereich wie die Flugreisen, sie dauern einfach wesent-lich länger. (Zu berücksichtigen ist weiter, dass bei einer Nachtzugreise zu einer fer-nen Destination ein voller Tag am Zielort gewonnen bzw. eine Hotelübernachtung gespart wird, womit das Preisargument vollends entkräftet wäre.)

Ökologische ÜberlegungenDer Energieverbrauch pro Passagier ist, stark vereinfacht gesagt, beim Zug ein Drittel bis halb so hoch wie beim Flug-zeug. Noch besser schneiden moderne, einigermassen voll besetzte Busse (EURO 5-Norm) ab. Rechnet man die benötig-te Energie in Liter Diesel um, so benötigt ein Flug in eine der obigen Destinationen ca. 60–90, die Fahrt mit dem Zug 25–40 und diejenige mit dem Bus 10–20 Liter Diesel pro Person und Strecke.[1]

Der CO2-Ausstoss ist für die Bahn schwie-rig zu berechnen, weil es hier auf den Strommix des durchfahrenen Landes an-kommt. In der Schweiz ist er deshalb sehr tief, in Deutschland wegen der Kohle-kraftwerke höher. Allgemein kann gesagt werden, dass Zug und Bus im Vergleich zum Flugzeug etwa einen Siebtel des CO2-Ausstosses pro Passagier verursachen.Für Fahrten in westeuropäische Länder schneidet der Zug, für die Fahrt nach Prag wahrscheinlich der Bus etwas besser ab. Gemäss MyClimate[2] werden bei einem

Flug von Zürich in eine der obigen Des-tinationen pro Passagier 300 (Prag) bis 400 kg (Barcelona) CO2 ausgestossen. Die ETH gab im Jahr 2008 eine Studie he-raus, in der aufgezeigt wurde, dass der anthropogen verursachte Treibhauseffekt gestoppt werden könnte, wenn der pro Kopf-CO2-Ausstoss bis 2050 auf 1000 kg/ Person und Jahr gesenkt würde. Das heisst: Mit einem innereuropäischen Flug pro Jahr hätte man schon etwa einen Drit-tel seines «tolerierbaren» CO2-Aussstos-ses verbraucht. MyClimate berechnet für die Kompensation des CO2 im Inland für einen solchen Flug (hin- und zurück) Fr. 34 (Prag) bis Fr. 47 (Barcelona).Weiter ist zur Treibhauswirkung des CO2 noch zu sagen, dass die gleiche Menge CO2 beim Flugzeug etwa dreimal so hoch ist wie beim CO2, das ein Auto oder Bus ausstösst: Das macht total eine ca. 20-fa-che Treibhauswirkung des Fluges im Ver-gleich zu Bahn oder Bus. Ein Grund liegt in der grösseren Höhe und der damit ver-bundenen längeren Verweildauer in der Atmosphäre.

Weitere ÜberlegungenEs stellt sich für mich auch die Frage, weshalb man eigentlich reist – und im Speziellen: Weshalb macht man eine Ma-tur- oder Diplomreise? Ist das überhaupt noch zeitgemäss? Eingeführt wurde diese Abschlussreise als «Bildungsreise»: Man wollte es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, einmal aus der Schweiz he-

Flugzeug Zug am Tag Zug in der Nacht Bus

Preis 1 Dauer 2 Preis 3 Dauer 3 Preis 4 Dauer 3 Dauer 5

Amsterdam Fr. 230 3:30 h (1:25) Fr. 260 8:00 h Fr. 82 12:00 h 8:15 h

Barcelona Fr. 210 3:45 h (1:40) Fr. 500 12:30 h – – 10:30 h

Berlin Fr. 145 3:45 h (1:30) Fr. 210 8:10 h Fr. 82 11:10 h 8:20 h

Prag Fr. 230 3:20 h (1:15) Fr. 270 10:30 h Fr. 82 14:30 h 7:00 h

1 gem. Swiss für einen «vernünftigen Flug» (ohne Umsteigen, geeignete Tageszeit) plus Transfer ins Stadtzentrum 2 gem. Swiss, inkl. 1 h Check-In, 45 min. bei Ankunft und Transfer ins Stadtzentrum (in Klammern: reine Flugzeit) 3 gem. SBB; 4 gem. SBB in Sleeperette (CNL) 5 gem. Routenplaner Google Earth (reine Fahrzeit)

Zeit und Kosten im Vergleich

Weshalb wir an der Kanti Hottingen nicht fliegenZug, Bus oder Flugzeug?

Céline Thut, G2d, Schuljahr 08/09

«Typotektur»Bleistift auf Papier /

Adobe Photoshop Elements

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exkursion

IT-Jungs offen bleiben für Neues und re-gelmässigen Tapetenwechsel haben, denn für die Alternativprojekte stehen spezielle Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen man von Kollegen absolut ungestört wer-keln kann.

Abwechslung wird sowieso gross ge-schieben bei Google. Das Interieur des riesigen Gebäudes mutet denn auch an wie ein Mix aus Wellnesshotel und Spiel-platz. Jede Etage hat ein Motto, zum Bei-spiel «Grossstadt» mit Metrohaltestelle, nachgebauten Strassenzügen und mon-dänen Cafeteria- und Chillout-Ecken. Oder man findet sich in einem üppigen Dschungel von (echten) Pflanzen wieder, zwischen Bambushütte, Hängematten, Safariaccessoires und kolonialen Leder-sofas. Ein abgedunkelter Raum der Stille mit wandfüllenden Aquarien und künst-lichem Sternenhimmel lädt zum Pow-ernap oder Meditieren im Massagestuhl – wahlweise sogar im warmen Vollbad. Ein mit allen Schikanen ausgestatteter Proberaum im Keller steht allen Hobby-musikern jederzeit zur Verfügung und für persönliche Telefonate während der Ar-beitszeit kann man sich in eins der omni-präsenten schallisolierten «Telefoneier» zurückziehen, die je nach Motto lustig dekoriert sind.

Das leibliche Wohl der Mitarbeiter ist Google ein grosses Anliegen und so muss sich niemand weiter als 100 Schritte be-wegen, um zu einer der vielen Caferterias zu gelangen, wo nebst Kaffee mit Milch (vollfett, halbfett, mager, lactosefrei, Soja) auch andere Getränke und frische Knabbereien aller Art zu haben sind. Gra-tis, versteht sich, denn bei Google ist alles umsonst. So auch die Verpflegung im Re-staurant vom Frühstück bis zum Abend-essen – bei Bedarf auch für Freunde und Familie. Denn ein Googler soll sich auf seine Arbeit konzentrieren können und seine wertvolle Freizeit nicht mit Einkäu-

von barbara ingold

Im Anschluss an den diesjährigen Syner-gie-Workshop der Akzentklassenlehrkräf-te Ethik-Ökologie kamen wir am letzten Tag des Schuljahres in den Genuss, den Google Firmensitz im Hürlimannareal Zü-rich zu besuchen. Dieser ist mit rund 1000 Mitarbeitern nicht nur der grösste Euro-pas, sondern auch der modernste, hippste und begehrteste Arbeitsplatz für Googlers weltweit. Eine ehemalige Austauschschü-lerin aus den USA, die vor 14 Jahren die KSH besuchte und nun für Google Zürich arbeitet, ermöglichte uns eine Betriebsbe-sichtigung inklusive Referat über die Un-ternehmensethik von Google.

«Don’t be evil!» lautet das Motto der Mit-arbeiter von Google. Wer bei Google arbei-tet, ist also stets bestrebt, aufrichtig und nett zu sein, Gutes zu tun, sein Bestes zu geben. «Google» Mitarbeiter verdienen seitens der Firma volles Vertrauen und ge-niessen entsprechend viel Freiheit. Jeder kann sich im Prinzip seine Arbeitszeit sel-ber einteilen, solange er seine Aufgaben erfüllt. Wann und wie er dies tut, ob von zu Hause aus oder am Arbeitsplatz, ob früh-morgens, tagsüber oder nachts, ist ihm sel-ber überlassen. Anfangs Woche setzt sich jeder Googler schriftlich seine Wochenzie-le in einer für alle Mitarbeiter einsehbaren Plattform. Ende Woche rapportiert er, was erreicht wurde. Alle drei Monate gibt es ein Mitarbeitergespräch mit dem jewei-ligen Teamchef, in dem die Performance evaluiert und die mittelfristigen Projekt-

ziele diskutiert werden. Ähnlich wie beim SOL (selbstorganisierten Lernen), das in Mittelschulen seit einigen Jahren eingeübt wird, herrscht bei Google also das Prinzip SOA (selbstorganisierte Arbeiten).

Google setzt weniger auf Kontrolle als vielmehr auf Anreize. Ein innovatives In-strument des Qualitätsmanagements bil-det die Transparenz aller Tätigkeiten auf genannter Reporting-Plattform. So weiss (zumindest innerhalb eines Aufgabenbe-reichs) jeder Mitarbeiter, was die anderen gerade so machen, kann sich mit Kollegen kurzschliessen und gegebenenfalls Syner-gien nutzen. Einen weiteren Anreiz bildet die gegenseitige Mitarbeiterbeurteilung: Wenn jemand der Meinung ist, ein Kolle-ge leiste ausgezeichnete Arbeit, kann er ihn im Intranet für einen Bonus vorschla-gen. Wer viele solche Vorschläge erhält, kriegt eine entsprechend hohe monetäre Belohnung Ende des Monats. Ausgezeich-net werden auch originelle Ideen, die sich vermarkten lassen. «Think big, start small» lautet denn auch ein weiteres Google-Credo. Damit die IT-Ingenieure die Musse finden, innovativ und kreativ zu sein, ist jeder angehalten, 20% seiner Arbeitszeit in ein Projekt zu investieren, das nichts mit seinem laufenden Auftrag zu tun hat. Was es auch sei, Hauptsache anders. Viele der heute bekannten und erfolgreichen Google-Tools wie zum Bei-spiel Street View oder Google Earth haben ihren Ursprung in solchen alternativen 20%-Projekten. Hat ein Googler eine Idee zur Implementierreife entwickelt, wird sie firmenintern getestet, bewertet und, falls sie Anklang findet, schliesslich der brei-ten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Momentan arbeiten zum Beispiel gerade zwei Hobbyastronomen an einem Tool zur Sternbilderkennung via Smartphone. Die Vermarktbarkeit steht beim 20%-Pro-jekt jedoch nicht im Vordergrund, son-dern die Abwechslung für den Mitarbei-ter. So soll gewährleistet werden, dass die

Inside GoogleWenn die Firma zur Heimat wird. Ein Besuch im Zürich Headoffice.

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fen und Kochen vergeuden müssen. Die meisten Mitarbeiter machen von diesem Angebot denn auch ausgiebig Gebrauch – manche angeblich ausschliesslich, so dass sie selbst am Wochenende in die Firma kommen, weil sie gar nicht wissen, was sie sonst essen sollen.

Freitags um 17h ist jeweils Happy-Hour und jede Woche wird ein neues Schweizer Bier degustiert. Damit sich die Mitarbeiter besser kennen lernen und auch die Frei-zeitgestaltung ja nicht zu kurz kommt, ist jedem Team von ca. 30 Ingenieuren eine Sekretärin zugeteilt mit dem Auftrag, die Jungs bei Laune zu halten und ein ent-sprechend abwechslungsreiches Event-Programm ausserhalb des Firmensitzes zu gestalten. Vom gemeinsamen Kinobe-such über Kegelabende, Dinners, Besu-chen von Sportveranstaltungen, Ausflü-gen mit Übernachtung, Städtereisen im umliegenden Europa bis zu Skiweekends – you name it – alles gratis. Die meisten Googler sind Expats, also Ausländer aus 40 Nationen im Schweizer Exil, als solche oft schlecht integriert und froh um solche Anlässe. Sie rekrutieren ihre Freunde und Bekannten zu 90% aus dem «Google-Kuchen» – was der Integration natürlich nicht unbedingt förderlich ist, doch dafür Teamgeist und Firmenbindung ungemein stärkt. Denn auch dies ein Grundsatz des Firmengründers, der sich in etwa mit «we are family» umschreiben liesse. Einmal im Jahr macht die ganze Belegschaft gemein-

sam einen Ausflug und mietet dazu auch gerne mal für ein paar Tage exklusiv ein ganzes Skigebiet.

Damit die (meist recht jungen) Goog-ler auch schön fit bleiben, verfügt der Firmensitz selbstredend über einen Fit-nessraum und führt Kurse von Yoga über Kickboxen, Stepfit bis Zumba sowie fir-meneigene Masseure – alles jederzeit ohne Voranmeldung – im Angebot. Wem das viele Treppensteigen zuviel ist, nimmt den Lift, die Rutschbahn oder Feuerwehr-stange, um sich von einem Stockwerk ins andere zu begeben. Pingpongtische, Playstations, Gesellschaftsspielecken und eine Bibliothek runden das Geselligkeits-angebot ab, denn bei Google arbeiten soll, so kriegt man den Eindruck, Spass machen. Die Leute sollen gerne an ihren Arbeitsplatz kommen, dann arbeiten sie auch gerne. Und sie arbeiten, glaube ich, auch nicht primär für ihr Gehalt, sondern für den Lebensstil, den Google ihnen bie-tet. Dazu gehören neben den Boni und den hervorragenden Sozialleistungen eben auch die erstklassige Verpflegung, die vielen coolen Kumpels und das abwechs-lungsreiche Unterhaltungsangebot. Wer bei Google arbeitet, lebt quasi in einer Art Parallel-Welt, einer schönen, lustigen Welt der Anreize, umgeben von hochmo-tivierten googley Menschen, einer Welt jenseits vom Bösen halt. Und diese Welt will keiner verlieren, weshalb Google auch voll und ganz darauf zählen kann, dass

jeder Mitarbeiter (die paar Frauen immer mitgemeint), auch weit mehr als sein Soll erfüllt, um die schöne Bubble ja nicht ver-lassen zu müssen – denn da draussen ist die Welt vergleichsweise evil...

Die vielen originellen Massnahmen ver-folgen nicht nur das Ziel, die Mitarbeiter-zufriedenheit zu erhöhen, sondern dienen vor allem dazu, die Produktivität zu stei-gern, indem die Leute sich non-stop mit ihrer Arbeit beschäftigen – auch in ihrer Mittagspause bzw. beim Abendessen in der Firma, am Freitagabend beim Kegeln oder im gemeinsamen Urlaub mit den Arbeitskollegen. Berufs- und Privatleben greifen so untrennbar ineinander, die Fir-ma wird zum Familienersatz, zur Heimat schlechthin. Die auf den ersten Blick so verlockende Wohlfühlverpackung ent-puppt sich bei genauerer Betrachtung als totale Vereinnahmung des Mitarbeiters. Doch – es funktioniert!

exkursion

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EURo 2012 / Radiergummistempel

Fach Bildnerisches Gestalten bei Simon Haas Die Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen des Gymnasiums haben im Fach «Bildnerisches Gestalten» parallel zur Austragung der Fussball-Europameisterschaft 2012 aus Radiergummis Stempel bekannter Fussballer oder anderer Stars geschnitten.

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von thomas grob

Ich weiss, wer ich bin. So würde ich jeden-falls, selbstbewusst und guten Mutes, eine allfällige Frage nach meiner Identität beantworten. Ich weiss schliesslich, wie ich heisse, wer meine Eltern sind, welche Vorlieben ich hege und pflege und wie hoch mein Kontostand gerade ist. Und für den Notfall, falls ich mich eines Tages meiner Augenfarbe oder meiner Körper-grösse nicht mehr entsinnen könnte, hätt ich ja immer noch mein privates Nach-schlagewerk, auch «Pass» genannt, stets in meiner Nähe. Ich wage zu behaupten, dass es so oder ähnlich den meisten Men-schen ergeht. Wer sagt schon von sich selbst, er kenne sich nicht?

Eine genauere Betrachtung und ein An-näherungsversuch an die Selbstfindung könnte jedoch lohnenswert sein, glauben wir uns sehr wahrscheinlich doch besser zu kennen, als wir es effektiv tun.

Neue Technologien – iPhones, Internet, soziale Netzwerke – haben in den letzten Jahren nicht nur unser Verhalten, sondern auch unsere Identität wesentlich verän-dert. Unternahm man vor nicht allzu lan-ger Zeit mal einen Abstecher von der rea-len in die virtuelle Welt, gehen wir heute quasi mit dem Internet ins Bett. Daraus entsteht neun Monate später zwar kein halbreales Kind, jedoch geht eine schlei-chende Entfremdung unserer Selbst mit diesem Verhalten einher.

Wir flüchten in soziale Netzwerke. Die Vorstellung einer Freundschaft, so ganz ohne lästige Verpflichtungen, offenbar eine so verlockende Aussicht, dass sich schon zig Millionen zu einer Registrie-rung hinreissen liessen. Dabei ist die bei Weitem nicht der einzige Vorteil. Wir ha-ben nämlich fast beliebig Zeit, an unserer Identität zu feilen. Haben wir diese einmal in eine Idealform geknetet, verkünden wir sie feierlich in Form einer Veröffentli-chung eines neuen Status. Zugegeben, das Virtuelle hat seinen Reiz, welcher einem gut und gerne dazu verführen kann, seine Herkunft zu vergessen. Dank Smartpho-nes und Facebook erhalten wir zusätzlich die einzigartige Möglichkeit, gleichzeitig hier und anderswo zu sein. Die Gefahr, schlussendlich alleine im Nirgendwo zu landen, ist dabei erheblich.

Es ist aber nicht so, dass wir uns durch den Gebrauch dieser Neuerscheinungen abschotten würden, ganz im Gegenteil, wir lechzen förmlich nach Kontakt. Eine Bedingung aber bleibt: Distanz. Die Dis-tanz gibt uns eine Kontrolle, durch welche wir unsere Scheinidentität stets aufrecht erhalten können, wogegen wir im Verlau-fe einer Konversation Gefahr laufen, die-se Kontrolle durch unüberlegte und vor-schnell geäusserte Wortmeldungen aufs Spiel zu setzen.

Wenn wir all diesen Aspekten lange ge-nug und mit dem nötigen Enthusiasmus Sorge tragen, dürfen wir mit einem kom-pletten Identitätsverlust und somit einer Entwurzelung unseres Ichs rechnen. Die Selbstentäusserung kann, je nach Stand-punkt oder auch Erlebtem, natürlich auch als Selbstüberwindung betrachtet werden.

Aufsatz Deutsch zum Thema «Wurzeln»

Gänzlich zum Trotz all dieser neuen Ver-netzungsmöglichkeiten wird man das Ge-fühl nicht los, die Angst vor dem Alleinsein sei omnipräsent. Dies wäre zumindest ein Erklärungsansatz, weshalb neun von zehn Schülern ihre iPhones zücken, sitzen sie länger als eine halbe Minute alleine an ei-nem Tisch. Vielleicht wäre es ratsam, sich der Einsamkeit einfach einmal hinzuge-ben und sie anzunehmen, anstatt so stän-dig zu fliehen. Sie ist über eine längere Dauer sicherlich ungesund, hat aber noch nie jemanden gebissen, der sich etwas in-tensiver mit ihr auseinandergesetzt hat. Schliesslich ist die Einsamkeit der Ort, an dem unsere Wurzeln sind und an welchem wir uns befinden.

maturitätsaufsatz

Thomas Grob, ehem. G4d 2012

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von robert szabo

Wieso ich diese Welt verlassen wollte, wusste ich. Die Frage, die sich stellte, war: Wie? Die Frage mag für Sie banal klin-gen. Sie werden sich denken: «Du meine Güte, springen Sie doch einfach von einer Brücke!» Ich muss Ihnen leider gestehen, dass es sich nicht so einfach gestaltet. Sie müssen wissen, die Art des Suizides sollte sowohl schnell, als auch schmerzlos sein. Mir fiel nur nichts ein, das schmerzlos und schnell von statten geht.

Sich von einer Brücke zu stürzen, schien mir doch recht schmerzhaft. Und es gab dabei noch nicht einmal eine Garantie, dass ich bei meinem Vorhaben auch sicher das Zeitliche segnen würde. Nein, sich von einer Brücke zu stürzen, war ganz be-stimmt keine Option. Ähnlich gestaltete es sich mit der Zug-Sache. Schnell? Viel-leicht, aber bestimmt sehr qualvoll. Sich einen Stein ans Bein binden und in einem See tauchen gehen? Nun, ich konnte mir angenehmere Wege vorstellen um über den Jordan zu gehen.

Sie sehen die Thematik hat so Ihre Tü-cken.

Es gab natürlich die ganz kreativen, die sich alle Mühe gaben ihrem Ende eine dramatische Note zu verleihen. Da war dieser ältere Herr in England, der ein Seil mit dem einen Ende an einem Baum be-festigte und das andere um seinen Hals band. Dann stieg er in seinen 400̕000 Pfund teuren Aston Martin und fuhr

mitten auf eine Kreuzung. Dabei hat er glatt den Kopf verloren. Die ganze Mühe macht man sich natürlich nicht nur so zum Spass. Nein, der Mann hatte einen mehr oder weniger guten Grund für das ganze Schauspiel. Sie müssen wissen, sei-ne noch relativ junge Ehefrau wollte die Scheidung und bei solch einer Scheidung kann man eine Menge Geld verlieren. Also hat er kurzerhand bei der Versiche-rung sichergestellt, dass im Falle eines Suizides das gesamte Geld für Schaden-ersatzforderungen zurückbehalten wird. Jetzt ist es nun mal so, dass um zwölf Uhr mittags eine Menge Leute auf einer Kreu-zung unterwegs sind. Den Rest können Sie sich sicher denken. Die arme Frau hat kein Pfund zu Gesicht bekommen.

Mir stand leider kein Aston Martin zur Verfügung, den ich in meine Planung hätte miteinbeziehen können. Alles, was ich besass, war ein altes Seil, von dem ich nicht wusste, ob es überhaupt als Strang taugte. Das Problem war aber sowieso, dass ich mit dem Erhängen wieder am Anfang angelangt war. Tödlich? Wahr-scheinlich. Schnell? Eher nicht. Schmerz-los? Schon gar nicht.

schülertext

Wer die Wahl hat Zweitplatzierter Text am Literaturwettbewerb der KSH 2011

maturitätsarbeiten

Auch im vergangenen Schuljahr konnte man an der Vernissage der Maturitäts-arbeiten vor der Leistung der Autorin-nen und Autoren nur den Hut ziehen. So viele spannende Themen, so viele innovative Projekte, so viel Leidenschaft. Hier zeigen wir Ihnen einige der interes-santesten Arbeiten:

Roxane Bachmann Natur findet Stadt. Renaturierung am Beispiel des Nebelbachs (betreut von Sybille Schäppi)

Gregor Gassmann Auf den Spuren der Romantik – Der Versuch, einen Mini-Liederzyklus zu komponieren (betreut von Reto Hofstetter)

Corina Goldener Ritalin – Eine Modedroge? Zum Missbrauch von Ritalin als Gehirndoping (betreut von Barbara Ingold)

Luca Haag Suizid im Jugendalter (betreut von Christoph Meier)

Caroline Haldimann Windenergie der Schweiz – Potenzial und Herausforderungen (betreut von Dieter Bachmann)

Sabrina Schäppi Die manipulative Macht der Werbung auf das Schönheitsideal der Frau (betreut von Josiane Strauss)

Die hausinterne Kommission hat die folgenden Arbeiten ausgezeichnet:

1. Caroline Haldimann Windenergie der Schweiz – Potenzial und Herausforderungen (betreut von Dieter Bachmann)

2. Roxane Bachmann Natur findet Stadt. Renaturierung am Beispiel des Nebelbachs (betreut von Sybille Schäppi)

3. Gregor Gassmann Auf den Spuren der Romantik – Der Versuch, einen Mini-Liederzyklus zu komponieren (betreut von Reto Hofstetter)

Robert Szabo

Maturitäts- arbeiten 2011/12

Sie müssen wissen, seit ich an Krebs er-krankt war, war der Herr Tod mein stän-diger Begleiter. Ich will mich ja nicht beklagen, der Tod ist ein fröhlicher Weg-gefährte, der so manch einen Witz auf Lager hat, an dem man sich totlachen kann. Aber nach einer gewissen Zeit kann es doch sehr bedrückend werden. Auch weil ich ja nicht der einzige Begleiter bin, den er mit sich rumschleift. Ich wollte dem armen Kerl also einen Gefallen tun und ihn von der Pflicht befreien, mein Ba-bysitter sein zu müssen. Es ging bei dem Ganzen natürlich aber auch darum, dem Tumor, der sich in meinem Kopf eingenis-tet hatte, eins auszuwischen.

Da stand ich jetzt also, mit dem Tod zu meiner Linken, dem Tumor in der Nähe meines Thalamus und dem nutzlosen Seil in meiner Rechten.

Am Ende habe ich mich dann entschie-den, das Ganze auf einen anderen Tag zu verschieben.

Friedrich Schiller sagte einst: «Das Le-ben ist nur ein Moment, der Tod ist auch nur einer.» Ich hoffe, er hat Recht und mein Moment kommt und ich bin bereit.

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gedankensplitter

also nur scheinbar ein unzeitgemässer Be-griff – was auch die Weiterbildungskom-mission der Kanti Hottingen erkannt hat: Im kommenden Monat werden wir uns des Themas annehmen, uns zusammen mit dem Zeit-Redaktor Ulrich Schnabel (vgl. dessen anregendes Buch Muße. Vom Glück des Nichtstuns. München 2010) Ge-danken zum Thema machen. Schliessen möchte ich im Rousseau-Jahr (300. Ge-burtstag) mit einem Zitat aus dem Zwei-ten Diskurs, der den Musse-‹Wilden› exemplarisch dem modernen Bürger ge-genüberstellt: «[…] der wilde Mensch und der gebildete Mensch unterscheiden sich derart von Grund des Herzens und der Neigungen auf, dass dem einen das höchs-te Glück bedeutet, was den anderen zur Hoffnungslosigkeit verdammt. Der erste-re erstrebt nichts als Ruhe und Freiheit, er will nichts als leben und müssig sein, selbst die Ataraxie der Stoiker kommt nicht seiner tiefen Gleichgültigkeit gegen jedes anderweitige Objekt gleich. Der im-mer rege Bürger dagegen schwitzt, hastet und quält sich auf der Suche nach immer mühsameren Beschäftigungen unaufhör-lich. Bis zum Tode arbeitet er, ja er rennt ihm sogar entgegen, nur um sein Leben bestreiten zu können, oder verzichtet auf das Leben, um die Unsterblichkeit zu er-langen.» (Rousseau, Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen, Hamburg 1995, S.265)

von rufus butz

Musse – ein nicht ganz zeitgemässer Be-griff in unserer heutigen Leistungsgesell-schaft; so scheint es wenigstens. Denn die heutige Welt ist geprägt durch einen immer noch mehr Fortschritt und Wachs-tum dienenden Hochleistungsmotor, wo-bei das System und dessen Teile, die ein-zelnen Rädchen, die den Motor immer schneller drehen lassen, in einem kom-plizierten Gefüge von Wechselwirkungen sich immer mehr hochschaukeln und im-mer mehr Output zu generieren scheinen. Die Zeichen stehen aber auf Erhitzung, ja Überhitzung des Systems, was sich nicht nur zeigt, wenn man die «aktuellen» Kri-sen, die perennisch zu werden drohen, be-trachtet, sondern auch dann, wann man die Pathologien dieses Systems ins Auge nimmt, wie Byun-Chul Han dies luzide in seiner Studie «Müdigkeitsgesellschaft» (Berlin 2010) getan und Krankheiten wie Burnout, ADHS sowie Depression als sys-tembedingt analysiert hat. – Entschleu-nigung scheint also angezeigt, denn die Leistungsgesellschaft wird sich nicht,

wie einige Neuromantiker und Eskapis-ten hoffen, eskamotieren, wohl aber von innen her reformieren lassen, mit unge-wissem Ausgang. Und hier hat die Mus-se ihren Einsatzpunkt (neben anderem). Wenn die Musse nämlich eine Differenz zum System darstellt, wenn sie eine ir-reduzible Andersheit ist, dann lässt sie sich nicht einfach einebnen und als Teil des Systems einfangen, sondern stellt für dieses eine echte Herausforderung dar, was eine dialektische Spannung erzeugt. – Was aber ist Musse? Ich denke, zwei Begriffe von Musse sind vorherrschend: zum Einen die einfache Musse, das ‹bare› Nichtstun, «Rumhängen», und zum An-deren die elaboriertere, ‹wahre› Musse, die selbstbestimmte Zeit für sich meint. Die wahre Musse zeichnet sich gerade nicht durch einfaches Loslassen und ge-langweiltes Nichtstun aus, sondern meint jene Zeit, die man für sich nutzen kann, indem man bei sich selbst ist und z.B. ein Stück Musik hört, ein Buch liest, meditiert …, auch nichts tut, einfach weil man dies jetzt – zwanglos – gerne möchte. Musse ist auch eine Haltung, der stoischen Hal-tung der Ataraxie verwandt, Musse ist die Fähigkeit des Abstandnehmens, des Sich-Zurücknehmens. Gerade die spä-tantike Philosophie (sowohl der Stoa als auch Epikurs) könnte uns viel lehren über Lebenskunst und Musse (wer sich hierfür interessiert, dem seien neben den Primär-texten Foucaults dritter Band von Sexu-alität und Wahrheit oder Schriften von Dieter Thomä und Wilhelm Schmid insbe-sondere empfohlen) – fernab von protes-tantischem Ethos («Müssiggang ist aller Laster Anfang») oder mittelalterlichem Schrecken vor der Musse (der acedia, meist als Trägheit [!] übersetzt, die das Tor zur Versuchung darstellte). Musse ist

Musse –ein nicht ganz zeitgemässer Begriff in unserer heutigen Leistungsgesellschaft; so scheint es wenigstens.

Robin Müller G3d, Schuljahr 10/11

«Wartende» Figürliches Modellieren

ca. 20 × 20 × 20 cm

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kolumne

Teenies heuteSputo ergo sum!

Ein kommunikationstheoretischer Inter-pretationsansatz könnte das kollektive Spucken vielleicht als Ausdruck subadul-ter Wortnot erklären: «Ich weiss gera-de nicht, was ich sagen soll, also lass ich einfach eine geballte Ladung Speichel aus meinem Mund raus, das macht auch Ein-druck.» Oder aber sie wollen es metapho-risch verstanden wissen: «Seht her, mein viriler Körper überquillt vor Körperflüssig-keit, die ich irgendwie loswerden muss!» Ein subtiler Appell an die Damenwelt also? Oder aber es handelt sich schlicht um einen Akt adoleszenter Selbstverge-wisserung: «Ich weiss zwar noch nicht recht, wer ich bin, doch ich spucke, also bin ich!»

P.S. Letzten Sonntag, an besagter Bushal-testelle, dekorierte eine riesige Lache von Erbrochenem den Asphalt vor der Warte-bank. War hier etwa ein Trendsetter am Werk? Frei nach dem Motto: Weshalb kle-ckern, wenn man auch k(l)otzen kann!

von barbara ingold

Letzte Woche ärgerte ich mich mal wieder gewaltig. Da schleppt man seine Wocheneinkäufe mühsam zur Bushal-testelle, möchte sich setzen, die Tüten auf den Boden stellen – und kann gerade noch rechtzeitig einen Rückzieher ma-chen, denn der Boden vor der Sitzbank ist vollgespuckt. Mindestens zehn runde Speichellachen verunzieren die gesamten Banklänge. So eine Sauerei! Denk ich auch immer, wenn ich Teenager – es handelt sich vorwiegend um männliche – in flag-ranti rumspucken sehe. Leider sieht man sie recht oft, meist in einer Gruppe Gleich-altriger stehend, manchmal auch sitzend, sinnlos spuckend. Wann hat das angefan-gen? Wann wird es endlich aufhören? Und – wie lässt sich das Phänomen erklären? Ich habe mir schon verschiedenste Thesen dazu überlegt.

Beginnen wir mit einer biologischen: Was löst den Spuckreflex aus? Verdor-benes Essen etwa. Nun essen Teenager ja eine Menge Dreck, doch wird ja kaum je in Verbindung mit Nahrungsaufnahme gespuckt, also kann es nicht an der Er-nährung liegen. Bestimmte Rauschmit-tel können ein erhöhtes Spuckbedürfnis auslösen. So zum Beispiel der im Südpa-zifik verbreitete Piper Methysticum (Kava) oder die Betelnuss, die vorwiegend in In-donesien und Burma gekaut wird. Beides kann hier aber nicht zutreffen, da Kava in unseren Breitengraden nicht erhältlich ist und Betel den Speichel blutrot färbt (– weshalb Spucken in öffentlichen Ge-bäuden in Indonesien auch untersagt ist).

Eine andere Erklärung wäre eine patho-logische. Tuberkulöse zum Beispiel kön-nen nicht anders. Doch ist TB bei uns so gut wie ausgerottet. Aber vielleicht leiden manche jungen Männer ja an einer omi-nösen Form muköser Inkontinenz und die Spuckerei ist auf exzessiven Speichelfluss zurückzuführen, wie er ja auch bei Senio-ren oder gewissen geistigen Behinderun-gen vorkommt. Die Analogie hinkt jedoch, denn zweifellos sind unsere Teenager nicht hochbetagt. Und sie könnten das Se-kret ja auch schlucken, was vorerwähnte Betroffenengruppen nicht hinkriegen. Zu-dem ist da noch die weibliche Hälfte, die anscheinend kein Problem mit ihren Spei-cheldrüsen hat.

Wenn nun aber die jugendliche Alterna-tive zum unkontrollierten, weil patho-logisch bedingten Sabbern ein kontrol-liertes Spucken ist, dann haben wir es mit einem willkürlichen Akt zu tun, der gezielt erfolgt. (Das beweist schon der Umstand, dass die Jungs so gut wie nie die eigenen Füsse vollspeicheln.) Die Frage lautet also nicht warum, sondern wozu.

Spucken könnte eine Art Statement sein. Ein politisch motivierter Ausdruck der Abscheu im Sinne von: «Ich spucke auf diese ganze Konsum-Leistungs-was- auch-immer-Gesellschaft!» vielleicht. Aber im 10-Minuten-Takt?? Vielleicht ist das Spucken auch weniger revolutionär als evolutionär erklärbar. Im Tierreich wird ja auch gespuckt. Lamas oder Kobras spu-cken, um sich so Aggressoren vom Leib zu halten. Doch spucken die nicht auf den Boden, sondern auf ihr Gegenüber, was die Herren zum Glück nicht tun. Viel-mehr erinnert das Bodenspucken an das Territorialverhalten von Hunden, die ihr Revier mit Harn und Kot markieren. Sollte dies zutreffen, können wir uns ja glück-lich schätzen, dass die Buben ihre Präsenz mittels dezenter Speichelhäufchen kund-tun und nicht wild in der Gegend rum-pinkeln und kacken.

In gewissen asiatischen Kulturen ist (oder war) das öffentliche Spucken wie auch das Rülpsen fest etabliert und ge-sellschaftlich geduldet. Und zumindest auf dem Fussballplatz ist es auch in Eu-ropa gang und gäbe, wenn auch nicht unbedingt sozial akzeptiertes Verhalten. Von einer Tradition kann man aber schon deshalb nicht sprechen, weil die Jungs in meiner Schulzeit nicht rumspuckten – je-denfalls nicht so zwanghaft. Es gab zwar das Wettpinkeln bei den Kleineren, doch erkenne ich in der Spuckerei keinen kom-petitiven Charakter.

Verbotsschild Flughafen Wamena, West-Papua, Indonesien

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wirtschaft elisas buchtipp

KontaktseminarVon der Schule in die Praxis: 35 Unternehmen stellen sich vor

von daniel zahno

Für die Schülerinnen und Schüler der HMS- und IMS-Abschlussklassen beginnt jeweils im Herbst die Praktikumsstellen-suche. Der offizielle Start ist das von der Kantonsschule Hottingen für alle kanto-nalen HMS- und IMS-Abschlussklassen organisierte Kontaktseminar. Dieses Jahr waren ca. 90 Referenten von 35 Unter-nehmungen anwesend. Sie haben den fast 150 Schülerinnen und Schülern ihre Un-ternehmen vorgestellt. Neben fachlichen Kompetenzen müssen die zukünftigen Praktikantinnen und Praktikanten Flexi-bilität, Neugierde, Belastbarkeit und eine Portion Humor mitbringen.

In der Pause durften die Seminarteil-nehmenden die von den SuS der Kantons-schule Hottingen gebackenen Kuchen ge-niessen.

Nach den Präsentationen der Unter-nehmungen berichteten zwei Berufsma-turanden, Daniel Bumbach (IMS) und Va-lentin Kälin (HMS) über ihre Erfahrungen

bei der Stellensuche und im Berufsalltag. Den Wechsel vom eher ruhigen Schul-alltag in den hektischen Berufsalltag schilderten die beiden Praktikanten sehr eindrücklich. Von ihren Tipps werden si-cherlich auch die neuen Praktikantinnen und Praktikanten profitieren.

Im Podiumsgespräch am Nachmittag wurde über den Zweck des Motivations-schreibens, die Unterschiede zwischen ei-nem Bewerbungsbrief und einem Motiva-tionsschreiben, die Bedeutung der Noten sowie das Auftreten am Vorstellungsge-spräch diskutiert.

Das Kontaktseminar schloss mit ei-nem grossen «Marktplatz»: Jedes Un-ternehmen hatte einen Stand, an dem erste Kontakte geknüpft wurden und die Schülerinnen und Schüler sich mit Bewer-bungsunterlagen und Werbegeschenken eindecken konnten.

TschickVon Wolfgang Herrndorf

Maik, der unsichtbare Langweiler, Tschick, der fremde Russe, ein geknack-tes Auto. Das Ziel: Die Walachei, irgend-wo in Ostdeutschland. Obwohl, oder gerade weil die beiden erst 14 sind, er-leben sie das Abenteuer ihres Lebens – wilde Verfolgungsjagden, eine zerris-sene Wade, einen Zusammenstoss mit einem Schweinelaster und vieles mehr…

Wolfgang Herrndorf erzählt in seinem Roman Tschick äussert lebendig und mit viel Situationskomik die chaotische Fahrt von Maik und Tschick. Ein Buch zum Lachen und zum Mitfiebern, voller kecker Dialoge.

Die Mitte der Welt Von Andeas Steinhöfel

Der siebzehnjährige Phil wächst in ei-nem ungewöhnlichen Haus und mit ei-ner ungewöhnlichen Familie auf. Glass, seine Mutter, führt eine Liste mit ihren Männern, Diane, seine Zwillingsschwes-ter, isoliert sich zunehmend von der Welt. Zudem verliebt sich Phil unsterb-lich in Nicholas, den Unerreichbaren…

Die Mitte der Welt ist unglaublich gut geschrieben, Andreas Steinhöfel ver-steht es, Stimmungen perfekt einzufan-gen, sodass man richtig mitfühlen kann. Ein Roman mit Tiefe, der nachdenklich macht und einfühlsam die Geschichte von Phil erzählt.

sackstarch

Sackstarch!Sebastian Suter, Joshua Lustenberger, Ramon Glättli, Donald Aebi, Nicolas Kamber und Jonathan Vontobel aus der der Akzentklasse Ethik-Ökologie (G3a) haben mit ihrer Firma Sackstarch im September den Startups.ch-Publi- kumsaward gewonnen. Von über 150 Businessplänen aus der realen Wirt- schaftswelt, belegte unsere Schüler- gruppe in der Deutschschweiz einen der ersten fünf Plätze. Die Auszeich- nung ist dotiert mit CHF 20̕000 ge-bundenem Kapital zur Gründung ei-ner GmbH oder AG. Damit dürfte die Erfolgsgeschichte des Kleinunterneh-mens, das 2011 im Rahmen des Freifachs Miniunternehmungen von Beda Ricklin seinen Anfang genommen hat, wohl noch lange nicht abgeschlossen sein. Wir gratulieren herzlich!

Von hinten links nach vorne rechts: Sebastian Suter, Joshua Lustenberger, Ramon Glättli, Donald Aebi, Nicolas Kamber und Jonathan Vontobel

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wort des rektors

dr. peter stalder, rektor

im september hatte ich die möglichkeit, einen zweiwöchigen urlaub zu beziehen. schon lange war es mein Wunsch, nachdem ich das vor zwanzig Jahren mit einer schulklasse auf einer diplomrei-se gemacht hatte, wieder einmal die Halligen an der nordseeküste zu besuchen. diesmal allerdings stand die reise unter ganz besonderen vorzeichen, denn meine ältere schwester war auch dabei. selbstverständlich musste sie einige geographie-lektionen von mir über sich ergehen lassen. sand- und schlickwatt, priel und siel, deich, ebbe, flut, gezeiten, tidenhub, Wattwürmer und see-hunde, muscheln, Quallen, bernstein, blanker Hans und sturmfluten: ein Heimspiel für mich, den geo-graphen, meine schwester schien etwas verwirrt. mit zunehmender dauer nahm sie das spezielle vokabular aber an, unterschied gar messerscharf sommer- und Winterdeiche und verstand, warum die Hallighöfe auf Warften liegen und in früheren zeiten die toten in steinsärgen beerdigt werden mussten.

in unserem reetgedeckten Hotel kam mir an einem abend, nachdem ich die reisegesellschaft noch mit einer sage ins schaudern versetzt hatte, die Welt in die Hand. ein artikel interessierte mich ganz besonders, drehte er sich doch um das the-ma leistung und schule. «Wenn schule nicht mehr fordern darf» war die sache betitelt. nur 28 prozent der 3000 befragten eltern halten demnach das leistungsprinzip noch für ein wichtiges bildungs-politisches ziel. sozialer ausgleich dagegen scheint das mass aller dinge, denn 84 prozent der befrag-ten halten dies für besonders erstrebenswert. die umfrage – das geb’ ich zu – wurde in deutschland

Ist der Leistungs-druck zu hoch?Weshalb die Schule weiterhin Leistung fordern soll

durchgeführt, nicht im kanton zürich. ich erinnerte mich aber unweigerlich an ein gespräch mit jener mutter, welche sich darüber beklagte, ihre tochter hätte bei mir 160 «briefträgergeographische» begriffe lernen müssen und die prüfung sei wirklich schwierig gewesen (in welches meer mündet der sambesi? Wie heisst das gebirge, welches die iberische Halbinsel vom übrigen europa trennt?). Wenn man eine sprache sprechen will, muss man über einen gewissen Wortschatz verfügen und das vokabular beherrschen. gewisse dinge muss man ganz einfach auswendig können, die franzosen nennen dies, und das gefällt mir besonders gut, «par coeur». Wenn wir an den schulen keine leis-tungen mehr einfordern können, erwachen die studenten erst an unseren Hochschulen, welche auf unserem globus immerhin bei den besten sein wollen. das hält uns selbstverständlich auch auf trab, wollen wir unseren schülerinnen und schülern gute voraussetzungen für ihr studium schaffen. meine schwester hat ihr nordseevokabular gelernt, obwohl ich zu beginn dem unterfangen skeptisch gegenübergestanden hatte, wusste ich doch, dass geographie nicht ihr steckenpferd ist. bravo!

Dr. Peter Stalder, Rektor

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agenda

impressum

forum

Redaktionsschluss Nr 1/2013: 1. februar 2013

Redaktion: barbara ingold ([email protected]), sandra nussbaumer ([email protected])

Mitwirkende an dieser Nummer: oliver bär, pamela bethke, rufus butz, thomas grob, ina Hoffmann, barbara ingold, christoph meier, sandra nussbaumer, susanna rosati, elisa sosa-liu, peter stalder, robert szabo, victor ullate, daniel zahno

Fotografien: simon Haas, dieter kraft, barbara ingold, rita stierli, stefan kubli

Gestaltung: gyselroth™ – agentur für brand identity und digital media, simon Haas (bg-seite)

Druck: bühler druck ag, schwerzenbach

november 2012 13. Forum KSH «Kontraste»:

arm – reich, Aula, 10.30–12.00 Uhr

15./16. Weiterbildung Lehrerschaft 20. Orientierungsabend WR/HMS,

Aula, 19.30 Uhr 27. Schnuppertag Sekundarschüler,

Übertreter und Eltern

Dezember 2012 20. Weihnachtskonzert

Aula, 18.30 24. Weihnachtsferien

Januar 2013 7. Schulbeginn 18.–20. Theateraufführung 23. Forum KSH «Kontraste»:

Schweizer – Deutsche, Aula, 10.30–12.00

Februar 2013 5./6. Präsentation Maturitätsarbeiten 11. Sportferien 25. Schulbeginn

Di, 13 / 11 / 2012Arm und ReichAula Kantonsschule Hottingen 10.30−12.00 Uhr

Mi, 23 / 01 / 2013Schweizer und DeutscheAula Kantonsschule Hottingen 10.30−12.00 Uhr

Armut entwürdigt Arme und Reiche zugleich. Sie verhindert den Austausch auf Augenhöhe. Armut treibt einen Keil zwischen die Menschen, sie ver-ängstigt und polarisiert. Kann es auch mich treffen? 8,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. In erster Linie betroffen sind kin-derreiche Familien, alleinerziehende Elternteile, selb-ständig Erwerbende sowie schlecht ausgebildete oder ältere Menschen. Die Hälfte der Armen gehört zu den sogenannten «Working Poor», also zu der Gruppe von Menschen, die zwar ein volles Arbeitspensum ha-ben, deren Lohn jedoch nicht ausreicht, um die eigene Existenz zu sichern. Gleichzeitig verfügt ein Prozent der Schweizer über mehr Vermögen als die restlichen 99 Prozent zusammen. In wenigen Ländern sind die Vermögen noch ungleicher verteilt. Die Hälfte der 300 Reichsten in der Schweiz ist nicht durch Arbeit, sondern durch Erbschaften reich geworden. Es stellt sich die Frage, weshalb es Armut in einem Land gibt, das über die höchste Dichte an Milliardären weltweit verfügt. Wo kann der Sozialstaat die Not lindern, wo liegen seine Grenzen?

Podiumsteilnehmer

Dr. Caroline Bono, Rechtsanwältin, Mediatorin, Autorin

Regula Heggli, Fachstelle Sozialpolitik Caritas

Dr. Ellen Ringier, Präsidentin der Stiftung «Elternsein»

Moderation

Oliver Bär, Mittelschullehrer für Wirtschaft und Recht

Pamela Bethke, Mittelschullehrerin für Wirtschaft und Recht

Der Schweizer fährt Velo, sagt «Wart schnell!» und «Ich hätte gern Kartoffelstock mit Rüebli», wo der Deutsche das Fahrrad nimmt, «Moment!» ruft und «Püree mit Möhren» bestellt. Auch Schweizer Schü-ler gehen mittlerweile «arbeiten» statt «schaffen», «halten» statt «heben die Schnurre» und Schwei-zer Patienten ärgern sich, im Spital Hochdeutsch sprechen zu müssen, weil Ärzte wie Pfleger Deut-sche sind. Flüchteten sich einst die Freigeister aus dem Norden in die dazumal liberalere Schweiz, um politisch-geistiges Asyl zu suchen, kommen heute gut ausgebildete deutsche Zuwanderer, weil sie hier bessere Karriere- und Verdienstmöglichkeiten fin-den. Drängen deutsche Arbeitnehmer die Schweizer aus den Führungskadern und die Migranten aus den Balkanländern in die Schweizer Sozialwerke oder gar in die Kriminalität, wie Frau Rickli von der SVP beklagt? Oder entsteht unser Unbehagen aus man-gelnder Abgrenzung, da uns die Deutschen doch ähnlicher sind, als wir uns eingestehen? Unser Podi-um lässt eine spannende Diskussion erwarten.

Podiumsteilnehmer

Prof. Dr. Arnold von Eckhardtstein, Universität Zürich

Prof. Dr. Joseph Jung, Historiker, Geschäftsführer Alfred-Escher-Stiftung

Vanessa Matthiebe, Präsidentin Deutscher Club Zürich

Prof. Dr. Christoph Mörgeli, Nationalrat SVP

Moderation

Ina Hoffmann, Mittelschullehrerin für Englisch und Geschichte

Victor Ullate, Mittelschullehrer für Deutsch und Spanisch

18 / 01 / 2013Alles ist auszuhalten.

von susanna rosati, theaterpädagogin

Vielleicht hat sich Phillip eben etwas gedacht. Vielleicht. Er denkt immer. Aber anders. Weiss man’s?Vielleicht sind wir nichts als Lehmklumpen. Vielleicht bekommt man erst am Schluss eine Form.Weiss man’s?Vielleicht denkt man, je mehr man erlebt, desto mehr ist man was.

Weiss man’s?Drei Generationen. Drei Wohnräume. Drei Geschichten.Eine Putzfrau. Ein Verliebter. Menschen.Menschen, die alles aushalten, bis sie es nicht mehr aushalten.

14 Schüler und Schülerinnen besuchen das Freifach Theater und improvisieren, spielen, gestalten, geben Figuren Leben, agieren und reagieren, klagen an, ver-teidigen sich, sind wütend, verliebt, singen und tan-zen bis ein Theaterabend entsteht und der Vorhang aufgeht!

Am 18. Januar 2013 ist es soweit: Wir spielen für Sie – drei ineinander verwobene The-aterstücke von drei zeitgenössischen Autorinnen.

Laura de Weck mit LieblingsmenschenYasmina Reza mit Der Gott des GemetzelsMarlene Streeruwitz mit Brahmsplatz

theater

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quiz

Der neugierige, wache Blick, das ist bestimmt... Aha. Das kann nur... Und hier: Diese dunklen, runden Augen, das ist doch... Ich habs! Dieser Ausdruck. Unverkennbar... Wissen Sie es?

Folgende Lehrpersonen zeigen sich hier einmal von einer ganz anderen Seite:

1. Ines Eigenmann 2. Sabine Kappeler3. Katharina Keller 4. Ralph Kilchenmann 5. Barbara Ingold 6. Reine-Line Milliquet 7. Sandra Nussbaumer 8. Peter Stalder 9. Hans Suter 10. Kathrin Trüb 11. Victor Ullate12. Daniel Zahno

Wie die Zeit vergehtWer ist denn dieser süsse Wonneproppen? Auch die Lehrer waren einmal klein.

Lösungen: 1. d), 2. k), 3. e), 4. h), 5. a), 6. i), 7. l), 8. g), 9. c), 10. f), 11. m), 12. b)

a)

b)

f)

d)

e)

i)

l)

c)

g)

h)

k)

m)