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Unterrichtsentwicklung im Team PÄDAGOGISCHE BEITRÄGE VERLAG Hamburg macht Schule Heft 1/2011 23. Jahrgang Zeitschrift für Hamburger Lehrkräfte und Elternräte Forum Offene Ganztagsschule BSB-Info Interview mit Schulsenator Ties Rabe Werkstatt Schule Family Literacy in Hamburg Hamburg

Hamburg macht Schu le · Unterrichtsentwicklung im Team PÄDAGOGISCHE BEITRÄGE VERLAG Hamburg macht Schu le Heft 1 / 2011 U 2 3. Jahrgang Zeitschrift für Hamburger Lehrkräfte und

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Unterrichtsentwicklung im Team

PÄDAGOGISCHEBEITRÄGE

VERLAG

Hamburg macht SchuleHeft 1 / 2011 2 3. Jahrgang Zeitschrift für Hamburger Lehrkräfte und Elternräte

ForumOffene Ganztagsschule

BSB-InfoInterview mit Schulsenator Ties Rabe

Werkstatt SchuleFamily Literacy in Hamburg

Hamburg

Hamburg macht Schule 1|201136

BSB-Info

Überfachliche Kompetenzen stellen

somit sowohl Bildungsziele per se als

auch Voraussetzungen für erfolgreiche

Lernprozesse dar. Nur wenn Schüle-

rinnen und Schüler über angemessene

Lernstrategien verfügen und ihr Lernen

eigenständig organisieren und kontrol-

lieren können, sind Lernerfolge mög-

lich. Ebenso wichtig sind Engagement,

Erfolgszuversicht und Eigeninitiative,

um sich aktiv mit Lerninhalten ausein-

anderzusetzen und unterschiedliche

Anforderungen bewältigen zu können.

Zur verantwortungsbewussten Lebens-

gestaltung und zum Ausbildungs- und

Berufserfolg sind insbesondere soziale

und motivationale Kompetenzen und

Bereitschaften von zentraler Bedeu-

tung.

Auswahl überfachlicher

Kompetenzen

Inzwischen gibt es

eine Reihe verschie-

dener Ansätze zur

Systematisierung

überfachlicher Kom-

petenzen. Basierend

auf dem Kompetenzbe-

griff nach Weinert (2001)

und in Anlehnung an das Modell des

OECD-Projekts »DeSeCo« (Definition

and Selection of Competencies) wurde

in Hamburg eine Einteilung in drei Kate-

gorien gewählt, die weit verbreitet ist und

allgemein getragen wird. Unterschieden

wird dabei zwischen Selbstkompetenzen

(Selbstkonzept und Motivation), Sozial-

kommunikativen Kompetenzen und Lern-

methodischen Kompetenzen. Innerhalb

dieser drei Kategorien werden jeweils

acht Kompetenzen beschrieben. Zu den

Selbstkompetenzen zählen beispielswei-

se Selbstwirksamkeit, Leistungsmotiva-

tion und Eigeninitiative, zu den Sozial-

kommunikativen Kompetenzen zählen

unter anderem Kooperationsfähigkeit,

Konfliktfähigkeit und Verantwortungsbe-

wusstsein und zu den Lernmethodischen

Kompetenzen Konzentrationsfähigkeit,

Lernstrategien und Medienkompetenz.

Erste empirische Ergebnisse aus Ham-

burg unterstützen die Zuordnung der

Kompetenzen in die drei benannten Ka-

tegorien.

Einschätzung

überfachlicher Kompetenzen

Eine positive Entwicklung der über-

fachlichen Kompetenzen setzt – ebenso

wie bei den fachlichen Kompetenzen

– eine kontinuierliche Beobachtung

und Beratung voraus. Lehrkräfte sind

daher dazu aufgefordert, den Schüle-

rinnen und Schülern und deren Eltern

im Rahmen von regelmäßigen Lernent-

wicklungsgesprächen Rückmeldungen

zu den überfachlichen Kompetenzen

der Kinder zu geben und Fördermög-

lichkeiten aufzuzeigen. An diesem

Prozess sollen die Schülerinnen und

Schüler direkt beteiligt werden, indem

sie sich mit ihren Fähigkeiten, Einstel-

lungen und Verhaltensweisen ausein-

andersetzen und sich selbst bezüglich

ihrer Kompetenzen einschätzen. Da-

bei ist es bedeutsam, die Anforderun-

gen und Kriterien für alle Beteiligten

transparent und nachvollziehbar zu

machen.

Zu diesem Zweck bietet die Abteilung

»Qualitätsentwicklung und Standardsi-

cherung« des Landesinstituts (LIQ) stan-

dardisierte Einschätzungsbögen für die

überfachlichen Kompetenzen an, die als

Unterstützungsinstrument zur kontinu-

ierlichen und systematischen Beobach-

tung dienen sollen. Für jede Kompetenz

werden Verhaltensindikatoren aufgelis-

tet, die Orientierungshilfen für die Ein-

schätzungen liefern. Diese Bögen gibt es

für Lehrkräfte zur Fremdeinschätzung

(angepasste Versionen für Kinder in der

Vorschulklasse und in den Klassenstu-

fen 1 bis 3 bzw. 4 bis 8) sowie für die

Schülerinnen und Schüler (ab

Klasse 4) zur Selbstein-

schätzung. Durch den

analogen Aufbau der

beiden Bögen können

im Gespräch die un-

terschiedlichen Per-

spektiven verglichen

und Diskrepanzen in

den Wahrnehmungen

ausgemacht werden.

Lehrkräfte, die diese Instru-

mente einsetzen wollen, können sich

an das LIQ wenden.

Förderung überfachlicher

Kompetenzen

Eine wichtige Voraussetzung für die För-

derung überfachlicher Kompetenzen ist

der regelmäßige Austausch zwischen

Schülerinnen und Schülern, Eltern und

Lehrkräften im Rahmen der Lernentwick-

lungsgespräche. Durch eine starke Einbe-

ziehung der Schülerin bzw. des Schülers

werden Selbstreflexion und Eigenverant-

wortung gestärkt. Die Selbstkompetenzen

können zudem erhöht werden, wenn kon-

krete und realistische Ziele vereinbart

Überfachliche KompetenzenEin wesentlicher Aspekt von Bildung und Erziehung ist die Vermittlung überfach-

licher Kompetenzen. Unter überfachlichen Kompetenzen versteht man Fähigkei-

ten, Fertigkeiten und Einstellungen, die zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

und zur Aneignung von fachlichem Wissen notwendig sind.

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BSB-Info

werden, deren Erreichen gemeinsam

überprüft wird. Im Unterricht können

überfachliche Kompetenzen durch den

gezielten Einsatz verschiedener Formen

des individuellen und sozialen Lernens so-

wie durch angemessene Leistungsanfor-

derungen und -rückmeldungen gefördert

werden. Schülerinnen und Schüler wer-

den somit unterstützt, ihren Lernprozess

zu strukturieren und zu reflektieren und

positive Selbstkonzepte zu entwickeln.

Literatur

Weinert, F. (2001): Concept of Compe-

tence: A Conceptual Clarification. In:

D. S. Rychen & L. H. Salganik (Eds.),

Defining and selecting key competen-

cies. Seattle/Toronto/Bern/Göttingen,

S. 45 – 66

Dr. Britta Pohlmann/Dr. Meike Heckt

Landesinstitut für Lehrerbildung und

Schulentwicklung, Abteilung Qualitäts-

entwicklung und Standardsicherung

(LIQ)

[email protected]

[email protected]

»Family Literacy« (FLY)-Projekt trifft auf internationales Interesse

Hochrangige Delegation aus Vietnam besuchte das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung

Seit der Auszeichnung mit dem King-

Sejong-Alphabetisierungspreis der UN-

ESCO am 8. September 2010 in Paris

reißen die Anfragen aus dem Ausland

nicht ab. In den vergangenen Mona-

ten wurden im LI internationale Gäste

aus Namibia, Tansania, Laos, Malaysia,

Thailand und Schweden begrüßt.

Am 10. Dezember 2010 kam eine sech-

zehnköpfige Delegation aus Vietnam,

die an einem mehrtägigen Seminar am

UNESCO-Institut für Lebenslanges Ler-

nen teilnahm, unter Leitung des Vizemi-

nisters für Erziehung Nguyen Vinh Hien

ins Landesinstitut. Martin Eckeberg und

Gabriele Rabkin unterrichteten die Gäs-

te über das deutsche Bildungssystem, die

Arbeitsschwerpunkte des Landesinsti-

tuts und insbesondere über das Family

Literacy (FLY)-Projekt.

FLY will die Fähigkeiten der Eltern

stärken, den Schriftspracherwerb ihrer

Kinder zu Hause besser zu begleiten und

Wege aufzeigen, wie Eltern und Lehrer

das Kind gemeinsam fördern können.

Viele der angesprochenen Familien

haben einen Migrationshintergrund.

An dem Projekt nehmen inzwischen 44

Schulen in Hamburg teil; jedes Schuljahr

sollen weitere Standorte hinzukommen.

Die Qualifizierung der FLY-Lehrkräfte

erfolgt am Landesinstitut.

Die vietnamesische Delegation zeigte

sich beeindruckt von der Grundidee des

Projekts und an einem weiteren Infor-

mationsaustausch sehr interessiert.

Vielleicht wird in naher Zukunft diese

ansprechende Idee auch in Vietnam auf-

gegriffen.

Weitere Informationen finden Sie un-

ter: www.li-hamburg.de/projekte/pro-

jekte.Fly/index.html

Dr. Gabriele Rabkin, LIF 11,

Sprachen Deutsch

[email protected]

Martin Eckeberg, LIF 19,

Gestaltungsreferat Fremdsprachen

[email protected]

Dr. Gabriele Rabkin und Martin Eckeberg mit vietnamesischer Delegation im LI