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Hamburger Architekten bauen mit Stahl Dokumentation 613 Eine Gemeinschaftsorganisation von stahlerzeugenden Unternehmen und dem Deutschen Stahlbau-Verband DSTV

Hamburger Architekten bauen mit Stahl

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Page 1: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Hamburger Architektenbauen mit Stahl

Dokumentation 613

Eine Gemeinschaftsorganisation von stahlerzeugenden Unternehmen und

dem Deutschen Stahlbau-Verband DSTV

Page 2: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Impressum

Dokumentation 613Hamburger Architekten bauen mit Stahl

1. Auflage, Oktober 2002

Herausgeber:BAUEN MIT STAHL e. V.Sohnstraße 6540237 DüsseldorfTelefon (02 11) 67 07-8 28Telefax (02 11) 67 07-8 29E-Mail: [email protected]: www.bauen-mit-stahl.de

Konzeption und Redaktion:Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn

Verlag:VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHNBiebricher Allee 11 b65187 WiesbadenTelefon (06 11) 84 65 15Telefax (06 11) 80 12 52

Titel:Bürohaus »Berliner Bogen« in Hamburg (5)UCI-Kinocenter in Hamburg (26)Wohnbebauung in Hamburg (22)Passagierterminal am Flughafen Hamburg (13)»Stadtlagerhaus« in Hamburg (51)

Diese Publikation und alle in ihr ent-haltenen Beiträge und Abbildungen sindurheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,insbesondere das der Übersetzung infremde Sprachen, bleiben vorbehalten.Kein Teil dieser Publikation darf ohneschriftliche Genehmigung von Autorenund Herausgeber in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen lesbare Sprache übertragen werden. MitAusnahme der gesetzlich zugelassenenFälle ist eine Verwertung nur mit Einwilli-gung von Autoren und Herausgeber statt-haft.

Page 3: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Inhalt

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Editorial 3

BRT Architekten – Bothe Richter Teherani 4

Prof. J. Friedrich und Partner 8

gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner 12

KHD.CZERNER Architektur und Stadtplanung BDA 20

Nietz · Prasch · Sigl · Tchoban · Voss Architekten BDA 24

Renner Hainke Wirth Architekten 28

Architekten Schweger + Partner 32

Architekten Silcher · Werner + Redante 38

Jan Störmer Architekten 43

Prof. Bernhard Winking Architekten BDA 48

Page 4: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Was ist neu an der Aussage »Architektenbauen mit Stahl«? 150 Jahre nachdemJoseph Paxton in London mit dem Kristall-palast anlässlich der Weltausstellung eineIkone der neueren Architekturgeschichteschuf und auch in den folgenden Jahr-zehnten herausragende Bauwerke in Stahl-bzw. in Eisenkonstruktion errichtet wurden,die heute noch Zeugnis für den gekonntenUmgang der Architekten mit dem Werk-stoff Stahl ablegen, scheint dies keineNeuigkeit. Oder ist der Hinweis auf Ham-burger Architekten die Novität? Sicherlichauch nicht, denn auch in dieser Region gabes schon früher hervorragende Bauten mitdem Werkstoff.

Die Eingrenzung auf Hamburger Architek-ten wurde gewählt, um der gastgebendenStadt und Region des Deutschen Stahl-bautages 2002 die Referenz zu erweisen.

Stahl ist kein neuer, aber trotzdem einmoderner Werkstoff, der sich wie keinanderer den heutigen Anforderungen stellt.Unter dem Sammelbegriff »Stahl« existie-ren mehr als 2.500 unterschiedliche Stahl-sorten, die für den jeweiligen Verwen-dungszweck optimierte Eigenschaftenbesitzen. Dies kann Festigkeit, Temperatur-verhalten, Brandverhalten, Verschleiß,Korrosion oder Bearbeitbarkeit betreffen.Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat sich inden letzten 20 Jahren immer günstiger ent-wickelt. Stahl hält heute bei wesentlichverbesserter Qualität den Preis von 1980.Stahl ist umweltfreundlich. Die 100%igeWiederverwertbarkeit bringt enormeRecyclingraten. Die deutsche Stahlindustriehat bei der Ressourcenproduktivität in denletzten Jahren enorme Fortschritte erzielt.Die CO2-Emissionen bei der Stahlerzeu-gung haben sich gegenüber 1960 mehr alshalbiert.

Stahl gibt dem Architekten aufgrund seinermechanischen Fähigkeiten die Möglichkeit,seine Bauten mit größerer Formenvielfaltzu kreieren, die Uniformität einfacherFormen zu verlassen, die Tragstrukturzugunsten von Transparenz und Flexibilitätin den Hintergrund zu nehmen. Gemein-sam mit Glas entstehen Bauten, die mitder Umgebung wirken, weil sie diese nichtaussperren, sondern integrieren. Bahnhöfe,Flughäfen, Ausstellungshallen, öffentlicheRäume oder Sportstätten geben hierüberberedtes Zeugnis.

Im Geschossbau unterscheiden sich deut-sche Architekten von ihren Kollegen inGroßbritannien oder den USA erheblich.Während in diesen Ländern die Markt-anteile für Stahl bei Verwaltungsbauten umdie 50 % und darüber liegen, haben wir inDeutschland mit 8–10 % nur eine Rand-gruppenpräsenz. Dies liegt zum Teil viel-leicht an der Ausbildung, sicherlich zumHauptteil an der vorhandenen Bautradi-tion. Das oft von Architekten geäußerteStatement: »Mit Stahl baue ich nur, wennich ihn zeigen kann«, passt hierzu.

Dabei werden zwei Argumente vernachläs-sigt, die der Werkstoff Stahl zu bieten hat.Mit keinem anderen Baustoff sind kürzereBauzeiten erreichbar. Paxton hat für denBau des Kristallpalastes nur neun Monategebraucht, wobei die Tragkonstruktionbereits nach sechs Monaten stand. Dabeihandelte es sich um immerhin 74.000 m2

Hallenfläche mit über 40 m Höhe. Außer-dem ist zu berücksichtigen, dass 1851keine Krane zur Verfügung standen. Kür-zere Bauzeiten wären auch heute erreich-bar, vorausgesetzt, die Baulogistik wird aufdie Stahlbautechnik abgestimmt.

Mindestens von gleicher Bedeutung ist fürunsere Bauten heute die Flexibilität. EngeStützenstellungen in Verwaltungsbautenkönnen sich den Anforderungen derArbeitswelt von morgen nicht anpassen.Nur große Spannweiten gewährleisten einemögliche Umnutzung der bestehendenBausubstanz, andernfalls steht ein Abbruchzu befürchten.

Alle diese Anforderungen werden dieArbeit des Architekten in Zukunft nochwichtiger, aber auch komplexer machen.

Wie aber die dargestellten Beispiele zei-gen, lässt sich erfreulicherweise nachvoll-ziehen, dass Architekten, die sich einmalmit dem Werkstoff Stahl auseinander ge-setzt haben, immer wieder darauf zurück-greifen.

Horst Hauser,GeschäftsführerBAUEN MIT STAHL e. V.

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Editorial

Page 5: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Jens BotheKai RichterHadi Teherani

Mitarbeiter:142

Büro:Oberbaumbrücke 120457 Hamburg

Text:BRT Architekten

Fotos:Gerhard Linnekogel

SelbstverständnisDer Geist unserer Arbeiten basiert auf denphilosophischen Ansätzen und dem prag-matischen Verständnis der klassischenModerne. Wir versuchen, durch räumlicheInterpretationen der Aufgaben klare und insich logische Schlussfolgerungen zu erar-beiten. Ein bewusster Rückgriff auf Denk-ansätze der Moderne und deren praktischeund theoretische Neuinterpretation wirddabei als aktiver Beitrag zur sozial- undkulturpolitischen Weiterentwicklung unse-rer Gesellschaft verstanden, die heute docheher durch eine weit verbreitete Haltungdes Bewahrens und Stillstands gekenn-zeichnet ist. Die Qualität unserer Architek-tur, die neue Inhalte mit neuen Ausdrucks-formen und neue Materialien mit zukunfts-weisenden Technologien vereinen will,beruht nicht auf vorgefertigten ästheti-schen Ideen – sie ist das Resultat einerintegralen Arbeitsmethode, die durch per-manentes Hinterfragen ständig selbst über-prüft wird. Hierbei ist nicht der Prozess desimmer währenden Erfindens neuer Dingegemeint, sondern eine Arbeitsweise, diedurch logische und rigorose Lösungsfin-dungen tragfähige Ideen erkennt und diesie durch Überprüfung in der Matrix derErfahrungen zu neuen Gedankenansätzenund zukunftsweisenden Lösungen weiter-entwickelt.

BüroprofilBothe Richter Teherani, Architekten BDA,ist eine Gesellschaft bürgerlichen Rechtsund hat den Hauptsitz des Büros Ende desJahres 1991 von Köln in die HansestadtHamburg verlagert. Die drei BüroinhaberJens Bothe, Kai Richter und Hadi Teheranihaben sich bereits 1977 während desArchitekturstudiums an der TechnischenUniversität Braunschweig kennen gelernt;nach gemeinsamen »Lehrjahren« und pro-jekt- und entwurfsleitenden Aufgaben inrenommierten Architekturbüros der Bun-desrepublik Deutschland, so z. B. im Pla-nungsbüro Professor Schürmann, Köln, sindsie im Rahmen ihrer selbstständigen Arbei-ten neben einigen Wohn- und Geschäfts-häusern im norddeutschen Raum zunächstdurch das Projekt »Car & Driver« in Ham-burg auch international bekannt gewor-den.

In den letzten Jahren hat sich der Schwer-punkt der Tätigkeit des Büros auf gestalte-risch wie technologisch innovative Groß-projekte verlagert. Insbesondere im Bereichgroßer Büro- und Gewerbeobjekte, z. B. beidem Bürohochhaus Doppel-XX oder demPolizeipräsidium Hamburg, der Re-Aktivie-rung ganzer städtischer Bereiche, z. B. desRheinauhafens Köln, sowie beim Neubauund der Umgestaltung von Bahnhöfen,u. a. Fernbahnhof Flughafen Frankfurt amMain, Hauptbahnhof Dortmund, Haupt-bahnhof Hannover, liegen heute die her-ausfordernden Aufgaben. Hierbei ist es un-ser Anspruch, umfassende und wirtschaft-liche Lösungen von der Logistik eines Pro-jekts bis hin zur Detaillierung zu gewähr-leisten.

An kleineren, technologisch und gestalte-risch besonders anspruchsvollen Projektenwie der Glasbrücke C&A oder dem Produk-tionsgebäude Tobias Grau werden gleich-zeitig die Grundlagen und das Know-howfür die Lösungen von morgen erarbeitet.Die Entwürfe und Bauten des Büros habendiverse Wettbewerbe gewonnen und sindmehrfach ausgezeichnet worden.

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BRT Architekten – Bothe Richter Teherani

Page 6: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Dipl.-Ing. Dieter BeckenBeckenInvestitionen & Vermögensverwaltung,Hamburg

Projektentwicklung:DWI Projektentwicklung,Hamburg

Architekten:BRT ArchitektenBothe Richter Teherani,Hamburg

Tragwerksplanung:Dr.-Ing. W. BinnewiesBeratender Ingenieur VBI,Hamburg

Stahlbau:Stahlbau Plauen GmbH,PlauenFrener & Reifer Metallbau GmbH,Brixen

Fertigstellung:Dezember 2001

Standort:Anckelmannsplatz 1

Text:BRT Architekten

Fotos:Jörg Hempel

An der von den Elbbrücken kommendenHaupteinfallstraße liegt der »BerlinerBogen« an einer verkehrsreichen Kreuzungin der City Süd. Ein Grundstück gab es zuAnfang nicht, erst durch die Projektent-wicklung wurde diese Leerstelle in derStadt zu Bauland für ein Bürogebäude. Diecharakteristische Form der Parabelwölbungdes »Berliner Bogens« entstand durch dasThema der Überbrückung eines Hochwas-serbassins, das ersetzt wurde durch einMischwasserrückhaltebecken in geschlos-sener Bauform unter dem Gebäude.

Der Stahlbau wurde gestaltet als Brückezwischen den Ufern aus einer schlankenKonstruktion sich am First kreuzenderStahlbögen. Sie setzen sich zusammen ausvorgebogenen Rundrohren als Ober- undUntergurt mit Zwischenblechen als Steg,aufgelagert auf Gussfußpunkten. Die mitden Stahlbögen verschweißten Pfetten die-nen zur Aussteifung, die darauf aufgesetz-ten Glashalter und Spider können in alleRichtungen bis zu 40 mm Toleranzen auf-nehmen. Nur durch ein maßhaltiges Arbei-ten wurde die anspruchsvolle Planungeiner gleichmäßigen Glashaut von 135 mLänge und insgesamt ca. 14.000 m2 mög-lich.

Unter den Stahlbögen befinden sich dieBüros, die alle zu den innen liegendensechs grünen Atrien orientiert sind. Vor derFassadenseite der Büros wurde im 2,70-m-Raster die Deckenkonstruktion an dieStahlbögen abgehängt. Fluchtweg- undServicebereiche im Inneren sind stattdes-sen in herkömmlicher Bauweise erstellt

und verhindern dadurch den Auftrieb desMischwasserrückhaltebeckens. Durch diesebesondere Mischform aus Stahlbeton- undStahlhängekonstruktion wurde der Stahlweitestgehend ohne Brandschutzverklei-dung erstellt.

Der gesamte Innenausbau ist konzipiert fürdie flexible Nutzung unterschiedlicherMieter. Das Haus-im-Haus-Prinzip mit derGlashülle über Gebäude und Atrien sorgtfür geringe Heiz- und Kühlkosten undschützt vor störenden Emissionen derbenachbarten, stark frequentierten Haupt-straße und Bahntrasse.

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Bürohaus »Berliner Bogen« in Hamburg

Fassade, Tragwerk, Nutzung

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Bauherr:Swiss Re Germany AG,Unterföhring

Architekten:BRT ArchitektenBothe Richter Teherani,Hamburg

Tragwerksplanung:Dr.-Ing. W. BinnewiesBeratender Ingenieur VBI,Hamburg

Stahlbau:Südstahl GmbH,MertingenCarl Stahl GmbH,Süssen

Fertigstellung:Dezember 2001

Standort:Dieselstraße 1

Text:BRT Architekten

Fotos:Jörg Hempel

Das Erscheinungsbild des Gebäudes derSwiss Re Germany AG ist geprägt durcheine schwebende, bewachsene Stahlkon-struktion, die so genannte Hecke. Diesebindet das bauliche Konzept von »schwe-benden« Büroeinheiten zu einer Gesamt-heit zusammen. Je vier Bürounits sindwindmühlenartig um einen Kern angeord-net. Um vier Gruppen herum spannt sichdie dreigeschossige, begehbare Stahl-konstruktion und verbindet so die Büro-einheiten. Die Balkone vor den Units sindan die Gitterrostebenen der Hecke ange-schlossen. So kann das gesamte Gebäudein der dritten und vierten Obergeschoss-ebene im Freien erschlossen werden. Überdrei Treppenanlagen lässt sich von diesemErschließungssystem der Garten im Erd-geschoss erreichen.

Eine Seitenlänge des Heckenparallelo-gramms beträgt 150 m, unterteilt in Achs-abstände von je 5,5 m. Das Gesamt-gewicht der Stahlkonstruktion aus St 52-3beträgt 1.500 t. Die Konstruktion wurde inTeilen vorgefertigt und auf der Baustellemontiert.

Die vier Raumfachwerke der Konstruktionsind an jeweils zwei Stirnseiten der Büro-units aufgehängt. Die Durchlaufträger kra-gen an den Ecken frei aus und sind dortgelenkig miteinander verbunden. Damitwurde erreicht, dass die gesamte Konstruk-tion stützenfrei bleibt.

Die Heckenkonstruktion ist mit wildemWein und Glyzinien begrünt. Als Rankhilfesind 9.000 m2 Edelstahlgewebe vor derStahlkonstruktion verspannt.

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Bürogebäude in Unterföhring

Grundriss 3. OG

Page 8: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:August Prien ImmobilienGesellschaft für Projektentwicklung mbH,Hamburg

Architekten:BRT ArchitektenBothe Richter Teherani,Hamburg

Tragwerksplanung:Wetzel & von SehtIngenieurbüro für Bauwesen,Hamburg

Stahlbau:noch nicht vergeben

Fertigstellung:Dezember 2003

Standort:Am Sandtorkai

Text:BRT Architekten

Visualisierung:Virtual Architecture GbR

Der aus einem städtebaulichen Wettbe-werb (Entwicklung Hafencity) hervorgehen-de Baukörper steht, durch eine außen lie-gende Tragstruktur ergänzt, auf dem 47 mbreiten und 22,25 m tiefen Polderab-schnitt. Das Gesamtkonzept des Gebäudesbeabsichtigt die Assoziation mit Contai-nern, die in einer Stahlkonstruktion gesta-pelt sind. Orientiert am Kontext desIndustriehafens und der Werften, sind hierStahl für das Haupttragwerk und schlichteGlasboxen für die Bürogeschosse Konzept.Das Bürogebäude wird mit einer Höhe von32 m planungsrechtlich als Hochhaus defi-niert. Ein tragender Erschließungskern ver-bindet die zwei Polder- mit den acht Ober-geschossen. Die Büroeinheiten sind umdiesen Kern angeordnet.

Das außen liegende Stahltragwerk und deraussteifende Kern leiten die Kräfte in denPolder und in die Gründung ein: Das Stahl-tragwerk leitet zum einen die Kräfte ausden Decken der Bürocontainer ab, zumanderen bewältigt es zusammen mit einerVierendeelkonstruktion in der Ebene desKerns die Auskragung des südlichenGebäudeteils um 10 m über Promenadeund Wasser. Die Stützen der äußeren Stahl-struktur haben Querschnitte von ca.800–1.200 mm, ausgebildet als ge-

schweißte Doppel-T-Träger mit diagonalenZugstäben. Die in den Stahlverbunddeckenintegrierten Träger liegen in einem Rastervon 3 m und sind 30 cm hoch; die Decken-dicke beträgt 16 cm. In jedem zweitenGeschoss werden die Lasten der jeweiligenDecke und der abgehängten darunter lie-genden Decke in die Träger des außen lie-genden Tragwerks geführt. Die Abhängungder Geschosse erfolgt schließlich überStahlhänger, die ca. 25 cm hinter derFassade liegen.

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Bürohaus am Sandtorkai in Hamburg

Fassadenvariante

Page 9: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Prof. Jörg Friedrich

Mitarbeiter:26

Büros:Jarrestraße 8022303 HamburgBlaumeisenweg 740489 DüsseldorfGerhard-Wou-Allee 199084 ErfurtCorso Carbonara 14/116125 GenuaItalien

Text:Prof. J. Friedrich und Partner

SelbstverständnisEinfachheit und Komplexität sind keinWiderspruch: Jedes unserer Projekte istanders, weil jeder Ort und jede Aufgabeeine individuelle Antwort in der Architekturerfordern. Gleich ist bei allen unserenProjekten der Versuch, komplexe Raum-und Lichtwelten mit einfachen, sichtbarenkonstruktiven Mitteln zu übersetzen.

Deshalb arbeiten wir seit Jahren mit derMaterialplanung, die sich aus demZusammenwirken von Stahl-Holz- undStahlbetonkonstruktionen ergibt.

BüroprofilArchitekturbüro seit 1986. Planung, Ent-wurf und Bauleitung von Hochbaupro-jekten. Schwerpunkt: Verwaltungsbau,Theater- und Kulturbauten sowie Kranken-häuser, Hochschulbau und Sportbauten.Bauten und Projekte in Deutschland,Italien und Österreich. VerschiedeneArchitekturpreise und viele preisgekrönteWettbewerbsarbeiten.

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Prof. J. Friedrich und Partner

Offizierschule des Heeres in Dresden

Bauherr:Bundesrepublik Deutschland

Architekten:Prof. J. Friedrich und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Horz + LadewigIngenieurbüro,Köln

Stahlbau:Befa GmbH,OelsnitzLoharenz Ing. Bau GmbH,Bad Oeynhausen

Fertigstellung:Oktober 1999

Standort:Marienallee 11

Text:Prof. J. Friedrich und Partner

Fotos:Klaus Frahm/artur

Schnitt und Fassadenansicht

Page 10: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Die »Albertstadt« ist als zusammenhän-gendes Ensemble mit ihren Kasernenbau-ten einzigartig in Dresden. Die denkmalge-schützten Bauten bilden einen ganzenStadtteil, der sich zur »Dresdner Heide«hin weiträumig öffnet. Nicht minder einzig-artig: die großzügige naturräumliche Ein-bettung eines großes Ensembles in einedurchgrünte heideartige Park- und Garten-landschaft. Die Landschaftsidee zu erhaltenund zu schützen, die Neubauten in dieLandschaft einzufügen, genauso wie dasEnsemble der vorhandenen Bauten zuerhalten, ist unser preisgekröntes Pla-nungskonzept.

Der Neubau liegt weit im »Landschafts-zusammenhang«, weg von der Straße, kon-zentriert als eine »Akademie« in der Land-schaft. Der Baukörper öffnet sich mit sei-nen Unterrichtsräumen zur Heidelandschafthin. Die Eingangszonen der »Akademie«und des Sportbereiches gruppieren sich mitihren beiden Kopfbauten um einen kleinen»Eingangsplatz«; der Blick hinauf in dieansteigende geschützte Baum- und Natur-landschaft wird als dritte »Platzfassade«ausgenutzt. Im Innern des Gebäudeswurde eine eigene, lichte Atmosphäreangestrebt: Mit Wasserflächen gestaltetegrüne Gartenhöfe, helle Wintergärten,Galerien, das neue »Bibliotheks- undVortragshaus« am Eingangsplatz bietensehr unterschiedliche Raum-, Licht- undLandschaftserlebnisse, die das Innere der»Akademie« prägen.

So wie der dreigeschossige Akademiebauin seiner kompakten Form möglichst wenigLandschaft baulich »besetzen« möchte,fügen sich die Sportbereiche zu einem eherspielerisch geformten, lichten, transparen-ten, frei dem Gelände angepassten »Sport-zentrum« zusammen: Schwimmbad, Turn-halle, Sauna etc.

Die bestehenden Altbauten auf demGelände werden von uns generell erhalten,instandgesetzt und umgenutzt. DerenCharakteristik bleibt damit als gesamtesEnsemble erhalten. Die »Akademie« hin-gegen ist als Skelettbau konzipiert. DieStahlkonstruktion der Dachverglasung desFoyers, als Wintergarten ausgebildet, istmit außen liegenden beweglichen Glas-lamellen und Stoffsegeln innen vor Sonnegeschützt. Eine filigrane Stahlkonstruktionmit nur vier Stützen überspannt den gesamten Eingangsbereich. Im Innern auchhier die Materialien: Holz, Stein, Stahl undGlas, die die Atmosphäre des Neubausbestimmen.

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Schnitt Turnhalle

Page 11: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Land Schleswig-Holstein

Architekten:Prof. J. Friedrich und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Horz + LadewigIngenieurbüro,Köln

Stahlbau:Heinrich Engineering,St. Ingbert

Fertigstellung:Februar 2002

Standort:Kanzleistraße 91–93

Text:Prof. J. Friedrich und Partner

Fotos:Klaus Frahm/artur

Am Kreuzungspunkt der Wege zwischenverschiedenen Bildungseinrichtungen gele-gen, bilden Mensa- und Hörsaalgebäude,eingebunden in die Grün- und Wasser-flächen der umgebenden Landschaft, denzentralen Begegnungspunkt des Hoch-schulstandortes Flensburg. Das Ensemblemarkiert den kulturellen Schwerpunkt desgesamten Campusgeländes, indem es Ort,Plattform und Rahmen verschiedensterHochschulaktivitäten und darüber hinausvon Podiumsdiskussionen, Theater, Kino,Semesterfeiern usw. ist. In ihrer klarenGebäudekonzeption, mit ihren einfachablesbaren Grundformen, befinden sichMensa- und Hörsaalgebäude in ihrerUnterschiedlichkeit in vielfältigem Dialog:Während die Mensa mit ihrer orthogonalgerichteten Dachkonstruktion aus Stahlsowie den großflächigen Verglasungen mitaußen liegenden Sonnenschutzlamellenaus Leichtmetall von ihrem strukturellentechnischen Ansatz geprägt wird, sorgt dasHörsaalgebäude mit seinen im Innerenweit in das Foyer hineinragenden Bau-körpern und den durch Öffnungen durch-brochenen Wandscheiben, in seiner skulp-turalen Ausrichtung für einen reizvollenGegensatz.

Bei der Mensa dominiert der starke Außen-bezug. Den zweigeschossigen, lichtdurch-fluteten Innenraum gliedern im Achsrastervon 7,50 m angeordnete Stahlrundstützen.Die Untersicht wird durch in Konstruktions-ebenen geschichtete Raster aus IPE-Pro-filen strukturiert. Der Materialwechsel zuden erlenfurnierten abgehängten Decken-flächen versinnbildlicht die Trennung zwi-schen Konstruktion und Hülle. In diesemSinne ist auch der gelenkige Anschluss derFassaden- an die Dachkonstruktion sicht-bar abgebildet. Die Weiterführung desStahltragwerkes über die Glasfassade bisin die vorgelagerte Ebene der Sonnen-schutzlamellen staffelt den Übergang vonInnen- zu Außenraum und greift das Themader Schichtung erneut auf. Das Thema derStahlkonstruktion wird durch die ebenfallsin Stahl ausgeführten Treppen und Galerie-brüstungen im Detail weitergeführt.

Das Hörsaalgebäude präsentiert sich eherintrovertiert: Ebenenübergreifende Luft-räume im Foyer lassen die Räume fließen.Im Audimax wird die vertikale Dimensionüber die ansteigenden Sitzreihen und die

raumgreifenden abgespannten Stahlkon-struktionen inszeniert, die in ihrer Leb-haftigkeit im Kontrast zu den ruhigen,gerundeten Flächen der Hörsaalrückwändestehen.

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Audimax und Mensa der Universität Flensburg

Page 12: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Stadt Münster

Architekten:Prof. J. Friedrich und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Horz + LadewigIngenieurbüro,Köln

Stahlbau:A.I.S. GmbH,Willich

Fertigstellung:November 2002

Standort:Lotharinger Straße 30

Text:Prof. J. Friedrich und Partner

Fotos:Klaus Frahm/artur

In unmittelbarer Nachbarschaft zum vor-handenen Schulareal, der Martini- undAdolph-Kolping-Schule, bildet die Dreifach-sporthalle einen neuen Schwerpunkt fürsportliche Aktivitäten innerhalb der Alt-stadt Münsters. Sie füllt im Zusammen-hang mit einer geplanten vierzeiligenWohnbebauung im Anschluss an das heuti-ge Stadtarchiv, einen delikaten KirchenbauSchlauns, eine Lücke in der Struktur derAltstadt.

Dabei setzt die metallverkleidete Sonder-form der asymmetrischen Fischbauchkon-struktion des Dachtragwerkes im Zusam-menhang mit großflächigen, transluzentenVerglasungen der Fassade einen eigenstän-digen Material-Form-Akzent innerhalb deseng bebauten städtischen Kontext. Überdie Nutzung als Schul-, Vereins- und Wett-kampfsportstätte hinaus ist die Halle auchdie Geschäftsstelle des örtlichen Sport-vereins, der »Turngemeinde Münster«.Servicebereiche sind einschließlich derGeschäftsstelle und eines großen Gymnas-

tiksaales, übereinander liegend als »Haus-im-Haus-Konzept«, in einem in die Halleeingestellten Baukörper integriert.

Tageslicht und Durchsichtigkeit sind dieeinfachen Prinzipien, die unter der räum-lich-sinnlich erfahrbaren Tragstruktur ausStahl den Hallenbereich konstruktiv undgestalterisch zusammenfassen: Geschoss-übergreifende Lufträume ermöglichen eineTageslichtführung bis in das Untergeschosshinein. Das im Bereich des Spielfeldes drei-seitig umlaufend eingesetzte, blendfreieFolienglas schafft eine suggestive Raum-atmosphäre, in der die sanft gebogeneStahlträgerkonstruktion mit ihren weitenAuskragungen und der Lastkonzentrationauf skulpturale Stützenböcke aus Stahl anden Giebelseiten den Innenraum charakte-risiert. Im Bereich des Spielfeldes sowie imObergeschoss des eingestellten Baukörperswerden umlaufende Ahorn-Holzverklei-dungen zur Verbesserung des akustischenwie des allgemeinen, atmosphärischenRaumklimas der Halle beitragen.

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Sporthalle in Münster

Schnitt

Page 13: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Büroleitung:Prof. Meinhard v. GerkanProf. Volkwin MargKlaus Staratzke (Partner)Uwe Grahl (Partner)Joachim Zais (Partner)Hubert Nienhoff (Partner)Nikolaus Goetze (Partner)Jürgen Hillmer (Partner)Wolfgang Haux (Assoziierter Partner)

Mitarbeiter:340

Büros:Elbchaussee 13922763 HamburgVölckerstraße 14–2022765 HamburgPaul-Lincke-Ufer 42/4310999 BerlinRennbahn 5–752062 AachenGuiollettstraße 2460325 Frankfurt am MainGerman Center/Unit 0213Landmark Tower 28 North Dongsanhuan Road100004 BeijingVolksrepublik China

Text:gmp

Fotos:Ute Karen Seggelke

PhilosophieUnser Ideal ist es, die Dinge so einfach zugestalten, dass sie inhaltlich und zeitlichBestand haben. Formale Zurückhaltung undMaterialeinheitlichkeit liegen in diesemBekenntnis begründet, weil für unsSinnfälligkeit ein kategorischer Imperativist.

Wir wollen ein Haus lediglich selbstver-ständlich gestalten, es zur Hülle für dieVielfalt des menschlichen Daseins mög-lichst dauerhaft ausbilden.

Expressionistische Formen, die nur derkünstlerischen Willkür entspringen, ohneBezug zur Nutzung, Konstruktion undGebrauchstüchtigkeit, versuchen wir durchkritische Distanz zu aktuellen Architektur-erscheinungen zu meiden.

Von den Medien wird diese tradierteEinfachheit zur »neuen« Einfachheit um-etikettiert. Der auf die Spitze getriebenePurismus, der sich in den Zeichnungendurch Informationsverweigerung und inden Bauten durch eine allzu herbe Karg-heit ausdrückt, bleibt uns jedoch fremd.

Wir meinen eine Reduktion, die aufPlausibilität und Selbstverständlichkeitbezogen ist und vermeintliche Stilbrüche,die durch Aufgabenstellung und Standortprovoziert werden, integrieren muss.Für die Konzeption von Gebäuden undInterieurdesign gelten die Positionen desdialogischen Entwerfens als Leitlinie derArchitekturauffassung. Diese sind:

– Einfachheit– Einheit in der Vielfalt– Strukturelle Ordnung– Identität mit dem Ort

BüroprofilMeinhard von Gerkan, Volkwin Marg undihre Partner haben in den vergangenen 35 Jahren in nahezu allen großen Städtender Bundesrepublik geplant und gebaut.Ihre Projekte reichen von Einfamilien-häusern, Hotels, Museen, Theatern undKonzerthallen, Bürogebäuden, Handels-zentren und Krankenhäusern bis hin zuForschungs- und Bildungseinrichtungensowie Verkehrsbauten.

International bekannt wurden gmp vorallem als Flughafen-Architekten: 1975wurde Berlin-Tegel als Drive-in-Airporteröffnet. Dieser innovative Entwurf wurdefür die Abflug- und Ankunftebenen derFlughäfen Stuttgart und Hamburg weiter-entwickelt.

Weltweite Beachtung finden aber nicht nurihre realisierten Projekte wie die NeueMesse Leipzig, die Messe Rimini oder derChristus Pavillon auf der Expo 2000, son-dern auch ihre Entwürfe z. B. für denUmbau des Olympiastadions in Berlin, dasMüngersdorfer Stadion in Köln oder fürden im Bau befindlichen Lehrter Zentral-bahnhof in Berlin.

Bei Wettbewerben errangen gmp über 350Preise, darunter mehr als 150 erste Preisesowie zahlreiche Auszeichnungen für bei-spielhafte Architektur. Mehr als 2.000Publikationen in in- und ausländischenBüchern, Jahrbüchern, Fachzeitschriftensowie Tageszeitungen über Bauten undEntwürfe von gmp belegen seit 1965 nichtminder Rang und Qualität ihrer Arbeit.

Mit den Studien für »Stuttgart 21« und»Frankfurt 21« sowie einer Vielzahl städte-baulicher Projekte in China, darunter auchdie Planung der 300.000-Einwohner-StadtLuchao Harbour City, haben von Gerkan,Marg und Partner ihre Kompetenz auf die-sem Gebiet ebenso unter Beweis gestellt.

Zurzeit engagieren sich gmp unter ande-rem mit Projekten in China, Taiwan, Russ-land, Chile, Italien, Lettland, Polen, Jorda-nien, der Türkei, Saudi-Arabien und Luxem-burg.

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gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Page 14: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Flughafen Hamburg GmbH

Architekten:gmp – Architektenvon Gerkan, Marg und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:ArbeitsgemeinschaftKockjoy – Schwarz + Dr. Weber,Hamburg

Stahlbau:Thyssen Engineering GmbH,DortmundTrube & Kings,DüsseldorfHaskamp GmbH & Co. KG,EdewechtMagnus Müller GmbH & Co. KG,DelmenhorstNordische Stahlwerke Bach,Neumünster

Fertigstellung:Dezember 1993

Standort:Hamburg-Fuhlsbüttel

Text:gmp

Fotos:Klaus Frahm/arturBernadette Grimmenstein/arturHeiner Leiska/artur

Die der Wettbewerbsarbeit von 1986zugrunde liegenden Leitgedanken zurarchitektonischen Gestalt des Gebäudeshaben auch in der Phase der Realisierungihre Gültigkeit behalten: Das zusammen-bindende »Rückgrat« der gesamten Anlagestellt die Flugsteigspange dar. Sie schwingtam nördlichen Ende nach Westen aus,

– um vorerst die Charterhalle erhalten zukönnen,

– um später durch bauliche Ergänzungenauf der Ostseite drei zusätzliche gebäu-denahe Positionen gewinnen zu kön-nen,

– um die lange, landseitig asymmetrischangebundene Spange am Ende »aufzu-fangen«.

Die quer zur Spange angeordneten Gebäu-descheiben bilden strukturelle Zäsuren, umder landseitigen Bebauung mit unter-schiedlichen Architekturelementen eineeinheitliche Fassung zu geben, ein städte-bauliches Ordnungsprinzip ohne vorzeitigeFestlegung weiterer Entwicklungen. Dasstrukturelle Bauprinzip fasst »Alt« und»Neu« integrierend zusammen und hälttrotz langfristiger Ordnung genügend Frei-raum für zukünftige Entwicklungen offen.Der neue Terminal ist als weite, luftige undtageslichtdurchflutete Halle konzipiert. Dasgroße, geschwungene Dach bindet dieAbflugebene mit den sich nach oben staf-felnden Laden- und Konferenz- sowieRestaurant- und Besucherebenen zu einemgroßen räumlichen Kontinuum zusammen.Form und Konstruktion des Daches stelleneine Analogie zu einer Flugzeugtragflächeher. Diese dynamisch geformte Stahlkon-struktion steht im bewussten Gegensatz zuden monolithisch blockhaften Gebäude-scheiben, die den Hallenraum seitlichbegrenzen. Das Dach überspannt mittelssieben dreieckiger Fachwerksbinder eineFläche von 75 m x 101 m. Über diagonalgespreizte Stützenpaare wird die Dachlastauf zwölf unten eingespannte Beton-

stützen abgeleitet. Trotz der lichten Spann-weite von 62 m handelt es sich um eineleichte und wirtschaftliche Konstruktion.Das ganze Dach ist ohne Fugen als einheit-liche Schale ausgebildet. Glasoberlichtersorgen für die gewünschte Tageslicht-qualität der Halle und lassen von unten dieKonstruktion im Gegenlicht ablesbar wer-den. Das Dach übernimmt die anteiligenWindkräfte aus der Fassade über dieSpreizen in die Stützen und steht in sichselbst ohne weitere Aussteifungen. Um dieKonstruktion architektonisch voll wirksamwerden zu lassen, bleibt der Stahl unver-kleidet und ist lediglich gestrichen. Durcheine große, halbkreisförmige Decken-öffnung mit Fahrtreppen und gläsernemAufzug nimmt auch die Ankunftshalle aufder unteren Ebene an dem eindrucksvollenRaumerlebnis der Abflughalle teil, die fürden Hamburger Flughafen zum prägendenCharakteristikum geworden ist.

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Passagierterminal am Flughafen Hamburg

Page 15: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Hanseatic Trade Center GmbH + Co.,Hamburg

Architekten:gmp – Architektenvon Gerkan, Marg und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Ingenieurbüro Weber–Poll,HamburgIngenieurbüro Rohwer,Jarplund–WedingSchlaich Bergermann und PartnerBeratende Ingenieure im Bauwesen,Stuttgart

Stahlbau:Edgar Buthmann Stahlbau GmbH,Glinde

Fertigstellung:Februar 1999

Standort:Kehrwieder 8–12

Text:gmp

Fotos:Jürgen Schmidt

Mit dem Bau des Bürogebäudes Phase IVwird das Ensemble der historischenSpeicherstadt baukörperlich wiederherge-stellt. Diese Phase IV ersetzt die ehemaligeKaibebauung; das Bürogebäude mit seinerLänge von 208 m öffnet sich mit vier gro-ßen, verglasten Atrien zum Binnenhafenund zur Stadt. Die Atrien bilden mit einerFläche von je 250 m2 Eingangshallen undAdresse der Büroeinheiten. Außerdem tra-gen sie positiv zur Gesamtenergiebilanzbei, indem die eingefangene Sonnen-energie von den internen steinernen Fassa-den gespeichert und phasenverschoben insGebäudeinnere weitergeleitet wird. Überzwei frei stehende Glasaufzüge werden dieBürogeschosse erschlossen. Sie sind, teil-weise mit Blick in die Stadt, teilweise zumFleet oder in die großen Glashallen, bis zueiner kleinsten Einheit von ca. 100 m2 freiaufteilbar. Der Baukörper nimmt dieangrenzenden Höhen der alten Speicher-stadt sowie der benachbarten Neubautenauf. Die Außenwände sind als klassischeMauerwerksfassaden in der Ziegelfarbe derSpeicherstadt ausgebildet, rhythmisiertdurch unterschiedliche Fenstergrößen. Dietragende Konstruktion der Hallen sowieder Fensterauskreuzung besteht aus ver-zinktem Stahl.

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Hanseatic Trade Center in Hamburg

Page 16: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:GHL III,Hamburg

Architekten:gmp – Architektenvon Gerkan, Marg und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Rüter + Tessnow Ingenieure,Hamburg

Stahlbau:Stahl- und Maschinenbau LühmannGmbH & Co. KG,Buxtehude

Fertigstellung:November 1999

Standort:Große Elbstraße 143–145

Text:gmp

Fotos:Klaus Frahm/arturJürgen Schmidt

Das Elbkaihaus mit seiner breiten Glasfrontzur Wasserseite der Elbe ist eine in ihrerursprünglichen Bausubstanz entkernteumgebaute Etagenkühlhalle von 1965.Dieser Umbau im Altonaer Fischereihafenwurde 1999 fertig gestellt und bietet heuteüberwiegend jungen ComputerfirmenArbeitsplätze mit unverstellbarem Elbblick.

Last von fünf Halbportalkränen in einerDoppel-T-Trägerschiene trugen, hängen dieObergeschosse des Gebäudes an Über-zügen. Sie wurden beim Umbau freigelegt.

Markantes Wahrzeichen des Elbkaihausessind zwei restaurierte, jeweils 71 t schwereund 30 m hohe Halbportalkräne. Sie kor-respondieren mit den drei weißen Lade-balkonen an der Wasserseite des Elbkai-hauses und erinnern an die maritimeTradition des umgebauten Kühlhauses mitFischauktionshalle.

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Elbkaihaus in Hamburg

Das 130 m lange Gebäude, das parallelzum Elbstrom an der Kaimauer liegt,wurde in fünf Häuser gegliedert, diejeweils durch ein Treppenhaus mit einemAufzug erschlossen werden. Im ersten undzweiten Obergeschoss ist über die gesamteLänge der Halle eine Stahl-Glas-Fassadevorgehängt, die den Büros einen weitenAusblick auf Elbe und Hafen beschert.Offen, hell und transparent wirken die neueingezogenen Galerieebenen. Durch glä-serne Wände gelangt Tageslicht an alleArbeitsplätze. Variabel strukturiert, ermög-licht das Bürohaus im Innern die Einteilungin unterschiedlich große Mieteinheiten.

Farblich wirken die leuchtend rot akzentu-ierten Wände der Erschließungskerne alsedler Kontrast zu den schwarzen Fenster-bändern und den dunklen, filigran wirken-den Stahltreppen. Die authentischen Pilz-kopf-Säulen, nur mit einer Lasur versehenund in ihrem ursprünglichen Grautongehalten, erinnern im Gebäude noch andie Konstruktion des Skelettbaus.

Diese Skelettkonstruktion und die Statikdes Gebäudes blieben beim Umbau zumgroßen Teil unverändert. Die ehemaligeDachkonstruktion wurde entfernt. Da dieStützen der Elbseite des Hauses einst die

Schnitt

Page 17: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG

Architekten:gmp – Architektenvon Gerkan, Marg und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Schlaich Bergermann und PartnerBeratende Ingenieure im Bauwesen,StuttgartIngenieurbüro J. Baseler.Hamburg

Stahlbau:Stahl- und Maschinenbau LühmannGmbH & Co. KGBuxtehude

Fertigstellung:April 2001

Standort:Am Bandtorkai 30

Text:gmp

Fotos:Klaus Frahm/artur

Das ehemalige Kesselhaus, am 3. März1888 in Betrieb genommen, war das ersteHamburger Dampfkraftwerk. Das im Stilder Neugotik gestaltete und mit rotemBackstein gebaute Gebäude ist Teil desdenkmalgeschützten GesamtensemblesSpeicherstadt. Es befindet sich im Besitzder Hamburger Hafen- und Lagerhaus AGund wird von der Gesellschaft für Hafen-und Standortentwicklung als Informations-zentrum genutzt.

Das Erdgeschoss des im Westen gelegenenGebäudes wird als Foyer genutzt. Hierbefinden sich Information und Book Shop.Über eine Brücke durch den westlichenSchornstein gelangt man in die 300 m2

messende Ausstellungshalle mit Café, inder das große Hamburger Stadtmodell derHafenCity ausgestellt ist. Den hohen Raumschließt die restaurierte Dachkonstruktionab, der offene Dachstuhl aus einer Stahl-binderkonstruktion mit Holzschalung prägtden lichtdurchfluteten Ausstellungsbereich.Im Osten der Halle schließt der hohe Raumdes ehemaligen Akkumulatorenhauses an,der Ostturm. Er bleibt mit seiner einmali-gen vertikalen Proportion, die einen Blickbis in den Dachstuhl erlaubt, erhalten underlebbar. Der ungewöhnliche Raum wirdvon der Halle aus über eine Treppeerschlossen, hier finden jetzt Präsenta-tionen und Projektionen mit Hilfe moder-ner Ausstellungstechnik statt.

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Umbau des alten Kesselhauses der Speicherstadt in Hamburg

Längsschnitt

Page 18: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Der gesamte vorhandene historischeBestand an Mauern, Pfeilern, Profilen undGesimsen wurde im Sinne der ursprüng-lichen Planung von 1886 mit den heute zurVerfügung stehenden Materialien undTechniken restauriert.

Die historische Silhouette des Gebäudeskomplettieren nun filigrane stählerneSchornsteinaufsätze, da die alten gemauer-ten Schornsteine in den 50er-Jahren abge-tragen wurden. Das Gebäude erhält damitseine verlorene Typologie zurück. Durch dieindirekte Beleuchtung der beiden 16 tschweren und 20 m hohen Stahlkonstruk-tionen wird die Signifikanz des Gebäudesverstärkt und das ehemalige Kesselhauszur weithin sichtbaren Landmarke.

Eine Lichtkuppel über dem Durchgang imWestschornstein schließt überdies denSchornsteinschacht ab, lässt Tageslicht ein-fallen und ermöglicht so den Durchblick indie filigrane Stahlkonstruktion.

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Anzeige Buthmann

Page 19: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Gesellschaft für Hafen- undStandortentwicklung,Hamburg

Architekten:gmp – Architektenvon Gerkan, Marg und Partner,Hamburg

Tragwerksplanung:Arbeitsgemeinschaft mitWindels, Timm, MorgenBeratende Ingenieure,Hamburg

Stahlbau:Krupp Stahlbau Berlin GmbH

Fertigstellung:Juli 2002

Standort:Bei den MührenAm Sandtorkai

Text:gmp

Foto:gmp

Die gesamte Brückenanlage Kibbelstegbesteht aus drei Bogenbrücken, die überden Zollkanal, das Brooksfleet und dieStraße Am Sandtorkai führen. Die Brückensind durch Stege miteinander verbundenund insgesamt rund 220 m lang.

Für die zukünftige HafenCity erfüllen dieKibbelstegbrücken zwei wesentliche Funk-tionen: Zum einen bilden sie für Fußgängerund Radfahrer eine neue direkte Wegever-bindung zwischen der Hamburger Innen-stadt und der HafenCity, zum anderen die-nen sie im Sturmflutfall als Zufahrt fürFeuerwehr, Polizei und Sanitätsfahrzeuge.

Ihre Besonderheit ist, dass sie eine Wege-verbindung auf zwei Ebenen bieten. Derobere Steg hat eine lichte Durchfahrts-breite von 4,34 m und ist damit breitgenug, um im Sturmflutfall Rettungsfahr-zeugen die Durchfahrt zu gewähren. Deruntere Steg mit einer lichten Breite vonrund 2,50 m bleibt Fußgängern und Rad-fahrern vorbehalten und bietet dieMöglichkeit, auch bei Regen wetterge-schützt von der Hamburger Innenstadt indie HafenCity zu gelangen.

Die Kibbelstegbrücken markieren einenwesentlichen Baustein im Rahmen desHochwasserschutzkonzepts der HafenCity.Das gesamte Gebiet der HafenCity wirdauf eine Mindesthöhe von 7,50 m überNormalnull aufgehöht, wodurch sogenannte Warften entstehen, die alleinschon durch ihre Höhelage vor Überflutunggeschützt sind.

Die architektonische Gestaltung derKibbelstegbrücken knüpft an historischeTraditionen an. Bereits seit 1884 führteeine Brücke Kibbelsteg über das Brooks-fleet. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zer-stört. In Anlehnung an die historische Kon-struktion wurden auch die neuen Kibbel-stegbrücken als Bogenbrücken aus stähler-nem Fachwerk gebaut und mit Holzbohlenbelegt.

In die Handläufe der Brückengeländer, diean eine Schiffsreling erinnern, sindLeuchten eingelassen, so dass sie nachtshell erstrahlen.

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Kibbelstegbrücken in der Speicherstadt in Hamburg

Zwei Brückenansichten

Page 20: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Alexandra CzernerJürgen GöttschMartin ReichardtDirk Rüdiger

Mitarbeiter:30

Büro:Elbchaussee 9322763 Hamburg

Text:KHD.CZERNER

Foto:Reto Klar

SelbstverständnisArchitektur ist Gegenwart, Geschichte undZukunft: Sie integriert individuelle undgesellschaftliche Bedürfnisse zu wohlge-stalteten Lebensräumen. Ökonomische,ökologische, technisch-funktionale undemotional-soziale Anforderungen bildendie materiellen, Computer, Handskizze undModellbau die handwerklichen Grund-lagen. Gestaltphilosophie, Emotionalitätund Kreativität führen in partnerschaft-licher Zusammenarbeit mit engagiertenBauherren zum Menschen, Gebäude undStadt integrierenden Gesamtwerk:Architektur als lebendige Umwelt für dieMenschen.

Das Fundament unserer Arbeit ist die ausjahrhundertelanger Tradition gewonneneErfahrung. Auf dieser sicheren Grundlagewird lebendige, anspruchsvolle undzukunftsorientierte Architektur entwickelt,ob als preisgekrönter Entwurf im Wett-bewerb oder als Ergebnis einer direktenZusammenarbeit mit dem Bauherrn.Architektur als soziale Baukunst, charak-tervoll und nachhaltig, visionär und emo-tional zugleich.

BüroprofilVon Alexandra Czerner 1991 gegründet,nannte sich die Architektengemeinschaftmit dem Eintritt von Gerd Peter Czerner alsPartner (1995) Czerner + Czerner. Im Jahre2000 kam Jürgen Göttsch als weitererPartner hinzu und der Büroname wurde inAlexandra Czerner + Partner geändert. Am1. Juli 2001 erfolgte der Zusammenschlussmit dem Büro KHD zu: KHD.CZERNERArchitektur und Stadtplanung BDA.

Das Büro hat zahlreiche Wettbewerbegewonnen und diverse Auszeichnungen fürEntwürfe und Bauten erhalten. Das Tätig-keitsspektrum erstreckt sich über diegesamte Leistungspalette von Architekturund Stadtplanung. Schwerpunkte desWerkes sind:– zukunftsorientierte Mischnutzungs-

konzepte– innovativer Wohnungsbau– kreativer Büro- und Gewerbebau– Krankenhausbau in Bestand

und Neubau– Stadtplanung für verdichtete Flach-

baustrukturen bis zu innerstädtischenQuartiersentwicklungen

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KHD.CZERNER Architektur und Stadtplanung BDA

Page 21: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Lübecker gemeinnütziger Bauverein

Architekten:KHD.CZERNERArchitektur und Stadtplanung BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Ingenieurbüro Reinold,Lübeck

Stahlbau:Grimm Metallbau,Eutin

Fertigstellung:Mai 1998

Standort:Marlistraße 112

Text:KHD.CZERNER

Fotos:Klaus Frahm/artur

Der Baukörper bildet den östlichen Ab-schluss des neuen Stadtquartiers Walder-seekaserne in Lübeck, dessen städtebau-liche Neuordnung und Integration in denStadtteil Marli im Wettbewerb (1. Preis,offener Wettbewerb 1994) mit Überarbei-tung und Gestaltungsrahmen konzipiertwurde.

Das Quartier wird von einer »GrünenMitte« als Zentrum durchzogen, deren öst-licher Eingangsbereich von einem signifi-kanten Geschäftshaus geprägt werdensollte: Das Bank- und Geschäftshaus rea-giert mit seinem expressiven Schwung undder starken Transparenz auf die exponierteLage an der Kreuzung von vier Hauptver-kehrsadern. Zusätzlich übernimmt dasBankhaus »Torfunktion« für den öffent-lichen Rad- und Fußweg. Neben seinerAusformung als Kopfbau hat das Gebäudedie außergewöhnliche Aufgabe, zweiunterschiedliche Bankfilialen aufzuneh-men. Die Deutsche Bank zu Lübeck und dieLübecker Sparkasse stellen sich Rücken anRücken der Konkurrenz. Ihre Trennung wirdvon einer geschwungenen Betonwand inzwei gleich qualitätsvolle, aber sehr unter-schiedliche Innenraumkomplexe vollzogen.Alle Bewegungen im Gebäude orientierensich an dieser Wand.

Die Eingangsbereiche der Bankfilialen wer-den durch ein transparentes Vordachbetont. Ausgehend von der den Baukörpergliedernden Betonwand, die in der Fassadeablesbar ist, variiert das Vordach in seinerTiefe zur Fassade des Baukörpers undgreift derart das Motiv der inneren Bewe-gung auf.

Geneigte, vor die Fassade gestellte V-förmi-ge Stützenpaare, ähnlich den Stützen einesZeltdaches, bilden das konstruktive Grund-element. Zwei horizontal angeordneteRundrohre sind die Auflager für die Glas-halteprofile. Die Rundrohrprofile wurdenentsprechend den statischen Anforde-rungen in ihrem Durchmesser abgestuft.Die Gläser sind auf T-förmige Stahlprofilezweiseitig aufgelagert und mittels durch-laufender Stahlwinkel gehalten. Die Anbin-dung des Glasdachs an die Stützen erfolgtdurch an den Stützen angebrachte Zug-stäbe und die direkte Befestigung einesRundrohres an den Stützen.

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Bank- und Bürogebäude in Lübeck

Als Variation wird das Stützenmotiv aufder Ostfassade des Baukörpers weiterge-führt. Die Stahlrundrohrstützen, die sich imoberen Drittel baumartig auflösen, sind ca.40 cm vor die Fassadenkonstruktiongestellt. Sie tragen die Lasten aus den aus-kragenden Dachüberständen ab.

Für die Stahlkonstruktionen wurden stetshandelsübliche Stahlprofile verwendet. Diegesamte Baumaßnahme stand unter demGebot, hohe Qualität absolut kostenmini-miert zu erreichen.

Grundriss EG

Page 22: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Baugenossenschaft freier Gewerkschafter eG,Hamburg

Architekten:KHD.CZERNERArchitektur und Stadtplanung BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Otto Wulff Generalunternehmung GmbH,Hamburg

Stahlbau:Mertens Stahl-Glasbau,Hamburg

Fertigstellung:Mai 2000

Standort:Steinbeker Straße 4–18

Text:KHD.CZERNER

Fotos:Klaus Frahm/artur

Die bestehenden Wohnbebauungen zwi-schen Süderstraße, Osterbrook und Stein-beker Straße sowie die Neubebauung süd-lich der Steinbeker Straße werden alsgemeinsames Quartier entwickelt, in demAlt und Neu harmonisch zusammenwach-sen können. Die neu interpretierten Zeilen-bebauungen an der Steinbeker Straße öff-nen sich in Richtung Süden zum Wasserund lassen auch für die »zweite Reihe« derBebauung nördlich der Steinbeker StraßeBlickbeziehungen zu. Erreicht wird eineTransparenz zum Park für das gesamteViertel: Der Park wird für die Siedlung zumerlebbaren Quartierspark von Hamm-Süd.Die Architektur der Neuplanung orientiertsich am Charakter und der Eigenart desOrtes. Nachbarschaften werden mit Wohn-gassen gebildet, die jeweils zwei Zeilen zueinem Solitär zusammenfassen. Sie erin-nern in ihren Proportionen an kleinteiligeAltstadtstraßen. Insgesamt handelt es sichum 15.000 m2 Wohnfläche in 180 Wohn-einheiten.

Je zwei Zeilen werden mit einem geboge-nen, segmentierten Stahl-Glasdach zusam-mengefasst. Eine transparente, offeneWetterschutzfassade sorgt für den räum-lichen Abschluss. Der entstandene Innen-raum, mit einem gemilderten Außenklima,dient nicht nur zur Erschließung der Wohn-einheiten, er ist ebenso ein Raum zurKommunikation.

Das Glasdach wird durch bogenförmigeHEA-Stahlprofile gestützt. Die allseitiggelagerte Verglasung ist zwischen den ein-zelnen Stahlträgern schuppenartig einge-fügt. Die Lasten aus dem Glasdach werdenüber die bogenförmigen Stahlträger in dieGebäuderiegel eingeleitet.

Die Stahlpfosten-Riegelfassade spannt zwi-schen den Baukörpern. Für die Ausbildungdes Glasdaches und der Fassade kamenlediglich handelsübliche Flach- bzw. Profil-stahlprofile zur Anwendung.

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Wohnbebauung in Hamburg

Im Rahmen der Kostenvorgaben des sozia-len Wohnungsbaus wurde hier also eineabsolut minimierte, insbesondere kosten-minimierte Konstruktion entwickelt, dietrotzdem hohen ästhetischen Ansprüchengerecht wird.

Baukörperanordnung

Page 23: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Wolfgang NietzAlf M. PraschPeter SiglSergei E. TchobanEkkehard Voss

Mitarbeiter:108

Büros:Ulmenstraße 4022299 HamburgRosenthaler Straße 40–4110178 BerlinLeipziger Straße 51 a01127 Dresden

Text:nps · partner

Foto:nps · partner

Stahl ist nicht gleich StahlNutzergerechtigkeit, Nachhaltigkeit undzurückhaltende Integration in größereZusammenhänge definieren sich nicht überschnelllebige Moden. Die Sanierung histo-rischer Strukturen wie der denkmalge-schützten Görlitzer Strassburg-Passagebaut auf traditionelle Materialien und Bau-weisen auf; heute trägt die gusseiserneKonstruktion eine moderne zweischaligeGlashaut. Andere Projekte erfüllen andereAufgaben: Das Cubix Kino am Alexander-platz in Berlin leistet sich den glanzvollenSoloauftritt einer Diva mit Lichtinstallationund großdimensionierten horizontalenStahlbau-Erkern. In der Kleinen Rosen-straße in Hamburg erhielt ein 70er-Jahre-Geschäftshaus eine spektakuläre neueHaut als punktgehaltene Stahl-Glas-Fassade. Der neue Hamburger Firmensitzvon HGH Fragrance Resources setzt dasimmaterielle Phänomen Duft in baulicheAssoziationen aus satiniertem Glas undEdelstahl um. Beim Umbau des Java-Tur-mes, einer Kaffee-Rösterei an der Langen-horner Chaussee in Hamburg, wird dieursprüngliche kraftvolle Massivität aufpoetische Art durch neue stählerneErschließungsbauteile ergänzt. In Planungsind zurzeit mehrere Büro- und Hotel-Großprojekte, in denen innovative Stahl-tragwerke im Dachbereich zum Einsatzkommen. Beim Berliner DomAquarée sindneben Passagendächern und High-Tech-Folien-Konstruktionen über den Atrienbesonders die verglasten Schrägdächerüber den Staffelgeschossen als zukünftigearchitektonische Höhepunkte hervorzu-heben.

Stahl wird nicht als Massenwerkstoff ver-wendet, sondern erfüllt gezielte Anforde-rungen, die vom ganzen Gebäude inSkelettbauweise bis zum speziell einge-setzten Akzent einer Treppenkonstruktionreichen. Gemeinsamer entwurflicherNenner ist die differenzierte, ganzheitlicheHerangehensweise an jedes Projekt, vomstädtebaulichen Kontext bis zum Türgriff.

In puncto Materialgerechtigkeit macht dieBandbreite des Portfolios einen weitenBlickwinkel erforderlich. Träger, Stützenund Stabwerke, Profile, Paneele undVerbindungen sind Problemlösung undHerausforderung in einem: Stahl ist nichtgleich Stahl.

Die unterschiedlichen Bearbeitungszu-stände, Formen und Konstruktionen vonStahl laden immer wieder zu neuen Inter-pretationen ein, deren technischer Weiter-entwicklung wir mit Faszination entgegen-sehen.

BüroprofilÜber dreißig Jahre spannt sich inzwischendie Geschichte des Büros Nietz · Prasch ·Sigl · Tchoban · Voss, nps · partner.

Den Anfang machten Wolfgang Nietz, AlfPrasch und Peter Sigl, die im Hamburg der70er-Jahre den Namen nps etablierten. ImLaufe der Zeit entstand aus der Einbindungin die regionale Architektur des norddeut-schen Raums das Profil eines leistungs-starken, vielseitigen und anspruchsvollenArchitekturbüros. Zu Beginn der 90er reagierte man auf die Entstehung neuerBrennpunkte und eröffnete zusätzlicheBüros in Berlin und Dresden.

Die Partnerschaft wurde 1995 generatio-nenübergreifend um Sergei Tchoban undEkkehard Voss erweitert. Inzwischenbeschäftigt das Büro mehr als 100 Mit-arbeiter auf den Gebieten Architektur,Innenarchitektur, Modellbau und Visua-lisierung. Die Diversität der Bauaufgabenund die variierende Zusammensetzung derTeams haben über die Jahre eine Vielzahlunterschiedlichster Bauten entstehen las-sen.

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Nietz · Prasch · Sigl · Tchoban · Voss Architekten BDA

Page 24: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:B. Garbe und Hypo Real,München

Architekten:nps · partnerNietz · Prasch · Sigl · Tchoban · VossArchitekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Dipl.-Ing. Peter Kitschun,Hamburg

Stahlbau:Züblin Stahlbau GmbH,Niederlassung Hamburg

Fertigstellung:Juli 1998

Standort:Othmarschen Park

Text:nps · partner

Fotos:Christoph Gebler

Das Parkhaus Othmarschen Park ist einoffenes Großparkhaus für ca. 800 Stellplät-ze. Zehn Ebenen sind hier über ein Butter-fly-System mit flach geneigten Rampen zubefahren. Eine zentrale Fahrstuhlgruppesowie zwei Treppenhaustürme stellen dieFußgängererschließung sicher, die übereinen 22 m freitragenden Brückenquer-schnitt auch eine Verbindung mit dembenachbarten UCI-Kinozentrum umfasst.Das Parkhaus ist als Stahlskelettbau mitvorgespannten Stahlbetondecken konzi-piert. Die Fassaden werden durch gradien-tenhaft zu- und abnehmende silberneAlubleche gegliedert. Das absturzsichereGeländer, der Anprallschutz sowie die glä-serne Verbindungsbrücke sind mit handels-üblichen Stahlprofilen ausgeführt. Die über16,20 m stützenfreien Stellplatzrampenprofitieren von dem ingenieurtechnischoptimierten Tragwerk, das die Transparenzund Befahrbarkeit der Parkebenen enormbegünstigt.

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Parkhaus Othmarschen Park in Hamburg

Schnitt

Page 25: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:B. Garbe und Hypo Real,München

Architekten:nps · partnerNietz · Prasch · Sigl · Tchoban · VossArchitekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Lindschulte + PartnerIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Hochtief Construction AGNiederlassung Hamburg

Fertigstellung:Juli 1999

Standort:Othmarschen Park

Text:nps · partner

Fotos:Christoph Gebler

Das Multiplex-Kino im Othmarschen Parkan der Behringstraße verfügt über neunKinosäle mit neuester Film- und Tontech-nik, die 2.700 Besuchern Platz bieten. Eindreigeschossiges, gläsernes Foyer mit Fahr-treppen und Glasaufzug eröffnet einenbequemen Zugang bis ins zweite Oberge-schoss. Der individuell geplante Pano-ramaaufzug wird an seitlichen Stützengeführt. Die rundum verglaste Kabine fährt»frei« durch den Foyerraum dank des redu-zierten Stahltragwerks. Den räumlichenAbschluss des Foyers bildet ein frei-tragender Stahlkassetten-Trägerrost über20 m x 20 m. Die Hohlkassenelemente desRostes sind gleichzeitig die Trassen für diehaustechnischen Installationen im Foyer.Das Dachtragwerk mit den goldfarbenenDeckenfeldern erstrahlt bei abendlicherBeleuchtung in besonderem Glanz

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UCI-Kinocenter in Hamburg

Grundriss Saalebene

Page 26: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:DIFA Deutsche Immobilien Fonds AG,Hamburg

Architekten:nps · partnerNietz · Prasch · Sigl · Tchoban · VossArchitekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Werner, Wormuth und PartnerIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Thoms Metallbau GmbH,Rostock

Fertigstellung:März 2000

Standort:Kleine Rosenstraße 14

Text:nps · partner

Fotos:Christoph GeblerClaus Graubner

Wo sich die Kleine Rosenstraße an derMönckebergstraße zu einem kleinen Platzaufweitet, wurde mit dem Umbau desEckgebäudes ein deutlicher Akzent an die»erste Fußgängerzone« der Elbmetropolegesetzt. Markanteste Neuerung ist dieStahl-Glaslamellenfassade, die neben bau-physikalischen und haustechnischen Syner-gien dem Gebäude zur Mönckebergstraßehin ein unverwechselbares Gepräge ver-leiht. Ein filigranes Stabwerk spannt dasweit auskragende Glasvordach ab.Gemeinsam mit dem innenseitig durchStahlrohre gebildeten dreidimensionalenFassaden-Tragwerk und den Glaslamellender Doppelfassade wird ein Höchstmaß anarchitektonischer Gestaltungsqualitätgeschaffen.

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Büro- und Geschäftshaus in Hamburg

Kopfpunkt Glasfassade

Page 27: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Karin RennerRolf HainkeStefan Wirth

Mitarbeiter:8

Büro:Bernstorffstraße 7122767 Hamburg

Text:Stefan Wirth

Foto:Frank Goral

Sprechende ArchitekturJeder ist ständig mit Architektur konfron-tiert. Architektur ist mehr als Gebrauchs-wertschaffung. Architektur ist gebautesKonzept mit Sinnlichkeit – oder auch nicht!Architektur muss maßgeschneidert sein fürden Ort, die Funktion, den Zeit- undKostenrahmen – und die Menschen. DieGestaltung kommt anschließend, es ist diegestalterische Freiheit als sensible Antwortauf den Genius Loci. Die Kunst liegt in derSelbstbeschränkung der Mittel, in ästheti-scher und ökonomischer Hinsicht. Architek-tur muss eine Struktur haben und Stellungbeziehen, denn sie ist und bleibt öffentlichund greifbar. Ein gutes Team von Investor/Nutzer und Architekt erkennt und erarbei-tet, welche Nutzungen ein Ort braucht.

»Sprechende Architektur« – so kommen-tierte das Hamburger Abendblatt den reali-sierten ersten Preis des Empfangsgebäudesder Lufthansa Basis Hamburg, mit demRenner Hainke Wirth das erste Mal überdie Grenzen von Hamburg hinaus auf sichaufmerksam machten. Das Gebäude, »dasdynamische Formen in die Statik einer amErdboden verankerten Skulptur übersetzt«,wurde mit dem Preis »Bauwerk des Jahres1999« vom Architekten- und Ingenieur-verein Hamburg, einer Anerkennung beimPreis des Deutschen Stahlbaues 2002 undeinem BDA-Preis 2002 ausgezeichnet.

BüroprofilKennen gelernt hatten sich die drei beidem gemeinsamen Studium an der RWTHAachen. Alle drei sind nach dem Studiumunterschiedliche Wege gegangen. WährendKarin Renner und Stefan Wirth in In- undAusland mit dem Schwerpunkt Entwurf beiAlsop & Störmer, Sauerbruch + Hutton undAxel Schultes diverse Projekte bearbeitethatten, vertiefte Rolf Hainke seinen kon-struktiven Schwerpunkt als Assistent amLehrstuhl für Baukonstruktion und Tech-nischen Ausbau an der RWTH Aachen,bevor er sich selbstständig machte. Ende1997 schlossen sie sich in Hamburg ineiner Bürogemeinschaft zusammen undgründeten 1999 das Büro Renner HainkeWirth Architekten.

Diverse Wettbewerbserfolge, wie der Star-terhauspreis des BHW 2002 für das Holz-designhaus in Fertigteilbauweise sowie dieinzwischen realisierten Projekte, zeigenden konstruktiven Schwerpunkt des Bürosin Entwurf und Detail. Die städtebaulicheHerangehensweise und das Arbeiten mitder dritten Dimension zeigen sich beson-ders in Arbeiten für die Waterfront in Rot-terdam oder das NSM-Terrein in Amster-dam. Wiedererkennungsmerkmal derArbeiten von Renner Hainke Wirth Archi-tekten ist die ganzheitliche Betrachtungder Aufgabenstellungen

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Renner Hainke Wirth Architekten

Page 28: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Lufthansa Technik AGAbteilung Ham TV/F,Hamburg

Architekten:Renner Hainke Wirth Architekten,Hamburg

Tragwerksplanung:Wetzel & von Seht,Hamburg

Stahlbau:Buthmann Ingenieur-Stahlbau,GlindeGeorg Kammenhuber GmbH & Co.,Hamburg

Fertigstellung:Januar 2000

Standort:Weg beim Jäger 193

Text:Stefan Wirth,Renner Hainke Wirth ArchitektenMarkus Wetzel,Bettina Richter,Wetzel & von Seht

Fotos:Klaus Frahm/artur

Das architektonisch eigenständige Bau-werk bildet das Zentrum und Eingangs-portal des Einfahrtsbereiches. Seine präg-nante Silhouette verleiht ihm einen hohenErkennungswert. Die Form und das Mate-rial des Daches wecken Assoziationen vonLeichtigkeit, Fliegen, Gleiten und sanfter,dynamischer Fortbewegung. Der Besuchererfährt unmittelbar und intuitiv die Dyna-mik eines luftfahrttechnischen High-Tech-Betriebes mit der nötigen technischenKompetenz.

Die umlaufende Verglasung ermöglichtfreie Ein- und Ausblicke und präsentiertdas Gebäude einladend, klar und über-sichtlich.

Im Erdgeschoss befindet sich der großzügi-ge und übersichtliche Besucherbereich mitWartezone und direkt angebundener »first-class«-Ebene auf der Galerie. Ebenso imErdgeschoss befindet sich die Einsatz-zentrale, das Wachpersonal überblickt dasWerftgelände in »Cockpit-Lage«. Der Büro-und Personalbereich ist der Einsatzzentraleunmittelbar angegliedert. Die Personal-Toiletten, Technik- und Lagerräume liegenim Untergeschoss bzw. Teilkeller.

Die assoziative Nähe zum Fliegen, aberauch die funktionsinduzierte Transparenzeines offenen, einladenden Empfangs-gebäudes stellen hohe Anforderungen andas Tragwerk. Gestalterisches Ziel war eineGebäudekontur in sanften, dynamisch flie-ßenden Flächen und Linien – eine Illusion

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Empfangsgebäude der Lufthansa-Basis in Hamburg

Page 29: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

von Entbehrlichkeit jeglicher Trag- undUnterstützungskonstruktion. Trotz der kom-plexen Geometrie kam als wesentlichePlanungsvorgabe ein restriktives Kosten-management hinzu.

Im Sinne der Transparenz des Gebäudesfinden sich massive Stahlbetonbauteilevornehmlich unterhalb des Geländehori-zontes. Die sichtbaren oberirdischen Bau-teile sind überwiegend in feuerverzinktemStahl ausgeführt.

Die Unterstützung der Dachkonstruktionerfolgt über zehn Stahlstützen. Im mittle-ren Drittel der Stützenhöhe gabeln sichdiese jeweils in zwei Schwerter mit einerSpreizung von etwa 3,5 m im Kopfpunkt.Die Stützen sind um ca. 5° nach außengeneigt und unmittelbar hinter der Glas-fassade entlang deren elliptischer Grund-rissprojektion angeordnet. Die Spreizkräfteaus Schiefstellung bzw. Gabelung der Y-Stützen werden von Stahlprofilen desDachtragwerkes aufgenommen. Im hinte-

ren, nördlichen Gebäudebereich sind dreider Y-Stützen als Kragstützen (HE-M 300)ausgebildet. Sie enden unmittelbar unter-halb der Gabelung auf der Emporendeckeund sind mittels eines angemessen»robust« konstruierten Einbauteils in diejeweils darunter befindlichen Stahlbeton-wandscheiben eingespannt. Die sieben ver-bleibenden Y-Stützen tragen als Pendel-stützen (HE-B 200) bei einer Höhe vonetwa 6 m frei über beide Geschosse. Ent-sprechend dieser Stützenausbildung vertei-len sich die Vertikallasten aus dem Dachauf alle zehn Stützen, die Horizontallastendagegen nur auf die drei Kragstützen.Verbände oder aussteifende Wände existie-ren auf der Empore nicht.

Die Dachkonstruktion besteht aus drei sichdurchdringenden Tragwerken.

Primärtragwerk: Das elementare Traggliedin Dachebene sind zehn Fachwerkbinder.Sie sind mit einem mittleren Achsabstandvon etwa 2,75 m parallel zueinander inOst-West-Richtung angeordnet. Ihnen liegtdas statische System des Einfeldträgers mitbeidseitigem Kragarm zugrunde. Die Auf-lagerung erfolgt auf den Y-Stützen nahezuin der Fassadenachse. Somit überdacht derFeldbereich das Innere des Empfangs-gebäudes; die bis zu 18 m auskragendenDachflügel schützen die Kontrollpunkte fürein- und ausgehenden Fußgänger- und Kfz-Verkehr gegen die Witterung. Infolge dergroßen Auskragung erreicht die System-höhe der Fachwerkbinder über den Stüt-zungspunkten den Maximalwert von 2.400 mm. Die verwendeten Querschnittefür Ober- und Untergurte reichen vom HE-A 100 bis zum HE-M 280.

Sekundärtragwerk: Orthogonal zu denFachwerkbindern des Primärtragwerks, inNord-Süd-Richtung, sind zwischen denOber- bzw. Untergurten Koppelpfettenmontiert. Im Zusammenwirken mit denGurten der Fachwerkbinder und aussteifen-den Verbänden entsteht jeweils in Gurt-ebene eine Scheibe zur Aufnahme der Hori-zontalkräfte.

Die Koppelpfetten jenseits des nördlichstenbzw. südlichsten Fachwerkbinders findenihr zweites Auflager in einem umlaufendenRandträger, der die Endpunkte der Fach-werkbinder in Form eines geschlossenen,räumlich gekrümmten Polygonzugs verbin-det. Diesem vorgelagert ist ein ebenfallsumlaufendes Stahlrohr zur Gewährleistungeines knickfreien Dachsaumes. Es setzt sichaus acht unterschiedlich gekrümmtenSegmenten zusammen, die in Überlängegewalzt, örtlich angepasst, räumlich ausge-richtet und dann verschweißt wurden.

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Isometrie

Page 30: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Tertiärtragwerk: In dem Zusammenwirkenvon Primär- und Sekundärtragwerk ent-steht ein räumliches Fachwerk, das derLasterfassung und -abtragung horizontalerwie vertikaler Beanspruchungen zu denStützungspunkten dient: Die Pfosten derFachwerkbinder sind im Bereich derStützungspunkte so an den elliptischenGrundriss der Fassade angepasst, dassüber jedem Stützenkopf ein Pfosten posi-tioniert ist. Die Koppelpfetten entfallenhier, stattdessen wurde als Tertiärtragwerkein Druckring entlang den Stützenköpfenrealisiert. Dieser besteht jeweils aus einempolygonartig umlaufenden I-Profil in Ober-gurt- bzw. Untergurtebene. Die Weiter-leitung der Horizontalkräfte aus der Ober-gurtebene in die Unterkonstruktion erfor-derte einen ebenfalls umlaufenden vertika-len Aussteifungsverband, so dass auch hierein Fachwerk entsteht.

Als Ergebnis zeigt sich dem Besucher derLufthansa Basis heute ein Bauwerk in sym-biotischem Gleichklang von Funktionalität,Gestaltung, Tragwerk, Kosten.

Querschnitt

Längsschnitt

Page 31: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Prof. Peter P. SchwegerHartmut H. ReifensteinBernhard KohlWolfgang SchneiderProf. Wilhelm Meyer

Mitarbeiter:70

Büros:Valentinskamp 3020355 HamburgDarmstädter Landstraße 12360598 Frankfurt am MainWilhelm-Busch-Straße 1230167 HannoverAugartenstraße 376137 KarlsruheMommsenstraße 7310629 Berlin

Text:Schweger + Partner

Foto:Bernhard Kroll/Schweger + Partner

ArchitekturverständnisArchitektur ist Formgebung par excellenceund schafft Raum, in dem Menschen leben,arbeiten, sich vergnügen. In diesem Sinnedient die Architektur dem Menschen undermöglicht ein Stück Lebensqualität. Fürdie Architekten Schweger + Partner bedeutet das, sich den Aufgaben und An-forderungen kompetent zu stellen. UnserePlanungsziele sind ganzheitliche und zu-kunftsorientierte Lösungen:– innovativ und funktional,– ökologisch und ökonomisch,– wert- und gebrauchsorientiert,– energieeffizient und ästhetisch,– ortsangemessen und identitätsstiftend.

BüroprofilIn langer Tradition in Hamburg gewachsen,von Heinz Graaf und Peter P. Schweger1964 gegründet, firmiert das Büro jetztunter dem Namen Architekten Schweger +Partner.

Aufgrund zahlreicher Wettbewerbserfolge,hoher Anforderungen und bedeutenderAufträge haben die Architekten Schweger+ Partner in den letzten Jahren ihrenAktionsradius mit Niederlassungen inBerlin, Hannover, Frankfurt am Main undKarlsruhe erweitert.

Mit seinen Partnern und hoch qualifiziertenMitarbeitern verfügt das Büro über Profes-sionalität in allen Leistungsphasen undzählt hinsichtlich Kreativität und Leistungs-fähigkeit zu den großen deutschen Archi-tekturbüros mit internationaler Erfahrungund Reputation. Zahlreiche Wettbewerbs-erfolge, viele Auszeichnungen und Ver-öffentlichungen in der Tages- und Fach-presse belegen das nachdrücklich.

Die Leistungsbereiche umfassen Stadtpla-nung, Gebäudeplanung und Projektrealisie-rung. Unter funktionalen, ökologischen undwirtschaftlichen Gesichtspunkten entwi-ckelt das Büro in Zusammenarbeit mitrenommierten Fachplanern zukunftswei-sende Gebäude, die z. B. durch den Einsatzinnovativer Klima-, Lüftungs- und Beleuch-tungssysteme eine Reduzierung des Ener-gieverbrauchs ermöglichen.

Das Büro hat im gesamten Bundesgebietanspruchsvolle Bauwerke, auch als Gene-ralplaner, für namhafte private und öffent-liche Auftraggeber und Institutionen konzi-piert und realisiert. Zu den ausgeführtenVorhaben gehören u. a. Geschäftshäuser,Büro- und Verwaltungsgebäude, Woh-nungsbauten, Sport-, Veranstaltungs- undKulturbauten, Verkehrs- und Industriebau-ten, Hotels, öffentliche Bauten, Bildungs-einrichtungen und Bauten für das Gesund-heitswesen. Der Umgang mit historischer,unter Denkmalschutz stehender Bausub-stanz zählt überdies zu den Spezialitätendes Büros.

Um bei wechselnden und komplexen Bau-aufgaben den steigenden Anforderungenzu entsprechen, haben die ArchitektenSchweger + Partner zur Optimierung derProjektabläufe und der internen Büro-organisationsstruktur ein Handbuch für dasQualitätsmanagement entwickelt. DasVerfahren zur Zertifizierung nach DIN ENISO 9001 wird zzt. durchgeführt.

Für die Planung des Projektablaufs, dieSteuerung des Planungsprozesses, dieKostenplanung nach der Bauelementen-methode und die Kostenverfolgung kannzudem die Tochtergesellschaft BauplanGmbH, Hamburg, einbezogen werden, undfür die Projektdurchführung kann die ASPSchweger Assoziierte GesamtplanungGmbH einbezogen werden.

Das Büro ist Partner der Hamburgplan AG.Hamburgplan ist der Zusammenschlussvon Hamburger Planungsunternehmen mitlanger Tradition und unterschiedlichen Spe-zialgebieten zu einer Aktiengesellschaft.Mit der Gründung 1977 wurde das Zielverfolgt, das gesammelte, zum Teil hochspezialisierte Wissen unter einem Dach zuvereinen. Über 350 bewährte Mitarbeiterstehen zur Verfügung, werden zu interdiszi-plinären Projektteams zusammengestelltund gewährleisten die wirtschaftlich, tech-nisch und gestalterisch beste Lösung.

Im Oktober 1999 gewann das Büro Archi-tekten Schweger + Partner z. B. als Partnervon Hamburgplan zusammen mit KeesChristiaanse/ASTOC Architects in eineminternational viel beachteten Wettbewerbden 1. Preis für die HafenCity Hamburg.

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Architekten Schweger + Partner

Page 32: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Kunststiftung Volkswagen,Wolfsburg

Architekten:Architekten Schweger + PartnerHamburg

Tragwerksplanung:bensdorf + partnerIngenieurgesellschaft mbH,Wolfsburg

Stahlbau:Magnus Müller GmbH & Co. KG,Pinneberg

Fertigstellung:Dezember 1993

Standort:Porschestraße 53

Text:Schweger + Partner

Fotos:Bernhard Kroll/Schweger + Partner

Das Museum wird als Stadtloggia themati-siert, die mit ihrem weiten dominierendenDach verschiedene Aktivitäten überspanntund den Stadteingang Süd im Spannungs-feld zwischen dem Theaterbau von HansScharoun und dem Kulturzentrum vonAlvar Aalto markiert. Es ist konzipiert alsAbfolge von Räumen unterschiedlicherIdentität und versteht sich zugleich alsneutrale Hülle, als Rahmen und Hinter-grund für das auszustellende Werk.

Das Museumsdach überspannt eine Kom-position von einfachen Baukörpern, dieähnlich einem Forum die Ausstellungshalleumschließen. Der Eingangs-und-Foyer-Bereich erlaubt als transparente Adaptions-zone vielfältige Aktivitäten. Gleichzeitigvisualisiert er das innere Geschehen amTage und strahlt bei Dunkelheit nachaußen.

Den Kern des Museums bildet die flexibleHalle, die, umgeben von einer Folge vonAusstellungsräumen, offen in den Skulp-turenhof mündet. Durch unterschiedlicheMöglichkeiten der Lichtführung von»Black-Box-Räumen« über Zenit- oderSeitenlichträume eröffnet sich hier ein brei-tes Spektrum, die Exponate zu präsentie-ren.

Dem Museum liegt eine Gebäudegeome-trie zugrunde, die mit der einfachen Glie-derung der Tiefgarage abgestimmt ist. Derprimäre Konstruktionsraster von 8,10 m x8,10 m erhält eine Unterteilung im Ausbau,der Fassadengliederung sowie der Dach-konstruktion entsprechend, von 1,35 m.Das Dachtragwerk, eine als Rost ausgebil-dete Stahlkonstruktion, liegt auf einemSystem aus Stahl-Verbundstützen mitSpannweiten von 16,20 m im äußeren und24,30 m im inneren Stützenquadrat. DieKerne, die aussteifenden Wandscheibenund die Deckenplatten sind als Stahlbeton-Konstruktion, die eingehängte Galerie-ebene als Trägerrost in Stahlbauweise aus-geführt.

Die geschlossenen Fassaden sind mitgewellten Aluminiumtafeln verkleidet, dietransparenten Fassadenteile mit Verglasun-gen in Pfosten-Riegel-Konstruktion bzw.rückseitig emaillierten Glasplatten, ge-trennt von den tragenden Bauteilen, herge-stellt worden

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Kunstmuseum Wolfsburg

Schnitt

Page 33: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Hochtief AGNiederlassung Nordost,Hamburg

Architekten:Architekten Schweger + PartnerHamburg

Tragwerksplanung:Hochtief AGNiederlassung Nordost,HamburgMontra GmbH,RostockSobeck + RiegerIngenieurbüro für Bauwesen,Stuttgart

Stahlbau:Trimborn Metallbau GmbH,Bad HonnefBau-Metall Rostock GmbH,Bargeshagen

Fertigstellung:November 1995

Standort:Kröpeliner Straße/Universitätsplatz

Text:Schweger + Partner

Fotos:Bernhard Kroll/Schweger + Partner

In Anknüpfung an die früheren HamburgerGeschäftsbauten »Kaufmannshaus« und»Gänsemarktpassage« entstand 1996 die Galerie Rostocker Hof im ZentrumRostocks an der Schnittstelle der Hauptfuß-gängerzonen und dem mit historischenGiebelhäusern gesäumten Universitäts-platz. Über einer zweigeschossigen Ein-kaufsgalerie wurde ein Hotel mit 150 Zim-mern, Restaurant und Verwaltungsbereichorganisiert, das die historischen Altbautenintegriert sowie ein Bürogebäude, dasseine Traufhöhe auf die St.-Michaelis-Kirche bezieht. Über den Zentralraum derPassage spannt eine flache elliptische Seil-netz-Kuppel mit begehbarer Sonnenschutz-Verglasung.

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Galerie Rostocker Hof in Rostock

Ansicht

Page 34: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:DTB-Rotherbaum Turnier GmbH,Hamburg

Architekten:Architekten Schweger + PartnerHamburg

Tragwerksplanung:Sobeck + RiegerIngenieurbüro für Bauwesen,StuttgartBobeth + SommerIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Philipp Holzmann AGNiederlassung KölnMagnus Müller GmbH & Co. KG,Pinneberg

Fertigstellung:September 1997

Standort:Am Rotherbaum

Text:Schweger + Partner

Fotos:Bernhard Kroll/Schweger + Partner

Aufgrund der wechselhaften Witterungs-verhältnisse zur alljährlichen Austragungder German Open Anfang Mai wurde 1995beschlossen, eine Dachkonstruktion für denCenter Court zu errichten, die sowohlSchutz bietet als auch den Charakter einerFreiluftveranstaltung gewährleistet.

Die in ihrer Art und Größe einmalige Kon-struktion besteht im Wesentlichen aus zweiTeilen: einem ca. 17 m breiten, permanentüberdeckten, äußeren Teil und in seinemInneren aus einer 63 m großen, kreisförmi-gen Öffnung.

In dieser ist mit Seilen an außermittigerPosition ein zentraler Knoten aufgehängt,unter dem die zusammenfaltbare Haut desinneren Daches geparkt ist. Sie ist an zahl-reichen Laufwegen befestigt, welche ander Unterseite der Seile synchron verfahrenwerden und somit die Öffnung, ähnlicheiner Knospe, innerhalb von ca. 5 minschließen können. Die asymmetrische An-ordnung der Zentralnabe begründet sichaus der Vorgabe, das Spielfeld durch seinenSchattenwurf zur Turnierzeit nicht zubeeinträchtigen.

Die Membran des Daches besteht auseinem beschichteten, lichtdurchlässigen,weißen Polyestergewebe. Das Material

wurde speziell für diesen Zweck konfektio-niert und ist trotz einer Stärke von 1,2 mmextrem reißfest und witterungsbeständig.

Am äußeren Rand der Dachfläche ist auf-grund der Unregelmäßigkeit der Tribünen-bauten ein von der Tragkonstruktion abge-pendeltes, transparentes Dach montiert,dessen Stahlkonstruktion ebenfalls miteiner Kunststofffolie bespannt ist.

Die Unterkonstruktion, über welche dernicht verfahrbare Teil der Dachmembrangespannt wird, besteht aus einer Kombina-tion von Seil- und Stahltragwerk, das auf18 Stützen aufgelagert ist. Das Konzeptdieser Konstruktion ist das abgewandeltePrinzip eines Speichenrades. Es setzt sichzusammen aus dem ringförmig um dasStadion laufenden Druckring, bestehendaus 1 m starken Stahlrohren, 36 oberenund unteren je 8 cm starken Speichensei-len und einem oberen und unteren, umlau-fenden Seilbündel von je vier Ringseilen,die mittels Luftstützen auseinander ge-drückt werden. Die Verbindung von Ring-seilen und Luftstützen erfolgt über speziellgeformte Umlenksättel. Aufgrund der sehrhohen Kräfte in den Seilen wurden dieSättel als Ganzes aus einem Stahlblockherausgefräst.

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Center Court am Rotherbaum in Hamburg

Dachstruktur

Page 35: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Hamburg-MannheimerErste Bürogebäude-Verwaltungs GmbH & Co. KG,Hamburg

Architekten:Architekten Schweger + PartnerHamburg

Tragwerksplanung:Dr.-Ing. W. BinnewiesIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Magnus Müller GmbH & Co. KG,Pinneberg

Fertigstellung:Dezember 1999

Standort:Überseering 45

Text:Schweger + Partner

Fotos:Bernhard Kroll/Schweger + Partner

Das Gebäude der Hauptverwaltung derHamburg-Mannheimer Versicherung wurde1974 in der Hamburger GeschäftsstadtNord fertig gestellt und im Rahmen der inden letzten Jahren durchgeführten Reno-vierung der Bürogeschosse die öffentlichzugänglichen Bereiche, die Empfangshalleund das Kasino, durch eine architektoni-sche Neukonzeption im Jahre 1998 umge-baut und erweitert.

Diese Konzeption verfolgte mehrere Ziele:Einerseits sollten Eigenständigkeit, Kraftund Charakter des Bauwerkes nicht nurerhalten, sondern auch gestärkt, anderer-seits ein offener heller Charakter in denumgestalteten Bereichen geschaffen wer-den.

Der Erweiterungsbau der Eingangshallefügt sich durch seine Transparenz zurück-haltend und unaufdringlich in die Fassadendes Vorplatzes ein. Das große Glasdach istdurch die untergestellte gläserne Fassadein den Vordach-Fußgängerverkehr in dasGebäudeinnere, die alte Empfangshalle,hineingeführt und ebenso die Tageslicht-atmosphäre der äußeren Glashalle durcheine Licht-Glasdecke angepasst worden.

Die Leitstruktur jener Lichtdecke wurde alsGrundkonzeption für den Ausbau einerarchitektonisch-funktionellen Ordnungs-achse vom Eingang durch das Foyer unddurch den großen Treppenraum konse-quent in den Kasino- und Konferenzbereichweiterentwickelt. Diese Achse wurde durchAnsiedlung aller öffentlichen Räume wieSchulung, Vorträge, Bücherei, Minimarktzur Kommunikationsstraße des Gebäudesausgebaut. Sie tangiert direkt den Cafete-ria- und Kasinobereich und mündet durcheine Türanlage auf die erweiterte und neugestaltete Gartenterrasse in der zentralenGrünzone der City-Nord.

Das Kasino, zwischen Kommunikations-straße und grünem Außenbereich gelegen,zeigt sich in Weite, Offenheit und Transpa-renz, mit fließenden Grenzen zur Cafeteriaund zum Internetcafé in neuer Anmutung:Auch hier bestimmen Stahl, leichte Materi-alien, Helligkeit und Tageslicht die Atmo-sphäre des Speise- und Pausenbereiches.

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Hamburg-Mannheimer Versicherung in Hamburg

Schnitt

Page 36: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:LandesversicherungsanstaltFreie und Hansestadt Hamburg

Architekten:Architekten Schweger + PartnerHamburg

Tragwerksplanung:Windels Timm MorgenIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Hartmut Lehmkuhl GmbH,GanderkeseeFranz Bisping GmbH & Co.,MünsterRudolf BieräugelStahl- und Metallbau GmbH,Marktheidenfeld

Fertigstellung:Mai 2002

Standort:Friedrich-Ebert-Damm 245

Text:Schweger + Partner

Fotos:Bernhard Kroll/Schweger + Partner

Das stadträumliche Gefüge spannt einenVorplatz auf, der eine angemessene undrepräsentative Eingangssituation für denNeubau der Hauptverwaltung der Landes-versicherungsanstalt formuliert. Die Skulp-tur des Gebäudes bleibt zugunsten derPrägnanz der urbanen Räume und derDetails zurückhaltend. Eine Diagonale, diedie beiden Grundstücke miteinander ver-bindet, bietet, vom Parkplatz ausgehend,eine breite Hinführung auf den Hauptein-gang. Im großzügigen Hofbereich wirddiese Magistrale zu einem dreigeschossi-gen Bauteil, das die fünf Gärten im Innen-hof wie auch die drei unteren Geschossemiteinander verbindet.

Der Wunsch des Bauherrn war, ein mög-lichst ohne Klimatisierung auskommendesBürogebäude zu realisieren, das einenGroßteil an natürlichem Licht hineinlässt.Im Verlauf der Planung ist vor diesemHintergrund für die Regelbürobereiche einezweischalige Fassade entwickelt worden.Zwischen einer gläsernen Haut, derSekundärfassade, und der inneren Primär-fassade wird windgeschützt der Sonnen-schutz angeordnet, der im oberen Drittelmit einer Tageslichtlenkung ausgerüstet ist.Die zweite Haut vor der Primärfassadeermöglicht das Offenlassen der Bürofensterin der Nacht und die Nachtauskühlung derArbeitsräume. Ausfahrbare Lüftungsklap-pen innerhalb der Sekundärfassade verhin-dern eine Überhitzung des Fassaden-zwischenraumes.

Im Hofbereich, in dem sich hauptsächlichSonderbereiche befinden, sind die Fassa-den als Pfosten-Riegel-Konstruktionen miteinem außen anliegenden Sonnenschutzals Senkrechtmarkisen ausgebildet.

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Landesversicherungsanstalt Hamburg

Grundriss

Page 37: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Sven SilcherProf. Asmus WernerNorbert Redante

Mitarbeiter:9

Büro:Bei den Mühren 7020457 Hamburg

Text:Silcher · Werner + Redante

PhilosophieEin besonderes Charakteristikum unseresBüros ist die Teilnahme an sehr vielenWettbewerben. So haben wir uns in denvergangenen Jahren an mehr als 40 städ-tebaulichen und hochbaulichen Ideen- undRealisierungswettbewerben beteiligt undkonnten dabei mit 18 Platzierungen aufden obersten drei Rängen, darunter zehnersten Preisen, eine erfreuliche Erfolgs-quote verzeichnen. Ein erheblicher Teil dervon unserem Büro realisierten Projekteresultiert daher auch aus Wettbewerbs-erfolgen. Unser Büro ist nicht auf bestimm-te Gebäudekategorien spezialisiert, viel-mehr hatten wir bisher das Glück, mithöchst unterschiedlichen Bauaufgaben auswirklich allen Bereichen der Hochbau-planung betraut zu werden. Dabei ist esuns immer ein besonderes Anliegen, diezentrale Entwurfsidee herauszuarbeitenund am Bauwerk ablesbar zu gestalten.Daher fällt dem Baustoff Stahl in unsererArbeit eine herausragende Bedeutung zu.

BüroprofilNach langjähriger Zusammenarbeit bzw.Partnerschaft mit den Architekten Patschan– Werner – Winking in Hamburg gründe-ten Sven Silcher und Asmus Werner 1990das Büro ASW – Architekten Silcher +Werner, das seit dem Eintritt von NorbertRedante im Jahre 1993 unter dem NamenArchitekten Silcher · Werner + Redante fir-miert. Die Arbeitsschwerpunkte umfassensämtliche Grundleistungen der HOAI § 15sowie städtebauliche Planungen. Und sowurden seit 1990 unter anderem verschie-dene Schul-, Wohn- und Bürobauten,Waren- und Krankenhäuser, Sportanlagenund Industriebauten sowie Straßenraum-gestaltungen, Umbau- und Instandset-zungsmaßnahmen realisiert. Das Büro hatzahlreiche Wettbewerbserfolge errungen,viele Entwürfe, Projekte und Bauten wur-den ausgezeichnet und in diversenBüchern und Zeitschriften veröffentlicht.

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Architekten Silcher · Werner + Redante

Page 38: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Bavaria-St. Pauli-Brauerei AG,Frankfurt am Main

Architekten:Architekten Silcher · Werner + Redante,Hamburg

Tragwerksplanung:von Hassel + MarkusIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Wayss & Freytag AGNiederlassung Hamburg

Fertigstellung:Oktober 1992

Standort:Bernhard-Nocht-Straße

Text:Silcher · Werner + Redante

Fotos:Heiner Leiska/artur

Die neue Logistikhalle der Bavaria-St.Pauli-Brauerei AG wurde auf dem histori-schen Betriebsgelände im Bereich Bern-hardt-Nocht-Straße, Zirkusweg, Hopfen-straße geplant. Durch den Neubau konntenbei einem Volumen von ca. 100.000 m3

insgesamt 12.300 m2 Nutzfläche geschaf-fen werden. Diese dient im Erdgeschossder Lagerung von Vollgut-Paletten und zumBe- und Entladen der Lkws. Im Oberge-schoss befindet sich das Leergut-Paletten-lager. Beide Geschosse sind mittels Palet-ten-Senkrecht-Förderern sowie Lastenauf-zügen vertikal erschlossen. Die sehr großenRaumhöhen respektieren die maximaleFörderhöhe der in der Brauerei eingesetz-ten Gabelstapler.

Die Baukörpergestaltung wurde neben denfunktionalen Ansprüchen der Brauereidurch den Blockzuschnitt bestimmt. ImBereich Hopfenstraße wurde jedoch vonder Gebäudeflucht abgewichen, um denHallenkomplex durch eine vorgesetzte, inder Höhe reduzierte und »ondulierte«Wandscheibe gegenüber der Wohnbebau-ung zu staffeln.

Im Bewusstsein des hafennahen Stand-ortes und von dessen historischer Bedeu-tung innerhalb eines gewachsenen Wohn-gebietes, wie es St. Pauli darstellt, sind dieFassaden entwickelt worden: Überwiegendin rotbuntem Ziegelmauerwerk ausgeführt,werden sie durch ein sichtbares Stahl-fachwerk horizontal und vertikal geglie-dert. Derart wird ein hohes Maß an Diffe-renzierung und Variation des Fassaden-themas erreicht, ohne dabei die Erschei-

nung des Gewerbebetriebes zu leugnen.Die abgehängte Stahlkonstruktion desDachtragwerkes ist in Anlehnung an mari-time Elemente des nahen Hafens entstan-den, Pylone und Zugstangen stehen hierfür Masten und Wanten.

Die Tragkonstruktion ist als Skelett-Kon-struktion konzipiert worden, die im Erd-geschoss ein Stützenraster von 13,88 m x13,88 m bzw. 13,88 m x 19,30 m im Be-reich der Ladestraße aufweist.

Das Obergeschoss wird mittels einer weitgespannten Konstruktion aus Stahlfach-werkbindern in orthogonaler und diagona-ler Grundrissanordnung überdeckt, die anStahlpylonen aufgehängt sind. Die dafürnotwendigen Zugstangen sind oberhalbder Dachfläche angeordnet.

Die Pylone als Hauptstützen stehen imRaster 27,76 m x 27,26 m, ein Pylon mitseinen Zugstangen hat also die Last vonca. 770 m2 Dachfläche zu tragen. DieDachdeckung umfasst Trapezbleche, diemit einer Gefälledämmung und einer bitu-minösen Dachhaut versehen sind, so dassjede, einem Pylonen zugeordnete, Teildach-fläche einen Gefälletrichter mit dem Tief-punkt am Pylon bildet.

Lichtkuppeln sorgen für den notwendigenTageslichteinfall und übernehmen dieEntrauchungs- sowie Lüftungsfunktionen.

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Logistikhalle in Hamburg

Page 39: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Freie und Hansestadt HamburgBezirksamt Hamburg-Eimsbüttel

Architekten:Architekten Silcher · Werner + Redante,Hamburg

Tragwerksplanung:Schlaich Bergermann und PartnerBeratende Ingenieure im Bauwesen,Stuttgart

Stahlbau:Philip Holzmann AGNiederlassung Köln

Fertigstellung:Dezember 1994

Standort:Hagenbeckstraße 124

Text:Silcher · Werner + RedanteSchlaich Bergermann und Partner

Fotos:Klaus Frahm/artur

Für die Überdachung der bestehendenKunsteis- und Radrennbahn in Hamburg-Stellingen wurde über einen Entwurfswett-bewerb nach einer möglichst ökonomi-schen Lösung gesucht, die sich innerhalbkurzer Zeit realisieren ließ. Die Ausführungdes Bauvorhabens wurde dem drittenPreisträger zugesprochen, da dessenKonzept auch noch das kostengünstigstewar. Die Architekten hatten die Vision, dassein Zelt als Hülle für Fest und Spiel mit sei-ner Leichtigkeit die Freude am Sport ambesten auszudrücken vermag.

Die zierliche Tragstruktur aus vier 20 mhohen Haupt- und acht seilunterspanntenLuftstützen wird lediglich von einer dün-nen Zeltmembran aus transluzentemPolyestergewebe überspannt, die zumRand hin über Masten mit Seilen in denFundamenten verankert ist. Die Ausdeh-nung beträgt 70 m x 120 m und überdeckteine Grundrissfläche von etwa 7.000 m2

bei einer Stichhöhe von ungefähr 10 m.Dank der vergleichsweise geringen Anzahlder Einzelteile konnte das Dach in nur sie-ben Monaten zwischen zwei Eislauf-perioden hergestellt und montiert werden.Der hohe Vorfertigungsgrad der Konstruk-tion war für die kurze Montagezeit vonentscheidender Bedeutung.

Die rechteckige Eissportfläche wird um-rahmt von der ellipsenförmigen Radrenn-bahn, die an den Stirnseiten zu fast 40°schrägen Steilwandkurven ansteigt unddurch angeböschte Erdwälle stabilisiertwird. Der am oberen Rand der Radrenn-bahn umlaufende Weg bietet gleichzeitigZuschauerplätze und war mit zu über-dachen.

Um diesen Anforderungen gerecht zu wer-den, entschied man sich, im Innenbereichder überdachten Fläche vier Masten anden Eckpunkten des Eisfeldes – zwischenRadrennbahn und Eisfläche – vorzusehen.Die Abspannungen am Dachrand wurdenauf der Böschungsaußenseite angeordnet.In der Höhe folgt so der Dachrand dergeschwungenen Linie der Radrennbahnbzw. des vorhandenen Walls mit einergleich bleibenden seitlichen Öffnungshöhe:Das Dach scheint zu schweben.

Das beschichtete, lichtdurchlässige Poly-estergewebe ist Teil der tragenden Primär-struktur und nicht nur raumabschließendeHülle. So entstand ein sehr wirtschaftlichesTragwerk, das, besonders vom Innenraumaus betrachtet, durch seine leichte Strukturbesticht.

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Wolfgang-Meyer-Sportanlage in Hamburg

Dachkonstruktion

Page 40: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Die Membrane ist an den Hochpunkten anZugringen verankert. Nur an den vierHauptmasten sind die Zugringe abgehängt,die übrigen Hochpunkte werden überLuftstützen gehalten. Diese sich pilzförmigaufspreizenden Stützen werden von Unter-spannseilen getragen, die einerseits an denHauptmasten, andererseits an den Rand-stützen mit Abspannungen verankert sind.Die Aufnahme der Lasten erfolgt durch aufDruck beanspruchte Rundrohrstützen undAbspannseile.

Alle Druckelemente sind aus Stahlrohrenhergestellt und gelenkig gelagert. Die Seilesind vollverschlossene, galvanbeschichteteSpiralseile mit unterschiedlich abgestuftenDurchmessern und mit Seilköpfen ausGussstahl. Die Druck- und Zugkräfte derFundamente werden von leicht gespreiztangeordneten und bis zu 18 m langen Ver-presspfählen in den Baugrund abgetragen.

Die Membrane wurde im Herstellerwerkzugeschnitten, zusammengeschweißt undin zwei Hälften zu je 3.500 m2 auf dieBaustelle transportiert. Auch der Stahlbauund die Seile kamen nach zeitgleicherVorfertigungsphase im Werk montagefertigauf die Baustelle. Auf den inzwischen fertiggestellten Betonfundamenten wurdendann binnen acht Wochen alle Einzelteilezusammengesetzt und am Stück in dreiTagen auf Sollhöhe gehoben, fixiert undvorgespannt.

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Page 41: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Sprinkenhof AG,Hamburg

Architekten:Architekten Silcher · Werner + Redante,Hamburg

Tragwerksplanung:Schlaich Bergermann und PartnerBeratende Ingenieure im Bauwesen,Stuttgart

Stahlbau:Krupp Stahlbau Berlin GmbH

Fertigstellung:Dezember 2002

Standort:Adenauerallee 78

Text:Silcher · Werner + Redante

Fotos:Heiner Leiska/artur

Der Standort des Bauwerks liegt in Ham-burg-Mitte, in der Nähe des Hauptbahn-hofes an der Adenauerallee und in unmit-telbarer Nachbarschaft zum Museum fürKunst und Gewerbe.

Städtebaulicher Leitgedanke des Entwurfsist es, das ehemalige Glacis vor demSteintor wieder zu einem durchgehendenPark zu machen, ausgehend vom ca. 1 kmentfernten Berliner Tor bis hin zumMuseum als schlossähnlichem Endpunkt,und den neuen Busbahnhof zu einem Teildieses Parks werden zu lassen.

Das Gebäude zeigt sich im Stadtbild alsgroßes, transparentes Dach, das über demGelände schwebt. Dieses Dach, nachtsbeleuchtet, wird zum weithin sichtbarenSignet des neuen Busbahnhofs und gibtihm ein unverwechselbares Erscheinungs-bild, womit er sich in eine Reihe mit denanderen markanten und modernen Ein-gangstoren Hamburgs stellt, der Halle desHauptbahnhofs und dem Dach des neuenFlughafen-Terminals.

Das Dach steht auf einer dem Bogen derBussteige folgenden Kolonnade und kragtzur Adenauerallee hin weit aus. Unter sei-nem Schutz finden die Reisenden sämtlicheBussteige und die Service-Häuser mit demReisezentrum sowie Reisebedarf- undGastronomieeinrichtungen. Gleichzeitigmarkiert es die »Insel«, auf der sich für dieReisenden, unbehelligt vom Verkehr undwettergeschützt, alle Funktionen des Bus-bahnhofs abspielen. Das Dach ist imGrundriss annähernd kreisabschnittförmigmit einer Länge von ca. 180 m und einemStich von ca. 30 m.

Das Tragwerk wird durch einen sichelförmi-gen Ringträger mit angeschlossenen Krag-trägern unterschiedlicher Länge bestimmt.Zwischen den Kragträgern verlaufen inLängsrichtung Pfetten, unter denen diegroßflächige Glaseindeckung angehängtist.

Der Sichelträger besteht aus unterschied-lich starken, stehenden Stahl-Flachblechen,die zu einer räumlich gekrümmten Stab-rippenschale zusammengefügt sind. InQuerrichtung sind im Bereich zwischen denKragträgern und deren Schotten die span-tenartigen Stabrippen als geschlossene,den Querschnitt des Sichelträgers umlau-fende Ringe ausgebildet. In tangentialerRichtung wurden Längsrippen vorgesehen,die entsprechend der starken Biegebean-spruchung im Querschnittszentrum anOber- und Unterseite enger und mit stärke-ren Flachblechen ausgeführt sind. DerSichelträger lagert auf 21 Stützen von 11 mHöhe, die im Verlauf der gekrümmtenTrägerachse angeordnet sind. Die einge-spannten Stützen übernehmen die Längs-und Queraussteifung des Daches. Durchihre schlanke Form können sie die Längen-änderungen des Daches aus Temperatur-schwankungen ohne größere Zwangsbean-spruchung aufnehmen. Zudem ist dieDachentwässerung in die Stützen inte-griert.

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Zentraler Busbahnhof in Hamburg

Page 42: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Partner:Jan StörmerHolger Jaedicke

Mitarbeiter:32

Büro:Michaelisbrücke 120459 Hamburg

Text:Jan Störmer

Foto:Erika Dombrowsky

Gedanken zum Bauen mit StahlVor 26 Jahren erhielten wir den Stahlbau-preis für die große Schwimmhalle desWissenschaftlichen Sportbereiches derUniversität Bremen. Damals waren es riesi-ge Rohrträger, die zum Raumtragwerk fürdas Dach zusammengeschweißt wurden.1994 gewann ich den Wettbewerb füreinen zweiten Baustein an der UniversitätBremen, den »Zentralbereich« mit derleichten, gläsernen Eingangshalle. ZweiArchitektur- und Konstruktionsansätze, die,obgleich beide als Stahlbau konzipiert, sichgrundsätzlich voneinander unterscheiden –so zeigt die Entwicklung im Bauen mitStahl auch meine eigene Entwicklung.

In dem einen Fall sind die Dimensionen derRohre für das Raumtragwerk und für dieeingespannten Stützen so bemessen, dassalle auftretenden Kräfte auf ein Minimuman Bewegung reduziert wurden, die Kon-struktion ist starr und massiv, Bewegungfindet nur an den dafür vorgesehenenAuflagern statt.

In dem anderen Fall zeigt es den intelligen-ten Umgang, die dynamischen Kräfte zuthematisieren, sie zu akzeptieren. Stahlund Glas wurden auf die minimal notwen-digen Dimensionen berechnet. Die Detailswurden auf die Bewegungen der Materia-lien durch Druck- und Sogkräfte und aufTemperaturschwankungen abgestimmt.Zusammen mit Professor Werner Sobekwar eine solche Optimierung möglich, dieKonstruktion lässt die Architektur atmen.

Meine Architektur ist nicht von Materialwie Stahl, Beton, Holz oder Glas geprägt,aber es ist eine Herausforderung, jedesMaterial richtig einzusetzen. Die Fußgän-gerbrücke, die sich wie eine Spinne überdie Große Elbstraße in Hamburg krümmt,ist ein anderes Beispiel dafür, warum ichdas Bauen mit Stahl liebe. Stahlbleche zustatischen Körpern zusammengeführt, dieden Verlauf von Kraftlinien zeigen, erlau-ben skulpturale Freiheiten wie kein ande-res Material in dieser Leichtigkeit undEleganz.

BüroprofilDie Anfänge des Büros reichen zurück biszu der 1970 gegründeten HamburgerDesign GmbH für Architektur, Industrie undGraphik Design. 1972 schloss sich Jan Stör-mer dann mit drei Partnern zur HamburgerArchitektengruppe me di um zusammen,die u. a. den Wettbewerb für eineSchwimm- und Sporthalle für die Sport-wissenschaft der Universität Bremen sowieden für den Umbau und die Erweiterungdes Germanischen Nationalmuseums inNürnberg gewinnen konnte.

1985 lernten sich William Alsop und JanStörmer auf dem ersten HamburgerBauforum kennen und 1990 gründeten siedie Büros in London und Hamburg unterdem gemeinschaftlichen Namen Alsop &Störmer Architects. Diese Gemeinschaftwurde zehn Jahre lang sehr erfolgreichgeführt, beide Standorte entwickelten sichzu eigenständigen Büros mit großen undvielseitigen Aufgaben in den BereichenArchitektur, Städtebau und Design.

Seit 2001 gehen sie wieder getrennteWege. Das Hamburger Büro in Partner-schaft mit Holger Jaedicke heißt nun JanStörmer Architekten. Diverse Vortrags-reihen, Ausstellungen und Ausstellungs-beiträge im In- und Ausland, viele Wett-bewerbserfolge und mehrere Auszeichnun-gen sowie verschiedene Veröffentlichungenin Zeitschriften und vier Buchveröffent-lichungen bezeugen überdies Qualität undRang der Arbeit von Jan Störmer Archi-tekten.

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Jan Störmer Architekten

Page 43: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Land Bremen

Architekten:Jan Störmer Architekten,Hamburg

Tragwerksplanung:Werner Sobeck Ingenieure,StuttgartZill + Klochinski Ingenieure,Bremen

Stahlbau:Seele GmbH & Co. KG,Gersthofen

Fertigstellung:Juli 2000

Standort:Bibliothekstraße

Text:Jan StörmerWerner Sobeck

Fotos:Andreas Keller

Anlass für den Wettbewerb 1994 zu Um-bau und Neugestaltung des Zentralbe-reichs der Universität Bremen war die Ent-scheidung der Stadt Bremen, die Verlänge-rung einer Straßenbahnlinie bis insZentrum der Universität zu führen. Es ent-stand eine veränderte urbane Situation, inder die Haltestelle nicht nur für die Uni-versität von Bedeutung ist, sondern ebensofür den dort entstehenden Technologie-park. Das Konzept des Entwurfs sah einestädtebauliche Klärung und Öffnung dervorgefundenen Situation vor, die durch dieDekonstruktion des vorhandenen Boule-varddaches wie eine Neuordnung undBelebung des Areals erreicht wurde. DieHauptmaßnahme des Projektes war derUmbau des zentralen Anlagebereiches zueinem neuen gläsernen Gebäude. Die ca.1.300 m2 große Empfangshalle verbindetdie zwei Hauptebenen zwischen demöffentlichen Straßenraum und der Boule-vardebene im ersten Obergeschoss. Dieserwettergeschützte, nicht klimatisierte Raumbildet eine neue, repräsentative und zen-trale Adresse des weit verzweigten Univer-sitätsgeländes und ist als minimierteSchutzhülle für einen »Uni-Marktplatz« zuverstehen.

Die Glashalle wurde als minimierte Hüllemit großer Transparenz und einer intelli-genten, dynamischen Konstruktion ausStahl und Glas als bewusster Gegensatz andie alten Betontragwerke der anschließen-den Gebäude angebaut. Ihr Glasdacherhielt zu 80% eine farbige Sonnenschutz-bedruckung sowie fünf Scheiben mit einerlichtlenkenden, holographischen Folie, überdie sie von außen gleichmäßig beleuchtetwird. In der Halle wird die Raumwirkungdurch großzügige Treppenanlagen und einedifferenzierte Materialität und Farbigkeitwie auch durch deren Gegensatz zu derbestehenden Sichtbeton-Architekturbestimmt. Eine integrierte Medienwandinformiert hier über aktuelle Ereignisse inder Universität. Eine Reihe kleiner Lädenund ein farbig verglaster Aufzug ergänzenzudem die Hallennutzungen.

Die Halle ist an den Seiten wie über diegesamte Dachfläche mit Glasscheibenbekleidet. Die Hauptabmessungen imGrundriss betragen 43,20 m x 21,60 m. DieDachkonstruktion besteht aus einem ortho-gonalen Haupt- und Nebenträgersystem

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Eingangshalle der Universität Bremen

Längsschnitt

Page 44: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

mit einem Rastermaß von 1,89 m x 1,80 m,wobei Rechteckhohlquerschnitte in ver-schiedenen Abmessungen verwendet wur-den, die in den Randbereichen gevoutetverarbeitet sind.

Das Dachtragwerk ist auf sechs im Gitter-rost integrierten Hauptträgern aufgelagert(Abstand 7,20 m). Sie werden durch V-för-mig angeordnete Stützen gehalten, die alsnur durch Normalkraft beanspruchtePendelstützen aus Rohrprofilen ausgeführtsind. Die Hauptträger übernehmen imZusammenwirken mit dem Trägerrost alsDachscheibe die Aussteifung des Gebäudesin beide Richtungen, zusätzlich werden diejeweils äußeren V-Stützen an den Seitendurch Abspannseile gehalten. Im Nord-westen sind die Hauptträger ebenfalls aufPendelstützen gelagert, die hier jedoch aufdem vorhandenen Studentenhaus gründen;in dieser Ebene befinden sich zwei durchSeile ausgekreuzte Felder.

An den Fassadenflächen sind im Abstandvon 1,80 m bzw. 1,89 m Seile angeordnet.Diese sind am unteren Ende an Federnangeschlossen, welche die Vorspannkraftin den Seilen unter vertikalen Verkehrs-lasten weitestgehend konstant halten.Unter Windlast bewegen sich die Federngegen Anschlag so, dass die Lagerkon-struktion wie ein »starres« Auflager wirkt,hierdurch wird die Verformung der Seileunter horizontaler Belastung begrenzt. DieGlasscheiben selbst sind an den Seilenüber mechanische Haltekonstruktionen anden »Spidern«, punktgelagert geklemmt,befestigt. Die Spider wiederum sind mittelsSeilklemmen an den vorgespannten Seilenangebracht. Die Fassadenverglasung

besteht aus 12-mm-Scheiben von 1,80 m x0,9 m, die an je vier Punkten geklemmtsind. Die umlaufenden Glaslamellen unterder Attika sorgen für natürliche Belüftungund den Rauchabzug. Die Eckkonstruktionaus Rohren mit Kreuzverbänden wurdevom Dachrost abgehängt, die Übergangs-bereiche von der bewegten Seilfassade zuden unbeweglichen Eckkonstruktionenoder dem vorhandenen Gebäude wurdenmit Glasschwertern realisiert, um einemöglichst große Wind- und Regendichtig-keit zu erreichen.

Dieses neuartige Konstruktionsprinzipwurde ganz wesentlich von Prof. WernerSobeck bestimmt.

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Detail Fassadenkonstruktion

Vertikalschnitt Fassade

Page 45: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

rojektentwickler:Garbe Bautechnik GmbH,Hamburg

Eigentümer:Volksfürsorge Versicherungsgruppe,Hamburg

Architekten:Jan Störmer Architekten,Hamburg

Tragwerksplanung:Assmann Beraten und Planen GmbH,Hamburg

Stahlbau:Otto Wöhr GmbH,FriolzheimEdgar Buthmann Stahlbau GmbH,Glinde

Fertigstellung:Mai 2001

Standort:Große Elbstraße 27

Text:Jan Störmer

Fotos:Jan StörmerOtto Wöhr GmbH

Das an der Elbe gelegene »Stadtlager-haus« mit seinen zwei Teilen aus Speicher-und Silogebäude wird durch den Umbauund die Aufstockung in seiner städtebau-lichen Dominanz gestärkt. Bei größtmög-licher Akzeptanz des Alten unterstreichtder Umbau die ursprünglichen, denkmal-geschützten Gebäudeteile in ihrer Kraftund Klarheit. Das Ensemble wurde zurneuen »Landmarke« in der städtischenHafensilhouette und bildet am HamburgerFischmarkt den Auftakt der Neugestaltungdes Holzhafens.

Im Erdgeschoss des wuchtigen Sockel-gebäudes des Speichers befindet sich zurElbseite ein Restaurant. Die fünf darüberliegenden Geschosse wurden für Ateliersausgebaut, die zum Teil zugemauertenFlächen als Fensteröffnungen wieder her-gestellt. Die Ateliers erhielten der Fassadevorgesetzte Stahlbalkone in Anlehnung andie ursprüngliche Form der traditionellen»Ladebalkone«.

Das Silogebäude hat vom ersten bis zumneunten Obergeschoss je Ebene nur eineNutzungseinheit als Büroloft mit einerattraktiven Ausrichtung zur Elbe. Das Silowurde in historischer Bauart um ein Ge-schoss aufgestockt und mit einem Sattel-dach ergänzt. Gemäß den Auflagen desDenkmalschutzes bezieht sich das neu auf-gesetzte Dach auf einen in historischenUnterlagen wiederzufindenden historischenGiebel zur Elbe. Der dahinter liegende 12 mhohe Dachraum mit eingestellter Galerieist in eine vertikale Struktur von geschlos-senen und verglasten Flächen gegliedert.

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»Stadtlagerhaus« in Hamburg

In der viergeschossigen Aufstockung sind28 Wohnungen unterschiedlicher Größevon 50–155 m2 untergebracht. Nord-, Süd-und Ostseite sind als Doppelfassade konzi-piert, sie bildet einen Klima- und Akustik-puffer vor der inneren Wohnungsfassade.Auf dem Dach sind ein Kinderspielplatzsowie eine Terrasse für die Bewohner vor-gesehen. Ein auskragender Aussichtsstegbietet einen hervorragenden Blick über dieElbe.

Page 46: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Das automatische mechanische Parksystemals stählerne Turmlösung in dem steiner-nen Silobau für 132 Pkws auf 17 Ebenenist ca. 33 m hoch und wird im Erdgeschossdes Silogebäudes erschlossen. Drei Park-safeanlagen, zwei für je 50 Pkws und einefür 32 Pkws, sind über drei Einfahrtstore zuerreichen. Ein übergeordneter Zentral-rechner weist dem Nutzer den am schnells-ten verfügbaren Übergabebereich zu, dieZuordnung wird »chaotisch« verteilt,immer nach optimaler kürzester Einlager-zeit.

Heute dokumentieren die ehemaligen Zug-anker an der Außenfront die historischeBauweise und den Zusammenhang mitdem hohen Luftraum. Ihre Funktion wurdeaber durch eine doppelte Stahlkonstruktionersetzt: eine bauseitige zur Aussteifungund die Stahlkonstruktion des automati-schen Parksafes.

Durch seine Lage am Hamburger Fisch-markt befindet sich das »Stadtlagerhaus«zugleich jedoch im Überflutungsbereich derElbe. Eine stählerne Fluchtbrücke verbindetnun das hochwassergeschützte Gebäudemit dem »Festland«. Die Große Elbstraßeüberspannend, verknüpft sie es mit demgegenüberliegenden »Stilwerk«, von dortaus gelangt man auf die höher gelegeneButtstraße in flutsicheres Gebiet. Denn dieNutzung des Gebäudes als Wohnhausbedingte eine Fluchtmöglichkeit für dieBewohner bei Überflutung des Fischmark-tes sowie einen Zugang für die Feuerwehrim Brandfall. Planerisch musste hier alsoder Katastrophenfall eines Feuers beiHochwasser berücksichtigt werden.

Der geschwungene Stahlkorpus steht aufvier Stützen, die biegesteif an den Brü-ckenkörper angeschlossen sind. Die Geo-metrie – eine kraftvoll gespannte Kon-struktion, die an eine riesige Wasserspinneerinnert – ergibt sich aus den Anforde-rungen des Bestands. Die vorhandenenAnschlusshöhen der zu verbindenen Ge-bäude sowie die besonders große Durch-fahrtshöhe der Großen Elbstraße prägendie Form der Brücke. Der Schwerlasttrassezum England-Fährterminal wurde dabeimit einer lichten Höhe von 8,50 m Rech-nung getragen.

Die Konstruktion der Brücke ist aus bis zu20 mm starken Stahlblechen mit aufge-schweißten Stahlrippen konzipiert, die alsGanzes statisch zusammenwirken. Dieseaus dem Schiffsbau entlehnte Konstruk-tionsweise stellt mit ihrem Bezug auf dieam gegenüberliegenden Elbufer gelegenenWerften eine enge Verzahnung zur Umge-bung her.

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Schnitt

Page 47: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

artner:Prof. Bernhard WinkingKai BöcklerMartin Froh

Mitarbeiter:25

Büros:Brooktorkai 1620457 HamburgSophienstraße 33a10178 Berlin

Text:Prof. Bernhard Winking

Fotos:Prof. Bernhard Winking

Haltung und HerangehensweiseBasis der Arbeit ist die Frage nach demWesen der Aufgabe. Was steht hinter denDingen? Wie kann man die Wirklichkeit ausdem vordergründig Scheinbaren heraus-arbeiten? Als Architekten mit Büros inHamburg und Berlin planen und bauen wirin vielen deutschen Städten und Regionen.Nicht zuletzt deshalb sind unsere jeweili-gen Arbeiten stark von der Verbindungzum Ort geprägt. Aus der Auseinander-setzung mit dem Wesen und den Anforde-rungen der Bauaufgabe sowie der Ge-schichte des Ortes versuchen wir diegegenwärtige Situation zu fassen. Das indieser Analyse gefundene Thema setzt dieVerbindung zwischen Gegenwart undVergangenheit in die Zukunft fort. Den vor-handenen Schichten des Ortes wird eineneue Ebene hinzugefügt, die die anderenrespektiert und sichtbar macht. Wie einGast, der in eine Gesellschaft eintritt, ver-sucht das Bauwerk bescheiden, aber sichselbst gewiss, aufzutreten. Erst durchnäheres Kennenlernen, die Auseinander-setzung mit der Architektur, offenbart sichder unverwechselbare Charakter.

Ein Haus soll keine aufgesetzten Geschich-ten erzählen, aber zu Geschichten unddarin liegenden Deutungen Anlass geben.Es muss dabei unbedingt die Wünsche desNutzers und des Bauherrn reflektieren.Eine lesbare, ökonomische, ökologischeund beständige Architektur zu schaffen, dieihre Bedeutung aus dem Ganzen erhält,steht dabei im Vordergrund.

Wir gehören nicht zu den Architekten, vondenen man von vornherein annimmt, dassin erster Linie Bauwerke entwickelt wer-den, bei denen viel Stahl verwendet wurde,wenngleich die Präzision, die dieses Mate-

rial verlangt, immer wieder begeistert. Esist die Klarheit, das Unbestechliche desMaterials. Man kann nicht verschleiern,was nicht stimmt. Dazu kommt, dass dieDimensionen gegenüber anderen Bau-stoffen immer sehr zurückgenommen seinkönnen. Die Baukonstruktion und derKräfteverlauf von Druck und Zug werdensichtbar gemacht und sind in den gewähl-ten Profilen zu erkennen. Gestalterisch bie-tet das Grazile des Metalls einen span-nungsvollen Gegensatz zu Mauerwerk undBeton, einen Gegensatz von Offenheit zuGeschlossenheit. So gibt es aus unseremBüro selten das reine Bauwerk aus Stahl.Thema ist vielmehr dieser Gegensatz vonleicht und schwer, von Transparenz undMasse, der sehr reizvoll ist und immer wie-der in den gebauten Beispielen zum Aus-druck kommt. Eigenschaften wie Kühle undDistanz sind charakteristisch für das Mate-rial. Ebenso assoziiert man das Fortschritt-liche, vielleicht Technische des Stahls, derzuerst in Form von Eisenbahnschienen imamerikanischen Hochhausbau zum Einsatzkam. Manche Kollegen vereinnahmen Stahlals Material für eine lichte, leichte, offeneund damit »demokratische« Bauweise imGegensatz zur scheinbar massiven, steiner-nen und weniger »demokratisch« ausfor-mulierten Bauart. Diese Sichtweise ist unsfremd.

Büroprofil

Ausgangspunkt für zahlreiche Projekte istdie erfolgreiche Teilnahme an Wettbewer-ben. Ein wesentliches Tätigkeitsfeld desBüros sind neben Norddeutschland Berlinund die neuen Bundesländer. Seit 1996 istunser Büro auch im Ausland tätig. Das viel-seitige Auftragsspektrum reicht von derInnenraumausstattung über Einzelgebäudebis hin zu städtebaulichen Ensembles mitdifferenzierten Nutzungen. Zu nennen sind:Büro- und Geschäftsgebäude, Wohnhäuser,Schulen, Veranstaltungs- und Sportzentren,Hotels, Sanierungen und Umnutzungen vonbestehenden Gebäuden und Ensembles,städtebauliche Planungen für Wohngebieteund Gebiete mit gemischter Nutzungsowie Gewerbegebiete bis hin zu Industrie-parks und Messen. Im Ausland sind wir mit ortsansässigen Kooperationspartnernerfolgreich tätig, so z. B. in Spanien,Tschechien, Rumänien oder China. Zahl-reiche Auszeichnungen sowie Veröffent-lichungen in verschiedenen Büchern, Jahr-büchern und Zeitschriften veranschaulichenzudem Qualität und Anerkennung derArbeiten unseres Büros.

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Prof. Bernhard Winking Architekten BDA

Page 48: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Robert Vogel GmbH & Co. KG,Hamburg

Architekten:Prof. Bernhard Winking Architekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Bobeth + SommerIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Mero GmbH & Co. KG,Würzburg

Fertigstellung:Juni 1996

Standort:Langenhorner Markt 5–21

Text:Prof. Bernhard Winking

Fotos:Prof. Bernhard Winking

Der erstmals 1965–66 errichtete Komplexam Langenhorner Markt ist Hamburgsältestes Einkaufszentrum. Der Brand 1992,der die südliche Ladenzeile vernichtete,ließ die Neugestaltung des Ensemblesumso wirksamer werden. Die Neubautenorientieren sich an den vorhandenen städ-tebaulichen Strukturen und sind im süd-lichen Teil parallel zur bestehenden Laden-zeile angelegt. Dazwischen entwickelt sicheine ruhige Passagenzone. Sie wird durcheine 120 m lange, hoch liegende Stahl-Glas-Konstruktion überdacht und schütztden so neu entstandenen Raum und dieBesucher vor Regen. Dieses transparenteDach »schwebt« über den Gebäuderiegeln:Innenklima ist gleich Außenklima. Die zweizentral angeordneten höheren Gebäudemarkieren eine neue Richtung im Gebietund deuten auf die südliche Erweiterungjenseits des Krohnstiegs hin. Das drittehöhere Haus für die Hamburger Sparkasse,geplant von den Architekten Sievers,Piatschek & Partner, kennzeichnet denEingang zur Ladenpassage vom Markt.

Im Schnittpunkt der Achsen aus Laden-straße und Ladenpassage ist ein Ort ent-standen, der als öffentlicher Platz konzi-piert ist und Bühne für vielerlei Aktivitätenbietet. Er ist ein Treffpunkt, an dem sich dieWege kreuzen. Auch aus der Tiefgaragegelangt man direkt hierher. Die weiterenZugänge zum Einkaufszentrum im Norden,Süden und Westen sind entsprechend ihrerFrequenz angelegt und den vertrautenWegen nachempfunden.

Die Fassade der zweigeschossigen Neubau-ten wurde aus blaubuntem Ziegelverblen-der hergestellt. Die fünfgeschossigen Büro-trakte haben eine Vorhangfassade ausAluminium und Glas. Alle Büroarbeits-räume liegen nach außen und sind natür-lich belichtet und belüftet, in ihremZusammenhang sind sie flexibel nutzbar.Unter der gesamten Anlage und einem Teilder Passage befindet sich eine Tiefgaragemit insgesamt 157 Stellplätzen für Kurz-und Dauerparker.

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Einkaufszentrum in Hamburg

Grundriss EG

Page 49: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Freie und Hansestadt Hamburg

Architekten:Prof. Bernhard Winking Architekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Ingenieurbüro Grassl,HamburgIngenieurbüro Kobarg,Hamburg

Stahlbau:Mohr-Hebetechnik GmbH,ElmshornHeesebeck Holzbau,Glückstadt

Fertigstellung:Mai 1998

Standort:Wohnsammelstraße

Text:Prof. Bernhard Winking

Fotos:Prof. Bernhard Winking

Brückenkonstruktionen waren Aufgaben-stellung in dem neu entwickelten StadtteilAllermöhe in Hamburg-Bergedorf. Dasstädtebauliche Konzept sah eine Diagonalefür Fußgänger vor, die den Eingang desneuen Stadtteils und die freie Landschaftmiteinander verbindet. Diese Diagonale istdie bewusste Störung in dem Raster desWohngebietes, das als ehemaligesMarschgelände von Fleeten, den Ham-burger Wasserläufen, durchzogen wird.Thema war die Konzeption unterschied-licher Brücken in dieser Diagonalen, die alsEnsemble miteinander verwandt sind.

Die Eigenart des städtebaulichen Konzep-tes führt am Ein- und Ausgang der Sied-lung zur Kreuzung des Fuß- und Fahrver-kehrs auf jeweils einer Brücke. Da derFußgängerweg räumlich Vorrang hat, trägtdie Fußgängerbrücke zeichenhaft dieStraßenbrücke. So entstehen deutlicheEingangsbauwerke für den neuen Stadtteil.Die erste Brücke betont mit zwei gegen-einander geneigten Stahlbögen, zwischendenen man als Fußgänger durchgeht, denEintritt in den neuen Stadtteil. Die zweiteBrücke kommt – nicht zuletzt aus Kosten-gründen – mit nur einem über den Weggelegten Stahlbogen aus, den die Passan-ten in der perspektivischen Verkürzungeffektvoll als Parabel wahrnehmen.Dazwischen verlaufen vier unterspannteFußgängerbrücken aus Stahl entlang derDiagonalen.

In ihrer Anmutung kontrastiert die Massi-vität der geklinkerten Sockel mit dem sehrschlanken Querschnitt der eigentlichenBrückenkörper. Die filigrane Stahlkonstruk-tion erfährt ihren speziellen optischen Reizdurch den leicht nach innen gebogenenZuschnitt im Grundriss und eine Über-höhung im Brückenstich. Durch diesegestalterischen Faktoren wird die Über-querung des Wassers bewusst inszeniertund die Wirkung der relativ kleinenBrücken überhöht.

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Brücken in Hamburg-Allermöhe

Page 50: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Günther Ewald,Husum

Architekten:Prof. Bernhard Winking Architekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Thiesen und BremserIngenieurbüro,Hamburg

Stahlbau:Stahlbau Nord GmbH + Co. KG,Ahrenviöl

Fertigstellung:September 1999

Standort:Hafenstraße 1

Text:Prof. Bernhard Winking

Fotos:Prof. Bernhard Winking

Das alteingesessene Fischrestaurant musste einer Straßenbrücke für die neuewestliche Stadtumgehung weichen undwurde, direkt angrenzend an das nördlicheBrückenwiderlager, hart an der Kante desHusumer Binnenhafens, neu errichtet.Damit gehört der Neubau typologisch zuden Bauten am Strom, bildet mit der Klei-kuhle aber auch ein Pendant zur Schiffs-brücke mit dem neuen Rathaus und mar-kiert so den Übergang zwischen Stadt undHafen.

Wie ein Bollwerk erscheint das Geländedurch seine geschlossenen, senkrecht ver-schalten Holzaußenwände nach Westenhin zur neuen Umgehungsstraße. Gläsernund offen sind die übrigen Außenflächen,so dass der Gast einen weiten und unge-störten Ausblick auf Altstadt und Binnen-hafen genießen kann. Das im Wesentlichenzweigeschossige lang gestreckte Gebäudeenthält im Erdgeschoss außer einemSelbstbedienungsbistro die Küche mitNebenräumen sowie einen Fischverkaufzur Straße hin. Das eigentliche Restaurantliegt im Obergeschoss mit Balkon zumHafen und Sommerterrasse nach Norden.Ein zurückspringendes Dachgeschossnimmt Technik- und Personalräume auf.

Als Tragstruktur wurde hier eine Stahlkon-struktion im Raster von 2,40 m gewählt.Sie besteht aus Stützenprofilen HE-A 180und »Cellformträgern« aus IPE-Profilen fürdie Decken- und Dachbereiche.

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Fischrestaurant in Husum

Ansicht Innenstadt

Page 51: Hamburger Architekten bauen mit Stahl

Bauherr:Campushallen GmbH,Flensburg

Architekten:Prof. Bernhard Winking Architekten BDA,Hamburg

Tragwerksplanung:Goldbeck Bau GmbH,Bielefeld

Stahlbau:Goldbeck Bau GmbH,Bielefeld

Fertigstellung:November 2001

Standort:Kanzleistraße

Text:Prof. Bernhard Winking

Fotos:Prof. Bernhard Winking

Mit der Campushalle entsteht ein neuerMittelpunkt in dem sich schnell entwi-ckelnden Hochschulstandort im SüdenFlensburgs. Während die übrigen Hoch-schulbauten einen Ring um die neue grüneMitte beschreiben, steht die Halle alsSolitär frei in der stark modellierten Land-schaft. Die besondere Bedeutung desGebäudes wird durch die absolute Formdes Quadrates sowie die erhöhte Lage imGelände unterstrichen. Der Baukörper setztsich dabei aus zwei Schichten zusammen,dem erdverbundenen steinernen Sockel,der sich weit in die bewegte Landschafthineinzieht und mit Brücken über die alskleinen See aufgestaute Versickerungs-fläche führt, sowie einem gläsern schim-mernden Kubus, der je nach Tageszeit undLichtstand seine äußere Gestalt zu ändernscheint.

Die Halle wird von Doppelbindern ausStahl als Dreifeldträger überspannt. Diesesind zur Aussteifung untereinander verbun-den, so dass der Zwischenraum für Instal-lationsarbeiten über einen Metallrostbegehbar ist. Die Spannweite von 50 m imHalleninneren wird so mit einer vergleichs-weise geringen Binderhöhe von 2,75 m freiüberspannt. Die Struktur der Stahlbinder ist

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Campushalle in Flensburg

in der ganzen Halle spürbar. Entsprechendden Feldern zwischen den Hauptträgerngliedern sich die Tribünenblöcke mit 4.000Sitz- und 2.000 Stehplätzen, die ebenfallspaarweise angeordneten Stützen markie-ren wie Tore jeweils die Treppenzugänge.Über der Pfettenlage liegt ein gelochtesTrapezblech, das sich schalldämpfend aufdie Hallenakustik auswirkt.

Nord-Süd-Schnitt

Struktur Stahlbinder