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HAND- UNDGRAPHOMOTORIK
Herausgegeben vom Verlag KgCHVerband KindergärtnerInnen Schweiz
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Vorwort 3
Einleitung 4
• Graphomotorik als Teilgebietder Psychomotorik 5
Theorieteil 7
• Begriffserklärungen 7Feinmotorik 7Handmotorik 7Graphomotorik 8
• Entwicklung der Hand- undGraphomotorik 10TabellenübersichtHandgraphomotorik 14
• Kinder mit hand- undgraphomotorischen Schwierigkeiten 16Was verstehen wir unter Schwierigkeitender Hand- und Graphomotorik? 16Mögliche Schwierigkeiten derHandmotorik 16Mögliche Schwierigkeitender Graphomotorik 17Ursachen von hand- und grapho-motorischen Bewegungsstörungen 17
Praxisteil mit methodischen Hinweisen 19
• Schneiden 19• Optimale Voraussetzungen für
die Graphomotorik 20Sitzhaltung 20Stifthaltung 21
• Händigkeit 23Handdominanz 23Linkshändigkeit 23
• Methodische Hinweise zu den Spielideen 23Wie werden die Spiele ausgewählt? 23Umgang mit den Spielideen 24Prinzipien zur Veränderung der Spiele 24
Spielideen 26
• Spiele zur Förderung der Handmotorik 27• Weitere Spiele zur Förderung
der Handmotorik 38Hinweise zur idealen Ausgangspositionfür die Graphomotorik 38
• Spiele zur Förderung der Graphomotorik 39
Anhang 50
• Anwendung der Beobachtungshilfe 50• Beobachtungshilfe 51• Lied und Vers zur Handmotorik 53• Literaturverzeichnis 54• Kopiervorlagen 55
Inhaltsverzeichnis
2
Praxisreihe BerufskompetenzArbeitsmappe «Hand- und Graphomotorik»
Herausgeber: Verlag KgCHVerband KindergärtnerInnen Schweiz4. Auflage 2004Alle Rechte vorbehalten© Copyright 1999: Verlag KgCH
Autorinnen: Corinne Passigatti, Kathrin GunternZeichnungen: Urs LauberFotos: Madeleine Legler-NessSatz und Gestaltung: Albin Koller, BerikonDruck: Bösch Druck, BerikonAuslieferung: Verlag KgCH (Verband KindergärtnerInnen Schweiz)c/o swch.ch, Bennwilerstrasse 6, 4432 Hölstein
ISBN 3-9520928-2-7
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Vorwort
Mit der Praxisreihe «Berufskompetenz •Werkstatthilfen» unterstützt der VerlagKgCH die Arbeit von Lehrpersonen für Kin-dergarten und mit spezifischen Themenauch diejenigen der Unterstufe.
Die Arbeitshefte vermitteln pädagogischeund methodisch/didaktische Anregungenund Ideen.Neben den theoretischen Grundlagen zuden einzelnen Themenbereichen sollen vielepraktische Beispiele zum eigenen Tun an-regen oder vielleicht auch einmal als Rezeptdienen, das sich sofort umsetzen lässt.In dieser Reihe sind bereits geplant:
• Erweiterte Lernformen• Mathematik im Kindergarten
Das vorliegende Heft widmet sich der Hand-und Graphomotorik.Corinne Passigatti und Kathrin Gunternwaren mehrere Jahre als Kindergärtnerinnentätig. Während ihrer Ausbildung zur Psycho-motoriktherapeutin befassten sie sich inten-
siv mit der Fein- und Graphomotorik. Dabeiwurde ihnen bewusst, dass gerade derKindergarten vielfältige Möglichkeiten zurFörderung der Fein- und Graphomotorikbietet.
Die beiden Autorinnen zeigen in ihrer Arbeitwie die Förderung zielgerichtet gestaltetwerden kann. Der Theorieteil vermittelt dasnötige Grundwissen. Im praktischen Teil sindeine Fülle von Spielanregungen zu finden,die sich mit wenig Aufwand realisierenlassen. Die Förderung der Graphomotorikgeschieht spielerisch und macht Spass.Die Fotografin Madeleine Legler-Ness undder Illustrator Urs Lauber veranschaulichenmit ihren Bildern die Spiele.
«Hand- und Graphomotorik» eignet sich vorallem für den Kindergarten, aber auch Lehr-personen der Unterstufe finden viele nütz-liche Anregungen zur Unterstützung derSchülerinnen und Schüler.
Margrit Roduner, Verlag KgCH
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Einleitung
Diese Arbeitsmappe möchte einerseits transpa-rent machen, wann und mit welchen Spielen imKindergarten hand- und graphomotorisch geför-dert wird. Andererseits soll sie den gezielten Ein-satz von Förderspielen ermöglichen.
Der Theorieteil vermittelt dafür das nötigeGrundwissen. Er zeigt die einzelnen Entwick-lungsschritte der Hand- und Graphomotorik aufund erwähnt zudem einige häufige grapho-motorische Schwierigkeiten. Im Praxisteil mitmethodischen Hinweisen werden optimale Vor-aussetzungen für die Graphomotorik erläutert.Anschliessend geben wir einige methodischeHinweise zur Auswahl und Durchführung derSpiele. Wir zeigen bestimmte Prinzipien zur Ver-
änderung von Spielen auf und erklären, wiediese den einzelnen Bedürfnissen der Kinderangepasst werden können.
Im weiteren stellen wir einige Spiele zur Förde-rung der Hand- und Graphomotorik vor. DieSpielideen, welche Ihnen sicher zum Teil bekanntsein werden, haben wir nach Schwerpunktengegliedert und strukturiert.
Nun hoffen wir, dass Sie gespannt darauf sind,unsere Arbeitsmappe zur Hand zu nehmen, undwünschen Ihnen zusammen mit Ihren Kinder-gartenkindern viele anregende und lustige Spiel-momente.
Corinne Passigatti undKathrin Guntern, Autorinnen
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Graphomotorik als Teil-gebiet der Psychomotorik
Sind in Ihrer Gruppe Kinder, die eine Psycho-motoriktherapie besuchen?Gibt es in Ihrer Arbeitsgemeinde eine Psycho-motoriktherapiestelle?Haben Sie schon Verschiedenes über dieseTherapieform gehört, möchten aber nochGenaueres darüber wissen?Die Graphomotorik ist ein Teilgebiet der psycho-motorischen Therapie. Um diesen Zusammen-hang zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen diepsychomotorische Therapie kurz vorstellen.
Der Begriff «Psychomotorik» setzt sich ausden Wörtern Psyche und Motorik zusammen.Psyche lässt sich mit «Lebenshauch» übersetzen,Motorik mit «Bewegung». Das Wort «Psycho»beleuchtet die Bewegung auf eine bestimmteArt. Es weist darauf hin, dass wir die Bewegungals Lebensausdruck einer Person verstehen undnicht nur als rein körperlich-mechanische Tätig-keit. Die Bewegung, die aus dem wechsel-wirkenden Zusammenspiel von Sinnesempfin-dungen, Denken, Fühlen und Handeln entsteht,ist individuell und persönlich.
Die Art, wie ich mich bewege, beeinflusst meineGefühle.Die Art, wie ich mich fühle, beeinflusst meineBewegungen.Durch Bewegung lerne ich meine Umweltkennen, lerne sie verstehen.
Wie umfassend die menschliche Bewegunggesehen werden kann, drückt Dore Jacobs infolgendem Zitat sehr treffend aus:
«Bewegung ist die Sprache des Menschen. Überalle äusseren Zwecke hinaus ist sie das Instru-ment, mit dem er sich äussert, was in ihm lebtund wirkt. Es gibt kein anderes Mittel, durch dasder Mensch dem Menschen vernehmlich wird.Denn alles was der Mensch unternimmt, wird jadurch Bewegung verwirklicht. Jeder Handgriffdes Alltags, jede künstlerische Schöpfung, dieGestalt eines Bildwerks, der Klang einer Geigen-seite, die Handschrift, all das ist sichtbar und
hörbar gewordene Bewegung der Hand undmit ihr des ganzen Leibes. Der Klang der Stimme,der soviel mehr von einem Menschen aussagt alsseine Worte, kommt durch Bewegungen vonZwerchfell und Sprechorganen zustande. SelbstDenken wird von inneren Bewegungen derAtemorgane begleitet.»
Die psychomotorische Therapie ist einepädagogisch-therapeutische Entwicklungsbe-gleitung. Das Therapiekonzept stützt sich aufbewegungspädagogische Grundsätze undorientiert sich an wissenschaftlichen Erkenntnis-sen aus der Entwicklungs- und Tiefenpsycholo-gie, der Pädagogik und der Medizin.
Die Psychomotoriktherapie bietet die Möglich-keit, auf lustvoll-spielerische Weise– die Handlungsfähigkeit zu erweitern.– die Bewegungsfreude zu unterstützen und die
Bewegungskompetenzen zu erweitern.– die sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.– die Wahrnehmung zu verfeinern.– Ausdrucksmittel zu erproben (Rollenspiel,
Musik, Stimme, Sprache).– in ein vertieftes Erlebnis zu finden.– einen angemessenen, sinnvollen Umgang mit
Schwierigkeiten zu entwickeln.
Die Ziele der psychomotorischen Therapie wer-den immer individuell für jedes einzelne Kinddefiniert und im Therapieverlauf weiterent-wickelt. Übergreifend kann aber gesagt werden,dass es zentral ist, den Leidensdruck einesKindes, der aufgrund von psychomotorischenAuffälligkeiten entstehen kann, zu vermindern.
Im Laufe der kindlichen Entwicklung differen-zieren sich die Bewegungen immer mehr. DerSchreibvorgang, auch Graphomotorik genannt,erfordert sehr feine motorische Anpassungen.Die Graphomotorik beinhaltet diejenigenFunktionen, die eine angepasste Schreibbe-wegung ermöglichen. Der Schreibvorgang dermeisten erwachsenen Menschen ist automati-siert und verlangt keine spezielle Aufmerksam-keit mehr für den Schreibprozess. Anders wäredies, wenn wir plötzlich unsere geschicktereHand nicht mehr zur Verfügung hätten. Dannwürden wir nochmals erleben, dass die Schreib-bewegung ein hoch komplexer Prozess ist zwi-
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schen Sinneswahrnehmung (visuelle Kontrolle,Fingerdruck, Widerstand des Stifts auf demPapier usw.) und motorischer Steuerung (Anpas-sung von Krafteinsatz, Steuerung der Richtungs-führung).So gesehen ist der Schreibvorgang eine hoheKoordinationsleistung der Feinmotorik, insbe-sondere der Hand.
Das Schreiben hat einen wichtigen Stellenwert inder Schule, was für Kinder mit Schreibproblemenmassive Auswirkungen haben kann. Im Kinder-garten beginnt das Kind oftmals seinen Namenzu schreiben. Abgesehen von der graphomo-torischen Leistung ist dieser Schritt mit Selbst-bestätigung und Stolz verbunden. Das Kindbeginnt, nebst dem Zeichnen und Malen, eineneue Ausdrucksform mit dem Stift zu ent-wickeln. Hat es bereits vor dem SchuleintrittErfolgserlebnisse mit dem Zeichnen und Schrei-ben, steht es dem Schrifterwerb in der Schuleoffen gegenüber. Die Auswirkungen von gra-phomotorischen Schwierigkeiten zeigen sich imKindergarten noch nicht so deutlich, da das Kinddurch die grosse Spielauswahl noch eher dieMöglichkeit hat, graphomotorischen Angebotenauszuweichen. Macht das Kind bereits vor demSchuleintritt negative Erfahrungen im Umgangmit dem Stift, wirkt sich dies sicher auf dieMotivation aller Anforderungen aus, die mitSchreiben oder Zeichnen zusammenhängen.Ausserdem fehlen ihm häufig die nötigenmotorischen Voraussetzungen zum Erlernen derSchrift, die es sich sonst beim Zeichnen ange-eignet hätte.
In der Schule werden sehr viele Leistungen überden schriftlichen Weg verlangt. Das betrifft alle
Fächer, nicht nur diejenigen, die offensichtlichmit der Schrift zusammenhängen. Hat ein KindProbleme mit der Graphomotorik, wirkt sich dasauf verschiedene Schulfächer aus. Häufig kommtes zu einer Diskrepanz zwischen Wissen und derFähigkeit zum Darlegen dieses Wissens. DasKind ist zu langsam, um die Leistungen in derdafür bestimmten Zeit zu erfüllen. Ausserdemkann eine ungenügende Fähigkeit zum schrift-lichen Festhalten auch ein mangelndes Auf-nehmen von neuen Lerninhalten nach sichziehen. Durch die Ängste, nicht rechtzeitig fertigzu werden, kann sich eine Stressituation soverstärken, dass daraus ein Schreibkrampf ent-steht. (vgl. Kiphard, 1990, S. 209).Bleiben diese Schwierigkeiten bis ins Erwach-senenalter bestehen, kann alles, was mit derSchrift zu tun hat, belastet bleiben. Die Schrift alsMittel zum persönlichen Ausdruck eines Men-schen bleibt beeinträchtigt.
Die graphomotorischen Schwierigkeiten könnenmittels eines diagnostischen Beobachtungsver-fahrens erfasst werden. Darauf wird an der zurEntwicklung der Schrift nötigen Elementen ge-arbeitet. Zu diesen Elementen gehören dieLockerung der Schultern, die Sitzhaltung, dieZug- und Stossbewegung des Unterarms, dieStifthaltung und die Fingerbeweglichkeit. Dieswird mit dem Kind auf ansprechende und lust-volle Weise angegangen.Oft treffen Schwierigkeiten der Grobmotorik mitSchwierigkeiten der Feinmotorik zusammen. Soist es recht häufig, dass Kinder mit grapho-motorischen Problemstellungen in der psycho-motorischen Therapie auch im grobmotorischenBereich Unterstützung benötigen. (vgl. Ziegler,Naville, Kubli)
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Entwicklung der Hand-und Graphomotorik
Im vorhergehenden Kapitel erläuterten wir dieGliederung der Hand- und Graphomotorik inTeilaspekte. Mit der Beschreibung der Entwick-lung der einzelnen handmotorischen Teilschrittewollen wir nun aufzeigen, welche motorischenFertigkeiten vorhanden und welche motorischenEntwicklungsschritte vollzogen sein müssen, bisdie Voraussetzungen zur Graphomotorik erreichtsind. Bei der schriftlichen Darlegung der Ent-wicklungsschritte haben wir bewusst auf Alters-angaben verzichtet. Ein zusammenhängenderÜberblick über den Verlauf wichtiger Stationender hand- oder graphomotorischen Entwicklungwird in den Tabellen ersichtlich (s. S. 14/15).
Die Entwicklungsschritte der Hand- und Grapho-motorik sind aus folgender Literatur zusammen-gestellt: HOLLE 1993, 47 ff.; KIPHARD 1991,14 f.; PAULI/KISCH 1993, 11 ff.; HERZKA 1975,22 f.; FLEHMIG 1990, 110 ff.; SATTLER 1992,148 ff.; SCHILLING 1992, 135 ff.Beim Studium der ausgewählten Literatur zeigtesich, dass die verschiedenen Autorinnen undAutoren zum Beginn des Einsetzens der hand-und graphomotorischen Entwicklungsschrittesehr unterschiedliche Altersangaben machen. Inder Tabelle berücksichtigen wir diese verschie-denen Zeitangaben und möchten so diese ganzeSpannweite aufzeigen.
Jedes Kind durchläuft in der motorischen Ent-wicklung der Hand ganz bestimmte Entwick-lungsschritte. Je jünger ein Kind ist, desto ge-nauer kann der Zeitpunkt des Neuerwerbs einesEntwicklungsschrittes vorausgesagt werden. Mitzunehmendem Alter der Kinder wird es jedochimmer schwieriger, präzise Altersangaben zumachen, so dass eine immer grössere Alters-streubreite feststellbar wird (vgl. KIPHARD 1990,192 f.). Die Entwicklung der Handgeschicklich-keit variiert individuell. Sie ist von verschiedenenFaktoren abhängig, nämlich von der genetischenAnlage der einzelnen Kinder und von Umwelt-faktoren, wie Anregungs- und Förderungs-angebot.
Greifen und Loslassen, Pinzettengriff
Die Hände eines Neugeborenen sind vorwiegendzu Fäusten geschlossen. Beim Berühren der Hän-de werden diese geöffnet. Das erste willkürlicheGreifen eines Gegenstandes setzt ein. Dies er-folgt zunächst mit Klein-, Ring- und Mittelfinger,die gegen die Handinnenfläche drücken. EinGegenstand wird zu diesem Zeitpunkt nur ergrif-fen, wenn dieser die Hand berührt. Das Los-lassen geschieht noch unbeabsichtigt. Zu einemspäteren Zeitpunkt sind die Hände vorwiegendgeöffnet. Das Kind greift nun, indem es mit allen
Alle Finger und Handinnenfläche
Pinzettengriff
Daumen – Zeigefinger – Flachzangengriff
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Fingern gegen die Handinnenfläche drückt. Baldgreift das Kind im sogenannten Flachzangen-griff: Zeige-, Mittel-, Ring- und Kleinfinger sindausgestreckt und ergreifen einen Gegenstandmit dem Daumen in Oppositionsstellung. DerGegenstand wird nicht mehr gegen die Hand-innenfläche gedrückt. Zu diesem Zeitpunkt kanndas Kind einen Gegenstand bewusst loslassen.Die weitere Differenzierung ist das Greifen mitDaumen und gestrecktem Zeigefinger, demsogenannten Daumen-Zeigefinger-Flachzangen-griff. Später greift das Kind nach Krümeln undanderen kleinen Gegenständen mit gekrümm-tem Zeigefinger und Daumen. Dies ist derPinzettengriff. Das Greifen im Pinzettengriff isteine Voraussetzung, damit das Kind einen Stiftim Dreipunktegriff halten kann (siehe Stift-haltung S. 21).
Fingerbewegung
Das Baby steckt anfangs die ganze Hand in denMund, bevor es nur den Daumen oder einzelneFinger in den Mund nehmen kann. Später be-ginnt das Kind mit einzelnen Fingern zu spielen.Von dem Zeitpunkt an, wo es die Hände geöff-net hält, sind die Finger für feinere Tätigkeitenvorbereitet. Es kann mit dem Zeigefinger aufGegenstände zeigen. Der Zeigefinger wird jetztalso isoliert benutzt, und immer differenziertereBewegungen wie Kratzen und Bohren sindmöglich. Alle Finger werden zunehmend ge-schickter eingesetzt und können fein mani-pulieren. Mit diesen Fingerbewegungen vermagdas Kind in der Graphomotorik auch kleine undfeine Bewegungen auszuführen, wie das feinabgestimmte Beugen und Strecken von Zeige-finger und Daumen.
Anpassung von Hand- und Fingerkraft
Zu Beginn der Greifentwicklung hat das Kindnoch kein genaues Mass für seinen Krafteinsatz.Durch zunehmende Erfahrung im Umgang mitverschiedenen Gegenständen kann die Hand-und Fingerkraft immer mehr den unterschiedli-chen Materialien und Gegenständen angepasstwerden. In der Graphomotorik benötigt das Kinddiese feine Druckdosierung einerseits, um den
Stift mit einem angepassten Krafteinsatz zu hal-ten, und andererseits, um den Druck im Strichanzupassen.
Zielgenauigkeit
Das kleine Kind versetzt ein in der Nähe hängen-des Spielzeug mit seiner ausgestreckten Handzufällig in Bewegung. Es wiederholt seine Be-wegung mit wachsender Aufmerksamkeit. DasKind beginnt bald die Gegenstände, nach denenes greift, anzuschauen und betrachtet diesewährend des Hantierens. Es lernt, kleine Gegen-stände durch enge Öffnungen zu stecken, oderes baut Türme aus einigen Würfeln. Das anfangsunpräzise Greifen entwickelt sich zu einem zu-nehmend präziseren, zielsicheren Zugreifen.Dabei ist die sich parallel entwickelnde visuelleWahrnehmung und Kontrolle stark mitbeteiligt.Das zielsichere Steuern der Bewegung ist nötig,damit das Kind in der Graphomotorik den Stiftrichtungsgenau über das Blatt führen kann. Mitder Zeit lernt das Kind, das Zielen mit dem Stiftzunehmend vorauszuplanen.
Koordination und/oder gegenseitigeUnabhängigkeit der Hände
Die Hände des Neugeborenen geraten beim«Strampeln» irgendwann miteinander in Bezie-hung. Anfangs berühren sich die Hände zufällig,dann beginnt das Baby aktiv mit beiden Händenzu spielen. Die Hände können jetzt in der Mittel-linie des Körpers zusammengebracht werden.Das Kind hält und betastet bald mit beiden Hän-den einen Gegenstand. Allmählich wird es mög-lich, dass es mit beiden Händen gleichzeitig jeeinen Gegenstand ergreift. Das Kind wechseltSpielzeug von einer Hand in die andere. Spätervermag es eine Tasse mit beiden Händen zuhalten, um daraus zu trinken. Das Zusammen-spiel der Hände, wo beide Hände aktiv und ein-ander unterstützend an der Bewegung beteiligtsind, ist eine ebenso wichtige Station der hand-motorischen Entwicklung wie die Unabhängig-keit beider Hände voneinander. Das Kind lerntdabei, gleichzeitig unterschiedliche Bewegun-gen mit den einzelnen Händen auszuführen oderin einer Hand einen Gegenstand zu halten und
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Kinder mit hand-und graphomotorischenSchwierigkeiten
Im vorausgehenden Kapitel haben wir aufge-zeigt, wie sich die Hand- und Graphomotorikstufenweise entwickelt. Laufend werden neueErfahrungen gemacht und mit den bereits be-kannten verbunden. Das erfolgreiche Weiter-schreiten in der Entwicklungsleiter ist von viel-fältigen Faktoren abhängig, und in diesemkomplexen Prozess können gewisse Schwierig-keiten auftauchen. Auf bestimmte störendeSymptome, die sich in der hand- und grapho-motorischen Entwicklung zeigen können, gehenwir in diesem Kapitel ein. Gerade wenn wir aufdas Thema der Schwierigkeiten, des Nichtge-lingens eingehen, sollten wir bei den einzelnenKindern ebenso stark ihr Können und ihre Stär-ken im Bewusstsein haben. Es ist wichtig, sichimmer wieder die gesamte Persönlichkeit einesKindes zu vergegenwärtigen und es nicht nurvon seinen Schwierigkeiten her zu betrachten.Die Darstellung der verschiedenen Schwierig-keiten in Verbindung mit der Beobachtungshilfeund den Spielideen soll Sie bei der differenzier-ten Beobachtung und gezielten Förderung ein-zelner Kinder unterstützen.
Was verstehen wir unter Schwierigkeitender Hand- und Graphomotorik?
In dieser Arbeitsmappe sprechen wir vonSchwierigkeiten der Hand- und Graphomotorik.Diese Schwierigkeiten betreffen Kinder, welcheeinen erschwerten handgeschicklichen Umgangmit Materialien oder dem Stift zeigen. Da hand-motorische Fähigkeiten die Basis für die grapho-motorischen Fertigkeiten darstellen, zeigen Kin-der mit handmotorischen Schwierigkeiten meistauch Probleme mit der Graphomotorik. TretenSchwierigkeiten gehäuft oder verstärkt auf, isteine graphomotorische und/oder eine psycho-motorische Abklärung angezeigt.
Mögliche Schwierigkeitender Handmotorik
• Ungenügend differenzierte Finger-bewegungenDas Kind kann die einzelnen Finger nicht ge-nügend unabhängig voneinander bewegen.
• Mangelndes Zusammenspiel vonDaumen und ZeigefingerDer Pinzettengriff kann noch nicht gezielt ein-gesetzt werden.
• Verspannungen und Mitbewegungenin der passiven HandBei einhändigen Aktivitäten wird eine man-gelnde gegenseitige Unabhängigkeit derHände deutlich. Diese Schwierigkeit tritt auchbei zweihändigen Tätigkeiten auf, die eineaktive und eine Haltehand erfordern.
• Mangelndes Zusammenspiel der HändeBei beidhändigen Aktivitäten erfolgt die Zu-sammenarbeit der beiden Hände nicht opti-mal. Diese Schwierigkeit tritt auch bei zwei-händigen Tätigkeiten auf, die eine aktive undeine Haltehand erfordern.
• Zu grosser KrafteinsatzDie Anpassung von Hand- und Fingerkraft istnicht genügend entwickelt.
• Zu schwacher KrafteinsatzDie Anpassung von Hand- und Fingerkraft istnicht genügend entwickelt.
• Fehlende ZielgenauigkeitDem Kind gelingt es nicht, präzise Hand-bewegungen auszuführen.
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Mögliche Schwierigkeitender Graphomotorik
• Fehlende Beuge- und Streckbewegungvon Daumen, Zeige- und MittelfingerDie Finger bleiben beim Zeichnen unbeweg-lich. Die Bewegung findet im Handgelenkoder im Unterarm statt (entwickelt sich meisterst kurz vor der Einschulung).
• Abheben des Handgelenks und Unter-arms von der SchreibflächeBei grosszügigen Strichführungen liegen derUnterarm und das Handgelenk nie auf derSchreibfläche auf.
• Fehlende Koordination von Unterarmund FingernDie Bewegung von fortlaufenden Zeichen-elementen, welche das Zusammenspiel vonFingerbewegung und Unterarmführung vor-aussetzen, kann nicht ausgeführt werden(diese sehr anspruchsvolle Koordinations-leistung ist beim Kindergartenkind oft nochnicht entwickelt).
• Verspannungen und Mitbewegungenin der passiven HandDie Hände haben eine noch ungenügendegegenseitige Unabhängigkeit.
• Zu hoher Krafteinsatz mit Hand- undFingerverkrampfungen undVerspannungen im SchulterbereichDie Anpassung von Hand- und Fingerkraft istnicht genügend entwickelt. Das Greifen desStifts erfolgt mit zu hohem Krafteinsatz. DerDruck, der über den Stift auf das Blatt gege-ben wird, ist zu stark. Der zu hohe Kraftein-satz, von Hand und Fingern ausgehend, kannzu Verspannungen bis in den Schulterbereichführen.
• Unsichere, kraftlose Stifthaltung undStiftführungDie Anpassung von Hand- und Fingerkraft istnicht genügend entwickelt.
• Fehlende ZielgenauigkeitDie präzise Richtungssteuerung mit demStift ist nicht möglich. Kinder mit räumlichenSteuerungsproblemen reagieren oft mit ei-nem erhöhten Krafteinsatz. Sie versuchen aufdiese Weise ausfahrende oder zittrige Be-wegungen der Hand zu unterdrücken. Da-durch verlangsamt sich die Bewegung. Das ist
ein Beispiel dafür, dass sich eine bestimmteSchwierigkeit auch auf andere Ebenen aus-wirken kann.
• Verlangsamte, zögernde oderüberstürzte, hastige StrichführungDie Temposteuerung kann verschiedenenAufgaben nicht optimal angepasst werden.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Zielge-nauigkeit und die Temposteigerung konkurrie-ren. Die Steigerung der manuellen Geschwindig-keit ist immer mit einem Verlust an Genauigkeitverbunden. Es entsteht sozusagen ein Konfliktzwischen Qualität und Quantität. Verlangen Sievon einem Kind in erster Linie Genauigkeit, soll-ten Sie das Kind das Tempo selber bestimmenlassen. Ist Ihnen aber bei einer bestimmten Auf-gabe die Geschwindigkeit wichtig, so soll dieGenauigkeit in den Hintergrund treten dürfen.Für das Kind ist es wichtig, dass es sich orientie-ren kann, worauf das Schwergewicht bei einerAufgabenstellung gelegt wird.Zum Beobachten der oben genannten Schwie-rigkeiten schlagen wir verschiedene Situationenvor, die wir in der Beobachtungshilfe auf denSeiten 51 und 52 dargestellt haben.
Ursachen von hand- undgraphomotorischen Bewegungsstörungen
Hand- und graphomotorische Schwierigkeitenkönnen verschiedene Ursachen haben.Werden bei einer motorischen Handlung Auffäl-ligkeiten beobachtet, so kann die Ursache derSchwierigkeiten beispielsweise im psychischenBereich liegen. Das verkrampfte, angespannteHantieren kann auf innere Angespanntheit undAngst zurückzuführen sein.Eine organische Ursache kann beispielsweiseein Sehfehler sein. In diesem Fall ist die Störungdirekt auf das Organ «Auge» zurückzuführen.Zu den organischen Ursachen zählen auch mini-male Störungen des zentralen Nervensystems,welche sich bei Kindern in Form des sogenann-ten POS (psycho-organisches Syndrom) und/odervon Wahrnehmungsstörungen zeigen können.Auch das soziale Umfeld kann Ursache fürmotorische Schwierigkeiten darstellen. Ein man-gelndes oder überforderndes Reizangebot sowie
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ein ungenügender Bewegungsspielraum könnendie Bewegungsentwicklung des Kindes negativbeeinflussen.Eine weitere Ursache für handmotorischeSchwierigkeiten kann die Umschulung vonLinkshänderinnen und Linkshändern sein.Wird ein Kind von seiner angeborenen Links-händigkeit zur Rechtshändigkeit gedrängt, tre-ten unter anderem häufig Bewegungsstörungenauf.Besteht bei hand- und graphomotorischenSchwierigkeiten der Verdacht auf eine organi-
sche Ursache, so ist es wichtig, das Kind voneiner Ärztin oder einem Arzt untersuchen zulassen, um das Problem eventuell mit einemtechnischen Hilfsmittel, wie beispielsweise einerBrille, zu lösen.Meistens ist es jedoch nicht möglich, dieUrsache schlüssig zu bestimmen und auszu-schalten. Wir können jedoch möglichst genaubeobachten, wie sich die Schwierigkeitenäussern, und dem Kind darauf abgestimmteFördermöglichkeiten anbieten. (Vgl. KIPHARD1990, 207 ff.; ZIEGLER; KUBLI)
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Praxisteilmit methodischen Hinweisen
So wird die Schere richtig gehalten
Schneiden
Im Kindergarten und in der Schule ist das Schnei-den eine häufig ausgeführte handmotorischeTätigkeit. Deshalb möchten wir, obwohl die Be-wegung des Schneidens keine handmotorischeVoraussetzung für die Graphomotorik darstellt,kurz darauf eingehen.Das Schneiden mit der Schere erfordert einekomplizierte Anpassungsbewegung der ganzenHand. Der Daumen ist dabei besonders aktiv, erist abgespreizt und macht eine Auf- und Ab-bewegung. Für die Schneidbewegung ist genü-gend Fingerbeweglichkeit, Kraftanpassung unddas ausreichende Zusammenspiel von Auge undHand erforderlich.Eine geeignete Greifhaltung der Schere ist gege-ben, wenn das Kind den Daumen in die obereÖffnung, den Mittelfinger in die untere strecktund den Zeigefinger zum Führen benutzt. DieScherenspitze zeigt stets vom Körper weg. BeimSchneiden hält und führt die nicht schneidendeHand das Papier.Gut geschliffene, in der Grösse angepasste Sche-
ren sind Voraussetzungen zu einem erfolgrei-chen Schneideergebnis. Die Scheren sollen freisein von Verschmutzungen wie Klebstreifen-resten oder Leim. Es ist unbedingt erforderlich,dass für linkshändige Kinder spezielle Scherenzur Verfügung stehen, da diese mit den der rech-ten Hand angepassten Scheren schlecht zurecht-kommen.Wählen Sie für das Schneiden die Papierqualitätgezielt aus. Je nach der Beschaffenheit desPapiers lässt es sich einfacher, genauer oderstrenger schneiden. Für präzises Ausschneidenist Zeichenpapier empfehlenswert.
Das Schneidenlernen kann in einzelnenTeilschritten aufgebaut werden:Das Kind durchschneidet zuerst weiche Materia-lien wie Knete- oder Tonschlangen. Falls es dieAuf- und Abbewegung noch nicht beherrscht,können als Hilfestellung die Hände des Kindesbeim Öffnen und Schliessen der Schere geführtwerden. Sobald dem Kind die Schneidbewegunggelingt, kann es ein einfaches Durchschneidenvon Papier üben. Bald ist es fähig, einer Linieentlang zu schneiden. Dabei muss die Schneid-bewegung mehrmals hintereinander erfolgen,während die vorgegebene Linie beachtet wird.Das Kind lernt während des Schneidens, mit dernicht dominanten Hand das Papier zu richten.Einen weiteren Schritt stellt das Schneiden vongebogenen Linien und Kreisen dar. Die helfendeHand dreht dabei das Papier während desSchneidens gleichmässig. Allmählich kann dasKind differenzierte Formen und Bilder ausschnei-den; es schneidet Figuren aus Katalogen aus,anfangs in groben Umrissen, später immer ge-nauer. Das Schneiden von Textilien ist für dasKind sehr anspruchsvoll. Bevor dies von ihm ver-langt wird, sollte es die vorhergehenden Schrittebeherrschen. (Vgl. SINNHUBER 1983, 159 ff.)
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Händigkeit
Handdominanz
Ein Kind darf in seiner Entwicklung der Hän-digkeit auf keinen Fall beeinflusst werden! Wennsich bei Kindergartenkindern vor der Einschu-lung immer noch keine Bevorzugung der einenHand zeigt, empfehlen wir, sich mit einer Psy-chomotoriktherapeutin oder einem Psychomo-toriktherapeuten zu beraten, die/der gegebe-nenfalls ein Beobachtungsverfahren zur Hand-dominanz durchführt (s. Handdominanzent-wicklung S. 12).Es ist möglich, dass ein Kind mit der linken Handzeichnet, aber mit der rechten feinmotorischeTätigkeiten wie Schneiden ausführt, oder umge-kehrt. Solange keine Schwierigkeiten entstehen,erfordert dieses Wechseln der aktiven Hand zwi-schen fein- und graphomotorischen Tätigkeitenkein Eingreifen. Benutzt das Kind für das Zeich-nen und Schreiben immer die gleiche Hand, be-steht kein Grund zur Besorgnis. Wichtig ist, dassdas Kind seine graphomotorischen Fertigkeitenauf einer Hand aufbaut.
Linkshändigkeit
In der Schule beim Schreibenlernen sind beilinkshändigen Kindern gewisse Regeln zu beach-ten. Im Rahmen dieser Arbeit erwähnen wir nurdiejenigen Besonderheiten, welche auch dasKindergartenkind betreffen.Linkshänderinnen und Linkshänder führen beimSchreiben oder Zeichnen, im Gegensatz zurechtshändigen Personen, welche eine Zug-bewegung ausführen, eine Stossbewegung desStiftes aus. Diese Stoss- oder Zugbewegung er-folgt mit Unterarm und Fingern. Kleine Schreib-oder Zeichenbewegungen erfordern von links-händigen Kindern eine feine Stossbewegung derFinger, was eine motorische Erschwerung dar-stellt. So ist es im Kindergarten besonders an-gezeigt, mit linkshändigen Kindern die Finger-bewegungen spielerisch zu fördern.Wie bereits erwähnt, ist es zudem wichtig, dassfür linkshändige Kinder spezielle Scheren zurVerfügung stehen.
Methodische Hinweisezu den Spielideen
Wir weisen darauf hin, dass die von uns zusam-mengestellten Förderspiele keine graphomoto-rische Therapie ersetzen können. Im Kinder-garten gezielt eingesetzte Spiele können jedochhand- und graphomotorischen Schwierigkeitenvorbeugen oder diesen entgegenwirken.In den Kapiteln des Theorieteils haben Sie überhand- und graphomotorische Zusammenhängeeinen theoretischen Überblick erlangen können.Mit den folgenden Spielvorschlägen möchtenwir die theoretischen Ausführungen mit denpraktischen Spielen verbinden und verdeutli-chen. Die Spiele sind nach den Förderschwer-punkten gegliedert, die in den theoretischenAusführungen als Teilaspekte der Hand- undGraphomotorik bezeichnet wurden.Gehen Sie in Ihrer Vorstellung den vergangenenKindergartentag durch. Bestimmt stellen Sie fest,dass Ihre Kinder, vielleicht unbeabsichtigt, in denverschiedensten Bereichen der Hand- oder Gra-phomotorik gefördert wurden. Wir sind sicher,dass Ihr vertrauter Kindergartenalltag mit all sei-nen Spielangeboten unzählige Möglichkeitenzur hand- und graphomotorischen Förderungbietet. Mit unseren Spielideen haben wir nichtdie Absicht, Sie mit neuen Ideen zu überhäufen.Wir wollen vielmehr transparent machen, beiwelchen Spielen welche Schwerpunkte heraus-geschält werden können.
Wie werden die Spiele ausgewählt?
Die Spiele sind eingeteilt in:• Spiele zur Förderung der Handmotorik• Spiele zur Förderung der GraphomotorikSie können mit Ihren Kindergartenkindern zu-erst vorbereitend auf die Graphomotorik Spielezur Förderung der Handmotorik durchführenoder aber direkt Spiele zur Förderung derGraphomotorik wählen. Es war uns wichtig, zurFörderung der Graphomotorik auch Möglichkei-ten ohne vorgedruckte Übungsblätter zu zeigen.So haben wir nur wenige Übungsblätter gestal-tet und zusätzlich einige freiere Spiele und Ein-zelbeschäftigungen zusammengestellt.
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Die Spiele zur Förderung der Handmotoriksind nach folgenden Schwerpunkten gegliedert:– Fingerbewegung– Pinzettengriff– Koordination und/oder gegenseitige Unabhän-
gigkeit der Hände– Kraftanpassung– Zielgenauigkeit
Die Spiele zur Förderung der Graphomotoriksind nach folgenden Schwerpunkten gegliedert:– Fingerbewegung– Unterarmführung– Koordination von Unterarm und Fingern– Gegenseitige Unabhängigkeit der Hände– Kraftanpassung mit dem Stift– Zielgenauigkeit– Temposteuerung
Die Förderschwerpunkte sind dazu da, dass Siedie Hand- oder Graphomotorik während desSpielens auf einen Schwerpunkt hin beobachtenoder die Spiele gezielt nach Förderschwerpunk-ten bei Schwierigkeiten einsetzen können.
Einzelne Spiele lassen sich mit der ganzen Klassespielen. Gezieltes Beobachten ist dabei aberschwieriger, als wenn Sie die Spiele mit der Halb-klasse oder gar in der Einzelförderung spielen.Als gute Möglichkeit zum Einsatz der Spiele er-weist es sich, diese in Form einer Werkstatt anzu-bieten. Mehrere Posten mit verschiedenen Spiel-angeboten können dann von den Kindern freigewählt werden. Dies bietet Ihnen gute Gele-genheit, um Beobachtungen anzustellen.Vielleicht sind Ihnen in Ihrer Kindergartenklassebereits Kinder aufgefallen, die in einem der be-schriebenen Schwerpunkte Förderung benöti-gen. Falls nicht, wählen Sie für den Anfang einbeliebiges Spiel aus, das sie anspricht.Wenn beim Spielen einzelne Kinder handmoto-rische Schwierigkeiten zeigen, können Sie versu-chen, das Spiel mit einer Vereinfachung zu ver-ändern. Gelingt den Kindern das Spiel gut, kannes erschwert werden. Vielleicht fällt Ihnen auf,dass einige Kinder bei einem anderen Schwer-punkt Förderung brauchen. Wechseln Sie danndie Schwerpunkte nach eigenem Gutdünken.Bei Kindern mit graphomotorischen Schwierig-keiten kann Ihnen der Beobachtungsbogen er-möglichen, die Schwierigkeiten genauer zu er-
kennen und so gezielter einen Förderschwer-punkt zu setzen.
Umgang mit den Spielideen
Ein schöner Einstieg für alle Spiele ist es, wenndie Kinder sich gegenseitig oder sich selber dieHände massieren oder wenn die Hände miteinem grossen Pinsel «bemalt» werden. Vorbe-reitend für die graphomotorischen Spiele amTisch können Sie mit den Kindern die Sitzhaltungspielerisch ins Gedächtnis rufen und eventuelldie Schultern und Arme lockern.Bleiben Sie für so lange Zeit bei einem Spiel, wiedie Kinder Freude daran haben. Es ist sinnvoll,nur ein einziges Spiel zu spielen, das dann auchmehrmals wiederholt werden kann. Jede neueBewegungserfahrung braucht Übung, bis sie ver-innerlicht werden kann. Erfinden Sie auch selberimmer neue Spielvarianten, die die Kinder jedes-mal erneut herausfordern.Kinder mit hand- und graphomotorischenSchwierigkeiten zeigen häufig Vermeidungs-strategien und wählen nicht von sich aus Spiele,die hand- oder graphomotorisches Geschick ver-langen. Nebst einem lustvollen, spielerischenHeranführen an die Spiele ist es bei diesen Kin-dern besonders wichtig, ihnen Erfolgserlebnissezu vermitteln. Bei auftauchenden Schwierig-keiten soll eine leichtere Spielvariante gewähltwerden.
Prinzipien zur Veränderung der Spiele
Die Spiele können bei auftauchenden Schwierig-keiten vereinfacht werden oder, falls die Kinderein Spiel bereits nach kurzer Zeit gut beherr-schen, erschwert werden.Anhand des folgenden Beispiels soll das Verein-fachen und Erschweren eines Spiels exempla-risch dargestellt werden:
Fischen mit chinesischen Stäbchen(Spielblatt Handmotorik S. 32)
Spielverlauf:Die Kinder sitzen in einem Kreis um den Behälter,in dem die Föhrenzapfen sind. Reihum darf jedesKind mit den Stäbchen einen Zapfen heraus-
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greifen. Verliert ein Kind den Zapfen auf demTransportweg, wird dieser wieder in den Behälterzurückgelegt, und das nächste Kind kommt andie Reihe. Am Schluss werden die Föhrenzapfengezählt.
Vereinfachungen:• das Spiel weniger komplex gestaltenDie Föhrenzapfen können auf beliebige Art mitden Stäbchen aus dem Behälter befördert wer-den, beispielsweise Zapfen herausstossen.• einfacher zu handhabendesMaterial wählenMaterialien fischen, welche einfacher zu greifensind, wie zerknülltes Papier, weiche Schaum-gummiteile. Zum Fischen je zwei Abwasch-bürsten mit Stiel verwenden.• das Spiel zeitlich verändernDa der vorliegende Spielvorschlag keine zeit-lichen Einschränkungen enthält, erübrigt sicheine zeitliche Vereinfachung.• das Spiel räumlich verändernDie Stäbchen verkürzen, was ein direkteres Grei-fen ermöglicht.• dem Kind Hilfestellung gebenDie Hände des Kindes während des Fischensführen.
Erschwerungen:• das Spiel vielfältiger gestaltenMit geschlossenen Augen fischen. Föhrenzapfenins Wasser legen.
• das Spiel zeitlich schwieriger gestaltenDas Kind hat eine Minute Zeit, nachher wirdgezählt, wie viele Föhrenzapfen es fischen konn-te. Pro Gegenstand hat das Kind eine bestimmteZeitspanne zur Verfügung; wenn das Fischennicht gelingt, bleibt der Gegenstand im «Was-ser».• eine räumlich schwierigereVariante wählenLängere Stäbchen verwenden. Die Gegenständesind in einer grossen Büchse, das Zugreifen mussalso von oben erfolgen (auch aus anderen Rich-tungen möglich). In verschiedenen Stellungenfischen (sitzend, liegend, kniend, stehend).• schwierigeres oder mehr MaterialiengebenSchwierigere Materialien fischen wie Gegen-stände mit glatter Oberfläche, kleinere Gegen-stände. Verschiedene Materialien fischen lassen,das Kind muss Bewegungen immer neu an-passen.• die Hilfestellungen reduzierenSofern Hilfestellungen gegeben wurden, diesewieder reduzieren.
Bei allen Spielideen geben wir einige Möglichkei-ten zur Veränderung an. Mit Hilfe der vorgängigerwähnten Prinzipien können Sie die Spiele je-doch selber beliebig weiter verändern.
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Spielideen
SpielideenGraphomotorik
FingerbewegungFussball mit Knöpfen 39Farbiges Zauberbild 40
UnterarmführungAutorennbahn 41
Koordination von Fingerbewegungund UnterarmführungMaulwurf, Heuschrecke und Raupe 42
Gegenseitige Unabhängigkeit der HändeWie gross ist deine Hand? 43Schablonenbilder 44
Kraftanpassung mit dem StiftGewittersturm 45Geldfabrik 46
ZielgenauigkeitBüchsen werfen 47
TemposteuerungSpaziergang mit dem Hund 48Tiere im Wald 49
SpielideenHandmotorik
FingerbewegungFrau Sprüngli geht spazieren 27Spiel mit Nussschalenkastagnetten 28
PinzettengriffWäscheklammernspiel 29Gefrässige Mäuse 30
Koordination und/oder gegenseitigeUnabhängigkeit der HändePapier falten: Fotoapparat 31Fischen mit chinesischen Stäbchen 32
Anpassung vonHand- und FingerkraftStachliger Igel 33Minigolf mit Murmeln 34Watteblasen 35
ZielgenauigkeitSchnappball 36Büchsenkegeln 37
Weitere Spiele zur Förderungder Handmotorik 38
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Ziel:Das isolierte Bewegen von Zeige- und Mittel-finger wird gefördert. Die Kinder machen ver-schiedene Bewegungserfahrungen wie Beugen,Strecken oder Zappeln mit den Fingern.
Spielform:Gruppenspiel, Spiel zu zweit oder Einzelbeschäf-tigung.
Material:Festes Papier, Schere, Stüpferli, Farbstifte.
Beschreibung:Die Kinder schneiden eine vorgezeichnete Spiel-figur aus und bemalen diese. Die Löcher für dieFinger werden «ausgestüpferlet». Nun werdenZeige- und Mittelfinger durch die Öffnungen ge-streckt, und die Figur bewegt sich zu einer Ge-schichte. Sie kann gehen, springen, sich setzen,die Beine verschränken, hüpfen und vieles mehr.
Handmotorik: Fingerbewegung
Frau Sprüngli geht spazieren
Methodische Hinweise:Die Öffnungen sollen gut an die Fingerdicke derKinder angepasst werden. Mit einem Gümmelium die Hand und um die Figur hält diese besser.
Vereinfachung:Zeichnen Sie den Kindern eine Figur vor, welchenur eine Öffnung für die Finger hat (beispiels-weise Elefant mit Rüssel). So kann vorerst dieisolierte Bewegung eines einzelnen Fingers er-lebt werden.
Erschwerungen:Zeigen Sie den Kindern zunehmend komplexereBewegungen vor, wie etwas mit «den Füssen»greifen oder ein Kügeli stossen.Lassen Sie die Kinder Bewegungen möglichstschnell ausführen. Die Temposteigerung erfor-dert eine höhere Anpassungsleistung.
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Ziel:Diese Spielform ermöglicht verschiedene Bewe-gungserfahrungen für die einzelnen Finger, vorallem für Daumen und Zeigefinger.
Spielform:Gruppenspiel, Spiel zu zweit oder Einzelbeschäf-tigung.
Material:Für jedes Kind mindestens 2 Nussschalen mitGummifaden.
Beschreibung:Die Kinder nehmen zwei Nussschalen und strei-fen diese über Daumen und Zeigefinger. Jetztkönnen die Kinder Lieder klappernd begleiten,einfache Rhythmen nachklopfen oder zu zweitplappernd Geschichten erzählen.
Handmotorik: Fingerbewegung
Spiel mit Nussschalenkastagnetten
Methodische Hinweise:Falls Sie mehrere Nussschalen zur Verfügunghaben, kann es lustvoll sein, mit möglichst vielenFingern gleichzeitig zu klappern oder auch beid-händig zu spielen.
Vereinfachung:Wenn das Zusammenführen von Daumen undZeigefinger nicht gut gelingt, können Sie demKind für jeden Finger eine Nussschale geben. Eskann damit auf den Tisch oder auf den Bodenklopfen.
Erschwerung:Geben Sie den Kindern Wortrhythmen vor, diesie sprechen und nachklappern sollen, zum Bei-spiel Pud - ding, Ca - ra - mel. Die Anpassungder Fingerbewegung an eine rhythmische Struk-tur verlangt eine differenziertere Steuerung derFingerbewegung.
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