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ZU GUTER LETZT 16 | HANSE JOURNAL SONNABEND, 9. AUGUST 2008 Schmelztiegel der Schicksale Serie Erholung mit Kultur (IV): Mit der Maritime Circle Line im Hafen unterwegs: 1. Stopp BallinStadt von Anna Sosnowski Dass der Hamburger Hafen kultu- rell einiges zu bieten hat, weiß je- des Kind. Dass es recht kompliziert und zeitaufwendig sein kann, zu seinen weit verstreuten und von zahlreichen Kanälen getrennten Sehenswürdigkeiten zu gelangen, ist auch bekannt. Seit Juli letzten Jahres ist es einfacher geworden, Kultur im Hafen zu genießen, denn die Barkassen der Maritime Circle Line bringen Kulturbegeisterte auf der Rundstrecke durch den Hafen dorthin. Kapitän und Geschäftsführer Gre- gor Mogi sieht großes Potenzial in der Rundfahrt: „Das Besondere an der Circle Line ist das Zusammen- spiel von Hafen und Kultur, das sie hier erleben. Wir vernetzen die Kulturstätten im Hafen und mit un- serer Fahrkarte bekommen die Gä- ste Rabatte an den Kassen der Mu- seen.“ Obwohl das Konzept bei den Gästen sehr gut ankommt, hat die Maritime Circle Line mit Start- schwierigkeiten zu kämpfen, denn sie ist bei Touristen noch nicht be- kannt genug und durch ihren ver- teckten Anlegeplatz an den Lan- dungsbrücken, Brücke 10 gibt es praktisch keine Laufkundschaft. Doch wer die Circle Line kennen- lernt, ist meist begeistert. Matrose Uwe Kreuziger freut sich, dass sich besonders die Strecke zur Ballin- Stadt bei den Hamburgern etabliert hat. Der 67-Jährige kümmert sich jeden Dienstag – am liebsten bei rauer See – um die Passagiere und hat viel Spass dabei. „Es muss schon ordentlich schaukeln, sonst ist es keine richtige Schiffahrt“, lacht Kreuziger. Fünfmal legt die Barkasse auf ih- rem eineinhalbstündigem Weg durch den Hafen in der Nähe von Kultureinrichtungen an – Ballin- Stadt, Hafenmuseum Hamburg, Speicherstadt/Hafencity, und Cap San Diego –, bevor sie sich wieder zur Brücke 10 aufmacht. 35 Minuten Fahrt von den Lan- dungsbrücken entfernt und erster Stopp der Rundfahrt ist die „Bal- linStadt“. Letztes Jahr eröffnet, be- suchten in den ersten sechs Mona- ten bereits 90.000 Menschen das Museum. Wo sich heute das Aus- wanderermuseum befindet, fan- den vor rund hundert Jahren bis zu 5000 Menschen eine Unterkunft. Der Reeder Albert Ballin ließ da- mals 30 Hallen errichten, um die vielen in Hamburg ankommenden Auswanderer aufzufangen, bevor sie das Schiff besteigen konnten, das sie zu einem besseren Leben führen sollte. Und es waren nicht Wenige, die Hamburg als Sprung- brett in eine ungewisse, doch ver- heißungsvolle Zukunft nutzten: 5 Millionen Menschen machten zwi- schen 1850 und 1939 vorüberge- hend Halt in der Hansestadt. Die Geschichte dieser Menschen verfolgt das Auswanderermuseum auf 2000 Quadratmetern Ausstel- lungsfläche und auf eine sehr an- schauliche und ergreifende Art. An Hörstationen beschreiben die Aus- wanderer selbst – gesprochen von Schauspielern des Hamburger Schauspielhauses –, was sie dazu trieb, ihre Heimat zu verlassen. Das Bauernmädchen Maria aus Schönau in Österreich, brach 1866 mit seiner Familie nach Amerika auf und erzählt traurig: „Ich möchte nicht weg aus Schö- nau. Hier kenne ich alle. Ich möchte nicht ohne meine Ge- schwister und meine Großeltern sein.“ Historische Exponate und Informationen über die Herkunfts- länder der Auswanderer ergänzen in Video- und Audioform die zahl- reichen persönlichen Lebensge- schichten. Historisch interessant sind auch die Räumlichkeiten des Museums. Drei von Albert Ballins ursprüng- lich 30 Wohn- und Schlafpavillons wurden originalgetreu nachgebaut. INFO Maritime Circle Line Abfahrt: Brücke 10. Anleger: Ballinstadt, Hafenmuseum, Speicherstadt, Cap san Die- go, ab 10 bis 18 Uhr alle 2 Stunden. Dauer: 1,5 Stunden. Kosten 8/5 Euro www.maritime-circle-line.de Ballinstadt Veddeler Bogen 2, täglich 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt: 9,80/8,50 Euro 31 97 91 60 www.ballinstadt.de So einen Ausblick hat man nur vom Deck einer Barkasse. Fotos: Sosnowski Klassik-Zeitreise „The Ten Tenors“ gastieren mit NOSTALGICA im Schauspielhaus Hamburg. Von ihnen kann man nicht genug bekommen. „The Ten Tenors“ sind wieder auf Tournee und sorgten mit ihrem neuen Programm „NOSTALGI- CA“ bereits in Australien, den USA und Russland für ausver- kaufte Häuser. Die zehn stimm- gewaltigen Herren begeistern mit einer Mischung aus an- spruchsvollen Opernarien und temperamentvollen Pop-Klassi- kern ihr Publikum auf der ganzen Welt. Jetzt kommen „The Ten Tenors“ in ihre zweite Heimat – nach Europa. Das zweiwöchige Gastspiel im Deutschen Schauspielhaus Ham- burg bildet den Auftakt der Tour- nee, die das Esemble bis März 2009 durch über 50 Städte in ganz Deutschland führen wird. The Ten Tenors sind vom 20. bis 31. Au- gust, täglich außer montags, je- weils 20 Uhr zu sehen. Karten un- ter der 01805-663 661 (0,14 Euro/ Min) und an allen bekann- ten VVK-Stellen. Das HANSE JOURNAL verlost 2x2 Tickets für die Premiere am Mittwoch, 20. August. Postkarte (Telefonnummer nicht vergessen!) mit dem Stichwort „Ten Tenors“ bis zum 13. Au- gust 2008 (Datum des Poststempels) an: HANSE JOURNAL, z. Hd. Claudia Bonvie, Postfach 80 03 69 in 21003 Hamburg. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. VERLOSUNG Uwe Kreuziger fährt jeden Dienstag auf der Barkasse der Maritime Circle Line mit. An Hörstationen erfahren die Besucher Persönliches aus dem Leben der Auswanderer.

HANSE JOURNAL ZU GUTER LETZT SONNABEND, 9. AUGUST … · 2020-03-26 · Der Reeder Albert Ballin ließ da-mals 30 Hallen errichten, um die vielen in Hamburg ankommenden Auswanderer

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ZU GUTER LETZT16 | HANSE JOURNAL SONNABEND, 9. AUGUST 2008

Schmelztiegel der SchicksaleSerie Erholung mitKultur (IV): Mit derMaritime Circle Lineim Hafen unterwegs:1. Stopp BallinStadt

� von Anna Sosnowski

Dass der Hamburger Hafen kultu-rell einiges zu bieten hat, weiß je-des Kind. Dass es recht kompliziertund zeitaufwendig sein kann, zuseinen weit verstreuten und vonzahlreichen Kanälen getrenntenSehenswürdigkeiten zu gelangen,ist auch bekannt. Seit Juli letztenJahres ist es einfacher geworden,Kultur im Hafen zu genießen, denndie Barkassen der Maritime CircleLine bringen Kulturbegeisterte aufder Rundstrecke durch den Hafendorthin.Kapitän und Geschäftsführer Gre-gor Mogi sieht großes Potenzial inder Rundfahrt: „Das Besondere ander Circle Line ist das Zusammen-spiel von Hafen und Kultur, das siehier erleben. Wir vernetzen dieKulturstätten im Hafen und mit un-serer Fahrkarte bekommen die Gä-ste Rabatte an den Kassen der Mu-seen.“ Obwohl das Konzept beiden Gästen sehr gut ankommt, hatdie Maritime Circle Line mit Start-schwierigkeiten zu kämpfen, dennsie ist bei Touristen noch nicht be-kannt genug und durch ihren ver-teckten Anlegeplatz an den Lan-dungsbrücken, Brücke 10 gibt espraktisch keine Laufkundschaft.

Doch wer die Circle Line kennen-lernt, ist meist begeistert. MatroseUwe Kreuziger freut sich, dass sichbesonders die Strecke zur Ballin-Stadt bei den Hamburgern etablierthat. Der 67-Jährige kümmert sichjeden Dienstag – am liebsten beirauer See – um die Passagiere undhat viel Spass dabei. „Es mussschon ordentlich schaukeln, sonstist es keine richtige Schiffahrt“,lacht Kreuziger. Fünfmal legt die Barkasse auf ih-rem eineinhalbstündigem Wegdurch den Hafen in der Nähe vonKultureinrichtungen an – Ballin-Stadt, Hafenmuseum Hamburg,Speicherstadt/Hafencity, und CapSan Diego –, bevor sie sich wiederzur Brücke 10 aufmacht. 35 Minuten Fahrt von den Lan-dungsbrücken entfernt und ersterStopp der Rundfahrt ist die „Bal-linStadt“. Letztes Jahr eröffnet, be-suchten in den ersten sechs Mona-ten bereits 90.000 Menschen dasMuseum. Wo sich heute das Aus-wanderermuseum befindet, fan-den vor rund hundert Jahren bis zu5000 Menschen eine Unterkunft.Der Reeder Albert Ballin ließ da-mals 30 Hallen errichten, um dievielen in Hamburg ankommendenAuswanderer aufzufangen, bevorsie das Schiff besteigen konnten,das sie zu einem besseren Lebenführen sollte. Und es waren nichtWenige, die Hamburg als Sprung-brett in eine ungewisse, doch ver-heißungsvolle Zukunft nutzten: 5Millionen Menschen machten zwi-schen 1850 und 1939 vorüberge-hend Halt in der Hansestadt.Die Geschichte dieser Menschenverfolgt das Auswanderermuseumauf 2000 Quadratmetern Ausstel-lungsfläche und auf eine sehr an-schauliche und ergreifende Art. AnHörstationen beschreiben die Aus-wanderer selbst – gesprochen vonSchauspielern des HamburgerSchauspielhauses –, was sie dazutrieb, ihre Heimat zu verlassen.Das Bauernmädchen Maria ausSchönau in Österreich, brach1866 mit seiner Familie nachAmerika auf und erzählt traurig:„Ich möchte nicht weg aus Schö-nau. Hier kenne ich alle. Ich

möchte nicht ohne meine Ge-schwister und meine Großelternsein.“ Historische Exponate undInformationen über die Herkunfts-länder der Auswanderer ergänzenin Video- und Audioform die zahl-reichen persönlichen Lebensge-schichten.Historisch interessant sind auch dieRäumlichkeiten des Museums.Drei von Albert Ballins ursprüng-lich 30 Wohn- und Schlafpavillonswurden originalgetreu nachgebaut.

INFOMaritime Circle LineAbfahrt: Brücke 10. Anleger:Ballinstadt, Hafenmuseum,Speicherstadt, Cap san Die-go, ab 10 bis 18 Uhr alle 2Stunden. Dauer: 1,5 Stunden.Kosten 8/5 Eurowww.maritime-circle-line.de

BallinstadtVeddeler Bogen 2, täglich 10bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt:9,80/8,50 Euro� 31 97 91 60www.ballinstadt.de

So einen Ausblick hat man nur vom Deck einer Barkasse. Fotos: Sosnowski

Klassik-Zeitreise„The Ten Tenors“gastieren mit NOSTALGICA im SchauspielhausHamburg. Von ihnen kann mannicht genug bekommen. „TheTen Tenors“ sind wieder aufTournee und sorgten mit ihrem

neuen Programm „NOSTALGI-CA“ bereits in Australien, denUSA und Russland für ausver-kaufte Häuser. Die zehn stimm-gewaltigen Herren begeisternmit einer Mischung aus an-spruchsvollen Opernarien undtemperamentvollen Pop-Klassi-kern ihr Publikum auf der ganzenWelt. Jetzt kommen „The Ten Tenors“ inihre zweite Heimat – nach Europa.Das zweiwöchige Gastspiel imDeutschen Schauspielhaus Ham-burg bildet den Auftakt der Tour-nee, die das Esemble bis März2009 durch über 50 Städte in ganzDeutschland führen wird. The TenTenors sind vom 20. bis 31. Au-gust, täglich außer montags, je-weils 20 Uhr zu sehen. Karten un-ter der � 01805-663 661 (0,14Euro/ Min) und an allen bekann-ten VVK-Stellen.

Das HANSE JOURNAL verlost 2x2 Tickets für die Premieream Mittwoch, 20. August. Postkarte (Telefonnummer nichtvergessen!) mit dem Stichwort „Ten Tenors“ bis zum 13. Au-gust 2008 (Datum des Poststempels) an: HANSE JOURNAL,z. Hd. Claudia Bonvie, Postfach 80 03 69 in 21003 Hamburg.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. VE

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Uwe Kreuziger fährt jedenDienstag auf der Barkasse derMaritime Circle Line mit.

An Hörstationen erfahren dieBesucher Persönliches ausdem Leben der Auswanderer.