34 astreaAPOTHEKE 04/2012 Dossier «Bunter Frühling »

Hautpflege, Hautalterung und Sonnenschutz

Was ist das Beste für die Haut?Haben Sie sich auch schon gefragt, welches unter den Hunderten von «Cremelis und Mittelis» das Beste ist für die Haut? Halten die Produkte, was sie versprechen? Was schützt am wirkungsvollsten vor Hautalterung? Kann man die Haut vielleicht auf den Sommer vorbereiten? − Wir haben für Sie bei einer Dermatologin nachgefragt.Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin

Man kennt die drei Hauttypen trocken, fettig und Mischhaut. Welcher Hauttyp macht am meisten Probleme?Dr. Daniela Stauffer: Was sich bei mir in der Praxis immer wieder als Problem zeigt, ist der Hauttyp «trockene Haut». Sobald Patienten meinen oder erfahren, dass sie trockene Haut haben, wird automatisch gefettet. Das ist falsch. Junge trockene Haut, die ansonsten gesund ist, braucht kein Fett, sondern Feuchtigkeit. Nährende, fettende Produkte bedeuten eine Überpflege und führen zu Hautunreinheiten oder Rötun-gen, speziell auch zu Ausschlägen im Mundbereich, sogenannte Perio-rale Dermatitis, POD, welche die Patienten dann in meine Sprechstunde führen.

Für wen sind die reichhaltigen, rückfettenden Pflegeprodukte denn gedacht?Es gibt natürlich die trockene Altershaut, die gefettet werden muss. Und kranke Haut. Trockene Haut muss gefettet werden, wenn sie schuppt,

Dr. med. Daniela Stauffer, Fachärztin FMH für Dermatologie und Venerologie mit Praxis in Arlesheim und Basel.

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Hautpflege astreaAPOTHEKE 04/2012 35

zum Beispiel bei Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis), chronischen Ekzemen oder Neurodermitis.

Und wie sieht es bei Mischhaut aus? Verwendet man dort verschiedene Produkte gleichzeitig?Wenn es sich um eine extreme Mischhaut handelt, mache ich das so. Dann gebe ich ein Cremegel für die T-Zone und etwas Reichhaltige-res für die Augen und den Hals. Die modernen Produkte für Mischhaut kann man aber im ganzen Gesicht anwenden. Die Cremegels enthalten sehr viel Feuchtigkeit und oft gleichzeitig etwas «Antientzündliches» ge-gen die zu Rötungen und Hautunreinheiten neigenden Partien.

Oder sollte man pflanzliche Produkte vorziehen?Viele Patienten möchten, dass ich ihnen etwas Pflanzliches gebe. Das ist ein weitverbreite-tes Missverständnis. «Pflanzlich» bedeutet nicht einfach «harmlos». Auch Pflanzenstoffe können Unver-träglichkeiten hervorrufen. Umgekehrt können einfache «chemische» Produkte mit ein paar wenigen und gut definierten Inhaltsstoffen besser verträglich sein.

Gut. Wie aber pflegt man die Haut nun richtig?Wichtig ist die einmal tägliche Reinigung mit einer seifenfreien, pH-hautneutralen bzw. leicht sauren Waschemulsion oder Syndet. Idealer-weise abends, um den Schmutz des Tages von der Haut zu nehmen. Tagsüber sollte die Gesichtspflege einen Sonnenschutz enthalten. Für die Nacht gibts Nachtcremen, aber für die junge Haut dürfen sie nicht zu nährend sein. Eigentlich kann man abends dieselbe Pflege verwenden wie tagsüber. Nachts braucht es einfach den Sonnenschutz nicht.Für die trockene Haut am Körper eignet sich eine Feuchtigkeitspflege mit Harnstoff oder Glycerin beispielsweise.

Das heisst, es braucht gar nicht so viel?Ja! Für die gesunde Haut machen die Jungen tendenziell zu viel. Bei der Haut ist weniger oft mehr: weniger Produkte, weniger Inhaltsstoffe.

Und die ganzen Peelings und Gesichtsmasken?Mechanische, aber auch chemische Peelings sind vor allem für Akne-patienten eine gute Möglichkeit für eine gründliche Reinigung. Sobald jedoch eine Hautreizung besteht wie beispielsweise bei der POD, sind Peelings verboten. Alles, was die Hautdurchblutung anregt, macht das Problem der empfindlichen Haut noch schlimmer. Bei Masken muss man wieder aufpassen, dass sie nicht zu reichhaltig sind. Sie sind vor allem für die ältere, trockene Haut geeignet. Für junge Haut darf es auch einmal eine klärende Maske aus Heilerde sein. − Es ist vieles toll, man muss es einfach typgerecht einsetzen!

Unter all den vielen Produkten der Kosmetikindustrie – was hilft wirklich gegen Hautalterung?Das Wichtigste ist der Sonnenschutz. Und dass man nicht raucht. Bei Rauchern sind die Falten im gleichen Alter wie bei Nichtrauchern viel tiefer ausgeprägt. Ausserdem verschlechtert Rauchen vermutlich auch eine Akne. Deshalb rate ich allen Jungen, mit dem Rauchen auf-zuhören.

Junge Haut braucht kein Fett, sondern Feuchtigkeit!« »

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Die Gesichtspflege soll also einen Sonnenschutz enthalten. Was ist mit den übrigen Inhaltsstoffen gegen die Hautalterung?Hyaluronsäure ist eine Substanz, die sich mit Cremen in die Haut ein-bringen lässt, also nachgewiesenermassen einen Anti-Aging-Effekt hat. Zudem sind alle antioxidativen Substanzen hilfreich, dass die Hautalte-rung langsamer vorangeht. Dazu gehören beispielsweise Vitamin A, C, E oder Substanzen wie Q10 usw. Sehr modern sind momentan Extrakte aus dem Grüntee und Isoflavone, wie sie z.B. in Soja enthalten sind.

Und wenn ich beides möchte, die Hyaluronsäure zum Beispiel und die Antioxidantien?Dann nehmen Sie morgens die eine und abends die andere Creme, dann profitieren Sie von beiden Effekten.

Wie effektiv sind denn diese Mittel tatsächlich?Sagen wir es so: Feine Knitter- und Lachfältchen können damit geglät-tet und die Hautalterung verlangsamt werden. Gegen die tiefen Falten sind sie jedoch nicht wirksam.

Und was hilft bei tiefen Falten?Die Auswahl ist gross: Injektionen mit Botulinumtoxin A für die mimi-schen, Hyaluronsäure-Spritzen für die statischen Falten und Laserbe-handlungen oder die sehr neue und innovative Radiofrequenztherapie.

Was muss man bei der Pflege von Kinderhaut berücksichtigen?Gesunde Kinderhaut braucht keine Pflege, nur Sonnenschutz. Erst wenn in der Pubertät die Hormone mitmischen, muss die Pflege häufig

angepasst werden. Wenn man die Kinder badet, sollte man keine Ba-dezusätze verwenden oder nur solche mit rückfettenden Ölen.

Nun steht der Sommer vor der Tür. Kann man die Haut auf die Sonne vorbereiten?Das kann man schon, aber nur mit Sonnenschutz. Das Solarium ist dafür ungeeignet, dafür ist der Schaden viel zu gross, den es der Haut

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Das Wichtigste gegen Hautalterung ist Sonnenschutz!« »

HautpflegeastreaAPOTHEKE 04/2012 37

Am 7., 9. und 11. Mai 2012ist nationaler Melanom-Tag!Haben Sie auffällige Muttermale?Zeigen Sie diese unentgeltlich einem Hautarzt.Infos auf: www.derma.ch/patients/Melanoma.html

Rund 2000 Menschen erkranken in der Schweiz jährlich an ei-nem Melanom (schwarzer Hautkrebs), 290 sterben daran. Wird ein Hautkrebs früh erkannt, bestehen gute Chancen auf eine er-folgreiche Behandlung. Wer seine Haut regelmässig untersucht, kann auffällige Veränderungen selber feststellen und frühzeitig einen Dermatologen aufsuchen.

Quelle: www.krebsliga.ch

zufügt. Die beste Vorbereitung ist ein guter Sonnenschutz vom ersten Sonnenstrahl an.

Was muss dabei berücksichtigt werden?Der Sonnenschutz soll genug früh, in genügender Menge und genü-gend hohem Faktor – mindestens Lichtschutzfaktor 25 – überall dort angewendet werden, wo die Sonne hinkommt. Es ist wichtig, dass der Sonnenschutz neben dem UV-B-Schutz, den man als Lichtschutzfaktor bezeichnet, auch einen ausreichenden UV-A-Schutz enthält.

Kinder bis ungefähr drei Jahre sollten nur mit einem Sonnenschutz auf der Basis von Mikropigmenten eingecremt werden. Zum Schwim-men muss er wasserfest sein. Ausserdem sollte darauf geachtet wer-den, dass nach dem Eincremen die Creme nicht mit den Kleidern weggewischt wird. Am besten lässt man die Sonnenschutzmittel kurz einwirken, bevor man sich anzieht. Auch reicht eine einmal tägliche Anwendung nicht, trotz des Namens einiger Produkte. Durch Wasser, Reibung beim Abtrocknen und durch Schwitzen geht immer Sonnen-schutz verloren und man muss das Auftragen wiederholen.

Spielt es dabei eine Rolle, ob Sprays oder Cremen verwendet werden?Nein, aber manchmal werden die Sprays falsch angewendet. Die Pumpsprays verteilen das Sonnenschutzmittel nicht genug fein auf der Haut, die Mittel müssen zusätzlich von Hand nahtlos verteilt werden. Anders sieht es bei Sonnenschutzmitteln aus, die aufgesprüht werden können, aber davon gibt es in der Schweiz zurzeit erst ein Produkt auf Ölbasis.

Apropos ölhaltig: Die fett- bzw. ölhaltigen Sonnenschutzmittel sind teilweise sehr unangenehm anzuwenden. Muss das sein?Nein, es braucht keine Fette in der Sonnencreme. Man fügt es hinzu, weil sich die Mikropigmente darin besser lösen, es ist ein reines Her-

stellungsproblem beziehungsweise eine Frage der Rezeptur. Nur sehr trockene Haut benötigt eine fetthaltige Sonnencreme. Sonst können Bibeli entstehen, ein Problem, das vor allem Männer haben. In diesem Fall empfiehlt sich zum Beispiel die Anwendung eines Cremegels oder einer Emulsion.

Kann man mit dem Sonnenschutz aufhören, wenn die Haut gebräunt ist?Nein, man sollte weiterhin einen Sonnenschutz verwenden. Es gibt auch keine obere Altersgrenze, kein Alter, ab dem ein Sonnenschutz keinen Sinn mehr machen würde. Für Sonnenschutz ist es nie zu spät! n