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Heft 01 / 2016 28. Jahrgang Infanterie vorn! Infanterie vorn! G ARDIST Der

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Heft 01 / 2016 28. Jahrgang

Infanterie vorn!Infanterie vorn!

GARDISTDer

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Aus dem WachbataillonGrußwort des Kommandeurs 06"Hinter dem Horizont“ – Kommandowechsel Wachbataillon 10Achtung, Milan schießt! 12Diese beiden: neuen Spieße... 14Flüchtlingshilfe: „War Deine Kompanie auch dabei?“ 18Ein Baumstamm namens „Oskar“ war auch dabei… 30Hammelburg: Wir können eben mehr als nur Prot! 52Kaum Schlaf – aber glorreich: Infanterie greift an 68Sieburch: Mach et joot, schwenk de Hoot! 72„Drei – Zwei – Eins – Achtung, ich zünde!“ 78Semper talis: Eule... 91 Auf – an die GraMaWa! 92Unterm StrichGarden der Welt: Die britische Queen's Guard 22Als Presseoffizier im Nordirak 26 „Es gab nur eine Lösung: das Wachbataillon!“ 34Leibesertüchtigung: Sport auf Stube 36„Sadová, Königgrätz – gibt’s nicht!“ 38Unsere Sprengberechtigten im Tagebau Cottbus 58Garden der Welt: Die Wiener Garde 60Ausstellung: Schlösser für den Staatsgast 74Streiche: Hörsaal – Setze: Bataillonsgefechtstand 82Das Wachbataillon zu Gast in Kolberg 86Wir Soldaten werden – hoch anerkannt? 88Vom Beherrschen des Feuerstoßes 94Gespräch mit Generalmajor Jürgen Knappe 98

INHALT

Das Wachbataillon hat einen neuenKommandeur. Der alte geht. Nein – erfährt. Nein – er lässt sich fahren: miteinem Trike auf Seite 10.

Die Dritte hat einen neuen Spieß. Deralte und der neue – diese beiden: ste-hen. Max und Moritz laufen immerdabei: Seite 14.

Das 1. Garde-Regiment zu Fuß bei der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 – vor 150Jahren. Ein militärhistorisches Gespräch mit dem einstigen Chef der Achten, OberstleutnantDr. Thorsten Loch, ab Seite 38. Ansonsten – Infanterie vorn: wie die Infanteristen der Gardeheute ausgebildet werden auf den Seiten 12, 30, 34, 52, 68, 82, 92.

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INHALTSVERZEICHNIS

Garden der Welt: Die britische Queen's Guard auf Seite 22 – und die Wiener Garde auf Seite 60.

Ein Jahr Kommandeur TerritorialeAufgaben der Bundeswehr:GARDISTEN-Gespräch mit General-major Jürgen Knappe auf Seite 98.

Garde Galerie 46

Werte in unserer Gesellschaft? 66

Semper talis BundStandarte: Wenn der S 1 zum Detektiv wird… 97 Neuer Internetauftritt: Wir verjüngen uns Online 106 Neue Mitglieder 111

Nachruf 107

PersonellesVersetzungen 108 Beförderungen & Auszeichnungen 112 Geburtstage 114

Persönlichkeiten„Was machen Sie denn da gerade?“

- Schützen Eren & Moll 09 - Feldwebel Nina Szimbritzki 57 - Hauptfeldwebel Björn Mosebach 63

Zwölf Fragen an...- Hauptfeldwebel Alexander Kopp 08 - Hauptfeldwebel Daniel Strauß 17 - Major Christian Völkel 29 - Stabsbootsmann Enrico Joswiak 81

Impressum 121

Wat fott es, es fott! – Die letzte (?)Karnevalserstürmung in Siegburgauf Seite 72.

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Am 20. Januar 2016 habe ich als 21. Kom-mandeur das Kommando über das Wach-bataillon beim Bundesministerium derVerteidigung übertragen bekommen. Am30. April 2016 waren die ersten einhun-dert Tage als Bundesvorsitzender desSemper talis Bundes wie auch als Kom-mandeur des Wachbataillons beim Bun-desministerium der Verteidigung erfüllt!

Zunächst ein Kurzresümee:Ich bedanke mich bei Ihnen, allen Mitglie-dern des StB, dass Sie mich einstimmig am19. Januar zum neuen Bundesvorsitzen-den gewählt haben. Meinen Dank sprecheich auch meinen Soldatinnen und Solda-ten dafür aus, dass Sie mir mit außeror-dentlich tollen Leistungen Treue undGefolgschaft beweisen. Ich bedanke michfür die vielen eingegangenen Glückwün-sche für die Übernahme dieses einzigarti-gen Kommandos über das WachbataillonBMVg. Ich bitte zugleich um Nachsicht

dafür, dass ich nicht jeden eingegangenenGlückwunsch habe persönlich beantwor-ten können. Denn gefühlt wurden aus denersten einhundert Tagen die ersten ein-hundert Stunden für den neuen Komman-deur. Seien Sie versichert: Ich habe michsehr gefreut! Bereits im Januar mussten die neuen Re-gelungen zur Soldatenarbeitszeitverord-nung umgesetzt werden, ohne denprotokollarischen Dienst zu gefährden.Nahezu zeitgleich wurde das Bataillon inallen Führungsgrundgebieten überprüft.Jeweils mit einem herausragend guten Er-gebnis; zudem wurde uns eine besondereAufmerksamkeit zuteil, die sich in den Be-suchen des Inspekteurs SKB, seines Stell-vertreters, des Wehrbeauftragten, desInspizienten Streitkräfte gemeinsame Aus-bildung sowie des Kommandeurs Territo-riale Aufgaben widerspiegelt. Zeitgleichwar das Bataillon im protokollarischenDienst stark eingebunden. Mit drei Staats-

Grußwort

Liebe Mitglieder des Semper talis Bundes,liebe Angehörige des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung,sehr geehrte Damen und Herren.

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besuchen an drei Tagen und vier aneinan-der folgenden Wochenenden im Einsatz,testeten wir die Grenzen der Soldatenar-beitszeitverordnung aus. Trotz eines er-heblichen Fehls an Protokollfeldwebelnwurden alle Aufträge mit sehr guten Re-sultaten ausgeführt. Dies gelang uns nurdurch unsere eng verbundene Kamerad-schaft und einem gegenseitigen Vertrauenüber alle Laufbahngruppen im Bataillonhinweg.Im Wachbataillon ist auf jede Frau und aufjeden Mann Verlass! Bei all diesen ereignisreichen Wochen undMonaten möchte ich jedoch einen Vor-gang herausstellen. Es war mir Vergnügenund Ehre zugleich, das erste Fahrzeug un-serer neuen Familie der geschützten Fahr-zeuge am 19. Februar 2016 auf denNamen „Graf zu Eulenburg“ zu taufen. Mitder Zuführung dieses ersten, von mehre-ren, erhält das Wachbataillon schlussend-lich wieder Anschluss an die Infanterieund braucht nach Abschluss der Material-auslieferung den Vergleich mit einem In-fanteriebataillon des Heeres nicht zuscheuen.Die personelle und materielle Ausstattungdes Bataillons folgt damit erstmalig demuns gegebenen Auftrag einschließlich un-seres Sicherungsauftrages. Dadurch erhältdas Bataillon hohes Potenzial, dass es nundurch konsequente Ausbildung, Planungund Einsatz zu entfalten gilt.

Soldatinnen und Soldaten des Wachbatail-lons BMVg, Mitglieder des Semper talisBundes und Förderer und Freunde!Lassen Sie uns gemeinsam alle kommen-den Aufgaben gemeinsam angehen undzu wahrem SEMPER TALIS-Erfolg führen.Gehen Sie mit mir zusammen in das Ssechzigste Jahr UNSERES Bestehens, fei-ern Sie mit mir den 95. Jahrestag des Sem-per talis Bundes! Ich freue mich darauf.

Vielen Dank und guten Erfolg sagt undwünscht Ihnen mit einem kräftigen Sem-per talis!

IhrPatrick Bernardy21. Kommandeur Wachbataillon BMVg19. Bundesvorsitzender Semper talis Bund

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GRUSSWORT

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Als Protokollsoldat im Wachbataillon dienenwir in einem einzigartigen Verband der Bun-deswehr: mit vielen eigenen Regeln, Traditio-nen und Besonderheiten. Wir bilden damitinnerhalb der deutschen Streitkräfte eine Son-derrolle. Und wie ist das in anderen Ländern?Wir werfen einen Blick auf die anderen Gar-den dieser Welt. Was sind die Unterschiedeund Gemeinsamkeiten zwischen uns und un-seren Schwesterverbänden die ihren Dienstüberall in der Welt tuen? Beginnen wir miteinem Vergleich mit der wohl berühmtestenund meistfotografierten Garde: der Queen'sGuard im Vereinigten Königreich.

Wer über einen Trip nach London nach-denkt, wird sich sehr schnell als Programm-punkt notieren: die rotgekleideten Soldatenim Buckingham Palace. Und dies auch völlig zuRecht! Doch denken viele dabei nur an die fo-

togenen Soldaten, die in höchster Disziplin vorihrem Wachhäuschen stehen und von Touris-ten "belästigt" werden. Die Queen's Guardkann jedoch sehr viel mehr – und ist auch sehrviel mehr.

Auch innerhalb der britischen Streitkräftenimmt die Garde eine Sonderrolle ein. Im Ge-gensatz zu unserem Wachbataillon repräsen-tiert die Queen's Guard nicht dieTeilstreitkräfte, sondern zwei Truppengattun-gen. Zwei Regimenter der Kavallerie und fünfRegimenter der Infanterie bilden die soge-nannte Household Division. Die Infanteriere-gimenter sind mit unseren Jägern vergleichbar,die Kavallerie hingegen ist außerhalb derGarde als leichte gepanzerte Artillerie und Auf-klärer tätig. Die Gardefunktion nehmen dieseRegimenter schon seit der Wiederherstellungder Monarchie in England 1660 wahr – nach-

Statt „Semper talis“ ein – „nulli secundus!“Garden der Welt: Die britische Queen's Guard

Die berühmteste und meistfotografierte Garde der Welt: Wachablösung der Queen's Guard aufden Straßen von Windsor – auf dem Weg in den Stammsitz der britischen königlichen Familie.

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dem das Land einen Bürgerkrieg erlebt hatte:mit der Hinrichtung von König Charles I. 1649und anschließenden elf Jahren als Republikund am Ende als Militärdiktatur. Und so ist diesder offensichtlichste Unterschied zwischen unsund den Briten: Die Queen's Guard ist – im Ge-gensatz zu uns – eine "echte" Garde mit dau-ernder Schutzfunktion für den britischenMonarchen: und nicht, wie das Wachbataillon,nur im Verteidigungsfall. Diesen Schutz habendie Garderegimenter an dem jeweiligen Auf-enthaltsort des Monarchen zu leisten. In derRegel sind dies die Residenzen BuckinghamPalace, St. James Palace, Windsor Castle undHolyroodhouse in Edinburgh. Hält sich dieQueen an einem dieser Orte auf, reisen 39 Sol-daten hinterher: drei Offiziere und 36 Mann-schaften – und nehmen ihre primäre Funktionals Leibgarde wahr; als für Jeden sichtbare Per-sonenschützer in prachtvoller Uniform. Ist dieQueen abwesend, findet sich trotzdem eineverkleinerte Wache auf Posten an diesen offi-ziellen königlichen Residenzen.

Da die Soldaten also Schutzaufgaben leis-ten, benutzen sie das aktuelle Sturmgewehrder britischen Streitkräfte, das SA80: ausge-stattet mit aufgesetztem Bajonett und Maga-

zin mit Patronen im Lauf – allzeit schussbereit.Eine Wache gliedert sich für eingeteilte Solda-ten so: Es beginnt, wie bei uns, der Tag mit derMorgenlage, in der auf die aktuelle Situationeingegangen und die Gefahrenlage durchge-gangen wird; außerdem wird den Soldaten ihrPlatz bei der Wache zugeteilt. Eine Wach-schicht dauert zwei Stunden; und wer der all-gemeinen Touristenmeinung folgt, dieLeibgarde dürfe nur still dastehen – dem seigesagt: weit gefehlt! Alle zehn Minuten hatder Soldat seine Position vor dem Wachhäus-chen zu verlassen und 15 Schritte zu gehen,bevor er seine Position wieder einnimmt.Fühlt sich der Soldat von zu lauten Rufen irri-tiert oder wird er belästigt oder sieht er einepotenzielle Gefahr darf – ja muss er sogar da-rauf reagieren. Dieses Verfahren ist unseremAnrufungsverfahren während der Wache sehrähnlich. Der Soldat begibt sich aus dem Still-gestanden mit einem Stampfen, ruft den Stö-rer laut an ("Tritt zurück von der Queen'sGuard!"), zielt mit der Waffe im Anschlag undhält die Person an Ort und Stelle fest – oderruft mit einem Alarmknopf im WachhäuschenVerstärkung. Ein YouTube-Video aus dem Jahr2015 zeigt diesen Ablauf sehr anschaulich:

Was würden da Max und Moritz sagen: Berittene Soldaten derLife Guards Cavalry stehen in London für eine Parade bereit.

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http://www.n24.de/n24/Nachrichten/n24-netzreporter/d/6890398/tourist-erlebt-den-schreck-seines-lebens.html

Wer gerne einmal herzlich lachen will, demsei der Link ans Herz gelegt. Nur im letztenMoment übrigens ist der Soldat angehalten zuschießen, was allerdings noch nie vorgekom-men ist. Nachdem Charles der II. 1660 vombritischen Parlament zum König – und damitNachfolger seines hingerichteten Vaters – er-nannt worden war, konnte er friedlich und um-jubelt in London einziehen. Der erwähnteAnrufungsprozess, wie in dem empfohlenenVideo zu sehen, erfolgt jedoch regelmäßig,wenn sich Touristen zu aufdringlich zeigen.Diese Aufdringlichkeit ist übrigens auch derGrund, warum die Palastwachen nach undnach von der Öffentlichkeit abgezogen wurdenund nun hinter den Palastzäunen stehen oderdurch Sicherheitssperren von den Touris ge-trennt sind. Stehen die Soldaten gerade nichtWache, laufen sie auf dem Palastgelände Pa-trouille und sorgen so für den Rundum-Schutz

der Queen. Auf diese Aufgabe sind die Solda-ten sehr stolz und es ist für einen britischenSoldaten die größte Ehre, für die Sicherheit derQueen und der königlichen Familie zu sorgen.

Worauf die Soldaten außerdem sehr stolzsind, sind die 'Battle honours': ehrenvolle Er-wähnungen in Gefechten bei Auslandseinsät-zen. Die Household Division ist nämlich keinreiner Schutz- oder Repräsentationsverband,sondern eine Combat Unit (Kampfeinheit), dieregelmäßig an Kampfeinsätzen teilnimmt; diesist auch der Grund, warum man niemals eineFrau als Palastwache sehen wird. Frauen sindin Großbritannien zur Armee zugelassen, abernicht zu Kampfeinheiten. Die Kampfausbildungund der dann folgende Einsatz sind möglichaufgrund der speziellen Organisation inner-halb der Division. Jedes Regiment stellt dieHälfte seiner Soldaten ab für die Palastwache,die andere Hälfte ist somit frei für den Trai-nings- und Kampfbetrieb. Etwa jährlich findetzwischen diesen Aufgaben ein Wechsel stattund erlaubt eine saubere Planbarkeit. Ein wei-

Touristen sind immer dabei – hier aber friedlich hinter Gittern: In Reih und Glied ist die Wachablösung auf dem Weg in den Buckingham Palace.

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terer Grund für diese Struktur ist, dass, im Ge-gensatz zum Wachbataillon, die Soldaten derQueen's Guard wenig repräsentative Aufgabenhaben. Dies hängt damit zusammen, dass imVereinigten Königreich militärische Ehren nurGästen zuteilwerden, die offiziell die Queenbesuchen. Und diese Ehre erweist die Queennur etwa zwei Gästen jährlich – also unserdurchschnittliches Wochenprogramm… Findetein solcher Staatsbesuch statt, bindet dieserdennoch deutlich mehr Personal als bei uns.Etwa 300 Soldaten benötigt die Queen für eine'Guard of Honours'. Hier ist die Queen auch alsbesonders akkurat bekannt; sie achtet sehr ge-wissenhaft darauf, dass die Uniformen perfektsitzen. Manch ein Soldat bekam schon imNachgang einen Rüffel, weil seine Uniform fal-tig war oder ein Knopf schief saß – oder dassder Gast nicht akzentfrei begrüßt wurde;denn, im Gegensatz zu uns, wird dem Staats-gast in dessen eigener Sprache gemeldet.

Der große Jahreshöhepunkt für die House-hold Division sind trotzdem nicht die Staatsbe-suche, sondern die im Juni stattfindendeParade "Trooping the Colour". Hier feiert dieQueen ihren Geburtstag nach und lädt das ge-samte politische Per-sonal und dasdiplomatische Korpsein. Entsprechend wirdzu diesem Tag allesaufgefahren, was dieQueen's Guard zu bie-ten hat, um ihrerOberbefehlshaberinkeine Schande zu ma-chen.

Sind die Unter-schiede zwischen unsund den britischenQueen's Guard teil-weise also beträcht-lich, vereint uns doch

der überragende Korpsgeist. Der Wunsch zurPerfektion und der Wille, seinem Land zu die-nen: egal ob man seiner Königin dient – oderdem Land, in dem man lebt. Das sehen wirauch, wenn wir die Leitsprüche vergleichen.Semper talis… Unser Motto spricht für sichselbst: stets gleich – gut! Und die Devise derköniglichen Palastwache ist „nulli secundus“:niemals zweiter – unübertroffen. Diese beidenSprüche zeigen den Anspruch der deutschenund der britischen Garde-Soldaten an sichselbst: jederzeit sich das Maximum abzuver-langen – und sie sind typisch für Garden; sinddiese doch per se, aus sich heraus, besondersausgebildete und ausgewählte Soldaten, dieihren Dienst an herausragender Stelle tun.Und da sind Perfektion und Wille Grundvo-raussetzung. Und so sehen wir:

es geht der britischen Garde ähnlich wieuns. Auf den ersten Blick stellt sich der Dienstals "Rumstehen" dar; doch merkt man nach in-tensiverer Betrachtung, dass auch die briti-schen Kameraden viel mehr sind als bloße –"Asphaltsoldaten".

Hauptgefreiter Sebastian Kaup

Die Truppenfahne der Household Division mit den Battle Honours: denehrenhaften Erwähnungen von Teilnahmen an Kriegen oder Schlachten.

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Wie sehen Sie als General der Infanteriedie Arbeit des Wachbataillons im weit ent-fernten Berlin – und vor dem Hintergrund desbesonderen Hauptauftrags „ProtokollarischerEhrendienst?“

Die Arbeit ist hochprofessionell. Durch denProtokollarischen Dienst ist das Wachbataillonfür den ersten Eindruck von der Bundeswehrverantwortlich – und für den ersten Eindruckvon unserem Land. Das kann man nicht hochgenug bewerten. Aber für mich gehört dasWachbataillon, abgesehen vom protokollari-schen Dienst, auch zwingend zur Familie derInfanterie, unabhängig von der Zuordnung zueinem anderen Organisationsbereich.

Gibt es ein Erlebnis im Zusammenhang mitdem Wachbataillon, das Ihnen besonders imGedächtnis geblieben ist?

Ja, irgendwann in den 90ern. Ich war Kom-mandeur des Jägerbataillons 1. Wir übten amÜbungszentrum Infanterie gemeinsam miteiner Kompanie des Wachbataillons. Mich hatderen Leistungsfähigkeit beeindruckt. DieseKompanie war im Gefecht in keiner Weise vonmeinen Einheiten und Teileinheiten zu unter-scheiden: Egal, ob man das Führen, das Ver-halten des Einzelnen oder dasZusammenwirken im Gefecht betrachtete.

Ein weiteres Erlebnis hatte ich 2015. Ich warmit dem „Team Infanterie“ im Auftrag des Ge-neralinspekteurs auf dem Weg nach Afrika, umdie dort eingesetzten Soldaten zu unterrichten– über die Lösungsansätze zur Reduzierungder thermischen Veränderungen im Umgangmit dem Gewehr G36. Leider musste ich amVortag meiner Reise feststellen, dass meineAusrüstungsgegenstände unvollständig waren.Es gab nur eine Lösung: das Wachbataillon.Das hat mir dann – wohlgemerkt: am Wochen-ende! – unbürokratisch und zuverlässig in mei-ner misslichen Lage geholfen.

Wollen Sie die Verbindung zwischen demAusbildungszentrum Infanterie und demWachbataillon weiter stärken – trotz der gro-ßen räumlichen Trennung?

Oh ja. Mir ist sehr wichtig, dass das Bataillonin die Ausbildung und Fortentwicklung der In-fanterie eingebunden wird – den dafür not-wendigen Informationsaustauscheingeschlossen. Dies praktizieren wir schon

„Es gab nur eine Lösung: das Wachbataillon!“Die Garde hilft dem General der Infanterie unbürokratisch – auch am Wochenende…GARDISTEN-Interview mit Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann:Kommandeur des Ausbildungszentrums Infanterie in Hammelburg

„Mir ist sehr wichtig, dass das Wachba-taillon in die Ausbildung und Fortentwick-lung der Infanterie eingebunden wird…“

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1-2016 UNTERM STRICHbei Veranstaltungen wie dem Workshop zurHarmonisierung und Standardisierung derAusbildung oder dem Symposium Infanterie.Auch die Unterstützung durch die kompeten-ten Ausbilder aus dem Wachbataillon und dieEinbindung von Spezialisten des Bataillons imRahmen von Maßnahmen und Vorführungendes Tages der Infanterie sind eine willkom-mene Gelegenheit, die Verbindung zu haltenund zu verdichten.

Und nicht zu vergessen: Wir haben einen in-tensiven Personalaustausch zwischen dem

Wachbataillon und dem AusbildungszentrumInfanterie. Der Austausch zieht sich bis in dieEbene der Stabsoffiziere.

Welche Erwartungen und Forderungenhaben Sie an die Soldaten der Garde?

Eine weiterhin enge Bindung zur Infanterieund die Teilnahme an gemeinsamen Veranstal-tungen, wie ich sie eben beschrieben habe.Die Beibehaltung zur Befähigung im Gefechts-dienst neben dem Protokollarischen Dienst istmir hier besonders wichtig.

Bettina von Arnim, Scherenschnitt »Jagdszene«

Café Arnim:Paul-Robeson-Straße 1410439 BerlinTelefon: 030-60934104www.cafearnim.deMo bis So ab 9.00 Uhr

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Ein großes Schlachtenjubiläum: 150 JahreKöniggrätz. Am 3. Juli 1866 trafen beim böh-mischen Dorf Sadová, unweit der Stadt König-grätz, die preußischen Truppen auf die ArmeenÖsterreichs und Sachsens: Höhepunkt undEnde des „Deutschen Krieges“ von 1866.Damit setzte sich Preußen gegen Österreich imKampf um die deutsche Vorherrschaft durch.Zwei Jahre vorher, 1864, hatten Preußen undÖsterreich noch gemeinsam gegen die Dänenum Schleswig und Holstein gekämpft. 1870/71wird es zum deutsch-französischen Krieg kom-men – an dessen Ende die Gründung des Deut-

schen Reiches am 18. Januar 1871 mit einemKaiser aus dem Hause Hohenzollern stehenwird.

Der Militärhistoriker Oberstleutnant Dr.Thorsten Loch vom Zentrum für Militärge-schichte und Sozialwissenschaften der Bundes-wehr (ZMSBw) in Potsdam beschäftigt sich seitJahren mit der Schlacht von Königgrätz.Hauptgefreiter Sebastian Kaup und Klaus Po-katzky haben mit ihm gesprochen – und über-raschende Neubewertungen erfahren:Königgrätz ganz anders als in den Geschichts-büchern steht…

„Sadová, Königgrätz – gibt’s nicht!“Militär und Politik: Ein Hop- oder Top-Spiel nach dem 3. Juli 1866GARDISTEN-Gespräch mit dem Militärhistoriker Thorsten Loch über Mythen und Wahrheiten einer der berühmtesten Schlachten der deutschen Geschichte

3. Juli 1866 Chlum bei Königgrätz: Das preußische 1. Garde-Regiment zu Fuß erobert dieösterreichische Batterie ("Batterie der Todten") von der Groeben – Ölgemälde von Carl Röch-ling, das 1906 Kaiser Wilhelm II. dem 1. Garde-Regiment zu Fuß zum Geschenk machte.

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Gardist: Sie waren in den letzten Jahrenhäufig auf dem alten Schlachtfeld in Böhmen.Was sagen die Österreicher zu Königgrätz?

Oberstleutnant Dr. Thorsten Loch: DieÖsterreicher sagen zu Königgrätz das gleichewie die Gallier zu Alesia – gibt’s nicht!

Und was sagen sie noch?Die Österreicher sagen zu Königgrätz Sa-

dová. Sadová ist ein kleiner Ort nordwestlichvon Königgrätz. Dort verlief die österreichischeSicherungslinie im Zuge des Flüsschens By-stritz. Hier fanden die ersten Kämpfe des 3. Julistatt. Und im Grund machen die Österreicherdas wie die Gallier: Die wollten ihre Schlachtbei Alesia gegen Caesar ja auch nicht mehrkennen und wahrhaben. Und für die Österrei-cher gibt es – wenn auch augenzwinkernd –Königgrätz oder Sadová schlicht und ergrei-fend nicht.

Wie wurden Sie denn behandelt, wenn Sieda recherchiert haben?

Ich bin jetzt seit 2009 immer wieder dortgewesen: im heutigen Tschechien und einsti-gen Böhmen. Die Menschen dort sind sehr,sehr freundlich; sehr, sehr zuvorkommend. Siesind sehr deutschfreundlich und auch sehr mi-litärinteressiert – nicht zuletzt, weil Königgrätznatürlich auch ein Touristenmagnet ist.

Also so anziehend wie Waterloo? Nein, das wäre übertrieben. Waterloo 1814

hatte doch eine ganz andere Dimension. Wa-terloo war klar eine europäische Entschei-dungsschlacht: die Franzosen und Briten,Russen und Österreicher, Preußen und alle an-deren deutschen Staaten betroffen hat. Wa-terloo war eine Vielvölkerschlacht – und nochmal: eine europäische Veranstaltung. Und dieSchlacht bei Königgrätz war der militärischeHöhepunkt in der Auseinandersetzung um diedeutsche Frage im 19. Jahrhundert, also eine

deutsche Angelegenheit – und Königgrätz hatdaher einen deutschen und keinen europäi-schen Charakter, wenngleich sich die inner-deutschen Folgen auch europäischauswirkten.

Wie sind Sie denn überhaupt auf dasThema gekommen?

Nach meiner Zeit als Kompaniechef imWachbataillon bin ich ja erst einmal als Dozentfür Militärgeschichte an die Offizierschule desHeeres (OSH) gegangen und führte mit denübrigen Historikern dort 2009 eine Weiterbil-dung zu Königgrätz für das Stammpersonal derOSH durch. Und so kam ich wie die Jungfrauzum Kinde – so kam ich nach Königgrätz. Seit-dem habe ich mit Oberstleutnant Lars Zacha-rias und Major Hans-Peter Kriemann vieleErkundungen und Geländebegehungen vorOrt gemacht; haben mich intensiv mit der Li-teratur über Königgrätz befasst; habe mit bei-den eine Menge geschrieben – und vielnachgedacht.

Haben Sie dabei denn auch mit österrei-chischen Offizieren zu tun?

Da treffen wir natürlich dauernd österrei-chische Kameraden. Im Herbst fahren wir miteiner österreichischen Gruppe nach König-grätz…

…nach Sadová!Nach Sadová und Königgrätz. Wir haben

auch schon für die Landesverteidigungsakade-mie in Wien eine Geländebegehung vor Ortorganisiert. Und kürzlich hatte ich bei einer in-ternationalen Tagung einen sehr kontroversenGedankenaustausch mit österreichischen Kol-legen – die vieles eben einfach anders sehenund die unverändert der zeitgenössischen Me-dienberichterstattung, also der von 1866, undihrer tendenziösen Auslegung auf den Leimgehen. Wir müssen immer wieder neu lernen

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und endlich zu dem Kern kommen, was König-grätz eigentlich ist und warum dort die Preu-ßen gewonnen haben gegen die Österreicher.Da hat nämlich nichts mit dem Zündnadelge-wehr zu tun.

Und was ist der Kern, was ist die „histori-sche Wahrheit“?

Eine überlegene Führungsstruktur der Preu-ßen.

Was heißt das genau?Die Schlacht von Königgrätz lebt von einem,

bis heute, doppelten Mythos. Die Schlachttobt am 3. Juli und als die abends mehr oderweniger vorbei ist – da ist weder den Preußennoch den Österreichern klar, dass dort eine mi-litärische Entscheidung stattgefunden hat. Klarist nur, dass die Preußen einen Sieg davon ge-tragen haben. Die Österreicher weichen anden nächsten Tagen über die Elbe nach Südenhin aus, die Preußen verlieren den Kontakt zuden Österreichern – und jetzt kommen wirzum Entscheidenden: Auf der politischenEbene treten die streitenden Parteien in einenFriedenanbahnungsprozess ein. Damit verlas-sen wir die militärische Ebene und kommenauf die politische. Und da ist die Frage: Wasmache ich als Kaiser in Wien, was mache ich

als König in Berlin? Führe ich den Krieg fortoder beende ich den – was bringt mir den grö-ßeren Vorteil?

Das heißt: Die haben gar nicht begriffen,dass das eine Entscheidungsschlacht war?

Moment: Was heißt denn Entscheidungs-schlacht? Der Begriff ist doch ein politischesKonstrukt; so etwas wird nach Ende derSchlacht stilisiert – und je größer die zeitlicheDistanz, desto heftiger wird stilisiert.

Das heißt: Aus Sicht des Militärhistorikerswar es gar keine entscheidende Schlacht?

Genau. Waterloo war da schon eher eineEntscheidungsschlacht, weil Napoleon danachkaum noch Chancen hatte. Nach Königgrätzhatten die Österreicher aber noch Chancen.Königgrätz war eine große Schlacht, keineFrage. Die Zahlen: Beide Seiten führen etwagleich viele Soldaten dort ins Feld – je etwaeine Viertelmillion. Es gelingt den Preußenaber dort nicht, die Österreicher entscheidendzu schlagen. Das österreichische Heer kämpftzur gleichen Zeit auch an einer zweiten Front,an seiner Südfront. Die Preußen haben es ge-schafft, dass die Italiener im Rahmen ihres Ein-heitskampfes gegen die Österreicher Kriegführen. Die Österreicher müssen daher ihr ge-

Böhmische Idylle, wo einst die Schlacht tobte: Blick vom Gefechtsstand Benedek auf die gegen-überliegende Höhe von Dub – wo sich der Gefechtsstand des preußischen Königs befand.

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samtes Heer auf zwei Schauplätze aufteilen:nach Norden und nach Süden. Während sie imNorden aber verlieren, gewinnen sie im Südengegen die Italiener und können von dort jetzt70.000 Soldaten abziehen und die RichtungNorden, gegen die Preußen, marschieren las-sen. Und während also die Österreicher mitdiesen 70.000 Mann ihre Verluste mehr alswieder ausgleichen könnten, steht den Preu-ßen ein solch Reservoir nicht ohne Weitereszur Verfügung.

Also hatten die Preußen jetzt Interesse aneinem schnellen Friedensschluss?

Genau. Und so kommt es zum Vorfriedenvon Nikolsburg am 26. Juli 1866. Und in diesendrei Wochen muss sich die Politik einen Kopfdarübermachen, was sie will: Möchte ich denSpatz in der Hand oder die Taube auf demDach? Der Kaiser in Österreich, in seiner Wie-ner Hofburg, der hat ein innenpolitisches Pro-blem.

Seit Napoleon erwachen in Europa die Na-tionalstaaten. Und das Kaisertum Österreichist kein Nationalstaat – es ist ein Vielvölker-reich mit 19 verschiedenen Ethnien. Und diesehen nicht ein: Warum sollen wir als Italiener,als Tschechen, als Russen, als Polen, als Deut-sche, als Ungarn, als Kroaten, als Slowenen –warum sollen wir als eigene Nation einer Dy-

nastie wie den Habsburgern dienen? Der Kai-ser muss Angst haben, dass ihm seine Herr-schaft wegbricht. Also sitzt der jetzt mitseinen Beratern zusammen und da wird disku-tiert: „Mein Kaiser, kein Problem“, sagt ein Be-rater, „70.000 frische Truppen kommen ausdem Süden!“

Und da sagt der andere Berater: „Aber,wenn wir uns wieder in eine Schlacht begebenund wir verlieren diese Schlacht, mein Kaiser,dann bricht Ihr Vielvölkerreich auseinander.“Der Kaiser steht vor einer Alternative: Ichführe den Kampf fort…

…und ich setze alles auf eine Karte.(Klatscht in die Hände): So ist es! Es ist jetzt

ein Hop- oder Top-Spiel. Und weil der Kaiserein weiser Staatsmann ist, setzt er nicht allesauf eine Karte, sondern sagt: „Okay, ich akzep-tiere, dass diese Schlacht möglicherweise eineEntscheidung herbeigeführt hat – und werdeaus dem Deutschen Bund herausgeworfen.“

Das sagt der Kaiser – und was sagt der His-toriker?

Die Österreicher haben seit dem Mittelalterdie Dominanz im deutschsprachigen Raumund die werden durch den politischen Prozessder sich an Königgrätz anschließt, endgültigrausgeschoben aus ihrer Führungsrolle. Die

Hier muss man schon sehr genau hinsehen: Reste eines Schützenwallsder die Artillerie deckenden Infanterie bei der Höhe von Chlum.

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Preußen nehmen die Rolle der Österreicherein und steigen zur Führungsmacht imdeutschsprachigen Raum auf. Aber, wenn derKaiser alles auf eine Karte gesetzt und dienächste Schlacht auch noch verloren hätte –dann hätte er noch mehr verloren als nur denAnspruch auf Deutschland: Sein Haus Habs-burg hätte den Anspruch auf all seine vielenVölker verloren. Das Vielvölkerreich wäre dannperdu. Und das macht er nicht. Der Kaiserweiß eben, welche Tragweite seine Entschei-dungen haben. Und in diesem Moment ver-lässt der Militär die Arena und der Politikerbetritt sie.

Und in der Arena wartet schon Bismarck?Der wartet da. Der ist in diesen Krieg gerit-

ten und hat in seiner rechten Satteltasche denFriedensvertrag, wie er ihn will. Das preußi-sche Militär soll den Kaiser in Wien dazu zwin-gen, diesen Vertrag zu unterschreiben. UndBismarck ist unter Zeitdruck. Denn er mussAngst haben, dass dieser regionale deutscheKrieg ausufert zu einem großen europäischenKrieg. Wir haben den Einigungskrieg der Italie-

ner – wobei Österreich auch Besitzungen inNorditalien hat. Da haben die Franzosen auchihre Finger drin. Die Russen dürfen wir nichtvergessen. Und die Briten sowieso nicht. Diebeobachten alle ja ganz genau: Was passiertin diesem deutschen Mitteleuropa? Die Riva-lität zwischen Preußen und Österreich ist jaschon mehr als hundert Jahre alt – nämlichseit Friedrich dem Großen und Maria Theresia.Und diese Rivalität findet ihren Höhepunkt andiesem 3. Juli 1866 auf dem Schlachtfeld nord-westlich von Königgrätz.

Und die lebt von einem doppelten Mythos,wie Sie eingangs ja gesagt haben…

Beide Seiten haben diese Schlacht mit ihrenMythen umgeben. Die Österreicher brauchenjetzt ganz schnell erst einmal einen Sünden-bock. Der wird schon am nächsten Tag in ihrenZeitungen der Öffentlichkeit präsentiert: ihrOberbefehlshaber GeneralfeldzeugmeisterLudwig Ritter von Benedek, der die 250.000Mann der Nordarmee geführt hat. Und demschiebt man die Schuld in die Schuhe. Überden sagt man: Der hat es nicht gekonnt, das

„Beide Seiten haben diese Schlacht mit ihren Mythen umgeben“: Das 3. Sächsische Jäger-Bataillon in der Schlacht bei Königgrätz – von Theodor von Götz (Dresden 1868).

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war allein sein Fehler, er trug die Verantwor-tung, er war´s – und er war unfähig.

Das sagen die Zeitungen – und was sagtder Historiker?

Wenn man sich diese Schlacht im Detail an-schaut, wird man feststellen, dass der Manngar nicht unfähig gewesen ist, sondern höchstfähig. Wenn wir uns die taktische Ebene anse-hen: Da liegt die Ursache für die Niederlage imVerhalten des rechten Flügels der österrei-chischen Schlachtaufstellung. Denn die beidenKommandierenden Generäle dort machennicht, was sie sollen; die machen sich einfachselbstständig. Dadurch entblößen sie ihrerechte Flanke nicht nur – die ist gar nicht mehrexistent. Und der Benedek weiß das nicht!Und dort wird irgendwann nachher eine preu-ßische Armee lang marschieren– und versu-chen, die Österreicher zu umfassen. Wären diebeiden österreichischen Korps stehen geblie-ben in den ihnen befohlenen Stellungen,wären die Preußen gar nicht erst so weit ge-kommen.

Und wer waren die beiden Generäle, die daeinfach gemacht haben, was ihnen gerade soeinfiel?

Jetzt werden wir doch mal ganz aktuell. Umes mit unserer Bundeskanzlerin zu sagen: DieHerren waren systemrelevant – das ist wie mitden Banken und ihren Bänkern in der Banken-krise. Die Herren gehörten nämlich dem Hoch-adel an: Karl Graf zu Thun-Hohenstein demdeutschen und Tassilo Festetics de Tolna demungarischen. Ihr Oberbefehlshaber von Bene-dek, ihr Chef also, war ein gesellschaftlicherAufsteiger: Sohn eines Arztes, wurde er auf-grund seiner militärischen Leistungen in denniederen Adel erhoben.

Für den Kaiser war der Hochadel aber diewichtige Säule seiner Herrschaft, ohne die ersein brüchiges Vielvölkerreich nicht hätte zu-

sammenhalten können. Da hätte er sich nichthinstellen und sagen können: Diese Hochade-ligen, die mein System tragen, und zwar dieDeutschen und die Ungarn, die haben versagt.Denn dann passiert was?

Revolution!Dann kriegt er wieder eine Revolution, die

er vor 20 Jahren erst hatte, 1848. Wenn er zu-gesteht, dass seine systemrelevanten Elitendie Fehler begangen und für die Niederlagebei Königgrätz gesorgt haben – dann hätte ergenauso gut den Krieg fortführen können.

Und jetzt kommen wir zu den Preußen.Über die sagen die Österreicher, dass die

Preußen sensationell waren. Denn erstens hat-ten die mit Helmuth von Moltke ein Genie.Dann hatten sie eine hervorragend geölte mi-litärische Maschinerie – durch ihre berühmteHeeresreform – und drittens hatten sie nochdie bessere Bewaffnung: das mindestens soberühmte Zündnadelgewehr. „Da konnten wirgar nichts machen“, konnten die Österreichersagen: „Das war Genie gegen den Trottel. Unddie bessere Bewaffnung gegen die schlechtereBewaffnung.“

Und alles nur österreichische Propaganda,um das Volk still zu halten?

Die Preußen hatten zu dem Zeitpunkt ihrMoltkesches Generalstabswerk noch gar nichtfertig. Und da kriegen sie auf einmal aus WienErklärungen als Lobeshymnen serviert, vondenen sie selbst noch gar nichts gehört haben.Ob der Moltke wirklich ein Genie war? DerKönig von Preußen hat noch am Tag vor derSchlacht allen Kommandierenden Generälenunmissverständlich klarmachen müssen, dassMoltke den Oberbefehl hat. Einige der Gene-räle haben Moltke noch gar nicht gekannt. Ei-nige haben gesagt: Schön was der sagt – aberwer is´n das eigentlich?

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Und war er nun ein Genie?Was ist ein Genie? Niemand auf diesem Pla-

neten ist ein Genie und auch der Moltke nicht.Die Österreicher machen ihn zu einem. Daspreußische Zündnadelgewehr ist zu diesemZeitpunkt mehr als zwanzig Jahre alt, das istein altes Gerät. Den Österreichern waren imZuge der 1848er Revolution ein paar Exem-plare in die Hand gefallen. Die haben das Dingzerlegt, analysiert und festgestellt: interessant,aber brauchen wir nicht – taugt nichts. Undtatsächlich, wenn man sich mit dem Zündna-delgewehr mal näher befasst, stellt man fest:Es ist ein Hinterlader, das ist neu und wichtigfür diese Zeit, ich kann den nämlich schnellerladen. Aber das Ding schießt nicht allzu weit;ist treffgenau nur 150 Meter weit – aber nichtdarüber hinaus. Die Österreicher haben einanderes Gewehr, das ist noch ein Vorderlader,das Lorenz-Gewehr. Das schießt auf 300 Metertreffgenau. Das heißt: Ich als Österreicherhalte mir die Preußen deutlich auf Distanz;aber das mit dem Laden dauert halt länger.Also; die preußische Bewaffnung ist nicht bes-ser, ganz im Gegenteil – denn dazu kommt: Die

preußische Artillerie ist der österreichischenArtillerie unterlegen. Die Soldatenzahlen sindgleich, beide haben etwa eine Viertelmillionmit dabei.

Aber das Zündnadelgewehr wurde zueinem Mythos…

Richtig. Aber nochmal zurück zu dem dop-pelten Mythos. Die Preußen fangen jetzt an,an bestimmte Dinge zu glauben und die mitKöniggrätz zu verbinden: Getrennt marschie-ren, vereint schlagen! Sie hätten in Königgrätzgesiegt, weil sie mit drei Heeressäulen runter-marschiert wären und sich dort vereint hätten– den Feind umfasst in einer alles entscheiden-den, großen Umfassungsschlacht. Stimmt sovereinfachend aber schlicht nicht.

Und wie konnten die Mythen entstehen?Zum einen gab es keine zeitgenössisch-kri-

tische Aufarbeitung. Die „historische Wahr-heit“ ist hinten runtergefallen, weil eswichtigere Aktionen gegeben hat. Die Mythenpassten eben so gut in eine Zeit, wo die Preu-ßen schon kurze Zeit später den nächsten

Junge Vierte begegnet alter Achter: Hauptgefreiter Sebastian Kaup und Oberstleutnant Dr.Thorsten Loch – einst Chef der achten Kompanie des Wachbataillons und Herausgeber einesBuches zum 50. Geburtstag der Garde (2007).

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Krieg führen: den gegen Frankreich 1870/71.Zum anderen wollten die Preußen auf langeSicht die Österreicher als Verbündete sichern– und da waren die Mythen hilfreicher als die„militärischen Wahrheiten“. Und nach1870/71 hat sich kaum noch einer für 1866 in-teressiert; die Historiker auch nicht besonders.25 Jahre nach Königgrätz gibt es noch mal einkleines Jubiläums-Revival, und dann haben wirauch um 1900 eine erste geschichtswissen-schaftliche Auseinandersetzung. Und dannkommt der Erste Weltkrieg. Und danach küm-mert sich kein Mensch mehr um die Einigungs-kriege.

Also steht eine historisch seriöse Aufarbei-tung von Königgrätz noch aus?

Die steht noch aus, unserer Auffassungnach..

Also werden Sie jetzt die Wahrheit über Kö-niggrätz uns näher bringen...

Gibt es aus Sicht des Historikers die Wahr-heit? Die gibt es natürlich nicht. Aber wirhaben uns sehr intensiv mit der einzigen wirk-lich verlässlichen Quelle beschäftigt: den Ge-neralstabswerken. Und dann haben wir dieseSchlacht gleichsam rekonstruiert: auf Papier –und im Gelände. Und dann standen wir also inKöniggrätz und haben versucht, diese Schlachtnachzuvollziehen. Das ist uns auch gelungen.Nur wir stießen dabei auf Widersprüche. Weilsich vor Ort ganz bestimmte Dinge gezeigthaben, die mit dem, was alles so geschriebenwurde, nicht in Übereinstimmung zu bringenwaren.

Die Preußen haben das super gemacht; siemachten aber auch viele Fehler – und dieÖsterreicher machten noch mehr Fehler. Aberder große Vorteil der Preußen: Sie verfügenüber ein Führungssystem, das fehlertoleranterist. Und das deutet dann wirklich das GenieMoltkes an: Er vollendet die operativen IdeenScharnhorsts.

Wie das?Alle Armeen in Europa haben zwei Füh-

rungsebenen: die strategische und die takti-sche Ebene. Und Scharnhorsts Idee war dieEinführung einer Ebene dazwischen: die ope-rative Ebene – als Scharnier. Das vollendetMoltke in Königgrätz und deswegen gewinntPreußen die Schlacht ohne größere Schwierig-keiten. Den Österreichern fehlte diese opera-tive Ebene. Sie hatten aufgrund ihrerFührungsstruktur, davon sind wir mittlerweileüberzeugt, keine Chance. Die wurden ausma-növriert. Das preußische System war dem derÖsterreicher deutlich überlegen.

Was heißt das genau?(Lacht): Wir werden dieses Jahr einen Bei-

trag für einen Sammelband verfassen – denunser Zentrum, die Otto-von-Bismarck-Stif-tung und die Universität Wien über Königgrätzherausbringen. Und unsere Kernthese wirdder Unterschied dieser Führungsstrukturensein.

Und mehr wollen Sie jetzt nicht verraten?Gerne im nächsten Gardisten…

Und was sagen die Österreicher dazu?Die Österreicher sagen immer noch, dass

natürlich der Benedek die Schuld trägt. Diesind also unverändert auf dem Argumentati-onsmuster von vor 150 Jahren. Und weil siedie Schlacht nicht nachvollziehen, bewertensie auch ihren General falsch.

Was sagen die Österreicher zu Königgrätzin Ihrer und ihrer Kollegen Sichtweise?

Die sind erst sprachlos – und dann froh: weilihnen das nämlich ihr Alesia und ihr Selbstver-trauen wiedergibt.

Herr Oberstleutnant, wir danken Ihnen fürdieses Gespräch – und freuen uns auf dasnächste.

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24.04.2016: Militärische Ehren zur Begrüßung S. E. Barack Obama, Präsident der VereinigtenStaaten von Amerika, anlässlich seines Besuches in Hannover – Ehrenformation gestellt durch die

zweite Kompanie, kommandiert durch Oberstleutnant Patrick Bernardy, Herrenhäuser Gärten.

18.04.2016: Staatsbesuch S. E. Joko Widodo, Staatspräsident der Republik Indonesien – Ehrenformationgestellt durch die zweite und die vierte Kompanie, kommandiert durch Oberstleutnant Patrick Bernardy.

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19.04.2016: „Happy birthday!“ Gleich zwei Geburtstagskindern gratulierte BundeskanzlerinAngela Merkel am 19. April: dem Oberstabsgefreiten Rocco Bresch aus der zweiten Kompanie– und, hier zu sehen, dem Hauptgefreiten André Lonsky aus der Vierten.

24.05.2016: Generalleutnant Leo Beulen, Befehlshaber der Landstreitkräfte des König-reichs der Niederlande, legt am Ehrenmal der Bundeswehr im Berlin einen Kranz nieder.

Nächste Doppelseite: Helm ab zum Gebet! Großer Zapfenstreich in Neuburg an derDonau – zum 60-jährigen Bestehen der Luftwaffe.

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17.02.2016: Staatsbesuch S. E. Maithripala Sirisena, Präsident der Demokratisch-Sozialistischen Republik Sri Lanka – Ehrenformation gestellt durch

die fünfte Kompanie, kommandiert durch Oberstleutnant Patrick Bernardy.

22.01.2016: Ernennung der neuen Soldaten auf Zeit – im Von-Möllendorf-Saal. Der Gardist hatte investigativ seinen Chefreporter entsandt.

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13.04.2016: Großer Zapfenstreich für General Philip Mark Breedlove, Supreme AlliedCommander Europe – Ehrenformation gestellt durch die zweite, die dritte und die vierteKompanie, kommandiert durch Oberstleutnant Patrick Bernardy.

11.04.2016: Staatsbesuch S. E. Enrique Peña Nieto, Präsident der Vereinigten Staaten vonMexiko, und seiner Gattin Angélica Rivera de Peña – Ehrenformation gestellt durch die zweite,die dritte und die vierte Kompanie, kommandiert durch Oberstleutnant Patrick Bernardy.

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„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,sondern das Schüren der Flamme.“ (Jean Jau-rès, französischer Philosoph und Politiker, 1859bis 1914; aus: "Duden Zitate und Aussprü-che".)

Die Garde stellt zweifelsohne einen beson-deren Verband in den Strukturen des Österrei-chischen Bundesheeres (ÖBH) dar. Sie isthauptverantwortlich für die Repräsentationder Republik Österreich und des Bundeshee-res. Daraus ist ein breitgefächertes Aufgaben-spektrum abzuleiten. Die Garde ist ein eigenerTruppenkörper im Österreichischen Bundes-heer, der ausschließlich in der Maria-There-sien-Kaserne in Wien stationiert ist.

Zu Zeiten der Monarchie gab es keine ei-gentlichen dauerhaften Gardetruppen inÖsterreich. Am 19. März 1802 wurde unterKaiser Franz II. die „k.k. Hofburgwache“ inDienst gestellt. Am 1. September 1884 wurdediese unter Kaiser Franz Josef I. zur „k.u.k.Leibgardeinfanteriekompanie“ umgewandelt(bis 1918). Aufgabe war es, die Residenz (Sitzdes Kaisers und der kaiserlichen Familie) zu be-wachen und zu schützen. Am 1. März 1935

wird in der Ersten Österreichischen Republik(1920 bis 1938) ein "Österreichisches Garde-bataillon" aufgestellt. Im Jahr 1957 wird zwölfJahre nach Gründung der Zweiten Österrei-chischen Republik die heutige Garde aufge-stellt. Diese ist daher anzusehen alsNachfolgetruppenkörper der k.k. Hofburgwa-che von 1802, der Leibgardeinfanteriekompa-nie von 1884 und des ÖsterreichischenGardebataillons der Ersten Republik (1935 bis1938).

Als Eliteverband repräsentiert einerseits dieGarde heute die Republik Österreich und dasÖsterreichische Bundesheer nach außen, undhat darüber hinaus die Aufgaben eines Ver-bandes der infanteristischen Kampftruppenwahrzunehmen. Sie wird geleitet von Traditi-onsbewusstsein und Zukunftsorientierung.

Alljährlich rücken zur Garde an sechs Einrü-ckungsterminen (Jänner/Januar, März, Mai,Juli, September und November) rund 1.800Grundwehrdiener ein – in der Sprache derBundeswehr: "Grundwehrdienstleistende".Deren Ausbildung ist fest vorgegeben, zeitin-tensiv und erfordert sowohl vom jungen Re-kruten wie vom Kaderpersonal (Bundeswehr:

Ehre und PflichtGarden der Welt: Die Garde aus Wien

Eine mehr als 200 Jahre währende Tradition: Österreichs Gardisten sind die Nachfolger der„k.k. Hofburgwache“, die Kaiser Franz II. am 19. März 1802 in Dienst gestellt hat.

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Ausbildungspersonal) höchsten Einsatz. DieSystematik von sechs Einrückungsterminen imJahr und der hohe Bedarf an Funktionssolda-ten im Bereich des Militärkommandos Wienergeben, dass sich ständig drei verschiedeneEinrückungstermine im Stand der Garde befin-den.

Nach zehn Ausbildungswochen muss die„junge“ Garde-Kompanie ihre Repräsentati-onsfähigkeit beweisen (Bundeswehr: Proto-kollbesichtigung). Besteht sie dieseÜberprüfung, verleiht der Garde-Komman-dant das scharlachrote Barett. In der weiterenAusbildung werden die Zusammenarbeit mitder Exekutive (sicherheitspolizeiliche Einsätze)und die Vorbereitung auf die Grenzraum-Überwachung intensiviert.

Seit 1990 wurde die Garde regelmäßig zumAssistenzeinsatz der Grenzraumüberwachungim Burgendland beziehungsweise an derMarch, einem Nebenfluss der Donau, heran-gezogen (bis 2010). In diesen 20 Jahren hat dieGarde zweimal ein Assistenzkommando ge-stellt und über 60 Mal Garde-Kompanien ent-sandt, jeweils etwa 150 Mann stark; insgesamtalso an die 10.000 Gardisten an der Grenze.Die Miliz der Garde leistet dabei einen unver-zichtbaren Beitrag.

Die Garde erfüllt als ein Verband der infan-

teristischen Kampftruppen folgende Aufträge:Repräsentationsaufträge mit dauernd verfüg-baren, bis zu bataillonsstarken Kräften (etwa200 Soldaten); Einsatzaufgaben im Rahmenvon Assistenzleistungen als leichter Infanterie-verband (ca. 400 Soldaten); Einsatzaufgaben„Schutz“ nach Mobilmachung als leichter In-fanterieverband mit bataillonsstarken Kräften(Stabskompanie, vier Garde-Kompanien, rund1.000 Soldaten).

Die wesentliche Herausforderung bestehtdabei darin, dass sich ständig Teile im Reprä-sentationseinsatz befinden. So gilt es fortwäh-rend, höchste Professionalität, Präzision derPlanung, aber auch Selbstdisziplin zu vernet-zen. Auf Grund des nur sechsmonatigenGrundwehrdienstes stellen die Rahmenbedin-gungen zusätzlich eine große Herausforderungdar und erfordern zu deren Bewältigung dieuneingeschränkte Leistungsbereitschaft allerBeteiligten.

Die Erfahrung zeigt: Soldatische Grundtu-genden, wie eingeübt formell entsprechendesAuftreten, Pünktlichkeit und Kameradschaft,bilden die Basis vieler militärischer Abläufe.Daher ist es auch nicht verwunderlich, dassnach abgeschlossener Parade-Grundausbil-dung weitere Ausbildungsziele relativ schnellzu erreichen sind: denn bei der Gefechtsaus-

Was dem Wachbataillon sein Drillteam, ist der Wiener Garde das "Kader-show-Team" – auch auf dem Gardeball 2015 schwungvoll zu bewundern…

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bildung wie bei anderen Abläufen kommt esletztendlich genau auf diese Tugenden an.Dies konnte die Garde bei Übungen und Ein-sätzen der letzten Jahre im In- und Auslanddes Öfteren unter Beweis stellen.

Zur Durchführung des Repräsentationsauf-trages steht der Garde das "Sturmgewehr StG58" zur Verfügung. Dieses Sturmgewehr wird

im Österreichischen Bundesheer ausschließ-lich von der Garde eingesetzt. Für den infan-teristischen Auftrag "Schutz" wird hingegendas Standard-Sturmgewehr des ÖBH das"Sturmgewehr StG 77" verwendet.

Neben dem regulären Repräsentationsauf-trag verfügt die Garde über ein so genanntes"Kadershow-Team", das mit dem Drillteam desWachbataillons vergleichbar ist. Sein besonde-res Leistungsvermögen konnte das Kader-show-Team beim Auftritt auf dem Gardeball2015 zur Freude aller Gäste mit Bravour unterBeweis stellen. Neben all diesen Aufgaben sindGarde-Soldaten aller Dienstgrade seit Jahr-zehnten auf vielfältige Weise auch im sozialenBereich eingesetzt; am bekanntesten ist dieMitarbeit bei der Aktion des Österreichischen

Rundfunks „Licht ins Dunkel“, der Einsatz derGarde-Musik zugunsten von „Rettet den Ste-phansdom“, von SOS-Kinderdörfern und dieMitarbeit beim „Schwarzen Kreuz“, der öster-reichischen Kriegsgräberfürsorge.

Die Garde-Musik – ein wesentlicher Teil un-seres Verbandes – ist sowohl national wie in-ternational bekannt. Immer wieder setzen

unsere hervorragen-den Musiker Aktivitä-ten im WienerKulturleben.

Mehrfach habenGarde-Musiker Öster-reich im Ausland beiinternationalen Mili-tärmusiktreffen inTunis, Oslo, Moskau,Rom, Modena und anvielen anderen Ortenerfolgreich vertreten.Neben der Repräsenta-tion und den Konzer-ten ist dieGarde-Musik als Mu-sikschule des Österrei-

chischen Bundesheeres von großerBedeutung. Sie leistet damit einen wesentli-chen Beitrag zur Belebung des Blasmusikwe-sens in Österreich.

Daher gilt: Die Wahrnehmung der Reprä-sentation in vollen Umfang, zusätzlich die Mu-sikausbildung für das gesamte ÖsterreichischeBundesheer, sowie das Bereitstellen allerKräfte für Aufgaben unterschiedlichster Inten-sität wird auch in Zukunft, fordernd wie bisher,den dienstlichen Alltag der Garde prägen; stetsgetreu unserem Wahlspruch seit 1935/1957:"Österreichs Garde – Ehre und Pflicht."

Oberstleutnant Alexander Eidler(von der Wiener Garde) und Kapitänleut-nant Patrick Gallus (vom Wachbataillon)

Hilfe für behinderte Menschen: Wiener Gardisten wirken bei der Aktion„Licht ins Dunkel“ des Österreichischen Rundfunks mit – bei der jedesJahr Millionen für Sozialprojekte gesammelt werden.

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Am 11. Mai traf sich in Erfurt bei der Kon-rad-Adenauer-Stiftung eine Diskussionsgruppe– Thema: das Verhältnis von Bundeswehr undGesellschaft. Ein Miss-Verhältnis? Immer wie-der wird in Studien, damit also wissenschaft-lich fundiert, festgestellt: Unsere Bundeswehrwird gesellschaftlich hoch anerkannt und ge-nießt insgesamt sehr viel Vertrauen – die Bun-deswehr insgesamt, wie auch der einzelneSoldat.

Doch wurde in Erfurt die Frage aufgewor-fen, was dies für die Truppe bedeutet? Dennganz offensichtlich bedeuten Anerkennungund Vertrauen nicht, dass die Bürger auchdeutlich ihre Verbundenheit mit den Männernund Frauen in Flecktarn zeigen. Eher erlebendie Soldaten freundliches Desinteresse der Öf-fentlichkeit an sich und ihren Aufgaben. Undmanchmal pure Ablehnung – wenn nicht nochSchlimmeres. So schilderte der Moderator der

Erfurter Diskussion, Klaus Pokatzky, Mitgliedder Redaktionsleitung des Gardisten, wie vordrei Jahren Soldaten des Wachbataillons vonPassanten angespuckt wurden, als sie in Ber-lin-Pankow für den „Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge“ sammelten.

Um dieses zwiespältige Verhältnis zu be-leuchten, trafen sich also in Erfurt zum Mei-nungsaustausch: Oberst Norbert Reinelt, derKommandeur des Landeskommandos Thürin-gen; Christian Herrgott, einst Hauptmann imErfurter Führungsunterstützungsbataillon undnun CDU-Abgeordneter im ThüringischenLandtag; und die Diplomsoziologin MeikeWanner vom Zentrum für Militärgeschichteund Sozialwissenschaften der Bundeswehr inPotsdam.

Als Einstieg stellte Meike Wanner noch ein-mal eingehend eine der wissenschaftlichenStudien vor, die jährlich das Vertrauen der Bür-

Wir Soldaten werden von der Gesellschaft hoch anerkannt……oder etwa doch nicht? – Eindrücke von einer Diskussion in Erfurt

Bundeswehr und Gesellschaft – von links nach rechts: Oberst Norbert Reinelt, Kommandeurdes Landeskommandos Thüringen; Klaus Pokatzky (nie ohne gotisches „W“); Meike Wanner,Diplom-Soziologin am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundes-wehr (ZMSBW); Christian Herrgott, Thüringer Landtagsabgeordneter (CDU); Maja Eib, Lan-desbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung für Thüringen.

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ger in die Bundeswehr empirisch feststellen.In dieser im November 2015 veröffentlichtenUntersuchung zeigte sich: Das Sicherheitsge-fühl des Bürgers hat sich deutlich verschlech-tert – unter dem Eindruck von Flüchtlingskriseund zunehmendem Konflikt mit Russland. Zu-gleich regt sich im Umkehrschluss in der Ge-sellschaft das Bedürfnis, dass Deutschlandinternational mehr Verantwortung überneh-men solle; derzeit sind zwei Drittel der Befrag-ten dieser Ansicht. Interessanterweisebedeutet dies aber nicht unbedingt das aktive,auch militärische Eingreifen in Krisen – son-dern Katastrophenschutz und Friedenssiche-rung mit politischen Mitteln oder derDiplomatie. Nur gut die Hälfte der Bevölke-rung hält demnach Stabilisierungs- oderKampfeinsätze für legitim oder notwendig.

Befragt nach der persönlichen Einstellungzur Bundeswehr, geben überwältigende 80Prozent der Befragten an, dass sie eine posi-tive Grundeinstellung zum Militär haben – undgenauso viele sagen, dass sie Vertrauen in un-sere Streitkräfte haben. Außerdem zeigt dieStudie, dass die Bevölkerung mehrheitlich derMeinung ist, die Anzahl der Soldaten und derVerteidigungsetat sollten unter dem Gesichts-punkt der gegenwärtigen Sicherheitslage er-höht werden.

Nackte Zahlen – und die Realität...

Soweit die nackten Zahlen. In der anschlie-ßenden Diskussion wurde dieses Bild dochsehr differenziert und mit der Realität für nichtvereinbar erklärt: Sowohl von Meike WannersMitdiskutanten als auch von den meisten Gäs-ten aus dem Publikum, die sich zu Wort mel-deten. So wurde etwa darauf hingewiesen,dass die Bundeswehr mit dem Aussetzen derWehrpflicht und ihrer stetigen Verkleinerungan Verankerung in der Gesellschaft verlorenhabe – und somit die große Masse der Bevöl-kerung überhaupt gar nicht mehr in Kontakt

mit Soldaten komme. Zu Wehrpflichtzeitenwar dies anders, betonte Oberst Reinelt: "dieVerankerung war vollkommen". Jeder jungeMann habe sich Gedanken machen müssen,ob er zur Armee gehe und dies mit seiner Fa-milie besprochen.

Aber, nachdem die Wehrpflicht "militärischsinnlos" geworden sei und ausgesetzt wurdehabe sich die Lage für jede Familie und die Ge-sellschaft insgesamt verändert. So verschwan-den nach und nach die uniformiertenWochenendpendler von den Bahnhöfen, diegrünen Autos von den Straßen und die Zahlder Öffentlichen Gelöbnisse ging nach undnach zurück. Die Berührungspunkte der Bür-ger mit "ihrer" Bundeswehr seien somit in derFläche verloren gegangen – und wie soll manauf etwas stolz sein, das man nicht wahr-nimmt?

Der Kommandeur des LandeskommandosThüringen, Oberst Reinelt, beklagte aber auch,dass unsere Soldaten leicht in den Ruf einer"Söldnermentalität" gerückt werden. NachAussetzung der Wehrpflicht ist ja nun jedervöllig freiwillig bei der Bundeswehr – und zuseinem Berufsbild gehört auch, dass er damitrechnen muss, in lebensgefährliche Auslands-einsätze geschickt zu werden. Die Bürger stell-ten zwar eine Verschlechterung derSicherheitslage fest – aber dies heiße nicht,dass der Einzelne deshalb auch Verantwortungübernehmen wolle, um daran etwas zu än-dern. Zudem sei die öffentliche Meinung auchsehr stark geprägt von einer sehr lautstarkenpazifistischen Minderheit. Dies sei zum Bei-spiel festzustellen bei Katastropheneinsätzenim Inland. Hier freue sich jeder Bürger, wenner die Bundeswehr beim Helfen sieht; schließ-lich werde den Soldaten eine hohe Führungs-fähigkeit, Autorität und Organisationstalentzugesprochen, um die Notlage schnell abzu-stellen; es wird sogar laut nach den helfendenSoldaten gerufen. Aber ist der Hilfseinsatz be-endet und der „Hauptsache-mir-geht's-gut“-

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Zustand wiederhergestellt: verschwinde dasInteresse an der Armee sofort wieder und ne-gative Kritik an Soldaten, Bundeswehr und Ein-sätzen werde erneut medienwirksamgeäußert und dargestellt. Positives an der Bun-deswehr finde hingegen kaum Aufmerksam-keit.

Ein pazifistisches Umfeld erschwert derBundeswehr auch zunehmend die Öffentlich-keitsarbeit und das Rekrutieren junger Men-schen. Die Arbeit von Jugendoffizieren anSchulen wird behindert und Auftritte der Kar-riereberater auf Messen werden gestört. Undwas bewirken da die Werbekampagnen derBundeswehr? Sie verfehlen oft die Zielgruppe.Das konnte der Autor dieses Beitrags zumin-dest war von drei Abiturienten hören, die zuder Erfurter Diskussion gekommen waren: Die"Mach was wirklich zählt"-Kampagne seiwenig ansprechend und ohne Aussage. Dastellt sich die Frage: Wenn drei junge Men-schen, die an einer Karriere beim Bund inte-ressiert sind und ihr positiv gegenüberstehen,diese Werbekampagne nicht verstehen – wiesoll dies dann erst Menschen gehen, die kei-

nen Zugang zur und kein Interesse an der Bun-deswehr haben?

Dem großen Tenor zwischen Plenum undPodium lässt sich aus dem Abend mitnehmen,dass die Bundeswehr und ihre Angehörigendurchaus Besonderheiten vorweisen können,die die breite Öffentlichkeit schätzt. Dies mussbesser vermittelt werden, damit daraus einebreite gesellschaftliche Akzeptanz entstehenkann. So wurde beispielsweise angeregt, dentoleranten Umgang mit Minderheiten wieMigranten und Angehörigen von religiösenMinderheiten oder Schwulen und Lesben of-fensiver in der Öffentlichkeit zu verbreiten.Das würde etwa dem eher bundeswehrfernenbürgerlich-grünen Bildungsbürgertum eingänzlich ungewohntes Bild unserer Armee ver-mitteln. Schließlich kann die Truppe für sich inAnspruch nehmen, dass in ihr – durch Para-graph 12 des Soldatengesetzes (Pflicht zur Ka-meradschaft) in Verbindung mit der Institutiondes Wehrbeauftragten des Deutschen Bundes-tages – ein Respekt gegenüber Angehörigenvon Minderheiten festgeschrieben ist (undeingefordert werden kann!), wie das bei kei-

Studien sind das eine – die Wahrnehmung von Soldaten sind das andere: Über das zwiespältige Verhältnis, wie es um die Bundeswehr und die Gesellschaft bestellt ist, wurde bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Erfurt diskutiert.

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nem anderen Arbeitgeber in der Bundesrepu-blik zu finden ist: ein großes Plus.

Generell wurde bei der Erfurter Diskussioneine bessere Öffentlichkeitsdarstellung in allenThemenbereichen der Bundeswehr ange-mahnt. So sollen Kampfeinsätze und derenNotwendigkeit dem Bürger besser erklärt wer-den, damit dieser ein besseres Verständnisdafür entwickeln kann. Aber die Bundeswehrsollte auch deutlicher machen, dass für Sys-

temfehler nicht die Armee verantwortlich ist– sondern die Politik, deren verlängerter Armwir Soldaten sind und die uns die Rahmenbe-dingungen diktiert.

Denn solche Erklärungen könnten mehr Ak-zeptanz schaffen, in sämtlichen Fragen die dieBundeswehr betreffen: eine Akzeptanz, dieuns Soldaten und der Truppe nur guttun kann.

Hauptgefreiter Sebastian Kaup

Ein historischer Tag für die Garde: Am 16. Februar 2016 erhielt das Wachbataillon – entspre-chend der Änderung in der Soll-Organisation – das erste geschützte Transportfahrzeug für diesechste Kompanie ausgeliefert. Anlass, dieses einmalige Ereignis in der bisherigen Geschichtewürdig zu begehen. Vor den angetretenen Soldatinnen und Soldaten nahm unser Kommandeur,Oberstleutnant Patrick Bernardy, sogleich die Taufe vor. Unser erstes geschütztes Fahrzeug er-hielt den angemessenen Namen „Graf von Eulenburg“ oder in seiner Kurzversion: „Eule“ – an-gelehnt an den Spitznamen, den die Soldaten des Ersten Garde-Regiments zu Fuß für ihrenKommandeur vergeben hatten. Semper talis: Eule!

Hauptmann Ernst Schüßling

Vermischtes aus der Garde:Semper talis: Eule!

Ein neues Mitglied wird in der Gardisten-Familie begrüßt

Honi soit qui mal y pense: Ein besseres Motto als die Devise des englischen Hosenbandor-dens kann es gar nicht geben – wenn der Kommandeur der Garde, Oberstleutnant PatrickBernardy, stilvoll das neueste Fahrzeug der sechsten Kompanie tauft. Ein Hoch auf dieSechste (!) – ohne die dieser Gardist nur halb so umfangreich wäre…

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Im 95. Jahr des Sempertalis Bundes kehrt ein wah-res Relikt in seine Heimat zu-rück: ein Überbleibsel aus längstversunkenen Zeiten! Fast wurde ichzum Detektiv – als ich im April, ineinem Hamburger Auktionshaus, eineSpur zu Hinterlassenschaften des Sem-per talis Bundes aus seiner Frühzeit ent-deckte.

Die damalige Ortsgruppe Bielefelddes Semper talis Bundes hattenämlich 1925 beschlossen, sicheine Semper talis-Fahneanzuschaffen. Nach derdamaligen Sat-zung war diesaber nur mög-lich, wenn derBundesvorstanddes Semper talisBundes diesemVorhaben seineZustimmung er-teilte. In der Aus-gabe des Sempertalis Blattes heißt esdazu im Jahr 1926:„Die Belastung dersehr hohen Anschaf-fungskosten sindnunmehr überwun-den und die Weiheder neuen Standarteist erfolgreich gelun-gen.“

Und damit ein Zeit-sprung ins Hier und Jetzt, ins Jahr 2016und zum Hamburger Auktionshaus. Der

Auktionator ließ sich auf keingütliches Angebot ein – dierechtlichen Bestimmungen mit

ihren Fallstricken gut kennend.Nach mehr als 90 Jahren konnten wireben nicht nachweisen, dass der Sempertalis Bund Besitzer dieses einzigartigenStückes seiner eigenen (!) Geschichte ist.

Nach einigem Hin und Her mussten wiruns dann darauf verständigen, die Stan-

darte zurückzukaufen. Wie immerauch die Rechtslage sein mag:

drei Juristen – sechs Mei-nungen…

Von seinemursprünglichenPreisvorschlagwich das Aukti-

onshaus dannaber immerhinzurück und er-möglichte unsden Rückkauf zubesonders güns-

tigen Bedingun-gen.

So ist der Sem-per talis Bundglücklich, heuteeinen Schatzalter Tage wie-

dererhalten zuhaben, der einenbesonderen Platzin unserer Samm-

lung finden wird.

Hauptmann (Sherlock) Ernst Schüßling

Vermischtes aus der Garde:

Wenn der S 1 zum Detektiv wird…Der Semper talis Bund bekommt eine einzigartige Standarte zurück

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Klaus Pokatzky: Ein gutes Jahr als Kom-mandeur des Kommandos Territoriale Aufga-ben der Bundeswehr – was war dabei derschönste Tag in der Julius-Leber-Kaserne?

Generalmajor Jürgen Knappe: Der schönsteTag war natürlich die Übergabe des Komman-dos an mich – weil sich damit für mich ein gro-ßer Traum erfüllt hat. Als neuer

Divisionskommandeur war der Anblick der an-getretenen Truppe für mich sehr bewegend.Schön war auch, dass meine Frau und meinebeiden erwachsenen Söhne unter den Gästenwaren und diesen Tag mit mir gemeinsam er-leben konnten. Einen kleinen wehmütigenMoment hatte die Zeremonie allerdings fürmich als langgedienten Luftwaffen-Soldat.

„Das Wachbataillon ist natürlich das Aushängeschild!“Eine Bilanz nach einem Jahr im Amt des KommandeursTerritoriale Aufgaben der BundeswehrGARDISTEN-Gespräch mit Generalmajor Jürgen Knappe

Generalmajor Jürgen Knappe vor einem Erinnerungsschild an den Isaf-Einsatz: „Da steht ‚Stop –militärischer Sicherheitsbereich‘, geschrieben auf Dari, Englisch und Deutsch. Es sollte entsorgt wer-den, und so nahm ich es mit und ließ es mir später schön einrahmen. Seitdem begleitet es mich.“

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Das klingt doch aber alles sehr schön – undnoch nicht nach einem wehmütigen Mo-ment…

Ja, sehen Sie, das betrifft den Ablauf der Ze-remonie. Bei der Luftwaffe schreitet der über-gebende Vorgesetzte gemeinsam mit demneuen und dem scheidenden Kommandeurdie Front der angetretenen Soldatinnen undSoldaten ab. Das ist beim Heer und in derStreitkräftebasis nicht so, und das fehlte mir,um meinen Traum komplett zu erfüllen.

Aber dann wird der General Knappe ja viel-leicht irgendwann nicht nur zwei goldeneSterne tragen – und kann dann dafür sorgen,dass diese schöne Sitte der Luftwaffe auch beiHerr und der Streitkräftebasis Einzug halten…

Kein Kommentar (lacht)… Ich bin zufriedendamit, wie es ist.

Aber Ihren Lebenstraum müssten Sie unsbitte noch beschreiben.

Ich bin fast vierzig Jahre Soldat, seit 1977.Ich komme aus der Luftwaffen-Sicherungs-truppe. Da hatte ich das Glück, dass ich fastalle Führungsverwendungen durchlaufenkonnte: Zugführer, Kompaniechef, Bataillons-kommandeur. Ausgenommen blieb nur die Re-gimentsebene. Dafür durfte ich alsstellvertretender Befehlshaber im Wehrbe-reichskommando II in Mainz zwei Feldjägerba-taillone und Truppenübungsplätze führen.Und das war dann doch wieder vergleichbarmit der Regimentsebene.

Und dann kommt die Divisionsebene.In Zeiten, in denen Divisionen immer weni-

ger werden, eine Division führen zu dürfen, istfür mich eine ganz große Ehre. Ich habe insge-samt rund 13 Jahre im Ministerium gearbeitetund da meinen Beitrag zu konzeptioneller Ar-beit geleistet. Nun kann ich den Truppenteilenvermitteln, wie wichtig mir das ist, was sie tun.

Vor allem den Mannschaften, Unteroffizieren,Feldwebeln und Offizieren in der Fläche. Siesind die Träger unserer Leistungsfähigkeit.Damit spreche ich für die gesamte Führungs-ebene, die ich vertrete.

Was ist Ihnen denn besonders wichtig?Die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr

hängt davon ab, wie gut Truppe vor Ort funk-tioniert: wie gut eine Gruppe ist, wie gut einZug ist, wie gut eine Kompanie ist, wie gut einBataillon ist. Bei meinem letzten Besuch ineinem meiner ABC-Bataillone in Bruchsalhaben mir die Kompaniechefs unisono gesagt:„Die Regelungsdichte wird immer größer;immer mehr Aufträge, immer mehr Dinge, diezu beachten sind. Aber, Herr General: Es funk-tioniert – weil unsere Soldaten funktionieren.“Das hat mir sehr imponiert. Vor allem weil„Funktionieren“ bedeutet, dass die Soldatenund Soldatinnen ihren Dienst gerne leistenund überzeugt von ihm sind.

Mit „Regelungsdichte“ meinen Sie Vor-schriften?

Am Beispiel eines Kompaniechefs wirdschnell deutlich, wie hoch die Erwartungenund Anforderungen heute sind. Überspitzt ge-sagt: Der Kompaniechef von heute muss dieQualifikation für die Olympischen Spiele mit-bringen. Er muss körperlich und geistig topfitsein, er muss am PC topfit sein, er musssprachlich top ausgebildet sein – Englisch istein Muss, eine zweite oder gar dritte Fremd-sprache wünschenswert. Er muss darüber hi-naus natürlich fachlich und truppendienstlichtop qualifiziert und erfahren sein und seinerRolle als fürsorglicher und vorbildlicher Vorge-setzter vollends gerecht werden. Von all dembin ich überzeugt, und all das ist heute unab-dingbar.

Aber der Chef von heute muss das ebenalles hinkriegen – und zwar unter einer ganz

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anderen Regelungsdichte, als ich sie als Kom-paniechef erlebt habe. Aber in einem Punkt istalles gleichgeblieben: Auch ich habe als Chefgeklagt, so wie die Chefs heute klagen. Das ge-hört zum Chef-sein wohl dazu…

Worüber haben Sie am meisten geklagt?Ich habe eher kritisiert als geklagt. Zum Bei-

spiel die oft zu viel intensive Dienstaufsicht. Esging dabei in erster Linie um Kontroll-Dienst-aufsicht.

Mir wurde in jüngeren Jahren oft das Gefühlvermittelt, dass Dienstaufsicht vor allem dazudient, mir Fehler aufzuzeigen – und wenigerdazu, mir helfend zur Seite zu stehen. Dashandhaben heute Vorgesetzte anders. Dashabe ich als Bataillonskommandeur schon an-deres erlebt. Ich denke, da haben wir einedeutliche positive Entwicklung gemacht.

Wie hat sich die Bundeswehr denn noch soverändert in diesen fast vier Jahrzehnten?

Die Bundeswehr hat sich immer wieder ver-ändert. Die Geschichte der Bundeswehr isteine einzige dauernde Veränderungsge-schichte; sie ist auch eine dauernde Anpas-sungsgeschichte. Anpassung daran, wie sichdie Anforderungen und die Gesellschaft ver-ändern. Wir sind ein Spiegelbild der Gesell-schaft.

Ein Beispiel bitte!Als ich angefangen habe, gab es einmal in

der Woche einen Beercall mit dem Komman-deur und einmal in der Woche Sport mit demKommandeur. Das gibt es heute so nicht mehr.Ich sage das aber nicht wehleidig; sondern: dieGesellschaft verändert sich und darauf musssich auch die Bundeswehr einstellen. Aber

„Das Wachbataillon ist natürlich das Aushängeschild der Bundeswehr. Und wenn ich dasWachbataillon bei einem Großen Zapfenstreich aufmarschieren sehe, dann berührt mich dasauch emotional, weil ich es beeindruckend finde. Ja!“

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wenn wir Alten klagen: Wie schön das damalswar, und wie gut das alles funktionierte, dannmuss man heute nur in die Auslandseinsätzegehen. Dort erlebt man, wie gut die Bundes-wehr funktioniert – auch und gerade im Hin-blick auf Kameradschaft. Da mögen wir Altengelegentlich klagen, dass die vermeintlich klas-sischen Werte heute nicht mehr den Stellen-wert haben, wie in unserer soldatischenJugend. Aber in den Einsätzen funktionierensie tadellos: unsere alten klassischen Werte.

Ist denn einer Ihrer Söhne dem Vater ge-folgt – und Soldat geworden?

Nein.

Bedauern Sie das? Nein.

Na!Sicher hätte ich mir gewünscht, dass meine

Söhne ebenfalls Dienst in der Bundeswehr ge-leistet hätten, aber das ist aus unterschiedli-chen Gründen nicht so gekommen. Für michwar es immer wichtig, dass meine Söhne ihreBerufswahl eigenständig treffen und weniger,sie von meiner Entscheidung zu überzeugen.

Aber dafür haben Sie einen Neffen bei derBundeswehr, ebenfalls ein Luftwaffen-Siche-rer; Ihr älterer Bruder ist letztes Jahr als Luft-waffen-Oberst pensioniert worden; Ihr Vaterwar schon Luftwaffen-Oberst. Welche Rollehat das gespielt?

Für mich überhaupt keine. Ich wollte an-fangs nicht dauerhaft zur Bundeswehr. Und ichhabe immer wieder deutlich und kritisch hin-terfragt, ob ich das zu meinem Lebensberufmachen will. Erst im Laufe der Dienstzeit, nachdem Studium und der ersten Truppenverwen-dung als Zugführer im Ausbildungsregiment,wurde mir bewusst, was das für ein Berufsbildsein könnte. Mir wurde klar, dass das doch

genau das richtige für mich ist und so wurdeich Berufssoldat.

Was waren das genau für Situationen, indenen Sie die Uniform noch mal kritisch aufden Prüfstand gestellt haben?

Das war zum Beispiel während des Pädago-gik-Studiums, 1978 bis 1981, und ich denke,das ist typisch für die Studienzeit, weil dabeinatürlich auch ethische und philosophischeFragen aufkommen, und man den doch eherkonservativ ausgelegten Beruf des Soldatenhinterfragt.

Später war ich im Flugkörpergeschwader 2in Geilenkirchen, einem Pershing-Verband miteiner nuklearen Komponente. Das war in derZeit, in der heftig über den Nato-Doppelbe-schluss gestritten wurde und die Friedensbe-wegung eine große Rolle in unsererGesellschaft spielte. Vor diesem Hintergrundkommen Sie automatisch dahin, sich kritischmit der damaligen Abschreckungsstrategie be-fassen, die ja entscheidend auf dieser nuklea-ren Komponente beruhte. Ein weiteres Malhabe ich meinen Werdegang vor der General-stabsausbildung kritisch hinterfragt. Damalshabe ich mit meiner Frau, die Lehrerin ist, sehrgenau überlegt: Wollen wir das auf Dauer?Wir sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekom-men, dass wir das so wollen – und dass wir dasso machen.

So, wie Sie das jetzt erzählen, klingt dasaber so, als wären Sie über diese Prüfungenrecht glücklich?

Ja, aber sicher doch! Ich stehe zu meinemBeruf; ich bin glücklich in meinem Beruf. Unddas kann ich so nur, weil ich mich ein paar Malin meinem beruflichen Leben mit solchengrundsätzlichen, kritischen Fragen beschäftigthabe. Wenn Sie die schließlich zugunsten IhresSoldatenberufes beantworten, dann könnenSie wirklich dazu stehen.

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Aber ganz hypothetisch: Wenn Ihr Vaternicht Offizier bei der Luftwaffe gewesen wäre– wären Sie dann wirklich den gleichen Weggegangen?

Wahrscheinlich nicht. Ich hätte mich viel-leicht nie an der damaligen Offizierbewerber-prüfzentrale beworben und möglicherweisenur die Wehrpflicht absolviert. Letztlich kannich das heute nicht mehr genau beantworten,sicher ist aber: An keiner dieser Stationen, dieich durchlaufen habe, hat mein Vater eineRolle gespielt. Das habe ich immer für mich al-leine entschieden.

Wie entspannt der hinterfragende GeneralKnappe; was machen Sie, wenn Sie abschal-ten wollen?

Ich kann zu Hause, gemeinsam mit meinerFrau, gut abschalten. Ich lese gerne, Krimis,Tom Clancy zum Beispiel. Meine Frau und ich

wandern gerne. Zwischen Auslandsurlaubenreisen wir meist für eine Woche im Jahr zumWandern entweder nach Südtirol oder an dieNordsee. Das ist für mich Entspannung.

Von der Entspannung zur Dienst-Anspan-nung: Für welchen Bereich genau sind Sie ver-antwortlich, was verbirgt sich hinter demKommando Territoriale Aufgaben der Bun-deswehr?

In meinem Kommando ist nahezu alles zu-sammengefasst, was einen territorialen Bezughat. Dazu zählt natürlich das Wachbataillon,aber auch die ABC-Abwehrtruppe, das Zen-trum Operative Kommunikation, die Feldjäger,das Zentrum Zivil-Militärische Zusammenar-beit, alle Truppenübungsplätze sowie die Lan-deskommandos. Über die Landeskommandoshabe ich zudem die truppendienstliche Ver-antwortung für die Jugendoffiziere, die Fami-

„Ich bin glücklich in meinem Beruf.“

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lienbetreuungszentren und die Sportförder-gruppen. Dabei spielt auch die Reserve eineganz herausragende Rolle.

Was bedeutet „territorialer Bezug“?Es gab ja früher mal das sogenannte Terri-

torialheer. Das waren die Bereiche, die zustän-dig waren für die Aufgaben innerhalbDeutschlands, die also nicht eingesetzt warenin der klassischen Landesverteidigung oder inAuslandseinsätzen. Alles, was man so als klas-sische territoriale Landesaufgaben versteht, istgeprägt durch den Bereich der zivil-militäri-schen Zusammenarbeit. Das ist das Herzstückmeines Kommandos. Aufgabe ist es, über dieLandeskommandos die Koordination mit denzivilen Verwaltungsebenen zu führen, also mitden Ländern. Das Landeskommando ist derAnsprechpartner der Bundeswehr für die Lan-desregierungen.

Das heißt, wenn es mal wieder ein Hoch-wasser gibt, haben Sie den obersten Hut auf?

Den obersten Hut hat der Inspekteur derStreitkräftebasis auf; er ist der nationale terri-toriale Befehlshaber; ich bin mit meinem Kom-mando die Durchführungsebene.

Und jetzt haben Sie den obersten Hut beider Flüchtlingshilfe auf – was ist das für einGefühl?

Es ging ja weniger um Gefühle, als umschnelle Handlungsbereitschaft. Die erstenAnfragen auf Amtshilfe trafen gleich mit mei-ner Übernahme Ende Juli im Kommando ein.Dabei ging es erst mal nur um Hilfeleistungen.In Hamburg sollten Zelte für Flüchtlinge bereit-gestellt werde. Damals war für mich nicht ab-sehbar, welche rasante Entwicklung dieFlüchtlingshilfe nehmen würde. Als es dannsehr schnell sehr dynamisch wurde, stellte sichmir die Frage: Kann mein Kommando dasdurchalten?

Der Hinterfragende…Ja, so war es. Und heute, nach fast einem

Jahr praktischer Erfahrung, muss ich – nein,darf ich - zufrieden sein und sagen: Ja, dashaben die Frauen und Männer super hinge-kriegt! Aber nicht nur mein Stab hat das tollgemacht, auch meine Landeskommandoshaben das toll gemacht und die Truppenstel-ler, die die Tausenden von Soldaten gestellthaben von Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräf-tebasis, Sanitätsdienst. Sie alle haben einegroßartige Leistung vollbracht.

Aber auch die Zusammenarbeit mit den an-deren Organisations-Bereichen, mit den zivi-len Stellen sowie zwischen meinemKommando und dem Kommando des Inspek-teurs und dem Ministerium; das alles lief sehrgut. Das war für mich eine große Freude.

Was gehörte alles dazu, dass das so ge-klappt hat?

Erst mal der organisatorische Ablauf: Daskonnten wir, das hatten wir gelernt und wäh-rend des Hochwassers im Jahr zuvor prakti-ziert - das funktionierte. In der Flüchtlingshilfegehörte es aber auch dazu, die Soldaten davonzu überzeugen, dass die Aufgabe, die sie danun leisten, sinnvoll ist. Und das haben dieTruppensteller getan. Das haben auch die Me-dien getan.

Die Medien?Ja. Die Medien auch.

Also ein Lob an die Medien? Die Berichterstattung zum Thema Flücht-

linge war doch ausgesprochen positiv. DenkenSie doch daran, wie hochmotiviert die Kräftevor Ort waren, mit denen die Soldaten dannzusammenkamen: die Helfer vom DeutschenRoten Kreuz vom Technischen Hilfswerk, vonder Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft– und auf keinen Fall zu vergessen die von

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kirchlichen Einrichtungen wie den Johanniternund den Maltesern. Sie alle waren davon über-zeugt, dass das eine gute Sache ist, und siehaben ihr Bestes gegeben – und geben esimmer noch. Als unsere Soldaten zur Hilfeleis-tung eintrafen, wurden sie von denen, dieschon da waren, regelrecht mitgenommen.Das ganze Umfeld hat die Soldaten überzeugt,und sie sind zu Multiplikatoren geworden fürdie nachfolgenden Kameradinnen und Kame-raden indem sie sagten: „Hey, das ist gut, dasist toll, das ist sinnvoll, was wir tun“.

Ist das immer noch so?Ja. Ich bin neulich in einer großen Flücht-

lingseinrichtung in Mannheim gewesen. Auchdort sind die eingesetzten Soldaten hochmo-tiviert. Die zivilen Partner sagen: „Ohne dasEngagement der Soldaten wäre das hier nichtgelaufen“. Das macht die Soldaten und Solda-tinnen natürlich auch stolz. Und wenn ich inBerlin höre, wie das Landesamt für Gesund-

heit und Soziales, das LaGeSo, den Einsatz derSoldaten lobt – und die sind ja nun vornehm-lich aus dem Wachbataillon – dann machtmich das auch persönlich stolz.

Wie viele Soldaten waren insgesamt einge-setzt in der Flüchtlingshilfe?

Phasenweise waren täglich 2.000 bis 3.000Soldatinnen und Soldaten im Einsatz – zum Teilim 24-Stundenbetrieb. Und weil ja Soldatenauch Freizeitausgleich erwerben, der abgegol-ten werden musste und wieder andere in Be-reitschaft waren, reden wir insgesamt vonweit über 7.000 Kräften in der Hochphase.

Wo ist die Grenze der Belastbarkeit er-reicht?

Das kann man so nicht definieren. Die Be-lastbarkeit ergibt sich ja nicht nur aus derFlüchtlingshilfe. Die Belastbarkeit ergibt sichaus den Auslandseinsätzen; aus der Vorberei-tung auf die Auslandseinsätze, aus den für

„Ich habe immer wieder deutlich und kritisch hinterfragt,ob ich das zu meinem Lebensberuf machen will.“

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eventuelle Einsätze vorgehaltenen Truppenund aus den personellen Fähigkeiten, die fürandere Aufgaben benötigt werden.

Von daher mag ich auch nicht zu sagen: Wasist die Grenze? Weil man es nicht definiereneinfach kann. Wir waren damals schon erheb-lich belastet. Für jeden Verband ist das aberunterschiedlich.

Der Luftwaffen-General in einer Position,wo er vor allem mit Heeressoldaten zu tunhat: Was ist das für ein Gefühl – zusätzlicherStolz?

Ja, es macht mich auch stolz, dass ich eineLuftwaffenuniform trage und dieses Kom-mando führen kann. Aber: Ich war ja in allenGeneralsverwendungen außerhalb der Luft-waffe eingesetzt. Ich möchte aber den Kontaktund die Verbundenheit zur Luftwaffe erhalten.Aber: Es gibt auch eine Identität Streitkräfte-basis, und wie gut diese Streitkräftebasis mitSoldaten aus allen Teilstreitkräften funktio-niert, das sehen wir ja gerade in der Flücht-lingshilfe.

Und nun lassen wir uns Ihr Dienstzimmerin Augenschein nehmen: Was sehen wir da ander Wand?

Das ist ein Sicherungsschild aus dem militä-rischen Sicherheitsbereich in Masar-i Scharif.Ich war 2010/2011 der stellvertretende Kom-mandeur des deutschen Einsatzkontingentesin Afghanistan. Und das war schon prägend.Und auf einer meiner Rundtouren durch dasCamp habe ich dieses Schild gefunden. Dasteht „Stop – militärischer Sicherheitsbereich“,geschrieben auf Dari, Englisch und Deutsch. Essollte entsorgt werden, und so nahm ich es mitund ließ es mir später schön einrahmen. Seit-dem begleitet es mich.

Wie hat der Einsatz Sie geprägt?Er hat mir das scharfe Ende unseres Berufes

gezeigt. Und er hat mir - auf beeindruckendeWeise - gezeigt, dass die Bundeswehr funktio-niert. Er hat mir gezeigt, was Kameradschaftist - nicht nur von oben nach unten - sondern,dass es das auch von unten nach oben gibt.

Und welches Bild sehen wir hier imSchrank?

Ich bin katholisch. Dieses Bild steht so imSchrank, dass ich immer vom Schreibtisch ge-genüber aus darauf blicken kann. Das Bild istvor Jahren in Lourdes aufgenommen worden,dem Wallfahrtsort. Damals war ich noch Chefdes Stabes im Bundesamt für Personalmana-gement und war mit dem katholischen Militär-bischof Franz-Josef Overbeck in Lourdes. Dortwar das Wachbataillon mit einer Ehrenforma-tion und hat einen tollen Einsatz gemacht: ImAuftreten, im Durchhalten, in allem. Abschlie-ßend haben wir das Bild zusammen gemacht– und die Kameraden haben es mir geschenkt,als ich hier als Kommandeur antrat.

Ich will Sie jetzt nicht dazu verleiten, dassSie Ihren Lieblingsverband in Ihrem Verant-wortungsbereich nennen – es ist ja eine un-glaubliche Palette – aber: Was bedeutet dasWachbataillon für Sie; was bedeutet es, dassdie Garde zu Ihrem Verantwortungsbereichgehört?

Also, ich würde auch nie sagen, irgendeinerist mein Lieblingsbereich. Das Wachbataillonmacht mich genauso stolz, wie mich mein ge-samter Kommandobereich stolz macht. Aberdas Wachbataillon ist natürlich das Aushänge-schild der Bundeswehr. Und wenn ich dasWachbataillon bei einem Großen Zapfen-streich aufmarschieren sehe, dann berührtmich das auch emotional, weil ich es beein-druckend finde. Ja!

Herr General, wir danken Ihnen für diesesGespräch.

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Auf Bitten vieler Mitglieder – und insbeson-dere um eine Verjüngung des bisher bekann-ten Auftretens des Semper talis Bundes imInternet zu schaffen – hat der Vorstand am 19.Januar 2016 beschlossen, eine neue Seite zugestalten.

Mit der Firma Adagio-Design und deren In-haber, Thomas Bach, fanden wir den Profi, deruns eine Website mit „Responsive Design“ ge-staltet – somit für alle gängigen Browser ge-eignet ist und auch auf Mobilgeräten einfachund gut lesbar sein wird. Adagio-Design setztbei der Gestaltung der Kommunikation auf dieVernetzung aller Kanäle: Ob digital, klassisch,multisensorisch oder audiovisuell. Mit einerdurchgängigen Leitidee, einem einheitlichenBranding und einer ästhetischen Integrationder geeigneten Medien erreichen wir Ihre Ziel-gruppe und setzen Synergien frei.

„Wir werden öfters gefragt, wie eine guteWebsite sein muss“, so Thomas Bach im Juni2016. „Unsere Antwort: Einfach! Nicht mehr.Nicht weniger. An dieser Einfachheit feilen wirtäglich. Dabei kombinieren wir technischesKnow-How mit höchsten Ansprüchen an dieÄsthetik.

So stellt sich ein Nutzererlebnis ein, daseinen bleibenden Eindruck hinterlässt.“ Ada-gio-Design ist nur ein Teilbereich, in dem Tho-mas Bach unterwegs ist. Seine Firma Bach undKlang ist ein vielschichtig agierendes Unter-nehmen, in dem Thomas Bach in allen Berei-chen perfektioniert Leistungen anbietet.

Die neue Internetpräsenz beinhaltet einengeschlossenen Bereich mit Forum. Seien Siegespannt, bald ist es so weit!

Hauptmann Ernst Schüßling

Wir verjüngen uns OnlineNeuer Internetauftritt des Semper talis Bundes

Seien Sie gespannt, bald ist es so weit!

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Am 15. April 2016 ist unser MitgliedStabsfeldwebel a.D.

Franz Löwim Alter von 85 Jahren verstorben.

Am 16. August 1930 in Forbach/Baden ge-boren, wurde Franz Löw am 1. Juli 1956 zurGrundausbildung in das Grenadierbataillon 4in Deggendorf einberufen. Anschließendwurde er zur Weiterbildung an die Infanterie-schule in Hammelburg versetzt.

Am 2. Juli 1957 wurde Franz Löw zur2./WachBtl BMVg nach Siegburg versetzt, inder er zuletzt als Zugführer eingesetzt wurde.Zum 01.11.1962 wechselte er auf den Dienst-posten als Kompaniefeldwebel in der Ausbil-dungskompanie 708 in die Sagan-Kaserne inWuppertal und verlegte mit dieser zum01.07.1967 nach Bergisch-Gladbach.

Nach knapp 18 Jahren im Wachbataillonverließ Franz Löw das Wachbataillon am 01.April 1975 und sorgte bis zu seinem Dienstzei-tende am 30. September 1983 beim Kreis-wehrersatzamt in Bergisch Gladbach für denNachwuchs der Bundeswehr.

Gleich nach seiner Versetzung wurde FranzLöw zum 1. Januar 1976 Mitglied in der Ehe-maligengemeinschaft WachBtl BMVg und nachdem Zusammenschluss im Mai 1979 Mitgliedim Semper talis Bund.

Zu seinen Hobbys zählte die Pflege deshauseigenen Gartens, das Sammeln von Mün-zen, gemeinschaftliches Kochen mit Männernseines Alters uvm.

Am 02. Mai 2016 wurde er auf dem katho-lischen Friedhof St. Clemens in Bergisch Glad-bach (Ortsteil Paffrath) im engstenFamilienkreis beigesetzt.

Wir werden Stabsfeldwebel a.D. Franz Löw als guten Kameraden

in Erinnerung behalten.

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NachrufPERSÖNLICHKEITEN1-2016

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Personalveränderungen Semper talis Bund e.V.:

Versetzungen

Zuversetzungen:

Oberstleutnant Bernardy in den Stab als Kommandeur zum 01.01.2016 Hauptmann Völkel in den Stab als S3 StOffz zum 01.01.2016

Oberleutnant Borrmann in die 2. Kp als ZgFhr zum 01.02.2016

Oberleutnant Brenke in den Stab als Offz in Ausb zum 01.04.2016

Oberleutnant Göbel in die 7. Kp als ZgFhr zum 01.02.2016

Oberleutnant Kraeft in die 7. Kp als ZgFhr zum 01.02.2016

Oberleutnant Rödger in die 6. Kp als ZgFhr zum 04.01.2016

Oberleutnant Thiele in die 3. Kp als ZgFhr zum 01.02.2016

Oberleutnant Weißenberg in die 2. Kp als ZgFhr zum 01.02.2016

Leutnant Runow in den Stab als Offz in Ausb zum 22.02.2016

Oberstabsfeldwebel Patzak in den Stab als Personalfeldwebel zum 01.05.2016

Hauptbootsmann Schmidt in die 4. Kp als DPäK zum 01.01.2016

Oberfähnrich z.S. Jankowiak in die 4. Kp als KpEinsOffz zum 25.03.2016

Oberbootsmann Minkus in die 4. Kp als GrpFhr zum 15.01.2016

Feldwebel Szimbritzki in die 6. Kp als PersFw zum 01.12.2015

Stabsunteroffizier Blumrich in den Stab als VpflUffz zum 29.02.2016

Stabsunteroffizier Hanke-Rohde in die 7. Kp als MatBewUffz zum 15.02.2016

Stabsunteroffizier Henze in die 1. Kp als MatBew zum 01.01.2016

Stabsunteroffizier Sagitz in die 1. Kp als TrFmUffz zum 01.03.2016

Stabsunteroffizier Theermann in die 1. Kp DPäK zum 01.12.2015

Stabsunteroffizier Wasielewski in die 1. Kp als VpflUffz zum 01.01.2016

Maat Hellwig in die 4. Kp als StDstUffz zum 01.11.2015

Versetzungen innerhalb des Wachbataillons:

Hauptfeldwebel Herrmann von WachBtl BMVg, IT Fw zu 5. Kp, IT Fw am 01.02.2016

Hauptfeldwebel Kopp, A. von 7. Kp, ZgFhr zu 3. Kp, KpFw am 01.01.2016

Hauptfeldwebel Lehmann von 3. Kp, StvZgFhr zu 7. Kp, ZgFhr am 01.04.2016

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Oberfeldwebel Rosenfeld von 7. Kp, GrpFhr zu 2. Kp, GrpFhr am 18.04.2016

Feldwebel Fistler von 6. Kp, FA zu 3. Kp, GrpFhr am 01.10.2015

Feldwebel Mückenberger von 2. Kp, FA zu 7. Kp, GrpFhr am 18.04.2016

Obermaat Gawrilowicz von Stab, DPäK zu 4. Kp, DPäK am 01.11.2015

Stabsunteroffizier Krüger von 3. Kp, ProtSdt SK zu 1. Kp, DPäK am 01.03.2016

Stabsunteroffizier Zielsdorf von 7.Kp, FA zu 3. Kp, FA am 01.01.2016

aus dem Wachbataillon:

Oberstleutnant Dr. Dohmen zum 01.01.2016 zu Kdo Heer, Strausberg

Oberleutnant z.S. Kretzschmar zum 01.03.2016 zu SanVersZ Hamburg

Oberleutnant Lipinski zum 01.03.2016 zu SanVersZ Strausberg

außerhalb des Wachbataillons:

Oberstleutnant Krobok zum 01.12.2015 von PlgAmt Bw

zu BMVg Pol II 2

Hauptmann Ritter zum 01.01.2016 von KdoTA Bw

zu BAPersBw, AC Führungskräfte

Oberleutnant Papsin zum 01.01.2016 von KdoTA Bw

zu BMVg SE II 1

Oberstleutnant i.G. Wittenberg zum 01.04.2016 von MNC NE Stettin, DCOS Plans

zu MNC NE 5 Branch Chief Policy

Oberstleutnant Homann zum 01.07.2016 von JFTC Bydgosczsz

zu JgBtl 413, Torgelow, S3 StOffz

Major Koch zum 01.01.2016 von 1./PzGrenLehrBtl 92

zu Kdo SKB/Abt AusbSK, G3 StOffz

Kapitänleutnant Zill zum 01.04.2016 von MUS, Plön

zu BAPersBw

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Ernennung zum Berufssoldaten: Hauptfeldwebel Steve Richter am 07.01.2016 Ernennung zum Zeitsoldaten, am 22.01.2016 Hauptgefreiter Marc Garbrecht Hauptgefreiter Vadim Borschew Hauptgefreiter Ricardo Joseph Hauptgefreiter Arina Krutsch Gefreiter Felix Wisgalla Gefreiter Samuel Knechtel Gefreiter Maximilian Friedrich Gefreiter Jon Paul Holz Gefreiter Felix Fendrich Gefreiter Eduard Schwarzkopf Gefreiter Christian Wielau Gefreiter Dennis Alexander Markus Ernennung zum Zeitsoldaten, am 29.02.2016 Hauptgefreiter Daniel Christopher Luther Ernennung zum Zeitsoldaten, am 25.04.2016 Obergefreiter Mehdi Aslan Obergefreiter Deniz Soy Obergefreiter Anton Vinko Schulze Obergefreiter Stefan Meerkatz Matrose Niklas Breuer Dienstzeitende Stabsfeldwebel Herbert Rodestock zum 30.04.2016 Hauptfeldwebel Sebastian Zell zum 30.04.2016 Kapitän z.S. Schomburg, Rüdeger zum 30.06.2016 Oberfeldwebel Dirk Pempelforth zum 30.09.2016 Hauptmann Ernst Schüßling zum 31.10.2016 Hauptmann Christian Weber zum 31.10.2016 Hauptfeldwebel Jan Fritzsche zum 31.10.2016 Oberstabsfeldwebel Gerhard Außem zum 30.11.2016 Oberfeldwebel Thorsten Kunze zum 31.12.2016

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Neue Mitglieder im Semper talis Bund Nachstehende neue Mitglieder sind uns herzlich willkommen: Oberleutnant Rayk Grabow Oberleutnant Michael Greif Hauptfeldwebel Jan Kastenholz Obergefreiter d.R. Simon Bokämper Oberleutnant Eric Borrmann Oberleutnant Philipp Weber Oberleutnant Pascal Weißenberg Gefreiter Jakob Stamm Gefreiter Ergun Alper Gefreiter Robert Hagemann Gefreiter Alexander Vogt Gefreiter Joshua Wheaton Herr Werner Viell Hauptgefreiter Sebastian Kaup Beförderungen und Auszeichnungen

Beförderungen: Oberstleutnant Sven Homann am 26.11.2015 Oberstleutnant Steffen Buschmann am 01.10.2015 Major Radoslaw Lejczak am 01.10.2015 Major Christian Völkel am 08.03.2016 Hauptmann Jonas Kollmann am 28.05.2015 Hauptmann Tom Wedde am 29.02.2016 Hauptmann Sten Wagner am 01.07.2016 Kapitänleutnant Randolf Kretzschmar am 01.04.2016 Oberleutnant Roland Alexander Wolf Brenke am 01.04.2016 Oberleutnant Sebastian Herbert Heß am 01.02.2016 Oberleutnant Ralf Hinrichs am 01.04.2016 Oberleutnant Patrick Schadebrodt am 01.01.2016 Oberleutnant zur See Heidi Hildebrandt am 01.01.2016

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Hauptfeldwebel Jan-Dirk Goldsweer am 01.01.2016 Hauptfeldwebel Valerij Miller am 12.02.2016 Hauptfeldwebel Steffen Panse am 01.04.2016 Hauptfeldwebel Konstantin Pranz am 01.01.2016 Hauptbootsmann Dennis Lau am 01.01.2016 Hauptbootsmann Björn Prehn am 01.01.2016 Hauptbootsmann Elena Zizer am 01.01.2016 Oberfeldwebel Ritchy Ronald Bogade am 07.11.2015 Oberfeldwebel Kevin Dietrich am 11.12.2015 Oberfeldwebel Daniel Krenz am 08.05.2016 Feldwebel Philipp Ballmann am 05.01.2016 Feldwebel Eric Grybowski am 13.01.2016 Feldwebel Nina Szimbritzki am 01.01.2016 Feldwebel Jana Völckert am 08.12.2015 Stabsunteroffizier Stefan Blumrich am 04.01.2016 Stabsunteroffizier Daniela Hanke-Rohde am 15.02.2016 Stabsunteroffizier Philipp Kossin am 19.03.2016 Stabsunteroffizier Dennis Marco Krüger am 01.03.2016 Stabsunteroffizier Dennis Rickowski am 09.01.2016 Stabsunteroffizier Steve Schiller am 15.04.2016 Stabsunteroffizier Robert Schubert am 27.01.2016 Stabsunteroffizier Bernd-Michael Walter am 02.12.2015 Obermaat Eugen Carsten Fegert am 01.02.2016 Obermaat Eric Labahn am 08.12.2015 Unteroffizier Mathias Michael Forner am 10.10.2015 Unteroffizier Martin Matthias Glöge am 09.12.2015 Unteroffizier Manuel Müller am 01.12.2015 Unteroffizier Kevin Willy Weiche am 01.04.2016 Maat Susann Hellwig am 01.12.2015 Auszeichnungen Oberstabsgefreiter Tino Roßner Einsatzmedaille Bronze am 22.10.2015 Hauptfeldwebel Tony Junghans Einsatzmedaille Bronze am 27.10.2015 Stabsgefreiter David Toll Einsatzmedaille Bronze am 27.10.2015 Stabsgefreiter Tolga Karakas Einsatzmedaille Bronze am 20.11.2015 Oberfeldwebel Christian Brauns Einsatzmedaille Bronze am 15.12.2015

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Geburtstage

In der 2. Jahreshälfte 2016 feiern Runde Geburtstage 20 Jahre 31.08. Hagemann, Robert 25 Jahre 25.08. Reichelt, Tristan 18.12. Meyer-Plath, Fabian 25.12. Alper, Ergun 30 Jahre 30.07. Heinze, Matthias 24.09. Junger, Henrik 13.11. Koban, Clemens 27.11. Schache, Benny 02.12. Dähne, Henrik 14.12. Richter, Robert 35 Jahre 03.07. Middel, Sebastian 25.07. Gehring, Karsten 27.08. Jeske, Mirko 27.08. Ottiger, Michael 31.08. Schmidt, Benjamin 07.09. Strauß, Alexander 13.09. Rosenzweig, Dennis 17.09. Schneider, Christian 06.10. Hocke, Silvio 24.10. Stelter, Dennis 21.11. Brumm, Mona 22.11. Jungfer, Mathias 22.11. Rother, Daniel

40 Jahre 13.07. Daul, Christoph 13.09. Specht, Nico 17.09. Zell, Sebastian 25.09. Siewer, Marc 23.10. Reinke, Michael 08.11. Jahn, Aykut 04.12. Spak, René 15.12. Kaiser, Torsten 27.12. Kucharczyk, Sven 45 Jahre 08.07. Lemmer, Olaf 17.07. Kestner, Jan 27.08. Agte, Kai 31.08. Lückenbach, Michael 08.09. Nebel, Thorsten 17.09. Janda, Roman 14.10. Zaubitzer, Gerald 25.11. Könning, Ingo 29.11. Karsten, Sven 29.11. Möller, Thomas 50 Jahre 18.07. Hahn, Thomas 03.10. Plaznik, Andreas 07.10. Fernholz, Holger 27.10. Priebe, Axel Gerd 30.11. Kuhl, Michael

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55 Jahre 15.11. Bellack, Hagen 10.12. Rodestock, Herbert 21.12. Heinicke, Gerald 60 Jahre 10.07. Bender, Wolfgang 29.09. Niebuhr, Christian 28.10. Utsch, Peter 70 Jahre 15.08. Kemnitzer, Erich

Spenden Nachstehenden Spendern sei für ihren Spendenbeitrag sehr gedankt: Friedrich-Wilhelm Rose Jürgen Scheschonka Holger Meinecke Carsten Heidorn Rüdeger Schomburg Zweckgebunden für die Militärhistorische Sammlung beim WachBtl BMVg: Artur Schwitalla Patrick Gallus Claus Wartenberg Volker Künanz Jürgen Scheschonka (umfangreiche Büchersammlung)

75 Jahre 01.10. Malaschewski, Erwin 11.10. Hesse, Ulrich 16.10. Vogel, Hans Albert 80 Jahre 11.08. Winzen, Otto-Wilhelm 24.10. Erzmoneit, Walter