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Hermann Hesse in Lugano Wanderungen und kulturelle Spaziergänge auf den Spuren von Hermann Hesse Eine gemeinschaftliche Initiative von Hermann Hesse in Lugano Nachdem Hermann Hesse 1919 nach Montagnola gezogen war, erreichte er Lugano meist zu Fuss, denn der Bus verkehrte selten. Sein Verhältnis zur Stadt war zwiespältig und änderte sich im Laufe der Jahre mit seiner jewei- ligen Lebenssituation. Er genoss einerseits das Flanieren in den Strassen der Stadt, schätzte ihre Kunstdenkmäler und nahm das kulturelle Angebot wahr. Andererseits war Lugano mit unangenehmen Verpflichtungen wie Behördengängen, Zahnarztbesuchen und Sitzungen bei seinem Therapeu- ten verbunden. Besonders gefiel es ihm, von Lugano auf den Monte Bré oder nach Gandria zu wandern, manchmal in Gesellschaft von Verwandten oder Freunden. Mit fortgeschrittenem Alter wurden die Wanderungen seltener und Hermann Hesse reiste mit dem Auto nach Lugano, meist begleitet von seiner Frau Ninon, die im Gegensatz zu ihm den Führerschein gemacht hat- te. Ein Erlebnis, die Teilnahme am Karneval auf der Piazza Riforma im Jahr 1953, festgehalten in der Betrachtung Kaminfegerchen, bringt das positive, wohlwollende Verhältnis Hermann Hesses zur Stadt Lugano zum Ausdruck: «Für mich ist schon der Aufenthalt in einer Stadt, unter Menschen, und gar in einer festlichen Stadt, etwas ganz Ungewohntes und halb Beängstigen- des, halb Berauschendes, ich lebe wochen- und monatelang allein in mei- nem Atelier und meinem Garten […]. Nun auf einmal stand ich, von einer Menge umdrängt, inmitten einer lachenden und spaßenden Stadt, lachte mit und genoss den Anblick der Menschengesichter, der so vielartigen, ab- wechslungs- und überraschungsreichen, wieder einmal einer unter vielen, dazugehörig, mitschwingend.» Regina Bucher, November 2014 Direktorin Museum Hermann Hesse Fondazione Hermann Hesse Montagnola Ra Cürta Torre Camuzzi Casella postale 214 6926 Montagnola T +41 (0)91 993 37 70 F +41 (0)91 993 37 72 E [email protected] www.hessemontagnola.ch Öffnungszeit März – Oktober Täglich (auch montags und feiertags) 10.30 – 17.30 November – Februar Samstag und Sonntag 10.30 – 17.30 Für Gruppen: auf Anfrage auch an anderen Wochentagen Allgemeine Informationen zum Hermann Hesse Museum Illustrazioni: Simona Giacomini Funicolare / Piazza Cioccaro “Nach dem Essen fuhren sie, alle drei, in der Seilbahn durch die steile Stadt hinauf, quer durch die Häuser, an Fenstern und hängenden Gärten vorüber, es war sehr hübsch, sie blieben sitzen und fuhren wieder hinab, und noch einmal hinauf und hinab.” * Lugano Bahnhof “Sie gingen ins Städtchen, sie gingen zum Bahnhof, eine schöne Frau kam an, sie assen schön und gut in einem Restaurant, und Klingsor, der dies in seinen ländlichen Monaten ganz vergessen hatte, war erstaunt, dass es alle diese Dinge noch gab (…)” * Piazza Riforma “Sonderbar schön und seltsam war die Welt, sehr farbig, etwas fragwürdig, etwas unwahrscheinlich, jedoch wunderschön (…). Sie gingen nochmals in ein Café (…)” * Parco Ciani “Sie gingen in den leeren mittäglichen Park, legten sich am Wasser unter die Riesenbäume. Vieles sahen sie, was hätte gemalt werden müssen: rote edelsteinerne Häuser in tiefem Grün, Schlangenbäume und Perückenbäume, blau und braun berostet.” * * Hermann Hesse, Klingsors letzter Sommer, 1920

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Page 1: Hermann Hesse in Lugano - luganoregion.com · Hermann Hesse in Lugano Wanderungen und kulturelle Spaziergänge auf den Spuren von Hermann Hesse Eine gemeinschaftliche Initiative von

Hermann Hesse in Lugano

Wanderungen und kulturelle Spaziergänge auf den Spuren von Hermann Hesse

Eine gemeinschaftliche Initiative von

Hermann Hesse in Lugano

Nachdem Hermann Hesse 1919 nach Montagnola gezogen war, erreichte er

Lugano meist zu Fuss, denn der Bus verkehrte selten. Sein Verhältnis zur

Stadt war zwiespältig und änderte sich im Laufe der Jahre mit seiner jewei-

ligen Lebenssituation. Er genoss einerseits das Flanieren in den Strassen

der Stadt, schätzte ihre Kunstdenkmäler und nahm das kulturelle Angebot

wahr. Andererseits war Lugano mit unangenehmen Verpflichtungen wie

Behördengängen, Zahnarztbesuchen und Sitzungen bei seinem Therapeu-

ten verbunden. Besonders gefiel es ihm, von Lugano auf den Monte Bré oder

nach Gandria zu wandern, manchmal in Gesellschaft von Verwandten oder

Freunden. Mit fortgeschrittenem Alter wurden die Wanderungen seltener

und Hermann Hesse reiste mit dem Auto nach Lugano, meist begleitet von

seiner Frau Ninon, die im Gegensatz zu ihm den Führerschein gemacht hat-

te. Ein Erlebnis, die Teilnahme am Karneval auf der Piazza Riforma im Jahr

1953, festgehalten in der Betrachtung Kaminfegerchen, bringt das positive,

wohlwollende Verhältnis Hermann Hesses zur Stadt Lugano zum Ausdruck:

«Für mich ist schon der Aufenthalt in einer Stadt, unter Menschen, und gar

in einer festlichen Stadt, etwas ganz Ungewohntes und halb Beängstigen-

des, halb Berauschendes, ich lebe wochen- und monatelang allein in mei-

nem Atelier und meinem Garten […]. Nun auf einmal stand ich, von einer

Menge umdrängt, inmitten einer lachenden und spaßenden Stadt, lachte

mit und genoss den Anblick der Menschengesichter, der so vielartigen, ab-

wechslungs- und überraschungsreichen, wieder einmal einer unter vielen,

dazugehörig, mitschwingend.»

Regina Bucher, November 2014

Direktorin Museum Hermann Hesse

Fondazione Hermann Hesse Montagnola

Ra CürtaTorre CamuzziCasella postale 2146926 Montagnola

T +41 (0)91 993 37 70F +41 (0)91 993 37 72E [email protected]

Öffnungszeit

März – OktoberTäglich(auch montags und feiertags)10.30 – 17.30

November – FebruarSamstag und Sonntag10.30 – 17.30

Für Gruppen: auf Anfrage auch an anderen Wochentagen

Allgemeine Informationen zum Hermann Hesse Museum

Illustrazioni: Simona Giacomini

Funicolare / Piazza Cioccaro

“Nach dem Essen fuhren sie, alle drei, in der Seilbahn

durch die steile Stadt hinauf, quer durch die Häuser,

an Fenstern und hängenden Gärten vorüber, es war

sehr hübsch, sie blieben sitzen und fuhren wieder

hinab, und noch einmal hinauf und hinab.” *

Lugano Bahnhof

“Sie gingen ins Städtchen, sie gingen zum Bahnhof,

eine schöne Frau kam an, sie assen schön und gut in

einem Restaurant, und Klingsor, der dies in seinen

ländlichen Monaten ganz vergessen hatte, war

erstaunt, dass es alle diese Dinge noch gab (…)” *

Piazza Riforma

“Sonderbar schön und seltsam war die Welt, sehr

farbig, etwas fragwürdig, etwas unwahrscheinlich,

jedoch wunderschön (…). Sie gingen nochmals in ein

Café (…)” *

Parco Ciani

“Sie gingen in den leeren mittäglichen Park,

legten sich am Wasser unter die Riesenbäume. Vieles

sahen sie, was hätte gemalt werden müssen: rote

edelsteinerne Häuser in tiefem Grün, Schlangenbäume

und Perückenbäume, blau und braun berostet.” *

* Hermann Hesse, Klingsors letzter Sommer, 1920

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Rathaus

Palazzo Riva

Kirche S. Rocco

Villa Ciani

Kantonsbibliothek

NaturhistorischeMuseum

Palazzo RivaKathedraleS. Lorenzo

BibliothekSalita dei Frati

Palazzo RivaKino Corso

KantonalenKunstmuseum

6

7 8

5

1

4

2 3

910

11

12

13

Kirche S.ta Maria degli Angeli

,

Aussichtspunkte

Orte, die in Hermann Hesses

Erzählungen vorkommen

Ortsbild von nationaler Bedeutung

Tourist info

Restaurants

Hauptroute

Stadtrundgang – Kulturgüter von Nationaler bedeutung

InformationenEnte Turistico del LuganesePalazzo Civico

Riva Albertolli 4

CH-6900 Lugano

tel +41 58 866 66 00

fax. +41 58 866 66 09

[email protected]

www.luganoturismo.ch

Legende

Gandria

Brè DorfMonte Brè

Castagnola

Monte Brè – Brè Dorf

Länge: 870m

Höheunterschied: 115m

Gehzeit: 15min

Länge: 2.6 km

Höheunterschied: 63m

Gehzeit: 40min

Lugano – Gandria

Länge: 5km

Höheunterschied: 63m

Gehzeit: 52min

Es gibt verschiedene Orte in Lugano, an denen Hermann Hesse öfter gese-

hen wurde und die noch heute existieren. In «Die Fremdenstadt im Süden»

beschreibt der Schriftsteller eine kleine Stadt, die viele Ähnlichkeiten mit Lu-

gano aufweist. Im ehemaligen Hotel Grand Palace neben dem neuen Kultur-

zentrum LAC hielt er jeweils Lesungen. In «Winterbrief aus dem Süden» schil-

dert er seine Empfindungen beim Genuss eines feinen Mittagessens. In der

Hausnummer 21 der Via Nassa findet man noch immer die Buchhandlung, in

der sich Hesse mit Schreibutensilien eindeckte, und im Continental Parkhotel

schrieb er 1919 am Roman «Klein und Wagner», der in demselben Hotel spielt.

Im Mittelpunkt der Aquarelle, die die Aussicht von Hesses Haus wiederge-

ben, thront stets der Monte Brè. Dies erklärt wohl auch, warum der Schrift-

steller immer wieder dessen Gipfel erklomm, um von dort aus zu malen.

Der Monte Brè und das gleichnamige Dorf sind mit der Standseilbahn so-

wie mit dem Auto oder Bus gut erreichbar. Die verwinkelten Kopfsteingas-

sen des Dorfkerns führen an alten Steinhäusern und kleinen Vorgärten

vorbei. Die Häuser stehen eng aneinander und bilden malerische, schatti-

ge Winkel. Die Aussichtspunkte des Dorfes bieten einen atemberaubenden

Blick auf den See in seiner ganzen Länge und die umliegenden Berge.

Ein bevorzugter Spaziergang von Hesse war der Uferweg nach Gandria,

der auch heute noch sehr beliebt ist. Gandria ist in jeder Hinsicht einzig-

artig. Der Hang, an den das Dorf gebaut ist, ist so steil, dass die Häuser

vom See aus so aussehen, als stünde eins auf dem andern. Einen Strand

gibt es nicht, die Boote fahren direkt in die Häuser. Dank seiner Südlage

erfreut sich das Dorf eines besonders milden Klimas und einer mediterra-

nen Vegetation. Nach Gandria gelangt man mit dem Auto, mit dem Schiff,

mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuss.

Orte, die H. Hesse gerne besuchte Monte Brè Gandria

Hotel Grand Palace Hesse nannte das Palace «Das Hotel der Schieber».

«Also kam ich in das grosse Hotel. Es war herrlich

(…) Durch gläserne lautlose Flügeltüren floss man

sanft in eine riesige Halle wie ein luxuriöses Aqua-

rium (…) (…) die Schieber essen zu sehen. Sie legten

Wert auf Haltung, sie beherrschten sich schön».

Continental Parkhotel – «Klein und Wagner»Ein Aufenthalt in diesem Hotel gab Hesse den

Anstoss zu seinem Roman «Klein und Wagner».

«Den Vormittag lief Klein durch die Stadt. Er

kam vor ein Hotel, dessen Garten ihm gefiel. (…)

(er) las: Hotel Kontinental.» (…) Von allen Seiten

stürzten steile spitze Zuckerhutberge jäh herab

(…).

Standseilbahn Monte BrèDie Auffahrt mit der Standseilbahn von Cas-

sarate oder von der Zwischenstation Suvigli-

ana aus begeistert jedes Jahr Tausende Besu-

cher, und dies seit 1912, dem Gründungsjahr

dieser bedeutenden Touristenattraktion, die

in nur 15 Minuten auf den auf 933 m.ü.M.

gelegenen Gipfel führt.

Der GandriawegDen Weg nach Gandria erreicht man vom Stadt-

zentrum aus zu Fuss oder mit dem Bus. Während

man dem Seeufer entlang geht, taucht man in eine

einmalige Landschaft ein, wird immer wieder von

faszienierenden Ausblicken überrascht und ent-

deckt eine subtropische Vegetation, dank der die

Region in das Bundesinventar der Landschaften

von nationaler Bedeutung aufgenommen wurde.

• Mountainbike-Vermietung an der Bergstati-

on der Standseilbahn

• Dichtes, gut beschildertes Wanderwegnetz

• Restaurants mit typischen Tessiner Gerichten

• Hotels und Ferienhäuser/-wohnungen

• Ortsbild von nationaler Bedeutung

• Hotels und Ferienhäuser/-wohnungen

• Ortsbild von nationaler Bedeutung

• Region im Bundesinventar der Landschaf-

ten von nationaler Bedeutung eingetragen

• Wilhelm Schmid Museum

• Kunstrundgang durch den Dorfkern von Brè

• Restaurant Vetta und Osteria Funicolare mit

einmaliger Aussicht

• Picknick-Bereich mit Grillplätzen und Kin-

derspielplatz

• Olivenweg

• Naturalistisch-archäologischer Weg

• Olivenpark

• Mediterrane Vegetation

• Zollmuseum bei den «Cantine di Gandria»

• Restaurants mit typischen Tessiner Gerichten

Das Stadtzentrum von Lugano besitzt 13 Gebäude, denen aus historischer

und kultureller Sicht nationale Bedeutung zukommt. Einige dieser Häuser

weckten wohl auch Hesses Aufmerksamkeit, wenn er jeweils in die Stadt

ging. Um unseren Besuchern die Möglichkeit zu geben, diese Gebäude in

Ruhe zu erkunden, haben wir einen Rundgang zusammengestellt, der Sie

zu den malerischen und typischen Winkeln der Stadt führt. Der Rundgang

beginnt bei der 1. Kirche Santa Maria degli Angioli und führt durch die

luxuriöse Via Nassa zur Piazza della Riforma mit dem 2. Rathaus und dem

3. Palazzo Riva in der Via Magatti 2. Vorbei am 4. Palazzo Riva in der Via

Soave 9 geht es hinauf zur 5. Kathedrale San Lorenzo und von dort zur

6. Bibliothek Salita dei Frati*. Der Abstieg zurück in die Altstadt führt

entlang dem 7. Palazzo Riva in der Via Pretorio 7 zum 8. Haus des Kinos

Corso gleich am Anfang der Via Pioda. Nächstes Ziel des Rungdangs ist

die Via Canova mit dem 9. Kantonalen Kunstmuseum* und der 10. Kirche

San Rocco. Den Abschluss bildet der Innenhof des 11. Gebäudekomplexes

der Villa Ciani mit dem Ciani-Park, wo sich auch die 12 Kantonsbibliothek

** und das 13 Naturhistorische Museum* befinden. Im Bundesinventar:

*Sammlung / ** Gebäude und Bibliothekssammlung

Stadtrundgang

Die Kirchen auf dem StadtrundgangSanta Maria degli Angioli: ab 1499 erbaut, be-

herbergt an der Zwischenwand die beachtens-

werte «Passion und Kreuzigung», das bedeu-

tendste Renaissance-Fresko der Schweiz von

Bernardino Luini aus dem Jahr 1529. - Kathe-

drale San Lorenzo: Die mit Sicherheit im Früh-

mittelalter gegründete Kirche wurde 1888

zur Kathedrale ernannt. Das Mauerwerk des

heutigen Baus ist zum Grossteil romanischen

Ursprungs. Im Laufe des 13. und 14. Jahrhun-

derts entstand die Gewölbedecke; der Bau der

Fassade geht auf die Jahre 1500/1517 zurück

- San Rocco: diese Kirche zeichnet sich nicht

nur durch ihre Barockfassade aus, sondern

auch durch die reich bemalte Gewölbedecke

mit architektonischen Motiven.

• Museen

• Kulturzentrum LAC

• Fussgängerzone

• Shopping

• Restaurants

• Hotels und Ferienhäuser

• Ortsbild von nationaler Bedeutung

• Mediterrane Vegetation