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Herz und Psyche: Zum Zusammenhang kardiovaskulärer und psychischer Erkrankungenkardiovaskulärer und psychischer Erkrankungen
Prof. Dr. med. Georg Juckel
LWL-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin
Psyche und Soma (Seele und Körper)
• Uraltes Thema
• Leib-Seele-Problem (Dualismus vs. Monismus)
• Die Macht der Seele über den Körper („Der ganze Mensch ist betroffen“):
Angst; Aufregung, Liebes(leid) – Herzrasen, HerzstolpernDepression/Schwermut – Herzschmerzen, sich zu Herzen nehmen, Herzens
Leid
• Wechselspiel: Körperliche Erkrankungen und seelische• Wechselspiel: Körperliche Erkrankungen und seelische Folgen (reaktive und/oder gemeinsame Auslösung)
Seele und Körper gehören zusammenSeele und Körper gehören zusammen
Wo ist die Seele ?
Struktur – Neuroanatomie, Hi t l i (G tik)Histologie, (Genetik)
„Die belebenden Stoffe“ : B ff d HBotenstoffe und Hormone (wichtig für Herz und z.B. Depression)
Funktion – Elektrophysiologie,
Depression)
fMRTVerhalten – Psychologie /Psycho-
tik / N l i /somatik / Neurologie /Psychiatrie
Noradrenalin, Serotonin, Cortisol (Stress-Achse)
EpidemiologieEpidemiologie
Häufigkeit in der hausärztlichen PraxisHäufigkeit in der hausärztlichen Praxis
Epidemiologie Epidemiologie p gp g
Schwere DepressionSchwere DepressionSchwere DepressionSchwere Depressionund körperliche Krankheitund körperliche Krankheit
Diabetes mellitusDiabetes mellitus 10 %10 %
MyokardinfarktMyokardinfarkt 20 %20 %MyokardinfarktMyokardinfarkt 20 %20 %
EpilepsieEpilepsie 25 %25 %
M. ParkinsonM. Parkinson 30 %30 %
S hl f llS hl f ll 30 %30 %SchlaganfallSchlaganfall 30 %30 %
karzinomatöse Erkrankungkarzinomatöse Erkrankung 35 %35 %gg
Arolt, 1997Arolt, 1997
Somatische Komorbiditäten bei DepressionSomatische Komorbiditäten bei DepressionSignifikant erhöhtes Risiko Signifikant erhöhtes Risiko
40%
50% rMDD Kontrollgruppe
20%
30%
0%
10%
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Topic R et al. (2013) Somatic comorbidity, metabolic syndrome, cardiovasculaar risk, and CRO in patients with recurrent depressive disorders. Brain and Mental Health 45, 453-9.
H(R
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Und umgekehrt: Depression erhöht g pdie kardiale Mortalität
Relatives Risiko4
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Relatives Risiko adjustiert für:Alter, Geschlecht, Bild3
es H
erzt
ode
keine Depression
Bildung, Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck,
2
Ris
iko
eine
subsyndromaleDepressionschwere Depression
Bluthochdruck, BMI, Diabetes mellitus, Schlaganfall, L1
Rel
ativ
es Lungen-
erkrankungen und Karzinome
0Probanden ohne kardialeVorerkrankung (n=2397)
Probanden mitkardialerVorerkrankung
(n=450)
Penninx et al, 2001, Archives of General Psychiatry 58(3): 221-7.
Mögliche kausale Bindeglieder Mögliche kausale Bindeglieder --g gg gPsychosoziale Zusammenhänge
• Verhaltensbezogene Variablen
DepressionDepressionVariablen(körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen)
BidBidBB
• Adherenz bezüglich der Behandlung
direktionaledirektionaleBeziehungBeziehung
(Medikamenteneinnahme, Arzttermine, etc.)
• Soziale Unterstützung
Soziale Unterstützung(z.B. allein lebend, wahrgenommene & erhaltene Unterstützung)
KHEKHE
Modifiziert nach:Goldstone & Baille, 2008
Risikofaktor AdipositasRisikofaktor AdipositasDepression, Bipolare St. Depression, Bipolare St. und KHE vs. gesunde Probandenund KHE vs. gesunde Probanden
Vergleich KHE, MDD und gesunde ProbandenVergleich KHE, MDD und gesunde ProbandenNikotinkonsum und ACENikotinkonsum und ACE--Ins/DelIns/Del--PolymorphismusPolymorphismusNikotinkonsum und ACENikotinkonsum und ACE Ins/DelIns/Del PolymorphismusPolymorphismus
20 D/DPatienten (unipolare Major Depression)
10
15
20
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D/D
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5
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Rauchen bei psychiatr. P i !!!0
Raucher Zigaretten / d
gesunde Probanden
Patienten !!! (Vor- und Nachteile)
gesunde Probanden
15
20
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D/D
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5
10
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0
Raucher Packyears
N
MDD vs. gesunde ProbandenMDD vs. gesunde ProbandenBlutdruckBlutdruck
Signifikant häufiger:Normwerte bei ProbandenPrä-Hypertension bei MDDbei MDDHypertension bei KHE
2(2=25.6, d.f.=6, p<0.001)
Chobanian et al The JNC 7 Report JAMA 2003; 289:2560 71Chobanian et al., The JNC 7 Report, JAMA 2003; 289:2560-71.(Joint National Commitee on Prevention, Detection, Evaluation and Treatment of High Blood Pressure)
Herzrhythmusstörungen:Patienten mit Vorhofflimmern : Lebensqualität schlechter.V qStreß, Angst und Depressivität Auslöser von erneutem Vorhofflimmern und vice versa
Patienten mit implantierten Cardioverter/Defribillator: bis zu 40% Depressionenbis zu 30 % Angststörungenbis zu 30 % AngststörungenCa. 25% PTBS
Atriales natriuretisches Peptid (ANP)
Von Herzmuskelzellen ausgeschüttet bei Dehnungsreizen des Vorhofs, Marker der Herzinsuffizienz, steigert , , gUrinausscheidung (Entlastung des Herzen) und senkt demn Blutdruck UND Hemmt Ausschüttung von Cortisol usw. = anxiolytisch, antidepressiv,Evtl Entwicklung neuer MedikamenteEvtl. Entwicklung neuer Medikamente
Ebenso bei Herzrate/-rhythmus und Blutdruck
Vergleich MDD vs. gesunde ProbandenVergleich MDD vs. gesunde ProbandenOmegaOmega--3 Index3 Index = EPA + DHA in %= EPA + DHA in %
(Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Erythrocyten)
10
(%) MDD Kontrollen
*EPAEPA: Eicosapentaensäure, Timnodonsäure, H H2 H H H2 H H H2 H253
Inde
x *
,C19H29COOH CH3 C
H2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH2
CH2 O
O H
5
meg
a-3
DHADHA: Docosahexaensäure, Cervonsäure H H2 H H H2 H H H2 H H2
0
O
Cervonsäure, C21H31COOH
CH3 CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH
CH
CH2
CH2 O
O H
Baseline Entlassung* T=-4.28, p<0.001
Baghai, T.C. et al. 2011, J Clin Psychiatry Vol. 72, Nr. 9, 1242-120
OmegaOmega--3 Fettsäuren bei affektiven Störungen3 Fettsäuren bei affektiven StörungenMetaanalyse und EmpfehlungMetaanalyse und Empfehlung
Iß FISCH !!!Iß FISCH !!!
Freeman, M. et al. J Clin Psychiatry 2006;12:1954-67.Freeman, M. J Clin Psychiatry 2009;70[suppl 5]:7–11.
ZusammenfassungZusammenfassung
Häufige Komorbidität Herzerkrankungen (HE) / Depressive StörunggPrognoseverschlechterung der HE durch MDDSchwierigere Behandlung einer MDD durch HEModerne Antidepressiva (v.a. SSRIs (!)) sind Mittel der WahlGleichzeitige Psychotherapie / Psychoedukation ist sinnvollNahrungsmittelergänzung um Omega-3 FS sinnvollPhytotherapie und nichtpharmakologische Therapie möglichPrognoseverbesserung der HE , insbesondere KHE durch Antidepressiva noch nicht eindeutig erwiesenAdäquate Behandlung depressiver Erkrankungen reduziertAdäquate Behandlung depressiver Erkrankungen reduziert auch bei Vorliegen einer Herzerkrankung erfolgreich Leiden und Suizidrisiko der Betroffenen
Vielen Dank fürs Zuhören !
HerzerkrankungenHerzerkrankungen undund DepressionenDepressionenLiteraturauswahlLiteraturauswahl
Nach einem Herzinfarkt leiden bis zu 20% der Nach einem Herzinfarkt leiden bis zu 20% der P ti t i D iP ti t i D i 11Patienten an einer DepressionPatienten an einer Depression11
Depressionen verursachen erhöhtes Depressionen verursachen erhöhtes Risiko Risiko für für HerzerkrankungenHerzerkrankungen11--33
Die Schwere und Häufigkeit einer Depression Die Schwere und Häufigkeit einer Depression Bidirektionale BeziehungBidirektionale BeziehungBidirektionale BeziehungBidirektionale Beziehungggbeeinflussen die Sterblichkeit bei beeinflussen die Sterblichkeit bei HerzerkrankungenHerzerkrankungen44
Nach einem Herzinfarkt hängt die Lebensqualität Nach einem Herzinfarkt hängt die Lebensqualität mehr vom Vorhandensein einer Depression als von mehr vom Vorhandensein einer Depression als von
DepressionDepression MyokardinfarktMyokardinfarkt
1 Frasure-Smith et al., Herz. 2006, 31 Suppl 3:64-8.2 Elderon et al., Circ Cardiovasc Qual Outcomes 2011, 533-40. 3 L tt t l P h M d 2004 66(3) 305 15
der Herzfunktion abder Herzfunktion ab55
3 Lett et al., Psychosom Med. 2004, 66(3):305-15.4 Rutdeldge et al., Arch Gen Psychiatry 2006, 63(8):874-80.5 Ruo et al., JAMA. 2003, 290(2):215-21.
Mögliche kausale Bindeglieder -g gBiologische Mechanismen
• metabolisches Syndrom • Dysregulation der HPA-Achse (STRESS-System)
S ö “DepressionDepression
• Störung im „cardiac autonomic tone“, beiHerzfrequenz- und Blutdruckvariabilität
• Störungen in Blutgerinnungs-Mechanismen
BidBidBB Störungen in Blutgerinnungs Mechanismen
• Vaskuläre endotheliale Dysfunktion der Koronar-und Hirnarterien, gestörte zerebrale
direktionaledirektionaleBeziehungBeziehung
Perfusionsregulation• Aktivierung des Immunsystems und
proinflammatorischer Zytokine
proinflammatorischer Zytokine• Gemeinsame genetische Disposition
KHEKHE
Modifiziert und ergänzt nach:Goldstone & Baille, 2008
KumulativesKumulatives RisikoRisiko fürfür kardiovaskkardiovask. . EreignisseEreignisse“Heart and Soul”“Heart and Soul”--StudieStudie an 1017 an 1017 PatientenPatienten
Wh l MA t l JAMA 2008 300(29) 2379 2388Whooley, MA et al. JAMA 2008;300(29):2379-2388.