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Herzlich Willkommen!
Radfahren und Gehen in der Stadt aus verkehrs- und entwicklungspsychologischer Sicht
mit Schwerpunkt Kinder und SeniorInnen
Mag. Bettina Schützhofer Wien, 14.03.2016
2© Mag. Bettina Schützhofer
1. Die Entwicklung von Verkehrskompetenzen als FußgängerIn
2. Die Entwicklung von Verkehrskompetenzen als RadfahrerIn
3. Besonderheiten von SeniorInnen
4. Vorschlag für interdisziplinäre Verkehrssicherheitsarbeit
3© Mag. Bettina Schützhofer
Die Entwicklung von Verkehrskompetenzen
als FußgängerIn
4© Mag. Bettina Schützhofer
Verkehrsgefühl – Verkehrssinn - Verkehrsintelligenz
5
Konzept des lebenslangen Lernens
versus
bruchstückhafte, im Wesentlichen auf die
Volksschulzeit konzentrierte Verkehrserziehung mit
Schwerpunkt auf dem Kind
© Mag. Bettina Schützhofer
6
• Vor allem in den Großstädten zeigen sich in den letzten 20 Jahren
deutliche Verschlechterungen in den psychomotorischen
Leistungen von Kindergarten- und Grundschulkindern, wodurch es
zu einem erhöhten Unfallrisiko dieser Kinder sowohl im Straßen-
verkehr als auch in anderen Lebensbereichen kommt (vgl. z.B.
Limbourg, 2008, Günther & Kraft, 2015).
• Spätere Verkehrserziehungskonzepte gehen davon aus, dass
frühere Entwicklungsmeilensteine bewältigt wurden.
Warum ist das so wichtig?
© Mag. Bettina Schützhofer
7
Wichtig für Eltern, PädagogInnen, Entscheidungsträger,…:
1.
• Was kann ein Kind mit einem bestimmten Alter können?
• Wie nimmt es den Verkehrsraum wahr?
2.
• Wie kann ich durch gezielte Verkehrserziehung (spielerisch, ohne
Druck und mit Spaß) die optimale Basis für die Verkehrserziehung in
der Volksschule legen, die erste kleine selbständige Schritte im
Verkehrsraum ermöglichen kann?
• Wie kann ich die Entwicklung eines Verkehrsgefühls unterstützen,
das die Grundlage für die spätere Verkehrsintelligenz bildet?
© Mag. Bettina Schützhofer
8© Mag. Bettina Schützhofer
Kindergartenalter
9
Bild
kognitive Fähigkeiten: egozentrisches Weltbild –
Das sieht der Erwachsene.
© Mag. Bettina Schützhofer
10
Bild
kognitive Fähigkeiten: egozentrisches Weltbild –
So erleben sich die Kinder. Sie sind in ihrer eigenen Welt.
© Mag. Bettina Schützhofer
11
Bild
kognitive Fähigkeiten: egozentrisches Weltbild –
Das sieht der Erwachsene.So erleben sich die Kinder.
Sie sind in ihrer eigenen Welt.
© Mag. Bettina Schützhofer
Bild
12
kognitive Fähigkeiten: magisches Denken
© Mag. Bettina Schützhofer
© AUVA
Bild
Spontane, überraschende Handlung
© Mag. Bettina Schützhofer
© AUVA
Bild
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Gefahren- und Selbsteinschätzung
© Mag. Bettina Schützhofer
Bild
Trainieren der
Basissinne
Erklären des Verkehrsraumes,Üben im Verkehrsraum, Mobilitätserziehung
Gut ausgebildete Basissinne
Gute Fähigkeit zu Aufmerksamkeit und Konzentration
Gute Lernfähigkeit und optimale Basis für Verkehrserziehung
Weniger Unfälle und höhere Sicherheit im Straßenverkehr
© Bettina Schützhofer
16
Wie kann ich ein Kind in der Motorik/Impulskontrolle
altersgemäß unterstützen?
Übungen (beispielhaft):
• Trampolinhüpfen
• Balancierübungen
• Schaukeln
• Einbeinstand
• Roller und Laufrad
Vestibuläres Wahrnehmungssystem (Gleichgewichtssinn):
In welcher Lage befindet sich unser Körper im Raum?
Wie schnell bewegen wir uns?
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Wie kann ich ein Kind in der Motorik/Impulskontrolle
altersgemäß unterstützen?
Herausforderung Gehsteigkante
Was ist ein Gehsteig? Und warum er heißt er so?
Vor- und Nachteile von Abschrägungen!
18
Wie kann ich mein Kind in der Motorik/Impulskontrolle
altersgemäß unterstützen?
Herausforderung Gehsteigkante
Übungen (beispielhaft):
• Stoppspiel
• Kind sagt, wo es gehen soll (an der verkehrsabgewandten
Seite).
Kinder immer auf der Innenseite und somit der verkehrs-
abgewandten Seite gehen lassen!
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„Links-Rechts
Schauen“
Herausforderung Gehsteigkante
Bild
Warum ist das Üben im „Setting“ so wichtig?
Spielraum – geschützter Raum – realer Straßenraum
• Fehlende Abstraktionsfähigkeit
• Falsche Einschätzung des Könnens der Kinder durch Hinweis-
gabe (Kinder geben bei externen Hinweisen richtige Antworten,
könnten die Gefahr ohne Hinweis aber nicht als solche erkennen.)
• Die Wissenschaft zeigt deutlich, dass nur jene Kinder bereits früh
ein Konzept von Gefahr entwickeln, die auch selbst Erfahrungen
im realen Verkehr machen dürfen
• Befähigung zu angemessenem Verhalten für die jeweilige
Situation
© Bettina Schützhofer
21© Mag. Bettina Schützhofer
Volksschulalter
Prä-
ventions-
bewusstsein
Vorausschauendes
Gefahrenbewusstsein
Gefahrensituation wird erkannt,
wenn sie eingetreten ist
Entwicklung der Gefahrenerkennung und
des Sicherheitsbewusstseins*
© Mag. Bettina Schützhofer*Limbourg, 2010, 2012
Beispiel einer Verkehrssituation
Bild
Erwachsenenperspektive
Bild
Kindperspektive oder Rollstuhlperspektive
Bild
Was sieht der Erwachsene?
Was sieht das Kind/der/die RollstuhlfahrerIn?
Bilder
6-jähriges Kind will die Straße überqueren
© Bettina Schützhofer
Bild
Autofahrerperspektive
© Bettina Schützhofer
Bild
Vergleich 6-jähriges / 11-jähriges Kind
© Bettina Schützhofer
Bilder
Mit gutem Beispiel vorangehen …
Tipps für die
Eltern …
… bei der Schulweg-auswahl
… beim Üben des Schulweges
… für Kinder-sicherheit im
Auto
… bei der Benützung der Öffis
… für Sicherheit bei anderen
Verkehrsmitteln(Roller, Rad, …)
© Bettina Schützhofer
Welche Rolle spielt hier die Verkehrsinfrastruktur?
31© Mag. Bettina Schützhofer
Die Entwicklung von Verkehrskompetenzen
als RadfahrerIn
Voraussetzungen für
sicheres Radfahren
Psychomotorische, kognitive und sozial-
emotionale Fähigkeiten
Motorik/Gleichgewicht
Aufmerksamkeit
Visuelle Wahrnehmung
Entfernungen schätzen
Geschwindigkeit schätzen
Auditive Wahrnehmung
Reaktionsfähigkeit
Gefahrenerkennung
Perspektivenübernahme
Regelverständnis
© Mag. Bettina Schützhofer
Unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten für die einzelnen Leistungs-
bereiche
Wesentlich ist das (rasche und richtige) Zusammenspiel der einzelnen
Fertigkeiten
Altersleistungsgrenzen in Abhängigkeit von der Komplexität der Verkehrsumwelt
Trainierbarkeit
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Motorik und Gleichgewicht
Ab etwa 3 Jahren Basismotorik für Radfahren vorhanden
Ab etwa 9 Jahren sind komplexere motorische Fertigkeiten entwickelt
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Begonnene Bewegungen wollen beendet werden
Enges Spurhalten insb. bei Fahrmanövern bis zum Alter von ca. 10 Jahren
erschwert
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeitsentwicklung mit ca.14 J. abgeschlossen.
Ab 8 Jahren ist längere Konzentration auf den Straßenverkehr möglich.
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Erhöhte Ablenkbarkeit durch Außenreize (spontanes Verhalten)
Keine Multitasking-Fähigkeit, keine geteilte Aufmerksamkeit
Kinder versuchen, Aufgaben schnell hintereinander zu bewältigen.
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Visuelle Wahrnehmung
Die Größe des Gesichtsfeldes entspricht ab 2-3 Jahren jener von Erwachsenen,
das nutzbare Gesichtsfeld ist aber bis zum 10./12. Lebensjahr deutlich kleiner,
zwischen 10 und 12 Jahren Leistungsangleich im peripheren Sehen.
Tiefenschärfenwahrnehmung mit 9 Jahren voll entwickelt.
Sehschärfe frühestens mit 5 Jahren ausgereift
Nah-Fern-Akkommodation
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Visuelle Wahrnehmung
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Visuelle Such-/Blickverhaltensstrategien erst in Entwicklung
Optische Reize im peripheren Gesichtsfeld werden nicht oder erst spät
wahrgenommen
Starke Neigung in Blickrichtung zu fahren
Kommunikationsprobleme mit zB Autofahrern (Blickhöhe, Spiegelung)
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Geschwindigkeiten und Entfernungen einschätzen
Geschwindigkeitseinschätzungen mit ca. 10 bis 12 Jahren einigermaßen
realistisch
Entfernungseinschätzungen mit ca. 9 bis 10 Jahren
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
„Gapchoices“: Wann quert ein Kind die Fahrbahn?
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Auditive Wahrnehmung
Mit ca. 6 Jahren Hörvermögen voll ausgebildet
Zuverlässiges Richtungshören aber erst mit etwa 14 Jahren entwickelt.
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Hohe Fehlerquote bei der Unterscheidung, ob sich Fahrzeug nähert oder
entfernt.
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Reaktionsfähigkeit
Ab ca. 14 Jahren Erwachsenenniveau
Deutlicher Leistungsanstieg ab ca. 5 Jahren
© Mag. Bettina Schützhofer
Normwertverlauf des Reaktionstests (RT, Schuhfried, 1996)
Reaktionsfähigkeit
Mittlere Reaktionszeit Mittlere motorische Zeit
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Gefahren- und Selbsteinschätzung
Beginnendes Gefahrenbewusstsein ab ca. 6 Jahren
Vorausschauendes Gefahrenbewusstsein ab ca. 8-10 Jahren
Präventives Gefahrenbewusstsein ab ca. 10 bis 11 Jahren
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Selbstüberschätzung, Glaube an eigene Unverwundbarkeit
Risikobereitschaft steigt mit erlebter Sicherheit – Geschlechtsunterschiede!
Überschätzung durch Eltern – (Gefahrenhinweis verbessert Leistung, …)
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Perspektivenübernahme
Ab ca. 6 Jahren beginnende Perspektivenübernahme
Mit 10 bis 12 Jahren wechselseitige Perspektivenübernahme
© Mag. Bettina Schützhofer
Bild
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Perspektivenübernahme
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Die Absichten und in weiterer Folge die Verhaltensweisen der anderen
Verkehrsteilnehmer können nicht oder nur falsch antizipiert werden.
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungs- und verkehrspsychologische Grundlagen
Regelverständnis
Abstraktionsfähigkeit notwendig, diese ist ab ca. 12 Jahren ausgebildet
Auswirkungen auf Verkehrsverhalten:
Verkehrsregeln können ohne Abstraktionsfähigkeit nicht von einer Situation
auf die nächste umgelegt werden, sondern müssen für die jeweilige Situation
immer extra erklärt werden.
Verkehrsverhalten und Regelwissen stehen nicht im Zusammenhang.
© Mag. Bettina Schützhofer
Psychomotorische und kognitive Fähigkeiten
„Sichere Radfahrer“ i.S. der
eingangs beschriebenen Voraussetzungen
mit etwa 13 bis 15 Jahren
Fahrradbeherrschung i.S. des motorischen Handlings mit etwa 8 bis 10 Jahren
© Mag. Bettina Schützhofer
Wie kann man Kinder und Jugendliche fördern und
motivieren, mit dem Fahrrad sicher unterwegs zu sein?
Vorbildfunktion
Regelmäßiges Üben
Altersgemäßes Training im entsprechenden Setting
Spielraum - geschützter Raum - realer Straßenraum
© Mag. Bettina Schützhofer
Warum Training?
Training
Automatisierung
Aufmerksamkeits-
gewinn
Freie Ressourcen
© Mag. Bettina Schützhofer
Umgang mit dem Fahrrad
Fahrrad schieben und über Hindernisse anheben
Wettschieben mit Hindernissen
Auf- und absteigen und dabei in Kreidespur bleiben (links und rechts)
© Bettina Schützhofer
Links-Abbiegen
Zurückschauen über Schulter
Handzeichen geben – deutlich und rechtzeitig
Orientierung Richtung Mitte – beide Hände am Lenker
Auf Fußgänger achten am Schutzweg
Einfahrt in Kreuzung, damit Querverkehr einsehbar
Halten und Quer-/Gegenverkehr abwarten
Im Bogen Linksabbiegen
Weiterfahrt am rechten Fahrbahnrand
© Mag. Bettina Schützhofer
© Mag. Bettina Schützhofer
Zusammenfassung Radfahren
Individueller Entwicklungsgeschwindigkeit des Kindes Zeit und Raum
geben – Entwicklungsschübe bei kognitiver Entwicklung (7/8 Jahre und
12/13 Jahre)
Fehler machen lassen im geschützten Bereich.
Die Stabilität des Verkehrsverhaltens ist nicht immer gegeben.
Die psychomotorischen und kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt,
aber trainierbar!
Freude statt Druck beim Lernen – Loben!
Vorbildrolle der Erwachsenen - „Lernen am Modell“
© Mag. Bettina Schützhofer
53© Mag. Bettina Schützhofer
Besonderheiten von SeniorInnen
Mögliche psychophysische Kompetenzeinbußen im Alter (vgl. z.B. Limbourg & Matern, 2009, Schlag, 2008, Poschadel, 2014, …)
• Abnahme der visuellen Wahrnehmungsfähigkeit durch Nachlassen des
Sehvermögens
bei Dämmerung und Dunkelheit, Fern-, Nah- und Tagessehschärfe,
dynamische Sehschärfe, Akkommodationsfähigkeit, (nah/fern),
Adaptionsfähigkeit (hell/dunkel, nach Blendung), peripheres Sehen,
Farbwahrnehmung, Tiefenwahrnehmung, Augenerkrankungen (als
schleichender Prozess, oft unzureichend bewusst)]
© Mag. Bettina Schützhofer
Mögliche psychophysische Kompetenzeinbußen im Alter (vgl. z.B. Limbourg & Matern, 2009, Schlag, 2008, Poschadel, 2014, …)
• Abnahme der akustischen Wahrnehmungsfähigkeit durch Nachlassen des
Hörvermögens
(insb. hohe Frequenzen, (Richtungs-)Hören anderer, ..)
• Veränderung der Aufmerksamkeitsleistung
(Verringerung der Fähigkeit zu geteilter und selektiver Aufmerksamkeit und
zur Ausblendung irrelevanter Informationen, erhöhte Ablenkbarkeit,
erschwerter Aufmerksamkeitswechsel, schnellere Ermüdung)
© Mag. Bettina Schützhofer
Mögliche psychophysische Kompetenzeinbußen im Alter (vgl. z.B. Limbourg & Matern, 2009, Schlag, 2008, Poschadel, 2014, …)
• Einschränkungen der psychomotorischen Leistungsfähigkeit und der
Beweglichkeit und Koordination
(Gehprobleme insb. bei Unebenheiten und Stufen, erschwertes Kopfdrehen,
welches zu erschwerter Überblicksgewinnung und Problemen beim
Schulterblick führt, …)
• Nachlassendes Leistungstempo bei der Informationsverarbeitung, der
Entscheidung und bei der Ausführung einer geplanten Handlung
• Häufigere Überforderung bei neuen, hohen und komplexen
Leistungsanforderungen
© Mag. Bettina Schützhofer
Mögliche psychophysische Kompetenzeinbußen im Alter (vgl. z.B. Limbourg & Matern, 2009, Schlag, 2008, Poschadel, 2014, …)
• Verringerte Belastungsfähigkeit
• Schnellere Ermüdbarkeit
• Verlängerte Reaktionszeiten
Die altersbedingten (Abbau-)Erscheinungen mit Verkehrssicherheits-
relevanz sind zahlreich, wirken oft gemeinsam, aber verschieden stark auf
unterschiedliche Arten von Verkehrsteilnahme (zu Fuß gehen, Radfahren,
Autofahren, ÖV Nutzung)
© Mag. Bettina Schützhofer
Entwicklungsverlauf einiger für das Sehen wichtige Aspekte bei
Kindern und SeniorInnen:
Kinder Senioren
Akkommodationsfähigkeit in
Entwicklung
(Limbourg, 2010).
Abnehmende
Akkommodationsfähigkeit
(Cohen, 2008)
Perspektivische
Tiefenwahrnehmung mit ca. 9
Jahren entwickelt (Limbourg,
2010).
Verschlechterung der
Tiefenschärfe
(Limbourg & Matern, 2009)
Peripheres Sehen mit ca. 9
Jahren entwickelt (Walter et al.,
2012)
Peripheres Sehen mit
zunehmendem Alter eingeschränkt
(Cohen, 2008)
… …
© Mag. Bettina Schützhofer
VSF-Workshop "zu Fuß unterwegs • Mobilität sicher(n)" 11.11.2015, Wien
(Zwischen-)Ergebnisse – Fokusgruppen
VSF Projekt SenAktiv
Je 2 Fokusgruppen mit ExpertInnen und Betroffenen (Wien + Eisenstadt):
• Stadt-Land-Vergleich:
Stadt Land
Eher Verzicht auf Führerschein wegen guten
ÖV-Angebots
Auto für Besorgungen etc. notwendig
Kaum Fahrradnutzung Vermeidung von Fahrradnutzung auf
Landstraßen
Angst vor Kriminalität Unsicherheit bei Dunkelheit
Mangel an kostengünstigen, barrierefreien,
niederschwelligen Taxiangeboten
Mobilitätsalternativen vorhanden, aber zu
wenig publik
Rollatoren in Öffis unterbringen Rollatoren nicht geländegängig
Angst vor Stürzen & widrigen Witterungsbedingungen, Probleme bei der Bedienung von
Fahrscheinautomaten sowie subjektive Gefährdung durch Fahrrad- und Skatebordfahrer als
mobilitätseinschränkende Faktoren
VSF-Workshop "zu Fuß unterwegs • Mobilität sicher(n)" 11.11.2015, Wien
ExpertInnen Betroffene
Risiko durch verspätete Wahrnehmung von
FahrradfahrerInnen
Subjektive Ängste, Nervosität, Stress führen
zu Unachtsamkeit/Fehlverhalten
Nicht (ausreichend)
abgeschrägte/abgesenkte Gehsteigkanten
Missbrauch von Rastmöglichkeiten
(Parkbänke etc.)
Widrige Witterungsbedingungen Unsicherheit bei Dunkelheit
Altersbedingter Leistungsabbau als
Hochrisikofaktor für motorisierte
Verkehrsteilnahme
Freiwillige (hausärztliche) Untersuchungen
hinsichtlich Fahrtauglichkeit im Alter
Kritische Betrachtung des Umstiegs auf
motorisierte Leichtkraftfahrzeuge
Wunsch nach erhöhter Polizeipräsenz
Offenheit für Reflektoren/helle Kleidung
Unsicherheit in Bezug auf Haftungsfrage im Schadensfall bei Mobilitätshilfe
Mobilitätseinschränkung durch Angst vor Bedienung von Fahrkartenautomaten
• Vergleich ExpertInnen vs. Betroffene:
(Zwischen-)Ergebnisse – Fokusgruppen
VSF Projekt SenAktiv
Je 2 Fokusgruppen mit ExpertInnen und Betroffenen (Wien + Eisenstadt):
Häufige Unsicherheiten als FußgängerIn
VSF Projekt SenAktiv
Wo? Was? (situativ) Warum? Wieso? Häufigkeit
Queren geregelter
KreuzungenDauer Grünzeit Eigenverhalten Allg. Unsicherheit 12
Längsrichtung
(Gehsteig)hohe Gehsteigkanten Eigenverhalten
Stolper-/Sturzgefahr (inkl.
Gleichgewichtsstörung)9
QuerenUnachtsamkeit der
AutofahrerInnenVerhalten anderer Allg. Unsicherheit 8
QuerenUnachtsamkeit der
RadfahrerInnenVerhalten anderer Allg. Unsicherheit 7
Allgemeinzu wenig
StraßenbeleuchtungEigenverhalten
Stolper-/Sturzgefahr (inkl.
Gleichgewichtsstörung)5
beim Queren wegen Anderer (Auto und Fahrrad)
in Längsrichtung wegen Infrastruktur
FußgängerInnen
VSF Projekt SenAktiv
• Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit:
• regelmäßige Schneeräumungen
• mehr Straßenbeleuchtungen
• Tempolimit für Fahrradfahrer
• Bedarf an verfügbaren und nutzbaren Sitz- und Ausruhmöglichkeiten
• Wünsche zur Erhöhung der Verkehrssicherheit:
• strikte Trennung zwischen Fahrrad- und Gehwegen
• abgeschrägte/ niedrigere Gehsteigkanten
• Reparatur desolater Gehsteige
• längere Grünphasen bei Fußgängerampeln
• mehr Zebrastreifen
• rücksichtsvolles Miteinander
• Sonstiges
Mehr als 50 % der Befragten würden sich durch die
Umsetzung dieser Maßnahmen viel bzw. um einiges
sicherer fühlen
Häufige Unsicherheiten als RadfahrerIn
VSF Projekt SenAktiv
(fast) nur wegen Anderer (v.a. Auto).
Wo? Was? (situativ) Warum? Wieso? Häufigkeit
Längsrichtung +
Queren
Verkehrsaufkommen zu
hochEigen- &
FremdverhaltenAllg. Unsicherheit 3
Längsrichtung
Angst von Autofahrern
übersehen oder
überfahren zu werdenVerhalten anderer
Konflikt mit anderen
VerkehrsteilnehmerInnen2
Allgemein oft zu wenige Radwege Eigenverhaltenfahrtechnische
Problematik2
Längsrichtung +
Queren
Probleme mit anderen
rücksichtslosen
RadfahrernVerhalten anderer
Konflikt mit anderen
VerkehrsteilnehmerInnen2
Längsrichtungwenn Autos knapp
vorbeifahren/FahrtwindVerhalten anderer
Konflikt mit anderen
VerkehrsteilnehmerInnen2
RadfahrerInnen
VSF Projekt SenAktiv
6% der Befragten (n=98) nutzen das Fahrrad (fast) täglich
Durchschnittliche Fahrdistanz pro Woche: 15 km
• 36 % überwiegend auf Fahrradwegen
• 21 % überwiegend auf der Straße
• 43 % auf beiden Fahrbahnmöglichkeiten
Das „typische“ Problem im Alter = Auf- und Absteigen
Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit:
• Tragen eines Radhelms
• erhöhte Sichtbarkeit durch Reflektoren
• Erweiterung des Fahrradwegnetzes
• Fahrsicherheitstrainings für SeniorInnen
• mehr Bewusstseinsbildung zw. Fahrrad- und AutofahrerInnen
• längere Grünphasen (bessere Ampelschaltungen)
• mehr Ampeln an unübersichtlichen Kreuzungen
66© Mag. Bettina Schützhofer
Vorschlag für interdisziplinäre
Verkehrssicherheitsarbeit
67
Sechseck der Verkehrssicherheitsarbeit*
Prinzip des lebenslangen Lernens
* Schützhofer et al., 2015 © Bettina Schützhofer
68
Auf Seiten des Kindes:zB Altersgerechtes Verkehrserziehungsangebot für Kinder – Ausnützen des „best window of opportunity“
Auf Seiten des Pädagogen (Kindergarten und Schule):zB Implementierung von verkehrspsychologischen Inhalten in die Pädagogen-aus- und weiterbildung
Auf Seiten der Eltern:zB Verkehrserziehungsangebote für Eltern, in denen sie über entwicklungs-psychologische Besonderheiten ihrer Kinder und deren Relevanz für das konkrete Alltagsverkehrsverhalten aufgeklärt werden.
Sechseck der Verkehrssicherheitsarbeit
© Bettina Schützhofer
69
Auf Seiten der legislativen und exekutiven Rahmenbedingungen sowie auf Seiten der Infrastruktur:zB Tempo 30 Zonen begleitet von Infrastrukturmaßnahmen sowie der Exekutive im Kindergarten- und Schulumfeld, Gehsteige, Radwege, gute Einsehbarkeit von Kreuzungen, Ampelphasen, …
Sechseck der Verkehrssicherheitsarbeit
© Bettina Schützhofer
70
Auf Seiten der Fahrschule:zB Implementierung verkehrspsychologisches Hintergrundwissens in den Theorieunterricht als Basis für ein besseres und vertieftes Verständnis zB des Vertrauensgrundsatzes oder der Notwendigkeit des Perspektivenwechsels
Auf Seiten aller Verkehrsteilnehmer:zB Bewusstseinsbildung und Informationsvermittlung mit Schwerpunkt auf verkehrs- und entwicklungspsychologischem Wissen und dessen Relevanz für die Verkehrssicherheit
Sechseck der Verkehrssicherheitsarbeit
© Bettina Schützhofer
71
Sechseck der Verkehrssicherheitsarbeit*
Prinzip des lebenslangen Lernens
* Schützhofer et al., 2015 © Bettina Schützhofer
Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
© Mag. Bettina Schützhofer
73
Rückfragehinweis:sicher unterwegs – Verkehrspsychologische Untersuchungen GmbH
Mag. Bettina Schützhofer
Schottenfeldgasse 28/8, 1070 Wien
Tel.: +43 1 957 50 38 oder +43 699 1924 82 01
Email: [email protected]
www.sicherunterwegs.at
© Mag. Bettina Schützhofer
74
Literatur
Günther, R. & Kraft, M. (2015). Stand der Radfahrausbildung an Schulen und motorische Voraussetzungen bei Kindern.
Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Mensch und Sicherheit. Heft M 261. Bergisch Gladbach: Carl
Schünemann Verlag GmbH.
Hill, R., Lewis, V. & Dunbar, G.L. (2000). Young children's concepts of danger. British Journal of
Developmental Psychology, 18, 103-119.
Lachapelle, U., Noland, R. B. & Von Hagen, L. A. (2013). Teaching children about bicycle safety: An
evaluation of the New Jersey Bike School program. Accident Analysis and Prevention 52, 237-249.
Limbourg, M. & Matern, S. (2009). Erleben, Verhalten und Sicherheit älterer Menschen im
Straßenverkehr. Köln: TÜV Media GmbH, TÜV Rheinland Group.
Limbourg, M. (2010). Kinder unterwegs im Straßenverkehr. Prävention in NRW. Unfallkasse Nordrhein-
Westfalen.
Poschadel, S. (2014). Improved driving performance of elderly drivers (70+ years) by training in real
traffic: a control group based study. Ageing and Safe Mobility (pp. 1-11). Bergisch Gladbach:
Bundesanstalt für Straßenwesen.
Rollet, B. (1993). Zur Entwicklung des Sicherheitsbewusstsseins bei Kindern und Jugendlichen. In:
Montada, L. (Hrsg.). Bericht über den 38. Kongress der deutschen Gesellschaft für Psychologie in
Trier 1992. Bd. 2, Hogrefe, Göttingen, 271-276.
© Mag. Bettina Schützhofer
75
Literatur
Schlag, B. (2008). Leistungsfähigkeit und Mobilität im Alter. Dresden: Technische Universität.
Schuhfried, G. (1996). Reaktionstest (RT). [Software und Manual]. Mödling: SCHUHFRIED GmbH.
Schützhofer, B., Rauch, J., Knessl, G. & Uhr, A. (2015). Neue Ansätze in der verkehrspsychologischen
Verkehrssicherheitsarbeit im Kindesalter. Zeitschrift für Verkehrssicherheit, 4, 235-246
Schützhofer, B., Rauch, J. &Torner, F. (2012). Verkehrssicherheitsworkshops für Eltern in Österreich: Projektvorstellung
und erste Evaluationsergebnisse. Poster auf dem 8. gemeinsamen Symposium der deutschen Gesellschaft für
Verkehrsmedizin E.V. (DGVM) und der deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie E.V. (DGVP) in Hamburg.
Thomson, J. A. (1997). Developing safe route planning strategies in young child pedestrians.
Journal of Applied Developmental Psychology, Bd. 18 (2). S. 271-281.
Torner, F., Schützhofer, B. & Knessl, G. (2015). Evaluationsbericht: Verkehrssicherheitsworkshops für
Eltern von Kindergartenkindern. Report Nr. 69. Wien: AUVA.
Utzmann, I. (2008). Zur summativen Evaluation von Maßnahmen der Verkehrserziehung und –
aufklärung. Zeitschrift für Verkehrssicherheit, 1, 25-31.
Weber, K., Van Betuw, A., Braun, E., Caraben, A., Gregerson, N.P., Hellstein, H., Neumann-Opitz, N.,
Pohlmeier, E., Schausberger, B., Schumann, S., Sentinella, J., Berg Sörensen, G. & Vissers, J. (2005).
ROSE 25 – Inventory and compiling of a European good practice guide on road safety education
targeted at young people. Kuratorium für Verkehrssicherheit: Vienna.
© Mag. Bettina Schützhofer