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Hilde Fendrich Weiber-Mühle -Mühlen-Weiber Die Bruckmühle Die ä]t esten Belege über diese Mühl e zeichnen das Bild einer rechten Weiberwirtschaft 147 1 steuern die 'B ruckmüllerin' und ihr Tochtermann Jakob 1 , 1523 zinst Jerg Hertliebs Wittfrow 2 Zur Mühle gehört ein Häuslein an der Straße und ein Ke ll er darunter, etwa ein Morgen Wein garten, Wie sen und Garten ane inander an dem vorge- nannten Haus. Nac h 1534 hat die Bruckmüllerin einen Vornamen, sie heißt Ursula und hat Geld geliehen. Als Sicherheit bietet sie insgesamt 9Yz Morgen Äcker 3 ; aus dem Einkommen der Sankt Johann-Pfründ erfahre n wir sc hließlich. daß sie die Witwe Bas ti an Wächters, genannt Bruckmüller, ist. 4 1562 und 1567 ist Veit Wächter als Bruckmüller belegt, wird aber häufig auch nur 'Gl ems müller' ge nannt. Er ist mit Ca tharina Scheck verheiratet, der Tochter des alten Stadtschreibers Hans Scheck, und hat mit ihr 11 Kinder. Ein einziges Mädchen überlebt(* 1567). Catharina Wächter heiratet 1584 Johan Philipp König.- Vielleicht war Hans Stotz in jener Ze it der Pächter der Bruckmüh le. Verhei- ra tet! mit einer Anna, läßt er ab 1587 sechs Kinder taufen. Sie heißen Johannes, Katharina, Hans Philips, Margareth, Bernhard, Bernhard. Beim er- sten und dritten Kind ist Johann Philipp König Pate, be im zweiten aber 'Anna Hertliebe, Mülle- rin '. Um das Verwirrspiel noc h weiterzuführen: Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995 1611 bezeichnet König die Untere Mühl e als sein Erblehen. Zwischen 1620 und 1629 ist Lorentz Mackh in den Kirchenreg istern als Bni ckm üller genannt. König hatte ein neues Haus 'mit einem schön gewölbten Keller' erbaut, das geht aus dem Be- schwerdebri ef des Bürgermeisters und Bruck- mühlebesitzers Johann Anshelm von 1 666 her- vor.5 Anshelm hat die Mühle über Hans Schni- decklin gekauft, der hingegen hatte sie von den 'Vahrenbühlerischen Herren Erb-Interessenten zue Hemmin ge n' erworben. An shelm ge rät in St reit mit den Besitzern der unterhalb se iner Mühle angrenze nden Eigentü- mern der sog. Lehlinswiese, die auf ilU' Recht pochen, einmal pro Woch e Wasser aus der Glems zur Wässerung ihrer Wiese abzuleite n. Nach se i- nem Tod am 22.4.1669 führen die Wit we Magda- l ena (geb. Schmid von Enzweihingen) und ihre Erben den Streit weiter und klagen beim Herzog, daß durch die sserung ,.an unserer nechst da- vor stehender behaußung großer Sc had wide rf ah- re, wie dann all bereith der Keller under solcher Behaus un g, vo ll wassers, daß man zutheurest kai- nen Laib brodts vihlweniger einen Vi erling Weins ohne gefa hrd arinnen nicht ußhalten kan, in maßen auch an der Stree b maur bereits ein guth Stückh und an des Kellers staff eln das halbe theil einge- 89 , .. ..

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Hilde Fendrich

Weiber-Mühle -Mühlen-Weiber Die Bruckmühle

Die ä]testen Belege über diese Mühle zeichnen das Bild einer rechten Weiberwirtschaft 147 1 steuern die 'Bruckmüllerin' und ihr Tochtermann Jakob 1, 1523 zinst Jerg Hertliebs Wittfrow2• Zur .· Mühle gehört ein Häusle in an der Straße und e in Keller darunter, etwa e in Morgen Weingarten, Wiesen und Garten aneinander an dem vorge­nannten Haus. Nach 1534 hat die Bruckmüllerin einen Vornamen, sie heißt Ursula und hat Geld geliehen. Als Sicherheit bietet sie insgesamt 9Yz Morgen Äcker3; aus dem Einkommen der Sankt Johann-Pfründ erfahren wir schließlich. daß sie die Witwe Bastian Wächters, genannt Bruckmüller, ist.4

1562 und 1567 ist Veit Wächter als Bruckmüller belegt, wird aber häufig auch nur 'Glemsmüller' genannt. Er ist mit Catharina Scheck verheiratet, der Tochter des alten Stadtschreibers Hans Scheck, und hat mit ihr 11 Kinder. Ein einziges Mädchen überlebt(* 1567). Catharina Wächter heiratet 1584 Johan Philipp König.- Vielleicht war Hans Stotz in jener Zeit der Pächter der Bruckmühle. Verhei­ratet! mit einer Anna, läßt er ab 1587 sechs Kinder taufen. Sie heißen Johannes, Katharina, Hans Philips, Margareth, Bernhard, Bernhard. Beim er­sten und dritten Kind ist Johann Philipp König Pate, beim zweiten aber 'Anna Hertliebe, Mülle­rin '. Um das Verwirrspiel noch weiterzuführen:

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

1611 bezeichnet König die Untere M ühle als sein Erblehen .

Zwischen 1620 und 1629 ist Lorentz Mackh in den Kirchenregistern als Bnickm üller genannt.

König hatte ein neues Haus 'mit einem schön gewölbten Keller ' erbaut, das geht aus dem Be­schwerdebrief des Bürgermeisters und Bruck­mühlebesitzers Johann Anshelm von 1666 her­vor.5 Anshelm hat die Mühle über Hans Schni­decklin gekauft, der hingegen hatte sie von den 'Vahrenbühlerischen Herren Erb-Interessenten zue Hemmingen' erworben .

Anshelm gerät in Streit mit den Besitzern der unterhalb seiner Mühle angrenzenden Eigentü­mern der sog. Lehlinswiese, die auf ilU' Recht pochen, einmal pro Woche Wasser aus der Glems zur Wässerung ihrer Wiese abzuleiten. Nach sei­nem Tod am 22.4.1669 führen die Witwe Magda­lena (geb. Schmid von Enzweihingen) und ihre Erben den Streit weiter und klagen beim Herzog, daß durch die Wässerung ,.an unserer nechst da­vor stehender behaußung großer Schad widerfah­re, wie dann allbereith der Keller under solcher Behausung, voll wassers, daß man zutheurest kai­nen Laib brodts vihlweniger einen Vierling Weins ohne gefahrdarinnen nicht ußhalten kan, in maßen auch an der Streeb maur bereits ein guth Stückh und an des Kellers staffeln das halbe theil einge-

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Die Bruckmühle und ihr Miihlkanal

auf der Ausfeld­karte von 1752

fallen, auch noch tagliehen zu befahren, daß zu besorgen, wan man der Sach nicht bey zeiten vorkomme, das Haus endlichen zu unserm gro­ßen Schaden einsinckhen und niderfallen möch­te, dahingegen die Mühlin sambt derselben zu­gehördt, warunder eben auch dieses Haus ver­standen, mit einem solchen starckhen mühlcanone beschwerdt, daß wir als possesspres derselben über abrichtung solcher gült und erhaltung des Muhlwerckhs, Item besoldung des Gesindts, be­friedigung der Wägner, Schmid und anderer Hand­werckhsleuth etc. einigen profit, sondern vihlmehr merckhlichen Schaden und nachtheil leyden und innen werden mueßen, warbey auch dieses zu consideriren wan künftig die Mühl verkauft wer­den solte, bey weitem sovihl nicht mehr daraus

" /---- ·-

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zu erlösen were, was es unsernlieben Yatter seel. gecostet ... "

Magdalena, Herrn Johann Anshelms sei. gew. Burgermeisters Wittib, 56 Jahr, stirbt noch im selben Jahr, am 12. Dezember 1669.

Was kommt danach? Am Ende des 17. Jahrhunderts ist die Müller­famil ie Grau auf der Bmckmühle:

Ab März 1673 lassen Johann Sebastian Grau, Müller, und seine Frau Christina Gözin insgesamt neun Kinder hier taufen. Derjüngste Sohn * 22.6. 1691, bekommt den Namen Banns Wolff: Das .. . läßt auf den vermutlichen Großvater schlie~en: Hans Wolff Graw, Müller von Riexingen und seine Frau Barbara.6

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

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Die äl teste hier geborene Tochter- Anna Barba­ra - heiratet 1702 Hans Mmtin Vetterlin von Endersbach. Von ihnen gibt es heute noch Nach­konunen in der Stadt.

Maria Agnes, * 5.11 .1678, heiratet 1705 Hans Georg Ki.ibler, des Müller Handwerks, des Hans Georg Küblers zu Riethenau ehelichen Sohn. -Sechs Töchtern folgte 1684 der erste Sohn: Jo­hann Sebastian, er heiratete als Müllerknecht 17 14 Anna.Christina, die Tochter Hans Georg Trucken­mi.illers von Stuttgart.

Bereits am 18. Juli 171 3 findet hier die Hochzeit .~ines anderen Müllers statt: ' Johann Wälden, Mi­chael Wäldten sei. gewesenen Müllers zu Gutach hinderlaßner ehe!. Sohn und Maria Magdalena, Herrn Galli Reysers, Rathsverwandten und Bau­ersmann allhier ehel. Tochter. ' Von nun an begeg­net uns Wälden als Bruckmi.iller bis zu seinem Tod. Er stirbt am 15. März 1754, 62 Jahre alt, an der Auszehrung.

Und wieder einmal geht eine Bruckmüllerin in die Akten ein. Frau Wäldin strei tet 1757 wegen der Wiesenbewässerung. Sie will nicht dulden, daß das Wasser aus dem Mühlkanal abgeleitet wird, sie könne dann nicht mehr mahlen. Es wird ihr Bescheid gegeben, daß die Wässerung nur von Samstagnachmittag um 4 bis Sonntagnachmittag um 4 gestattet sei, und da habe ihr Mühle ohnehin stillzustehen.7 (Die Wiesenwässerung ist nicht al­lein als 'gießen' zu verstehen, vie lmehr diingte man das Grasland durch die vielen im Wasser e'nthaltenen Schwebstoffe. Auch vom Leudels­bachtal und von Unterriexingen sind solche klei­nen Kanäle für die Wiesenwässerung bekannt).

Die Wäldin-Tochter Maria Cathm·ina heiratet am 9 .6.1733 Isaac Holder, B. und Metzger zu Ludwigsburg, Witwer. Der Sohn der beiden, Jo-

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

hann Friedrich Holder holt sich 1758 ei ne Frau aus U nterriex i ngen, Eva Mm·garetha, Tochter des Eber­hard Grau, gemeinen Schultheißen, und wird Bruckmi.iller.

1780, "Den 3ten Febr. wurde Friederich Holder, B. und Bruckmi.iller allhier bei einem außeror­dentlich tieff gefallenen Schnee auff den so ge­nannten Scheer-Wiesen als todt und erstarrt ge­funden. Er hatte gestrigen Tages seinen Schwa­ger, den Becken Schredi von Stuttgardt, deme er beym Frucht-Faßen und Mahlen behi.ilfflich ge­wesen, biß auff Schwieberdingen begleitet, hielte sich daselbst biß abends auffundginge mit andern von hier, die sich nebst ihm in dem Wirthshauß zum Ochsen allda befunden, biß auff die Ebene Vor dem Flecken, wo der Weeg hieher gehet; unvermuthet aber wandthe er sich von ihnen und gienge zur lincken Seiten über das Ackerfeld her­ein , wo er in der Nacht ohne Zweiffel von dem rechten Weeg abkame, und in eine solche Tieffe deß Schnees hinein sancke, daß er sich nicht mehr zu recht helffen konnte, einfolglich elendiglich seinen Geist auffgeben mußte. Sein alter hatte er gebracht auff 45 Jahre (Er wurde, weilen er vorhero der Trunckenheit ergeqen gewesen, auf Oberamt-

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Einstige Hochwassermarke des Bruckmüllers Wäldin Foto: Müller

,. · . . .. .. f!

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Bruckn1ühle Foto: Kappier

'.'. I

liehe Veranstaltung des Abends in der Stille be­graben. - Rand: Ex post wurde auff der hinter­laßenen Bitte und da man sichere Merckrnahle gehabt, daß er nicht betruncken gestorben, der selbige gleich andern begraben, und ihme eine Predigt gehalten, den 6. Februar."8

1794, den 29. August nachts zwischen 11 und 12 Uhr starb an der Ruhr Eva Margaretha, Johannes Weiss, Bürgers und Bruckrnüller allhier uxor, 57 Jahr 1 Monat alt. Vermutlich ist dies die Witwe Holders. Wann und wo sie den Müller Weiss geheiratet hat, findet sich nicht in den Markgrö­ninger Kirchenregistern. Wenn Mühtknechte Mül­lerwitwen heirateten, wurden Vorbehaltsklauseln festgesetzt, die sicherten, daß nur die Kinder der ersten Ehe Anspruch auf das Erbe hatten. Etwaige weitere Kinder gingen somit leer aus, und die Mühle blieb in der alten Familie.9 Nach dem Tod der Frau gab es für Weiß also keine Zukunft mehr auf der Bruckmühle, flu gs - schon am 25 . Dezem­ber des gleichen Jahres!- heiratete er Christiana,

92

...

die Tochter des Unter-Müllers Johann Michael Klotzbücher.

Auf der Bruckrnühle saß nun derjunge Friedrich Holder(* 28.9. 1759) . Seine Frau MariaElisabethe starb am Bartholomäustag 1796 an der Schwind­sucht, nur 26 Jahre und 4 Monate alt.

Der Witwer scheint sich eine andere Mühle gesucht zu haben, denn am 6. November1799 läßt ein neuer Bruckrnüller hier ein Kind Caroline Luise taufen, wieder einmal ein Grau: Christoph Grau von Bissingen und seine Frau Catharina Jacobina geb. Lohrmann von Tamm. Dieser Tauf­eintrag kimn leicht aufs Glatteis führen. E~stellt sich nämlich heraus, daß es sich hier um Chrisroph Friedrich Grau handelt, Sohn des Joh\mn Michael Grau, Zimmermann von der alten Hütte in Unter­weissach und seiner Frau Magdalene Weizsäcker. Christoph Friedrich hatte 1774 als Beständer der Obern Mühle Rosina Barbara, Tochter des 'Georg Friedrich Wiedenmayer, Huf- und Waffenschmied, ingleichen Kerzenmeister solchen Handwercks ehel. Tochter' geheiratet und danach wohl eine Mühle in Bissingen übernommen. Die 2. Ehe schloß er am 4.2.1790 dann in Tamm. (Der ältesft: Sohn, Jakob Friedrich Grau (177 4-1850) wird Bäcker und heiratet die Bäckerstochter Christ. Reg. Stohrer. )

Für Christoph Friedrich Grau war die Bruck­mühle wiederum nur eine Zwischenstation, denn die Sterbedaten von beiden Ehepartnern fehlen in Markgröningen.

Etwa ab 1807 hat J ohann Georg Hahn aus Enders­bach die Bruckmühle. Er ist Zunftmeister bzw. Müller-Obermeister. Sein Bruder Johannes mahlt auf der Oberen Mühle. Johann Georg geht 1824 nach Höpfigheim, kommt aber 1828 zurück. Im sel9en Jahr verkauft sein Sohn Jakob seine Erb-

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cJVLu.g zz J' -6 Ja c/?J' . sr2 6

hälfte an der Bruckmühle an seinen Bruder Danie l (* 1794):

die Hälfte an einer Mahl mühle, die sog. Bruck­mühle mit 3 Mahl- und 1 Gerbgang, Scheuer und Hofraithe und a ller Gerechtigkeit samt 1 Morgen ... Garten dabei zwischen dem Glemsbach. Zinst uricr gi.iltet der Kellerei jährlich Geld 2 f 9 X,

Kernen 7 Sch. 3 Simri 3 Viertel, Rocken 6 Schef­fel, 5 Simri, 3'12 Viertel und Eier 300.

12 Ruten 184 Schu Hofraitin und der Hälfte an einer neuen Scheuren .. . so hoch als die Bruck­mi.ihle. Die Hälfte an e iner leeren Hofstatt worun-

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995 93

August Sax baut eine neue Scheuer mit StalL

,. : . . .. .. ~

..

Der Mühlebesitzer verewigt sich auf dem Türsturz des neuen Stalls

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ter e in Keller von der Bruckmühle herüber zwi­schen Caspar Glaser und der Straße um 5.000 fl .

1. hat Käufer Daniel Hahn an Georgi 1828 die Mühle zu übernehmen, muß aber den Verkäufer Jakob Hahn im Fall derselbe nicht sogleich Gele­genheit findet, eine andere Mühl zu erkaufen, bis Martini 1828 unentgeltlich in seiner Mühle woh­nen lassen.

2. hat Käufer die 2 Pferde samt Geschirr wie auch die 2 vorhandenen Wägen anzusprechen.

1840 ist Daniel Hahn noch als Bruckmüller genannt. Er hat 1822 Christine Barbara Pflug­felder aus Möglingen geheiratet; die beiden haben keine überlebende Kinder . . Ein weiterer Bruder- Johann Georg * 1784-

hat 1815 Justine Magdalene Blum geheiratet, Toch-

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ter des Bäckers Gott!. Friedrich Blum. 1830 wan­dert die Familie nach Amerika aus, kommt aber 1855 wieder zurück.

Der vierte Müller-Sohn - Immanuel Gottlob Hahn(* 1822 aus Johann Georg Hahns 2. Ehe mit Johanne Philippine Rebmann) wird Untermüller. Er heiratet am 2. Februar 1852 die Tochter des Mühlebsitzers Krebl von Zazenhausen, stirbt aber schon am 17. Mai am Nervenfieber. Seine Frau kehrt i.n ihre Fami lie zurück.

Gegen Ende des Jahrhunderts kommt dann Au­gust Alfred Wilhelm Sax aus der Unteren Mühle ~uf die Bruckmühle (siehe oben). Seine Verwandt­schaft saß auf der Bachmühle in Unterriexingen und in der Spitalmühle.

Zu seiner Zeit wird eine Staufalle im Oberkanal für die Wie~enwässerung eingebaut.

Der Mülle r wird nicht alt, mit fünfzig Jahren stirbt er am 28. September 19 11 . Wieder führt die

Rechnung der August Sax Wwe .. Bruckmiihle

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ugust Sax Wwe., Bruckmühle.

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Durch die Stadtbri lle ... Band 5, 1995

Witwe- Alwine Lina Brenner vom Schönbühlhof - das Geschäft weiter.

Der Sohn Fritz Eugen (1892-1967) und seine Schwester Gertrud sind dann die letzten Besitzer der Bruckrnühle. Am 6.8.1 930 wird eine Francis­turbine genehmigt an Stelle der WasseJTäder. Am 10. August 1966 wird die Bruckrnühle verkauft ·und stillgelegt.

Amnerkwzge11. 1 Steuerliste HSTA Stgt. A 54 a Bü St9: Bmckmüllerin

hat 80 jl. tut 4 .fl. zur Schatzung, Jakob ihr Tochter­mann git 1'/zjl. zur Schatzung·

2 LagerbuchHSTAStgt. H 107 Bd. 1076: Jerg Hertliebs Wittfrow zinst uffMartinijiihrlich Geltt 3 Pji111d, Kem 14malter 3 simeri, Rocken 14malter 4 simeri, 300 Ayer . ... Hatt inhaber der Myllin mit 100 f l. Hauptzins macht, 5 matter Kern und 5 matter Rocken und auch nit wytter ab zu lösen.

3 HSTA Stgt. H 102148 Bd. 7 Caplanei-Pfriind: Jähr­lich und ablösig Heller Zeins Ursu/a Bruckmiil/erin laut ains Briefs uff Jacob Spitalmüller IVeysend 2 Pfund lOß .

4 dto. Sani Johann-Caplanei: Thobias Wächter und Ursula, Bastian Wächters, gen. Bruckmiiller, Witwe, zinsen aus St. Johanns Hub 5 Malter Rocken, 8 Malter Dinkel, 7 Malter Haber laut Brief uf Thoman und Bastian Müller weisend auf den Thenn mit grieninger Stat meß durch einenn geschwomen Messer In der Stat an valgemachter Saubererfrucht und kauffmanns­guth werden, und samentlieh ujfden Casten antwurten.

5 HSTA Stgt. A 249 Bü 1672 6 Bereits 1603 ist ein Jodocus Graw und seine Frau

Anna in Gröningen nachweisbar, sie lassen am 20. 7. eine Tochter Catharina taufen. Es dii1fte sich hier um die Großeltem des Bruckmüllers handeln, die in Un­terriexingen auf der Bachmühle saßen.

7 Stadtarchiv Markgröningen H 13 8 Sterberegister Markgröningen, S. 199f 9 siehe Mühlen und Miill~r in Franken, 1984, S. 736)

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Die Spreuer-Müht aufder

Ausfeldkarte

Hilde Fendrich

Die Mühle 'unter dem Loh' Löhlins- Spreuer- Untere Mühle

. ,

Auf der Ausfeldkarte von 1752 wird der steile Rain links des Mühlkanals zur Unteren Mühle als 'das Löhle' bezeichnet, jüngere Karten überneh­men die Bezeichnung für die Hälde zwischen dem Unteren Schafhaus bei der Bruckmühle und der Unteren Mühle.

Loh bezeichnete früher einen Hain, ein Gehölz mit lichten Stellen und Graswuchs als Viehweide und Versamrnlungsplatz. 1

Der Grashang direkt über der Mühle und talab­wärts heißt 'der Spreur Rein'. Unter Spreuer ver-

96

steht man die Schalen, die das Dinkelkorn um­schließen und im Gerbgang entfernt werden. Im entsprechenden Verb steckt der Sinn von sprühen, stieben, streuen. ' ·;. ~

So erhält die Untere Mühle in den ältererr. Ur­kunden meist die Bezeichnung 'Mühle unter dem Loh' oder 'Löhlinsmühle' , später Spreuer-Mühl, gelegentlich auch Hertlinsmühle nach dem Besit­zer. Sie wird von den vier Mahlmühlen am frühe­sten genannt und liegt doch am entferntesten von der S tadt. Ihr Haupteinzugsgebiet scheint das ehe­malige Dorf Eichholz, Talhausen und der Pulver­dinger Hof gewesen zu sein. Als Eichholz um 1500 herum aufgegeben wurde, bedeutete das si­cherlich eine empfindliche Einbuße für die Müh­le. So bemerkt die Müllerin Barbara, Bernhart Hertliebs W itwe 1562 in dem gemeinsamen Brief der drei herrschaftlichen Müller an den Herzog, daß vor ihr "fünf Müller verdorben, ... die gült nit daruff erobern können". Dabei ist Bernhart Hertlieb schon 1534 als Spreuermi.iller bezeugt.2 Wenn man sich dann fünf Besitzer rückwärts vorstellt, die "verdorben" sind, so hat es wohl auch Thomas Müller erwischt, der so stolz sein Lehensrevers schreiben läßt.3 Tatsächlich ist das Urteil zweiter Instanz erhalten, das durch Erzherzog Ferdinand und die Hofrichter des Fürstentums Württemberg erging.4 Thoma Müller hatte sich geweigert, die

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

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1522 Kaiser Karl V. läßt Erblehenbrief auf Thoma Müller verphenndt und hafft gemacht, meine drey morgen agk.hers

ausstellen. Thomas Müller reversiert am 14. 1.1522: am Riex.inger Weg uff dem Roll genannt ainthalb an Fritz

Ich Thoman Müller Bürger zu Gröningen bekhenn und

thun kunth offennlich mit disem brieff das der Aller-

durchlauchtigist Gromechtigist Fürst und Herr Herr Kar!

von gotts Gnaden E. Römischer Kayser zu allenntzeiten

mererdes Reichs in Germanien zu Hispanien baider Sicilien

Jherusalem Rungarn Dalmatian Croatien etc. König, Ertz­

hertz~ zu Österreich, Hertzog zu Burgund, zu Wirtemberg,

Graf zu Hapspurg zu F lanndern und zu Tiroll und unnser

Allergnedigister Herr mir zu ainem Rechten Erblehen

,geliehen bat diss nachbestimpte M ulin zu Gröningen ge­

nannt unnderm Löhlin Darzu drey mansmadt Wisen daby

gelegen Mer drey morgen ackhers ob der Walckhmulin am

Hegkhen Hannsen. Item ain morgen ackhers am Vayhinger

phatt an Fritz Schiebern und zwen morgen ackhers vor dem

hohen Pild hinuss an Rannsen Vallerhey gelegen. Also und

mit sollichem geding und unnderschaid wie nachvolgt.

Nemlich als das Ichall mein erben und nachkorneo obgemel­

ter kayserlichen Majestät unnsern allergnedigsten Herrn

Irer Majestät erben und nachkommen von und ausser der

vorgenannten Mulin alle Wochen wöchennlich Richten

und bezahlen sollen Annderthalb sirnmerin Kern, anndert­

halb simmerin Roggen und drewhundert Ayer alle Jar

järlichs uff den Hailigen Osteraubent. Und darzu soll ich

mein erben und Nachkorneu Hochgedachter kayserslicher

Majestät Irer Majestät Erben und nachkommen von der

obgemelten Wisen und Ägkhern ouch den weyden daby

gelegen und für das schweinnuß alle Jar jarlichen uff Sannt

Martins tag Richten geben und bczalcn Sibcn phundt hlr

t!nd sollichsalles einem yeden Vogt oder Keller so yeder

Zeit1In der Statt Gröningen sein wurdet one obgemelter

kayserlicher Majestät lrer Majestät Erben und nachkom­

men costen und schaden. Und das zu gutter sicherhait so

hab ich benannter kayserlicher Majestät unnsern aller­

gnädigsten Hetm für mich mein Erben und nachkommen

zu rechtem Underphanddt und in urstau vorigs eingeset~t

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

Schiebern und annder seitz an Ludwig Albern gelegen.

Also und der gestalt das solcher ackher nun fi.irohin zu

ewigen Zeiten one allIrrungund anrad mein, meiner Erben

nachkommen und mangelichs von unsern wegen by der

obgeschriben Mulin sein und pleiben. Oder aber Ich mein

erben und Nachkommen berurter kayserlicher Majestät,

unsern Allergnedigsten Herrn Irer Majestät Erben oder

nachkommen. darfür geben und bezalen sollen zwaintzig

phundt heller gutter und genämrner lanndtz werung und

sollich mulin in aller Zeit in gute_n Wesentlichen buwen

und Eern haben und halten, uff unnsern casten und shach.

Doch soll obgemelte kayserliche Majestät, irer Majestät

und nachkhommen, mir mein erben und nachkamen zu der

obbestimpten Mulin yeder Zeit so offt wir dess notturftig,

ausser Irer Majestät Wälden, geben Holtz zu velbenen

desgeleichen alle J ar und Ains yeden J ars besannder geben

zwen Wägen mit prennholtz ausser lrer Majestätwald der

pulvertinger Wald genannt. Das alles wir uff unnsern ,

costen, hawen und hallen sollen. Offtgedachte Römisch­

kayserliche Majestät, unser allergnedigster Herr, hatt mir auch vergundt und zugelassen, das ich mein erben und

nachkamen Uber kurtz oder lanng Zeit wölches Jars wir

wöllen (allwegen uff Sannt Martinstag die obgemelten

Siben phundt hlr Zins mit hundert guldin hauptgutz obge­

melter Werung. Oder aber zertailt ye mit dem Halbentail

Hauptgut Nemlich fünfftzig guldin, den Halbentail der

gult, vierthalb phundt hlr Sampt allen verfallen usstennden

Zinsen, auch costen und stböch (?) ob ainich unbezalt

usstund Wol underkauffen und ablösen mögen, Alles ge­

trewlich und ungeferlich. Und des zu waren Urkhund hab

ich mit fleis gepetten und erpetten den Edlen und vesten

Rafe (?) von TaU1eim Rainischer kayserlicher Rath das er

sein aigen Insigel doch im und seinen erben in allwegen

schade offennlich gehenngk.ht hat an disen brief. Der ge­

ben ist auff den viertzehennhtag des Monath J anuary Anno

dmni fünfftzehenhundert u~d im zwayundzwanntzigsten.

97

HSTA Stuftgart A 348 u 3

, , .

..

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' .... . J

vierteljährlichen zwei Simmeri Kernen an das Spi­tal in Eßlingen zu schicken, die Al brecht, genannt der Schultheiß, dem Spital 1335 vermacht hatte. Er wird zur Zahlung des Zinses und der Kosten beider Instanzen verurteilt. (22.8. 1524)

Nach dem Lagerbuch von 1523 gehören zur Leh­lins-Mühle:

' 1 Haus, 2 Scheuren, Garten und by 3 Tagwerk Wiesen aneinander gelegen an der Glems. 3 Mor­gen Acker uff dem Rain an Hans K. und Marx Herern Kinder gelegen, 1 Morgen Acker am Vai­hinger Pfad an Fritz Schübern und Philipp Schmid gelegen, 3 Morgen Acker im Sigenthal an Hans Stenglins Hoffacker und Hans Falleray gelegen, 3 Morgen Acker am Rixinger Weg, uff der Roll genannt, zwischen Ludwig Albers Witfrow und Fritz Schiebern gelegen. - Ist ain yeder Kauffer sollicher mull in schuldig 20 Pfund an nuwm ligen­den gutt da by zu verlaussen. '

Thoma Millers Tochter Margreth heiratet Basti­an, einen der Söhne des Burkhardt Vimpelin, 'Metz­ger, Ratsherr, Bürgermeister' (t 1553), dessen Grabstein noch in der Bartholomäuskirche steht.5

Barbara, Hans Hertliebs Wittfrau, heiratet am 9.5. 1565 alt Hanß Etzel, eine gute Partie. Ihr Sohn Jerg übernimmt die Mühle, seit 1562 ist er mit Cordula verheiratet, Tochter des Hans Widmann von Gröningen, sie haben drei Kinder: Hans, Bern­hard und Margretha. Hans ist der Müller der näch­sten Generation. Im Advent 1587 führt er Barbara Weißer heim, die Tochter des "Reitze" (Heinrich) und der Elisabeth Aldinger, eine der reichsten Töchter der Stadt. Sie lassen vier Töchter und zwei Söhne taufen, geheiratet hat aber hier keines von ihnen. Die jüngste Tochter Barbara ist mögli-

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eherweise "uff dem Gagerbach gestorben, fame" am 4.3.1637, verhungert. Damit ist der Name erloschen.

Von etwa 1591 bis über 1611 besaß Philipp Kö­nig die Untere Mühle als Erbgut, hat sie aber verpachtet. 1611 schreibt er von sich, er sei ein alter podagrischer Mann, der eigens von Pfullingen hierher kommen mußte, um den Streit mit dem Spitalmüller wegen des Mühlgrabens zu schlich­ten.6 (In Pfullingen baue er gerade ein schwieriges Haus. Auch das Haus mit dem Keller bei der BruckmUhle hat er laut Anshelms Brief' .sebaut, sein Berufkönnte also Baumeister sein.) Köntg ist der Sohn des Magisters Johann König von Tübin­gen und hat am 30.8.1584 in Markgröningen Ka­tharina Wächter, Tochter des Veit Wächter, "Glemsmüller" und Catharina Scheck geheiratet. (Von elf Kindern heiratet nur Katharina, * 2.1. 1567) Der Schwiegervater des Kontrahenten im Streit um den Mühlgraben war der Vetter von Katharina Wächter, Claus Miller genannt Scheck.

Unter die wechselnden Bestandmüller des Kö­nig ist wohl auch Hans Schibel in einzuordnen, der 1604 hier taufen läßt und dann wieder zwischen 1617 und 1625. Auch dessen Sohn Bartholomäus, der 1636 eine Anna Schul er aus Großsachsenheim heiratet, wird Müller.

1622 ist Hans Phitipp Königs 'Wittib' genannt und Hans Anshelm als der Müller der Unteren Mühle.7

1628 treffen wir im Kirchenregister auf Hans Wenger. Bei ihm in der Mühle stirbt 1636 Agatha König, ledig, Tochter des Melchior König von Zang, Heydenheimer Herrschaft, sie wird als "Ge­schweyh" des Müllers bezeichnet. Jerg Buckh(er) 'aus der Oberpfalz, ein Knecht in der Undern Mühle' stirbt 23jährig am 27.9.1635, ein gleich-

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namiger 'Müller in der Spitalmühle' starb bereits am 1. April des gleichen Jahres, 49 Jahre alt. Vielle icht waren es Vater und Sohn. 'Jerg B uckhen junges Kind ' stirbt am 20.4.1635 .

Am 26. 1.1636 wird ein Johann Philipp König, 43 Jahre alt, in Markgröningen von einem Drago­ner-Lieutenant erstochen.

Die Witwe des M üllers Hans Wenger heiratet am 24. Juni 1639 in Möglingen Leonhard Eysen­mann yon Sulzbach, j etzt Müller zu Möglingen. (Die lYlöglinger Mühle zinste in die Kellerei Grö­ningen, da der Ort zum Amtsbezirk gehörte.)

Ende 1643 starb Melchior Schertlin, Müller­k~lecht bei' Alt Hans Anshelm Mayer', er kam von Brettheim (Bretten), war katholisch und 22 Jahre alt. Der Name der Mühle ist nicht genannt, es is t aber davon auszugehen, daß es sich dabei um den Hans Anshelm von 1622 handelt.

Am 3 1. Mai 1659 heiratete zu Enzweihingen Da­nie! Mayer. .. Herrn" Christoph Mayer, Pfleger zu Bissingentreck ehe!. Sohn (Anna) Maria Ans­helm, Tochter des Sebastian Anshelm zu Enzwei­hingen. Wenige Jahre danach begegnet uns ein Johann Anshelm als Bürgermeister und gleichzei­tig Besitzer der Bruckmühle (1665).

Daniel Mayer scheint die Untere Mühle ge­kauft oder geerbt zu haben, lebte aber als "Meier auf dem Pulverdinger Hof'.

Am 12.ll.l656 1assenMichel Beurlin von Hem­mingen, Müller und seine Frau Agnes einen Sohn -lhns Michel - taufen. Agnes stirbt am 17. 1.1667, erst 36 Jahre alt. Michel heiratete am 14.2. 1669 erneut und zwar Anna Maria, Johann Bartholomei Platterts sei. hinderl. Wittib, die an anderer Stelle auch "Schibelinne" genannt wird, eine Tochter des Müllers Barttin Schiebelin. Beim ersten Kind

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

1670 wird Daniel Mayer, Mayer auf dem Pulver­dinger Hof, Pate, beim dritten, 1674, Daniel Mayers Hausfrau. - 25.6.1672: Margretha, seel. Michel Bäurlins, gewesenen Bürgers zu Schwieberdin­gen Witwe, s tarb hier bei ihrem Sohn, dem "Un­tern Müller". Am 5.7. 1692 heiratet Michel Bäuer­lins, "Burgermüllers" achtzehnjährige Tochter Anna Maria Conrad Keller, Hans Kellers, Bürger und Müller zu Bissingen ehelichen Sohn.

Am7.9.1693 stirbt Christoph Groz von Ebingen, "des· Mayers Bestandmüller".

'Danje l Majer, Miller Handtwerkhs, Danjel Majers Undern Millers ehlicher Sohn undt Jgfr. Maria Barbara, Melchior Pfeffers Bürger u. Strumpf­strickhers zu Henenberg ehliche Tochter' waren am 14. Juli 1705 zu Herrenberg 'copulirt', d .h. verheiratet worden . Sie scheint eine ordentliche Mitgift mitgebracht zu haben, warum sonst hätte sich ihr Vater auf dem Stein verewigen lassen? Möglicherweise wurde mit dem Geld die Mühle renoviert. Bauakten aus dieser Zeit sind nicht erhalten.

Vier Töchter und einen Sohn hinterläßt dieses Paar bei des Müllers Tod am 15. November 1737. Die jüngste - Maria Catharina - ist gerade 11 Jahre alt, von ihr werden wir noch hören. Der Sohn Daniel hatte schon 1734 zu Steinheim gehei­ratet als 'Meister des Miller-Handwerks, Cordula Catharina, Henn Ludwig Friedrich Recken , Ge­richtsschreibers und Schulmeisters zu Steinheim an der Murr ehel. Tochter. ' Anläß1ich dieser Ehe­schließung hatte er 'Häuser und Gebäu, auch darzu gehörige Mahl Mühlen und Güther, so in Äckern, Wiesen und Gärten bestehend ' für 3.000 fl. erhal­ten, die er teils bar und teils in Raten zu bezahlen hatte, 600 Gulden davo\1 wurden ihm als Heirats-

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Eingemauerter Stein in der Unte­ren Mühle: Daniell Mayer

1712 Melchior Pfeffer

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gut geschenkt. ZwölfMorgen Äcker im Wert von 483 fl. 30 x blieben für die Mutter und die Schwe­stern.8 Erinnert man sich aber nun an die beschei­denen 'zwei silberne Kugelring für 10 Kreuzer' die die junge Frau des Obern Müllers JakobStoll in die Ehe brachte, so hebt sich das folgende Verzeichnis weit davon ab. 'Fahrnus und paar Geltt 60 fl., 1 doppelt Ducaten 8.Jl. 20 x. Kleinodien und Silber-Geschmeidt: 1 geschmälzt vergüldt RingJen 3 fl. 1 silbern Haar Nadel 2 fl. 2 silbern Rösten an einer Haube 25 x 1 granaten Nüster (Halskette) von

2 Rayhen und 1 vergüldten Schloß 5 fl. 1 Corallen-Nüster mit silbern RingJen 30 x 1 Granaten-Nüster mit 1 klein

silbern Schlößlen 4 fl. das übrige Silberwerck, so in

kleinen Stücken bestehet, aestimirt (geschätzt) pro

1 silbern Löffel 1 fl. 1 fl.

An Büchern war für damalige Verhältnisse eine 'ganze Bibliothek' vorhanden, bestehend in 1 gro­ße Bibel für 3 fl., 1 Haus-Postill für 1 fl . 30 x, 1 Gebett und Lieder-Schatz für 20 x und wei tere 12 Bücher in allerhand Stücke bestehend, aestimirt pro 2 fl.

Aber auch dieser Müller hat anscheinend nur ein paar Hosen besessen, seine ' böckene' im Wert von 1 fl. 15 x, und ein P::~ar Hosenträger für 6 x. Neben dem 'grau tüchen Rock' besaß er auch ein 'neu Camisohl, trücketen' (aus Trikot), darüber hinaus auch einen schwarzen Tuchmantel, ver­schiedene Brust- und Halstücher, 3 Hemden, I wei­ßes Paar Strümpfe, 1 Paar Schuhe und ein altes Paar Handschuhe. (So etwas wie Unterhosen scheint es dazumal nicht gegeben zu haben!) Wei-

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ter sind aufgeführt: 1 alter Staab zu 16 x, 1 alte Flinten zu 2 fl. 30 x, 1 alter Nachtrock 1 fl. und 1 alter Degen für 6 x.

Unter den 'Weibs-Kleidern' stichtein 'Mömpel­gartter Käpple' für 30 Kreuzer ins Auge. Bei der 'Leinwand' finden sich ' neue Hänfene Lein Iacher' a 56 X, neue abwerckene9 Leinlacher a 36 X,

mittlere flächsene dto. a 36 X, mittlere hänfene Leinlacher a 42 x. Sie hatte also Bettücher aus Flachs (Lein) und solche aus Hanf, wobei die hänfenen die teureren waren. Neben ihrem riesi­gen Wäschevorrat hat die alte Müllerin auch '92 Ehlen Flächsen Tuch a 11 X und 67 Ehleti p~nfen Tuch a 8 X' und pfundweise Garne und Ftlden, dazu noch 4 Pfund Federn a 30 X. Sie hat dieStoffe selbst hergestellt. Unter ihrem aufgeführten Haus­ratfinden sich4Brechen, 1 Wirkhechel, 1 Schwing­stuhl, 3 Spinnrädlen, 3 Kunkel und 40 Rollen samt 1 Rollrad, 1 Garnhaspel, 2 BegelEisen mit je 2 Stähl, eine normale Schere und eine große Schneider-Schere.

UnterdemFuhr-und Bauten-Geschirrist 1 Wei­ber-Sattel für 1 fl . aufgeführt. Ihr Vorrat an Kuchen­speiß und dergleichen bestand aus einer Simm()re voll Zwetschgen und einer Simmere voll Schnitz samt zwei Pfund Wachs und Dürrfleisch um 3 Gul­den. Geschlachtet hat man selbstverständlich auch selbst, eine Fleischmolten, eine Hackbank und ein Wursttriebterle gehörten mit zum Inventar. Natür­lich fehlte die Krautstande nicht und auch nicht der Melk-Kübel und das Ri.ihrfaß, um Butter zu bereiten. Ein bißchen Phantasie braucht man aller­dings, um sich vorzustellen, wie ein Bettkarren aussah und eine ahngelehnte Schrannen. Da es auch eine 'dito geleh nt' gab, bin ich schließlich dahintergekommen, daß es zwei Bänke waren, mit und ohne Lehne.

' Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

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Die nächste Generation Die junge Müllelin Cordula Catharina stirbt schon am 4.8. 1745. Daniel Majer heiratet erneut zu Bön­nigheim am 15.2. 1746 'Maria Catharina, Matheus Belstners, Bürgers und Burgermüllers zu Bennig­heim, Churmaynzischer Herrschaft ehe!. Toch­ter.' Orientiert sich der Müllermeister jetzt nach Bönnigheim?

Unter dem Jahr 1746, Daniel Majers jüngste Schw~ster ist gerade 20 Jahre alt, stoßen wir auf Seite 765 des Taufregisters auffolgenden Eintrag:

'October. d. 3.ten natus, bapt. d. 4. (geboren/ getauft) Georg Fliedrich, unehelich erzeugt. Paren­tes Georg Friedrich Valet, Müller-Knecht/Maria Cathatina Majetin.

NB. Dieser Valet und diese Majerin läugneten ihr miteinander begangenes Unrecht lange Zeit, bis end! ich er Valet zur bekanntnuß gebracht wur­de, worauf sie Majerin, weil sie wohl sahe, daß sie sich mit boshafftem Läugnen nimmermehr hin­aushelffen könnte, zu e iner solch desperat-gottlo­sen resolution gegangen, daß sie ihro selbst, da sie alleine war, das Messer an die Gurgel setzte, und sich dergestalt verwundete, daß wo man nicht alsobald derzugekommen wäre, sie ahnfehlbar als eine Selbst- ja, in gewisser Arth auch als eine Kindsmörderin, elendiglich dahingefahren wäre. Gott gab also, nach seiner wunderlichen Güte und Lang-Muth, Gnade, daß Mutter und Kind erhalten wurden in dem j ene nach und nach gl ücklich curiert, dieses aber am 17. Tag nach jenem, der Mlirter freventlich beginnen , gesund und voll­kommen zur Welt gebohren wurde. Der Mensch erklärte sich gleichbaiden nach der That, sie die Majerin, wann sie davon kommen würde, zu­heurathen, ob diese gleich vorher unter der Hand sich mit einem anderen wirklich versprochen .'

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

Was sich hinter diesen dürren Worten verbirgt, ist die schiere Verzweiflung. Wie mögen sie ihr alle zugesetzt haben, Familie, Obrigkeit, Pfarrer! Warder Müllerknecht Valet von der Oberen Müh­le überhaupt der Kindsvater, oder war es der, dem sie sich heimlich versprochen hatte?

Das Kind kam 'gesund und vollkommen' zur Welt, doch den 15. October starb "Jerg Friderich, ein uneheli ches Kind, so Maria Catharina Majerin gebohren und ein Mühlknecht Jerg Frid. Valet Vatter ist, aet. 12 Tag."

Maria Catharina Majer hat sich Zeit gelassen mit dem Heiraten. Hoffte sie noch immer auf ihre unglückliche Liebe? Der Valet mag sie bedrängt haben , er hoffte wohl auf die Mühle, wenn der Bruder nach Bönnigheim ginge ...

'1747, den 7. Juny wurden copuliert' - auch hier konnte sich der Hen Pfarrer nicht verkneifen, auf dem Rand des Ehebuchs lateinisch die Bemer­kung zu machen, daß t;s sich hier um frühe Bei-

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Die Untere Mühle um 1900. Foto: Breitling

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Die Rückseite der Unteren Mühle mit

dem Mühtkanal

· .- .: . I

schläferhandelte- 'Georg Friderich Valet, Müller Handwercks, weyl. Johann Georg Valets, M üllers und Rathsverwandten zu Hessigheim hinterlaßener Ehlicher Sohn, und Maria Catharina, weyl. Daniel Majers, gewesenen Burgers und UnterMüllers all­hier nachgelassene Ehliche tochter' .

Bei der Geburt des nächsten Kindes, Andreas * 3 1.3.1748, ist Valet noch "Beständer der Obern Mühle". Andreas wird auch nur sieben Tage alt.

Beim nächsten Kind, wieder ein Georg Fried­rich, * 22.11.1753 ist der Vater dann "Unter­müller". Er hat sein Ziel erreicht. - Mehrere Kin­der folgen noch, doch nur Georg Friedrich über­lebt und heiratet im Juli 1775 als Bürger und Müllermeister zu Brackenheim Maria Sara, Toch­ter des B urgennüllers Friedrich Balthasar Rappold in Brackenheim.

Valets ganze Fami lie aus Hessigheim scheint nach Markgröningen gekommen zu sein. Seine Mutter Susanne Christine stirbt hier als Witwe am

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6.4.1756, seine Schwester Eva Rosina heiratet 1749 Johannes Beuerle, Weingärtner, und die an­dere Schwester Anna Maria 1759 den Georg Ja­kob Löffler, Bauer in Markgröningen.

Am 3.12. 1767 starb an der hitzigen Krankheit mit 40 Jahren Maria Catharina, geb. Mayer, Georg Friedrich Valets Bürgers und Müllermeistersbey der Unteren Mühle Eheweib. Er überlebte sie um sieben Jahre: am 30. 10.1774 starb er an der Schwindsucht, 54 Jahre alt. Sogar Zunftmeister des Becken- und Müller-Handwerks war er ge­worden.

Der jtinge Müller - noch ledig - witd;'.unter Curatell ' des neuen Zunftmeisters gestellt, dt!r das beträchtlich geschmolzene Vermögen verwaltet. Im Jul i 1775 heiratet er als Bürger und Müllermei­ster zu Brackenheim Maria Sara, Tochter des Bur­germüller Friedrich Balthasar Rappold in Brak­kenheim. Hundert Jahre und mehr Familie Majer auf der Mühle sind damit beendet.

1761 stirbt Catharina Philippina, Michael Ulrich Klozbüchers, Spitalmüllers ehel. Hausfrau. Am 9. Februar 1762 heiratet er erneut, die Auserwähl­te ist Christina Rosina Schell. Jetzt ist Klotz­bücher Untermi.iller. Der Sohn Sigmund Dietrich ist Spitalmüller geblieben und stirbt nach einer Schlägerei. Die Tochter Christiana (* 177 1) wird an Weihnachten 1794 die zweite Frau des gewese­nen Bruckmi.illers Johannes Weiß aus Pfull ingen. Der wird jetzt Unterer Müller. S ie haben drei Töchter und einen Sohn.

1793 habe der Untermü ller Ulrich Klozbücher, Vetter des Spitalmüllers Adam Klozbücher, ober­halb seiner Mühle ein neues Wehr aufrichten las­sen, "zu hoch", wie der Spitalmüller sagt. Man sq·eitet lang und heftig darum.

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1820 ist Johannes Krämer Untermüller, sein Nachfolger Jakob Friedrich Krämer, * 1793 in Neckan ems. Er hat in Beutelsbach die Schäfers­tochter Dorothea Heeb geheiratet und übernimmt die Mühle an Martini 1819.

1835 führt er Verkaufsverhandlungen mit Phil­ipp Jakob Barth, Mü ll er in Neckanems. 10 Be­schrieben wird

' Eine 2stock. Behausung mit e inem steinernen Stock~ die Spreuer oder Löhlens-Mühle genannt, nli t 3Mahl- und 1 GerbGang, Scheuer, Hofraithin, Stallungen, Waschhaus und großem gewölbtem Keller zwischen dem Glemsbach beederseits, vor­nen und hinten die zur Mühle gehörigen Wiesen, nebst 5 Ruthen Hof und Tunglege. Gültet der Kamera] Verwaltung jährlich Kernen 1'0 Scheffel 1 Imi 2V2 Vierling Roggen 9 Scheffel l Imi 2V2 Vierling Aier 300 Stück dem Herrn von Kniestätt. Kernen 6 Simeri. (Das ist immer noch das Vermächtnis von 1335, das Albrecht, genannt der Schultheiß von Grü­ningen, dem Eßlinger Spital überschrieb, 500 Jah­re hat es schon überdauert! Der Hen von Kniestätt oder seine Vorfahren haben es dem Eßlinger Spi­tal abgekauft. )

Zum Mühlgeräth muß der Käufer beim Aufzug, der am Tag Georgii 1836 erfolgt, vom Verkäufer übergeben werden:

alle vorhandenen Kästen , Säuberer, Schrenz­Mühlen und Abräter, sowie auch alle vorräthige MeeiJ- und Kernen-Kästen, 2 Milter-Tmchen und ein Staub-Kasten im Haus-Oehrn.

2 Läuffer-Stein, 10 Schlag-Scheutter, I 0 Rühr­stecken, 10 Zapfen-Klöze, sämtliche Kämpfe, 8 Büxen , das gesamte Meßgeschirr, 1 Drahtmeß, I Kernensieb, 2 Griessieber und 1 Welschkorn~

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995

Sieb, 1 Mühlkarren, 1 Hebeisen, 1 großen Schlägel, 3 Billen, 3 Zweispiz, 1 Wakken-Hammer, sowie die vorhandenen Krukken-Schaufeln, Kehrwische und 4 besezte Wannen.

4 Pferdegeschirre samt 1 Sattel. Der Käufer hat die Wahl, von den 6 Pferden 4 zu nehmen, welche er will, nur muß Käufer von den 2 blinden Pferden

-.eins nehmen. (Wieso gab es so viele blinde Pferde in den Mühlen?)

Sodann die 2 besten Kühe, 1 Mutterschwein, 1 starkes Läuffer-Schwein, der große und kleine Wagen samt Zugehör mit 2 Schleiftrögen, 1 Kra­gen und 2 Sperren, die große Wagen-Wenden, den Landzug, die Bläue (Plane) und ein Paar Heu­leitern.

2 Fuder Stroh, 20 Ctr. Heu, der Kunsthert samt Häfen und 1 Kessel im Waschhaus.

6 Gänse, 10 Hühner, 10 Enten und die Tauben, so Verkäufer nocht besitzt.

Ein ganzes Gesind-Bett nebst Bettstatt, welches in bestem Zustand abgegeben werden muß.

Verkäufer darf auf dem ganzen besitzenden Gut kein Holz mehr fällen und muß aber die Güter in die Wintersaat sowie in d ie Sommersaat stellen, und aller Tung, der erzeugt wird, auf die verkauf­ten Güter verwenden.

Die Steuer, Gülten und Lasten hat Verkäufer bis dahin zu bestreiten, auf welche Zeit der Käufer in das Eigenthum der Mühle und Zugehör tritt.

Was Band und Nagel hebt, bleibt dem Käufer, sowie die vorhandenen Britter, welche in der Scheuer liegen.

Unkosten und Weinkauf hat der Käufer zu leiden. '

Jacob Krämer geht mit seiner Familie 1836 nach Möckmi.ihl. Auf der Unteren Mühle treffen wir aber nicht Phitipp Jacqb Barth, sondern laut Kir-

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chenregister den vermutlichen Pächter Jakob Da­vid Hofstetter. Er ist 1797 in Glems geboren, war Bürger in Höfingen und hat dort die Tochter des Sägmüllers Haug geheiratet. 1845läßt er die Was­ser- und Kamnu·äder erneuern. 1852 geht er mit der Familie nach Waldenbuch.

Der unglückJiche Bruckmüller-Sohn Immanuel Gottlob Hahn übernimmt die Mühle, heiratet und stirbt dreieinhalb Monate später am Nervenfieber. Die Witwe Dorothea Luise geb. Krebl , Müllers­tochter, hat 1853 Probleme mit den baufälligen Wehren und zieht bald danach mit ihrem vorehe­lichen Kind wieder hei m nach Zazenhausen.

1854 erscheint Jakob Friedrich Sax als Pächter der Unteren Mühle, 1855 ist er Besitzer.

Er ist der Sohn von Siegmund Sax, Bürger in Oetisheim und Müller in Erlenbach, und mit Jo­hanne Christiane Reutter, der Witwe des 1857 verstorbenen Spitalmüllers Frick verheiratet. Die­se Frau hatte von Frick zweimal, von Sax dreimal Zwillinge geboren! Ihr 13. Kind - Christian Wil­helm Sax - wird Müllerin UnteiTiexingen. Johanne Clu-istiane stirbt 1857. Sax heiratet Regine Friede­rike Blum (1825- 1885), Tochter des Andreas B. , Stadtpfleger.

Der Sohn Wilhelm Friedrich Sax(* 1850) wird Müller auf der Unteren Mühle. Er heiratet 1879 Johanna Pflugfelder von Möglingen. Die Mühle hat 1882 vier Wasserräder. Sax stirbt schon 1885. Johanna P. heiratet 1886 Friedrich Wolf,* 1853 in RietenalL

In der Akte der Wasserbuchstelle des Regie­rungspräsidiums in Stuttgart findet sich folgende Beschreibung:

1887. Neckarkreis. Oberamt Ludwigsburg. Markgröningen.

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Beschreibung über die Wasserwerksanlage der untern Mühle des Friedrich Wolf.

Auf Grund hohen Erlasses der Kgl. Kreisre­gierung vom 30. März d.J. No. 2461 hat der Besit­zer die Genehmigung erhalten, das III. und IV. Wasserrad zu entfernen und ein neues Rad mit einem Durchmesser von 2,6 m und einer Breite von 1 ,85 m einzusetzen und das Fallengestell entsprechend zu verändern. Zugleich wurde das Welu- einer durchgreifenden Verbesserung unter­worfen.

Am 30. April d.J. wurde am südlichen Eck der Mahlmühle eine EichkJamme gesetzt Aus·<j.ie§em Grund wird nun die Werksanlage in folgendem neu beschrieben:

Die Mahlmühle, sogenannte untere Mühle, be­findet sich etwa 1A Stunde unterhalb der Stadt und steht am linken Ufer der Glems. Das Gebäude ist zwei stockig, der untere Stock von Stein, der obere von Fachwerk erbaut. In dem untern Stock befin­den sich die Mahlgänge und in dem obern Stock die zum Betrieb nötigen Hilfsmaschinen und die Wohnung. Das Werk ist älterer Konstruktion und hat 4 Mahlgänge und einen Gerbgang. Betriebtm wird dasselbe durch 3 oberschlächtige Wasser­räder, und hat das rechtseitige neue Rad einen Durchmesser von 2,6 mundeine Breite von 1,85 m, das mittlere Rad einen Durchmesser von 2,6 m und eine Breite von 0,80 munddas linkseitige Rad einen Durchmesser von 2,6 mund eine Breite von 1,02 m.

Das zum Betrieb erforderliche Wasser wird der Glems entnommen und ist zu diesem Zweck 188 m oberhalb der Mühle ein 19,50 m langes Wehr in die Glems eingesetzt, welches mit einer Grundablaßfalle von 2,004 m lichter Weite verse­hep ist.

Durch die Stadtbri lle ... Band 5, 1995

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Vor dem Fallengestelle am Werke ist ein hölzer­ner Steg angebracht und befindet sich vor demsel­ben ein Rechen mit I 0 cm wei ten Maschen.

Die rechtseitige Radfalle für das neue Rad hat eine lichte Weite von 1,41 m, die mittlere Radfalle eine solche von 0,605 m und die linkseitige Rad­falle eine solche von 0,515 m, die Leerschußfalle eine solche von l ,037 m und hat diese eine Höhe von 0,488 m. (Die einstige Weite mit l ,21 mistfür die Z_!.~kunft vorbehalten.)

Am 30. Apri l d.J. wurde unter Zuziehung von 2 Urkundspersonen und der nächstgelegenen Werks­. \:lnd Güterbesitzer am südlichen Eck der M ühle eine Eichklamme gesetz, welche in einem besonderen Protokoll näher besclu·ieben (wird) und sind nun die Höhenverhältnisse des Werkes auf die Oberkante dieser Eichl(]amme bezogen: die Oberkanteder Eich­klamme arn Werke des Wilhelm Frick liegt über derselben 2,374. Die Oberkante der alten Eichklam­me am Werk des Wolf liegt darüber 0,374. Die Welu·krone liegt druunter ... 0,600.

Die Auslaßfallenschwelle im Welu- liegt darun­ter ... I ,320. Die Hauptschwelle am Werke I ,009. Die Leerschußfallenschwelle I ,009. Die Sohle des Abflußkanals unter den Rädern 4 ,061. Die Sohle des U nterkanals bei der Einmündung in den Altbach ... 4,676.

Die Rad- und Leerlauffallen sind so zu handha­ben, daß das zuströmende Wasser gleichmäßig abfließt. Bei anlaufendem Wasser ist die Grund­a.blaßfalle zu ziehen. zui· Beurkundung Ludwigsburg, den 25. Juli 1887 ... , Wasserbautechniker, die Urkundspersonen: Stark und Albrecht Die unter- und oberhalb liegenden Werks- und Güterbesitzer: F. Sax, Albert Eger. F. Blum (?), Wilhelm Frick

Durch die Stadtbri lle ... Band 5, 1995

Johanna geborene Pflugfelder stirbt am 27.2.1893. Friedrich Wolfheiratet am 17.10.1893 die Witwe des Lokomotivfülu·ers Böckeler von Eßlingen, Ka­tharina Margretha Gerinner, und zieht mi t ihr 1895 nach Beutelsbach.

Am 16. Juli 1891 heiratet Georg Jakob Breitling, ·Sohn des Müllers Johann Jakob Breitling aus Deuf­ringen, OA Böblingen, in Oßweil Christiane Rosi­ne Merkle * 27 .2.1864. Nach kurzem Aufenthalt in Marbach kommen sie nach Markgröningen und übernehmen die Untere Mühle .

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Müllersleute Jakob und Nane Breitling (Foto im Besitz ihrer Tochter)

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Ein Stein zur Erin-nerung: Erbaut

und gehoben 1903, J. Breitling. In der Mitte die Turbine,

nicht mehr das Wasserrad wie bei

Daniel Majer

Emil Breitling, wie ihn jeder kannte

Un1er.e

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Jetzt wird renoviert, das Fachwerkstockwerk erneuert und dabei etwas erhöht.

1903 wird eine Francis-Turbine eingebaut. Nach dem Tod der Eltern führen Emil Breitling

-ein stadtbekanntes Original, der keine Gemeinde­ratssitzung verpaßte - und seine Schwestern die Mühle weiter.

1974 wird die Mühle verkauft. Die Wasserkraft der Turbine wird noch zur Elektrizitätsgewinnung genutzt.

Anmerkungen 1 F. Klug~, Etymologisches Wörterbuch der d~~tsehen

Sprache, Berlin 1960 '!

2 HSTA Stgt. H 102/48 Bd. 7, Capitel Gefäll 'Berhart Herrlieb Spreuenniiller '; HSTA Stgt. A 54 St. IJ6 Türkensteuerliste 1545: 'Bemhart Hertlieb 3 fl. , Mül­lerknecht 8 kr. '

3 Revers vom 14. 1. 1522 HSTA Stgt. A 348 U 3, Lager-buch von 1523 HSTA Stgt. H 101 Bd. 1076

4 Archiv Ade/mann, Schloß Schaubeck 5 Taufkapelle gegenüber dem Kanzelaufgang 6 HSTA Stgt. A 206 Bii 2059 7 HSTA Stgt. Lagerbuch von 1565, Eintrag von späle­

rer Hand 8 Stadtarchiv Markgröningen, Inventur und Teilungen,

Nro. 679 vom 20. März 1738 9 Wahrscheinlich bedeutet 'abwercken' das so genann­

te Ahwerg, versponnene Abfallfasern des Hanfs 10 Stadtarchiv Markgröningen, Kaufbuch S. 197

Durch die Stadtbrille ... Band 5, 1995