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HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen Hörgeräteversorgung bei Jugendlichen und Erwachsenen - Einführung - Wolf Mann und Annerose Keilmann Fortbildung der HNO-Klinik und des Schwerpunkts Kommunikationsstörungen am 18.8.12

Hörgeräteversorgung bei Jugendlichen und … · Schwindel? kongenital bereits vorhanden (Progredienz?) ... Commotio/Contusio labyrinthi Fensterrupturen Felsenbeinfraktur chronische

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HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Hörgeräteversorgung bei Jugendlichen und Erwachsenen

- Einführung -

Wolf Mann und Annerose Keilmann

Fortbildung der HNO-Klinik und des Schwerpunkts Kommunikationsstörungen am 18.8.12

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Vereinbarung zur QS seit 01.04.2012

� Sicherstellung einer dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechenden Steuerung und Durchführung der Betreuung von schwerhörigen Patienten, die mit Hörgeräten versorgt werden

� Ausführung und Abrechnung von Leistungen erst nach Erteilung der Genehmigung durch die KV

� Genehmigungsvoraussetzungen� § 3: Fachliche Befähigung� § 4: Anforderungen an die Praxisausstattung� § 5: Umfang der Hörgeräteversorgung� § 6: Organisatorische Anforderungen� § 7: Ärztliche Dokumentation

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

§ 3: Fachliche Befähigung

1. FA „Hals-Nasen-Ohrenheilkunde“ oder „Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen“ („Phoniatrie und Pädaudiologie“).

2. Indikationsstellung und Durchführung von mindestens 20 Hörtests zur Hörgeräteversorgung (nach Ausschluss zentraler Hörstörungen unter Anleitung eines zur Weiterbildung befugten Arztes einschließlich Validierung des Versorgungserfolges innerhalb der letzten 5 Jahre)

3. 10 Fortbildungspunkte innerhalb von 2 Jahren vor Antragstellung

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen§ 4 Anforderungen

an die Praxisausstattung

a) Schallreduzierter Raum (Störschallpegel kleiner 40 dB) zur Durchführung von Ton- und Sprachaudiometrien im freien Schallfeld

b) Audiometer mit entsprechend vorgegebenen Referenzwerten von Hörschwellen, zugelassen gemäß den Vorgaben des Medizinproduktegesetzes und der DIN ISO 8253–1 und 8253–2

c) Testverfahren zur Überprüfung des Hörhilfenversorgungs-Ergebnisses, gemäß den Vorgaben der Hilfsmittel-Richtlinie (DIN ISO 8253–3)

d) Binokulares Ohrmikroskope) Impedanzmessung (Tympanometrie und

Stapediusreflexmessung)

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Übergangsregelung

� Alle HNO-Ärzte und Phoniater, die vor Inkrafttreten der neuen QS-Vereinbarung regelmäßig Hörgeräte verordnet haben und über die KV nach EBM abrechnen

� müssen innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten der Vereinbarung, also spätestens bis zum 30. September 2012, einen KV-Antrag stellen

� Nachweis der Anforderungen an die Praxisausstattung ist innerhalb von 6 Monaten nach Antragstellung nachzuweisen

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Qualitätsanforderungen zur Aufrechterhaltung der Genehmigung

� mindestens einmal jährlich durchgeführte messtechnische Kontrolle der eingesetzten Untersuchungsgeräte und Instrumentarien

� Erwerb von 7 Fortbildungspunkten innerhalb von 2 Jahren

� Dokumentation bestimmter Behandlungsdaten

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Ärztliche Anamnese und Untersuchung, Differentialdiagnose, Dokumentation

Wolf Mann und Annerose Keilmann

Fortbildung der HNO-Klinik und des Schwerpunkts Kommunikationsstörungen am 18.08.12

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Medizinische Anamnese und Ermittlung ggf. schon erfolgter Hilfsmittelversorgung

� subjektive Einschätzung des Hörvermögens � einseitig/beidseitig� Tinnitus? Schwindel?� kongenital bereits vorhanden (Progredienz?)� erst im Verlauf entwickelt oder entstanden durch

Erkrankung/Unfall/Op� Mögliche Ursachen (wichtig für die Abschätzung der

Wahrscheinlichkeit einer Progredienz)� Familiäre Hörstörungen (Hörgeräteversorgungen?)� Syndrom, Grunderkrankung� Hörsturz� Operationen/Unfall� Antibiotische Behandlung (Aminoglykoside), Chemotherapie (Cisplatin)

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Befunderhebung durch binokuläreohrmikroskopische Untersuchung des Patienten

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Audiologische Differenzialdiagnostik der Hörstörung

� Ton- und Sprachaudiometrie

� Reflexbestimmung an den Mittelohrmuskeln mittels Impedanzmessung, Stapediusreflexmessung

� Bestimmung der Unbehaglichkeitsschwelle

� Durchführung bzw. Veranlassung ergänzender diagnostischer Verfahren (z.B. Hörfeldskalierung, otoakustische Emissionen, BERA),

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Typische audiometrische Befunde

AVWS

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Hörstörungen

Schallleitungs-störung

Gehörgang/Mittelohr

Schallempfin-dungsstörung

Innenohr

Schallempfin-dungsstörung

retrocochleäreStörung

Normales Tongehör

AVWS

AuditorischeSynaptopathie/

Neuropathie

kombinierte Schwerhörigkeit

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Schallleitungsschwerhörigkeit - Gehörgang

� Fehlbildungen: Gehörgangsstenose, Gehörgangsatresieauch i.R. von Syndromen: Goldenhar-Syndrom, Franceschetti-Syndrom

� Entzündungen: Otitis externa

� Cerumen, Fremdkörper, Exostosen

� Verlegung: Tumore

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Schallleitungsschwerhörigkeit - Mittelohr

angeboren� Fehlbildungen der Ossikel, Binnenohrmuskeln, Gefäßanomalien

erworben� Traumata

� Trommelfellperforationen, Hämatotympanon, Frakturen

� Otitis media acuta/ chronica� Otitis chronica mesotympanalis oder epitympanalis� Otosklerose� Tumore

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Schallempfindungsschwerhörigkeit - Innenohr

� hereditär bedingte Schwerhörigkeit

� Häufige Syndrome� Pendred-Syndrom: Hypothyreose, Struma

� Waardenburg-Syndrom: Heterochromie der Iris, graue Haarsträhne bzw. frühzeitiges Ergrauen, Hypertelorismus

� Alport-Syndrom: chronisch progrediente Nephropathie, meist X-chromosomal

� Usher-Syndrom: Retinitis pigmentosa

� BOR: Brancho-Oto-renales Syndrom: Halsfisteln,- zysten, renaleDysplasien, Innenohrfehlbildung

� Jewell-Lange-Nielsen-Syndrom: QT-Verlängerung

� im Erwachsenenalter in der Regel monosymptomatisch � ca. 3% der Normalbevölkerung heterozygot für 35delG- Mutation

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Schallempfindungsschwerhörigkeit - Innenohr

� Fehlbildungen� erweiterter Aquaeductus vestibuli

� Mondini-Dysplasie

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Schallempfindungsschwerhörigkeit - Innenohr

� Pränatal erworbene Schwerhörigkeiten � infektiös: Cytomegalie, Toxoplasmose, Röteln; toxisch

� Postnatal erworbene Schwerhörigkeiten

� infektiös� Meningitis/Labyrinthitis durch bakterielle Erreger, z.B. Pneumokokken,

Hämophilus influenzae, Meningokokken

→ Gefahr der Ossifikation der Cochlea

� Borreliose

� Viral: Masern, Mumps, Influenza

� toxisch� Ototoxische Medikamente: Aminoglykoside (Gentamicin)

Salicylate (2-6 g ASS/d)

Antimalariamittel (Chinin)

� Zytostatika: Cisplatin

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Schallempfindungsschwerhörigkeit - Innenohr

� traumatisch� Knalltrauma, Explosionstrauma

� Commotio/Contusio labyrinthi

� Fensterrupturen

� Felsenbeinfraktur

� chronische Lärmbelastung

� akute Lärmbelastung� M. Meniere

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Auditorische Synaptopathie/Neuropathie

� Befundkonstellation: erhaltene Funktion der äußeren Haarzellen, stark auffällige oder fehlende Hirnstammpotenziale

� Pathophysiologie:� Fehlfunktionen der inneren Haarzellen und ihrer

Synapsen� Schädigung der Spiralganglienzellen oder der

Hörnervenfasern

� Ursachen: � genetisch, vorwiegend autosomal rezessiv vererbt (Otoferlin, Cx 26)

� in Zusammenhang mit anderen Neuropathien, z.B. Friedreich Ataxie

� Tumoren: Akustikusneurinom� Fehlbildung: Aplasie des N. VIII� Risiken: Frühgeburt, Hyperbilirubinämie, Hypoxie

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Neurale Hörstörung –Zentrale Schwerhörigkeit

� Störung ab Hirnstammebene

� Symptome: Hörermüdung, schlechtes Sprachverstehen bei relativ gutem Tongehör

� Tumoren

� Encephalitis

� Hirninfarkte, -blutungen

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)� Normales peripheres Gehör und

normale Intelligenz

� aber Defizite in� auditiver Lokalisation � auditiver Selektion� auditiver Differenzierung� auditiver Merkfähigkeit� auditiver Analyse und Synthese� auditiver Separation� auditiver Zeitauflösung

� Abgrenzung zu ADHS, LRS, sensorischer Integrationsstörung

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Funktionelle HörstörungAggravation/Simulation

� Hörstörung ohne anatomische oder physiologische Defizite

� auffälliges Ton- und Sprachaudiogramm

� OAE vorhanden

� FAEP mit normaler Potentialschwelle ableitbar

� Funktionelle Hörstörung im Schulalter 7-16 J., ♀/ ♂ 2:1

� Ursachen: psychosozial, Schulprobleme

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Indikationsstellung und individuelle Bedarfsanalyse, Verordnung

� i. d. R. beidseitige Versorgung mit Hörgeräten

� Beratung des Patienten über die technischen Versorgungsmöglichkeiten Hard- und Software betreffend

� Ermittlung und Dokumentation der individuell empfundenen Hörbeeinträchtigung

� Verordnung eines Hörgerätes unter Verwendung des Musters 15

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Nach der Verordnung von Hörgeräten

� Anamnese des Trageverhaltens (Kontrolle der Hörgerätehandhabung, Kontrolle des Sitzes des Hörgerätes)

� morphologische Befundkontrolle� Überprüfung des durch den Hörgeräteakustiker

gemachten Versorgungsvorschlages nach vergleichender Hörgerätetestung, audiologische Kontrolle (Freifeldaudiometrie mit den präferierten Geräten),ggf. ergänzende evaluierende Maßnahmen, ggf. Rücksprache mit dem Hörgeräteakustiker bei Befundabweichungen, ggf. Indikationsstellung zu weiterführenden therapeutischen Maßnahmen

� Ermittlung und Dokumentation der individuell empfundenen Hörbeeinträchtigung einschließlich Nutzenbestimmung

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Dokumentation der Hilfsmittel-Abnahmeggf. Nachbetreuung (Nachsorge)

� Angabe, inwieweit der Hörgeräteversorgungsvorschlag dem aufgestellten Versorgungskonzept entspricht und Dokumentation des erzielten Versorgungsergebnisses

� Kontrolle Hörstörung bedingender Grund- und Begleiterkrankungen des Ohres, im Falle eines Hinweises auf eine Verschlechterung des Hörvermögens und veränderten Gebrauchs des Hörgerätes, Prüfung der Möglichkeit der Ergänzung des Versorgungskonzeptes

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Organisatorische Anforderungen

� strukturierter, regelmäßiger Austausch der an der Hörgeräteversorgung beteiligten Berufsgruppen mit dem Ziel der Versorgungsoptimierung,

� regelmäßige Schulungen der eigenen Praxismitarbeiter

� Untersuchungsgeräte und Instrumentarien regelmäßig warten und dies dokumentieren.

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Ärztliche Dokumentation (Patientendokumentation)

� Umfang der Hörgeräteversorgung muss vollständig und nachvollziehbar hervorgehen.� ärztlichen Neuverordnung eines Hörgerätes unter

Verwendung des Muster 15 (Ohrenärztliche Verordnung einer Hörhilfe)

� erste Nachuntersuchung („Abnahme“)

� möglicherweise notwendige Nachsorge

� gegebenenfalls erforderlichen Rück- und Absprache mit dem Hörgeräteakustiker

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

Elektronische Ergänzungsdokumentation ab 1. Januar 2013

� ab 1. Januar 2013 elektronisch mittels eines gesonderten Ergänzungsblattes � Angaben zur Hörgeräteverordnung und –abnahme

� zur Hörgerätetechnik

� APHAB-Fragebogen

HNO-Klinik und Schwerpunkt KommunikationsstörungenErgänzungsblatt

HNO-Klinik und Schwerpunkt KommunikationsstörungenErgänzungsblatt

HNO-Klinik und Schwerpunkt Kommunikationsstörungen

APHAB in verschiedenen Sprachenhttp://www.memphis.edu/csd/harl/aphab.htm