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Adano-Herbsttagung Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen Der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgiea 09. bis 11. Oktober 2008 Bad Arolsen TinnitusKlinik Dr.Hesse

Adano-Herbsttagung · Diagnostik in der Audiometrie. Hörgeräteversorgung und die spezielle Pharmakotherapie des Innenohres werden mit Vorträgen und Rundtischgesprächen beleuchtet

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Adano-Herbsttagung

ArbeitsgemeinschaftDeutschsprachiger Audiologen

und NeurootologenDer Deutschen Gesellschaft für

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgiea

09. bis 11. Oktober 2008Bad Arolsen

TinnitusKl inikDr.Hesse

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Inhaltsverzeichnis

02 Aussteller und Sponsoren05 Allgemeine Informationen

(Anreise und Lageplan zum TagungsortZertifizierung, RahmenprogrammUnterkünfte etc.)

11 Rahmenprogramm

Aussteller und SponsorenWir danken den Sponsoren für die großzügige Unterstützung der Adano Herbsttagung!

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wir freuen uns sehr, Sie zur diesjährigen ADANO-Herbst-tagung im nordhessischen Bad Arolsen begrüßen zu dür-fen!

Die kleine, aber reizvolle Barockstadt Bad Arolsen, genauin der Mitte Deutschlands gelegen, hat sich in den letztenJahrzehnten zu einer „Stadt des Hörens“ entwickelt: Jähr-lich stattfindende Barockfestspiele mit hochwertigenInterpreten und Darbietungen, regelmäßige Schlosskon-zerte, aber auch eine mittlerweile 16-jährige Tradition inder Behandlung von chronischen Hör- und Gleichge-wichtsstörungen sorgen dafür, dass Ohr und Hören in BadArolsen wirklich im Fokus sind. Nach jährlich stattfinden-den Symposien zum Tinnitus findet nun erstmals mit derADANO-Herbsttagung auch ein wissenschaftlicher Kongress in Bad Arolsen statt.

Wir haben uns bemüht, ein besonders für klinisch tätigeOtologen und Audiologen interessantes Programm zu-sammenzustellen. Der ohrchirurgische Schwerpunkt be-fasst sich in diesem Jahr mit der funktionellen Chirurgiedes Gehörgangs, einem oft vernachlässigten Thema. Wei-tere Schwerpunkte sind der Schwindel im Alter und die kri-tische Auseinandersetzung mit der überschwelligen Diagnostik in der Audiometrie. Hörgeräteversorgung unddie spezielle Pharmakotherapie des Innenohres werdenmit Vorträgen und Rundtischgesprächen beleuchtet.Schließlich, passend zum Standort Bad Arolsen, widmet

sich eine Sitzung Tinnitus, Hyperakusis und der zentralenHörverarbeitung.Wir hoffen, damit allen Teilnehmern und besonders auchjungen Kolleginnen und Kollegen in der Facharztausbil-dung Anregungen für die tägliche Diagnostik und Thera-pie von Innenohrerkrankungen und Gleichgewichtsstö-rungen zu bieten. Ein Festvortrag zum Hören aus musikwissenschaftlicherSicht rundet neben der Geselligkeit in stilvollem Ambien-te das Programm ab.

Herzlich bedanken möchten wir uns bei den Sponsorenund Ausstellern, die durch ihre Unterstützung die Organi-sation dieser Tagung ermöglicht haben.

Wir freuen uns sehr auf eine interessante Tagung mit in-tensiven Diskussionen und dem Auffrischen und Begrün-den neuer Freundschaften in der Barockstadt Bad Arolsen

Priv.-Doz. Dr. Gerhard Hesse Prof. Dr. med. R. Probst

(Tagungspräsident) (ADANO-Vorsitzender)

Sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste,

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Allgemeine Informationen

TagungsortBürgerhaus Bad Arolsen, Rathausstraße 3Telefon: 05691/5511Internet:kostenlose Internetverbindungen stehen zur Verfügung

KontaktFrau Ruth Kaiser Tinnitus Klinik undOhr- und Hörinstitut Hesse(n) am Krankenhaus Bad ArolsenGroße Allee 5034454 Bad Arolsen Tel.: 05691/ 800-330 Mail: [email protected]: www.tinnitus-klinik.net

ParkplatzParkdeck direkt am Bürgerhaus sowie in ca. 500 m. Umgebung auf dem Gelände der ehemaligen „Belgischen Kaserne“, jetzt Großmarkt

Anreisemit dem Auto aus Richtung Ruhrgebiet:Aus Richtung Dortmund über die A44 in Richtung Kasselbis Ausfahrt Diemelstadt, weiter über die B252 nach BadArolsen (ca. 10 km)

aus nördlicher Richtung:Aus Richtung Bremen, Münster A1 bis Kreuz Dortmund-Unna, dann weiter wie aus Ruhrgebiet. Richtung Ham-

burg, Hannover, Kassel über die A7 auf die A44 in Rich-tung Dortmund bis Abfahrt Zierenberg, weiter über dieB251 Richtung Korbach, weiter auf der B450 nach BadArolsen (ca. 20 km).

aus südlicher Richtung:Aus Richtung Frankfurt nach Gießen bis Kreuz Gießen-Süd, weiter über Gießener Ring Richtung Marburg, hin-ter Cölbe auf die B252 über Frankenberg nach Korbach,weiter über die B252 bis Bad Arolsen.

mit der Bahn:Mit dem ICE nach Kassel bis zum Bahnhof Kassel-Wil-helmshöhe und weiter mit dem Regionalzug nach BadArolsen bis zur Haltestelle Bad Arolsen. Vom Bahnhof sind es ca. 1,5 km bis zum Bürgerhaus. Nähere Infos: www.bahn.de

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ZertifizierungDie ADANO Herbsttagung wird durch die ÄrztekammerHessen als ärztliche Fortbildung zertifiziert. Für die Teilnahme am gesamten Programm sind 12 CME Punktegenehmigt.

AnmeldungAuch während der Tagung ist eine Anmeldung möglich. Gesamtkarte (100 Euro) und Tageskarten (40 Euro) sindim Tagungssekretariat erhältlich; Karten für Begleitper-sonen zum Gesellschaftsabend ebenfalls (50 Euro).

RahmenprogrammDonnerstag, 9.10.2008Waldecker Abend in der Klosterscheune

Freitag, 10.10.2008Gesellschaftsabend im Arolser Residenzschloss

Unterkünfte: Welcome Hotel Bad ArolsenKönigin-Emma-Straße 1034454 Bad ArolsenTelefon: (05691) 80 80 Fax: (05691) 80 85 29(Es sind – mit Kongressrabatt – 70 Betten reserviert zu 70 Euro)

Weitere Auskünfte:Gäste- und Gesundheitszentrum Bad ArolsenRauchstr. 2, 34454 Bad ArolsenTelefon: (05691) 80 12 40Fax: (05691) 80 12 38Email: [email protected]

ImpressumViSdP: PD Dr. Gerhard Hesse, Tinnitus Klinik und Ohr -und Hörinstitut Hesse(n) am Krankenhaus Bad Arolsen,Große Allee 50, 34454 Bad Arolsen

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13:30 Eröffnung und Begrüßung

J. v.d. Horst (Bürgermeister Bad Arolsen),R. Probst (ADANO Vorsitzender)

14:00 Hauptsitzung 1

Moderator: A. Ernst (Berlin)

Schwindel im Alter – Prophylaxe und Rehabilitation Kurzreferate und Rundtischgespräch

Rehabilitation und vestibuläre Kompensation A. Ernst (Berlin)

Schwindeldiagnostik des älteren Patienten M. Westhofen (Aachen)

Psychogene Anteile des Presbyvertigo H. Schaaf (Bad Arolsen)

Gleichgewichtstraining und Sturzprophylaxe D. Basta (Berlin)

Altersbedingte Änderung der posturalen Stabilität in AlltagssituationenF. Singbartl, D. Basta, A. Ernst (Berlin)

15:30 Pause/Industrieausstellung

16:00 Referat

Sitzungsleitung:M. Westhofen (Aachen), M. Walger (Köln)

Auditorische Implantate:gegenwärtiger Standund zukünftige EntwicklungTh. Lenarz (Hannover)

16:30 Freie Kurzvorträge

Sitzungsleitung:M. Walger (Köln), M. Westhofen (Aachen)

16:30-16:45 Ein Modellansatz zur Vorhersage der Bereitschaft zur HörgerätenutzungH. Meister, M. Walger, D. Brehmer,U-C. v.Wedel, H. v.Wedel (Köln)

16:45-17:00 Entwicklung von absoluter auditiver Lokalisationsgenauigkeit und räumlichem Auflösungsvermögen für Breitband-Rausch-signale im horizontalen Halbkreis bei hörgesunden 6-12 jährigen SchulkindernS. Meuret, S. Kühnle, M. Fuchs, C. Schubert,A. Dietz, R. Rübsamen (Leipzig)

17:00-17:15 Differenzierung peripherer und zentraler Hörverluste durch altersabhängige Funktions-störungen im auditiven SystemC. Freigang, A. Ernst, R. Rübsamen (Berlin/Leipzig)

17:15-17:30 Neugeborenen-Hörscreening:Optimierung des MethodeneinsatzesS. Hoth S (Heidelberg)

17:30-17:45 Vorstellung eines Kommunikationssystems zur Optimierung des interdisziplinären Informationsflusses innerhalb eines Cochlea-implant-Zentrums mit ambulanter RehabilitationD. Arweiler-Harbeck, H. Bagus, A. Vogel (Essen)

17:45-18:00 Deutschsprachige Version des Functioning After Pediatric Cochlear implantation (FAPCI) FragebogensL. Grugel, B. Streicher, R. Lang-Roth, M. Walger,H. v.Wedel, H. Meister(Köln)

18:00 Pause/Industrieausstellung

18:30 Vortrag auf Einladung

Sitzungsleitung: G. Hesse (Bad Arolsen)

„Vom Hören und Lauschen”Prof. Dr. Friedhelm Brusniak, Lehrstuhl für Musikpädagogik, Universität Würzburg

20:00 Waldecker Abend in der Klosterscheune

mit freundlicher Unterstützung der Firma Fahl Medizintechnik

Donnerstag, 9.Oktober 2008

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Freitag, 10.Oktober 2008

8:30 Referate

Moderator: G. Hesse (Bad Arolsen)

Hörgeräte – Moderne HörgeräteanpassungNeue HörgerätetechnologieJ. Kießling (Gießen)

Softwaregestützte Hörgeräteanpassung in verschiedenen UmgebungssituationenM. Kinkel (Großburgwedel)

9:30 Preisverleihung

Verleihung des ADANO-Wissenschaftspreises 2008

9:35 Vortrag

Präsentationsvortrag des ADANO-Preisträgers 2008

10:00 Pause/Industrieausstellung

10:30-12:00 Hauptsitzung 2

Moderator: R. Laszig (Freiburg)

Audiometrie:Bedeutung überschwelliger DiagnostikHauptreferat

Stellenwert der überschwelligen AudiometrieLaszig R (Freiburg)

Kurzreferate und Diskussion

Begutachtung und überschwellig subjektive DiagnostikT. Brusis (Köln)

Lautheitsskalierung J. Kießling (Gießen)

Diagnostik des kochleären Verstärkers durch DPOAE T.Janssen (München)

Überschwellige Audiometrie im internationalen VergleichR. Probst (Zürich)

12:00-13:00 Freie Kurzvorträge

SitzungsleitungU. Baumann (Frankfurt), S. Plontke (Tübingen)

Neurootologie – Otologie12:00-12:15 Wann besteht die Notwendigkeit zur operativen

Abtragung von Gehörgangsexostosen? Gedanken zur Indikation nach Auswertung von 186 OperationenW. Pethe, K. Begall (Halberstadt)

12:15-12:30 Die operative Behandlung der perimeataleninflammatorischen FibroseT. Schön, Maurer (Koblenz)

12:30-12:45 Entwicklung eines neuen Prothesenkonzeptes für die MittelohrchirurgieA. Kluge, M. Neudert, Th. Beleites, M. Bornitz,Th. Zahnert (Dresden):

12:45-13:00 Erste Ergebnisse zur Behandlung von Tinntus bei einseitiger Taubheit mit Hilfe eines Cochlea-ImplantatesC. Frohne-Buechner, A. Buechner, M. Brendel,A. Lesinski-Schiedat, Th. Lenarz (Hannover)

13:00 Pause/Industrieausstellung

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13:30 Geschäftssitzung der ADANO (für Mitglieder)

14:30 Keynote lecture

Moderator: R. Probst (Zürich)

Zentrale Hörverarbeitung N. Rübsamen (Leipzig)

15:15 Vortrag auf Einladung

Transcranielle Magnetstimulation des auditorischen KortexC. Plewnia (Tübingen)

15:45 Pause/Industrieausstellung

16:15- 17:45 Hauptsitzung 3

Moderator: A. Laubert (Witten-Herdecke/Hagen)

Hör- und Musiktherapiebei Tinnitus und HyperakusisKurzreferate und Rundtischgespräch

Ambulante Therapie in einem interdisziplinären Tinnituszentrum B. Mazurek (Berlin)

Psychosomatik in der TinnitustherapieH. Schaaf (Bad Arolsen)

Das Heidelberger Musiktherapiemodell V. Bolay (Heidelberg)

Hörtherapie in der Neurootologisch Psychosomatischen TinnitustherapieG. Hesse (Bad Arolsen)

Referate

Sitzungsleitung: A.Ernst (Berlin)

17:45-18:15 Chirurgische Weiterentwicklung derBehandlung von Kleinhirnbrücken-winkeltumorenJ. Schipper (Düsseldorf)

18:15-18:45 Vibrant Sound Bridge Implantation am runden FensterJ. Maurer (Koblenz)

20:00 Gesellschaftsabend im Arolser Residenzschloss

Mit freundlicher Unterstützung der Firmen Cochlear, MedEl und Advanced Bionics

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9:00 Referate und Podiumsdiskussion

Moderation: P. Plinkert (Heidelberg)

Pharmakotherapie des InnenohresNeurotransmitter in der Therapie von Innenohrerkrankungen B. Mazurek (Berlin)

Intratympanale Medikation S. Plontke (Tübingen)

Gentherapeutische Perspektiven T. Stöver (Hannover)

Podiumsdiskussion:Zukunft der InnenohrpharmakotherapieTeilnehmer: B. Mazurek (Berlin),T. Stöver (Hannover)S. Plontke (Tübingen)

10:30 Pause/Industrieausstellung

11:00 Haupsitzung 4

Moderation: T. Zahnert (Dresden)

Ohrchirurgie:Ohrmuschel und Äußerer GehörgangKurzvorträge und Fallvorstellungen, Diskussion

Tumoren des äußeren Gehörgangsund der Ohrmuschel J.A. Werner, R. M. Weiß (Marburg)

Atresie des äußeren Gehörgangs T. Zahnert (Dresden)

Gehörgangsexostosen – OP-Indikation und Risiken A. Ernst (Berlin)

Postinflammatory medial meatal fibrosis (PIMMF) S. Dazert (Bochum)

12:30 Ende der Jahrestagung, Verabschiedung

Freitag, 10.Oktober 2008 Samstag, 11.Oktober 2008

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Abstracts

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Schwindel tritt bei älteren Patienten so häufig auf,dass dies oft als normales Altersphänomen verkanntwird. Es wird geschätzt, dass ca. 45 % der Übelkeit

vestibuläre Gleichgewichtsstörungen als Grundlage habenWhitney SL (2000). Der vestibuläre Schaden kann der glei-che sein wie bei jüngeren Patienten. Dennoch sind diefunktionellen Folgen oft sehr viel differenzierter undschwerer wegen der Komorbidität der Patienten.

Hinzu kommen oft berechtigte Ängste, etwa vorStürzen. So meiden viele alte Menschen zunehmend dasSich-Fortbewegen überhaupt. Indem sie das Ausübenunterlassen, wird ihr Gleichgewichtssystem geschwächt –auch ohne Körperschaden. Dann können schon kleinere,eigentlich banale Störungen der Raumorientierung tat-sächlich zum Schwindel, zum Stolpern und schließlich auchzu Stürzen führen (Walther et al 2008).

Gleichzeitig kann im Alter das Netz der sozialen Be-ziehungen immer dünner werden. So gibt es für alte Pa-tienten immer weniger vertraute Personen in ihrer Umge-bung, die ihnen helfen könnten. Sie verlieren also nichtselten immer mehr Sicherheit, was wiederum erst rechtden Boden für Schwindelgefühle bereitet. Zu real ist oftdie Angst vor einem einsamen oder auf Hilfe angewiese-nen Sterben, meist weniger als vor dem Tod selbst.

„Die alte Mutter ist bettlägerig und wird es bleiben; dieKinder sind berufstätig und wollen es bleiben – wer also kann die alte Dame pflegen?”

Dies triftt auf Menschen, die oft schon im Krieg, im Holo-caust oder bei der Vertreibung „Abgründe“ erlebt haben,die sie im Alter in neuer Ausgeliefertheit und Hilflosigkeitoder der Angst davor erneut erleben. So kann auch nochnach Jahrzehnten, in denen „trotzdem alles noch irgend-wie gut gegangen ist“ eine Reaktivierung eines schwerenTraumas auftreten.

Therapeutisch gilt, wie bei jüngeren Patienten, dieUrsache hinter dem Symptom zu finden, um eine spezifi-sche Behandlung ermöglichen. Der gutartige Lagerungsschwindel dürfte eines der häu-figsten – heilbaren ! - Verursacher für einen Schwindel beiälteren Patienten sein. Dabei kann die Behandlung beimälteren Menschen schwierig sein. So zeigen sie oft eine ver-minderte Nackenbeweglichkeit, die bei dem notwendigenLagerungsmanöver Probleme machen kann. Auch kann eszu Blutdrucksproblemen – manchmal mit Ohnmachtserle-ben und viel Angst – kommen, so dass oft schon psycho-somatische Geduld und manchmal auch eine entspre-chende Angsttherapie notwendig ist.

Viele ältere Menschen nehmen– verordnet - oft mehrals drei Medikamente gleichzeitig. Unnötige Verschrei-bungen, unbekannte Eigenmedikation, Unkenntnis dermöglichen Interaktionen sowie eine Unterschätzung desveränderten Stoffwechsels beim älteren Patienten ver-stärken den häufigen Schwindel. Dabei fördern verschie-dene Medikamentennebenwirkungen wie Sedierung, Ver-langsamung der Reaktion und Gleichgewichtsstörungendie Fallneigungen. Depressive, angstbesetzte und „nur körperlich“ empfun-dene seelische Nöte sind so häufig, dass es sich lohnt, hiergenauer hinzuschauen und sich auch helfen zu lassen, ggf.psychotherapeutisch.Dabei gilt es, die Kraft in das weiter veränderbare zu in-vestieren und zu Aktivitäten – soweit möglich – zum Üben,ggf. zur Rehabilitation zu ermutigen und ggf. rechtzeitigeine Sturzprophylaxe einzuleiten.

Psychogene Anteile des Presbyvertigo Schaaf H, Bad Arolsen

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Jenseits des 80. Lebensjahres kommt es bei etwa 50 % der Senioren einmal im Jahr zu einem Sturz. Dieswird durch die demografische Entwicklung zu einem

Massenphänomen. Allein in der EU sterben jährlich 80.000Menschen nach Sturzereignissen mit einer Prävalenz desweiblichen Geschlechts.Somit ist die Sturzprophylaxe mit Hilfe eines Gleichge-wichtstrainings von großer Bedeutung. Ziel eines solchenTrainings sollte es sein, die Körperschwankung insbeson-dere unter sensorimotorisch anspruchsvollen, alltagsrele-vanten Bedingungen zu reduzieren. Das Spektrum desGleichgewichtstrainings hat in den letzten Jahren durchden Einsatz von Feedbackverfahren eine deutliche Erwei-terung erfahren. Bei diesen Verfahren erhält der Patientwährend der Durchführung von Gleichgewichtsübungeneinen (akustisch, galvanisch oder vibrotaktil verabreich-ten) Zusatzreiz, der ihm das Ausmaß der Abweichung voneiner angenommenen Körpernormallage signalisiert. Die-ser Reiz wird durch das Feedbacksystem appliziert, dasgleichzeitig während der Übungen des Patienten dessenKörperlage fortlaufend analysiert, mit internen Norm-werten abgleicht und dann im entsprechenden Ausmaßden Zusatzreiz gibt. In ersten Untersuchungen konnte ge-zeigt werden, dass sich bei komplexen oder lang anhal-tenden, chronischen Gleichgewichtsstörungen dadurchein verbessertes Therapiepotenzial ergibt. Die Körper-schwankung kann sehr effektiv und mit geringem Trai-ningsaufwand reduziert werden, was gerade bei älterenPatienten von großem Vorteil ist. Das Gleichgewichtstrai-ning mit Hilfe von Feedbackverfahren scheint somit viel-versprechend im Rahmen einer Sturzprophylaxe einsetz-bar zu sein.

Gleichgewichtstraining als SturzprophylaxeBasta, D.

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Altersbedingte Änderung der posturalen Stabilität in AlltagssituationenF. Singbartl, D. Basta, A. ErnstHNO-Klinik Unfallkrankenhaus Berlin, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin

Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter verfü-gen unter klinischen Bedingungen bekannter-maßen über eine geringere posturale Stabilität

bei gehenden und stehenden Tätigkeiten. Es ist jedoch we-nig darüber bekannt inwieweit sich das auf das Alltagsle-ben mit seinen täglichen Hindernissen wie Straßenverkehroder das Tragen von Einkaufstaschen auswirkt. Man be-nötigt ein handliches und kabelloses Messgerät um Patienten unter Alltagsbedingungen zu überwachen undVorhersagen über mögliche Sturzrisiken zu machen.

ZielsetzungZiel dieser Studie war es altersabhängige Unterschiede inder posturalen Stabilität unter Alltagsbedingungen auf-zuzeigen und so möglicherweise besonders sturzgefähr-dete Tätigkeiten vorherzusehen. Dies soll helfen den indi-viduellen persönlichen Lebensstil zu ändern und so dieSturzwahrscheinlichkeit und das dadurch bedingte Ver-letzungsrisiko zu senken.

MethodeGesunde junge (n=10) und ältere (n=10) Probanden wur-den aufgefordert Alltagssituationen wie das Tragen vonEinkaufstaschen oder die Benutzung des öffentlichen Nah-

verkehrs unter experimentellen Bedingungen nachzustel-len. Die posturale Bewegung unter diesen Bedingungenwurde mit VertigoGuard gemessen. Bei VertigoGuardhandelt es sich um ein kabelloses, handliches Messgerät.Es wird am Gürtel befestigt und kann die posturale Auslenkung des Oberkörpers in frontaler und sagittalerEbene erfassen.

Ergebnis Ältere Probanden zeigten eine signifikant erhöhte Ober-körperschwankung im Vergleich zu dem jüngeren Pro-bandenkollektiv, besonders beim Tragen von Lasten.

ZusammenfassungDie Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Untersuchungvon Oberkörperschwankungen in Alltagssituationen Vorhersagen über mögliche sturzgefährdete Situationenmachen kann. Man ist so in der Lage den Lebensstil einesPatienten individuell anzupassen und ein mögliches Sturz-risiko zu minimieren.

Die Arbeit wurde unterstützt durch das Verbundprojekt „Entwicklung einer

innovativen Gleichgewichtsprothese“, gefördert durch das Deutsche Bundes-

ministerium für Bildung und Forschung (BMBF 01EZ0754)

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Auditorische Implantate: Gegenwärtiger Stand und zukünftige EntwicklungTh. LenarzMedizinische Hochschule Hannover, Hals-, Nasen-, Ohrenklinik

Auditorische Implantate haben die Therapiemög-lichkeiten für Patienten mit Hörstörungen unter-schiedlicher Art in den letzten Jahren erheblich

erweitert. Neben den Cochlea- Implantaten haben auf dereinen Seite implantierbare Hörgeräte, auf der anderen Sei-te zentralauditorische Implantate an Interesse gewonnen.Das Referat wird über die verschiedenen Implantatsyste-me hinsichtlich ihres jetzigen Einsatzgebietes, ihrer Vor- und Nachteile berichten und die sich daraus ergebe-nen zukünftigen Entwicklungen darstellen.

Implantierbare Hörgeräte: Neben elektromagneti-schen sind auch piezoelektrische Wandler im Einsatz. Ver-schiedene Ankopplungsformen und -orte sind in klinischerErprobung und in Gebrauch. Dabei haben sich neben derklassischen Indikation für die Behandlung der mittel- bishochgradigen Innenohrschwerhörigkeit in den letztenJahren auch Indikationen für die kombinierte hochgradi-ge und an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit ergeben.Neben verschiedenen Ankopplungsformen unter Verwen-dung von passiven Mittelohrprothesen hat sich die An-kopplung an der Rundfenstermembran als sehr effektivund interessant erwiesen.

Cochlea-Implantate: Die zunehmende Verbesserung deserreichbaren Hörvermögens konnte durch eine deutlicheSteigerung der Reizfolgerate und eine verbesserte, aufphysiologischen Mechanismen beruhende Sprachverar-beitung unter teilweiser Umgehung der verminderten Informationsübertragungskapazität an der Elektroden-nervenschnittstelle erreicht werden. Gegenwärtig stehenAnwendungen bei Patienten mit Restgehör im Tieftonbe-reich zur elektroakustischen Stimulation im Vordergrunddes Interesses. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse zurHörerhaltung sind im Hinblick auf zukünftige Elektroden-entwicklung sowie multimodale Therapieansätze, wie zusätzliche lokale Medikamentengabe von großem Inter-esse. Die sich zukünftig daraus ableitenden Strategien einer Hörerhaltung des Restgehörs werden diskutiert.Zentral auditorische Implantate im Bereich des Hirn-stamms und Mittelhirns kommen für Patienten mit einerneuralen Taubheit in Frage. Die verbesserte Platzierungmit tonotoper Reizmöglichkeiten des auditorischen Sys-tems haben zu einer wesentlichen Verbesserung der Ergebnisse geführt. Neueste Entwicklungen mit zentral-auditorischen Implantaten werden dargestellt

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EinleitungLin et al (2007) entwickelten für den anglophonen Raumdas Functioning After Pediatric Cochlear Implantation(FAPCI) Inventar. Da dieser 23 Items umfassende Elternfra-gebogen es ermöglicht, die Kommunikationsfähigkeitenvon 2-bis 5-jährigen prälingual ertaubten, cochleaimplan-tierten Kleinkindern in der sensiblen Spracherwerbsphasezeiteffizient, reliable und valide zu erfassen, wurde er indie deutsche Sprache übertragen und evaluiert.

MethodeDie in einem professionellen Prozess entwickelte deutsch-sprachige Version des FAPCI wurde mittels Elternantwor-ten anhand von psychometrischen Verfahren (Cronbach’sAlpha, Faktorenanalyse) quantitativ validiert und mit demenglischsprachigen Original verglichen. Um die qualitati-ve Aussagekraft des Fragebogens zu untersuchen, wurdendie Gesamtpunktzahlen in einer Querschnittsanalyse so-wohl mit dem Hör- als auch mit dem Lebensalter der Kin-der korreliert. Zusätzlich wurde der Einfluss des Implanta-tionsalters untersucht.

ErgebnisseDie Reliabilität lag für fast alle einzelnen Lebensalters-gruppen über dem Minimum des Originals (Cronbach’s Al-pha = 0,86). Die Hauptkomponentenanalyse ergab einezweifaktorielle Lösung (Sprachproduktion/-perzeption).Die Anpassung einer nichtparametrischen Regressionsliniean die Daten im Rahmen der Validitätsanalyse zeigte, dassmit zunehmendem Höralter auch die im Fragebogen er-zielte Gesamtpunktzahl steigt. Der Grad der Steigung istabhängig vom Implantationsalter.

FazitDie Ergebnisse der psychometrischen Tests zeigen eine in-haltliche Konkordanz der übersetzten Version mit demOriginalfragebogen. Die diagnostische Validität desdeutschsprachigen Instrumentes kann bestätigt werden,seine generelle klinische Einsetzbarkeit ist jedoch in weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

Deutschsprachige Version des Functioning After Pediatric Cochlear Implantation (FAPCI) Fragebogens

L. Grugel (1), B. Streicher (2), R lang-Roth (2), M. Walger (2), H. von Wedel (2), H. Meister (1)(1) Jean Uhrmacher Institut für klinische HNO-Forschung, Universität zu Köln

(2) Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Klinikum der Universität zu Köln, sowie Cochlea Implant Centrum, Köln

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EinleitungDie Lokalisation akustischer Objekte im Raum stellt einealltagsrelevante Fertigkeit dar. Ziel der Studie war es, beihörgesunden Schulkindern sowohl die absolute Lokalisa-tionsgenauigkeit für Schallquellen im horizontalen Halb-kreis als auch die Wahrnehmungsschwelle für Richtungs-unterschiede zu untersuchen. Möglichen Alterseinflüssengalt besonderes Augenmerk.

Methode Die Versuche basierten auf 45 im Halbkreis zwischen -94°(links-lateral) und +94° (rechts-lateral) auf Ohrhöhe ange-brachten Lautsprechern. Als Stimuli dienten tief- (0,25 – 1,2kHz) bzw. hochfrequente (2 – 8 kHz) 250-ms-Breitband-Rauschsignale. Die absolute Lokalisation wurde unter-sucht, indem das Kind den Ort des wahrgenommenen Hö-rereignisses mit einem Laserpointer anzeigte. Mit einemzweiten, adaptiven Verfahren wurden die kleinsten wahr-nehmbaren Winkelunterschiede bestimmt, wobei in einerFolge von drei Signalen das räumlich abweichende er-kannt werden musste.

Ergebnisse Die Lokalisationsgenauigkeit nahm bei weiter lateral lie-genden Schallquellen ab. Die mediane Abweichung vomReferenzwinkel betrug frontal 2,5° (TF und HF), lateral da-gegen 4,75° (TF) bzw. 5,5° (HF). Das Auflösungsvermögen,das frontal (Wahrnehmungsschwellen für TF 4,9° bzw. HF6,0°) ebenfalls besser war als lateral (TF 9,8°, HF 18,9°),wies zudem eine signifikante Altersabhängigkeit auf.

Diskussion Die Ergebnisse könnten auch Relevanz für die Untersu-chung (peripher bzw. zentral) hörgeschädigter Kinder undfür die Hörgeräteversorgung haben und sollen die Aus-gangsbasis für vergleichende Studien bilden.

Entwicklung von absoluter auditiver Lokalisationsgenauigkeit und räumli-chem Auflösungsvermögen für Breitband-Rauschsignale im horizontalenHalbkreis bei hörgesunden sechs- bis zwölfjährigen Schulkindern Sylvia Meuret, Sonja Kühnle, Michael Fuchs, Claudia Schubert, Andreas Dietz, Rudolf Rübsamen

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Die vorliegende Studie erfasste Daten der zentra-lauditiven Prozessierungen für die Altersgruppe 65bis 85 Jahre. Unter den vierzig Probanden befan-

den sich fünf Hörgeräteträger. Durch monaurale Rein-tonschwellenbestimmung wird die periphere Hörleistungerfasst und darüber hinaus die Referenzschwelle für dieüberschwelligen psychoakustischen Tests bestimmt. DasLeipziger Inventar für Patientenpsychoakustik (LIPP) wur-de entwickelt, um die Prozessierleistung der zentralen auditiven Verarbeitungsstationen des Hirnstamms, sowieder auditiven Areale des Dien- und Telencephalons unterVerwendung von Diskriminationstests, zu überprüfen.Lautstärke-, Frequenz-, Tondauer- und Phasenunterschie-de wurden unter monauralen, interauralen und dichoti-schen (Signal/Rausch) Stimulationsbedingungen präsen-tiert. Die Diskriminationsschwellen waren im Vergleich zuden Normdaten der 60-bis 69-Jährigen leicht erhöht undzeigten eine Zunahme an Varianz. Die Diskriminations-leistungen waren im Mittel weniger reduziert, als es dieVerschlechterung der Reintonschwellenwerte vermutenließ. Die durchgeführte Erhebung soll Normdaten fürweiterführende Untersuchungen an älteren Patienten mitHördefiziten und auch Hörgeräteträgern mit speziellenHörproblemen liefern.

Unterstützt durch EU grant (AHEAD III)

Differenzierung peripherer und zentraler Hörverluste durchaltersabhängige Funktionsstörungen im auditiven System

Claudia Freigang, Arne Ernst, Rudolf Rübsamen

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Neugeborenen-Hörscreening: Optimierung des Methodeneinsatzes

Sebastian Hoth, Univ.-HNO-Klinik Heidelberg

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Die methodischen Grundlagen des Neugeborenen-hörscreenings (NHS) gelten seit einigen Jahren alsausreichend untersucht und erschöpfend disku-

tiert, sie sind aber durch aktuelle gesundheitspolitischeWeichenstellungen wieder in den Fokus gerückt. An vielen Orten, die nicht Teil der bereits erfolgreich arbei-tenden Screening-Inseln sind, erhebt sich erneut die Fragenach dem methodischen Vorgehen.

Die Kinder-Richtlinie legt fest, dass das Hörscreeningmittels der automatisierten Messung von OAE (otoakusti-sche Emissionen) oder ABR (auditory brainstem responses)erfolgt – letzteres fakultativ in der ersten Screeningstufebei gesunden Kindern ohne Risikofaktoren aber obligat inder zweiten Screeningstufe und bei Kindern mit Risiko-faktoren. Obwohl das NHS primär der Erkennung beidsei-tiger Hörstörungen dient, ist die Untersuchung beider Oh-ren vorgeschrieben. Der dadurch bei der Definition derPASS-Kriterien bestehende Spielraum wirkt sich auch aufdie erzielten PASS-Raten aus. Zur Vorbereitung auf die Ein-führung des universellen NHS wurden am Universitätskli-nikum Heidelberg im Rahmen einer einjährigen Pilotstu-die an 477 Neugeborenen die OAE und die ABR immer anbeiden Ohren gemessen; bei Nichtbestehen wurden dieTests in einer zweiten Screeningstufe wiederholt. Die Aus-wertung der Ergebnisse zeigt, dass zwischen 75% und 99%der Kinder das Screening passieren, je nachdem ob dasbeidseitige Bestehen beider Tests in der ersten Stufe oderdas einseitige Bestehen zumindest eines Tests in zwei Stufen gefordert wird:

Weiterhin zeigt sich, dass OAE und ABR hinsichtlich derPASS-Rate nahezu gleichwertig sind. Das ist aber zumin-dest teilweise eine Folge des Umstandes, dass nicht bestandene OAE-Tests in jeder Stufe sehr viel häufiger (biszu 24 Male) wiederholt wurden als ABR-Tests (bis zu 5 Ma-le). Wird die Untersuchung auf eine einzige Messung beschränkt, so liegt die PASS-Rate für die OAE bei 77% undfür die ABR bei 85%. Daraus kann abgeleitet werden, dasstheoretisch nach 4 OAE-Messungen bzw. nach 3 ABR-Messungen eine Spezifität von 99% erreichbar ist. Unterpraktischen Bedingungen wird jedoch selbst die 90%-Grenze erst nach 10 OAE- bzw. nach 2 ABR-Messungen erreicht. Zur Erfüllung der Qualitätskriterien ist daher zufordern, dass ein REFER erst dann akzeptiert wird, wennOAE-negative Messungen 9 Male bzw. ABR-negative Messungen 1 Mal wiederholt wurden.

Diese Studie wurde durch eine Sachspende der McDonalds

Kinderstiftung unterstützt.

PASS-Kriterium Eine Stufe Zwei StufenOAE oder ABR auf mindestens einer Seite nachweisbar 97.8% 98.7%OAE auf mindestens einer Seite nachweisbar 94.5% 96.6%ABR auf mindestens einer Seite nachweisbar 93.8% 96.2%OAE und ABR auf mindestens einer Seite nachweisbar 89.8% 93.9%OAE oder ABR auf beiden Seiten nachweisbar 87.4% 91.6%OAE auf beiden Seiten nachweisbar 80.0% 87.2%ABR auf beiden Seiten nachweisbar 81.2% 88.1%OAE und ABR auf beiden Seiten nachweisbar 74.5% 83.9%

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HintergrundDie steigende Anzahl von Cochlear-Implant-Anwärtern so-wie bereits mit einem Cochlea-Implant versorgten Patien-ten erfordert ein übersichtliches System der Ordnung vonPatientendaten und gleichzeitig einen schnellen Zugriffhierauf. Ein effektiver interdisziplinärer Datenaustauschzwischen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation ist zumWohle des Patienten unabdingbar und insbesondere fürein ambulantes Rehabilitationskonzept von entscheiden-dem Vorteil. Hierzu erschien uns die Konzeption einer Da-tenbank sinnvoll und notwendig.

MethodeVon allen beteiligten Fachgebieten werden knappe über-sichtliche Mitteilungs/Diagnostikbögen entworfen (Au-diologie, Hörgeräteakustik, CI-Anpassung, Hör-Sprach-therapie, Rehabilitation, HNO-Klinik und Pädagogik). Eserfolgt eine Umarbeitung in Arbeitsformate (Formulare)zur bequemen Dateneingabe sowie die darauffolgendekontinuierliche Eingabe von Patientendaten zwecks Opti-mierung und Überarbeitung der Formulare. Zeitersparnisund Zufriedenheit des Teams werden evaluiert und eineNutzung über eine Internetplattform mit Hilfe der Abtei-lung für Zentrale Informations-Technik installiert.

ErgebnisseEs konnte eine Datenbank auf der Basis einer Access-Da-tenbank mit gesichertem Internettunnel erstellt werden,auf die alle beteiligten Untersucher unabhängig von ihrer„Lokalisation“ gesondert Zugriff haben. Patientendatenkönnen prä- und postoperativ erheblich schneller einge-geben werden und sind zeitnah für alle Disziplinen erreichbar. Das Warten auf Klinik/Rehaberichte mit Diktatund Postweg entfällt. Der zeitnahe Abruf von Informationführt zu einer effektiveren zeitlichen Planung des CI-OPsim Sinne der Patienten. Die Kontakte der beteiligten Disziplinen haben sich intensiviert, interne Konferenzenkönnen durch die bereits vorher einsehbaren Daten effektiver gestaltet werden. Anhand der bereits seit einemJahr eingegeben Daten von 75 Patienten wird die Funktionsweise der Datenbank erläutert.

ZusammenfassungMit der Gestaltung der Datenbank konnte nicht nur derInformationsfluss innerhalb des CI-Zentrums deutlich ver-bessert werden. Vielmehr wurde auch der Verwaltungs-aufwand für das Beantworten von Praxis-, Schul-, Kran-kenkassenanfragen usw. deutlich reduziert. Nicht zuletzt können die Daten für wissenschaftliche Aus-wertungen mit Einverständniserklärung der Patienten undEinwilligung der Ethikkommission genutzt werden.

Vorstellung eines Kommunikationssystems zur Optimierung des interdisziplinären Informationsflusses innerhalb eines Cochlea-Implant-Zentrums mit ambulanter RehabilitationDiana Arweiler-Harbeck (1), Heide Bagus (2), Anja Vogel (1)(1) Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Universitätsklinikum Duisburg-Essen, Direktor Prof. Dr. S. Lang • (2) CIC Ruhr Rehabilitation, Essen, Leitung Heike Bagus

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Dieser Übersichtsvortrag soll angesichts der rasantenEntwicklung auf dem Hörgerätesektor einen ak-tuellen Überblick vermitteln und einen Beitrag da-

zu leisten, die wichtigen von den weniger bedeutenden In-novationen zu unterscheiden. Einleitend wird eine kurzeEinführung in die Funktionsweise aktueller Hörgeräte ge-geben und auf deren Basis der Nutzen gängiger Hörgerä-tefeatures, wie manuell einstellbare Hörprogramme, auto-matische Hörprogramme bzw. Einstellungsoptimierung,Störschallreduktion durch Schallanalyse, Störschallreduk-tion durch Richtmikrofone, Störschallreduktion durchFunk-System (FM), (separat oder integriert), Rückkop-plungsunterdrückung, Datalogging und Fernbedienung,diskutiert. Dann werden die wichtigsten Hörgerätebauf-ormen erörtert, wobei offene Versorgungsmöglichkeiten(Mikroschlauchsysteme, Receiver-in-canal-Systeme) imMittelpunkt stehen. Auch wenn diese Versorgungsformenkeinen unmittelbaren Neuigkeitswert mehr haben, so ste-hen sie wegen der kontinuierlichen Erweiterung ihres In-dikationsbereichs in Richtung hochgradigerer Hörstörun-gen noch immer im Focus des Interesses. Echte Novitätensind dagegen modulare Cymba-Geräte mit Ex-Hörer im Ge-hörgang bzw. offene modulare Gehörgangsgeräte mitausgelagertem Mikrofon in der Cymba. Vor diesem Hinter-grund wird über eine klinische Studie mit derartigen mo-dularen Im-Ohr-Systemen berichtet, die ohne Anfertigungeiner individuellen Hohlschale sofort angepasst werdenkönnen. Abschließend werden innovative Hörbrillenlö-sungen, Bluetooth-Schnittstellen zu Telefonen und Unter-haltungselektronik, sowie Ladestationen für den Akkube-trieb von Hörgeräten angesprochen.

Aktuelle und neue HörgerätetechnologieJürgen Kießling Funktionsbereich Audiologie, HNO-Klinik,

Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen

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Im zurückliegenden Jahrzehnt ist die Bedeutung derklassischen, pyschoakustischen Tests zur Lokalisationvon Hörstörungen bekanntermaßen massiv zurückge-

gangen. So basiert die audiometrische Topodiagnostik inKlinik und Praxis heute primär auf objektiven audiometri-schen Verfahren (OAE, BERA, Stapediusreflexe) sowie derSprachaudiometrie in Ruhe und im Störschall. Lediglich imRahmen der Begutachtung haben die klassischen, überschwelligen audiometrischen Prüfungen noch einegewisse Bedeutung erhalten können. Dabei spielt die ka-tegoriale Lautheitsskalierung, als ein möglicher Kandidatbei der Auswahl geeigneter Tests, nicht die bedeutendeRolle, die dem Verfahren vielfach vorhergesagt wurde.Diese Tatsache überrascht insofern, als (1) die alternativenVerfahren (SISI, Lüscher, Fowler, Langenbeck, Intensitäts-breite) stärkeren Limitierungen in der Anwendung unter-worden sind, (2) die Lautheitsskalierung in punkto Sensi-tivität vielen Konkurrenten überlegen ist und (3) das Ver-fahren der kategorialen Lautheitssklalierung inzwischeninternational genormt ist (wwwbeuth.de/langanzeige/ISO+16832/de/92890611.html&limitationtype=&searchac-cesskey=SALL” \o “ISO 16832” ISO 16832) und damit inzahlreichen Audiometern standardisiert verfügbar ist. Vordiesem Hintergrund werden die Möglichkeiten und Gren-zen der kategorialen Lautheitsskalierung beschrieben unddiskutiert.

Bedeutung überschwelliger Diagnostik: LautheitsskalierungJürgen KießlingFunktionsbereich Audiologie, HNO-Klinik,

Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen

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Die Entfernung von Exostosen ist der häufigste ope-rative Eingriff im Bereich des äußeren Gehörgan-ges. Diese retrospektive Auswertung untersucht

präoperative Beschwerden, Indikation, Komplikationenund die Veränderung des Hörvermögens bei 186 Opera-tionen, die zwischen Juli 1998 und November 2007 durch-geführt wurden.

Als häufigstes Symptom beklagen Patienten eineHörminderung (28 %), wobei vornehmlich eine Schal-lempfindungsschwerhörigkeit vorliegt. Es folgen „rezidi-vierende Otitis externa“ (23 %), „Druckgefühl“ (16 %) und„Ohrgeräusche“ (13 %). Fast ein Fünftel der Patienten hatkeine Beschwerden und zeigt lediglich einen ausgepräg-ten Lokalbefund. Vor der Operation stellen sich zumeistgroße Exostosen (58 %) oder fast vollständig verschlosse-ne Gehörgänge (33 %) dar. Komplikationen sind insge-samt selten. Lediglich in zwei Fällen wurde eine Revi-sionsoperation notwendig (eine Tympanoplastik Typ I und

eine Gehörgangsrevision bei einem ausgedehnten Epi-theldefekt). Vier Patienten beklagten einen postoperativneu aufgetretenen oder eine Verschlechterung eines vor-bestehenden Tinnitus. Der Vergleich des prä- und post-operativen Hörvermögens zeigt keine signifikante Verän-derung. Lediglich im hochtonalen Bereich ließ sich bei ei-nigen Patienten ein geringer Abfall der Knochenleitungs-hörschwelle verzeichnen. Ein Patient beklagt postoperativeinen Innenohrhörverlust von 20-40 dB über alle Fre-quenzen.

Erfolgt die Operation durch einen erfahrenen Ope-rateur ist die Entfernung von Gehörgangsexostosen nurvereinzelt mit Komplikationen behaftet. Insbesondere ei-ne postoperative Hörminderung tritt nur in Ausnahmefäl-len auf. Entsprechend dieser Ergebnisse sollte eine Exos-tosenabtragung auch vor dem Auftreten von Beschwer-den bei ausreichendem Lokalbefund diskutiert werden.

Wann besteht die Notwendigkeit zur operativen Abtragungvon Gehörgangsexostosen?Gedanken zur Indikation nach Auswertung von 186 Operationen

W. Pethe, K. Begall

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Hintergrund:Zu dem Krankheitsbild der postinflammatorischen meata-len Fibrose (PIMF, Synonyma: mediale Gehörgangsfibrose)existieren nur wenige Literaturangaben. Die Erkrankungführt über entzündliche Veränderungen durch fibrotischeUmbauprozesse des Gehörgangs- und Trommelfellepithelszu dem klinischen Bild des Bluntings bis zur Gehörgang-sobliteration.Patienten:In unsere Klinik wurden in den letzten 3 Jahren 19 Pa-tienten mit diesem Krankheitsbild bei unterschiedlicherVorgeschichte nach einem möglichst einheitlichem Ope-rationsverfahren behandelt und prospektiv untersucht.Ziel der Operation war die Heilung rezidivierender Ent-zündungen, die Wiederherstellung einer möglichst nor-malen Gehörgangsanatomie und die Verbesserung beste-hender Schallleitungsschwerhörigkeiten.

Ergebnisse:Das Geschlechterverhältnis bei den 19 Patienten verteiltesich auf 9 weibliche und 10 männliche Patienten. Der äl-teste Patient war 76 Jahre, die jüngste Patientin 7 Jahre.Die Seitenverteilung betrug 11 rechts, 7 links und bei ei-nem Patienten bds. 9 Patienten hatten bereits eine vor-ausgehende Ohroperation an dem betroffenen Ohr. Bei 15Patienten gelang die Erreichung aller 3 Operationszieleohne Komplikationen. Bei 3 Patienten kam es postopera-tiv nach einem Zeitabstand von 2 Monaten zu einer loka-len Gehörgangsinfektion, die durch konservative Maß-nahmen zur Abheilung gebracht wurden. Bei einer Pa-tientin kam es nach einem Mykosebefall zu rezidivieren-den GG-Entzündungen und der erneuten Bildung einerPIMF. Sie wurde operativ revidiert.Schlussfolgerung:Die operative Versorgung der postinflamatorischen mea-talen Fibrose ist die Methode der Wahl. Indikationen undOP-Verfahren werden im Detail vorgestellt.

Die operative Behandlung der perimeatalen inflammatorischen FibroseT.Schön, J. MaurerKlinik für HNO-Krankheiten, Kopf-,Hals- und Schädelbasischirurgie und Zentrum für Hören und Komunikation,

Katholisches Klinikum Koblenz, Rudolf-Virchow-Str. 7, 56073 Koblenz; Tel: 0261-4963111

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EinleitungEine knöcherne Integration von Prothesen auf der Steig-bügelfußplatte ist aus audiologischer Sicht wünschens-wert, jedoch konnte eine Knochenneubildung in diesemBereich bisher nicht beobachtet werden. In dieser Studiesollte eine Osseointegration beschichteter Titanimplanta-te auf der Steigbügelfußplatte erzielt werden.

Methode46 Ohren von 23 einjährigen Schafen wurden in 5 Grup-pen eingeteilt. Speziell gefertigte und unterschiedlich beschichtete Titanimplantate wurden auf der Steigbügel-fußplatte platziert. An den Tagen -1, 1, 7, 28, 56 und 84postOP erfolgte die Ableitung akustisch evozierter Poten-tiale über Knochenleitung. Nach Tötung der Tiere wurdendie Felsenbeine entnommen und mittels Hartschlifftechnikaufgearbeitet. Nach Masson-Goldner-Färbung wurden ektope Knochenneubildung und prozentuale Knochen-anlagerung bestimmt.

Ergebnisse:Die Innenohrfunktion war in allen Gruppen stabil. Insge-samt konnten 33 Präparate ausgewertet werden. Darun-ter fanden sich 27 % (n=9) der Implantate mit der be-schichteten Fläche auf der Steigbügelfußplatte und bei 54% (n=18) konnte ein Kontakt zum Steigbügel nachgewie-sen werden. Eine Kontaktknochenneubildung war in 2Präparaten (6 %) nachweisbar, eine ektope Ossifikationion 12 (36 %). Ein statistisch signifikanter Unterschied imVergleich der Gruppen hinsichtlich der verwendeten Beschichtung war nicht nachweisbar.

FazitEine von der Steigbügelfußplatte ausgehende Knochen-neubildung zur Integration beschichteter Titanimplantateist im Großtiermodell nachweisbar. Innenohrschädigungoder Ringbandverknöcherung wurden nicht beobachtet.Entscheidend für den Integrationserfolg ist der stabile Im-plantatkontakt mit der Steigbügelfußplatte.

Entwicklung eines neuen Prothesenkonzeptes für die MittelohrchirurgieAnne Kluge, M Neudert, Th. Beleites, M. Bornitz, Th. Zahnert

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Einige der üblichen Tinnitus-Behandlungsmethodensind bei hochgradig hörgeschädigten Tinnitus-Pa-tienten nicht anwendbar, da sie auf akustischer Sti-

mulation basieren. Dagegen hat sich gezeigt, dass die Ver-sorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI) einen positivenEinfluss auf den Tinnitus hat. Derzeitig ist es jedoch nichtüblich, Patienten mit einseitiger Taubheit mit einem CI zuversorgen. Leiden diese Patienten unter Tinnitus auf derertaubten Seite und haben keine signifikante Verbesse-rung des Tinnitus durch konventionelle Behandlungsme-thoden erfahren, stellt sich die Frage, ob eine Cochlea-Im-plantation indiziert ist. Aus diesem Grunde wurde in einerStudie untersucht, welchen Einfluss die Versorgung mit ei-nem CI auf den Tinnitus sowie auf Sprachverstehen undRichtungshören hat.In die Studie wurden fünf Patienten aufgenommen, im-plantiert und angepasst. Zwei von ihnen nutzen ihr Coch-lea-Implantat bereits mehr als sechs Monate. Alle Stu-dienteilnehmer haben das Gefühl, von dem CI zu profitie-ren. Drei nutzen das CI den ganzen Tag, zwei täglich füreinige Stunden. Das Sprachverstehen mit dem CI alleineverbessert sich kontinuierlich, sofern mit dem CI regelmä-ßig geübt wird. Tendenziell liegt es unterhalb des Sprach-verstehens von regulären CI Patienten. Im OldenburgerSatztest mit getrennten Signal- und Rauschquellen zeigtsich eine Verbesserung des Sprachverstehens, insbesonde-re mit zunehmender CI-Erfahrung.

Erste Ergebnisse zur Behandlung von Tinnitus bei einseitiger Taubheit mit Hilfe eines Cochlea-ImplantatesC. Frohne-Buechner (1,2), A. Buechner (1), M. Brendel (1,2), A. Lesinski-Schiedat (1), Th. Lenarz (1) (1) Medizinische Hochschule, Hannover

(2) Advanced Bionics GmbH, Hannover

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Das Leiden am Tinnitus hat die Wahrnehmung desTinnitus zur Voraussetzung. Die Wahrnehmung desTinnitus alleine erklärt aber noch nicht die (indivi-

duelle) emotionale und psychische Reaktion des betroffe-nen Menschen. Die mangelnde Habituation ist eine wich-tige, aber immer noch keine ausreichende Bedingung fürdas Leiden am Tinnitus. Es müssen daher maßgeblich Pro-zesse auf einem höheren Niveau der kognitiv-emotiona-len Verarbeitung hinzukommen, die auch die Habituationbeeinflussen können (Kröner-Herwig 2005, Goebel u. Bütt-ner U 2004, Svitak 2001):die (unverrückbare) aversiv negative Bewertung des Tin-nitus, auch wenn er noch so leise bestimmbar istdas Beharren darauf , dass das Ohrgeräusch extingierbarsein müsse. die (aus Angst gespeiste) Weigerung, neue und korrigie-rende Lernerfahrungen zu machen Katastrophisierende Bewertungen

Diathese- Stress-BelastungsmodellTinnitus selbst kann als „Stressor“ angesehen werden; das„Stresserleben“ kann eine Tinnitus-spezifische Habitua-tion behindern, wenn die Ressourcen für die Habitua-tionsarbeit insgesamt verringert sind.

Psychodynamische Ansätze beim Leiden am Tinnitus:Nach psychodynamischen Verständnis kann ein Symptommit Krankheitswert wie das Leiden am Tinnitus (nicht derTinnitus selbst!) dann entstehen, wenn sich die seelischenRegulationsleistungen erschöpfen und dabei den anste-henden, vielleicht auch zunehmenden Aufgaben nicht

mehr gerecht werden oder wenn ein Konflikt für den Be-troffenen auf der bewussten Ebene nicht lösbar ist.

Untersuchungsergebnisse einer neurootologisch psychosomatischen SpezialambulanzVorgestellt werden 100 Patienten einer neurootologischpsychosomatischen Spezialambulanz (M = 61; F: 39; Alter17 – 84 Jahre, Mittelwert 49), davon 52 Tinnitus-Patienten,die von einem (1) Untersucher konsekutiv unselektiertuntersucht wurden. Erhoben wurden der Behandlungsan-lass, der HNO Status, die audiologischen Befunde sowiepsychosomatische Komorbiditäten, gestützt durch psycho-logische Tests (SCL-R 90, BDI, TF nach Goebel-Hiller).Dabei war die Indikation zu einer Hörgeräteverordnung in36% der Fälle ebenso relevant wie die Beachtung der psy-chischen Komorbidität bei 73% der Patienten.Bei den 9 Hyperakusis Patienten zeigte sich bei 6 Patien-ten eine Angsterkrankung und bei dreien eine Anpas-sungsstörung.Bei Patienten, die mit der Diagnose M. Menière vorstelligwurden, wiesen 10 von 19 (53%) eine relevante psychischeKomorbidität auf und 9 die Indikation für eine Hörgerä-teversorgung. Bei 10 Patienten (davon 5 ohne psychischeAuffälligkeiten) bestätigte sich die Erstdiagnose eines M.Menières nicht. Von den 14 Patienten, die Ambulanz pri-mär wegen eines Schwindels – ohne die Diagnose M. Me-nière – aufsuchten, zeigten 6 einen Psychogenen Schwin-del, und reaktiv psychogene Schwindelformen nach Or-ganerkrankung, drei eine Migräne, 2 eine neurologischeErkrankung und 3 einen behandelbaren gutartigen Lage-rungsschwindel.

Psychosomatik in der TinnitustherapiePsychosomatik als eine in ihrem Wesen personenzentrierte Medizin fokusiertauf die körperlich-seelisch-sozialen Wechselwirkungen in der Entstehung,im Verlauf und in der Behandlung von menschlichen Krankheiten

Schaaf, H

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Bei der Behandlung des Tinnitus, insbesondere in sei-ner chronischen, oft mit deutlicher psychischer Be-lastung des Patienten einhergehenden Form, ist ein

rein symptombezogenes und mechanistisches Vorgehenwenig hilfreich. Vielmehr haben sich Therapieansätze aufder Grundlage eines neurophysiologischen Verständnissesentwickelt, die die Hörwahrnehmung des Betroffenen mo-difizieren, seine Hörfähigkeit zu verbessern suchen, ihnpsychisch stabilisieren und begleitend gezielte Stressver-arbeitung und Entspannungsfähigkeit fördern. Diese inder Regel ambulant durchzuführenden Therapien setzeneine gezielte interdisziplinäre Teamarbeit voraus, wie essie allerdings häufig nur in speziellen Zentren oder Klini-ken gibt.Wesentliche Grundelemente einer effizienten neurooto-logisch-psychosomatischen Therapie sind:• Fundierte neurootologische und psychologische

(psychosomatische) Diagnostik• Individuell angepasste Aufklärung und Beratung

des Patienten

• Ausnutzen hörverbessernder Maßnahmen, besonders Anpassung moderner Hörgeräte, ggf. auch Rauschgeräte

• Hörtherapie zur Verbesserung der Hörwahrnehmung und der Störgeräuschunterdrückung

• Behandlung von Komorbiditäten, organisch etwa HWS- und Kiefergelenkseinschränkungen Psychosomatische Stabilisierung, kognitiv verhaltens-therapeutische oder integriert tiefenpsychologischeBearbeitung der zugrundeliegenden oder begleitenden psychischen Erkrankung

• Entspannungsverfahren• Verhaltens- und Einstellungsänderungen -

„Stressabbau“

Indiziert ist dabei ein stufenweises Angebot unter Be-rücksichtigung der Schwere der Erkrankung, der konkre-ten Hörsituation und der – häufig von der Kommunika-tionsfähigkeit abhängigen – psychischen Situation.

Hörtherapie in der Neurootologisch Psychosomatischen Tinnitustherapie (NPT)G. Hesse, Bad Arolsen

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HintergrundPassive Implantate zur Rekonstruktion der Gehörknöchel-chenkette ermöglichen nicht bei allen Patienten eine funk-tionell befriedigende Rekonstruktion der Kette. Besondersbei Patienten mit hochgradigen kombinierten Schwerhö-rigkeiten können dann auch konventionelle Hörsystemeoft nicht ausreichend helfen oder sie können beispiels-weise bei sezernierenden Radikalhöhlen nicht benutztwerden.

PatientenIn den letzten 2 Jahren haben wir bei inzwischen 8 Pa-tienten aus diesen Gründen eine Impalantation des teilimplantierbaren Hörsystems Vibrant Soundbridge (MedEl) mit dem FMT am runden Fenster vorgenommen.

ErgebnisseBei allen Patienten konnten wir eine außerordentlichgute Hörverbesserung gegebenenfalls auch im Vergleich

zu vorher optimierter Hörgeräteversorgung feststellen.

SchlussfolgerungDas teilimplantierbare Hörsystem Vibrant Soundbridge(MedEl) eignet sich sehr gut zur Wiederherstellung der sozialen Hörfähigkeit bei Patienten, bei denen andereMaßnahmen hierzu nicht in Frage kamen. Es werden Indi-kationen, OP-Techniken und Ergebnisse vorgestellt unddiskutiert.

Indikation, Technik und Ergebnisse der Implantationder Vibrant Soundbridge teilimplantierbaren Hörhilfe mit dem FMT am runden Fenster.

J. MaurerKlinik für HNO-Krankheiten, Kopf- Hals- und Schädelbasischirurgie, plastische Operationen, Katholisches Klinikum Koblenz,

Rudolf-Virchow-Str. 7, 56073 Koblenz; Tel: 0261-4963111, e-mail: [email protected]

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