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Autoreninfo Daniel Ebneter ist CEO des Karger Verlags in Basel. Ursprünglich Naturwissen- schaftler, blickt er inzwischen auf über 20 Jahre Digital Business- und Manage- ment-Erfahrung in diversen Branchen zurück. Contentpartner OPINION Holacracy ist ein eigenartiges Phänomen. Da klopfen sich Unternehmer auf die Schulter und halten stolz die Verfassung in die Kamera, mit der sie gerade die Kontrolle an die Mitar- beitenden abgegeben haben. Nicht mehr Chef sein ist in. Andererseits: Der mechanistische, fast schon dogmatische Ansatz von Holacracy führt zu Bürokratie. Viele Mitarbeitende sind mit der Eigenverantwortung überfordert. Und die Chefs müssen am Ende des Tages doch wieder die oberste Verantwortung tragen. Einmal mehr müssen wir einsehen: Ein Organi- sationsmodell nach Lehrbuch umzusetzen wird den Menschen nicht gerecht. Bei Karger haben wir deshalb einen Mittelweg gewählt: Die hierarchische Organisation wird überlagert von auf Dauer angelegten Entscheidungsgremien (wir nennen sie sogar Circles!). So brin- gen wir über Bereichsgrenzen hinweg die Leute zusammen, welche zu einem Themenbe- reich die besten Entscheidungen treffen können. Umgesetzt werden diese dann wiederum in den klassischen Strukturen. Best of both worlds! Holacracy – Selbstorganisation oder Führungsfrust? Ihre Meinung: opinion.hrtoday.ch Die selbstlernende Organisation? Das Unternehmen, das sich selbst führt? Holacracy wird viel diskutiert und scheint die Unternehmensorganisation der Zukunft zu sein. Ich finde es wichtig, dass Mitarbeitende mehr Ver- antwortung für den Erfolg übernehmen und sich ganz- heitlich einbringen. Der Austausch über die klassischen Teams einer Organisationstruktur fördert die Weiterent- wicklung des Unternehmens. Wer aber trägt die Verant- wortung? Wer partizipiert wie am Unternehmenserfolg (Gewinn oder Verlust)? Sind die Mitarbeitenden bereit ihren Lohn ebenso diesem Prinzip zu unterstellen? Ich glaube, dass viele Mitarbeitende damit überfordert wären und das gar nicht möchten. Eine Umsetzung in gewissen Bereichen scheint sinnvoll - nur noch auf Holacracy zu setzen eher nicht. Autoreninfo Thomas Suter ist Managing Partner der Viavanta AG. Er bringt langjährige Erfahrung in führenden Beratungs- unternehmen mit, die sich darauf spezialisiert haben, mittels Executive Search oder Rekrutierungsprojekte im Rahmen eines RPO, ganze Firmen oder Teams aufzu- bauen.

Holacracy – Selbstorganisation oder Führungsfrust?...Holacracy zu setzen eher nicht. Autoreninfo Thomas Suter ist Managing Partner der Viavanta AG. Er bringt langjährige Erfahrung

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Page 1: Holacracy – Selbstorganisation oder Führungsfrust?...Holacracy zu setzen eher nicht. Autoreninfo Thomas Suter ist Managing Partner der Viavanta AG. Er bringt langjährige Erfahrung

AutoreninfoDaniel Ebneter ist CEO des Karger Verlags in Basel. Ursprünglich Naturwissen-schaftler, blickt er inzwischen auf über 20 Jahre Digital Business- und Manage-ment-Erfahrung in diversen Branchen zurück.

Contentpartner

OPINION

Holacracy ist ein eigenartiges Phänomen. Da klopfen sich Unternehmer auf die Schulter und halten stolz die Verfassung in die Kamera, mit der sie gerade die Kontrolle an die Mitar-beitenden abgegeben haben. Nicht mehr Chef sein ist in. Andererseits: Der mechanistische, fast schon dogmatische Ansatz von Holacracy führt zu Bürokratie. Viele Mitarbeitende sind mit der Eigenverantwortung überfordert. Und die Chefs müssen am Ende des Tages doch wieder die oberste Verantwortung tragen. Einmal mehr müssen wir einsehen: Ein Organi-sationsmodell nach Lehrbuch umzusetzen wird den Menschen nicht gerecht. Bei Karger haben wir deshalb einen Mittelweg gewählt: Die hierarchische Organisation wird überlagert von auf Dauer angelegten Entscheidungsgremien (wir nennen sie sogar Circles!). So brin-gen wir über Bereichsgrenzen hinweg die Leute zusammen, welche zu einem Themenbe-reich die besten Entscheidungen treffen können. Umgesetzt werden diese dann wiederum in den klassischen Strukturen. Best of both worlds!

Holacracy – Selbstorganisation oder Führungsfrust?

Ihre Meinung: opinion.hrtoday.ch

Die selbstlernende Organisation? Das Unternehmen, das sich selbst führt? Holacracy wird viel diskutiert und scheint die Unternehmensorganisation der Zukunft zu sein. Ich finde es wichtig, dass Mitarbeitende mehr Ver-antwortung für den Erfolg übernehmen und sich ganz-heitlich einbringen. Der Austausch über die klassischen Teams einer Organisationstruktur fördert die Weiterent-wicklung des Unternehmens. Wer aber trägt die Verant-wortung? Wer partizipiert wie am Unternehmenserfolg (Gewinn oder Verlust)? Sind die Mitarbeitenden bereit ihren Lohn ebenso diesem Prinzip zu unterstellen? Ich glaube, dass viele Mitarbeitende damit überfordert wären und das gar nicht möchten. Eine Umsetzung in gewissen Bereichen scheint sinnvoll - nur noch auf Holacracy zu setzen eher nicht.

AutoreninfoThomas Suter ist Managing Partner der Viavanta AG. Er bringt langjährige Erfahrung in führenden Beratungs-unternehmen mit, die sich darauf spezialisiert haben, mittels Executive Search oder Rekrutierungsprojekte im Rahmen eines RPO, ganze Firmen oder Teams aufzu-bauen.