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Homoöpathische Therapie beim apoplektischen Insult: · PDF filePraxis Homoöpathische Therapie beim apoplektischen Insult: Arnica, Nux vomica, Lachesis, Crotalus horridus, Naja Von

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Praxis

Homoöpathische Therapie beimapoplektischen Insult: Arnica, Nux vomica,

Lachesis, Crotalus horridus, Naja

Von Michael Hadulla und Jürgen Langsdorf

. .

. .Crotalus horridus – apoplektischer Insultmit zerebraler Hämorrhagie rechts undlinksseitiger Parese: Crotalus horridus

Es handelt sich um einen 66-jährigen, grazilen, schlankenPatienten, ehemaliger Berufsschullehrer, der jetzt hobby-mäßig mit Antiquitäten handelt. Der Patient war vorzei-tig wegen eines Morbus hypertonicus berentet worden.Im Urlaub in Südfrankreich mit seiner Lebensgefährtinkommt es beim Aufstellen des Zeltes und beim Aufblasender Luftmatratze zum apoplektischen Insult. Der Patientwird in die Klinik in Bajon eingeliefert. Hier erfolgt dieneurochirurgische Intervention mit Absaugen einesrechtsseitigen zerebralen Hämatoms, wobei die Lebens-partnerin, die sich seit Jahren in meiner homöopathi-schen Behandlung befindet, von sich aus prä- und post-operativ Arnica montana C 30 verabreicht hat.

Postoperativ ausgeprägte, linksseitige Parese beson-ders des Armes sowie ausgeprägte Dysarthrie (Sprachstö-rungen). Herr S. ist ansprechbar, dämmert immer wiederweg, verdreht die Augen, ist dabei ruhelos und scheintviel Angst zu haben. In dieser schwierigen Situationruft mich die Lebensgefährtin aus Südfrankreich an,und ich tue das, wovon ich eigentlich inmeinen Vorlesun-gen abrate: zu einer vernünftigen Anamnese gehören dieGesamtheit der Symptome, der physische Kontakt unddie Begegnung mit dem Patienten. Aber Ausnahmen be-stätigen die Regel, sodass ich aufgrund der mir zur Verfü-gung stehenden Informationen Crotalus horridus C 122 ×5 pro Tag verordne (● ● Abb. 1). Hierunter rasche Bes-serung, der Patient kann bereits nach einer Woche ent-lassen werden und erscheint zur weiteren Therapie inmeiner Praxis ohne Rollstuhl oder Gehhilfe.1

Der Patient entwickelt in der Folgezeit ein zerebralesAnfallsleiden (unter Keppra ein Grand mal ca. alle 4 Mo-nate), das sich bis heute homöopathisch nur schlecht be-handeln lässt. Der Blutdruck ist unter Diovan relativ guteingestellt.

ZusammenfassungDer apoplektische Insult (Apoplex) erfordert einsehr rasches – hochakutes − Vorgehen: Nebendem sofortigen Einsatz von Alteplase – d.h. einemrekombinanten Gewebsplasmin-Aktivator − inden ersten Stunden [6] kann eine homöopathi-sche Begleittherapie durchaus lebensrettendsein [9].Neben Arnica als „großem Verletzungsmittel“ undNux vomica als „großem Entspannungsmittel“kommen die homöopathischen Schlangenmittelwie Lachesis, Naja, Crotalus horridus und Bo-throps lanceolatus zur Anwendung. Drei Kasuis-tiken sollen das Vorgehen verdeutlichen.

SchlüsselwörterArnica, Nux vomica, Lachesis, Crotalus horridus,Naja, Bothrops lanceolatus, apoplektischer Insult,Schlangenmittel.

SummeryThe acute stroke needed – at once – a staging andproceeding. In addition to the medicamentalmanagement (Alteplase) in the first hour of thestroke incident [6] the homoeopathic treatmentin addition can show very successful results [9].Beside the so-called „antispastic remedy“ nuxvomica the homeoepathic snake remedies likelachesis, crotalus horridus, naja and bothropslanceolatus are recommended.

KeywordsAcute stroke, arnica, nux vomica, lachesis, crota-lus horridus, naja, bothrops lanceolatus, snakeremedies.

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Ziel der weiteren homöopathischen Strategie ist es,den Patienten im Laufe der Zeit unter der Gabe einer pas-senden Nosode (hier evtl. Carcinosinum) von der antiepi-leptischen Therapie zu entwöhnen. Zur homöopathi-schen Therapie auch bei zerebralem Anfallsleiden liegenzahlreiche Publikationen vor [9].2, 3

Apoplektischer Insult, Dissektion derHalsschlagader rechts, linksseitigeParese: Arnica, Nux vomica und NajaAnamnese und Repertorisation

Zur Vorstellung gelangt ein 45-jähriger Patient, Kriminal-hauptkommissar, im Rollstuhl sitzend. Vor 4 Monaten seies nachts im Rahmen eines starken Hustenanfalls zueinem Apoplex gekommen, der eine chirurgische Inter-vention in der Universitätsklinik Heidelberg notwendigmachte. Vor demApoplex gab es viel Ärgermit Vorgesetz-ten. Zustand nach Kalotten-Entfernung zur Druckentlas-tung zerebral rechts. Vor 14 Tagen sei dann eine „Re-De-ckelung“ erfolgt.4

Im Spontanbericht ist Folgendes zu erfahren: Herr Z.arbeitet in seinem Ermittlungsbereich ausgesprochengern und viel. Zunächst sei er relativ zurückhaltendund konziliant, bis ihm „der Kragen platze“. Es gab imVorfeld Ärger mit Vorgesetzten und durch Personalaus-dünnung sehr viel Druck bei der täglichen Arbeit (s.o.).

Im gelenkten Bericht ist noch zu erfahren, dass ihmauch im privaten Bereich als Marathonläufer (u.a.) Leis-tung sehr wichtig ist. Er zieht Wärme vor, Verschlechte-rung erfolgt stets bei Kälte, hat Verlangen nach würzigemund scharfem Essen. Im Herbst habe er eine starke Bron-chitis gehabt mit explosivartigem Husten, wobei es dannzum oben geschilderten, apoplektischen Ereignis kam.

Repertorisation nach Synthesis

● ● Gemüt, Beschwerden durch Ärger: u.a. Nux-v. (4)● ● Gemüt, peinlich genau in Kleinigkeiten: u.a. Nux-v. (2)

● ● Gemüt, fleißig: u.a. Nux-v. (1)● ● Allgemeines, Verschlechterung bei nasskaltem Wet-

ter, Besserung bei Wärme: u.a. Nux-v. (1), arn. (1)● ● Allgemeines, Wärme amel.: u.a. Nux-v. (2)● ● Allgemeines, Speisen, Würze, Verlangen: u.a. Nux-v.

(2)

Therapie und Verlauf

Aufgrund der Anamnese (Trauma, Blutung, OP) erfolgtzunächst die einmalige Gabe von Arnica. Imweiteren Ver-lauf dannNux vomica LM 12 (Fa. Staufen) 2 ×5 Globuli proWoche, verkleppert. Nach 2- oder 3-maliger Vorstellungerscheint der Patient dann nicht mehr im Rollstuhl, son-dernmit Gehhilfe und der Unterstützung seiner Frau. Un-terNux vomica (Fa. Staufen) ansteigend auf LM 30 hat sichauch seine Stimmung sehr verbessert, er ist weitaus zu-friedener, geht mit Vier-Punkte-Gehstock, die linke Seitesei aber noch kälter.

Imweiteren Verlauf dann Gabe vonNajaD 12 (Fa. Stau-fen; ● ● Abb. 2), 2 × 10 Globuli pro Tag, da die linksseitigeLähmung weiterhin anhält und sich deutliche Krämpfeim Schulterbereich und insgesamt eine linksseitigeSchwäche finden. Er bezeichnet sich in diesem Zusam-menhang im Moment als zurückhaltend mit einer Aver-sion gegen Gespräche und Menschen.

Parallel hierzu werden Reha-Maßnahmen durchge-führt, Cranio-Sacral-Therapie und Ohrakupunktur. DerPatient und seine Ehefrau berichten, er sei besonders un-ter Naja „ins Laufen gekommen“. Nach weiteren 4 Wo-chen ist das Laufen ohne Stock wieder möglich, unddie Ehefrau berichtet, er sei wieder gesprächiger. Er hatseine Hobbys wieder aufgenommen und zusätzlich einenItalienischkurs belegt. Auf die abschließende Frage, wel-ches der verordneten Mittel ihm am meisten geholfenhabe, meint der Patient, nach Arnica sei es ihm deutlichbesser gegangen, und die Ehefrau ergänzt: „Nux vomicawar sehr gut, und die Halbseitensymptomatik ist unterNaja verschwunden.“

Abb. 1: Wald-Klapperschlange (Crotalus horridus). © Tad Arensmeier/

WikiCommons

Abb. 2: Die Indische Kobra wird auch Brillenschlange genannt. © Ka-

malnv/WikiCommons

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Bei der letzten Vorstellung kommt der Patient die Trep-pe alleine hoch und erzählt, erzählt, erzählt…1

Apoplektischer Insult – zerebrale Hypo-perfusion li. postoperativ mit Pareseder rechten oberen Extremität undDysarthrie: Lachesis und Nux vomicaVorgeschichte und Akutsituation

Es handelt sich um eine 86-jährige Patientin, geistig undmental voll orientiert, die in der Lage ist, ihre beidenSöhne (beide Ärzte) beim Skatspielen regelmäßig „indie Tasche zu stecken“. Wegen zunehmender, heftigsterBeschwerden im Bereich des linken Kniegelenks, das be-sonders bei Belastungmit unerträglichen Schmerzen rea-giert, Verordnung vielfältiger Schmerzmittel (u.a. Tra-mal). In der Folge stark eingeschränkte Gehfähigkeitund zunehmende Abhängigkeit von Schmerzmitteln. Eserfolgt die Empfehlung der Implantation einer Total-En-doprothese.

Die Operation wird von einem namhaften Professorder Orthopädie durchgeführt, sie verläuft sehr gut.Nach dem ersten postoperativen Tag kann die Patientinauf die Normalstation zurückverlegt werden und zeigtsich unauffällig.

Im Rahmen mangelhafter Flüssigkeitszufuhr – entwe-der oral oder parenteral –, postoperativen Erbrechensaufgrund der Narkose und des Blutverlustes kommt eswohl im Zusammenhang mit einer zerebralen Hypoper-fusion zu einem apoplektiformen Insult links.

Im Sinne eines erweiterten Spontanberichts wird dernachfolgende Arztbrief wörtlich zitiert, in dem aber diewirklich ängstigende, ja lebensbedrohliche Situationder Patientin in keiner Weise zum Ausdruck kommt. Erdrückt– undwir Ärztewissen davon − das technisch-ope-rative Vorgehen optimal, aber existenziell völlig nichtssa-gend aus:

„Die Patientin wird auf die Intensivstation verlegt, entwickelthier jedoch ein schweres postoperatives Durchgangssyndrommit wahnhafter Verkennung, Angst, Furcht, starker Unruhe,Mißtrauen (sie ist der Meinung, in die Psychiatrie abgeschobenworden zu sein, die falschen Medikamente zu bekommen, willwissen, was das alles für Leute seien etc.). Äußerst ängstlich agi-tiert, redet viel und verworren, bei deutlicher rechtsseitigerarmbetonter Parese und ausgeprägter Sprachstörung (Dysarth-rie) mit dem gleichzeitigen Bedürfnis, viel zu sprechen. Zuneh-mend somnolent, obere Extremitäten sehr kalt.“

Therapie und Verlauf

Parallel zu schulmedizinischen Maßnahmen erfolgt nunder Einsatz von Lachesis D 200 (Fa. Staufen; ● ● Abb. 3).Bei Constantin Hering [7] – bekanntermaßen der Erstbe-schreiber von Lachesis (1828) und von heroischen Selbst-versuchen − finden wir dazu:

● ● Gedächtnisschwäche, Verwirrtheit in Bezug auf dieZeit.

● ● Große Stumpfheit des Gemütes mit körperlicherSchwäche.

● ● Geist verwirrt und wandernd.● ● Visionen und deliröses Sprechen, sobald er die Augen

schließt.● ● Delirium nachts, murmelt, schläfrig, rotes Gesicht;

langsame, schwierige Sprache, Kiefer herabgefallen.● ● Ständiges Delirium, das schnell von einem Thema zum

anderen wechselt.● ● Nach Operation… bildet sich ein, er würde von Fein-

den verfolgt, die ihm zu schaden versuchen; versuchtdas Zimmer zu verlassen, als sei er erschreckt von Er-scheinungen, die ihm folgen.

● ● Linksseitige Apoplexie; blasende Ausatmung, kannkeine Berührung des Nackens ertragen.

Bei John Henry Clarke [3] finden wir hierzu noch ergän-zend:

Symptome: Mind – Great anguish, insupportable anxiety, anduneasiness… Fear, and presentiment of death; distrust; easilyaffected to tears. − Mental dejection and melancholy, with ap-prehension, uneasiness about one’s malady…; Dread of death;fears to go to bed; fear of being poisoned. Restless an uneasy.Great apathy and extraordinary weakness of memory, every-thing that is heard is, as it were, effected, even orthographyis no longer remembered, and there is forgetfulness even ofthings on the point of utterance. − Mistakes are made in spea-king and writing… Over-excitement and excessive nervous ir-ritability, with a tendency to be frightened…. Frantic loquacitywith elevated language… and rapid and continual change ofsubjectmatter. Loquaciousness… Nocturnal delirium withmuch talking, or with murmuring. − Dementia and loss of con-sciousness.

Mouth: Stiffness, immovableness, and paralysis of the tongue…difficulty pronouncing certain letters of particular words;Tongue heavy; cannot open mouth.

Abb. 3: Die Buschmeisterschlange (Lachesis muta) lebt in den tropi-

schen Wäldern Südamerikas. © Christopher Murray/WikiCommons

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Hierunter Besserung der zerebralen Symptomatik, je-doch weiterhin Bestehen des oben beschriebenen Durch-gangssyndroms mit Unruhe, Agitiertheit, Anspannungund wahnhafter Verkennung. Auch aufgrund der Rubrik

● ● Allgemeines, Folge von Narkose und Operation: u.a.Nux-v. (3)

erfolgt der Einsatz von Nux vomica in einer LM 12 täglich.Hierunter jetzt rasches Aufklaren und weitere Besse-

rung, sodass die Patientin zu weiteren Reha-Maßnahmenentlassen werden kann. Bis heute restitutio ad integrum,sodass die Patientin alleine und ohne Gehhilfe in ihrenbewährten Kuraufenthalt reisen kann [8].5

Diskussion

Anhand von 3 Kasuistiken wird der Wert der homöopa-thischen Schlangenmittel nebst Arnica und Nux vomicadokumentiert. In der ersten Krankengeschichte handeltes sich um eine Nolens-volens-Ferntherapie per Telefon,wo nach Arnica C 30 und der Gabe von Crotalus horridusein zufrieden stellender Verlauf zu erreichen war. Beider zweiten Krankengeschichte standen Arnica in einerXM-Potenz, Nux vomica und Naja im Mittelpunkt. Bei

der dritten Patientin handelt es sich um einen Apoplexim Rahmen einer zerebralen Hypoperfusion links post-operativ. Hier brachten Lachesis und Nux vomica den ent-scheidenden Durchbruch. Welchen Anteil die schulmedi-zinische Intervention oder die Begleitherapie wie Cranio-Sacrale oder gar eine Spontanheilung, d.h. ein natürlicherHeilungsvorgang, daran hatten, sei dahingestellt. Den-nochmeinten alle 3 Patienten imNachhinein, die homöo-pathische Therapie sei sicher mit entscheidend gewesen.

Alle 3 Fälle sind ohne Computerrepertorisation erfasst.Aber das ist gut so und vom Verfasser auch so gewähltund dargestellt. Eine Computerrepertorisation erleichtertzwar die Arbeit des Homöopathen. Dennoch wächst zu-nehmend ein gewisses Missempfinden, und der AHZ-Herausgeber Rainer Appell spricht sehr treffend und spöt-tisch in diesem Zusammenhang von „Rubrikenadditionä-ren“ [1].

Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Altvorderenohne Computerrepertorisationen ausgekommen sindund keine schlechteren Erfolge hatten als die Homöo-pathen heutzutage. So wissen wir von unserem LehrerMathias Dorcsi, dass er angesichts von Repertorien be-denklich die Stirn runzelte, und von Willibald Gawlik,dass er nur sehr selten und dann zum Teil zu Unterrichts-

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zwecken zum Kent gegriffen hat, zumal die deutscheÜbersetzung des Kent erst Ende der 1960er Jahre vorlag.Beide aber, Gawlik und Dorcsi, sowie viele andere be-gabte Homöopathen konnten aufgrund ihrer exzellentenMateria-medica-Kenntnisse und ihrer exorbitanten prak-tischen Erfahrung und tiefen Menschlichkeit (wie auchReligiosität) vielen Patienten in staunenswerter Weisehelfen.

Auch dürfen wir nicht vergessen, dass Samuel Hahne-mann in der 6. Auflage des Organons von Heilkunst

sprach.

Online zu finden unter:

http://dx.doi.org//10.1055/s-0030-1257596

● ● Literatur

[1] Appell R. Editorial. AHZ 2008; 253 (3):109.

[2] Charette G. Homöopathische Arznei-mittellehre für die Praxis. Stuttgart: Hippo-krates; 1958.

[3] Clarke JH. Dictionary of Practical MateriaMedica. Mayapuri, New Delhi: Aggarwal BookCenter; 2005.

[4] Faust J. Die Leber wächst nicht mit ihrenAufgaben – Ein Kampf um das Leben einesPatienten: Crotalus horridus und Carduusmarianus. Gudjons Aktuell, Gudjons Apothe-ke (Hrsg.); Vol. 12/Nr. 1; 4/2010.

[5] Gawlik W. Homöopathie und konven-tionelle Therapie. Stuttgart: Hippokrates;1992.

[6] Hacke W et al. for the ICASS investi-gators. Thrombolysis with alteplase 3 to 4.5 hafter acute ischemic stroke. New EnglandJournal of Medicine 2008; 359: 1303−1309.

[7] Hadulla M, Richter O. Die chronischenKrankheiten, Miasmen und Nosoden. Uelzen:Medizinisch Literarische VerlagsgesellschaftmbH; 2005.

[8] HadullaM,Wachsmuth J, Evangeliou A.Der interessante Fall − Akute Intoxikationdurch Trachinus vipera (Drakéna) und er-folgreiche Behandlung mittels Lachesis. AHZ1995; 240 (4): 157−159.

[9] Hadulla M, Richter O, Fattahi N. 101Krankengeschichten aus der Praxis für diePraxis. Uelzen: ML; 2006.

[10] Holzapfel K. Bothrops lanceolatus beiintrazerebralem Gefäßverschluß. GudjonsAktuell, Gudjons Apotheke (Hrsg.); Vol. 12/Nr. 1; 4/2010.

Dr. med. Michael M. Hadulla

Arzt für Kinderheilkunde,

Homöopathie und Psychotherapie

Heiliggeiststraße 9

69117 Heidelberg

[email protected]

www.med-homoeopathie.de

Jg. 1949, Studium der Medizin und Psychologie in Heidelberg.

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin/Psychotherapie/

Homöopathie. Autor zahlreicher Publikationen. Dozenten-

tätigkeit an der Universität Heidelberg. Privatpraxis in

Heidelberg.

● ● Anmerkungen

1 Wenn man – cum grano salis – für dieLinksseitigkeit eines apoplektischen InsultsLachesis und Naja einsetzt, so steht Crotaluseher für eine rechtsseitige Problematik.Eine wirklich beachtenswerte Arbeit zu Bo-throps lanceolatus hat der bekannte Homöo-path Klaus Holzapfel vorgelegt [10]. Hier –also bei dieser wenig bekannten, auf Marti-nique lebenden Schlange – steht das Leit-symptom „Unfähigkeit zu sprechen ohneirgendeine Störung der Zunge“ und die„Lähmung nur eines Armes oder Beines“ imVordergrund.

2 Nach Willibald Gawlik findet das Schlan-genmittel Crotalus horridus in erster Linie beiHämorrhagien Anwendung − vor allem beinicht zu beherrschenden Blutungen und ins-besondere dann, wenn der Patient unterAntikoagulantien-Therapie wie Heparin undAspirin oder einer Kombination von beidenoder anderen blutgerinnungshemmendenPharmaka steht, die dann eine Blutgerinnungunmöglich machen, sodass nichts mehr inder Lage ist, die Blutungen zu stillen [5].Gilbert Charette [2] schreibt dazu: „Crotalushorridus oder C. cascavella. Gift der Klap-perschlange. Diese Giftschlange gehörtebenso wie Lachesis zur Familie der Soleno-glyphen, Schlangen mit röhrenförmigemKanal im Giftzahn; sie findet sich in Süd-amerika und in den heißen Gebieten derVereinigten Staaten.Die für Crotalus spezifische und charakteris-tische Wirkung scheint in der Zersetzung desBlutes zu beruhen.“

3 Neben der Anwendung von Crotalus hor-ridus in der oben genannten Situation erhebtsich natürlich die Fragestellung nach derGrundkrankheit des oben beschriebenen Pa-tienten, eben sein Morbus hypertonicus, diein der Zukunft auf konstitutioneller Ebeneangegangen werden müsste. Aber nicht nurdas, auch ein sogenanntes kleines Mittel ausder Rubrik „Nach Verletzung des Kopfes“würde hier mit einem Bezug zur Causa (Ge-webeverletzung durch Blutung/Operation)zum Einsatz kommen: Hypericum und oderHelleborus, mit denen sich vielleicht auch daszerebrale Anfallsleiden homöopathisch in denGriff bekommen ließe, eventuell sogar noch inVerbindung mit einer passenden Nosode [7],wie von uns an anderer Stelle beschrieben.

4 Der Patient gelangt gar nicht in meinePraxis, da sie im ersten Stock liegt und eskeinen Aufzug gibt. Die Vorstellung erfolgt ineinem kleinen Café zur ebenen Erde ein paarHäuser weiter.

5 Von all den geschilderten Ereignissen(OP, Intensivstation, Verlegung auf die Pri-vatstation) weiß die Patientin bis heute nichts− eine totale retrograde Amnesie als eine Art„Gnade der Natur“.

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