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Das Magazin der HSR Hochschule für Technik Rapperswil.
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HSR Magazin 2 / 2014
.
AUSGABE 2 / 2014
www.hsr.ch
DIGITALVirtuelle Parallelwelten überlagern
unseren Alltag. Die HSR lehrt und
forscht intensiv auf dem Gebiet.
NEUER CHIP RETTET LEBEN
Ein an der HSR entwickelter Mikro
chip erlaubt die strahlungsfreie
Lungenüberwachung in Echtzeit.
NEUES STUDENTENWOHNHEIM
Der Neubau ist schon ausgebucht, im
Herbst 2014 wird über den Bau eines
zweiten Wohnheims entschieden.
ThyssenKrupp Presta Steering
WIR ENTWICKELN PRESTA. Unsere Herausforderung ist es, Marke zu verstehen. Und mit dem Gespür für Märkte und Kunden dieses Markenerlebnis erfahrbar zu machen. Einzigartig und in Serie. Wir sind ThyssenKrupp Presta. Gemeinsam bauen wir die innovativsten Lenksysteme der Welt.
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Dr. Arne Schacht, Teamleiter Vorentwicklung Lenksäulen, Prestianer seit 2011
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4 HSR Magazin 2 / 2014
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser
Digital Economy, Digital Native, Digital Disruption – alles ist digital! Analog gilt als antiquiert: Nur Nostalgiker trauern rauschenden Schallplatten, knisternden Magnetbändern und knatternden Modems nach. Kopien digitaler Daten sind keine minderwertigen Abbilder, sondern genauso gut wie das Original. Und sie sind sofort verfügbar – «download now». Den Charme eines Mixtapes aus den 80er Jahren sucht man hingegen vergebens, ebenso das grafi-sche Gesamtkunstwerk einer Schallplatte. Was ist das Digitale, das unsere bisherige Welt auf den Kopf stellt? Fragt man Paul Zbinden, Professor für Mikroelektronik an der HSR, ist die Antwort simpel: Digital ist eine erfundene Parallelwelt, um einfacher zu rechnen und Signale einfacher zu übertra-
gen. Unsere Welt ist analog und wird es immer bleiben. Die Technik hingegen ist digital. Dazwischen sitzen Mikrochips mit Analog-Digital-Wandlern, die zwischen den Welten übersetzen. Was auch immer diese Wandler im Detail tun, sie tun es unheimlich effizient. Dank ihnen wird ein anstehender Lungenkollaps sichtbar. Dank digitalen Simulationen resul-tieren bessere Konstruktionen. Dank raum-bezogenen Geodaten ergeben sich bessere Planungsentwürfe und unzählige Dienst-leistungen. Und digitale Kryptografie erhöht die Sicherheit. Das Digitale bietet jedoch, wie alles, Chancen und Risiken. Die Ge-schwindigkeit dieser vereinfachten Rechen-welt ist rasend hoch. Kodak beschäftigte in ihren Glanzzeiten 120 000 Menschen, im Jahr 2000 immer noch 80 000. Ende 2013 waren es nur noch 8800 Menschen. Die Digitalisierung hat den grössten Teil der Firma inzwischen platt gewalzt.
Doch allem Digitalen zum Trotz: Unsere lieb gewonnenen Smartphones sind gemäss Paul Zbinden nach wie vor zu einem we-sentlichen Teil analog. Alle Sensoren er-fassen analoge Werte. Und Sie lesen dieses HSR Magazin höchstwahrscheinlich auf gedrucktem Papier. Digital hätte Ihr Brow-ser das Heft eventuell falsch dargestellt. Oder Ihrem Tablet hätte ein passendes Plug-in zur Anzeige gefehlt. Etwas zum Schluss: Es gibt 10 Arten von Menschen auf der Welt. Jene, die binär, also digital, verstehen, und jene, die binär nicht verstehen. Hier zeigt sich, ob Sie ein Digital Immigrant oder ein Digital Native sind. Wir wünschen Ihnen eine kurzweilige Lektüre.
Michael Lieberherr, Redaktion
PS: Der Digital Immigrant liest 10 als zehn, der Digital Native interpretiert 10 binär als zwei.
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5HSR Magazin 2 / 2014
INHALT
Fokus 7 Ein Meilenstein für die Campusentwicklung
8 Digitale Parallelwelten
14 Von Open Data über Big Data zu Small Data
16 Trübe Aussichten für Späher
19 Ein neuer Blick in die Lunge rettet Leben
22 Mit Multisimulationen zum perfekten Bahntrafo
Themen28 Schlankere Rolls-Royce-Triebwerke
31 Die HSR als Integrationsmotor
32 HSR Hightech-Startup schlägt das nächste Kapitel auf
34 Neues Studentenwohnheim: Bezugsbereit und ausgebucht
37 Neue Lösungen für Automobil-Lenkgetriebe
Aktuelles39 Preise und Auszeichnungen, Wirtschaftsingenieurwesen
40 Ideenwettbewerb, Karriere gestalten, Besser programmieren
41 Kultur, Agenda
42 Prenez place mesdames, Kompetenz in Kunststoffen, Kleinstsatellit
43 Musik-Projektwoche der Oberstufe Uznach, Gipfeltreffen, Neue Professuren
44 Neue Professuren
45 Pensionierungen, Nachfolge, HSR Publikationen
47 Fawwworiten, Impressum
50 Sprungbrett
16 Trübe Aussichten für Späher
Im Katz-und-Maus-Spiel um sichere Daten-
übermittlung haben die Informatiker der HSR
einige Trümpfe anzubieten.
28 Schlankere Rolls-Royce-Triebwerke
Das IWK entwickelt faserverstärkte Kunststoff-
teile für Strahltriebwerke des renommierten
Herstellers.
31 Die HSR als Integrationsmotor
Studierende mit Migrationshintergrund betrachten
die HSR als einen Ort, an dem weitestgehend
Chancengleichheit herrscht.
INFOTAG AN DER HSR 08. NOVEMBER 2014 IN RAPPERSWIL, 9.00 BIS 15.00 UHR
Bachelorstudiengänge
■ Elektrotechnik ■ Wirtschaftsingenieurwesen■ Erneuerbare Energien und ■ Bauingenieurwesen Umwelttechnik ■ Landschaftsarchitektur■ Informatik ■ Raumplanung■ Maschinentechnik | Innovation
Zugbillett kostenlos
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www.hsr.ch/infotag
7HSR Magazin 2 / 2014
Ein Meilenstein für die Campusentwicklung
Die HSR zieht seit je Studierende aus allen Ecken der Schweiz an, aber auch Austauschstudierende aus dem Ausland. Dies nicht nur wegen der exzellenten Ausbil-dung mit Praxisbezug und Aktualität, sondern auch we-gen der Einzigartigkeit einzelner Studiengänge wie bei-spielsweise der Raumplanung oder der Landschafts - architektur. Es wird zunehmend schwieriger, Zimmer in Rapperswil und in der Region zu finden. Zwar wohnt noch ein Teil der HSR Studierenden bei den Eltern. Diese Studierenden müssen dann jedoch oft aufwendig und zeitraubend nach Rapperswil pendeln. Ein Studentenwohnheim war ein lange gehegter Wunsch der HSR. Die Stiftungsräte der Stiftung zur Förderung der HSR entschieden nach einer grossen Spende für ein Studentenwohnheim, die Planung und den Bau zu realisieren.
Raschen Schrittes zum WohnheimNachdem die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde am 28. März 2011 einem Baurechtsvertrag mit der Stif-tung zur Förderung der HSR zugestimmt hatte, wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Bereits Ende 2012 erteilte die Gemeinde Rapperswil-Jona die Baubewilligung und im Frühling 2013 erfolgte der Spa-tenstich. Parallel zu den Bauaktivitäten suchte die Stif-tung intensiv nach weiteren Sponsoren, so dass die Fi-nanzierung definitiv sichergestellt werden konnte. Am 23. August 2014 wurde das Studentenwohnheim feier-lich eingeweiht.Für die HSR bedeutet das neue Studentenwohnheim ei-nen grossen Schritt nach vorne. In die Planung sind viele Erfahrungen junger Architekten eingeflossen, die vor kurzem selbst in einem Studentenwohnheim lebten. Das
Resultat ist ein bedürfnisorientiertes Gebäude mit viel Freiraum für Begegnung, aber auch Rückzugsorten zum Studieren.
Praxisnah und marktgerechtNachdem vor vier Jahren der Studiengang «Erneuerbare Energien und Umwelttechnik» gestartet ist, entsteht in diesem Jahr mit dem Studiengang «Wirtschaftsingenieur-wesen» wieder ein neues Angebot. Die HSR erneuert sich also ständig und passt sich dem Anspruch an exzel-lent qualifizierte Absolventinnen und Absolventen in Technik und Umwelt an. Die Inhalte der bestehenden Studiengänge werden periodisch durch die Professoren-schaft den Marktbedürfnissen angepasst, unter Einbe-zug von Fachleuten aus der Praxis. Inzwischen sind rund 1500 Studierende an der HSR eingeschrieben, um sich auf ihr Berufsleben vorzubereiten. Die HSR ist bemüht, nicht nur eine praxisnahe und aktuelle Ausbildung anzu-bieten, sondern die Studierenden auf ihrem Weg in die Praxis auch zu begleiten. Das neue Studentenwohnheim ist auch ein Zeichen, dass sich die HSR zu einem Campus im umfassenderen Sinn weiterentwickelt. 100 Studierende haben inzwischen das neue Studenten-wohnheim bezogen. Als das Reservationszeitfenster im Frühling geöffnet wurde, war eine Stunde später die Hälfte der Zimmer vergeben. Nach wenigen Tagen war das Studentenwohnheim ausgebucht. Die starke Nach-frage gibt der Stiftung zur Förderung der HSR Anlass, bereits über den Bau eines zweiten Studentenwohn-heims nachzudenken. Im Verlauf des Herbsts 2014 wird entschieden werden, ob der Bau eines zweiten Wohn-heims in Angriff genommen werden soll.
Hermann Mettler, Rektor HSR
8 HSR Magazin 2 / 2014
Früher lieferten Computer abstrakte Zahlen, heute visualisieren sie auch den Kontext. Per Tastendruck lassen sich Konsequenzen von Veränderungen darstellen und Lösungen antizipieren. Das Kompetenzzentrum Geoinformation der HSR forscht und lehrt auf dem Gebiet mit Fokus Design, Simulation und Geodienste.
Digitale Parallelwelten Dirk Engelke, Professor für Raumentwicklung HansMichael Schmitt, Professor für Landschaftsplanung
Beat möchte gerne an den Strand. Das Hotel, das er nach langem Suchen gefunden hat, gefällt ihm. Ein Blick auf Google Maps zeigt dann, dass das angeblich «nahe am Meer» gelegene Hotel einen Kilometer von der Küste entfernt liegt. Regula sucht eine neue Wohnung. Auf einem Immobilienportal lässt sie sich über eine Karte freie Wohnungen in ihrem Wunschquartier anzeigen und auch gleich die Abfahrt des nächsten Trams zur Wohnungsbesichtigung. Hannes ersteigert sich ein ge-brauchtes Velo und gibt nun die Adresse des Verkäufers in seinem Navigationsgerät ein. Die Beispiele von Beat, Regula und Hannes bauen auf Geoinformationen auf. Geoinformationen sind raum-bezogene digitale Daten, die direkt auf geografische Positionen bezogen sind. Diese Daten enthalten mehr Informationen: Nicht nur, was es ist – sondern auch, wo es räumlich liegt.
Geodaten sind längst im Alltag angekommenGut 60 Prozent aller Entscheidungen, die Bürgerinnen und Bürger betreffen, haben einen räumlichen Bezug, sind also Geoinformation. Geoinformationen fristeten lange ein Schattendasein – vornehmlich Fachleute haben sich mit ihnen beschäftigt. Erst Anwendungen wie Google Maps oder OpenStreetMap ermöglichen auch einer breiten Öffentlichkeit, Geodaten zu verwenden und selbst Daten zu produzieren. Digitale Geodaten werden zu einer wichtigen Ressource, welche die Wirt-schaft weiter veredelt. Der Trend geht dahin, dass auch Nichtfachleute vermehrt Geodaten anwenden und ihre Dienstleistungen damit verknüpfen. Grenzen ergeben sich jedoch bislang durch Datenstrukturen und Schnitt-stellen, die nicht zueinander passen.
Geoinformationen für die HSRFür Raumplanerinnen und Landschaftsarchitekten sind digitale Geodaten seit Jahren eine unerlässliche Grundlage und ein wichtiges Hilfsmittel: Wer zeichnet heute noch auf Leuchttischen Karteninformationen ab? Durch Überlagerung vorhandener Informationen zur räumlichen Ausgangssituation, zu Inventaren und Dateninformationen lässt sich eine umfassende Dar-stellung erzeugen. Fachleute nutzen Angebote wie Google Maps zur Darstellung der Landnutzung oder Luftbilder zur Visualisierung. Für detaillierte Ana lysen oder Planungen verwenden sie eigene technische Sys-teme, sogenannte Geografische Informations systeme (GIS) oder auch spezielle Erweiterungen in CAD-Syste-men.Die HSR nutzt ein umfangreiches Angebot von Geoda-ten sowie die dazu notwendigen Instrumente in der Lehre und der angewandten Forschung. Diese Infra-struktur ist in einer zentralen Geodateninfrastruktur (GDI) zusammengefasst. Die einzelnen Institute und Studiengänge ergänzen diese um dezentrale Kompo-nenten, um den jeweiligen spezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Zum Einsatz kommen dabei kom-merzielle Software wie ArcGIS der Firma Esri ebenso wie Open-Source-Software (QGIS) und Webapplikationen. Aktuell nutzen acht HSR Studiengänge oder Institute die Geodateninfrastruktur der HSR.Die Aktivitäten in der Lehre und in der angewandten For-schung und Entwicklung sowie der Betrieb der GDI sind im HSR Kompetenzzentrum Geoinformation gebündelt. Die Aktivitäten des Kompetenzzentrums Geoinforma-tion lassen sich mit drei Schlagworten verdeutlichen: Design, Simulation und Geodienste.
9HSR Magazin 2 / 2014
Dirk Engelke, Professor für Raumentwicklung HansMichael Schmitt, Professor für Landschaftsplanung
Oben: Das digitale Gebäudemodell bildet Kubaturen ab, die Luftbilder geben rasche Orientierung.
Mitte: In der Open-EcoMap erfassen Plane-rinnen und Planer land-schaftliche Points of Interest für Unterrichts-zwecke. Die Karte ist frei zugänglich unter http://openecomap. hsr.ch.
Unten: Beispiel eines 3D-PDF. Im Gegensatz zu Animationen kann sich der Betrachter interaktiv im Raum bewegen – zu betrach-ten mit Standard-PDF-Software.
10 HSR Magazin 2 / 2014
Design: Geoinformationen in Planung und Entwurf anwendenStrassenraster und Schwarzpläne liefern Grundlagen für städtebauliche Entwürfe, Höhenmodelle bil den die Basis für landschaftsarchitektonische Entwürfe: Der Aktivitätsbereich Design liefert solche Grundlagen und stellt sie für den Planungs- und Entwurfsprozess zur Verfügung. Dies sind beispielsweise Karten, Luft-bilder oder Höhenmodelle, welche direkt in Planung und Entwurf verwendet werden. So werden aus Geo-informationen spezifische Grundlagen für den Entwurf.Planerinnen und Planer geben die Ergebnisse ihrer Ent-würfe als 2D- oder 3D-Visualisierung weiter, beispiels-weise über Google mit kmz-Dateien oder über ein 3D-PDF. Solche 3D-PDF-Echtzeit visualisierungen haben im Gegensatz zu Animationen den Vorteil, dass man sich interaktiv im Raum bewegen kann. Mit Hilfe immer schneller werdender Grafikkarten können solche Mo-delle in Echtzeit mit 25 Bildern pro Sekunde berechnet werden.Man spricht von Geodesign, wenn im Entwurfsprozess Geoinformationen verwendet werden, um mögliche Konsequenzen einer geplanten Umweltveränderung in den Entwurfsprozess einzubeziehen. Einer der Pioniere von Geodesign, Carl Steinitz von der Harvard Graduate School of Design, beschreibt es wie folgt: «Geodesign ist das bewusste Verändern von Geografie durch Planung.» Bei dieser Entwurfsmethode fliesst das Fachwissen ver-schiedener Disziplinen wie Raumplanung, Landschafts-
architektur und Soziologie in das Endresultat mit ein. Geodesign ist die Verknüpfung von kreativer Planung und wissenschaftlichem Modellieren mit einem starken Bezug zu den Naturwissenschaften. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Darstellung von Sichtbeziehungen. Das ILF Institut für Landschaft und Freiraum der HSR stellt diese mit der VisibilityMap für die gesamte Schweiz dar, um Landschaftsqualität zu beur-teilen. So wird auf einer Karte beispielsweise sichtbar, von welchen Punkten in der Landschaft ein geplantes Windrad auf einer Krete sichtbar wäre. Die Anwendung hilft zudem bei Infrastrukturplanungen: Wie soll eine neue Hochspannungsleitung verlaufen, damit sie das Landschaftsbild so wenig wie möglich beeinträchtigt? Welcher Ort eignet sich optimal als Aussichtspunkt? Ein Planer könnte auf einfache Weise eine Visualisierung erstellen, wie ein solches Bauvorhaben vom persönli-chen Wohnstandort einer Bewohnerin sichtbar würde. Die VisibilityMap berechnet für jeden Punkt im 25-m-Raster die Einsehbarkeit der jeweiligen Nachbar punkte in einem definierten Umkreis und berechnet so Millio-nen von Punktbeziehungen. Für die ganze Schweiz würde diese Berechnung auf einem handelsüblichen Com puter mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte dau-ern. Auf einem Parallelrechner der HSR mit über 400 Grafik prozessoren dauert die Berechnung nur noch 48 Stunden.
Ein Blick auf die VisibilityMap verrät, wie gut ein Ort von anderen Orten aus gesehen wird. Je nach Fragestellung werden so exponierte oder ver-steckte Orte rasch ge-funden. Rechts Hans-Michael Schmitt, einer der Autoren.
11HSR Magazin 2 / 2014
Simulation: Geoinformationen modellierenDas Anzeigen einer Ausweichroute, welche das Naviga-tionsgerät infolge einer Unfallmeldung ausgibt, ist eine inzwischen alltägliche Anwendung von dynamischen Geoinformationen. Fachplanerinnen und Raumplaner nutzen solche Geoinformationen, um aktuelle Raum-nutzungen zu erfassen. Nebst der Verkehrsplanung sind dies beispielsweise der Bestand an Zweitwohnungen oder auch die reale Ausnutzung von Bauzonen. Für die Erfassung der erlaubten Nutzung von Bauzonen in der Schweiz gilt ein schweizweit einheitliches «Minimales Geodatenmodell Nutzungsplanung», um unabhängig von Bestimmungen der einzelnen Gemeinden und Kan-tone die Bauzonen und ihre erlaubte Nutzung nachzu-vollziehen. Dieses Modell geht massgeblich auf Arbeiten des IRAP Instituts für Raumentwicklung zurück. Ähnlich wie in der Technik verwenden auch Raum- und Landschaftsplaner Simulationen. Sie stellen damit neue Zustände dar und prüfen die Auswirkungen von Planent-würfen. Für sie sind die Randbedingungen jedoch zahl-reicher und schwieriger fassbar – im Gegensatz zu physi-kalischen Gesetzen in technischen Simulationen sind die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedin-gungen nicht absolut vorhersehbar. Ein Beispiel für Simulationen in der Raumplanung ist die Bewertung der Qualität der Erreichbarkeit von Infra-strukturen in ländlichen Räumen. Das IRAP untersucht beispielsweise die Versorgung mit Mobilität, Bildung oder Detailwaren, dies insbesondere angesichts eines anhaltenden Trends zur Urbanisierung und des demo-
grafischen Wandels. So wird ermittelt, wie viele Einwoh-ner beispielsweise von der Schliessung einer Schule, ei-ner Gemeindekanzlei oder einer Poststelle betroffen wären und welchen Einfluss die Siedlungsstruktur auf die Erreichbarkeit hat. Basierend auf den Ergebnissen dieser räumlichen Simulation erarbeitet das IRAP Hand-lungsempfehlungen.Ein weiteres Beispiel ist die Masterarbeit «Zürcher Büro-flächenmarkt – eine räumlich differenzierte Darstellung» von Mirjam Strahm, die in Zusammenarbeit mit der Immo compass AG in Zürich entstanden ist. Die Dar-stellung auf der Titelseite des HSR Magazins visualisiert die räumliche Verteilung der Wirtschaftszweige. Die Darstellung unten visualisiert das Angebot an freien Büroflächen im Jahr 2013. Als Parameter dienten die In-sertionsdauer sowie die inserierte Fläche. Die Informa-tion zu den inserierten leerstehenden Flächen ergänzt somit die Information der festgesetzten Art der Nutzung im Zonenplan. Die Grösse und die Verfügbarkeit der Flächen lassen auf einzelne Branchen schliessen. Für Pla-ner bilden solche differenzierten Analysen die Basis, um die Auswirkung von Veränderungen im Angebot zu simu lieren. Sie interpretieren aus dem Vergleich in die-sem konkreten Fall beispielsweise den Veränderungs-druck in Quartieren, die der Büroflächenmarkt verursa-chen kann. Dieser führt oft zu monostrukturierten Quartieren, die dem angestrebten urbanen Mix unter-schiedlicher Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten und Einkaufen entgegenstehen.
Büroflächenmarkt im Kanton Zürich: Die Farbe der ausgefüllten Kreise indiziert die Insertionsdauer von Büroflächen, die Grösse der ausgefüllten Kreise visualisiert die Büro-fläche.
12 HSR Magazin 2 / 2014
Geodienste: Instrumente bereitstellen Der Aktivitätsbereich «Geodienste» beinhaltet techni-sche Aspekte des Umgangs mit Geoinformationen: Be-reitstellen von Daten, Werkzeugen und Instrumenten wie interaktiven Karten, Erfassung spezifischer Points of Interest, Geodatenbanken sowie Schnittstellen zu ver-schiedenen Datenformaten. Als vernetzbare Webdienste eröffnen Geodienste den Zugang zu raumbezogenem Wissen in strukturierter Form. Das Geometa Lab des IFS Instituts für Software spielt dabei die Rolle des Werkzeugmachers, das die Werk-zeuge für die planerischen Disziplinen herstellt. Es stellt sicher, dass sich die verschiedenen Datenformate verste-hen und verwertbar werden. Nebst diesen Tätigkeiten
im Hintergrund und auf der Metaebene, die nach aus-sen wenig sichtbar sind, realisieren Prof. Stefan Keller und sein Team auch Endanwendungen und Applikatio-nen und beraten Behörden und Firmen bei allen Fragen der Anwendung innovativer Geoinformationstechno-logien. In Zusammenarbeit mit dem ILF Institut für Landschaft und Freiraum entwickelte das IFS eine Anwendung, um landschaftsplanerische Points of Interest zu erfassen, die nun Landschaftsarchitekten nutzen. Eine weitere Anwendung ist die Traffic Obstruction Database. Der Dienst visualisiert Baustellen und Verkehrsbehinde-rungen über sichtlich auf einer Karte.
Zusammenspiel: Kompetenzzentrum GeoinformationDie vorgestellten Beispiele verdeutlichen exemplarisch die drei Aktivitätsschwerpunkte des HSR Kompetenz-zentrums Geoinformation: Design, Simulation und Geo-dienste. Ziel und Aufgabe des Kompetenzzentrums ist es, die für die Lehre und die angewandte Forschung benötigten Geoinformationen, die Werkzeuge und das Know-how anzubieten.Das ist nicht nur die Basis für eine zeitgemässe Lehre, son-dern auch für angewandte interdisziplinäre Forschung. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt COMLEAM. Das UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik, die Gruppe Mathematik und das IRAP Institut für Raumentwicklung simulieren gemeinsam die Auswaschung von Stoffen aus
beregneten Bauteilen von Gebäuden. Auf Basis von Geo-informationen werden Bauwerksgeometrien, Material und Wetterdaten als Grundlagen für das eigens konzi-pierte «COnstruction Material LEAching Model» (COM-LEAM) genutzt und die Verteilung der ausgewaschenen Stoffe in Boden, Grund- und Oberflächenwasser für ver-schiedenste Szenarien abgeschätzt. Damit soll eine Um-weltrisikobeurteilung von Baumaterialien möglich wer-den, die letztlich als Softwarelösung für Behörden und Industrie angeboten wird. Dieser interdisziplinäre Ansatz der Kombination aus Schadstoffsimulation und dem Raumbezug der Auswaschungen ist einzigartig. www.geoinformation.hsr.ch
COMLEAM-Projekt: Olaf Tietje, Mathemati-ker, und Dirk Engelke, einer der Autoren die-ses Beitrags, verglei-chen Fassadenproben mit einer Fassade vor Ort. Künftig simuliert eine Software die Aus waschung von beregneten Bauteilen.
13HSR Magazin 2 / 2014
Was ist Geodesign? – der Pionier erklärtProf. Dr. Carl Steinitz von der Harvard Graduate School of Design gilt als einer der Pioniere von Geodesign. Auf Ein-ladung von Prof. Peter Petschek unterrichtete er in den 90er Jahren als Gastdozent an der HSR. Im vergangenen Mai referierte er zum Thema «Warum Geodesign?» an der HSR. Die ersten Konzepte reichen in die 60er Jahre zurück. Geodesign ist eine Methode, um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Planern zu organisieren. Technik kann dabei helfen, entscheidend sei jedoch die Art und Weise, wie man an ein Problem herangehe. Geodesign ist die Verknüpfung von kreativer Planung und wissenschaftlichem Modellieren mit einem starken Bezug zu den Naturwissenschaften. Wie Geodesign hilft, Planungsprobleme zu lösen, erör-tert Carl Steinitz nachfolgend.
Wie würden Sie einem Laien Geodesign erklären?Geodesign ist das bewusste Verändern von Geografie durch Planung. Es gibt drei Prinzipien, die Geodesign beschreiben: Es ist iterativ, kollaborativ und es basiert auf systemischem Denken.
Können Sie ein Beispiel nennen?Nehmen wir an, wir wollten Rapperswil-Jona für die doppelte Einwohnerzahl planen. Jeder Beteiligte bringt andere Denkweisen mit. Die Planer skalieren das Denken in kleinen Räumen linear hoch. Die Wissenschaftler hin-gegen glauben, sie könnten ihr Gesamtbild in immer kleinere Einheiten herunterbrechen. Irgendwann treffen sich alle in der Mitte und merken, dass ihre Denkmodelle nicht funktionieren.
Wie kann man diese Zusammenarbeit besser organisieren?Wir brauchen eine Methode, um spezifisches Wissen trotz verschiedener Denkmodelle zu vereinen. Geode-
sign ist eine solche Methode, welche die Zusammenar-beit organisiert: wiederholend, zusammenarbeitend und systematisch. Die Methode ist stark von Norbert Wiener (A.d.R.: Begründer der Systemtheorie) beein-flusst. Es ist falsch, zu glauben, dass ein Planer alles wis-sen muss. Er muss in erster Linie mit allen interagieren können, die das jeweilige Wissen besitzen. Eine andere Herausforderung ist das Streben nach De-tailtreue. Wir müssen zuerst das grosse Bild strategisch und schematisch sehen und uns später um die Details sorgen. Die deutschsprachigen Länder sind kulturell oft von Anfang an extrem detailfixiert.
Ist Geodesign ein Beruf?Es gibt keine Geodesigner, sondern nur Stadtplaner, Landschaftsarchitektinnen oder Geologen, die metho-disch zusammenarbeiten.
Welches sind die grössten Herausforderungen?Ich war in meinem Leben an über 150 Universitäten. Fast überall stelle ich fest, dass gelehrt wird, wie schon immer gelehrt wurde. Es gibt jedoch keine allgemein gültigen Regeln für die ganze Welt. Man kann nicht die kleinräu-migen Fragestellungen hochskalieren in der Hoffnung, Antworten für die grossen Probleme der Menschheit zu erhalten. Wir brauchen Methodik auf der mittleren Skala und themenübergreifendes Arbeiten.
Sie waren in den 90er Jahren Gastdozent an der HSR. An was erinnern Sie sich gerne?Prof. Peter Petschek hatte Mut, uns einzuladen. Man wusste nicht genau, was wir tun würden. Wir lehrten in Geodesign-Workshops so, wie wir schon immer mit der Methode gearbeitet hatten. Die Kollegen und Studieren-den an der HSR waren gut, die Infrastruktur ist etwas vom Besten, was ich weltweit gesehen habe.
Harvard-Professor und Geodesign-Pionier Carl Steinitz referierte an der HSR zum Thema «Warum Geodesign?».
14 HSR Magazin 2 / 2014
Das Geometa Lab am IFS Institut für Software verknüpft Datenbanken mit geowissenschaftlichen Anwendungen und erforscht das Mana ge ment von Geodaten. Unterschiedliche Strukturen und Formate sowie die Datenflut erschweren deren Nutzung. Das Lab arbeitet aktiv an der Aufbereitung und der Inwertsetzung solcher Geodaten mit.
Von Open Data über Big Data zu Small DataStefan Keller, Professor für Informationssysteme
Big Data und Open Data sind Schlagwörter der Stunde. Der etwas grossspurige Oberbegriff Big Data bezeich - net das Sammeln und Auswerten sehr grosser Daten-mengen, wofür die Rechenkapazitäten vor wenigen Jahren noch nicht ausreichten. Open Data steht einer-seits für öffentliche Behördendaten (Open Government Data) und andererseits für freie Daten, die von Freiwilli-gen erfasst werden. Das Geometa Lab am IFS Institut für Software der HSR befasst sich seit Jahren damit, wie man Geodaten verwalten kann. Das Labor verknüpft mo-derne Softwaretechnik mit Datenbanken und geowis-senschaftlichen Anwendungen.
Wachsende DatenbergeBehörden erfassen Geodaten gemäss ihrem gesetzli-chen Auftrag und geben sie im Zuge des Trends zu Open Government Data zur Weiternutzung weiter. Bürgerin-nen und Bürger erfassen Daten mit Raum- und Zeitbe-zug und kommunizieren mit Verwaltungen, Unterneh-men, ihrer Umgebung oder untereinander über Social Media. Dabei erzeugen sie grosse Datenmengen. Sie tun dies wissentlich oder unwissentlich; denn wer hat schon einmal die Dutzende Seiten der Geschäftsbedingungen von Facebook oder Google gelesen? Die Analyse dieser Daten bietet neuartige Informa-tionsquellen: Behörden können damit Bürgerinnen und Bürger einbeziehen und deren Interessen viel früher als bisher erkennen und nutzen. Der öffentlichen Hand helfen diese Daten, mit Trendanalysen die öf fent-lichen Räume wie Erholungsgebiete oder Verkehrs-wege vorausschauend zu planen. So schliesst sich ein Planern und GIS-Fachleuten wohlbekannter Regel-kreis, der von der Datenerfassung und Datenintegra-
tion über die Auswertung zur Steuerung und Kontrolle führt.
Open DataDie Privatwirtschaft, der Service Public wie auch die Hoch-schullehre können durch Geodienste effizienter werden. So werden am Geometa Lab Baustellen- und Strassenhin-dernisse gesammelt, aufbereitet und als Geodienst zur Verfügung gestellt. Dies erspart das Verschicken von Mit-teilungen an Behörden, Rettungsdienste und Feuerweh-ren und erlaubt eine kantonsüberschreitende Koordina-tion. Das entsprechende Projekt heisst TROBDB als Abkürzung für «Traffic Obstruction Database».Vor zehn Jahren ist in England OpenStreetMap entstan-den. OpenStreetMap ist ein Wiki-artiges Projekt, um ge-meinsam eine Karte der gesamten Welt zu erstellen. Es ist das bekannteste Open-Geodata-Projekt. Wie bei Wikipedia erfassen Benutzerinnen und Benutzer die Da-ten. Die so entstehenden Karten müssen keinen Ver-gleich mit Google Maps scheuen – im Gegenteil: In be-wohnten Gebieten ist das Netz für Velofahrer und Fussgänger mittlerweile deutlich besser erfasst (vgl. http://routing.osm.ch und www.tourpl.ch). Das Geo-meta Lab betreibt eine daraus abgeleitete Geodaten-bank der Schweiz, die stündlich aktualisiert wird. Ver-schiedene hochschulinterne Projekte der HSR beziehen daraus ihre Daten, wie beispielsweise die OpenEcoMap, eine interaktive Webkarte mit ausgewählten Points of Interest wie Grillstellen, Ruhebänken oder Spielplätzen, die im landschaftsplanerischen Unterricht eingesetzt wird (siehe mittleres Bild auf Seite 9). Die Anwendung hat in der Praxis das Potenzial, bestehende Behördenda-ten zu ergänzen.
15HSR Magazin 2 / 2014
Wider den DatensalatEine Herausforderung von Big Data, Open Data und von usergenerierten Daten ist deren Aufbereitung, Homo-genisierung und Qualitätssicherung. Das Geometa Lab erarbeitete im Auftrag der Kantone und des Bundesamts für Landestopografie beispielsweise einen Normen-vorschlag, mit dem die Kartendarstellungen auf konzep-tioneller Ebene einheitlich beschrieben werden können. Es leistete damit Pionierarbeit. Erfahrungen zeigen, dass bei Projekten inklusive Studentenarbeiten mit GIS-Bezug bis zu 40 Prozent der Zeit eingesetzt werden müssen, um die Daten aufzubereiten.Das Geometa Lab ist auch Mitgründer des Vereins Accessibility Data, der in einem schweizweit einzigarti-gen Vorhaben zusammen mit Geometer-Ingenieurbüros Autoparkplätze für Rollstuhlfahrer systematisch erfasst. Anhand dieses Projekts liess sich aufzeigen, wie aufwen-dig die Geodaten-Erhebung ist: Die durchschnittlichen Kosten zur Erfassung und Aktualisierung eines einzigen Rollstuhlparkplatzes belaufen sich auf über 100 Schwei-zer Franken. Eine der mittelfristigen Ziele am Geometa Lab ist die Realisierung eines Content Management Systems für heterogene, dezentral erfasste Geodaten in Zusammen-arbeit mit anderen Hochschulen. Dabei spielt die Daten-qualitätssicherung eine grosse Rolle.
Von Big Data zu Small DataWas könnte nach Big Data kommen? Small Data! Behör-den brauchen nicht Hunderte Hinweise für dieselbe de-fekte Strassenlampe. Ein verlässlicher Hinweis genügt. Ein Planer braucht nicht Millionen Positionspunkte eines Fussballplatzes, wenn die genauen Koordinaten der vier
Eckpunkte genügten. Bei Small Data geht es um Daten, die vom Umfang her klein, jedoch zuverlässig sind. Ein Geodatenkompass, den das Geometa Lab für das HSR-Kompetenzzentrum Geoinformation entwickelt hat, kom-biniert Big und Small Data, um die an der HSR verfügbaren Geodaten einfach zu finden. Für eine kommende Version wird eine Empfehlungsfunktion entwickelt, die ähnliche Geodaten vorschlägt, wie man das von Googles «Meinten Sie …?» her kennt. Diese Big-Data-Funktion besteht aus einem automatischen Verfahren, das ausgehend von gros-sen Datenquellen – wie Wikipedia – ähnliche Begriffe er-mittelt und empfiehlt. Zentral dabei ist jedoch eine anwen-dungsspezifische, von Hand überprüfte Begriffs- und Geodatensammlung (also Small Data), deren Pflege sehr aufwendig ist. Am Geometa Lab ist man zuversichtlich, auch diese Herausforderung zu meistern.
Prof. Stefan Keller ist Geoinformatiker und Dozent für Informationssysteme am Studiengang Informatik. Er ist Partner am IFS Institut für Software, leitet das Geometa Lab und ist Mitglied des HSR Kompetenzzentrums Geoinformation. Das Geometa Lab befasst sich vornehmlich mit der räumlichen Datenmodel l ierung, der Integration und Analyse von massiven Daten (Datenbanken, Geoprocessing, Big Data), mit Geovisualisierung, (Mobile) Location Intelligence sowie mit Open Source und CrowdsourcedTechnologien (OpenStreetMap).
www.hsr.ch/geometalab
Die vom Rettungssani-täter Markus Honegger (rechts) programmierte App Blugis zeigt auf dem Tablet aktuelle Verkehrshindernisse und zusätzliche wich-tige Informationen an, die den Einsatzkräften bislang fehlten. www.blugis.ch
16 HSR Magazin 2 / 2014
Geheimdienste und Hüter der Privatsphäre liefern sich ein Katz undMausSpiel um die sichere Datenübermittlung. Das ITA Institut für InternetTechnologien und Anwendungen spielt vorne mit: Ihre strongSwanSoftware wird von fast allen Mobilfunkgeräteherstellern und von namhaften USFirmen eingesetzt.
Trübe Aussichten für SpäherAndreas Steffen, Professor für Informatik
Seit letztem Jahr haben wir die Gewissheit, dass diverse Geheimdienste praktisch jede im Internet ausgetauschte oder gespeicherte Information wie Chatnachrichten, E-Mails oder Gespräche abfangen und auswerten kön-nen. Sind wir damit zum gläsernen Menschen ohne Ge-heimnisse geworden? Wie können wir zumindest einen Teil unserer Privatsphäre wiedergewinnen? Der weltweit bekannte Sicherheitsexperte Bruce Schneier, der Einblick in die Snowden-Dokumente erhalten hat, sagt: «Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hilft.»
Der weitverbreitete Advanced Encryption Standard (AES) mit einer Schlüsselstärke von 256 Bit ist so stark, dass selbst die Geheimdienste mit ihren Supercompu-tern diese Verschlüsselung nicht knacken können, vor-ausgesetzt, der Schlüssel wird völlig zufällig gewählt. Fast alle neueren Mikroprozessoren von Intel und AMD unterstützen die AES-NI-Hardware-Instruktionen, die einen Durchsatz von bis zu 700 Megabyte/s erzielen. Damit wird eines der hartnäckigsten Hauptargumente gegen die konsequente Datenverschlüsselung entkräf-tet, nämlich dass die Internetanwendungen durch den Verschlüsselungsaufwand gebremst würden.
Hemmschwelle SchlüsselverteilungDamit die sichere Ende-zu-Ende-Kommunikation auf der Basis eines symmetrischen Verschlüsselungsverfahrens wie AES funktioniert, müssen alle Kommunikationspart-ner den gleichen Schlüssel besitzen, der aus Sicherheits-gründen häufig, das heisst beispielsweise stündlich oder bei jeder Session, gewechselt werden sollte. Die Schlüs-selverteilung an alle Teilnehmer übernimmt ein «elektro-nischer Schlüssel-Kurier» in der Form von asymmetri-schen Kryptoverfahren wie z.B. RSA, Diffie-Hellman oder der elliptischen Kurvenkryptografie. In dieser Schlüsselverteilung liegt die eigentliche Hemmschwelle, welche die grossflächige Verbreitung der Internetver-schlüsselung stark bremst. Damit der elektronische Kurierdienst vertrauenswürdig wird, werden meist digitale Zertifikate eingesetzt – ein Mechanismus, der viele Benutzer überfordert oder als zu aufwendig eingeschätzt wird. Deshalb sind innovative Authentisierungsverfahren gefragt, die ohne Abstriche bei der Sicherheit dem Anwender das Leben vereinfa-
Autor Andreas Steffen plädiert für Datenver-schlüsselung im Alltag.
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chen. Ein gutes Bespiel ist die App Threema, die als popu-läre Alternative zur unsicheren WhatsApp eine starke Verschlüsselung der ausgetauschten Nachrichten anbie-tet. Sie realisiert die Authentisierung der Chat-Teilnehmer intuitiv über den einmaligen Austausch eines optischen QR-Codes mit der Tablet- oder Smartphone-Kamera.
Einstieg durch die HintertürWeil die Geheimdienste die symmetrische AES-Ver-schlüsselung nicht knacken können, haben sie den An-satz gewählt, die darüber liegende Schlüsselgenerierung und -verteilung anzugreifen. Dabei haben sie Druck auf namhafte Software- und eventuell auch auf Hardware-
hersteller ausgeübt, den elektronischen Schlüssel-Ku-rierdienst gezielt zu schwächen oder Hintertüren einzu-bauen. Deshalb empfiehlt Bruce Schneier, wenn immer möglich Kommunikationssoftware von grossen Herstel-lern zu meiden und Open-Source-Software zu verwen-den.Für das sichere Versenden von E-Mail-Nachrichten, in-klusive Attachments, empfiehlt sich beispielsweise die Open Source Software GPG. Für Thunderbird und Outlook sind GPG-Plugins erhältlich, die einfach zu ins-tallieren und zu bedienen sind. Die asymmetrischen Au-thentisierungsschlüssel der E-Mail-Adressaten werden entweder manuell ausgetauscht oder können über glo-
«Viele belanglose Nachrichten ergeben ein ziemlich umfassendes Bild einer Person.»Weltweit benutzen mehr als eine halbe Milliarde Men-schen WhatsApp, einen Kurznachrichtendienst für Mo-biltelefone. Doch nicht alle trauen dem grünen Riesen. Die Alternative kommt aus der Schweiz, heisst Threema und verschlüsselt auch belangloses Geplauder. Ihr Schöp-fer Manuel Kasper, ein HSR Informatikabsolvent, erklärt.
Ist Privatsphäre im Internet eine Illusion?Als Illusion würde ich sie nicht bezeichnen. Es gibt durch-aus Möglichkeiten, das Internet zu nutzen, ohne die ei-gene Privatsphäre aufzugeben. Es ist eher ein Abwägen zwischen dem Komfort, den moderne «Gratis»-Dienste und Apps bieten, und dem Preis, den man dafür mit sei-nen persönlichen Daten bezahlt.
Kryptografie ist etwas für Profis. Haben Sie eine Anwendung für Laien?Mit Threema haben wir einen Messenger entwickelt, der so einfach zu bedienen ist wie die bekannten Apps und dennoch hohe Sicherheit bietet. Das Grundkonzept der asymmetrischen Kryptografie ist schwierig zu erklären. Die meisten Benutzer interessieren sich auch nicht dafür, wie das genau im Hintergrund funktioniert. Daher ist es umso wichtiger, sie vor sich selbst zu schützen, damit sie beispielsweise nicht aus Unwissen anderen Personen ihren privaten Schlüssel weitergeben.
Wieso haben Sie Threema entwickelt?Als die Idee für Threema entstand, war WhatsApp prak-tisch die einzige Messaging-App. WhatsApp ist zwar einfach zu bedienen, bietet aber wenig Sicherheit – da-mals übertrug es sogar alles im Klartext. Kryptografie hat mich schon immer fasziniert. Deshalb reizte es mich, eine bessere Alternative zu entwickeln.
Wieso soll man private, meist belanglose Kurznachrichten verschlüsseln?Weil viele belanglose Nachrichten zusammen ein ziem-lich umfassendes Bild einer Person und ihres sozialen Umfelds ergeben können.
Haben Sie Ihre Kenntnisse in den verschiedenen Verschlüsselungsmethoden im Studium an der HSR erworben?Ja. An der HSR waren insbesondere die Module «Inter-net Security» und «Diskrete Mathematik» sehr hilfreich, um punktuelles Wissen aus anderen Quellen in den Ge-samtkontext zu setzen. Auch lernte ich so die zahlrei-chen Fallstricke der Kryptografie kennen.
Ist Threema wirklich sicher?Threema wurde nach bestem Wissen und Gewissen ent-wickelt. Es verwendet für die eigentliche Verschlüsse-lung eine schlanke Open-Source-Library. Allerdings ist eine App nur so sicher wie die Plattform, auf der sie aus-geführt wird. Wenn es Sicherheitslücken oder Hintertü-ren in den Smartphone-Betriebssystemen gibt, dann könnten diese ausgenützt werden, um beispielsweise Tastatureingaben abzufangen oder Bildschirminhalte zu kopieren.
Wie viele Menschen weltweit benutzen Threema aktiv?Derzeit sind es ungefähr 3 Millionen aktive Benutzer.
Was bedeutet der Name Threema?Es begann mit dem Arbeitstitel «End-to-End Encrypting Messaging Application», abgekürzt EEEMA. Daraus er-gab sich dann das Fantasiewort Threema.
Verschlüsselung einfach gemacht: Scannt das Gegenüber den QR-Code, findet die Kommunikation künftig von Gerät zu Gerät komplett verschlüsselt statt.
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Manuel Kasper
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Die HSR Software strongSwan verbindet sicher mittels eines verschlüsselten VPN-Tunnels. Die Open-Source-Software wird stetig weiterentwickelt und ist weltweit im professionellen Einsatz.
Remote Access
Hauptsitz Aussenstelle
VPN-Gateway VPN-Gateway
VPN-Tunnel
VPN-Tunnel
bale Schlüsselserver zum automatischen Download be-reitgestellt werden. Im professionellen Bereich werden VPN-Verbindungen, ein sicherer Tunnel zwischen zwei Punkten, für den exter-nen Zugriff auf Firmennetzwerke oder für die sichere Kopplung von Filialnetzen über das Internet eingesetzt. Das ITA Institut für Internet-Technologien und -Anwen-dungen der HSR entwickelt und betreut seit zehn Jah - ren die Open Source-VPN-Software strongSwan (www.strongswan.org), die weltweit von fast allen Mobilfunk-geräteherstellern und erstaunlicherweise auch von vielen namhaften US-Firmen in ihren Software- und Hardware-produkten eingesetzt wird. Unter den Benutzern ist der strongSwan Android-VPN-Client sehr populär, der als App einfach zu installieren und zu konfigurieren ist. strong Swan setzt auf VPN-Standards und bietet starke Methoden für die Verschlüsselung, die Schlüsselgenerie-rung, den Schlüsselaustausch und die Authentisierung an.
Aufrüsten gegen QuantencomputerViele Kryptoexperten erwarten in den nächsten Jahren einen Durchbruch beim Knacken der heute gebräuchli-chen asymmetrischen Algorithmen wie RSA oder Diffie-Hellman, respektive vermuten, dass die Geheimdienste schon einen grossen Vorsprung haben. Deshalb unter-
stützt strongSwan seit letztem Jahr auch völlig neuartige Schlüsselaustauschalgorithmen, die sogar resistent ge-gen Attacken durch Quantencomputer sind.Unsere Lage im digitalen Netz ist also nicht ganz hoff-nungslos. 2014 wird allgemein das «Jahr der Verschlüs-selung» genannt. Benutzen wir die verfügbaren Tools und gewinnen wir damit die verlorene Privatsphäre wieder.
ITA Institut für Internet-Technologien und -AnwendungenDas ITA ist auf Internetsicherheit und Netzwerkkommunikation spezialisiert. Es entwickelt und forscht im Auftrag internationaler Kunden wie beispielsweise Mobilfunkgerätehersteller. Sein internationales Renommee hat sich das Institut unter anderem mit der bekannten OpenSourceVPNLösung strongSwan erarbeitet. Es wird weltweit in Software und Hardwareprodukten zur sicheren, verschlüsselten Datenübertragung zwischen Rech nern eingesetzt.
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Unbemerkte Lungenkollapse unter Vollnarkose fordern viele Menschenleben. Die Firma Swisstom AG hat nun einen elektrischen ImpedanzTomografen entwickelt, der die Lungenfunktion ohne schädliche Strahlung überwacht. Kernstück ist ein neuer Mikro chip des IMES Instituts für Mikroelektronik und Embedded Systems.
Ein neuer Blick in die Lunge rettet LebenRoman Willi und Philipp Hörler, IMES Institut für Mikroelektronik und Embedded Systems
Ein Echtzeitblick in die Lunge ist für viele Medizinerinnen und Mediziner ein lange gehegter Wunsch. Dr. med. Ste-phan Böhm, einer der Mitgründer von Swisstom, kennt ihn aus eigener Erfahrung: «Als ich Patienten auf der In-tensivstation künstlich beatmete und viele davon ster-ben sah, wünschte ich mir so manches Mal, in ihren Brustkorb hineinschauen zu können, um die Behandlung zu verbessern.» Bei 50 Millionen Vollnarkosen jährlich sterben weltweit 220 000 Menschen an den Folgen ei-nes unbehandelten progressiven Lungenkollapses, der während einer künstlichen Beatmung auftreten kann. Für Beatmungsspezialisten wäre es eigentlich einfach, einen diagnostizierten Lungenkollaps zu verhindern.
Ihnen fehlt jedoch ein Mittel, um die Lungenaktivität in Echtzeit während einer Operation zu messen.Der Startup-Firma Swisstom aus Landquart ist es nun mit ihren Forschungspartnern gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem die Lungenaktivität in Echtzeit visu-alisiert werden kann. Das IMES Institut für Mikroelek-tronik und Embedded Systems der HSR hat mit seiner Forschungsarbeit massgeblich dazu beigetragen. Einerseits hat das IMES einen speziellen Mikrochip ent-worfen, andererseits hat es die Algorithmen entwickelt, um aus den Rohdaten den Gesundheitszustand der Lunge abzuleiten und diesen zu visualisieren. Das Prinzip basiert auf der elektrischen Impedanz-Tomografie (EIT).
Diese Bildserie zeigt die Atmung während fünf Sekunden. Der elektrische Widerstand (Y-Achse) verändert sich mit dem Luftanteil in der Lunge.
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Anders als bei anderen bildgebenden radiologischen Verfahren entstehen dabei keine unerwünschten Ne-benwirkungen.
Endlich Einblick in die LungeDas neue Tor zur Lunge besteht aus zwei Komponenten. Der SensorBelt, ein Gurt, enthält die Messelektroden mit den Mikrochips. Die Steuerelektronik hingegen liegt im SensorBeltConnector. Aus hygienischen Gründen wird der Gurt nach einmaligen Tragen entsorgt. Kosteneffizienz ist daher ein wichtiger Faktor. Dank günstigen Mikrochips im Gurt können die Kosten im Vergleich zu einer konventio-nellen Schaltung um den Faktor 100 verringert werden.Die Anforderungen an die Sensorelektronik sind hoch: Der Körper schwächt die sehr kleinen Messströme zu-sätzlich ab. Die Sensorelektronik muss daher sehr nahe bei den Elektroden liegen, um die Signalabschwächun-gen möglichst gering und die Genauigkeit möglichst hoch zu halten. Da die Signale hochfrequent sind und in analoger Form über lange Leitungen zur Steuerung übertragen werden, erschweren physikalische Faktoren wie Leitungskapazitäten die Übertragung. Die Steuer-elektronik liegt im SensorBeltConnector. Sie verstärkt die gemessenen Signale und digitalisiert sie für die wei-tere Verarbeitung.
Messung ohne NebenwirkungenDer Patient bemerkt die laufende Messung nicht. Er trägt lediglich den textilen Brustgurt, SensorBelt. Dessen 32
aktive Elektroden messen den elektrischen Widerstand des Körpers mittels sehr schwacher Wechsel ströme. Ein raffiniertes Messverfahren speist jeweils an zwei Elektro-den Strom ein und misst dann an allen übrigen Elektroden die resultierenden Spannungen. Im Rotationsverfahren speist das System immer andere Elektroden, so dass nach einer Rotation 928 Messungen gemacht worden sind. Das IMES entwickelte dafür eigens einen 0,35-Mikrometer-CMOS-Mikrochip. Auf dem nur 1,65 mm² grossen Mixed-Signal-Chip ist die spezialisierte Logik enthalten, um die Messung aller 32 Hautelektroden zu steuern und die ge-messenen Signale mit rauscharmen Verstärkern für die Übertragung aufzubereiten.Vom Gurt gelangt das Signal in die Steuerelektronik. Diese digitalisiert die Werte und errechnet daraus mittels spezifischer Algorithmen eine 2D-Abbildung des Brust-korbquerschnitts. Für die Datenaufbereitung werden die Messdaten auf eine Referenz bezogen und in ein Bild umgewandelt. Jede Referenzmessung wird zu Beginn eines jeden Atemzuges neu gespeichert. Die zuverläs-sige Bestimmung der Atemzugsphasen war eine weitere knifflige Aufgabe, die es mit technischen Mitteln zu lösen galt. Die differenziellen Messdaten werden an-schliessend mit einer Rekonstruktionsmatrix multi-pliziert, um eine 2D-Abbildung des Thoraxquerschnitts zu erhalten. Die Rekonstruktionsmatrix wird anhand von Patientendaten wie Grösse, Gewicht oder Ge-schlecht mit einem von Swisstom entwickelten Modell berechnet.
Der Brustgurt (rechts im Bild) lässt in Echtzeit in die Lunge blicken. Projektmitarbeiter Philipp Hörler parame-triert das raffinierte System.
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Weder überdehnen noch kollabierenDas gegenwärtige System generiert maximal 50 Bilder pro Sekunde. Damit diese Bildfrequenz auf einem einge-betteten System wie der Steuerungselektronik möglich ist, muss die Berechnungskomplexität reduziert werden. Die Medizin geht davon aus, dass die Lunge entlang des Erdanziehungsvektors kollabiert, vergleichbar mit einem Schwamm, bei dem sich das Wasser im unteren Teil sam-melt, während der obere Teil bereits trocken ist. Bei der Lunge nimmt man an, dass sich die überdehnten Berei-che im oberen Teil befinden und die kollabierten unten. Damit lässt sich die Gesamtberechnung mit Hilfe der dynamischen Programmierung in mehrere identische Teilrechnungen zerlegen. Ein weiterer Algorithmus interpretiert die Daten und ver-einfacht sie, um verständliche Daten zu liefern. Die Ver-einfachung liefert fünf physiologische Zustände der Lunge: statisch respektive dynamisch kollabiert, gesund oder statisch respektive dynamisch überdehnt. Dyna-misch bedeutet einen Wechsel zwischen zwei Zuständen innerhalb eines Atemzyklus. Dank der Vereinfachung kann das Pflegepersonal ein Beatmungsgerät optimal auf die Patientin oder den Patienten einstellen – ohne Hilfe von Spezialisten. Im Unterschied zu tomografischen Bild-gebungsverfahren kann dieses System Patienten bett-seitig über mehrere Tage kontinuierlich überwachen – strahlungsfrei. Swisstom geht davon aus, dass sich die Investition in die-ses Gerät in weniger als einem Jahr amortisiert. Durch
die kontinuierliche Überwachung können Schäden durch die künstliche Beatmung vermindert und die Beat-mungsdauer verkürzt werden. Das Projekt wurde durch die Kommission für Technologie und Innovation KTl des Bundes mitfinanziert und im Frühling 2014 fertiggestellt. Swisstom lieferte inzwischen die ersten BB2-EIT- Real-time-Monitoring-Systeme an Forschungseinrichtungen aus. Sie werden erstmals in Echtzeit ein Fenster in die menschliche Lunge öffnen und damit künftig Tausenden Menschen jährlich das Leben retten – auch dank dem Mikroelektronik- und Software-Engineering-Know-how der HSR. [email protected], [email protected]
32 solcher Chips auf dem Brustgurt messen in einer Rotation 928 Messpunkte. Die Chips enthalten die Logik, um die Haut-elektroden unterhalb der Chips zu steuern und die Signale mit rauscharmen Verstär-kern aufzubereiten.
Das IMESDas IMES Institut für Mikroelektronik und Embedded Systems entwickelt, forscht und berät seine Kundinnen und Kunden zu Mikroelektronik, Embedded Systems und Embedded Software Engineering. Dank der breiten Palette an spezialisiertem Equipment ist es in der Lage, alle Kundenbedürfnisse vom PCB über programmierbare Bausteine und Mikrocontrollerlösungen bis zu hochintegrierten Mikrochips effizient zu realisieren. Seit 1992 wurden am IMES mehr als 200 Industrieprojekte erfolgreich umgesetzt.
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Der welterste ölfreie Trafo für Schienenfahrzeuge wurde in nur zwei Jahren an der HSR zusammen mit ABB, Trasfor SA und Stadler Rail AG entwickelt. Zudem ist der neue Trafo sparsamer. Die Er fin dung sichert dem Werkplatz Schweiz einen entscheidenen Ent wicklungs vorsprung in einem 500MillionenDollarMarkt.
Mit Multisimulationen zum perfekten BahntrafoMichael Lieberherr, Redaktion
Auf dem ganzen Schweizer Schienennetz fährt erst ein einziger Zug, dessen Trafo mit Luft statt mit einem Iso-lieröl befüllt ist. Der welterste trockene Bahntrafo wurde in nur zwei Jahren vom IET Institut für Elektrotechnik unter der Leitung von Prof. Dr. Jasmin Smajic an der HSR entwickelt. Er fährt nun seit Dezember 2013 täglich auf dem Netz der Südostbahn in der Ost- und Zent-ralschweiz – bisher ohne Zwischenfälle. Die kurze Ent-wicklungszeit war nur dank digitaler Multiphysik-simulationen möglich.
Das Herz eines ZugesDer Transformator spielt eine wichtige Rolle im Antriebs-system eines Zuges. Bei der Beschleunigung transfor-miert er die Mittelspannung des Bahnnetzes von 15 000 Volt auf die Niederspannung der Leistungselektronik und der Motoren von 400 Volt. Beim Bremsen hingegen fliesst Energie zurück ins Bahnnetz, indem man die Be-wegungsenergie des Zuges zur Stromerzeugung nutzt. Dieser Energiegewinn nennt sich Rekuperation. Dabei transformiert der Trafo die Spannung in die Gegenrich-
Als welterster Bahntrafo isoliert der IET-Prototyp mit Luft anstelle von Öl.
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tung, von 400 auf 15 000 Volt. Die elektrische Energie fliesst in beiden Richtungen, der Wirkungsgrad des Trafos ist daher entscheidend für den gesamten Energie-bedarf des Zuges. Moderne Hybridautos nutzen das Prinzip der Rekuperation ebenfalls, um beim Bremsen die Fahrzeugbatterien zu laden.Der Markt für Antriebstrafos für Schienenfahrzeuge be-läuft sich auf 500 Millionen Dollar pro Jahr. Nebst der Auftrag geberin ABB stellen auch Siemens, Alstom, Mit-subishi Electric und mehrere chinesische Anbieter solche Trafos her. Bislang waren sie mit Öl befüllt, weil Öl bes-sere dielektrische und thermische Eigenschaften als Luft aufweist. Der Nachteil wiegt ebenso schwer: Es besteht ein Brand- und Explosionsrisiko. Zudem ist das Öl umwelt belastend und verursacht hohe Wartungskosten, da es jährlich ausgetauscht werden muss. Ein solcher Trafo enthält rund 800 Liter Isolieröl.
Die Grenzen der Physik auslotenIm gemeinsamen Projekt des IET mit ABB, Trasfor und Stadler Rail war das formulierte Ziel, einen effizienten trockenen – sprich öllosen – Transformator zu entwi-ckeln. Dieser sollte in Preis, Gewicht und Zuverlässigkeit gleichwertig oder besser sein als herkömmliche Transfor-matoren. Die Förderagentur für Innovation des Bundes KTI finanzierte das Projekt zur Hälfte, die andere Hälfte übernahmen die drei Industriepartner. Der Terminplan war sehr sportlich: Das Team von Jasmin Smajic sollte in nur zwei Jahren einen Prototyp herstellen. Dafür hatten sie nur einen Versuch. Die erste Herausforderung waren die physikalischen Grundlagen: Luft isoliert circa dreieinhalb Mal schlechter als Öl. In Zahlen ausgedrückt: Öl isoliert pro Millimeter 12 000 Volt, Luft hingegen nur 3300 Volt, bevor die Spannung durchschlägt. Dementsprechend müssen die Abstände zwischen den beiden Trafowicklungen für die Nieder- und Hochspannung mindestens um diesen Fak-tor vergrössert werden. Jasmin Smajic erklärt: «Dies wirkt sich jedoch auf andere physikalische Parameter des Trafos aus. Deswegen waren digitale Multiphysik-Simu-
lationen des Trafos in seiner vollen 3D-Komplexität er-forderlich.» Dazu gehörten elektrostatische Simulationen der dielek-trischen Festigkeit der Wicklungsanordnung, elektrody-namische Simulationen der Blitzstossverteilung über das Wicklungssystems des Trafos sowie eine gekoppelte elektromagnetisch-thermische Analyse des Trafos mit der Berücksichtigung der Strömungsmechanik, um die Effizienz des Luftkühlungssystems in verschiedenen Be-trieben zu testen. Ausserdem testeten die Forscher in einer statischen und dynamischen mechanischen Ana-lyse die Strukturkomponenten des Trafos bei den Be-schleunigungsbedingungen eines Unfalls. Rita Rüppel, Projektingenieurin am IET, bilanziert: «Die Genauigkeit der Simulationsergebnisse war beim Abgleich mit dem Prototyp sehr hoch.»Die eigens entwickelte Simulationsmethode überzeugte zudem die internationale Fachwelt. Das IET konnte sie an der IEEE CEFC in Annecy, Frankreich, einer internationa-len Konferenz für elektromagnetische Feldsimulationen, präsentieren. Nur jeder fünfte Beitrag von Hochschulen
Oben: Der Prototyp wird bei Stadler Rail auf dem Dach des Zuges montiert. Er wird danach im Alltagsein-satz auf Herz und Nie-ren geprüft.
Unten: Der Zug «Alpstein» der Südost-bahn fährt seit Dezem-ber 2013 mit dem Prototyp und spart dabei fünf bis zehn Prozent Energie.
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und Universitäten aus aller Welt wird für die mündliche Präsentation an dieser Konferenz ausgewählt.
Mehr Kupfer, weniger WiderstandDas Gewicht, das durch den Ölverzicht entfällt, kompen-sieren die Forscher mit einem höheren Kupferanteil. Dies reduziert den elektrischen Widerstand der Wicklungen, ergo erhöht sich die Energieeffizienz. Der neue, trockene Trafo ist daher effizienter als das ölbefüllte Pendant. Dank der digitalen Simulation konnten die Expertinnen des IET den idealen Schnittpunkt zwischen Effizienz und Materialeinsatz finden. Der Energiebedarf des Zuges sinkt zwischen fünf und zehn Prozent. Angesichts der Entwicklungssprünge in Informatik und Mikroelektronik mag diese Einsparung bescheiden erscheinen. Jasmin Smajic relativiert jedoch: «Transformatoren und Moto-ren wurden vor mehr als 100 Jahren erfunden. Solche Maschinen sind nicht mit der Mikroelektronik vergleich-bar. Ein Effizienzgewinn von fünf Prozent ist in diesem Bereich ein riesiger Schritt.» Hochgerechnet auf den Jahresstromverbrauch der SBB für den Bahnverkehr be-deutet er eine immense Einsparung. Der neue Trafo ist zudem wartungsarm, da der Ölwechsel entfällt. Das Projekt ist für alle Beteiligten ein grosser Erfolg. Die Industriepartner hielten in ihrem Abschlussbericht für das KTI fest: «Das Resultat erfüllt alle Anforderungen und übertrifft die ursprünglichen Erwartungen und Pla-nungen.» Eigentlich war erst ein Prototyp vorgesehen
gewesen, den man in der Fabrik testen wollte. Bereits im Sommer 2013 konnte er jedoch in einen Zug der Südost-bahn eingebaut und unter reellen Bedingungen getestet werden. Das IET gewann mit diesem Projekt den Aner-kennungspreis 2014 der Stiftung Futur.Der neue Trafo ist eine Erfolgsgeschichte: ABB und Trasfor erhielten bereits die ersten Bestellungen. Projekt-partner Stadler Rail kann künftig noch effi zientere und sicherere Züge anbieten. Diese Entwicklung sichert dem Werkplatz Schweiz einen Vorsprung in einem weltwei-ten 500-Millionen-Dollar-Markt. Das Projekt zeigt, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Bund, Hochschulen und Unternehmen bewährt. Das IET mit seinen Expertin-nen und Experten demonstrierte erneut, dass sich mit Simulationen die Zeit von der ersten Idee bis zur Markt-einführung wesentlich verkürzen lässt. [email protected]
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Der kommerzielle Flugverkehr wächst jährlich um meh-rere Prozent und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. 2014 betrug der Auslieferungsrückstand von Airbus total 5559 Flugzeuge, Boeing meldete eine ähn-lich hohe Zahl.Die Europäische Union fördert im Rahmen des siebten Forschungsprogramms mit ihrer öffentlich-privaten Part-nerschaft «Clean Sky» Entwicklungen, welche die nega-tiven Auswirkungen des Flugverkehrs auf die Umwelt vermindern sollen. Hier kommen faserverstärkte Kunst-stoffe, sogenannte Composites, ins Spiel. Diese Materia-lien sind deutlich leichter als konventionelle Werkstoffe. Jedes eingesparte Gramm spart Kerosin. Der Boeing 787 Dreamliner beispielsweise ist zu mehr als 50 Prozent aus solchen Materialien hergestellt. Auch die Triebwerksher-steller setzen für künftige Generationen ihrer Produkte vermehrt auf Composites. Das britische Unternehmen Rolls-Royce – einer der gröss-ten Triebwerkshersteller der Welt – baut im Rahmen von Clean Sky ein komplettes Triebwerk, das solche innova-tive Materialien einsetzt und neue Technologien verwen-det. Ein wichtiges Bauteil sind Luftleitbleche aus Compo-sites, die sogenannten Annulus Filler oder einfach nur Filler. Das IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunst-stoffverarbeitung der HSR entwickelte zusammen mit Rolls-Royce und der österreichischen Fischer Advanced Composite Components (FACC) ein solches Bauteil in ei-nem dreijährigen Forschungsprojekt. Das preisgekrönte und teilweise patentierte Design spart Gewicht und lässt sich kosteneffizienter herstellen.
Kleines Bauteil, grosse WirkungModerne Triebwerke erzeugen 80 Prozent ihres Schubs durch den sogenannten Mantelstrom, der von den grossen Turbinenschaufeln am Einlass erzeugt wird. Zwischen diesen Schaufeln befinden sich aerodynami-sche Filler. Sie sind zwar unscheinbar, für den Betrieb jedoch sehr wichtig: Sie stellen eine optimale Strömung sicher, gewährleisten die Abdichtung und müssen dem Aufprall von Fremdkörpern widerstehen, beispiels-weise bei Hagel- oder Vogelschlag. Während des Be-triebs sind sie hohen zentrifugalen Kräften ausgesetzt. Aktuell bestehen diese Annulus Filler aus Aluminium. Die filigranen Bauteile werden aus Qualitätsgründen aus einem Aluminiumblock gefräst. Die Stückkosten sind daher hoch.
Der beste Forschungsantrag In den Europäischen Forschungsprogrammen können Konsortien aus führenden Unternehmen innerhalb der sogenannten Joint Technology Initiatives (JTI) zentrale Forschungs- und Entwicklungsthemen ausschreiben. Rolls-Royce lancierte Anfang 2010 die Entwicklung einer neuen Generation von Fillern in faserverstärkter Kunst-stoffbauweise. Das IWK und die österreichische FACC haben sich mit dem besten Forschungsantrag gemein-sam gegen acht Bewerber durchgesetzt. In drei Jahren entwickelten die Spezialistinnen und Spezialisten von Rolls-Royce, FACC und IWK gemeinsam die nächste Fil-ler-Generation. Rolls-Royce als Auftraggeberin definierte dabei Anforderungen und Randbedingungen, das IWK konzipierte und legte vor allem Bauteile und Prozesse aus, während die FACC gegen Projektende Nullserien-Filler herstellte. Von Anfang an herrschte eine inspirie-rende und dynamische Atmosphäre im internationalen Team. Es ist auch diesem Umstand zu verdanken, dass ein funktionierender Prozess und ein erfolgreiches Bauteil entstanden sind.Das IWK griff auf digitale Simulationen und Optimierun-gen zurück, um das Bauteil zu entwickeln und den Her-stellungsprozess zu optimieren. Daneben führten die Forscher zahlreiche Experimente zur Absicherung durch, um die simulierten Ergebnisse zu bestätigen. Aus diesen Untersuchungen sind insgesamt neun Fachartikel hervor-gegangen, die auch an internationalen Konferenzen vor-gestellt wurden.
Schlankere RollsRoyceTriebwerkeGion Barandun, IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung
Mit RollsRoyce und Fischer Advanced Composite Components entwickelte das IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung einen Filler aus Verbundwerkstoffen für Triebwerke, der an der JEC Europe Composites Show in Paris prämiert wurde.
Das trinationale For-scherteam nimmt in Paris den JEC Award entgegen. 2. und 3. v.l.: Gion Barandun und Markus Henne von der HSR.
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Schlankere RollsRoyceTriebwerke
Oben: An diesem Airbus A380 testet Rolls-Royce die Trieb-werke der nächsten Generation.
Mitte: Das weisse Blech zwischen den Turbinen-schaufeln nennt sich Filler und stellt die opti-male Strömung sicher. Das an der HSR neu entwickelte Bauteil ist aus modernen Ver-bundwerkstoffen her-gestellt.
Unten links: Die soge-nannte Preform vor der Injektion des Harz-systems.
Unten rechts: Das Re-sultat des dreijährigen Forschungsprojekts. Der Filler aus Verbund-werkstoffen erfüllt alle Anforderungen, zudem ist er leichter und gün-stiger.
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Mehrere Vorteile dank neuen MaterialienDie Projektziele waren klar definiert und ebenso heraus-fordernd: Der neue Filler sollte mindestens 30 Prozent weniger wiegen. Er musste trotzdem allen mechanischen Anforderungen genügen. Und er durfte nicht mehr kos-ten als die gegenwärtige Aluminiumlösung. Ein Trieb-werk benötigt 20 Filler, hochgerechnet liegt der Bedarf bei mehreren 100 bis 1000 Fillern pro Jahr. Dies ist eine hohe Stückzahl für faserverstärkte Kunststoffbauweisen: Die Herstellung ist derzeit wenig automatisiert und erfor-dert viel Handarbeit. Gelingt es, die Komponenten im Bereich des Trieb-werkseinlasses durch faserverstärkte Kunststoffbauteile zu ersetzen, potenziert sich der Leichtbaueffekt. Leich-tere Schaufeln und Filler führen dazu, dass auch die Trieb-werkshülle leichter gebaut werden kann – eine Gewichts-ersparnis von bis zu 300 kg pro Triebwerk wäre damit möglich. Die Filler und die Turbinenschaufeln sitzen auf der rotierenden Welle des Triebwerks – hier lohnt sich die Gewichtseinsparung umso mehr. Denn damit lässt sich die rotierende Masse verringern.
Einschlag verhindernEin weiterer positiver Aspekt: Sollte sich im Betrieb ein Filler beispielsweise durch Vogelschlag lösen, beschädigt dieser dank seines spröden Versagensverhaltens weniger an der restlichen Triebwerksstruktur als konventionelle Filler. Der Composite-Filler zersplittert beim Aufschlag in kleinere Stücke. Ein Aluminium-Filler hingegen löst sich in einem Stück ab und schlägt wie ein Wurfgeschoss in die Triebwerkshülle ein. Dank dieser Eigenschaft der Compo-site-Filler lässt sich die Umhüllung leichter bauen.
Der Composite-Filler überzeugt auch kostenseitig. Ob-wohl bei der Produktion der neuen Filler noch einiges an Handarbeit notwendig ist, sind die Herstellungskosten niedriger als bei der aus einem Block gefrästen Alumi-nium-Variante. Da die Schnittstellen identisch sind, wäre es sogar möglich, in bestehenden Triebwerken die Alumi-nium-Filler durch Faserverbundbauteile zu ersetzen. Rolls-Royce baute im Sommer 2014 die ersten produzier-ten Teile in ein Triebwerk eines Testflugzeugs ein. Nun überprüft der Turbinenbauer die Filler endgültig auf ihre Tauglichkeit. Mit dem Einsatz in der Serie ist frühestens im nächsten Jahrzehnt zu rechnen. [email protected]
Gion Barandun präsen-tiert den neuen Filler (unten). Der herkömm-liche Filler (oben) wird bislang aus einem Alu-miniumblock gefräst.
AuszeichnungenAn der internationalen JEC Europe Composites Show in Paris setzte sich das IWK zusammen mit seinen Partnern FACC und RollsRoyce gegen zahlreiche weltweite Mitbewerber durch. Das Konsortium gewann für den gemeinsam entwickelten Annulus Filler einen der wichtigsten internationalen Preise im CompositeSektor: den begehrten JEC Award in der Kategorie «Aeronautics». Auch die Stiftung zur Förderung und Unterstützung technologieorientierter Unternehmungen Rapperswil (Futur) prämierte im Frühling 2014 das Projekt als eines von zwei herausragenden Forschungsprojekten der HSR mit einem Innovationspreis.
31HSR Magazin 2 / 2014
Technische Studiengänge sind für Studierende mit Migra-tionshintergrund häufig attraktiv, da sie weniger sprach-bezogen sind und die jungen Leute mit ihnen karriereför-derliche Qualifikationen erwerben können. Für eine technische Hochschule ist es mit Hinblick auf einen künf-tigen Ingenieurmangel wichtig, diese Zielgruppe mit ih-ren besonderen Biografien ebenso gut auszubilden wie die anderen Studierenden.Das IKIK Institut für Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz an der HSR hat deshalb zusammen mit dem Institut für Gender und Diversity der FHO im Rahmen des SBFI-Bundesprogramms «Chancengleichheit» ein For-schungsprojekt durchgeführt, in dem untersucht werden sollte, wie Studierende mit Migrationshintergrund ihr technisches Studium erleben. Was nehmen sie als förder-lich oder hemmend für ihren Studienerfolg wahr? Welche Massnahmen wären allenfalls zu ergreifen? Als Praxispart-ner unterstützte der Kanton St. Gallen mit dem Kompe-tenzzentrum Integration und Gleichstellung das Projekt.
Kommunikationsbarriere MundartDie Datenauswertung erbrachte das erfreuliche Ergebnis, dass diese Studierenden die HSR als einen Ort betrachten, an dem weitestgehend Chancengleichheit herrscht. Im Gegensatz zum Alltag ausserhalb der Hochschule spielt die Herkunft keine besondere Rolle. Hier scheint die HSR eine offene Kultur geschaffen zu haben. Allfällige Integ-rationsschwierigkeiten erleben Bildungsausländer, also jene mit einer ausländischen Studienberechtigung, stär-ker als Bildungsinländer. Das hat häufig sprachliche
Gründe. Wenn beispielsweise Studierende und auch Do-zierende Mundart sprechen, führt dies zu Verständnis-problemen und teilweise zum Ausschluss aus Gruppen. Weibliche Studierende mit Migrationshintergrund be-richteten häufiger von Integrationsschwierigkeiten und Diskriminierungserlebnissen als männliche. Sie erklären sich dies aufgrund der mehrfachen Minderheitensitua-tion an einer technischen Hochschule.Allfällige kulturelle Unterschiede, wie zum Beispiel im Argumentations- und Diskussionsstil, werden von man-chen Studierenden aber auch bewusst produktiv genutzt, um beispielsweise Einfluss auf das Projektteam nehmen zu können.
Überraschende EigenwahrnehmungDie Befragten halten spezifische Massnahmen für Studie-rende mit Migrationshintergrund nicht für zielführend, da sie sich sonst ausgestellt fühlen würden. Allerdings ist ihnen daran gelegen, dass sich alle Studierenden und Do-zierenden mehr mit unterschiedlichen kulturellen Denk- und Handlungsweisen auseinandersetzen. Überraschend für das Projektteam war allerdings die Tatsache, dass alle Studierenden mit Migrationshintergrund, auch wenn sie in der Schweiz geboren und Schweizer Staatsangehörige waren sowie akzentfrei Mundart sprachen, sich selbst häufig als «Ausländer» betitelten – ein Faktum, das bei der Präsentation der Studienergebnisse auf internationa-len Konferenzen beispielsweise bei kanadischen oder US-amerikanischen Kolleginnen für grosses Erstaunen sorgte. [email protected]
Die HSR als IntegrationsmotorStefan Kammhuber, IKIK Institut für Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz
Sprachkompetenz ist wichtig für die Integra-tion von Studierenden, aber Verständnis für-einander und respekt-voller Umgang mitei-nander noch mehr.
32 HSR Magazin 2 / 2014
Seit Anfang Jahr hat sich die Anzahl Arbeitskollegen der beiden HSR Elektrotechnikabsolventen Marco Pfister und Claudio Foscan verzwanzigfacht. Statt in ihrem kleinen Büro in Rapperswil arbeiten sie nun im Wattwiler Glasge-bäude der Cekatec zusammen mit über 60 Mitarbeiten-den. Der Engineering- und Produktionsdienstleister Ce-katec ist bekannt für die Entwicklung und Herstellung elektromechanischer Geräte für den Haushalt oder die Bauindustrie und hat jahrelang auf die Dienstleistungen des HSR Spin-offs gezählt.
Der Tüftler und der VerkäuferDer extrovertierte Marco Pfister und der findige Claudio Foscan waren die ideale Kombination für ihr vor sechs Jahren gegründetes HSR Spin-off Econovis. Während sich Entwicklungsleiter Claudio Foscan auf Embedded Systems und Robotics spezialisierte und an innovativen Lösungen tüftelte, brachte Vertriebsleiter Marco Pfister die Produkte an den Mann. «Unser Team ergänzte sich perfekt. Genau diese unterschiedlichen Stärken machten unseren Erfolg aus», erklärt Marco Pfister. Die Econovis Engineering AG entstand aus einem HSR Institutsprojekt. Die Stiftung Futur hat die Unternehmensgründung geför-dert. Das unabhängige Technologie- und Beratungsun-ternehmen für massgeschneiderte Produktinnovationen beschäftigte in Spitzenzeiten sechs Mitarbeiter. Ein besonderer Schwerpunkt der Econovis war die Ent-wicklung von innovativen Energiesparlösungen bei Elekt-ronikkomponenten und -geräten, um den Energiever-brauch zu reduzieren. Zu Beginn stellten sie vor allem Elektronikteile für das Migros-Unternehmen Delica her. Die grösste Kaffeerösterei der Schweiz bietet ein Kapsel-system für verschiedene Kaffee- und Teesorten an.
Erfolgreich mit stromsparenden KaffeemaschinenKaffeemaschinen zählten zu den heimlichen Stromfres-sern in Schweizer Haushalten. Dank der von Econovis entwickelten Abschaltautomatik reduzierte sich der Energieverbrauch im Standby-Modus auf ein Minimum. Das Modell Delizio Compact Automatic benötigt bis zu 100-mal weniger Strom im Standby-Modus als bisherige Kapselmaschinen. Das innovative, patentrechtlich ange-meldete Energiesparkonzept wurde in Zusammenarbeit mit der Econovis Engineering AG und der HSR Hoch-schule für Technik in Rapperswil entwickelt.
Kompetenzen bündelnAm 1. Januar 2014 übernahm die Cekatec ihren langjäh-rigen Geschäftspartner Econovis mit den beiden Grün-dern und einem Mitarbeiter. «Das Econovis-Team fügt sich perfekt bei uns ein. So können wir Kompetenzen bündeln und unser Unternehmen für die Zukunft fit ma-chen», freut sich Geschäftsführer Stefan Jud. Die Über-nahme schliesst beim Engineering-Dienstleister Cekatec
HSR HightechStartup schlägt das nächste Kapitel aufSimone Wyder, Redaktion
Eine koffeinhaltige Erfolgsgeschichte: Nach jahrelanger Zusammenarbeit hat die Wattwiler Cekatec das HSR Spinoff Econovis übernommen. Econovis wurde mit einer Energie sparfunktion für Kaffeemaschinen bekannt.
Die Econovis trimmte die Delizio-Kaffee-maschinen aufs Strom-sparen.
33HSR Magazin 2 / 2014
eine Lücke. Mussten sie früher die Entwicklungsleistung einkaufen, haben sie nach der Fusion mit Elektronik-Ent-wicklungsleiter Claudio Foscan und dem passionierten Verkäufer Marco Pfister das Know-how im eigenen Haus. Der Econovis-Projektleiter Lars Kamm hat bei der Cekatec weiterhin den Bereich Antriebstechnik unter sich und ar-beitet an der HSR im IMES Institut für Mikroelektronik und Embedded Systems.Inzwischen hat sich die Cekatec zudem auf Energie-systeme und Brennstoffzellen spezialisiert. Entwicklungs-leiter Claudio Foscan hat bereits Verstärkung in Form von zwei weiteren Elektroingenieuren erhalten, einer davon ebenfalls ein HSR Absolvent.
Vorteile für beide SeitenAuch für die beiden HSR Absolventen und Econovis-Ge-schäftsführung bringt der Deal vor allem Vorteile. Claudio Foscan schätzt die neue Herausforderung und die Nähe zur Produktion: «Nach sechs Jahren in einem kleinen Team ist es interessant, in den Gesamtprozess involviert zu sein und den ganzen Produktlebenszyklus zu verfol-gen. Auch dass die Schnittstellen zwischen der Elektronik und der Mechanik unter einem Dach sind, vereinfacht vieles.» Die Entscheidungswege seien jedoch länger ge-worden. «Plötzlich kann ich ein technisches Detail nicht mehr selbst entscheiden», gibt Claudio Foscan zu.Auch Marco Pfister hat nun etwas andere Aufgaben. Er schätzt aber seine spannende Position als Leiter Vertrieb und Marketing sowie als Mitglied der Geschäftsleitung: «Als Key Account Manager betreue ich bestehende
Kunden und akquiriere neue. Auch Reisen ins Ausland sind da notwendig, was natürlich besonders interessant ist.»Dem Kaffee bleiben die beiden treu, wenn auch im er-weiterten Sinn. Seit Anfang Jahr sind elf Elvetino-Kaffee-wagen in SBB-Zügen auf der Strecke zwischen Romans-horn und Genf unterwegs, welche die Cekatec entwickelt hat. Die Kaffeewagen gewinnen ihre Energie aus Wasser-stoff-Brennstoffzellen. Dank dieser unabhängigen Ener-gieversorgung kann der Minibar-Mitarbeitende mit einer Kapselmaschine zur Freude der Passagiere qualitativ hochwertigen Kaffee frisch im Zug zubereiten. [email protected]
Claudio Foscan und Marco Pfister, die Firmeninhaber des HSR Spin-offs Econovis, wurden von der Cekatec in Wattwil übernommen. Hier entwickelten sie eine autonome Energie-versorgung aus Brenn-stoffzellen für die Minibars in SBB-Zügen.
Stiftung zur Förderung und Unterstüt-zung technologieorientierter Unternehmungen Rapperswil (Futur)Futur ist eine in RapperswilJona verankerte Stiftung. Im Zentrum der Stiftungsarbeit steht die bessere Nutzung des an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) vorhandenen Potenzials im Bereich des Technologietransfers. Ausserdem fördert die Stiftung den persönlichen Austausch zwischen Jungunternehmerinnen und unternehmern sowie jungen ausländischen Künstlerinnen und Künstlern.
34 HSR Magazin 2 / 2014
Neues Studentenwohnheim: Bezugsbereit und ausgebuchtEva Tschudi, Redaktion
Pünktlich zum Start des Herbstsemesters ist das neue Studentenwohnheim fertig gebaut worden. In einer sehr kurzen Zeit, wie Regierungsrat Stefan Kölliker an der Ein-weihung anerkennend vermerkte. Tatsächlich wurde die erste Weiche im Werdegang des Studentenheims erst vor drei Jahren gestellt, als die Kirchbürgerversammlung der evangelisch-reformierten Kirche Rapperswil-Jona den Baurechtsvertrag zum Grundstück an der Oberseestrasse 99 in Jona genehmigte. Anschliessend wurde ein zwei-stufiger Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Eine Jury wählte im Sommer 2012 das Siegerprojekt aus. Im März 2013 erfolgte der Spatenstich und heute sind alle Zimmer bereits vergeben.
Private FinanzierungDie sehr schnelle Baurealisierung war auch deshalb mög-lich, weil die Bauherrin – die Stiftung zur Förderung der HSR – unermüdlich Spenden für das privat finanzierte Haus sammelte. Stiftungsratspräsident Otto Hofstetter verdankte die grosszügigen Spenden der Ernst Göhner Stiftung, der Firma Geberit, der St. Galler Kantonalbank, des Elektrizitätswerks Jona-Rapperswil, der Firma Ober-holzer Bauleistungen, des Verbands Swiss Engineering STV sowie eines privaten Gönners, der anonym bleiben möchte. Die Stiftung hat ebenfalls bedeutende Beträge von weiteren Privatpersonen, von HSR Angehörigen sowie von Ehemaligen erhalten und sich darüber sehr gefreut.Das Studentenwohnheim ergänzt den Campus als Ar-beits-, Freizeit- und Wohnstätte. Die räumliche Nähe zu den Lehr- und Forschungsgebäuden, den Labors, der Bib-liothek und der Mensa fördert die soziale und kulturelle Nähe, den Geist der HSR. Am Eröffnungstag, der zugleich
Tag der offenen Tür war, besichtigten nicht nur Anwohne-rinnen und Anwohner mit potenziellem Studiennach-wuchs oder Personen aus der Region das moderne Wohn-heim. Auch etliche Studentinnen und Studenten konnten den Bezugstermin nicht abwarten und wollten «ihr» Zim-mer den Eltern, Geschwistern und Freunden zeigen.
Lichte Zimmer, attraktives ZusammenlebenDas Echo der Besucherinnen und Besucher fiel durch und durch lobend aus. Manch einer erinnerte sich an seine Studienzeiten und bedauerte, nicht mehr im Studienalter zu sein, wie zum Beispiel HSR Rektor Hermann Mettler: «Wenn ich nochmals zwanzig wäre, würde ich hier stu-dieren wollen – wegen des Studentenwohnheims.» Die positive Ausstrahlung des neuen Gebäudes ist in der Fo-kussierung der Architekten auf Netzwerk und Verflech-tung begründet. Daher nannten sie ihr Projekt «Plexus», was ein Netzwerk oder eine Verflechtung von Venen, Arterien, Lymphgefässen oder Nervenbahnen in einem Organismus bezeichnet. Das Gebäude erschliesst sich von der Mitte aus – vom Lichthof – über fünf Etagen, wobei die offenen Gänge asymmetrisch versetzt sind und einen Überblick über das studentische Leben in den öffentlichen Räumen des Hauses ermöglichen. Privat-sphäre finden die Studierenden in ihren lichten Zimmern, die über grosse Fenster den Kontakt zur Umgebung ver-mitteln. Das Studentenwohnheim wurde vom Totalunternehmer W. Rüegg aus Kaltbrunn, vom Architekturbüro Rüegg Architekten aus Rapperswil und von Ziegler und Partner Architekten realisiert. Ihr Projekt «Plexus» wurde aus sie-ben eingereichten Projekten ausgewählt.
Die Gäste der Eröff-nungsfeier lassen sich von der Atmosphäre des Hauses verzaubern.
35HSR Magazin 2 / 2014
Neues Studentenwohnheim: Bezugsbereit und ausgebucht
«Wir wollten die maximale Vernetzung.»Interview mit Andreas Rüegg (AR) und Christof Wiss-mann (CW) von Rüegg Architekten AG, Rapperswil, und Marcel Rüegg (MR) von W. Rüegg AG, Kaltbrunn.
Inwiefern ist ein Studentenwohnheim ein besonderer Bau?CW: Die konzeptionelle Erarbeitung stand im Zentrum und wir wussten, dass wir anderen Ansprüchen als dem konventionellen Wohnungsbau gerecht werden müssen. AR: Wir waren in der zweiten Stufe die einzigen Bewer-ber, die alle Räumlichkeiten unter ein Dach kompakt in ein Haus gepackt haben: Zimmer, Wohnküchen, Sanitär-anlagen und Aufenthaltsräume.MR: Trotz des engen Budgets sollte das Studentenwohn-heim so viel Komfort wie möglich bieten und in guter Qualität gebaut sein. Deshalb sind alle Oberflächenmate-rialien robust und beständig gewählt worden.
Sie bauten an schönster Lage in Jona. Was bedeutete das für Sie?AR: Wir projektierten in einer Zone für öffentliche Bauten und das stellt sehr hohe Ansprüche an die Architektur und die Nutzung. Ein schonender Umgang mit dem Land stand dabei im Zentrum, ebenso der Wunsch, alle Studie-renden in einem Haus unterzubringen und damit eine maximale Vernetzung unter ihnen zu ermöglichen. CW: Die freistehende Disposition innerhalb der parkarti-gen Anlage erlaubt weiterhin Durchsichten zwischen den Gebäuden. Das Haus fügt sich in die benachbarte park-artige Situation der Schulanlage Weiden und orientiert sich gleichzeitig an den Wohnbauten des Siedlungsrandes.
Welches war Ihr persönliches Highlight?MR: Erstens der Telefonanruf des Stiftungsratspräsidenten Otto Hofstetter, der uns mitteilte, dass wir gewonnen ha-
Oben: Der Tag der offe-nen Tür lockte Besucher und Besucherinnen aus nah und fern herbei.
Unten links: HSR Stu-denten führen Gäste in Rundgängen durch ihr neues Zuhause.
Unten Mitte: Im Früh-ling wird ein Kirschgar-ten nach einem studen-tischen Konzept der Landschaftsarchitektur gepflanzt.
Unten rechts: Pünktlich zum Herbstsemester eröffnet – Regierungs-rat Stefan Kölliker, Stiftungsratspräsident Otto Hofstetter, Rektor Hermann Mettler.
36 HSR Magazin 2 / 2014
Rechts: Das Realisie-rungsteam Andreas Rüegg, Tobias Ziegler, Christof Wissmann, Marcel Rüegg.
Unten: Eine Wohn-gruppe lädt zum Lernen, Plaudern und Kochen ein.
ben. Und weiter die Einweihung, die Übergabe an die Bau-herrschaft und die Wertschätzung und Freude des Rektors Hermann Mettler. Ausserdem die enge Zusammenarbeit in der Baukommission und mit den Handwerkern.AR: Als das Haus am Tag der offenen Tür von Besucherin-nen und Besuchern belebt wurde und wir sahen, dass das Konzept funktioniert. Die Leute haben sich zugewinkt, ohne dass sie einander kannten. Ein sehr emotionaler Au-genblick.CW: Nachdem das 40 m² grosse Oblicht montiert und das Gerüst entfernt worden war, durchflutete das Licht zum ersten Mal das ganze Haus.
Gab es besondere Herausforderungen?MR: Die Kosten und der enge Zeitrahmen mussten ein-gehalten werden. Das Wetter hat uns zum Glück in die Hände gespielt.
Alle: Wir haben sehr viel Sorgfalt in das eingereichte Konzept samt Planung investiert, und das hat sich später ausbezahlt. Denn die bei der Projekteingabe erarbei - tete Detailtiefe hat die eigentliche Projektplanung mass geblich verkürzt. Im Prinzip haben wir das Projekt so ausgeführt, wie wir es im Wettbewerb eingereicht haben.
Welches ist Ihr Lieblingszimmer?AR: Eins in der Nordwohngruppe mit Blick ins Grüne und auf den Kirchturm. MR: Ich bevorzuge eines im Südosten mit Blick vom Speer bis zum Zürichsee.CW: Ich nähme jedes Zimmer, denn die abgeschlossenen Wohngruppen, ob zu viert oder zu sechst, sind ein wah-rer Luxus. Als ich studierte, teilte ich eine Etage mit 16 weiteren Studenten. (lacht) [email protected]
37HSR Magazin 2 / 2014
Das Lenkgetriebe eines Automobils formt die Drehbewe-gung des Lenkrads in eine lineare Bewegung um und überträgt diese auf die Vorderräder. Der grosse Zulieferer der Automobilindustrie und Technologieführer bei Lenk-systemen, die ThyssenKrupp Presta AG aus Eschen in Liechtenstein, beauftragte die HSR Studierenden in Maschinentechnik | Innovation, neue Konzepte für me-chanische Lenkgetriebe zu entwickeln.Stabil, sicher und leise sollte das neue Lenkgetriebe sein sowie kostengünstig in der Herstellung. Zehn Gruppen à sechs Studierende machten sich vor einem Jahr an die Arbeit. Student Andreas Schlittler erklärt: «Am Anfang wurden wir ins kalte Wasser geworfen. Wir mussten uns zuerst in die Grundlagen einlesen. Später, bei der CAD-Konstruktion und beim Festigkeitsnachweis, konnten wir unser theoretisches Wissen dann aber auch gleich in die Praxis umsetzen.»Der Leiter Vehicle Dynamics and Testing bei Presta, Kri-stof Polmans, war von der schnellen Auffassungsgabe der Studierenden beeindruckt: «Das Lenkgetriebe ist ein komplexes Produkt, das man nicht in der Schule kennen-lernt. Die Studenten haben die Technik rasch verstanden und gesehen, wo die Probleme liegen könnten.»Nach der Ideensuche und der fertigungsgerechten Kons-truktion bestellten die Studierenden ihre benötigten Teile. Die HSR Werkstatt und die Lehrlingswerkstatt von
Presta fertigten die Einzelteile. Da die Termine und das Budget sehr gut eingehalten wurden, war es bis auf eine Ausnahme möglich, alle Lenkgetriebe zu bauen. Eine Gruppe konnte wegen Lieferschwierigkeiten eines exter-nen Lieferanten ihren Prototyp leider nicht realisieren.
Testfahrt mit dem eigenen Lenkgetriebe«Dieses Projekt ist für die Studierenden ein wichtiger Meilenstein, da sie den ganzen Entwicklungsprozess mit-gemacht haben – von der Ideenfindung über Design und Teilebestellung, Kostenberechnung bis hin zu Aufbau und Inbetriebnahme», resümiert der betreuende Profes-sor Theodor Wüst. Auch Student Thomas Bucher ist zu-frieden: «Wir haben aus einer Idee einen funktionieren-den Prototyp erstellt, den wir in ein Serienfahrzeug des 1er BMWs einbauen konnten. Da sind wir einen grossen Schritt vorwärtsgekommen.» Die Testfahrt auf dem Presta-Areal habe ihm am meisten Spass gemacht.Die Kreativität der Studierenden gefällt Kristof Polmans besonders gut: «Es hat unglaublich viele verschiedene Lösungsansätze mit tollen Ideen gegeben.» Es seien auch neue Ideen aufgetaucht, an die er selber gar nicht ge-dacht hätte. Diese Lösungsvielfalt sei für ihn ein Anstoss für Innovationen in der Produktentwicklung und viel-leicht ziehe es den einen oder anderen Studenten nach seinem Abschluss ja zu Presta. [email protected]
Neue Lösungen für Automobil Lenkgetriebe Simone Wyder, Redaktion
Ein Presta-Mitarbeiter fixiert das Lenkgetriebe der Studierenden auf dem Prüfstand.
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39HSR Magazin 2 / 2014
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AKTUELLES
Zürcher Mobilität der Zukunft: HSR Studierende ausgezeichnet
Die Studierenden der HSR Raum-
planung belegen die ersten drei
Plätze beim Jubiläumswettbewerb
des Zürcher Amts für Verkehr.
Den ersten Preis erhält Aurélie Du-
buis für ihre Projektarbeit «Umgang
mit grossen Fussgängermengen»
im Masterstudiengang, Vertiefung
Spatial Development and Land-
scape Architecture. Sie entwickelte
planerische Massnahmen, mit de-
nen an Orten mit regelmässig gros-
sen Fussgängermengen die Ver-
kehrsqualität verbessert werden
kann.
Der zweite Preis (David Häggi) und
der dritte Preis (Dario Erismann /
Dominik Schärer) wurden an Ba-
chelorstudenten verliehen, die sich
mit dem Thema «Velobahnen» be-
schäftigten. Velobahnen sind mög-
lichst hindernisfreie und breite Ve-
lorouten, die in Dänemark und den
Niederlanden bereits etabliert sind
und deren Einsatz im Kanton Zürich
geprüft werden soll.
PREISE UND AUSZEICHNUNGEN
Preisträger von links nach rechts: Jack Abbott, ZHdK; Dario Erismann, Dominik Schärer und David Häggi, HSR; auf der Leinwand: Aurélie Dubuis, HSR
MSEAbsolvent gewinnt zwei Preise für seine Masterarbeit
Für seine Masterarbeit «Beton mit
Schaumglasgranulat – eine Alter-
native in der Leicht-/Dämmbeton-
technologie» erhielt der MSE-Ab-
solvent Rocco Schmidt zwei Preise.
Er gewann den Anerkennungspreis
der FEB Fachgruppe für die Erhal-
tung von Bauwerken der SIA. Die
Jury würdigt seine Grundlagenar-
beit über die im Fachbereich der
Bauwerkserhaltung eingesetzten
Baustoffe. Zudem erreichte er den
dritten Platz beim Zuger Wissen-
schaftspreis. Die Zuger Stiftung für
Wirtschaft und Wissenschaft will
Studierende motivieren, neue Pro-
dukte, Anlagen und Verfahren zu
entwickeln, und prämiert die Spit-
zenleistungen von jungen Wissen-
schaftlern, Querdenkern und Vi-
sionären.
www.zuger-wissenschaftspreis.ch
Erfolgreicher Start des neuen Studiengangs
Mitte September begannen über
40 Studierende ihr Studium im
neuen Bachelorstudiengang Wirt -
schaftsingenieurwesen. Der neue
Studiengang ist klar auf die pro-
duzierende Industrie ausgerich-
tet, welche Fachleute braucht, die
Ingenieurwissen und betriebs-
wirtschaftliche Kenntnisse verei-
nen. Wirtschaftsingenieure ver-
binden die Erfindungsgabe des
Ingenieurs mit der Stärke der
Betriebs- und Volkswirtschafter.
Die ersten Absolventinnen und
Absolventen werden 2017 ab-
schliessen.
WIRTSCHAFTSINGENIEURWESEN
Microsoft Azure for Research Award
Das Microsoft Innovation Center
Rapperswil der HSR hat einen Mi-
crosoft Azure for Research Award
erhalten. Prof. Dr. Henrik Nordborg
und sein Team aus dem IET Institut
für Energietechnik entwickeln eine
cloudbasierte Software, um Licht-
bögen in Hochspannungsanlagen
zu simulieren. Lichtbögen können
grosse Schäden anrichten. Dank
dieses Tools soll sich die Simulati-
onszeit um mindestens den Faktor
100 reduzieren, indem es die Be-
rechnungen auf Dutzende bis Hun-
derte Prozessoren der Microsoft-
Azure-Umgebung verteilt. Typische
Simulationen verwenden 100 oder
mehr Prozessorkerne und dauern
mehrere Stunden.
HSR Team erreicht 5. Platz an der EurobotWM 2014
Nachdem die Roboter der HSR be-
reits an der Eurobot Schweizer-
meisterschaft sehr zuverlässig funk-
tioniert hatten, wurden sie von vier
Studenten aus den Bachelorstu-
dien gängen Elektrotechnik und
Ma schinentechnik | Innovation für
die WM nochmals optimiert. An
den Eurobot-Weltmeisterschaften
in Dresden haben die angehenden
Ingenieure unter 27 Teilnehmern
den fünften Platz erkämpft. Das
Wettkampfsthema Prehistobot
stellte Aufgaben wie Mammut-
jagen und Mit-Netzen-Einfangen
sowie Früchtesammeln. Das HSR
Team hat diese Aufgaben ebenso
wie kleinere Schwierigkeiten mit
guten Ideen und grossem Einsatz
gelöst. Das Team IceHSR erkämpfte sich unter 44 Mannschaften den 5. Platz.
Rocco Schmidt, zweifacher Gewinner
40 HSR Magazin 2 / 2014
AKTUELLES
KARRIERE GESTALTEN
Lange Nacht der Karriere am 13. November 2014 an der HSR
Einen ganzen Abend lang können
sich Studierende und Alumni an ih-
rer Hochschule mit der beruflichen
Zukunft beschäftigen, Ideen sam-
meln, Arbeitgeber von einer ande-
ren Seite kennenlernen, Kontakte
knüpfen, sich in Sachen Bewerbung
fit machen – und dies in einem lo-
ckeren und vergnüglichen Rahmen.
Die Teilnehmenden erwartet ein
abwechslungsreiches Programm
aus Bewerbungs-Fotoshootings, CV-
Checks, Interviewtrainings, Image-
beratung, Einblicken in Karriere-
wege, Alumni Lounges, Work-
shops, Career Speed Datings, Karri-
eregames, Essen und Getränken
und einer anschliessenden Studie-
rendenparty.
Die Lange Nacht der Karriere
(LNdK) am 13. November 2014 ist
bewusst keine klassische Jobmesse,
sondern eine nicht alltägliche Ver-
anstaltung in einem anregenden
Rahmen. Sie ist eine gemeinsame
Veranstaltung der Career Services
der ETH, der Universitäten Basel,
Zürich und St. Gallen sowie der
Hochschule Luzern, der FHS St. Gal-
len und der HSR. Das Team LNdK,
an der HSR vertreten durch Ingrid
Vettiger, konnte innovative Arbeit-
geber als Sponsoren und Partner
gewinnen, die hinter der Idee ste-
hen und den Abend bereichern
werden.
www.lndk.ch
IDEENWETTBEWERB
Wie sieht die Schweiz im Jahr 2035 aus?
Das Eidgenössische Departement
für Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (UVEK) lancierte
Anfang April den Ideenwettbewerb
«Morgen? Die Schweiz» und lud
fünf Fachhochschulen ein, ihre
Ideen bis Mitte September einzurei-
chen. Mit dabei ist auch die HSR.
In einer Serie von Workshops er-
arbeiten die Studierenden des Ba-
chelorstudiengangs Raumplanung
sowie Studierende des Masterstudi-
engangs, Vertiefung Spatial Deve-
lopment and Landscape Architec-
ture ihre persönlichen Szenarien für
die Schweiz von morgen.
Ziel des Wettbewerbs ist es, die
Schweiz der Zukunft von denjenigen
denken zu lassen, die unser Land in
zwei Jahrzehnten aktiv gestalten
werden. Die HSR bildet mit Raum-
planung und Landschaftsarchitek-
tur einen Teil dieser zukünftigen Be-
rufsleute aus.
BESSER PROGRAMMIEREN
Die HSR partizipiert am mit 3,6 Millionen Euro dotierten EUForschungsprojekt REPARA
Moderne Computersysteme verei-
nen verschiedene Arten von zu-
sätzlichen Grafik- oder Signalpro-
zessoren, um die Rechenleistung zu
steigern. So können physikalische
Begrenzungen wie beispielsweise
der übermässig steigende Energie-
verbrauch und die damit notwen-
dige Kühlung umgangen werden.
Die bestehenden Programmiermo-
delle stammen jedoch oft aus einer
Zeit, in der ein Prozessor alles be-
rechnete. Im Projekt REPARA erfor-
schen die beteiligten Projektpart-
ner automatisierte Werkzeuge und
Methoden, um diese neuen, hete-
rogenen Architekturen mit unter-
schiedlichen Prozessoren besser zu
adressieren.
Ziel des mit 3,6 Millionen Euro do-
tierten Forschungsprojekts REPARA
ist es, die Entwicklungskosten für
Advanced Computing erheblich zu
reduzieren. Das IFS Institut für Soft-
ware der HSR forscht mit Hoch-
schulen und Industriepartnern aus
fünf Ländern. Es bringt insbeson-
dere Expertise in der Entwicklung
von Refaktorisierungswerkzeugen
für C++ mit. Refaktorisierung be-
zeichnet die Strukturverbesserung
von Programmcode, um diesen zu
verbessern und zu vereinfachen.
Das Forschungsprojekt ist Teil des
siebten Forschungsprogramms der
Europäischen Union.
http://www.repara-project.eu
Studierende des MSE nehmen auf Einladung von Bundesrätin Doris Leuthard am Ideenwettbewerb «Morgen? Die Schweiz» teil. Die Ergebnisse werden im November 2014 präsentiert.
41HSR Magazin 2 / 2014
AKTUELLES
19.9.2014
8. UNIGIS-Tag Schweiz:
Alltagslandschaften
GIS-Interessierte treffen sich an
der HSR. Thema des diesjährigen
UNIGIS-Tages sind Alltagsland-
schaften.
www.hsr.ch/GIS-Aus-und-Wei-
terbildung-a.7602.0.html
29.10.2014
ILF-Tagung 2014: FreiRaumZeit
Welche Nachfrage nach Land-
schaft und Freiraum besteht in der
Bevölkerung? Welche Antworten
kann die Landschaftsarchitektur
darauf geben? Die ILF-Tagung
2014 betrachtet diese Fragen auf
verschiedenen Massstabsebe nen,
vom kleinräumigen Naherho-
lungsgebiet bis zur grossflächigen
Erholungslandschaft.
www.ilf.hsr.ch > Veranstaltungen
5.11.2014
Trends in der dezentralen
Energieversorgung
Die HSR präsentiert am Forum
Energieforschung Trends in der
dezentralen Energieversorgung.
Schwerpunkte bilden dabei Klein-
windanlagen, Hybridkollektoren
und Power-to-Gas-Lösungen.
www.rosenkranz-geu.ch
8.11.2014
Bachelor-Infotag
Die Prorektorin Prof. Dr. Margit
Mönnecke präsentiert persönlich
die vielen Vorzüge der HSR. Auf
den Rundgängen durch die Schul-
räume und Labors stellen sich die
einzelnen Studiengänge vor.
www.hsr.ch/infotag
13.11.2014
Lange Nacht der Karriere
Die Lange Nacht der Karriere bie-
tet Studierenden, Absolventinnen
und Absolventen die Möglichkeit,
mit Unternehmen der verschie-
densten Branchen und ihren Ver-
treterinnen und Vertretern in ei-
ner ungezwungenen Atmosphäre
in Kontakt zu treten.
www.lndk.ch
15.11.2014
RobOlympics
Roboterwettbewerb an der HSR
für Schüler und Lernende.
www.robolympics.ch
18.11.2014
Windkraft und
Landschaftsschutz
Vortrag von Raimund Rodewald,
Geschäftsleiter Stiftung Land-
schaftsschutz Schweiz, und Dis-
kursbeitrag durch Andy Imfeld,
Biobauer und Verwaltungsrat Al-
taventa.
www.ilf.hsr.ch > Veranstaltungs-
reihe Energielandschaften
27.11.2014
Zukunft Sihlsee – Speicher-
werk und Erholungsraum?
Podiumsgespräch mit Bruno Frick,
alt Ständerat, Einsiedeln, Remo
Bianchi, Amt für Natur, Jagd und
Fischerei ANJF, Schwyz, und And-
reas Eggimann, SBB AG, Infra-
struktur.
www.ilf.hsr.ch > Veranstaltungs-
reihe Energielandschaften
4.12.2014
Kleinkraftwerke und
Energiewende
Pro-und-Kontra-Diskussion zwi-
schen Jakob Bücheler, Nationalrat
St. Gallen und Präsident Interes-
senverband Schweizerischer Klein-
kraftwerk-Besitzer ISKB, und
Christopher Bonzi, WWF Schweiz.
www.ilf.hsr.ch > Veranstaltungs-
reihe Energielandschaften
22.1.2015
IPEK/VPE Swiss: Workshop
für Anwender
Elektromagnetische Felder in der
alltäglichen Produktentwicklung.
www.swiss-vpe.ch
AGENDAKULTUR
Herbstausstellung Textilaltro: Gebirgszug und Wasserlauf
Die drei jungen Frauen, die soeben
an der Hochschule Luzern im Fach
Textildesign ihren Bachelor abge-
schlossen haben, sind den Medien
längst bekannt: Cornelia Stahl, Ema-
nuela Zambon und Sabina Brägger.
Sie werden ihre Werke vom 17. Ok-
tober bis am 28. November der HSR
Galerie ausstellen.
Verfügt frau über Kreativität zum
Besonderen, so verfängt sich ein
Gebirgszug im textilen Entwurf,
entfaltet er sich zu Stoff: bedruckt,
gestrickt, beschichtet oder col-
lagiert – die Werke von Cornelia
Stahl und Emanuela Zambon.
Sabina Brägger erzeugt aus einem
Abfallprodukt durch eine raffi-
nierte Verarbeitung Fischleder. Die
Haut des Störs präsentiert sich in
dieser Form als trendiges Material
in Lifestyleprodukten – zu 100 Pro-
zent Schweizer Design.
Lassen Sie sich von den drei Künst-
lerinnen betören und staunen Sie
über Erfindergeist und Innovation.
www.textilalro.hsr.ch stillt Ihre Neu -
gier.
Edith Villinger
Phyllit: Cornelia Stahl
und Emanuela Zambon
www.zambonstahl.ch
Stör – Fischleder swissmade:
Sabina Brägger
www.sabinabraegger.ch
Vernissage: Fr, 17. Oktober 2014,
17–20 Uhr
Ausstellungsdauer: 17. Oktober
bis 28. November 2014
Öffnungszeiten:
Montag–Freitag, 9.30–18 Uhr
42 HSR Magazin 2 / 2014
AKTUELLES
KOMPETENZ IN KUNSTSTOFFEN
Ein neues Kompetenzzentrum an der HSR: Kunststoffe im Bauwesen
Ob Dichtungen, Gewebe oder Lei-
tungsrohre: Kunststoffe sind im
Bauwesen allgegenwärtig. Ein
Viertel der weltweiten Kunststoff-
produktion fliesst direkt ins Bauwe-
sen. Die grosse Vielfalt der heute
verwendeten Kunststoffprodukte
erschwert den Überblick. Parallel
dazu gelangen immer neue Kunst-
stoffe auf den Markt. Das im Mai
2014 an der HSR gegründete Kom-
petenzzentrum KIB Kunststoffe im
Bauwesen bietet Expertenwissen
aus der Kunststofftechnik und aus
der Baubranche. Es berät und un-
terstützt als interdisziplinäres Netz-
werk und als neutrale Fachstelle In-
dustriepartner und die öffentliche
Hand in der Baupraxis mit Prüfkon-
zepten und Testing sowie in Wis-
senstransfer und aF&E -Projekten.
Das Kompetenzzentrum Kunst-
stoffe im Bauwesen KIB vereint das
Expertenwissen der HSR in Bau und
Kunststoffen mit jenem des
Kunststoff -Zentrums SKZ in Würz-
burg. Das SKZ ist das grösste
Kunststoff- Institut in Deutschland
und versteht sich seit mehr als 50
Jahren als Partner der Kunststoffin-
dustrie. Seitens der HSR sind das
Forschungsinstitut IWK Institut für
Werkstofftechnik und Kunststoff-
verarbeitung und einzelne Fachstel-
len des IBU Instituts für Bau und
Umwelt beteiligt. Der Sitz des Kom-
petenzzentrums IBU ist in Rappers-
wil an der HSR. www.kib.hsr.ch
Laufbahnplanung für angehende Ingenieurinnen
Gegen Ende des Studiums lohnt
es sich, sich Gedanken über die
zukünftige Laufbahn zu machen.
Das neue Angebot «Meine beruf-
liche Zukunft gestalten» richtet
sich an Studentinnen und unter-
stützt sie beim Berufseinstieg so-
wie in ihrer persönlichen Lauf-
bahnplanung. Die Teilnehmerin-
nen nehmen in Workshops eine
berufliche Standortbestimmung
vor und reflektieren, welche Moti-
vation und Karriereorientierung
sie leiten. Zudem besuchen sie Un-
ternehmen. Dort lernen sie Ein-
stiegs- und Entwicklungsmöglich-
keiten und deren Anforderungen
an Nachwuchskräfte kennen. Das
Angebot ist eine Initiative der HSR
Fachstelle für Chancengleichheit
und der Schweizerischen Vereini-
gung der Ingenieurinnen.
Auskunft: [email protected]
www.hsr.ch/chancengleichheit
PRENEZ PLACE MESDAMES!
KLEINSTSATELLIT
Reise ins All
CubETH ist ein neuer Kleinstsatellit,
der derzeit im Rahmen einer Zu-
sammenarbeit des Swiss Space
Center, der ETH Zürich sowie eini-
ger Schweizer Fachhochschulen
und Firmen entwickelt wird. Er ist
ein Nachfolger von SwissCube, der
2009 erfolgreich Bilder aus dem All
zurück zur Erde funkte. Die Mission
von CubETH ist seine eigene ge-
naue Positions- und Orientierungs-
bestimmung mittels handelsübli-
cher Low-Cost-GPS-Empfänger.
Die HSR untersuchte, wie die An-
tennen auf dem Kleinstsatellit für
eine optimale Performance plat-
ziert sein müssen. Dass die HSR seit
Kurzem ihre eigene Funkamateur-
station HB9HSR betreibt, die Sig-
nale aus dem All empfangen kann,
kommt dem Projekt entgegen,
wenn CubETH in Zukunft seine
Kreise über der Erde ziehen wird.
Grün Stadt Zürich präsentiert sich den Studentinnen der HSR.
Die Bauindustrie verwendet einen Viertel der Kunststoffproduktion.
Der Kleinstsatellit soll dereinst seine eigene genaue Positions- und Orientierungsbestimmung mittels handelsüblicher Low-Cost-GPS-Empfänger aus dem All funken.
43HSR Magazin 2 / 2014
AKTUELLES
Prof. Dr. Farhad Mehta
Prof. Dr. Farhad
Mehta wurde vom
Hochschulrat der
HSR per 1. Februar
2015 zum Profes-
sor für Software-
systeme im Studi-
engang Informatik
gewählt. Er wird am IFS Institut für
Software die Themen Software-En-
gineering und formale Methoden
übernehmen.
Farhad Mehta hat 2008 an der ETH
Zürich promoviert. Er bringt meh-
rere Jahre Erfahrung aus Forschung
und Industrie im In- und Ausland
mit. Sein Schwerpunkt liegt im Be-
reich der formalen Methoden, wel-
che benutzt werden, um rechner-
basierte Systeme sicher und verläss-
lich zu entwickeln. Die Resultate
seiner Dissertation «Proofs for the
Working Engineer» werden heute
noch bei der Entwicklung von si-
cherheitsrelevanten Systemen be-
nutzt. Die letzten sechs Jahre arbei-
tete er bei der Firma systransis AG.
Dort hat er bei der Einführung
verschiedener Innovationen für
das Eisenbahnverkehrswesen der
Schweiz und Europas mitgewirkt.
Farhad Mehta geniesst den Aus-
tausch mit jungen Menschen. Er
freut sich, sein Wissen und seine Er-
fahrung an sie weiterzugeben. Ihm
ist wichtig, dass sich die Studieren-
den nicht nur solide Kenntnisse er-
arbeiten können, sondern auch
Freude und Stolz bei der Ausübung
ihres Berufs haben werden. Er freut
sich, als Teil der HSR den Stand der
Technik in seinem Fach zu erweitern
sowie neue Anwendungsmöglich-
keiten für sein Wissen im Rahmen
interessanter Entwicklungsprojekte
für die Industrie zu finden.
Farhad Mehta wohnt mit seiner
Frau und seinem Kind in der Stadt
Zürich.
Prof. Dr. Albert Loichinger
Prof. Dr. Albert
Loichinger wurde
vom Hochschulrat
der HSR per 1.
September 2014
zum Professor für
Produktentwick-
lung und Konst-
ruktion im Studiengang Maschi-
nentechnik | Innovation gewählt.
Er wird am IPEK Institut für Pro-
duktdesign, Entwicklung und Kon-
struktion als Partner eintreten.
Albert Loichinger bringt mehr als
ein Jahrzehnt Industrieerfahrung
mit. Zuletzt arbeitete er bei der V-
Zug AG als Leiter der Entwicklung
Geschirrspüler. Aus dieser Arbeit
resultieren mehrere Patente in der
Thermodynamik in Zusammenhang
mit Geschirrspülern. Davor war er
bei der Hilti AG in Schaan Projekt-
leiter in Corporate Engineering und
Supply Chain Management sowie
in der Konzernforschung tätig. Für
seine Tätigkeiten erhielt er unter
anderem einen IF Design Award
Gold sowie den Martin Hilti Innova-
tionspreis 2008.
Er promovierte 2004 mit Auszeich-
nung an der Universität Dortmund
am Institut für Spanende Fertigung
zum Thema «Analyse und Optimie-
rung der Kühlschmierstoffversor-
gung von rotierenden Werkzeu-
gen». Er studierte Maschinenbau in
Deutschland und Industrial and
Systems Engineering am ISYE des
Georgia Tech in Atlanta, USA.
Mit dem breiten wissenschaftlichen
Hintergrund in der Produktions-
technik und in der Entwicklung von
Anlagen und Geräten wird er den
kommenden Generationen von In-
genieurinnen und Ingenieuren eine
gute Basis bieten, um im Berufs-
alltag in der Industrie erfolgreich
und nachhaltig zu wirken.
Albert Loichinger wohnt mit seiner
Familie in Langnau am Albis.
NEUE PROFESSUREN
GIPFELTREFFEN
C++Tagung an der HSR
Bereits zum zweiten Mal hat an der
HSR im vergangenen Juni das inter-
nationale C++-Gipfeltreffen statt-
gefunden. Eine Woche lang haben
C++-Fachgrössen an der HSR ge-
tagt. Rund 80 Experten aus aller
Welt haben intensiv am ISO-Stan-
dard der C++-Programmiersprache
gearbeitet. C++ gehört zu den ver-
breitesten Programmiersprachen
für die System- und Anwendungs-
programmierung. Sie ist von der
ISO genormt.
Die Hochschule, die Lage und nicht
zuletzt Prof. Peter Sommerlad und
sein Team als Organisatoren hatten
mit der ersten Durchführung 2010
bei den Teilnehmern einen sehr po-
sitiven Eindruck hinterlassen. Das
Komitee hat sich daher trotz der
vorwiegend amerikanischen und
internationalen Teilnehmer ent-
schieden, 2014 erneut in der
Schweiz zu tagen.
MUSIK-PROJEKTWOCHE DER OBERSTUFE UZNACH
Musikalische Becher aus dem HSRlabDie Schülerinnen und Schüler der
Oberstufe Uznach produzierten für
ihre Musik-Projektwoche rund 350
Becher im HSRlab. Während der
Projektwoche studierten die Schü-
lerinnen und Schüler mit grossem
Eifer den Rhythmus des Cup-Songs
«You only miss me when I’m gone»
ein. Der Cup-Song ist durch ein
YouTube-Video einer amerikani-
schen Schauspielerin weltbekannt
geworden. Mit Bechern klopft sie
virtuos den Takt für das beglei-
tende Lied, das sie selbst singt. An
der Schule Uznach sang ein Schü-
lerchor das Lied und die Kollegen
klopften mit den Kunststoffbe-
chern den Takt. Das Ergebnis wurde
verfilmt und kann auf der Website
des HSRlabs angeschaut werden.
www.hsrlab.ch
Die HSRlab-Becher erwiesen sich als besonders geeignet, um den Rhythmus des bekannten Cup-Songs «You only miss me when I’m gone» zu klopfen.
AKTUELLES
NEUE PROFESSUREN
Prof. Dr. Christian Bermes
Prof. Dr. Christian
Bermes wurde
vom Hochschulrat
per 1. August
2014 zum Profes-
sor für Mechatro-
nik und Automa-
tion im Studien-
gang Maschinentechnik | Innova -
tion gewählt.
Er wird am ILT Institut für Labortech-
nologie unter anderem die neuen
Themen «Internet der Dinge» und
«Smart Factories» erforschen.
Christian Bermes hat in seiner vier-
jährigen Industrietätigkeit bei
Alstom Power und Bosch Elektro-
werkzeuge einen breiten Erfah-
rungsschatz in der industriellen
Forschung und in der Produktent-
wicklung von Gebrauchsgütern ge-
sammelt. Zuvor studierte er von
2001–2006 in Hamburg, Stuttgart
und Atlanta Ingenieurwissenschaf-
ten und promovierte 2010 an der
ETH Zürich zur Konstruktion, Mo-
dellierung und Optimierung einer
Helikopterdrohne.
Sowohl während des Studiums als
auch während der Promotion war
er Stipendiat der Studienstiftung
des deutschen Volkes.
Als junger Dozent freut sich Chris-
tian Bermes besonders darauf, ge-
meinsam mit seinen Studierenden
neue Wege in der Lehre auszupro-
bieren. Wichtig ist ihm die enge
Verzahnung der Lehre mit der Pra-
xis und der angewandten For-
schung und Entwicklung, zum Bei-
spiel durch die Einbindung von
Gastreferenten. Er ist sich sicher,
dass er ebenso viel von seinen Stu-
dierenden lernen kann wie seine
Studierenden von ihm.
Christian Bermes ist begeisterter
Alpinsportler und lebt mit seiner
Partnerin in Zürich.
Prof. Mark Krieger
Prof. Mark Krieger
wurde vom Hoch-
schulrat der HSR
per 1. September
2014 zum Profes-
sor für Pflanzen-
verwendung im
Studiengang Land-
schaftsarchitektur gewählt. Er wird
am ILF Institut für Landschaft und
Freiraum Strategien für den gestal-
terischen und funktionalen Einsatz
von Pflanzen in der Objektplanung
entwickeln.
Er bringt langjährige Erfahrungen in
der Pflanzenverwendung mit. So hat
er Rahmen- und Schaupflanzungen
für acht Gartenschauen in Deutsch-
land entwickelt. In Dublin und in
Hamburg arbeitete er im städtebau-
lichen Massstab an Bepflanzungen
des öffentlichen Raums.
Mark Krieger hat nach seiner Be-
rufsausbildung als Staudengärtner,
dem Studium der Landschaftsarchi-
tektur an der Fachhochschule Wei-
henstephan und der Projektleitung
in Planungsbüros in Deutschland
und der Schweiz ein Büro für Pflan-
zenverwendung in der Land-
schaftsarchitektur geführt.
Mark Krieger wird dem bisher an
der HSR durch Lehrbeauftragte ab-
gedeckten Bereich der Pflanzenver-
wendung in der Landschaftsarchi-
tektur neues Gewicht geben.
Mit internationalen Erfahrungen in
der Planung bringt er zeitgemässe
Impulse in die Konzeption von Pflan-
zungen ein. Er freut sich, gerade jun-
gen Leuten davon etwas weiterge-
ben zu können und neue Wege in
das Pflanzenreich aufzuzeigen. Für
ihn gilt es, den bewohnten Raum
mit gezieltem Einsatz der Pflanze le-
benswerter zu machen.
Mark Krieger lebt in Zürich.
45HSR Magazin 2 / 2014
AKTUELLES
HSR PUBLIKATIONEN
Geländemodellierung: landscapingSMART, 3DMaschinensteuerung, Regenwasser management
Höhenlinien werden seit dem frü-
hen 18. Jahrhundert in der Kar to-
grafie verwendet. Heute sind
Höhen linien grundlegender Be-
standteil modernster 3D-Gelände-
modellierungsprogramme. Peter
Petscheks Buch erläutert die
Grundlagen wie Geländeformen,
Gefälle, Höhenpunkte, Höhenli-
nien oder Erdmassenberechnung
und führt in Themen wie Gelände-
sicherung, Regenwassermanage-
ment oder Geländemodellierung
auf der Baustelle ein. Das Buch bie-
tet einen umfassenden Einblick in
neue Technologien wie den Land-
scapingSMART-Workflow mit digi-
taler Geländemodellierung und
3D-Maschinensteuerung.
Der Autor Peter Petschek ist Studi-
engangleiter und Professor am Stu-
diengang Landschaftsarchitektur
mit Schwerpunkt Ausführungspla-
nung/Geländemodellierung und IT.
Autor: Peter Petschek, HSR
Verlag: Birkhäuser Verlag, Basel
ISBN 978-3-03821-509-7 (DE),
ISBN 978-3-03821-508-0 (EN).
Auch als E-Publikation erhältlich:
ISBN 978-3-03821-665-0 (DE)
ISBN 978-3-03821-666-7 (EN).
PENSIONIERUNGEN
Prof. Heinz Domeisen
Heinz Domeisen
trat im Sommerse-
mester 1988 als
Lehrbeauftragter
für Regelungs-
technik in die HSR
ein. 1994 wurde
er zum vollamtli-
chen Professor für Mechatronik
und Automatisierungstechnik ge-
wählt und konnte seine Industrie-
erfahrungen in Mess- und Rege-
lungstechnik voll einbringen.
Heinz Domeisen hat die Ausbildung
in Mess- und Regelungstechnik,
Automation, Robotik und Mecha-
tronik in den letzten 26 Jahren ent-
scheidend geprägt. Er konnte vie-
len Generationen das Zusammen-
wirken von Maschinentechnik, Elek -
trotechnik und technischer Infor-
matik auf überzeugende Art und
Weise vermitteln. Insbesondere die
Schnittstellen zwischen diesen Dis-
ziplinen waren ihm ein Anliegen. Er
galt bei den Studierenden als fairer
Professor und guter Lehrer, der sei-
nen Prinzipien treu blieb und eini-
ges forderte.
Seit 1995 realisierte er in seinem
Institut, dem IMA Institut für Me-
chatronik und Automatisierungs-
technik, zahlreiche Projekte wie
beispielsweise die Klimaregelung in
historischen Gebäuden, «Griff in
die Kiste», «SkateWax» oder den
Roboter Rover im Stadtmuseum
Rapperswil- Jona. Für den Unter-
richt entwickelte er verschiedene
faszinierende Demonstrationsein-
richtungen wie beispielsweise das
Ba lance-Rad. Untrennbar mit sei-
nem Namen verbunden ist die Eu-
robot, ein internationaler Roboter -
Studentenwettbewerb. Seit 1998
hat Heinz Domeisen jedes Jahr ein
oder mehrere Teams beim Bau von
Robotern betreut.
Neben dem Unterricht hat er sich
auch für wichtige Bereiche der HSR
engagiert: als Vertreter der Dozie-
renden im Hochschulrat, bei unzäh-
ligen Schulbesuchen, bei der Be-
treuung von Praktikanten und Ma-
turanden und vieles mehr.
Wir werden seine Fachkenntnis und
seine besonnene Art sehr vermis-
sen und danken ihm herzlich für
sein grosses und vielseitiges En-
gagement. Für den kommenden
Lebensabschnitt wünschen wir
Heinz Domeisen alles Gute, ein
weniger volles Programm und
Musse für seine Hobbys und seine
Familie.
Hanspeter Gysin
Prof. Dr. Heiner Prechtl
Vor 23 Jahren be-
gann Prof. Dr. Hei-
ner Prechtls Karri-
ere als Professor
für Energietech-
nik. An der HSR
freute man sich
über den kompe-
tenten Fachmann: «Unser neuer
Dozent für Energietechnik ist – das
kann man ohne Übertreibung fest-
halten – von seiner Erfahrung her
wie kein Zweiter gerüstet, den un-
sachlichen Vorurteilen bezüglich
Erzeugung und Verbrauch von
Energie mit fachlicher Kompetenz
zu begegnen», würdigte ihn die Re-
daktion 1991 im damaligen HSR
Magazin.
In den 90er Jahren gründete er mit
Prof. Dr. Thomas Kopp das IET Insti-
tut für Energietechnik. 2005 über-
nahm er schliesslich die Leitung des
Studiengangs Elektrotechnik. Hei-
ner Prechtl ist vermutlich der einzige
Professor, der Studierende aller vier
technischer Studiengänge Elektro-
technik, Informatik, Maschinen-
technik | Innovation sowie Erneuer-
bare Energien und Umwelttechnik
unterrichtet hat.
Die Energietechnik ist seine grosse
Leidenschaft, die er mit Vehemenz
und gekonnter Rhetorik vertritt:
«Die Welt läuft mit Drehstrom.»
Er ist mit Herz und Seele «Stark-
strömler». Für ihn bedeuten Ströme
von weniger als einem Ampere
einen Stromunterbruch und Fre-
quenzen über 50 Hertz sind Hoch-
frequenz.
Er ist Lehrer aus Überzeugung, bei
dem Unterricht und Unterhaltung
immer nahe beieinander liegen.
Seine Studierenden profitierten
von der Vermittlung von Energie-
technik in einem gesellschaftlich-
politischen Kontext – dem Bild
eines Universalingenieurs verpflich-
tet, angelehnt an den Uni-
versalmenschen der Renaissance.
In dieser Präsenz als Lehrer und
Menschenfreund schimmerte stets
auch die präferierte Studienwahl
seines Vaters durch: die Theo logie.
Heiner Prechtl ist nie um einen
passenden Spruch verlegen. Wir
werden seine bayrische Gemütlich-
keit und seinen legendären Humor
an der HSR vermissen. Wir wün-
schen ihm viel Glück und Erfüllung
– und die Zeit für seine vielseitigen
Interessen wie Musik, Literatur und
Kultur.
Redaktion
NACHFOLGE
Neuer Studiengangleiter Elektrotechnik
Prof. Reto Bonde-
rer übernimmt per
Herbstsemester
2014 die Studien-
gangleitung von
Prof. Dr. Heiner
Prechtl, der in den
Ruhestand tritt.
Sein erklärtes Ziel ist es, den hervor-
ragenden Ruf der Elektrotechnik an
der HSR zu halten und am Puls der
Zeit weiterzuentwickeln. Er ist seit
2008 als Professor für eingebettete
Systeme und im IMES Institut für
Mikroelektronik und Embedded
Systems an der HSR tätig.
46 HSR Magazin 2 / 2014
„Wir forschen an Sensoren für die Gesell -schaft von morgen.” Michael Dommer,Application Engineer
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47HSR Magazin 2 / 2014
IMPRESSUM
Herausgeberin:HSR Kommunikation
Adresse:HSR Hochschule für Technik RapperswilOberseestrasse 10, 8640 RapperswilTelefon 055 222 41 11, [email protected]/magazin
Redaktion (Red.):Eva Tschudi (Chefredaktion), Michael Lieberherr (Projektleitung), Simone Wyder
Fotos/Bilder:Titelbild: Mirjam StrahmS. 4: Magi WechslerS. 7: Daniela KohlerS. 9: Peter Petschek; Kompetenzzentrum Geoinforma-tionS. 10, 12, 15, 16, 17, 18, 30, 33, 41, 42: Damian Imhof, Kurzschuss Photography GmbHS. 11: Mirjam StrahmS. 13: Maya Rhyner S. 17: ZVGS. 18: ITA S. 19: IMES S. 22: Südostbahn SOBS. 23: IET; Michael Lieberherr, RedaktionS. 28: IWKS. 29: Rollys-Royce, IWKS. 31: FotoliaS. 32: Delica AG
S. 34, 35, 36: Julie Brak S. 35: SüdostschweizS. 37: Thomas Neuenschwander, IPEKS. 39–41, 44–45, 50: ZVGS. 42: Beatrice Cipriano, Christan BommerS. 43: ZVG; Michael Lieberherr, Redaktion
Layout: kommUnikate, Baden
Druck: Spälti Druck AG, Glarus
Anzeigenverkauf Schweiz:Somedia Promotion AGZwinglistrasse 68750 GlarusTelefon 055 645 38 [email protected]
Nachdruck mit Angabe der Quelle gestattet. Belegexemplar erbeten.
Externe Autoren: Copyright bei den Verfasserinnen und Verfassern.
Erscheint zweimal jährlich.
Auflage 9000 Exemplare.
Das nächste Magazin erscheint am 16. Februar 2015, Redaktionsschluss ist der 28. November 2014. Der Inserateschluss ist am 5. Januar 2015.
Auf der Online-Verkaufsplattform Amazon stechen einige sonderbare Angebote sofort ins Auge. So verkauft zum Beispiel der Hersteller Wenger ein gigantisch grosses «Schweizer Offiziersmesser Giant». Mit einer Gesamtbreite von 24 cm passt dieses Offiziersmesser nicht mehr in jede Hosentasche. Es enthält über 87 Werkzeuge mit 141 Funktionen. Was damit alles möglich wird, liest sich teilweise in den sehr humorvollen Kundenrezensionen: www.hsr.ch/h2014-1.Ein sehr exklusives und einmaliges Erlebnis ist ein Suborbital-Flug auf über 60 Kilometer Höhe. Für nur 95 000 Euro sollen dereinst Passagierin-nen und Passagiere mit dem Raketenflugzeug Lynx Mark I in den Suborbit fliegen. Derzeit ist dies noch Wunschdenken. Erste Testflüge waren für 2013 geplant, fanden aber nicht statt. Die Lynx Mark II soll später sogar mit Mach 2,9 (über 3500 km/h) an den Rand des Weltraums auf eine Höhe von über 100 km fliegen. Tickets für beide Flüge können bereits bei der Firma Space Expe dition Corporation gekauft werden, welche die Vermarktung der Lynx-Flüge übernimmt: www.hsr.ch/h2014-2. Die erfundenen Kundenbewertungen auf Amazon machen auch dieses Inserat zur unterhaltsamen Lektüre: www.hsr.ch/h2014-3.Wer jemandem ein wirklich besonderes Geschenk machen möchte, muss nicht immer hoch hinaus.
Wie wäre es mit einer Reise in die Tiefe, 3821 Me-ter unter den Meeresspiegel? Dahin, wo seit dem 15. April 1912 die damals als unsinkbar geltende RMS Titanic im Nordatlantik liegt, circa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland entfernt. Geschichtsinteressierte kaufen sich da-für einen Gutschein «Tauchfahrt zur Titanic»: www.hsr.ch/h2014-4.Für knapp 22 Euro bietet ein Händler auf Amazon eine halbe Million Euro an. Der einzige Haken an der Sache: Das Geld ist geschreddert. Es be-steht aus echten Banknoten, welche die Deutsche Bundesbank aus dem Verkehr gezogen hat. Als Geschenk ist damit ein guter Gag auf sicher. Ebenso süffisant sind wiederum die Kunden-kommentare: www.hsr.ch/h2014-5.Besitzen Sie einen grossen Garten, viel Um-schwung oder sogar einen eigenen Park? Dann ist das Angebot «Lebensgrosser T-Rex in Angriffs-haltung» etwas für Sie. Die Masse dieses Nach-baus, 857 cm lang, 253 cm breit und 390 cm hoch, sind eindrücklich, desgleichen auch der Preis von über 22 600 Euro. Diese Gartenverzierung wird aus glasfaserverstärktem Kunststoff herge-stellt, ist witterungsbeständig und frostsicher. Zu kaufen gibt es den T-Rex hier: www.hsr.ch/h2014-6. Da dieses steinzeitliche Tier auch auf Amazon zu erwerben war, sind auch dazu inspi-rierende Kundenberichte zu lesen: www.hsr.ch/h2014-7. [email protected]
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50 HSR Magazin 2 / 2014
SPRUNGBRETT
Name: Iris SalathéJahrgang: 1969Studienrichtung: LandschaftsarchitekturAbschlussjahr: 1996Heutige Funktion: VR-Präsidentin Salathé Gar-tenbau und Landschaftsarchitektur mit den Spe-zialgebieten Pflanzenverwenderin und -gestalterin
Ihr persönliches Erfolgsrezept?Obwohl wir eine Firma mit 49 Mitarbeitenden führen, nehmen wir uns Zeit zur Erholung. Um für Mitarbeitende, Kunden und Familie eine verlässli-che Partnerin zu sein, ist seriöses Arbeiten wich-tig. Offerten und Nachkalkulationen betrachte ich als so überlebenswichtig wie gute Ideen.
Die drei wichtigsten Sachen in Ihrem Leben?Nicht die Asche der letzten Generation zusam-menkratzen, sondern das Feuer weiterreichen.Genug Energie behalten, um weiterzumachen.Nicht stehenbleiben, weder privat noch beruflich.
Wenn ich heute 20 wäre, würde ich …… genug Zeit investieren um herauszufinden, was ich tun möchte.
Ihre schönste Erinnerung an die HSR?Die besten Erinnerungen habe ich an spezielle Projekte, etwa ein Action-Painting-Wochenende mit Anne-Marie Siegrist-Thummel. Oder an das Zeichnen unter einer Autobahnbrücke mit Chris Hunziker sowie an Botanikexkursionen.
Welchen Tipp würden Sie unseren Absolventinnen und Absolventen an der Diplomfeier mit auf den Weg geben?Wir müssen eine hohe Fachkompetenz ausweisen und uns ständig weiterbilden. Mit Selbstvertrauen müssen wir für die Akzeptanz unseres Berufs-stands kämpfen.
Sie haben Ihre 1894 gegründete Firma in vierter Generation übernommen. Wollten Sie immer Landschaftsarchitektin werden?Ich malte und zeichnete immer leidenschaftlich gerne, aber in meiner Kindheit hatte ich praktisch nichts mit der Firma und mit Pflanzen zu tun. Als ich 19-jährig nochmals eine Berufsberaterin auf-suchte, gab sie mir den Rat, diesen Beruf zu erler-nen. Von diesem Zeitpunkt an war mein Weg klar und ich entdeckte meine Passion für Pflanzen und die Gestaltung mit ihnen.
Wann ist ein Garten ein schöner Garten?Wenn eine Gestaltungsabsicht lesbar ist und Interpretationen offenbleiben. Wichtig finde ich ebenso, dass die Jahreszeiten spürbar sind.
Beton, Kies oder Grünflächen?Dem Genius loci folgend sollten wir das Element verwenden, das den Ort mit seiner Kraft ver-stärkt.
Lebensräume oder Designikonen?Jede Kultur braucht ihre Glanzpunkte und Designikonen. Für die Mehrheit der Räume wünsche ich mir eine hohe Lebensqualität.
Pärke oder Gärten?Am besten viele gut gestaltete Pärke und Gärten.
Minimalismus oder Barock?Alles zu seiner Zeit. Barock soll in der Denkmal-pflege zur Anwendung kommen. Heute scheint mir der Minimalismus passender.
Entwurf oder Ausführung?Zuerst der gelungene Entwurf, dann die professi-onelle Ausführung. Nur beides zusammen ergibt ein erfolgreiches Projekt.
Auf welche Pflanzen freuen Sie sich, wenn sich das Klima in der Schweiz erwärmt?Auf Pflanzen mit grasartigen oder sukkulenten Blättern und interessanten Texturen.
Das nervigste Klischee über Ihren Beruf?Am meisten nervt mich, dass viele Architekten und Privatpersonen das Gefühl haben, unsere Ar-beit selbst übernehmen zu können. Das Resultat ist dabei oft eine Beleidigung für das Auge.
Ohne Landschaftsarchitektinnen … ... gäbe es keine Vorschläge für eine funktionale, inspirierende und ökologische Aussenraumgestal-tung.
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Wir von bbv erachten aktuelle Methoden und Technologien als zentrale Elemente
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