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AKTIVES MANAGEMENT Outperformance im Niedrigzinsumfeld 06 STRATEGIE Europäische Unternehmen im Wandel bieten besondere Anlagechancen 14 RISIKOMANAGEMENT Dynamic Risk Management 22 I / 2015 Update Das Kundenmagazin von Allianz Global Investors für institutionelle Investoren Verstehen. Handeln. Outperformance Chancen des Aktiven Managements im Niedrigzinsumfeld ergreifen

I / 2015 Update - risklab.com · zwar zu den fundamentalen Trends unserer Zeit, ist aber kein unausweichliches Schicksal. Einige Länder dürften es mit Anreizen für eine verstärkte

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AKTIVES MANAGEMENTOutperformance im Niedrigzinsumfeld06STRATEGIEEuropäische Unternehmen im Wandel bieten besondere Anlagechancen14RISIKOMANAGEMENTDynamic Risk Management22

I / 2015

UpdateDas Kundenmagazin von Allianz Global Investorsfür institutionelle Investoren

Verstehen. Handeln.

OutperformanceChancen des Aktiven Managements im Niedrigzinsumfeld ergreifen

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2232AKTIVES MANAGEMENT

Outperformance im Niedrigzinsumfeld

SPOTLIGHTSNeues aus der Welt von Allianz Global Investors

STRATEGIEEuropäische Unternehmen im Wandel bieten besondere Anlagechancen

RISIKOMANAGEMENTDynamic Risk Management

RISK WISE.Nine Everyday Adventures

INHALT

34 INTERVIEW„Quo vadis Europa, Herr Professor Dr. Heise?“

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Liebe Leserin, lieber Leser,

wir von Allianz Global Investors sind der festen Überzeugung, dass aktives Investieren auch weiterhin eine zentrale Rolle bei der Kapitalanlage in Zeiten der Finanziellen Repression spielen wird.

Angesichts eines niedrigeren Trendwachstums und anhaltend niedriger Zinsen müssen sich Anleger auf absehbare Zeit auf geringere Markterträge (Beta) einstellen. Daher sollte die Erzielung über den Marktertrag hinausgehender Ergebnisse (Alpha) eine noch wichtigere und zentralere Komponente des Gesamtertrags werden.

Zuverlässige Quellen von Alpha sind aktiver ausgerichtete Anlagekonzepte – zum Beispiel Portfolios mit höherem „Active Share“ - und Strategien zur gezielten Verein-nahmung von Risikoprämien.

Aktives Investieren ist damit die zentrale Herausforderung – vor allem aber Chance für die nächsten Jahre. Das größte Risiko besteht dabei darin, kein Risiko eingehen zu wollen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre.

HerzlichstIhr

Tobias C. ProssManaging Director

EDITORIAL

A K T I V I N V E S T I E R E NEin kritisches Unterscheidungsmerkmal im Umfeld niedriger Markterträge

Ihr

Tobias C. Pross

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Spotlights

AUSBLICK

Global Strategic Outlook für das 1. Quartal 2015 Es geht weiter aufwärts, wenn auch nur leicht. Im 1. Quartal 2015 dürfte die Welt-wirtschaft moderat gewachsen sein. Be lebend wirkte sich vor allem der nied-rige Ölpreis aus, der sowohl dem Konsum als auch der Konjunktur zugutekam. Positive Erträge können Investoren eher bei riskanten Anlageklassen erwarten, aber auch Rückschläge sind möglich. Die US-Notenbank könnte ihre Leitzinsen früher erhöhen als derzeit erwartet, was zu einem Anstieg der Renditen von US- An leihen führen würde. Dagegen dürfte die Geldpolitik in Japan und dem Euroraum konjunkturfreundlich bleiben, was die Aktienkurse im Jahr 2015 wahrscheinlich weiterhin steigen lassen wird.

E I N S C H ÄT Z U N G

Investment Forum von Allianz Global InvestorsIm Januar 2015 kamen die Kapitalmarkt-experten und Investmentstrategen von Allianz Global Investors auf dem Invest-ment Forum in Hongkong zusammen, um die Lage an den Kapitalmärkten zu erörtern. Dabei wurden folgende zentrale Fragen aufgegriffen: Ist das Szenario der finanz iellen Repression weiterhin gegeben, auch wenn die Notenbanken in den füh-renden Volkswirtschaften einen unter-schiedlichen geldpolitischen Kurs ein-zuschlagen beginnen? Wird es in den asiatischen Ländern Reformen geben, die deren jahrzehnte altes Entwicklungsmodell verändern werden? Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die globalen Wachstumsperspektiven aus? Und welche Konsequenzen ergeben sich dar-aus für aktive Anlage manager und für ihre Kunden?

Als Fazit für die Anlagestrategie wurde abschließend festgehalten, dass aktives Investieren weiterhin die zentrale Heraus-forderung und Chance in diesem Jahr und darüber hinaus ist.

MEHR DAZU UNTER

www.updatemagazineonline.com/de/InvestmentForum

ST U D IE

„QE“ – Startsignal für Anlagen im Euroraum?Die Europäische Zentralbank hat ein massives Wertpapierkaufprogramm auf den Weg gebracht – und die Aufmerk-samkeit der Investoren richtet sich zu nehmend auf den „alten“ Kontinent. Steht eine Renaissance von Aktien aus dem Euroraum bevor? Die Argumente dafür scheinen sich zu verdichten. Zeit für eine Entdeckungsreise nach Europa.

MEHR DAZU UNTER

www.updatemagazineonline.com/de/QE

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U P D A T E I / 2 0 1 5 SPOTLIGHTS

AU SZE ICH N U N G

portfolio institutionell AwardsAm 23. April 2015 werden in Düsseldorf zum neunten Mal die portfolio institu-tionell Awards vergeben. Sie sind in ihrer Art die einzige und wichtigste jährliche Auszeichnung für institutionelle Investoren im gesamten deutschsprachigen Raum.

Das Besondere an den portfolio institutionell Awards ist die für jede Kategorie zusam-mengestellte unabhängige Fachjury, die in ihrer Arbeit von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt und überprüft wird.

Allianz Global Investors ist Sponsor der Kategorie Bester Corporate Investor.

DIALOG

Institutional Money Kongress 2015 Zum achten Mal fand am 24. und 25. Feb-ruar 2015 in Frankfurt der Institutional Money Kongress statt. Neben den Vor-trägen und den mehr als 70 Workshops standen zwei Roundtable-Diskussionen zu aktuellen Themen auf dem Programm. Allianz Global Investors war durch Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer, vertreten. In einem Gespräch mit der n-tv-Moderatorin Sabrina Marggraf informierte Utermann die Teilnehmer über aktuelle Trends an den Kapitalmärkten und über die Notwendigkeit aktiver Invest-mentstrategien.

AUSZE ICH N U N G

FERI EuroRating Die Rating- und Research Agentur FERI EuroRating Services AG hat die FERI Euro-Rating Awards 2015 in Bad Homburg verliehen. Allianz Global Investors gehört erneut zu den Top-5-Assetmanagern in der Gruppenkategorie Multi Asset. FERI EuroRating Services AG (FERI) bewertet die Qualität des Investment-Teams Multi Asset – Active Allocation Strategies von Allianz Global Investors – mit der Rating-note A A. Die Risikomanagement- und Risikocontrollingprozesse des Teams beurteilt FERI dabei sogar mit AAA – herausragend.

Als besondere Stärke von AllianzGI sieht die Ratingagentur das breit aufgestellte, aktive Investmentmanagement und die globale Investmentperspektive.

MEHR DAZU UNTER

www.updatemagazineonline.com/de/FERI

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Outperformance im Niedrigzinsumfeld

Aktives Management

AUTOR: ANDREAS UTERMANN

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Auf unserem Investment Forum in Hongkong im Jahr 2012 hatten wir die finanzielle Repression als das Thema identifiziert, das Wirt-schaft und Finanzmärkte auf absehbare Zeit beherrschen würde. Drei Jahre später kamen unser Chief Investment Officer und unsere Strategen erneut in dieser dynamischen Metropole zusam-men, um unsere langfristige Kapitalmarktsicht zu erörtern. Dabei standen folgende Fragen im Mittelpunkt: Ist das Szenario der finanziellen Repression weiterhin gegeben, auch wenn die Noten-banken in den führenden Volkswirtschaften einen unterschied-lichen geldpolitischen Kurs einzuschlagen beginnen? Wird es in den asiatischen Ländern Reformen geben, die deren jahrzehnte-altes Entwicklungsmodell verändern werden? Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die globalen Wachstumsperspektiven aus? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für uns als aktive Anlagemanager – und vor allem für unsere Kunden, für die wir tätig sind?

Die finanzielle Repression ist weiterhin gegebenUnser mittel- bis langfristiger Wirtschafts- und Marktausblick ist eng mit unserer Einschätzung der Notenbankpolitik in den führenden Industriestaaten verknüpft. Da die Weltwirtschaft nach wie vor durch hohe Verschuldung und mäßiges Wachstum belastet wird, rechnen wir mit einer weiterhin konjunkturfreundlichen bis expan-siven Geldpolitik. Damit diese ihre Wirkung entfalten kann, sind jedoch gleichzeitig fiskalpolitische Reformen und Anpassungen auf der Angebotsseite erforderlich.

Wir sind der Ansicht, dass die Europäische Zentralbank und die japanische Notenbank auf der einen Seite sowie die US Federal Reserve und die Bank of England auf der anderen Seite einen unterschiedlichen Kurs verfolgen können, ohne dass dadurch

unser Szenario einer insgesamt finanziell repressiv wirkenden Geldpolitik in Frage gestellt wird. Auch wenn in den USA eine Leit-zinserhöhung bevorsteht, ist die Federal Reserve weit davon ent-fernt, die Zinsen auf das aus der Vergangenheit gewohnte Niveau anzuheben. Vielmehr wird sie mit ihrer Zinspolitik bewusst hinter der Wirtschaftsentwicklung zurückbleiben, um der Aufgabe der Wachstumsförderung im Rahmen ihres dualen Mandats gerecht zu werden. Da die Federal Reserve aber früher mit Zinserhöhun-gen beginnen wird als andere Notenbanken, erwarten wir eine weitere Aufwertung des US-Dollar.

Die Wachstumskräfte sind zwar schwach – eine globale Deflation ist aber unwahrscheinlichEin zentrales Thema auf unserem Investment Forum ist stets die Frage, ob sich die Inflation beschleunigt oder ob sie nachlässt. Dieses Jahr haben wir intensiv diskutiert, ob der Wandel in der Altersstruktur und eine mögliche Abkehr vom traditionellen Wachstumsmodell in Asien stark deflationär wirken könnten. Im Ergebnis sehen wir zwar Anzeichen dafür, dass die Inflation weiterhin gering bleiben wird. Eine Deflation – also einen von fallenden Preisen begleiteten, länger anhaltenden Wirtschaftsabschwung – erwarten wir aber nicht.

Sicherlich entfaltet der Ölpreisverfall eine oberflächlich deflationäre Wirkung. Da dieser aber von einem Angebotsüberschuss und nicht von gedämpfter Nachfrage ausgelöst wurde, sollte er zusammen mit der konjunkturfreundlichen Geldpolitik das Wirtschaftswachs-tum anregen. Zudem haben die Vereinigten Staaten wieder in ihre Rolle als wachstumsstärkste Industrienation zurückgefunden. Die US-Wirtschaft setzt ihren Erholungsprozess nach der Finanzkrise fort und ist inzwischen auf dem Weg der Gesundung. So gewinnt die Industrie in den Vereinigten Staaten wieder an Bedeutung und

VERSTEHEN.

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im oberen Lohnsegment des US-Arbeitsmarkts ist ein ermutigender Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Auch in Europa registrieren wir Anzeichen für eine wirtschaftliche Stabilisierung. Lediglich die Konjunktursignale aus Japan bleiben weiterhin enttäuschend.

Strukturreformen als Motor des Wandels in AsienPassend zum Ort unseres Investment Forums Hongkong haben wir uns ausgiebig mit den zahlreichen Chancen und Herausfor-derungen in der asiatischen Region befasst. Angesichts sinkender Leistungsbilanzüberschüsse haben wir untersucht, ob das „nordasiatische Entwicklungsmodell“ noch tragfähig ist. Kenn-zeichnend für dieses Modell sind die Vermeidung von Importen durch Inlandsproduktion, die gezielte Förderung des Exports und eine erleichterte Refinanzierung der Unternehmen durch nied-rige Realzinsen.

In diesem Zusammenhang stimmen uns die Reformen der chine-sischen Regierung zuversichtlich. Unter Führung von Präsident Xi Jinping liberalisiert sie den Finanzmarkt und reformiert den Dienst-leistungssektor, um den Umbau zu einer stärker konsumgetriebe-nen Volkswirtschaft zu fördern. Tatsächlich liegen in der gesamten asiatischen Region wichtige Reformen in der Luft. Beispielsweise hat Indien damit begonnen, seinen Arbeitsmarkt zu deregulieren, Thailand hat seine „Thailand Plus One“ Investitionspolitik angekün-digt und Indonesien hat seine Infrastrukturausgaben erhöht. Für uns liegt damit klar auf der Hand, dass das alte Entwicklungsmodell in Asien ausläuft und ein neues sich konstituiert.

Tiefgreifender demografischer Wandel weltweitIn Bezug auf Asien haben wir auch die Frage erörtert, ob die Pro-bleme, die die Alterung der Bevölkerung in Japan mit sich bringt,

Vorboten vergleichbarer demografischer Entwicklungen1 und Her-ausforderungen in anderen Volkswirtschaften sind. In den meisten entwickelten und aufstrebenden Ländern wird in den kommenden 20 Jahren der Anteil der Menschen im Rentenalter stark ansteigen, während der der Bevölkerung im Erwerbstätigenalter sinken wird. Tatsächlich ist im Jahr 2013 erstmals die arbeitende Bevölkerung in den entwickelten Staaten außerhalb Japans zurückgegangen.2 Diese Koppelung des schrumpfenden Erwerbstätigenpotenzials mit der wachsenden Zahl von Ruheständlern mit niedrigeren Konsumaus-gaben wird das Wirtschaftswachstum bremsen. Dabei kann es auch Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben, wenn ältere Anleger ihr Vermögen in weniger riskante Anlageformen umschichten.

Welche Konsequenzen sich für den Kapitalmarkt genau ergeben, ist allerdings schwer zu beurteilen. Der demografische Wandel gehört zwar zu den fundamentalen Trends unserer Zeit, ist aber kein unausweichliches Schicksal. Einige Länder dürften es mit Anreizen für eine verstärkte Nettozuwanderung versuchen. Nachhaltiger und effektiver wäre es jedoch, auf eine höhere Geburtenrate hinzu-wirken, wie dies in Schweden gelungen ist. Diese beiden Ansätze gegen die Auswirkungen der gesamtgesellschaftlichen Alterung könnten durch den Abbau struktureller Hemmnisse auf dem Arbeitsmarkt und einen späteren Beginn des Ruhestands unter-stützt werden. Würde beispielsweise die derzeitige Beschäftigungs-quote in Deutschland bis 2020 auch in den übrigen Euro-Staaten erreicht, stiege die Zahl der Beschäftigten im Euroraum um fast 7 % – das wären rund 9 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte. Außerdem

[1] Mehr zum Thema demografischer Wandel findet sich in den „World Population Prospects – The 2012 Revision“ der Vereinten Nationen und in unserer Studie „Demo-grafische Zeitenwende“.

[2] Vgl. UN Population Division: „World Population Prospects – The 2012 Revision“.

HANDELN.

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haben wir bereits auf einem unserer früheren Investment-Foren konstatiert, dass innovative Technologien die Produktivität und die Wirtschaftsleistung auf lange Sicht steigern können.

Für den einzelnen Anleger kann der demografische Wandel drasti-sche Konsequenzen haben: In einer Zeit mit extrem niedrigen Anleihenrenditen steigt die Lebenserwartung weiter und das Beschäftigtenpotenzial schrumpft.3 An die Stelle des Risikos, zu früh zu sterben, tritt heutzutage somit das Risiko „nicht früh genug zu sterben“, wie es der amerikanische Ökonom Peter Drucker so treffend gesagt hat. Umso größer ist der Bedarf an kreativeren Lösungen für die Erzielung von Alterseinkünften.

Vorteile des aktiven Managements nutzenDie auf unseren Investment Foren thematisierten Herausforde-rungen unterstreichen den Mehrwert, den wir als aktiver Anlage-manager bieten können, indem wir unsere Erkenntnisse und Fähig-keiten in zielführende Lösungen für unsere Kunden einsetzen:

· Angesichts eines niedrigeren Trendwachstums und anhaltend niedriger Zinsen sollten sich die Anleger auf absehbare Zeit auf geringere Markterträge (Beta) einstellen. Daher sollte die Erzie-lung über den Marktertrag hinausgehender Ergebnisse (Alpha) eine noch wichtigere Komponente des Gesamtertrags werden. Zuverlässige Quellen von Alpha sind aktiver ausgerichtete Anlage-konzepte – zum Beispiel Portfolios mit höherem „Active Share“4 –und Strategien zur gezielten Vereinnahmung von Risikoprämien5.

[3] Vgl. UN Population Division: „World Population Prospects – The 2012 Revision“.[4] Zur Vertiefung: „Active Share: Die einzelnen Teile sind mehr wert als das Ganze“.[5] Siehe auch: „Vereinnahmung von Risikoprämien bei der Aktienanlage“.

· Geopolitische Risiken können erhöhten Einfluss auf die Erträge und das Ausmaß der Wertschwankungen an den Märkten haben. Auch niedrige Liquidität kann zu verstärkten Kursaus-schlägen führen. Deshalb sollten Anleger breit diversifizierte und risikokontrollierte Multi Asset-Lösungen in Betracht ziehen.

· Herkömmliche Ansätze zum Ausgleich der Versorgungslücke im Alter sind nicht mehr zielführend. Das Niveau der staatlichen Altersvorsorgeleistungen ist bereits niedrig und dürfte weiter sinken. Gleichzeitig eignen sich traditionelle Anleihen nicht mehr als Einkommensquelle im Ruhestand, da ihre realen Ren-diten negativ sind. Vor diesem Hintergrund erweitern wir unser Angebot an Vorsorgelösungen, mit denen Anleger ihr Vermögen während des Ruhestands aufzehren können.

Unser Fazit für die AnlagestrategieIm Hinblick darauf, welche Anlagen uns und unseren Kunden Mehrwert bieten, haben wir eine Reihe eindeutiger Schlüsse gezogen:

· Da die finanzielle Repression weiterhin gegeben ist und ameri-kanische wie deutsche Staatsanleihen überteuert sind, bleibt es bei unserer zentralen Überzeugung: Das größte Risiko besteht darin, kein Risiko eingehen zu wollen.

· Der Kapitalmarkt bietet weiterhin vielversprechende Anlage-möglichkeiten, allerdings muss man als Anleger wählerisch vorgehen.

· Anleihen und Währungen aus Schwellenländern sollten langfris-tig orientierten Anlegern weiterhin positive Perspektiven bieten.

„ Das größte Risiko besteht darin, kein Risiko eingehen zu wollen.“

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„ Aktives Investieren um Outperformance im Niedrigzinsumfeld zu erzielen – das ist die zentrale Herausforderung und Chance in diesem Jahr und darüber hinaus.“

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Die Nominalrenditen in den Emerging Markets sind attraktiv und viele der dortigen Währungen sind gemessen an ihrer Kaufkraft unterbewertet.

· Anlagen im Euroraum sollten strukturell von einer Vertiefung der Währungsunion, Restrukturierungen der Unternehmen und niedrigen Zinsen profitieren.

· Angesichts langsameren Wirtschaftswachstums und extrem niedriger Anleihenrenditen stellen die Dividenden weiterhin eine wichtige Komponente der Aktienerträge dar.

· Dividenden, hochverzinsliche Unternehmensanleihen und Emerging Market-Bonds können dringend benötigte laufende Erträge liefern.6

· Strategien mit auf lange Sicht überdurchschnittlichen Risiko-prämien – zum Beispiel die global gestreute Anlage in Neben-werten – bieten Aussicht auf Zusatzerträge.

· Für institutionelle Investoren mit langfristigem Anlagehorizont kann die gezielte Vereinnahmung von Illiquiditätsprämien attraktiv sein.

· Liquide alternative Strategien – zum Beispiel Long/Short- und marktneutrale Strategien – sowie nichtliquide alternative Strate-gien bieten gleichermaßen positive Ertragschancen, da sie nicht oder nur wenig von der allgemeinen Marktentwicklung abhängig sind.

Aktives Investieren um Outperformance im Niedrigzinsumfeld zu erzielen – das ist die zentrale Herausforderung und Chance in diesem Jahr und darüber hinaus.

[6] Siehe auch unsere Studie: „Dividendenstrategien in Zeiten der finanziellen Repression“.

Andreas Utermann ist Global Chief Investment Officer (CIO) und Co-Vorsitzender von Allianz Global Investors. Andreas Utermann trat Allianz Global Investors und dessen Executive Committee im Jahre 2002 als Global CIO Equities bei und wirkte bis Ende 2011 als Global CIO und Co-Leiter von RCM, der Aktieninvestmentplattform von Allianz Global Investors. Zuvor arbeitete er 12 Jahre für Merrill Lynch Investment Managers, London (vormals Mercury Asset Management) als Global Head und CIO Equities. Davor war er zwei Jahre für die Deutsche Bank AG tätig. Andreas Utermann hält eine Reihe von nicht leitenden Positionen in der Industrie, einschließlich der Mitarbeit in Gremien der CFA Society of England, dem AMIC-Rat der ICMA sowie als Mitglied des Beirats der DVFA. Er absolvierte das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics (BSc) und an der Katholieke Universiteit Leuven (MA), Belgien. Er ist Mitglied des Institute of Investment Management and Research.

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Strategie

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Europäische Unternehmen im Wandel bieten besondere Anlagechancen

AUTOREN: CATHERINE GARRIGUES & OLIVIER GASQUET

Stetiger Wandel zwingt die Unternehmen immer wieder zu Anpassungen ihrer Stra tegien und Strukturen – das schafft laufend neue Chancen für Aktieninvestoren, die über das nötige analy-tische Instrumentarium verfügen. Dabei zeigt sich die Qualität des Investmentprozesses in der zuverlässigen Einschätzung der fundamentalen Verfassung der Unternehmen, spezifischer Risiken und des Aktienkurspotenzials, das sich aus einer Neuausrichtung ergibt.

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Herausforderndes KapitalmarktumfeldDie nächsten Jahre dürften von nur geringem Wirtschafts-wachstum und sehr niedrigen Inflationsraten geprägt sein – im Unterschied zum Zeitraum von 1980 bis 2007 und den vorange-gangenen Dekaden. Dafür gibt es aus unserer Sicht drei Gründe:

· Wie andere entwickelte Volkswirtschaften auch müssen sich die Länder der Eurozone noch besser auf die Globalisierung ein-stellen. Sie sind nicht nur zunehmender Konkurrenz in Bezug auf relativ einfache Güter ausgesetzt, sondern auch bei anspruchs volleren Produkten und Dienstleistungen. Um ihre Wett bewerbsfähigkeit zu verbessern, müssen sie ihren administrativen, wirtschaftlichen und sozialen Kostenüberhang laufend verringern.

· Neue Technologien bringen strukturelle Veränderungen in Bereichen wie Telekommunikation oder Informationstechnik mit sich und erfassen von dort nach und nach die die gesamte Wirtschaft. Die zunehmende Vernetzung erlaubt es Anbietern

und ihren Kunden inzwischen, direkt miteinander in Kontakt zu treten und den Zwischenhandel zu umgehen. Die Preise vieler Güter und Dienstleistungen sinken infolgedessen und entfalten eine erhebliche deflationäre Wirkung.

· Im Euroraum wird die Konjunktur derzeit durch die hohe Staats-verschuldung und den damit einhergehenden Druck zur Haus-haltskonsolidierung gebremst. Die einzelnen Staaten sind auf Wahrung ihrer Souveränität bedacht, deshalb kommen gemein-same Lösungen zur Überwindung der Wachstumsschwäche für sie nicht in Betracht. Das Fehlen einer gemeinsamen Wirt-schaftspolitik in Europa stellt einen Nachteil gegenüber den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Japan dar.

In einem Umfeld, das auf lange Sicht von niedrigem Wachstum und sehr geringer Inflation geprägt sein dürfte, mag die Identifika-tion von Anlagekandidaten auf den ersten Blick schwierig erschei-nen. Attraktive Unternehmen gibt es jedoch weiterhin – speziell solche, die einen Transformationsprozess durchlaufen. Denn sie

01 ANALYSE VON TRANSFORMATIONSKANDIDATEN

Quelle: Allianz Global Investors Equity Conviction Team, Stand: März 2015.

Unternehmen im Wandel

Werttreiber 1 2Thematische Titel 3

• Verkauf unrentabler Geschäftsbereiche

• Restrukturierung durch über-zeugendes neues Management

• Verbesserte Ertragsaussichten auf Sicht von 3 Jahren

• Aussichtsreiches Thema oder günstige Phase des Konjunkturzyklus

• Verschuldung unter Kontrolle• Rascher und deutlicher Anstieg des

Ertragspotentials

• Robustes, vor Wettbewerb geschütztes Geschäftsmodell mit stabilen Erträgen

• Sehr fokussiertes Management• Fähigkeit zu nachhaltiger

Renditeerzielung

30 %

14 %

56 %

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können bei erfolgreicher Neuausrichtung ihre Ertragslage mittel-fristig aus eigener Kraft verbessern und sind dann nur wenig von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängig.

Analyse von TransformationskandidatenUnternehmen im Wandel, bzw. Transformationskandidaten (1) , sind eine von drei Anlagekategorien im Rahmen der Equity Conviction Strategie von Allianz Global Investors. Als Wert-treiber (2) gelten Unternehmen, die ihre Vermögensbasis laufend ausbauen und ihren Gewinn über den Konjunkturzyklus hinweg stetig steigern können. Diese Positionen bleiben typi-scherweise über lange Zeiträume im Portfolio. Thematische Titel (3) sind solche, die auf langfristige Branchentrends aus-gerichtet sind, welche von wesentlicher struktureller Bedeutung für das Wirtschaftswachstum sind. Unternehmen im Wandel gehören naturgemäß nur für eine Übergangszeit der genann-ten Kategorie an. Ist die Transformation erfolgreich, wird der Titel entweder zu einem Werttreiber oder nimmt rein zykli-schen Charakter an.

Wenn unser Conviction Strategy Team einen Transformations-kandidaten identifiziert hat, untersuchen die Portfoliomanager eingehend, in welchem Verhältnis die Risiken und die Erfolgs aus-sichten zueinander stehen. Dabei stützen sie sich auf die Zuarbeit von 25 internen Aktienanalysten, die in jeder Branche die maßgeblichen kurz- und mittelfristigen Trends sowie mög liche Gefahren identifizieren. Anschließend wird die Strategie des Unter-nehmens auf Sicht von drei bis fünf Jahren evaluiert. Besonderes Augenmerk gilt einem konsistenten Vorgehen des Unternehmens, seiner Fähigkeit zur gezielten Ausnutzung der jeweiligen Branchen-gegebenheiten und der Vermeidung etwaiger Risiken. Im nächsten Schritt wird die finanzielle Lage des Unternehmens analysiert. Untersucht wird insbesondere, ob die prognostizier-ten Einnahmen ausreichen, um finanzielle Verpflichtungen aus Krediten sowie die Dividendenansprüche der Aktionäre mittels internen oder externen Wachstums zu bedienen. Am Ende steht die Analyse des Kurspotenzials. Wir streben von vornherein einen Kursgewinn von mindestens 50 % an, auch wenn unser Kursziel im Zeitablauf durchaus nach oben revidiert werden kann.

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„ Eine Reallokation des Kapitals ist für ein Unternehmen sinnvoll, wenn es dadurch die Vorhersehbarkeit seiner Erträge verbessern und seinen Aktienkurs steigern kann.“

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Wandel durch strategische NeuausrichtungÄndert ein Unternehmen seine Strategie, dann zielt es dabei auf seinen Fortbestand, die Sicherung seiner Unabhängigkeit und – wenn möglich – auf eine überlegene Wettbewerbsposition ab. Der erste Schritt vor einer Umstrukturierung besteht häufig in einer Reallokation des Kapitals. Das folgende Beispiel veran-schaulicht dies:

Der französische Umwelt- und Verkehrskonzern Veolia Environne-ment sah sich nach einer dynamischen Phase kostspieliger Zukäufe in unterschiedlichen Bereichen mit steigender Verschuldung, mäßigen Cashflows und der Neuverhandlung zahlreicher Verträge in Frankreich konfrontiert, während sich gleichzeitig der Wett-bewerb verschärfte. Die Finanzlage verschlechterte sich drastisch, speziell im Vergleich zum Konkurrenten Suez Environnement (Abbildung 02) . Das neue Management beschloss, nicht zum Kerngeschäft gehörende Geschäftsbereiche zu verkaufen und sich

stärker auf neue Verträge mit Industriekunden und Behörden in Schwellenländern zu konzentrieren. Das Unternehmen legt nun besonderes Augenmerk auf wenige kapitalintensive und beson-ders aussichtsreiche Vertragsabschlüsse, um seine Verschuldung abzubauen und seine Profitabilität zu verbessern, bevor es sich wieder neuen Wachstumsfeldern zuwendet.

Verbesserte Absatz- und Gewinnaussichten durch TransformationEine Reallokation des Kapitals ist für ein Unternehmen sinnvoll, wenn es dadurch die Vorhersehbarkeit seiner Erträge verbessern und seinen Aktienkurs steigern kann. Denn je teurer das Unterneh-men ist, desto besser ist es vor einer Übernahme geschützt. Aus Anlegersicht sind die Unternehmensstrategie und die Ertragstrans-parenz maßgeblich für einen Kauf. Umstrukturierungen und ver-besserte Finanzkennziffern spiegeln lediglich eine entsprechende Umsetzung wider.

02 ENTWICKLUNG DER WERTHALTIGKEIT VON VEOLIA UND SUEZ ENVIRONNEMENT IM VERGLEICH

11 %

12 %

9 %

10 %

4 %

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

5 %

6 %

7 %

8 %

Quelle: Unternehmensangaben, Schätzungen von JP Morgan; Stand: März 2015. Der ROCE nach Steuern von Veolia berücksichtigt keine Finanzanlagen. Werte ab 2014 sind geschätzt.Dies ist keine Empfehlung oder Aufforderung zum Erwerb oder Veräußerung einzelner Wertpapiere.

In den Jahren 2011 und 2012 fiel die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) von Veolia deutlich unter diejenige von Suez. Die neue Konzernstrategie sollte es Veolia ermöglichen, den Konkur renten wieder einzuholen.

ROCE

Veolia ohne Joint-Ventures und BeteiligungenVeolia inkl. Joint-Ventures und Beteiligungen

SEV-Indikation für 2019 Suez inkl. Joint-Ventures und Beteiligungen

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Am belgischen Markt will Delhaize dem Rückgang des operativen Ertrags entgegenwirken. In den USA soll die Gewinnmarge durch Neuausrichtung des Geschäfts verbessert werden.

03 DELHAIZE: OPERATIVE GEWINNMARGE VON 2000 BIS 2018

6 %

5 %

4 %

3 %

2 %

1 %

0 %

20012000 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Quelle: Unternehmensangaben, Morgan Stanley Research; Stand: März 2015. Werte ab 2014 sind geschätzt. Dies ist keine Empfehlung oder Aufforderung zum Erwerb oder Veräußerung einzelner Wertpapiere.

USA Belgien

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Ein Beispiel: Die belgische Lebensmittelkette Delhaize beherrscht ein Viertel des Nahrungsmitteleinzelhandels in ihrem Heimatmarkt, gleichzeitig erzielt sie 70 % ihrer Umsätze in den USA. Zwecks Erhöhung des Unternehmenswerts wurde ein neues Management ernannt, das eine Doppelstrategie verfolgt: In Belgien will man durch Umstrukturierung und Modernisierung dem scharfen Wettbewerb und dem damit verbundenen Margendruck standhalten. In den Vereinigten Staaten konzentrieren sich die Aktivitäten auf die Ausweitung des Marktanteils und die Erhöhung der Profitabilität. Dazu fokussiert sich Delhaize auf ausgewählte Konzernunternehmen, deren Produktpalette aufgefrischt, deren Preise gesenkt und deren Ladengeschäfte stärker auf Stammkunden ausgerichtet werden. Gleichzeitig werden diverse Geschäftsbereiche ab gestoßen, um die Verschuldung zu reduzieren und Mittel für Ak tienrückkäufe zu gewinnen. Die operative Gewinnmarge soll von 2,3 % (2013) bis 2016 auf 3,3 % steigen (Abbildung 03) . Die Ertragsaussichten, das Fehlen von Synergien zwischen dem Geschäft in den USA und in Belgien sowie das nachlassende Engagement der Eigentümerfamilie könnten spekulatives Inter-esse an der Aktie wecken.

Fazit: Unternehmen im Wandel bergen besonders gute ErfolgsaussichtenDas geringe Wirtschaftswachstum und die sehr niedrige Inflation dürften zwar den allgemeinen Anstieg der Unternehmensge-winne in den kommenden Jahren begrenzen. Dies bedeutet aber nicht, dass es am Aktienmarkt nur noch wenige Anlagechancen gibt. So unterliegen Wettbewerb und Technologie in der globa-lisierten Wirtschaft weiterhin einem rapiden Wandel. Die Unter-nehmen, die diese Veränderungen als Chance begreifen, werden ihre Strategie entsprechend anpassen, um ihren Fortbestand und weiteres Wachstum zu sichern. Für Anleger sind solche Transfor-mationskandidaten besonders interessant, weil eine gelungene Neuausrichtung oft mit weit überdurchschnittlichen Kursgewin-nen belohnt wird.

Olivier Gasquet ist seit 2013 Mitglied des Conviction Strategy-Teams und ist dort für Support-Funktionen bezüglich Investment und Kommuni kation zuständig. Davor war er Leiter der Abteilung Financial Training & Information. Vor seinem Wechsel zu Allianz Global Investors im Jahr 2005 arbeitete er als Finanzanalyst, Aktienfondsmanager und Leiter des Asset Management-Teams einer franzö sischen Bank (später Teil des Dexia-Verbunds). Olivier Gasquet studierte am Institut d’Etudes Politiques de Paris (Sciences-Po). Er verfügt über einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft der École des Hautes Etudes Commerciales (HEC) in Paris und ist Mitglied der SFAF (Société Française des Analystes Financiers).

Catherine Garrigues ist Senior Portfolio Manager im Bereich europäische Aktien und ist hauptverantwortlich für die Conviction-Strategie. Sie managt den Allianz Actions Euro Convictions seit ihrem Wechsel zu Allianz Global Investors im Jahr 2004. Zuvor war Catherine Garrigues stell ver-tretende Leiterin des europäischen Aktienteams bei Crédit Agricole Asset Management. Dort war sie hauptver antwortliche Managerin des Aktienportfolios von Predica, der Lebensversicherungssparte von Crédit Agricole. Für Crédit Agricole Asset Management war sie fünf Jahre lang tätig. Weitere vier Jahre arbeitete sie als Aktienfondsmanagerin beim französischen Vermögens verwalter Fimagest. Catherine Garrigues ver-fügt über einen Master-Abschluss in Wirtschaft der Universität Paris X-Nanterre und ist Mitglied der SFAF (Société Française des Analystes Financiers).

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Dynamic RiskManagement

Risiko-management

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U P D A T E I / 2 0 1 5 RISIKOMANAGEMENT

Viele institutionelle Anleger sind auf der Suche nach auskömmlichen Risikoprämien, da ein Großteil der Rentenmärkte diese nicht mehr bietet. Mit einer Strategischen Asset-allokation, die einen signifikanten Anteil an riskanten Anlageklassen wie Aktien hält, lassen sich auch im heutigen Marktumfeld typische institutionelle Renditeziele nachhaltig adressieren. Allerdings ist eine solche strategische Aufstellung nur zu empfehlen in Kombination mit einem intelligenten Risikomanagement. In diesem Sinn: Intelligentes Risikomanagement ist gleichbedeutend mit strategischem Rendite management.

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begrenzen, ist noch völlig offen. Das massive Anleihenkauf- Programm der EZB, angekündigt am 22. Januar, spült ab März über eine Billion Euro an Zentralbankgeld in die Rentenmärkte, welche bereits Ende Februar auf Laufzeiten bis über 5 Jahre für deutsche Staatsanleihen negative Renditen aufwiesen. US-Aktien hingegen profitieren einerseits von einem sehr soliden Wirtschaftswachstum, bewegen sich andererseits jedoch in luftigen Bewertungshöhen: Auf Basis unseres bevorzugten Bewertungsmaßes, dem zyklusadjustierten Kurs-Gewinn- Verhältnis, liegt die Bewertung des US-Aktienmarktes derzeit ca. 58 % über dem langfristigen Durchschnitt. Die von uns er wartete Divergenz der Notenbankpolitiken von Fed, EZB und Bank of Japan in 2015 hat das Potenzial, die bereits jetzt sicht-baren Verwerfungen auf den Währungs- und Rentenmärkten weiter zu verstärken. Geopolitische Brandherde, insbe sondere die Situation in der Ukraine, könnten zu akuten Großbränden aufflammen.

Aktuelle Herausforderungen für das Risiko- und Ertragsmanagement Die Risiken an den Kapitalmärkten sind nicht verschwunden – sie waren lediglich im Urlaub. Zu diesem Fazit kann man gelangen, betrachtet man den Verlauf des Risiko-Barometers VSTOX X (Abbildung 01) in 2014 und aktuell. Hatte die implizite Volatilität für Aktien der Eurozone im letzten Sommer noch weniger als 15 % betragen, stieg sie im Herbst und Anfang dieses Jahres bis auf den doppelten Wert.

Bereits eine kursorische fundamentale Analyse bestätigt, dass starke und zum Teil diametral entgegengesetzte Kräfte an den wichtigsten Märkten zerren: Europa befindet sich makroökono-misch in einem bislang kränkelnden Wachstums- bzw. Erho-lungstrend. Ob dieser ausreichend sein wird, um die politischen Risiken in Form des Zulaufs radikaler Parteien mit klarer Anti-Euro-Agenda (nach Syriza vor allem Podemos in Spanien) zu

01 VSTOXX INDEX IM ZEITVERLAUF

30

35

25

10

Jan.

201

4

Feb.

201

4

Mrz

. 201

4

Apr.

2014

Mai

201

4

Jun.

201

4

Jul. 2

014

Aug.

201

4

Sep.

201

4

Okt.

2014

Nov.

2014

Dez.

2014

Jan.

201

5

Feb.

201

5

15

20

Quelle: Bloomberg; Stand: März 2015. VSTOXX misst die implizite Volatilität anhand von Optionspreisen auf den Euro Stoxx 50 über 30 Tage in Prozentpunkten.

AUTOREN: DR. WOLFGANG MADER & DR. THOMAS G. STEPHAN

in Prozentpunkten

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U P D A T E I / 2 0 1 5 RISIKOMANAGEMENT

Die einfachste Risikomanagement-Strategie – die Vermeidung von Risiken – ist angesichts vielfach negativer Geldmarkt- und Staatsanleihen-Zinsen keine Lösung: Anfang Februar warfen Anleihen im Volumen von 3,6 Billionen US-Dollar bzw. 16 % des JP Morgan Global Government Bond Index negative Renditen ab. Vielmehr gilt: Das größte Risiko ist, auf jedes Risiko zu verzichten. Institutionelle Anleger, die traditionell risikoarme Rentenanlagen als Ankerinvestment verwendet hatten, werden mit dieser Port-folio-Ausrichtung typische mittelfristige Renditeziele nicht nach-haltig erfüllen können. Die strategische Herausforderung besteht demnach in den kommenden Jahren darin, Risikoprämien aus Aktien und anderen riskanten Anlageklassen für die Kapitalanlage zu nutzen und gleichzeitig die in der Regel überschaubaren Risikobudgets zu schützen.

Strategisches Ertrags- und RisikomanagementVor dem Hintergrund des skizzierten Marktumfelds sollten In ves-

toren dem strategischen Ertrags- und Risikomanagement beson-dere Bedeutung beimessen. Eine ganzheitliche Betrachtung der Ertragsquellen und der risikoreduzierenden Komponenten im Port-foliokontext haben wir in unserem 4-Punkte-Plan (Abbildung 02) vorgenommen.

Um die Ertragsziele, Risikobudgets und weitere Nebenbedingungen, wie zum Beispiel Liquiditätserfordernisse, in Einklang zu bringen, gilt es, die Strategische Assetallokation (SA A) und die Allokation von Alphaquellen planvoll auszurichten. Außerdem ist ein sinnvolles Risikomanagement vorzusehen, welches der langfristigen Erzielung von Renditen nicht im Wege steht, sondern nachhaltig unterstüt-zend wirkt. Eine breite Diversifikation der Strategischen Assetallo-kation liefert eine Reduktion der Portfoliorisiken und damit einen ersten wichtigen Beitrag im Rahmen des Risikomanagements. Um aber definierte Risikobudgets mit hoher Konfidenz einzuhalten, sollten Beta-Risiken im Zeitablauf zudem dynamisch gesteuert

02 DER 4-PUNKTE-PLAN IM ÜBERBLICK

Quelle: Allianz Global Investors.

DiversifikationDie Allokation sollte zur Reduktion des

Risikos breit und global diversifiziert sein.

Zur Absicherung gegen mögliche zukünftige

Inflation sollten Real Assets enthalten sein.

RisikosteuerungDie dynamische Risikosteuerung hat

das Ziel, Verluste in Bärenmärkten zu

reduzieren, unter weitgehendem Erhalt

des Renditepotenzials.

AlphaHinzufügen von möglichst unkorrelierten

und nachhaltigen Alpha-Quellen zur

Erhöhung des Renditepotenzials bei geringer

Inanspruchnahme des Risikobudgets.

Mehr „Chance-Anlagen“Erhöhung des durchschnittlichen Anteils

renditeorientierter Anlagen zur Wahrung

der Chance, die geforderten Zielrenditen

zu erreichen.

2 4

1 3

Renditefokus Risikofokus

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U P D A T E I / 2 0 1 5 RISIKOMANAGEMENT

werden. Dieses gilt insbesondere, wenn chancenreiche Kapitalan-lagen in Portfolios zur Erzielung der erforderlichen Renditegrößen stärker allokiert werden müssen. Das dynamische Element der Anlagekonzeption (Dynamische Assetallokation, DA A), welches zumeist in Form eines derivativen Overlays umgesetzt wird, gehört bei vielen institutionellen Investoren bereits zum Standard. Es liefert auf Basis der definierten SA A die gewünschte Asymme-trie der Ergebnisse durch Re-Allokation (Abbildung 03) .

Dies bedeutet, dass Verluste durch die dynamische Allokation tendenziell reduziert werden, bei weitgehendem Erhalt des Ertragspotenzials in positiven Marktphasen. Solch eine Asym-metrie ist durch rein prognosebasierte taktische Ansätze zur Asset allokation (TA A) nicht zu erreichen, sondern erfordert viel-mehr eine systematische dynamische Strategie (DA A). So können unvorteilhafte Anlageergebnisse oder Downside-Risiken unab-hängig von kurzfristigen Renditeprognosen vermindert werden.

Dynamische Assetallokation Die Dynamic Risk Management-Lösung von Allianz Global Investors wurde entwickelt, um das gewünschte asymmetrische Rendite-profil nachhaltig zu generieren. Dabei haben wir u. a. die Schwächen bekannter Portfolioversicherungsstrategien (wie z. B. Constant Port-folio Proportion Insurance, CPPI) adressiert. Letztere bieten zwar Schutz in Abwärtsmärkten, erlauben aber oft keine attraktive Teil-nahme an einer Markterholung. Insbesondere agieren CPPI-Strate-gien rein prozyklisch, was im Falle von klaren Trends zwar Mehrwert schafft, aber bei Marktübertreibungen Korrekturmechanismen ver-missen lässt. Die Prozyklizität solch einfacher Risikomanagemen-tansätze resultiert aus der vollständigen Koppelung der Allokations-entscheidung an das verfügbare Risikobudget. Da Kapitalmärkte aber wissenschaftlich nachgewiesen Trends sowie eine Tendenz zur Rückkehr nach positiven wie negativen Übertreibungen (die sogenannte Mean Reversion) aufweisen, sollte die dynamische Allokationsstrategie diese Eigenschaften berücksichtigen.

03 DYNAMISCHES RISIKOMANAGEMENT VERBINDET LANGFRISTIGE RENDITE- UND KURZFRISTIGE RISIKOZIELE

GESAMTRENDITE

MARKTRENDITE ZUSATZRENDITE

Strategischer Marktertrag Partizipation an langfristigen Risiko prämien unter Nutzung von Diversi fikationspotenzialen

Risikoschutz und Mehrertrag Begrenzung des Verlustrisikos unter bestmöglichem Erhalt des Aufwärts-potenzials

DYNAMISCHES RISIKOMANAGEMENTSTRATEGISCHE ASSETALLOKATION (SAA)

Zusätzliche unkorrelierte Erträge

Mehrertrag durch• Underlying Alpha• Taktische Asset Allocation (TAA)

ALPHA ALLOKATION

Minderung der Verlustrisiken um bis zu 50 % über 12 Monate durch Dynamisches Risikomanagement

VERANTWORTUNG DES OVERLAY MANAGERS

+

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Unsere proprietäre Strategie kombiniert daher pro- und anti-zyklische Allokationskomponenten auf Portfolio- sowie auf Assetklassen ebene:

· Die prozyklische Komponente steht für eine chancenorientiertere Ausrichtung des Portfolios, wenn mehr Risikobudget zur Verfü-gung steht, sowie für eine Verringerung der Risiken bei ebenfalls verringertem Risikobudget. Hierzu werden die Gewichte der chancenreichen Anlageklassen im Falle einer positiven Per-formance erhöht bzw. im Fall einer negativen Wertentwicklung reduziert.

· Die antizyklische Komponente greift bei extremeren Marktbe-wegungen. So sorgt sie nach rapide eingebrochenen Kursen für einen Marktwiedereintritt. Und umgekehrt können bei stark gestiegenen Kursen aufgelaufene Gewinne zumindest teilweise mitgenommen werden.

· Diese pro- und antizyklischen Elemente wirken zudem auf Ebene der einzelnen Anlageklassen, sodass unser Risiko- und Ertragsmanagement auch „Sonderkonjunkturen“ ein-zelner Märkte (z. B. Emerging Markets, Commodities) berücksichtigt.

Bei der Ausrichtung dieser Strategie werden die jeweiligen Rahmen-bedingungen individuell im Detail abgestimmt. Dieses Customizing

umfasst sowohl die Strategische Assetallokation samt der zulässigen Allokationsbandbreiten als auch die mandatsspezifischen Ertrags- und Risikoziele.

Den nachhaltigen Erfolg unseres Investmentansatzes belegen die folgenden Composites (Abbildung 04) . Hierbei handelt es sich zum einen um das Dynamic Risk Management-Composite (seit April 2008, ausschließlich Overlay-Mandate) und zum anderen um das Dynamic Multi Asset Plus Composite (seit Februar 2005, ausschließlich Underlying-Mandate). Da beide Mandatstypen demselben grundsätzlichen Prozess zur aktiven Assetallokation und Risikosteuerung folgen, sehen wir beide Composites als repräsentativ für das Risiko-/Renditeprofil unseres dynamischen Investmentansatzes.

Das Dynamic Risk Management Composite bestand zu Anfang aus sehr defensiven Portfolios, dadurch war die Risikominderung im Vergleich zur bereits sehr risikoarmen Benchmark nur moderat gefordert. Die Mandate im Dynamic Multi Asset Plus Composite reichen bis ins Jahr 2005 zurück und weisen im Aggregat deutlich höhere Quoten an risikotragenden Anlageklassen in der Bench-mark auf. Insofern lässt sich in diesen Mandaten der Risikoschutz unseres Ansatzes insbesondere im Jahr 2008 deutlicher nachwei sen. Neben der Absicherungswirkung in schwachen Märkten wurde in beiden Composites in den positiven Marktphasen die SA A- Rendite ohne hohe Absicherungskosten erwirtschaftet (Abbildung 05) .

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Quelle: IDS/Allianz Global Investors, per 31. Dezember 2014. Risk Management Overlay Asset Only Composite Performance sowie Dynamic Multi Asset Plus Composite gross-of-fees in Euro. Angaben zur bisherigen Entwicklung erlauben keine Prognosen für die Zukunft. Bruttoangaben; berechnet nach der BVI-Methode auf der Basis des Anteilwerts, unter der Annahme, dass Ausschüttungen wieder angelegt werden und ohne Berücksichtigung von Ausgabeaufschlägen. Individuelle Kosten, wie z.B. Vergütungen, Provisionen und andere Gebühren wurden nicht berücksichtigt und würden sich bei Berücksichtigung negativ auf die Wertentwicklung auswirken.

04 DYNAMIC RISK MANAGEMENT COMPOSITE

05 DYNAMIC MULTI ASSET PLUS COMPOSITE

10

8

6

4

2

0

– 2

20

15

10

5

0

– 5

– 10

– 15

2008

2008200720062005

seit Auflage (04/08)2009

2009

2010

2010

2011

2011

2012

2012

2013

2013

2014

2014 seit Auflage p. a.

seit Auflage p. a.

Performance in Prozentpunkten

Performance in Prozentpunkten

Composite SAA

Composite SAA

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„ Das aktuelle Marktumfeld stellt institutionelle Anleger vor hohe Herausforderungen und erfordert mehr denn je einen sehr bewussten und aktiven Umgang mit Risiken.“

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Dr. Thomas Stephan ist als CIO Overlay & Protection bei Allianz Global Investors verantwortlich für Mandate mit (per Ende 2014) 47 Mrd. Euro Assets under Management bzw. Assets under Overlay. Die Palette an Investmentlösungen in seinem Team umfasst Overlay- und LDI- Lösungen, Wertsicherungslösungen für Aktien-, Renten- und Multi-Asset-Portfolien sowie liquide „Alternative Investment“-Strategien (inklusive Commodity- und Volatility-Strategien). Bevor Dr. Stephan 1995 zu DIT/dbi (später Allianz Global Investors) stieß, arbeitete er als wissenschaftlicher Assiss-tent an der Universität Mannheim, wo er mit einer preisgekrönten Arbeit zur „Strategischen Asset Allocation für Lebensversicherungsunterneh-men“ promovierte. Er schrieb Artikel zu strategischer und dyna mischer Assetallokation sowie Optionsstrategien. Bei Allianz Global Investors war Dr. Stephan maßgeblich am Aufbau des syste matischen Portfolio-managements beteiligt. Zusätzlich zu seiner Management- Funktion hat Dr. Stephan einen Lehrauftrag an der Goethe-Universität Frankfurt.

Dr. Wolfgang Mader ist Managing Director der AllianzGI Global Solutions und Head of Investment & Risk Strategy bei risklab. In dieser Position verantwortet er das Fachgebiet „Strategische und dynamische Asset Allocation/ALM, DC/Retirement Investments, Fiduciary Investments und Risk Management“. Er verfügt über 13 Jahre Erfahrung im Beratungs- und Wertpapiergeschäft. Vor seiner Tätigkeit bei risklab war Dr. Mader als Asset Management Consultant für Versicherungen und Investment Consulting-Firmen sowie als Dozent im Bereich „Banking and Finance“ tätig. Dr. Mader ist Diplom-Kaufmann und promovierte zu dem Thema „Hedge Funds – Alternative Investment Strategies and Portfolio Models“. Er ist Autor diverser Artikel über alternative Assetklassen und fachlicher Betreuer der deutschen Ausgaben der Lehrbücher von John C. Hull „Options, Futures and other Derivatives“ sowie „Risk Management and Financial Institutions“.

Damit lassen sich die Asymmetrie im Ergebnisprofil, d. h. die deut-liche Verminderung der Downside-Risiken im Composite sowie die Verbesserung der durchschnittlichen Renditen klar belegen.

ZusammenfassungDas aktuelle Marktumfeld stellt institutionelle Anleger vor hohe Herausforderungen und erfordert mehr denn je einen sehr bewussten und aktiven Umgang mit Risiken. Wir raten daher insti-tutionellen Anlegern, alle Komponenten ihrer Anlagekonzeption zu hinterfragen und auf ihre Passgenauigkeit hin zu überprüfen.

Nach unserer Überzeugung ist insbesondere die Bedeutung einer dynamischen Allokationssteuerung nochmals spürbar angestie-gen, da sie im Overlay die aktive Steuerung von Allokationen durch unterschiedliche Marktphasen auch zwischen den Anpassungs-terminen der jeweiligen Strategischen Assetallokation ermöglicht. Unsere langjährige Erfahrung in der dynamischen Steuerung einer Vielzahl an internationalen Risikomanagementmandaten für ein breites Spektrum unterschiedlicher Kundenvorgaben zeigt, dass das erwünschte langfristige asymmetrische Renditeprofil tatsäch-lich erreicht werden kann. Dieser Mehrwert durch systematische Dynamik im Portfolio ist nach unserer Überzeugung im der-zeitigen Kapitalmarktumfeld als zentraler Baustein einer zukunfts-festen Anlagekonzeption institutioneller Anl eger unverzichtbar.

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Nun, die Kernaufgabe eines Assetmanagers ist der Umgang mit Risiken – das Steuern und Nutzen von Risiken im Interesse des Kunden steht für ihn im Mittelpunkt. Wir müssen uns klar-machen, dass Risiko an sich weder gut noch schlecht ist. Risiko bezeichnet vielmehr die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimm-tes Ereignis eintritt, sei es positiv oder negativ. Ein professionel-ler Investor geht ständig „Risiken“ an den Finanzmärkten ein – indem er Vermögensgegenstände kauft, verkauft oder auch dauerhaft hält. Ein erfolgreicher Anlagemanager ist jemand, der erfolgreich Risiken eingeht und auf eine Erfolgsbilanz rich-tiger Entscheidungen verweisen kann.

Risiken finden sich freilich nicht nur in der Finanzwelt. Eine Gesellschaft oder Wirtschaft ohne Risiken ist undenkbar. Wir alle sind täglich Risiken ausgesetzt, ob uns das bewusst ist oder nicht. Dennoch hat das Wort Risiko im allgemeinen Sprachgebrauch einen negativen Beiklang. Spricht man von Risiko, weckt dies Assoziationen wie Sorgen, Gefahr oder sogar Angst. Diese Einstellung wiederum kann dazu führen, dass Risiken systematisch vermieden werden. Ein solches Verhalten beeinträchtigt die Fähigkeit, richtige Entscheidungen zu tref-fen, es schwächt unser institutionelles Gefüge und verzerrt kollektive Entscheidungen sowie individuelle Handlungen. Letztlich geht es auch zulasten einer breiten Diskussion in der Öffentlichkeit. Untersuchungen zum Thema Risiko sind nichts Neues. Viele wissenschaftliche Disziplinen von der Soziologie und Psychologie bis hin zu Behavioural Finance haben wich-

tige Erkenntnisse darüber erbracht, wie der Mensch mit Risiko und Unsicherheit umgeht. Jedoch ist eine rein theoretische Herangehensweise mitunter wenig kompatibel mit unseren Alltagserfahrungen. Daher will Allianz Global Investors zusam-men mit der Londoner Kultur- und Bildungseinrichtung The School of Life dazu beitragen, dass wir uns auch wieder intel-lektuell und emotional mit dem Konzept Risiko auseinander-setzen. Wir haben die britische Journalistin und Autorin Polly Morland gebeten, für uns in die reale Welt täglicher Risiken und Belohnungen einzutauchen. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist ein Buch, das eine Reihe hinreißender und berührender menschlicher Erlebnisse schildert. Sie ermöglichen es uns, über Risiko aus ganz unterschiedlichen und neuen Perspekti-ven nachzudenken und herauszufinden, was risikobewusstes Verhalten wirklich ausmacht.

Das Buch ist eine inspirierende Quelle und erinnert uns daran, welche positiven und fruchtbaren Ergebnisse ein kluger Umgang mit Risiko bewirken kann.

Jeder von uns geht tagtäglich Risiken ein. Dabei können wir lernen, risikobewusster zu werden, indem wir unser Urteils-vermögen verfeinern und uns stärker darauf verlassen.

Wir hoffen, dass dieses Buch eine rege öffentliche Diskussion anstößt und den Austausch über Bedeutung und Funktion von Risiko in einem erfüllten Leben beflügelt.

Risk Wise. Nine Everyday AdventuresWarum sollte ein Anlagemanager ein Buch unterstützen, das sich mit dem Thema Risiko befasst – vor allem, wenn es darin um die Facetten von Risiko im Alltag außer-halb der Finanzwelt geht?

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„Risk Wise. Nine Everyday Adven-tures“ ein Buch von Polly Morland

Sollten Sie Interesse an diesem Buch haben, wenden Sie sich bitte an: [email protected]

Die deutsche Ausgabe wird voraus-sichtlich ab Herbst 2015 erhältlich sein.

U P D A T E I / 2 0 1 5 ESSAY

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[…] Giuseppe Mastrolorenzo ist – sagt er – dermaßen ge- wohnt, über den Vesuv zu reden, über den Vesuv zu lesen, über den Vesuv nachzudenken und über ihn zu schreiben, ihn zu beobachten, zu besteigen, zu fotografieren, ihn zu vermessen, ihn zu riechen und zu berühren, über ihn zu streiten und von ihm zu träumen, dass er weder die Energie noch den Kopf hat, sich aktiv vor ihm zu fürchten. Was allerdings nicht bedeutet, dass der Vesuv nicht furchtein flößend wäre. […]

Als Vulkanologe am Osservatorio Vesuviano, dem ältesten derartigen Forschungsinstitut weltweit, hat Giuseppe sich über dreißig Jahre der Untersuchung des Vulkans gewidmet, der Pompeji und Herculaneum ausgelöscht hat und heute drohend über dem modernen Neapel thront. […]

„Normalen Menschen fällt es schwer einzusehen, dass das hier der allergefährlichste Vulkan ist, weil viele Genera-tionen hier problemlos gelebt haben. Ausbrüche sind selten, verglichen mit der Länge eines menschlichen Lebens, aber in geologischer Zeitrechnung sind sie sehr häufig. Ganze Generationen können dieses Risiko völlig vergessen, aber Wissenschaftler und die Regierung, die müssen sich daran erinnern“, so Giuseppe. […]

Kurz bevor er sich aufmacht, das französische Fernsehteam zu treffen, verrät Giuseppe Mastrolorenzo, wo er selbst wohnt.

Da erhascht man plötzlich einen Blick auf das Risiko-Dilemma, das die Neapolitaner seit Jahrhunderten quält.

„Wo ich wohne? O.K., na gut, ich lebe in der zurzeit noch als Gelbe Zone bezeichneten Gegend – die nach meinen Vor-schlägen zur Roten Zone heraufgestuft gehört. Ich befürchte, dass ich meinen eigenen Forschungsergebnissen zufolge eigentlich in der Roten Zone lebe.“ Giuseppe grinst, zuckt mit den Schultern – und ist weg. […]

Update greift in lockerer Reihenfolge einige der Geschichten des Buches auf. In dieser Ausgabe möchten wir Appetit machen auf: „Under the Volcano“

Die Reise führt uns nach Italien …

P O L L Y M O R L A N D

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„ Quo vadis Europa, Herr Professor Dr. Heise?”

Interview

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Herr Professor Heise, die Europäische Zentralbank hat sich dazu entschlossen, bis September 2016 europäische Staatsanleihen im Rahmen eines Aktiva-Kaufprogramms im Volumen von etwa 1,1 Billion Euro zu kaufen. Dadurch sollen die Inflation sowie die Wirtschaft im Euroraum angekurbelt werden. Teilen Sie diesen Entschluss zur quantitativen Lockerung nach dem Vorbild der US-Notenbank FED, oder ist damit für die EZB auch das letzte Pulver verschossen?Prof. Dr. Michael Heise: Ich halte Staatsanleihekäufe im großen Stil nach wie vor für unangebracht, genauso wie die dadurch an gestrebte massive Ausweitung der EZB-Bilanzsumme. Denn der  Ölpreisrückgang drückt die Inflationsraten im Euroraum nur vor übergehend in den negativen Bereich und er treibt die EWU- Konjunktur. Auch die bisherige Euroabwertung bringt positive Wachstumsimpulse, doch das Risiko eines Überschießens der Wechselkursbewegung durch QE steigt. Außerdem ist wegen des ohnehin niedrigen Renditeniveaus fraglich, ob durch QE ein nennenswert inflationstreibender Effekt erzielt werden kann. Die Bankenliquidität ist bereits sehr hoch und Liquiditätsengpässe sind sicher nicht der Grund für eine stockende Kreditvergabe. Ich sehe vielmehr die möglichen negativen Nebenwirkungen umfang-reicher Staatsanleihekäufe als schwerwiegend an: Stichworte „Finanzmarktblasen, Enteignung der Sparer, verzögerte Bereinigung

ZUR PERSON

Prof. Dr. Michael Heise ist Chefvolkswirt der Allianz Gruppe. Er berät die Vorstände der Allianz Gruppe in volkswirt-schaftlichen und strategischen Fragen. Dazu gehören Analysen und Prognosen zur deutschen und interna-tionalen Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklung sowie Risikoanalysen.

Prof. Dr. Heise studierte und promovierte an der Universität zu Köln und hatte Lehraufträge an der European Business School Oestrich-Winkel und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Er ist heute Honorarprofessor der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Vor seinem Eintritt in die Allianz Gruppe war Prof. Dr. Heise Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutach-tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Chefvolks-wirt der DG Bank und Chefvolkswirt und Leiter Research der DZ Bank.

Chefredakteur Marty-Jörn Klein im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe

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Der Mindestkurs hat den Unternehmen in den letzten Jahren geholfen, relativ budgetsicher zu produzieren. Allerdings musste die SNB angesichts der stetigen Abwertung der Gemeinschafts-währung zuletzt immer mehr Euro kaufen, um dem wachsenden Aufwertungsdruck auf den Franken entgegenzuhalten. Dies hatte bereits zu einer deutlichen Ausweitung der SNB-Bilanz geführt und es war absehbar, dass die Interventionsvolumina im Zuge des in diesem Monat einsetzenden Anleihekaufprogramms der EZB nochmals deutlich steigen würden. Daher ist der Schritt der schweizerischen Nationalbank, sich von der Geldpolitik der EZB abzukoppeln, durchaus verständlich. Allerdings wären auch sanf-tere Wege des Ausstiegs vorstellbar gewesen, etwa die schritt-weise Absenkung der Untergrenze oder deren Definition anhand eines Währungskorbs einschließlich des US-Dollar.

Das Wahlergebnis in Griechenland lässt die Diskussionen zum Schuldenerlass und dem Euro-Ausschluss Griechenlands und weiterer Euro-Staaten wieder aufkeimen. Kann die Eurozone auch ohne Griechenland und Co?Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ist meines Erachtens nach wie vor wenig wahrscheinlich. Zu gewaltig wären die Kosten für Griechenland. Ich erwarte, dass die griechische Politik einen prag-matischen Kurs einschlagen wird. Für die Eurozone wäre ein Aus-

von Bankbilanzen und verringerte Anreize für nötige Reformen/Haushaltskonsolidierung auf EWU-Länderebene“. Es ist zu hoffen, dass die QE-Maßnahmen mit der Zeit immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden, wenn sich die Bedingungen ändern. So muss es möglich sein, in Abhängigkeit von der Inflationsent-wicklung die monatlichen Kaufbeträge gegebenenfalls früher zu drosseln oder die Käufe ganz auszusetzen. Denn ich sehe in zwischen eine steigende Wahrscheinlichkeit, dass die Dynamik der konjunkturellen Aufwärtsbewegung im Euroraum unter-schätzt wird und die EZB „behind the curve“ ist.

Die Schweizer Notenbank (SNB) hat jüngst das Wechselkursziel von 1,20 Franken je Euro aufgegeben und damit für einen Franken-Schock gesorgt, nachdem der Franken stark aufgewertet hat. Mittlerweile stellen sich die exportabhängigen Unternehmen auf Kurzarbeit ein. Und die SNB greift massiv Euro auf, um eine noch stärkere Aufwertung des Franken zu verhindern. Was hätten Sie der SNB empfohlen?Die Schweizer Wirtschaft wird durch den abrupten Kurswechsel der SNB hart getroffen. Für 2015 ist mit negativen Inflationsraten, stark eingetrübten Konjunkturaussichten und steigender Arbeits-losigkeit zu rechnen. Insbesondere der Tourismussektor und die Exportindustrie stehen kurzfristig vor großen Herausforderungen.

„ Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro ist meines Erachtens nach wie vor wenig wahrscheinlich. Zu gewaltig wären die Kosten für Griechenland. Ich erwarte, dass die griechische Politik einen pragmatischen Kurs einschlagen wird.“

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darunter auch Brasilien und Russland, seit einiger Zeit eher ent-täuscht. Insgesamt zeichnet sich aber ab, dass sich der globale Warenhandel in diesem Jahr etwas dynamischer entwickeln wird als in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt aufgrund des höhe-ren Wachstums in den USA und einigen asiatischen Schwellen-ländern. Davon dürfte auch die europäische Wirtschaft, die im Hinblick auf ihre Exportmärkte breit aufgestellt ist, profitieren.

Wie ist vor diesem Hintergrund Ihr Finanzmarkt- und Konjunkturausblick 2015 für Europa?Im letzten Jahr sorgten vor allem eine Abkühlung in wichtigen Schwellenländern und die großen politischen Unsicherheiten dafür, dass die Konjunktur im Euroraum nicht so richtig in Fahrt kam. Die Angst vor einem erneuten Konjunkturabsturz – einer Triple-Dip-Rezession – stellte sich jedoch als überzogen heraus. Nach einem BIP-Anstieg von 0,9 % in 2014 sollte die Erholung der Eurozone in diesem Jahr mit einem Wachstum von etwa 1,5 % weiter vorankommen. Ehemalige Programmländer wie Irland und Portugal aber auch Spanien werden sich nach Jahren der Schwä-che deutlich erholen. In Griechenland hängt alles von der Politik der neuen Regierung ab. In den Ländern, die bisher unzureichend Reformen umgesetzt haben – wie etwa Frankreich und Italien – wird die Entwicklung allerdings weiterhin relativ schwach und

tritt Griechenlands zwar mit Belastungen und Risiken verbunden, doch zu Ansteckungseffekten wie in der Krise 2011/2012 dürfte es angesichts der inzwischen installierten Schutzmechanismen und des Vertrauens der Märkte in die Tatkraft der EZB nicht kommen. Gleichermaßen halte ich es für unwahrscheinlich, dass andere Länder einem Austritt Griechenlands aus dem Euro folgen würden, zumal sehr schnell sichtbar würde, welche Konsequenzen dies für die Wirtschaft Griechenlands hat. Spätestens nachdem Irland und Portugal die Rückkehr an den Kapitalmarkt geschafft haben, ist Griechenland ein Einzelfall. Der Euro ist nicht gefährdet.

Aktuelle Sieger des BRIC-Booms der letzten Jahre sind China und Indien, während Russland und Brasilien enttäuschen. Reicht das, um Europa zu stützen, oder wird das Comeback Amerikas ent-scheidender sein?Nach der leichten Wachstumsbeschleunigung im vierten Quartal 2014 wird sich die Konjunkturbelebung im Euroraum auch im lau-fenden Jahr fortsetzen. Der private Konsum wird ganz erheblich vom gesunkenen Ölpreis und den sogar leicht negativen Inflations-raten im Euroraum profitieren. Darüber hinaus sollte die Abwer-tung des Euro gegenüber den Währungen wichtiger Handelspart-ner die Ausfuhren stimulieren. Es ist grundsätzlich richtig, dass die wirtschaftliche Entwicklung in einer Reihe von Schwellenländern,

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Marty-Jörn Klein, Chefredakteur von Update, sprach mit Prof. Dr. Michael Heise.

anfällig bleiben. Zentrale Impulsgeber für die Eurozone sind neben den Reformen aber vor allem der gesunkene Ölpreis und die Euro-abwertung. Die Gewinne an Kaufkraft und an preislicher Wettbe-werbsfähigkeit, die sich positiv auf die Gewinne der Unternehmen auswirken dürften, geben den europäischen Aktienmärkten 2015 Potenzial. Angesichts des erreichten Kursniveaus ist mit gelegent-lichen, aber wohl begrenzten Rückschlägen zu rechnen. Auch das Staatsanleihekaufprogramm der EZB ist ein stark stützender Faktor für die Aktienmärkte. Es sorgt für ausreichend Liquidität und das Leitzinsniveau bleibt auf dem Rekordtief von 0,05 % verankert . Die Renditen der festverzinslichen Wertpapiere dürften als Folge von QE kurzfristig sogar noch weiter sinken und sich erst gegen Ende 2015 mit besserer Konjunktur und anziehenden Teuerungsraten leicht erholen. Trotz der expansiven Geldpolitik sehe ich die EWU-Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2015 leicht negativ, da die Inflationsraten in den meisten EWU-Ländern Anfang 2015 nega-tive Werte aufgrund des Rohstoffpreisverfalls verzeichneten.

Wo sehen Sie Europa im Jahre 2020? Und wie geht es dem Sorgenkind „Euro“ dann?Das für mich wahrscheinlichste Szenario für die Zukunft des Euro ist, dass sich die europafreundlichen Kräfte in der Politik durchset-zen und eine engere Koordination in der Währungsunion und der EU stattfindet. Auf dem Weg hin zu einer „echten“ Wirtschafts- und Währungsunion mit ihren vier Bausteinen Fiskalunion, Ban-kenunion, Wirtschaftsunion und politische Union setzt die Politik auf Evolution, nicht auf abrupten Wandel. Zunehmend werden

Regeln, Institutionen und Durchsetzungsmechanismen auf euro-päischer Ebene gestärkt, um den Euro für die Zukunft funktions-fähiger und krisenresistenter zu machen. Nicht auszuschließen ist, dass sich der Prozess der EU-Integration von dem vorherbestimm-ten Weg der immer engeren Integration – „Ever closer Union“ – verändert zu einer stärker optionalen variablen Geometrie. Trotz der Kritik am Europa der mehreren Geschwindigkeiten dürfte dies letztendlich als ein akzeptabler Weg betrachtet werden, der besser scheint als eine sonst drohende Desintegration der Gemeinschaft. Darüber hinaus bin ich auch überzeugt, dass der Euroraum in 2020 nicht weniger Mitglieder zählt. Ganz im Gegenteil, ich rechne fest mit zusätzlichen Beitritten zur Währungsunion und auch Griechen-land wird weiterhin dazugehören.

Herr Professor Heise, vielen Dank für das Gespräch.

„ Darüber hinaus bin ich auch überzeugt, dass der Euroraum in 2020 nicht weniger Mitglieder zählt. Ganz im Gegenteil, ich rechne fest mit zusätzlichen Beitritten zur Währungsunion und auch Griechen-land wird weiterhin dazugehören.“

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Chefredakteur: Marty-Jörn Klein

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Stand: März 2015

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Verstehen. Handeln.

1 Quelle: Feri EuroRating Services AG. Feri Fund Awards: bester Asset Manager „Top 2015 Multi Asset“, in Deutschland, Österreich und Schweiz. Stand: 25.11.2014. Greenwich Associates 2014 Continental European Institutional Investment Management Research. Allianz Global Investors erhält zum vierten Mal in Folge die Auszeichnung „Greenwich Quality Leader“ in Deutschland. Stand: 12.8.2014. Ein Ranking, Rating oder eine Auszeichnung ist kein Indikator für die künftige Entwicklung und unterliegt Ver änderungen im Laufe der Zeit. Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag eventuell nicht in voller Höhe zurück. Dynamic Multi Asset Plus ist ein Teilfonds der Allianz Global Investors Fund SICAV, einer nach luxem-burgischem Recht gegründeten offenen Anlagegesellschaft mit variablem Kapital. Der Wert von Anteilen von auf die Basiswährung lauten-den Anteilklassen des Teilfonds kann einer erhöhten Volatilität unterliegen. Diese kann sich von der Volatilität anderer Anteilklassen unter-scheiden. Investmentfonds sind mög licherweise nicht in allen Ländern oder nur für bestimmte Anlegerkategorien zum Erwerb verfügbar. Tagesaktuelle Fondspreise, Verkaufspros pekte, Gründungsunterlagen, aktuelle Halbjahres- und Jahresberichte und wesentliche Anlegerinfor-mationen in deutscher Sprache sind kostenlos beim Herausgeber postalisch oder als Download unter der Adresse www.allianzgi-regulatory.eu erhältlich. Bitte lesen Sie diese alleinverbindlichen Unterlagen sorgfältig vor einer Anlageentscheidung. Dies ist eine Marketingmitteilung, herausge geben von Allianz Global Investors GmbH, www.allianzgi.de, einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, ge-gründet in Deutschland; Sitz: Bockenheimer Landstr. 42–44, 60323 Frankfurt a. M., Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt a. M., HRB 9340; zugelassen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Stand: November 2014.

Manuel Neuer, Torwart FC Bayern München

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