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„Ich bin Malala“ Sie wollte bloß eines: zur Schule gehen dürfen. Allein für diesen Wunsch jagten ihr die Taliban eine Kugel durch den Kopf. Die Geschichte des Mädchens Malala Yousafzai erzählt von Gewalt und Unterdrückung – aber auch von Widerstandsgeist und Hoffnung. Von Martin Staudinger 64 profil 51 • 17. Dezember 2012 MENSCH DES JAHRES

„Ich bin Malala“ ist ein so alltäglicher Skandal, dass die Weltöffentlichkeit kaum Notiz davon nimmt. Dennoch herrschen in Pakistan, genauer gesagt im Nordwesten des Landes,

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„Ich bin Malala“Sie wollte bloß eines: zur Schule gehen dürfen. Allein für

diesen Wunsch jagten ihr die Taliban eine Kugel durch

den Kopf. Die Geschichte des Mädchens Malala Yousafzai

erzählt von Gewalt und Unterdrückung – aber auch von

Widerstandsgeist und Hoffnung.

Von Martin Staudinger

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er letzte Satz, den sie sagte, bevor ihr aus nächster

nähe ins Gesicht ge-schossen wurde, war ein schlichtes Bekennt-nis zu sich selbst: „Ich bin Malala.“

Wenige Augenblicke zuvor hatten bewaffnete

Männer den Schulbus ge-stoppt,einerwareingestiegenundimMit-telgang gestanden. „Wo ist Malala? Wer ist Malala?“, fragte er, sein Blick streifte über diemitTeenagernbesetztenBankreihen.Als das einzige Mädchen ohne Schleier vor demGesichtaufsahundihmantwortete,zog er eine Pistole und drückte sofort ab.

Das Projektil durchschlug die linke Sei-tevonMalalasStirn,zertrümmerteOber-und Unterkiefer, trat seitlich wieder aus und blieb in der Schulter stecken.

„Die Scharia erlaubt es, selbst Kinder zu töten,wennsieantiislamischePropagan-damachen“,Malalaseizudemein„Sym-bolderUngläubigkeitundderObszöni-tät“: So rechtfertigten die pakistanischen TalibandieBluttatamTagdanachalsle-gitimeBestrafung.

Malala Yousafzai, 15 Jahre alt, Tochter eines Schuldirektors aus der Stadt Mingo-ra,DistriktSwat,Pakistan:Die„Obszöni-tät“, die ihr zur Last gelegt wurde, bestand darin, sich dafür einzusetzen, dass in ih-rerHeimatauchMädchendieSchulebe-suchen dürfen, und diese Forderung öf-fentlich zu vertreten.

ZueinemSymbolistMalala,diedasAt-tentat schwerst verletzt überlebt hat, tat-sächlich geworden. Allerdings in einer Art undWeise,dieihreAngreiferwohlkaumerwartet hätten.

MalalastehtnunmehrfürdenWider-stand gegen die Zwänge, denen Mädchen und Frauen in archaisch geprägten Gesell-schaftenunterworfensind–namentlichindermuslimischenWelt,aberbeiWei-temnichtnurdort;fürdenunbedingtenWillen zu Bildung, Fortschritt und Moder-nitätgegenschwierigsteBedingungen;für

Zivilcourage unter einsatz des eigenen Le-bens.

Ihr Schicksal erinnert zudem an diebrandgefährliche Lage in Pakistan, der in-stabilstenAtommachtderWelt;andiedra-matischen Fehlschläge im „Krieg gegendenTerror“;nichtzuletztaberauchdaran,dass der Irrsinn der Islamisten letztlichnur eine Minderheitenposition unter gläu-bigenMuslimenist.

Das sind die Gründe, aus denen Mala-la Yousafzai für die redaktion von profil der„MenschdesJahres2012“ist.

Man kann die Geschichte von Malala auf zwei Arten erzählen: Die eine handelt vonGewalt, Unterdrückung und einembösen ende, die andere von Auflehnung, Mut und der Hoffnung, dass aus einer Tra-gödie ein Aufbruch werden kann.

Beide haben ihre Berechtigung.*

Dass Mädchen und Frauen weitgehend vonBildungausgeschlossenundperma-nent von Gewalt bedroht sind, ist in Tei-lenderislamischenWelt–aberbeiWei-temnichtnurdort –Realität: InvielenRegionen Indiens zum Beispiel ist ihreLage ähnlich, in den Kriegsgebieten Afri-kas, etwa dem Ostkongo, sogar nochschlimmer.

es ist ein so alltäglicher Skandal, dass dieWeltöffentlichkeitkaumNotizdavonnimmt.Dennochherrschen inPakistan,genauergesagtimNordwestendesLandes,besondersschlimmeZustände.

SiesinduntrennbarmitderSituationimbenachbartenAfghanistanverbunden,und die Gründe dafür reichen bis weit in die Geschichte zurück. Da ist zunächst die archaische Stammeskultur der Paschtu-nen,alsoderimGrenzgebietbeiderLän-derdominierendenVolksgruppe, die ih-renAusdruck unter anderem imPasch-tunwalifindet:einemEhrenkodex,derindervorislamischenZeitwurzelt,aberim-mernochGültigkeitbesitzt.Dazukommteine besonders rigide religionsauslegung, die sich an denDeobandismus anlehnt,eine in Indien entstandene, besonders ra-

der tatort der distrikt Swat mit seiner Hauptstadt Mingora liegt im Norden Pakistans nahe der Grenze zu afghanistan

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Von Mingora, der Hauptstadt von Swat, ist es allerdings auch nicht weit zur Gren-ze. Schmugglersteige, die nur Einheimi-schen bekannt sind, führen hier über das Gebirge nach Afghanistan.

es sind diese Pfade, über die sich der Terror in das Swat-Tal schleicht.

*Als2001dieAnschlägevon9/11stattfin-den, ist Malala vier Jahre alt. Die USA grei-fenAfghanistananundstürzengemein-sammiteinerKoalitionaususbekischenund tadschikischen Kriegsherren das Ta-liban-Regime.AusdemzerfallendenGot-tesstaat setzt eine Fluchtbewegung ein, sie führt die geschlagenen Islamisten nachSüdenundnachOsten,indiepaschtuni-schenStammesgebiete.

AuchMalalasFamiliegehörtzurVolks-gruppederPaschtunen,sogarzueinemdergrößtenundeinflussreichstenStam-mesverbände–denYousafzai.Dashatei-nige Bedeutung in einer Kultur, in der die ClansimmernocheinedominierendeRol-le spielen: es verheißt einen gewissen Schutz, aber keineswegs absolute Sicher-heit.

MalalaYousafzaisFamiliezähltnichtzurOberschicht.AberderVater,Ziauddin,hatAmbitionen.ErbetrachtetsichalsBil-dungspionier und hat als solcher die Kus-halPublicSchoolgegründet,diemehrereSchulenbetreibt.Benanntistsienachdempaschtunischen Dichter Khushal Khan Khattak.„FürmichistderTodbesseralsdasLeben,wenndasLebennichtmehrinWürde gelebt werden kann“, heißt es in ei-nemseinerWerke.

DasEngagementYousafzaishatPakis-tan bitter nötig. Mehr als fünf Millionen Kinder,diemeistendavonMädchen,ge-hennichtzurSchule.Nur40ProzentallerFrauen haben eine Ausbildung. „nicht nur die Taliban halten Mädchen davon ab, in dieSchulezugehen“,sagtUsamaHasan,einehemaligerbritisch-pakistanischerIs-lamist,dersichinzwischenzumLiberalengewandelthatundbeiQuilliam,demers-tenAnti-Extremismus-ThinktankinLon-

don, arbeitet. „Viele Pakistanis sind sehr konservativ, und sie behalten die Mädchen zu Hause. Teilweise, weil sie es nicht für nötig halten, dass Frauen lesen und schreiben lernen, teilweise auch deshalb, weil es nicht sicher genug ist. Mädchen werden belästigt, gestohlen, manchmalverschwinden sie einfach.“

In den Großstädten sei die Lage aller-dingsbesser,argumentiertderpakistani-scheHistoriker,AutorundFilmemacherTariq Ali: „Dort gibt es Mädchenschulen undsogargemischteUniversitäten.“

Dennoch:DasöffentlicheBildungssys-tem liegt darnieder, währendmit Spen-dengeldern aus Saudi-Arabien und ande-renEmiratenüberallimLandstrengkon-servativ ausgerichtete Koranschulen aus demBodengestampftwerden.

Dort sind nur Buben zugelassen, und Buben sind dazu ausersehen, ihre eltern imAlterzuversorgen.InSöhnewirdda-her weitaus mehr investiert als in dieTöchter,dievorallemeinessollen:mög-lichst bald heiraten.

Malalas Vater ist in dieser zutiefst pa-triarchalischen Kultur eine Ausnahme-erscheinung. Seine Kushal Public School richtet sich ausdrücklich auch an Mäd-chen, und gerade seine eigene Tochter soll einemöglichst guteAusbildungbekom-men.

2004wirdMalalaeingeschult.Sielerntleicht und gut, ihr Vater fördert sie, viel-leicht treibt er sie auch an. es ist die Zeit, in der sich die aus Afghanistan vertriebe-nenTalibanlangsamneuzuorganisierenbeginnen. Von Pakistan aus planen sie Ter-roraktionen gegen die neue regierung in Kabul, und das Swat-Tal ist dabei aufgrund seiner Lage zum Standort einiger ihrerwichtigsten Stützpunkte geworden.

noch ist in Mingora nicht viel von der Präsenz derGotteskrieger zu bemerken.Aber das wird sich bald ändern.

*Zunächst sind sie nur zu hören: Sie spre-chen über einen Piratensender, den der radikalePredigerMaulanaFazalullah2006

„Die Scharia erlaubt es, selbst Kinder zu töten, wenn sieantiislamischePropagandamachen“,Malalaseiein

„SymbolderUngläubigkeitundderObszönität“:Sorechtfertigten die pakistanischen Taliban die

BluttatamTagdanachalslegitimeBestrafung.

dikaleFormdes Islam–undauchvomsaudi-arabischen Wahhabismus beein-flusst ist.

All das war der nährboden für die ent-stehungderTalibanMitteder1990er-Jah-re.DieWeltnahmdieradikalislamischenGotteskrieger aber die längste Zeit nicht als das grenzübergreifende Phänomenwahr, das sie waren – konnte es auch gar nicht, weil weite Teile Pakistans für Staat und Behörden seit jeher eine „no-go-Area“ waren:DieRedeistvondenautonomenStammesgebieten,densogenanntenFATAs(FederallyAdministeredTribalAreas),indie sichwederArmee noch Polizei vor-wagten. Lediglich Agenten des berüchtig-tenGeheimdienstsISI(InterServicesIn-telligence)triebendortihrUnwesen,un-terhielten beste Verbindungen zu den TalibansowieanderenradikalenIslamis-tengruppen und steuerten diese auch für ihre eigenen, undurchsichtigen Zwecke.

1996kommendieTalibannacheinemmehrereJahredauerndenFeldzuginAf-ghanistan an die Macht.

1997wirdinMingorademSchuldirek-tor Ziauddin Yousafzai und seiner Frau eine Tochter geboren. Sie geben ihr nach einer paschtunischen Kriegerin und Dich-terindenNamenMalala–dasbedeutet,wiedasMädchenselbstspäterineinemBlogschreibenwird,„kummervoll“.

NochistderDistriktSwat,dieHeimatderFamilie,ein friedliches, fastparadie-sischanmutendesTal.InderNordprovinzKhyberPakhtunkhwagelegen,giltesalsangesagte Urlaubsadresse für die pakista-nischeOberschichtundalsbeliebteFilm-kulisse.SogareinSkigebietexistierthier,mitSesselliftenundeinemschickenHo-tel.

Die Landschaft ähnelt stark den Alpen: schroffeBerge,immergrüneNadelwälder,Flusstäler. In der Ortschaft JahanabdalzeugteinvierMeterhochinFelsgemei-ßeltes Buddha-Bildnis – das zweitgrößte nachdenStatuenvonBamiyaninAfgha-nistan–davon,dasshiernichtimmerderIslamvorherrschendwar.

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gegründet hat, zu den Leuten von Swat. NachtfürNachtverbreitetderMannmitdemSpitznamen„Radio-Mullah“übermo-bile Transmitter auf Motorrädern oderKleinlastern Botschaften und Befehle – ruft zumheiligenKrieg auf, fordert dieEinführungderScharia,verdammtVerrä-ter und verkündet Todesurteile.

FazalullahistderKommandanteinerGruppenamensTahreekNifaz-e-ShariatMohammadi,dieandie5000MannunterWaffen hat und der enge Verbindungen zumTerrornetzAlKaidaunddenafgha-nischen Taliban nachgesagt werden. Sei-neKämpferliefernsichimmerwiederblu-tigeAuseinandersetzungenmitdenpakis-tanischenSicherheitskräften.2007habensiebereits59DörferimSwat-TalunterihreKontrolle gebracht und in ein „Kalifat“ ver-wandelt,indemdieSchariagilt.

Esbraucht20.000pakistanischeSolda-ten, die Fazalullahs in einer Koranschule gelegenes Hauptquartier wochenlang be-lagern,umdieMachtdes„Radio-Mullahs“vorläufig zu brechen. Besiegt sind die Ta-liban in Swat deswegen aber noch lange nicht. Malalas Vater verfolgt die entwick-lungmitBesorgnis.DasMädchenselbst,inzwischenzehnJahrealt,ahntvermut-lich ebenfalls, was auf dem Spiel steht,wennsichdieradikalenIslamistendurch-setzen.

EinJahrspäter,2008,wendetsichMa-lalazumerstenMalandieÖffentlichkeit–siehälteinenVortragimPresseklubvonPeshawar, der nächstgelegenen Großstadt. „WiekönnenesdieTalibanwagen,mirdasgrundlegende recht auf Bildung zu neh-men?“, sagt sie dabei. Fernsehstationenund Zeitungen berichten ausführlich.

eingefädelt hat den Auftritt ihr Vater, und es steht außer Zweifel, dass es die Iko-ne Malala ohne sein Zutun nicht gegeben hätte:OderwäreesdenkbardasseineElf-jährigekomplettauseigenemAntriebge-geneineunumstößliche,vonpatriarcha-lischen Traditionen und religiösen Geset-zen verkrustete Gesellschaftsordnung anrennt?Wohlkaum.

iN LebeNSGefaHr die Kugel der taliban durchschlug Malalas Stirn,zertrümmerte ihren Kiefer und blieb in der Schulter stecken

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Drängt Ziauddin Yousafzai seine Toch-ter zu sehr? Ist er sich des risikos bewusst, demersie,seineFamilieundsichselbstaussetzt?HaterdieWortedesNamensge-bersseinerSchulevomTod,dereinemun-würdigen Leben vorzuziehen sei, zu sehr verinnerlicht? Sicher scheint bloß: Ziaud-din ist ein Getriebener der guten Sache.

„er hat revolutionären eifer und eine tiefeHingabezurBildung“,berichtetAdamEllick,einReporterder„NewYorkTimes“,dereineVideo-DokumentationüberdieFamilieYousafzaigedrehthat.Dennochwäre es falsch, Malala bloß als Werkzeug derAmbitionen ihresVaterszubetrach-ten. „Dieses bezaubernde kleine Mädchen ist in vielerlei Hinsicht eine Mini-Version von Ziauddin“, so ellick weiter. „Ihre Situ-ation erforderte es, dass sie bereits vor der Zeit erwachsen wurde. Und sie hat sich vom Idealismus ihres Vaters anstecken lassen.“

*2008 haben die Taliban ihre Macht imSwat-Talausgeweitet,stattsichderArmeegeschlagen zu geben. Mit brutalen Metho-densetzensieihreVorstellungvomech-tenIslamdurch.SiezwingenFrauenun-ter die Burka, brennen Musikgeschäfte nieder, verwüsten das Skiressort in den BergenundkratzendemBuddhavonJa-hanabdaldasGesichtausdemKopf.Ver-stöße gegen ihre Auslegung der Scharia ahndensiemitöffentlichenAuspeitschun-genundEnthauptungen,andenBäumenhängen die Leichen hingerichteter Poli-zisten.

In dieser Zeit entwickelt der regionale DienstderBBCeineIdee.UmderWeltnä-herzubringen,was imSwat-Talvor sichgeht,solleinMädchenanonymerzählen,wieessichunterdemrigidenRegimederTaliban lebt. ein reporter bittet Ziauddin

Yousafzai, nach Schülerinnen zu suchen, die dazu bereit sind. Alle lehnen ab. Schließlich bringt der Direktor eine letzte Kandidatin ins Spiel: seine Tochter.

MalalawählteinPseudonym:„GulMa-kai“,Kornblume.IhreBerichtediktiertsieeinemReporteramTelefon.UnmittelbarnachderJahreswende2008/2009beginntdie BBc, sie zu veröffentlichen.

„Samstag, 3. Jänner 2009: Ich habe Angst.Gestern hatte ich einen furchtbaren

Traum, von Militärhubschraubern und den Taliban. Ich träume oft so, seit die Militär­operation in Swat begonnen hat. Meine Mut­ter hat mir Frühstück gemacht, und ich bin zur Schule gegangen. Ich hatte Angst, weil die Taliban einen Erlass herausgegeben ha­ben, der alle Mädchen vom Schulbesuch aus­schließt. In der Klasse waren nur elf von 27 Schülerinnen … Auf dem Weg zur Schule hörte ich einen Mann sagen: ,Ich bringe dich um‘. Ich ging schnell weiter, und als ich etwas später zurückschaute, war er immer noch hinter mir. Aber zu meiner großen Erleichterung sprach er in sein Mobiltelefon und muss jemand anderen bedroht ha­ben.“

Essindeinfache,klare,aberumsoein-dringlichere Geschichten, die Malala er-zählt: Geschichten, in denen der ganze Horror spürbar wird, den ein kleines Mäd-chen unter der Herrschaft radikaler Isla-mistendurchmachenmuss.

„Montag, 5. Jänner: Zieht keine bunten Kleider an!

Ich machte mich gerade für die Schule zu­recht und wollte meine Schuluniform anzie­hen, als mir einfiel, dass wir das nicht mehr dürfen – uns war gesagt worden, dass wir stattdessen normales Gewand anziehen müs­sen. Also entschied ich mich für mein rosa Lieblingskleid … Aber während der Morgen­versammlung hieß es dann, dass wir auch keine farbigen Kleider tragen dürfen, weil die Taliban dagegen sind.“

EsisterstderBeginnderRepressionimSwat-Tal.Anfang2009verkündendieTa-liban, dass Mädchen der Schulbesuch künftig generell untersagt sei. Während-

„AufdemWegzurSchulehörteicheinenMannsagen:,Ichbringedichum.‘Ichgingschnellweiter,undalsichetwasspäterzurückschaute,warerimmernochhinter

mir“,schriebMalala2009inihremBlogfürdieBBC.2012wurdesietatsächlichOpfereinesMordanschlags.

auf deM WeG der beSSeruNG Nach einer Notoperation in Pakistan wurde die 15-Jährige in eine Spezialklinik im britischen birmingham ausgeflogen

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dessentobenimDistriktKämpfezwischenislamistischenMilizenundderArmee.

„Donnerstag, 15. Jänner: Eine Nacht vol­ler Artilleriefeuer

Die Nacht war erfüllt vom Lärm der Ar­tilleriegeschütze, und ich wachte deswegen dreimal auf. Heute ist der 15. Jänner, der letzte Tag, bevor die Verordnung der Taliban in Kraft tritt, und meine Freundin und ich unterhielten uns über die Hausübungen, als sei nichts Außergewöhnliches geschehen.

Heute habe ich auch das Tagebuch gele­sen, das in der BBC und in der Zeitung ver­öffentlicht wurde. Meine Mutter mag mein Pseudonym „Kornblume“ und hat zu meinem Vater gesagt: ,Warum nennen wir sie nicht überhaupt so?‘ Ich mag den Namen auch, weil mein wirklicher ,kummervoll‘ bedeutet.

Mein Vater hat erzählt, dass ihm vor ein paar Tagen jemand einen Ausdruck meines Tagebuchs gegeben und ihm gesagt hat, wie wunderbar es sei. Mein Vater erzählte, er habe gelächelt, konnte aber nicht preisgeben, dass es seine Tochter geschrieben hatte.“

ImJänner2009jagendieExtremisteninSwatmehrereMädchenschulenindieLuft. Als Malalas Bruder eines Tages ge-fragtwird,was er imGarten spielt, ant-wortet er: „Ich hebe ein Grab aus.“ nie-mandmehrkannsichdemTerrorentzie-hen,nichteinmalKleinkinder.

Zwischendurch lockern die Taliban zwar ihre Verbote, letztlich jedoch schränkt sich das Leben Hunderttausender Mäd-chen, Frauen, aber auch Männer auf einen immerkleinerwerdendenRadiusein.

Zehn Wochen lang berichtet die „Korn-blume“imWinter2009überdenAlltaginMingora,dieBBCübersetztihreTexteinsenglische und verbreitet sie über ihre Website.DasEchoistenorm.„Eswarei-nerderpopulärstenBlogsseitLangem“,er-innert sich der zuständige Internet-redak-teur auf der Website des Senders.

*InzwischenstehtSwatkomplettunterderFuchtelderIslamisten.AlsdasFrühjahranbricht,habendieTalibanimTalandie200Schulenzerstört,mehrals60.000Kin-

profil: Führt das Attentat auf MalalazumehrAngstvordenislamistischenExtremis-

tenoderzumehrWiderstandge-gen sie?Khan: Der Mordversuch hat welt-weit ungeheuer starke reaktionen ausgelöst. Und er hat ein Schlag-licht darauf geworfen, dass sehr vielemuslimischeFrauenumGleichberechtigungkämpfenmüssen–obinPakistanoderhier.Ich bin froh, dass ich hier in Groß-britannien lebe, wo es recht und Ordnunggibt.DochauchhiergibtesExtremismusinnerhalbdesIs-lam.Undesistbedrohlich,wiesehr er wächst. profil:InPakistankönntemanar-gumentieren,dasseinetraditio-nell konservative Gesellschaft von Krieg und Korruption zerrüttet wurdeundsicheinerextremenInterpretationdesIslamzuwen-det.Warumaberhabenmuslimi-scheFanatikerauchimWestenZulauf?Khan:DieExtremistenhierwiedort betrachten die rolle der Frau alsexemplarischfürReligions-treue–fürsieistderIslamumso„echter“, je weniger Frauen in der Gesellschaft zu sagen haben und sichtbar sind. Das ist natürlich Blödsinn,in1400JahrenhatderIslamvielegelehrteFrauen,Ar-chitektinnen oder Dichterinnen hervorgebracht. Aber das passt denExtremistennichtindenKram:WennalleMenschendiegleichen rechte haben, funktio-niertDemokratie.UndDemokra-tielehnendieIslamistenab.Gleichberechtigte Frauen sind für ihren Machtanspruch deshalb be-sonders gefährlich. Wenn sie zur Schulegehen,bekommensieeineAusbildung. Wenn sie eine Aus-bildung haben, wollen sie arbei-

ten. Wenn sie arbeiten, haben sie eigenesGeld.UndamSchlusswollen sie auch noch eine Teilha-be an der Macht. Davor haben die Taliban Panik. Und deshalb woll-tensieMalalazumSchweigenbringen. profil:IhreOrganisation„Inspire“ruftzum„DschihadgegenGewalt“auf–dasklingtinwestlichenOh-renparadox.Khan:Genaudarumgehtesuns.Der Begriff „Dschihad“ wurde seit 9/11sinnentfremdet,„Dschihad“heißt„Kampf“,aberKampffüret-wasGutes,KampffürGerechtig-keit,KampffürWahrheit.Dschi-had heißt nicht: „Krieg gegen die Ungläubigen“. Wir haben deshalb eineKampagnegestartet,umdenBegriff wieder zurückzuerobern. WirmoderatenMuslimedürfendas ideologische Feld nicht den Extremistenüberlassen.profil: nach den Anschlägen von 9/11warendieSpannungenzwi-schenMuslimenundNichtmusli-menwohlamgrößten,habenSiedenEindruck,dassesheutemehrVerständnisfürdenIslamimWes-ten gibt?Khan:DerIslamwurdevondenMediendämonisiert,dashatnichtgeholfen. Hier in england gibt es einigeZeitungen,diesichziem-lichunverantwortlichbenommenhaben. Die große Mehrheit der britischenMuslime–2,7Millio-nenvoninsgesamt40MillionenEinwohnern–sindmoderateMenschen,denenesvornehmlichdarumgeht,ihreKinderpünktlichzur Schule zu bringen. es gibt eine kleine Minderheit von religiösen muslimischenExtremisten.Undauf der anderen Seite gibt es ras-sistischeOrganisationenwiedie„english Defense League“. Man kanndieMuslimeebensowenigmitdenislamischenFaschistengleichsetzenwiedieBritenmitden rechtsradikalen. Beides wäre höchst ungerecht.profil: Haben Sie keine Angst vor Extremisten?Khan:Nein.WirmüssenunsindieSchlacht werfen, da haben wir keine Wahl. Saudi-Arabien inves-tiertMillionenDollar,umMusli-meaufderganzenWeltideolo-

„Wir brauchen einen Dschihad gegen die Gewalt“

DiemuslimischeFrauenrechtlerinSaraKhanüberdenKampf gegenreligiöseFundamentalisten,ihreRollealsislamischeSuffragette

– und ihre Überzeugung, dass Allah auf der Seite von Malala ist.

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derwerdennichtmehrunterrichtet.DieArmee bereitet eine Großoffensive vor,Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht, und auch die Familie Yousafzaiverlässt Mingora. Monatelang leben Ma-lalaundihreGeschwisterineinemLagerfür Vertriebene. erst ende Juli hat sich die Lage so weit beruhigt, dass sie in ihre Hei-matzurückkehrenkönnen.DieTalibaninSwat seien geschlagen, verkündet die re-gierung, Anfang August öffnen die Schu-len wieder.

es fühlt sich an wie ein Sieg, und das, wasdanachkommt,wiediegerechteBe-lohnung füreinenerfolgreichenKampf.Jetzt enthüllt Ziauddin Yousafzai, dass die „Kornblume“seineTochterMalalaist.Da-mitgibterihrzwareinenöffentlichenNa-men.ErnimmtihraberauchdenSchutzderAnonymität–undzwarunwiderruf-lich.WassiedemewigenGedächtnisdesInternetsuntereinempoetischenPseud-onymüberantwortethat,istjetztuntrenn-bar mit ihr als Person verbunden. DasFernsehenkommt,erstdielokalenStati-onen, dann die internationalen nachrich-tensender.

Malala, die eigentlich Ärztin werden wollte,mutiertunterdemsanftenDruckihrer entdecker zur politischen Aktivistin. „IchhabeeinenneuenTraum…IchmussPolitikerinsein,umdiesesLandzuretten.EsgibtsovieleKriseninunseremLand.Ich will diese Krisen beseitigen“, sagt sie inderVideo-Dokumentation „ClassDis-missed“(inetwa:Wegtreten,Klasse).

Sie wird für nationale und internatio-naleFriedenspreisenominiertundausge-zeichnet. Sie trifft richard Holbrooke, den US-Sondergesandten für Afghanistan und Pakistan,ummit ihmüberMädchenbil-dung zu sprechen.

nachher wünscht sie sich Vanilleeis. Was sie tun würde, wenn sie Präsiden-

tin von Pakistan wäre, wird Malala von cnn gefragt.„Ich würde den Taliban klarmachen,

dassMädchenBildungbekommenmüs-sen.“

UndwenndieIslamistennichtaufsiehören würden?

„Ich würde ihnen sagen, dass nirgends imKorangeschriebensteht,dassMädchennicht in die Schule gehen dürfen.“

SiesagtdiesenSatzimJahr2011.Unddie Islamistenhörenzu.SchonseitLän-gerem,undsehrgenau.

*„EswarChaos“,sagtKainatRiaz,dieunmit-telbarnebenMalalaimSchulbussaß.„Zu-erst haben wir geglaubt, es ist ein Scherz, als er eingestiegen ist und gefragt hat: ,Wo ist Malala? Wer ist Malala?’ Sie war ja oh-nehin zu erkennen, weil wir üblicherwei-se unsere Gesichter bedeckt haben, sie aberniemals.“

Dann fällt auch schon der Schuss, der Malala in den Kopf trifft – und dann noch einer, der riaz sowie ein zweites Mädchen verwundet. Der Attentäter steigt aus, der BusfahrergibtGasundrastmitdenOp-fernaufschnellstemWegzumSpitalvonMingora.

notoperation, danach per Hubschrau-ber in das beste Militärkrankenhaus Pakis-tans, wenige Tage später an Bord eines Ambulanzjets ineineKlinik inBirming-ham,Großbritannien,dieaufKopfverlet-zungen spezialisiert ist.

DieFanatikerglaubensich imRecht:nicht nur in Pakistan, wo die Taliban er-klären, der Koran schreibe vor, dass „Leu-te,diegegendenIslamundgegenislami-sche Kämpfer auftreten, getötetwerdenmüssen“.InGroßbritannienerklärtScheichOmar Bakri, der „Ayatollah von Totten-ham“,dieAttentäterhätten„vollkommenrichtiggehandelt:DerTodistdieultima-tiveStrafefürdieAbwendungvomGlau-ben, und das gilt sowohl für Männer als auch Frauen.“

Dochdannpassiertetwas,mitdemdieTalibaninihremWahn,demrechtenGlau-benzumDurchbruchverholfenzuhaben,nicht gerechnet haben dürften: nicht nur derWestensolidarisiertsichmitMalala,sondernauchgroßeTeilederislamischenWelt tun dies.

gisch zu beeinflussen – in Län-dern wie Pakistan genauso wie in Großbritannien.Wirkönnendemnicht schweigend zusehen, das ist einKampf,denwirgewinnenwollen.Ichweigeremich,michvoneinemHaufenvonVerrück-tenmundtotmachenzulassen.profil:Siewurdenschonals„mus-limischeSuffragette“bezeichnet.ehrt Sie das?

Khan:Wirsinddieneuenmusli-mischenSuffragetten.Oderviel-leicht Post-Suffragetten. nicht nur hierimWesten.DerarabischeFrühling zeigt, wie wichtig es ist, dassFrauenfürihreRechtekämp-fen.UndmitwelcherMachtundKraft sie dies auch tun. In Saudi-ArabiensetzensiesichimAutoans Steuer, obwohl sie wissen, dass sie dafür verhaftet werden. es ist ungeheuer wichtig, dass Frau-enausdemNarrativdererzkon-servativenIslamistenausbrechen.DashatauchMalalagetan.Ob-wohl ihr in den Kopf geschossen wurde,istsiedemTodentkom-men.FürmichistdaseinBeweis,dassGottmitihrist.

Interview:TessaSzyszkowitz/London

SARAKHAN,32,wurde als Tochter pakistanischer Eltern in Großbritannien geboren, studierte Pharmazie in Manchester und lebt mit ihrer Familie in London. Seit 2009 leitet sie „Inspire“, eine Menschenrechtsgrup­pe von und für muslimische Frauen in Großbritannien.

Was sie tun würde, wenn sie Präsidentin von Pakistanwäre,wirdMalalaimJahr2011gefragt.„IchwürdendenTalibansagen,dassnirgendsimKoran geschrieben steht, dass Mädchen nicht zur

Schule gehen dürfen“, antwortet sie.

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„Der Anschlag war keine gute Werbung für die Taliban“, sagt Autor und Historiker Tariq Ali gegenüber profil. „Die überwie-gende Mehrheit war klarerweise der Mei-nung:DasistnichtunserIslam.“

Mehrals50pakistanischeMuftisver-öffentlichen eine Fatwa, also ein religiöses Rechtsgutachten,indemsiedasAttentatals unislamisch und Verstoß gegen dieScharia verurteilen. Zehntausende Men-schennehmenanKundgebungenindengroßen Städten Pakistans teil. Dabei de-monstrierensowohlverschleiertealsauchunverhüllteFrauenmitPlakaten,aufde-nen„Schämteuch,Taliban“steht.BärtigeMännertragenTransparentemitdemSlo-gan„Terrorismusausrotten–Bildungaus-bauen“. Schulmädchen halten handge-schriebene Zettel hoch: „Malala, du bist der Stolz Pakistans“, heißt es darauf. Und:

„Möge Allah dich beschützen“. Die Politik, die jahrelang dabei versag-

te, den Islamisten Einhalt zu gebieten,stelltsichebensoaufdieSeitedesOpfers:Pakistans Präsident Asif Ali Zardari und seinPremierministereilenansKranken-bett und dotieren einen „Malala Fonds für das recht von Mädchen auf Bildung“. Die Regierungsetzt100.000DollarBelohnungfür die ergreifung der Täter aus, das Par-lamenterklärtdie15-Jährigezur„TochterPakistans“.DerOberbefehlshaberderAr-mee,diebeiderBekämpfungderTalibaneinezumindestfragwürdigeRollegespielthat, bezeichnet Malala als „Ikone der Tap-ferkeit und der Hoffnung“ – und die Isla-mistenals„Feiglinge“.

Und irgendwie ist es wohl tatsächlich auchAngst,dieausdemAnschlagspricht.

„Gleichberechtigte Frauen sind für den Machtanspruch der Taliban besonders ge-fährlich“,sagtdiepakistanischstämmige,in Großbritannien aufgewachsene Frau-enrechtlerin Sara Khan (siehe Interview aufSeite70).„WennsiezurSchulegehen,bekommensieeineAusbildung.Wennsieeine Ausbildung haben, wollen sie arbei-ten. Wenn sie arbeiten, haben sie eigenes Geld. Und am Schluss wollen sie auch

ProteSteSchülerinnen halten bei einer Protestkundgebung Porträtfotos von Malala in den Händen

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noch eine Teilhabe an der Macht. Davor haben die Taliban Panik.“

*Undjetzt?KanndasMartyrium,dasdieTalibanihremOpferaufgezwungenhaben,ein Wendepunkt sein, auch für die Milli-onen Mädchen und Frauen, die weiterhin von Unterricht und Bildung ausgeschlos-sen sind?

Der Historiker Tariq Ali zweifelt daran: „Ich fürchte, der Anschlag wird andere ab-schrecken: Mütter werden ihren Töchtern raten, sich nicht für die Bildung von Mäd-chen auszusprechen. nicht, dass sie das tun, weil sie auf der Seite der Taliban ste-hen – aber wer will schon das Leben sei-nerKinderriskieren,indemsiezurSchu-le gehen?“

Salman Rushdie hingegen ist nichtganzsopessimistisch.„Esbleibtzuhoffen,dass viele Menschen durch Malalas tragi-sche Geschichte nachzudenken beginnen, waspassiert,wennmandemFanatismusgestattet, sich innerhalb der eigenen Lan-desgrenzen auszubreiten“, sagt er zu pro-fil.FürdieislamischenGesellschaftenstel-lensichseinerMeinungnachindiesemZusammenhang wichtige Fragen: „Wiewollen wir unsere Zukunft gestalten? Wol-lenwirdenÜbertrittindiemoderneWeltwagen? Werden keine entsprechenden Schritte inRichtungZukunftunternom-men,sindvieleislamischeGesellschaftenzurRückständigkeitverdammt.Dannha-ben wir eine Zukunft, in der 15-jährige Mädchenauchweiterhinmassakriertwer-den, nur weil sie den Wunsch verspüren, eine Schule zu besuchen.“ (ein ausführli-chesInterviewmitdemAutor lesenSieimprofil-Jahresheft,dasamFreitagdieserWocheerscheint.)

Niemand kann ernsthaft annehmen,dass die Mehrheit der weltweit rund 1,5

Milliarden Muslime Letzteres will. UndMalalaistjunggenug,umnochzuerleben

– oder aufgrund ihrer Bekanntheit sogar mitzugestalten–,wiesichdieZukunftderislamischenGesellschaftenverändert.

InihreHeimatwirdsiesoschnellnichtzurückkehrenkönnen.WieesumihreGe-nesungsteht,istunklar.EinVideo,dasimKrankenhaus von Birmingham gedrehtwurde,zeigtsiemiteinemweißenPlüsch-tier imArm. IhrBlick ist abwesend, siesprichtnichtundhatsichseitdemAtten-tat überhaupt nicht öffentlich zu Wort ge-meldet.Alles,wasanAussagennachdemAttentatbekanntist,wurdevonihremVa-ter Ziauddin kolportiert.

Aber es sind nicht nur gesundheitliche Gründe,diederFamilie imWeg stehen.Die Taliban haben geschworen, nicht zu ruhen, bis Malala endgültig tot ist. eines der zwei weiteren Attentatsopfer hat in-zwischen Morddrohungen erhalten und mussteausdemSwat-Talflüchten.

VergangeneWochedemonstriertendortwieder Hunderte Mädchen – nicht gegen die Taliban, sondern dagegen, dass ihre Schule nach Malala benannt wird. Sie hät-tenAngst,dadurchselbstinsVisierderEx-tremistenzugeraten,erklärtensie.

Und dann rissen sie Fotos, die das Ge-sicht von Malala zeigen, in Fetzen.

Da war sie wieder, die Geschichte von Angst und Unterdrückung. Aber die Ge-schichte von Widerstand und Hoffnung, die mitMalalasGesichtverbundenist,lässtsichdennochdurchnichtsmehrzerstören.Mitarbeit: Tessa Szyszkowitz, London

NachdemAttentatgeschiehtetwas,dasdieMuslim-Extremistennichterwartethaben:NichtnurSchul-mädchen,sondernauchverschleierteFrauenund

bärtige Männer gehen zu Zehntausenden auf die Straße. „Schämteuch,Taliban“,stehtaufihrenTransparenten.

eHruNGeN*Nicht nur große teile der islamischen Welt, auch der Westen solidarisiert sich mit der 15-Jährigen. * internationale Politiker bei einer unesco- Veranstaltung am 10. dezember in Paris

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